DR. MED. HANS-ULRICH VOIGT FACHARZT FÜR HAUTKRANKHEITEN ALLERGOLOGIE - PHLEBOLOGIE AMBULANTE OPERATIONEN PAT I E N T E N I N F O R M AT I O N I M M Ä R Z 2 0 1 5 Sehr verehrte Patienten, nachfolgend präsentieren wir Ihnen wieder die neuesten Erkenntnisse aus Dermatologie, Anti-Aging-Medizin und Ästhetik. Allergien Zur Neurodermitis (atopisches Ekzem) gibt es einige neuere Untersuchungsergebnisse: Aus früheren Studien ließ sich bereits entnehmen, dass regelmäßiger Fischkonsum der Schwangeren das Risiko für die Entwicklung einer Neurodermitis beim Kind verringert. Eine neuere Studie wies diesen Effekt nun auch für Kuhmilchprodukte nach. Vitamin-D-Einnahme hat möglicherweise einen negativen Einfluss auf die Entwicklung einer Neurodermitis, einen deutlich ungünstigen Einfluss übt Passivrauchen aus. Ungünstig wirkt sich auch die Haltung von Katzen im Haus aus, nicht dagegen die Haltung von Hunden, diese wirkt eher günstig. Neurodermitiker weisen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Warzen, aber auch von Windpocken, Lungenentzündung, Infektionen im HNOBereich und von Blasenentzündungen auf. Die Calcineurininhibitoren Elidel und Protopic, die als Kortisonersatzpräparate häufig bei Neurodermitis eingesetzt werden, standen lange im Verdacht, das Risiko für die Entstehung von UV-bedingten Hauttumoren und Lymphomen zu erhöhen. Dies hat zu einem entsprechenden Warnhinweis der amerikanischen FDA geführt, der sich auch in den Beipackzetteln wiederfindet. Die Präparate sind seit 11 Jahren auf dem Markt und es sind seither keine neuen Fälle von Hauttumoren gemeldet worden, die auf diese Präparate zurückzuführen waren. Somit kann in dieser Hinsicht Entwarnung gegeben werden. Die Häufigkeit der Textildermatitis, also von Hautentzündungen durch Kleidung, steigt an. Auslösend sind hier Farbstoffe (Blau und Gelb) und Formaldehyd aus Appreturen. Besonders betroffen sind meist die Innenseite der Oberschenkel oder der Stamm, insbesondere in Hautfalten. Bei immer wieder auftretenden Ekzemen in dieser Gegend sollten Testungen mit Textilien durchgeführt werden. Aus früheren Untersuchungen war bereits bekannt, dass das Aufwachsen und Leben auf dem Bauernhof das Risiko für die Entwicklung allergischer Erkrankungen deutlich senkt. Dies ist nun in einer größeren Studie auch für das Leben in der Nähe eines Bauernhofs nachgewiesen worden. Dieser Effekt wird darauf zurückgeführt, dass sich in der Nähe von Bauernhöfen eine höhere Feinstaubbelastung mit Endotoxinen findet, die zu einer erhöhten Toleranz gegenüber Allergenen führt. Probiotische Nahrungsmittel (z. B. Milchprodukte mit Lactobazillen) werden häufig angepriesen, weil ihnen ein schützender Effekt vor der Entwicklung von Allergien beim Kind zugeschrieben wird. Dies wurde in einer groß angelegten skandinavischen Studie untersucht. Ein protektiver Effekt konnte tatsächlich auf die Entwicklung eines Heuschnupfens gezeigt werden, bei der Neurodermitis war der Effekt schwach, hinsichtlich der Entwicklung eines Asthmas ganz fehlend. Ähnliches wurde für die Gabe von Vitaminen während der Schwangerschaft untersucht. Vitamin A und E haben möglicherweise einen gewissen schützenden Effekt auf die Entwicklung eines Heuschnupfens. Hinsichtlich Asthma gab es keinen Effekt. Für die Stillzeit gelten heute folgende offizielle Empfehlungen: Stillen für 4–6 Monate, keine diätetischen Einschränkungen für die Mutter während der Stillzeit. Ist Stillen nicht möglich, sollten Hochrisikokinder in den ersten 4 Monaten mit hypoallergenen Nahrungsmitteln ernährt werden. Nach dem 4. Lebensmonat auch Einführung von kuhmilchbasierten Nahrungsmitteln. Einführung komplementärer Lebensmittel (gemischte Ernährung) ab dem 4. Lebensmonat. Auch bei Hochrisikokindern werden keine weiteren Einschränkungen mehr empfohlen. Weinstraße 7a (am Marienplatz) · 80333 München · Tel. +49 89 29 96 57 und 29 94 68 · Fax +49 89 29 96 17 [email protected] · www.dermatologie-am-dom.de UV- und Lichtschäden Tanning-Junkies werden junge Amerikaner bezeichnet, die süchtig auf Bräunung im Solarium sind. Der süchtig machende Effekt der UV-Lichtexposition wurde jetzt in einer Studie auch bei Mäusen nachgewiesen. Offenbar werden durch UV-Lichtkonsum größere Mengen Endorphine ausgeschüttet, die dieses Suchtverhalten bewirken. Die Gabe des Opioidantagonisten Naloxon bei chronisch UV-exponierten Mäuse löste Symptome des Opiatentzuges wie bei Junkies in Form von Muskelzittern und Zähneklappern aus. UV-A (z. B. in Solarien) führt zu vorzeitiger Hautalterung. Bisher nahm man immer an, dass dies auf oxidative Prozesse zurückzuführen ist. Nun konnte gezeigt werden, dass durch das UV-Licht Alterungsgene aktiviert werden, die zu einer vorzeitigen Vergreisung führen. Mit dieser Erkenntnis werden nun sicher Strategien entwickelt werden, um die Anhäufung dieser Alterungsgene zu bremsen. Vernünftiger wäre allerdings, den UV-Lichtkonsum einzuschränken. Für große Aufregung hat eine schottische Studie gesorgt, die nachwies, dass durch UV-A-Lichtbestrahlung der Blutdruck um ca. 5 mm/Hg gesenkt werden kann. Dies ist auf eine Blutgefäßerweiterung zurückzuführen. Die Senkung ist zwar nur gering, reduziert aber rein rechnerisch das Schlaganfallrisiko um 34 und das eines Herzinfarktes um 21 %. Den entspannenden Effekt kann auch jeder bei einem Sonnenbad bestätigen. Im Übrigen zeigte die Studie auch, dass die blutdrucksenkende Wirkung bereits 50 Minuten nach Ende der Bestrahlung wieder verschwunden war. Unter dem Aspekt der Hautkrebsprophylaxe müssen wir Dermatologen allerdings auf gesündere Formen der natürlichen Blutdrucksenkung, wie Gewichtabnahme, Sport, gesunde Ernährung oder sogar ein Gläschen Rotwein am Abend verweisen. Eine Vorbräunung in Solarien vor einem Urlaub ist als Sonnenschutzmaßnahme ungeeignet. Sie bringt auch bei mehrfacher Vorbestrahlung (Solarium) nur einen Lichtschutzfaktor von 2–3 und ist somit völlig unzureichend. Dadurch, dass eine Bräunung entsteht, fühlen sich die Betroffenen allerdings vermehrt geschützt und werden dazu verleitet, im Urlaub leichtsinniger mit der Sonne umzugehen. Lichtschutzmittel werden meist zu dünn aufgetragen. Ihre volle Wirkung entfalten sie nur, wenn sie in der vorgeschriebenen Menge von 2 mg/cm2,, das sind ca. 30 g für den gesamten Körper , aufgetragen werden. Wer die relativ dicke Cremeschicht nicht mag, sollte zumindest nach 1 Stunde nachcremen. Energiesparlampen sind kleine Solarien. Zumindest die einwandigen Lampen können nach längerer Bestrahlung und kurzer Distanz lichtbedingte Hautveränderungen auslösen. Diesen Effekt weisen Leuchtdioden nicht auf. Diese kleinen Halbleiter haben zudem einen extrem niedrigen Stromverbrauch und eine extrem lange Lebensdauer von bis zu 106 Stunden, sind allerdings in der Anschaffung teuer. Wer dauerhaft lichtsensibilisierende Medikamente einnehmen muss, erhöht sein Risiko für die Entwicklung eines weißen Hautkrebses und muss sich daher vermehrt vor der Sonne schützen. Zu den lichtsensibilisierenden Medikamenten gehören z. B. manche blutdrucksenkenden Medikamente, Antibiotika (Tetracycline) und manche Psychopharmaka. Mehr Krebs nach Hautkrebs. Studien aus Kanada, Norwegen und den USA konnten beweisen, dass nach dem Auftreten eines Hautkrebses (weißer Hautkrebs oder Melanom) das Risiko für das Auftreten eines anderen Tumors in anderen Organen deutlich erhöht ist. Die Steigerung beträgt zwischen 60–90 %. Die Diagnose eines Hautkrebses sollte auch somit zu erhöhter Wachsamkeit und zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen auch in anderen Fachdisziplinen veranlassen. Erstaunlich sind die Ergebnisse einer riesigen dänischen Studie (insgesamt 4,4 Millionen Personen). Demnach ist das Merkmal Hautkrebs als Marker für Sonnenexposition assoziiert mit einem selteneren Auftreten von Herzinfarkt, Hüftfraktur und dem Tod aller Ursachen. Die Interpretation dieser Ergebnisse lässt Spielraum für zahlreiche Spekulationen. Interessant ist eine neuere Studie aus den USA, bei der frühere Hautkrebspatienten bezüglich Ihres Konsums von koffeinhaltigem Kaffee und heißem Tee untersucht wurden. Hier ließ sich feststellen, dass koffeinhaltige Getränke offenbar eine Schutzwirkung ausüben, am ausgeprägtesten in der Kombination aus Kaffee und Tee. In dieser Kombination wird das Basaliomrisiko nahezu halbiert. Bei der Therapie des Basalzellkarzinoms gilt die operative Behandlung im mittleren Gesicht und bei dickeren Tumoren nach wie vor als der Goldstandard. Bei dünneren Tumoren bis 0,4 mm Tumordicke sind die neuen Immuntherapeutika (Aldara, Picato) und die Photodynamische Therapie ebenso gut wirksam. Sie stellen somit insbesondere bei großflächigen Tumoren und bei Tumoren in kosmetisch ungünstigen Lokalisationen (Dekolleté) eine gute Alternative dar. Unsere monatlichen aktuellen Informationen finden Sie auch auf unserer Homepage www.dermatologie-am-dom.de unter „Aktuelles“. Wir wünschen Ihnen einen sonnigen Frühlingstart und schöne Osterferien. Ihr Praxisteam Dr. Voigt Weinstraße 7a (am Marienplatz) · 80333 München · Tel. +49 89 29 96 57 und 29 94 68 · Fax +49 89 29 96 17 [email protected] · www.dermatologie-am-dom.de