Kapitel 5 Property Rights Law & Economics Universität des Saarlandes Saarbrücken, WS 2016/17 Dr. Marc Scheufen [email protected] Literaturhinweise Insbesondere: Cooter/Ulen (2007): Introduction to Law and Economics, Pearson Studium, S. 74-118. Daneben: Schäfer/Ott (2005): Lehrbuch der Ökonomischen Analyse des Zivilrechts, 5. Auflage, Springer, S. 549-570 und 617-632. 5. Property Rights 5.1. Einführung 5.2. Zur Entstehung von Property Rights 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.1. Das Coase Theorem 5.3.2. Durchsetzbarkeit von Eigentumsrechten 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ 5.4. Ökonomische Analyse geistiger Eigentumsrechte 5.4.1. Einführung 5.4.2. Exkurs: Die Ökonomische Analyse des Urheberrechts (Kapitel 6) 5.5. Schlussfolgerungen und Ausblick 5.1. Einführung Definitionen und Begriffe: • Begrifflichkeiten Property Rights: Begriffsabgrenzung: Eigentumsrechte, Verfügungsrechte Eigentum/Verfügungsrecht als Bündel von Rechten Allgemein: Recht als Anspruch gegenüber Individuen oder Staat Handlungsrechte Hesse: “in menschlichen Populationen erlaubte Handlungsmöglichkeiten” • Differenzierung: Absolute (Verfügungs-)Rechte: Rechte, die ggü. allen Menschen in einer Gesellschaft gelten Beispiel: Sacheigentum, Menschen- & Bürgerrechte, Immaterielle Rechte Relative (Verfügungs-)Rechte: Rechte aus freiwillig geschlossenen Verträgen (Tausch) Beispiel: Kaufvertrag, Arbeitsvertrag 5.1. Einführung Hintergrund – Property Rights Theorie (1): • Grundgedanke: Rechts als Rechtebündel: “usus” – Recht die Sache zu nutzen “usus fructus” – Recht sich Erträge aus der Sache anzueignen “abuss” – Recht die Sache zu verändern “ius abutendi” – Recht die Sache zu veräußern Begriff: Property Rights ≠ Eigentumsrechte Jedes absolute Recht, das gegen Dritte verteidigt werden kann Property Rights sind breiter als Privateigentum • Abgrenzung und Zuordnung von “Property Rigths”: “Property Rights” sind transferierbare Rechte Effiziente Nutzung einer Sache: Keine TAK: Coase Theorem Positive TAK: Rechtsposition entscheidend 5.1. Einführung Hintergrund – Property Rights Theorie (2): • Überblick – Rechterinhaber vs. Rechtskomponenten 5.1. Einführung Schutz von Property Rights – Calabresi/Melamed: (1) Sachrechtliche Abwehransprüch Zustimmungsgebot: Voraussetzung für Eingriff in Handlungsrechte: Zustimmung desa Rechteinhabers “actio negatoria”: Möglichkeit der Abwehr eines Eingriffs durch Rechteinhaber Beispiel: Berichterstattung über Privatsphäre (2) Haftungsrechtliche Ansprüche: Kein Abwehranspruch: Handlungsrecht wird durch Schadensersatzanspruch geschützt Beispiele: Enteignung: Entzug des Handlungsrecht, aber Entschädigung Unfall im Straßenverkehr: “Property Rule” (Unkenntnis) 5.1. Einführung Funktionen von Handlungsrechten: • Effiziente Ressourcennutzung: Veränderung von Handlungsrechten: Hintergrund: Verträge, Gesetze Entwicklung von Handlungsrechten (“spontan”, “kodifiziert”) Coase Theorem Voraussetzungen: Definition von PR, Keine TAK Effiziente Ressourcennutzung durch Verhandlungslösung • Begründung “liberaler Rechte”: Ausübung der Rechte unabhängig von kollidierenden Interessen Beispiel: Freie Meinungsäußerung Demonstrationsrecht Religionsfreiheit • Gleichheit: z.B. Wahlrecht 5.2. Zur Entstehung von Property Rights Labrador Indianer – Demsetz (1): • Hintergrund: Anthropologische Untersuchung durch H. Demsetz: Labrador Indianer im 18 Jh. Eigentumsrechte und Markt für Biberpelze Frühzeitige Entwicklung von Privateigentum: Hypothese: Kommerzialisierung Eigentumsrecht (Land) • Argumentation: Beschreibung der Entstehung von Eigentumsrechten im Zeitverlauf Unterteilung in Zeiträume: T1: Kein Privateigentum (Wild, Land) T2: Aufkommen des Pelzhandels T3: Wertsteigerung eines Tieres T4: Höhere Jagdquote T5: Übernutzung (Externe Kosten) T6: Internalisierung (Eigentumsrechte) 5.2. Zur Entstehung von Property Rights Labrador Indianer – Demsetz (2): • T1: Kein Privateigentum Tierbestand und Jadgquote: Hoher Tierbestand Geringe Jagdquote (geringer Wert eines Tieres) Externe Kosten und Internalisierung: Geringe externe Kosten Keine Internalisierung (Kosten > Nutzen) • T2 – T6: Definition von Eigentumsrechten Tierbestand und Jadgquote: Sinkender Tierbestand Steigende Jagdquote (steigender Wert eines Tieres) Externe Kosten und Internalisierung: Hohe externe Kosten Notwendigkeit der Internalisierung (Nutzen > Kosten) • Ergebnis: Definition von Eigetumsrechten an Land 5.2. Zur Entstehung von Property Rights Labrador Indianer – Demsetz (3): • Argumentation - Gemeineigentum: Ausgangssituation in T1: Kein Privateigentum an Land und Wild Erwarb von Eigentum an Wild durch Jagd Konsequenz: Wild als Gemeineigentum Problem: Kein Anreiz zur Investition in “Population” Investitionskalkül bei Gemeineigentums: Investition kommt anderen zugute (Substitutionseffekt) Ausmaß der Investition: hoch Ergebnis: externe Kostgen der Biberjagd • Privateigentum vs. Gemeineigentum: Gemeineigentum: keine Berücksichtigung externer Kosten Privateigentum: Berücksichtigung externer Kosten 5.2. Zur Entstehung von Property Rights Labrador Indianer – Demsetz (4): • Graphische Betrachtung: 5.2. Zur Entstehung von Property Rights Labrador Indianer – Demsetz (5): • Argumentation - Privateigentum: Situation in T6: Privateigentum an Land und Wild Konsequenz: Keine externe Kosten Grund: Rechteinhaber trägt alle Kosten selbst Investitionskalkül bei Privateigentum: Investition in Population Ausmaß der Investition: gering Ergebnis: effiziente Ressourcennutzung • Internalisierung externer Kosten: Privateigentum führt zur Internalisierung externer Kosten Jagdquote sinkt (“Populationserhaltungsaufwendungen”) 5.2. Zur Entstehung von Property Rights Labrador Indianer – Demsetz (6): • Form der Eigentumsbildung: Formierung von Eigentümergruppen: Aneignung (Markierung) von Jagdland/-gebiet Ausschluss anderer vom Jagdgebiet + Nutzung der Tiere Ergebnis: Eigentumsrechte an Land und Tiere Internalisierung externer Kosten : Keine externen Kosten für andere Keine externen Kosten für Rechteinhaber Ergebnis: Erhaltung des Biberpelzbestands • Aber: Transaktionskosten bei Privateigentum Kosten der Einführung (z.B. Zaunbau) Kosten der Durchsetzung (z.B. Bewachung, Bestrafung) Hier: relativ geringe Kosten (z.B. Lebensraum der Biber begrenzt; Biberbau) 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.1. Das Coase Theorem Grundüberlegungen der Property Rights Theorie: • 4 Fragestellungen: (1) (2) (3) (4) Wie entstehen Eigentums-/ Verfügungsrechte? Wann ist Privateigentum möglich? Welche Rechte haben Privateigentümer? Was sind die Strafen für Verletzung von Privateigentum? • Struktur/ Vorgehensweise: Privateigentum und Transaktionskosten: Allokation durch den Markt Allokation durch den Staat Marktversagen: Marktmacht und Monopol Öffentliche Güter Allmendegüter 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.1. Das Coase Theorem Das Coase Theorem (1) • Grundgedanke: Voraussetzungen: Keine/sehr geringe Transaktionkosten Klare Definition der Verfügungsrechte Argumentation: Allokation durch den Markt Effiziente Ressourcennutzung durch Verhandlungslösung • Beispiel: Rancher und Farmer: Rancher: Aufzucht von Kühen Farmer: Ackerbau Argumentation: Kein Zaun zwischen Ranch und Farm Konsequenz: Externe Kosten (Kühe zerstören Acker) 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.1. Das Coase Theorem Das Coase Theorem (2) • Graphische Betrachtung: Cooter/Ulen (2007), p. 86 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.1. Das Coase Theorem Das Coase Theorem (3) • Zwei Fälle: Fall mit Schadenshaftung: Schädigung verboten (Rinderzüchter muss Schadensersatz leisten) Fall ohne Schadenshaftung: Schädigung grds. erlaubt (kein Schadensersatz) • Argumentation im Coase Theorem: Transaktion der Schadensrechte: Verhandlung zwischen Rinderzüchter und Farmer Effiziente Lösung: unabhängig von “Fall” Wichtig: Transaktionskosten entscheidend Allokation durch den Markt vs. Allokation durch den Staat Hier: Kosten für Bau eines Zauns 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.1. Das Coase Theorem Das Coase Theorem (4) • Graphische Betrachtung: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.1. Das Coase Theorem Recht und Transaktionskosten: • Markt vs. Staat: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.2. Durchsetzbarkeit von Eigentumsrechten Charakteristika von Wirtschaftsgütern (1): • Rivalität/ Nicht-Rivalität: Rivalität: Konsum des Guts führt zu Nutzeneinbußen für Dritte Z.B.: Trinkwasser Nicht-Rivalität Konsum des Guts führt zu keinen Nutzeneinbußen für Dritte Z.B.: Youtube Video (Informationsgüter im Allgemeinen) • Ausschließbarkeit/ Nicht-Ausschließbarkeit: Ausscließbarkeit: Möglichkeit andere von der Nutzung des Gutes auszuschließen Z.B.: PKW (Schlüssel) Nicht-Ausschließbarkeit: Keine Möglichkeit (oder prohibitiv teuer) andere von der Nutzung des Gutes auszuschließen Z.B.: Luft zum Atmen, Militärsicherheit 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Charakteristika von Wirtschaftsgütern (1): • Rivalität/ Nicht-Rivalität: Rivalität: Konsum des Guts führt zu Nutzeneinbußen für Dritte Z.B.: Trinkwasser Nicht-Rivalität Konsum des Guts führt zu keinen Nutzeneinbußen für Dritte Z.B.: Youtube Video (Informationsgüter im Allgemeinen) • Ausschließbarkeit/ Nicht-Ausschließbarkeit: Ausscließbarkeit: Möglichkeit andere von der Nutzung des Gutes auszuschließen Z.B.: PKW (Schlüssel) Nicht-Ausschließbarkeit: Keine Möglichkeit (oder prohibitiv teuer) andere von der Nutzung des Gutes auszuschließen Z.B.: Luft zum Atmen, Militärsicherheit 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Charakteristika von Wirtschaftsgütern (2): • Einordnung/Überblick: Rivalität Nichtrivalität Ausschließbarkeit Private Güter (z.B.: PKW) Clubgüter (z.B.: Tennisplatz) NichtAusschließbarkeit Allmendegüter (z.B.: Meeresfische) Öffentliche Güter (z.B.: Umweltgüter) 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (1): • Charakteristika öffentlicher Güter: Nicht-Rivalität: d.h. Konsum des Guts führt zu keinen Nutzeneinbußen für Dritte Nicht-Ausschließbarkeit: d.h. keine Möglichkeit andere vom Konsum auszuschließen • Argumentation: Externalitäten: Überlegung: Externe Kosten Aber: Keine Berücksichtigung externer Kosten im individuellen Kalkül Trittbrettfahrerproblem: Nicht-Ausschließbarkeit: Anreiz sich nicht an Finanzierung zu beteiligen Konsequenz: Unternutzung/ keine private Bereitstellung Aber: Nicht-Rivalität 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (2) - Modellbetrachtung: • Überlegung: Auseinanderliegen sozialer- und privater Grenzkosten Externe Kosten = Soziale Grenzkosten – Private Grenzkosten Lösungsmöglichkeit: Einführung einer Mengensteuer Steuer = Externe Kosten Konsequenz: Berücksichtigung der externen Kosten im individuellen Kalkül • Notation: SGK – Soziale Grenzkosten PGK – Private Grenzkosten EGK – Externe Grenzkosten P(X) – Preisabsatzfunktion/ Nachfrage t – Mengensteuer (Pigousteuer) 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (3) - Modellbetrachtung: • Graphik – Ausgangssituation: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (4) - Modellbetrachtung: • Graphik – Pigou Steuer: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (5) - Modellbetrachtung: • Ergebnis: Einführung einer Steuer (t) Fixierung von t: t = P* - P2 Einführung von t führt zu einer Verschiebung der PGK (um t) Konsequenz: Produzent berücksichtigt externe Kosten Produzent verkauft die Menge x* zum Preis P* Steuerlast: T = t x* • Kritik und Alternative: Problem: Informationsanforderungen Alternative: Zertifikate (Emissionszertifikate Überlegung: Handelbare Rechte i.S.e. Auktionierung Vorteil: Preis-/Marktmechanismus (geringere Informationsanforderungen), dynamische Effizienz, “Cap and Trade” 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (6) - Pigousubvention: • Überlegung: Positive Externalität Keine negativen, sondern positive Auswirkungen auf Dritte Beispiel: gepflegter Vorgarten Konsequenzen: Ein “Dritter” genießt positiven Nutzen, ohne davon ausgeschlossen werden zu können Problem: Anreiz des Produzenten • Modellbetrachtung: Argument: Soziale- und private Nachfrage liegen auseinander Positive Externalität = Soziale Grenznutzen – Private Grenznutzen Notation: SGN – Soziale Grenznutzen (“Soziale Nachfragefunktion”) PGN – Private Grenznutzen (“Tatsächliche Nachfragefunktion”) EGN – Externe Grenznutzen (“Spill-Over-Effekt”) 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (7) - Pigousubvention: • Graphik – Ausgangsposition: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (7) - Pigousubvention: • Graphik –Pigousubvention: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (8)- Pigousubvention: • Ergebnis: Einführung einer Subvention (s) Fixierung von s: s = P* - P2 Einführung von s führt zu einer Verschiebung der Angebotsfunktion (um s) Konsequenz: Produzent/Nachfrager berücksichtigen pos. externen Effekt Produzent verkauft die Menge x* zum Preis P* (wobei P* = P2 + s) Subventionszahlung: S = s x* • Kritik und Alternative: Problem: Informationsanforderungen Alternative: „Künstliche“ Privatisierung durch Ausschließungsrecht Problem: nur zum Teil praktikabel Argument: Produzent erhält Ausschließungsrecht (z.B. Patent) Beispiel: Verfahrensinnovation (siehe Kapitel 5.4.) 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (9)- Öffentliche Bereitstellung • Überlegung: Staat stellt das Gut bereit: Keine private Bereitstellung, da Anreiz zu gering (Trittbrettfahrerproblem) Lösung: Staatliche Bereitstellung Beispiel: Infrastruktur (Straßen usw.) Finanzierung: Steuern • Argumentation: Fall: “private Güter: Rivalität im Konsum: Horizontale Aggregation der Nachfragefunktion Marktgleichgewicht: Schnittpunkt zwischen A und Nges Fall: “öffentliche Güter” Keine Rivalität im Konsum: Vertikale Aggregation der Nachfragefunktion Grund: Kein Preis am Markt erzielbar (Trittbrettfahrerproblem) Marktgleichgewicht: Schnittpunkt zwischen A und Nges 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (10)- Öffentliche Bereitstellung • Graphik – Fall “privater Güter”: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Öffentliche Güter (11)- Öffentliche Bereitstellung • Graphik – Fall “öffentliche Güter”: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Allmendegüter (1): • Charakteristika von Allmendegütern: Rivalität: d.h. Konsum des Guts führt zu Nutzeneinbußen für Dritte Nicht-Ausschließbarkeit: d.h. keine Möglichkeit andere vom Konsum auszuschließen • Argumentation: Fehlende Definition von Property Rights: Allmendegut als “Gut der Allgemeinheit” Fehlende “Zugriffsbeschrenkung” führt zur Gefahr der Übernutzung Trittbrettfahrerproblem: Nicht-Ausschließbarkeit: Anreiz kurzfristige Gewinne zu realisieren Konsequenz: Übernutzung Problem: Rivalität, d.h. Gefahr der Vernichtung des Allmendeguts 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Allmendegüter (2): • Modellbetrachtung – Gefangenendilemma: Beispiel: Biberjagd der Labradorindianer Problem: keine Jagdbeschränkung (teritorial, Population) Modell: 2 Jäger mit symmetrischer Ausgangssituation Ertragsfunktion des Jägers 1: E(x1) = p(x)x1 = (a – b(x1+x2))x1 = ax1 – b(x1)2 – bx1x2 Kostenfunktion des Jägers 1: K(x1) = c x1 • Argumentation – ohne Kooperation: Jäger 1 wählt x1 so, dass gilt GE = GK Konkret: d E(x1)/dx1 = d K(x1 )/dx1 = a – 2bx1 – bx2 = c 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Allmendegüter (3): • Argumentation – ohne Kooperation (ctd): Nach x1 auflösen: a – 2bx1 – bx2 = c x1 = (a – c)/2b – x2/2 Symmetrie: d.h. x1 = x2 x*1 = x*2 = 2/3 ((a – c)/2b) Summe: d.h. x1 + x2 x*1 + x*2 = 4/3 ((a – c)/2b) • Argumentation – mit Kooperation: Jäger 1 und 2 wählen x gemeinsam so, dass gilt GE = GK Konkret: d E(x)/dx = d K(x)/dx = a – 2bx = c Nach x auflösen: a – 2bx = c x* = (a – c)/2b 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Allmendegüter (4): • Graphik – ohne Kooperation (ctd): Fall mit 2 Jägern: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Allmendegüter (5): • Graphik – ohne Kooperation (ctd): Fall mit unendlich vielen Jägern: 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Allmendegüter (6): • Ergebnis: Ohne Kooperation Jagd jeder für sich Konsequenz: x* < 4/3 x* = x1 + x2 Fazit: Es kommt zu einer Übernutzung (zu viele Biber werden gejagd) Erhöhung der Anzahl der Jäger führt dazu, dass x noch mehr steigt Ohne Kooperation (ohne Property Rights) käme es zu einer Ausrottung der Biber • Lösung: Definition von Property Rights: Schaffung von Kooperation Wichtig: Glaubwürdigkeit der Kooperationslösung Konsequenz: Recht (Property Right) + Rechtsdurchsetzung Beispiel: Jagdrevier (teritoriale Abgrenzung des Jagdgebiets) 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Allmendegüter (7): • Gefangenendilemma in Zahlen: Gegeben sei: a = 100, b = 10, c = 20 Spiel mit Kooperation: Menge: x* = (a – c)/2b = (100 – 20)/210 = 4 Ertrag: E(x = 4) = p(x = 4) 4 = (100 – 10 4) 4 = 240 Kosten: K(x = 4) = 20 4 = 80 Gewinn: G(x = 4) = 240 – 80 = 160 (d.h. 80 pro Spieler) Spiel ohne Kooperation: Menge: xi* = 4/3 (a – c)/2b = 4/3 4= 5,33 Ertrag: E(x = 5,33) = (100 – 10 5,33) 5,33 = 248,88 Kosten: K(x = 5,33) = 20 5,33 = 106,66 Gewinn: G(x = 6,66) = 248,88 – 53,33 = 142,22 (d.h. 71,11 pro Spieler) Spiel mit einseitiger Kooperation: Gewinn K/D: G(4,66) = 248,88 – 93,33 = 202,22 Aber: Verteilung ist 3/7 und 4/7 GK = 66,66; GD= 88,88 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Allmendegüter (8): • Gefangenendilemma in Zahlen: Auszahlungsmatrix: Kalkül der Jäger 1: Überlegung 1: „Wenn der andere kooperiert, stelle ich mich besser, wenn ich defektiere“ (da 88,88 > 80) Überlegung 2: „Wenn der andere defektiert, stelle ich mich besser, wenn ich auch defektiere“ (da 71,11 > 66,66) • Ergebnis: Defektion ist dominante Strategie 5.3. Ökonomische Analyse von Property Rights 5.3.3. Die Tragödie der „(Anti-)Commons“ Die Tragödie der “(Anti-)Commons”: • Öffentliche Güter: Charakteristika: Nicht-Rivalität & Nicht-Ausschließbarkeit Konsequenz: Externe Kosten/Nutzen bleiben unberücksichtigt PGK < SGK: d.h. es kommt zu einer Unternutzung Lösung: Pigoulösung, öffentliche Bereitstellung Ergebnis: “Tradegy of the Commons” • Allmendegüter: Charakteristika: Rivalität & Nicht-Ausschließbarkeit Konsequenz: Trittbrettfahrerproblem: Defektion dominante Strategie D.h. es kommt zu einer Übernutzung Lösung: Klare Definition der „Property Rights“ Ergebnis: “Tradegy of the Anticommons” 5.4. Ökonomische Analyse geistiger Eigentumsrechte 5.4.1. Einführung Arten geistiger Eigentumsrechte: • Überblick: 5.4. Ökonomische Analyse geistiger Eigentumsrechte 5.4.1. Einführung Das Patentrecht (1): • Schutzrechtsgegenstand: Schutz von technischen Erfindungen (Konzept der Technizität) Schutz: Exklusives Verwertungsrecht für Rechteinhaber (temporäres Monopol) • Schutzdauer: i.d.R. 20 Jahre (progressive Patentgebühr) Ausnahmen: z.B. für pharmazeutische Produkte (25 Jahre) • Schutzeintritt: Patentanmeldung (DPMA, München) Prüfung der Patentierbarkeit Voraussetzungen: (1) Neuheit, (2) Erfinderische Tätigkeit, (3) Gewerblichkeit 5.4. Ökonomische Analyse geistiger Eigentumsrechte 5.4.1. Einführung Patentrecht (2): • Maximierungsproblem: Maximierung der Differenz zwischen Nutzen und Kosten zusätzlichen Schutzes Argument: Existenz eines gesellschaftlichen Optimums (Gleichgewicht) Dimensionen des Patentrechts: (1) Patentlänge/-lebensdauer, (2) Patentbreite Problem: Informationsanforderungen • Trittbrettfahrerproblematik: Information als öffentliches Gut (Nicht-Rivalität) Konsequenz: Anreiz, die Innovation kostenlos zu nutzen, ohne die Herstellungskosten hierfür tragen zu müssen Argument: Patentrecht als Anreizinstrument (Amortisation der F&E Kosten) Aber: „Tragedy of the Anticommons“ (Patent-Thicket; Patent Trolls) 5.4. Ökonomische Analyse geistiger Eigentumsrechte 5.4.1. Einführung Patentrecht (3): • Maximierungskalkül (Produktinnovation): In Anlehnung an: Scherer/Ross (1990), S. 623 5.4. Ökonomische Analyse geistiger Eigentumsrechte 5.4.1. Einführung Patentrecht (4): • Maximierungskalkül (Prozessinnovation): • Die „Stellschrauben“ im Patentrecht: Dimensionen (1) Patentlänge (Laufzeit – Warum 20 Jahre?) (2) Patentbreite (Möglichkeit eines „inventing around“?) Höhe und Wahrscheinlichkeit der Bestrafung bei Patentrechtsverletzungen 5.4. Ökonomische Analyse geistiger Eigentumsrechte 5.4.1. Einführung Patent- versus Urheberrecht im Vergleich: • Unterschiede: Patentrecht vs. Urheberrecht Umfang des Schutzes (Idee vs. Form/Ausdruck) Doppelschöpfung und Priorität Persönlichkeitsrechtliche Befugnisse Inkrafttreten/ Anmeldung: Das Urheberrecht entsteht selbstständig mit der Schaffung des Werkes Vielzahl potentieller Nutzer: Intermediäre (Verlage/Galerien + Verwertungsgesellschaften (z. B. GEMA, VG-Wort)) • Ziele/ Funktionen: Anreizfunktion Informationsfunktion 5.4. Ökonomische Analyse geistiger Eigentumsrechte 5.4.1. Exkurs: Ökonomische Analyse des Urheberrechts 5.5. Schlussfolgerungen und Ausblick Zusammenfassung: • Unterschiede: Patentrecht vs. Urheberrecht Umfang des Schutzes (Idee vs. Form/Ausdruck) Vielzahl potentieller Nutzer: Intermediäre (Verlage/Galerien + Verwertungsgesellschaften (z. B. GEMA, VG-Wort)) • Ziele/ Funktionen: Anreizfunktion Informationsfunktion