Synthese und Oxidation chiraler Aminoverbindungen unter Verwendung verschiedener Katalysatorsysteme Der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. rer. nat. vorgelegt von Sonja Borchert aus Amberg Als Dissertation genehmigt von der Naturwissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 01.10.2014 Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. Johannes Barth Gutachter: Prof. Dr. Harald Gröger apl. Prof. Dr. Norbert Jux Die vorliegende Arbeit wurde am Institut für Organische Chemie des Departments Chemie und Pharmazie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg unter Leitung von Prof. Dr. Harald Gröger in der Zeit von Januar 2009 bis August 2012 erstellt. Teile dieser Arbeit sind bereits veröffentlicht oder wurden zur Veröffentlichung eingereicht: W. Greschner, C. Lanzerath, T. Reß, K. Tenbrink, S. Borchert, A. Mix, W. Hummel, H. Gröger, „Artificial Cofactor Regeneration with an Iron(III)porphyrin as NADH-Oxidase Mimic in the Enzymatic Oxidation of L-Glutamate to alpha-Ketoglutarate", J. Mol. Cat. B: Enzymatic 2013, im Druck. S. Borchert, E. Burda, J. Schatz, W. Hummel, H. Gröger, „Combination of a Palladiumcatalyzed suzuki cross-coupling reaction with an asymmetric biotransformation towards a one-pot reaction at room temperature”, J. Mol. Cat. B: Enzymatic 2012, 84, 89-93. M. Weiß, S. Borchert, E. Rémond, S. Jugé, H. Gröger, „Asymmetric Addition of Nitrogen Nucleophile to an Enoate in the Presence of a Chiral Phase-Transfer Catalyst: A Novel Approach towards Enantiomerically Enriched Protected β-Amino Acids”, Heteroatom Chemistry 2012, 23, 202-209. Reviews: H. Gröger, W. Hummel, S. Borchert, M. Kraußer, „Reduction of Ketones and Aldehydes to Alcohols” in: Enzymes in Organic Synthesis (Hrsg. K. Drauz, H. Gröger, O. May), 3. Auflage, Wiley-VCH, Weinheim, 2012. H. Gröger, S. Borchert, M. Kraußer and W. Hummel, „Enzyme-Catalyzed Asymmetric Reduction of Ketones” in: Encyclopedia of Industrial Biotechnology: Bioprocess, Bioseparation and Cell Technology (editor: M.C. Flickinger), 7th edition, John Wiley & Sons, Hoboken, New Jersey, 2010, volume 3, p. 2094-2110. Poster: Sonja Borchert, B. Blumenröder, E. Burda, W. Hummel, H. Gröger, Combination of a Palladium-catalyzed suzuki cross-coupling reaction with an asymmetric biotransformation towards a one-pot reaction in aqueous medium, 10th Biotrans Congress, Giardini Naxos, 2. Oktober – 6. September 2011 Sonja Borchert, E. Burda, W. Hummel, H. Gröger, Combination of a Palladium-catalyzed suzuki cross-coupling reaction with an asymmetric biotransformation towards a one-pot reaction in aqueous medium, 3rd EuCheMS Chemistry Congress, Nürnberg, 29. August – 2. September 2010 Danksagung: Mein Dank gilt zuerst Herrn Prof. Dr. Harald Gröger, der mir die Möglichkeit zur Promotion gegeben und der in uns Vertrauen gesetzt hat selbständig die spannenden Themen in Erlangen erfolgreich weiterzuführen. Außerdem möchte ich mich ganz herzlich bei unseren Kooperationspartnern für die Bereitstellung der Enzyme bedanken. Im Rahmen des ChemBioTech-Projekts danke ich vor allem Herrn Prof. Dr. Werner Hummel und seinen Mitarbeitern vom Institut für Molekulare Enzymtechnologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf: Carsten Lanzerath stellte die Enzyme im Rahmen des ChemBioTech-Projekts her, Thorsten Rosenbaum unterstützte meine Forschungsarbeit durch die Herstellung der ADHs und insbesondere der partiell gereinigten Lk-ADH. Mein Dank geht auch an meine „neuen“ Chefs Dr. Ulf Menyes und Dr. Rainer Wardenga für ihre Unterstützung und Geduld. Vielen Dank an alle derzeitigen und ehemaligen Labor- und Arbeitskollegen, im Arbeitskreis Gröger und darüber hinaus, v.a. Svenja Staudt und Dr. Sabine Simon, sowie meinen Kollegen bei der Enzymicals AG, allen voran Dr. Ute Liebelt und Philipp Süss für das Korrekturlesen. Besonders möchte ich mich auch bei Katharina Tenbrink und Svenja Staudt bedanken, mit denen ich gemeinsame Projekte bearbeitet habe, für die gute Zusammenarbeit bedanken. Sehr wichtig für das Fortschreiten dieser Arbeit waren aus meiner Sicht der wissenschaftliche Austausch und die konstruktiven Diskussionsrunden mit Harald Maid, Philipp Böhm, Svenja Staudt, Nadja Wunderlich und Rainer Lippert. Weiterhin möchte ich mich ganz herzlich bei den Angestellten des Instituts der Organischen Chemie für die Unterstützung im Laboralltag und im Verwaltungsbereich bedanken. Ohne diesen Beitrag wäre meine Dissertation nur schwer zu realisieren gewesen. Auch meinen ehemaligen Praktikanten, allen voran Felix Held, sei an dieser Stelle für die Durchführung einiger Synthesen gedankt. Ein großes Dankeschön an meine Freunde für die schöne Zeit in Erlangen und überall sonst auf der Welt. Mein ganz besonderer Dank gilt meiner Familie für die großartige Unterstützung. Egal wieviele Kilometer uns trennen, dank Telefon sind sie doch immer da. INHALTSVERZEICHNIS I. Inhaltsverzeichnis I. Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................... I II. Abbildungsverzeichnis ............................................................................................. IX III. Tabellenverzeichnis ............................................................................................... XVII IV. Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................... XXI 1 Einleitung .................................................................................................................... 1 2 Motivation und Zielsetzung ....................................................................................... 3 3 Enantioselektive Synthese von β-Aminosäurederivaten durch organokatalysierte Aza-Michael-Reaktion ................................................................................................ 7 4 3.1 Einleitung ................................................................................................... 7 3.2 Stand der Wissenschaft ............................................................................. 8 3.3 Ziel der Arbeit............................................................................................14 3.4 Ergebnisse und Diskussion .......................................................................15 3.4.1 Reproduktion der Literatur.........................................................................15 3.4.2 Einfluss der Katalysatorstruktur auf die Enantioselektivität ........................15 3.4.3 Einfluss der Reaktionstemperatur .............................................................16 3.5 Zusammenfassung des Teilkapitels ..........................................................19 Kombination von Palladiumkatalyse und Biokatalyse zur enantioselektiven Synthese eines Alkohols und dessen Umsetzung zum chiralen Amin .................21 4.1 Einleitung ..................................................................................................21 4.2 Stand der Wissenschaft ............................................................................23 4.2.1 Vorstellung der Konzepte Mehrstufen-Eintopfreaktion und Tandemreaktion ..................................................................................................................23 4.2.2 Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium ....................................24 I INHALTSVERZEICHNIS 4.2.3 Enzymatische Reduktion ...........................................................................27 4.2.4 Chemoenzymatische Eintopfreaktionen ....................................................30 4.2.5 Synthese chiraler Amine mittels Substitutionsreaktion ..............................31 4.3 Ziel der Arbeit............................................................................................33 4.4 Ergebnisse und Diskussion .......................................................................36 4.4.1 Etablierung der Suzuki-Reaktion in wässrigem Medium unter Verwendung von PdCl2 und TPPTS ...............................................................................36 4.4.1.1 Verwendung von Triethylamin als Base ....................................................36 4.4.1.2 Verwendung von Natriumcarbonat als Base..............................................38 4.4.1.3 Verwendung von Natriumhydrogencarbonat als Base ...............................39 4.4.1.4 Verwendung von Puffersystemen..............................................................40 4.4.1.5 Eignung der Basen im Hinblick auf eine Tandemreaktion..........................41 4.4.1.6 Variation der Kupplungspartner .................................................................43 4.4.2 Photometertest zur Bestimmung der Enzymaktivität .................................48 4.4.2.1 Photometertest mit ADH aus Rhodococcus sp. (Rohextrakt) ....................48 4.4.2.2 Photometertest mit ADH aus Lactobacillus kefir (Rohextrakt) ...................50 4.4.3 Untersuchung potentiell inhibierender Faktoren aus der Palladiumkatalyse im Hinblick auf eine Eintopf- oder Tandemreaktion ...................................51 4.4.3.1 Photometertests mit ADH aus Rhodococcus sp. zur Untersuchung inhibierender Faktoren aus der Palladiumkatalyse ....................................52 4.4.3.2 Photometertests mit ADH aus Lactobacillus kefir zur Untersuchung der Enzymaktivität in Abhängigkeit vom pH-Wert ............................................55 II 4.4.4 Enzymatische Reduktion ...........................................................................56 4.4.4.1 Enzymatische Reduktion mit ADH aus Rhodococcus sp. ..........................57 4.4.4.2 Enzymatische Reduktion mit ADH aus Lactobacillus kefir (Rohextrakt).....59 INHALTSVERZEICHNIS 4.4.5 Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumcarbonat als Base ............62 4.4.5.1 Eintopfreaktion mit ADH aus Rhodococcus sp. .........................................62 4.4.5.2 Eintopfreaktion mit ADH aus Lactobacillus kefir ........................................63 4.4.6 Maßstabsvergrößerung der Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumcarbonat als Base .........................................................................65 4.4.6.1 Durchführung der Suzuki-Kupplung im vergrößerten Labormaßstab und Reduktion der Katalysatorbeladung ..........................................................65 4.4.6.2 Durchführung der Eintopfreaktion im vergrößerten Labormaßstab ............67 4.4.7 Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumhydrogencarbonat als Base ..................................................................................................................68 4.4.8 Kombination von Palladiumkatalyse und Biotransformation in einer Tandemreaktion ........................................................................................73 4.4.8.1 Untersuchung inhibierender Faktoren aus der enzymatischen Reduktion auf die Suzuki-Kupplung ...........................................................................73 4.4.8.2 Eigenschaften der partiell gereinigten ADH aus Lactobacillus kefir ...........77 4.4.8.3 Enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon 5 mit gereinigter ADH aus L. kefir ................................................................................................82 4.4.8.4 Durchführung der Tandemreaktion unter Verwendung partiell gereinigter ADH aus L. kefir ........................................................................................84 4.4.9 Überführung des chiralen Alkohols 6 in das korrespondierende Amin 7 in einer Substitutionsreaktion ........................................................................92 5 4.4.9.1 Mitsunobu-Reaktion ..................................................................................93 4.4.9.2 Hydrazinolyse ...........................................................................................98 4.5 Zusammenfassung des Teilkapitels ........................................................100 Enzymatische Oxidation natürlicher Aminosäuren zu α-Ketosäuren..................101 5.1 Einleitung ................................................................................................101 III INHALTSVERZEICHNIS 5.2 Stand der Wissenschaft ..........................................................................103 5.3 Ziel der Arbeit..........................................................................................113 5.4 Ergebnisse und Diskussion .....................................................................114 5.4.1 Photometertests zur Aktivitätsbestimmung ..............................................114 5.4.1.1 Aktivität der Leucindehydrogenasen aus Bacillus cereus ........................116 5.4.1.2 Aktivität der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis..............................116 5.4.2 Eigenschaften der Enzyme .....................................................................117 5.4.2.1 Lagerstabilität..........................................................................................118 5.4.2.2 Test der Enzyme auf Inhibierung mittels Photometer ..............................120 5.4.3 Analytik – Umsatzbestimmung mittels 1H-NMR-Spektroskopie für Umsetzungen von L-Valin zu α-Ketovalin ................................................124 5.4.4 Umsetzungen von L-Valin mit Leucindehydrogenase unter Verwendung von NADH-Oxidase zur Cofaktorregenerierung .............................................126 5.4.4.1 Benchmarkreaktion und Reproduzierbarkeit ...........................................126 5.4.4.2 Einfluss der Rührgeschwindigkeit............................................................128 5.4.4.3 Nachdosieren verschiedener Komponenten während der Reaktion ........130 5.4.4.4 Einfluss von FAD auf den Reaktionsverlauf.............................................133 5.4.4.5 Präparative Untersuchungen zur Produktinhibierung ..............................135 5.4.4.6 Einfluss der Menge an NADH-Oxidase im präparativen Ansatz ..............137 5.4.4.7 Variation der Cofaktorkonzentration im Ansatz........................................138 5.4.5 Umsetzungen mit LeuDH unter Verwendung eines Eisen-Porphyrins als alternatives Cofaktorregenerierungssystem ............................................140 IV 5.4.5.1 Benchmarkreaktion .................................................................................141 5.4.5.2 Kontrollexperimente ................................................................................142 5.4.5.3 Einfluss der Rührgeschwindigkeit............................................................143 INHALTSVERZEICHNIS 5.4.5.4 Einfluss der Eisenporphyrin-Menge .........................................................144 5.4.5.5 Variation des pH-Werts ...........................................................................146 5.4.5.6 Stabilität der Ketosäure in Abhängigkeit des pH-Werts ...........................148 5.5 Zusammenfassung des Teilkapitels ........................................................150 6 Zusammenfassung..................................................................................................151 7 Summary..................................................................................................................159 8 Experimenteller Teil ................................................................................................167 8.1 Verwendete Chemikalien und Geräte ......................................................167 8.2 Synthesen und analytische Daten der Produkte ......................................171 8.2.1 (Enantioselektive) Synthese von β-Aminosäurederivaten durch organokatalysierte Aza-Michael-Reaktion ...............................................171 8.2.1.1 Allgemeine Arbeitsvorschrift 1 (AAV 1): Phasentransfer-katalysierte AzaMichael-Reaktion ....................................................................................171 8.2.1.2 Allgemeine Arbeitsvorschrift 2 (AAV 2): Gefrierpunktbestimmung ...........175 8.2.2 Kombination von Palladiumkatalyse und Biokatalyse zur enantioselektiven Synthese eines Alkohols und dessen Umsetzung zum chiralen Amin .....176 8.2.2.1 Allgemeine Arbeitsvorschrift 3 (AAV 3): Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium mit Triethylamin als Base ...........................................176 8.2.2.2 Allgemeine Arbeitsvorschrift 4 (AAV 4): Etablierung der Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium mit Na2CO3 als Base ................................180 8.2.2.3 Allgemeine Arbeitsvorschrift 5 (AAV 5): Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium mit NaHCO3 als Base.................................................182 8.2.2.4 Allgemeine Arbeitsvorschrift 6 (AAV 6): „basenfreie“ Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium .................................................................185 8.2.2.5 Allgemeine Arbeitsvorschrift 7 (AAV 7): Eignung der Basen bzgl. ihres pHWerts ......................................................................................................187 V INHALTSVERZEICHNIS 8.2.2.6 Allgemeine Arbeitsvorschrift 8 (AAV 8): Synthese racemischer Alkohole mittels Natriumborhydridreduktion [172] ..................................................187 8.2.2.7 Allgemeine Arbeitsvorschrift 9 (AAV 9): Substitution der Phenylboronsäure durch Phenylboronsäurepinakolester in der Suzuki-Kupplung .................190 8.2.2.8 Allgemeine Arbeitsvorschrift 10 (AAV 10): Photometertest zur Bestimmung der Enzymaktivität (in Abhängigkeit vom Substrat)..................................192 8.2.2.9 Allgemeine Arbeitsvorschrift 11 (AAV 11): Photometertest zur Bestimmung des Einflusses verschiedener Additive aus der Suzuki-Kupplung auf die ADHs ......................................................................................................195 8.2.2.10 Allgemeine Arbeitsvorschrift 12 (AAV 12): Photometertest zur Bestimmung der Enzymaktivität in Abhängigkeit vom pH-Wert ....................................199 8.2.2.11 Allgemeine Arbeitsvorschrift 13 (AAV 13): Enzymatische Reduktion unter Substrat-gekoppelter Cofaktorregenerierung...........................................201 8.2.2.12 Allgemeine Arbeitsvorschrift 14 (AAV 14): Eintopfreaktion mit Na2CO3 als Base .......................................................................................................206 8.2.2.13 Allgemeine Arbeitsvorschrift 15 (AAV 15): Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg A .........................................................................................211 8.2.2.14 Allgemeine Arbeitsvorschrift 16 (AAV 16): Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg B .........................................................................................213 8.2.2.15 Allgemeine Arbeitsvorschrift 17 (AAV 17): Untersuchung auf limitierende Faktoren in der Suzuki-Kupplung ............................................................214 8.2.2.16 Allgemeine Arbeitsvorschrift 18 (AAV 18): Tandemreaktion mit NaHCO3 als Base und gereinigter Lk-ADH ..................................................................218 8.2.2.17 Allgemeine Arbeitsvorschrift 19 (AAV 19): Einfluss der Verdünnung auf die Suzuki-Kreuzkupplung ............................................................................220 VI 8.2.2.18 Allgemeine Arbeitsvorschrift 20 (AAV 20): Mitsunobu-Reaktion ..............222 8.2.2.19 Allgemeine Arbeitsvorschrift 21 (AAV 21): Hydrazinolyse........................227 8.2.3 Enzymatische Oxidation natürlicher Aminosäuren zu α-Ketosäuren........231 INHALTSVERZEICHNIS 8.2.3.1 Allgemeine Arbeitsvorschrift 22 (AAV 22): Aktivitätsbestimmung der Leucindehydrogenase aus Bacillus species ............................................231 8.2.3.2 Aktivitätsbestimmung der Glutamat-Dehydrogenasen für L-Valin ............234 8.2.3.3 Allgemeine Arbeitsvorschrift 23 (AAV 23): Aktivitätsbestimmung der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis .................................................235 8.2.3.4 Allgemeine Arbeitsvorschrift 24 (AAV 24): Umsatzbestimmung mittels 1 H-NMR-Spektroskopie ...........................................................................238 8.2.3.5 Umsatzbestimmung für die Umsetzungen von L-Valin in Gegenwart von Fe-TSPP (10) ..........................................................................................240 8.2.3.6 Allgemeine Arbeitsvorschrift 25 (AAV 25): Oxidation von L-Valin (8a) unter Verwendung von NADH-Oxidase zur Cofaktorregenerierung im Maßstab von 1.5 ml ...............................................................................................242 8.2.3.7 Allgemeine Arbeitsvorschrift 26 (AAV 26): Oxidation von L-Valin (8a) unter Verwendung von NADH-Oxidase zur Cofaktorregenerierung im Maßstab 5 ml .........................................................................................................243 8.2.3.8 Variation der NOx-Menge........................................................................246 8.2.3.9 Einfluss der Cofaktorkonzentration..........................................................247 8.2.3.10 Allgemeine Arbeitsvorschrift 27 (AAV 27): Einfluss verschiedener Komponenten (Nachdosieren) ................................................................248 8.2.3.11 Allgemeine Arbeitsvorschrift 28 (AAV 28): Untersuchung des Reaktionssystems auf Produktinhibierung ...............................................251 8.2.3.12 Allgemeine Arbeitsvorschrift 29 (AAV 29): Oxidation von L-Valin (8a) unter Verwendung von Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung ....................253 9 8.2.3.13 Allgemeine Arbeitsvorschrift 30 (AAV 30): Kontrollexperimente ..............255 8.2.3.14 Stabilitätsuntersuchung der Ketosäure in Abhängigkeit vom pH-Wert .....257 Appendix ..................................................................................................................258 9.1 Produktisolierung von Ketovalin ..............................................................258 9.2 Experimenteller Teil ................................................................................258 VII INHALTSVERZEICHNIS 10 VIII 9.2.1 Verwendete Geräte und Chemikalien ......................................................258 9.2.2 Bestimmung der Löslichkeitsgrenze von Ketovalin ..................................258 9.2.3 Produktisolierung mittels Fällung.............................................................259 9.2.4 Produktisolierung mittels Extraktion ........................................................260 Literaturverzeichnis ................................................................................................261 ABBILDUNGSVERZEICHNIS II. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1.1 Paclitaxel ...................................................................................................... 1 Abbildung 1.2 Struktur von Odanacatib ............................................................................... 2 Abbildung 1.3 Gleichgewichtsreaktion zur Umwandlung einer α-Aminosäure in die analoge α-Ketosäure........................................................................................................................... 2 Abbildung 2.1 Ziel dieser Arbeit ........................................................................................... 3 Abbildung 2.2 Phasentransfer-katalysierte Synthese chiraler β-Aminosäurederivate ........... 4 Abbildung 2.3 Synthese der chiralen Biarylamin-Substruktur ............................................... 5 Abbildung 2.4 Enzymatische Oxidation von α-Aminosäuren ................................................ 6 Abbildung 3.1 Retrosynthestische Analyse zur Synthese von β-Aminosäuren [18] .............. 8 Abbildung 3.2 Möglichkeiten der asymmetrischen Induktion in der Aza-Michael-Reaktion [43] ........................................................................................................................................ 9 Abbildung 3.3 Bildung des chiralen Ionenpaars ..................................................................11 Abbildung 3.4 Intramolekulare Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion .............11 Abbildung 3.5 Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion als Teil einer Ringschlussreaktion .............................................................................................................12 Abbildung 3.6 Intermolekulare Aza-Michaelreaktion ...........................................................12 Abbildung 3.7 Auswahl an chiralen Phasentransferkatalysatoren in der intermolekularen Aza-Michael-Reaktion [11] ...................................................................................................13 Abbildung 3.8 Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion [65] ...............................14 Abbildung 3.9 Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion ......................................15 Abbildung 3.10 Einfluss der Katalysatorstruktur auf die Phasentransfer-katalysierte AzaMichael-Reaktion..................................................................................................................16 Abbildung 3.11 Aza-Michael-Reaktion zur Synthese von 3a unter optimierten Bedingungen .............................................................................................................................................19 Abbildung 4.1 Biarylethylaminstruktur von Odanacatib .......................................................21 Abbildung 4.2 Aufbau der Biarylethylamin-Einheit in Odanacatib ........................................21 IX ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 4.3 Veranschaulichung des Reaktionskonzepts einer Tandemreaktion ..............23 Abbildung 4.4 Naturstoffe Dragmacidin F und Dynemicin A ................................................24 Abbildung 4.5 Mechanismus der Suzuki-Kreuzkupplung [76]..............................................25 Abbildung 4.6 Tris(3-Sulfonylphenyl)phosphin (TPPTS) 20 ................................................26 Abbildung 4.7 Suzuki-Kupplung in wässrigem Medium bei Raumtemperatur ......................27 Abbildung 4.8 Enzymatische Route zur Herstellung von Montelukast 23 ............................28 Abbildung 4.9 Substrat-gekoppelte Cofaktorregenerierung .................................................29 Abbildung 4.10 Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion .....................................................................................................................30 Abbildung 4.11 Umsetzung chiraler Hydroxyether zum Aminoether [72] .............................32 Abbildung 4.12 Mechanismus der Mitsunobu-Reaktion ......................................................33 Abbildung 4.13 Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion .....................................................................................................................34 Abbildung 4.14 Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Tandemreaktion ...................................................................................................................34 Abbildung 4.15 Umsetzung des Alkohols 6 zum Amin 7 unter Inversion des Stereozentrums .............................................................................................................................................35 Abbildung 4.16 Suzuki-Kupplung bei Raumtemperatur mit Triethylamin als Base ..............36 Abbildung 4.17 Suzuki-Kupplung mit Natriumcarbonat als Base .........................................38 Abbildung 4.18 Suzuki-Kupplung in Gegenwart von NaHCO3 als Base ..............................39 Abbildung 4.19 "Basenfreie" Suzuki-Kupplung....................................................................41 Abbildung 4.20 Verschiedene Sequenzen zum Zielprodukt 6 .............................................44 Abbildung 4.21 alternativer Syntheseweg von 5 mittels Suzuki-Kupplung...........................47 Abbildung 4.22 Photometertest zur Aktivitätsbestimmung der ADHs ..................................48 Abbildung 4.23 Formel zur Bestimmung der volumetrischen Enzymaktivität .......................48 Abbildung 4.24 Einfluss verschiedener Additive auf die Aktivität der ADH aus Rhodococcus sp. ..................................................................................................................52 Abbildung 4.25 Einfluss von TPPTS auf die ADH aus Rhodococcus sp..............................53 Abbildung 4.26 Einfluss von Palladiumchlorid auf die ADH aus Rhodococcus sp. ..............53 Abbildung 4.27 Einfluss von Phenylboronsäure auf die ADH aus Rhodococcus sp. ...........54 X ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 4.28 Einfluss des Boronsäurepinakolesters auf die ADH aus Rhodococcus sp. .55 Abbildung 4.29 Enzymatische Reduktion unter Substrat-gekoppelter Cofaktorregenerierung .............................................................................................................................................57 Abbildung 4.30 Enzymatische Reduktion von 4‘-Iodacetophenon (4) mit ADH aus L. kefir .61 Abbildung 4.31 Schematische Darstellung zur Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion (Weg A) ..................................................62 Abbildung 4.32 Eintopfreaktion mit ADH aus Rhodococcus sp. unter Verwendung von Na2CO3 als Base ..................................................................................................................63 Abbildung 4.33 Benchmark für die Eintopfreaktion im kleinen Maßstab (ADH aus L.kefir) ..67 Abbildung 4.34 Erweiterter Labormaßstab der Eintopfreaktion ...........................................67 Abbildung 4.35 Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg B..........................................72 Abbildung 4.36 Untersuchung auf die Kupplung inhibierende Faktoren ..............................74 Abbildung 4.37 Einfluss des Cofaktors auf die Suzuki-Kupplung ........................................74 Abbildung 4.38 Einfluss verschiedener Additive auf die ADH aus L. kefir (gereinigt) ..........79 Abbildung 4.39 Einfluss des Liganden TPPTS (Puffer pH 7)...............................................80 Abbildung 4.40 Einfluss von Palladiumchlorid (Puffer pH 7)................................................80 Abbildung 4.41 Einfluss von Phenylboronsäure (Puffer pH 7) .............................................81 Abbildung 4.42 Tandemreaktion mit gereinigter ADH aus L. kefir .......................................84 Abbildung 4.43 Proof of Concept der Tandemreaktion mit gereinigter ADH aus L. kefir......85 Abbildung 4.44 Kontrollexperimente bzgl. des Verdünnungseffekts ....................................86 Abbildung 4.45 Überführung des Alkohols 6 in das chirale Amin 7 .....................................93 Abbildung 4.46 1H-NMR-Spektrum des Rohprodukts 28 .....................................................95 Abbildung 4.47 1H-NMR-Spektrum des gereinigten Produkts 28 ........................................95 Abbildung 4.48 1H-NMR-Spektrum des Edukts 6 ................................................................96 Abbildung 4.49 Eliminierung und Addition von Wasser an Alkohol 6...................................96 Abbildung 4.50 Alkohol 39 ..................................................................................................97 Abbildung 4.51 Hydrazinolyse von 2-(1-(4-Biphenyl)ethyl)isoindolin-1,3-dion 28 ................98 Abbildung 4.52 Synthese von rac-7 mittels Hydrazinolyse ..................................................99 Abbildung 4.53 Synthese von (S)-7 mittels Hydrazinolyse ..................................................99 XI ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 5.1 Die acht essentiellen Aminosäuren ............................................................101 Abbildung 5.2 Auswahl an α-Ketosäuren, die in der Ernährungstherapie zur Anwendung kommen .............................................................................................................................102 Abbildung 5.3 α-Ketoglutarat ............................................................................................103 Abbildung 5.4 Enzymatische Synthese von Ketovalin (9a) ...............................................103 Abbildung 5.5 Chemische Synthese von Ketovalin 9a über das Oxazolon 41 ...................104 Abbildung 5.6 Reaktionsschema der von Aminosäuredehydrogenasen katalysierten Reaktionen .........................................................................................................................105 Abbildung 5.7 Synthese von D-tert-Leucin unter in situ Cofaktorregenerierung mit NOx [149] ...........................................................................................................................................106 Abbildung 5.8 Enzymatische Oxidation von Mononatriumglutamat (8i) zur Synthese von α-Ketoglutarat (9i) [10] .......................................................................................................107 Abbildung 5.9 Bruttogleichung einer H2O2-bildenden (1) und einer H2O-bildenden NOx (2) ...........................................................................................................................................108 Abbildung 5.10 Selektive Oxidation von rac-Phenylethanol (rac-35) [125] ........................109 Abbildung 5.11 Oxidation von Cyclohexanol unter biomimetischer Cofaktorregenerierung [158] ...................................................................................................................................110 Abbildung 5.12 Struktur von Fe-TSPP (10) [127] ..............................................................111 Abbildung 5.13 Oxidation von Cyclooctanol unter Fe-TSPP-vermittelter Cofaktorregenerierung........................................................................................................111 Abbildung 5.14 Mechanismus der Fe-TSPP-vermittelten Cofaktorregenerierung [127] .....112 Abbildung 5.15 angestrebte Zielprodukte..........................................................................113 Abbildung 5.16 Reaktionsschema zur Oxidation von L-Aminosäuren unter in situ Cofaktorregenerierung........................................................................................................114 Abbildung 5.17 Reaktionsgleichung des Photometertests zur Bestimmung der NOx-Aktivität ...........................................................................................................................................115 Abbildung 5.18 Reaktionsgleichung des Photometertests zur Bestimmung der Aminosäuredehydrogenase-Aktivität bezogen auf L-Valin 8a .............................................115 Abbildung 5.19 Aktivität der gereinigten LeuDH ................................................................116 Abbildung 5.20 Untersuchung der LeuDH auf Inhibierung (mittels Photometertest) ..........120 Abbildung 5.21 Untersuchung der NADH-Oxidase auf Inhibierung (mittels Photometertest) ...........................................................................................................................................120 XII ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 5.22 Untersuchung der LeuDH auf Produktinhibierung ....................................121 Abbildung 5.23 Produktinhibierung der LeuDH in Abhängigkeit der Ketovalin-Konzentration ...........................................................................................................................................121 Abbildung 5.24 Untersuchung der NOx auf Produktinhibierung ........................................122 Abbildung 5.25 Einfluss von Ketovalin 9a auf die NOx......................................................122 Abbildung 5.26 Untersuchung der NOx auf Substratinhibierung .......................................123 Abbildung 5.27 Einfluss von L-Valin (8a) auf die NOx .......................................................124 Abbildung 5.28 1H-NMR-Spektrum einer 1:1-Mischung von Ketovalin 9a und L-Valin 8a ..125 Abbildung 5.29 Benchmarkreaktion im Maßstab 5 ml .......................................................126 Abbildung 5.30 Reaktionsverlaufs der Benchmarkreaktion zur Oxidation von L-Valin (8a) 127 Abbildung 5.31 Reproduzierbarkeit der Benchmarkreaktion unter Verwendung verschiedener Enzymchargen (analog Tabelle 8.37) .........................................................128 Abbildung 5.32 Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf die Oxidation von L-Valin ...............129 Abbildung 5.33 Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf den Reaktionsverlauf .....................129 Abbildung 5.34 Nachdosieren verschiedener Komponenten (LeuDH, NOx, NAD+) ...........130 Abbildung 5.35 Nachdosieren von NADH-Oxidase ...........................................................131 Abbildung 5.36 Nachdosieren von LeuDH ........................................................................132 Abbildung 5.37 Nachdosieren von NAD+ ..........................................................................133 Abbildung 5.38 FAD .........................................................................................................134 Abbildung 5.39 Variation der FAD-Konzentration im Ansatz .............................................134 Abbildung 5.40 Einfluss der FAD-Konzentration auf den Reaktionsverlauf .......................135 Abbildung 5.41 Untersuchung des Reaktionssystems auf Produktinhibierung ..................136 Abbildung 5.42 Präparative Untersuchung des Reaktionssystems auf Produktinhibierung ...........................................................................................................................................137 Abbildung 5.43 Variation der NOx-Menge im Ansatz ........................................................138 Abbildung 5.44 Reaktionsverlauf bei Variation der NOx-Menge im Ansatz .......................138 Abbildung 5.45 Einfluss des Cofaktors NAD+ ....................................................................139 Abbildung 5.46 Reaktionsverlauf unter Variation der NAD+-Konzentration ........................139 Abbildung 5.47 Oxidation von L-Valin (8a) unter Verwendung von Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung........................................................................................................140 XIII ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 5.48 Oxidation von L-Valin unter Verwendung von Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung........................................................................................................141 Abbildung 5.49 Reaktionsverlauf der Benchmarkreaktion (Fe-TSPP zur Cofaktorregenerierung) ......................................................................................................142 Abbildung 5.50 Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf das Reaktionssystem mit Fe-TSPP ...........................................................................................................................................143 Abbildung 5.51 Graphische Darstellung der Vergleichsexperimente analog Abbildung 5.50 ...........................................................................................................................................144 Abbildung 5.52 Einfluss der Eisenporphyrinmenge ...........................................................145 Abbildung 5.53 Einfluss der Eisenporphyrin-Menge auf den Reaktionsverlauf ..................145 Abbildung 5.54 Variation des Reaktionsmediums und des pH-Werts................................146 Abbildung 5.55 Reaktionsverlauf bei variiertem Reaktionsmedium ...................................147 Abbildung 5.56 Schematische Darstellung des FeTSPP-Dimers (zur besseren Übersicht wurden die Sulfonatophenylgruppen nicht berücksichtigt) ..................................................148 Abbildung 5.57 Vergleich der 1H-NMR-Spektren von 9a bei unterschiedlichen pH-Werten ...........................................................................................................................................148 Abbildung 5.58 Isobutyraldehyd (46) und dessen Hydrat (47)...........................................149 Abbildung 5.59 Optimierter Prozess zur enzymatischen Oxidation von L-Valin (8a)..........150 Abbildung 6.1 Aza-Michael-Reaktion zur Synthese von 3a unter optimierten Bedingungen ...........................................................................................................................................151 Abbildung 6.2 Suzuki-Kupplung in wässrigem Medium bei Raumtemperatur ....................152 Abbildung 6.3 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit Na2CO3 als Base .................................153 Abbildung 6.4 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base................................153 Abbildung 6.5 Eintopfreaktion unter veränderter Sequenz ................................................154 Abbildung 6.6 Ergebnisse der enzymatischen Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon 5 ....155 Abbildung 6.7 Realisierung der Tandemreaktion ..............................................................155 Abbildung 6.8 Umsetzung des chiralen Alkohols 6 mittels SN2-Reaktion unter MitsunobuBedingungen ......................................................................................................................156 Abbildung 6.9 Optimierter Prozess zur enzymatischen Oxidation von L-Valin (8a) (enzymatische Cofaktorregenerierung)...............................................................................157 XIV ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 6.10 Optimierter Prozess zur enzymatischen Oxidation von L-Valin 8a (biomimetische Cofaktorregenerierung mittels Fe-TSPP 10) ..............................................158 Scheme 7.1 Synthesis of β-amino acid derivative 3a via aza-Michael-reaction under optimised conditions ...........................................................................................................159 Scheme 7.2 Suzuki cross-coupling reaction in aqueous medium at room temperature ......160 Scheme 7.3 Results of the one-pot reaction using Na2CO3 as base ..................................161 Scheme 7.4 Results of the one-pot reaction using NaHCO3 as base .................................161 Scheme 7.5 Variation of the reaction sequence in the one-pot reaction .............................162 Scheme 7.6 Results for the enzymatic reduction of biaryl ketone 5....................................163 Scheme 7.7 Combination of a Suzuki cross-coupling reaction and a biotransformation in a tandem-reaction .................................................................................................................163 Scheme 7.8 SN2-substitution reaction using Mitsunobu reaction conditions .......................164 Scheme 7.9 Optimised process conditions for the enzymatic oxidation of L-valine 8a (enzymatic cofactor regeneration) ......................................................................................165 Scheme 7.10 Optimised process conditions for the enzymatic oxidation of L-valine 8a (biomimetic cofactor regeneration using Fe-TSPP) ............................................................166 Abbildung 8.1 Phasentransferkatalysierte Aza-Michael-Reaktion .....................................171 Abbildung 8.2 Suzuki-Kupplung mit Triethylamin als Base ...............................................176 Abbildung 8.3 Suzuki-Kupplung mit Natriumcarbonat als Base.........................................180 Abbildung 8.4 Suzuki-Kupplung unter Verwendung von NaHCO3 als Base ......................182 Abbildung 8.5 Basenfreie Suzuki-Kupplung ......................................................................185 Abbildung 8.6 Synthese racemischer Alkohole .................................................................187 Abbildung 8.7 Suzuki-Kupplung unter Verwendung von Phenylboronsäurepinakolester (30) ...........................................................................................................................................190 Abbildung 8.8 Photometertest zur Bestimmung der Enzymaktivität der ADHs ..................192 Abbildung 8.9 Photometertest bzgl. Einfluss verschiedener Additive ................................195 Abbildung 8.10 Photometertest zur Bestimmung der pH-Abhängigkeit .............................199 Abbildung 8.11 Enzymatische Reduktion unterschiedlich substituierter Acetophenone ....201 Abbildung 8.12 Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumcarbonat als Base ...........206 XV ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 8.13 Eintopfreaktion unter Verwendung von NaHCO3 als Base........................211 Abbildung 8.14 Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Variation der Reaktionssequenz 213 Abbildung 8.15 Untersuchung auf limitierende Faktoren in der Suzuki-Kupplung .............214 Abbildung 8.16 Tandemreaktion mit gereinigter Lk-ADH ..................................................218 Abbildung 8.17 Einfluss der Verdünnung auf die Suzuki-Kreuzkupplung ..........................220 Abbildung 8.18 Umsetzung des Alkohols mit Phthalimid ...................................................222 Abbildung 8.19 Entschützen mit Hydrazin.........................................................................227 Abbildung 8.20 Photometertest zur Aktivitätsbestimmung der LeuDH ..............................231 Abbildung 8.21 Photometertest zur Bestimmung der Aktivität der GluDHs für L-Valin (8a)234 Abbildung 8.22 Aktivitätsbestimmung der NADH-Oxidase ................................................235 Abbildung 8.23 1H-NMR-Spektrum bei Verwendung von 0.5 mg/ml Fe-TSPP ..................241 Abbildung 8.24 1H-NMR-Spektrum bei Verwendung von 2.6 mg/ml Fe-TSPP ..................241 Abbildung 8.25 Enzymatische Oxidation von L-Valin (im Maßstab 1.5 ml) ........................242 Abbildung 8.26 Enzymatische Oxidation von L-Valin (8a) im Maßstab von 5 ml ...............243 Abbildung 8.27 Einfluss verschiedener Komponenten auf das Reaktionssystem (Nachdosieren) ...................................................................................................................248 Abbildung 8.28 Untersuchung des Reaktionssystems auf Produktinhibierung ..................251 Abbildung 8.29 Oxidation von L-Valin unter biomimetischer Cofaktorregenerierung mittels Fe-TSPP (10) .....................................................................................................................253 XVI TABELLENVERZEICHNIS III. Tabellenverzeichnis Tabelle 3.1 Einfluss der Reaktionstemperatur bei Verwendung von 12.5 M NaOH als Base17 Tabelle 3.2 Einfluss der Reaktionstemperatur bei Verwendung 50%-iger KOH (aq.) ...........18 Tabelle 4.1 Mehrfachdurchführung der Suzuki-Kreuzkupplung ............................................37 Tabelle 4.2 Reproduzierbarkeit der Suzuki-Kupplung mit NaHCO3 als Base .......................40 Tabelle 4.3 Ergebnisse der pH-Wert Messungen .................................................................42 Tabelle 4.4 Kupplung von rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol (rac-29) mit Phenylboronsäure (19) ..45 Tabelle 4.5 Verwendung von Phenylboronsäurepinakolester (30) als Kupplungspartner .....46 Tabelle 4.6 Aktivität der ADH aus Rhodococcus sp. für unterschiedlich substituierte Acetophenone ......................................................................................................................49 Tabelle 4.7 Aktivität der ADH aus L. kefir für unterschiedlich substituierte Acetophenone ...50 Tabelle 4.8 Aktivität der ADH aus L. kefir (Rohextrakt) in Abhängigkeit vom pH-Wert .........56 Tabelle 4.9 Enzymatische Umsetzungen von 5 mit der ADH aus Rhodococcus sp..............58 Tabelle 4.10 Ergebnisse der Reduktion von Keton 5 mit ADH aus L. kefir (Rohextrakt) .......60 Tabelle 4.11 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit Na2CO3 als Base (ADH aus L. kefir) .........64 Tabelle 4.12 Reduktion der Katalysatorbeladung in der Suzuki-Kupplung (Scale-up) ..........66 Tabelle 4.13 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg A ......................69 Tabelle 4.14 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg B ......................72 Tabelle 4.15 Einfluss von Protein (HSA) auf die Suzuki-Kupplung .......................................75 Tabelle 4.16 Inhibierender Einfluss des Rohextrakts der ADH aus L. kefir ...........................76 Tabelle 4.17 Aktivität der gereinigten ADH aus L. kefir für unterschiedlich substituierte Acetophenone ......................................................................................................................78 Tabelle 4.18 Aktivität der gereinigten ADH aus L. kefir in Abhängigkeit vom pH-Wert .........82 Tabelle 4.19 Biotransformationen mit verschiedenen Chargen gereinigter Lk-ADH .............83 Tabelle 4.20 Reproduzierbarkeit der Tandemreaktion .........................................................87 Tabelle 4.21 Einfluss der Enzym- bzw. Proteinmenge auf die Produktverteilung .................88 XVII TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 4.22 Einfluss des Palladiumkatalysators auf die Produktverteilung in der Tandemreaktion ...................................................................................................................90 Tabelle 4.23 Einfluss der Reaktionszeit auf die Produktverteilung in der Tandemreaktion ...92 Tabelle 4.24 Umsetzung von rac-6 mit Phthalimid in einer SN2-Reaktion.............................94 Tabelle 4.25 Umsetzungen zum chiralen Produkt 28 ...........................................................98 Tabelle 5.1 Aktivität der verschiedenen Chargen Nox ........................................................117 Tabelle 5.2 Lagerstabilität einer gereinigten LeuDH (Charge 03/2011) ..............................118 Tabelle 5.3 Lagerstabilität zweier Chargen NOx ................................................................119 Tabelle 5.4 Evaluierung der Umsatzbestimmung mittels 1H-NMR-Spektroskopie ..............125 Tabelle 8.1 Ansätze analog AAV 1 unter Variation von Reaktionstemperatur und Base ....175 Tabelle 8.2 Gefrierpunkt der wässrigen Phase ..................................................................175 Tabelle 8.3 Ergebnisse analog AAV 3 bei 86 mM Substratkonzentration ...........................177 Tabelle 8.4 Ergebnisse analog AAV 3 bei 86 mM Substratkonzentration (50% IPA) ..........178 Tabelle 8.5 Ergebnisse analog AAV 3 bei 39 mM Substratkonzentration ...........................179 Tabelle 8.6 Zusammenfassung der Ergebnisse bzgl. Scale-up und Reduktion der Katalysatorbeladung in der Suzuki-Kupplung .....................................................................182 Tabelle 8.7 Ansätze analog zur Synthese von 5 analog AAV 5 ..........................................184 Tabelle 8.8 Ansätze zur Synthese von rac-26 analog AAV 5 .............................................185 Tabelle 8.9 Ergebnisse der pH-Wert-Messungen...............................................................187 Tabelle 8.10 Ergebnisse zur Synthese von rac-6 analog AAV 9 ........................................191 Tabelle 8.11 Ergebnisse der Photometertests mit ADH aus Rhodococcus sp....................193 Tabelle 8.12 Ergebnisse der Photometertests mit ADH aus L. kefir (Rohextrakt) ...............194 Tabelle 8.13 Aktivität der partiell gereinigten ADH aus L. kefir ...........................................195 Tabelle 8.14 Inhibierung der ADH aus Rhodococcus sp. durch verschiedene Additive ......197 Tabelle 8.15 Inhibierung der gereinigten ADH aus L. kefir durch verschiedener Additive ...199 Tabelle 8.16 Ergebnisse der pH-Abhängigkeit der ADH aus L. kefir (Rohextrakt) ..............200 Tabelle 8.17 Ergebnisse der pH-Abhängigkeit der gereinigten ADH aus L. kefir ................201 XVIII TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 8.18 Zusammenfassung der Biotransformationen unter Verwendung der ADH aus Rhodococcus sp. ................................................................................................................203 Tabelle 8.19 Reduktion von 4'-Phenylacetophenon (5) unter Verwendung von ADH aus L. kefir (Rohextrakt) ............................................................................................................205 Tabelle 8.20 Zusammenfassung der Ergebnisse zur Reduktion von 4'-Phenylacetophenon unter Verwendung von Lk-ADH (gereinigt) .........................................................................206 Tabelle 8.21 Zusammenfassung der Ergebnisse der Eintopfreaktion mit Na2CO3 (Lk-ADH) ...........................................................................................................................................209 Tabelle 8.22 Zusammenfassung der Ergebnisse der Eintopfreaktion mit NaHCO3 ............212 Tabelle 8.23 Ergebnisse der Eintopfreaktion bei Variation der Reaktionssequenz .............214 Tabelle 8.24 Einfluss des Cofaktors NADP+ auf die Suzuki-Kupplung ...............................216 Tabelle 8.25 Zusammenfassung der Ergebnisse bzgl. des inhibierenden Einflusses von Lk-ADH Rohextrakt ............................................................................................................217 Tabelle 8.26 Zusammenfassung der Ergebnisse der Tandemreaktion mit gereinigter Lk-ADH ...........................................................................................................................................219 Tabelle 8.27 Zusammenfassung der getesteten Reinigungsmethoden ..............................224 Tabelle 8.28 Zusammenfassung der getesteten Aufarbeitungsmethoden ..........................229 Tabelle 8.29 Aktivität der verschiedenen Chargen LeuDH .................................................232 Tabelle 8.30 Lagerstabilität der LeuDH aus Bacillus cereus (Charge 03/2011) ..................233 Tabelle 8.31 Ergebnisse bzgl. einer Produktinhibierung der LeuDH...................................234 Tabelle 8.32 GluDH-Aktivität für L-Valin (8a) ......................................................................235 Tabelle 8.33 volumetrische Aktivitäten der verwendeten Enzymchargen der NADH-Oxidase ...........................................................................................................................................237 Tabelle 8.34 Lagerstabilität der NADH-Oxidase .................................................................237 Tabelle 8.35 Zusammenstellung der Ergebnisse bzgl. Inhibierung der NOx ......................238 Tabelle 8.36 Kinetikdaten der Benchmarkreaktion .............................................................244 Tabelle 8.37 Kinetikdaten bzgl. Reproduzierbarkeit und Übertragbarkeit ...........................245 Tabelle 8.38 Kinetikdaten zum Einfluss der Rührgeschwindigkeit ......................................245 Tabelle 8.39 Kinetikdaten bzgl. FAD-Variation im Ansatz ..................................................246 Tabelle 8.40 Kinetikdaten bzgl. Variation der NOx-Menge im präparativen Ansatz ............247 Tabelle 8.41 Kinetikdaten bzgl. Einfluss der Cofaktorkonzentration im Ansatz...................248 XIX TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 8.42 Kinetikdaten bzgl. Einfluss von LeuDH (nachdosiert) ....................................249 Tabelle 8.43 Kinetikdaten bzgl. Einfluss der NOx-Menge (nachdosiert) .............................250 Tabelle 8.44 Kinetikdaten bzgl. Einfluss des Cofaktors NAD+ (nachdosiert).......................251 Tabelle 8.45 Kinetikdaten bzgl. Einfluss von Ketovalin im präparativen Ansatz .................252 Tabelle 8.46 Kinetikdaten der Benchmarkreaktion (Fe-TSPP zur Cofaktorregenerierung) .254 Tabelle 8.47 Einfluss der Eisenporphyrin-Menge auf den Reaktionsverlauf .......................254 Tabelle 8.48 Einfluss des pH-Werts auf den Reaktionsverlauf (Fe-TSPP) .........................255 Tabelle 9.1 Überführung von Ketovalin in die organische Phase .......................................260 XX ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS IV. Abkürzungsverzeichnis ADH Alkoholdehydrogenase AD-H-Säule CHIRALPAK® Amolyse tris-(3,5-dimethylphenylcarbamat) AlaDH Alanindehydrogenase aq. wässrig Äq. Äquivalent(e) BM Benchmark bzw. Benchmarkreaktion CDCl3 deuteriertes Chloroform cm Zentimeter COD Cyclooctadien d [cm] Küvettendicke d Dublett d Tag(e) δ [ppm] chemische Verschiebung DC Dünnschichtchromatographie DCM Dichlormethan dd Dublett vom Dublett DEA Dieththylamin DEAD Diethylazadicarboxylat DIAD Diisopropylazadicarboxylat DPPA Diphenylazidophosphat EA Elementaranalyse ee Enantiomerenüberschuss (enantiomeric excess) EI Elektronenstoßionisation EtOAc Ethylacetat f Probenverdünnungsfaktor FAB fast atom bombardment FAD Flavin-Adenin-Dinukleotid Fe-TSPP Eisen-(III)-chloro-5,10,15,20-tetrakis-4,4‘,4‘‘,4‘‘‘-benzolsulfonsäureporphyrin GluDH Glutamatdehydrogenase aus Clostridium difficile oder Fusobacterium nucleatum h Stunde Hexan Isomerengemisch von Hexan HPLC High Performance Liquid Chromatography XXI ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Hz Hertz IA-Säule CHIRALPAK®-Säule IA, Amylose tris-(3,5-dimethylphenylcarbamat) IB-Säule CHIRALPAK®-Säule IB, Cellulose tris-(3,5-dimethylphenylcarbamat) IPA iso-Propanol i-PrOH iso-Propanol IR Infrarot J skalare Kopplungskonstante [Hz] kDa Kilodalton l Liter LB-ADH Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus brevis LeuDH Leucindehydrogenase aus Bacillus cereus oder Bacillus stearothermophilus (Lyophilisat) Lk-ADH Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus kefir; so weit nicht anders vermerkt wurde diese ADH als Rohextrakt eingesetzt Kat. Katalysator Konz. Konzentration m Multiplett mg Milligramm m/z Verhältnis Masse zu Ladung MHz Megahertz min Minute(n) ml Milliliter mmol Millimol mol Mol MS Massenspektrometrie MTBE Methyl-tert-butylether MWCO molecular weight cut off NADH Nikotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid (reduzierte Form) + NAD Nikotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid (oxidierte Form) NADPH Nikotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat (reduzierte Form) NADP+ Nikotinsäureamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat (oxidierte Form) n.b. nicht bestimmt nm Nanometer NMR Kernmagnetische Resonanz NOx NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis Ø Durchmesser XXII ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS OJ-H-Säule CHIRALCEL®-Säule OJ-H, Cellulose tris-(4-methylbenzoat) PheDH Phenylalanindehydrogenase ppm parts per million q Quartett R Substituent RF Retentionsfaktor rac racemisch rpm Umdrehung pro Minute (rounds per minute) Rsp-ADH Alkoholdehydrogenase aus Rhodococcus sp. RT Raumtemperatur s Singulett SiO2 Kieselgel t Triplett t Zeit TBAB Tetrabutylammoniumbromid tR Retentionszeit THF Tetrahydrofuran TPPTS Tris(3-Sulfonylphenyl)phosphin Hydrat, Natrium-Salz U Units UF Ultrafiltration U/mL volumetrische Enzymaktivität U/mmol Units/Stoffmenge n(Substrat) UV/Vis Ultraviolett/Visible V Volumen µl Mikroliter -1 ṽ [cm ] Wellenzahl Vg [ml] Gesamtprobenvolumen Vp [ml] Probenvolumen XXIII EINLEITUNG 1 Einleitung Chirale Verbindungen sind essentiell in lebenden Organismen. Insbesondere chirale Alkohole, Amine und Aminosäuren haben eine große Bedeutung. Sie sind gleichzeitig interessante Bausteine, z.B. für die Herstellung von Katalysatoren und pharmazeutischen Wirkstoffen. Betrachtet man die 200 meistverkauften pharmazeutischen Produkte in den USA 2011, so befinden sich darunter besonders viele chirale Aminoverbindungen, z.B. Taxane.[1] Der in Taxol (BMS) und Abraxan (Celgene) enthaltene Wirkstoff Paclitaxel (siehe Abbildung 1.1) repräsentiert die Verbindungsklasse der β-Aminosäurederivate. Taxol wurde zunächst aus der Rinde von Taxus brevifolia, der pazifischen Eibe, isoliert.[2] Mittlerweile sind auch komplexe Totalsynthesen dieser Verbindung bekannt, die als Zytostatikum, insbesondere zur Behandlung bösartiger Tumore im Rahmen einer Chemotherapie, zur Anwendung kommt.[3,4] Abbildung 1.1 Paclitaxel Ein weiteres pharmazeutisch relevantes chirales Amin stellt Odanacatib (siehe Abbildung 1.2), ein chirales Amin mit einer Biaryleinheit, dar. Diese Substanz wird zur Behandlung von Knochenkrebs und Osteoporose untersucht. Es handelt sich hierbei um einen Cathepsin K Inhibitor. Cathepsin K, eine lysomale Zysteinprotease, spielt eine große Rolle beim Knochenabbau,[5] da sie für die Auflösung der organischen Knochenmatrix in den Osteoklasten zuständig ist.[6] 1 EINLEITUNG Abbildung 1.2 Struktur von Odanacatib Eine weitere bedeutende Verbindungsklasse chiraler Amine stellen die α-Aminosäuren dar. Von den 20 natürlich vorkommenden sind vor allem die essentiellen Aminosäuren (Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin) von Bedeutung.[7,8] Nicht nur die essentiellen Aminosäuren spielen eine zentrale Rolle in lebenden Organismen. Auf Grund bestimmter Erkrankungen oder einer notwendigen Niedrig-Protein-Diät, z.B. bei chronischen Niereninsuffizienz kann es sinnvoll sein anstatt essentielle α-Aminosäuren direkt aufzunehmen, α-Ketosäuren in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zuzuführen.[9] Der Körper ist in der Lage mittels Transaminierung die α-Ketosäuren in die analogen und für den Körper essentiellen α-Aminosäuren umzuwandeln.[10] Abbildung 1.3 Gleichgewichtsreaktion zur Umwandlung einer α-Aminosäure in die analoge α-Ketosäure Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Synthese und Oxidation von chiralen Aminoverbindungen unter Verwendung unterschiedlicher Katalysatorsysteme. Abhängig von der Art der Verbindungsklasse wurden neben Organokatalysatoren auch Metall- und Biokatalysatoren zur Synthese der verschiedenen Zielmoleküle verwendet. 2 MOTIVATION UND ZIELSETZUNG 2 Motivation und Zielsetzung Ziel dieser Arbeit ist die Synthese und die Oxidation chiraler Amino-Verbindungen unter Verwendung verschiedener Katalysatorsysteme. Im ersten Teilkapitel wird für die Synthese chiraler β-Aminosäurederivate über die enantioselektive Aza-Michael-Reaktion auf ein chirales quartäres Ammoniumsalz als Phasentransferkatalysator zum Aufbau des Stereozentrums zurückgegriffen (siehe Abbildung 2.2). Die β-Aminosäurestruktur findet man in verschiedenen Wirkstoffen wieder, z.B. in dem in Abbildung 1.1. dargestellten Zytostatikum Paclitaxel. Im zweiten Teilkapitel wird die chirale Biarylethylamin-Substruktur des pharmazeutisch relevanten Odanacatib (siehe Abbildung 1.2) unter Kombination verschiedenartiger Katalysatoren synthetisiert. Neben der Palladium-katalysierten Suzuki-Kreuzkopplung findet hierbei auch die Biokatalyse in Form einer enzymatischen Reduktion zum Aufbau des Stereozentrums Anwendung. Der Fokus liegt dabei auf der Mehrstufen-Eintopfreaktion zur Synthese des chiralen Biarylalkohols. Dieser chemoenzymatischen Synthese folgt eine klassisch chemische Substitution des Alkohols zum Amin (siehe Abbildung 2.1). Abbildung 2.1 Ziel dieser Arbeit 3 MOTIVATION UND ZIELSETZUNG Im dritten Teilkapitel soll gezeigt werden, dass natürliche α-Aminosäuren, insbesondere L-Valin, interessante Substrate zur Herstellung von α-Ketosäuren darstellen. Mittels Aminosäuredehydrogenasen sollen diese in die korrespondierenden α-Ketosäuren als stickstofffreie Derivate überführt werden (siehe Abbildung 2.1). Enantioselektive Synthese β-Aminosäurederivate chiraler durch organokatalysierte Aza-Michael-Reaktion Auf dem Weg der Aza-Michael-Reaktion zur enantioselektiven Synthese chiraler β-Aminosäurederivate soll ausgehend von einem einfach zugänglichen prochiralen Molekül, dem Crotonsäureethylester 2 und einem asymmetrischen Stickstoffnukleophil (1), ein chirales quartäres Stereozentrums Ammoniumsalz genutzt werden als Phasentransferkatalysator (siehe Abbildung 2.2). zum Der Aufbau des Vorteil von Phasentransferkatalysatoren besteht in ihrer einfachen Verfügbarkeit und der Toleranz von Wasser als vorteilhaftem technischen Lösungsmittel.[11-13] Das Produkt 3 soll mit möglichst hoher Enantioselektivität gebildet werden. Abbildung 2.2 Phasentransfer-katalysierte Synthese chiraler β-Aminosäurederivate Kombination von Palladiumkatalyse mit einer Biotransformation zur Synthese chiraler Alkohole in einer Eintopfreaktion und weitere Umsetzung zum chiralen Amin Als erster Schritt soll mittels Suzuki-Kreuzkupplung und enzymatischer Reduktion der chirale Biarylalkohol 6 hergestellt werden, der dann in weiteren Schritten mittels klassisch chemischer Methoden in einer SN2-Reaktion unter Inversion des Stereozentrums in das chirale Amin 7 überführt werden soll (siehe Abbildung 2.3). In der Biotransformation stehen zwei 4 Alkoholdehydrogenasen zur Verfügung: zum Einen die (R)-selektive MOTIVATION UND ZIELSETZUNG Alkoholdehydrogenase (ADH) aus Lactobacillus kefir und zum Anderen die (S)-selektive ADH aus Rhodococcus species. Durch die Wahl des jeweiligen Biokatalysators sollen so gezielt die beiden Enantiomere synthetisiert werden. O SuzukiKupplung O OH ∗ ADH I 4 5 6 NH 2 SN 2-Reaktion (Inversion) ∗ 7 Abbildung 2.3 Synthese der chiralen Biarylamin-Substruktur Der besondere Fokus in diesem Teilkapitel liegt auf der Kombination von Palladiumkatalysierter Suzuki-Kreuzkupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion zur Steigerung der Prozesseffizienz. Derartige Mehrstufen-Eintopfverfahren sind bereits bekannt.[14-16] In der Literatur noch nicht beschrieben ist die Kombination von Palladiumkatalysierter Suzuki-Kreuzkupplung und Biotransformation (hier im Speziellen der enzymatischen Reduktion) in einer Tandemreaktion. Der Begriff Tandemreaktion bedeutet, dass alle benötigten Komponenten von Anfang an zugegeben werden und beide Reaktionen gleichzeitig ablaufen. Dafür müssen zunächst die Reaktionsbedingungen der Einzelreaktionen in Bezug auf die Reaktionstemperatur, das Reaktionsmedium und dessen pH-Wert aufeinander abgestimmt werden. Als Katalysator in der Suzuki-Kupplung soll neben Palladiumchlorid ein wasserlöslicher Phosphin-Ligand eingesetzt werden. Eine besondere Herausforderung liegt hier in der Kompatibilität des pH-Werts des Reaktionsmediums. Während die Suzuki-Kupplung üblicherweise in stark basischem organischen Medium durchgeführt wird, bevorzugen Alkoholdehydrogenasen ein neutrales wässriges Reaktionsmedium. 5 MOTIVATION UND ZIELSETZUNG Enzymatische Oxidation natürlicher Aminosäuren zu α-Ketosäuren In diesem Teilkapitel sollen natürliche L-Aminosäuren (8) mittels enzymatischer Oxidation in ihre Stickstoff-freien Analoga, die α-Ketosäuren (9), überführt werden (siehe Abbildung 2.4). Als Katalysatoren stehen hier verschiedene Aminosäuredehydrogenasen zur Verfügung, die unter milden Reaktionsbedingungen thermodynamischen Gleichgewichtes arbeiten. dieser Auf Reaktion Grund wird des ein ungünstigen effizientes Cofaktorregenerierungssystem (z.B. eine NADH-Oxidase) benötigt, um einen effizienten Prozess zu gestalten. Zur in situ Cofaktorregenerierung stehen zum Einen eine NADHOxidase aus Lactobacillus brevis (enzymatische Cofaktorregenerierung) und zum Anderen das Eisenporphyrin Fe-TSPP 10 (biomimetische Cofaktorregenerierung) zur Verfügung. In beiden Fällen wird der für die Oxidation der Aminosäure benötigte Cofaktor NAD+ aus der reduzierten Form NADH durch Oxidation mit molekularem Sauerstoff regeneriert. Als Nebenprodukt entsteht lediglich Wasser. Abbildung 2.4 Enzymatische Oxidation von α-Aminosäuren 6 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION 3 Enantioselektive Synthese von β-Aminosäurederivaten durch organokatalysierte Aza-Michael-Reaktion 3.1 Einleitung Enantiomerenreine β-Aminosäuren stellen wertvolle Bausteine zur Herstellung von pharmazeutisch relevanten Verbindungen, Peptidomimetika und Naturstoffen dar.[17,18] Im Gegensatz zu den α-Aminosäuren sind β-Aminosäuren – mit Ausnahme von β-Alanin und β-Aminoisobutansäure – in der Natur deutlich seltener anzutreffen.[17] Einen bemerkenswerter Vertreter der β-Aminosäuren stellt neben dem Zytostatikum Paclitaxel (siehe Abbildung 1.1), das von Bristol-Myers Squibb unter dem Namen TaxolTM vertrieben wird, der Wirkstoff Sitagliptin als Antidiabetikum dar.[19,20] Biokatalytisch können chirale β-Aminosäuren durch enzymatische Racematspaltung, z.B. von β-Aminosäureestern, oder wie im Fall von Sitagliptin mittels Transaminierung von β-Ketosäurederivaten hergestellt werden.[19] Darüber Hinaus sind β-Aminosäuren durch eine Vielzahl chemischer Reaktionen zugänglich. Die wichtigsten Reaktionen sind in Abbildung 3.1 retrosynthetisch dargestellt.[18] Bei den hier dargestellten Methoden zur Synthese von β-Aminosäuren handelt es sich um die Michael-Addition von Stickstoffnukleophilen (A),[21-23] die Homologisierung von α-Aminosäuren (B),[24,25] die Hydrolyse von β-Aminonitrilen (C),[21,24,26-30] die Reduktion von α-Cyano-Carbonsäureestern (D),[31,32] die reduktive Aminierung über ein Enamin (E),[33] Überführung einer Carbonsäurefunktion einer Dicarbonsäure in eine Aminofunktion mittels Umlagerung (z.B. Curtius- oder Hofmann-Umlagerung) (F),[34] die Ringöffnung von β-Lactamen (G),[35] die Oxidation von Aminoalkoholen (H), die Amidomethylierung von Arylessigsäure- oder Malonsäureestern (I),[36-39] und die Knoevenagel-Kondensation eines Aldehyds mit Malonsäureester in Gegenwart von Ammoniumacetat (J).[40-42] Die Michael-Addition zeichnet sich durch die oftmals gute Verfügbarkeit der α,β-ungesättigten Carbonylverbindungen aus. Die Phasentransferkatalysierte Variante bietet zudem den Vorteil, dass die Katalysatoren einfach verfügbar sind und Wasser als vorteilhaftes technisches Lösungsmittel tolerieren.[11-13] 7 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION Abbildung 3.1 Retrosynthestische Analyse zur Synthese von β-Aminosäuren [18] 3.2 Stand der Wissenschaft Wie in Abbildung 3.1 deutlich zu erkennen ist gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten β-Aminosäuren herzustellen. Die Addition eines Stickstoffnukleophils an α,β-ungesättigte Carbonsäurederivate (Aza-Michael-Reaktion) stellt dabei einen sehr interessanten Ansatz zur stereoselektiven Synthese von β-Aminosäurederivaten dar, da sind die als MichaelAkzeptoren benötigten α,β-ungesättigten Carbonsäureester oft schon verfügbar sind.[11] Darüber hinaus bietet das Konzept der Aza-Michael-Reaktion das Potential der perfekten Atomökönomie, wenn z.B. NH3 als Donor eingesetzt wird. Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten mit dieser Methode ein chirales Produkt herzustellen (siehe Abbildung 3.2):[43] 1. Addition eines chiralen Amins an den Michael-Akzeptor 2. Addition eines Stickstoffnukleophils an einen chiralen Akzeptor 3. asymmetrische Katalyse 8 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION Abbildung 3.2 Möglichkeiten der asymmetrischen Induktion in der Aza-Michael-Reaktion [43] Im Folgenden wird vor allem auf die asymmetrische Katalyse eingegangen. Ausgehend von einem prochiralen Substrat und einem achiralen Stickstoffnukleophil, wird mit Hilfe eines chiralen Katalysators das Stereozentrum aufgebaut. Zur Synthese enantiomerenreiner β-Aminosäure-Derivate mittels Aza-Michael-Reaktion sind sowohl enzymatische als auch klassisch chemische Methoden bekannt. Unter den Biotransformationen ist insbesondere die Hydrolase-katalysierte Michael-Addition von Stickstoffnukleophilen zu nennen.[44-47] Weitere enzymatische Methoden zur Synthese enantiomerenreiner β-Aminosäuren basieren auf der Racematspaltung racemischer β-Aminosäuren und ihrer Derivate, der Homologisierung von α-Aminosäuren mittels Aminomutase und der reduktiven Aminierung von Ketonen mittels β-Aminotransferase.[18] In der Organokatalyse unterscheidet man zwischen kovalenter und nicht-kovalenter Katalyse. Während der erste Fall die Bildung eines kovalenten Addukts aus Substrat und Katalysator beinhaltet, Wechselwirkungen wie basieren letztere Katalyseprozesse Wasserstoffbrückenbindungen oder auf der nicht-kovalenten Bildung von Ionenpaaren.[48] Diese Konzepte kamen auch in der organokatalysierten Aza-MichaelReaktion bereits zur Anwendung. Verschiedene elegante und effiziente Prozesse bezüglich der organokatalysierten AzaMichael-Reaktion konnten bereits erfolgreich etabliert werden, wenn Acyloxazolidinone [49], 9 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION α,β-ungesättigte N-Acylpyrrole [50] und α,β-ungesättigte Pyrazolyl-Butenone [51] oder Enale [52-55] als Akzeptoren verwendet wurden. Dabei wurden verschiedene Katalysatorsysteme und Aktivierungsmechanismen Carbonylverbindung über angewendet, einen z.B. der α,β-ungesättigten (über Lewis-Säure-Kat.) Aktivierung Übergangsmetallkatalysator [49,50,56-58], auf Thioharnstoff-basierende Organokatalysatoren (über H-Brücken) [51] und auf Pyrrolidin-basierenden Organokatalysatoren (über Iminium Bildung) [52-55,59-61]. In der Aza-Michael-Reaktion werden meist aliphatische und aromatische Amine, Alkoxyamine, Aldoxime, Stickstoffwasserstoffsäure und Azide als Stickstoffnukleophile eingesetzt. Weniger reaktive Stickstoffnukleophile benötigen im Gegensatz zu den reaktiven Aminen einen Katalysator (Brönsted- oder Lewis-Säure) oder katalytische Mengen starker Base. Werden Carbamate als Nukleophile eingesetzt, so werden Brönsted-Säuren oder teure Übergangsmetall-basierte Lewis-Säuren verwendet.[62] Eine achirale Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion wurde 2008 von Park und Jeong beschrieben.[62] Sie verwendeten Tetrabutylammoniumbromid (TBAB) als Phasentransfer-Katalysator für die intermolekulare Addition von tert-Butylbenzyloxycarbamat an cyclische und acyclische Enone in einem Zweiphasensystem bestehend aus Toluol und wässriger KOH-Lösung.[62] Chirale Phasentransferkatalysatoren wurden bereits in der asymmetrischen Aldolreaktion und der Michael-Addition von Kohlenstoffnukleophilen und in Alkylierungsreaktionen erfolgreich angewendet.[12,13] Der Vorteil von Phasentransferkatalysatoren besteht in ihrer einfachen Verfügbarkeit und der Toleranz von Wasser als vorteilhaftem technischen Lösungsmittel.[11-13] In der (asymmetrischen) Phasentransfer-katalysierten Michael-Reaktion erfolgt zunächst die Deprotonierung des Nukleophils (NuH) durch eine achirale Base. Das Anion Nu- wird vom chiralen Phasentransferkatalysator in die organische Phase transportiert. Dabei bilden sie zusammen ein chirales Ionenpaar, über das die asymmetrische Addition an das βKohlenstoffatom der α,β-ungesättigten Carbonylverbindung ablaufen kann.[48] Das Prinzip ist in Abbildung 3.3 veranschaulicht dargestellt. 10 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION Abbildung 3.3 Bildung des chiralen Ionenpaars Die asymmetrische Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion ist bisher noch wenig bekannt. 2008 berichtete die Gruppe um Bandini und Umani-Ronchi über eine enantioselektive intramolekulare Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion des Indol-substituierten α,β-ungesättigten Carbonsäureesters 11. Als chirale Phasentransferkatalysatoren wurden Katalysatoren vom Cinchona-Typ (13) verwendet. Der Methylester 12 (Abbildung 3.4) konnte unter Verwendung von 10 mol% des Katalysators 13 mit einer Ausbeute von 90% und einem ee-Wert von ebenfalls 90% erhalten werden.[63] Abbildung 3.4 Intramolekulare Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion Eine intermolekulare Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion wurde als erster Schritt einer Ringschlussreaktion unter Bildung von 2-(Phenylsulfanyl)aziridinen (15) beschrieben.[64] Die verwendeten Phasentransfer-Katalysatoren vom Cinchona-Typ wurden in Mengen zwischen 20 und 50 mol% eingesetzt. Abhängig von der Ringgröße des Substrats, der Reaktionszeit, dem Katalysator und der verwendeten Methode, konnten die Produkte in Ausbeuten zwischen 17 und 96% und ee-Werten von 17-75% erhalten werden. Die besten Ergebnisse wurden für das Substrat 14 erzielt. Je nach Methode wurde es unter Verwendung des Katalysators 16 mit einer Ausbeute von 96% und einem ee-Wert von 61% bzw. mit einer Ausbeute von 93% und einem ee-Wert von 75% erhalten [64]. 11 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION Abbildung 3.5 Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion als Teil einer Ringschlussreaktion Die Verwendung einfacher α,β-ungesättigter Alkylester als attraktive Substrate in der intermolekularen asymmetrischen Aza-Michael-Reaktion war bis dato unbekannt. Im AK Gröger beschäftigte sich Weiß im Rahmen seiner Doktorarbeit mit der intermolekularen AzaMichael-Reaktion.[65] Als Modellreaktion wählte er die Addition des Carbamats 1 an E-4,4,4-Triflurbutansäureethylester (2) (siehe Abbildung 3.6). Das Carbamat 1 wurde bereits erfolgreich als Nukleophil zur nicht-enantioselektiven Addition an elektronenarme Alkene eingesetzt [62]. Abbildung 3.6 Intermolekulare Aza-Michaelreaktion Auf der Suche nach einem geeigneten chiralen Phasentransfer-Katalysator für die enantioselektive Aza-Michael-Reaktion konzentrierte sich Weiß auf die in Abbildung 3.7 dargestellten chiralen Ammonium- und Phosphonium-Katalysatoren. Der kommerziell erhältliche Katalysator (-)-N-Dodecyl-N-methylephhedriniumbromid (17a) zeigte nur niedrige Enantioselektivität (9% ee). Cinchona-Alkaloid basierte Katalysatoren wurden bereits mit großem Erfolg in der asymmetrischen Katalyse eingesetzt.[12,13] Ähnlich wie die Gruppe um Bandini und Umani-Ronchi konnte auch Weiß bei der Verwendung der 12 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION Cinchona-Katalysatoren keine nennenswerte Enantioselektivität beobachten. Das Produkt 3a wurde als Racemat erhalten.[11,65] Br OH Br (CH2)11-CH3 N Br N O N 17a O N N F F 17b F O O N Br O P N oAn F F CF3SO3 F 17c 17d Abbildung 3.7 Auswahl an chiralen Phasentransferkatalysatoren in der intermolekularen Aza-Michael-Reaktion [11] Auch chirale Ammonium-Salze wie 17c, die von der Gruppe um Maruoka entwickelt wurden erwiesen sich bereits als exzellente Katalysatoren in der asymmetrischen Katalyse.[12,13] Dieser kommerziell erhältliche Stickstoff-haltige Phasentransferkatalysator 17c vom Maruoka-Typ zeigte die beste Enantioselektivität für diese Reaktion. Das Produkt 3a konnte mit einem ee-Wert von 22% und einer Ausbeute von 81% isoliert werden. Der chirale Phosphonium-Katalysator 17d zeigte ähnlich wie der Alkaloid-basierte Katalysator 17b keine Enantioselektivität für die Aza-Michael-Reaktion unter den gewählten Reaktionsbedingungen.[11,66] 13 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION 3.3 Ziel der Arbeit Anhand der Addition von tert-Butylbenzyloxycarbamat (1a) an E-4,4,4-Triflurbutansäureethylester (2) als Modellreaktion (siehe Abbildung 3.8) soll der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion untersucht werden und wenn möglich die bisherige Synthesemethode von Weiß optimiert werden.[65] Abbildung 3.8 Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion [65] In Vorarbeiten konnte unter Verwendung von 30 mol% des Katalysators 17c das gewünschte Produkt in einer Ausbeute von 81% und mit einem ee-Wert von 22% erhalten werden. Die Reaktion wurde bei -20°C durchgeführt, um die unerwünschte nicht-katalytische AzaMichael-Reaktion als Nebenreaktion zu unterdrücken (13% Ausbeute rac-3a nach 23 Stunden Rühren bei -20°C).[65] Im Folgenden soll die Reaktion bezüglich ihrer Enantioselektivität optimiert werden. In diesem Zusammenhang soll der Einfluss der Katalysatorstruktur eingehender untersucht werden. Hierzu werden zwei sterisch unterschiedlich anspruchsvolle Phasentransferkatalysatoren vom Maruoka-Typ (quartäres Ammoniumsalz) eingesetzt: zum Einen das starre Spiroammoniumsalz 17c (siehe Abbildung 3.7) und zum Anderen ein einfacheres quartäres Ammoniumsalz 18 (siehe Abbildung 3.10) mit flexiblen unverzweigten Alkylketten. Beide Katalysatoren erwiesen sich bereits als hoch effizient in der enantioselektiven Synthese von α-Aminosäurederivaten via Alkylierung und lieferten vergleichbare Ergebnisse bezüglich katalytischer Aktivität und Enantioseletivität.[12,67,68] 14 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION 3.4 3.4.1 Ergebnisse und Diskussion Reproduktion der Literatur Zunächst sollte die von Markus Weiß entwickelte Modellreaktion (siehe Abbildung 3.8), die Addition von tert-Butylbenzyloxycarbamat (1a) an E-4,4,4-Triflurbutansäureethylester (2), reproduziert werden. Die Durchführung erfolgte analog AAV 1 im Zwei-Phasen-System bestehend aus Toluol und Natriumhydroxid-Lösung (12.5 M) in Gegenwart von 30 mol% des chiralen Phasentransfer-Katalysators 17c bei -20°C. Abbildung 3.9 Phasentransfer-katalysierte Aza-Michael-Reaktion Nach säulenchromatographischer Reinigung konnten 80% Produkt 3a mit einem ee-Wert von 20% isoliert werden. Zum Vergleich: Weiß konnte in seiner Doktorarbeit unter Verwendung von 30 mol% des Katalysators 3a das Produkt mit 81% Ausbeute und einem ee-Wert von 22% erhalten.[65] 3.4.2 Einfluss der Katalysatorstruktur auf die Enantioselektivität Im Folgenden sollte nun der Einfluss der Katalysatorstruktur auf die Enantioselektivität der Reaktion näher untersucht werden. Dazu wurde neben dem chiralen Ammoniumsalz 17c mit zwei Binaphthyl-Resten und starrer Struktur der flexiblere chirale N-haltige Phasentransferkatalysator 18, der ebenfalls von der Gruppe um Maruoka entwickelt wurde, eingesetzt. Der Katalysator 18 erwies sich bereits als höchst effizient in der asymmetrischen Alkylierung.[12] Die Durchführung der Aza-Michael-Reaktion erfolgte analog AAV 1 bei -20°C im Zwei-Phasensystem mit 12.5 M Natronlauge als wässrige Phase (siehe Abbildung 3.10). 15 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION O O O N H 1a (2.0 Äq.) + Toluol -20°C, 23 h O F3C 30 mol% Katalysator 18 1.2 Äq. Base (wässrig) O O F3C F O N O O O F 3a 82% Ausbeute 2% ee F 2 (1.0 Äq.) CH3 N Br CH3 F F F 18 Abbildung 3.10 Einfluss der Katalysatorstruktur auf die Phasentransfer-katalysierte AzaMichael-Reaktion Wurde der starre Katalysator 17c verwendet, so konnte das Produkt 3a mit 80% Ausbeute und einem ee-Wert von 20% isoliert werden (siehe Abbildung 3.9). Wurde der Katalysator 18 verwendet, so konnte das Produkt 3a ebenfalls in guter Ausbeute, hier mit 82%, isoliert werden. Allerdings zeigt dieser Katalysator mit einem ee-Wert von 2% für das Produkt 3a keine nennenswerte Enantioselektivität (siehe Abbildung 3.10). Die starre Struktur des Organokatalysators 17c durch das zweite Binaphthylsystem trägt also entscheidend zur Enantioselektivität der Reaktion bei und ist nötig um hinreichende asymmetrische Induktion zu bewirken. Weitere Experimente werden deshalb unter Verwendung des Phasentransferkatalysators 17c durchgeführt. 3.4.3 Einfluss der Reaktionstemperatur Aus der Literatur ist bereits bekannt, dass eine unerwünschte Nebenreaktion auftritt, bei der das Produkt 3a als Racemat gebildet wird.[65] Diese wird als nicht-katalytische Aza-MichaelReaktion bezeichnet und kann auch bei einer Reaktionstemperatur von -20°C nicht vollständig unterdrückt werden. Es soll untersucht werden, ob diese Nebenreaktion 16 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION unterdrückt werden kann indem die Reaktion bei tieferen Temperaturen durchgeführt wird und dadurch der ee-Wert des Produkts verbessert werden kann. Da sich bisher der Katalysator 17c am geeignetsten zeigte, wurde der Einfluss der Reaktionstemperatur auf die Enantioselektivität der Aza-Michael-Reaktion unter Verwendung von Katalysator 17c untersucht. Die Durchführung erfolgte analog AAV 1 im Zwei-Phasen-System bestehend aus Toluol und 12.5 M Natronlauge (aq.). Die Ergebnisse sind in Tabelle 3.1 zusammengefasst. Tabelle 3.1 Einfluss der Reaktionstemperatur bei Verwendung von 12.5 M NaOH als Base a) Eintrag Temperatur Ausbeute ee-Wert [%] 1 -20°C 70% 20 2 -60°C 41% 15 3 -76°C a) 48% 24 Die Temperatur wurde über Nacht nicht gehalten Auf den ersten Blick zeigt die Aza-Michael-Reaktion einen ungewöhnlichen Verlauf. Vergleicht man die Enantiomerenreinheit des Produkts 3a in Abhängigkeit der Reaktionstemperatur, so kann kein eindeutiger Einfluss der Temperatur auf die Enantioselektivität der Reaktion festgestellt werden. Betrachtet man die Ausbeute des Produkts 3a, so stellt man fest, dass bei einer Reaktionstemperatur unterhalb -20°C deutlich weniger Produkt isoliert wurde (vgl. Eintrag 1 und Einträge 2 und 3 in Tabelle 3.1). Erwähnenswert hierbei ist das Einfrieren der wässrigen Phase. Dies könnte ebenfalls die Schwankungsbreite erklären. Analog AAV 2 wurde der Gefrierpunkt der 12.5 M Natronlauge auf rund -20°C bestimmt. Um den tatsächlichen Einfluss der Reaktionstemperatur auf die Enantioselektivität der Phasentransfer-katalysierten Aza-Michael-Reaktion untersuchen zu können, wird eine wässrige Phase benötigt, die unter Reaktionsbedingungen flüssig bleibt. Eine Vielzahl Phasentransfer-katalysierter Reaktionen werden im Zwei-Phasensystem mit 50%-iger Kalilauge als wässrige Phase verwendet.[69] Analog AAV 2 wurde der Gefrierpunkt 17 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION 50%-iger Kalilauge auf unter -77°C bestimmt. Diese ist damit besser geeignet um den Einfluss der Reaktionstemperatur auf die Enantioselektivität zu untersuchen. Analog AAV 1 wurde mit Phasentransferkatalysator 17c die Modellreaktion im ZweiPhasensystem bestehend aus Toluol und 50%-iger Kalilauge bei -20°C durchgeführt (siehe Tabelle 3.2, Eintrag 1) bevor die Reaktionstemperatur erneut variiert wurde. Die Ergebnisse sind inTabelle 3.2 zusammengefasst. Tabelle 3.2 Einfluss der Reaktionstemperatur bei Verwendung 50%-iger KOH (aq.) Eintrag Temperatur Ausbeute ee-Wert [%] 1 -20°C 80% 37 2 -60°C 50% 34 Bei einer Reaktionstemperatur von -20°C konnte nach Substitution der 12.5 M Natronlauge durch 50%-ige Kalilauge als wässrige Phase, bei -20°C die Enantiomerenreinheit des Produkts auf 37% ee gesteigert werden (siehe Tabelle 3.2, Eintrag 1). Im Vergleich dazu konnte mit 12.5 M Natronlauge als wässrige Phase, unter ansonsten identischen Reaktionsbedingungen lediglich ein ee-Wert von 20% erzielt werden (siehe Tabelle 3.1, Eintrag 1). Dies entspricht nahezu einer Verdoppelung des ee-Werts allein durch Wechsel der Base. Eine Erklärung wäre, dass die Base an sich einen Einfluss auf die Enantioselektivität hat. Die Gruppe um Bandini und Umani-Ronchi untersuchte bereits den Einfluss verschiedener Basen wie LiOH, NaOH und CsOH auf die Enantioselektivität der intramolekularen AzaMichael-Reaktion (siehe Abbildung 3.4); dabei erhielten sie unabhängig von der verwendeten anorganischen Base vergleichbare ee-Werte.[63] Somit ist davon auszugehen, 18 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION dass die verbesserte Enantioselektivität darauf zurückzuführen ist, dass das Reaktionsgemisch auch beit tieferen Temperaturen flüssig bleibt. Durch weitere Erniedrigung der Reaktionstemperatur konnte der ee-Wert des Produkts 3a nicht weiter gesteigert werden (vgl. Tabelle 3.2, Eintrag 1 und 2). Der ee-Wert betrug 34% gegenüber 37% ee. Die Abweichung von 3% liegt im Bereich der Messschwankungen. Zudem konnte weniger Produkt isoliert werden (50% gegenüber 80%). Die Reaktion verläuft bei -60°C langsamer als bei -20°C (vgl. Tabelle 3.2, Eintrag 1 und 2). 3.5 Zusammenfassung des Teilkapitels Ausgehend von den Ergebnissen, die Weiß zur Synthese enantiomerenangereicherter βAminosäure-Derivate mittels Phasentransfer-katalysierter Aza-Michael-Reaktion erzielt hat, konnte der ee-Wert des Produkts 3a von 20% auf 37% ee gesteigert werden ohne einen Verlust in der Ausbeute hinnehmen zu müssen. Wurde an Stelle von 12.5 M Natronlauge 50%-ige Kalilauge als wässrige Phase eingesetzt, konnte das enantiomerenangereicherte Produkt 3a mit 80% isoliert werden. Abbildung 3.11 Aza-Michael-Reaktion zur Synthese von 3a unter optimierten Bedingungen 19 ENANTIOSELEKTIVE SYNTHESE VON β-AMINOSÄUREDERIVATEN DURCH ORGANOKATALYSIERTE AZA-MICHAEL-REAKTION Die Verbesserung der Enantioselektivität der Aza-Michael-Reaktion zur Synthese des Produkts 3a durch den Wechsel der Base ist auf den unterschiedlichen Gefrierpunkt der beiden Basenlösungen zurückzuführen. Während der Gefrierpunkt der 12.5 M Natronlauge 20°C beträgt, liegt der Gefrierpunkt von 50%-iger Kalilauge unterhalb von -77°C. Zudem konnte gezeigt werden, dass das zweite Binaphthylsystem und die starre Struktur des Katalysators 17c ausschlaggebend für die Enantioselektivität ist. Der einfachere Katalysator 18 zeigte kaum asymmetrische Induktion in der Phasentransfer-katalysierten Aza-Michael-Reaktion. 20 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4 Kombination von Palladiumkatalyse und Biokatalyse zur enantioselektiven Synthese eines Alkohols und dessen Umsetzung zum chiralen Amin 4.1 Einleitung In Kapitel 1 wurde bereits die Bedeutung pharmazeutisch relevanter chiraler Amine erörtert. In diesem Zusammenhang wurde auch der Cathepsin K Inhibitor Odanacatib vorgestellt. Chemisch betrachtet handelt es sich bei diesem Wirkstoff um ein chirales Amin mit einer Biarylstruktur (siehe Abbildung 4.1). Abbildung 4.1 Biarylethylaminstruktur von Odanacatib Betrachtet man diese Biarylethylamin-Einheit retrosynthetisch, so kann diese auch mittels Palladium-katalysierter Suzuki-Kupplung aufgebaut werden. Das Stereozentrum gewinnt man durch die Reduktion des Ketons zum chiralen Alkohol. Der chirale Alkohol kann dann in einer klassisch chemischen SN2-Reaktion unter Inversion des Stereozentrums in das chirale Amin überführt werden (siehe Abbildung 4.2). Abbildung 4.2 Aufbau der Biarylethylamin-Einheit in Odanacatib 21 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Eine Methode zur nachhaltigen Synthese chiraler Alkohole aus Ketonen bietet die Verwendung von Enzymen. Diese arbeiten unter besonders milden Bedingungen, z.B. in wässrigem Medium bei Raumtemperatur, sehr selektiv (ee-Wert meist >99%). Durch die Wahl eines geeigneten Enzyms kann selektiv das (R)- oder das (S)-Enantiomer gebildet werden. In der Synthesechemie werden Reaktionswege mit möglichst wenigen Teilschritten bevorzugt. Eine Möglichkeit Teilschritte zu reduzieren bieten Mehrstufen-Eintopfreaktionen oder Tandemreaktionen (siehe Abbildung 4.3 b) bzw. c)). Der Vorteil solcher MehrschrittEintopfreaktionen liegt in der Steigerung der Prozesseffizienz durch die Vermeidung von zeitaufwändigen und kostenintensiven Aufarbeitungs- und Reinigungsschritten. Dabei werden meist organische Lösungsmittel verwendet, die anschließend als Abfallprodukte anfallen und entsprechend entsorgt werden müssen. Durch die Vermeidung von Aufarbeitungsschritten und organischen Lösungsmitteln bieten diese Verfahren nicht nur eine verbesserte Prozessökonomie sondern stellen auch nachhaltige Syntheserouten dar.[70,71] Der besondere Fokus in diesem Teilkapitel liegt auf der Kombination von Palladiumkatalysierter Suzuki-Kreuzkupplung und enzymatischer Reduktion zur Synthese chiraler Alkohole in einer Eintopfreaktion. Die Möglichkeit einer Tandemreaktion, in der alle benötigten Komponenten von Beginn an zugegeben werden und bei der beide Reaktionen gleichzeitig statt finden ist ein weiterer Aspekt dieses Teilkapitels. Anschließend wird der chirale Alkohol in einer klassisch chemischen Reaktion, einer SN2-Substitution mit Phthalimid als Nukleophil, unter Inversion des Stereozentrums, umgesetzt werden.[72] Nach Abspaltung der Schutzgruppe mittels Hydrazinolyse soll das freie Amin mit möglichst hoher Enantioselektivität erhalten werden. 22 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.2 Stand der Wissenschaft 4.2.1 Vorstellung der Konzepte Mehrstufen-Eintopfreaktion und Tandemreaktion Derartige Mehrstufen-Eintopfverfahren (siehe Abbildung 4.3 b)) zur Kombination von Palladium-katalysierter Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion sind bereits bekannt.[14-16] Dabei werden beide Reaktionen nacheinander durchgeführt, ohne das Zwischenprodukt zu isolieren, bevor die im zweiten Reaktionsschritt benötigten Komponenten dazugegeben werden. In der Literatur noch nicht beschhrieben ist jedoch die Kombination von Palladium-katalysierter Suzuki-Kreuzkupplung und enzymatischer Reduktion bei der alle benötigten Komponenten von Anfang an zugegeben werde und beide Reaktionen parallel ablaufen (siehe Abbildung 4.3 c)). Hier und im Folgenden wird dieser Reaktionstyp der Mehrstufen-Eintopfverfahren als Tandemreaktion bezeichnet. Im Gegensatz zur Literatur wird in dieser Arbeit der Begriff der Tandemreaktion ausschließlich für die in Abbildung 4.3 c) dargestellte Reaktionssequenz verwendet.[73] Kat A A B a) klassische Mehrstufensynthese Kat A A Kat B [B] b) Mehstufen-Eintopfreaktion C Kat B C Kat A & Kat B A C c) Tandemreaktion Abbildung 4.3 Veranschaulichung des Reaktionskonzepts einer Tandemreaktion Zur Kombination von Palladium-katalysierter Suzuki-Kreuzkupplung und Biotransformation in einer Eintopfreaktion, muss die Palladium-katalysierte Reaktion in wässrigem Medium durchgeführt werden. Möchte man diese beiden Reaktionsschritte sogar in einer Tandemreaktion kombinieren, so müssen neben dem gemeinsamen Reaktionsmedium 23 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE weitere Kriterien, wie die Kompatibilität der beiden Einzelreaktionen hinsichtlich ihrer Reaktionstemperatur und des pH-Werts, erfüllt sein. Da die Suzuki-Kupplung bevorzugt in stark basischem Reaktionsmedium durchgeführt wird, während Alkoholdehydrogenasen im Allgemeinen ein pH-neutrales wässriges Medium bevorzugen, liegt die besondere Herausforderung zur Kombination dieser beiden unterschiedlichen Katalysatorsysteme in der pH-Kompatibilität. Zudem wird die Suzuki-Kupplung in stark basischem, meist organischem Medium durchgeführt, während Alkoholdehydrogenasen ein wässriges Medium bevorzugen. Damit muss also in der Suzuki-Kupplung ein Palladium-Katalysator zur Anwendung kommen, der in Wasser bei nur leicht basischem pH-Wert und möglichst bei Raumtemperatur zufriedenstellende Ergebnisse liefert. Gleichzeitig sollten diese Reaktionsbedingungen möglichst wenig negativen Einfluss auf den Biokatalysator ausüben. 4.2.2 Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium Palladium-katalysierte Kreuzkupplungen kommen weltweit in Forschung und Entwicklung zur Anwendung, z.B. in der Produktion pharmazeutischer Wirkstoffe, der Herstellung von Feinchemikalien und der Naturstoffsynthese. So stellt die Suzuki-Kupplung z.B. Schlüsselschritte in der Totalsynthese des antiviralen Bromindol-Alkaloids Dragmacidin F und des Antitumormittels (+)-Dynemicin A dar.[74,75] Abbildung 4.4 Naturstoffe Dragmacidin F und Dynemicin A Bei der Suzuki-Reaktion wird eine Organobor-Verbindung, im Rahmen dieser Arbeit Phenylboronsäure (19), mit einem 4’-Iodacetophenon (4) umgesetzt.[76] 24 Aryl-, Alkenyl-, oder Alkinylhalogenid, hier KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Die Reaktion setzt sich aus 3 Teilschritten zusammen (siehe Abbildung 4.5):[76] 1. Oxidative Addition 2. Transmetallierung 3. Reduktive Eliminierung Im ersten Schritt reagiert das Arylhalogenid mit dem Palladium(0)-Komplex, wobei dieser zum Palladium(II)-Komplex oxidiert wird (oxidative Addition). Anschließend erfolgt die Übertragung des organischen Rests R‘ von Bor auf Palladium (Transmetallierung). Schließlich wird das Kupplungsprodukt R-R‘ abgespalten, wobei der Katalysator unter Reduktion zum Palladium(0)-Komplex zurückgewonnen wird (reduktive Elimininerung).[76] Pd(II) R-R' Pd(0)L2 R-X R-Pd(II)L2-X OH R' B Base OH R-Pd(II)L2-R' Base-B(OH)2 + X- Abbildung 4.5 Mechanismus der Suzuki-Kreuzkupplung [76] Der Katalysezyklus der Palladium-katalysierten Suzuki-Kreuzkupplung beginnt mit der oxidativen Addition der Palladium(0)-Spezies (siehe Abbildung 4.5). Tatsächlich muss diese erst generiert werden. Eingesetzt werden ein Pd(II)-Präkatalysator und ein Ligand der oxidiert wird während der Präkatalysator reduziert wird.[77] Als Liganden werden üblicherweise einfache Phosphine wie Triphenylphosphin verwendet. Im Hinblick auf die Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopf-oder Tandemreaktion, soll die Suzuki-Kupplung in wässrigem Medium durchgeführt werden. Wasser stellt nicht nur ein attraktives Lösungsmittel dar, da es günstig, leicht verfügbar, nicht brennbar und nicht toxisch ist,[15,78,79] darüber hinaus sind alle Enzyme mit Wasser, dem Lösungsmittel der Natur, kompatibel.[80] Um die Suzuki-Kupplung effizient in wässrigem Medium durchführen zu können, benötigt man spezielle, wasserlösliche 25 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Katalysatoren. Um einen Katalysator in ein wässriges Medium zu überfüren benötigt man Liganden mit hydrophilen Substituenten.[79] Sulfonierte Phosphine stellen die am weitesten verbreiteten Liganden in wasserlöslichen Metallkomplexen dar.[81] Der wasserlösliche sulfonierte Ligand Tris-(3-sulfonatophenyl)phosphan (TPPTS, 20) kommt u.a. in der Hydroformylierung von Propen zu Butanal (in Wasser) zur Anwendung. Diese industriell relevante Anwendung von TPPTS ist auch als Ruhrchemie/Rhône-PoulencProzess bekannt.[82] Unter Verwendung von Tris(3-Sulfonylphenyl)phosphin (TPPTS, 20) (siehe Abbildung 4.6) und dem Rhodiumkatalysator [Rh(COD)(µ-Cl)]2 wird Propen selektiv zu n-Butanal umgesetzt.[81,83] SO3 Na P SO3 Na Na O3S TPPTS 20 Abbildung 4.6 Tris(3-Sulfonylphenyl)phosphin (TPPTS) 20 Eine weitere Anwendung sulfonierter Phosphine stellt die Palladium-katalysierte SuzukiKreuzkupplung dar. 1990 berichteten Casalnuovo und Calabrese die erfolgreiche Kupplung von 4‘-Iodtoluol mit Phenylboronsäure (19) in einer Mischung aus Wasser und Acetonitril. Als Katalysator nutzten sie den mono-sulfonierten + Phosphin-Palladiumkomplex + Pd(PPh2)(m-C6H4SO3M)*(H2O)4 (M = Na , K ).[84] Der dreifach sulfonierter Phosphin-Ligand TPPTS, wurde nicht nur in der Palladium-katalysierten Tsuji-Trost-Reaktion und der Hydroformylierung in Wasser eingesetzt,[81,83] sondern auch in der Suzuki-Kreuzkupplung. Die Suzuki-Kupplung wurde zum Einen in einer Mischung aus Wasser und Acetonitril,[85-87] zum Anderen in Glycerol als Lösungsmittel durchgeführt.[88] Üblicherweise kommen Basen wie Natriumcarbonat oder eine Amin-Base zum Einsatz. Die dort beschriebenen Reaktionsbedingungen, insbesondere Acetonitril als Teil des Reaktionsmediums sind nicht für die Kombination von Suzuki-Kreuzkupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion geeignet. Im Hinblick auf die Eintopfreaktion soll die Suzuki Kreuzkupplung in einem Reaktionsmedium durchgeführt werden von dem zu erwarten ist, dass es mit der Biotransformation kompatibel sein würde. Da in der enzymatischen Reduktion Isopropanol 26 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE zur Cofaktorregenerierung eingesetzt wird, wird eine Mischung aus Wasser und Isopropanol als Reaktionsmedium in der Suzuki-Kupplung bevorzugt. Abbildung 4.7 Suzuki-Kupplung in wässrigem Medium bei Raumtemperatur Bereits während meiner Diplomarbeit habe ich mich mit der Suzuki-Kupplung unter Verwendung der kommerziell erhältlichen Katalysatorkomponenten Palladiumchlorid und TPPTS (20) beschäftigt. Dabei konnte ich erste Erfolge zur Synthese von 4‘-Phenylacetophenon 5 mittels Suzuki-Kreuzkupplung in wässrigem Reaktionsmedium verbuchen. Besonders erfreulich war, dass die Reaktion bei Raumtemperatur abläuft.[89] 4.2.3 Enzymatische Reduktion Die Reduktion von Ketonen zu Alkoholen ist eine der gebräuchlichsten und wichtigsten chemischen Reaktionen. So erhielt Noyori 2001 den Nobelpreis u.a. für die Hydrierung von Carbonylen mit chiralen Ruthenium-Katalysatoren zur Synthese chiraler Alkohole. Eine Methode zur nachhaltigen Synthese chiraler Alkohole aus Ketonen bietet die Verwendung von Enzymen. Diese Biokatalysatoren können in Form von Ganzzellkatalysatoren oder als Rohextrakt eingesetzt werden. Sie sind sehr effiziente Katalysatoren, die unter milden Reaktionsbedingungen gute Ergebnisse liefern. Ein weiterer Vorteil von Enzymen liegt in der hohen Selektivität. Dabei reagieren sie nicht nur chemoselektiv sondern auch regio- und diastereoselektiv und vor allem hoch enantioselektiv.[90] Sie können hohe Enantiomerenüberschüsse von über 99% liefern. Das macht sie vor allem für die Pharmaindustrie interessant. So entwickelte Merck einen alternativen enzymatischen Prozess zur Reduktion von Keton 21 zum entsprechenden (S)-Alkohol 22, einem Schlüsselintermediat zur Herstellung von Montelukast 23 (Singulair; siehe Abbildung 4.8).[91] 27 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Abbildung 4.8 Enzymatische Route zur Herstellung von Montelukast 23 Ein Nachteil der Enzyme liegt darin, dass sie häufig teure auf Nicotinamid-basierende Cofaktoren benötigen. So verbrauchen Alkoholdehydrogenasen (ADHs), die zur Klasse der Oxidoreduktasen gehören, bei der Reduktion von Ketonen zu Alkoholen NADH bzw. NADPH, das zu NAD+ bzw. NADP+ umgesetzt wird. Der Einsatz dieser Verbindungen in stöchiometrischen Mengen wäre viel zu teuer. Nun kann aber der Cofaktor während der Reaktion regeneriert werden, was seinen Einsatz in katalytischer Menge erlaubt. In der Literatur sind sowohl enzymatische als auch nicht-enzymatische Ansätze beschrieben. Letztere umfassen chemische oder elektrochemische Methoden zur Cofaktor- Regenerierung.[92] Etablierte enzymatische Prozesse nutzen ein zweites Enzym (Enzymgekoppelte Cofaktorregenerierung) oder ein zweites Substrat (Substrat-gekoppelte CofaktorRegenerierung; siehe Abbildung 4.9). Hierbei wird dem Enzym Isopropanol als zweites Substrat zur Verfügung gestellt. Während bei der Reduktion des Kupplungsprodukts zum entsprechenden Alkohol NAD(P)H verbraucht wird und NAD(P)+ gebildet wird, wird Isopropanol zu Aceton oxidiert, wobei NAD(P)H unter Verbrauch von NAD(P)+ regeneriert wird.[90] Man benötigt nur ein Enzym, das aber beide Substrate akzeptieren muss. Es handelt sich hierbei um eine Gleichgewichtsreaktion, deren Gleichgewicht durch Verwendung von Isopropanol im Überschuss oder das Entfernen von Aceton aus dem Reaktionsgemisch auf die Seite des gewünschten Alkohols verschoben werden kann, um bessere Ausbeuten zu erzielen.[93,94] Darüber hinaus bietet Isopropanol den Vorteil, dass es die Löslichkeit hydrophober, mit 4‘-Phenylacetophenon (5) verbessert.[93] 28 Wasser nicht mischbarer, Ketone wie KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Abbildung 4.9 Substrat-gekoppelte Cofaktorregenerierung Eine zweite Möglichkeit ist die Enzym-gekoppelte Cofaktor-Regenerierung. Anstelle eines zweiten Substrats für die Alkoholdehydrogenase (ADH) wird ein zweites Enzym, z.B. eine Glucosedehydrogenase (GDH) oder eine Formiatdehydrogenase (FDH) zur Cofaktorregenerierung verwendet.[90] Die GDH verbraucht bei der Oxidation von Glucose, die im Überschuss eingesetzt wird, NAD(P)+, das dann als NAD(P)H wieder der Alkoholdehydrogenase zur Reduktion des Ketons zum chiralen Alkohol zur Verfügung steht. Bei der Hydrolyse vom Glukonolacton zur Glukonsäure handelt es sich um einen irreversiblen Schritt. Dies führt zu einer Verschiebung des Gleichgewichts auf die Seite des chiralen Alkohols. Dadurch wird die Rückreaktion unterdrückt und der gewünschte Alkohol wird in besseren Ausbeuten erhalten. Alkoholdehydrogenasen können (R)- oder (S)-spezifisch sein, abhängig davon ob das Hydrid an die si- oder re-Seite des Ketons übertragen wird. Der stereochemische Verlauf ist dabei vom sterischen Anspruch des Substrats vorgegeben und kann durch ein einfaches Modell, der so genannten „Prelog´s Regel“, vorhergesagt werden.[90] Während die meisten Dehydrogenasen wie z.B. die Alkoholdehydrogenasen aus Hefe oder Pferdeleber dieser Regel folgen, d.h. der Angriff durch H- erfolgt von der re-Seite, wobei der (S)-Alkohol gebildet wird, bildet die Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus kefir anti-Prelog konfigurierte (R)-Alkohole.[90] Die ADH aus Lactobacillus kefir gehört ebenso wie die ADH aus Lactobacillus brevis zu den short-chain Alkoholdehydrogenasen.[95] Sie besitzen eine sehr ähnliche Primärstruktur und sind NADPH-abhängige, (R)-selektive, homotetramere short-chain Dehydrogenasen/Reduktasen (SDRs). Weiterhin weisen sie gemeinsame Motive auf, z.B. GXXXGXG (G = Glycin) für die Cofaktor-Bindungsstelle.[96] 29 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.2.4 Chemoenzymatische Eintopfreaktionen Mehrstufen-Eintopfreaktionen stellen ein interessantes Synthesekonzept zur Verbesserung der Gesamtprozesseffizienz dar indem sie weniger Aufarbeitungs- und Reinigungsschritte benötigen. Dadurch werden Zeit, Geld und Ressourcen gespart. Diese Konzepte bieten ein großes Potential in Bezug auf Nachhaltigkeit. Obwohl eine Reihe erfolgreicher Kombinationen von chemo-katalytischen und biokatalytischen Reaktionen in chemoenzymatischen Eintopfreaktionen in organischem Reaktionsmedium entwickelt wurden,[97-99] sind analoge Eintopfprozesse in wässrigem Reaktionsmedium immer noch selten. Chemoenzymatische Eintopfreaktionen beinhalten meist eine dynamisch-kinetische Racematspaltung, z.B. eines sekundären Alkohols unter Verwendung einer Lipase und eines Übergangsmetallkomplexes, der zur Racemisierung des unumgesetzten Alkohols eingesetzt wird.[100] Da Palladium-katalysierte Kreuzkupplungen im Bereich der Metallkatalyse von ebenso großem Interesse sind wie enzymatische Reduktionsreaktionen im Bereich der Biokatalyse, ist die Kombination dieser beiden Reaktionen in einer Eintopfreaktion in Wasser und, mit dem Langzeitziel einer Tandemreaktion, bei Raumtemperatur von Interesse. Im Jahr 2008 wurde erstmals die Kombination einer Palladium-katalysierten Suzuki Kreuzkupplung mit einer asymmetrischen Biotransformation in einer Eintopfreaktion beschrieben (siehe Abbildung 4.10).[14] Abbildung 4.10 Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion 30 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Diese stellt einen großen Erfolg dar; der chirale Biarylalkohol 6 wurde mit einem Umsatz von 91% und mit exzellenten ee-Wert von >99% mittels Eintopfreaktion erhalten. Der erste Reaktionsschritt, die Suzuki-Kupplung wurde in Wasser durchgeführt. Für den zweiten Reaktionsschritt, die enzymatische Reduktion, wurde dem Reaktionsmedium 25% Isopropanol (v/v) hinzugefügt (siehe Abbildung 4.10).[14] Weitere Gruppen arbeiteteten mit unterschiedlichen Schwerpunkten an der chemoenzymatischen Eintopfreaktion zur Synthese chiraler Biaryl-Alkohole.[15,16] Cacchi et al. zeigten, dass mit DNA-Bindungsprotein stabilisierte Palladium-Nanopartikel als Katalysator für die Phosphin-freie Palladium-katalysierte Suzuki-Kupplung in diesem Eintopfprozess geeignet sind.[15] Kroutil und Schmitzer legten besonderen Wert auf das Reaktionsmedium. Sie verwendeten ein vorteilhaftes Zwei-Phasen-System bestehend aus einer wässrigen Phase und einer mit Wasser nicht mischbaren Ionischen Flüssigkeit als Reaktionsmedium in der Eintopfreaktion.[16] Charakteristische Merkmale all dieser Eintopfprozesse sind die Reaktionssequenz beginnend mit der („biokompatiblen“) SuzukiKreuzkupplung und anschließender Biotransformation sowie die hohen Reaktionstemperaturen zwischen 70°C und 110°C im ersten Reaktionsschritt. Wenn man daran interessiert ist beide Reaktionsschritte in einer Tandemreaktion, bei der beide Reaktionen gleichzeitig ablaufen, zu realisieren muss für die Suzuki-Kreuzkupplung allerdings eine Methode bei Raumtemperatur in einem Reaktionsmedium entwickelt werden, das mit der Biotransformation kompatibel ist. Dabei ist neben dem Lösungsmittel an sich insbesondere der pH-Wert zu betrachten. Während die Suzuki-Kupplung basenkatalysiert verläuft, bevorzugen ADHs ein neutrales Reaktionsmedium. 4.2.5 Synthese chiraler Amine mittels Substitutionsreaktion Klassisch chemisch können Alkohole in einer nukleophilen Substitution in chirale Amine überführt werden. Da es sich bei OH- um eine sehr schlechte Abgangsgruppe handelt, muss sie zunächst in eine bessere Abgangsgruppe überführt werden.[77] Eine alternative Methode stellt die Mitsunobu-Reaktion dar, in der der Alkohol zum Elektrophil wird und das Nukleophil frei gewählt werden kann. Ortiz-Marciales et al. überführten chirale Hydroxyether in die analogen Aminoether indem sie die Hydroxyether 24 in einer Mitsunobu-Reaktion mit Phthalimid (25) als Stickstoff-Nukleophil 31 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE umsetzten, wobei diese Reaktion unter Inversion des Stereozentrums verläuft. Anschließend wurde die Schutzgruppe mit Hydrazin abgespalten und es wurde der freie Aminoether 27 in 62-88% Ausbeute mit ee-Werten von 95 bis >99% erhalten.[72] Phthalimid stellt im Gegensatz zu Natriumazid nicht nur ein deutlich günstigeres, sondern vor allem ein nicht toxisches Stickstoff-Nukleophil dar. Abbildung 4.11 Umsetzung chiraler Hydroxyether zum Aminoether [72] Streng genommen handelt es sich bei der Mitsunobu-Reaktion um die Veresterung von Alkoholen mit Dialkyldiazodicarboxylaten und Triphenylphosphin.[76] Ihre Hauptanwendung besteht in der Umwandlung chiraler sekundärer Alkohole über eine Inversion am Stereozentrum zu den Estern und weiter zu dem zum Edukt enantiomeren Alkohol. Wählt man an Stelle des Carboxylats ein anderes Nucleophil, so sind weitere Verbindungsklassen wie Ether und, wie bereits erwähnt, Amine mittels Mitsunobu-Reaktion zugänglich.[76] Der Mechanismus der Mitsunobu-Reaktion ist in Abbildung 4.12 dargestellt. Im ersten Schritt addiert Triphenylphosphin an die schwache N=N-Bindung, wodurch ein Stickstoff-Anion entsteht, dessen negative Ladung durch eine der Estergruppen stabilisiert wird. Dieses Anion ist in der Lage den Alkohol zu deprotonieren. Auf Grund der starken Affinität von Sauerstoff und Phosphor greift das gebildete Alkoxid sofort am positiv geladenen PhosphorAtom an, wobei wiederum ein Stickstoff-Anion entsteht. Dieses deprotoniert das Nukleophil, das nun als Anion vorliegt. Zuletzt erfolgt der Angriff des Nukleophil-Anions am PhosphinDerivat des Alkohols in einer regulären SN2-Reaktion am Kohlenstoffatom mit Triphenylphosphinoxid als Abgangsgruppe.[77] Die Abspaltung des Phthalimids um das freie Amin 7 zu erhalten erfolgt mittels Hydrazinolyse. 32 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Abbildung 4.12 Mechanismus der Mitsunobu-Reaktion 4.3 Ziel der Arbeit Ziel der Arbeit ist hier der Aufbau der Biaryl-Amin-Substruktur von Odanacatib (siehe Abbildung 4.1) mittels Kombination von Palladiumkatalyse und Biokatalyse zur enantioselektiven Synthese des chiralen Alkohols 6 und dessen weitere Umsetzung zum chiralen Amin 7. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Kombination von Palladiumkatalyse und Biokatalyse in einer Mehrstufen-Eintopfreaktion in wässrigem Medium bei Raumtemperatur mit dem Langzeitziel die beiden Reaktionen in einer Tandemreaktionen zu kombinieren (siehe Abbildung 4.14). Der Vorteil von Mehrstufen-Eintopfreaktionen liegt in der Verbesserung der Gesamtprozesseffizienz durch die Vermeidung von Aufarbeitungs- und Reinigungsschritten. Zur Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer 33 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Tandemreaktion analog Abbildung 4.3 c) bzw. Abbildung 4.14 stellen eine besondere Herausforderung dar. Abbildung 4.13 Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion Voraussetzung die beiden unterschiedlichen Reaktionstypen in einer Tandemreaktion kombinieren zu können sind dabei, wie bereits in Abschnitt 4.2 erwähnt, die gleiche Reaktionstemperatur, dasselbe Reaktionsmedium und derselbe pH-Wert. Abbildung 4.14 Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Tandemreaktion Mit dem kommerziell erhältlichen Katalysatorkomponenten Palladiumchlorid und TPPTS liegt bereits ein Katalysatorsystem vor, das die Durchführbarkeit der Suzuki-Kreuzkupplung in wässrigem Reaktionsmedium erlaubt.[89] Während meiner Diplomarbeit wurde in einem ersten „proof-of-concept“ bereits die Suzuki-Kreuzkupplung mit Palladiumchlorid und TPPTS in wässrigem Medium bei Raumtemeperatur gezeigt. Im Detail zu klären waren noch die Rolle der Base und des pH-Werts. Diese beiden Faktoren spielen eine große Rolle bezüglich der Kompatibilität von Suzuki-Reaktion und Biotransformation: während die Suzuki-Kopplung in basischem Medium durchgeführt wird, erfolgt die enzymatische Reduktion von Ketonen in neutralem bis leicht saurem Medium. Das pH-Optimum der ADHs aus Lactobacillus kefir und Rhodococcus species für die Reduktion liegt bei pH 7.[101,102] Die Cofaktorregenerierung 34 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE in der enzymatischen Reduktion soll Substrat-gekoppelt mit Isopropanol als Cosubstrat erfolgen. Des Weiteren soll insbesondere der Einfluss der Katalysatorkomponenten der SuzukiKopplung – Palladiumchlorid und TPPTS – auf die ADH untersucht werden. So ist bereits bekannt, dass Triphenylphosphin einen stark inhibierenden Einfluss auf die ADH aus Rhodococcus sp. hat.[14] Bei 4 mM Konzentration sank die Restaktivität der ADH auf 56%.[14] TPPTS als dessen wasserlösliches Analogon könnte einen ähnlich starken Einfluss haben. Anschließend soll der chirale Biaryl-Alkohol 6 in einer Substitutionsreaktion unter Inversion des Stereozentrums in das entsprechende chirale Biaryl-Amin 7 überführt werden. Dabei soll die auf der Mitsunobu-Reaktion basierende Methode von Ortiz-Martiales et al. verwendet werden (siehe Abbildung 4.15).[72] Abbildung 4.15 Umsetzung des Alkohols 6 zum Amin 7 unter Inversion des Stereozentrums Der Schwerpunkt dieses Teilkapitels liegt in der Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion in wässrigem Medium bei Raumtemperatur unter Verwendung des wasserlöslichen Katalysatorsystems bestehend aus Palladiumchlorid und TPPTS (10). Wenn möglich sollen Bedingungen gefunden werden, unter denen beide Reaktionen gleichzeitig ablaufen, d.h. die Realisierung in einer Tandemreaktion. 35 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4 Ergebnisse und Diskussion 4.4.1 Etablierung der Suzuki-Reaktion in wässrigem Medium unter Verwendung von PdCl2 und TPPTS Wie bereits in Abschnitt 4.2.3 erwähnt, soll die Suzuki-Kupplung in wässrigem Medium, unter Verwendung von Palladiumchlorid und TPPTS (20) als wasserlösliches Katalysatorsystem durchgeführt werden. Bereits während meiner Diplomarbeit habe ich mich mit der SuzukiKupplung in wässrigem Medium unter Verwendung dieses Katalysatorsystems beschäftigt.[89] Ein Problem stellte dabei die mangelnde Reproduzierbarkeit der Ergebnisse dar. Deshalb soll zunächst die Suzuki-Kupplung unter Verwendung von Triethylamin als Base genauer betrachtet werden und wenn nötig, eine Standardabweichung bestimmt werden. 4.4.1.1 Verwendung von Triethylamin als Base Im Hinblick auf eine potentielle Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Tandemreaktion ist darauf zu achten, dass der pH-Wert in der SuzukiKupplung möglichst niedrig ist. Deshalb wurde zunächst die organische Base Triethylamin in Betracht gezogen. Um den pH-Wert möglichst niedrig zu halten, sollte die Base nicht wie sonst üblich im Überschuss, sondern nur in äquimolarer Menge eingesetzt werden (siehe Abbildung 4.16). Als Reaktionsmedium wird eine Mischung aus Isopropanol und Wasser verwendet, wobei Isopropanol hier nicht nur eine Rolle als Lösungsmittel spielt, sondern, im Hinblick auf die Tandemreaktion, gleichzeitig als Substrat in der Cofaktorregenerierung dient (siehe Abbildung 4.9). Die Durchführung der Reaktion erfolgte analog AAV 3, wobei die Reaktion zur Bestimmung der Schwankungsbreite mehrfach durchgeführt wurde. Abbildung 4.16 Suzuki-Kupplung bei Raumtemperatur mit Triethylamin als Base 36 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Zunächst wurde die Suzuki-Kupplung bei 86 mM Substratkonzentration in Gegenwart von 25% Isopropanol (v/v) durchgeführt (siehe Tabelle 4.1, Eintrag 1). Dabei wurde im 1H-NMRSpektrum ein produktbezogener Umsatz von 91-94% zum Biarylketon 5 bestimmt. Die Schwankung von 3% im Umsatz liegt im Bereich der Messungenauigkeit der 1H-NMRSpektroskopie. Der Gesamtumsatz könnte allerdings noch höher sein, wenn durch die mangelnde Löslichkeit von 4‘-Iodacetophenon 4 und vor allem von 4‘-Phenylacetophenon (5) in Wasser, nicht ein heterogenes Reaktionsgemisch entstehen würde. Tabelle 4.1 Mehrfachdurchführung der Suzuki-Kreuzkupplung Substratkonz. Reaktionsvolumen Isopropanolanteil Umsatz [%] [mM] [ml] (v/v) niedrigster höchster 1 86 4.5 25 91 94 2 86 4.5 50 92 >95 3 39 10 50 94 >95 Eintrag Da während der Reaktion die Bildung eines Feststoffs beobachtet wurde und das Produkt 5 nur schlecht wasserlöslich ist, wurde der Isopropanolanteil verdoppelt (siehe Tabelle 4.1, Eintrag 2). In Gegenwart von 50% Isopropanol (v/v) konnte ein produktbezogener Umsatz von bis zu >95% erzielt werden. Die verbesserte Substrat- und vor allem Produkt-Löslichkeit in Gegenwart eines höheren Isopropanolanteils trägt also entscheidend zum Umsatz bei. Die Schwankung im Umsatz beträgt hier noch 6%-Punkte. Dies liegt im Bereich der Messungenauigkeit der 1H-NMR-Spektroskopie. Ein produktbezogener Umsatz von stets >95% ist wünschenswert. Da keine Erfahrungswerte darüber vorlagen, ob die uns zur Verfügung stehenden Alkoholdehydrogenasen aus Lactobacillus kefir bzw. Rhodococcus species bei weiterer Erhöhung des Isopropanol-Anteils im Reaktionsmedium auf >50% (v/v) aktiv und stabil 37 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE bleiben würden, wurde nun das Reaktionsvolumen von 4.5 ml auf 10 ml erhöht (siehe Tabelle 4.1, Eintrag 3). Die Erhöhung des Reaktionsvolumens von 4.5 ml auf 10 ml bedeutet gleichzeitig eine Erniedrigung der Substrat-Konzentration von 86 mM auf 39 mM. Unter diesen Bedingungen wurden stets Umsätze von ≥94% erzielt. Unter diesen Reaktionsbedingungen war die Schwankungsbreite in der Suzuki-Kupplung zur Synthese von 4‘-Phenylacetophenon (5) am geringsten. 4.4.1.2 Verwendung von Natriumcarbonat als Base Unter Verwendung von 1.0 Äquivalenten Triethylamin als Base zeigte die Suzuki-Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) und Phenylboronsäure (19) die geringste Schwankungsbreite, wenn sie bei 39 mM Substratkonzentration und einem Isopropanol-Anteil von 50% (v/v) durchgeführt wurde. Diese Reaktionsbedingungen wurden deshalb auch für die SuzukiKupplung unter Verwendung von 2.5 Äquivalenten Natriumcarbonat als Base gewählt (siehe Abbildung 4.17). Die Durchführung der Reaktion erfolgte analog AAV 4 in einer Mischung aus dest. Wasser und Isopropanol oder Phosphatpuffer pH 7 und Isopropanol als Reaktionsmedium. Abbildung 4.17 Suzuki-Kupplung mit Natriumcarbonat als Base Unabhängig von der Lösungsmittel-Zusammensetzung wurde stets ein produktbezogener Umsatz von >95% erzielt. Damit ist das Katalysatorsystem bestehend aus Palladiumchlorid und TPPTS sehr effizient, wenn als Base Natriumcarbonat verwendet wird. Allerdings liegt der pH-Wert der Natriumcarbonatlösung mit pH 10 – 11 (siehe Tabelle 4.3) deutlich zu hoch um anschließend die enzymatische Reduktion ohne eine Adjustierung des pH-Werts durchzuführen. Positiv hervorzuheben ist, dass gegenüber dem bereits in der Kombination von Palladiumkatalysierter Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion eingesetzten Katalysator [Pd(PPh3)2]Cl2,[14] der Vorteil des wasserlöslichen Katalysatorsystems darin 38 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE liegt, dass die Suzuki-Kupplung bei Raumtemperatur abläuft. Die Tatsache, dass nun beide Reaktionen bei Raumtemperatur effizient ablaufen können, ist der erste Schritt im Hinblick auf eine Tandemreaktion. Die nächste Voraussetzung dazu wäre ein im Bezug auf den pHWert mit der Biotransformation kompatibles Reaktionsmedium in der Suzuki-Kupplung. 4.4.1.3 Verwendung von Natriumhydrogencarbonat als Base Die Basen Triethylamin und Natriumcarbonat sind im Hinblick auf eine mögliche Tandemreaktion ungeeignet, da zum Einen die Kupplung mit Triethylamin nicht stabil genug (siehe Abschnitt 4.4.1.1) und zum Anderen der pH-Wert von Natriumcarbonat mit pH 10-11 deutlich zu hoch für die ADHs ist. Deshalb sollte getestet werden, ob andere Basen deren pH-Werte zwischen 8 und 9 liegen geeigneter sind oder ob es evtl. sogar möglich ist die Reaktion in Puffer ohne Zusatz von Base durchzuführen. Gemäß AAV 5 wurde die Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) und Phenylboronsäure (19) unter Verwendung des Katalysatorsystems, bestehend aus Palladiumchlorid und TPPTS (20), in Gegenwart verschiedener Mengen Natriumhydrogencarbonat untersucht (siehe Abbildung 4.18). Abbildung 4.18 Suzuki-Kupplung in Gegenwart von NaHCO3 als Base Dabei zeigte sich, dass unter Verwendung von 2.5 Äquivalenten Natriumhydrogencarbonat ein sehr guter Umsatz von >95% erzielt werden konnte, unabhängig davon, ob als wässriges Medium Phosphatpuffer oder destilliertes Wasser verwendet wurde. In Gegenwart einer äquimolaren Menge Natriumhydrogencarbonat lag der Umsatz, nach einer Reaktionszeit von ebenfalls 24 Stunden, noch bei 76%. Auf Grund der Schwankungsbreite in der Suzuki-Kupplung unter Verwendung von Triethylamin als Base (siehe Abschnitt 4.4.1.1), wurden auch hier mehrere Ansätze analog AAV 5 in Gegenwart von 2.5 Äquivalenten Natriumhydrogencarbonat in dest. Wasser und 39 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Isopropanol im Verhältnis 1 : 1 (v/v)) durchgeführt. Dabei wurde mittels 1 H-NMR- Spektroskopie stets ein produktbezogener Umsatz von >95% bestimmt (siehe Tabelle 4.2). Damit erwies sich die Suzuki-Kupplung unter diesen Reaktionsbedingungen als sehr stabil. Tabelle 4.2 Reproduzierbarkeit der Suzuki-Kupplung mit NaHCO3 als Base Eintrag NaHCO3 wässriges Medium Umsatz [%] 1 2.5 Äquivalente i-PrOH / dest. Wasser >95 2 2.5 Äquivalente i-PrOH / dest. Wasser >95 3 2.5 Äquivalente i-PrOH / dest. Wasser >95 4 2.5 Äquivalente i-PrOH / dest. Wasser >95 Der nächste Schritt war die Kombination mit der Biotransformation und die Messung des pH-Werts mittels pH-Elektrode, um zu untersuchen, ob Natriumhydrogencarbonat langfristig auch als Base in einer potentiellen Tandemreaktion Anwendung finden könnte. Dafür muss der pH-Wert in einem Bereich liegen in dem die ADH noch eine ausreichende Aktivität und Stabilität aufweist. 4.4.1.4 Verwendung von Puffersystemen Von den bisher getesteten Basen ist Natriumhydrogencarbonat als schwache anorganische Base im Hinblick auf eine mögliche Tandemreaktion geeignet. Eine weitere Möglichkeit könnte eine „basenfreie“ Tandemreaktion sein (Verzicht auf Zugabe von Base), wenn die Suzuki-Kupplung auch in einer Mischung aus Isopropanol und leicht basischem Puffer stattfindet. Eine ähnliche Methode wurde bereits von Cacchi et al. bei der Verwendung von Protein-stabilisierten Nanopartikeln als Katalysator in der Suzuki-Kupplung zur Kombination 40 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion beschrieben.[15] Die Kupplung wurde dabei in Tris-Puffer pH 8.9 bei 100°C durchgeführt. Im Folgenden sollen Kaliumphosphatpuffer (Kpi) pH 8 unterschiedlicher Konzentrationen als Teil des Reaktionsmediums zur Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) und Phenylboronsäure (19) getestet werden. Die Durchführung erfolgte analog AAV 6. Abbildung 4.19 "Basenfreie" Suzuki-Kupplung Bei Verwendung eines 100 mM Kpi-Puffer pH 8 wurde nach 24 Stunden ein Umsatz von 58% erzielt, während die Suzuki-Kupplung in 200 mM Kpi-Puffer pH 8 nach 24 Stunden einen Umsatz von 79% lieferte. Die Pufferkonzentration hat also einen Einfluss auf den Umsatz bzw. den Reaktionsverlauf. Ein Kontrollexperiment (siehe Tabelle 8.7, Eintrag 7), in dem zusätzlich 2.5 Äquivalente Natriumhydrogencarbonat zugesetzt wurden, lieferte vollständigen Umsatz. Damit konnte ausgeschlossen werden, dass die Puffersalze (v.a. Phosphate) die Suzuki-Kupplung limitieren. Niedrigere Umsätze nach 24 Stunden sind eher auf einen niedrigeren pH-Wert zurückzuführen. 4.4.1.5 Eignung der Basen im Hinblick auf eine Tandemreaktion In Abschnitt 4.4.1.1 bis 4.4.1.4 wurde hauptsächlich die Eignung der Basen bzw. der daraus resultierenden Reaktionsbedingungen für die Palladium-katalysierte Suzuki-Kupplung betrachtet. Um die Suzuki-Kupplung mit der enzymatischen Reduktion in einer Tandemreaktion zu kombinieren, muss ebenso die Kompatibilität der Reaktionsbedingungen mit der ADH gegeben sein. Einen ersten Hinweis darauf gibt der pH-Wert des Reaktionsmediums. Er muss in einem Bereich liegen, in dem die ADH noch eine ausreichende Aktivität und Stabilität aufweist. 41 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Die pH-Wert Messungen erfolgten analog AAV 7. Auf die Zugabe von Isopropanol musste komplett verzichtet werden, da die zur Verfügung stehende Elektrode (Unitrode von Metrohm) dafür nicht geeignet war. Die Basen wurden jeweils in den Mengen eingesetzt, in denen sie auch in der Suzuki-Kupplung und später in der Eintopfreaktion eingesetzt werden sollen, d.h. es wurden lediglich 1.0 Äquivalente Triethylamin verwendet, während 2.5 Äquivalente Natriumcarbonat bzw. 2.5 Äquivalente Natriumhydrogencarbonat verwendet wurden. Bezogen auf eine Ansatzgröße von 0.389 mmol in 10 ml wässrigem Medium entspricht dies einer 39 mM Triethylamin-Konzentration und einer 97 mM Konzentration an Natriumcarbonat bzw. Natriumhydrogencarbonat. Analog zu den Ansätzen wurden als wässriges Medium destilliertes Wasser und Phosphatpuffer pH 7 verwendet, wobei Triethylamin nur in Puffer pH 7 gemessen werden konnte, da in dest. Wasser als Lösungsmittel die Leitfähigkeit zu niedrig war. Die Ausgangskonzentration des Phosphatpuffers betrug 50 mM. Um eine Verdünnung des Puffers durch Isopropanol zu simmulieren wurde, wenn möglich, auch der pH-Wert in einer 1 : 1-Mischung (v/v) aus dest. Wasser und 50 mM Phosphatpuffer bestimmt (Endkonzentration: 25 mM). Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.3 zusammengefasst. Tabelle 4.3 Ergebnisse der pH-Wert Messungen Eintrag Base Konzentration Lösungsmittel pH-Wert 1 Et3N 39 mM Puffer pH 7 (50 mM) 10.2 2 Na2CO3 97 mM Puffer pH 7 (25 mM) 10.4 3 Na2CO3 97 mM dest. Wasser 11.3 4 NaHCO3 97 mM dest. Wasser 8.3 5 NaHCO3 97 mM Puffer pH 7 (25 mM) 7.4 6 NaHCO3 97 mM Puffer pH 7 (50 mM) 7.2 Es zeigte sich, dass eine 39 mM Triethylamin-Konzentration selbst in 50 mM PhosphatPuffer pH 7 einen pH-Wert von 10.2 aufweist (siehe Tabelle 4.3, Eintrag 1). Damit liegt der pH-Wert bereits in demselben Bereich wie eine 97 mM Natriumcarbonat-Lösung in 25 mM Phosphat-Puffer pH 7 (pH 10.4; siehe Tabelle 4.3, Eintrag 2). Erstaunlich ist auch, dass der 25 mM Phosphatpuffer selbst in Gegenwart einer so starken Base wie Natriumcarbonat noch einen Einfluss auf den pH-Wert hat (vgl. Tabelle 4.3, Einträge 2 und 3). Der pH-Wert einer 42 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 97 mM Natriumcarbonat-Lösung in dest. Wasser beträgt 11.3. Auf Grund der Ergebnisse der pH-Wert Messungen ist es nicht erfolgversprechend mit Triethylamin als Base weiterzuarbeiten. Triethylamin und Natriumcarbonat-Lösung geben pH-Werte >10, wobei die Suzuki-Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) mit Phenylboronsäure (19) in Gegenwart von Natriumcarbonat im Überschuss deutlich stabiler verläuft als mit Triethylamin als Base (vgl. Abschnitt 4.1.1.1 und 4.1.1.2). Für die 97 mM Natriumhydrogencarbonat-Lösung wurde, je nachdem ob sie in 50 mM Phosphatpuffer pH 7 oder dest. Wasser angesetzt wurde, ein pHWert zwischen 7.2 und 8.3 gemessen (siehe Tabelle 4.3, Einträge 4-6). Während für die in 25 mM Puffer pH 7 angesetzte 97 mM Natriumhydrogencarbonat-Lösung der pH-Wert 7.4 betrug, wurde in 50 mM Puffer ein pH-Wert von 7.2 gemessen. Dies bedeutet, dass ein leicht basisches Reaktionsmedium im Bereich von pH 7.4 – 8.3 ausreicht um die Suzuki-Kupplung in wässrigem Medium durchzuführen und dabei quantitativen Umsatz zu erzielen (siehe auch Tabelle 8.7, Eintrag 1 und Einträge 3-6). Zudem ist zu erwarten ist, dass die ADHs in diesem Bereich aktiv und stabil sind. Das pH-Optimum der ADHs aus Lactobacillus kefir und Rhodococcus species für die Reduktion liegt bei pH 7.[101,102] Das pH-Optimum beider ADHs für die Oxidation liegt bei pH 8.0.[102,103] Damit ist bei pH 8 die Oxidation des Alkohols stärker begünstigt. Durch den Einsatz von Isopropanol im Überschuss kann das Gleichgewicht dennoch auf die Seite des Alkohols verschoben werden.[93] Bevor aber an die Tandemreaktion gedacht werden kann, soll die Kombination von SuzukiKupplung mit nachgeschalteter Biotransformation in einer Eintopfreaktion erfolgen. Auf Grund des niedrigen pH-Werts (~pH 8) ist vorstellbar, dass es gar nicht nötig ist nach der Suzuki-Kupplung den pH-Wert auf pH 7 einzustellen. Dies wäre ein erster Schritt in Richtung Tandemreaktion. Diesbezüglich soll untersucht werden, ob das Enzym in diesem Bereich noch aktiv ist und wenn ja, wie stark das Enzym inhibiert wird (siehe Abschnitt 4.4.3.2). Darüber hinaus muss für eine Tandemreaktion auch die Kupplung von 1-(4-Iodphenyl)ethanol (29) mit Phenylboronsäure (19) untersucht werden. 4.4.1.6 Variation der Kupplungspartner Im Hinblick auf eine Tandemreaktion gibt es zwei Möglichkeiten um ausgehend von 4‘-Iodacetophenon (4) zum chiralen Zielprodukt 6 zu gelangen (siehe Abbildung 4.20): a) erst Suzuki-Kupplung und anschließend enzymatische Reduktion (Weg A) b) erst enzymatische Reduktion und anschließend Suzuki-Kupplung (Weg B) 43 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Welcher Weg bevorzugt wird, hängt von den relativen Geschwindigkeiten im ersten Schritt der Wege A und B ab. A B A B Abbildung 4.20 Verschiedene Sequenzen zum Zielprodukt 6 Bisher wurde, sowohl in der Literatur als auch in dieser Arbeit lediglich der Weg A untersucht.[14-16] Nun soll auch der Weg B untersucht werden. Zunächst wird hierfür die Kupplung von rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol (rac-29) mit Phenylboronsäure (19) genauer betrachtet (siehe Tabelle 4.4). Die enzymatische Reduktion von 4‘-Iodacetophenon (4) wurde in unserem Arbeitskreis bereits beschrieben.[104,105] Dabei konnte das Zielprodukt 29 mit einem Umsatz von >95% und exzellenter Enantioselektivität von >99% ee synthetisiert werden. Die Durchführung der Suzuki-Kupplung von rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol (rac-29) mit Phenylboronsäure (19) erfolgte analog AAV 5 unter Variation der Zusammensetzung des wässrigen Mediums und der Reaktionszeit. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.4 zusammengefasst. Das Substrat rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol (rac-29) wurde zuvor analog AAV 8 ausgehend von 4‘-Iodacetophenon (4) mittels Natriumborhydrid-Reduktion synthetisiert. Das Produkt wurde dabei mit einem Umsatz von >95% erhalten. Nach 44 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE säulenchromatographischer Reinigung wurde das saubere Produkt mit 89% Ausbeute als Racemat erhalten (siehe Abschnitt 8.2.2.6.1). Tabelle 4.4 Kupplung von rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol (rac-29) mit Phenylboronsäure (19) Eintrag Wässriges Medium Zeit [h] Umsatz [%] 1 i-PrOH / dest. Wasser 24 76 2 i-PrOH / Puffer pH 7 24 77 3 i-PrOH / dest. Wasser 64 83 4 i-PrOH / Puffer pH 7 64 81 Es zeigte sich, dass die Suzuki-Kupplung des Alkohols rac-29 mit Phenylboronsäure (19) schlechter verläuft als die Kupplung des korrespondierenden Ketons 4 mit Phenylboronsäure (19) (76 und 77% Umsatz gegenüber >95% nach einer Reaktionszeit von 24 Stunden; siehe Tabelle 4.4, Eintrag 1 und 2). Eine Verlängerung der Reaktionslaufzeit brachte lediglich eine minimale Erhöhung des Umsatzes. Ein Umsatz von 83% stellt ein gutes Ergebnis dar (siehe Tabelle 4.4, Eintrag 3). Oft stellt die oxidative Addition den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt in der SuzukiKupplung dar. Die relative Reaktivität nimmt dabei in der Reihenfolge I > OTf > Br >> Cl ab. Arylhalogenide, die durch elektronenziehende Substituenten aktiviert werden, sind reaktiver in Bezug auf die oxidative Addition.[106] Im Hinblick auf die bisher in der Suzuki-Kupplung mit Phenylboronsäure (19) eingesetzten Arylhalogenide 4‘-Iodacetophenon (4) und 1-(4-Iodphenyl)ethanol (29) bedeutet dies, dass es sich bei 4‘-Iodacetophenon (4) auf Grund der elektronenziehenden Carbonylgruppe um ein aktiviertes Arylhalogenid handelt. Beim Alkohol 29 handelt es sich dagegen um ein unaktiviertes Arylhalogenid. Dieser Substituenten-Einfluss erklärt, weshalb die Suzuki-Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) mit Phenylboronsäure (19) schneller verläuft als die Suzuki-Kupplung von 1-(4-Iodphenyl)- 45 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE ethanol (29) mit Phenylboronsäure (19). Unter ansonsten identischen Reaktionsbedingungen wurde im ersten Fall nach 24 Stunden vollständiger Umsatz erzielt, während im zweiten Fall nur 77% Umsatz erzielt wurden (siehe Tabelle 4.4, Eintrag 2). Es ist literaturbekannt, dass Phenylboronsäure (19) einen inhibierenden Einfluss auf die Alkoholdehydrogenase aus Rhodococcus species hat.[14] Es besteht die Möglichkeit in der Suzuki-Kupplung die freie Boronsäure durch einen Boronsäureester zu ersetzen.[107] Der Phenylboronsäurepinakolester (30) ist ebenso wie die Phenylboronsäure (19) kommerziell erhältlich. Die Durchführung der Suzuki-Kupplung in Gegenwart von Natriumhydrogencarbonat unter Substitution von Boronsäure 19 durch den Pinakolester 30 erfolgte analog AAV 9. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.5 zusammengefasst. Tabelle 4.5 Verwendung von Phenylboronsäurepinakolester (30) als Kupplungspartner Eintrag Wässriges Medium Arylhalogenid Umsatz [%] 1 i-PrOH / dest. Wasser 4 93 2 i-PrOH / Puffer pH 7 rac-29 54 3 i-PrOH / dest. Wasser rac-29 73 Es wurde bereits gezeigt, dass die Kupplung des Alkohols rac-29 mit Phenylboronsäure (19) weniger effizient verläuft als die Kupplung des Ketons 4 mit Phenylboronsäure (19) (rund 76% Umsatz gegenüber >95% Umsatz nach 24 Stunden). Ähnliches wurde auch für die Kupplung mit dem Phenylboronsäurepinakolester (30) beobachtet (Tabelle 4.5). Vergleicht man die für die Kupplung in dest. Wasser und Isopropanol erzielten Umsätze des Alkohols rac-29 und des Ketons 4 mit dem Boronsäureester 30, so liegen diese Werte mit 73 und 93% unter den in der Kupplung des Alkohols rac-29 und des Ketons 4 mit der Phenylboronsäure (19) erzielten Umsätzen von rund 76 bzw. >95% (vgl. Tabelle 4.4, Einträge 1 und 2; Tabelle 46 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.5, Einträge 1 und 3). Wurde die Kupplung von rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol rac-29 mit dem Phenylboronsäurepinakolester (30) in Isopropanol und Puffer pH 7 durchgeführt, so lag der erzielte Umsatz von 54% Umsatz deutlich unter dem in Isopropanol und dest. Wasser erzielten Umsatz von 73% und damit auch deutlich unter dem Umsatz der Kupplung von rac-29 mit der Phenylboronsäure (19) in Isopropanol und Puffer pH 7 (77% Umsatz; siehe Tabelle 4.4, Eintrag 2). Obwohl mit dem Phenylboronsäurepinakolester (30) etwas niedrigere Umsätze erzielt wurden, könnte dies im Hinblick auf eine Tandemreaktion (in dest. Wasser und Isopropanol als Lösungsmittel) von Nutzen sein, falls die ADH durch den Boronsäureesters 30 weniger stark inibiert wird als durch die Phenylboronsäure (19). Hierzu sind weitere Informationen notwendig. Es ist wichtig zu wissen, ob der Boronsäureester 30 unter Reaktionsbedingungen hydrolysiert und ob seine inhibierende Wirkung auf das Enzym tatsächlich geringer ist, als die der Phenylboronsäure (19). Letzteres soll in Photometertests untersucht werden (siehe Abschnitt 4.4.3). Eine weitere Möglichkeit das Keton 5 über eine Suzuki-Kupplung herzustellen stellt die Suzuki-Kupplung von 4‘-Acetylphenylboronsäure (31) mit Halogenbenzol 32 dar (siehe Abbildung 4.21). Abbildung 4.21 alternativer Syntheseweg von 5 mittels Suzuki-Kupplung Aus Zeitgründen wurde dieser Weg nicht eingehend untersucht. Im Hinblick auf eine mögliche Tandemreaktion wäre es interessant zu wissen, ob die im Rahmen dieser Arbeit zur Verfügung stehenden ADHs 4‘-Acetylphenylboronsäure (31) als Substrat akzeptieren. Diese Untersuchung erfolgt mittels Photometertest (siehe Abschnitt 4.4.2). 47 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.2 Photometertest zur Bestimmung der Enzymaktivität Bevor präparative Ansätze zur enzymatischen Reduktion der Ketone durchgeführt werden können, muss die Aktivität der Enzyme bestimmt werden. Die volumetrische Aktivität [U/ml] wird über den Verbrauch an Cofaktor NAD(P)H bestimmt. Dieser wird während der Reduktion verbraucht und zu NAD(P)+ oxidiert (siehe Abbildung 4.22). Abbildung 4.22 Photometertest zur Aktivitätsbestimmung der ADHs Der Verbrauch an NAD(P)H wird im Photometer bei 340 nm, dem Absorptionsmaximum des Cofaktors, beobachtet. Die Extinktionsabnahme wird über einen Zeitraum von 10 Minuten beobachtet. Nach folgender Formel kann dann die volumetrische Enzymaktivität [U/ml] berechnet werden: = ∆ 340 nm ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ Abbildung 4.23 Formel zur Bestimmung der volumetrischen Enzymaktivität Diese Messungen werden mit jeder neuen Enzymcharge durchgeführt. Bei Lagerung einer Enzymcharge über einen längeren Zeitraum wird vor dem Einsatz in präparativen Biokatalysen überprüft, ob das Enzym an Aktivität verloren hat. In diesen Fällen wird die Enzymmenge an die neue Aktivität angepasst. 4.4.2.1 Photometertest mit ADH aus Rhodococcus sp. (Rohextrakt) Zunächst wird die Aktivität der Alkoholdehydrogenase aus Rhodococcus sp., die vom Arbeitskreis von Prof. Hummel zur Verfügung gestellt wurde, getestet. Die Durchführung erfolgt analog AAV 10. Als Referenzverbindung wird 4‘-Chloracetophenon (34) verwendet, dessen relative Aktivität auf 100% festgesetzt wird. In Tabelle 4.6 sind exemplarisch die 48 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE relativen Aktivitäten einer Enzymcharge ADH aus Rhodococcus species für verschiedene para-substituierte Acetophenone dargestellt. Tabelle 4.6 Aktivität der ADH aus Rhodococcus sp. für unterschiedlich substituierte Acetophenone a) Eintrag a) Keton Relative Aktivität [%] 1 4‘-Chloracetophenon (34) 100 2 4‘-Iodacetophenon (4) 106 3 4‘-Phenylacetophenon (5) 97 4 4‘-Acetylphenylboronsäure (31) 8 Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), d = 1 cm, VP = 0.02 ml, f = 11 Die Alkoholdehydrogenase aus Rhodococcus species weist für die Referenzverbindung 4‘-Chloracetophenon (34) je nach Enzymcharge eine Aktivität zwischen 34 und 90 U/ml auf. 4‘-Iodacetophenon (4), das Edukt in der Eintopf- oder Tandemreaktion wird mit einer relativen Aktivität von 106% ähnlich gut akzeptiert wie die Referenzverbindung. 4‘-Phenylacetophenon (5), das Kupplungsprodukt von 4‘-Iodacetophenon (4) und Phenylboronsäure (19), wird mit einer relativen Aktivität von 97% meist etwas schlechter akzeptiert. 4‘-Acetylphenylboronsäure (31), ein alternatives Substrat in der Suzuki-Kupplung zur Synthese des Biarylketons 5 (siehe Abbildung 4.21), wird im Vergleich zu 4‘-Phenylacetophenon (5) so gut wie gar nicht akzeptiert (relative Aktivität <10%; siehe Tabelle 4.6, Eintrag 4). Damit ist zu erwarten, dass eine Tandemreaktion ausgehend von 4‘-Acetylphenylboronsäure (31) und Halogenbenzol (32) vorwiegend über die SuzukiKupplung mit anschließender Biotransformation verläuft (analog Reaktionsweg B, Abbildung 4.20). Die (S)-selektive ADH aus Rhodococcus species weist für die Ketone 4 und 5 ähnliche Aktivität auf. D.h. dass der in der Tandemreaktion bevorzugte Reaktionsweg ausgehend von 49 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4‘-Iodacetophenon (4) und Phenylboronsäure davon abhängt, ob die Reduktion oder SuzukiKupplung von Keton 4 schneller abläuft. Würde vorwiegend 4‘-Iodacetophenon (4) zu (S)-1-(4-Iodphenyl)ethanol ((S)-29) reduziert werden (Weg B in Abbildung 4.20), so ist der maximal erzielbare Umsatz in der Eintopfreaktion durch die Kupplung des Alkohols (S)-29 mit Phenylboronsäure (19) auf 83% limitiert (vergleiche Tabelle 4.4, Eintrag 1). Allgemein zeigen die verschiedenen Chargen der ADH aus Rhodococcus species für 4‘-Phenylacetophenon (5) eine Aktivität, die gut geeignet ist, um damit die Biotransformation durchzuführen. 4.4.2.2 Photometertest mit ADH aus Lactobacillus kefir (Rohextrakt) Des Weiteren wurde vom Arbeitskreis von Prof. Hummel aus Jülich eine (R)-selektive Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus kefir (L. kefir) zur Verfügung gestelltt. Die Aktivitätsbestimmung erfolgte analog AAV 10. Als Referenzverbindung wird Acetophenon (33) verwendet, dessen relative Aktivität auf 100% festgesetzt wird. In Tabelle 4.7 sind exemplarisch die relativen Aktivitäten einer Enzymcharge für verschiedene para-substituierte Acetophenone dargestellt. Tabelle 4.7 Aktivität der ADH aus L. kefir für unterschiedlich substituierte Acetophenone a) 50 Eintrag a) Substrat Relative Aktivität [%] 1 Acetophenon (33) 100 2 4‘-Iodacetophenon (4) 79 3 4‘-Phenylacetophenon (5) 7 4 4‘-Acetylphenylboronsäure (31) 37 Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), d = 1 cm, VP = 0.02 ml; f = 200 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Die volumetrische Aktivität der ADH aus L. kefir ist mit Werten zwischen 1032 und 1453 U/ml (sieheTabelle 8.12) für die Referenzverbindung Acetophenon (33) sehr hoch. Zudem zeigte sich, dass die (R)-selektive ADH aus Rhodococcus species und die (S)-selektive ADH aus ADH aus L. kefir ein unterschiedliches Substratspektrum aufweisen. Während die ADH aus Rhodococcus species 4‘-Iodacetophenon (4) und 4‘-Phenylacetophenon (5) ähnlich gut akzeptiert, weist die ADH aus ADH aus L. kefir für 4‘-Phenylacetophenon (5) mit 7% relativer Aktivität bezüglich der Referenzverbindung 33 eine deutlich niedrigere Aktivität als für 4‘-Iodacetophenon (4) auf (79% Aktivität relativ zur Referenz 33). Hingegen wird 4‘-Acetylphenylboronsäure (31) mit 37% relativer Aktivität bezogen auf Referenzverbindung 33 von der ADH aus L. kefir deutlich besser akzeptiert als 4‘-Phenylacetophenon (5) mit 7% relativer Aktivität bezogen auf Acetophenon (33). Die Aktivität für 4‘-Acetylphenylboronsäure (31) gegenüber der für 4‘-Iodacetophenon (4) ist dennoch deutlich schlechter. Allgemein zeigt die ADH aus Lactobacillus kefir für 4‘-Phenylacetophenon (5) und 4‘-Iodacetophenon (4) eine Aktivität die gut geeignet ist um damit die Biotransformation durchzuführen. 4.4.3 Untersuchung potentiell inhibierender Faktoren aus der Palladiumkatalyse im Hinblick auf eine Eintopf- oder Tandemreaktion Aus der Literatur ist bekannt, dass verschiedene Komponenten aus der Suzuki-Kupplung einen negativen Effekt auf die Aktivität der Alkoholdehydrogenase haben. Insbesondere Phenylboronsäure (19) und Triphenylphosphin zeigten eine deutliche Inhibierung der ADH aus Rhodococcus species.[14] Des Weiteren wird die Suzuki-Kupplung in basischem Medium durchgeführt. In den bisher untersuchten Methoden zur Kombination von SuzukiKupplung und enzymatischer Reduktion in wässrigem Medium wurde deshalb vor Enzymzugabe der pH-Wert adjustiert und die enzymatische Reduktion bei pH 7 durchgeführt.[14,15] Im Hinblick auf die geplante Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Tandemreaktion ist dies nicht möglich. Deshalb soll mittels Photometertest auch die Aktivität der ADHs in Abhängigkeit vom pH-Wert untersucht werden. 51 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.3.1 Photometertests mit ADH aus Rhodococcus sp. zur Untersuchung inhibierender Faktoren aus der Palladiumkatalyse Analog einer in der Literatur beschriebenen Methode wird der Einfluss verschiedener Komponenten aus der Palladiumkatalyse auf die ADH aus Rhodococcus species untersucht.[14] Die Messungen wurden nicht nur in 50 mM Phosphatpuffer pH 7 durchgeführt werden sondern auch in einer 1 : 1-Mischung (v/v) von Puffer und dest. Wasser (25 mM Salzkonzentration) um den Verdünnungseffekt von 50% Isopropanol (v/v) als Lösungsmittel und Cosubstrat in der enzymatischen Reduktion zu simulieren. Auf den Zusatz von Isopropanol muss im Photometertest verzichtet werden, da die ADH in Gegenwart von Isopropanol NAD+ zu NADH reduziert. Dies stört den Photometertest, in dem der Verbrauch an NADH beobachtet wird. Man würde eine Inhibierung der ADH messen, obwohl lediglich der Cofator NADH unter Oxidation von Isopropanol zu Aceton regeneriert wird (vergleiche Abbildung 4.9). Die Durchführung der Photometertests erfolgte analog AAV 11. Die Ergebnisse sind in Abbildung 4.25, Abbildung 4.26, Abbildung 4.27 und Abbildung 4.28 graphisch dargestellt. Eine Untersuchung der aus Palladiumchlorid und TPPTS hergestellten katalytisch aktiven Spezies war auf Grund ihrer starken Absorption bei 340 nm im Photometer nicht möglich. Die beiden Komponenten wurden deshalb separat auf eine Inhibierung der ADH getestet. Abbildung 4.24 Einfluss verschiedener Additive auf die Aktivität der ADH aus Rhodococcus sp. Eine 2 mM Konzentration an TPPTS bzw. eine 1.5 mM Konzentration an Palladiumchlorid entspricht dabei den Katalysatorkonzentrationen in einem Ansatz zur Kupplung von 4‘-Iodacetopenon (4) mit Phenylboronsäure (19) bei 39 mM Substratkonzentration. Es zeigte sich, dass der Einfluss der Katalysatorkomponenten auf die Aktivität der ADH aus Rhodococcus sp. bei den getesteten Konzentrationen vernachlässigbar ist (siehe Abbildung 4.25 und Abbildung 4.26). 52 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE relative Aktivität [%] 100 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 Konzentration [mM] pH 7 (50 mM) pH 7 (25 mM) Abbildung 4.25 Einfluss von TPPTS auf die ADH aus Rhodococcus sp. Aus der Literatur ist bekannt, dass Triphenylphosphin einen stark inhibierenden Effekt auf die Alkoholdehydrogenase aus Rhodococcus species ausübt.[14] Bereits in Gegenwart von 4 mM Triphenylphosphin verlor die ADH knapp 50% ihrer Aktivität. Umso bemerkenswerter ist es, dass das wasserlösliche TPPTS (20) bei einer Konzentration bis 4 mM, keinen signifikanten Einfluss auf die Enzymaktivität zeigt. reletive Aktivität [%] 100 80 60 40 20 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 Konzentration [mM] pH 7 (50 mM) pH 7 (25 mM) Abbildung 4.26 Einfluss von Palladiumchlorid auf die ADH aus Rhodococcus sp. 53 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE relative Aktivität [%] 100 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 Konzentration [mM] pH 7 (50 mM) pH 7 (25 mM) Abbildung 4.27 Einfluss von Phenylboronsäure auf die ADH aus Rhodococcus sp. Phenylboronsäure zeigte, wie zu erwarten war, einen starken Einfluss auf die ADH aus Rhodococcus species. Dabei ist der Einfluss leicht von der Pufferkonzentration abhängig, wobei Abweichungen von rund 20% durchaus im Rahmen der Messungenauigkeit des Photometertests liegen. Eine Möglichkeit, den stark inhibierenden Einfluss der Phenylboronsäure (19) auf die Aktivität der Alkoholdehydrogenase zu minimieren, ist die Substitution der Boronsäure 19 durch einen Phenylboronsäureester, z.B. den kommerziell erhältlichen Phenylboronsäurepinakolester (30). Seine Anwendungsmöglichkeit in der Suzuki-Kupplung wurde bereits in Abschnitt 4.4.1.6 beschrieben. Nun wurde mittels Photometertest auch sein Einfluss auf die Enzymaktivität getestet. Das Ergebnis ist in Abbildung 4.28 graphisch dargestellt. Es zeigte sich, dass die Ergebnisse für die Inhibierung der ADH aus Rhodococcus sp. in Gegenwart des Phenylboronsäurepinakolesters (30) stark variieren, in Abhängigkeit davon, ob als Lösungsmittel nur Puffer pH 7 (50 mM) oder eine 1 : 1 Mischung (v/v) von dest. Wasser und Puffer pH 7 (entspricht 25 mM Puffer pH 7) verwendet wurde. Diese Beobachtung ist unerwartet. Während der Pinakolester 30 in 25 mM Puffer pH 7 im Vergleich zur Boronsäure 19 die ADH aus Rhodococcus sp. nur leicht inhibiert, zeigt die ADH in 50 mM Phosphatpuffer Phenylboronsäurepinakolesters (30). eine In deutliche 50 mM Inhibierung Phosphatpuffer in Gegenwart pH 7 ähnelt des der Kurvenverlauf sehr stark dem Verlauf in Gegenwart von Phenylboronsäure (19) als Additiv. 54 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE relative Aktivität [%] 100 80 60 40 20 0 0 20 40 60 80 100 Konzentration [mM] pH 7 (50 mM) pH 7 (25 mM) Abbildung 4.28 Einfluss des Boronsäurepinakolesters auf die ADH aus Rhodococcus sp. Eine denkbare Ursache dafür ist, dass der Pinakolester 30 gespalten wird. Je nach pH-Wert dürfte die Spaltung langsamer oder schneller verlaufen. Je schneller der Ester gespalten wird, umso mehr liegt die freie Phenylboronsäure vor, deren negativer Einfluss auf die ADH bereits bekannt ist.[14] Jedoch werden Boronsäureester üblicherweise mit Wasserstoffperoxid und Essigsäure gespalten.[107] Ob der Pinakolester der Phenylboronsäure tatsächlich geeigneter ist als die freie Säure, ist schwer vorauszusagen. Dies muss später präparativ getestet werden. In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich zu untersuchen, ob eine Spaltung des Boronsäureesters 30 unter Reaktionsbedingungen auch über einen längeren Zeitraum ausgeschlossen werden kann. Alternativ stehen noch weitere kommerziell erhältliche Ester der Phenylboronsäure zur Verfügung. 4.4.3.2 Photometertests mit ADH aus Lactobacillus kefir zur Untersuchung der Enzymaktivität in Abhängigkeit vom pH-Wert Im Hinblick auf eine Tandemreaktion oder eine Eintopfreaktion, bei der nach der Palladiumkatalysierten Suzuki-Kreuzkupplung nicht mehr der pH-Wert adjustiert werden soll, muss die in der enzymatischen Reduktion einzusetzende Enzymmenge an die Reaktionsbedingungen, v.a. im Bezug auf den pH-Wert, angepasst werden. Dazu wird die Enzymaktivität der ADH aus L. kefir in verschiedenen Medien und bei unterschiedlichen pH-Werten bestimmt, um 55 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE anschließend die Enzymmenge in der enzymatischen Reduktion bzw. der Eintopfreaktion anzupassen und den Aktivitätsverlust der ADH bei höheren pH-Werten auszugleichen. Die Aktivitätsbestimmung erfolgt analog AAV 12 über die Verfolgung der Extinktionsabnahme des Cofaktors (NADPH). Auf Grund der schlechten Löslichkeit von 4‘-Phenylacetophenon (5) in Wasser, werden diese Messungen mit der Referenzsubstanz Acetophenon (33) als Substrat durchgeführt, um den Fehler möglichst gering zu halten. Die Ergebnisse für die pH-Abhängigkeit des Rohextrakts sind exemplarisch für eine Enzymcharge in Tabelle 4.8 zusammengefasst. Tabelle 4.8 Aktivität der ADH aus L. kefir (Rohextrakt) in Abhängigkeit vom pH-Wert a) Eintrag a) wässriges Medium Relative Aktivität [%] 1 Puffer pH 7 (50 mM) 100 2 Puffer pH 8 (200 mM) 47 3 NaHCO3 pH 8.3 (97 mM) 32 Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.02 ml, d = 1 cm, f = 200 Die ADH aus L. kefir (Rohextrakt) zeigt, verglichen mit der Restaktivität von 47% in Phosphatpuffer pH 8, noch einmal eine um etwa ein Drittel niedrigere Aktivität in Natriumhydrogencarbonatlösung pH 8.3 (siehe Tabelle 4.3, Eintrag 4). Dennoch kann man, bei einer Restaktivität von 32% bei pH 8.3 gegenüber pH 7 (100% relative Aktivität) noch präparative Anwendungen durchführen, wobei dann in der Eintopfreaktion das Enzymvolumen an die Aktivität bei entsprechendem pH-Wert angepasst werden muss. 4.4.4 Enzymatische Reduktion Nach der Bestimmung der Enzymaktivität folgt nun die Durchführung der Biotransformation. Die Regenerierung des Cofaktors NAD(P)H erfolgt in situ unter Oxidation von Isopropanol zu 56 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Aceton (Substrat-gekoppelte Cofaktorregenerierung; siehe Abbildung 4.29), wobei der Cofaktor in seiner oxidierten Form NAD(P)+ eingesetzt wird. Er wird durch das im Überschuss eingesetzte Isopropanol zu NADP(H) reduziert, welches dann unter Oxidation zur Reduktion des eingesetzten Ketons genutzt wird. Die Substrat-gekoppelte Cofaktorregenerierung mit Isopropanol eignet sich besonders gut zur Cofaktorregenerierung nur schwer wasserlöslicher Ketone wie dem 4‘-Phenylacetophenon (5), da Isopropanol die Löslichkeit hydrophober Ketone verbessert.[93] Abbildung 4.29 Enzymatische Reduktion unter Substrat-gekoppelter Cofaktorregenerierung Die enzymatische Reduktion wurde in einem Gesamtvolumen von 10 ml mit einem Isopropanol-Anteil von 25-50% (v/v) durchgeführt. Der erhöhte Isopropanol-Anteil von 50% (v/v) führte bei der Suzuki-Kupplung zu einer besseren Reproduzierbarkeit auf Grund verbesserter Substrat-Löslichkeit (siehe Abschnitt 4.4.1.1). In der Literatur wurde bereits die enzymatische Reduktion in Gegenwart eines Isopropanol-Anteils von bis zu 80% (v/v) beschrieben.[108] Dementsprechend sind bei einem Isopropanol-Anteil von 50% (v/v) noch keine Stabilitätsprobleme zu erwarten. 4.4.4.1 Enzymatische Reduktion mit ADH aus Rhodococcus sp. Die enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5) unter Verwendung der ADH aus Rhodococcus sp. (Rohextrakt) soll in wässrigem Medium (Puffer pH 7) mit einem Isopropanolanteil von 50% (v/v) durchgeführt werden. Um die Ergebnisse mit der bisherigen, bei uns im Arbeitskreis entwickelten Methode vergleichen zu können, wurde ein zusätzliches Experiment in Gegenwart von 25% Isopropanol (v/v) durchgeführt. Die Durchführung erfolgte analog AAV 13. Die Ergebnisse für eine Enzymcharge sind in Tabelle 4.9 dargestellt. 57 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Tabelle 4.9 Enzymatische Umsetzungen von 5 mit der ADH aus Rhodococcus sp. a) Eintrag a) Wässriges Medium i-PrOH-Anteil (v/v) Umsatz [%] ee-Wert [%] 1 i-PrOH / pH 7 25% 77 >99 2 i-PrOH / pH 7 50% >95 >99 ADH aus Rhodococcus species, Charge 1 Die enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5) unter Verwendung von 64 U/mmol ADH aus Rhodococcus sp. (Aktivität bezogen auf 5) verlief in Gegenwart von 50% Isopropanol (v/v) stets vollständig. Wenn die Reaktion mit derselben Enzymmenge aus derselben Charge in Gegenwart von 25% Isopropanol (v/v) durchgeführt wurde, so wurde lediglich ein Umsatz von 77% erzielt (siehe Tabelle 4.9, Eintrag 1). Im Vergleich zu der bisher bei uns im Arbeitskreis etablierten Methode, bei der in Gegenwart von 25% Isopropanol (v/v)) 184 U/mmol zur enzymatischen Reduktion von 5 mit ADH aus Rhodococcus species eingesetzt wurden, stellt dies eine Reduktion der Katalysatormenge um fast die Hälfte dar.[14] Ein Nachteil der Substrat-gekoppelten Cofaktorregenerierung liegt darin, dass es keinen irreversiblen Schritt gibt. Sowohl die Reduktion des Ketons 5, als auch die Oxidation von Isopropanol sind reversibel, wodurch sich ein Gleichgewicht einstellt.[93] Dieses kann durch Entfernen von Aceton aus dem Reaktionsgemisch oder durch einen Überschuss an Isopropanol auf die Seite des Ziel-Produkts verschoben werden.[93,109,110] Ein Überschuss von 25% Isopropanol (v/v) reicht nicht aus, um unter Verwendung von jeweils 64 U/mmol ADH aus Rhodococcus sp., einen vollständigen Umsatz zu erreichen. Bei Verwendung eines Überschusses von 50% Isopropanol (v/v), wird das Reaktionsgleichgewicht vollständig in Richtung des Produkts (S)-6 verschoben (siehe Tabelle 4.9, Eintrag 2). Dadurch wird weniger Katalysator benötigt, ohne Einbußen im Umsatz hinnehmen zu müssen. Die Enantioselektivität dieser Reaktion war stets exzellent. 58 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Das Produkt (S)-6 wurde unabhängig vom Isopropanolanteil mit einem ee-Wert von >99% erhalten. Nach säulenchromatographischer Reinigung konnte das Produkt (S)-6 in einer Ausbeute von 64% isoliert werden. Im Folgenden (siehe Abschnitt 4.4.5.1) wurde die Anwendung der ADH aus Rhodococcus species in einer Eintopfreaktion in Gegenwart von 50% Isopropanol (v/v) als Lösungsmittel unter Verwendung des wasserlöslichen Katalysatorsystems, bestehend aus Palladiumchlorid und TPPTS (20) untersucht. 4.4.4.2 Enzymatische Reduktion mit ADH aus Lactobacillus kefir (Rohextrakt) Die enzymatische Reduktion unter Verwendung der ADH aus L. kefir (Rohextrakt) wurde im Hinblick auf die Kombination mit der Palladium-katalysierten Suzuki-Kreuzkupplung in einer Eintopf- bzw. Tandemreaktion ebenfalls in wässrigem Medium mit einem Isopropanolanteil von 50% (v/v) durchgeführt. Zunächst wurde die enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5), dem Zwischenprodukt der Eintopfreaktion von Suzuki-Kupplung mit nachgeschalteter Biotransformation, betrachtet (siehe Weg A, Abbildung 4.20). Des Weiteren wurde auch die enzymatische Reduktion von 4‘-Iodacetophenon (4) in wässrigem Medium mit einem Isopropanol-Anteil von 50% (v/v) isoliert untersucht. Dies ist für die Eintopfreaktion bei veränderter Reaktionssequenz von Bedeutung (Biotransformation mit nachgeschalteter Suzuki-Kupplung analog Weg B in Abbildung 4.20). Zur enzymatischen Reduktion von 4‘-Iodacetophenon in wässrigem Medium mit einem Isopropanol-Anteil von 25% (v/v) lagen bereits Ergebnisse aus unserem Arbeitskreis vor.[105] 4.4.4.2.1 Enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon Die Durchführung der enzymatischen Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5) unter Verwendung der ADH aus L. kefir (Rohextrakt) erfolgte in Gegenwart von 50% Isopropanol (v/v). Isopropanol dient hier sowohl als Lösungsmittel als auch als Substrat zur Cofaktorregenerierung. Die Durchführung erfolgte analog AAV 13. Exemplarisch sind in Tabelle 4.10 die Ergebnisse, die unter Verwendung einer Enzymcharge erzielt wurden zusammengestellt. 59 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Tabelle 4.10 Ergebnisse der Reduktion von Keton 5 mit ADH aus L. kefir (Rohextrakt) O Puffer / i-PrOH 1:1 (v/v) RT, 24 h V = 10 ml 5 39 mM a) OH MgCl2, 118 U/mmol ADH aus L. kef ir 2.7 mM NADP+ (R)-6 Eintrag Wässriges Medium Enzymmenge [µl] Umsatz [%] ee-Wert [%] 1 i-PrOH / Puffer pH 7 495 a) 94 >99 2 i-PrOH / Puffer pH 8 1076 b) >95 >99 118 U/mmol ADH aus L. kefir Charge 7; b) 118 U/mmol ADH aus L. kefir Charge 7, Aktivität angepasst an Puffer pH 8 Ausgehend von Vorarbeiten in unserem Arbeitskreis wurde die Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5) unter Verwendung von 184 U/mmol ADH aus L. kefir pro 0.25 mmol Substrat durchgeführt.[104] Es zeigte sich, dass unter Verwendung von 50% Isopropanol (v/v) als Lösungsmittel und Cosubstrat zur Cofaktorregenerierung die Enzymmenge weiter verringert werden konnte, ohne Einbußen im Umsatz hinnehmen zu müssen. Eine Enzymmenge von 118 U/mmol ADH aus L. kefir (bezogen auf 4‘-Phenylacetophenon (5)) erwies sich als ausreichend, um einen vollständigen Umsatz zu erzielen (siehe Tabelle 4.10, Eintrag 1). Dies entspricht einer Reduktion der Enzymmenge um rund ein Drittel (36%). Im Hinblick auf eine Tandemreaktion wurde die enzymatische Reduktion auch in Isopropanol und Puffer pH 8 (200 mM) durchgeführt. Dabei wurde die Enzymmenge an die Enzymaktivität bei pH 8 angepasst. Hierbei wurde ein Umsatz von >95% erzielt (Tabelle 4.10, Eintrag 2). Das Produkt (R)-6 konnte unabhängig vom pH-Wert des Reaktionsmediums stets mit exzellenter Enantioselektivität von >99% ee erhalten werden. Dies stimmt zuversichtlich, dass es möglich sein wird, die enzymatische Reduktion im Anschluss an die Palladium-katalysierte Suzuki-Kupplung durchzuführen, ohne vorher den pH-Wert adjustieren zu müssen. 60 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.4.2.2 Enzymatische Reduktion von 4‘-Iodacetophenon Wie bereits in Abschnitt 4.4.1.6 beschrieben, betreffen bisherige Veröffentlichungen zur Kombination von Palladium-katalysierter Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion die Reaktionssequenz A (siehe Abbildung 4.20), in der erst die Suzuki-Kupplung und anschließend die enzymatische Reduktion durchgeführt wird. In einer Tandemreaktion aber kann die Produktbildung über beide in Abbildung 4.20 dargestellten Reaktionssequenzen erfolgen. Welcher Weg bevorzugt wird, hängt von den relativen Geschwindigkeiten der ersten Reaktion von Weg A und Weg B ab. In Abschnitt 4.4.1.6 wurde deshalb auch die Suzuki-Kupplung des Alkohols rac-29 mit Phenylboronsäure (19) untersucht. Im Folgenden wird auch der Reaktionsweg B zur Kombination von Palladiumkatalysierter Kreuzkupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion untersucht. Dafür wurde zunächst analog AAV 13 die isolierte enzymatische Reduktion von 4‘-Iodacetophenon (4) in 50% Isopropanol (v/v) und 50% Puffer pH 7 (v/v) durchgeführt. Abbildung 4.30 Enzymatische Reduktion von 4‘-Iodacetophenon (4) mit ADH aus L. kefir Nach einer Reaktionszeit von 24 Stunden wurde das Produkt (R)-29 mit einem Umsatz von >95% mit exzellenter Enantioselektivität von >99% ee erhalten (siehe Abbildung 4.30). Auf eine Optimierung der Enzymmenge wurde verzichtet, da auf Grund der hohen Aktivität der ADH aus L. kefir für 4‘-Iodacetophenon (4) nur sehr kleine Enzymvolumina eingesetzt wurden. 61 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.5 Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumcarbonat als Base Nachdem sich die Suzuki-Kupplung in einem Gesamtvolumen von 10 ml bei einem Isopropanolanteil von 50% (v/v) am stabilsten erwies (siehe Abschnitt 4.4.1) und auch die Biotransformation bei einem Isopropanolanteil von 50% (v/v) gute Ergebnisse erzielte, wird die Suzuki-Kupplung in der Eintopfreaktion unter diesen Reaktionsbedingungen durchgeführt. Die Suzuki-Kupplung in Gegenwart von Natriumcarbonat als Base lieferte stabile Ergebnisse. Zunächst soll die Eintopfreaktion unter Verwendung von 2.5 Äquivalenten Natriumcarbonat als Base durchgeführt werden. Unter diesen Bedingungen wurde für die Kupplung von 4‘-Iodacetopenon (4) mit Phenylboronsäure (19) bei Raumtemperatur nach 24 Stunden stets ein Umsatz von >95% erhalten. Nach der SuzukiKupplung muss der pH-Wert auf pH 7 adjustiert werden, bevor die Biokatalyse durch Enzymzugabe gestartet werden kann. Abbildung 4.31 Schematische Darstellung zur Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion in einer Eintopfreaktion (Weg A) 4.4.5.1 Eintopfreaktion mit ADH aus Rhodococcus sp. Zunächst wurde analog AAV 14 die Eintopfreaktion mit der ADH aus Rhodococcus species und Natriumcarbonat als Base durchgeführt. Nach einer Reaktionszeit von 24 Stunden für die Suzuki-Kreuzkupplung, wurde der pH-Wert auf pH 7 adjustiert. Anschließend wurden Enzym und Cofaktor zugegeben und das Reaktionsgemisch weitere 24 Stunden bei Raumtemperatur gerührt (siehe Abbildung 4.32). 62 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE O HO + wässr. Medium (50% IPA (v/v)) RT, 24 h I 4 O OH 2.5 Äq. Na CO 2 3 B PdCl2/TPPTS pH adj. 25 U RR-ADH, 3.9 mM NAD+ OH wässr. Medium (50% IPA (v/v)) RT, 24 h 19 5 (S)-6 produktbez. Umsatz >95% ee-Wert >99% Abbildung 4.32 Eintopfreaktion mit ADH aus Rhodococcus sp. unter Verwendung von Na2CO3 als Base Unabhängig davon, ob die Eintopfreaktion in dest. Wasser und Isopropanol oder in Isopropanol und Puffer pH 7 durchgeführt wurde, wurde das Produkt (S)-6 mit einem Umsatz von >95% und einem ee-Wert von >99% erhalten werden. Als einziges Nebenprodukt, mit einem Anteil von <5%, wurde das Zwischenprodukt 5 beobachtet. Die Tatsache, dass kein weiteres Nebenprodukt gebildet wurde zeigt, dass der erste Teilschritt, die Suzuki-Kupplung, unter Verwendung von Natriumcarbonat als Base vollständig ablief (>95% Kupplungsprodukt 5). Auch der zweite Reaktionsschritt, die enzymatische Reduktion mit ADH aus Rhodococcus sp., verlief mit einem Umsatz von >95%. Somit wurde in beiden Teilreaktionen der Eintopfreaktion der maximale Umsatz erzielt, der nach den Einzelreaktionen zu erwarten war. Dieses Ergebnis bestätigt die Photometertests, in denen die PräkatalysatorKomponenten Palladiumchlorid und TPPTS keine signifikante Inhibierung der ADH aus Rhodococcus species zeigten (siehe Abbildung 4.25 und Abbildung 4.26). Nach säulenchromatographischer Reinigung konnte das Produkt (S)-6 in 72% Ausbeute mit exzellenter Enantioselektivität von >99% ee erhalten werden. 4.4.5.2 Eintopfreaktion mit ADH aus Lactobacillus kefir Auch die Eintopfreaktion mit ADH aus L. kefir und Natriumcarbonat als Base wurde analog AAV 14 durchgeführt. Ausgehend von 4‘-Iodacetophenon (4) wurde in situ das Kupplungsprodukt 5 synthetisiert und nach Adjustierung des pH-Werts auf pH 7 in der Biotransformation mit ADH aus L. kefir zum Produkt (R)-6 reduziert. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.11 zusammengefasst. Anhand der Ergebnisse in Tabelle 4.11 kann man erkennen, dass die Palladium-katalysierte Suzuki-Kupplung in Anwesenheit von 2.5 Äquivalenten Natriumcarbonat als Base vollständig 63 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE verläuft. Die enzymatische Reduktion im zweiten Schritt der Eintopfreaktion verläuft in keinem der Fälle vollständig. Produktbezogene Umsätze von 86% und 92% (R)-6 über zwei Reaktionsschritte stellen sehr gute Ergebnisse dar. Zum Vergleich: die enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon 5 in 50% Isopropanol (v/v) lieferte mit der gleichen Charge ADH aus L. kefir einen Umsatz von >95% (siehe Tabelle 8.19, Eintrag 2). Nach säulenchromatographischer Reinigung konnten 72% hoch reines Produkt mit einem ee-Wert von >99% isoliert werden. Tabelle 4.11 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit Na2CO3 als Base (ADH aus L. kefir) a) Eintrag Enzym [µl] Wässriges Medium 1 322 a) 2 322 a) Umsatz [%] ee-Wert von (R)-6 4 5 29 6 [%] IPA / Puffer pH 7 - 14 - 86 >99 IPA / dest. Wasser - 8 - 92 >99 ADH aus L. kefir Charge 5 Hiermit konnte gezeigt werden, dass das wasserlösliche Katalysatorsystem aus Palladiumchlorid und TPPTS sehr gut für die Anwendung in einer Eintopfreaktion, in der die Palladium-katalysierte Kreuzkupplung mit einer Biotransformation kombiniert wird, geeignet ist. Man verfügt damit über ein Katalysatorsystem, mit dem beide Reaktionen bei Raumtemperatur durchgeführt werden können. Dieses Ergebnis ist ein entscheidendes Zwischenziel bei der Entwicklung einer Tandemreaktion analog Abbildung 4.3 c). Auf Grund seiner hohen Basizität ist Natriumcarbonat als Base dafür ungeeignet (pH 10-11, siehe Tabelle 4.3). Auf Grund des niedrigen pH-Werts von ~pH 8 (siehe Tabelle 4.3) und den guten Ergebnissen in der Suzuki-Kupplung mit Natriumhydrogencarbonat (siehe Abschnit 4.4.7) wird diese als Base in der Eintopfreaktion getestet werden. Zunächst soll aber getestet werden, ob die Eintopfreaktion mit Natriumcarbonat auch im Gramm-Maßstab vergleichbare Ergebnisse liefert. 64 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.6 Maßstabsvergrößerung der Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumcarbonat als Base Bisher wurde die Eintopfreaktion stets im Milligramm-Maßstab durchgeführt. Es sollte nun getestet werden, ob die Eintopfreaktion auch im Gramm-Maßstab zu realisieren ist. Dafür wurde zunächst der Maßstab der Suzuki-Kupplung in wässrigem Medium unter Verwendung des wasserlöslichen Katalysatorsystems, bestehend aus Palladiumchlorid und TTPTS, auf das 13-fache erhöht um ca. 1 g Produkt 5 zu erhalten. Darüber hinaus soll eine Optimierung der Katalysatorbeladung in der Suzuki-Kupplung vorgenommen werden um anschließend unter optimierten Bedingungen die Eintopfreaktion im Gramm-Maßstab durchzuführen. Anschließend wird mit einer neuen Enzymcharge die Eintopfreaktion im kleinen Maßstab wiederholt, um einen Vergleichswert für die Übertragbarkeit der Eintopfreaktion vom Milligramm- in den Gramm-Maßstab zu erhalten. 4.4.6.1 Durchführung der Suzuki-Kupplung im vergrößerten Labormaßstab und Reduktion der Katalysatorbeladung Die Suzuki-Kupplung wurde analog AAV 14 in Isopropanol und dest. Wasser (1 : 1 (v/v)) in Gegenwart von Natriumcarbonat als Base unter Verwendung von 4 mol% Palladiumchlorid und 5 mol% TPPTS (20) in einem Reaktionsvolumen von 130 ml durchgeführt (siehe Tabelle 4.12). Bereits der erste Ansatz, in dem die Ansatzgröße auf das 13-fache erhöht wurde, zeigte vollständigen Umsatz (siehe Tabelle 4.12, Eintrag 1). Die Auswaage des Rohprodukts betrug 96%. Nach säulenchromatographischer Reinigung an Kieselgel (Cyclohexan und EtOAc 4 : 1 (v/v)) konnte das saubere Produkt mit einer Ausbeute von 88% isoliert werden. Anschließend wurde untersucht, wie stark die Katalysatorbeladung reduziert werden kann. Es zeigte sich, dass die Katalysatorbeladung in der Suzuki-Kupplung deutlich reduziert werden konnte, ohne Einbußen im Umsatz hinnehmen zu müssen. Die Menge an Palladiumchlorid wurde von 4 mol% (1.5 mM) auf 0.3 mol% (0.1 mM) und TPPTS von 5 mol% (1.9 mM) auf 0.4 mol% (0.2 mM) reduziert (siehe Tabelle 4.12, Eintrag 5). Die Reaktion verlief weiterhin mit vollständigem Umsatz. Bei dieser niedrigen Katalysatorbeladung reichte es aus, das Rohprodukt über eine mit Kieselgel gefüllte 65 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Pasteurpiptte (V = 2 ml) zu filtrieren, um den Katalysator aus dem Rohprodukt zu entfernen (siehe Tabelle 4.12, Eintrag 5). Tabelle 4.12 Reduktion der Katalysatorbeladung in der Suzuki-Kupplung (Scale-up) Eintrag 1 2 3 4 5 a) PdCl2 TPPTS 4 mol% 5 mol% (1.5 mM) (1.9 mM) 2.6 mol% 3.2 mol% (1 mM) (1.2 mM) 1.3 mol% 1.6 mol% (0.5 mM) (0.6 mM) 0.6 mol% 0.8 mol% (0.2 mM) (0.3 mM) 0.3 mol% 0.4 mol% (0.1 mM) (0.2 mM) Umsatz Roh-Ausbeute Reinigung Ausbeute >95% 96% Kieselgel a) 88% >95% 97% Celite b) 94% >95% 99% n.g. c) n.g. c) >95% 99% n.g. c) n.g. c) >95% 103% Filtration d) 93% säulenchromatographische Reinigung an Kieselgel (Cyclohexan : EtOAc 4 : 1 (v/v)); Celite; c) nicht gereinigt; d) b) Filtration über Filtration durch mit Kieselgel gefüllte Pasteurpipette (V = 2 ml) Für weitere Untersuchungen zur sukzessiven Reduktion der Katalysatormenge ist es sinnvoll die Ansatzgröße zu erhöhen, da durch die geringen Katalysatormengen (insbesondere Palladiumchlorid) eine exakte Einwaage nicht mehr möglich ist (Limitierung durch die Genauigkeit der Waage und die Mindesteinwaagemenge). Im Folgenden soll nun bei niedrigster Katalysatorbeladung (0.3 mol% Palladiumchlorid und 0.4 mol% TPPTS) die Suzuki-Kupplung mit der Biotransformation in einer Eintopfreaktion im Gramm-Maßstab kombiniert werden. 66 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.6.2 Durchführung der Eintopfreaktion im vergrößerten Labormaßstab Die Kombination von Suzuki-Kupplung und Biotransformation in einer Eintopfreaktion soll auch im großen Maßstab (5.057 mmol) realisiert werden. Auf Grund der Ergebnisse mit der neuen Charge ADH aus L. kefir im kleinen Maßstab (sieheAbbildung 4.33) soll die Eintopfreaktion in Isopropanol und dest. Wasser an Stelle von Isopropanol und Puffer pH 7 als Reaktionsmedium durchgeführt werden. Während die Eintopfreaktion im Maßstab von 10 ml, durchgeführt in dest. Wasser und Isopropanol, über zwei Schritte einen Umsatz von 94% zum Zielprodukt (R)-6 liefert, wurde in Puffer pH 7 und Isopropanol ein etwas niedrigerer Umsatz von 91% Produkt (R)-6 erzielt (siehe Abbildung 4.33). Gleichzeitig dient das im Milliliter-Maßstab erzielte Ergebnis (siehe Abschnitt 4.4.6.2) als Vergleich für die Übertragbarkeit der Eintopfreaktion in den Gramm-Maßstab. Abbildung 4.33 Benchmark für die Eintopfreaktion im kleinen Maßstab (ADH aus L.kefir) Die Durchführung der Eintopfreaktion im vergrößerten Labormaßstab (130 ml) erfolgte analog AAV 4 unter Verwendung von 0.3 mol% Palladiumchlorid und 0.4 mol% TPPTS mit Isopropanol und dest. Wasser als Lösungsmittel (siehe Abbildung 4.34). Abbildung 4.34 Erweiterter Labormaßstab der Eintopfreaktion 67 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Im Scale-up der Eintopfreaktion mit Natriumcarbonat als Base wurde mittels 1H-NMRSpektroskopie ein Umsatz von >95% bestimmt. Der Anteil des Zielprodukts (R)-6 im Rohprodukt betrug 88%. Als einziges Nebenprodukt wurde das 4‘-Phenylacetophenon (5) mit 12% beobachtet. Dieses Ergebnis liegt im Bereich der isoliert durchgeführten Biotransformation (siehe Tabelle 8.19, Eintrag 3) in der ein Umsatz von 87% erzielt wurde. Nach säulenchromatographischer Reinigung wurde das saubere Produkt (R)-6 mit einer Ausbeute von 66% isoliert. Ein Grund für die niedrigere Ausbeute ist die Emulsionsbildung während der Extraktion mit Dichlormethan. Unter Berücksichtigung des Umsatzes wurde nach der Extraktion nur 82% Rohprodukt der theoretisch möglichen Menge erhalten. Nach säulenchromatographischer Reinigung wurden 660 mg sauberes Produkt erhalten. Dies entspricht einer Ausbeute von 88% relativ zur Auswaage des Rohprodukts. Eine Möglichkeit die Ausbeute zu verbessern ist die Verhinderung der Emulsionsbildung, z.B. durch Zugabe von Protease oder durch Denaturierung des Enzyms mittels Erhitzen. Dazu sind gesonderte Untersuchungen erforderlich. Es konnte gezeigt werden, dass die Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion auch im Gramm-Maßstab mit entsprechendem Umsatz durchgeführt werden kann. Unter nicht optimierten Bedingungen wurde das Produkt (R)-6 mit 88% Umsatz erhalten. Es konnten 66% sauberes Produkt (R)-6 isoliert werden. Diese Werte liegen im gleichen Bereich wie die Ergebnisse im kleinen Maßstab. Diese Untersuchungen beweisen, dass die Eintopfreaktion mit der ADH aus Lactobacillus kefir unter Verwendung von Natriumcarbonat als Base sehr gut in den Gramm-Maßstab übertragbar ist. 4.4.7 Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumhydrogencarbonat als Base Im Hinblick auf die Kombination von Palladium-katalysierter Suzuki-Kreuzkupplung und enzymatischer Reduktion in einer Tandemreaktion ist insbesondere die pH-Kompatibilität mit der ADH ein wichtiger Punkt. Auf Basis der Ergebnisse der pH-Messungen (siehe Tabelle 4.3) wurde Natriumhydrogencarbonat auf Grund seiner geringeren Basizität dafür als sehr gut geeignet befunden. Darüber hinaus hat sich Natriumhydrogencarbonat auch als sehr gut geeignet in der Suzuki-Kupplung gezeigt (siehe Abbildung 4.18). 68 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.7.1.1 Nachgeschaltete enzymatische Reduktion In einem ersten Arbeitsschritt wurde die Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumhydrogencarbonat als Base analog Reaktionsweg A (siehe Abbildung 4.20) mit nachgeschalteter Biotransformation durchgeführt. Die Synthese von (R)-6 mittels Eintopfreaktion erfolgte analog AAV 15 unter Verwendung von Natriumhydrogencarbonat und der ADH aus Lactobacillus kefir. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.13 zusammengefasst. Tabelle 4.13 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg A Eintrag a) wässrige Phase a) pH adj. 46 U Enzym b) bezogen auf [µl] 5 29 6 [%] Umsatz [%] ee-Wert 6 1 dest. H2O 2.5 M HCl pH 7 495 5 - 95 >99 2 Puffer pH 7 2.5 M HCl pH 7 495 5 - 95 >99 3 Puffer pH 7 - pH 7 495 77 2 21 n.b. 4 dest. H2O - pH 7 495 67 - 33 >99 5 dest. H2O - pH 8 1076 6 - 94 >99 6 Puffer pH 7 - pH 8 1076 30 - 70 >99 7 dest. H2O - pH 8 1076 14 - 86 >99 8 Puffer pH 7 - pH 8 1076 30 4 66 n.b. 9 dest. H2O - pH 8 1190 c) 7 - 93 >99 Abgesehen von 5.0 ml Isopropanol und 0.5 ml dest. Wasser für Katalysatorlösung; L. kefir Charge 7; c) b) ADH aus Enzymmenge angepasst auf 46 U, nachdem das Enzym durch Lagerung an Aktivität verloren hatte 69 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE In der Eintopfreaktion mit ADH aus L. kefir unter Verwendung von Natriumhydrogencarbonat als Base wurde zunächst vor Enzymzugabe der pH-Wert auf pH 7 adjustiert (siehe Tabelle 4.13, Einträge 1 und 2). Dabei konnten vergleichbar gute Umsätze wie mit Natriumcarbonat erzielt werden (vgl. Tabelle 4.11). Der Alkohol (R)-6 wurde, unabhängig vom verwendeten Reaktionsmedium, mit einem Umsatz von 95% erhalten. Als einziges Nebenprodukt konnte 4‘-Phenylacetophenon (5) mit 5% nachgewiesen werden (siehe Tabelle 4.13, Einträge 1 und 2). Dieser Umsatz liegt im Bereich der isolierten enzymatischen Reduktion. Die isolierte enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon 5 in Puffer pH 7 und Isopropanol als Lösungsmittel lieferte unter Verwendung derselben Charge ADH aus L. kefir den chiralen Alkohol (R)-6 mit 94% Umsatz (siehe Tabelle 8.19, Eintrag 4). Die Notwendigkeit der pH-Wert Einstellung verdeutlicht ein Experiment, in dem unter Verwendung des gleichen Enzymvolumens (46 U entspricht 118 U/mmol bezogen auf Keton 5 bei pH 7) auf die Adjustierung des pH-Werts vor Enzymzugabe verzichtet wurde (siehe Tabelle 4.13, Einträge 3 und 4). In diesem Fall wurden deutlich niedrigere Umsätz erzielt. Abhängig von der wässrigen Phase wurden 21% Zielprodukt (R)-6, 77% Kupplungsprodukt 5 und 2% reduziertes Edukt (R)-29 bzw. 33% Produkt (R)-6 und 67% Kupplungsprodukt 5 erhalten (Tabelle 4.13, Einträge 3 und 4). Der pH-Wert des Reaktionsmediums ist unter diesen Umständen zu hoch um mit 46 U bezogen auf 4‘-Phenylacetophenon (bei pH 7) eine vollständige enzymatische Reduktion zu erzielen. Die pH-Messungen von Natriumhydrogencarbonatlösung in dest. Wasser bzw. Puffer pH 7 ergaben einen pH-Wert von ~8 (siehe Tabelle 4.3). Deshalb wurde in folgenden Experimenten die Enzymmenge auf die Aktivität der Alkoholdehydrogenase bei pH 8 angepasst. Nach Anpassung der Enzymmenge auf die Aktivität der ADH bei pH 8, konnte in Isopropanol und dest. Wasser ohne Adjustierung des pH-Werts, ein produktbezogener Umsatz von 94% erzielt werden (siehe Tabelle 4.13 Eintrag 5). Eine erste Reproduktion des Ergebnisses gestaltete sich zunächst schwierig (siehe Tabelle 4.13 Eintrag 7). Nach Überprüfung der Aktivität der Enzymcharge und einer entsprechenden Anpassung der Enzymmenge wurde ein Umsatz von 93% zum Produkt (R)-6 über zwei Reaktionsschritte erhalten. Um reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten ist es unbedingt erforderlich in kurzen Abständen die Aktivität der ADH zu überprüfen. Unter den hier gewählten Reaktionsbedingungen ist es möglich die Biotransformation direkt im Anschluss an die Suzuki-Kupplung durchzuführen, ohne dass der pH-Wert adjustiert werden muss. Es wurden sehr gute Ergebnisse erzielt werden, wenn die erste Reaktion in 70 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Wasser und Isopropanol als Reaktionsmedium durchgeführt wurde. Der Alkohol (R)-6 wurde mit 94 bzw. 93% Umsatz erhalten. Unerwartet ist allerdings, dass in der Eintopfreaktion ohne pH-Adjustierung bessere Ergebnisse erzielt wurden, wenn als Lösungsmittel Isopropanol und dest. Wasser an Stelle von Isopropanol und Puffer pH 7 verwendet wurde. Nach den Ergebnissen der pH-Wert-Messungen wäre zu erwarten, dass auf Grund des niedrigeren pHWerts die enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5) in Isopropanol und Puffer pH 7 gegenüber der Reduktion in Isopropanol und dest. Wasser begünstigt ist. Hierzu sind zwei Ursachen denkbar: zum Einen der pH-Wert des Enzym-Rohextrakts (gelagert in Puffer pH 7). Da dessen pH-Wert niedriger ist als der des Reaktionsmediums ist vorstellbar, dass nach Zugabe einer großen Menge Rohextrakt in Isopropanol und dest. Wasser als Lösungsmittel der pH-Wert niedriger ist als in Isopropanol und Puffer pH 7 als Lösungsmittel. Eine weitere Erklärung wäre, dass die Salzkonzentration im Reaktionsmedium eine Rolle spielt. In Bezug auf das Langzeitziel, der Kombination von Suzuki-Kreuzkupplung und enzymatischer Reduktion in einer Tandemreaktion, sind nun zwei wichtige Voraussetzungen gegeben. Neben einer gemeinsamen Reaktionstemperatur, der Raumtemperatur, ist mit Natriumhydrogencarbonat auch eine Base gefunden, die es nicht mehr nötig macht vor Enzymzugabe den pH-Wert zu adjustieren. Dies stellt ein vielversprechendes Ergebnis dar. Im Folgenden wird auch die Eintopfreaktion unter veränderter Reaktionssequenz (nachgeschaltete Suzuki-Kupplung) untersucht. 4.4.7.1.2 Nachgeschaltete Suzuki-Kupplung Aus den Photometertests (Tabelle 4.7) ist bekannt, dass die ADH aus Lactobacillus kefir eine deutlich höhere Aktivität für 4‘-Iodacetophenon (4) als für 4‘-Phenylacetophenon (5) aufweist. Für eine potentielle Tandemreaktion, in der alle Komponenten von Beginn an vorliegen, bedeutet dies, dass Keton 4 schneller reduziert wird als Keton 5, welches in der Tandemreaktion durch Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) mit Phenylboronsäure (19) erst noch gebildet werden muss. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass in der Tandemreaktion die Bildung des Produktes (R)-6 eher über den Reaktionsweg B ablaufen wird (siehe Abbildung 4.20). Im Folgenden soll die Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumhydrogencarbonat als Base mit nachgeschalteter Suzuki-Kupplung untersucht werden. 71 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Abbildung 4.35 Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg B Die beiden Einzelschritte wurden bereits untersucht und in Abschnitt 4.4.4.2.2 bzw. 4.4.1.6 beschrieben. Nun wurden beide Reaktionsschritte in einer Eintopfreaktion kombiniert, in der zunächst die enzymatische Reduktion von 4‘-Iodacetophenon (4) durchgeführt wird, und anschließend die für die Palladium-katalysierte Kreuzkupplung benötigten Komponenten zugegeben wurden. Die Durchführung erfolgte analog AAV 16 in 50% Isopropanol und 50% dest. Wasser mit ADH aus L. kefir. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.14 zusammengefasst. Die Veränderung der Reihenfolge der einzelnen Reaktionsschritte in der Eintopfreaktion bestätigt das Ergebnis aus der isolierten Kupplung des racemischen Alkohols. Mit 72 bzw. 76% Produkt (R)-6 liegen die Ergebnisse etwas hinter den besten Umsätzen der isolierten Kupplung (83% rac-6; siehe Eintrag 3 in Tabelle 4.4). Eine Verlängerung der Reaktionszeit im zweiten Schritt brachte keine deutliche Verbesserung im Umsatz (76 gegenüber 72% Produkt (R)-6). Das Produkt (R)-6 wurde stets mit exzellenter Enantioselektivität von >99% ee erhalten. Tabelle 4.14 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg B 72 Eintrag Reaktionszeit [h] 1 Umsatz [%] ee-Wert von (R)-6 [%] 4 29 5 6 24 + 48 - 25 3 72 >99 2 24 + 121 - 21 3 76 >99 3 24 + 48 - 25 3 72 >99 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Es könnte noch einen Faktor geben, der die Palladium-katalysierte Kreuzkupplung limitiert. Potentiell die Suzuki-Kupplung inhibierende Faktoren aus der enzymatischen Reduktion, wie z.B. die Proteinkonzentration werden in Abschnitt 4.4.8.1 eingehend untersucht. 4.4.8 Kombination von Palladiumkatalyse und Biotransformation in einer Tandemreaktion Mit den bisherigen Untersuchungen wurden zwei entscheidende Voraussetzungen in Bezug auf das Langzeitziel, der Kombination von Suzuki-Kreuzkupplung und enzymatischer Reduktion in einer Tandemreaktion gegeben. Neben einer gemeinsamen Reaktionstemperatur, der Raumtemperatur, ist mit Natriumhydrogencarbonat auch ein mit der ADH kompatibler pH-Wert des Reaktionsmediums gefunden. Dadurch ist es nicht mehr nötig, vor der Enzymzugabe den pH-Wert zu adjustieren. Dies stellt ein vielversprechendes Ergebnis dar. Des Weiteren wurden bereits beide zum Zielprodukt führenden Reaktionssequenzen in einer Eintopfreaktion getestet. Es ist zu erwarten, dass je nach bevorzugter Reaktionssequenz in der Tandemreaktion zwischen 76 und 95% Umsatz zum Produkt (R)-6 erzielt werden können. 4.4.8.1 Untersuchung inhibierender Faktoren aus der enzymatischen Reduktion auf die Suzuki-Kupplung In Abschnitt 4.4.3 wurde bereits der Einfluss verschiedener Komponenten aus der SuzukiKupplung auf die Aktivität der ADHs untersucht. Nun soll auch untersucht werden, ob in der enzymatischen Reduktion benötigte Komponenten einen Einfluss auf die Palladiumkatalysierte Suzuki-Kupplung haben. Einen ersten Hinweis darauf lieferte die Eintopfreaktion mit nachgeschalteter Suzuki-Kupplung (siehe Abschnitt 4.4.7.1.2). Um dies eingehender zu untersuchen und festzustellen ob Cofaktor, HSA (Protein) oder Enzym-Rohextrakt die Suzuki-Kupplung limitieren, wird analog AAV 17 die Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) mit Phenylboronsäure (19) in Gegenwart dieser Komponenten als Additiv durchgeführt (siehe Abbildung 4.36). 73 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Abbildung 4.36 Untersuchung auf die Kupplung inhibierende Faktoren Die Untersuchung des Einflusses verschiedener, in der enzymatischen Reduktion benötigter Komponenten auf die Suzuki-Kupplung erfolgte anhand der Reaktion von 4‘-Iodacetophenon (4) mit Phenylboronsäure (19). Langfristig ist es auch interessant, den Einfluss dieser Komponenten auf die Kupplung des Alkohols 29 mit Phenylboronsäure (19) zu untersuchen. Aus Zeitgründen wurde darauf verzichtet. 4.4.8.1.1 Einfluss des Cofaktors auf die Suzuki-Kupplung Zuerst wurde der Einfluss des Cofaktors auf die Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) mit Phenylboronsäure (19) getestet. Der Cofaktor wurde wie in der Eintopfreaktion in seiner oxidierten Form NADP+ eingesetzt. Die Konzentration von 2.2 mM NADP+ entspricht dabei der in der Eintopfreaktion mit ADH aus L. kefir verwendeten Konzentration. Die Durchführung erfolgte analog AAV 17. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.24 und Abbildung 4.37 zusammengefasst. Abbildung 4.37 Einfluss des Cofaktors auf die Suzuki-Kupplung 74 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE In den meisten Ansätzen wurde nach 24 Stunden ein Umsatz von >95% erzielt. Es gab aber auch Ansätze, in denen nur 75-92% Umsatz erzielt wurden (siehe Tabelle 8.24). Möglicherweise ist dies auf eine Verlangsamung der Reaktion in Anwesenheit des Cofaktors zurückzuführen. Es wurde gezeigt, dass die Gegenwart von 2.2 mM NADP+ die Palladiumkatalysierte Suzuki-Kupplung höchstens verlangsamt. Prinzipiell kann ein vollständiger Umsatz erreicht werden. 4.4.8.1.2 Eine Einfluss von Protein (HSA) auf die Suzuki-Kupplung weitere Möglichkeit einer limitierenden Komponente entsteht durch die Proteinkonzentration im Rohextrakt. Es ist anzunehmen, dass sich die katalytisch aktive Spezies an das Protein bindet. Diese stünde dann nicht mehr zur Katalyse zur Verfügung. Als Protein wird HSA (human serum albumin) eingesetzt. Dies wird als Referenz zur Bestimmung des Proteingehalts in Enzymformulierungen verwendet. Auf Grund der Photometertests (siehe Tabelle 4.8) und der Ergebnisse in der Eintopfreaktion (siehe Tabelle 4.13) wird angenommen, dass in einer Tandemreaktion ein Enzymvolumen von ca. 1.4 ml Rohextrakt bei einer Proteinkonzentration von 13 mg/ml eingebracht wird. Entsprechend wurde analog AAV 17 die Suzuki-Kupplung in Gegenwart von 20 mg HSA durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.15 zusammengefasst. Tabelle 4.15 Einfluss von Protein (HSA) auf die Suzuki-Kupplung HO O B HSA 2.5 Äq. NaHCO3 PdCl2/TPPTS OH + I 4 39 mM a) 19 39 mM O wässriges Medium (50% i-PrOH (v/v)) RT, 24-64 h V = 10 ml 5 Eintrag Wässriges Medium HSA [mg] Zeit [h] Umsatz [%] 1 i-PrOH /dest. Wasser 20 a) 24 76 2 i-PrOH /dest. Wasser 20 a) 64 >95 Annahme: typ. Aufschluss liefert Rohextrakt mit einer Proteinkonzentration von 13 mg/mL, 1.4 ml Rohextrakt enthalten dann 20 mg Protein 75 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Es zeigte sich, dass HSA die Kupplung zwar verlangsamt, sie aber nicht vollständig inhibiert. Durch eine Verlängerung der Reaktionszeit von 24 auf 64 Stunden konnte ein vollständiger Umsatz erzielt werden. Eine Optimierung der Reaktionszeit, bei der quantitativer Umsatz erzielt werden kann, wurde nicht eingehender untersucht. 4.4.8.1.3 Einfluss des Enzym-Rohextrakts auf die Suzuki-Kupplung Es konnte bereits ausgeschlossen werden, dass das Protein in Form von HSA die SuzukiKupplung inhibiert. Da im Rohextrakt aber nicht nur Protein enthalten ist, wurde auch der Rohextrakt als Additiv in der Suzuki-Kupplung verwendet. Analog AAV 17 wurde die SuzukiKupplung in Gegenwart verschiedener Volumina des Rohextrakts durchgeführt. Darüber hinaus wurde nach Zugabe des Rohextrakts der pH-Wert der Reaktionslösung mit pHStäbchen bestimmt. Wenn der pH-Wert deutlich kleiner als pH 8 war, wurde erneut Natriumhydrogencarbonat zugegeben bis ungefähr pH 8 erreicht war. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.16 zusammengefasst. Tabelle 4.16 Inhibierender Einfluss des Rohextrakts der ADH aus L. kefir Eintrag a) ADH aus L. kefir NaHCO3 [mM] Zeit [h] [ml] a) [% (v/v)] 1 0.129 1.3 96 2 0.675 6.3 3 1.438 4 1.438 Umsatz [%] 4 5 29 6 64 ~1 >95 - - 182 63 ~1 90 <5 <5 12.6 202 b) 24 c) c) >95 c) 12.6 408 d) 64 8 46 25 21 Charge 7 der ADH aus L. kefir; b) pH-Wert neutral; c) enthält Spuren davon; d) später stellte sich heraus, dass 12.0 Äquivalente Natriumhydrogencarbonat zwar in dest. Wasser, aber nicht in dest. Wasser/Isopropanol 1:1 (v/v) löslich sind. 76 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Betrachtet man die Ergebnisse aus Tabelle 4.16, so fällt zunächst auf, dass in 1.438 ml Rohextrakt genügend Cofaktor enthalten ist, um katalytisch wirksam zu sein (siehe Einträge 3 und 4). Man sieht auch, dass mit steigendem Volumen an Enzym-Rohextrakt, die Basenmenge erhöht werden musste, um noch das Kupplungsprodukt 5 zu erhalten. In Gegenwart von 12.6% (v/v) Rohextrakt konnte selbst bei stark erhöhter Basenmenge (204 mM gegenüber 97 mM; siehe Eintrag 3) kein 4‘-Phenylacetophenon (5), sondern ausschließlich reduziertes Iodacetophenon 29, nachgewiesen werden. Trotz erhöhter Basenmeng wurde nur ein neutraler pH-Wert erreicht. Bei weiterer Erhöhung der Basenmenge (~pH 8) konnte mittels 1 H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 46% Kupplungsprodukt 4‘-Phenylacetophenon 5 und 21% reduziertes Kupplungsprodukt 6 nachgewiesen werden (Tabelle 4.16, Eintrag 4). Nach den hier erzielten Ergebnissen sieht es so aus, als ob in Gegenwart großer Mengen Rohextrakt der pH-Wert der Reaktionslösung absinkt und dadurch die basenkatalysierte Suzuki-Kupplung sehr stark verlangsamt oder sogar vollständig inhibiert wird. Da bereits gezeigt werden konnte, dass reines Protein die Suzuki-Kupplung nur leicht verlangsamt, benötigt man zur Realisierung der Tandemreaktion also ein möglichst reines Enzym, das nach Möglichkeit nur das Protein der ADH enthält. Zu diesem Zweck wurde vom AK Hummel eine partiell gereinigte ADH aus Lactobacillus kefir zur Verfügung gestellt. Im folgenden Abschnitt wird dieses Enzym, im Hinblick auf die für dieses Projet relevanten Eigenschaften wie z.B. Substratspezifizität und pH-abhängige Aktivität näher charakterisiert. 4.4.8.2 Eigenschaften der partiell gereinigten ADH aus Lactobacillus kefir Die Tests bezüglich inhibierender Faktoren aus der enzymatischen Reduktion auf die Suzuki-Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) mit Phenylboronsäure (19) zeigten, dass ein möglichst reines Enzym verwendet werden sollte (siehe Abschnitt 4.4.8.1). Deshalb wurde für die Arbeiten an der Tandemreaktion vom FZ Jülich eine über Q-Sepharose gereinigte ADH aus L. kefir zur Verfügung gestellt (nähere Informationen zur Reinigung können Abschnitt 8.1 entnommen werden). Diese partiell gereinigte ADH wird in 10 mM Kpi-Puffer pH 8 in Anwesenheit von Magnesiumchlorid (1 mM) gelagert. Bevor die gereinigte ADH als Lactobacillus kefir präparativ eingesetzt wurde, wurden mittels Photometertests ihre Eigenschaften in Bezug auf Substratspektrum, pH-abhängige Aktivität und Additive untersucht. 77 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.8.2.1 Photometertest zur Aktivitätsbestimmung Analog der bereits in Abschnitt 4.4.2 beschriebenen Methode wurde auch die volumetrische Aktivität [U/ml] der (partiell) gereinigten ADH aus L. kefir mittels Photometertest über die Extinktionsabnahme des Cofaktors NADPH bestimmt. Die Durchführung erfolgte analog AAV 10. Als Referenzverbindung wurde Acetophenon (33) verwendet, dessen relative Aktivität auf 100% festgesetzt wird. In Tabelle 4.17 sind exemplarisch die relativen Aktivitäten einer Enzymcharge gereinigte ADH aus L. kefir für verschiedene parasubstituierte Acetophenone dargestellt werden. Tabelle 4.17 Aktivität der gereinigten ADH aus L. kefir für unterschiedlich substituierte Acetophenone a) Eintrag a) Substanz Relative Aktivität [%] 1 Acetophenon (33) 100 2 4‘-Iodacetophenon (4) 75 3 4‘-Phenylacetophenon (5) 12 Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.02 ml, d = 1 cm, f = 200, Charge 11 Die volumetrische Aktivität der gereinigten ADH aus Lactobacillus kefir ist mit Werten zwischen 520 und 1363 U/ml für die Referenzverbindung Acetophenon (33) gut bis sehr hoch (siehe Tabelle 8.13). Das Substratspektrum der partiell gereinigten ADH unterscheidet sich kaum von dem des Rohextrakts (vgl. Tabelle 4.7). Die relativen Aktivitäten, gemessen bei pH 7 (50 mM Phosphatpuffer) für 4‘-Iodacetophenon (4) und 4‘-Phenylacetophenon (5) mit 75% bzw. 12% bezogen auf Acetophenon (33), entsprechen den für den Rohextrakt bestimmten Werten von 79% für 4‘-Iodacetophenon (4) bzw. 7% für 4‘-Phenylacetophenon (siehe Tabelle 4.7). 78 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.8.2.2 Photometertests mit gereinigter ADH aus L. kefir zur Untersuchung inhibierender Faktoren aus der Palladiumkatalyse Analog zur Untersuchung inhibierender Faktoren aus der Palladiumkatalyse auf die ADH aus Rhodococcus species soll der Einfluss von TPPTS (20), Palladiumchlorid und Phenylboronsäure (19) auf die gereinigte ADH aus L. kefir in Photometertests untersucht werden. Hierzu gibt es bisher keine Erfahrungswerte. Die Durchführung erfolgte analog AAV 11 im Photometer über die Extinktionsabnahme des Cofaktors (NADPH). Die Ergebnisse sind in Abbildung 4.39, Abbildung 4.40 und Abbildung 4.41 graphisch dargestellt. Abbildung 4.38 Einfluss verschiedener Additive auf die ADH aus L. kefir (gereinigt) Die Messungen zeigen, dass die Katalysatorkomponenten aus der Suzuki-Kupplung, TPPTS und Palladiumchlorid, keinen signifikanten Einfluss auf die Aktivität der gereinigten ADH aus Lactobacillus kefir haben. Ähnliches gilt für die Aktivität der ADH aus Rhodococcus species. Letztere wurde lediglich als Rohextrakt eingesetzt. Zur Verdeutlichung sind die Ergebnisse der Messungen unter Verwendung von Rohextrakt der ADH aus Rhodococcus species (RR-ADH (RE)) und gereinigter ADH aus L. kefir (Lk-ADH ger.) in Phosphatpuffer pH 7 in Abbildung 4.39, Abbildung 4.40 und Abbildung 4.41 vergleichend dargestellt. Die Katalysator-Komponenten Palladiumchlorid und TPPTS zeigten unabhängig von der verwendeten ADH keinen signifikanten Einfluss auf die Enzymaktivität. Da Palladiumchlorid in dest. Wasser nur bedingt löslich ist, ist es nicht verwunderlich, dass es keinen signifikanten Einfluss auf die Enzymaktivität zeigt. Auch TPPTS, das wasserlösliche Analogon zu Triphenylphosphin,[83] zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die Enzymaktivität. Dies ist bemerkenswert, da aus der Literatur bekannt ist, dass Triphenylphosphin einen deutlichen Einfluss auf die Enzymaktivität hat.[14] 79 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE relative Aktivität [%] 100 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 Konzentration [mM] Lk-ADH ger. RR-ADH (RE) Abbildung 4.39 Einfluss des Liganden TPPTS (Puffer pH 7) relative Aktivität [%] 100 80 60 40 20 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 Konzentration [mM] Lk-ADH ger. RR-ADH (RE) Abbildung 4.40 Einfluss von Palladiumchlorid (Puffer pH 7) Der Einfluss der Phenylboronsäure (19) auf die Aktivität der ADH aus L. kefir ist etwas stärker ausgeprägt als ihr Einfluss auf die Aktivität der ADH aus Rhodococcus species. Bei 39 mM Konzentration (entspricht der Konzentration zu Beginn der Tandemreaktion) zeigt die partiell gereinigte ADH aus L. kefir eine Restaktivität von 39% während die ADH aus Rhodococcus species noch eine Restaktivität von 65% besitzt (siehe Tabelle 8.14, Eintrag 27). 80 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE relative Aktivität [%] 100 80 60 40 20 0 0 10 20 30 40 50 Konzentration [mM] Lk-ADH ger. RR-ADH (RE) Abbildung 4.41 Einfluss von Phenylboronsäure (Puffer pH 7) 4.4.8.2.3 Aktivitätsbestimmung der gereinigten ADH aus L. kefir in Abhängigkeit vom pH-Wert Im Hinblick auf die Tandemreaktion wurde auch die Enzymaktivität in Puffer pH 8.0 bzw. in Natriumhydrogencarbonat-Lösung pH 8.3 bestimmt, um die Enzymmenge in der enzymatischen Reduktion bzw. der darauffolgenden Eintopfreaktion auf den pH-Wert, der nach der Suzuki-Kupplung erwartet wird, anzupassen. Die Aktivitätsbestimmung erfolgte wiederum über die Verfolgung der Extinktionsabnahme des Cofaktors NADPH. Die pHAbhängigkeit der Aktivität der gereinigten ADH aus L. kefir wurde analog AAV 12 mit Acetophenon (33) als Substrat untersucht. Die Ergebnisse sind exemplarisch für eine Enzymcharge in Tabelle 4.18 zusammengefasst. Weitere Messungen sind in Abschnitt 8.2.2.10.2 dargestellt. Aus Tabelle 4.18 ist deutlich ersichtlich, dass die Aktivität der gereinigten ADH mit steigender Basizität des Reaktionsmediums abnimmt. Mit 56 und 36% relativer Aktivität bei pH 8 bzw. pH 8.3 zeigt die gereinigte ADH aus L. kefir im Photometer eine vergleichbare pH-Abhängigkeit der Aktivität wie der Rohextrakt (siehe Tabelle 4.8). 81 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Tabelle 4.18 Aktivität der gereinigten ADH aus L. kefir in Abhängigkeit vom pH-Wert a) 4.4.8.3 Eintrag a) Charge Wässriges Medium Relative Aktivität [%] 1 11 Puffer pH 7 (50 mM) 100 2 11 Puffer pH 8 (200 mM) 56 3 11 NaHCO3 pH 8.3(97 mM) 36 Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.02 ml, d = 1 cm f = 200 Enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon 5 mit gereinigter ADH aus L. kefir Die Aktivität der gereinigten ADH sowie ihre Eigenschaften bezüglich der pH-Abhängigkeit und dem Einfluss verschiedener Additive auf die Aktivität wurde bereits in Abschnitt 4.4.8.2 näher untersucht. Vor Anwendung der gereinigten ADH in einer Tandemreaktion, wird zunächst mit partiell gereinigter ADH aus L. kefir die enzymatische Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5) analog AAV 13 durchgeführt. Die Regenerierung des während der enzymatischen Reduktion verbrauchten Cofaktors NADPH erfolgt in situ mittels Isopropanol (substratgekoppelte Cofaktorregenerierung; siehe Abbildung 4.9). In der biokatalytischen Umsetzung von 4‘-Phenylacetophenon (5) zum Alkohol (R)-6 weist die gereinigte ADH aus L. kefir stark unterschiedliche Eigenschaften im Vergleich zum Rohextrakt auf (vgl. Tabelle 4.10). Mit keiner der verwendeten Enzymchargen konnte ein vollständiger Umsatz erreicht werden. Mit gereinigter ADH blieben die Umsätze von 20-63% bezüglich der Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5) in NaHCO3-Lösung (pH 8.3) trotz Anpassung der Aktivität und Enzymmengen weit hinter den Umsätzen von üblicherweise bis zu ≥95%, die mit dem Rohextrakt der ADH aus L. kefir für die Reduktion von Keton 5 in 50 mM Phosphatpuffer pH 7 erzielt wurden, zurück. Die Umsetzung von 4‘-Phenylacetophenon (5) mit gereinigter ADH aus L. kefir in 50 mM Phosphatpuffer pH 7 (siehe Tabelle 4.19, Eintrag 3) brachte eine Steigerung des Umsatz von 35% auf 54%. 82 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Dieser liegt aber deutlich niedriger als mit dem Rohextrakt der ADH aus L. kefir. Dies deutet auf Stabilitätsprobleme des Enzyms unter Reaktionsbedingungen hin. Das Phänomen der geringen Stabilität gereinigter Enzyme ist bereits in der Literatur beschrieben.[90] Die Enantioselektivität der Reaktion war mit >99% ee stets exzellent. Tabelle 4.19 Biotransformationen mit verschiedenen Chargen gereinigter Lk-ADH Enzymmenge Umsatz ee-Wert [% (v/v)] [%] [%] i-PrOH / NaHCO3 (97 mM aq) 18.7 a) 63 >99 2 i-PrOH / NaHCO3 (97 mM aq) 8.7 b) 35 >99 3 i-PrOH / Puffer pH 7 3.3 c) 54 >99 4 i-PrOH / NaHCO3 (97 mM aq) 7.3 d) 20 >99 Eintrag Wässriges Medium 1 a) 118 U/mmol ADH aus L. kefir Charge 9 bezogen auf NaHCO3 (aq); Charge 10 bezogen auf NaHCO3 (aq); pH 7; d) c) b) 118 U/mmol ADH aus L. kefir 118 U/mmol ADH aus L. kefir Charge 10, bezogen auf Puffer 118 U/mmol ADH aus L. kefir Charge 11 bezogen auf NaHCO3 (aq) Obwohl kein vollständiger Umsatz bei der Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5) erreicht wurde, soll unter Verwendung von 118 U/mmol gereinigter ADH aus L. kefir (Aktivität bezogen auf Keton 5 in Natriumydrogencarbonat-Lösung pH 8.3) die Tandemreaktion durchgeführt werden. Auf Grund der Photometertests und der darin bestimmten relativen Aktivitäten für 4‘-Iodacetopenon (4) und 4‘-Phenylacetophenon (5) ist davon auszugehen, dass die Tandemreaktion überwiegend über den Weg B, enzymatische Reduktion von 4‘-Iodacetophenon (4) und anschließender Suzuki-Kupplung, ablaufen wird. Für die enzymatische Reduktion von Keton 4 wird eine deutlich niedrigere Enzymmenge benötigt als für die Reduktion des Kupplungsprodukts 5. 83 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Eine Untersuchung zur Verbesserung der Stabilität der gereinigten ADH aus Lactobacillus kefir bietet sich für weitere separate Arbeiten an. Es gibt hauptsächlich zwei Methoden zur Verbesserung der Enzymstabilität: zum Einen durch Immobilisierung, Cross-linking oder chemische Modifikation der Enzyme und zum Anderen durch Zugabe löslicher Komponenten.[111] Im Fall von Lipasen sind verschiedene das Enzym stabilisierender Reagenzien bekannt, die die Reaktionsgeschwindigkeit oder die Enantioselektivität verbessern. So können Polyalkohole wie zum Beispiel Zucker oder Glycerol Proteine stabilisieren.[90,112] Kleine polare Moleküle wie DMF erhöhen die Reaktionsgeschwindigkeit.[90,113] Auch die Zugabe von Salzen wie LiCl, NaCl oder KCl,[90,114] oder schwacher organischer Basen (z.B. Triethylamin oder Pyridin) kann die Reaktionsgeschwindigkeit verbessern [90,115,116]. Im Fall von Alkoholdehydrogenasen gibt es keine spezifischen Angaben zur Verbesserung der Enzymstabilität. Es empfiehlt sich zu prüfen, ob einige der Methoden zur Verbesserung der Stabilität von Lipasen auch auf Alkoholdehydrogenasen übertragen werden können. 4.4.8.4 Durchführung der Tandemreaktion unter Verwendung partiell gereinigter ADH aus L. kefir Da reines Protein die Suzuki-Kupplung nur verlangsamt und nicht inhibiert (siehe Abschnitt 4.4.8.1), wurde zur Realisierung der Tandemreaktion ein möglichst reines Enzym verwendet, das nach Möglichkeit nur das Protein der ADH enthält. Im Folgenden wurde deshalb eine partiell gereinigte ADH aus Lactobacillus kefir zur Verfügung gestellt. Die Durchführung der Tandemreaktion unter Verwendung von gereinigter ADH aus L. kefir und Natriumhydrogencarbonat als Base erfolgte analog AAV 18, wobei alle für die beiden Reaktionen benötigten Komponenten zu Beginn vorliegen. Abbildung 4.42 Tandemreaktion mit gereinigter ADH aus L. kefir 84 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.8.4.1 Die Proof of Concept Kombination Tandemreaktion von Suzuki-Kupplung wurde analog und AAV 18 enzymatischer unter Reduktion in einer Substrat-gekoppelter in situ Cofaktorregenerierung mit Isopropanol durchgeführt. Die ADH aus L. kefir wurde als partiell gereinigtes Enzym eingesetzt. Das zugesetzte Enzymvolumen von 2.3 ml entspricht einer Aktivität von 118 U/mmol bezogen auf 4‘-Phenylacetophenon (5) im Reaktionsmedium (Natriumhydrogencarbonatlösung pH 8.3). Abbildung 4.43 Proof of Concept der Tandemreaktion mit gereinigter ADH aus L. kefir Nach einer Reaktionszeit von 64 Stunden war das Substrat 4‘-Iodacetophenon (4) quantitativ umgesetzt worden. Als Hauptprodukt entstand mit einem Anteil von 78% der Alkohol 29. Als weiteres Produkt wurde im 1 H-NMR-Spektrum das Kupplungsprodukt 5 mit <5% nachgewiesen. Der Anteil des Zielprodukts (R)-6 betrug 19%. Es wurde mit exzellenter Enantioselektivität von >99% ee gebildet. Mittels Substitution des Rohextraktes durch partiell gereinigte ADH aus L. kefir kann die Tandemreaktion auch in Gegenwart großer Enzymmengen durchgeführt werden, ohne dass die Basenmenge erhöht werden musste um Kupplungsprodukte und insbesondere das Zielprodukt (R)-6 zu erhalten. 85 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.8.4.2 Kontrollexperiment (Verdünnung) Unter Verwendung der partiell gereinigten ADH aus Lactobacillus kefir war es möglich, die Tandemreaktion zu realisieren. Mit bis zu 18.7% (v/v) gereinigtem Enzym wurde hier ein deutlich höheres Volumen eingebracht als in den Experimenten zur Suzuki-Kupplung in Gegenwart von Rohextrakt als Additiv. Um auszuschließen, dass der niedrige Kupplungsanteil in der Tandemreaktion von 3% 4‘-Phenylacetopenon (5) und 19% (R)-1-(4-Phenyl)ethanol ((R)-6) auf einen Verdünnungseffekt durch den Puffer des Enzyms zurückzuführen ist, wurde analog AAV 19 die Suzuki-Kupplung von rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol (rac-29) mit Phenylboronsäure (19) in einem Gesamtvolumen von 12.3 ml und einer Zusammensetzung des Reaktionsgemisches die dem der Tandemreaktion in Abbildung 4.43 entspricht durchgeführt. Der dabei erzielte Umsatz von 85% liegt im Bereich der bisher erzielten Umsätze unter Standardbedingungen. Damit kann die Erhöung der Verdünnung als Ursache für einen erniedrigten Umsatz von (R)-29 zu (R)-6 in der Tandemreaktion ausgeschlossen werden. Abbildung 4.44 Kontrollexperimente bzgl. des Verdünnungseffekts Analog AAV 19 wurde auch die Suzuki-Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) mit Phenylboronsäure (19) auf Verdünnungseffekte untersucht. Das Produkt 5 wurde mit einem Umsatz von >95% erhalten. Damit konnte gezeigt werden, dass auch hier der niedrigere Kupplungsanteil nicht auf den Verdünnungseffekt durch das eingebrachte große Enzymvolumen zurückzuführen ist. Eine weitere Ursache für niedrige Kupplungsanteile in der Tandemreaktion könnte eine hohe Proteinkonzentration sein. 86 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.4.8.4.3 Einfluss der Proteinmenge Der Proof of Concept zur Kombination von Suzuki-Kupplung und enzymatischer Reduktion mit gereinigtem Enzym in einer Tandemreaktion wurde bereits in Abschnitt 4.4.8.4.1 erbracht. Im Folgenden soll dieses Reaktionssystem eingehender charakterisiert werden und ggf. auf seine Limitierungen untersucht werden. Zunächst sollte evaluiert werden, ob die Variation der ADH-Chargen einen Einfluss auf die Reproduzierbarkeit haben. Dies erfolgt analog AAV 18 unter Verwendung von 184 U/mmol gereinigter ADH aus L. kefir. Die 184 U/mmol werden bezogen auf die Aktivität der ADH für 4‘-Phenylacetophenon (5) in Natriumhydrogencarbonatlösung (pH 8.3). Abhängig von der Aktivität der verwendeten Enzymcharge wurden damit bis zu 86 mg Protein in das Reaktionsmedium eingebracht. Tabelle 4.20 Reproduzierbarkeit der Tandemreaktion Eintrag a) Proteinkonzentration ADH aus L. kefir Umsatz [%] ee-Wert [mg/ml] a) [ml] [% (v/v)] 4 5 29 6 von 6[%] 1 90 0.95 a) 8.7 - 3 62 35 >99 2 55 0.78 a) 7.3 - 13 42 45 >99 die Proteinkonzentration wurde am FZ Jülich mittels Bradfordtest bestimmt Vergleicht man die Einträge 1 und 2 in Tabelle 4.20 so sieht man, dass die Umsätze in der Tandemreaktion stark schwanken, je nachdem welche Enzymcharge verwendet wurde. In Abschnitt 4.4.8.4.2 wurde mittels Kontrollexperiment bereits ausgeschlossen, dass dies auf Verdünnung durch das Enzym zurückzuführen ist. Betrachtet man die mit dem Enzym eingebrachte Proteinmenge, so ist eindeutig ein Trend zu erkennen: wird bei gleicher Aktivität (118 U/mmol) mehr Protein in das Reaktionsmedium eingebracht, so nimmt der Kupplungsanteil ab. In Gegenwart von 86 mg Protein wurden 35% Zielprodukt (R)-6 und 3% 87 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Kupplungsprodukt 5 gebildet (Tabelle 4.20, Eintrag 1). In Gegenwart von 43 mg Protein erhöhte sich der Anteil zum Zielprodukt (R)-6 auf 45% und der des Kupplungsprodukts 5 auf 13% (Eintrag 2). Diese Ergebnisse korrelieren mit den Beobachtungen in Abschnitt 4.4.8.1.2. Es ist bemerkenswert, dass der Anteil der enzymatischen Reduktion in der Tandemreaktion höher ist als der Umsatz in der isolierten enzymatischen Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon (5) unter Verwendung derselben Enzymmenge und Charge (vgl. Ergebnisse in Tabelle 4.19). Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass zumindest bei großen Enzymmengen die Reaktion überwiegend über die Reduktion von 4‘-Iodacetophenon und die anschließende Kupplung des Alkohols 29 mit Phenylboronsäure (19) zum Produkt (R)-6 verläuft (Weg B in Abbildung 4.20). Damit ist der in der Eintopfreaktion maximal erzielbare Umsatz zum Produkt (R)-6 auf rund 86% limitiert (vgl. Eintopfreaktion Sequenz B in Abschnitt 4.4.7.1.2). Die Ansätze in Tabelle 4.20 wurden mit unterschiedlichen Enzymchargen durchgeführt. Darüber hinaus wurden analog AAV 18 Ansätze mit einer Enzymcharge durchgeführt, wobei durch Variation der Enmzymmenge gezielt unterschiedliche Mengen an Protein eingebracht wurden. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.21 zusammengefasst. Tabelle 4.21 Einfluss der Enzym- bzw. Proteinmenge auf die Produktverteilung a) Umsatz [%] Enzymmenge Proteinmenge [ml] [mg] 4 5 29 6 1 0.95 a) 86 - 3 62 35 >99 2 0.475 b) 43 - 12 42 47 >99 3 0.34 c) 31 - 17 27 56 >99 Eintrag ee-Wert von (R)-6 [%] 184 U/mmol gereinigte ADH aus L. kefir bezogen auf 5 in NaHCO3 (aq) pH 8.3; gereinigte ADH aus L. kefir bezogen auf 5 in NaHCO3 (aq) pH 8.3; L. kefir bezogen auf 5 in Puffer pH 7 88 c) b) 59 U/mmol 184 U/mmol gereinigte ADH aus KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Unabhängig von der verwendeten Enzymmenge konnte kein Edukt 4 mehr im 1H-NMRSpektrum nachgewiesen werden. D.h. es wurde entweder unter Kupplung mit Phenylboronsäure (19) zu 4‘-Phenylacetophenon (5) oder unter enzymatischer Reduktion zum Alkohol 29 umgesetzt. Unter Verwendung von 0.95 ml gereinigter ADH aus L. kefir (184 U/mmol bezogen auf Keton 5 in Natriumhydrogencarbonatlösung pH 8.3) verlief die enzymatische Reduktion vollständig. Im reduziertes Kupplungsprodukt 5 1 H-NMR-Spektrum konnten lediglich 3% nicht beobachtet werden. Als Hauptprodukt wurde 1-(4-Iodphenyl)ethanol 29 mit einem Anteil von 62% erhalten. Für das Zielprodukt (R)-6 wurde ein Umsatz von 35% beobachtet (siehe Tabelle 4.21, Eintrag 1). Je weniger gereinigtes Enzym und damit verbunden weniger Protein in der Tandemreaktion eingesetzt wurde, desto größer wurde der Anteil am Zielprodukt (R)-6, wobei auch der Anteil an Kupplungsprodukt 5 zunahm. Dieses Ergebnis bestätigt die bereits beschriebene Beobachtung, dass die Suzuki-Kreuzkupplung in Gegenwart von mehr Protein langsamer verläuft (siehe Tabelle 4.15) und, dass die enzymatische Reduktion in Gegenwart von weniger Enzym langsamer verläuft. Ein nahezu vollständiger Umsatz in der enzymatischen Reduktion konnte nur erzielt werden, wenn 118 U/mmol gereinigte ADH aus L. kefir bezogen auf die Aktivität für 4‘-Phenylacetophenon (5) in Natriumhydrogencarbonatlösung pH 8.3 eingesetzt wurden (sieheTabelle 4.21, Eintrag 1). Für die Tandemreaktion ist also eine ADH mit möglichst hoher spezifischer Aktivität [U/mg] von entscheidendem Vorteil. Alternativ soll im Folgenden Abschnitt untersucht werden, ob die Suzuki-Kupplung, insbesondere in Gegenwart großer Enzymmengen, durch eine Erhöhung der Katalysatormenge (PdCl2 / TPPTS) begünstigt werden kann. 4.4.8.4.4 Einfluss des Palladiumkatalysators Die Einträge 1-3 in Tabelle 4.20 zeigen, dass nach einer Reaktionszeit von 64 Stunden noch ein großer Anteil an 1-(4-Iodphenyl)-ethanol (29) vorhanden ist, der nicht mittels SuzukiKupplung zum Produkt (R)-6 umgesetzt wurde. Könnte man den Alkohol 29 mit Phenylboronsäure (19) vollständig kuppeln, so könnte man einen Umsatz von mehr als 90% zum Produkt (R)-6 erzielen. Da bereits bekannt ist, dass die Suzuki-Kupplung des Alkohols 29 weniger effizient verläuft als die des Ketons 4 mit Phenylboronsäure (19) (vgl. Tabelle 4.2 und Tabelle 4.4), soll untersucht werden, ob der Gesamtumsatz zum Produkt (R)-6 89 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE verbessert werden kann, indem man zu Beginn der Reaktion bereits die Menge des Palladiumkatalysators erhöht. Die Durchführung erfolgte analog AAV 18 unter Variation der eingestzten Mengen an Palladiumchlorid und TPPTS. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.22 zusammengestellt. Tabelle 4.22 Einfluss des Palladiumkatalysators auf die Produktverteilung in der Tandemreaktion Zeit [mg] [h] 4 5 29 6 (R)-6 [%] 5 mol% 86 a) 168 - 9 30 61 >99 8 mol% 10 mol% 86 a) 168 - 13 23 64 >99 3 4 mol% 5 mol% 31 b) 64 - 17 27 56 >99 4 8 mol% 10 mol% 31 b) 64 - 95 5 - - PdCl2 TPPTS 1 4 mol% 2 a) Umsatz [%] Proteinmenge Eintrag 118 U/mmol bezogen auf 5 in 97 m NaHCO3 (aq), b) ee-Wert von 118 U/mmol bezogen auf 5 in Puffer pH 7 In Gegenwart von 118 U/mmol ADH aus L. kefir bezogen auf 5 in Natriumhydrogencarbonatlösung pH 8.3 und einer Reaktionszeit von 168 Stunden zeigte die Verdoppelung der Katalysatormenge nur einen leichten Einfluss auf die Produktverteilung (vgl. Einträge 1 und 2 in Tabelle 4.22). Es wurden 61 bzw. 64% Alkohol (R)-6 gebildet. Ein Unterschied von 3%-Punkten im Umsatz liegt innerhalb der Messschwankungen zur Umsatzbestimmung mittels 1H-NMR-Spektroskopie. Es änderte sich das Verhältnis des Kupplungsprodukts 5 zum Reduktionsprodukt 29 von rund 1 : 3 auf 1 : 2. Wie zu erwarten, war der Anteil an 5 bei doppelter Katalysatormenge etwas höher. In Gegenwart von 118 U/mmol ADH aus L. kefir bezogen auf 5 in 50 mM Phosphatpuffer pH 7 wirkt sich die Verdoppelung der Katalysatormenge wesentlich stärker auf die Produktverteilung aus (siehe Eintrag 3 und 4 in Tabelle 4.22). Während bei Durchführung der Tandemreaktion bei einfacher Katalysatormenge noch 56% Umsatz zum Zielprodukt (R)-6 beobachtet werden konnten, 90 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE wurde bei doppelter Katalysatormenge überhaupt kein Zielprodukt (R)-6 im 1 H-NMR- Spektrum nachgewiesen. Es fand kaum enzymatische Reduktion statt. Hauptprodukt, mit einem Anteil von 95%, war das Kupplungsprodukt 5. Als einziges Nebenprodukt wurde 5% zum Alkohol 29 reduziertes 4‘-Iodacetophenon gebildet. Das Kupplungsprodukt 5 wurde gar nicht reduziert und trotz doppelter Katalysatormenge fand keine Kupplung des gebildeten 1-(4-Iodphenyl)ethanol (29) mit Phenylboronsäure (19) statt. Dieser Vergleich wurde bei kürzerer Reaktionszeit von 64 Stunden durchgeführt. Eine Verlängerung der Reaktionszeit würde unter den Bedingungen in Eintrag 4 den Anteil des Zielprodukts (R)-6 nicht erhöhen, da davon auszugehen ist, dass die ADH aus L. kefir nach 64 Stunden ihre Aktivität vollständig verloren hat. Im Gegensatz dazu zeigt das Katalysatorsystem aus Palladiumchlorid und TPPTS auch nach mehr als 64 Stunden noch Aktivität. 4.4.8.4.5 Einfluss der Reaktionszeit In Abschnitt 4.4.8.4.4 wurde bereits festgestellt, dass das aus Palladiumchlorid und TPPTS bestehende Katalysatorsystem nach mehr als 64 Stunden noch aktiv ist. Deshalb wurde nun der Einfluss der Reaktionszeit untersucht werden. Dies erfolgte analog AAV 18 unter Verwendung einer neuen Enzymcharge und einer Enzymmenge, die einer Aktivität von 118 U/mmol ADH aus L. kefir bezogen auf 4‘-Phenylacetopenon (5) in Natriumhydrogencarbonatlösung pH 8.3 entspricht. Die Ergebnisse der Tandemreaktion unter Variation der Reaktionszeit sind in Tabelle 4.23 zusammengefasst. Nach einer Reaktionszeit von 64 Stunden wurde im 1 H-NMR-Spektrum eine Produktverteilung von 13% 4‘-Phenylacetophenon (5), 42% 1-(4-Iodphenyl)ethanol (29) und 45% Zielprodukt (R)-6 bestimmt. Eine Verlängerung der Reaktionszeit von 64 auf 168 Stunden (1 Woche) brachte eine Verbesserung des Umsatzes in Bezug auf die SuzukiKreuzkupplung. Im 1H-NMR-Spektrum konnte das Zielprodukt (R)-6 mit einem Anteil von 66% am Gesamtumsatz nachgewiesen werden. Als Nebenprodukte wurden mit 6% das Kupplungsprodukt 5 und das Reduktionsprodukt 29 mit 28% nachgewiesen. Das verwendete Katalysatorsystem aus Palladiumchlorid und TPPTS ist selbst nach mehr als 3 Tagen noch aktiv. Eine weitere Verlängerung der Reaktionszeit von 168 auf 329 Stunden brachte keine signifikante Verbesserung. Das Produkt (R)-6 wurde mit 70% erhalten. Der Alkohol (R)-6 wurde stets mit exzellenter Enantioselektivität von >99% ee erhalten. 91 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Tabelle 4.23 Einfluss der Reaktionszeit auf die Produktverteilung in der Tandemreaktion a) Umsatz [%] Eintrag a) Zeit [h] 1 ee-Wert von (R)-6 [%] 4 5 29 6 64 - 13 42 45 >99 2 168 - 6 28 66 >99 3 329 - 4 26 70 >99 118 U/mmol bezogen auf 5 in NaHCO3 (aq) pH 8.3 Mit Hilfe der gereinigten ADH aus L. kefir konnte gezeigt werden, dass die Durchführung einer Tandemreaktion in der eine enzymatische Reduktion mit einer Palladium-katalysierten Kreuzkupplung kombiniert wird, möglich ist. Dies ist vermutlich auf den pH-Wert des Enzyms zurückzuführen. Durch die gereinigte ADH wird das wasserlösliche Katalysatorsystem aus Palladiumchlorid und TPPTS nicht mehr so stark verlangsamt. Gleichzeitig erlaubt dieses Katalysatorsystem die Durchführung der Suzuki-Kupplung in einer Tandemreaktion in wässrigem Medium bei Raumtemperatur in schwach basischem Medium (pH 8.3). In der Tandemreaktion konnte das Zielprodukt (R)-6 mit einem Umsatz von bis zu 70% erhalten werden. 4.4.9 Überführung des chiralen Alkohols 6 in das korrespondierende Amin 7 in einer Substitutionsreaktion Der mittels Kombination von Suzuki-Kreuzkupplung und Biotransformation hergestellte chirale Alkohol (S)- bzw. (R)-6, dessen Stereozentrum durch enzymatische Reduktion aufgebaut wurde, sollte mittels einer klassisch chemischen Reaktion unter Inversion des 92 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Stereozentrums in das korrespondierende Amin 7 überführt werden. Zunächst erfolgte die Umsetzung des chiralen Alkohols 6 in einer SN2-Reaktion unter Mitsunobu-Bedingungen mit Phthalimid als Nukleophil. Anschließend sollte die Schutzgruppe mit Hydrazin abgespalten werden. Diese Methode wurde bereits von Ortiz-Marciales et al. auf β-Hydroxyether angewandt.[72] Abbildung 4.45 Überführung des Alkohols 6 in das chirale Amin 7 4.4.9.1 Mitsunobu-Reaktion Zunächst wurde analog AAV 20 der racemische Alkohol rac-6 in einer SN2-Reaktion unter Mitsunobu-Bedingungen (DIAD, PPh3) mit Phthalimid als Nukleophil umgesetzt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.24 zusammengefasst. Bei der Substitution am Alkohol rac-6 durch Phthalimid in absolutem THF wurden gute bis sehr gute Umsätze erzielt (teilweise >95%). Nach säulenchromatographischer Reinigung konnte das Produkt rac-28 mit bis zu 56% isoliert werden. Unabhängig von der stationären Phase und dem Eluent wurde neben dem Produkt rac-28 auch das Edukt rac-6 isoliert, auch wenn letzteres im 1H-NMR-Spektrum des Rohprodukts nicht mehr nachzuweisen war (siehe Abbildung 4.46). 93 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Tabelle 4.24 Umsetzung von rac-6 mit Phthalimid in einer SN2-Reaktion OH 1.5 Äq Phthalimid 1.5 Äq PPh3 1.5 Äq DIAD O O N THF abs. 24 h rac-6 rac-28 Ausbeute Eintrag Umsatz Stationäre Phase Lösungsmittel (v/v) 1 95% Kieselgel Pentan:DCM 1:3 2 92% Kieselgel 3 >95% Kieselgel ohne Sand 4 >95% Basisches AlOx a) 6 28 44% 39% 56% 42% Pentan:DCM 1:3 24% 45% Hexan:DCM 1:3 n.b. a) 45% Pentan:DCM 1:3, 0.2% DEA nicht bestimmt Die Umsatzbestimmung erfolgte über die Signale der CH3-Gruppen von Edukt 6 und Produkt 28, da dies die einzigen Signale von Edukt und Produkt waren, die eindeutig zuzuordnen sind und nicht mit den Signalen der anderen Reagenzien zusammenfallen. In Abbildung 4.46 ist das 1 H-NMR-Spektrum des Rohprodukts rac-28 abgebildet. Der für die Umsatzbestimmung relevante Bereich ist zudem vergrößert dargestellt. Im 1 H-NMR- Spektrum des Rohprodukts ist deutlich das Dublett der CH3-Gruppe des Produkts 28 bei 1.95 ppm zu sehen, während das Dublett der CH3-Gruppe des Edukts rac-6 bei 1.53 ppm kaum mehr nachweisbar ist. Die Integration der beiden Signale ergibt ein Verhältnis von 5:95 Edukt 6 zu Produkt 28. Zur Veranschaulichung ist in Abbildung 4.47 das 1H-NMR-Spektrum des gereinigten Produkts 28 und in Abbildung 4.48 das 1H-NMR-Spektrum des sauberen Edukts 6 abgebildet. 94 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Abbildung 4.46 1H-NMR-Spektrum des Rohprodukts 28 Abbildung 4.47 1H-NMR-Spektrum des gereinigten Produkts 28 Diese Beobachtungen führten zu der Annahme, dass das Produkt 28 auf der Säule hydrolisiert und man auf diesem Weg das Edukt erhält. Um diese Annahme zu überprüfen, wurde das bereits saubere Produkt rac-28 erneut gesäult. Dabei konnte kein Alkohol 6 isoliert werden. Es wurde lediglich das Substitutionsprodukt 28 isoliert. Auch ein HPLC- 95 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Chromatogramm der Verbindung rac-28 konnte ohne Probleme aufgenommen werden. Diese Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Produkt 28 auf der Säule stabil ist. Die Umsetzung des chiralen Alkohols (S)-6 mit Phthalimid unter Mitsunobu-Bedingungen lieferte neue Hinweise. Nach säulenchromatographischer Reinigung wurde neben 48% Produkt (R)-28 mit einem ee-Wert von 95% der eingesetzte chirale Alkohol 6 als Racemat isoliert (siehe Tabelle 4.25, Eintrag 1). Abbildung 4.48 1H-NMR-Spektrum des Edukts 6 Eine Erklärung für den Erhalt des Edukts als Racemat rac-6 nach säulenchromatographischer Reinigung eines Ansatzes, in dem der Alkohol (S)-6 in enantiomerenreiner Form eingesetzt wurde, ist die teilweise Eliminierung von Wasser aus dem chiralen Alkohol 6. Dabei entsteht 4‘-Phenylstyrol 38. Wird während der Aufarbeitung ohne Schutzatmosphäre wieder Wasser addiert, entsteht der Alkohol 6 als Racemat (siehe Abbildung 4.49). Abbildung 4.49 Eliminierung und Addition von Wasser an Alkohol 6 96 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Eine ähnliche Beobachtung wurde bereits von Scott et al. beschrieben. Der sekundäre Alkohol 39 reagierte unter Mitsunobu-Bedingungen mit Phthalimid als Nukleophil unter Eliminierung zu einem olefinischen Nebenprodukt.[117] Abbildung 4.50 Alkohol 39 Eine Möglichkeit die Probleme in der Mitsunobu-Reaktion von 6 zu umgehen, besteht in der Verwendung anderer Nukleophile. Scott et al. setzten den Alkohol 39 mit DIAD, Triphenylphosphin, DPPA (Diphenylazidophosphat) und Hünig-Base zum intermediären Azid um. Mittels Staudinger Reduktion wurde dann das Amin als Hydrochlorid mit 91% ee erhalten. Allerdings ist dieser Prozess mit Vorsicht zu betrachten, da dabei giftige und explosive Stickstoffwasserstoffsäure (HN3) sowie stöchiometrische Mengen eines organischen Azid-Intermediats entstehen.[117-119] Für die Umsetzungen des chiralen Alkohols 6 zum chiralen Produkt 28 wurde deshalb weiterhin die nukleophile Substitution unter Mitsunobu-Bedingungen mit Phthalimid als Nukleophil durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.25 zusammengefasst. Das chirale Produkt (S)-28 konnte mit 47% und mit einem ee-Wert von 95% isoliert werden. Das enantiomere Produkt (R)-28 konnte mit bis zu 38% und einem ee-Wert von 98% isoliert werden. Im Folgenden soll die Schutzgruppe mittels Hydrazinolyse abgespalten werden, um das freie Amin 7 zu erhalten. 97 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE Tabelle 4.25 Umsetzungen zum chiralen Produkt 28 Ausbeute [%] 4.4.9.2 Eintrag Edukt 1 2 ee-Wert [%] 6 28 6 28 (S)-1-(4-Biphenyl)ethanol 28 47 2 95 (R) (R)-1-(4-Biphenyl)ethanol 24 38 0 98 (S) Hydrazinolyse Wie in Abschnitt 4.3 beschrieben, soll das Mitsunobu-Produkt 28 in einem weiteren Schritt mittels Hydrazinolyse in das freie Amin 7 überführt werden (siehe Abbildung 4.51). Die Durchführung erfolgte analog AAV 21. Abbildung 4.51 Hydrazinolyse von 2-(1-(4-Biphenyl)ethyl)isoindolin-1,3-dion 28 Durch Entschützen des racemischen Mitsunobu-Produkts rac-28 mit Hydrazin (1 M in Toluol) konnte das freie Amin zunächst in einer Ausbeute von 59% erhalten werden. Durch das Überführen des Produkts in die wässrige Phase und anschließendes Extrahieren mit MTBE 98 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE ging Produkt verloren. Dies ist auf die schlechte Löslichkeit des Produkts in MTBE zurückzuführen. Durch das Aufnehmen des Produkts aus dem einrotierten trockenen Rohprodukt in Chloroform und Abfiltrieren des unlöslichen Feststoffs (40) konnte das saubere Produkt rac-7 mit 86% isoliert werden (siehe Abbildung 4.52). Abbildung 4.52 Synthese von rac-7 mittels Hydrazinolyse Alternativ wurde hierzu das Entschützen mit Hydrazinhydrat in Ethanol durchgeführt. Das chirale Amin (S)-7 mit 13% Ausbeute und einem ee-Wert von 98% erhalten (siehe Abbildung 4.53). Abbildung 4.53 Synthese von (S)-7 mittels Hydrazinolyse Durch eine weitere Optimierung der Aufarbeitung kann die Ausbeute des chiralen Amins mit Sicherheit noch verbessert werden. Der ee-Wert des Produkts (S)-7 ist mit 98% bereits sehr gut. 99 KOMBINATION VON PALLADIUMKATALYSE UND BIOKATALYSE 4.5 Zusammenfassung des Teilkapitels Das wasserlösliche Katalysatorsystem, das aus den kommerziell erhältlichen Verbindungen Palladiumchlorid und TPPTS hergestellt wurde, erwies sich nicht nur als höchst effizient für die Kupplung von Phenylboronsäure (19) und 4‘-Iodacetophenon (4) in wässrigem Medium, sondern auch als äußerst kompatibel in der Kombination mit einer Biotransformation in einer Eintopfreaktion. Die gewünschten Biarylalkohole 6 wurden mit hohen Umsätzen von bis zu >95%, in guten isolierten Ausbeuten (72%) und exzellenter Enantioselektivität von >99% erhalten. Besonders bemerkenswert ist, dass sowohl die Palladium-katalysierte SuzukiKupplung als auch die enzymatische Reduktion bei Raumtemperatur ablaufen. Unter Verwendung der schwachen Base Natriumhydrogencarbonat konnten die beiden Reaktionen nicht nur in demselben Reaktionsmedium und bei derselben Reaktionstemperatur (Raumtemperatur) durchgeführt werden, daüber hinaus war es nun nicht mehr notwendig vor Enzymzugabe den pH-Wert zu adjustieren. Der chirale Biarylalkohol 6 wurde unter diesen Bedingungen mit einem Umsatz von 93% und exzellenter Enantioselektivität von >99% erhalten. Unter diesen Reaktionsbedingungen konnten die Suzuki-Kupplung und die enzymatische Reduktion in einer Tandemreaktion, bei der alle für die beiden Reaktionen benötigten Komponenten von Beginn an vorliegen und beide Reaktionen gleichzeitig ablaufen können, kombiniert werden. Das Zielprodukt, der chirale Biarylalkohol 6 wurde dabei mit gutem Umsatz von bis zu 70% und exzellenter Enantioselektivität von >99% gebildet. Anschließend wurde der Biarylalkohol 6 mittels einer Substitutionsreaktion unter Inversion des Stereozentrums und anschließender Hydrazinolyse in das chirale Amin 7 überführt. Im ersten Reaktionsschritt, der Substitution mit Phthalimid unter Inversion wurden sehr gute Umsätze von 92 - >95% bestimmt. Das chirale Produkt 28 wurde in mäßigen Aubeuten von 38 - 47% in hoher Enantiomerenreinheit von bis zu 98% ee isoliert. Nach Hydrazinolyse wurde das Biarylamin 7 mit bis zu 86% Ausbeute erhalten. Für das chirale Produkt (S)-7 wurde mittels chiraler HPLC ein ee-Wert von 98% bestimmt. 100 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 5 Enzymatische Oxidation natürlicher Aminosäuren zu α-Ketosäuren 5.1 Einleitung Chirale Aminosäuren stellen nicht nur interessante Produkte dar, sondern auch wichtige Synthesebausteine zur Herstellung pharmazeutisch relevanter Verbindungen, den α-Ketosäuren. Mittels Oxidation können die α-Aminosäuren in ihre Stickstoff-freien Derivate, die α-Ketosäuren überführt werden.[10] Aminsäuren sind einfach zugänglich. In der Natur kommen mehr als 500 verschiedene Aminosäuren vor. Davon reichen 20 Aminosäuren aus, um die Proteine aller Organismen aufzubauen, die sogenannten proteinogenen Aminosäuren. Acht Aminosäuren davon kann der Körper nicht selbst synthetisieren, die essentiellen Aminosäuren (siehe Abbildung 5.1). Diese müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Dazu gehören Valin (8a), Leucin (8b), Isoleucin (8c), Phenylalanin (8d), Threonin (8e), Lysin (8f), Tryptophan (8g) und Methionin 8h.[7] Abbildung 5.1 Die acht essentiellen Aminosäuren Abhängig von der jeweiligen Aminosäure werden zwischen 3 und 16 mg/kg Körpergewicht pro Tag benötigt. Bei einer ausgewogenen Ernährung scheidet ein gesunder Erwachsener genau die Menge an stickstoffhaltigen Verbindungen hauptsächlich über die Nieren aus, die dem Stickstoffgehalt der zugeführten Nahrung entspricht. Die Stickstoffbilanz ist ausgeglichen.[8] 101 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Auf Grund verschiedener Erkrankungen kann es sinnvoll sein, dem Organismus an Stelle der Aminosäure die analoge α-Ketosäure zuzuführen. Besonders die α-Ketosäuren natürlich vorkommender Aminosäuren spielen eine wichtige Rolle im Metabolismus. So werden α-Ketosäuren z.B. zur Behandlung von Urämie oder Krankheiten, die auf eine Stickstoffakkumulation zurückzuführen sind, verwendet.[120] Im Körper werden die Ketosäuren mittels Transaminierung in die entsprechenden Aminosäuren überführt. Ein Medikament, das zur Ernährungstherapie bei Patienten mit eingeschränkter ® Nierenfunktion eingesetzt wird ist Ketosteril von Fresenius Kabi.[121] Ketosteril® enthält neben Ketovalin (9a) und Ketoleucin (9c) auch die α-Ketosäuren Ketoisoleucin (9b) und Phenylbrenztraubensäure (9d) (siehe Abbildung 5.2), jeweils in Form ihrer CalciumSalze.[122] Die Ketosäuren-Analoga der essentiellen Aminosäuren werden eingesetzt, um Mangelernährung im Rahmen einer Niedrig-Protein-Diät, z.B. bei chronischer Nierenerkrankung zu verhindern und fortschreitendes Nierenversagen zu verzögern.[9,122] O O O- O- OH O- O O -Keto- -methylvalerat 9b -Ketoisocaproat 9c O -Ketoisovalerat 9a O O O Phenylbrenztraubensäure 9d Abbildung 5.2 Auswahl an α-Ketosäuren, die in der Ernährungstherapie zur Anwendung kommen Die Verwendung von α-Ketosäuren verzweigtkettiger Aminosäuren in Nahrungsergänzungsmitteln wurde auch von der Evonik Degussa GmbH untersucht. Dabei wird mindestens eine der folgenden α-Ketosäuren oder eine Kombination derer verwendet: α-Ketoisocaproat (9c), α-Ketoisovalerat (9a) und α-Keto-β-methylvalerat (9b),[123] die Ketosäuren der Aminosäuren Leucin (8b), Valin (8a) und Isoleucin (8c). Die genannten α-Ketosäuren dienen dabei u.a. zur Unterstützung des Muskelaufbaus, zur Steigerung der Muskelleistungsfähigkeit, einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und tragen gleichzeitig zur Entlastung des Stoffwechsels bei der Stickstoff-Detoxifizierung durch reduzierte Stickstoffzufuhr und verbesserte Stickstoffretention im Körper bei. Oftmals werden die oben genannten α-Ketosäuren in Kombination mit α-Ketoglutarat (9i) eingesetzt (siehe Abbildung 5.3), das einen antioxidativen Effekt hat.[123] 102 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Abbildung 5.3 α-Ketoglutarat In diesem Teilkapitel soll insbesondere die essentielle Aminosäure L-Valin (8a) in einer Biotransformation in die analoge Ketosäure 9a überführt werden. Als Katalysator für die oxidative Desaminierung kommt eine NADH-abhängige Leucindehydrogenase aus Bacillus cereus zum Einsatz.[124] Zur Cofaktorregenerierung stehen eine NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis und ein Eisenporpyrin zur Verfügung (siehe Abbildung 5.4).[125-127] Abbildung 5.4 Enzymatische Synthese von Ketovalin (9a) 5.2 Stand der Wissenschaft Bereits 1835 synthetisierte Berzelius mit Pyruvat die erste α-Ketosäure durch Destillation von Weinsäure.[120,128] Heute sind sowohl chemische als auch enzymatische Methoden zur Synthese von α-Ketosäuren bekannt.[120] Ein Nachteil der chemischen Methoden zur Herstellung von Ketosäuren liegt darin, dass es keinen allgemein gültigen Zugangsweg gibt. Je nachdem welche Ketosäure man synthetisieren möchte, muss man auf unterschiedliche Reaktionswege zurückgreifen. Dies gilt auch für die Synthese von Ketoisovalerat (9a), der zu L-Valin (8a) analogen α-Ketosäure. 103 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Klassisch chemische Synthese von Ketosäuren Chemisch kann Ketoisovalerat aus seiner analogen Aminosäure L-Valin (8a) hergestellt werden. Zum Einen durch Oxidation mittels Fremy´s Salz,[129] zum Anderen durch Umsetzung der Aminosäure mit Trifluressigsäureanhydrid.[130] Dabei wird zunächst das Oxazolon 41 mit einer Ausbeute von 77% erhalten. Mittels Hydrolyse wird dann aus dem entsprechenden Azlakton 42 Ketovalin (9a) mit einer Ausbeute von 58% erhalten (siehe Abbildung 5.5).[130] Abbildung 5.5 Chemische Synthese von Ketovalin 9a über das Oxazolon 41 Andere Methoden gehen von Derivaten der Aminosäure aus. Dazu gehört die säurekatalysierte Spaltung von N-Acetyl-α-methoxymethylestern bzw. α-Iminosäureestern.[131] Diese werden ausgehend vom N-Acetylaminosäuremethylester bzw. dem Aminosäuremethylester durch N-Chlorierung und Dehydrochlorierung hergestellt. Ketovalin konnte als Methylester mit 81 bzw. 73% isoliert werden, je nachdem ob vom 2-Acetylamino-2-methoxyaminosäuremethylester oder vom Aminosäure-methylester ausgegangen wurde. Eine weitere Methode stellt die Synthese aus dem entsprechenden Cyanohydrin dar.[132] Dieses wird zunächst zum α-Hydroxy-N-tert-butylamid umgesetzt, welches anschließend mit Chromat (CrO3) zum α-Keto-N-tert-butylamid oxidiert wird. Nach Hydrolyse erhält man die α-Ketosäure. Darüber hinaus können α-Ketosäuren wie Ketovalin aus Ketonen synthetisiert werden.[133] In situ erzeugtes 2,2-Difluro-1-tosyl-vinyl-Lithium wird mit dem entsprechenden Keton (im Fall von Ketovalin: Aceton) zum Carbinol umgesetzt. Nach Hydrolyse mit Schwefelsäure wurde zunächst die α,β-ungesättigte Carbonsäure erhalten. Nach weiterer Hydrolyse wurde die Ketosäure erhalten. Im Fall von Ketovalin betrug die Gesamtausbeute 57%. 104 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Enzymatische Synthese von α-Ketosäuren Enzymatisch kann Ketovalin ausgehend von Aldopantoat hergestellt werden unter Nutzung des Pantothensäure-Biosynthesewegs.[134] D-Aldopantoatdehydrogenase Aldopantoat wird zunächst durch eine zu Dimethylmalat oxidiert. Eine Dimethylmalatdehydrogenase zersetzt dieses zu Ketovalin und CO2. Eine sehr elegante Möglichkeit stellt die enzymatische Oxidation der natürlichen L-Aminosäuren unter Verwendung einer Aminosäuredehydrogenase dar. Die erste enzymatische Synthese einer α-Ketosäure aus der analogen α-Aminosäure wurde 1933 von Krebs beschrieben.[135] Er verwendete Gewebeschnitte von Rattennieren zur Oxidation racemischer Aminosäuren. Heutzutage sind viele Aminosäuredehydrogenasen rekombinant verfügbar und auch kommerziell erhältlich, z.B. von evocatal.[136] Aminosäuredehydrogenasen gehören zur Klasse der Oxidoreduktasen.[137] Aminosäuredehydrogenasen katalysieren sowohl die oxidative Desaminierung von Aminosäuren (8) als auch die reduktive Aminierung der Ketosäuren (9) (siehe Abbildung 5.6).[138] Es handelt sich um eine reversible Reaktion, deren Gleichgewicht weit auf der Seite der Aminosäure liegt.[139] Abbildung 5.6 Reaktionsschema der von Aminosäuredehydrogenasen katalysierten Reaktionen In der Literatur sind verschiedene Aminosäuredehydrogenasen bekannt,[137] z.B. die Glutamatdehydrogenasen aus Clostridium symbiosum oder aus Fusobacterium nucleatum,[140-142] die Phenylalanindehydrogenase aus Rhodococcus species oder die Leucindehydrogenasen aus Bacillus species.[124,143-146] Bei der Leucindehydrogenase (LeuDH) aus Bacillus cereus handelt es sich um ein NAD+abhängiges Enzym mit einem Molekulargewicht von 310 kDa. Es besteht aus acht Untereinheiten à 39 kDa. Diese LeuDH katalysiert bevorzugt die oxidative Desaminierung von L-Leucin (8b), L-Valin (8a) und L-Isoleucin (8c). Das pH-Optimum für die oxidative 105 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Desaminierung liegt bei pH 11.5. Darüber hinaus katalysiert dieses Enzym auch die Rückreaktion, die reduktive Aminierung, von Ketoleucin (9b), Ketovalin (9a) und Ketoisoleucin (9c).[124] Auf Grund des Reaktionsgleichgewichts ist die Synthese der Aminosäure durch reduktive Aminierung bevorzugt.[147] Allgemein sind + Oxidationsreaktionen unter Verwendung von NAD -abhängigen Dehydrogenasen durch die Lage des Gleichgewichts stark gehindert, da dieses auf der Seite der reduzierten Produkte liegt.[148] Um das Gleichgewicht auf die Seite der oxidierten Reaktionsprodukte zu verschieben, benötigt man ein effektives System zur Regenerierung von NAD+.[149] Im Jahr 2003 veröffentlichten Hummel et al. einen enzymatischen Prozess zur Synthese von unnatürlichem D-tert-Leucin (D-8j) mittels Racematspaltung durch eine Aminosäuredehydrogenase. Die Leucindehydrogenase (LeuDH) aus Bacillus cereus oxidiert selektiv L-tert-Leucin (L-8j) zu Trimethylpyruvat (9j) unter gleichzeitiger Reduktion von NAD+ zu NADH. Ein gut geeignetes Enzym zur Regenerierung von NAD+ stellte hier die NADHOxidase (NOx) aus Lactobacillus brevis dar, die bei der Reduktion von molekularem Sauerstoff lediglich Wasser als Nebenprodukt bildet (siehe Abbildung 5.7). Diese Reaktion kann als irreversibel betrachtet werden. Damit stellt sie die Triebkraft unabhängig vom Gleichgewicht der durch die LeuDH katalysierten Reaktion dar. D-tert-Leucin (D-8j) wurde als enantiomerenreines Produkt mit einem exzellenten ee-Wert von >99% erhalten.[149] Abbildung 5.7 Synthese von D-tert-Leucin unter in situ Cofaktorregenerierung mit NOx [149] Im Jahr 2004 veröffentlichten Bommarius et al. einen enzymatischen Prozess zur Synthese von α-Ketoglutarat (9i) aus Mononatriumglutamat (8i). Die Oxidation erfolgte enzymatisch durch Katalyse mit einer L-Glutamatdehydrogenase (L-GluDH) aus Clostridium symbiosum unter gleichzeitiger Reduktion des Cofaktors NAD+ zu NADH (siehe Abbildung 5.8). Zur 106 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Regenerierung des Cofaktors wurde ebenfalls eine H2O-bildende NADH-Oxidase, hier aus Lactobacillus sanfranciscensis, verwendet. Bei einer Substratkonzentration von 5 mM wurde nach 18 Stunden nahezu vollständiger Umsatz beobachtet. Auf Grund einer massiven Produktinhibierung der GluDH und limitierender NOx-Stabilität führte die Erhöhung der Substratkonzentration auf 25 mM zu einem niedrigen Umsatz von rund 25% nach 18 Stunden.[10] Abbildung 5.8 Enzymatische Oxidation von Mononatriumglutamat (8i) zur Synthese von α-Ketoglutarat (9i) [10] Enzymatische Cofaktorregenerierung Es wurde bereits erwähnt, dass bei Oxidationsreaktionen unter Verwendung von Aminosäuredehydrogenasen ein effektives Cofaktorregenerierungssystem benötigt wird um das Gleichgewicht auf die Seite der Ketosäuren zu verschieben. In der Literatur sind sowohl enzymatische (Enzym-gekoppelt oder Substrat-gekoppelt) als auch photochemische, elektrochemische oder biomimetische Cofaktorregenerierungsmethoden bekannt.[93,127,150] Während für reduktive Prozesse eine Vielzahl dieser Cofaktorregenerierungssystemen zur Verfügung steht, sind nur wenige dieser Methoden zur Regenerierung des oxidierten Cofaktors etabliert. Zur Enzym-gekoppelten Regenerierung des oxidierten Cofaktors NAD(P)+ aus NAD(P)H stehen u.a. folgende Enzyme zur Verfügung: Glutamatdehydrogenase (Substrat: 2-Ketoglutarat), Lactatdehydrogenase (Substrat: Pyruvat) und Alkoholdehydrogenase aus Pferdeleber (Substrat: Acetaldehyd).[90] Alle drei Enzyme benötigen stöchiometrische Mengen der Ketoverbindungen, die instabil in Lösung sind.[149,151] Gleichzeitig verhindert das Gleichgewicht dieser Reaktionssysteme eine vollständige Oxidation der Aminosäure.[149] Eine gute Alternative stellen die NADH- 107 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Oxidasen (NOx) dar, die Sauerstoff als Oxidationsmittel nutzen. Man unterscheidet sie in Peroxid-bildende (Abbildung 5.9 (1)) und Wasser-bildende NADH-Oxidasen (Abbildung 5.9 (2)).[126] H2O2-bildende NADH-Oxidasen katalysieren die Oxidation von NADH zu NAD+, wobei bei der Reduktion von molekularem Sauerstoff Wasserstoffperoxid als Nebenprodukt entsteht, während H2O-bildende NADH-Oxidasen Wasser als Nebenprodukt produzieren (siehe Abbildung 5.9). Werden Peroxid-bildende NADH-Oxidasen, z.B. aus Thermus thermophilus verwendet, so ist die Zugabe einer Katalase nötig, die gebildetes Wasserstoffperoxid abbaut,[149] da Wasserstoffperoxid das Enzym deaktivieren kann.[152] Ein gut geeignetes Enzym zur Regenerierung von NAD+ stellte hier die NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis dar, die bei der Reduktion von molekularem Sauerstoff Wasser als Nebenprodukt bildet.[126] NADH-Oxidasen stellen einen Mechanismus zum Schutz vor oxidativem Stress dar. Man findet sie vor allem in Milchsäurebakterien oder fakultativ und strikt anaeroben Bakterien.[153] Bei der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis handelt es sich um ein homotetrameres Flavoenzym, das pro Untereinheit aus 450 Aminosäuren besteht. Das Molekulargewicht der einzelnen Monomere beträgt 48.8 kDa. Das Enzym katalysiert die Oxidation von zwei Äquivalenten NADH bei gleichzeitiger Reduktion von einem Äquivalent Sauerstoff zu zwei Äquivalenten Wasser, ohne dass Wasserstoffperoxid entsteht (siehe Abbildung 5.9 (2)).[154] Das pH-Optimum der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis liegt bei pH 6.[126] Abbildung 5.9 Bruttogleichung einer H2O2-bildenden (1) und einer H2O-bildenden NOx (2) Durch die Reduktion von Sauerstoff in einer irreversiblen 4-Elektronenübertragung wird das ungünstige thermodynamische Gleichgewicht der LeuDH-katalysierten oxidativen Desaminierung von der α-Aminosäure zur Ketosäure verschoben. Weitere Vertreten der Wasser-bildenden NADH-Oxidasen stellen die NOx aus Lactobacillus sanfranciscensis und Lactobacillus lactis dar. Diese Enzyme haben einen Mechanismus entwickelt, bei dem zwar bei Oxidation des ersten Äquivalents Cofaktor Wasserstoffperoxid entsteht, welches aber von einem Cystein-Rest abgefangen wird, der zur Sulfensäure oxidiert wird. Gleichzeitig entsteht ein Molekül Wasser. Ein zweites Molekül NAD(P)H wird 108 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN genutzt um die Sulfensäure wieder zu reduzieren, dabei wird ein zweites Wassermolekül gebildet. Als Elektronenüberträger dient FAD.[153] Die erste präparative Anwendung einer NOx aus Lactobacillus brevis wurde 2003 von Hummel et al. zur in situ Cofaktorregenerierung in der Racematspaltung von racemischem Phenylethanol rac-35 zur Gewinnung des enantiomerenreinen (S)-Alkohols beschrieben. Die (R)-spezifische ADH aus Lactobacillus brevis oxidiert selktiv den (R)-Alkohol (R)-35 zum Keton 33 während der (S)-Alkohol (S)-35 nicht umgesetzt wird. Während dieser Reaktion wird NAD+ verbraucht und zu NADH reduziert. Dieses wird während der Reaktion in situ von einer NADH-Oxidase unter Verbrauch von Sauerstoff und Bildung von Wasser regeneriert (siehe Abbildung 5.10).[125] Abbildung 5.10 Selektive Oxidation von rac-Phenylethanol (rac-35) [125] Eine weitere Anwendung der NADH-Oxidase zur in situ Cofaktorregenerierung wurde ebenfalls von Hummel et al. beschrieben und bereits oben diskutiert (siehe auch Abbildung 5.7).[149] Aus racemischem tert-Leucin (rac-8j) wurde mittels enantioselektiver oxidativer Desaminierung von L-tert-Leucin (L-8j) zu Trimethylpyruvat (9j) unter Verwendung einer Leucin-Dehydrogenase (LeuDH) aus Bacillus cereus D-tert-Leucin (D-8j) als enantiomerenreines Produkt mit einem exzellenten ee-Wert von >99% erhalten.[149] Alternative Cofaktorregenerierungssysteme: Fe-TSPP Eine weitere Möglichkeit NAD(P)+ in situ zu regenerieren besteht neben der Verwendung natürlicher NAD(P)H-Oxidasen,[125,126,149,152,155] chemoenzymatischer oder 109 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN elektrochemischer systeme.[127] Bei Methoden,[156,157] letzteren handelt in es der sich Nutzung um biomimetischer niedermolekulare Katalysatorsynthetische Verbindungen, die die katalytische Funktion eines Enzyms nachahmen können.[127] Steckhan et al. berichteten bereits 1997 die Verwendung von Übergangsmetallkomplexen zur in situ Cofaktorregenerierung. Sie verwendeten einen Ruthenium-Komplex auf Basis von 1,10-Phenanthrolin-5,6-dion als Ligand zur Cofaktorregenerierung in der enzymatischen Oxidation von Cyclohexanol zu Cyclohexanon.[158] Der bei der Oxidation von Cyclohexanol verbrauchte Cofaktor NAD+ wird durch den Ruthenium-Komplex unter gleichzeitiger Reduktion der Liganden regeneriert. Im weiteren Verlauf dieses Katalysezyklus entsteht das unerwünschte Nebenprodukt Wasserstoffperoxid, das durch eine Katalase abgefangen wird (siehe Abbildung 5.11).[158] Abbildung 5.11 Oxidation von Cyclohexanol unter biomimetischer Cofaktorregenerierung [158] Eine biomimetische Wasser-bildende NAD(P)H-Oxidase wurde im AK Gröger etabliert. Es handelt sich dabei um das wasserlösliche Fe-TSPP (10), ein Eisen(III)-Komplex, der mesoTetrakis(p-sulfonatophenyl)porphyrin als Ligand enthält (siehe Abbildung 5.12).[127] Fe-TSPP akzeptiert sowohl NADH als auch NADPH als Substrat und oxidiert diese in Anwesenheit von molekularem Sauerstoff zu NAD+ bzw. NADP+, wobei es eine höhere Aktivität für die Oxidation von NADH als für die Oxidation von NADPH zeigt.[127] Neben den Aktivitätsuntersuchungen wurden auch präparative Anwendungen des EisenPorphyrins in der Cofaktorregenerierung bei Biotransformationen beschrieben. Zum Einen wurde die enzymatische Oxidation von D-Glucose zum D-Glukonolacton in Gegenwart einer Glucose-Dehydrogenase aus Bacillus species durchgeführt. Dabei wird NAD(P)+ verbraucht und zu NAD(P)H reduziert. Das D-Glukonolacton wird zur D-Glukonsäure hydrolysiert, wobei der pH-Wert durch Zugabe von Natronlauge konstant bei pH 7 gehalten wurde. Das in katalytischen Mengen eingesetzte Eisen-Porphyrin (2 mol%) war in der Lage sowohl NAD+ 110 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN als auch NADP+ zu regenerieren. Unabhängig davon ob NADH, NAD+ oder NADP+ verwendet wurde, wurde nach 24 Stunden >95% Umsatz erzielt.[127] Abbildung 5.12 Struktur von Fe-TSPP (10) [127] Eine weitere Anwendung der Fe-TSPP-katalysierten in situ Cofaktorregenerierung betrifft die Oxidation von Cyclooctanol (44) zu Cyclooctanon (45) mit einer ADH. Bei Einsatz von 2 mol% Fe-TSPP und 2 mol% Cofaktor wurde nach einer Reaktionszeit von 24 Stunden ein Umsatz von >95% und eine Ausbeute von 93% erzielt.[127] OH 2 mol% Fe-TSPP ADH, NAD+ O Puffer pH 7 RT, 24 h 44 45 Umsatz >95% Abbildung 5.13 Oxidation von Cyclooctanol unter Fe-TSPP-vermittelter Cofaktorregenerierung Gröger et al. postulierten für die Fe-TSPP-vermittelte Cofaktorregenerierung den in Abbildung 5.14 dargestellten Mechanismus.[127] Ausgehend von Fe-TSPP (10) und dem reduzierten Cofaktor NAD(P)H bildet sich zunächst der Eisen(III)-Hydrid-Komplex 10a. Dieser wird unter Koordination und Reduktion von molekularem Sauerstoff in den EisenHydroperoxo-Komplex 10c überführt. Dieser Schritt könnte über einer homolytische Fe-H- 111 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Bindungsspaltung unter Bildung von 10b, bestehend aus einer Fe(II)-Spezies und einem Hydroperoxylradikal, verlaufen. Nach Protonierung und Abspaltung von Wasser (analog dem Mechanismus der P450-Monooxygenasen) wird 10c in eine Eisen(IV)-Oxo-Spezies überführt.[159,160] Zuletzt wird Fe-TSPP (10) unter gleichzeitiger Bildung von Wasser regeneriert.[127] Abbildung 5.14 Mechanismus der Fe-TSPP-vermittelten Cofaktorregenerierung [127] Im Rahmen dieser Arbeit werden sowohl die Wasser-bildene NOx aus L. brevis, als auch das Eisenporphyrin Fe-TSPP (10) zur in situ Cofaktorregenerierung in der LeuDHkatalysierten Oxidation von α-Aminosäuren zu ihren analogen α-Ketosäuren verwendet. Abschließend werden beide Systeme miteinander verglichen. 112 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 5.3 Ziel der Arbeit Ziel dieses Teilkapitels war es eine allgemeine enzymatische Syntheseplattform zur Herstellung von α-Ketosäuren zu etablieren. Im besonderen Blickpunkt des Forschungsinteresses standen dabei α-Ketoglutarat (9i), α-Ketoleucin (9b), α-Ketovalin (9a) und α-Ketophenylalanin (Phenylbrenztraubensäure (9d); siehe Abbildung 5.15). Dieses Thema wurde im Rahmen des Projektverbundes von ChemBioTech zusammen mit Hummel et al. und arbeitskreisintern mit Tenbrink bearbeitet. O O NaO O OH O 9i O OH O 9b O OH O 9a OH O 9d Abbildung 5.15 angestrebte Zielprodukte Für die Herstellung von α-Ketosäuren aus L-Aminosäuren durch oxidative Deaminierung stehen eine Reihe von Aminosäuredehydrogenasen zur Verfügung, die in Verbindung mit einer effizienten Regenerierung des Cofaktors (NAD(P)+) eingesetzt werden können (siehe Abbildung 5.16). Einige Aminosäuredehydrogenasen wie GluDH, LeuDH, AlaDH und PheDH sind kommerziell verfügbar. Darüber hinaus stehen aus dem AK Hummel Aminosäuredehydrogenasen zur Verfügung, mit denen ein breites Spektrum an α-Ketosäuren abgedeckt werden kann. Aliphatische Aminosäuren wie Leucin und Valin können mit Hilfe einer rekombinant verfügbaren LeuDH aus Bacillus cereus oxidativ deaminiert werden.[124] Für die oxidative Aminierung von Aminosäuren mit einer aromatischen Seitenkette steht eine Phenylalanindehydrogenase aus Rhodococcus species rekombinant zur Verfügung.[143] Zur in situ Cofaktorregenerierung kann auf zwei Regenerierungssysteme zurückgegriffen werden, die molekularen Sauerstoff als Oxidationsmittel nutzen und lediglich Wasser als Nebenprodukt produzieren. Zum Einen steht aus dem AK Hummel ein enzymatisches System in Form der H2O-bildenden NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis zur Verfügung,[125] und zum Anderen ein chemisches System in Form des synthetischen Metalloporphyrins Fe-TSPP (siehe Abbildung 5.12) als biomimetische Oxidase.[127] In 113 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN beiden Fällen wird der bei der Oxidation der Aminosäure verbrauchte Cofaktor NAD+ (oxidierte Form) aus der reduzierten Form (NADH) durch Oxidation mit molekularem Sauerstoff regeneriert. O R O Aminosäuredehydrogenase OH R NH2 OH O H2O NH3 NAD+ NADH H2O 1/2 O2 Cofaktorregenerierungssystem Abbildung 5.16 Reaktionsschema zur Oxidation von L-Aminosäuren unter in situ Cofaktorregenerierung 5.4 Ergebnisse und Diskussion Bevor ein enzymatischer Leucindehydrogenase Prozesses (LeuDH) aus zur Bacillus Oxidation cereus von unter L-Valin (8a) gleichzeitiger mittels in situ Cofaktorregenerierung durch eine H2O-bildende NADH-Oxidase (NOx) aus Lactobacillus brevis entwickelt werden kann, muss die Aktivität der zu verwendenden Enzyme (LeuDH, NOx) bestimmt werden und eine geeignete Analytikmethode zur Umsatzbestimmung etabliert werden. Darüber hinaus müssen die Enzyme charakterisiert werden. Dies erfolgt spektrophotometrisch. 5.4.1 Photometertests zur Aktivitätsbestimmung Auf Grund der stark unterschiedlichen pH-Abhängigkeiten der LeuDH aus Bacillus cereus und der NOx aus Lactobacillus brevis muss ein „Kompromiss“ bezüglich des Reaktionsmediums gefunden werden.[124,126] Lanzerath bestimmte das pH-Optimum der 114 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Leucindehydrogenase (LeuDH) aus Bacillus cereus auf pH 10.5 und das der NADH-Oxidase (NOx) aus Lactobacillus brevis auf pH 6.[161] Als gemeinsames pH-Optimum der beiden Enzyme bestimmte er pH 8.0.[161] Deshalb sollen präparative Ansätze später bei pH 8 durchgeführt werden. Folglich werden auch die Photometertests zur Aktivitätsbestimmung der Enzyme in Kpi-Puffer pH 8, dem Reaktionspuffer, durchgeführt. Die volumetrische Aktivität [U/ml] wird über den Verbrauch (siehe Abbildung 5.17) bzw. die Bildung (siehe Abbildung 5.18) des Cofaktors NADH bestimmt. Abbildung 5.17 Reaktionsgleichung des Photometertests zur Bestimmung der NOx-Aktivität Die NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis katalysiert die Oxidation von NADH zu NAD+ (unter Verbrauch von molekularem Sauerstoff und der Bildung von Wasser). Der Verbrauch an NADH wird im Photometer bei einer Wellenlänge von 340 nm, dem Absorptionsmaximum von NADH, beobachtet. Die Extinktionsabnahme wird über einen Zeitraum von zehn Minuten verfolgt. Analog der Formel in Abbildung 4.23 zur Bestimmung der volumetrischen Aktivität der ADHs wird aus der Anfangssteigung die volumetrische Aktivität der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis berechnet. Ähnliches gilt für die Aktivitätsbestimmung der Aminosäuredehydrogenasen (LeuDH, GluDHs). Deren Aktivität für die Oxidation von L-Valin (8a) wird über die Bildung von NADH bestimmt (siehe Abbildung 5.18). Während der Oxidation von L-Valin zu Ketovalin (9a) wird NAD+ verbraucht und zu NADH reduziert. Analog wird hierbei die Extinktionszunahme beobachtet und anhand der Gleichung in Abbildung 4.23 die volumetrische Aktivität über die Anfangssteigung bestimmt. Abbildung 5.18 Reaktionsgleichung des Photometertests zur Bestimmung der Aminosäuredehydrogenase-Aktivität bezogen auf L-Valin 8a 115 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Diese Messungen wurden mit jeder neuen Enzymcharge durchgeführt. Für den Fall einer längeren Lagerung eines Enzyms wird zwischendrin überprüft, ob das Enzym während der Lagerung an Aktivität verloren hat. In diesem Fall wird, zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse, die Enzymmenge in präparativen Ansätzen an die aktuelle Aktivität angepasst. 5.4.1.1 Aktivität der Leucindehydrogenasen aus Bacillus cereus Die Bestimmung der Aktivität der Leucindehydrogenasen (LeuDH) aus Bacillus cereus erfolgte analog AAV 22 über die Extinktionszunahme bei einer Wellenlänge von 340 nm. Diese LeuDH wurde zunächst als Rohextrakt und später in gereinigter Form zur Verfügung gestellt (weitere Informationen siehe Abschnitt 8.2.3.1). Abbildung 5.19 Aktivität der gereinigten LeuDH Für die gereinigte LeuDH aus Bacillus cereus wurden über die volumetrische Aktivität und den Proteingehalt die spezifische Aktivität berechnet. Sie variierte je nach Art der Aufreinigung zwischen 2.0 und 2.4 U/mg. Das natürliche Substrat der Leucindehydrogenase ist L-Leucin (8b). Die LeuDH aus Bacillus cereus weist für L-Valin (8a) eine relative Aktivität von rund 50% verglichen mit der Aktivität für L-Leucin (8b) auf.[162] Das Substratspektrum der LeuDH aus Bacillus stearothermophilus ist bereits literaturbekannt.[144] 5.4.1.2 Aktivität der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis Die Aktivitätsbestimmung der NADH-Oxidase aus L. brevis erfolgte mittels Photometertest analog AAV 23. Der Proteingehalt wurde am Forschungszentrum Jülich mittels Bradford-Test bestimmt. Der Proteingehalt lag zwischen 5 und 26.8 mg/ml. Dadurch kann die volumetrische Aktivität in die spezifische Aktivität umgerechnet werden. Die Ergebnisse der Aktivitätsbestimmungen sind in Tabelle 5.1 zusammengefasst. 116 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Tabelle 5.1 Aktivität der verschiedenen Chargen Nox Volumetrische Aktivität Proteingehalt Spezifische Aktivität [U/ml] [mg/ml] e) [U/mg] 09/2010 b) 95 - - 2 10/2010 b) 86 26.4 3.3 3 02/2011 c) 149 d) 13.0 11.5 4 03/2011 c) 225 d) 5.0 45.0 Eintrag a) Charge 1 a) Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.01 ml, d = 1 cm; Enzymcharge; c) gereinigtes Enzym; d) b) f = 10; keine Angaben über Reinigung der gemessen von Tenbrink;[162] e) bestimmt am FZ Jülich Die Aktivität der NADH-Oxidase variiert mit dem Grad und der Art der Aufreinigung. Für die Rohextrakte (siehe Tabelle 5.1 Einträge 1 und 2) wurde bei Erhalt der Enzyme eine volumetrische Aktivität von 95 bzw. 86 U/ml bestimmt. Über den Proteingehalt ergibt sich eine spezifische Aktivität von 3.3 U/mg (siehe Tabelle 5.1 Eintrag 2). Die volumetrische Aktivität der gereinigten NADH-Oxidase lag bei Erhalt der jeweiligen Chargen mit volumetrischen Aktivitäten von 149 bzw. 225 U/ml (siehe Tabelle 5.1, Eintrag 3 und 4) höher als die der Rohextrakte. Über den Proteingehalt von 13 bzw. 5 mg/ml wurde die spezifische Aktivität auf 11.5 bzw. 45 U/mg berechnet (siehe Tabelle 5.1; Einträge 3 und 4). Dieser Wert entspricht im Vergleich zu Eintrag 2 einer Aktivitätssteigerung um mehr als das Zehnfache. Durch die Aufreinigung wurde also ein äußerst reines Enzym mit hoher spezifischer Aktivität erhalten. 5.4.2 Eigenschaften der Enzyme Im Folgenden Abschnitt sollen die Leucindehydrogenase (LeuDH) aus Bacillus cereus und die NADH-Oxidase (NOx) aus Lactobacillus brevis auf Eigenschaften wie Lagerstabilität und Inhibierung getestet werden. Diese Untersuchungen erfolgen im Photometer über die Verfolgung der Bildung (LeuDH-katalysierte Oxidation von L-Valin, siehe Abbildung 5.18) oder des Verbrauchs (NOx-katalysierte Oxidation von NADH, siehe Abbildung 5.17) des Cofaktors NADH. 117 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 5.4.2.1 Lagerstabilität Für jede verwendete Enzymcharge wurde die volumetrische Aktivität [U/ml] bestimmt (siehe Tabelle 8.29 und Tabelle 5.1). Bei Lagerung einer Enzymcharge über mehr als 3 Wochen bei -20°C ist es nötig in regelmäßigen Abständen die Aktivität des Enzyms zu überprüfen und ggf. die in präparativen Ansätzen verwendeten Enzymmengen an die aktuelle Aktivität des Enzyms anzupassen. 5.4.2.1.1 Lagerstabilität der Leucindehydrogenase aus Bacillus cereus Für die Untersuchung der LeuDH aus Bacillus cereus bezüglich ihrer Lagerstabilität bei -20°C wurde zu verschiedenen Zeitpunkten der Lagerung die Aktivität der LeuDH für die Oxidation von L-Valin (8a) bestimmt. Die Aktivitätsbestimmung erfolgte analog AAV 22. Die Lagerstabilität wurde anhand einer gereinigten LeuDH untersucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle 5.2 zusammengefasst: Tabelle 5.2 Lagerstabilität einer gereinigten LeuDH (Charge 03/2011) Eintrag Zeitpunkt der Messung [d] Vol. Aktivität [U/ml] Relative Aktivität [%] 1 t=0 39 100 2 t = 42 d 33 85 Für die LeuDH wurde bei Erhalt des Enzyms eine Aktivität von 39 U/ml für die Oxidation von L-Valin (8a) bestimmt. Dieser Wert wird als Referenz für weitere Aktivitätsbestimmungen dieser Charge bezüglich der Oxidation von L-Valin (8a) auf 100% gesetzt. Nach sechs Wochen wurde die gleiche Enzymcharge erneut vermessen. Dabei wurde die Aktivität für die Oxidation von L-Valin (8a) auf 33 U/ml bestimmt. Dies entspricht einer relativen Aktivität von 85%. Über einen Zeitraum von sechs Wochen verlor die gereinigte LeuDH somit 15% ihrer ursprünglichen Aktivität. Eine Abweichung von 15% bei der Aktivitätsbestimmung mittels Photometertest liegt durchaus im Rahmen der Messschwankungen. Die gereinigte LeuDH aus Bacillus cereus ist bei -20°C sehr gut lagerbar. 118 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 5.4.2.1.2 Lagerstabilität der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis Für die Untersuchung der NOx aus Lactobacillus brevis hinsichtlich ihrer Lagerstabilität bei -20°C wurde zu verschiedenen Zeitpunkten die Aktivität der NOx für die Oxidation von NADH zu NAD+ bestimmt. Die Aktivitätsbestimmung erfolgte analog AAV 23. Die Lagerstabilität der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis wurde zum Einen für einen Rohextrakt und zum Anderen für eine gereinigte NOx untersucht. Die bei Erhalt der Enzyme bestimmte Aktivität wurde als Referenz auf 100% relative Aktivität festgesetzt. Die Ergebnisse dieser Messungen sind in Tabelle 5.3 zusammengefasst. Tabelle 5.3 Lagerstabilität zweier Chargen NOx Eintrag a) Charge 1 Zeitpunkt der Volumetrische Relative Messung [d] Aktivität [U/ml] Aktivität [%] t=0 95 100 t = 90 22 23 t=0 225 d) 100 t = 57 147 65 09/2010 b) 2 3 03/2011 4 a) c) Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.01 ml, d = 1 cm; b) Rohextrakt; c) gereinigtes; d) gemessen von Tenbrink [162] Bei der ersten Aktivitätsmessung wurde die Aktivität des Rohextrakts auf 95 U/ml bestimmt (Tabelle 5.3; Eintrag 1). Nach knapp 13 Wochen Lagerung bei -20°C wurde für dieses Enzym eine Aktivität von 22 U/ml für die Oxidation von NADH bestimmt (Tabelle 5.3; Eintrag 2). Dies entspricht einer relativen Aktivität von 23%. Die Aktivität der gereinigten NOx (siehe Tabelle 5.3; Einträge 3 und 4) wurde bei ihrer ersten Messung auf 225 U/ml bestimmt. Nach gut 8 Wochen wurde diese Messung wiederholt. Dabei wurde eine Aktivität dieser Charge von 147 U/ml bestimmt. Dies entspricht einer relativen Aktivität von 65%.Bei einer Lagertemperatur von -20°C verlor der Rohextrakt über 3 Monate (90 Tage) 77% seiner Aktivität. Unter denselben Lagerbedingungen verlor die gereinigte NADH-Oxidase über einen Zeitraum von ca. 8 Wochen (57 Tage) 35% ihrer ursprünglichen Aktivität. Berücksichtigt man die Dauer im Verhältnis zum Aktivitätsverlust, so liegen die Werte für die beiden Enzymchargen in einem ähnlichen Bereich. 119 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Da die NOx bei einer Lagerungstemperatur von -20°C deutlich an Aktivität verliert, ist darauf zu achten ihre Aktivität in regelmäßigen und kurzen Abständen zu prüfen, bevor präparative Ansätze durchgeführt werden. 5.4.2.2 Test der Enzyme auf Inhibierung mittels Photometer Aus der Literatur ist bekannt, dass z.B. die Glutamatdehydrogenase aus Clostridium symbiosum eine kompetitive Inhibierung sowohl durch das Produkt α-Ketoglutarat als auch durch den Cofaktor NADH zeigt.[10] Im Folgenden soll nun untersucht werden, ob die Leucindehydrogenase (LeuDH) aus Bacillus cereus ebenfalls einer Produktinhibierung, hier durch Ketovalin (9a), unterliegt. Des Weiteren soll auch die NADH-Oxidase aus L. brevis auf Inhibierung durch L-Valin (8a) und Ketovalin (9a) getestet werden. Bisher gibt es noch keine Untersuchungen der NADH-Oxidase auf eine mögliche Inhibierung durch die Aminosäure L-Valin (8a) und ihre analoge Ketosäure (9a). Abbildung 5.20 Untersuchung der LeuDH auf Inhibierung (mittels Photometertest) Analog den Photometertests zur Bestimmung der Enzymaktivität wird auch hier die Bildung (siehe Abbildung 5.20) bzw. die Abnahme (siehe Abbildung 5.21) des Cofaktors NADH in Gegenwart unterschiedlicher Mengen des zu testenden Additivs beobachtet. Die für die LeuDH bzw. die NOx bestimmte Aktivität des Enzyms ohne Zusatz von Additiv wird als Referenz auf 100% relative Aktivität festgesetzt. Alle weiteren bestimmten Aktivitäten werden relativ dazu angegeben. Abbildung 5.21 Untersuchung der NADH-Oxidase auf Inhibierung (mittels Photometertest) 120 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 5.4.2.2.1 Inhibierung der Leucindehydrogenase durch Ketovalin 9a Insbesondere die Produktinhibierung spielt bei der enzymatisch Oxidation von Aminosäuren zu ihren analogen α-Ketosäuren eine große Rolle.[10] Die Untersuchung der LeuDH auf Produktinhibierung erfolgte analog AAV 22 bei pH 8 in Gegenwart verschiedener Konzentrationen Ketovalin (siehe Abbildung 5.22). Die Aktivität der LeuDH ohne Zusatz an Additiv wird auf 100% festgesetzt. Alle weiteren bestimmten Aktivitäten werden relativ dazu angegeben. Die Ergebnisse sind in in Abbildung 5.23 graphisch dargestellt. Abbildung 5.22 Untersuchung der LeuDH auf Produktinhibierung 100 relative Aktivität [%] 80 60 40 20 0 0 mM 0,5 mM 2,5 mM 3,5 mM Konzentration an Ketovalin (Na-Salz) Abbildung 5.23 Produktinhibierung der LeuDH in Abhängigkeit der Ketovalin-Konzentration Anhand der Abbildung 5.23 ist deutlich zu erkennen, dass die LeuDH-Aktivität mit steigender Ketovalin-Konzentration abnimmt. Dies deutet auf eine Produktinhibierung hin. Die hier beobachtete Produktinhibierung wird später im präparativen Ansatz überprüft (siehe Abschnitt 5.4.4.5). Sollte es sich bei der im Photometer festgestellten Produktinhibierung um eine kompetitive Hemmung handeln, so sollte im präparativen Ansatz in Gegenwart eines effizienten Cofaktorregenerierungssystems (NOx irreversibel) das Gleichgewicht der 121 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Reaktion auf die Produktseite verschoben sein und damit verbunden der Einfluss der Ketovalin-Konzentration deutlich niedriger sein. 5.4.2.2.2 Inhibierung der NADH-Oxidase durch Ketovalin Bisher gibt es kaum Informationen über Faktoren, die die NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis inhibieren. Deshalb wird im Folgenden die Inhibierung der NOx in Abhängigkeit verschiedener Konzentrationen an Ketovalin (9a) untersucht. Die Durchführung erfolgt analog AAV 23. Die Aktivität der NOx ohne Zusatz an Additiv wird auf 100% festgesetzt. Alle weiteren bestimmten Aktivitäten werden relativ dazu angegeben. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.35 zusammengefasst und in Abbildung 5.25 graphisch dargestellt. 0-50 mM Ketovalin NADH-Oxidase aus L. br ev is NADH 100 mM Kaliumphosphatpuff er pH 8 NAD + Abbildung 5.24 Untersuchung der NOx auf Produktinhibierung 160 relative Aktivität [%] 140 120 100 80 60 40 20 0 0 mM 10 mM 25 mM 50 mM Ketovalin-Konzentration (Na-Salz) Abbildung 5.25 Einfluss von Ketovalin 9a auf die NOx Selbst bei einer relativ hohen Konzentration von 50 mM Ketosäure 9a (siehe Abbildung 5.25) konnte keine signifikante Inhibierung der NOx beobachtet werden. Die Restaktivität 122 betrug noch 91% im Vergleich zur Aktivität ohne Additiv (siehe ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Abbildung 5.25). Der Einfluss höherer Produktkonzentrationen auf die Aktivität der NOx konnten im Photometer auf Grund der (starken) Eigenabsorption der Ketosäure bei einer Wellenlänge von 340 nm nicht bestimmt werden. Präparative Ansätze werden bei 25 mM Substrat-Konzentration durchgeführt. Anhand der Ergebnisse des Photometertests ist selbst bei vollständigem Umsatz zum Produkt noch keine Inhibierung der NOx durch das Produkt Ketovalin zu erwarten. 5.4.2.2.3 Untersuchung der NADH-Oxidase auf Inhibierung durch L-Valin Wie bereits oben erwähnt, ist bisher wenig über die Inhibierung der NADH-Oxidase aus L. brevis bekannt. Eine Inhibierung durch das Produkt Ketovalin (9a) konnte bereits ausgeschlossen werden (siehe Abschnitt 5.4.2.2.2). Um zu wissen, ob eine Inhibierung durch L-Valin (8a) in der Reaktionsführung berücksichtigt werden muss, erfolgt die Untersuchung der NOx auf Substratinhibierung. Diese wurde analog AAV 23 bestimmt. Die Aktivität der NOx ohne Zusatz an Additiv wird auf 100% festgesetzt. Alle weiteren bestimmten Aktivitäten werden relativ dazu angegeben. Die Ergebnisse sind in Abbildung 5.27 graphisch dargestellt. Abbildung 5.26 Untersuchung der NOx auf Substratinhibierung Bis zu einer Konzentration von 50 mM L-Valin 8a konnte im Photometer keine inhibierende Wirkung auf die NOx festgestellt werden. Selbst bei einer 100 mM Substratkonzentration konnte noch eine Restaktivität von 72% bestimmt werden. Auf Grund dieser Ergebnisse ist bei präparativen Ansätzen mit einer 25 mM Substratkonzentration keine Inhibierung der NOx durch die Aminosäure L-Valin zu erwarten. 123 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 120 relative Aktivität [%] 100 80 60 40 20 0 0 mM 10 mM 25 mM 50 mM 75 mM 100 mM Valin-Konzentration Abbildung 5.27 Einfluss von L-Valin (8a) auf die NOx Analytik – Umsatzbestimmung mittels 1H-NMR-Spektroskopie für 5.4.3 Umsetzungen von L-Valin zu α-Ketovalin Es wurde getestet, ob eine Umsatzbestimmung mittels 1H-NMR-Spektroskopie möglich ist, oder ob die Signale überlappen. Dazu wurde analog AAV 24 eine Mischung von Aminosäure 8a und Ketosäure 9a in D2O gemessen. Eine Mischung der beiden Verbindungen im Verhältnis 1:1 (v/v) wurde mit D2O versetzt und mittels 1H-NMR-Spektroskopie gemessen (Spektrum siehe Abbildung 5.28). Das Signal des Lösungsmittels wurde auf 4.80 ppm kalibriert. Im 1H-NMR-Spektrum, aufgenommen in D2O, kann man die beiden Verbindungen sehr gut voneinander unterscheiden. Die chemische Verschiebung der Signale von L-Valin (8a) beträgt 0.99 (CH3), 2.25 (CH) und 3.59 ppm (CH), während die der Signale von Ketovalin 1.10 (CH3) und 3.00 ppm (CH) beträgt. Bei niedriger konzentrierten Proben (50 mM) ist der Einfluss des Wassersignals deutlich stärker ausgeprägt. Hier liegt bereits das Signal der Ketosäure bei 3.00 ppm im Drift des großen Wassersignals. Die Umsatzbestimmung erfolgt deshalb über die Integrale der CH3-Gruppen von Edukt und Produkt (dd bei 0.99 ppm von L-Valin (8a) und d bei 1.10 ppm von Ketovalin (9a)), da diese Signale am besten exakt integrierbar sind. 124 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Abbildung 5.28 1H-NMR-Spektrum einer 1:1-Mischung von Ketovalin 9a und L-Valin 8a Zur Evaluierung der Umsatzbestimmung mittels 1H-NMR-Spektroskopie in D2O wurden eine 1:1 Mischung Ketosäure zu Aminosäure vermessen und der Umsatz analog oben beschriebener Methode über die Integrale der CH3-Gruppen von Edukt und Produkt bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 5.4 zusammengestellt. Tabelle 5.4 Evaluierung der Umsatzbestimmung mittels 1H-NMR-Spektroskopie Eintrag 1 Probenkonzentration eingesetztes Verhältnis bestimmtes Verhältnis [mM] Ketovalin : Valin Ketovalin : Valin 25 1:1 1:1 Es zeigte sich zunächst eine 50 mM Probe als Untergrenze, wobei inzwischen auch bei 25 mM Proben der Umsatz bestimmt werden kann (Tabelle 5.4, Eintrag 1). Dabei wurden die Stammlösungen in kleinen Maßkolben angesetzt und das in der Probe eingesetzte 1:1 Verhältnis von L-Valin zu Ketovalin spiegelte sich im 1H-NMR-Spektrum exakt wieder. 125 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 5.4.4 Umsetzungen von L-Valin mit Leucindehydrogenase unter Verwendung von NADH-Oxidase zur Cofaktorregenerierung Die Leucindehydrogenase aus Bacillus cereus und die NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis weisen stark voneinander abweichende pH-Optima auf. Während das pH-Optimum der NADH-Oxidase im leicht sauren Bereich liegt,[126] weißt die Leucindehydrogenase aus B. cereus für die oxidative Desaminierung ein pH-Optimum im basischen Bereich auf.[124] Auf Grund der stark unterschiedlichen pH-Abhängigkeit der beiden Enzyme musste ein Kompromiss bezüglich des Reaktionsmediums gefunden werden. Lanzerath bestimmte als gemeinsames pH-Optimum der beiden Enzyme pH 8.0.[161] Präparative Ansätze werden deshalb wie die Photometertests in Kpi-Puffer pH 8 durchgeführt. Laut Literatur liegt das pHOptimum für die reduktive Aminierung von 2-Ketovalerat und 2-Ketoisovalerat bei pH 8.5.[124] In Gegenwart eines effizienten Cofaktorregenerierungssystem, wie es die NADH-Oxidase mit einem irreversiblen Schritt darstellt, ist dies jedoch vernachlässigbar. 5.4.4.1 Benchmarkreaktion und Reproduzierbarkeit Die ersten präparativen Ansätze wurden analog AAV 25 in einem Gesamtvolumen von 1.5 ml im Thermoschüttler durchgeführt. Dabei konnte für die Oxidation von L-Valin (8a) nach 24 Stunden maximal ein Umsatz von 18% erzielt werden (siehe Abschnitt 8.2.3.6). Ein limitierender Faktor könnte hier der Sauerstoff sein, der zur Cofaktorregenerierung benötigt wird. Die NADH-Oxidase (NOx) regeneriert NAD+ aus NADH unter gleichzeitiger Reduktion von Sauerstoff zu Wasser (siehe Abbildung 5.16). Weitere Ansätze wurden deshalb analog AAV 26 in einem Gesamtvolumen von 5 ml im 10 ml Rundkolben durchgeführt (siehe Abbildung 5.29). Der Reaktionsverlauf der Benchmarkreaktion ist in Abbildung 5.30 graphisch darstellt Abbildung 5.29 Benchmarkreaktion im Maßstab 5 ml 126 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Durch die Erhöhung der Ansatzgröße auf ein Gesamtvolumen von 5 ml sowie der Verwendung eines Rundkolbens anstelle eines Eppendorfgefäßes, konnte ein Umsatz von 69% erzielt werden (siehe Abbildung 5.30, blaue Kurve). Eine mögliche Ursache hierfür könnte eine verbesserte Durchmischung der Reaktionslöung und ein besserer Sauerstoffeintrag als im Schüttler sein. 100 Umsatz [%] 80 60 1 40 2 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] Abbildung 5.30 Reaktionsverlaufs der Benchmarkreaktion zur Oxidation von L-Valin (8a) Um die Reproduzierbarkeit im Kolben zu überprüfen wurde ein Vergleichsexperiment (siehe Tabelle 8.37, Eintrag 2) unter exakt gleichen Reaktionsbedingungen mit derselben Enzymcharge durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Ergebnisse sehr gut reproduzierbar sind; die beiden Kurven sind nahezu identisch (siehe Abbildung 5.30, rote Kurve). Die Abweichungen liegen im Rahmen der für 1H-NMR-Messungen üblichen Schwankungen. Die Benchmarkreaktion wurde analog AAV 26 mit jeder neuen Enzymcharge durchgeführt. Eine Zusammenfassung dieser Reaktionen ist in Tabelle 8.37 und Abbildung 5.31 dargestellt. Daraus ist ersichtlich, dass die Reaktion innerhalb einer Enzymcharge sehr gut reproduzierbar ist, die Übertragbarkeit bei Wechsel einer oder mehrerer Chargen ist nicht gegeben. Der nach einer Reaktionszeit von 24 Stunden erzielte Gesamtumsatz variiert zwischen 69% und 93%. Ein Umsatz von 93% zum Produkt 9a bei 25 mM Substratkonzentration stellt bereits ein sehr gutes Ergebnis dar. Eine Ursache für schwierige Übertragbarkeit könnte sein, dass durch die unterschiedliche Aktivität der Enzymchargen unterschiedliche Volumina an Enzym eingebracht werden, 127 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN wodurch auch die Puffermenge variiert. Bei Verwendung von Rohextrakten können auch diese selbst den pH-Wert beeinflussen. 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] Eintrag 1 Eintrag 3 Eintrag 4 Eintrag 5 Abbildung 5.31 Reproduzierbarkeit der Benchmarkreaktion unter Verwendung verschiedener Enzymchargen (analog Tabelle 8.37) Betrachtet man den Kurvenverlauf der in Abbildung 5.31 dargestellten Benchmarkreaktionen unter Verwendung verschiedener Enzymchargen, so stellt man fest, dass unabhängig vom Gesamtumsatz der Reaktionsverlauf für die enzymatische Oxidation von L-Valin (8a) sehr ähnlich aussieht. In den ersten zwei bis drei Stunden der Reaktion nimmt der Umsatz linear zu. Nach einer Reaktionszeit von ca. 4 Stunden verlangsamt sich die Reaktion zunehmend bevor man in den Bereich der Sättigung kommt. Zwischen acht und 24 Stunden Reaktionszeit findet kaum weitere Produktbildung statt. Dies weist darauf hin, dass eines der beiden Enzyme nach vier Stunden deutlich an Aktivität verliert. 5.4.4.2 Einfluss der Rührgeschwindigkeit Wie bereits in Abschnitt 5.4.4.1 erwähnt könnte sich die Verfügbarkeit von Sauerstoff limitierend auf den Umsatz von L-Valin (8a) zu Ketovalin (9a) auswirken. Deshalb soll getestet werden, ob durch die Erhöhung der Rührgeschwindigkeit ein höherer Umsatz durch bessere Sauerstoffdiffusion erzielt werden kann. Dafür werden analog AAV 26 zwei Ansätze 128 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN bei unterschiedlicher Rührgeschwindigkeit durchgeführt (siehe Abbildung 5.32). Die Ergebnisse sind in Abbildung 5.33 graphisch dargestellt. Abbildung 5.32 Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf die Oxidation von L-Valin Im Gegensatz zur enzymatischen Oxidation von L-Leucin (8b) konnte bei der enzymatischen Oxidation von L-Valin (8a) zu Ketovalin (9a) unter in situ Cofaktorregenerierung kein Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf die Produktbildung beobachtet werden (siehe Abbildung 5.33).[162] Da hier kein Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf die Oxidation von L-Valin (8a) festgestellt werden konnte, sollen weitere Ansätze bei 400 rpm durchgeführt werden um Scherkräfte, die das Enzym deaktivieren können, zu vermeiden. 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] 400 rpm 1000 rpm Abbildung 5.33 Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf den Reaktionsverlauf Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Oxidation von L-Leucin (8b) und L-Valin (8a) durch unterschiedliche Faktoren limitiert ist. Bei der Oxidation von L-Leucin (8b) stellen die Sauerstofflöslichkeit und dessen Diffusion im Reaktionsgemisch den limitierenden Faktor 129 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN dar, während die Oxidation von L-Valin (8a) so langsam verläuft, dass weder Sauerstofflöslichkeit noch Sauerstoffdiffusion den Prozess limitieren. 5.4.4.3 Nachdosieren verschiedener Komponenten während der Reaktion Obwohl bei Verwendung unterschiedlicher Enzymchargen die Reaktion im Hinblick auf den Gesamtumsatz nur schwer reproduzierbar ist, sieht der Kurvenverlauf doch recht ähnlich aus (siehe Abbildung 5.31). In allen Fällen sieht man nach ca. vier Stunden eine deutlich verlangsamte Produktbildung (Sättigung). Dies könnte auf ein Stabilitätsproblem eines der beiden Enzym oder des Cofaktors unter Reaktionsbedingungen hindeuten.[151] Deshalb werden im Folgenden nach einer Reaktionszeit von vier Stunden verschiedene Komponenten (LeuDH, NOx, NAD+) nachdosiert, um zu untersuchen ob eine der drei Komponenten die Produktbildung limitiert und diese Limitierung durch erneute Zugabe einer Komponente überwunden werden kann. Die Durchführung erfolgte analog AAV 27. Als Vergleich dient stets eine Benchmarkreaktion, die unter den gleichen Bedingungen ohne erneute Zugabe einer der drei Komponenten durchgeführt wurde. Abbildung 5.34 Nachdosieren verschiedener Komponenten (LeuDH, NOx, NAD+) 5.4.4.3.1 NADH-Oxidase Aus der Literatur ist bekannt, dass die NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis nur in einem sehr engen pH-Bereich (pH 5 - 7) stabil lagerbar ist.[125] Es ist also durchaus vorstellbar, dass die NADH-Oxidase in Puffer pH 8 als Reaktionsmedium über 24 Stunden an Aktivität verliert. Deshalb wird analog AAV 27 nachfolgend die NADH-Oxidase nach einer 130 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Reaktionszeit von vier Stunden erneut zugegeben (siehe Abbildung 5.34). Die Kinetikdaten sind in Tabelle 8.43 zusammengefasst und in Abbildung 5.35 graphisch dargestellt. 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] BM Nox Abbildung 5.35 Nachdosieren von NADH-Oxidase Durch das Nachdosieren von NOx (Abbildung 5.35, rote Kurve) konnte im Vergleich zur Benchmarkreaktion (Abbildung 5.35, blaue Kurve) kein Einfluss auf den Umsatz festgestellt werden. Nach 24 Stunden lag der Umsatz im Fall der Benchmarkreaktion bei 69%, der des Vergleichsexperiments bei 65%. Die Abweichung von 4% im Umsatz liegt im Rahmen der Messschwankungen. 5.4.4.3.2 Leucindehydrogenase (LeuDH) In den Photometertests (siehe Abschnitt 5.4.2.2) zeigte die LeuDH aus Bacillus cereus eine Inhibierung durch Ketovalin (9a). Entsprechend wurde getestet, ob durch die erneute Zugabe von LeuDH nach vier Stunden eine Verbesserung im Umsatz erzielt werden kann. Dafür wurde analog AAV 26 eine Benchmarkreaktion durchgeführt. Zum Vergleich wurde analog AAV 27 die Oxidation von L-Valin (8a) durchgeführt, wobei nach einer Reaktionszeit von vier Stunden erneut 134 U/mmol LeuDH zugegeben wurden (siehe Abbildung 5.34). In Abbildung 5.36 sind die beiden Reaktionsverläufe vergleichend dargestellt. Vergleicht man den Kurvenverlauf der beiden Experimente, so kann kein Einfluss auf den Umsatz durch die erneute Zugabe der Leucindehydrogenase festgestellt werden (siehe 131 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Abbildung 5.36). Nach 24 Stunden liegt der Umsatz mit 84% (Abbildung 5.36, rote Kurve) nicht höher als der der Benchmarkreaktion (83% Umsatz; Abbildung 5.36, blaue Kurve). Betrachtet man die graphische Darstellung der Ergebnisse so ist erkennbar, dass die beiden Kurven nahezu deckungsgleich sind. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Leucindehydrogenase nicht den limitierenden Faktor bei der Oxidation von L-Valin (8a) darstellt. 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] BM LeuDH Abbildung 5.36 Nachdosieren von LeuDH Da die Leucindehydrogenase bei pH 8 auch die reduktive Aminierung katalysiert und sich somit eine Gleichgewicht zwischen Edukt und Produkt einstellt,[124] könnte es durchaus sein, dass dieser Effekt bei der Untersuchung auf Produktinibierung im Photometer beobachtet wurde (siehe 5.4.2.2.1). Durch die Verwendung eines effizienten Cofaktorregenerierungssystems im präparativen Ansatz, hier z.B. in Form der NADHOxidase wurde dieses Gleichgewicht auf die Produktseite verschoben. 5.4.4.3.3 Cofaktor Das Nachdosieren der beiden Enzyme LeuDH und NOx brachte keine Verbesserung im Umsatz verglichen mit der jeweils zugehörigen Benchmarkreaktion. Nun soll der Einfluss des Cofaktors NAD+ untersucht werden. 132 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Die benötigten Cofaktoren sind nicht nur teuer sondern auch instabil in Lösung,[151] wobei NAD(P)H in basischem Medium stabiler ist als in saurer Lösung, während NAD(P)+ in saurer Lösung stabiler ist als in basischer Lösung.[163,164] Um auszuschließen, dass eine mangelnde Stabilität des Cofaktors unter Reaktionsbedingungen (pH 8) den Prozess limitiert, soll auch dieser nach vier Stunden nachdosiert werden (siehe Abbildung 5.34). Die Durchführung erfolgt analog AAV 27. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.44 zusammengefasst und in Abbildung 5.37 graphisch dargestellt. 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] BM NAD+ Abbildung 5.37 Nachdosieren von NAD+ Vor erneuter Zugabe des Cofaktors wurde nach vier Stunden eine Probe entnommen um mittels 1H-NMR-Spektroskopie den Umsatz zu bestimmen. Mit 83% und 88% (Abbildung 5.37) lag der nach 24 Stunden erzielt Umsatz für beide Reaktionen in demselben Bereich. Auch durch das Nachdosieren von Cofaktor (in Form von NAD+) kann nach einer Reaktionszeit von vier Stunden kein signifikanter Einfluss auf den Umsatz festgestellt werden. 5.4.4.4 Einfluss von FAD auf den Reaktionsverlauf Bei der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis handelt es sich um ein homotetrameres Flavoenzym mit einem Molekulargewicht von 48.8 kDa und einem kovalent gebundenen FAD-Molekül pro Untereinheit.[154] Dieses Enzym gehört zu den FAD-abhängigen PyridinNukleotid-Reduktasen und weist ebenso wie die NADH-Oxidasen aus Lactobacillus 133 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN sanfranciscensis, Enterococcus faecalis, Streptococcus equi (Subspezies zooepidemicus) und Brachyspira hyodysenteriae zwei FAD-Bindungsdomänen und ein NAD-Bindungsmotif auf.[125] Abbildung 5.38 FAD Während die (H2O-bildende) NOx aus Leuconostoc mesenteroides durch FAD-Zugabe nicht aktiviert wird,[165] kann die (H2O2-bildende) NOx aus Thermus thermophilus durch FADZugabe aktiviert werden.[166] Eine Aktivierung in Gegenwart von FAD wurde auch für die NOx aus Lactobacillus brevis getestet.[139] In Photometertests, die in Gegenwart von 10 - 15 µM FAD durchgeführt wurden, zeigte die NOx eine Aktivitätssteigerung um das 5 bis 6.5-fache.[139] Es sollte nun untersucht werden, ob dies auch für den präparativen Ansatz gilt und ob damit der Umsatz gesteigert werden kann. Analog der in Abschnitt 8.2.3.7.4 beschriebenen Methode wurden Ansätze bei verschiedenen FAD-Konzentrationen durchgeführt (siehe Abbildung 5.39). Der Reaktionsverlauf wurde mittels 1 H-NMR- Spektroskopie verfolgt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.39 zusammengefasst und in Abbildung 5.40 graphisch dargestellt. O OH NH2 8a 25 mM + H2O 0 - 75 µM FAD 1 mM NAD+ 16.7 U LeuDH aus B. cereus 83.3 U Nox aus L. brevis 100 mM Kpi-Puffer pH 8 5 ml Gesamtvolumen 400 rpm O OH O 9a Abbildung 5.39 Variation der FAD-Konzentration im Ansatz 134 + NH3 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Der in der Literatur beschriebene Einfluss von FAD konnte hier nicht bestätigt werden.[139] Bei Zusatz von 10 µM FAD konnte kein Einfluss auf den Reaktionsverlauf beobachtet werden (siehe Abbildung 5.40, rote Kurve). Die Ergebnisse stimmen mit denen der Benchmarkreaktion (blaue Kurve) überein. In beiden Fällen lag der Gesamtumsatz nach 24 Stunden bei 83 bzw. 84%. 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] BM, 0 µM FAD 10 µM FAD 75 µM FAD Abbildung 5.40 Einfluss der FAD-Konzentration auf den Reaktionsverlauf Um auszuschließen, dass die gewählte FAD-Konzentration von 10 µM zu niedrig war, wurde auch ein Experiment in Gegenwart einer höheren FAD-Konzentration (75 µM; grüne Kurve) durchgeführt. Nach 24 Stunden wurde mit 79% sogar ein etwas niedriger Umsatz für die Oxidation von L-Valin (8a) bestimmt. Die Abweichung von 5%-Punkten liegt noch im Bereich der Fehlertoleranz so dass keine gesicherte Aussage darüber getroffen werden kann, ob eine erhöhte FAD-Konzentration nicht sogar einen negativen Einfluss auf den Reaktionsverlauf ausübt. Da keine Umsatzsteigerung durch FAD-Zugabe beobachtet werden konnte, wird in weiteren Ansätzen auf den Zusatz des teuren FAD verzichtet. 5.4.4.5 Präparative Untersuchungen zur Produktinhibierung In den Abschnitten 5.4.2.2.1 und 5.4.2.2.2 wurde bereits die Produktinhibierung der LeuDH sowie der NOx via Photometer untersucht. Dabei wurde ein sehr starker Einfluss von Ketovalin (9a) auf die LeuDH aus Bacillus cereus festgestellt (siehe Abbildung 5.23). Eine Inhibierung der NOx aus Lactobacillus brevis durch Ketovalin (9a) konnte nicht bestätigt 135 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN werden. Nun soll der Einfluss von Ketovalin (9a) auf das System unter Standardreaktionsbedingungen untersucht werden. Analog AAV 28 wurden Ansätze in Gegenwart unterschiedlicher Mengen Ketovalin (9a) durchgeführt und der Reaktionsverlauf mittels 1 H-NMR-Spektroskopie verfolgt (siehe Abbildung 5.41). Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.45 zusammengefasst und in Abbildung 5.42 graphisch dargestellt. O OH + H2O NH2 8a 25 mM 0 - 50 mM Ketovalin (9a) 1 mM NAD+ 16.7 U LeuDH aus B. cereus 83.3 U Nox aus L. brevis 100 mM Kpi-Puffer pH 8 5 ml Gesamtvolumen 400 rpm O OH + NH3 O 9a Abbildung 5.41 Untersuchung des Reaktionssystems auf Produktinhibierung In der Benchmarkreaktion, bei 25 mM Substratkonzentration ohne Zusatz an Ketovalin (9a), konnte nach einer Reaktionszeit von 24 Stunden ein Umsatz von 93% erzielt werden (Abbildung 5.42, blaue Kurve). Entgegen den Ergebnissen aus dem Photometertest zur Inhibierung der LeuDH durch Ketovalin (9a) sieht man hier bei 2.5 mM KetovalinKonzentration noch keinen Einfluss auf den Reaktionsverlauf (Abbildung 5.42, rote Kurve). Der Umsatz ist mit 92% nach 24 Stunden nahezu identisch mit dem Umsatz der Benchmarkreaktion (93%, Eintrag 1). Im Gegensatz zum Photometertest (siehe Abschnitt 5.4.2.2.1) wird in präparativen Ansätzen ein System zur Cofaktorregenerierung eingesetzt. Die NADH-Oxidase dient aber nicht nur Cofaktorregenerierung, sondern gleichzeitig auch zur Gleichgewichtsverschiebung. Der bei der Oxidation der Aminosäure gebildete Cofaktor NADH regeneriert und steht damit nicht mehr zur Rückreaktion, der reduktiven Aminierung der gebildeten Ketosäure, zur Verfügung.[10] Dieser Effekt fehlt im beschriebenen Photometertest, in dem keine NADHOxidase vorhanden ist. In Gegenwart höherer Mengen an Ketovalin (25 und 50 mM 9a) erkennt man einen deutlich negativen Einfluss der Produktkonzentration auf den Reaktionsverlauf und den erzielten Gesamtumsatz. Die Produktbildung in den ersten vier Stunden erfolgt deutlich langsamer (49 bzw. 42% gegenüber bis zu 75% Umsatz). Dennoch konnte bei 25 mM KetovalinKonzentration im Ansatz nach 24 Stunden noch ein Umsatz von 77% erzielt werden. Bei 136 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 50 mM Ketovalin-Konzentration im Ansatz wurde nach 24 Stunden noch ein Umsatz von 66% erzielt. Erstaunlich ist, dass in beiden Fällen zwischen acht und 24 Stunden noch eine Umsatzsteigerung von 10% beobachtet wurde. Dies ist ein Hinweis auf eine hohe Stabilität der Enzyme unter den gewählten Reaktionsbedingungen. Durch eine Verlängerung der Reaktionslaufzeit könnte möglicherweise noch ein besserer Umsatz in Gegenwart hoher Ketovalin-Konzentrationen erreicht werden. 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] BM 2.5 mM KV 25 mM KV 50 mM KV Abbildung 5.42 Präparative Untersuchung des Reaktionssystems auf Produktinhibierung 5.4.4.6 Einfluss der Menge an NADH-Oxidase im präparativen Ansatz Die erneute Zugabe von NADH-Oxidase (siehe Abschnitt 5.4.4.3.1) brachte keine Verbesserung im Umsatz. In der Literatur ist aber bekannt, dass die katalytische Aktivität der NADH-Oxidase durch die Turnover Number (TON) limitiert ist.[10] Um auszuschließen, dass dies hier der Fall ist, wurde eine sehr hohe Aktivität der NADH-Oxidase zugegeben (siehe Abbildung 5.43). Die Durchführung erfolgte analog AAV 26. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.40 zusammengefasst und in Abbildung 5.44 graphisch dargestellt. Der Einsatz von 83.3 U NADH-Oxidase zeigt den typischen Reaktionsverlauf: zunächst fast linearer Anstieg der Produktbildung über zwei bis drei Stunden, nach ca. vier Stunden langsamere Produktbildung und Eintritt in den Sättigungsbereich, nach acht Stunden kaum mehr Produktbildung. Nach einer Reaktionszeit von 24 Stunden wurde ein Umsatz von 88% erzielt (siehe Abbildung 5.44, blaue Kurve). 137 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Abbildung 5.43 Variation der NOx-Menge im Ansatz 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] 83.3 U Nox 125 U Nox Abbildung 5.44 Reaktionsverlauf bei Variation der NOx-Menge im Ansatz Wurde zu Beginn der Reaktion eine erhöhte NOx-Menge von 125 U eingesetzt (rote Kurve), so liegen die Umsätze nach vier bzw. acht Stunden um 8 bzw. 10%-Punkte höher als die der Benchmarkreaktion. Unter Verwendung von 125 U NOx konnte bereits nach acht Stunden ein Umsatz von 94% erzielt werden. Damit stellt dieses Experiment das beste bisher erzielte Ergebnis dar. 5.4.4.7 Variation der Cofaktorkonzentration im Ansatz In Photometertests wurde von Lanzerath am FZ Jülich für die LeuDH aus Bacillus cereus eine optimale Cofaktorkonzentration von 5 mM (NAD+) bestimmt,[161] wohingegen für die NOx aus Lactobacillus brevis eine niedrigere Cofaktorkonzentration bis 0.3 mM NADH von Vorteil ist.[139] In den vorangegangenen präparativen Ansätzen wurde bisher eine 138 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Konzentration des Cofaktors von 1 mM gewählt. Auf Grund der Ergebnisse von Lanzerath soll der Einfluss der NAD+-Konzentration (0.2 – 5 mM) im Ansatz untersucht werden (siehe Abbildung 5.45). Die Durchführung erfolgte analog AAV 26. Abbildung 5.45 Einfluss des Cofaktors NAD+ Wurde der Cofaktor NAD+ in Konzentrationen von 0.5 bis 5.0 mM eingesetzt, so wurde nach 24 Stunden ein Gesamtumsatz von 91 - 95% erzielt. Auch der Reaktionsverlauf ist in allen Fällen ähnlich. Lediglich bei einer geringen Cofaktorkonzentration von 0.2 mM wurde nach 24 Stunden mit 80% Gesamtumsatz ein niedrigerer Umsatz erzielt (siehe Abbildung 5.46). 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] 0.2 mM NAD+ 0.5 mM NAD+ 2.5 mM NAD+ 5.0 mM NAD+ 1.0 mM NAD+ Abbildung 5.46 Reaktionsverlauf unter Variation der NAD+-Konzentration Obwohl in der Literatur bei Verwendung der NADH-Oxidase eine 0.2 mM Cofaktorkonzentration bevorzugt wird,[149] wurde bei dieser Cofaktorkonzentration im präparativen Ansatz der niedrigste Umsatz erzielt. Des Weiteren zeigte sich, dass eine Cofaktorkonzentration von 5.0 mM nicht notwendig ist, da die Umsätze nicht signifikant gesteigert werden konnten. Die bisher verwendete Cofaktorkonzentration von 1 mM ist völlig 139 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN ausreichend für einen optimalen Reaktionsverlauf und wird folglich für weitere Ansätze beibehalten. 5.4.5 Umsetzungen mit LeuDH unter Verwendung eines EisenPorphyrins als alternatives Cofaktorregenerierungssystem Neben der natürlichen NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis steht auch eine biomimetische NAD(P)H-Oxidase in Form des synthetischen Eisen(III)-Porphyrins Fe-TSPP zur in situ Regenerierung des reduzierten Cofaktors zur Verfügung.[125,158] Im Gegensatz zur natürlichen NOx aus Lactobacillus brevis akzeptiert Fe-TSPP (10) nicht nur NADH als Substrat sondern auch NADPH. Für die Oxidation von NADH weist es dabei eine Aktivität von 6.3 U/mg auf.[127] Das Eisen(III)-Porphyrin 10 wurde bereits erfolgreich zur Cofaktorregenerierung bei der Oxidation von Cyclooctanol und verschiedener Zucker eingesetzt.[127] Im Folgenden soll nun in präparativen Ansätzen die natürliche NADHOxidase durch die biomimetische NOx ersetzt werden: Abbildung 5.47 Oxidation von L-Valin (8a) unter Verwendung von Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung 140 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Wie bereits in Abschnitt 5.4.1 erwähnt weisen die NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis und die LeuDH aus Bacillus cereus stark voneinander abweichende pH-Optima auf (NOx: pH 6.0; LeuDH: pH 10.5).[161] Ein Vorteil der biomimetischen Oxidase Fe-TSPP (10) könnte darin liegen, dass die Oxidation von L-Valin (8a) nun am pH-Optimum der LeuDH durchgefürt werden könnte. 5.4.5.1 Benchmarkreaktion Analog der bisherigen Benchmarkreaktion wird nun die NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis durch das synthetische Fe(III)-Porphyrin 10 ersetzt. Entsprechend der Literatur wurden 2 mol% (2.6 mg; 5 µmol) Fe-TSPP verwendet.[127] Die Durchführung erfolgte analog AAV 29. Die Kinetikdaten sind in Tabelle 8.46 zusammengefasst und in Abbildung 5.49 graphisch dargestellt. Abbildung 5.48 Oxidation von L-Valin unter Verwendung von Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung Unter Verwendung des Eisenporphyrins 10 zur Cofaktorregenerierung in der enzymatischen Oxidation von L-Valin zu Ketovalin (9a) wurde ein Umsatz von 72% erzielt. In Gegenwart der biomimetischen NADH-Oxidase Fe-TSPP verläuft die Reaktion allerdings deutlich langsamer. Während hier nach einem Tag der Umsatz bei 39% liegt, wurde bei Verwendung der NOx aus L. brevis und derselben Enzymcharge LeuDH nach 24 Stunden bereits einen Umsatz von 93% erzielt. Bemerkenswert ist, dass unter Verwendung von Fe-TSPP (10) über einen Zeitraum von mehreren Tagen eine Umsatzsteigerung beobachtet werden kann. Dies deutet auf eine erstaunliche Stabilität der LeuDH unter Reaktionsbedingungen hin. 141 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 2 4 6 8 10 Zeit [d] Abbildung 5.49 Reaktionsverlauf der Benchmarkreaktion (Fe-TSPP zur Cofaktorregenerierung) 5.4.5.2 Kontrollexperimente Bevor untersucht wird, wie der Gesamtumsatz gesteigert werden kann muss durch Kontrollexperimente sicher gestellt sein, dass zum Einen das Eisen-Porphyrin nicht in der Lage ist die Aminosäure direkt zu oxidieren und zum Anderen muss getestet werden, ob das Produkt Ketovalin auch über eine Reaktionszeit von mehreren Tagen stabil bleibt. 5.4.5.2.1 Blindprobe (ohne LeuDH) Da unter Verwendung von Fe-TSPP (10) selbst nach mehr als zwei Tagen noch eine Umsatzsteigerung beobachtet werden kann soll ausgeschlossen werden, dass dies auf eine direkte Oxidation der Aminosäure L-Valin (8a) durch das Fe(III)-Porphyrin zurückzuführen ist. Analog AAV 30 wurde eine sogenannte Blindprobe durchgeführt (siehe Kapitel 8.2.3.13.1). Unter Reaktionsbedingungen wurden alle Komponenten mit Ausnahme der LeuDH über mehrere Tage gerührt. In regelmäßigen Abständen wurden Proben entnommen und mittels 1 H-NMR-Spektroskopie wurde deren Zusammensetzung analysiert. Selbst nach 4 Tagen konnte im 1 H-NMR-Spektrum keine Ketosäure (9a) nachgewiesen werden. Es waren ausschließlich die Signale der Aminosäure 8a im Spektrum zu sehen. Damit konnte gezeigt 142 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN werden, dass das Eisenporphyrin ausschließlich den Cofaktor oxidiert und nicht in der Lage ist die Aminosäure zur entsprechenden Ketosäure umzusetzen. 5.4.5.2.2 Produktstabilität In der Literatur ist beschrieben, dass einige Ketosäuren leicht decarboxylieren oder polymerisieren.[120] Deshalb wurde getestet, ob das Produkt unter den gewählten Reaktionsbedingungen (Raumtemperatur, Puffer pH 8, 400 rpm) stabil bleibt. Dafür wurde α-Ketovalin (eingesetzt als Natrium-Salz) über mehrere Tage bei Raumtemperatur in 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gerührt. Selbst nach 8 Tagen konnten im 1H-NMR-Spektrum keine Veränderungen festgestellt werden. Dies zeigt, dass das Produkt unter Reaktionsbedingungen stabil ist. 5.4.5.3 Bei Einfluss der Rührgeschwindigkeit der enzymatischen in situ Cofaktorregenerierung konnte kein Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf die Oxidation von L-Valin (8a) zu Ketovalin (9a) beobachtet werden (siehe Abschnitt 5.4.4.2). Dies gilt allerdings nicht für die Oxidation von L-Leucin (8b).[162] Abbildung 5.50 Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf das Reaktionssystem mit Fe-TSPP Nun soll untersucht werden, ob die bisher relativ niedrigen Umsätze bei der Oxidation von L-Valin (8a) zu Ketovalin (9a) unter Verwendung von Fe-TSPP (10) zur Cofaktor- regenerierung auf mangelnde O2-Löslichkeit und O2-Diffusion zurückzuführen ist. Dafür wird analog AAV 29 ein Vergleichsexperiment bei einer höheren Rührgeschwindigkeit durchgeführt (siehe Abbildung 5.50). Die Reaktionsverläufe der beiden Experimente sind in Abbildung 5.51 graphisch dargestellt. 143 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 2 4 6 8 10 Zeit [d] 400 rpm 1000 rpm Abbildung 5.51 Graphische Darstellung der Vergleichsexperimente analog Abbildung 5.50 Unabhängig von der Rührgeschwindigkeit wurde nach acht bzw. neun Tagen ein maximaler Umsatz von L-Valin (8a) zu Ketovalin (9a) von rund 70% erzielt. Ein deutlicher Einfluss der Rührgeschwindigkeit auf den Reaktionsverlauf konnte dabei nicht festgestellt werden. Eine Limitierung des Prozesses bzw. der Cofaktorregenerierung durch unzureichende Sauerstofflöslichkeit und Sauerstoffdiffusion kann damit ausgeschlossen werden. Weitere Ansätze werden bei 400 rpm durchgeführt, um Scherkräfte zu minimieren. 5.4.5.4 Einfluss der Eisenporphyrin-Menge Zur Oxidation von L-Valin 8a unter enzymatischer in situ Cofaktorregenerierung wurden üblicherweise 83.3 U NOx eingesetzt. In der Literatur wird die für Fe-TSPP bestimmte Aktivität bezüglich der Oxidation von NADH mit 6.3 U/mg angegeben.[127] Damit müssen umgerechnet 13.2 mg Fe-TSPP eingesetzt werden um ebenfalls auf eine Aktivität von 83.3 U für das (biomimetische) Cofaktorregenerierungssystem zu kommen. Analog AAV 29 wurde der Reaktionsverlauf bei Verwendung unterschiedlicher Mengen Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung verglichen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.47 zusammengefasst und in Abbildung 5.53 graphisch dargestellt. Betrachtet man den in Abbildung 5.53 dargestellten Reaktionsverlauf, so sieht man, dass die Reaktion in den ersten beiden Tagen unabhängig von der zugegebenen Menge Eisenporphyrin ähnlich schnell verläuft. Es scheint, als ob hier nicht die Eisenporphyrin- 144 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Menge und damit verbunden die Cofaktorregenerierung den limitierenden Faktor darstellt sondern die Leucindehydrogenase den geschwindigkeitsbestimmenden Faktor darstellt. Abbildung 5.52 Einfluss der Eisenporphyrinmenge Betrachtet man die Kurvenverläufe in Abbildung 5.53 genauer, so sieht es so aus, als ob die Reaktion bei erhöhter Eisenporphyrinmenge von 13.2 mg gegenüber 2.6 mg schneller verläuft. Allerdings muss bedacht werden, dass das Eisen(III)-Porphyrin 10 paramagnetisch ist. Dies führt dazu, dass bei Einsatz großer Eisenporphyrin-Mengen die Signale im 1H-NMRSpektrum breiter werden und somit die Umsatzbestimmung ungenauer wird (vgl. Abbildung 8.23 und Abbildung 8.24). 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 2 4 6 8 10 Zeit [d] 2.6 mg Fe-TSPP 13.2 mg Fe-TSPP Abbildung 5.53 Einfluss der Eisenporphyrin-Menge auf den Reaktionsverlauf Auf Grund der paramagnetischen Eigenschaften des Eisen(III)-Porphyrins Fe-TSPP und der daraus entstehenden Schwierigkeiten bei der Umsatzbestimmung mittels 1 H-NMR- Spektroskopie ist es schwierig eine exakte Aussage über den Einfluss der EisenporphyrinMenge zu treffen. Sicher ist nur, dass keine signifikante Verbesserung im Umsatz erzielt 145 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN werden konnte. Unabhängig von Rührgeschwindigkeit und eingesetzter EisenporphyrinMenge wurde jeweils ein Umsatz im Bereich von 70% erreicht. In folgenden Ansätzen sollen 2.6 mg Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung eingesetzt werden, da in Gegenwart geringerer Mengen des Eisenporphyrins 10 die Umsatzbestimmung genauer ist. Zudem entspricht die bisher verwendete Menge von 2.6 mg Fe-TSPP bezogen auf eine 25 mM Substratkonzentration an L-Valin (8a) einer Katalysatorbeladung von 20 mol%. Bezogen auf die 1 mM Cofaktorkonzentration sind 2.6 mg Fe-TSPP bereits ein, für Katalyse untypisch hoher Überschuss von fünf Äquivalenten. 5.4.5.5 Variation des pH-Werts Wie in Abschnitt 5.4.1 bereits beschrieben, weisen die NADH-Oxidase und die Leucindehydrogenase stark voneinander abweichende pH-Optima auf. Das pH-Optimum der NOx aus Lactobacillus brevis liegt bei pH 6.0 während das der LeuDH aus Bacillus cereus bei pH 10.5 liegt.[161] Bisherige Ansätze wurden stets bei pH 8 durchgeführt, da hier beide Enzyme noch eine für präparative Ansätze ausreichende Aktivität aufweisen. Da an Stelle der NOx auch Fe-TSPP 10 zur Cofaktorregenerierung verwendet wird, soll nun untersucht werden, ob eine Verbesserung erzielt werden kann, indem die Reaktion am pH-Optimum der LeuDH durchgeführt wird (siehe Abbildung 5.54). Dazu wird analog AAV 29 ein Experiment Puffer pH 10.5 durchgeführt und der Reaktionsverlauf mittels 1 H-NMR-Spektroskopie über einen Zeitraum von 24 Stunden beobachtet. Da hier eine andere Charge Leucindehydrogenase verwendet wurde wie bisher wurde zum Vergleich wie üblich eine Benchmarkreaktion in Puffer pH 8.0 durchgeführt. Die Ergebnisse sind in in Abbildung 5.55 graphisch dargestellt. Abbildung 5.54 Variation des Reaktionsmediums und des pH-Werts 146 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN Entgegen der Erwartung brachte die Änderung des Reaktionsmediums von Puffer pH 8 auf Puffer pH 10.5 keine Verbesserung. Wurde der Ansatz bei pH 10.5 durchgeführt, so konnte nach 24 Stunden maximal 5% Produkt identifiziert werden. Da bei Durchführung der Reaktion in Puffer pH 10.5 auch nach 24 Stunden keine signifikante Produktbildung zu beobachten war wurde die Reaktion nach einem Tag abgebrochen. Im Vergleich dazu zeigt die Reaktion in Puffer pH 8.0 nach 24 Stunden bereits einen Umsatz von 46%. Erfahrungsgemäß nimmt dieser über mehrere Tage noch weiter zu (vgl. auch Abbildung 5.49). 100 Umsatz [%] 80 60 40 20 0 0 5 10 15 20 25 Zeit [h] pH 8 pH 10.5 Abbildung 5.55 Reaktionsverlauf bei variiertem Reaktionsmedium Die Ergebnisse deuten daraufhin, dass bei Durchführung der Reaktion in Glycin-Puffer pH 10.5 der pH-Wert der limitierende Faktor ist. Damit wäre nicht nur die NOx-vermittelte Cofaktorregenerierung pH-abhängig sondern auch die durch das synthetische Eisen(III)Porphyrin 10 vermittelte Cofaktorregenerierung. Dies wird durch Untersuchungen von Böhm gestützt. Mittels Photometertets zeigte er, dass das Eisen(III)-Porphyrin 10 für die Oxidation von NADH ein Optimum bei pH 7.0 aufweist.[167] Auch in präparativen Anwendungen wie der enzymatischen Oxidation von Glucose bzw. Cycloheptanol zeigte das Eisen(III)Porphyrin eine Deaktivierung in Abhängigkeit des pH-Werts. Die hier bei pH 10.5 beobachtete Deaktivierung kann durch die Dimerisierung des Eisen(III)-Porphyrins 10 im Basischen zum µ-Oxo-verbrückten Dimer erklärt werden (siehe Abbildung 5.56).[168-170] 147 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN OH2 N N Fe N N O N N Fe N N OH2 Abbildung 5.56 Schematische Darstellung des FeTSPP-Dimers (zur besseren Übersicht wurden die Sulfonatophenylgruppen nicht berücksichtigt) 5.4.5.6 Stabilität der Ketosäure in Abhängigkeit des pH-Werts Im Zusammmenhang mit der Produktstabilität wurde untersucht, ob die Ketosäure bei niedrigerem pH-Wert stabil bleibt. Die Durchführung erfolgte analog der in Abschnitt 8.2.3.14 beschriebenen Methode. 25 mM Lösungen von Ketovalin werden mit 2.5 M Salzsäure auf pH 7, pH 5 oder pH 3 angesäuert und mittels Kernmagnetresonanz untersucht (D2O wird auf 4.80 ppm kalibriert). In Abbildung 5.57 sind die aufgenommenen 1H-NMR-Spektren über den Bereich von 0.4 - 3.4 ppm dargestellt. Abbildung 5.57 Vergleich der 1H-NMR-Spektren von 9a bei unterschiedlichen pH-Werten 148 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN In Abbildung 5.57 erkennt man dass neben den Signalen der Ketosäure 9a (Duplett bei 1.1 ppm und Multipeltt bei 3.0 ppm) weitere Signale im 1H-NMR-Spektrum zu sehen sind. Es handelt sich um ein Duplett bei 0.94 ppm und ein Multiplett bei 2.10 ppm. Die Intensität dieser Signale nimmt zu je saurer die Lösung ist. Allgemein erkennt man, dass die Ketosäure auch im sauren Bereich noch relativ stabil ist. Mit Hilfe einer Referenzmessung konnte ausgeschlossen werden, dass es sich bei den zusätzlich beobachteten Signalen um das Decarboxylierungsprodukt Isobutyraldehyd (46) oder dessen Hydrat (47) handelt. Die Signale von Isobutyraldehyd kommen bei 2.56 ppm (m) und 1.10. ppm (d). Die Signale des Hydrats kommen bei 1.74 ppm (m) und 0.92 ppm (d). Abbildung 5.58 Isobutyraldehyd (46) und dessen Hydrat (47) 149 ENZYMATISCHE OXIDATION NATÜRLICHER AMINOSÄUREN ZU α-KETOSÄUREN 5.5 Zusammenfassung des Teilkapitels Es konnte ein enzymatischer Oxidationsprozess entwickelt werden, in dem L-Valin (25 mM) mittels Leucindehydrogenase aus Bacillus cereus selektiv zur Ketosäure 9a oxidiert wurde. Als Cofaktor wird NAD+ (1 mM) benötigt, das während der Oxidation der Aminosäure zu NADH reduziert wird. Dieses wurde in situ regeneriert. Hierfür wurden zwei Methoden getestet. Zum Einen eine NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis (enzymatische Cofaktorregenerierung) und zum Anderen das Eisenporphyrin Fe-TSPP (biomimetische Cofaktorregenerierung). Abbildung 5.59 Optimierter Prozess zur enzymatischen Oxidation von L-Valin (8a) Im Fall der Oxidation von L-Valin (8a) unter enzymatischer in situ Cofaktorregenerierung mittels NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis wurde im 1 H-NMR-Spektrum nach 24 Stunden ein Umsatz von bis zu 94% 9a beobachtet. Bei der Oxidation von L-Valin (8a) unter biomimetischer in situ Cofaktorregenerierung mittels Fe-TSPP (10) wurde nach einer Reaktionszeit von mehreren Tagen ein Umsatz von rund 70% erzielt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bisher die Vorteile des enzymatischen Cofaktor- regenerierungssystems im Vergleich zum biomimetischen System (Fe-TSPP) überwiegen. Die Reaktionszeit ist kürzer und es werden höhere Umsätze erzielt. Dies stellt den ersten enzymatischen Prozess zur Oxidation von L-Valin (8a) dar. Bisherige Synthesemethoden zur Herstellung von Ketovalin basieren meist auf mehreren Stufen oder verwenden giftiges Chromat.[132] Bei 25 mM Valin-Konzentration konnten bis zu 95% Umsatz zum Produkt erzielt werden. 150 ZUSAMMENFASSUNG 6 Zusammenfassung Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Herstellung pharmazeutisch relevanter Verbindungen unter Verwendung verschiedener Katalysatorsysteme, wobei der Fokus auf der Synthese und Oxidation chiraler Amino-Verbindungen liegt. Enantioselektive Synthese chiraler β-Aminosäurederivate durch organokatalysierte Aza-Michael-Reaktion Ziel dieses Teilkapitels war es mittels organokatalysierter Aza-Michael-Reaktion β-Aminosäurederivate herzustellen. Ausgehend von den Ergebnissen von Weiß zur Synthese enantiomerenangereicherter β-Aminosäure-Derivate mittels Phasentransfer- katalysierter Aza-Michael-Reaktion, konnte der ee-Wert des Produkts 3a von 20% auf 37% ee gesteigert werden indem an Stelle von 12.5 M Natronlauge 50%-ige Kalilauge als wässrige Phase eingesetzt wurde. Das enantiomerenangereicherte Produkt 3a konnte mit 80% isoliert werden. Abbildung 6.1 Aza-Michael-Reaktion zur Synthese von 3a unter optimierten Bedingungen Die Verbesserung der Enantioselektivität der Aza-Michael-Reaktion zur Synthese des Produkts 3a durch den Wechsel der Base ist auf den unterschiedlichen Gefrierpunkt der 151 ZUSAMMENFASSUNG beiden Lösungen zurückzuführen. Während der Gefrierpunkt der 12.5 M Natronlauge -20°C beträgt, liegt der Gefrierpunkt von 50%-iger Kalilauge unterhalb von -77°C. Zudem konnte gezeigt werden, dass das zweite Binaphthylsystem und die daraus resultierende starre Struktur des Katalysators 17c ausschlaggebend für die Enantioselektivität ist. Der einfachere Katalysator 18 zeigte kaum asymmetrische Induktion in der Phasentransfer-katalysierten Aza-Michael-Reaktion. Kombination von Palladiumkatalyse mit einer Biotransformation zur Synthese chiraler Alkohole in einer Eintopfreaktion und weitere Umsetzung zum chiralen Amin Ziel dieses Teilkapitels war es eine effiziente Herstellung von Biarylalkohol 6 und Amin 7 zu entwickeln. Das wasserlösliche Katalysatorsystem, das aus den kommerziell erhältlichen Verbindungen Palladiumchlorid und TPPTS hergestellt wurde, erwies sich als höchst effizient für die Kupplung von Phenylboronsäure (19) und 4‘-Iodacetophenon (4) in wässrigem Medium. Unabhängig davon, ob die Reaktion in Anwesenheit der starken Base Natriumcarbonat oder der schwachen Base Natriumhydrogencarbonat durchgeführt wurde, wurde nach einer Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur ein vollständiger Umsatz (>95%) erzielt (siehe Abbildung 6.2). Abbildung 6.2 Suzuki-Kupplung in wässrigem Medium bei Raumtemperatur Im Vergleich zu bereits bekannten Systemen konnte, unabhängig von der verwendeten Base, auf hohe Temperaturen für die Suzuki-Kupplung verzichtet werden. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung für die Kombination mit der enzymatischen Reduktion in einer Tandemreaktion dar. Darüber hinaus konnte in Photometertests keine (signifikante) 152 ZUSAMMENFASSUNG Inhibierung der ADHs durch Palladiumchlorid oder TPPTS beobachtet werden. Dies bestätigte sich bei Durchführung der Mehrstufen-Eintopfreaktion.[80] Wurde Natriumcarbonat als Base verwendet, so konnten die gewünschten Biaryl-Alkohole 5 mit hohem Umsatz von bis zu ≥95%, in guten Ausbeuten (72%) und mit stets exzellenter Enantioselektivität von >99% ee erhalten werden.[80] Aufgrund der starken Baszität von Natriumcarbonat musste vor Enzymzugabe der pH-Wert auf pH 7 eingestellt werden. Abbildung 6.3 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit Na2CO3 als Base Um eine Tandemreaktion zu realisieren ist es nötig, dass beide Reaktionen neben dem gleichen Reaktionsmedium und der gleichen Reaktionstemperatur auch bei demselben pH-Wert durchgeführt werden können. Dabei hat sich Natriumhydrogencarbonat mit einem pH-Wert von 8.3 in 97 mM Natriumhydrogencarbonat-Lösung als die am Besten geeignete Base herausgestellt. Zunächst wurde auch hier in der Eintopfreaktion vor Enzymzugabe der pH-Wert adjustiert. Dabei konnte der gewünschte Biaryl-Alkohol 6 mit hohem Umsatz von 95% und exzellenter Enantioselektivität von >99% ee erhalten werden. Es wurde gezeigt, dass bei einer Anpassung der Enzymmenge an die Aktivität bei pH 8 in der Eintopfreaktion auf die pH-Adjustierung vor Enzymzugabe verzichtet werden kann, ohne Einbußen im Umsatz hinnehmen zu müsen. Es wurde ein Umsatz von bis zu 94% bei exzellenter Enantioselektivität von >99% ee erzielt. Abbildung 6.4 Ergebnisse der Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base 153 ZUSAMMENFASSUNG Im Hinblick auf eine Tandemreaktion, in der die Produktbildung sowohl über eine SuzukiKupplung mit anschließender enzymatischer Reduktion als auch über die enzymatische Reduktion mit anschließender Suzuki-Kupplung erfolgen kann, wurde auch die zweite mögliche Reaktionssequenz untersucht (siehe Abbildung 6.5). Dabei konnte das Produkt (R)-6 mit bis zu 76% Umsatz erhalten werden. Abbildung 6.5 Eintopfreaktion unter veränderter Sequenz Da diese Ergebnisse im Hinblick auf eine Tandemreaktion vielversprechend waren, wurde untersucht, ob eine oder mehrere Komponenten aus der enzymatischen Reduktion einen negativen Einfluss auf die Suzuki-Kupplung haben. Dafür wurden die verschiedenen Komponenten (Cofaktor NADP+, HSA, Rohextrakt) in den Mengen zur Suzuki-Kupplung von 4‘-Iodacetophenon (4) mit Phenylboronsäure (19) zugesetzt, in denen sie auch in der Eintopfreaktion eingesetzt wurden. Dabei zeigte sich, dass der Cofaktor und HSA die nur zu einer geringen Verlangsamung der Suzuki-Kupplung führen, während dieser Effekt bei große Mengen an Rohextrakt deutlich bemerkbar ist. In weiteren Experimenten wurden Hinweise gefunden, dass zurückzuführen die ist. inhibierende Wirkung Durch vermehrte des Rohextrakts Basenzugabe konnte auf einen die pH-Effekt Bildung von 4‘-Phenylacetophenon (5) begünstigt werden. Auf Grund dieser Ergebnisse wurde eine gereinigte ADH aus Lactobacillus kefir in der Tandemreaktion verwendet. Diese wurde in 10 mM Kpi-Puffer pH 8 gelagert und zunächst im Photometer untersucht bevor sie präparativ eingesetzt wurde. Dabei zeigte sich, dass der Rohextrakt und das gereinigte Enzym vergleichbare Eigenschaften bzgl. Substratbreite und Aktivitätsverlust in Abhängigkeit vom pH-Wert aufweisen. In Additiv-Versuchen konnte gezeigt werden, dass die Katalysatorkomponenten Palladiumchlorid und TPPTS keine signifikante Inhibierung der gereinigten ADH aus Lactobacillus kefir zur Folge haben. In präparativen Ansätzen zur Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon 5, weist die gereinigte ADH Unterschiede zum Rohextrakt auf (siehe Abbildung 6.6). 154 ZUSAMMENFASSUNG Abbildung 6.6 Ergebnisse der enzymatischen Reduktion von 4‘-Phenylacetophenon 5 Mit keiner Charge der gereinigten ADH aus Lactobacillus kefir konnte ein vollständiger Umsatz erreicht werden. Im besten Fall wurde ein Umsatz von 63% erzielt. Dies deutet auf Stabilitätsprobleme der gereinigten ADH unter den Reaktionsbedingungen hin. Die Enantioselektivität der enzymatischen Reduktion war, unabhängig von der eingesetzten ADH und deren Formulierung stets exzellent. Das Produkt (S)-6 bzw. (R)-6 wurde stets mit einem ee-Wert von >99% erhalten. In Bezug auf die Tandemreaktion war die mangelnde Stabilität der gereinigten ADH aus L. kefir von untergeordneter Priorität. Im 1H-NMR-Spektrum konnte das Produkt (R)-6 mit bis zu 70% beobachtet werden (siehe Abbildung 6.7). Dies stützt die Theorie, dass in der Tandemreaktion die Sequenz enzymatische Reduktion und anschließende SuzukiKreuzkupplung (Reaktionsweg B, Abbildung 4.20) höhere Relevanz hat als die Sequenz Suzuki-Kupplung mit anschließender enzymatischer Reduktion (Reaktionsweg A, Abbildung 4.20). Der Umsatz von 70% zum Produkt (R)-6 in der Tandemreaktion liegt sehr nahe an dem in der Eintopfreaktion mit veränderter Sequenz erhaltenem Umsatz von 76% und dem maximal erzielten Umsatz von 83% für die Kupplung von rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol (rac-29) mit Phenylboronsäure (19). Abbildung 6.7 Realisierung der Tandemreaktion 155 ZUSAMMENFASSUNG Bemerkenswert ist die hohe Stabilität des aus Palladiumchlorid und TPPTS gebildeten Katalysators unter den gewählten Reaktionsbedingungen. Selbst nach einer Reaktionszeit von mehr als einer Woche konnte noch eine Steigerung an Kupplungsanteilen beobachtet werden. Anschließend wurde der chirale Alkohol 6 mittels SN2-Reaktion unter MitsunobuBedingungen mit Phthalimid als Nukleophil umgesetzt. Nach anschließender Hydrazinolyse wurde das freie Amin 7 erhalten (siehe Abbildung 6.8). Der Umsatz im ersten Schritt, der nukleophilen Substitution, war mit bis zu >95% Umsatz sehr gut. Nach säulenchromatographischer Reinigung konnten maximal 47% Produkt (R)-28 mit einem ee-Wert von 95% isoliert werden. Zusätzlich wurde nach säulenchromatographischer Reinigung das Substrat, der Alkohol 6, als Racemat isoliert, auch wenn dieser als chirales Edukt (S)-6 mit einem ee-Wert von >99% eingesetzt wurde. Nach Umsetzung des (R)-Alkohols (R)-6 als Substrat in der nukleophilen Substitution und anschließender säulenchromatographischer Reinigung konnte das Produkt (S)-28 mit 38% und einem ee-Wert von 98% isoliert werden (siehe Abbildung 6.8). Abbildung 6.8 Umsetzung des chiralen Alkohols 6 mittels SN2-Reaktion unter MitsunobuBedingungen Im zweiten Schritt, der Hydrazinolyse des Intermediats 28, konnte das saubere Produkt rac-7 je nach Aufarbeitung mit bis zu 86% isoliert werden. Das chirale Produkt (S)-7 konnte unter nicht optimierten Bedingungen mit 13% und einem ee-Wert von 98% erhalten werden (siehe Abbildung 6.8). Durch weitere Optimierung der Hydrazinolyse oder alternativ der basischen Entschützung von 28 kann das chirale Amin 7 möglicherweise mit besserer Ausbeute erhalten werden. Die Enantiomerenreinheit des Amins ist mit 98% ee bereits sehr hoch. 156 ZUSAMMENFASSUNG Enzymatische Oxidation natürlicher Aminosäuren zu α-Ketosäuren Ziel dieses Teilkapitels war es am Beispiel von l-Valin zu zeigen, dass natürliche α-Aminosäuren interessante Bausteine zur Herstellung von α-Ketosäuren darstellen. Es konnte ein enzymatischer Oxidationsprozess entwickelt werden, in dem L-Valin mittels Leucindehydrogenase aus Bacillus cereus selektiv zur Ketosäure 9a oxidiert wurde. Als Cofaktor wird NAD+ benötigt, das während der Oxidation der Aminosäure zu NADH reduziert wird. Dieses wurde in situ regeneriert. Hierfür wurden zwei Methoden getestet. Zum Einen eine NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis (enzymatische Cofaktorregenerierung) und zum Anderen das wasserlösliche Eisenporphyrin Fe-TSPP (biomimetische Cofaktorregenerierung). Die Leucindehydrogenase aus Bacillus cereus und die NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis zeigten gute Aktivität bei pH 8. Für Umsetzungen von L-Valin (8a) zu Ketovalin (9a) konnte Analytik mittels 1H-NMR-Spektroskopie etabliert werden. Lediglich in Gegenwart höherer Mengen des Eisen(III)-Porphyrins Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung wurde die Umsatzbestimmung ungenau. In Gegenwart kleinerer Mengen an Fe-TSPP (10) oder bei Verwendung der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis zur Cofaktorregenerierung stellt 1 H-NMR-Spektroskopie eine sehr gute und schnelle Methode dar. Im Fall der Oxidation von L-Valin (8a) unter NOx-vermittelter in situ Cofaktorregenerierung wurde im 1 H-NMR- Spektrum nach 24 Stunden ein Umsatz von bis zu 94% beobachtet. Abbildung 6.9 Optimierter Prozess zur enzymatischen Oxidation von L-Valin (8a) (enzymatische Cofaktorregenerierung) 157 ZUSAMMENFASSUNG Darüber hinaus war die Reproduzierbarkeit (Verwendung derselben Enzymcharge) gegeben. Die Kurven waren nahezu deckungsgleich. Lediglich die Übertragbarkeit bei Verwendung unterschiedlicher Enzymchargen ist schwierig (siehe Abbildung 5.31). Die bei der Oxidation von L-Valin (8a) unter biomimetischer in situ Cofaktorregenerierung (Fe-TSPP) erzielten Ergebnisse blieben hinter den unter NOx-vermittelter Cofaktorregenerierung erzielten Ergebnissen zurück. Selbst nach einer Reaktionszeit von mehreren Tagen wurde lediglich ein Umsatz von rund 70% erzielt (siehe Abbildung 6.10). Die Tatsache, dass über mehrere Tage eine weitere Produktbildung beobachtet werden konnte, deutet auf eine bemerkenswerte Langzeitstabilität der LeuDH unter Reaktionsbedingungen hin. Darüber hinaus wurde der Einfluss verschiedener Faktoren auf das System aus Rührgeschwindigkeit, Leucindehydrogenase Cofaktorkonzentration, und NADH-Oxidase Enzymmengen, untersucht, z.B. FAD-Konzentration, Produktinhibierung, etc. Dabei konnte nicht eindeutig ein den Prozess limitierender Faktor bestimmt werden. Die Hinweise aus Photometertests bezüglich einer Produktinhibierung der LeuDH konnten in präparativen Ansätzen nicht bestätigt werden konnten. Abbildung 6.10 Optimierter Prozess zur enzymatischen Oxidation von L-Valin 8a (biomimetische Cofaktorregenerierung mittels Fe-TSPP 10) Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Prozess zur Oxidation von L-Valin etabliert. Dabei konnte bei 25 mM Substratkonzentration bis zu 94% Umsatz zum Produkt 9a erzielt werden. Bisherige Synthesemethoden zur Herstellung von Ketovalin basieren meist auf mehreren Stufen oder verwenden giftiges Chromat als Oxidationsmittel.[132] 158 SUMMARY 7 Summary This thesis deals with the synthesis of pharmaceutically relevant compounds using varying catalytic systems. The focus will be on the synthesis and oxidation of chiral aminoderivatives. Enantioselective synthesis of chiral β-amino acid derivatives via organocatalytic azaMichael addition The first topic attends to the synthesis of β-amino acid derivatives via organocatalysed azaMichael-reaction. Based on the results obtained by Weiß regarding the synthesis of enantioenriched β-amino acid-derivatives via phasetransfer-catalysed aza-Michael addition, the ee-value of the product 3a was enhanced from 20% to 37% without loss in the yield of the isolated product (see Scheme 7.1). This was achieved simply by changing the base. Instead of sodium hydroxide (12.5 M aqueous solution) potassium hydroxide (as a 50% aqueous solution) was used. The enantioenriched product was isolated in 80% yield. Scheme 7.1 Synthesis of β-amino acid derivative 3a via aza-Michael-reaction under optimised conditions 159 SUMMARY The increased enantioselectivity due to change of base arises from the differing freezing points of the aqueous solutions.The 12.5 M sodium hydroxide solution freezes out at about 20°C, whereas the 50% potassium hydroxide solution remains liquid even at -77°C. Furthermore it was demonstrated, that the second binaphthyl system of the chiral ammonium catalyst and the thus resulting rigid structure of the catalyst 17c are crucial factors for the enantioselectivity of the reaction. The more simple catalyst 18 barely showed asymmetric induction in the phasetransfer-catalysed aza-Michael-reaction. Combination of Palladium catalysis and a biotransformation towards the synthesis of chiral alcohols in a one-pot reaction and further conversion to the chiral amine The aim of this topic was the efficient synthesis of biaryl alcohol 6 and amine 7. The watersoluble catalyst-system consisting of commercially available palladium chloride and TPPTS proved to be very efficient for the Suzuki cross-coupling reaction of phenylboronic acid (19) and 4‘-iodoacetophenone (4) in aqueous medium. Independent whether the strong base sodium sodium carbonate or the rather weak base sodium bicarbonate was applied in the Suzuki cross-coupling reaction, after stirring for 24 hours at room temperature the biaryl ketone 5 was obtained with >95% conversion (see Scheme 7.2). Scheme 7.2 Suzuki cross-coupling reaction in aqueous medium at room temperature Compared to systems known from the literature, the Suzuki cross-coupling reaction proceeds smoothly without need for high temperature, independent of the base applied. Running the palladium-catalysed reaction at ambient temperature (room temperature) is one important requirement for its combination with the enzymatic reduction in a so-called tandem reaction, 160 SUMMARY in which both reactions proceed simultaneously. Moreover, in a photometric assay, no significant inhibition of the alcohol dehydrogenase was observed by either palladium chloride or TPPTS. This result was confirmed by running the multistep one-pot reaction.[80] When sodium carbonate was applied as a base, the desired biaryl alcohol 5 was obtained with up to ≥95% conversion, in good yield (72%) and always with excellent enantioselectivity of higher >99% ee.[80] Owing to the strong alkalinity of sodium carbonate, the pH had to be adjusted to neutral prior to addition of the enzyme. Scheme 7.3 Results of the one-pot reaction using Na2CO3 as base In order to realise the tandem-reaction, both reactions have to proceed in the same reaction medium, at the same the temperature and at the same pH-value. Sodium bicarbonate, of which a 97 mM aqueous solution was determined pH 8.3, proved to be most compatible. At first the one-pot reaction with sodium bicarbonate as a base was conducted including pH-adjustment prior to the addition of the enzyme. The desired biaryl alcohol 6 was obtained with high conversion of up to >95% and excellent enantioselectivity of >99% ee. It was demonstrated, that by adjusting the amount of enzyme in the one-pot reaction according to the remaining activity of the ADH at pH 8, it became unnecessary to adjust the pH to 7 prior to enzyme addition. In doing so, no loss in conversion or enantioselectivity was observed. The desired alcohol 6 was obtained with up to 94% conversion with excellent enantioselectivity (see Scheme 7.4). HO O B OH + I 4 39 mM 19 39 mM PdCl2/TPPTS NaHCO3 (2.5 eq.) with / without pH adjustment, Lk-ADH, NADP+ OH aqueous medium (50% i-PrOH (v/v)), V = 10 ml RT >95% (R)-6, >99% ee (with pH adjustment) 94% (R)-6), >99% ee (without pH adjustment) Scheme 7.4 Results of the one-pot reaction using NaHCO3 as base 161 SUMMARY Regarding the tandem reaction mode, the product formation can take place either by Suzuki cross-coupling reaction followed by enzymatic reduction or the Suzuki cross-coupling following enzymatic reduction. The latter reaction sequence was examined in more detail as well. The product (R)-6 was obtained in up to 76% conversion (see Scheme 7.5). Scheme 7.5 Variation of the reaction sequence in the one-pot reaction Regarding the tandem-reaction mode, these results were very promising. So it was further investigated, whether one or more components needed in the enzymatic reduction reaction have a negative influence on the Suzuki cross-coupling reaction. The various components, e.g. cofactor NADP+, protein (HSA) or crude enzyme extract were added to the crosscoupling reaction of 4‘-iodoacetophenone (4) and phenylboronic acid (19). The corresponding additive´s concentration was adapted from the biotransformation. It has been found that cofactor and protein only slightly slow down the cross-coupling reaction, whereas large amounts of crude enzyme extract have a strong impact. No product was found at all. Further experiments revealed that the inhibiting effect of the crude enzyme is due to a pHeffect. By increasing the amount of base, the formation of 4‘-phenylacetophenone (5) was favoured. Owing to these results a purified ADH from Lactobacillus kefir was applied in the tandemreaction. Before it was used on preparative scale, the enzyme was studied spectrophotometrically. Crude extract and purified enzyme showed similiar properties regarding substrate scope and pH dependence. In the presence of the catalyst components Palladium(II) chloride and TPPTS respectively, no significant decrease in enzyme activity was observed for either of the enzyme formulations. For the enzymatic reduction of 4‘-phenylacetophenone 5 on preparative scale, the purified alcohol dehydrogenase from L. kefir revealed differing properties compared to the crude extract (see Scheme 7.6). 162 SUMMARY Scheme 7.6 Results for the enzymatic reduction of biaryl ketone 5 Quantitative conversion was not observed with any of the purified enzyme batches applied. A maximum conversion of 63% was obtained. These results indicate, a lower stability of the purified enzyme under reaction conditions. Enantioselectivity of the enzymatic reduction reaction was always excellent, independent of the source of the enzyme or its formulation. For the chiral products (S)-6 and (R)-6 respectively the enantiomeric excess was determined >99% ee. In terms of the tandem reaction, the purified ADH´s lack of stability turned out to be of minor importance. The product (R)-6 was observed in the 1 H-nmr spectrum in up to 70% conversion (see Scheme 7.7). This result supports the assumption that product formation in the tandem-reaction mainly proceeds via reaction sequence B: enzymatic reduction followed by Suzuki cross-coupling reaction (see Abbildung 4.20). Reaction sequence A (see Abbildung 4.20), enzymatic reduction after the Suzuki cross-coupling reaction seems to be of minor importance under the chosen reaction conditions. Conversion of 70% towards the desired product (R)-6 in the tandem-reaction is close to the maximum conversion of 76%, obtained in the one-pot reaction according to reaction sequence A. Scheme 7.7 Combination of a Suzuki cross-coupling reaction and a biotransformation in a tandem-reaction 163 SUMMARY The high stability of the catalytically active palladium species created from palladium chloride and TPPTS is remarkable. Even after a reaction time of more than one week an increase of the cross-coupling product was observed. Subsequently the chiral alcohol 6 was converted in a SN2-reaction under Mitsunobu-type reaction conditions, using phthalimide as a nucleophile. After hydrozinolysis the free chiral amine 7 was obtained. Conversion in the first reaction step was very high (up to >95%). After purification by flash chromatography the product (R)-28 was isolated in 47% yield and an enantioselectivity of 95% ee. Besides, the alcohol 6 was isolated as a racemate although it was used as chiral substrate of >99% ee. After conversion of the alcohol (R)-6 into (S)-28 under the same reaction conditions and subsequent purification, the product (S)-28 was isolated in 38% yield with an enantioselectivity of 98% ee (see Scheme 7.8) . Scheme 7.8 SN2-substitution reaction using Mitsunobu reaction conditions The second reaction, the hydrazinolysis of 28 gave the product rac-7 in up to 86% yield, depending on the work-up procedure. Under non-optimised reaction conditions the chiral amine (S)-7 was isolated in 13% yield and with 98% ee (see Scheme 7.8). Further optimisation of the hydrazinolysis or deprotection of 28 under basic reaction conditions might give the chiral amine 7 with higher isolated yield. The enantiomeric purity of 98% ee for the amine (S)-7 is already very high. 164 SUMMARY Enzymatic oxidation of natural amino acids into α-keto acids In a third topic it was investigated, whether naturally occuring amino acids like L-valine are interesting substrates for the synthesis of α-keto acids. An enzymatic oxidation process was developed for the selective conversion of L-valine 8a (25 mM) to the corresponding keto acid 9a by a leucine dehydrogenase from Bacillus cereus. This enzyme requires NAD+ as a cofactor, which is reduced to NADH while the amino acid is oxidised. NADH was regenerated in situ. For this purpose two different approaches were studied: first a NADH-oxidase from Lactobacillus brevis (enzymatic cofactor regeneration), second the water-soluble ironporphyrin Fe-TSPP (10) (biomimetic cofactor regeneration). The leucine dehydrogenase from Bacillus cereus and the NADH-oxidase from Lactobacillus brevis showed good activity at pH 8. It was established to examine the conversion of L-valine 8a into keto valine 9a by 1H-NMR spectroscopy. This analytical method for the determination of conversion is only limited, when higher amounts of the iron porphyrin Fe-TSPP (10), which is used for cofactor regeneration, are present. When only small quantities of Fe-TSPP or the NADH-oxidase are applied for the cofactor regeneration, 1H-NMR spectroscopy is a very convenient and quick method to determine conversion. In the case of the enzymatic oxidation of L-valine (8a) using NOx-catalysed in situ cofactor regeneration, conversion of up to 94% towards the desired product 9a was observed via 1H-nmr spectroscopy afer a reaction time of 24 hours (see Scheme 7.9). O O OH 16.7 U LeuDH from Bacillus sp. OH O up to 94% conversion NH2 H2O H2O NAD+ NADH 125 U NADH-oxidase from Lactobacillus brevis NH3 1/2 O2 Scheme 7.9 Optimised process conditions for the enzymatic oxidation of L-valine 8a (enzymatic cofactor regeneration) 165 SUMMARY Reproducibility was very good, when the same enzyme batch was used. The reaction course was almost identical. Transferability was only difficult, when different enzyme batches were used (see Abbildung 5.31). The results obtained with biomimetic in situ cofactor regeneration (Fe-TSPP) were not as good as those achieved with NADH-oxidase for cofactor regeneration. Even after a reaction time of several days, a maximum conversion of 70% was reached (see Scheme 7.10). The fact, that an increase in product formation was observed for several days, implies a high long-term stability of the leucine dehydrogenase under reaction conditions. Scheme 7.10 Optimised process conditions for the enzymatic oxidation of L-valine 8a (biomimetic cofactor regeneration using Fe-TSPP) Furthermore the influence of several parameters on the reaction system, comprising the leucine dehydrogenase from Bacillus cereus and the NADH-oxidase from Lactobacillus brevis, were investigated, e.g. stirring rate, cofactor concentration, amount of enzyme, FADconcentration, product inhibition, etc. It was not possible to determine one limiting parameter. The hints concerning product inhibition from a photometric assay, were not confirmed on preparative scale. An enzymatic process for the oxidation of L-valine (8a) was established. Previous methods for the preparation of keto valine mainly comprise multi-step syntheses or the use of toxic chromate as oxidizing agent.[132] It was possible to obtain up to 95% conversion at a substrate concentration of 25 mM L-valine. 166 EXPERIMENTELLER TEIL 8 Experimenteller Teil 8.1 Verwendete Chemikalien und Geräte Chemikalien: Die für diese Doktorarbeit verwendeten käuflichen Chemikalien wurden von Acros Organics®, Sigma-Aldrich®, ABCR®, Fisher Scientific® oder Fluka® bezogen und ohne weitere Reinigung eingesetzt. Das Lösungsmittel MTBE wurde als Hochschulspende von der Evonik Degussa GmbH zur Verfügung gestellt. Alle verwendeten Lösungsmittel, außer MTBE, wurden vor Gebrauch am Rotationsverdampfer destilliert. Enzyme: Die Cofaktoren NAD(P)H und NAD(P)+ wurden von Oriental Yeast Co. Ltd. oder Alfa Aesar® bezogen. Weitere Enzyme wurden im Rahmen von folgenden Zusammenarbeiten erhalten: Alkoholdehydrogenasen aus Lactobacillus kefir (Lk-ADH) und Rhodococcus sp. (Rsp-ADH) wurden im Arbeitskreis von Herrn Prof. Dr. W. Hummel (Universität Düsseldorf, Institut für molekulare Enzymtechnologie, Forschungszentrum Jülich) entwickelt und für diese Arbeit zur Verfügung gestellt.[101,171] Diese ADHs sind ebenfalls käuflich erwerblich bei evocatal GmbH. Die partiell gereinigte Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus kefir wurde im Arbeitskreis von Prof. Dr. W. Hummel (Universität Düsseldorf, Institut für molekulare Enzymtechnologie, Forschungszentrum Jülich) durch Thorsten Rosenbaum hergestellt. Die Reinigung erfolgte an einem ÄKTA mittels Anionen-Austausch-Chromatographie über Q-Sepharose. Dazu wurde der Zellrohextrakt (10 g Zellen aus einer Hochzelldichte-Fermentation, resuspendiert in 30 ml 100 mM Kpi pH 8.3, aufgeschlossen mittels Ultraschall und Abtrennung von Zellen und Zellbruchstücken für 20 Minuten bei 38500 g) auf die Säule aufgetragen und mit 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8.3, versetzt mit 1 mM Magnesiumchlorid, gespült. Anschließend wurde das Zielprotein mittels eines NaCl-Gradienten (0 – 1 M in 100 mM Kpi pH 8.3) über zehn Säulenvolumina eluiert. Aktive Fraktionen wurden per Photometer-Assay identifiziert, gepoolt und mittels Ultrafiltration umgepuffert (10 mM Kpi pH 8.3, versetzt mit 1 mM Magnesiumchlorid) und aufkonzentriert (1 kU/ml). 167 EXPERIMENTELLER TEIL Die NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis, die Leucindehydrogenase aus Bacillus cereus sowie die Glutamatdehydrogenasen aus Fusobacterium nucleatum bzw. Clostridium difficile wurden im Arbeitskreis von Prof. Dr. W. Hummel (Universität Düsseldorf, Institut für molekulare Enzymtechnologie, Forschungszentrum Jülich) durch Carsten Lanzerath hergestellt. Dünnschichtchromatographie (DC): Es wurden DC-Platten mit Kieselgel 60 F254 auf Aluminiumträgerfolie von Merck® verwendet. Zum Nachweis der Substanzzonen diente die Fluoreszenzlöschung bei einer Wellenlänge von 254 nm. Säulenchromatographie: Die säulenchromatographische Reinigung wurde mit SiO2 als stationärer Phase durchgeführt, dafür wurde Merck® Silikagel 60 (0.04-0.063 nm) der Firma ICN Biomedicals GmbH verwendet. NMR-Spektroskopie: Die Spektren wurden auf einem JEOL JNM GX 400, JEOL JNM EX 400 oder Bruker Avance 300 oder 400 NMR-Spektrometer aufgenommen. Alle Spektren wurden bei Raumtemperatur gemessen. Die chemischen Verschiebungen der 1H-NMR- und 13 C-NMR-Spektren sind in ppm angegeben. Spinmultiplizitäten werden als s (Singulett), d (Dublett), dd (dupliziertes Dublett), t (Triplett), q (Quartett) und m (Multiplett) angegeben. Die erhaltenen Daten wurden mit der Software MestRe-C bearbeitet. Massenspektrometrie (EI-MS): Die Massenspektrometrie wurde am Finnigan MAT 95 XP-Spektrometer im EI-Modus der Firma Thermo Electron Corporation® gemessen. 168 EXPERIMENTELLER TEIL IR-Spektroskopie (IR): Die Infrarotspektren wurden mit einem ASI React IR®-1000-Spektrometer bzw. mit einem Nicolet IR 100 FT-IR Spektrometer der Firma Thermo Scientific® aufgenommen. Die Absorption wird in Wellenzahl ṽ [cm-1] angegeben. Elementaranalyse (EA): Die Elementaranalyse wurde am Gerät EA 1119 CHNS, CE Instruments durchgeführt. UV/Vis-Spektroskopie: Die UV/Vis-spektroskopischen Messungen wurden an einem SPEKOL® 1300 UV/VisSpektrophotometer der Firma Analytik Jena durchgeführt und mit dem Programm WinASPECT 2.2.6.0 (unter Zuhilfenahme des Moduls „Kinetik Programms“) bearbeitet. HPLC: Die Spektren wurden mit einem LC-Net II/ADC Gerät und Pumpen (PU-1587 Intelligent Prep. Pump und PU 987 Intelligent Prep. Pump) der Firma JASCO oder mit einem Gerät CBM-10A und Pumpe (LC-10AT Liquid Chromatograph) der Firma Shimadzu aufgenommen. Die Trennungen erfolgten an den Säulen Daicel Chiralpak® AD-H, Daicel Chiralcel® OJ-H, Daicel Chiralpak® IA, Daicel Chiralpak® IB oder einer Nucleodur® Hilic-Säule. pH-Messungen: Die Messungen des pH-Werts wurden an einem Titrino (702 SM) der Metrohm GmbH & Co. KG durchgeführt. Als Elektrode wurde eine Unitrode verwendet. Vor Durchführung der Messungen erfolgte die Kalibrierung der Elektrode mit Puffern pH 5, pH 7 und pH 9. Die Messungen wurden mit dem Programm Tiamo verfolgt. Laborschüttler: Die Suspensionen bestehend aus Palladiumchlorid und TPPTS wurden bei 500/min auf einem TPIKA® MS3 basic geschüttelt. 169 EXPERIMENTELLER TEIL Thermoschüttler: Die Ansätze zur Oxidation von L-Valin in einem Gesamtvolumen von 1.5 ml wurden in einem Eppendorf Thermomixer® comfort mit einem IsoRack 2 ml durchgeführt. Zentrifuge: Die Abtrennung des Enzyms vom Reaktionsgemisch mittels Roti®-Spin Zentrifugationseinheiten (erhältlich bei Carl Roth) mit einem MWCO von 10000 erfolgte in einer himac CT15RE von Hitachi Koki Co., Ltd. bei 4°C und 14000 Umdrehungen. 170 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2 Synthesen und analytische Daten der Produkte (Enantioselektive) Synthese von β-Aminosäurederivaten durch 8.2.1 organokatalysierte Aza-Michael-Reaktion 8.2.1.1 Allgemeine Arbeitsvorschrift 1 (AAV 1): Phasentransfer-katalysierte AzaMichael-Reaktion O O O N H 1a (2.0 Äq.) + O F3C 21-30 mol% PTC 1.2 Äq. Base (wässrig) O Toluol T, 23 h O O O F3C O O 3a 2 (1.0 Äq.) F N F F F F F CH3 N N CH3 F F Br F F 17c F N Br Br TBAB F 18 Abbildung 8.1 Phasentransferkatalysierte Aza-Michael-Reaktion Zunächst wird eine Suspension des Phasentransfer-Katalysators in Toluol hergestellt. Dann werden nacheinander 2.0 Äquivalente tert-Butylbenzyloxycarbamat (1) (Äquivalente bezogen auf 2), 1.2 Äquivalente wässriger Base (12.5 M NaOH oder 50%-ige KOH) und (E)-Triflurcrotonsäureethylester (2) zugegeben. Nach 23 Stunden Rühren bei möglichst konstanter Temperatur wird das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Das Rohprodukt wird säulenchromatographisch an Kieselgel (Laufmittel: Cyclohexan/Ethylacetat 96:4 (v/v), versetzt mit 0.2% Diethylamin) gereinigt. Die Bestimmung des ee-Werts erfolgt mittels chiraler HPLC. 171 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.1.1.1 Synthese von rac-3-(Benzyloxy(tert-butoxycarbonyl)amino)-4,4,4triflurbutansäureethylester (rac-3a) Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 1 (AAV 1). Es wurde eine Suspension von 34.1 mg (0.1 mmol; 20 mol%) hergestellt. Tetrabutylammoniumbromid Nacheinander wurden tert-Butylbenzyloxycarbamat (0.6 mmol) und crotonsäureethylester (2) 75 µl (1), in 5.0 ml 223.3 mg 45 µl zugegeben. (1.0 mmol) 50%-ige (0.5 mmol) Nach Toluol KOH (E)-Triflur21 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 1 aufgearbeitet das Produkt nach säulenchromatographischer Reinigung als farblose Flüssigkeit von öliger Konsistenz erhalten. Die Bestimmung des eeWerts erfolgte mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IA, Hexan/Isopropanol 98:2 (v/v), 0.5 ml/min, 220 nm). Ausbeute (sauberes Produkt): 56% (108.5 mg; 0.28 mmol) Enantiomerenüberschuss: 0% ee HPLC (Chiralpak® IA, Hexan/Isopropanol 99:1 (v/v), 0.5 ml/min, 220 nm): tR1 = 13.2 min tR2 = 14.6 min 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 1.20 (t, 3J = 7.1 Hz, 3H, H-C1), 1.52 (s, 9H, H-C9), 2.68 (dd, 2J = 16.6 Hz, 3J = 4.1 Hz, 1H, H-C4), 2.97 (dd, 2J = 16.6 Hz, 3J = 10.2 Hz, 1H, H-C4), 4.13 (q, 3J = 7.1 Hz, 1H, H-C2), 4.87 (dd, J = 9.5 Hz, J = 24.3 Hz, 2H, H-C10), 5.10 (m, 1H, H-C5), 7.31-7.38 (m, 5H, H-C12, H-C13, H-C14, H-C15, H-C16). Die spektroskopischen Daten des angegebenen Daten überein. 172 1 H-NMR stimmen mit den in der Literatur [11,65] EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.1.1.2 Synthese von enantiomerenangereichertem 3-(Benzyloxy(tertbutoxycarbonyl)amino)-4,4,4-triflurbutansäureethylester (3a) mit Katalysator 18 12 9 8 10 O 7 N F3C 5 O 6 O 11 16 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 1 14 (AAV 1). Es wurde eine Suspension von 15 mg (20 µmol; 30 mol%) des chiralen Phasentransferkatalysators 18 in 666 µl 15 Toluol O 3 4 13 O hergestellt und 29.5 mg (0.132 mmol) tert- Butylbenzyloxycarbamat (1), 6.3 µl 12.5 M NaOH (0.08 mmol) 2 1 3a C18H23F3NO5 M = 391.38 g/mol und 10.0 µl (0.067 mmol) (E)-Triflur-crotonsäureethylester (2) zugegeben. Nach 23 Stunden Rühren bei -20°C (im Kryostat) wurde gemäß Arbeitsvorschrift 1 aufgearbeitet und das Produkt säulenchromatographisch an Kieselgel (Laufmittel: Cyclohexan und Ethylacetat im Verhältnis 96 : 4 (v/v), versetzt mit 0.2% Diethylamin) gereinigt. Die Bestimmung des ee-Werts erfolgte mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IA, Hexan/Isopropanol 98:2 (v/v), 0.5 ml/min, 220 nm). Das gereinigte Produkt wurde als farblose Flüssigkeit von öliger Konsistenz erhalten. Ausbeute: 82% (21.6 mg; 0.055 mmol) Enantiomerenüberschuss: 2% ee HPLC (Chiralpak® IA, Hexan/Isopropanol 98:2 (v/v), 0.5 ml/min, 220 nm): tR1 = 10.3 min tR2 = 11.2 min 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 1.20 (t, 3J = 7.1 Hz, 3H, H-C1), 1.52 (s, 9H, H-C9), 2.68 (dd, 2J = 16.6 Hz, 3J = 4.1 Hz, 1H, H-C4), 2.97 (dd, 2J = 16.7 Hz, 3J = 10.2 Hz, 1H, H-C4), 4.13 (q, 3J = 7.1 Hz, 1H, H-C2), 4.87 (dd, J = 9.4 Hz, J = 24.3 Hz, 2H, H-C10), 5.10 (m, 1H, H-C5), 7.31-7.38 (m, 5H, H-C12, H-C13, H-C14, H-C15, H-C16). Die spektroskopischen Daten des 1 H-NMR stimmen mit den in der Literatur [11,65] angegebenen Daten überein. 173 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.1.1.3 Synthese von enantiomerenangereichertem 3-(Benzyloxy(tertbutoxycarbonyl)amino)-4,4,4-triflurbutansäureethylester (3a) mit (S,S)-3,4,5-Triflurphenyl NAS-Bromid (17c) 12 9 8 10 O 7 N F3C 5 O 6 O 11 16 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 1 14 (AAV 1). Zunächst wurde eine Suspension von 15 mg (16 µmol; 25 mol%) des chiralen Phasentransferkatalysators 15 17c in 666 µl Toluol hergestellt. Nacheinander wurden 29.5 mg O 3 4 13 O (0.132 mmol) tert-Butylbenzyloxycarbamat (1), 6.3 µl 12.5 M 2 3a C18H23F3NO5 M = 391.38 g/mol 1 NaOH (0.08 mmol; Eintrag 1-3) bzw. 6.0 µl 50%-ige KOH (0.08 mmol; Einträge 4 und 5) und 10.0 µl (0.067 mmol) (E)-Triflurcrotonsäureethylester (2) Stunden Rühren bei möglichst zugegeben. konstanter Nach 23 Temperatur (idealerweise im Kryostat) wurde das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Das Rohprodukt wurde säulenchromatographisch an Kieselgel (Laufmittel: Cyclohexan und Ethylacetat im Verhältnis 96 : 4 (v/v), versetzt mit 0.2% Diethylamin) gereinigt. Die Bestimmung des eeWerts erfolgte mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IA, Hexan/Isopropanol 98:2 (v/v), 0.5 ml/min, 220 nm). Das gereinigte Produkt wurde als farblose Flüssigkeit von öliger Konsistenz erhalten. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.1 zusammengefasst. HPLC (Chiralpak® IA, Hexan/Isopropanol 98:2 (v/v), 0.5 ml/min, 220 nm): tR1 = 10.3 min tR2 = 11.2 min 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 1.20 (t, 3J = 7.1 Hz, 3H, H-C1), 1.52 (s, 9H, H-C9), 2.68 (dd, 2J = 16.6 Hz, 3J = 4.1 Hz, 1H, H-C4), 2.97 (dd, 2J = 16.7 Hz, 3J = 10.2 Hz, 1H, H-C4), 4.13 (q, 3J = 7.1 Hz, 1H, H-C2), 4.87 (dd, J = 9.4 Hz, J = 24.3 Hz, 2H, H-C10), 5.10 (m, 1H, H-C5), 7.31-7.38 (m, 5H, H-C12, H-C13, H-C14, H-C15, H-C16). Die spektroskopischen Daten des 1H-NMR stimmen mit den angegebenen Daten in der Literatur [11,65] überein. 174 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.1 Ansätze analog AAV 1 unter Variation von Reaktionstemperatur und Base a) Eintrag Base Temperatur Auswaage Ausbeute ee-Wert [%] 1 NaOH (12.5 M) -20°C 18.3 mg 70% 20 2 NaOH (12.5 M) -60°C 10.7 mg 41% 15 3 NaOH (12.5 M) -76°C a) 12.6 mg 48% 24 4 KOH (50%) -20°C 20.9 mg 80% 37 5 KOH (50%) -60°C 13.0 mg 50% 34 die Temperatur konnte über Nacht nicht stabil gehalten werden 8.2.1.2 Allgemeine Arbeitsvorschrift 2 (AAV 2): Gefrierpunktbestimmung Die Bestimmung des Gefrierpunkts wurde mit Hilfe eines Kryostaten vorgenommen. Dieser ermöglichte es, die zu untersuchende Lösung langsam und exakt zu kühlen. Zur genauen Kontrolle wurden zusätzlich zwei Thermometer verwendet. Eines wurde in der zu untersuchenden Lösung angebracht und ein zweites in der nahen Umgebung (außerhalb des Schlenkrohres). Die Lösung wurde zunächst auf -10°C abgekühlt und es wurde gewartet, bis sich die Innentemperatur der Umgebungstemperatur angepasst hatte, bevor die Lösung weiter abgekühlt wurde. Dann wurde in Schritten von je 2°C weiter abgekühlt. Auch hier wird wiederum vor weiterem Abkühlen der Lösung gewartet, bis Innen- und Umgebungstemperatur übereinstimmen. Es wurde so lange in Schritten von je 2°C abgekühlt, bis die Lösung (unter Wärmeentwicklung) ausfriert. Falls nötig wurde auf ein Kältebad (Aceton und Trockeneis) zurückgegriffen, da der verwendete Kryostat nur bis maximal -56°C kühlen kann. Tabelle 8.2 Gefrierpunkt der wässrigen Phase Eintrag Wässrige Phase Konzentration Gefrierpunkt 1 NaOH 12.5 M -19°C 2 KOH 50%-ig (13.45 M) <-77°C 175 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2 Kombination von Palladiumkatalyse und Biokatalyse zur enantioselektiven Synthese eines Alkohols und dessen Umsetzung zum chiralen Amin 8.2.2.1 Allgemeine Arbeitsvorschrift 3 (AAV 3): Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium mit Triethylamin als Base Abbildung 8.2 Suzuki-Kupplung mit Triethylamin als Base Zunächst wird aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Nach 30 Minuten wird diese zu einer, parallel dazu angesetzten 4‘-Iodacetophenon (4), Suspension, 47.4 mg bestehend (0.389 mmol) aus 95.7 mg Phenylboronsäure (19) (0.389 mmol) und 54.2 µl (0.389 mmol) Triethylamin in 1.1-5.0 ml entgastem Isopropanol und 2.9-5 ml entgastem dest. Wasser, gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei 400 Umdrehungen pro Minute und Raumtemperatur wird das Reaktionsgemisch mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert und dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMRSpektroskopie in CDCl3 bestimmt. Zur Bestimmung der Fehlergrenze werden jeweils zwei Ansätze gleichzeitig auf einem Magnetrührer durchgeführt. Insgesamt werden je 6-8 Ansätze bei unterschiedlichen Reaktionsvolumina und variierenden Lösungsmittelverhältnissen Ergebnisse sind tabellarisch zusammengefasst. 176 durchgeführt. Die EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.1.1 Bestimmung der Fehlergrenze der Suzuki-Kupplung in 25% Isopropanol (v/v) bei 86 mM Substrat-Konzentration 5' 9' 10 8' 9 7 6 4' 5 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 3 O 3 2 4 (AAV 3). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 8 5 C14H12O M = 196.24 g/mol 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4), 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 54.2 µl (0.389 mmol) Triethylamin in einer Mischung aus 1.1 ml entgastem Isopropanol und 2.9 ml entgastem dest. Wasser zugegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde der Ansatz gemäß Arbeitsvorschrift 3 aufgearbeitet und das Rohprodukt als brauner Feststoff erhalten. Im 1 H-NMR-Spektrum konnte neben dem Produkt 5 konnte noch unumgesetztes Substrat 4 nachgewiesen werden. 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 2.62 (s, 3H, H-C1), 7.39 (d, 3J = 7.32 Hz, 1H, H-C10), 7.46 (t, 3J = 7.38 Hz, 2H, H-C9, H-C9´), 7.61 (d, 3J = 7.04 Hz, 2H, H-C8, H-C8´), 7.67 (d, 3J = 8.79 Hz, 2H, H-C5, H-C5'), 8.02 (d, 3J = 8.56 Hz, 2H, H-C4, H-C4`). Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen der in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Verbindung und der Literatur [16] überein. Tabelle 8.3 Ergebnisse analog AAV 3 bei 86 mM Substratkonzentration Eintrag Isopropanol-Anteil (v/v) VGesamt Umsatz 1 25% 4.5 ml 91% 2 25% 4.5 ml 91% 3 25% 4.5 ml 93% 4 25% 4.5 ml 91% 5 25% 4.5 ml 90% 6 25% 4.5 ml 91% 7 25% 4.5 ml 94% 8 25% 4.5 ml 93% 177 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.1.2 Bestimmung der Fehlergrenze der Suzuki-Kupplung in 50% Isopropanol (v/v) bei 86 mM Substrat-Konzentration Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 3 O 4' 5' 8' 9' 10 7 6 3 2 (AAV 3). Zunächst wurde aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid 1 und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser 4 5 eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension, 8 bestehend aus 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4), 9 5 C 14 H12 O M = 196.24 g/mol 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 54.2 µl (0.389 mmol) Triethylamin in einer Mischung aus 2.2 ml entgastem Isopropanol und 1.8 ml entgastem dest. Wasser, zugegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur, wurde mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 3 wurde das Rohprodukt als brauner Feststoff erhalten. Im 1H-NMRSpektrum konnte neben dem Produkt 5 konnte noch unumgesetztes Substrat 4 nachgewiesen werden. Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. Tabelle 8.4 Ergebnisse analog AAV 3 bei 86 mM Substratkonzentration (50% IPA) 178 Eintrag Isopropanol-Anteil (v/v) VGesamt Umsatz 1 50% 4.5 ml 93% 2 50% 4.5 ml 96% 3 50% 4.5 ml 92% 4 50% 4.5 ml 92% 5 50% 4.5 ml 92% 6 50% 4.5 ml >95% 7 50% 4.5 ml >95% 8 50% 4.5 ml 93% EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.1.3 Bestimmung der Fehlergrenze der Suzuki-Kupplung in 50% Isopropanol (v/v) bei 39 mM Substrat-Konzentration Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 3 O 4' 5' 8' 9' 10 7 6 3 2 (AAV 3). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine 4 5 Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 8 9 5 C 14 H12 O M = 196.24 g/mol 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4), 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 54.2 µl (0.389 mmol) Triethylamin in 5 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser, zugegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur, wurde mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 3 wurde das Rohprodukt als brauner Feststoff erhalten. Im 1 H-NMR-Spektrum konnte neben dem Produkt 5 konnte noch unumgesetztes Substrat 4 nachgewiesen werden. Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. Tabelle 8.5 Ergebnisse analog AAV 3 bei 39 mM Substratkonzentration Eintrag Isopropanol-Anteil (v/v) VGesamt Umsatz 1 50% 10 ml 94% 2 50% 10 ml >95% 3 50% 10 ml 95% 4 50% 10 ml >95% 5 50% 10 ml >95% 6 50% 10 ml >95% 7 50% 10 ml >95% 8 50% 10 ml >95% 179 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.2 Allgemeine Arbeitsvorschrift 4 (AAV 4): Etablierung der Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium mit Na2CO3 als Base Abbildung 8.3 Suzuki-Kupplung mit Natriumcarbonat als Base Zunächst wird aus 0.3 - 4 mol% Palladiumchlorid und 0.2 - 5 mol% TPPTS in 0.5 - 6.5 ml entgastem dest. Wasser (0.5 ml je 2.7 mg Palladiumchlorid) eine Suspension angesetzt. Nach 30 Minuten wird diese zu einer parallel dazu angesetzten Suspension, bestehend aus einem Äquivalent 4‘-Iodacetophenon (4) (0.389 bzw. 5.057 mmol), einem Äquivalent Phenylboronsäure (19) und 2.5 Äquivalenten Natriumcarbonat in entgastem Isopropanol und entgastem dest. Wasser oder Phosphatpuffer, gegeben (Gesamtvolumen 10 bzw. 130 ml, bei einem Isopropanolanteil von 50% (v/v)). Nach 24 Stunden Rühren bei 400 Umdrehungen pro Minute bei Raumtemperatur wird das Reaktionsgemisch mit 2.5 bzw. 5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert und es wird dreimal mit Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. Gegebenenfalls erfolgt die Reinigung des Produkts. 8.2.2.2.1 Synthese von 4‘-Phenylacetophenon (5) im Maßstab von 10 ml Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 4 O 4' 8' 9' 10 7 5' 3 6 4 2 5 8 9 5 C 14H 12O M = 196.24 g/mol 180 (AAV 4). Zunächst wurde aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid 1 und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension bestehend aus 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4), 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 103.1 mg (0.973 mmol) Natriumcarbonat in 5.0 ml entgastem Isopropanol EXPERIMENTELLER TEIL und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Phosphatpuffer pH 7 gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde das Reaktionsgemisch mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach weiterer Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 4 wurde das Rohprodukt als grauer Feststoff erhalten. Umsatz: >95% Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. 8.2.2.2.2 Synthese von 4‘-Phenylacetophenon (5) im Maßstab von 130 ml Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 4 O 4' 3 5' 8' 9' 7 10 8 6 2 Wasser wurde eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer 5 5 C 14H 12O M = 196.24 g/mol 58.5 ml 11.4 - 143.7 mg (0.4 - 5 mol%) TPPTS in 6.5 ml entgastem dest. 4 9 und (AAV 4). Aus 2.7 - 34.6 mg (0.3 - 4 mol%) Palladiumchlorid und 1 Suspension aus 1.244 g (5.057 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4), 0.617 g (5.057 mmol) Phenylboronsäure (19) und 1.340 g (12.643 mmol) Natriumcarbonat in 65 ml entgastem Isopropanol entgastem dest. Wasser, gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde die Reaktionsmischung mit 5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach weiterer Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 4 wurde das Rohprodukt als brauner Feststoff erhalten. Nach säulenchromatographischer Reinigung an Kieselgel (Laufmittel Cyclohexan/Ethylacetat 4 : 1 (v/v)) oder Filtration wurde das saubere Produkt als weißer Feststoff erhalten. Die Ergebnisse bzgl. der Reduktion der Katalysatorbeladung sind in Tabelle 8.6 zusammengefasst. Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. 181 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.6 Zusammenfassung der Ergebnisse bzgl. Scale-up und Reduktion der Katalysatorbeladung in der Suzuki-Kupplung Eintrag 1 2 3 4 5 PdCl2 TPPTS 4 mol% 5 mol% (1.5 mM) (1.9 mM) 2.6 mol% 3.2 mol% (1 mM) (1.2 mM) 1.3 mol% 1.6 mol% (0.5 mM) (0.6 mM) 0.6 mol% 0.8 mol% (0.2 mM) (0.3 mM) 0.3 mol% 0.4 mol% (0.1 mM) (0.2 mM) n.g.: nicht gereinigt; (v/v)); b) a) Roh-Ausbeute Reinigung isoliert >95% 96% Kieselgel a) 88% >95% 97% Celite b) 94% >95% 99% n.g. n.g. >95% 99% n.g. n.g. >95% 103% Filtration c) 93% säulenchromatographische Reinigung an Kieselgel (Cyclohexan : EtOAc 4:1 Filtration über Celite; 8.2.2.3 Umsatz c) Filtration durch mit Kieselgel gefüllte Pasteurpipette (V = 2 ml) Allgemeine Arbeitsvorschrift 5 (AAV 5): Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium mit NaHCO3 als Base Abbildung 8.4 Suzuki-Kupplung unter Verwendung von NaHCO3 als Base Zunächst wird aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Nach 30 Minuten wird diese zu einer parallel dazu angesetzten Suspension, bestehend aus Natriumhydrogencarbonat (1.0-2.5 Äquivalente), 0.389 mmol Arylhalogenid 4 bzw. rac-29 und 47.4 mg (0.389 mmol) 182 EXPERIMENTELLER TEIL Phenylboronsäure (19) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Phosphatpuffer, gegeben. Nach 24-64 Stunden Rühren bei 400 Umdrehungen pro Minute bei Raumtemperatur wird das Reaktionsgemisch angesäuert. Im Fall des Ketons 4 als Substrat erfolgt das Ansäuern mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1. Im Fall des racemischen Alkohols rac-29 wird das Reaktionsgemisch mit 2.5 M Essigsäure auf pH 5 angesäuert. Anschließend wird dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. 8.2.2.3.1 Synthese von 4‘-Phenylacetophenon 5 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 5 O 4' 8' 9' 10 7 5' 3 6 4 (AAV 5). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 2 5 8 9 5 C 14H 12O M = 196.24 g/mol 1 (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser wurde eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 32.7 - 81.7 mg 95.7 mg (0.389 - 0.973 mmol) (0.389 mmol) (0.389 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 4‘-Iodacetophenon Phenylboronsäure (19) in (4) und 5.0 ml 47.4 mg entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Phosphatpuffer, gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach weiterer Aufarbeitung analog Arbeitsvorschrift 5 wurde das Rohprodukt als brauner Feststoff erhalten. Die Ergebnisse unter Variation von Lösungsmittel und Basenmenge sind in Tabelle 8.7 zusammengefasst. Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. 183 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.7 Ansätze analog zur Synthese von 5 analog AAV 5 Eintrag wässriges Medium NaHCO3 Umsatz [%] 1 IPA / dest. Wasser 2.5 Äquivalente >95 2 IPA / dest. Wasser 1.0 Äquivalente 76 3 IPA / dest. Wasser 2.5 Äquivalente >95 4 IPA / dest. Wasser 2.5 Äquivalente >95 5 IPA / dest. Wasser 2.5 Äquivalente >95 6 IPA / pH 7 2.5 Äquivalente >95 7 IPA / pH 8 2.5 Äquivalente >95 8.2.2.3.2 Synthese von rac-1-(4-Biphenyl)ethanol (rac-6) 5' 9' 10 8' 9 7 6 4' 5 OH 3 2 4 8 rac-6 C14H14O M = 198.26 g/mol Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 5 (AAV 5). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 81.7 mg (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 96.5 mg (0.389 mmol) rac-1-(4‘-Iodphenyl)ethanol (rac-29) und 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Phosphatpuffer pH 7 gegeben. Nach 24 - 64 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde das Reaktionsgemisch mit 2.5 M Essigsäure auf pH 5 angesäuert und analog Arbeitsvorschrift 5 aufgearbeitet. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.8 zusammengefasst. Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit denen des Racemats in Abschnitt 8.2.2.6.2 und der Literatur [16,89] überein. 184 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.8 Ansätze zur Synthese von rac-26 analog AAV 5 8.2.2.4 Eintrag Wässriges Medium Zeit [h] Umsatz [%] 1 IPA / dest. Wasser 24 76 2 IPA / pH 7 24 77 3 IPA / dest. Wasser 64 83 4 IPA / pH 7 64 81 Allgemeine Arbeitsvorschrift 6 (AAV 6): „basenfreie“ Suzuki-Kupplung in wässrigem Reaktionsmedium Abbildung 8.5 Basenfreie Suzuki-Kupplung Zunächst wird aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Nach 30 Minuten wird diese zu einer parallel dazu angesetzten Suspension, bestehend aus 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4), 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem Phosphatpuffer pH 8 (100-200 mM Kpi), gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei 400 Umdrehungen pro Minute bei Raumtemperatur wird das Reaktionsgemisch mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert und es wird dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. 185 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.4.1 Synthese von 4‘-Phenylacetophenon (5) in 100 mM Kpi-Puffer pH 8 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 6 (AAV O 4' 8' 9' 10 7 5' 3 6 4 2 6). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) 1 5 TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 95.7 mg 8 (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4) und 47.4 mg (0.389 mmol) 9 5 C 14H 12O M = 196.24 g/mol Phenylboronsäure (19) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem Puffer pH 8 (100 mM Kpi) gegeben. Nach 24 Stunden Rühren Raumtemperatur wurde das Reaktionsgemisch auf pH 1 angesäuert und nach weiterer Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 6 wurde das Rohprodukt als brauner Feststoff erhalten. Umsatz: 58% Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. 8.2.2.4.2 Synthese von 4‘-Phenylacetophenon (5) in 200 mM Kpi-Puffer pH 8 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 6 (AAV O 4' 8' 9' 7 10 8 5' 3 6 4 9 2 5 5 C 14H 12O M = 196.24 g/mol 6). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) 1 TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4) und 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem Puffer pH 8 (200 mM Kpi) gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde auf pH 1 angesäuert. Nach weiterer Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 6 wurde das Rohprodukt als brauner Feststoff erhalten. Umsatz: 79% Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. 186 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.5 Allgemeine Arbeitsvorschrift 7 (AAV 7): Eignung der Basen bzgl. ihres pHWerts Es wurden je 1.0-2.5 Äquivalente Base (bezogen auf eine Ansatzgröße von 0.389 mmol) in 5 bzw. 10 ml wässrigem Medium gelöst. Als wässriges Medium wurden destilliertes Wasser, 25 mM Phosphatpuffer pH 7 (dest. Wasser / 50 mM Phosphatpuffer 1:1 (v/v)) bzw. 45 mM Phosphatpuffer pH 7 (dest. Wasser / 50 mM Phosphatpuffer 1:9 (v/v)) verwendet. Lediglich die Base Triethylamin wurde in 50 mM Phosphatpuffer gemessen, da deren pH-Wert in dest. Wasser nicht bestimmt werden kann. Die Ergebnisse sind Tabelle 8.9 zusammengefasst. Tabelle 8.9 Ergebnisse der pH-Wert-Messungen 8.2.2.6 Eintrag Base Konzentration Lösungsmittel pH-Wert 1 Et3N 39 mM Puffer pH 7 (50 mM) 10.2 2 Na2CO3 97 mM dest. Wasser 11.3 3 Na2CO3 97 mM Puffer pH 7 (25 mM) 10.4 4 NaHCO3 97 mM dest. Wasser 8.3 5 NaHCO3 97 mM Puffer pH 7 (25 mM) 7.4 6 NaHCO3 97 mM Puffer pH 7 (50 mM) 7.3 Allgemeine Arbeitsvorschrift 8 (AAV 8): Synthese racemischer Alkohole mittels Natriumborhydridreduktion [172] Abbildung 8.6 Synthese racemischer Alkohole Zur Synthese der racemischen Alkohole werden 0.5 mmol des entsprechenden Ketons in 2.8 ml Methanol gelöst. Nach Zugabe von 26.5 mg (0.7 mmol) Natriumborhydrid wird 187 EXPERIMENTELLER TEIL 24 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Die Lösung wird mit 2 M Salzsäure auf pH 7 eingestellt. Die Zugabe von 10 ml dest. Wasser führt zur Bildung eines weißen Niederschlags. Es wird dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1 H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. Die Reinigung erfolgt säulenchromatographisch an Kieselgel. Die Bestimmung des ee-Werts erfolgt mittels chiraler HPLC. 8.2.2.6.1 Synthese von rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol (rac-29) Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 8 (AAV 8). Es wurden 2.46 g (10 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4) in 56 ml Methanol gelöst und portionsweise 0.53 g (14 mmol) Natriumborhydrid zugegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 8 chromatographischer aufgearbeitet. Reinigung an Nach Kieselgel säulen(Laufmittel: Cyclohexan / Ethylacetat 5 : 1 (v/v)) wurde das gereinigte Produkt als weißer-leicht gelblicher Feststoff erhalten. Die Bestimmung des ee-Werts erfolgte mittels chiraler HPLC (Chiralcel® OJ-H, Hexan / Isopropanol 95 : 5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm). Umsatz >95% Ausbeute (gereinigtes Produkt): 89% (2.20 g; 8.9 mmol) Enantiomerenüberschuss: 0% 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ [ppm] = 1.45 (d, 3J = 6.48 Hz, 3H, H-C1), 1.82 (br s, 1H, OH), 4.83 (q, 3 J = 6.44 Hz, 1H, H-C2), 7.11 (d, 3 J = 8.24 Hz, 2H, H-C4, H-C4‘), 7.65 (d, 3 J = 8.36 Hz, 2H, H-C5, H-C5‘). HPLC (Chiralcel® OJ-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR (S) = 20.6 min tR (R) = 21.5 min Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen der Literatur [105] überein. 188 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.6.2 Synthese von rac-1-(4-Biphenyl)ethanol (rac-6) OH 5' 8' 9' 10 7 6 4' 3 2 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 8 (AAV 8). Es wurden 0.49 g (2.5 mmol) 4‘-Phenylacetophenon (5) in 1 14 ml Methanol gelöst. Nach portionsweiser Zugabe von 132.4 mg 4 5 8 9 rac-6 C14H 14O M = 198.26 g/mol (3.5 mmol) Natriumborhydrid Raumtemperatur gerührt. wurde Nach 24 Stunden Aufarbeitung bei gemäß Arbeitsvorschrift 8 wurde das Produkt als weißer Feststoff erhalten. Die Bestimmung des ee-Werts erfolgte mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm). Umsatz: >95% Auswaage: 99% (2.48 mmol) Enantiomerenüberschuss: 0% 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ [ppm] = 1.53 (d, 3J = 6.48 Hz, 3H, H-C1), 1.83 (br s, 1H, OH), 4.94 (q, 3J = 6.46 Hz, 1H, H-C2), 7.33 (t, 3J = 7.34 Hz, 1H, H-C10), 7.43 (m, 4H, H-C4, H-C4´, H-C9, H-C9´), 7.57 (d, 3J = 8.22 Hz, 4H, H-C5, H-C5´, H-C8, H-C8´). HPLC (Chiralpak® IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR (S) = 13.9 min tR (R) = 14.7 min Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen der in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Verbindung und der Literatur [16] überein. 189 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.7 Allgemeine Arbeitsvorschrift 9 (AAV 9): Substitution der Phenylboronsäure durch Phenylboronsäurepinakolester in der Suzuki-Kupplung R O + B wässriges Medium (50% i-PrOH (v/v)) RT, 24h V = 10 ml I 4: R = COCH3 rac-29: R = rac-CHOHCH3 39 mM R 2.5 Äq. NaHCO3 PdCl2/TPPTS O 30 5: R = COCH3 rac-6: R = rac-CHOHCH3 39 mM Abbildung 8.7 Suzuki-Kupplung unter Verwendung von Phenylboronsäurepinakolester (30) Zunächst wird aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Nach 30 Minuten wird diese zu einer parallel dazu angesetzten Natriumhydrogencarbonat, Suspension, 0.389 mmol bestehend Arylhalogenid aus 4 bzw. 81.7 mg rac-29 (0.973 mmol) und 80.2 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäurepinakolester (30) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Phosphatpuffer pH 7, gegeben. Nach 24-64 Stunden Rühren bei 400 Umdrehungen pro Minute bei Raumtemperatur wird das Reaktionsgemisch angesäuert. Im Fall des Ketons 4 als Substrat erfolgt das Ansäuern mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1. Im Fall des Alkohols rac-29 wird das Reaktionsgemisch mit 2.5 M Essigsäure auf pH 5 angesäuert. Anschließend wird dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. 8.2.2.7.1 Synthese von 4‘-Phenylacetophenon (5) Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 9 O 4' 8' 9' 10 7 5' 3 6 4 2 5 8 9 5 C 14H 12O M = 196.24 g/mol 190 (AAV 9). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 81.7 mg (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4) und 80.2 mg (0.389 mmol) EXPERIMENTELLER TEIL Phenylboronsäurepinakolester (30) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach weiterer Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 9 wurde das Rohprodukt als brauner Feststoff erhalten. Umsatz: 93% Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. 8.2.2.7.2 Synthese von rac-1-(4-Biphenyl)ethanol (rac-6) OH 5' 8' 9' 10 7 6 4' 3 2 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 9 (AAV 9). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine 4 5 Suspension angesetzt. Diese wurde zu Suspension aus 81.7 mg 8 9 rac-6 C14H 14O M = 198.26 g/mol (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 96.5 mg (0.389 mmol) rac-1-(4‘-Iodphenyl)ethanol (rac-29) und 80.2 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäurepinakolester (30) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Phosphatpuffer pH 7 gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei bei Raumtemperatur wurde mit 2.5 M Essigsäure auf pH 5 angesäuert. Nach weiterer Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 9 wurde das Rohprodukt als brauner Feststoff erhalten. Die Ergebnisse unter Variation der wässrigen Phase sind in Tabelle 8.10 zusammengefasst. Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit denen des Racemats in Abschnitt 8.2.2.6.2 und der Literatur [16,89] überein. Tabelle 8.10 Ergebnisse zur Synthese von rac-6 analog AAV 9 Eintrag Wässriges Medium Umsatz 1 i-PrOH / dest. Wasser 73% 2 i-PrOH / Puffer pH 7 54% 191 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.8 Allgemeine Arbeitsvorschrift 10 (AAV 10): Photometertest zur Bestimmung der Enzymaktivität (in Abhängigkeit vom Substrat) O OH ADH Puffer pH 7 + NAD(P)H + NAD(P)+ R R 33, 34, 4, 5, 31 R = H, Cl, I, Ph, B(OH)2 35, 36, 29, 6, 37 R = H, Cl, I, Ph, B(OH)2 Abbildung 8.8 Photometertest zur Bestimmung der Enzymaktivität der ADHs Es werden 10 mM Lösungen/Suspensionen der zu untersuchenden Ketone und der Referenzsubstanz in Puffer pH 7 hergestellt. Der Cofaktor wird als 12.5 mM Lösung eingesetzt. In eine Quarzküvette werden zunächst 960 µl bzw. 970 µl Keton-Lösung und 20 µl Cofaktor-Lösung pipettiert und die Absorption bei 340 nm gemessen. Dann werden 20 µl bzw. 10 µl Enzym (in geeigneter Verdünnung) zugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml beträgt und die Messung gestartet. Über einen Zeitraum von 10 Minuten wird alle zwei Sekunden ein Messpunkt aufgenommen. Aus der Anfangssteigung wird dann mittels folgender Formel die Aktivität der ADH (bezogen auf das Substrat) in U/ml berechnet: = ∆ 340 nm ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∆E340 nm/t: Anfangssteigung [1/min] Vg: Gesamtvolumen (1 ml) f: Verdünnungsfaktor ε: Extinktionskoeffizient (6.3 ml/µmol·cm) Vp: Probenvolumen [ml] d: Schichtdicke der Küvette [1 cm] 8.2.2.8.1 Photometertest mit ADH aus Rhodococcus species (Rohextrakt) Die Durchführung der Aktivitätsbestimmung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 10 (AAV 10). Als Referenzsubstanz wird 4‘-Chloracetophenon (34) verwendet. Die für dieses Substrat bestimmte volumetrische Aktivität wird auf 100% gesetzt. Die angegebenen relativen Aktivitäten beziehen sich auf die Aktivität der RR-ADH für die Referenz 34. Als 192 EXPERIMENTELLER TEIL Cofaktor wird NADH eingesetzt. Messungen und Auswertungen zur Bestimmung der Enzymaktivität erfolgten analog der Beschreibung in Arbeitsvorschrift 10. Tabelle 8.11 Ergebnisse der Photometertests mit ADH aus Rhodococcus sp. ∆E340 nm/t Vol. Aktivität Rel. Aktivität [1/min] [U/ml] [%] 1 b) 0.7334 90 100 4'-Iodacetophenon 1 b) 0.8313 81 90 3 4'-Phenylacetophenon 1 b) 0.7072 67 74 4 4‘-Chloracetophenon 2 c) 1.0137 80 100 5 4‘-Iodacetophenon 2 c) 0.8802 70 88 6 4‘-Phenylacetophenon 2 c) 0.8409 67 84 7 4‘-Chloracetophenon 3 b) 0.8447 74 100 8 4‘-Iodacetophenon 3 b) 1.0425 91 123 9 4‘-Phenylacetophenon 3 b) 0.5817 51 69 10 4‘-Chloracetophenon 4 b) 0.3878 34 100 11 4‘-Iodacetophenon 4 b) 0.4094 36 106 12 4‘-Phenylacetophenon 4 b) 0.3825 33 97 13 4‘-Acetylphenylboronsäure 4 b) 0.0295 2 8 Eintrag a) Keton Charge 1 4‘-Chloracetophenon 2 a) Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), d = 1 cm, VP = 0.02 ml; 8.2.2.8.2 b) f = 11; c) f = 10 Photometertest mit ADH aus Lactobacillus kefir (Rohextrakt) Die Durchführung der Photometertests erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 10 (AAV 10). Als Referenzsubstanz wurde Acetophenon (34) verwendet. Die angegebenen relativen Aktivitäten beziehen sich auf die Aktivität für Acetophenon. Die Aktivität der Lk-ADH wird für die Referenzsubstanz 34 auf 100% festgesetzt. Die Substrat-Lösungen und die Referenz-Lösung werden mit wenig Magnesiumchlorid (1 mM) versetzt, da das Enzym Magnesium-Ionen für die Stabilisierung der Struktur benötigt. Als Cofaktor wird NADPH 193 EXPERIMENTELLER TEIL eingesetzt. Messungen und Auswertungen zur Bestimmung der Enzymaktivität erfolgten analog Arbeitsvorschrift 10. Tabelle 8.12 Ergebnisse der Photometertests mit ADH aus L. kefir (Rohextrakt) ∆E340 nm/t Vol. Aktivität Rel. Aktivität [1/min] [U/ml] [%] 5 0.6471 1032 100 4‘-Iodacetophenon 5 0.6888 1099 106 3 4‘-Phenylacetophenon 5 0.0897 143 14 4 Acetophenon 6 0.6932 1100 100 5 4‘-Iodacetophenon 6 0.5126 813 74 6 4‘-Phenylacetophenon 6 0.0720 114 10 7 Acetophenon 7 0.9155 1453 100 8 4‘-Iodacetophenon 7 0.7193 1141 79 9 4‘-Phenylacetophenon 7 0.0586 93 7 10 4‘-Acetylphenylboronsäure 7 0.3423 543 37 11 Acetophenon 8 0.7667 1217 100 12 4‘-Iodacetophenon 8 0.6914 1097 90 Eintrag a) Substrat Charge 1 Acetophenon 2 a) Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), d = 1 cm, VP = 0.02 ml; f = 200 8.2.2.8.3 Photometertest mit ADH aus Lactobacillus kefir (gereinigt) Die Bestimmung der Enzymaktivität erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 10 (AAV 10). Es wurden 10 mM Lösungen/Suspensionen der zu untersuchenden Ketone und der Referenzsubstanz Acetophenon (34) in Puffer pH 7 hergestellt. Diese wurden mit einer kleinen Menge Magnesiumchlorid versetzt (1 mM). Der Cofaktor wurde als 12.5 mM NADPH-Lösung eingesetzt. In eine Quarzküvette werden zunächst 960 µl Keton-Lösung und 20 µl NADPH-Lösung pipettiert und die Absorption bei 340 nm gemessen. Dann wurden 20 µl Enzym hinzugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml betrug. 194 EXPERIMENTELLER TEIL Messungen und Auswertungen zur Bestimmung der Enzymaktivität erfolgten analog Arbeitsvorschrift 10. Tabelle 8.13 Aktivität der partiell gereinigten ADH aus L. kefir ∆E340 nm/t Vol. Aktivität Rel. Aktivität [1/min] [U/ml] [%] Acetophenon 0.6546 520 100 9 b) 4‘-Iodacetophenon 0.4737 376 72 3 9 b) 4‘-Phenylacetophenon 0.1012 80 15 4 10 c) Acetophenon 0.5850 930 100 5 10 c) 4‘-Iodacetophenon 0.5140 816 88 6 10 c) 4‘-Phenylacetophenon 0.0853 135 15 7 11 d) Acetophenon 0.8587 1363 100 8 11 d) 4‘-Iodacetophenon 0.6461 1025 75 9 11 d) 4‘-Phenylacetophenon 0.1029 163 12 Eintrag a) Charge Substanz 1 9 b) 2 a) Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.02 ml, d = 1 cm; b) f = 100; c) f = 200; die Proteinkonzentration wurde mittels Bradford-Test am FZ Jülich durch Thorsten Rosenbaum auf 90 mg/ml bestimmt; d) f = 200; die Proteinkonzentration wurde mittels Bradford-Test am FZ Jülich durch Thorsten Rosenbaum auf 55 mg/ml bestimmt 8.2.2.9 Allgemeine Arbeitsvorschrift 11 (AAV 11): Photometertest zur Bestimmung des Einflusses verschiedener Additive aus der Suzuki-Kupplung auf die ADHs O + NAD(P)H 5 OH Additiv Alkoholdehydrogenase + NAD(P)+ wässriges Medium 6 Abbildung 8.9 Photometertest bzgl. Einfluss verschiedener Additive 195 EXPERIMENTELLER TEIL Es werden 10 mM Suspensionen von 4‘-Phenylacetophenon (5) in Puffer pH 7 (50 mM) oder einer 1:1 Mischung, bestehend aus Puffer pH 7 und dest. Wasser, hergestellt und mit dem zu untersuchenden Additiv in unterschiedlicher Konzentration versetzt (86 mM Phenylboronsäure und Triethylamin entsprechen dabei der Konzentration bei einem Reaktionsvolumen von 4.5 ml). Der Cofaktor wird als 12.5 mM Lösung eingesetzt. In eine Quarzküvette werden zunächst 960 µl Keton-Lösung und 20 µl Cofaktor-Lösung pipettiert und die Absorption gemessen. Dann werden 20 µl Enzym in geeigneter Verdünnung zugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml beträgt und die Messung gestartet. Über einen Zeitraum von 10 Minuten wird alle zwei Sekunden ein Messpunkt aufgenommen. Aus der Anfangssteigung wird dann mittels folgender Formel die Aktivität der Alkoholdehydrogenase in U/ml berechnet: = ∆ 340 nm ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∆E340 nm/t: Anfangssteigung [1/min] Vg: Gesamtvolumen (1 ml) f: Verdünnungsfaktor Vp: Probenvolumen [ml] d: Schichtdicke der Küvette [cm] Vor und nach jeder Messung von 4‘-Phenylacetophenon (5) mit einem Additiv wird eine 10 mM Suspension von 4‘-Phenylacetophenon (5) ohne Additiv gemessen. Die relative Aktivität des Enzyms für diese Messung wird auf 100% festgesetzt. 8.2.2.9.1 Einfluss auf ADH aus Rhodococcus species Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 11 (AAV 11). Die Aktivität der ADH aus Rhodococcus species für das Substrat 4‘-Phenylacetophenon (5) wird auf 100% festgesetzt. Die angegebenen relativen Aktivitäten beziehen sich auf die Aktivität der ADH in Gegenwart verschiedener Additive und der jeweiligen Konzentration. Als Cofaktor wurde NADH eingesetzt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.14 zusammengestellt und in Abbildung 4.25 bis Abbildung 4.28 graphisch dargestellt. 196 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.14 Inhibierung der ADH aus Rhodococcus sp. durch verschiedene Additive Konz. Additiv Additiv 1 TPPTS 0 50 mM 100 2 TPPTS 1 50 mM 85 3 TPPTS 2 50 mM 82 4 TPPTS 4 50 mM 88 5 TPPTS 0 25 mM 100 6 TPPTS 1 25 mM 100 7 TPPTS 2 25 mM 97 8 TPPTS 4 25 mM 92 9 PdCl2 0 50 mM 100 10 PdCl2 0.8 50 mM 100 11 PdCl2 1.5 50 mM 92 12 PdCl2 3 50 mM 95 13 PdCl2 0 25 mM 100 14 PdCl2 0.8 25 mM 103 15 PdCl2 1.5 25 mM 101 16 PdCl2 3 25 mM 93 17 Triethylamin 0 50 mM 100 18 Triethylamin 19 50 mM 100 19 Triethylamin 39 50 mM 9 20 Triethylamin 86 50 mM 3 [mM] Puffer pH 7 Rel. Aktivität Eintrag [%] 197 EXPERIMENTELLER TEIL 21 Triethylamin 0 25 mM 100 22 Triethylamin 19 25 mM 40 23 Triethylamin 39 25 mM 14 24 Triethylamin 86 25 mM 1 25 Phenylboronsäure 0 50 mM 100 26 Phenylboronsäure 19 50 mM 79 27 Phenylboronsäure 39 50 mM 65 28 Phenylboronsäure 86 50 mM 45 29 Phenylboronsäure 0 25 mM 100 30 Phenylboronsäure 19 25 mM 59 31 Phenylboronsäure 39 25 mM 48 32 Phenylboronsäure 86 25 mM 36 33 Pinakolester 30 0 50 mM 100 34 Pinakolester 30 19 50 mM 74 35 Pinakolester 30 39 50 mM 39 36 Pinakolester 30 86 50 mM 34 37 Pinakolester 30 0 25 mM 100 38 Pinakolester 30 19 25 mM 80 39 Pinakolester 30 39 25 mM 65 40 Pinakolester 30 86 25 mM 80 8.2.2.9.2 Einfluss auf gereinigte ADH aus Lactobacillus kefir Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 11 (AAV 11). Die Aktivität der partiell gereinigten ADH aus Lactobacillus kefir für das Substrat 4‘-Phenylacetophenon (5) wird auf 100% festgesetzt. Die angegebenen relativen Aktivitäten beziehen sich auf die Aktivität der ADH in Gegenwart verschiedener Additive und der jeweiligen Konzentration. Als 198 EXPERIMENTELLER TEIL Cofaktor wurde NADPH eingesetzt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.15 zusammengefasst und Abbildung 4.39, Abbildung 4.40 und Abbildung 4.41 graphisch dargestellt. Tabelle 8.15 Inhibierung der gereinigten ADH aus L. kefir durch verschiedener Additive Eintrag Additiv Konz. Additiv [mM] Puffer pH 7 Rel. Aktivität [%] 1 TPPTS 0 50 mM 100 2 TPPTS 2 50 mM 95 3 TPPTS 4 50 mM 93 4 PdCl2 0 50 mM 100 5 PdCl2 1.5 50 mM 93 6 PdCl2 3 50 mM 102 7 Phenylboronsäure 0 50 mM 100 8 Phenylboronsäure 19 50 mM 62 9 Phenylboronsäure 39 50 mM 39 8.2.2.10 Allgemeine Arbeitsvorschrift 12 (AAV 12): Photometertest zur Bestimmung der Enzymaktivität in Abhängigkeit vom pH-Wert Abbildung 8.10 Photometertest zur Bestimmung der pH-Abhängigkeit 199 EXPERIMENTELLER TEIL Es werden 10 mM Lösungen von Acetophenon (33) sowohl in Puffer pH 7 (50 mM, Phosphatpuffer), in Puffer pH 8 (200 mM, Kaliumphosphatpuffer/KOH) und auch in einer Natriumhydrogencarbonat-lösung (97 mM in dest. Wasser) hergestellt. Diese werden mit einer kleinen Menge Magnesiumchlorid versetzt (1 mM). Der Cofaktor wird als 12.5 mM NADPH-Lösung eingesetzt. In eine Quarzküvette werden zunächst 960 µl Keton-Lösung und 20 µl NADPH-Lösung pipettiert und die Absorption bei 340 nm gemessen. Dann werden 20 µl Enzym hinzugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml beträgt. Aus der Anfangssteigung wird dann mittels folgender Formel die Aktivität der Lk-ADH in U/ml berechnet: = ∆ 340 nm ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∆E340 nm/t: Anfangssteigung [1/min] Vg: Gesamtvolumen (1 ml) f: Verdünnungsfaktor Vp: Probenvolumen [ml] d: Schichtdicke der Küvette [cm] 8.2.2.10.1 Photometertest mit ADH aus Lactobacillus kefir (Rohextrakt) Die Durchführung der Aktivitätsbestimmung in Abhängigkeit vom pH-Wert erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 12 (AAV 12). Als Substrat wurde die Referenzverbindung Acetophenon (33) verwendet. Die für dieses Substrat in Puffer pH 7 bestimmte volumetrische Aktivität [U/ml] wird auf 100% gesetzt. Die angegebenen relativen Aktivitäten der ADH aus L. kefir beziehen sich auf die Aktivität für Acetophenon (33) in Puffer pH 7. Tabelle 8.16 Ergebnisse der pH-Abhängigkeit der ADH aus L. kefir (Rohextrakt) a) ∆E340 nm/t Vol. Aktivität Rel. Aktivität [1/min] [U/ml] [%] pH 7 (50 mM) 0.7667 1217 100 8 pH 8 (200 mM) 0.3624 575 47 8 NaHCO3 (97 mM) 0.2452 389 32 Eintrag a) Charge wässriges Medium 1 8 2 3 Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.02 ml, d = 1 cm, f = 200 200 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.10.2 Photometertest mit ADH aus Lactobacillus kefir (gereinigt) Die Durchführung der Aktivitätsbestimmung in Abhängigkeit vom pH-Wert erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 12 (AAV 12). Als Substrat wurde die Referenzverbindung Acetophenon (33) verwendet. Die für dieses Substrat in Puffer pH 7 bestimmte volumetrische Aktivität [U/ml] wird auf 100% gesetzt. Die angegebenen relativen Aktivitäten der ADH aus L. kefir beziehen sich auf die Aktivität für Acetophenon (33) in Puffer pH 7. Tabelle 8.17 Ergebnisse der pH-Abhängigkeit der gereinigten ADH aus L. kefir ∆E340 nm/t Vol. Aktivität Rel. Aktivität [1/min] [U/ml] [%] pH 7 (50 mM) 0.7069 561 100 9 b) pH 8 (200 mM) 0.2636 209 37 3 9 b) NaHCO3 (97 mM) 0.2124 169 30 4 10 c) pH 7 (50 mM) 0.6410 1017 100 5 10 c) pH 8 (200 mM) 0.3639 578 57 6 10 c) NaHCO3 (97 mM) 0.2315 367 36 7 11 d) pH 7 (50 mM) 0.9741 1546 100 8 11 d) pH 8 (200 mM) 0.5458 866 56 9 11 d) NaHCO3 (97 mM) 0.3533 561 36 Eintrag a) Charge Wässriges Medium 1 9 b) 2 a) Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.02 ml, d = 1 cm; b) f = 100, c) f = 200, d) f = 200 8.2.2.11 Allgemeine Arbeitsvorschrift 13 (AAV 13): Enzymatische Reduktion unter Substrat-gekoppelter Cofaktorregenerierung Abbildung 8.11 Enzymatische Reduktion unterschiedlich substituierter Acetophenone 201 EXPERIMENTELLER TEIL Zunächst wird das Keton (0.25-0.389 mmol) in einer Mischung aus Isopropanol und Puffer oder Isopropanol und 97 mM Natriumhydrogencarbonat-Lösung in einem Gesamtvolumen von 10 ml gelöst. Anschließend werden Enzym und Cofaktor zugegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wird dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert und die vereinigten organischen Lösungsmittel wird Phasen am werden über Rotationsverdampfer Magnesiumsulfat entfernt und getrocknet. das Das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. Der ee-Wert wird mittels chiraler HPLC bestimmt. Eine Reinigung des Produkts erfolgt gegebenenfalls säulenchromatographisch an Kieselgel. 8.2.2.11.1 Synthese von (S)-1-(4-Biphenyl)ethanol ((S)-6) Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 13 (AAV 13). Zu einer Suspension von 49.1 -76.3 mg (0.25 - 0.389 mmol) 4’-Phenylacetophenon (5) in 5.0 ml Puffer pH 7 und 5.0 ml Isopropanol wurden 18 mg (0.027 mmol) NAD+ und 64 U/mmol RR-ADH (bezogen auf das Substrat 5) gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 13 aufgearbeitet. Der ee-Wert wurde mittels chiraler (Chiralpak® IB, HPLC Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt.Die Ergebnisse unter Verwendung verschiedener Enzymchargen sind in Tabelle 8.18 zusammengefasst. Für ein Beispiel (Tabelle 8.18, Eintrag 1) wurde das Rohprodukt säulenchromatographisch an Kieselgel (Laufmittel: Cyclohexan/Ethylacetat 4 : 1 (v/v)) gereinigt. Das saubere Produkt (S)-6 wurde als weißer Feststoff in einer Ausbeute von 64% und einem Enantiomerenüberschuss von >99% ee erhalten. HPLC (Chiralpak® IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 13.1 min tR(R) = (14.0 min) Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. 202 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.18 Zusammenfassung der Biotransformationen unter Verwendung der ADH aus Rhodococcus sp. Wässriges IPA-Anteil Ansatzgröße Enzymmenge Umsatz ee-Wert Medium (v/v) [mmol] [µl] [%] [%] 1 IPA / pH 7 25% 0.25 232 a) 77 >99 2 IPA / pH 7 50% 0.25 232 a) >95 >99 3 IPA / pH 7 50% 0.25 240 b) >95 >99 4 IPA / pH 7 50% 0.25 315 c) >95 >99 Eintrag a) 64 U/mmol RR-ADH Charge 1; 8.2.2.11.2 5' I 6 4' 5 b) 64 U/mmo RR-ADH-Charge 2; c) 64 U/mmo RR-ADH Charge 3 Synthese von (R)-1-(4-Iodphenyl)ethanol ((R)-29) OH 3 2 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 13 (AAV 13). Zu einer Lösung von 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4) in 1 4 (R)-29 C8H7IO M = 248.06 g/mol 5.0 ml Isopropanol und 5.0 ml Puffer pH 7 wurden wenig Magnesiumchlorid (~1 mM), 107 µl ADH aus L. kefir (300 U/mmol bezogen auf 4; Charge 7) und 17 mg (0.022 mmol) NADP+ hinzugefügt. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 13 aufgearbeitet und das Rohprodukt als orangefarbener Feststoff erhalten. Die Bestimmung des ee-Werts erfolgte mittels chiraler HPLC (Chiralcel® OJ-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm). Umsatz: >95% Auswaage: 95% (92.0 mg; 0.371 mmol) Enantiomerenüberschuss: >99% 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3): δ [ppm] = 1.45 (3H, d, 3J = 6.52 Hz, H-C1), 4.84 (1H, q, 3 J = 6.44 Hz, H-C2), 7.11 (2H, d, 3J = 8.32 Hz, H-C4, H-C4‘), 7.66 (2H, d, 3J = 8.32 Hz, H-C5, H-C5‘). HPLC (Chiralcel® OJ-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): 203 EXPERIMENTELLER TEIL tR(S) = 20.5 min tR(R) = 21.5 min Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen aus der Doktorarbeit von Marina Kraußer [105] überein. 8.2.2.11.3 5' 8' 9' 10 9 7 6 Synthese von (R)-1-(4-Biphenyl)ethanol ((R)-6) mit Lk-ADH Rohextrakt 4' 5 OH 3 2 4 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 13 (AAV 13). Zu einer Suspension von 76.3 mg (0.389 mmol) 1 4’-Phenylacetophenon (5) in 5.0 ml Puffer und 5.0 ml Isopropanol wurden wenig Magnesiumchlorid (~1 mM), 18 mg (0.024 mmol) 8 (R)-6 C14H14O M = 198.26 g/mol NADP+ und 118 U/mmol ADH aus L.kefir (Aktivität bezogen auf das Substrat 5 bei entsprechendem pH-Wert) gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 13 aufgearbeitet. Der ee-Wert wurde mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IB bzw. AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Die Ergebnisse unter Verwendung verschiedener Enzymchargen sind in Tabelle 8.19 zusammengestellt. Für ein Beispiel (Tabelle 8.19, Eintrag 2) wurde das Rohprodukt säulenchromatographisch an Kieselgel (Laufmittel: Cyclohexan/Ethylacetat 4 : 1 (v/v)) gereinigt. Das saubere Produkt (R)-6 wurde als weißer Feststoff in einer Ausbeute von 68% und einem Enantiomerenüberschuss von >99% ee erhalten. HPLC (Rohprodukt; Chiralpak® IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 13.1 min tR(R) = 13.9 min HPLC (gereinigtes Produkt; Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol = 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 15.8 min tR(R) = 16.7 min Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. 204 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.19 Reduktion von 4'-Phenylacetophenon (5) unter Verwendung von ADH aus L. kefir (Rohextrakt) Wässriges IPA-Anteil Ansatzgröße Medium (v/v) [mmol] [µl] [%] [%] 1 IPA / pH 7 50% 0.25 322 a) >95 >99 2 IPA / pH 7 50% 0.389 322 a) >95 >99 3 IPA / pH 7 50% 0.389 404 b) 87 >99 4 IPA / pH 7 50% 0.389 495 c) 94 >99 5 IPA / pH 8 50% 0.389 1076 d) >95 >99 Eintrag a) 118 U/mmol Lk-ADH Charge 5; d) 118 U/mmol Lk-ADH Charge 7, Aktivität angepasst an Puffer pH 8 8.2.2.11.4 5' 8' 7 10 8 118 U/mmol Lk-ADH Charge 6; c) ee-Wert 118 U/mmol Lk-ADH Charge 7; Synthese von (R)-1-(4-Biphenyl)ethanol ((R)-6) mit gereinigter Lk-ADH OH 9' b) Enzymmenge Umsatz 6 4' 3 2 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 13 (AAV 13). 1 Zu einer Lösung von 81.7 mg (0.389 mmol) Natriumhydrogencarbonat in 5 ml dest. Wasser oder Puffer pH7 4 5 9 (R)-6 C 14 H 14 O M = 198.26 g/mol und 5 ml Isopropanol wurden 76.3 mg (0.389 mmol) 4‘-Phenylacetophenon (5), wenig Magnesiumchlorid (~1 mM), 118 U/mmol ADH aus L. kefir (Aktivität bezogen auf das Substrat 5 bei eintsprechendem pH-Wert) und 18 mg (0.024 mmol) NADP+ gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 13 aufgearbeitet und das Rohprodukt als weißer Feststoff erhalten. Der ee-Wert wurde mittels chiraler HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Die Ergebnisse, die unter Verwendung verschiedener Enzymchargen erzielt wurden, sind in Tabelle 8.20 zusammengefasst. HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 17.8 min tR(R) = 19.2 min 205 EXPERIMENTELLER TEIL Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. Tabelle 8.20 Zusammenfassung der Ergebnisse zur Reduktion von 4'-Phenylacetophenon unter Verwendung von Lk-ADH (gereinigt) Wässriges IPA-Anteil Enzymmenge Umsatz ee-Wert Medium (v/v) [ml] [%] [%] 1 IPA / NaHCO3 (aq) 50% 2.30 a) 63 >99 2 IPA / NaHCO3 (aq) 50% 0.95 b) 35 >99 3 IPA / pH 7 50% 0.34 c) 54 >99 4 IPA / NaHCO3 (aq) 50% 0.78 d) 20 >99 Eintrag a) 118 U/mmol Lk-ADH Charge 9 bezogen auf 97 mM NaHCO3 (aq); bezogen auf 97 mM NaHCO3 (aq); d) c) b) 118 U/mmol Lk-ADH Charge 10 118 U/mmol Lk-ADH Charge 10, bezogen auf Puffer pH 7; 118 U/mmol Lk-ADH Charge 11 bezogen auf 97 mM NaHCO3 (aq) 8.2.2.12 Allgemeine Arbeitsvorschrift 14 (AAV 14): Eintopfreaktion mit Na2CO3 als Base Abbildung 8.12 Eintopfreaktion unter Verwendung von Natriumcarbonat als Base Zunächst wird aus 2.7 mg Palladiumchlorid und 11.4 mg TPPTS in 0.5 bzw. 2 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Nach 30 Minuten wird diese zu einer parallel dazu angesetzten Suspension, bestehend aus einem Äquivalent 4‘-Iodacetophenon (4) (0.389 bzw. 5.057 mmol), einem Äquivalent Phenylboronsäure (19) und 2.5 Äquivalenten Natriumcarbonat in 5 bzw. 65 ml entgastem Isopropanol und 4.5 bzw. 63 ml entgastem dest. 206 EXPERIMENTELLER TEIL Wasser oder Phosphatpuffer pH 7 gegeben, so dass die Endkonzentration von 4‘-Iodacetophenon 39 mM beträgt. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wird der pH-Wert mit 2.5 M bzw. konzentrierter Salzsäure auf pH 7 adjustiert, bevor Enzym und Cofaktor (NAD(P)+) zugegeben werden. Nach weiteren 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wird dreimal mit Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. Der ee-Wert wird mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IB oder AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Die Reinigung des Produkts erfolgt gegebenenfalls säulenchromatographisch an Kieselgel. 8.2.2.12.1 Synthese von (S)-1-(4-Biphenyl)ethanol ((S)-6) Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 14 (AAV 14). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4), 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 103.1 mg (0.973 mmol) Natriumcarbonat in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem Puffer pH 7 oder dest. Wasser gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde der pH-Wert mit 2.5 M Salzsäure auf pH 7 eingestellt, bevor 373 µl ADH aus Rhodococcus sp. (64 U/mmol bezogen auf 5; Charge 2) und 26 mg (0.039 mmol) NAD+ zugegeben wurden. Nach weiteren 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 14 aufgearbeitet. Das Rohprodukt wurde als hellgelber Feststoff erhalten. Der ee-Wert des Rohprodukts wurde mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Nach säulenchromatographischer Reinigung an Kieselgel (Laufmittel: Cyclohexan/Ethylacetat 4:1 (v/v)) wurde das saubere Produkt als weißer Feststoff isoliert. Umsatz: >95% (96% (S)-6, 4% 5) Auswaage (Rohprodukt): 74.2 mg Ausbeute (gereinigtes Produkt): 72% (55.5 mg; 0.280 mmol) Enantiomerenüberschuss: >99% 207 EXPERIMENTELLER TEIL HPLC (Rohprodukt; Chiralpak® IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 13.1 min tR(R) = 14.0 min HPLC (gereinigtes Produkt; Chiralpak® IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 14.8 min tR(R) = 15.7 min Analog der hier beschriebenen Synthese wurde ein Experiment in Isopropanol und dest. Wasser, statt Isopropanol und Puffer pH 7, durchgeführt. Dabei wurde das Produkt (S)-6 mit einem Umsatz von 97% und einem ee-Wert von >99% erhalten. Als einziges Nebenprodukt entstand das Kupplungsprodukt 5 mit einem Anteil von 3%. Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. 8.2.2.12.2 5' 9' 10 8' 9 7 6 Synthese von (R)-1-(4-Biphenyl)ethanol ((R)-6) 4' 5 OH 3 2 4 8 (R)-6 C14H14O M = 198.26 g/mol Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 14 (AAV 14). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4), 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 103.1 mg (0.973 mmol) Natriumcarbonat in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Puffer pH 7 gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde der pH-Wert mit 2.5 M Salzsäure auf pH 7 eingestellt, bevor wenig Magnesiumchlorid (1 mM), 118 U/mmol ADH aus L. kefir (Aktivität bezogen auf 5) und 18 mg (0.024 mmol) NADP+ zugegeben wurden. Nach weiteren 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur erfolgte die Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 14. Der ee-Wert wurde mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IB bzw. AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Die Ergebnisse, die unter Verwendung verschiedener Enzymchargen erzielt wurden, sind in Tabelle 8.21 zusammengefasst. 208 EXPERIMENTELLER TEIL Für ein Beispiel (Tabelle 8.21, Eintrag 2) wurde das Rohprodukt säulenchromatographisch an Kieselgel (Laufmittel: Cyclohexan/Ethylacetat 4 : 1 (v/v)) gereinigt. Das saubere Produkt (R)-6 wurde als weißer Feststoff in einer Ausbeute von 72% und einem Enantiomerenüberschuss von >99% ee erhalten. HPLC (Rohprodukt; Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 15.3 min tR(R) = 16.6 min HPLC (sauberes Produkt; Chiralpak® IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 14.3 min tR(R) = 15.2 min Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. Tabelle 8.21 Zusammenfassung der Ergebnisse der Eintopfreaktion mit Na2CO3 (Lk-ADH) Umsatz [%] Eintrag a) Enzym [µl] ee-Wert von 6 [%] Wässriges Medium 4 5 29 6 1 322 a) IPA / pH 7 - 14 - 86 >99 2 322 a) IPA / dest. Wasser - 8 - 92 >99 3 404 b) IPA / pH 7 - 9 - 91 >99 4 404 b) IPA / dest. Wasser - 6 - 94 >99 Lk-ADH Charge 5; 8.2.2.12.3 b) Lk-ADH Charge 6 Synthese von (R)-6 im Maßstab von 130 ml OH 5' 8' 9' 10 7 6 4' 3 2 (AAV 14). Aus 2.7 mg (0.3 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 (0.4 mol%) TPPTS wurde in 2 ml entgastem dest. Wasser eine 4 5 8 9 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 14 (R)-6 C 14 H 14 O M = 198.26 g/mol Suspension angesetzt. Diese wurde zu Suspension aus 1.244 g (5.057 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4), 0.617 g (5.057 mmol) 209 EXPERIMENTELLER TEIL Phenylboronsäure (19) und 1.340 g (12.643 mmol) Natriumcarbonat in 65.0 ml entgastem Isopropanol und 63.0 ml entgastem dest. Wasser gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde der pH-Wert auf pH 7 adjustiert, bevor 12.4 mg (0.130 mmol) Magnesiumchlorid, 5.25 ml ADH aus L. kefir (118 U/mmol bezogen auf 5; Charge 6) und 234 mg (0.306 mmol) NADP+ zugegeben wurden. Nach weiteren 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde dreimal mit je 130 ml Dichlormethan extrahiert. Dabei bildete sich eine Emulsion. Die weitere Aufarbeitung erfolgte analog der allgemeine Arbeitsvorschrift 14. Der ee-Wert wurde mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IB bzw. AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Nach säulenchromatographischer Reinigung an Kieselgel (Laufmittel: Cyclohexan/Ethylacetat 4:1 (v/v); Ø 5.5 cm, Höhe 15 cm) wurde das Produkt als weißer Feststoff erhalten. Umsatz: >95% (88% (R)-6, 12% 5) Auswaage (Rohprodukt): 817 mg Ausbeute (gereinigtes Produkt): 66% (660 mg; 3.330 mmol) Enantiomerenüberschuss: >99% HPLC (Rohprodukt; Chiralpak® IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 13.7 min tR(R) = 14.5 min HPLC (gereinigtes Produkt; Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 15.9 min tR(R) = 17.1 min Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. 210 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.13 Allgemeine Arbeitsvorschrift 15 (AAV 15): Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg A Abbildung 8.13 Eintopfreaktion unter Verwendung von NaHCO3 als Base Zunächst wird aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Nach 30 Minuten wird diese zu einer parallel dazu angesetzten Suspension, bestehend aus 81.7 mg (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4) und 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml Phosphatpuffer pH 7, gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur und 400 Umdrehungen pro Minute wird ggf. mit 2.5 M Salzsäure der pH-Wert auf pH 7 adjustiert, bevor wenig Magnesiumchlorid (1 mM), 118 U/mmol ADH aus L. kefir (Aktivität bezogen auf 5 bei pH 7 oder pH 8) und 18 mg (0.024 mmol) NADP+ zugegeben werden. Nach weiteren 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wird dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. Der ee-Wert wird mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IB oder AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Synthese von (R)-1-(4-Biphenyl)ethanol ((R)-6) OH 5' 8' 9' 10 7 6 4' 3 2 4 5 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 15 (AAV 15Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 8 9 (R)-6 C 14 H 14 O M = 198.26 g/mol 211 EXPERIMENTELLER TEIL 81.7 mg (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon und 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Puffer gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurden wenig Magnesiumchlorid (1 mM), 118 U/mmol Lk-ADH (bezogen auf 5 bei entsprechenden pH-Wert) und 18 mg (0.024 mmol) NADP+ zugegeben. Nach weiteren 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 15 aufgearbeitet und das Rohprodukt als hellgelber Feststoff erhalten. Der ee-Wert des Rohprodukts wurde mittels chiraler HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Die Ergebnisse, die unter Verwendung verschiedener Enzymchargen erzielt wurden, sind in Tabelle 8.22 zusammengefasst. Tabelle 8.22 Zusammenfassung der Ergebnisse der Eintopfreaktion mit NaHCO3 wässrige Eintrag a) Phase a) pH adj. 46 U Enzym b) bezogen auf [µl] 5 29 6 von 6 [%] Umsatz [%] ee-Wert 1 dest. H2O 2.5 M HCl pH 7 495 5 - 95 >99 2 pH 7 2.5 M HCl pH 7 495 5 - 95 >99 3 pH 7 - pH 7 495 77 2 21 n.b. 4 dest. H2O - pH 7 495 67 - 33 >99 5 dest. H2O - pH 8 1076 6 - 94 >99 6 pH 7 - pH 8 1076 30 - 70 >99 7 dest. H2O - pH 8 1076 14 - 86 >99 8 pH 7 - pH 8 1076 30 4 66 n.b. 9 dest. H2O - pH 8 1190 c) 7 - 93 >99 Abgesehen von 5.0 ml Isopropanol und 0.5 ml dest. Wasser für Katalysatorlösung; Charge 7; c) b) Lk-ADH Enzymmenge angepasst auf 46 U, nach dem das Enzym durch Lagerung an Aktivität verloren hatte Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. 212 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.14 Allgemeine Arbeitsvorschrift 16 (AAV 16): Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Weg B Abbildung 8.14 Eintopfreaktion mit NaHCO3 als Base – Variation der Reaktionssequenz Zu einer Lösung von 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 5.0 ml entgastem Puffer pH 7 werden wenig Magnesiumchlorid (1 mM), 107 µl Lk-ADH (300 U/mmol bezogen auf das Substrat 4, Charge 8) und 17 mg (0.022 mmol) NADP+ hinzugefügt. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur und 400 Umdrehungen pro Minute werden 81.7 mg (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und eine 30 Minuten zuvor angesetzte Suspension, bestehend aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser, hinzugefügt. Nach weiteren 48-121 Stunden Rühren bei Raumtemperatur und 400 Umdrehungen pro Minute wird mit 2.5 M Essigsäure auf pH 5-6 angesäuert und dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Die Umsatzbestimmung erfolgt mittels 1 H-NMR-Spektroskopie in CDCl3. Die Bestimmung des ee-Werts erfolgt mittels chiraler HPLC (Chiralpak® AD-H oder IB, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm). Synthese von (R)-1-(4-Biphenyl)ethanol (R)-6) 5' 9' 10 8' 9 7 6 4' 5 OH 3 2 4 8 (R)-6 C14H14O M = 198.26 g/mol Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 16 (AAV 16). 1 Zu einer Lösung von 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 5.0 ml entgastem Puffer pH7 wurden wenig Magnesiumchlorid (~1 mM), 107 µl Lk-ADH (300 U/mmol bezogen auf das Substrat 4) und 17 mg (0.022 mmol) NADP+ hinzugefügt. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurden 81.7 mg (0.973 mmol) 213 EXPERIMENTELLER TEIL Natriumhydrogencarbonat, 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und eine Suspension aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser hinzugefügt. Nach weiteren 48-121 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 16 aufgearbeitet und das Rohprodukt als gelb-brauner Feststoff erhalten. Die Bestimmung des ee-Werts erfolgte mittels chiraler HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm). Die Ergebnisse, die unter Verwendung verschiedener Enzymchargen erzielt wurden, sind in Tabelle 8.23 zusammengefasst. HPLC (Rohprodukt; Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 17.0 min tR(R) = 18.4 min Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. Tabelle 8.23 Ergebnisse der Eintopfreaktion bei Variation der Reaktionssequenz Eintrag Reaktionszeit [h] 1 Umsatz [%] ee-Wert von (R)-6 [%] 4 29 5 6 24 + 48 - 25 3 72 >99 2 24 + 121 - 21 3 76 >99 3 24 + 48 - 25 3 72 >99 8.2.2.15 Allgemeine Arbeitsvorschrift 17 (AAV 17): Untersuchung auf limitierende Faktoren in der Suzuki-Kupplung Abbildung 8.15 Untersuchung auf limitierende Faktoren in der Suzuki-Kupplung 214 EXPERIMENTELLER TEIL Zunächst wird aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Nach 30 Minuten wird diese zu einer parallel dazu angesetzten Natriumhydrogencarbonat, Suspension, 95.7 mg bestehend (0.389 mmol) aus 81.7 mg 4‘-Iodacetophenon (0.973 mmol) (4), 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19), und dem zu untersuchenden Additiv in entsprechender Menge – wobei angenommen wird, dass die Proteinkonzentration nach einem typischen Aufschluss im Rohextrakt 13 mg/ml beträgt – in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Puffer pH 7, gegeben. Vor Zugabe des Katalysators wurde unter Umständen erneut Base in Form von Natriumhydrogencarbonat zugegeben, da der pH-Wert nach Zugabe des Additivs (z.B. Rohextrakt) teilweise stark abfiel. Nach 24 bis 64 Stunden Rühren bei Raumtemperatur und 400 Umdrehungen pro Minute wird das Reaktionsgemisch mit 2.5 M Salzsäure angesäuert und es wird dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. 8.2.2.15.1 5' 9' 10 8' 9 7 6 Einfluss von HSA 4' 5 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 17 O 3 2 (AAV 17). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 4 8 5 C14H12O M = 196.24 g/mol (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 81.7 mg (0.973 mmol) (0.389 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 4‘-Iodacetophenon (4), 47.4 mg 95.7 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 20 mg HSA in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser gegeben. Nach 24-64 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 17 wurde das Rohprodukt als gelber Feststoff erhalten. Umsatz nach 24 h: 76% Umsatz nach 64 h: >95% Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. 215 EXPERIMENTELLER TEIL Einfluss von NADP+ 8.2.2.15.2 5' 9' 10 8' 7 9 6 4' 5 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 17 O 3 (AAV 17). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 2 1 4 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 8 5 C14H12O M = 196.24 g/mol 81.7 mg (0.973 mmol) (0.389 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 4‘-Iodacetophenon (4), 47.4 mg 95.7 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 17 mg (0.022 mmol) NADP+ in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Puffer gegeben. Nach 24 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 17 wurde das Rohprodukt als gelb-brauner Feststoff erhalten. Die Ergebnisse, die unter Verwendung verschiedener Reaktionsbedingungen erzielt wurden, sind in Tabelle 8.24 zusammengefasst. Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. Tabelle 8.24 Einfluss des Cofaktors NADP+ auf die Suzuki-Kupplung Eintrag NADP+ [mg] Wässriges Medium NaHCO3 Zeit [h] Umsatz [%] 1 17 IPA /dest. Wasser 2.5 Äq 24 75 2 17 IPA /dest. Wasser 2.5 Äq 24 >95 3 17 IPA /dest. Wasser 2.5 Äq 24 >95 4 17 IPA /pH 7 2.5 Äq 24 >95 5 17 IPA /pH 7 2.5 Äq 24 83 216 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.15.3 5' 9' 10 8' 7 6 Einfluss von Rohextrakt der ADH aus L. kefir 4' 5 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 17 O 3 (AAV 17). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 2 1 4 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 8 9 81.7 mg 5 C14H12O M = 196.24 g/mol (0.973 mmol) (0.389 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 4‘-Iodacetophenon (4), 47.4 mg 95.7 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 0.129 -1.438 ml Rohextrakt in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser gegeben. Mit Hilfe von pHStäbchhen wurde der pH-Wert überprüft, da die Messung mittels pH-Elektrode nicht möglich war. Bei pH<8 wurde solangeNatriumhydrogencarbonat zugegeben bis ~pH 8 erreicht war. Nach 24-64 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde das Reaktionsgemisch mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 17 wurde das Rohprodukt als gelb-brauner Feststoff erhalten. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.25 zusammengefasst. Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. Tabelle 8.25 Zusammenfassung der Ergebnisse bzgl. des inhibierenden Einflusses von Lk-ADH Rohextrakt a) Eintrag Lk-ADH [ml] a) NaHCO3 gesamt Zeit [h] 1 0.129 81.7 mg 2 0.675 3 4 Umsatz [%] 4 5 29 6 64 ~1 >95 - - 163.4 mg 63 ~1 90 <5 <5 1.438 196.1 mg 24 b) b) >95 b) 1.438 392.2 mg c) 64 8 46 25 21 Lk-ADH Charge 7 b) enthält Spuren davon; c) später stellte sich heraus, dass 392.2 mg Natriumhydrogencarbonat zwar in dest. Wasser, aber nicht in dest. Wasser/Isopropanol 1:1 (v/v) löslich sind. 217 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.16 Allgemeine Arbeitsvorschrift 18 (AAV 18): Tandemreaktion mit NaHCO3 als Base und gereinigter Lk-ADH Abbildung 8.16 Tandemreaktion mit gereinigter Lk-ADH Zunächst wird aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt (500 Umdrehungen pro Minute im Schüttler). Nach 30 Minuten wird diese gemeinsam mit partiell gereinigter ADH aus L. kefir (118 U/mmol bezogen auf das Substrat 5 bei pH 7 oder 97 mM NaHCO3-Lösung pH 8.3) und 18 mg (0.024 mmol) NADP+ zu einer parallel dazu angesetzten Suspension, bestehend aus 81.7 mg (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 95.7 mg (0.389 mmol) 4‘-Iodacetophenon (4) und 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und wenig Magnesiumchlorid (1 mM) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Phosphatpuffer pH 7, gegeben. Nach 64-329 Stunden Rühren bei Raumtemperatur bei 400 rpm wird mit 2.5 M Essigsäure auf etwa pH 5 angesäuert. Anschließend wird dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. Der ee-Wert wird mittels chiraler HPLC (Chiralpak® IB oder AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Synthese von (R)-1-(4-Biphenyl)ethanol ((R)-6) mittels Eintopf-Tandemreaktion 5' 9' 10 8' 9 7 6 4' 5 OH 3 2 4 8 (R)-6 C14H14O M = 198.26 g/mol Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 18 (AAV 18). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg 1 (5 mol%) TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde ebenso wie 59 - 118 U/mmol gereinigte Lk-ADH (bezogen auf 4‘-Phenylacetophenon (5)) und 18 mg (0.024 mmol) NADP+ zu einer Suspension aus 81.7 mg (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 95.7 mg (0.389 mmol) 218 EXPERIMENTELLER TEIL 4‘-Iodacetophenon (4) und 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und wenig Magnesiumchlorid (1 mM) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser oder Phosphatpuffer pH 7 gegeben. Nach 64-329 Stunden Rühren bei Raumtemperatur bei 400 Umdrehungen pro Minute wird mit 2.5 M Essigsäure auf etwa pH 5 angesäuert. Nach weiterer Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 18 wird das Rohprodukt als hellgelber Feststoff erhalten. Die Ergebnisse, die unter Verwendung verschiedener Enzymchargen erzielt wurden, sind in Tabelle 8.26zusammengefasst. HPLC (Rohprodukt; Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(S) = 17.6 min tR(R) = 19.1 min Tabelle 8.26 Zusammenfassung der Ergebnisse der Tandemreaktion mit gereinigter Lk-ADH Eintrag Charge Enzymmenge [ml] Zeit [h] 1 9 2.3 a) 2 9 3 Umsatz [%] 6 ee-Wert (R)-6 [%] 4 5 29 64 1 3 78 19 >99 0.75 b) 64 - 23 34 43 >99 10 0.95 a) 69 - 3 62 35 >99 4 10 0.475 c) 64 - 12 42 47 >99 5 10 0.34 b) 64 - 17 27 56 >99 6 d) 10 0.34 b) 64 - 95 5 7 d) e) 10 0.34 b) 64 - 71 10 19 >99 8 10 0.95 a) 168 - 9 30 61 >99 9 d) 10 0.95 a) 168 - 13 23 64 >99 10 11 0.78 a) 64 - 13 42 45 >99 11 11 0.78 a) 168 - 6 28 66 >99 12 e) 11 0.78 a) 168 - 7 31 62 >99 13 11 0.78 a) 168 - 6 28 66 >99 14 11 0.78 a) 329 - 4 26 70 >99 - - 219 EXPERIMENTELLER TEIL a) 118 U/mmol bezogen auf 5 in NaHCO3 (aq); c) 59 U/mmol bezogen auf 5 in NaHCO3 (aq); e) wässrige Phase Puffer pH 7 statt dest. Wasser d) b) 118 U/mmol bezogen auf 5 in Puffer pH 7; 5.4 mg Palladiumchlorid und 22.8 mg TPPTS; Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. 8.2.2.17 Allgemeine Arbeitsvorschrift 19 (AAV 19): Einfluss der Verdünnung auf die Suzuki-Kreuzkupplung Abbildung 8.17 Einfluss der Verdünnung auf die Suzuki-Kreuzkupplung Zunächst wird aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) TPPTS in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Nach 30 Minuten wird diese zu einer parallel dazu angesetzten Suspension, bestehend aus 0.389 mmol Aryliodid 4 bzw. rac-29 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) und 81.7 mg (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser gegeben, der zuvor noch 2.070 ml entgastes dest. Wasser und 230 µl 100 mM KpiPuffer pH 8 zugegeben wurden, um den Effekt der Verdünnung durch die große Menge an gereinigter Lk-ADH zu untersuchen – das Enzym wird in 10 mM Kpi-Puffer pH 8 gelagert. Nach 64 Stunden Rühren bei Raumtemperatur bei 400 Umdrehungen pro Minute wird das Reaktionsgemisch angesäuert. Im Fall des Ketons 4 als Substrat erfolgt das Ansäuern mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1. Bei Verwendung des Alkohols rac-29 wird das Reaktionsgemisch mit 2.5 M Essigsäure auf pH 5 angesäuert. Anschließend wird dreimal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Rohprodukt im Ölpumpenvakuum getrocknet. Der Umsatz wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. 220 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.17.1 5' 9' 10 8' 9 7 6 Synthese von 4‘-Phenylacetophenon (5) Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 19 (AAV O 4' 3 2 19). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) 1 4 5 TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 95.7 mg 8 (0.389 mmol) 5 C14H12O M = 196.24 g/mol 4‘-Iodacetophenon Phenylboronsäure (19) (4), und 47.4 mg 81.7 mg (0.389 mmol) (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser gegeben, der zuvor noch 2.070 ml entgastes dest. Wasser und 230 µl 100 mM Kpi-Puffer pH 8 zugegeben wurden. Nach 64 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde mit 2.5 M Salzsäure auf pH 1 angesäuert. Nach weiterer Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 19 wurde das Rohprodukt als hellgelber Feststoff erhalten. Umsatz: >95% Auswaage: 90% (68.9 mg; 0.351 mmol) Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit den in Abschnitt 8.2.2.1.1 angegebenen Daten und der Literatur [16,89] überein. 8.2.2.17.2 5' 9' 10 8' 9 7 6 Synthese von rac-1-(4-Biphenyl)ethanol (rac-6) 4' 5 OH 3 2 4 8 (R)-6 C14H14O M = 198.26 g/mol Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 19 (AAV 19). Aus 2.7 mg (4 mol%) Palladiumchlorid und 11.4 mg (5 mol%) 1 TPPTS wurde in 0.5 ml entgastem dest. Wasser eine Suspension angesetzt. Diese wurde zu einer Suspension aus 81.7 mg (0.973 mmol) Natriumhydrogencarbonat, 96.5 mg (0.389 mmol) rac-1-(4-Iodphenyl)ethanol (rac-29) und 47.4 mg (0.389 mmol) Phenylboronsäure (19) in 5.0 ml entgastem Isopropanol und 4.5 ml entgastem dest. Wasser gegeben, der zuvor noch 2.070 ml entgastes dest. Wasser und 230 µl 100 mM Kpi-Puffer pH 8 zugegeben wurden. Nach 64 Stunden Rühren bei Raumtemperatur wurde mit 2.5 M Essigsäure auf pH 5 angesäuert. Nach weiterer Aufarbeitung gemäß Arbeitsvorschrift 19 wurde das Rohprodukt als grauer Feststoff erhalten. 221 EXPERIMENTELLER TEIL Umsatz: 85% Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des in der Diplomarbeit [89] bereits vollständig charakterisierten Racemats und der Literatur [16] überein. 8.2.2.18 Allgemeine Arbeitsvorschrift 20 (AAV 20): Mitsunobu-Reaktion Abbildung 8.18 Umsetzung des Alkohols mit Phthalimid In einem kleinen Schlenkrohr werden 39.2 mg (0.2 mmol) Alkohol 6, 44.1 mg (0.3 mmol) Phthalimid und 78.8 mg (0.3 mmol) Triphenylphosphin in 2 ml absolutem THF gelöst. Dazu wird eine Lösung aus 59.5 µl (0.3 mmol) Diisopropylazodicarboxylat (DIAD) in 1 ml absolutem THF zugetropft. Der Reaktionsverlauf wird mittels Dünnschichtchromatographie (DC) beobachtet. Wenn kein Edukt mehr im DC nachzuweisen ist, wird das Lösungsmittel entfernt. Der Umsatz wird mittels 1 H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 bestimmt. Das Rohprodukt wird säulenchromatographisch an unterschiedlichen stationären Phasen gereinigt. Als Laufmittel wird Pentan/Dichlormethan 1:3 (v/v) bzw. Cyclohexan/Dichlormethan 1:3 (v/v) verwendet. Der ee-Wert wird mittels chiraler HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 97:3 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. 222 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.18.1 Synthese von rac-2-(1-(4-Biphenyl)ethyl)isoindolin-1,3-dion (rac-28) 14' 13' 13 12' O 5' 9' 10 8' 9 7 8 6 4' 5 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 20 14 11' 3 12 N 2 11 (AAV 20). In 2 ml absolutem THF wurden 39.2 mg (0.2 mmol) rac-1-(4-Biphenyl)ethanol O (rac-6), 44.1 mg (0.3 mmol) Phthalimid und 78.8 mg (0.3 mmol) Triphenylphosphin gelöst. Dazu wurde eine Lösung aus 59.5 µl (0.3 mmol) 1 Diisopropylazodicarboxylat in 1 ml absolutem THF zugetropft. 4 Der rac-28 C22H17NO2 M = 327.38 g/mol Reaktionsverlauf wurde mittels Dünnschicht- chromatographie beobachtet. Nach 24 Stunden wurde das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer entfernt. Nach säulenchromatographischer Reinigung an Kieselgel wurde das gereinigte Produkt als weißer Feststoff erhalten. Der ee-Wert wurde mittels chiraler HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 97:3 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) bestimmt. Die Ergebnisse, die unter Verwendung Variation der stationären Phase und des Eluenten erzielt wurden, sind in Tabelle 8.27 zusammengefasst. Enantiomerenüberschuss: 0% HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 97:3 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm) tR = 32.3 min tR = 34.3 min 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 1.95 (d, 3J = 7.36 Hz, 3H, H-C1), 5.60 (q, 3 J = 7.32 Hz, 1H, H-C2), 7.31 (t, 3J = 7.32 Hz, 1H, H-C10), 7.40 (t, 3J = 7.54 Hz, 2H, H-C9, H-C9‘), 7.55 (m, 6H, H-C4, H-C4‘, H-C5, H-C5‘, H-C8, H-C8‘), 7.68 (d, 3J = 8.48 Hz, 2H, H-C13, H-C13‘), 7.80 (d, 3J = 8.52 Hz, 2H, H-C14, H-C14‘). 13 C-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 17.5 (1C, C1), 49.3 (1C, C2), 123.2 (2C, C13, C13‘), 127.1 (2C, C4, C4‘), 127.2 (2C, C5, C5‘), 127.3 (1C, C10), 127.9 (2C, C8, C8‘), 128.7 (2C, C9, C9‘), 132.0 (2C, C12, C12‘), 133.9 (2C, C14, C14‘), 139.3 (1C, C6), 140.6 (1C, C3), 140.7 (1C, C7), 168 (2C, C11, C11‘). 223 EXPERIMENTELLER TEIL EA: C H N O berechnet 80.71% 5.23% 4.28% 9.77% bestimmt 79.94% 5.20% 4.21% n.b. Masse (EI): m/z = 327 [M+], 312 [M-CH3]+. IR: ν̃ [cm-1] = 3059, 3029 (Aryl-H Valenzschwingungen); 2931 (CH3-Valenzschwingungen); 1774, 1697 (C=O Valenzschwingungen Imid-5-Ring); 1606 (C=C Valenzschwingungen der Aromaten); 1484; 1463 (C-H Deformationsschwingung der CH3-Gruppe und des Biarylsystems), 1380, 1331 (symmetrische C-H Deformationsschwingung der CH3-Gruppe und des Phthalimids), 839 (C-H Deformationsschwingung 1,4-disubstituierter Aromat); 764, 734 (C-H Deformationsschwingung 1,2-disubstituierter Aromat); 710 (C-H Deformationsschwingungen monosubstituierter Aromat). Tabelle 8.27 Zusammenfassung der getesteten Reinigungsmethoden Eintrag Umsatz Stationäre Phase Lösungsmittel (v/v) Isol. 6 Isol. 28 1 95% Kieselgel Pentan:DCM 1:3 44% 39% 2 92% Kieselgel 56% 42% 3 >95% Kieselgel ohne Sand Pentan:DCM 1:3 24% 45% 4 >95% Basisches AlOx Hexan:DCM 1:3 n.b. 45% 5 n.b. a) Cellulose Hexan:DCM 1:3 a) n.b. nicht bestimmt 224 Pentan:DCM 1:3, 0.2% DEA Keine Trennung EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.18.2 Synthese von (R)-2-(1-(4-Biphenyl)ethyl)isoindolin-1,3-dion ((R)-28) 14' 13' 13 12' O 5' 9' 10 8' 9 7 8 6 4' 5 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 20 14 11' 3 12 N 2 11 (AAV 20). In 2 ml THF abs. wurden 39.2 mg (0.2 mmol) (S)-1-(4-Biphenyl)ethanol O ((S)-6), 44.1 mg (0.3 mmol) Phthalimid und 78.8 mg (0.3 mmol) Triphenylphosphin gelöst. Dazu wurde eine Lösung aus 59.5 µl (0.3 mmol) DIAD in 1 ml 1 4 (R)-28 C22H17NO2 M = 327.38 g/mol THF abs. getropft. Raumtemperatur Nach wurde 24 gemäß Stunden Rühren bei Arbeitsvorschrift 20 aufgearbeitet. Nach säulenchromatographischer Reinigung an Kieselgel (Laufmittel: Pentan/Dichlormethan 1:3 (v/v)) wurde das saubere Produkt als weißer Feststoff isoliert. Der ee-Wert wurde mittels chiraler HPLC bestimmt (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 97:3 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm). Umsatz: 93% Ausbeute (gereinigtes Produkt): 48% (R)-28 28% rac-6 Enantiomerenüberschuss: 95% HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 97:3 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(R) = 24.0 min tR(S) = 25.2 min 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 1.95 (d, 3J = 7.36 Hz, 3H, H-C1), 5.60 (q, 3 J = 7.32 Hz, 1H, H-C2), 7.31 (t, 3 J = 7.34 Hz, 1H, H-C10), 7.40 (dd, 3 J = 7.28 Hz, 3 J = 7.76 Hz, 2H, H-C9, H-C9‘), 7.55 (m, 6H, H-C4, H-C4‘, H-C5, H-C5‘, H-C8, H-C8‘), 7.68 (d, 3J = 8.48 Hz, 2H, H-C13, H-C13‘), 7.80 (d, 3J = 8.48 Hz, 2H, H-C14, H-C14‘). Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des Racemats in Abschnitt 8.2.2.18.1 überein. 225 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.18.3 Synthese von (S)-2-(1-(4-Biphenyl)ethyl)isoindolin-1,3-dion ((S)-28) 14' 13' 13 12' O 5' 9' 10 8' 9 7 8 6 4' 5 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 20 14 11' 3 12 N 2 11 (AAV 20). In 2 ml THF abs. wurden 39.2 mg (0.2 mmol) (R)-1-(4-Biphenyl)ethanol O ((R)-6), 44.1 mg (0.3 mmol) Phthalimid und 78.8 mg (0.3 mmol) Triphenylphosphin gelöst. Dazu wurde eine Lösung aus 59.5 µl (0.3 mmol) DIAD in 1 ml 1 4 (S)-28 C22H17NO2 M = 327.38 g/mol THF abs. getropft. Raumtemperatur Nach wurde 24 gemäß Stunden Rühren bei Arbeitsvorschrift 20 aufgearbeitet. Nach säulenchromatographischer Reinigung an Kieselgel (Laufmittel: Hexan/Dichlormethan 1:3 (v/v)) wurde das saubere Produkt als weißer Feststoff isoliert. Der ee-Wert wurde mittels chiraler HPLC bestimmt (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 97:3 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm). Ausbeute (gereinigtes Produkt): 38% (S)-28 24% rac-6 Enantiomerenüberschuss (S)-28: 98% HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 97:3 (v/v), 0.8 ml/min, 238 nm): tR(R) = 20.4 min tR(S) = 23.8 min 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 1.95 (d, 3J = 7.36 Hz, 3H, H-C1), 5.60 (q, 3 J = 7.32 Hz, 1H, H-C2), 7.31 (t, 3 J = 7.32 Hz, 1H, H-C10), 7.40 (dd, 3 J = 7.80 Hz, 3 J = 7.28 Hz, 2H, H-C9, H-C9‘), 7.55 (m, 6H, H-C4, H-C4‘, H-C5, H-C5‘, H-C8, H-C8‘), 7.68 (d, 3J = 8.48 Hz, 2H, H-C13, H-C13‘), 7.80 (d, 3J = 8.52 Hz, 2H, H-C14, H-C14‘). Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des Racemats in Abschnitt 8.2.2.18.1 überein. 226 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.2.19 Allgemeine Arbeitsvorschrift 21 (AAV 21): Hydrazinolyse Abbildung 8.19 Entschützen mit Hydrazin Zunächst werden 19.2 mg (0.059 mmol) 28 in Ethanol gelöst. Nach Zugabe von 470 µl einer 1 M Lösung von Hydrazin in Toluol (0.47 mmol; 8 Äquivalente) oder Hydrazin-Hydrat wird die Lösung unter Rückfluss erhitzt. Nach dem Abkühlen wird das Lösungsmittel am Rotationsverdampfer entfernt. Die Aufarbeitung kann auf verschiedene Wege erfolgen: A) Wird zum Entschützen des Racemats eine 1 M Lösung von Hydrazin in Toluol verwendet, so fällt beim Abkühlen bzw. beim Entfernen des Lösungsmittels am Rotationsverdampfer ein weißer Feststoff aus (40). Dieser wird abfiltriert und die restliche Lösung wird bis zur Trockene eingeengt. Anschließend wird das Produkt in Ether (MTBE) aufgenommen und mit 2.5 M Salzsäure extrahiert. Nach Einstellen des pH-Werts der wässrigen Phase mit 2 N NaOH auf pH>12 wird diese dreimal mit Ether (MTBE) extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Produkt im Ölpumpenvakuum getrocknet. B) Nach Beendigung der Reaktion (Entschützen des Racemats in 1 M Lösung von Hydrazin in Toluol) wird das Lösungsmittel vollständig am Rotationsverdampfer entfernt. Das Rohprodukt wird in Chloroform gelöst. Das Nebenprodukt 40 ist unlöslich in Chloroform und wird abfiltriert. Das Lösungsmittel des Filtrats wird am Rotationsverdampfer entfernt und das Produkt im Ölpumpenvakuum getrocknet. C) Nach Beendigung der Reaktion (Entschützen mit Hydrazin-Hydrat) und Abkühlen auf Raumtemperatur wird das Reaktionsgemisch fünfmal mit je 10 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das 227 EXPERIMENTELLER TEIL Lösungsmittel wird im Vakuum entfernt. Die Reinheit der Verbindung wird mittels 1H-NMRSpektroskopie überprüft. Der ee-Wert des gereinigten Produkts wird unabhängig von der Aufarbeitung mittels chiraler HPLC bestimmt (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v) versetzt mit 0.1% DEA, 0.8 ml/min, 238 nm). 8.2.2.19.1 5' 9' 10 8' 9 7 6 Synthese von rac-1-(4-Biphenyl)ethylamin (rac-7) 4' 5 NH2 3 2 Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 21 (AAV 21). In 5 ml Ethanol wurden 19.2 mg (0.059 mmol) rac-28 gelöst. 1 4 8 rac-7 C14H15N M = 197.12 g/mol Nach Zugabe von 470 µl einer 1 M Lösung von Hydrazin in Toluol (0.47 mmol) wurde die Lösung unter Rückfluss erhitzt. Nach drei Stunden erfolgte die Aufarbeitung analog der in Arbeitsvorschrift 21 beschriebenen Methode A oder B. Der ee-Wert wurde mittels chiraler HPLC bestimmt (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v) versetzt mit 0.1% DEA, 0.8 ml/min, 238 nm). Das Produkt wurde als weißer Feststoff erhalten. Die Ergebnisse, die unter Variation der Aufarbeitung erzielt wurden, sind in Tabelle 8.28 zusammengefasst. Enantiomerenüberschuss: 0% HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v) versetzt mit 0.1% DEA, 0.8 ml/min, 238 nm): tR = 11.9 min tR = 14.1 min 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 1.42 (d, 3J = 6.60 Hz, 3H, H-C1), 4.16 (q, 3 J = 6.59 Hz, 1H, H-C2), 7.32 (t, 3J = 7.34 Hz, 1H, H-C10), 7.42 (m, 4H, Har), 7.56 (m, 4H, Har); 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 25.65 (1C, C1), 51.05 (1C, C2), 126.14 (2C, C4, C4‘), 127.05 (2C, C5, C5‘), 127.13 (1C, C10), 127.24 (2C, C8, C8‘), 128.73 (2C, C9, C9‘), 139.81 (1C, C6), 140.96 (1C, C7), 146.80 (1C, C3). 228 EXPERIMENTELLER TEIL Die spektroskopischen Daten (1H-NMR) stimmen mit denen der kommerziell erhältlichen Referenzverbindung überein. Tabelle 8.28 Zusammenfassung der getesteten Aufarbeitungsmethoden a) Eintrag Ansatzgröße Hydrazin Aufarbeitung Isoliert 28 Isoliert 40 1 0.059 mmol 1 M in Toluol Methode A 59% n.b. a) 2 0.059 mmol 1 M in Toluol Methode B 86% 86% nicht bestimmt 8.2.2.19.2 5' 9' 10 8' 9 7 6 Synthese von enantiomerenreinem (S)-1-(4-Biphenyl)ethylamin 4' 5 NH2 3 2 4 8 (S)-7 C14H15N M = 197.12 g/mol Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 21 (AAV 21). In 2 ml Ethanol und 5 ml Hydrazin-Hydrat wurden 13.1 mg 1 (0.040 mmol) (S)-28 gelöst und für 16 Stunden bei 50°C gerührt. Nach Abkühlen auf Raumtemperatur erfolgte die Aufarbeitung analog der in Arbeitsvorschrift 21 beschriebenen Methode C. Die Reinheit der Verbindung wurde mittels 1H-NMR-Spektroskopie in CDCl3 überprüft. Beim Aufnehmen des weißen Feststoffs in CDCl3 blieb ein Teil des Feststoffs ungelöst. Dieser wurde abfiltriert. Im 1H-NMR wurde das Produkt identifiziert. Dennoch konnte mittels HPLC kein ee-Wert bestimmt werden, da das Produkt zu stark verunreinigt war. Nach Lösen in MTBE und Filtration konnte das saubere Produkt als weißer Feststoff erhalten werden. Der ee-Wert wurde mittels chiraler HPLC bestimmt (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v) versetzt mit 0.1% DEA), 0.8 ml/min, 238 nm). Ausbeute: 13% (1.0 mg; 0.005 mmol); Enantiomerenüberschuss: 98% HPLC (Chiralpak® AD-H, Hexan/Isopropanol 95:5 (v/v) versetzt mit 0.1% DEA): tR = 13.8 min tR = 16.3 min 229 EXPERIMENTELLER TEIL 1 H-NMR (400 MHz, CDCl3, RT): δ [ppm] = 1.42 (d, 3J = 6.64 Hz, 3H, H-C1), 4.16 (q, 3 J = 6.63 Hz, 1H, H-C2), 7.32 (t, 3J = 7.34 Hz, 1H, H-C10), 7.42 (m, 4H, Har), 7.56 (m, 4H, Har). Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen des Racemats und der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 230 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.3 Enzymatische Oxidation natürlicher Aminosäuren zu α-Ketosäuren 8.2.3.1 Allgemeine Arbeitsvorschrift 22 (AAV 22): Aktivitätsbestimmung der Leucindehydrogenase aus Bacillus species Abbildung 8.20 Photometertest zur Aktivitätsbestimmung der LeuDH Zur Bestimmung der Aktivität der Leucindehydrogenase (LeuDH) aus Bacillus cereus bzw. Bacillus stearothermophilus (Lyophilisat) wird zunächst eine 100 mM Lösung der Aminosäure 8a und eine 20 mM NAD+-Lösung in 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8 hergestellt. Zur Untersuchung der LeuDH auf Produktinhibierung werden darüber hinaus 100 mM Lösungen an L-Valin (8a) hergestellt, die zusätzlich das Additiv 9a (Ketovalin eingesetzt als Natriumsalz) in entsprechender Konzentration enthalten (10, 50 und 70 mM). In eine Quarzküvette werden nacheinander 890 µl 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8, 50 µl Aminosäure-Lösung und 50 µl NAD+-Lösung pipettiert und die Absorption bei einer Wellenlänge von 340 nm gemessen. Dann werden 10 µl Enzym (in geeigneter Verdünnung) zugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml beträgt, und die Messung gestartet. Bei Verwendung von lyophilisiertem Enzym wird eine bestimmte Menge Enzym eingewogen und in Puffer gelöst zugegeben. Über einen Zeitraum von 10 Minuten wird alle zwei Sekunden ein Messpunkt aufgenommen. Aus der Anfangssteigung wird dann mittels folgender Formel die Aktivität der Leucindehydrogenase berechnet: = ∆ 340 nm ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∆E340 nm/t: Anfangssteigung [1/min] Vg: Gesamtvolumen [ml] f: Verdünnungsfaktor ε: Extinktionskoeffizient (6.3 ml/µmol·cm) 231 EXPERIMENTELLER TEIL Vp: Probenvolumen [ml] d: Schichtdicke der Küvette [cm] Die volumetrische Aktivität [U/ml] kann, bei Kenntnis des Proteingehalts [mg/ml] der Enzymcharge, in die spezifische Aktivität [U/mg] umgerechnet werden. 8.2.3.1.1 Die Aktivitätsbestimmung der LeuDH aus Bacillus species Aktivitätsbestimmung der Leucindehydrogenasen erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 22 (AAV 22). In eine Quarzküvette wurden nacheinander 890 µl 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8, 50 µl Aminosäure-Lösung und 50 µl NAD+-Lösung pipettiert und die Absorption bei 340 nm gemessen. Dann wurden 10 µl Enzym zugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml betrug, und die Messung wurde gestartet. Messung und Auswertung zur Bestimmung der Enzymaktivitäten erfolgten gemäß der Beschreibung in Arbeitsvorschrift 22. Bei Kenntnis des Proteingehalts wurde die volumetrische Aktivität [U/ml] in die spezifische Aktivität [U/mg] umgerechnet. Tabelle 8.29 Aktivität der verschiedenen Chargen LeuDH Eintrag a) a) Charge ∆E340 nm/t Vol. Aktivität Proteingehalt b) Spezif. Aktivität [1/min] [U/ml] [mg/ml] [U/mg] 1 09/2010 0.1163 f) 18.5 - - 2 Degussa c) 0.2458 f) - - 1.7 c) 3 01/2011 d) 0.2855 g) 50 23 2.2 4 02/2011 d) 0.2140 g 34 17 2.0 5 03/2011 e) 0.2437 f) 39 16 2.4 Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.01 ml, d = 1 cm; bestimmt; c) LeuDH aus B. stearothermophilus (Lyopilisat); FZ Jülich mittels Hitzedenaturierung und Q-Sepharose; e) b) der Proteingehalt wurde am FZ Jülich d) die Reinigung des Enzyms erfolgte am die Reinigung des Enzyms erfolgte am FZ f) Jülich mittels Hitzedefällung, Q-Sepharose und Ultrafiltration; f = 10; 232 g) f =11 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.3.1.2 Lagerstabilität der LeuDH aus Bacillus cereus Die Aktivitätsbestimmung der LeuDH aus Bacillus cereus, bei Erhalt der Enzymcharge und nach einer bestimmten Lagerzeit, erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 22 (AAV 22). In eine Quarzküvette wurden nacheinander 890 µl 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8, 50 µl Aminosäure-Lösung und 50 µl NAD+-Lösung pipettiert und die Absorption bei einer Wellenlänge von 340 nm gemessen. Dann wurden 10 µl Enzym (Charge 03/2011 in geeigneter Verdünnung) zugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml betrug, und die Messung wurde gestartet. Über einen Zeitraum von 10 Minuten wurde alle zwei Minuten ein Messpunkt aufgenommen. Aus der Anfangssteigung wurde dann die volumetrische Aktivität der Leucindehydrogenase [U/ml] berechnet. Die Aktivität bei Erhalt der Enzymcharge wurde auf 100% festgesetzt. Tabelle 8.30 Lagerstabilität der LeuDH aus Bacillus cereus (Charge 03/2011) Eintrag Zeitpunkt der Messung [d] Vol. Aktivität [U/ml] Rel. Aktivität [%] 1 t=0 39 100 2 t = 42 33 85 8.2.3.1.3 Test der Leucindehydrogenase auf Produktinhibierung – mittels Photometertest Die Aktivitätsbestimmung der Leucindehydrogenase erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 22 (AAV 22). Zur Bestimmung der Aktivität von Leucindehydrogenase (LeuDH) aus Bacillus cereus in Anwesenheit unterschiedlicher Mengen der Katosäure 9a (eingesetzt als Natrium-Salz), wurde zunächst eine 100 mM Lösung der Aminosäure und eine 20 mM NAD+-Lösung in 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8 hergestellt. Des Weiteren wurden jeweils 100 mM L-Valin-Lösungen hergestellt, die zusätzlich die Ketosäure 9a in Konzentration von 10, 50 und 70 mM enthielten. In eine Quarzküvette wurden nacheinander 890 µl 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8, 50 µl der entsprechenden Aminosäure-Lösung und 50 µl NAD+-Lösung pipettiert und die Absorption gemessen. Dann wurden 10 µl Enzym (in geeigneter Verdünnung) zugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml betrug, und die Messung wurde gestartet. Über einen Zeitraum von 10 Minuten wurde alle 233 EXPERIMENTELLER TEIL zwei Minuten ein Messpunkt aufgenommen. Aus der Anfangssteigung wurde dann die Aktivität der Leucindehydrogenase [U/ml] berechnet. Die Aktivität wird dann angegeben als relative Aktivität bezogen auf die Aktivität ohne Zusatz an Ketosäure 9a (relative Aktivität 100%). Tabelle 8.31 Ergebnisse bzgl. einer Produktinhibierung der LeuDH Eintrag Konzentration an Ketovalin in der Küvette [mM] Relative Aktivität [%] 1 0 100 2 0.5 89 3 2.5 65 4 3.5 48 8.2.3.2 Aktivitätsbestimmung der Glutamat-Dehydrogenasen für L-Valin O OH + NAD+ NH2 O GluDH 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8 8a OH + NADH O 9a Abbildung 8.21 Photometertest zur Bestimmung der Aktivität der GluDHs für L-Valin (8a) Zur Bestimmung der Aktivität von Glutamat-Dehydrogenase (GluDH) aus Clostridium difficile bzw. aus Fusobacterium nucleatum wird zunächst eine 250 mM Lösung der Aminosäure (8a) und eine 20 mM NAD+-Lösung in 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8 hergestellt. In eine Quarzküvette (d = 1 cm) werden nacheinander 465 µl 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8, 400 µl Aminosäure-Lösung und 125 µl NAD+-Lösung pipettiert und die Absorption bei einer Wellenlänge von 340 nm gemessen. Dann werden 10 µl Enzym zugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml beträgt, und die Messung wird gestartet. Aus der Anfangssteigung wird dann mittels folgender Formel die Aktivität der GlutamatDehydrogenase berechnet: = 234 ∆ 340 nm ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ EXPERIMENTELLER TEIL ∆E340 nm/t: Anfangssteigung [1/min] Vg: Gesamtvolumen (1 ml) f: Verdünnungsfaktor ε: Extinktionskoeffizient (6.3 ml/µmol·cm) Vp: Probenvolumen [ml] d: Schichtdicke der Küvette [cm] Tabelle 8.32 GluDH-Aktivität für L-Valin (8a) Eintrag a) GluDH ∆E340 nm/t [1/min] Volumetrische Aktivität [U/ml] 1 C. difficile 0 0 2 F. nucleatum 0.0170 0.27 a) Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.01 ml, d = 1 cm, f = 1 Ergebnis: Die Glutamat-Dehydrogenase aus Clostridium difficile (Charge 02/2011) zeigte unter diesen Bedingungen keine Aktivität für L-Valin. Die Glutamat-Dehydrogenase aus Fusobacterium nucleatum (Charge 01/2011) hingegen zeigte eine volumetrische Aktivität von 0.27 U/ml. Dieser Wert ist zwar sehr niedrig, aber es ist erstaunlich, dass die Glutamat-Dehydrogenase aus Fusobacterium nucleatum überhaupt L-Valin (8a) als Substrat akzeptiert. 8.2.3.3 Allgemeine Arbeitsvorschrift 23 (AAV 23): Aktivitätsbestimmung der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis Abbildung 8.22 Aktivitätsbestimmung der NADH-Oxidase Die Bestimmung der volumetrischen Aktivität [U/ml] der NADH-Oxidase (NOx) aus Lactobacillus brevis erfolgt durch Beobachtung der Abnahme der NADH-Konzentration bei einer Wellenlänge von 340 nm. Zunächst wird eine 20 mM NADH-Lösung in 100 mM 235 EXPERIMENTELLER TEIL Kaliumphosphatpuffer pH 8 hergestellt. In einer Quarzküvette (d = 1 cm) werden 980 µl Kaliumphosphatpuffer (100 mM, pH 8) bzw. 980 µl einer Lösung des zu messenden Additivs (L-Valin bzw. Ketovalin, eingesetzt als Natriumsalz) und 10 µl NADH-Lösung pipettiert und die Absorption bei einer Wellenlänge von 340 nm gemessen. Dann werden 10 µl Enzym (in geeigneter Verdünnung) zugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml beträgt, und die Messung wird gestartet. Über einen Zeitraum von 10 Minuten wird alle zwei Sekunden ein Messpunkt aufgenommen. Aus der Anfangssteigung wird dann mittels folgender Formel die volumetrische Aktivität der NADH-Oxidase, angegeben in U/ml, berechnet: = ∆ 340 nm ∙ ∙ ∙ ∙ ∙ ∆E340nm/t: Anfangssteigung [1/min] Vg: Gesamtvolumen (1 ml) f: Verdünnungsfaktor ε: Extinktionskoeffizient (6.3 ml/µmol·cm) Vp: Probenvolumen [ml] d: Schichtdicke der Küvette [cm] Die volumetrische Aktivität [U/ml] kann, bei Kenntnis des Proteingehalts [mg/ml] der Enzymcharge, in die spezifische Aktivität [U/mg] umgerechnet werden. 8.2.3.3.1 Aktivitätsbestimmung der NADH-Oxidase aus Lactobacillus brevis Die Aktivitätsbestimmung bei Erhalt der Enzymchargen erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 23 (AAV 23). In einer Quarzküvette (d = 1 cm) wurden 980 µl Kaliumphosphatpuffer (100 mM, pH 8) und 10 µl NADH-Lösung (20 mM) pipettiert und die Absorption bei 340 nm gemessen. Dann wurden 10 µl Enzym (in geeigneter Verdünnung) zugegeben, so dass das Gesamtvolumen in der Küvette 1 ml betrug, und die Messung wurde gestartet. Messung und Auswertung erfolgten gemäß der in AAV 23 beschriebenen Methhode. Bei Kenntnis des Proteingehalts wurde die volumetrische Aktivität [U/ml] in die spezifische Aktivität zusammengefasst. 236 [U/mg] umgerechnet. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.33 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.33 volumetrische Aktivitäten der verwendeten Enzymchargen der NADH-Oxidase Eintrag a) Charge 1 a) ∆E340 nm/t Vol. Aktivität Proteingehalt Spezif. Aktivität [U/mg] [1/min] [U/ml] 09/2010 b) 0.5963 95 - - 2 10/2010 b) 0.5409 86 26.4 3.3 3 02/2011 c) - d) 149 d) 13.0 11.5 4 03/2011 c) - d) 225 d) 5.0 45.0 Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm); Ultrafiltration; 8.2.3.3.2 d) b) c) f = 10; gemessen von Tenbrink [162]; e) [mg/ml] e) Reinigung der NOx mittels Q-Sepharose und bestimmt am FZ Jülich Lagerstabilität der NADH-Oxidase Die Aktivitätsbestimmung bei Erhalt der Enzymchargen und nach einer bestimmten Lagerzeit erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 23 (AAV 23). In einer Quarzküvette (d = 1 cm) wurden dann 980 µl Kaliumphosphatpuffer (100 mM, pH 8) und 10 µl NADH-Lösung (20 mM) pipettiert und die Absorption gemessen. Schließlich wurden 10 µl Enzym (in geeigneter Verdünnung) zugegeben und die Messung wurde gestartet. Messung und Auswertung erfolgten gemäß der in AAV 23 beschriebenen Methhode. Die bestimmte Aktivität wird dann angegeben als relative Aktivität, bezogen auf die Aktivität, die bei Erhalt der Enzymcharge (t = 0) gemessen wurde (relative Aktivität 100%). Tabelle 8.34 Lagerstabilität der NADH-Oxidase Eintrag Charge 1 Zeitpunkt der Volumetrische Relative Messung Aktivität [U/ml] Aktivität [%] t=0 95 100 t = 90 d 22 23 t=0 225 c) 100 t = 57 d 147 65 09/2010 a) 2 3 03/2011 4 b) Vg = 1 ml, ε = 6.3 ml/(µmol·cm), Vp = 0.01 ml, d = 1 cm; Q-Sepharose und Ultrafiltration am FZ Jülich; c) a) Rohextrakt; b) NOx gereinigt mittels gemessen von Tenbrink [162] 237 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.3.3.3 Untersuchungen zur Inhibierung Die Untersuchung der NADH-Oxidase auf Inhibierung durch L-Valin (8a) bzw. Ketovalin (eingesetzt als Natriumsalz) mittels Photometer erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 23 (AAV 23). Die Aktivität der NOx ohne Zusatz eines Additivs wird auf 100% festgesetzt. Die angegebenen relativen Aktivitäten beziehen sich auf die Aktivität der NOx in Gegenwart der verschiedenen Additive. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.35 zusammengefasst. Tabelle 8.35 Zusammenstellung der Ergebnisse bzgl. Inhibierung der NOx Eintrag Additiv Konzentration [mM] Relative Aktivität [%] 1 L-Valin (8a) 0 100 2 L-Valin (8a) 10 103 3 L-Valin (8a) 25 117 4 L-Valin (8a) 50 100 5 L-Valin (8a) 75 78 6 L-Valin (8a) 100 72 7 Ketovalin (9a) 0 100 8 Ketovalin (9a) 10 145 9 Ketovalin (9a) 25 119 10 Ketovalin (9a) 50 91 8.2.3.4 Allgemeine Arbeitsvorschrift 24 (AAV 24): Umsatzbestimmung mittels 1 H-NMR-Spektroskopie Es werden zunächst jeweils 25 - 250 mM Lösungen (Umsatzbestimmung von L-Valin (8a)) bzw. 50 mM Lösungen (Umsatzbestimmung von L-Phenylalanin (8d)) der Aminosäure und der entsprechenden Ketosäure 9a bzw. 9d) in 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8 hergestellt. Für die Messungen werden Mischungen der beiden Verbindungen im Verhältnis 1:1, 2:1 und 1:2 hergestellt, so dass das Probenvolumen 300 µl beträgt. Anschließend wird 238 EXPERIMENTELLER TEIL mit 350 µl D2O aufgefüllt und die Probe mittels 1H-NMR-Spektroskopie analysiert. Zur Umsatzbestimmung werden die Integrale der CH3-Gruppen herangezogen (siehe auch Abschnitt 5.4.3). 8.2.3.4.1 Umsatzbestimmung für Umsetzungen von L-Phenylalanin Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 24 (AAV 24). Auf Grund der schlechten Löslichkeit, vor allem der Ketosäure, wurden hier 50 mM Lösungen von L-Phenylalanin (8d) und der α-Ketosäure 9d in 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8 hergestellt. Für die Messungen wurden Mischungen der beiden Verbindungen im Verhältnis 1:1, 2:1 und 1:2 hergestellt (insgesamt 300 µl Probenvolumen) und mit 350 µl D2O aufgefüllt. Anschließend erfolgte die Analyse der Zusammensetzung mittels 1H-NMR-Spektroskopie: Eintrag eingesetztes Verhältnis bestimmtes Verhältnis Phenylbrenztraubensäure : Phenylalanin Phenylbrenztraubensäure : Phenylalanin 1 1:1 1:3 2 1:2 1:5 3 2:1 2:3 Ergebnis: Die bestimmten Verhältnisse stimmten nicht mit den angesetzten Verhältnissen überein. Das Singulett der Phenylbrenztraubensäure (4.10 ppm) liegt bereits zu stark im Drift des breiten Wasser-Signals. Mittels 1H-NMR-Spektroskopie kann somit nur eine qualitative aber keine quantitative Aussage darüber gemacht werden, ob Produkt gebildet wurde (Singulett der Ketosäure 9d bei 4.10 ppm). 8.2.3.4.2 Umsatzbestimmung für die Umsetzungen von L-Valin Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 24 (AAV 24). Es wurden zunächst jeweils 25 - 250 mM Lösungen von L-Valin (8a) und der Ketosäure (9a) in 100 mM Kaliumphosphatpuffer pH 8 hergestellt. Für die Messungen wurden Mischungen der beiden 239 EXPERIMENTELLER TEIL Verbindungen im Verhältnis 1:1, 2:1 und 1:2 hergestellt, so dass das Probenvolumen 300 µl beträgt. Anschließend wurde mit 350 µl D2O aufgefüllt und die Probe mittels 1H-NMRSpektroskopie analysiert. Die Umsatzbestimmung erfolgte über die Integrale der CH3Gruppen (dd bei 1.0 ppm von L-Valin (8a) und d bei 1.1 ppm von Ketovalin (9a)): Konzentration eingesetztes Verhältnis bestimmtes Verhältnis Stammlösung [mM] Ketovalin : Valin Ketovalin : Valin 1 250 1:1 1:1.2 2 250 1:2 1:2.4 3 250 2:1 2:1.2 4 25 1:1 1:1 Eintrag Ergebnis und Fehleranalyse: Die Ergebnisse stimmten anfangs nicht exakt. Dies ist vermutlich auf Fehler beim Ansetzen der Proben zurückführen (Einwaage kleinster Substratmengen, kein Maßkolben). Dennoch ist ein positiver Trend erkennbar: die Verhältnisse der 1:2-und der 2:1-Mischung spiegeln das Verhältnis der 1:1 Mischung wieder. Dies spricht dafür, dass der Fehler bei den Proben liegt und nicht bei der Methode. Darüber hinaus liegt eine Fehlerquelle bei der Umsatzbestimmung mittels 1H-NMRSpektroskopie bei ca. 5%. 8.2.3.5 Umsatzbestimmung für die Umsetzungen von L-Valin in Gegenwart von Fe-TSPP (10) Das in Abbildung 8.23 dargestellte 1H-NMR-Spektrum entspricht einem Ansatz unter Verwendung von 0.5 mg/ml Fe-TSPP (10). Die Basislinie im ausgewählten und für die Umsatzbestimmung relevanten Bereich ist gerade. Sowohl die Signale der CH3-Gruppe der Ketosäure als auch die Signale der CH3-Gruppen der Aminosäure sind scharf und somit gut integrierbar. Damit ist eine genaue Umsatzbestimmung möglich. Das in Abbildung 8.24 dargestellte 1H-NMR-Spektrum entspricht einem Ansatz unter Verwendung von 2.6 mg/ml Fe-TSPP (10). Die Baseline weist starke Schwankungen auf. Die Signale der CH3-Gruppe der Ketosäure als auch die Signale der CH3-Gruppen der 240 EXPERIMENTELLER TEIL Aminosäure sind deutlich breiter als bei vergleichbaren Ansätzen mit nur 2.6 mg Fe-TSPP 10. Dadurch, dass die Signale breiter sind und sie sich überlappen wird die Umsatzbestimmung entsprechend schwieriger und somit ungenauer. Abbildung 8.23 1H-NMR-Spektrum bei Verwendung von 0.5 mg/ml Fe-TSPP Abbildung 8.24 1H-NMR-Spektrum bei Verwendung von 2.6 mg/ml Fe-TSPP 241 EXPERIMENTELLER TEIL Aufgrund der paramegnetischen Eigenschaften des Eisen(III)-Porphyrins 10 werden im 1 H-NMR-Spektrum die Signale von Edukt 8a und Produkt 9a in Gegenwart von 2.6 mg/ml breiter und somit die Umsatzbestimmung ungenauer. 8.2.3.6 Allgemeine Arbeitsvorschrift 25 (AAV 25): Oxidation von L-Valin (8a) unter Verwendung von NADH-Oxidase zur Cofaktorregenerierung im Maßstab von 1.5 ml Abbildung 8.25 Enzymatische Oxidation von L-Valin (im Maßstab 1.5 ml) Die Durchführung der Ansätze erfolgt in einem Gesamtvolumen von 1.5 ml im Eppendorfgefäß. Zunächst wird L-Valin (8a) so eingewogen, dass die Konzentration im Reaktionsgefäß 25-100 mM beträgt und in der berechneten Menge 100 mM Kpi-Puffer pH 8 im Ultraschallbad gelöst. Dann werden die Aminosäuredehydrogenase und die NADHOxidase hinzugefügt. Zuletzt wird die NAD+-Stammlösung zupipettiert. Nach 24 Stunden im Thermoschüttler bei 25° und 550 rpm werden die Ansätze bei 4°C in der Zentrifuge mit 14000 rpm über eine Ultrafiltrationsmembran (MWCO 10 kDa) filtriert. Anschließend wird mittels 1H-NMR-Spektroskopie der Umsatz bestimmt. Dafür werden 300 µl Probe mit 350 µl D2O versetzt. Synthese von 3-Methyl-2-oxobutansäure (9a) Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 25 (AAV 25). Es wurden 4.4 mg Kaliumphosphatpuffer (0.038 mmol) gelöst. L-Valin Dann in 1.151 ml 100 mM wurden 100 µl Leucin- dehydrogenase (5 U; Charge 01/2011), 234 µl NADH-Oxidase (25 U; Charge 10/2010) und 15 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung 242 EXPERIMENTELLER TEIL zupipettiert. Nach 24 Stunden im Thermoschüttler wurde die Reaktion analog AAV 25 abgebrochen und der Umsatz bestimmt. Umsatz: 18% 1 H-NMR (400 MHz, D2O, RT): δ [ppm] = 1.09 (d, J = 7.04 Hz, 6H, H-C4, H-C4‘), 3.00 (m, 1H, H-C3). Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.7 Allgemeine Arbeitsvorschrift 26 (AAV 26): Oxidation von L-Valin (8a) unter Verwendung von NADH-Oxidase zur Cofaktorregenerierung im Maßstab 5 ml Abbildung 8.26 Enzymatische Oxidation von L-Valin (8a) im Maßstab von 5 ml Die Durchführung der Ansätze erfolgt in einem 10 ml Rundkolben bei definierter Rührgeschwindigkeit (400 bzw. 1000 rpm). Zunächst werden 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin eingewogen und in der berechneten Menge 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst (Ultraschallbad!). Die Endkonzentration im Reaktionsgefäß beträgt 25 mM. Gegebenenfalls wird nun FAD als Lösung in 100 mM Kpi-Puffer pH 8 zugegeben. Dann werden Leucindehydrogenase und NADH-Oxidase hinzugefügt. Zuletzt wird der Cofaktor als 100 mM NAD+-Stammlösung (angesetzt in 100 mM Kpi-Puffer) zupipettiert. Das Gesamtvolumen beträgt 5 ml. Während der Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur und definierter Rührgeschwindigkeit wird in regelmäßigen Abständen (nach 0.5, 1, 2, 3, 4, 8 und 24 Stunden) mittels 1H-NMRSpektroskopie der Umsatz bestimmt. Dafür werden je 300 µl Probe mit 350 µl D2O versetzt und die Probe wird sofort gemessen. 243 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.3.7.1 4' 4 3 Benchmark-Reaktion im Maßstab 5 ml Die Synthese erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 26 (AAV 26) O 2 1 bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 14.6 mg OH (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 3.836 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. O 9a C5H8O3 M = 116.12 g/mol Dann wurden 334 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 01/2011), 780 µl NADH-Oxidase (250/3 U; Charge 10/2010) und 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung zupipettiert. Während der Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur wurde gemäß Arbeitsvorschrift 26 in regelmäßigen Abständen Proben genommen und der Umsatz bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.36 zusammengefasst: Tabelle 8.36 Kinetikdaten der Benchmarkreaktion Umsatz [%] nach Eintrag 1 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 18 27 43 54 59 66 69 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.7.2 4' 4 3 Reproduzierbarkeit und Übertragbarkeit der Benchmarkreaktion Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 26 (AAV O 2 1 26) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 14.6 mg OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol (0.125 mmol) L-Valin in 3.836 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Dann wurden 334 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 01/2011), 780 µl NADH-Oxidase (250/3 U; Charge 10/ 2010) und 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung zupipettiert. Während einer Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur wurde wurde gemäß Arbeitsvorschrift 26 in regelmäßigen Abständen Proben genommen und der Umsatz bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.37 zusammengestellt: 244 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.37 Kinetikdaten bzgl. Reproduzierbarkeit und Übertragbarkeit Umsatz [%] nach Eintrag a) LeuDH NOx 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 01/2011 10/2010 18 27 43 54 59 66 69 2 01/2011 10/2010 15 24 42 51 57 66 69 3 02/2011 02/2011 23 32 60 69 75 86 93 4 03/2011 03/2011 21 33 56 65 70 78 83 5 03/2011 a) 03/2011 a) 20 31 56 70 75 84 88 Enzym-Mengen wurde auf die aktuelle Aktivität angepasst Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.7.3 Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 26 (AAV 4' 4 3 Einfluss der Rührgeschwindigkeit O 2 1 26) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 bzw. 1000 rpm. Es wurden OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 3.950 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Dann wurden 491 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 02/1011), 559 µl NADH-Oxidase (250/3 U; Charge 02/2011) und 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung zupipettiert. Während der Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur wurde wurde gemäß Arbeitsvorschrift 26 in regelmäßigen Abständen Proben genommen und der Umsatz bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.38 zusammengefasst: Tabelle 8.38 Kinetikdaten zum Einfluss der Rührgeschwindigkeit Umsatz [%] nach Eintrag Rührgeschwindigkeit 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 400 rpm 23 32 60 69 75 86 93 2 1000 rpm 25 44 62 69 74 84 93 245 EXPERIMENTELLER TEIL Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.7.4 Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 26 (AAV 4' 4 Einfluss der FAD-Konzentration O 2 3 1 26) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 14.6 mg OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol (0.125 mmol) L-Valin in 3.998 - 4.128 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Nun wurden gegebenenfalls 20 - 150 µl einer 2.5 mM FAD-Lösung zupipettiert. Dann wurden 432 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 03/2011), 370 µl NADH-Oxidase (250/3 U; Charge 03/2011) und 50 µl einer 100 mM NAD+Stammlösung zupipettiert. Während der Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur wurde wurde gemäß Arbeitsvorschrift 26 in regelmäßigen Abständen Proben genommen und der Umsatz bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.39 zusammengefasst: Tabelle 8.39 Kinetikdaten bzgl. FAD-Variation im Ansatz Umsatz [%] nach Eintrag FAD [µM] 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 0 21 33 56 65 70 78 83 2 10 18 29 55 64 70 78 84 3 75 18 30 50 60 65 74 79 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.8 Variation der NOx-Menge Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 26 (AAV 4' 4 3 O 2 1 26) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 14.6 mg OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol 246 (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 3.595 - 3.878 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 EXPERIMENTELLER TEIL gelöst. Dann wurden 505 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 03/2011 - angepasste Enzymmenge, nachdem das Enzym durch Lagerung an Aktivität verloren hatte), 567 – 850 µl NADH-Oxidase (250/3 – 250/2 U; Charge 03/2011 - angepasste Enzymmenge, nachdem das Enzym durch Lagerung an Aktivität verloren hatte) und 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung zupipettiert. Während der Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur wurden gemäß Arbeitsvorschrift 26 in regelmäßigen Abständen Proben genommen und der Umsatz bestimmt. Die Ergebnisse sind Tabelle 8.40 zusammengefasst: Tabelle 8.40 Kinetikdaten bzgl. Variation der NOx-Menge im präparativen Ansatz LeuDH NOx Umsatz [%] nach Eintrag [U] [µl] [U] [µl] 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 16.7 505 83.3 567 20 31 56 70 75 84 88 2 16.7 505 125 850 24 38 64 74 83 94 94 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.9 Einfluss der Cofaktorkonzentration 4' 4 3 Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 26 (AAV O 2 1 26) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 14.6 mg OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 3.395 - 3.635 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Dann wurden 505 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge vom 03/2011 - angepasste Enzymmenge, nachdem das Enzym durch Lagerung an Aktivität verloren hatte), 850 µl NADH-Oxidase (125 U; Charge 03/2011 angepasste Enzymmenge, nachdem das Enzym durch Lagerung an Aktivität verloren hatte) und 10 - 250 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung zupipettiert. Während der Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur wurden gemäß Arbeitsvorschrift 26 in regelmäßigen Abständen Proben genommen und der Umsatz bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.41 zusammengestellt: 247 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.41 Kinetikdaten bzgl. Einfluss der Cofaktorkonzentration im Ansatz Umsatz [%] nach Eintrag NAD+-Konzentration 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 0.2 mM 20 31 53 62 67 78 80 2 0.5 mM 22 33 63 - 77 87 91 3 1 mM 24 38 64 74 83 94 94 4 2.5 mM 18 31 55 67 76 89 94 5 5 mM 21 34 60 72 79 90 95 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.10 Allgemeine Arbeitsvorschrift 27 (AAV 27): Einfluss verschiedener Komponenten (Nachdosieren) Abbildung 8.27 Einfluss verschiedener Komponenten auf das Reaktionssystem (Nachdosieren) Die Durchführung der Ansätze erfolgt in einem 10 ml Rundkolben bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Zunächst werden 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) eingewogen und in der berechneten Menge 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst (Ultraschallbad). Die End-Konzentration im Reaktionsgefäß beträgt 25 mM. Dann werden 50/3 U (16.7 U) Leucindehydrogenase und 250/3 U (83.3 U) NADH-Oxidase hinzugefügt. Zuletzt werden 248 EXPERIMENTELLER TEIL 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung (angesetzt in 100 mM Kpi-Puffer) zupipettiert. Das Gesamtvolumen beträgt 5 ml. Nach vier Stunden wird erneut die zu untersuchende Komponente zugegeben (50/3 U Leucindehydrogenase, 250/3 U NADH-Oxidase oder 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung). Während einer Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur wird in regelmäßigen Abständen (nach 0.5, 1, 2, 3, 4, 8 und 24 Stunden) mittels 1 H-NMR-Spektroskopie der Umsatz bestimmt. Dafür werden je 300 µl Probe entnommen, mit 350 µl D2O versetzt und sofort gemessen. 8.2.3.10.1 4' 4 3 Einfluss von Leucindehydrogenase Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 27 O 2 1 (AAV 27) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden OH O 9a C5H8O3 M = 116.12 g/mol 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 4.148 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Dann wurden 432 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 03/2011), 370 µl NADH-Oxidase (250/3 U; Charge 03/2011) und 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung zupipettiert. Gegebenenfalls wurde nach vier Stunden erneut 432 µl Leucindehydrogenase zugegeben. Reaktionsverfolgung und Umsatzbestimmung erfolgten gemäß Arbeitsvorschrift 27. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.42 zusammengefasst: Tabelle 8.42 Kinetikdaten bzgl. Einfluss von LeuDH (nachdosiert) Umsatz [%] nach Eintrag LeuDH [µl] 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 432 21 33 56 65 70 78 83 2 432 + 432 21 31 55 64 69 79 84 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 249 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.3.10.2 4' 4 3 Einfluss von NADH-Oxidase Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 27 O 2 1 (AAV 27) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 3.836 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Dann wurden 334 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 01/2011), 780 µl NADH-Oxidase (250/3 U; Charge 10/2010) und 50 µl + einer 100 mM NAD -Stammlösung zupipettiert. Gegebenenfalls wurde nach vier Stunden erneut 780 µl NADH-Oxidase zugegeben. Reaktionsverfolgung und Umsatzbestimmung erfolgten gemäß Arbeitsvorschrift 27. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.43 zusammengefasst: Tabelle 8.43 Kinetikdaten bzgl. Einfluss der NOx-Menge (nachdosiert) Umsatz [%] nach Eintrag NOx [µl] 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 780 18 27 43 54 59 66 69 2 780 + 780 15 26 47 55 59 69 65 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.10.3 Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 27 4' 4 Einfluss von Cofaktor O 2 OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol 3 1 (AAV 27) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 4.148 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Dann wurden 432 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 03/2011), 370 µl NADH-Oxidase (250/3 U; Charge 03/2011) und 50 µl + einer 100 mM NAD -Stammlösung zupipettiert. Gegebenenfalls wurde nach vier Stunden erneut 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung zupipettiert. Reaktionsverfolgung und Umsatzbestimmung erfolgten gemäß Arbeitsvorschrift 27. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.44 zusammengestellt: 250 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.44 Kinetikdaten bzgl. Einfluss des Cofaktors NAD+ (nachdosiert) Umsatz [%] nach Eintrag a) 100 mM NAD+-Lösung [µl] 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 50 21 33 56 65 70 78 83 2 50 + 50 - a) - a) - a) - a) 68 81 88 nicht bestimmt Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.11 Allgemeine Arbeitsvorschrift 28 (AAV 28): Untersuchung des Reaktionssystems auf Produktinhibierung Abbildung 8.28 Untersuchung des Reaktionssystems auf Produktinhibierung Die Durchführung der Ansätze erfolgt in einem 10 ml Rundkolben bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Zunächst werden 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin und die entsprechende Menge an Natrium-3-Methyl-2-oxobutansäure (0 - 0.25 mmol) eingewogen und in der berechneten Menge 100 mM Kpi-Puffer pH 8 im Ultraschallbad gelöst, so dass die Endkonzentration der Aminosäure, bei einem Gesamtvolumen von 5 ml, 25 mM beträgt. Dann werden 50/3 U (16.7 U) Leucindehydrogenase und 250/3 U (83.3 U) NADH-Oxidase hinzugefügt. Zuletzt werden 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung, angesetzt in 100 mM Kpi-Puffer, zupipettiert. Während der Reaktionszeit von 24 Stunden bei Raumtemperatur wird in regelmäßigen Abständen (nach 0.5, 1, 2, 3, 4, 8 und 24 Stunden) mittels 1H-NMR- 251 EXPERIMENTELLER TEIL Spektroskopie der Umsatz bestimmt. Dafür werden je 300 µl Probe entnommen, mit 350 µl D2O versetzt und sofort gemessen. Synthese von 3-Methyl-2-oxobutansäure (9a) 4' 4 3 Die Durchführung erfolgte analog allgemeiner Arbeitsvorschrift 28 O 2 1 (AAV 28) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) und 0 – 34.5 mg (0 - 0.250 mmol) Natrium-3-Methyl-2-oxobutansäure in 3.950 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Dann wurden 491 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 02/2011), 559 µl NADH-Oxidase (250/3 U; Charge 02/2011) und 50 µl einer 100 mM NAD+Stammlösung zupipettiert. Reaktionsverfolgung und Umsatzbestimmung erfolgten gemäß Arbeitsvorschrift 28. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.45 zusammengefasst: Tabelle 8.45 Kinetikdaten bzgl. Einfluss von Ketovalin im präparativen Ansatz Umsatz [%] nach Eintrag Ketovalin [mM] 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 0 23 32 60 69 75 86 93 2 2.5 21 31 53 64 71 83 92 3 25 13 22 30 44 49 61 77 4 50 13 23 32 36 42 53 66 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 252 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.3.12 Allgemeine Arbeitsvorschrift 29 (AAV 29): Oxidation von L-Valin (8a) unter Verwendung von Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung Abbildung 8.29 Oxidation von L-Valin unter biomimetischer Cofaktorregenerierung mittels Fe-TSPP (10) Die Durchführung der Ansätze erfolgt in einem Gesamtvolumen von 5 ml in einem 10 ml Rundkolben bei definierter Rührgeschwindigkeit (400 bzw. 1000 rpm). Zunächst werden 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) eingewogen und in 100 mM Kpi-Puffer pH 8 oder Glycin/NaOH-Puffer pH 10.5 im Ultraschallbad gelöst. Die Konzentration an L-Valin im Reaktionsgefäß beträgt für jeden Ansatz 25 mM. Dann werden 50/3 U (16.7 U) Leucindehydrogenase und Fe-TSPP (10) zur Cofaktorregenerierung hinzugefügt. Zuletzt werden 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung (angesetzt in 100 mM Kpi-Puffer) zupipettiert. Das Gesamtvolumen beträgt 5 ml. Während der Reaktionslaufzeit von mehreren Tagen bei Raumtemperatur werden in regelmäßigen Abständen Proben entnommen und mittels 1 H-NMR-Spektroskopie der Umsatz bestimmt. Dafür werden je 300 µl Probe entnommen, mit 350 µl D2O versetzt und sofort vermessen. 8.2.3.12.1 4' 4 3 Benchmarkreaktion zur Synthese von 3-Methyl-2-oxobutansäure (9a) Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 29 (AAV O 2 1 29) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 14.6 mg OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol (0.125 mmol) L-Valin (8a) eingewogen und in 4.459 ml 100 mM KpiPuffer pH 8 im Ultraschallbad Leucindehydrogenase Fe-TSPP(0.025 mmol) und 50 µl einer (50/3 U; 100 mM gelöst. Charge Dann wurden 02/2011), NAD+-Stammlösung 491 µl 2.6 mg zupipettiert. Reaktionsverfolgung und Umsatzbestimmung erfolgten gemäß Arbeitsvorschrift 29. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.46 zusammengestellt: 253 EXPERIMENTELLER TEIL Tabelle 8.46 Kinetikdaten der Benchmarkreaktion (Fe-TSPP zur Cofaktorregenerierung) Umsatz [%] nach Eintrag 1 1d 2d 6d 8d 39 48 68 72 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.12.2 Einfluss von Rührgeschwindigkeit und Eisenporphyrinmenge auf den Reaktionsverlauf 4' 4 3 Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 29 (AAV O 2 1 29) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 14.6 mg OH O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 4.459 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Dann wurden 491 µl Leucindehydrogenase (50/3 U; Charge 02/2011), 2.6 - 13.2 mg Fe-TSPP (10) und 50 µl einer 100 mM NAD+- Stammlösung hinzugefügt. Reaktionsverfolgung und Umsatzbestimmung erfolgten gemäß Arbeitsvorschrift 29. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.47 zusammengefasst: Tabelle 8.47 Einfluss der Eisenporphyrin-Menge auf den Reaktionsverlauf Fe-TSPP Rührgeschwindigkeit Umsatz [%] nach [mg] [rpm] 1d 2d 4d 6d 8d 9d 1 2.6 400 39 48 - a) 68 72 - a) 2 13.2 400 38 52 69 70 - a) - a) 3 2.6 1000 32 42 53 - a) - a) 69 4 13.2 1000 41 55 62 - a) 69 - a) Eintrag a) nicht bestimmt Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 254 EXPERIMENTELLER TEIL 8.2.3.12.3 4' 4 3 Einfluss des pH-Werts auf den Reaktionsverlauf Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 29 (AAV O 2 1 29) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Zunächst wurden OH 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 4.445 ml 100 mM Puffer (Kpi pH 8 O 9a C 5H 8O 3 M = 116.12 g/mol bzw. NaOH/Glycin pH 10.5) gelöst. (50/3 U; Charge Leucindehydrogenase Dann wurden 03/2011 - 505 µl angepasste Enzymmenge, nachdem das Enzym durch Lagerung an Aktivität verloren hatte), 2.6 mg (0.025 mmol) Fe-TSPP (10) und 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung hinzugefügt. Reaktionsverfolgung und Umsatzbestimmung erfolgten gemäß Arbeitsvorschrift 29. Die Ergebnisse sind in Tabelle 8.48 zusammengefasst: Tabelle 8.48 Einfluss des pH-Werts auf den Reaktionsverlauf (Fe-TSPP) Umsatz [%]nach Eintrag Puffer pH 0.5 h 1h 2h 3h 4h 8h 24 h 1 Kpi 8 9 12 18 22 24 35 46 2 Glycin/NaOH 10.5 3 4 4 4 4 4 5 Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. 8.2.3.13 Allgemeine Arbeitsvorschrift 30 (AAV 30): Kontrollexperimente Die Durchführung erfolgt in einem 10 ml Rundkolben bei einer definierten Rührgeschwindigkeit (400 oder 1000 rpm). Zunächst wurden 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) eingewogen und im entsprechenden Volumen von 100 mM Kpi-Puffer pH 8 im Ultraschallbad gelöst, so dass die Endkonzentration im Reaktionsgefäß 25 mM beträgt. Gegebenenfalls werden 2.6 mg (0.025 mmol) Fe-TSPP (10) und 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung, angesetzt in 100 mM Kpi-Puffer, hinzugefügt. Das Gesamtvolumen beträgt 5 ml. Während einer Reaktionslaufzeit von mehreren Tagen bei Raumtemperatur werden in regelmäßigen Abständen Proben entnommen und mittels 1H-NMR-Spektroskopie 255 EXPERIMENTELLER TEIL der Umsatz bestimmt. Dafür werden je 300 µl Probe entnommen, mit 350 µl D2O versetzt und sofort gemessen. 8.2.3.13.1 Blindprobe zur Untersuchung auf direkte Oxidation von L-Valin (8a) durch Fe-TSPP (10) Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 30 (AAV 30) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 14.6 mg (0.125 mmol) L-Valin (8a) in 4.950 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Dann wurden 2.6 mg (0.025 mmol) Fe-TSPP (10) und 50 µl einer 100 mM NAD+-Stammlösung hinzugefügt. Während der Reaktionslaufzeit von vier Tagen bei Raumtemperatur wurden in regelmäßigen Abständen nach 1 – 2 Tagen Proben entnommen und mittels 1H-NMR-Spektroskopie der Umsatz bestimmt. Dafür wurden 300 µl Probe mit 350 µl D2O versetzt und sofort gemessen. Die spektroskopischen Daten stimmen mit den Daten in Abschnitt 8.2.3.4.2 und denen der kommerziell erhältlichen Verbindung überein. Ergebnis: Selbst nach einer Reaktionszeit von vier Tagen konnte mittels 1H-NMR-Spektroskopie kein Produkt nachgewiesen werden. Damit konnte gezeigt werden, dass das Eisenporphyrin 10 ausschließlich den Cofaktor oxidiert und nicht in der Lage ist, die Aminosäure direkt zu oxidieren. 8.2.3.13.2 Untersuchung der Stabilität von Ketovalin (9a) unter Reaktionsbedingung Die Durchführung erfolgte analog Allgemeine Arbeitsvorschrift 30 (AAV 30) bei einer Rührgeschwindigkeit von 400 rpm. Es wurden 17.3 mg (0.125 mmol) Natrium-3-methyl-2oxobutansäure in 5 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Diese Lösung wurde über acht Tage bei Raumtemperatur gerührt. In regelmäßigen Abständen von 1 – 3 Tagen wurden Proben entnommen und mittels 1H-NMR-Spektroskopie die Stabilität der Ketosäure 9a überprüft. Dafür wurden 300 µl Probe mit 350 µl D2O versetzt und wurde sofort gemessen. Die spektroskopischen Daten stimmen mit denen der gekauften Verbindung überein. 256 EXPERIMENTELLER TEIL Ergebnis: Nach acht Tagen wurden im 1H-NMR-Spektrum ausschließlich die Signale der Ketosäure identifiziert. Dies beweist die Stabilität unter Reaktionsbedingungen. 8.2.3.14 Stabilitätsuntersuchung der Ketosäure in Abhängigkeit vom pH-Wert Es wurden je 17.3 mg (0.125 mmol) Natrium-3-methyl-oxobutansäure in 5 ml 100 mM KpiPuffer pH 8 gelöst. Dann wurde mit 2.5 M Salzsäure auf pH 7, pH 5 oder pH 3 angesäuert. Anschließend wurden aus der wässrigen Lösung je 300 µl Probe entnommen und mit 350 µl D2O versetzt. Mittels 1 H-NMR-Spektroskopie wurde überprüft, ob Veränderungen im Spektrum zu sehen sind, was auf eine mangelnde Säurestabilität hinweisen würde. Ergebnis: Es sind weitere Signal im 1H-NMR zusehen: ein Duplett bei 0.94 ppm und ein Multiplett bei 2.1 ppm. Die Intensität dieser Signale nimmt zu, je saurer die Lösung ist. Mit Hilfe einer Referenzmessung konnte ausgeschlossen werden, dass es sich um das Decarboxylierungsprodukt Isobutyraldehyd (46) oder dessen Hydrat (47) handelt. 257 APPENDIX 9 Appendix 9.1 Produktisolierung von Ketovalin Im Rahmen dieser Arbeit wurden sehr gute Umsätze von bis zu 95% für die Oxidation von L-Valin zu Ketovalin erzielt. Zur Gestaltung eines effizienten Prozesses spielt auch die Isolierung des möglichst reine Produkts eine große Rolle. Da sowohl die verwendeten Katalysatoren, LeuDH und NOx, als auch Edukt und Produkt sowie der Cofaktor (NADH/NAD+) wasserlöslich sind, gestaltet sich die Aarbeitung nicht so einfach. Eine Möglichkeit wäre das Produkt selektiv als Salz aus dem Reaktionsgemisch abzutrennen. Ketovalin wird in Form seines Calcium-Salzes von der Evonik-Degussa GmbH vertrieben. Eine weitere Möglichkeit bietet die Überführung des Produkts in die organische Phase, indem zunächst das Reaktionsgemisch angesäuert wird und die α-Ketosäure in mit einem geeigneten Lösungsmittel aus der wässrigen Phase extrahiert wird. 9.2 Experimenteller Teil 9.2.1 Verwendete Geräte und Chemikalien Die Geräte und Chemikalien aus Kapitel 8.1 wurden ebenfalls für die hier beschriebenen Experimente verwendet. 9.2.2 Bestimmung der Löslichkeitsgrenze von Ketovalin Zur Bestimmung der Löslichkeitsgrenze von Ketovalin in dest. Wasser bei Raumtemperatur, soll in 20 ml dest. Wasser so lange Natrium-3-Methyl-2-oxobutansäure gegeben werden, bis eine gesättigte Lösung erreicht ist. Ergebnis: Bei Raumtemperatur konnten mehr als 2.2 g (15.6 mmol) Natrium-3-Methyl-2-oxobutansäure in 20 ml dest. Wasser gelöst werden. Die Löslichkeit von Natrium-3-Methyl-2-oxobutansäure in Wasser liegt mit >780 mM höher als die Löslichkeit von L-Valin (Wikipedia: 85 g/l entspricht 726 mM ). 258 APPENDIX 9.2.3 Produktisolierung mittels Fällung Zu 5 ml einer 100 mM Lösung von Ketovalin (eingesetzt als Natrium-Salz) in dest. Wasser bzw. in 100 mM Kpi-Puffer pH 8 wird eine 1 M Calciumchlorid- bzw. MagnesiumchloridLösung pipettiert. Wird eine Niederschlagsbildung beobachtet, so wird mittels einer Blindprobe getestet, ob tatsächlich die Ketosäure oder die Puffersalze ausfallen. Dafür wird zu 5 ml Kpi-Puffer pH 8 eine 1 M Calciumchlorid- bzw. Magnesiumchlorid-Lösung pipettiert. Fällung als Calciumsalz Zu 5 ml einer 100 mM Lösung der von Ketovalin (eingesetzt als Natrium-Salz) in dest. Wasser bzw. in 100 mM Kpi-Puffer pH 8 wurde eine 1 M Calciumchlorid-Lösung pipettiert. Wurde die Ketosäure-Lösung in dest. Wasser angesetzt, konnte bei Zugabe der Calciumchlorid-Lösung keine Niederschlagsbildung beobachtet werden. Wurde die Ketosäure in Phosphatpuffer angesetzt, so wurde bereits bei Zugabe der ersten Tropfen der 1 M Calciumchlorid-Lösung die Bildung von Niederschlag beobachtet (nach 200 µl vollständig). Zusätzlich wurde ein Blindprobe durchgeführt: dafür wurde zu 5 ml 100 mM KpiPuffer pH8 1 M Calciumchlorid-Lösung pipettiert. Auch hier wurde Niederschlag beobachtet. Fällung als Magnesiumsalz Zu 5 ml einer 100 mM Lösung von Ketovalin (eingesetzt als Natrium-Salz) in dest. Wasser bzw. in 100 mM Kpi-Puffer pH8 wurde eine 1 M Magnesiumchlorid-Lösung pipettiert. Wurde die Ketosäure in Phosphatpuffer angesetzt, so wurde nach Zugabe von 200 µl Magnesiumchlorid-Lösung eine Trübung beobachtet, die sich bei weiterer Zugabe von Magnesiumchlorid-Lösung verstärkte. Schließlich konnte Niederschlag beobachtet werden (ab 400 µl Bildung von Niederschlag). Zusätzlich wurde ein Blindprobe durchgeführt: dafür wurde zu 5 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 1 M Magnesiumchlorid-Lösung pipettiert. Auch hier wurde Niederschlag beobachtet. Ergebnis: Erste Versuche das Produkt als Calcium- oder Magnesiumsalz zu isolieren erwiesen sich nicht als zielführend. 259 APPENDIX 9.2.4 Produktisolierung mittels Extraktion Es werden zunächst 17.3 mg (0.125 mmol) Ketovalin (eingesetzt als Natriumsalz) in 5 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Anschließend wird mit 2.5 M Salzsäure angesäuert. Die wässrige Phase wird dreimal mit organischem Solvens extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen werden über Magnesiumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wird am Rotationsverdampfer entfernt und eine Probe der wässrigen Phase mittels 1 H-NMR- Spektroskopie untersucht. Mit Hilfe von L-Valin als Standard wird die Menge an Ketosäure quantifiziert. Extraktion mit Dichlormethan: Es wurden je 17.3 mg (0.125 mmol) Ketovalin (eingesetzt als Natriumsalz) in 5 ml 100 mM Kpi-Puffer pH 8 gelöst. Anschließend wurde mit 2.5 M Salzsäure auf pH 5 bzw. pH 2-3 angesäuert und es wurde dreimal mit je 5 ml Dichlormethan extrahiert. Das Lösungsmittel wurde am Rotationsverdampfer entfernt. Mittels 1H-NMR-Spektroskopie in D2O wurde die Ketosäure analysiert. Des Weiteren wurden aus der wässrigen Lösung je 300 µl Probe entnommen und mit 350 µl D2O versetzt. Mittels 1H-NMR-Spektroskopie wurde überprüft, ob noch Ketosäure in der wässrigen Phase zu finden ist. Die Restkonzentration an Ketosäure in der wässrigen Lösung wurde mit Hilfe von 150 µl einer 25 mM Lösung von L-Valin als Standard bestimmt. Tabelle 9.1 Überführung von Ketovalin in die organische Phase 260 Eintrag angesäuert auf Restkonzentration an Ketovalin in der Pufferlösung 1 pH 5 25 mM 2 pH 2-3 ~14 mM LITERATURVERZEICHNIS 10 Literaturverzeichnis 1 Available from: http://www.cbc.arizona.edu/njardarson/group/top-pharmaceuticalsposter. 2 M.C. Wani, H.L. Taylor, M.E. Wall, P. Coggon, A.T. McPhail, J. Am. Chem. 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