Feldkircher Literaturtage 2006 3. bis 6. Mai Bert Brecht Zwischen allen Stühlen Sämtliche Veranstaltungen finden im Theater am Saumarkt statt. "Wenn die Schwierigkeit / Der Gebirge überwunden ist / Ist es soweit / Daß die Schwierigkeit der Ebenen beginnt." Bert Brecht, 1937 Mi. 3. Mai 2006, 20.15 Uhr Bertolt Brecht Ausstellungseröffnung Ausstellung über Werk und Biografie Bert Brechts, seine Beziehungen und sein Verhältnis zur Schweiz und zu Österreich. Unter anderem stehen seine Theaterarbeiten in Zürich und Chur, sein Briefwechsel mit der Vorarlberger Schriftstellerin Paula Ludwig sowie die Koloman-Wallisch-Kantate im Fokus der Ausstellung. Zahlreiche Fotos, Erstausgaben und Originaldokumente, von denen einige noch nie öffentlich gezeigt wurden. Anschließend Leben Brechts in schwierigen Zeiten Werner Hecht Vortrag Es sollen vor allem neue und neueste Einsichten in das Leben Brechts und über die Bedingungen seines Schaffens vorgestellt werden. Brecht selbst hatte eingestanden, ein Leben in „schwierigen Zeiten“ führen zu müssen, aber bald wurde ihm zur Gewissheit, dass auch in der Zukunft die Schwierigkeiten nicht geringer werden. Im Vortrag wird von seinen Schwierigkeiten die Rede sein: mit den feinsinnig schreibenden und grob dreinschlagenden Kritikern, mit den liebenswerten und produktiven Frauen, mit den internationalen Schnüfflern, mit den Erzfeinden, den Nazis, mit den stalinistischen Mitgliedern der „Moskauer Clique“, mit den kleinbürgerlichern „Murxisten“ in der DDR und mit den linientreuen Zensoren. Quellen der neuen Funde sind unbekannte Brecht-Schriften und Briefe sowie Dokumente aus Archiven der DDR, die erst jetzt zugänglich geworden sind. Werner Hecht studierte bei Hans Mayer und Ernst Bloch in Leipzig, war 1959-1975 Mitarbeiter der Dramaturgie und Regie am Berliner Ensemble, ab 1970 Chefdramaturg. 1977-1990 Direktor des Brecht-Zentrums Berlin. 1988 Dr. phil. h.c. Herausgeber zahlreicher Brecht-Texte und BrechtMaterialienbände, so etwa der Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe der Werke Brechts (1988-2000). Diverse eigene Bücher, vor allem zu Brecht und Helene Weigel. "Die Schweiz ist ein Land, das berühmt dafür ist, dass sie dort frei sein können. Sie müssen aber Tourist sein." Ziffel, in den Flüchtlingsgesprächen von Bert Brecht Donnerstag 4. Mai 2006, 20.15 Uhr Hubert Dragaschnig liest Keuner-Geschichten. Anschließend Ich hab noch einen Koffer in der Schweiz Werner Wüthrich Vortrag Die Flucht vor seinen Landsleuten treibt Bertolt Brecht rund um den Erdball. Der Stückeschreiber und revolutionäre Theatermann ist staatenlos, in allen Exilländern ein feindlicher Ausländer. Er schreibt: „Wer keinen Pass hat, ist ein Hund.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg, zurück in Europa, sucht Brecht eine „Residence“ außerhalb Deutschlands. Zürich verlässt er 1949 unfreiwillig und gründet in Ostberlin sein legendäres Berliner Ensemble. Bertolt Brecht erhält einen österreichischen Pass und bleibt – wie neue Erkenntnisse belegen – auch in der DDR ein Emigrant. Werner Wüthrich beleuchtet das widersprüchliche Verhältnis von Brecht zu Deutschland und seinen Exil-Ländern. Der Brecht-Forscher erzählt, warum bei Brechts Abreise noch Schachteln, seine Arbeitsdepots bei den Zürcher Familien Mertens und Cohen, zurückblieben und gewährt Einblicke in seine sensationellen Brecht-Funde seit Januar 2002. Werner Wüthrich, geboren in Ittingen bei Bern (Schweiz), Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Philosophie. Seit 1972 freiberuflicher Theaterautor und Schriftsteller; Doron-Preisträger des Jahres 2004. Als BrechtForscher erregte er durch seine Funde von neuen Brecht-Werken weltweites Aufsehen. Seine Monographie „Bertolt Brecht und die Schweiz“ gilt als Standardwerk. Hubert Dragaschnig, geboren 1959, aufgewachsen in Vorarlberg. Seit 1978 künstlerische Arbeiten, Gründungsmitglied des Vorarlberger Autorenverbandes, lebt als freier Schauspieler und Regisseur in Bregenz. Gründer und künstlerischer Leiter des Theater KOSMOS. "Ich muss Ellbögen frei haben, spucken können, wie mir’s beliebt, allein schlafen, skrupellos sein." Bert Brecht, Tagebücher 1921 Freitag 5. Mai 2006, 20.15 Uhr Teil 1 Ich, Bertolt Brecht, bin aus den schwarzen Wäldern Ein Abend mit dem jungen Brecht Theater Frauen und Liebe, der I. Weltkrieg, das Schreiben und noch nicht davon leben können und das Theater sind die Themen dieses Abends. Brechts Texte aus Arbeitsmaterialien und Tagebüchern von 1917-1933 geben davon Zeugnis. Sein Leben als junger Mensch, werdender Schriftsteller, wenig talentierter Musiker und Mann mit Leidenschaften wird von einem jungen Schauspieler gespielt und mit der „Klampfe“ besungen. Oliver Rosskopf (Darsteller): geb. 1981, Schauspieler am Schauspielhaus Graz seit 2004, Studium an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz. Lisa-Maria Cerha (Idee und Umsetzung): Regie und Regieassistenz am Schauspielhaus Graz, Studium der Theaterwissenschaft in Wien, Berlin und Antwerpen. "Und fragst du mich, was mit der Liebe sei? / So sag ich dir: ich kann mich nicht erinnern …" Bert Brecht, Erinnerung an die Marie A. Anschließend: Teil 2 Es gibt im Leben Augenblicke ... Werner Wüthrich im Gespräch mit Regine Lutz Regine Lutz, Schauspielerin und Dozentin für Schauspiel, lernte Bert Brecht in Zürich kennen, wo sie unter seiner Regie eine Rolle in der Uraufführung von „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ spielte. Vom Zürcher Schauspielhaus folgte sie Brecht an das neu zu gründende Berliner Ensemble, wo er ihr sogar Rollen eigens auf den Leib schrieb. Engagements in Mannheim, Zürich, Hamburg und anderen Theatern sowie in Film und Fernsehen folgten. Heute lehrt sie Schauspiel in Berlin, München, Rostock, Leipzig und Salzburg. "Ein Pudding beweist sich beim Essen." Samstag 6. Mai 2006, 19.30 Uhr Regine Lutz singt Brecht Klavierbegleitung: Yukie Togashi Yukie Togashi, geboren in Hiroshima, schloss die Musikhochschule in Tokyo mit Auszeichnung ab. Seit September 2003 studiert sie am Vorarlberger Landeskonservatorium bei Prof. Ferenc Bognár. 2004 errang sie den 1. Preis beim Bösendorferwettbewerb in Feldkirch. Anschließend Bretter, die die Welt bedeuten? Podiumsdiskussion mit den Referenten der vergangenen Tage. Leitung: Bernhard Echte. Bernhard Echte, Leiter des Robert Walser Archivs in Zürich, entzifferte zusammen mit Werner Morlang Robert Walsers „Mikrogramme“ („Aus dem Bleistiftgebiet“, Suhrkamp). Daneben gab er verschiedene Werke von Friedrich Glauser heraus, ebenso wie zahlreiche weitere Bücher über Hugo Ball, Emmy Hennings, Marieluise Fleißer, Franz Hessel u.a. Ausklang Ein kulinarischer Abschluss des Abends im Sinne der legendären Kochkünste Helene Weigels. Rahmenprogramm zu den Feldkircher Literaturtagen 2006: Sonntag 23. April 2006 10.30 Uhr: Freitag 28. April 2006 19.00 Uhr: Talk im TaS-Extra: “Mein Schauspielerleben mit Brecht” Karin Mommsen, die große alte Dame des Vorarlberger Landestheaters, spricht in einem Talk im TaS Extra mit Dr. Edgar Schmidt über „Mein Schauspielerleben mit Brecht“. "Wer keinen Pass hat, ist ein Hund", CH 2004, ca. 60. Min. Film von Bruno Moll über Bertolt Brecht und die Schweiz 20.15 Uhr: „Syberberg filmt bei Brecht", D 1953/1970/1993, 91 Min. ("Puntila", "Urfaust", "Die Mutter" von Gorki). Ein Film von Hans Jürgen Syberberg. "Vor 40 Jahren, als 16/17jähriger Schüler aus Rostock, erhielt ich die Gelegenheit, am Berliner Ensemble Filme mit einer 8mm Amateurkamera aufzunehmen. Die laufenden Produktionen aus der Loge, während der Vorstellungen ... " Syberberg. Dienstag 2. Mai Sonntag 7. Mai 2006 „Brecht im Umlauf“ Künstlerische Arbeiten zu Bert Brecht von M. Rutt, Matthias Baumgartner und Erika Kronabitter im öffentlichen Raum Feldkirchs. Karten & Informationen: Theater am Saumarkt Mühletorplatz1, 6800 Feldkirch Tel. 05522 72895 Email: [email protected] Web: www.saumarkt.at Für alle Veranstaltungen ist ein Pass zum Preis von Euro 30.- erhältlich!