Yamaha TMax 530 - Fahrbericht aus MOTORRAD 01/2012 Mehr Leistung, aggressiverer Look, sportlicheres Fahrwerk – kann der überarbeitete TMax damit tatsächlich noch erfolgreicher werden, als es sein Vorgänger war? Da haben sie die Journalisten nun nach Los Angeles gekarrt. 18 Stunden Anreise von Haustür bis Zündschloss des neuen Yamaha TMax. 13 Stunden davon reine Flugzeit. Hannover hätte es vielleicht auch getan… Doch der Roller ist wichtig für Yamaha, denn er ist megaerfolgreich: Seit seinem Debüt 2001 sind in Europa mehr als 180000 TMäxe verkauft worden. Er hält 65 Prozent Marktanteil. Über 100000 Exemplare fanden allein in Italien Liebhaber, auf deutschen Straßen rollert er dagegen selten. Yamaha bleibt auch mit dem Neumodell vorsichtig und hat vorerst nur 100 Stück für Deutschland geordert. Die sind ausschließlich mit ABS zu haben. Preis: 10995 Euro. Kein Schnäppchen. Egal, da steht man nun mitten in Hollywood, 20 Grad, Sonnenschein, den Zündschlüssel in der Hand. Ein Dreh und der viertaktende Zweizylinder-Reihenmotor nimmt leise schnurrend die Arbeit auf. Aufsitzen, Gasgriff drehen und schon geht’s los. Eine stufenlose Getriebeautomatik ermöglicht kupplungsbefreites Gleiten zwischen Start und Vmax von rund 160 km/h. Der Walk of Fame rauscht unbeachtet vorbei, denn das Augenmerk gilt den neu gestalteten Instrumenten, die übersichtlich und gut ablesbar sind. Ein Tourguide auf einer FZ8 jagt voraus, man selbst hinterher und ist freudig überrascht: Der neue Sekundärriemen (vormals gekapselte Kette) arbeitet unscheinbar mit geringen Lastwechselreaktionen, und die 47 PS reichen völlig aus. Ruck, zuck beschleunigt der fahrfertig 221 Kilogramm schwere Roller von der Ampel weg. Die geringfügig höhere Nominalleistung von knapp vier PS gegenüber dem Vorgängermodell glaubt man tatsächlich zu spüren. Doch es sind nicht die vier Pferde, die dieses Gefühl heraufbeschwören. Yamahas Techniker haben tief in die Trickkiste gegriffen: Gegenüber dem 499 Kubik starken Vorgängermotor hat man dem 530er nicht nur zwei Millimeter mehr Bohrung mit auf den Weg gegeben, sondern auch leichtere Schmiedekolben, geänderte Nockenwellen und dachförmigere Brennräume. Darüber hinaus wurde an vielen rotierenden Motorteilen Gewicht gespart und das Belüftungssystem des Kurbelgehäuses optimiert. Ziel des Aufwands: Reibungsverluste verringern, bewegte Massen reduzieren. Die Arbeit hat sich gelohnt, der Zweizylinder reagiert äußerst spontan auf Gasbefehle, wirkt sehr agil und hat in unteren sowie mittleren Drehzahlen mehr Bumms als sein Vorgänger. Sein maximales Drehmoment von 52 Newtonmetern bei 5250 Touren ist nicht nur um sechs Nm höher, es steht auch 1250/min früher zur Verfügung. Los Angeles schläft. Kaum Verkehr an diesem frühen Sonntagmorgen. Wahrscheinlich alle partykrank im Bett. Fotofahrt Hollywood. 20 Roller mit italienischen Kennzeichen drehen ihre Runden. Ein Wagen stoppt. Kinostar Samuel L. Jackson („Pulp Fiction“) steckt den Kopf hinaus. Ob wir mit den Dingern von hier aus zurück nach Italien fahren würden? Nee, natürlich nicht. Obwohl: warum nicht? Denn der TMax ist megagemütlich und offeriert ausgezeichneten Sitzkomfort. Jackson biegt ab und man selbst auf den Muhlholland Highway. In schnellen wie langsamen Wechselkurven macht der Sportroller mit seinem verwindungssteifen Alu-Chassis und seinen 15-Zoll-Rädern eine gute Figur. Einlenken, abwinkeln und rum ums Eck – das alles geschieht recht flüssig und direkt. Die Federelemente sind sogar straff genug abgestimmt für sportliches Rollern im Letzte-RilleBereich. Dem stehen die Bremsen nicht nach, sie verzögern ordentlich. Insgesamt muss man Yamaha recht geben: Das Fahrerlebnis auf dem neuen TMax ist ein Mix aus rollergemütlich und motorraddynamisch. Noch agiler, spaßiger und lebendiger als auf den erfolgreichen Vorgängermodellen. Ganz großes Kino eben. Technische Daten Motor Wassergekühlter Zweizylinder- Viertakt-Reihenmotor, eine Ausgleichswelle, zwei obenliegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Trockensumpfschmierung, Einspritzung, Ø 38 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 350 W, Batterie 12 V/9 Ah, Fliehkraftkupplung, stufenlose Riemen-Automatik, Zahnriemen, Sekundärübersetzung 2,262. Kraftübertragung Bohrung x Hub 68,0 x 73,0 mm Hubraum 530 cm³ Nennleistung 34,2 kW (47 PS) bei 6750/min Max. Drehmoment 52 Nm bei 5250/min Fahrwerk Rohrrahmen aus Aluminium, Telegabel, Ø 43 mm, Triebsatzschwinge, Federbein, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 267 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 282 mm, Einkolben-Schwimmsattel, ABS. Räder und Bremsen Alu-Gussräder 3.50 x 15; 5.00 x 15 Reifen 120/70R 15; 160/60R 15 Maße und Gewicht Radstand 1580 mm, Lenkkopfwinkel 62,0 Grad, Nachlauf 95 mm, Federweg v/h 120/116 mm, Gewicht vollgetankt 221 kg, Tankinhalt 15,0 Liter. Preis Garantie zwei Jahre Farben Grau, Silber, Schwarz, Weiß Preis 10995 Euro Nebenkosten 150 Euro Copyright: MOTORRAD, Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG