Hautpatienten mit psychischen problemen

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Haut
Hausarzt Medizin
Hautpatienten
mit psychischen
Problemen
nicht aus, kommen Medikamente zum
Einsatz. Als Einstieg haben sich „ältere“
Antihistaminika bewährt. Diese lindern
den Juckreiz und wirken leicht sedierend. Erst wenn dies keinen Erfolg hat,
sollten Psychopharmaka, zum Beispiel
Antidepressiva oder Anxiolytika verschrieben werden. Aber die Patienten
müssen einer Behandlung mit Psychopharmaka zustimmen.
25 bis 30 Prozent der Patienten mit Hauterkrankungen haben psy-
Oft leidet die Lebensqualität
chische Probleme. Ein typisches Beispiel für eine solche psychosomatische Dermatose ist die Neurodermitis. Bei 9 von 10 NeurodermitisPatienten verschlechtert sich die Haut durch Stress.
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nach Stress-Situationen fragen. Menschen, die unter starkem Druck stehen,
reagieren meist mit Abwehr, wenn man
dazu rät „einen Gang runter zu schalten“.
Daher empfiehlt Taube zunächst Entspannungsverfahren zu erlernen wie
autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder
auch Yoga, Tai Chi oder Achtsamkeitsübungen. Diese Verfahren können dann
regelmäßig zu Hause oder auch bei der
Arbeit angewendet werden. Reicht das
Dr. Carola Göring
Einteilung der psychosomatischen Hauterkrankungen
▪▪ Es gibt Krankheitsbilder, die mit einer dermatologischen Störung einhergehen bei denen die
Psyche im Vordergrund steht. Das sind zum Beispiel Angst- oder Zwangserkrankungen, ein
konkretes Beispiel ist die Angst vor Geschlechtskrankheiten (Venerophobie).
▪▪ Dann gibt es die Hauterkrankungen oder Entstellungen, die sekundär als Komorbiditäten
oder psychische Komplikationen auf die Psyche wirken.
▪▪ In der großen Gruppe der Dermatosen mit multifaktorieller Genese spielen Stress und seelische Bedrückungen in der Regel eine Rolle. Eine sehr typische Erkrankung ist die Neurodermitis, aber auch die Psoriasis oder die Akne gehören in diese Gruppe.
Der Hausarzt 14/2014
Foto: Kaspars Grinvalds - Fotolia
Die Neurodermitis – als typische psychosomatische Dermatose – ist sehr
häufig und tritt meist im Kindes- oder
Jugendalter auf. Die Prävalenz liegt aktuell in Deutschland bei 15 bis 20 % der
Kinder und Jugendlichen mit steigender Tendenz, erläutert Prof. Dr. med.
Klaus-Michael Taube, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Psychosomatische Dermatologie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft.
Grundsätzlich kann die Neurodermitis sehr unterschiedlich ausgeprägt sein,
angefangen von empfindlicher Haut bis
zu einem schweren Hautausschlag über
den ganzen Körper. In der Regel haben
Patienten mit einer Neurodermitis auch
eine psychosomatische Störung. Anders ausgedrückt sagen 9 von 10 Patienten mit Neurodermitis: „wenn ich unter Druck bin, verschlechtert sich meine
Haut“. Der Umkehrschluss, „wenn sich
die Haut durch psychische Belastung
nicht verschlechtert, ist es keine Neurodermitis“, gilt jedoch nicht.
Wie Stress erlebt wird, ist individuell sehr verschieden. Die Patienten mit
psychosomatischen Erkrankungen können in der Regel gut über psychisch belastende Situationen sprechen, allerdings sollte man die Patienten immer
Bei etwa 20 % der Patienten ist die Lebensqualität durch die psychische Störung so nachhaltig eingeschränkt, dass
eine Indikation zur Psychotherapie besteht. Aber auch hier gilt: nur den Patienten, die einsichtig und bereit für eine Psychotherapie sind, kann optimal
geholfen werden. Ist dies nicht der Fall
spricht Taube von der „vorpsychotherapeutischen Motivationsphase“: Es gilt,
den Patienten zu motivieren, sich seine Probleme bewusst zu machen und
sie zu reflektieren, um sein Verhalten
ändern zu können. Wichtig ist, dass zusätzlich zum Hausarzt ein Dermatologe mit der Zusatzausbildung „psychosomatische Dermatologie“ diese Patienten
(mit)behandelt.
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