Zukunftsszenarien der Wärmebelastung in Wien Maja Zuvela-Aloise (1), Roland Koch (1), Johanna Nemec (1), Ivonne Anders (1), Barbara Früh (2), Meinolf Koßmann(2) (1) Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Wien, Österreich - www.zamg.ac.at (2) Deutscher Wetterdienst (DWD), Offenbach, Deutschland 1. Einleitung Die urbane Wärmebelastung in Wien hat in den vergangen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Aufgrund des globalen beziehungsweise regionalen Klimawandels, ist ein Fortschreiten des beobachteten Erwärmungstrends weiterhin zu erwarten (Abbildung 1). In Rahmen des ACRP Projektes FOCUS-I (http://www.zamg.ac.at/forschung/klimatologie/klimamodellierung/focus) wird eine mögliche zukünftige Änderung des Klimasignals für Wien und Umgebung untersucht. Die analysierten zukünftigen Klimasignale basieren auf regionalen Klimaprojektionen unter Berücksichtigung stadtklimatologischer Verhältnisse. Die Analyse bezieht sich auf die mittlere Anzahl der Sommertage in Wien, berechnet mittels regionaler Klimamodelle und dem Stadtklimamodell MUKLIMO_3 für die Zeiträume 1971-2000, 2021-2050 und 2071-2100. Die derzeit verfügbaren regionalen Klimasimulationen erfassen Österreich mit einer horizontalen Auflösung von 10 bis 25 km. Die Anwendung des Stadtklimamodells ermöglicht eine detaillierte Darstellung der räumlichen Struktur der städtischen Wärmeinsel in Wien. Die Ergebnisse der Studie sollen als Basis für die zukünftige Stadtplanung dienen. Abbildung 1: Mögliche zukünftige Änderung des Jahresmittels der bodennahen Lufttemperatur aus dem Multi-Model Ensemble (IPCC 2007). 3. Referenzsimulation 2. Daten und Methode Stadtklimamodell MUKLIMO_3 Regionale Klimaszenarien Das dynamische lokal-skalige Stadtklimamodell MUKLIMO_3 des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurde zur Simulation der Wärmebelastung in der Stadt Wien angewendet. Eingangsdaten für die Stadtklimasimulationen sind detaillierte Höhendaten mit einer Auflösung von 100 m, Daten der Bebauung und Landnutzung und meteorologische Parameter einer Referenzstation bzw. eines Klimamodells. Die Analyse beinhaltet ein Ensemble von regionalen Klimaprojektionen für die IPCC-Szenarien A1B, B1 und A2, welche durch Downscaling mittels regionaler Klimamodelle berechnet wurden (Forschungsprojekte: ENSEMBLES, UBABFG, CCLM Consortium und ACRP reclip:century; Tabelle 1). Tabelle 1: Übersicht der regionalen Klimasimulationen. Das Stadtklimamodell MUKLIMO_3 (Sievers and Zdunkowski, 1986; Sievers 1990; 1995) berechnet, neben anderen Parametern, die räumliche Verteilung der Tagesmaximumtemperatur im Stadtgebiet. Die Berechnung der Klimainidizes auf Basis von Zeitreihen der Temperatur, relativen Feuchte und des Windes erfolgt nach der sogenannten QuaderMethode (Früh et al., 2010). In der Referenzsimulation wurden die beobachteten Zeitreihen der Station Groß Enzersdorf als Eingangsdaten für die Quader-Methode verwendet (Abbildung 4). Zum Vergleich wurden die mit regionalen Klimamodellen ermittelten Klimaindizes analysiert (Beispiel: Abbildung 3). CCLM-Com_CCLM_ECHAM5_r1 Abbildung 4: Mittlere Anzahl der Sommertage (Tmax ≥ 25°C) berechnet mittels MUKLIMO_3 und der Quader-Methode für die Referenzperiode (1971-2000). Abbildung 2: Landnutzungsdaten für Wien und Umgebung (MA18, AIT). Topographie: BEV DGM (www.bev.gv.at) (Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen) Landnutzungsdaten: Wien MA 18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung), ARCSYS (www.ait.ac.at) (Abbildung 2) Abbildung 3: Mittlere Anzahl der Sommertage (Tmax ≥ 25°C) nach dem regionalen Klimamodell CCLM für die Referenzperiode (1971-2000). 4. Zukunftsszenarien Stadtklimatologische Zukunftsszenarien (Beispiel basiert auf UBA-BFG_REMO_ECHAM5 regionale Klimasimulationen) Unsicherheiten der Klimamodelle 2021-2050 IPCC Szenario A1B UBA-BFG CONS-CCLM ENSEMBLES RECLIP UBA-BFG CONS-CCLM ENSEMBLES RECLIP Der Vergleich verschiedener regionaler Klimasimulationen (Abbildung 5) bezüglich des IPCC Klimaszenarios A1B zeigt sowohl große Unterschiede im Modell-Bias als auch Abweichungen in der Stärke des Klimasignals. Die Ergebnisse der regionalen Klimamodelle, welche zum Antrieb des Stadtklimamodells und der QuaderMethode genutzt werden, steuern die Stärke und zeitliche Entwicklung des Stadtklimasignals (Abbildung 6). Die stadtklimatologischen Simulationen zeigen eine mögliche kleine Verstärkung des Erwärmungstrends im Vergleich zu Simulationsergebnissen der regionalen Klimamodelle (Abbildung 7). 2071-2100 A1B Abbildung 5: Mittlere Anzahl der Sommertage (Tmax ≥ 25°C) für die Zeiträume 1971-2000, 2021-2050 und 2071-2100, berechnet mittels verschiedenen regionalen Klimamodellen (links) und Ergebnisse des Stadtklimamodell s(rechts) . Eine Gegenüberstellung der verschiedenen regionalen Klimasimulationen zeigt sowohl große Unterschiede in der Stärke des Klimasignals als auch Abweichungen im zeitlichen Verlauf. Zukünftige Entwicklung basierend auf verschiedene IPCC Klimaszenarien RCM vs. Stadtklimamodell A2 A1B B1 B1 A2 Abbildung 6: Mittlere Anzahl der Sommertage (Tmax ≥ 25°C) für die IPCC Klimaszenarien A1B, B1 und A2. Abbildung 7: Differenz zwischen zukünftiger mittlerer Anzahl der Sommertage (Tmax ≥ 25°C) und der Referenz (1971-2000). Abbildung 8: Mittlere Anzahl der Sommertage (Tmax ≥ 25°C) für die Zeiträume 2021-2050 und 2071-2100. 5. Zusammenfassung Die Analyse der regionalen Klimamodellergebnisse hinsichtlich des zukünftigen Klimasignals ergibt eine moderate Erwärmung für den Zeitraum 2021-2050 und eine markante Zunahme von Sommertagen für den Zeitraum 2071-2100. Die Anwendung des Stadtklimamodells MUKLIMO_3 in Kombination mit der Quader-Methode liefert eine deutlich verbesserte Darstellung der räumlichen Struktur der städtischen Wärmeinsel in Wien, im Vergleich zu den regionalen Klimamodellen (Abbildung 8). Die zeitliche Entwicklung wird jedoch durch Trends im regionalen Klima gesteuert. Große Unsicherheiten in den regionalen Klimaprojektionen weisen zudem auf mögliche Grenzen der Anwendbarkeit von regionalen Klimamodellen zur Untersuchung des zukünftigen Klimasignals im Stadtgebiet hin. Referenzen Früh B et al. 2010. Estimation of Climate-Change Impacts on the Urban Heat Load Using an Urban Climate Model and Regional Climate Projections. J. Appl. Meteor. Climatol. 50: 167–184. doi: 10.1175/2010JAMC2377.1 Sievers U. 1990. Dreidimensionale Simulationen in Stadtgebieten. Umwelt-meteorologie, Schriftenreihe Band 15: Sitzung des Hauptausschusses II am 7. und 8. Juni in Lahnstein. Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN, Düsseldorf. S. 92105. Sievers U. 1995. Verallgemeinerung der Stromfunktionsmethode auf drei Dimensionen. Meteorol. Zeitschrift 4: 3-15. Sievers U, Zdunkowski W. 1986. A microscale urban climate model. Beitr. Phys. At-mosph. 59: 13-40. Kontakt: [email protected]