Wie entsteht ein Gewitter? Was im Kleinen beim Reiben eines Bernsteins abläuft, vollzieht sich in riesigem Maßstab in Gewitterwolken: das Trennen von positiven und negativen Ladungen. Die dunklen Wolken, aus denen die Blitze zucken, bestehen aus Wassertröpfchen und Eiskristallen. Außerdem herrschen in ihnen mächtige Auf- und Abwinde. Sie wirbeln Tröpfchen und Eiskristalle intensiv durcheinander. Dabei berühren und trennen sie sich ständig und setzen dadurch elektrische Ladungen frei, die sich in verschiedenen Teilen der Wolke sammeln. Meist bleiben die positiven elektrischen Ladungen in großer Höhe, die negativen Ladungen (also der Elektronenüberschuss) im unteren Teil der Wolke. Bewegliche Elektronen in der Erdoberfläche unter der Wolke spüren diese negativen Wolkenladungen und werden davon vertrieben; daher entsteht in diesem Gebiet eine positive Ladung. Dank der heftigen Winde werden die Ladungen innerhalb der Wolke und dadurch in der Erde immer größer. Die Gebiete mit positiver und negativer Ladung „spüren“ sich immer deutlicher und der Druck, einen Ausgleich der Ladungen zu schaffen, wird immer größer. Man nennt diesen Druck die „elektrische Spannung“. Sie ist schließlich so stark, dass die Elektronen sogar den Widerstand der Luft überwinden. Als gleißender Blitz schießen sie von einem Ladungsgebiet zum anderen. Innerhalb einer millionstel Sekunde heizen sie dabei die Luft bis etwa 30 000 Grad Celsius auf, fünfmal so heiß wie die Sonnenoberfläche. Und eine starke Schallwelle breitet sich aus, die wir als Donner wahrnehmen. Elektrizität, wie sie im Bernstein oder in der Gewitterwolke durch elektrische Aufladung entsteht, nennen wir statische oder „ruhende“ Elektrizität. Nur wenn sich statische Elektrizität entlädt, zum Beispiel in einem Blitz, fließt für einen kurzen Moment elektrischer Strom. Aus: WAS IST WAS, Band 24, Elektrizität, Tessloff Verlag