Foto: bilderbox.com DFPFORTBILDUNG Aspekte der Zöliakie im Kindes- und Jugendalter PROF. DR. MED K.-M. KELLER Fachbereich Kinder- und Jugendmedizin, DKD Helios Klinik, Deutsche Klinik für Diagnostik INHALT Historischer Überblick Zunahme der Prävalenz Klinische Symptomatik Diagnostik Antikörperbestimmung im Serum Humane Leukozytenantigene Screening Histologie Besonderheiten Therapie Fazit für die Praxis LECTURE BOARD Prim. Dr. Michael Häfner Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Gastroenterologie und Hepatologie Krankenhaus St. Elisabeth, Wien MR Dr. Dietmar Baumgartner Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Wiener Neustadt ÄRZTLICHER FORTBILDUNGSANBIETER Ärztekammer für Niederösterreich, Wipplingerstraße 2, 1010 Wien REDAKTIONELLE BEARBEITUNG Mag. Ingo Schlager Eine Literaturliste ist auf Anfrage bei der Redaktion erhältlich. Punkte sammeln auf... SpringerMedizin.at Das DFP-Literaturstudium ist Teil des Diplom-Fortbildungs-Programms (DFP) der Österreichischen Ärztekammer und ermöglicht qualitätsgesicherte Fortbildung durch das Studium von Fachartikeln nach den Richtlinien des DFPs. DFP-Punkte online, per Post, Fax oder E-Mail Der Multiple-Choice-Fragebogen des DFP kann bis zum 30. September 2016 eingereicht werden: • Online: Für eingeloggte User steht der Beitrag und der Fragebogen unter www.springermedizin.at/fortbildung/ zur Verfügung. • per Post: Prinz-Eugen-Straße 8-10, 1040 Wien • per Fax: +43 1 330 24 26 • per E-Mail (eingescannter Test) an: [email protected] Approbation Diese Fortbildungseinheit wird mit 2 DFP-Punkten approbiert. Die Fortbildungspunkte werden rasch und unkompliziert mit Ihrer ÖÄK-Nummer elektronisch verbucht. Kontakt und weitere Informationen Springer-Verlag GmbH Springer Medizin Susanna Hinterberger [email protected] SpringerMedizin.at Der Originalartikel ist erschienen in „Der Gastroenterologe 6/2015“. © Springer Verlags GmbH 2016 CONSILIUM 03/16 21 DFPFORTBILDUNG Aspekte der Zöliakie im Kindes- und Jugendalter D ie Zöliakie ist eine zunehmend häufiger werdende immunologisch vermittelte Systemerkrankung mit einer Prävalenz in Europa von 0,9 Prozent in Deutschland und bis 2,4 Prozent in Finnland. Aufgrund ihres breiten klinischen Spektrums ist sie unterdiagnostiziert. Die Zöliakie führt bei Personen mit genetisch-determiniertem Risiko (HLA-DQ2 und -DQ8) durch eine fehlgeleitete Immunantwort auf Gluten zur Bildung von Serumantikörpern gegen Endomysium und Gewebetransglutaminase. Eine zusätzlich entscheidende Rolle spielen für Gluten hochaffine T-Zellen. Folge ist eine duodenale Entzündung mit charakteristisch gestörter Mukosaarchitektur. Klinische Symptome können komplett fehlen (Screeningpatienten), betreffen in der Regel den Gastrointestinaltrakt, können jedoch auch völlig atypisch sein, wie z. B. isolierter Kopfschmerz. Die Diagnose fußt auf einer Kombination von klinischen Symptomen und serologischen, endoskopischen und histologischen Befunden (Marsh-Klassifikation). Unter lebenslanger glutenfreier Diät kommt es zur Remission der klinischen Symptomatik und der serologischen und histologischen Befunde. Nach neuen europäischen Leitlinien kann bei klassischer Präsentation und 10-fach erhöhten Transglutaminaseantikörpern u. U. auf die histologische Diagnostik verzichtet werden. Zunahme der Prävalenz Die in den 1980er- und 1990er-Jahren registrierte Zunahme neu erkannter Zöliakiefälle ist sicher eine Folge verbesserter Diagnosemöglichkeiten, z. B. Bestimmung von Antikörper (Ak) gegen Endomysium (EMA) beziehungsweise später Gewebetransglutaminase-IgA-Ak. Außerdem kam es auch zu einer Verschiebung des Diagnosezeitpunkts vom Kleinkind- zum Schulkindalter. Andererseits ist im Lauf der Zeit eine echte Prävalenzsteigerung der Zöliakie zu beobachten. Die wird auch wie bei anderen Autoimmunkrankheiten, z. B. Diabetes mellitus Typ 1, multiple Sklerose, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen etc., beobachtet. Bisher galt in Deutschland eine Prävalenz von etwa 0,3 Prozent. Neueste noch nicht publizierte Daten des Robert Koch-Instituts aus dem Kindergesundheitssurvey (KiGGS-Studie) belegen jedoch im Einklang mit Literaturangaben aus den USA eine Häufigkeit der Zöliakie von 0,9 Prozent. Klinische Symptomatik Die Zöliakie wird in die klassische, symptomatische und subklinische Form unterteilt, die klinischen Symptome sind vielfältig und altersabhängig (Tab. 1). Historischer Überblick Der Name Zöliakie ist von „koilia“, die bauchige Krankheit (Aretaeus von Kappadokien, 2. Jh. n. Chr.), abgeleitet. Als Erstbeschreibung dieser Krankheit gilt der Bericht von Samuel Gee (1888), der von „coeliac affection“ sprach und damit eine Verdauungsstörung meinte, die bevorzugt Kleinkinder im Alter von 1–5 Jahren betraf. Diese wiesen meist ein aufgetriebenes weiches Abdomen, dünne Extremitäten (Kachexie) und lockere helle massige Stühle auf. Den Zusammenhang zwischen der Zufuhr von Weizen und Zöliakie erkannte der Pädiater K. W. Dicke in den 1930er-Jahren, zuvor war die hohe Letalität von 30–60 Prozent gefürchtet. In den 1950er-Jahren wurden in kurzer Zeit Gluten, das Speicherprotein des Weizens, als Auslöser der Zöliakie, die Zottenatrophie mit Kryptenhyperplasie als morphologisches Korrelat (Margot Shiner, 1957) und die Gliadinantikörper im Serum erkannt. Erst Ende des 20. Jahrhunderts folgte die Entdeckung der Gewebetransglutaminase 2 (TG2) als diagnostisch wichtiges Autoantigen der Zöliakie sowie die Beschreibung der genetischen Prädispositionsfaktoren humanes Leukozytenantigen(HLA)-DQ2 und -DQ8. 22 CONSILIUM 03/16 Symptom Häufigkeit in Prozent Eisenmangelanämie3–12 Andere Anämie 3–19 Appetitverlust26–35 Gewichtsverlust44–60 Gedeihstörung48–89 Aufgetriebenes Abdomen 20–39 Bauchschmerzen11–21 Erbrechen26–33 Flatulenz5 Diarrhö12–60 Leberenzymerhöhung5 Reizbarkeit10–14 Chronische Müdigkeit 7 Obstipation4–12 Stuhlunregelmäßigkeiten4–12 Tab. 1: Symptome bei Kindern und Jugendlichen mit Zöliakie und ihre Häufigkeiten Erstaunlicherweise nimmt die Zahl der klassischen Symptome, wie profuse Diarrhö, ausladendes Abdomen und Gedeihstörung, nicht nur relativ sondern auch absolut ab. Längere Stillzeiten mögen hierfür eine Erklärung sein. DFPFORTBILDUNG Gleichzeitig steigt die Zahl der atypischen Symptome, wie Dyspepsie, Flatulenz, Obstipation und rezidivierende Bauchschmerzen, oft ohne Gedeihstörung. Immer häufiger werden auch Symptome beschrieben, die nicht gastrointestinaler Genese sind und primär nicht an eine Zöliakie denken lassen, wie z. B. allgemeine Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Leistungsknick ohne nachweisbare Anämie. In den letzten Jahren gab es Berichte über Symptome, wie isolierte Transaminasenerhöhung, rezidivierende Urtikaria, Lippenschwellung wie beim Angioödem, Kopfschmerzen oder Migräne, Tremor und viele andere mehr, wobei diese Befunde unter glutenfreier Ernährung (GFD) jeweils verschwanden. Dass diese Symptome der Zöliakie zugeordnet werden konnten, liegt größtenteils an den modernen serologischen Diagnoseverfahren. Diagnostik Trotz moderner und besserer Antikörpertests hat sich der diagnostische Weg in den letzten Jahren im Wesentlichen nicht geändert. Die Diagnose einer Zöliakie basiert auf Anamnese, der klinischen Untersuchung, der Antikörperbestimmung, der histologischen Untersuchung von Dünndarmbiopsien inklusive Klassifikation nach Marsh-Oberhuber und der klinischen Besserung unter GFD; einen einzelnen beweisenden Test gibt es nicht. Antikörperbestimmung im Serum europäischen Leitlinie wird bei Verdacht auf Zöliakie primär die Bestimmung der TG2-IgA-Antikörper (TG2-IgA-Ak) mittels „enzyme-linked immunosorbent assay“ (ELISA) empfohlen. Diese besitzen eine hohe Spezifität mit 78–100 Prozent und Sensitivität mit 74–100 Prozent. Zeitgleich muss stets ein IgA-Mangel ausgeschlossen werden, da sonst die TG2-IgA-Ak trotz florider Zöliakie negativ sein können. Die Prävalenz des selektiven IgA-Mangels liegt bei Patienten mit Zöliakie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung mit 2–3 Prozent 10-fach höher. Liegt ein IgA-Mangel vor, ist bei Verdacht auf Zöliakie eine zusätzliche Bestimmung der IgG-Antikörper gegen deamidierte Gliadinpeptide (dGP-IgG-Ak) oder Transglutaminase sinnvoll. Die Bestimmung von dGP-IgA-Ak hat keinen zusätzlichen diagnostischen Wert. Die EMA-IgA-Ak sollten trotz hoher Spezifität und Sensitivität aufgrund fehlender Standardisierung nur in zweiter Linie durchgeführt werden, spielen aber bei den neuesten Diagnosekriterien der European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) wieder eine größere Rolle. Humane Leukozytenantigene Die Bestimmung von HLA-DQ2 und -DQ8 muss nicht regelhaft in der Zöliakiediagnostik durchgeführt werden, da nur ein niedriger positiver Vorhersagewert vorliegt. Etwa 25–35 Prozent der Bevölkerung sind positiv für HLA-DQ2 oder -DQ8. Allerdings kann bei negativem Nachweis von HLA-DQ2 und -DQ8 eine Zöliakie weitgehend (zu etwa 95–100 Prozent) ausgeschlossen werden. Bei den neuesten ESPGHAN-Diagnosekriterien haben sie einen größeren Stellenwert (Tab. 2). Eine Antikörperuntersuchung ist nur bei ausreichender Glutenzufuhr aussagekräftig, da bei einigen Patienten bereits nach wenigen Wochen glutenfreier Ernährung eine Normalisierung der Antikörper eintritt. So ist es z. B. nicht sinnvoll, bei voll gestillten nicht gedeihenden Säuglingen nach diesen Antikörpern zu IgA TG2-IgA-AkdGP-IgG-AkHLA-DQ2/-DQ8 Bewertung + + + Zöliakie sehr wahrscheinlich suchen. Der untersuchende Normal – + + Zöliakie sehr wahrscheinlich Arzt muss sich über den Glu- Sehr niedrig oder negativ Normal – + + Zöliakie möglich tengehalt der aktuell praktizier– + – Zöliakie unwahrscheinlich ten Ernährungsweise des Kinds Normal oder negativ – – + Keine Zöliakie im Klaren sein. Bestimmungen Normal oder negativ – – – Zöliakie sehr unwahrscheinlich der Transglutaminaseantikör- Normal Niedrig oder negativ – – – Zöliakie sehr unwahrscheinlich per im Stuhl sind nicht validiert und werden nicht empfohlen. Es gibt eine Vielzahl auf dem Markt erhältlicher serologischer Testverfahren. In der Ak Antikörper, dGP deamidierte Gliadinpeptide, HLA humanes Leukozytenantigen, TG2 Gewebetransglutaminase 2. Tab 2: Laborkonstellationen und ihre Bewertung unter glutenhaltiger Normalkost CONSILIUM 03/16 23 DFPFORTBILDUNG Screening Besonderheiten Bei nicht diagnostizierten Zöliakiepatienten unter glutenhaltiger Ernährung ist das Risiko für weitere Autoimmunerkrankungen erhöht. Ein regelmäßiges Screening auf Zöliakie etwa alle 2 Jahre bzw. bei verdächtiger Symptomatik ist bei bestimmten Risikogruppen mit assoziierten Erkrankungen oder bei Verwandten 1. Grades sinnvoll (Tab. 3). In der Diagnostik haben nicht alle verfügbaren Tests auch einen Stellenwert, dazu zählen aufgrund fehlender Standardisierung oder niedriger Spezifität und Sensitivität die IgA-Antikörper gegen deamidiertes Gliadin sowie IgA- und IgG-Antikörper gegen natives Gliadin. Speichel-, Stuhl-, und Schnelltests können diagnostisch ebenfalls nicht empfohlen werden. Assoziierte Erkrankungen Zöliakiehäufigkeit in Prozent Diabetes mellitus Typ 1 2–12 Juvenile chronische Arthritis 1,5–2,5 Down-Syndrom5–12 Ullrich-Turner-Syndrom2–5 Williams-Beuren-Syndrom9 IgA-Mangel2–8 Autoimmunthyreoiditis3–7 Autoimmunhepatitis12–13 Histologie Ein Verzicht auf die histologische Sicherung der Diagnose durch duodenale Biopsien kann bei Kindern nur unter bestimmten Umständen durch einen pädiatrischen Gastroenterologen erwogen werden. Das Vorgehen ist in den europäischen Leitlinien (ESPGHAN) hinterlegt und stellt eine Ausnahme für die klassische Präsentationsform der Zöliakie dar. Bei klassischer klinischer Präsentation und sehr hohen Transglutaminase-IgAAntikörpern (> 10-fach erhöht) können zu einem zweiten Untersuchungszeitpunkt die HLA-DQ2- bzw. -DQ8-Gene sowie die EMA-IgA-Antikörper bestimmt werden. Sind auch diese Ergebnisse positiv, kann der pädiatrische Gastroenterologe zusammen mit den Eltern auf eine histologische Diagnostik verzichten. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die aufzeigen, dass mit einem solchen Vorgehen keine Zöliakiediagnosen verpasst werden. Andererseits kann die Dokumentation des Dünndarmmukosaschadens die ärztliche Argumentation für eine GFD untermauern und die Diätadhärenz v. a. in der Adoleszenz verbessern. Die Ösophagogastroduodenoskopie mit Probenentnahme aus der Duodenalschleimhaut ist nach wie vor wesentlicher Bestandteil der Primärdiagnostik der Zöliakie. Trotz intensiver Forschung und Verbesserung der serologischen Tests beträgt die diagnostische Latenz in der Gesamtbevölkerung mehrere Jahre. Zur korrekten Diagnosestellung wird die Analyse von 6 Biopsien aus dem Duodenum empfohlen (2-mal Bulbus, 4-mal distales Duodenum), da die charakteristischen histologischen Veränderungen der Zöliakie fleckförmig auftreten und in unterschiedlichem Ausmaß vorhanden sein können. Die optimale Mukosabeurteilung durch die modernen vergrößernden Videogastroskope verdrängt die früher noch übliche stereomikroskopische Beurteilung der Biopsate zunehmend. Vom Pathologen muss die exakte Mukosaklassifikation nach Marsh-Oberhuber mit ausreichender Beschreibung der histologischen Veränderungen unbedingt eingefordert werden. Zur Indikation für eine GFD muss mindestens ein Marsh-Stadium II erreicht sein. Kontrollbiopsien sind in der Regel nicht notwendig, können aber bei fehlender klinischer Besserung oder persistierend erhöhten Antikörpern trotz glaubhaft strikter GFD sinnvoll sein. Therapie Tab. 3: Screening von Risikopatienten Bei Personen mit erhöhtem Zöliakierisiko wird gemäß ESPGHAN-Leitlinien aus dem Jahr 2012 eine primäre HLA-Typisierung empfohlen, da bei negativem Ergebnis keine regelmäßigen Antikörpertests erfolgen müssen. Derzeit gibt es keine wirksame Alternative zur GFD. Bei gesicherter Zöliakie muss die GFD strikt und lebenslang eingehalten werden. Therapieziele sind die Besserung oder das Verschwinden gastrointestinaler und extraintestinaler Beschwerden, außerdem sollen Komplikationen und Spätfolgen, wie z. B. vermindertes Wachstum, verzögerte Pubertät, Anämie, Osteoporose, etc., verhindert werden. Dies bedeutet nach Diagnosestellung einen erheblichen Einschnitt in die bisherigen Lebensgewohnheiten der Patienten und Familienangehörigen in der Häuslichkeit, Freizeit und Gemeinschaftseinrichtung (Kindergarten, Hort, Schule). CONSILIUM 03/16 25 DFPFORTBILDUNG Eine eingehende Ernährungsberatung der Patienten und deren Familien ist bei Diagnosestellung und im Verlauf bei Bedarf oder Problemen notwendig. Glutenhaltige Getreide (d. h. Weizen, Dinkel, Grünkern, Roggen, Gerste, Triticale, Kamut, Emmer, Einkorn) müssen aus der Ernährung eliminiert werden, glutenfreie Getreide (Hirse, Mais, Reis) sind erlaubt. Zudem gibt es glutenfreie „Ersatzgetreide“, wie Buchweizen, Quinoa, Maniok, Amaranth u. a. Nicht als glutenfrei gekennzeichnete Haferflocken und ihre Produkte sollten von Patienten mit Zöliakie nicht verzehrt werden. Sortenreine Haferflocken ohne Glutenkontamination werden dagegen von der Mehrzahl der Zöliakiepatienten ohne Nachteil für die Dünndarmmukosa vertragen. Da Gluten oft in verarbeiteten Lebensmitteln versteckt und nicht sofort erkennbar ist, erfordert die GFD eine umfassende Beratung. Empfehlenswert ist diesbezüglich eine Mitgliedschaft in der deutschen (www.dzg-online.de. Zugegriffen: 16. September 2015), österreichischen (www.zoeliakie.or.at. Zugegriffen: 16. September 2015) oder schweizerischen (www.zoeliakie.ch. Zugegriffen: 16. September 2015) Zöliakiegesellschaft, die für den Alltag unentbehrliche Lebensmittellisten mit glutenfreien Produkten bereitstellen. Zudem werden Schulungen, Koch- und Backkurse sowie Selbsthilfegruppentreffen über die nationalen Zöliakiegesellschaften organisiert. Bei der Diagnosevermittlung sollten unbedingt auch die positiven Aspekte der oft einschneidenden Ernährungsumstellung, z. B. die Chance einer bewussteren Ernährung für die gesamte Familie unter Verwendung von mehr Rohprodukten, hervorgehoben werden. Die meisten Patienten fühlen sich unter strikter GFD weitgehend „gesund“, sie können sich in der Regel normal entwickeln und haben keine Einschränkung in der Lebens- oder Berufsplanung. Die Lebensqualität von Kindern mit Zöliakie unter GFD ist mit der von gesunden Kindern vergleichbar, erstaunlicherweise haben aber die Eltern betroffener Kinder eine schlechtere Lebensqualität als die Eltern gesunder Kinder. •Die Bestimmung der Transglutaminase-IgA-Antikörper im Serum ist in den meisten Fällen ausreichend, um den klinischen Verdacht auf Zöliakie zu erhärten oder eine Zöliakie mit hoher Sicherheit auszuschließen. •Die Transglutaminaseantikörpertests sind standardisiert und flächendeckend verfügbar; die Sensitivität und Spezifität ist sehr hoch, wenn ein IgA-Mangel ausgeschlossen ist. •Zur Diagnosesicherung sind neben einer positiven Serologie mehrere duodenale Schleimhautbiopsien mit Histologie notwendig. Nur bei exzessiv erhöhten Antikörpern und klassischer Manifestation kann ein pädiatrischer Gastroenterologe über die Diagnosestellung ohne Histologie entscheiden. •Derzeit ist die einzige Behandlung eine strikte GFD, dabei ist die Mitgliedschaft in einer nationalen Zöliakiegesellschaft sehr hilfreich. •Die Zöliakie ist mit einer lebenslangen Diät verbunden. Die Diagnose muss exakt gestellt werden, eine versuchsweise glutenfreie Kost darf zuvor nicht erfolgen. PROF. DR. MED K.-M. KELLER Fachbereich Kinder- und Jugendmedizin, Chefarzt der DKD Helios Klinik, Wiesbaden © Springer Verlags GmbH 2016 Fortbildungssuche in NÖ leicht gemacht! Mit der kostenlosen APP erhalten Sie einen aktuellen Überblick über das vielfältige Fortbildungsangebot und eine RundumInformation zu den Seminaren. Hier können Sie sich bequem anmelden und bei Fragen jederzeit Kontakt aufnehmen. Gratis Download mittels QR-Code Fazit für die Praxis •Die Zöliakie ist häufig und für unterschiedlichste klinische Manifestationen verantwortlich. Auch bei ungeklärten Beschwerden außerhalb des Gastrointestinaltrakts sollte an die Zöliakie gedacht werden. 26 CONSILIUM 03/16 iPhoneAndroid oder unter www.arztnoe.at DFPFORTBILDUNG PHC Foto: bilderbox.com Fragebogen zum DFP-Literaturstudium I m Rahmen des Diplom-Fortbildungsprogramms ist es möglich, durch das Literaturstudium im NÖ Consilium Punkte für das DFP zu erwerben. 1.Nach der Lektüre des DFP-Artikels beantworten Sie bitte die Multiple-Choice-Fragen. Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn alle möglichen richtigen Antworten angekreuzt sind. Bei positiver Bewertung (66 Prozent der Fragen) werden Ihnen 2 DFPFachpunkte zuerkannt. 2.Schicken Sie diese Seite entweder per Post oder Fax an die Redaktion von Springer Medizin Wien (z. Hd. Susanna Hinterberger), Prinz-Eugen-Straße 8-10, 1040 Wien, Postfach 11, Fax: 01 / 330 24 26 3.Einsendeschluss: 30. September 2016 4.Internet: Sie haben die Möglichkeit, den Fragebogen unter www.SpringerMedizin.at/fortbildung herunterzuladen oder unter E-Learning auf der Website der Österreichischen Akademie der Ärzte www.meindfp.at auszufüllen. 1. Die Prävalenz der Zöliakie in Europa liegt bei (1 richtige Antwort) a. einem bis 1,5 Prozent der Bevölkerung b. unter einem bis rund 2,5 Prozent der Bevölkerung c. 4 bis rund 7 Prozent der Bevölkerung d. 8 bis rund 10 Prozent der Bevölkerung 2. Zu den häufigsten Symptomen von Kindern und Jugendliche mit Zöliakie zählen… (3 richtige Antworten) a.Gewichtsverlust b.ein aufgetriebenes Abdomen c.Atembeschwerden d.eine Gedeihstörung 3. Mit welchem Test kann eindeutig eine Zöliakie diagnostiziert werden? (1 richtige Antwort) a.Mittels einer Bestimmung der IgA-Antikörper gegen deamidiertes Gliadin b.Mittels einer Bestimmung der IgA- und IgG-Antikörper gegen natives Gliadin c.Ein einzelner Test hat keine Aussagekraft d.Mittels einer Bestimmung der Humanen Leukozytenantigene HLA-DQ2 und -DQ8 4. Nicht diagnostizierte Zöliakiepatienten haben ein erhöhtes Risiko für folgende Autoimmunerkrankungen: (2 richtige Antworten) a.Diabetes mellitus Typ 1 b.Rheumatoide Arthritis c.Autoimmunhepatitis d.Multiple Sklerose 5. Die einzige wirksame Behandlung der Zöliakie besteht in einer glutenfreien Diät für die Dauer von… (1 richtige Antwort) a.mehreren Monate b.rund einem Jahr c.3 bis 5 Jahren d.lebenslang 6. Bleibt die Zöliakie im Kindesalter unbehandelt, können folgende Komplikationen und Spätfolgen auftreten: (3 richtige Antworten) a.Entwicklung von Hirntumoren b.vermindertes Wachstum c.Osteoporose d.Verzögerte Pubertät Absender (bitte gut leserlich ausfüllen): ÖÄK-Nummer: __ __ __ __ __ __ Name: Zutreffendes bitte ankreuzen: Frau Herr Ich besitze ein gültiges ÖÄK-Diplom Altersgruppe: < 30 31 – 40 41 – 50 51 – 60 > 60 __________________________________________ Adresse:__________________________________________ Ort/PLZ:__________________________________________ Telefon:__________________________________________ CONSILIUM 03/16 27