Lösungen zur Serie 1 VL Algebraische Zahlentheorie Lösungen - Serie 1 zu den Übungsaufgaben zur Vorlesung Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 1: Zeigen √ Sie die folgenden Identitäten zu Idealen: In Z[ −5] gilt (1 + √ (2) = (2, 1 + −5) = (2, 1 + Lösung: bzgl. der ersten Gleichheit: √ √ −5) · (2, 1 − −5) · (3, 1 + √ √ √ −5) und −5). √ Als erstes zeigen wir: (2) ⊂ (2, 1 + −5) · (2, 1 − −5). Es ist √ √ √ √ 2 = 6 − 4 = (1 + −5)(1 − −5) − 2 · 2 ∈ (2, 1 + −5) · (2, 1 − −5). √ √ Also gilt (2) ⊂ (2, 1 + −5) · (2, 1 − −5). √ Für die andere Inklusion betrachten wir ein beliebiges Element α aus (2, 1 + −5) · (2, 1 − √ −5). Dieses hat die Form √ √ √ −5)b) · (2c + (1 − −5)d) = 4ac + 2(1 − −5)ad + 2(1 + −5)bc + 6bd √ für a, b,√c, d ∈ Z[ −5]√. Da alle Summanden den Faktor 2 enthalten, gilt α ∈ (2) und (2, 1 + −5) · (2, 1 − −5) ⊂ (2). α = 2a + (1 + √ bzgl. der zweiten Gleichheit: √ √ √ Als erstes zeigen wir: (1 + −5) ⊂ (2, 1 + −5) · (3, 1 + −5). Es ist √ √ √ √ √ −5 = (1 + −5) · 3 − 2 · (1 + −5) ∈ (2, 1 + −5) · (3, 1 + −5). √ √ √ Also gilt (1 + −5) ⊂ (2, 1 + −5) · (3, 1 + −5). 1+ √ Für die andere Inklusion betrachten wir ein beliebiges Element α aus (2, 1 + −5) · (3, 1 + √ −5). Dieses hat die Form √ −5)b) · (3c + (1 + −5)d) √ √ √ = 6ac + 2(1 + −5)ad + 3(1 + −5)bc + (1 + −5)2 bd α = 2a + (1 + √ √ √ √ für a,√b, c, d ∈ Z[ −5]. Da 6 = (1+ −5)(1− −5) den√Faktor √ gilt, ist in alle Summanden √ 1 + √−5 enthalten und wir erhalten α ∈ (1 + −5) und (2, 1 + −5) · (3, 1 + −5) ⊂ (1 + −5). Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html Lösungen zur Serie 1 VL Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 2: √ √ Betrachten Sie den Körper K = Q( 2, 3 3). Berechnen Sie den Grad der Körpererweiterung K|Q und bestimmen Sie ein primitives Element. Lösung: Grad: Es √ √ ist [Q( 2) : Q] = 2 (das Minimalpolynom√ist X 2 −√2) und [Q( 3 3) : Q] = 3 (das Minimalpolynom ist X 3 − 3). Auÿerdem gilt Q( 2) ∩ Q( 3 3) = Q (die Annahme, dass dies nicht der Fall ist führt zu einem Widerspruch) und als Grad ergibt sich 2 · 3 = 6. Es gibt eine Reihe von möglichen Elementen. Entspre√ primitiven √ 3 chend der ist ein primitives Element durch α = 2+ 3 gegeben. Oensichtlich ist √ Theorie √ √ √ √ √ 3 3 3 α ∈ Q( 2, 3). Leider ist es recht aufwendig direkt zu zeigen, dass 2, 3 ∈ Q( 2+ 3): Nach längerer Rechnung erkennt man, dass gilt Primitive Element: √ 38433 12636 2 6872 3 1305 4 48 5 1092 6 α+ α − α − α + α + α 755 755 755 151 755 755 √ 39188 12636 2 6872 3 1305 4 48 5 1092 6 3 3= α− α + α + α − α − α . 755 755 755 151 755 755 2=− Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html Lösungen zur Serie 1 VL Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 3: Bestimmen Sie, ob die folgenden Ausdrücke ganze algebraische Zahlen sind: a) b) c) d) √ 1+237 √ 3+2 6 √ 1− 6 1 √ + 3 2 1 3√ − 5 2 2 Lösung: zu a) Die ist. zu b) Zahl ist eine ganze algebraische Zahl, da sie Nullstelle von X 3 − 3X 2 + 3X − 57 Es gilt √ √ 3+2 6 √ = −3 − 6. 1− 6 Die Zahl ist eine ganze algebraische Zahl, da sie Nullstelle von X 2 + 6X + 3 ist. √ Die Zahl a = 21 + 3 ist eine keine ganze algebraische Zahl. Ihr Minimalpolynom fa = X 2 − X − 11 ist. (Bei fa handelt es sich um das Minimalpolynom, da a von Grad 4 zwei ist und fa ein normiertes Polynom von Grad zwei ist, welches a als Nullstelle hat.) Nach Aufgabe 4 müssen die Koezienten des Minimalpolynoms in Z liegen, damit ein Ausdruck eine ganze algebraische Zahl ist. Doch fa 6∈ Z[X]. zu c) zu d) Die Zahl ist eine ganze algebraische Zahl, da sie Nullstelle von X 2 − X − 11 ist. Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html Lösungen zur Serie 1 VL Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 4: Beweisen Sie das folgende Lemma aus der Vorlesung: Sei A ein ganzabgeschlossener Integritätsbereich, K = Quot(A) und L|K eine endliche Körpererweiterung. Dann ist β ∈ L genau dann ganz über A, wenn die Koezienten seines (normierten) Minimalpolynoms pβ (X) in A liegen, d.h. wenn gilt: pβ (X) ∈ A[X]. Lösung: ganz ⇒ Minimalpolynom in A[X]: Sei β ∈ L ein ganzes Element. Dann existiert ein normiertes f ∈ A[X] mit f (β) = 0. Sei pβ ∈ K[X] das Minimalpolynom von β . Dann gilt pβ |f wegen der Minimalität von pβ . Also sind alle Nullstellen von pβ in K , einem algebraischen Abschluÿ von KP , auch Nullstellen vonQ f und somit ganz über A. In K ist Q pβ = ni=1 (X − αi ) = X n + ( ni=1 αi ) X n−1 + · · · + ni=1 αi . Also sind alle Koezienten von pβ als Summen und Produkte von ganzen Elementen ganz. Die Koezienten liegen also in K und sind ganz über A. Da A ganzabgeschlossen in K ist, folgt pβ ∈ A[X]. Minimalpolynom in A[X] ⇒ ganz: Sei β ∈ L und sein Minimalpolynom pβ (X) ∈ A[X] dann ist β ganz, da pβ (X) genau das gesuchte normierte Polynom mit Koezienten in A ist, welches β annulliert. Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html Lösungen zur Serie 1 VL Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 5: Bestimmung von Ringen der ganzen Zahlen: a) Beweisen Sie, dass der Ring der ganzen Zahlen in Q nur Z ist. b) Sei d ∈ Z eine √ quadratfreie ganze Zahl (d 6= 0, 1). Berechnen Sie den Ring der ganzen Zahlen in K = Q[ d]. Lösung: zu a) Die Behauptung folgt sofort aus Proposition 4 der Vorlesung die besagt, dass jeder faktorielle Ring ganzabgeschlossen ist. o n √ √ zu b) Wir betrachten K = Q( d) = a + b d a, b ∈ Q für quadratfreies d ∈ Z. Wir suchen OK . Wir wissen, dass Z ⊂ OK . Nun prüfen wir, ob der Ring der ganzen Zahlen evtl. gröÿer ist. Nach Aufgabe 4 liegen genau diejenigen Elements aus K√in OK deren Minimalpolynom in Z[X] liegt. Das Minimalpolynom eines Elements a + b d aus K ist √ √ (X − a − b d)(X − a + b d) = X 2 − 2aX + a2 − b2 d. Also gilt √ a + b d ∈ OK ⇔ (i) 2a ∈ Z und (ii) a2 − b2 d ∈ Z. Der Nenner von a und b ist höchstens 2: a, b ∈ 21 Z. Dann setzen wir a = a2 und b = b2 . 02 02 d Die Bedingung (i) ist immer erfüllt. Aus (ii) wird a −b ∈ Z. Wir müssen also die a0 und 4 b0 suchen mit a02 − b02 d ≡ 0(4). Wir erinnern uns, dass 0 ( 1(4) falls z ≡ 1(2) z ≡ 0(4) falls z ≡ 0(2) 0 (1) 2 Nun unterscheiden wir nach den unterschiedlichen Paritäten von d: d ≡ 1(4): Es gilt a02 − b02 d ≡ a02 − b02 (4) Nach Gleichung (1) ist dies genau dann 0, wenn a0 ≡ b0 (2). d ≡ 2(4): Es gilt a02 − b02 d ≡ a02 − 2b02 (4) Nach Gleichung (1) ist dies genau dann 0, wenn a0 ≡ b0 ≡ 0(2). d ≡ 3(4): Es gilt a02 − b02 d ≡ a02 − 3b02 (4) Nach Gleichung (1) ist dies genau dann 0, wenn a0 ≡ b0 ≡ 0(2). In den Fällen d ≡ 2, 3(4) müssen a0 und b0 also gerade sein, d.h., dass a, b ∈ Z. Im Fall d ≡ 1(4) kann der Nenner 2 auftauchen, doch nur, wenn a0 ≡ b0 (2). Wir erhalten also n o √ √ Falls d ≡ 2, 3(4) gilt OK = a + b d a, b ∈ Z = Z[ d]. Falls d ≡ 1(4) gilt OK = a b √ + d a, b ∈ Z und a ≡ b(2) 2 2 Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html ) √ 1 + d a+b a, b ∈ Z . 2 ( =