Ausgestoßen und verfolgt

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Ausgestoßen und verfolgt
Die jüdische Bevölkerung während des
Nationalsozialismus in Neukölln
Begleitheft zur Ausstellung des Mobilen Museums Neukölln
Ausgestoßen und verfolgt
Die jüdische Bevölkerung während des
Nationalsozialismus in Neukölln
Bezirksamt Neukölln von Berlin,
Abteilung Bildung, Schule, Kultur und Sport
Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Kultur / Museum Neukölln
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Das Ende der Demokratie. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1933: „Wir fordern Sie auf, unverzüglich mitzukommen.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1934: „Sie fingen an, mich zu beschimpfen.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
1935: Heiraten verboten! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1936: „Ihr sollt nicht beim Juden kaufen!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
1937: „Wer ist denn dieser Lewy?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1938: „Bitte, geh nach Hause!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
1939: „Dann kam sie endlich!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
1940: „Die sitzen drüben im Judenkeller.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
1941: „Mir sind die Tränen runter gelaufen.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
1942: „Der Großvater war weg. Für immer.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
1943: „Sie wurden alle verladen.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
1944: „Dann wurden wir aussortiert.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
1945: „Ich muss dich erschießen.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Deportation von Kindern und Jugendlichen 1941 bis 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Nie wieder! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
In der Ausstellung 99 × Neukölln: Objekte zum Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Vorwort
Die Publikation „Ausgestoßen und verfolgt. Die jüdische Bevölkerung während des Nationalsozialismus in Neukölln“ erscheint als Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung des
Mobilen Museums Neukölln. Im Zentrum der Ausstellung stehen Erfahrungen und Schicksalswege von Neuköllner Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die von den
Nationalsozialisten als Juden oder „Halbjuden“ diffamiert worden sind. Beginnend mit der
im Alltag erfahrenen Ausgrenzung ab 1933 bis hin zur Deportation in Vernichtungslager
wie Auschwitz spannt die Ausstellung einen zeitlichen Bogen von 1933 bis 1945.
Parallel zu den persönlichen Erfahrungen werden ausgewählte staatliche Gesetze und
Verordnungen, die der NS-Staat zur Umsetzung seiner rassistischen Politik angewendet
hat, für jedes Jahr aufgelistet. Dadurch wird deutlich, wie systematisch die Vertreibung
und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung durchgesetzt wurde.
Für die pädagogische Arbeit mit Schülerinnen und Schülern war es uns besonders wichtig, dass die einzelnen Biografien deutlich machen, wie die Zeit des Nationalsozialismus
das Leben jüdischer Familien in Neukölln dramatisch verändert hat. Gerade für Kinder und
Jugendliche veränderte sich der Alltag einschneidend. Sie mussten auf andere Schulen
gehen. Um ihr Leben zu retten, wurden Kinder alleine ins Ausland geschickt, ständig in
Sorge um ihre Angehörigen. Sie erlebten die Verhaftung ihrer Eltern und Geschwister und
wurden auch selber Opfer der Deportation, was in der Regel den sicheren Tod bedeutete.
Für die 63 jüdischen Kinder und Jugendliche, die zwischen 1941 und 1943 in Vernichtungslager verschleppt und ermordet worden sind, wurde eine Karte erarbeitet, die ihre
Wohnorte in Neukölln zeigen. Für einige wenige von ihnen wurden bereits Stolpersteine
gesetzt. Für andere werden noch Paten gesucht.
Als spezielle Aufgabenstellung für Schülerinnen und Schüler in diesem Heft ist die Rubrik
„Stellen Sie sich vor“ entwickelt worden. Diese Aufgabenstellung eignet sich vor allem für
den Rahmenplan im Fach Geschichte (Sek I und Sek II). Dabei können die Schülerinnen
und Schüler die Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten unterschiedlicher Gruppen in
einer konkreten historischen Situation analysieren. Die Aufgabenstellung „Stellen Sie sich
vor“ eignet sich auch für den Rahmenplan im Fach Ethik. Hierbei kann menschliches Handeln, gebunden an moralische Basisnormen, untersucht werden. Ziel ist hierbei die Erkenntnis, das Freiheit und Demokratie schützenswerte Güter sind.
In einem abschließenden Kapitel der Ausstellung und in diesem Heft wird Bezug auf das
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland genommen. Damit soll deutlich gemacht
werden, auf welche Basis die „Mütter und Väter des Grundgesetzes“ das friedliche und
konstruktive Zusammenleben in einem demokratischen Gemeinwesen nach den Erfahrungen der NS-Diktatur gestellt haben. Diese Grundrechte sind bis heute unantastbar und
müssen doch immer wieder in der alltäglichen Praxis verteidigt werden.
Dr. Udo Gößwald
Museumsleiter
Kontakt und Information
zur Unterrichtsvorbereitung
erhalten Sie unter:
E-Mail: [email protected]
Tel.: Silvia Haslauer: 627 277-718
Anja Mutert: 627 277-717
3
Aufmarsch zum 1. Mai 1933,
Tempelhofer Feld
Foto: Landesarchiv Berlin, Nr. II, 9 767
Am 1. Mai 1933 versammeln sich Hunderttausende auf dem Tempelhofer Feld zum
„nationalen Tag der Arbeit“. Reichskanzler
Adolf Hitler und Propagandaminister Joseph
Goebbels vereinnahmen den
wichtigsten Feiertag der Arbeiterbewegung
erfolg­reich für ihre Ideologie der „klassenlosen
Volks­gemeinschaft“.
Das Ende der Demokratie
Die Machtübernahme der National­
sozialisten
Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933
übernehmen die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht. Damit
gehört die Weimarer Republik, die erste Demokratie auf deutschem
Boden, der Vergangenheit an. Nach der Machtübernahme werden demokratische Strukturen aufgelöst. Das „Ermächtigungsgesetz“ vom 24.
März 1933 hebt die Gewaltenteilung auf. Zusammen mit der „Reichstagsbrandverordnung“ vom 28. Februar 1933 bildet es die rechtliche
Grundlage der nationalsozialistischen Diktatur. Diese führt zur:
• Zerschlagung und Verbot politischer Parteien wie SPD und KPD
sowie der Gewerkschaften.
• Verfolgung jeglicher Opposition durch den Polizeiapparat und
Verhaftung politischer Gegner.
• Aufhebung des Versammlungs- und Demonstrationsrechts.
• Einschränkung der Pressefreiheit.
• Entlassung politischer Gegner aus Justiz-, Gesundheits- und Bildungswesen.
• „Gleichschaltung“ aller Organisationen und Institutionen und Einsetzung nationalsozialistischen Führungspersonals.
• Umsetzung einer Rassenpolitik, die Menschen in „hochwertige Arier“
und „minderwertige Rassen“ wie Juden, Slawen und „Zigeuner“
einteilt.
1933 leben in Berlin über 160 000 Menschen jüdischen Glaubens. Sie
alle sind Entrechtung, Ausgrenzung und Gewaltexzessen ausgesetzt.
Zwischen 1941 und 1944 werden 52 000 Berliner Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Über 700 von ihnen leben in
Neukölln. Unter ihnen sind 63 Kinder und Jugendliche. An deren
Schicksale wollen wir mit dieser Ausstellung erinnern.
4
Angehörige der Sturmabteilung (SA)
der NSDAP und der Polizei besetzen das
Neuköllner Rathaus, 16. März 1933
Foto: Museum Neukölln
Vierzehn Jahre lang haben Sozialdemokraten im Neuköllner Rathaus regiert. Nun
triumphieren die Nationalsozialisten. Auch
Bezirksbürgermeister Alfred Scholz (SPD)
kann nicht verhindern, dass SA-Männer auf
dem Rathausturm die Hakenkreuzfahne
hissen. Am 15. März wird er abgesetzt.
Gefangene im KZ Oranienburg, 6. April 1933
Foto: Landesarchiv Berlin, Nr. 58 579
Das Konzentrationslager Oranienburg wird im März 1933 auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei in Oranienburg errichtet. Damit ist es eines der ersten nationalsozialistischen
KZs. Hier werden bis zu seiner Schließung im Juli 1934 insgesamt 3 000 politische Gegner
des NS-Regimes interniert.
5
1933
Eva Kantorowsky (3. Reihe, 5. von rechts)
mit ihrer Schulklasse in der Karl-Marx-Schule,
1932
Foto: Anneliese Pietzarka / Museum Neukölln
Evas Vater Dr. Georg Kantorowsky ist Rabbiner
der Synagoge in der Isarstraße und erteilt bis
1933 jüdischen Religionsunterricht an der
Karl-Marx-Schule.
„Ich besuchte das Gymnasium, das vorübergehend den Namen ,Karl-Marx-Schule‘ trug. Im
Herbst 1935 erschienen auf dem Schulhof
Nazi-Propagandaschriften in Gestalt von
,Stürmer‘‘-Ausschnitten, sodass ich die Schule
mit Bedauern verließ. Die Mehrzahl meiner
Mitschülerinnen und Mitschüler war freundlich,
bis auf einige, die plötzlich in Uniform
der Hitlerjugend erschienen und mir Schimpfworte nachriefen.“
(Eva Angress, geb. Kantorowsky, 1988)
„Wir fordern Sie auf,
unverzüglich mitzukommen.“
An dem Tag, als Lucie Müller ihr mündliches Abitur an der Karl-MarxSchule ablegt, wird ihr Schuldirektor Fritz Karsen verhaftet. Damit endet ein erfolgreiches Schulexperiment, das die Erziehung der Schülerinnen und Schüler zu kritisch denkenden Menschen zum Ziel hatte.
Zum ersten Mal werden Schulsprecher gewählt und die Eltern in die
Arbeit einbezogen. Dies widerspricht den Vorstellungen der Nationalsozialisten, die sich am Führerprinzip ausrichten und Adolf Hitler verpflichtet fühlen. Nur drei Wochen nach dessen Ernennung zum Reichskanzler werden Fritz Karsen und ein Teil des Lehrerkollegiums entlassen.
Die Schule erhält wieder ihren alten Namen Kaiser-Friedrich-Real­
gymna­sium. In der Aula hängt nun eine Hakenkreuzfahne.
,,
Am 21. Februar 1933 war mündliches Abitur. Ich wurde in
Englisch von Frau Dr. Panzer geprüft. Dr. Karsen hatte den
Vorsitz. Alle Mitglieder der Prüfungskommission schienen
mir sehr nervös. Frau Panzer hatte große Schwierigkeiten,
die Prüfungsfragen an mich zu richten. Sie versprach sich
häufig. Ich kannte sie als sehr sichere und kompetente Lehrerin und konnte mir die Nervosität zunächst nicht erklären. Doch noch ehe meine Prüfung beendet war, ging die Tür
auf, zwei Herren in Zivil betraten das Prüfungszimmer und
forderten Herrn Karsen auf, unverzüglich mitzukommen.
(Lucie Müller, 1988)
Foto: Museum Neukölln
6
,,
In der Aula des Kaiser-Friedrich-Realgymnasiums,
der ehemaligen Karl-Marx-Schule, hängt vom Pult
eine Hakenkreuzfahne, 1936
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1933
März
Berliner Bezirksämter entlassen jüdische Ärzte, in
Neukölln betrifft dies 15 jüdische Ärztinnen und
Ärzte.
April
Am 1. April 1933 findet der erste reichsweite
antijüdische Boykott statt. SA-Mitglieder stehen
vor Geschäften, Kanzleien und Arztpraxen
jüdischer Inhaber, um Besucher am Zutritt zu
hindern.
Alle jüdischen Lehrer an städtischen Schulen
werden beurlaubt. Auf Grundlage des „Gesetzes
zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“
werden neben politischen Gegnern auch jüdische
Staatsbeamte, Lehrer, Juristen, Mediziner,
Angestellte und Hochschuldozenten aus
Behörden und Institutionen entfernt.
Artikel über den Mordüberfall
auf Dr. Kurt Löwenstein im Vorwärts
vom 27. Februar 1933
Dr. Fritz Karsen (1885–1951), der 1933
aus Deutschland flieht, in New York, um 1944
Foto: Museum Neukölln
Quelle: Museum Neukölln
Der Neuköllner Stadtrat für Volksbildungswesen, Dr. Kurt Löwenstein, setzt in seiner
Amtszeit Reformen durch, die Neukölln
über seine Grenzen hinaus bekannt
machen. Dazu zählen die Vorklassen für
körperlich oder geistig behinderte Kinder
sowie die Einführung des Werkunterrichts
und moderner Unterrichtsmaterialien. Im
Februar 1933 verüben SA-Männer einen
Anschlag auf die Wohnung der Familie
Löwenstein in der Neuköllner Geygerstraße.
Die Familie entkommt dem Anschlag und
emigriert über Prag nach Paris. Hier stirbt
Kurt Löwenstein im Mai 1939 mit nur
53 Jahren.
Fritz Karsen ist jüdischer Herkunft. Ab 1919
ist er Mitglied der SPD, 1921 wird er Direktor
des Kaiser-Friedrich-Realgymnasiums. Kern
des Unterrichts ist die Verbindung geistiger
mit praktischer Arbeit. Unter Anleitung eines
Lehrers erarbeiten Schüler selbstständig
Projekte, proben für Theater- und Orchesteraufführungen. Im Werkunterricht lernen
Mädchen und Jungen den Umgang mit
Werkzeugen, die Bearbeitung von Holz und
Metall. Im Sportunterricht steht Fairness im
Vordergrund. „Karsen verstand, eine be­acht­liche Zahl von begeisterten und begeisternden
Pädagogen um sich zu sammeln, die zu schaffen
bereit waren und denen er sehr viel Freiheit in
der Arbeit einräumte. Er fesselte solche Persönlichkeiten an sich und verabschiedete
schnellstens Lehrer, die in ihrem Beruf nur
Broterwerb sahen.“ (Alfred Lewinnek, ehemaliger Lehrer an der Karl-Marx-Schule, 1964)
Stellen Sie sich vor:
Sie sind mitten im Abitur. Ihre mündliche Prüfung ist noch
nicht ganz vorbei, da betreten zwei Polizisten in Zivil das
Prüfungszimmer und fordern Ihren Schuldirektor auf, sofort
mitzukommen. Wenig später erfahren Sie, dass der Direktor
und viele Lehrer der Schule fristlos entlassen worden sind.
Was würden Sie tun?
Ich mache nichts, denn ich habe meinen Schulabschluss
in der Tasche und gehe von der Schule ab.
Ich trommle meine Klassenkameradinnen und -kameraden
zusammen, um einen Protestbrief an die Berliner
Schulverwaltung zu schreiben.
Ich schreibe einen Brief an meine Lehrerin / meinen Lehrer, um mein Bedauern über ihre Entlassung auszudrücken.
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April / Mai
Städtische Gebäude, Räume oder Grund­stücke
dürfen nicht mehr an jüdische Organisationen
vermietet oder verpachtet werden.
10. Mai
In vielen Universitätsstädten Deutschlands
werden Bücher namhafter wissenschaftlicher und
künstlerischer Autoren, darunter auch jüdische
Schriftstellerinnen und Schriftsteller, öffentlich
verbrannt.
Juni
Kassenpatienten wird die freie Arztwahl nur noch
bei „arischen“ Ärzten erlaubt, Rechnungen
jüdischer Ärzte werden nicht mehr erstattet.
Juli
Jüdischen Schülern wird die Schulgeld­
ermäßigung gestrichen.
September
Mit dem Reichskulturkammergesetz werden
Künstler, Kulturschaffende und Journalisten in
Kammern organisiert. Die Mitgliedschaft ist
Voraussetzung für eine Berufsausübung. Juden
wird die Mitgliedschaft verwehrt.
Oktober
Juden dürfen keine Schriftleiter bei Zeitungen
und Zeitschriften mehr sein.
November
„Nichtarische“ Mitglieder der Städtischen
Krankenversicherungsanstalt in Berlin werden
von der Liste der zur Behandlung zugelassenen
Ärzte gestrichen. Unter den Ausschluss fallen
auch „arische“ Ärzte mit jüdischen Ehefrauen.
Dezember
Der Stadtschulrat von Berlin verbietet unter
Androhung der Entlassung den Lehrern, jüdische
Partner zu heiraten.
Alle Berliner Sportvereine haben die Einführung
des „Arierparagraphen“ beschlossen.
Überprüfen Sie bitte, ob Ihre Entscheidung in der historischen
Situation möglich war und welche Folgen sie gehabt hätte.
7
1934
Foto: Familie Herz / Museum Neukölln
Hanns-Peters Vater kann seine Familie
jahrelang nur heimlich besuchen. Ein Freund
von Hanns-Peter erinnert sich an eine
Begegnung mit dessen Vater in der Straßenbahn 1944: „Ich steige in die Straßenbahn 47 in
Britz ein und sehe in dem vollen Wagen Hans
Samson Herz stehen, den Judenstern hatte er
mit seiner Aktentasche verdeckt. Zu der Zeit war
es Juden schon verboten, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Ich freue mich natürlich, den
Vater meines Freundes zu sehen und drängle
mich zu ihm durch! Da hat er mir zugeflüstert:
,Geh weg! Geh weg!’ Die nächste Station ist er
sofort ausgestiegen.“
(Eberhard Grashoff, 2012)
„Sie fingen an,
mich zu beschimpfen.“
Der sechsjährige Hanns-Peter Herz zieht mit seinen Eltern 1934 zur
Großmutter in die Britzer Onkel-Herse-Straße. Er spürt die finanziellen
Nöte der Familie, seit der Vater 1933 seine Arbeit verloren hat. HannsPeter erfährt nun, dass dieser jüdischer Herkunft und er selbst „Halb­
jude“ ist. Als Nachbarn den Vater bei der NSDAP anzeigen, muss er untertauchen. Nur noch heimlich kann er seine Familie besuchen und
Hanns-Peter wird von Nachbarskindern gemieden.
,,
Über die jüdische Herkunft meines Vaters habe ich erst
1933 erfahren, als uns eines Nachts ein Davidstern an die
Tür gemalt und das Küchenfenster eingeworfen wurde. Ich
habe Vater nach dem Sinn dieses Sterns gefragt und da hat
er mir die Familiengeschichte erzählt, auch dass er evangelisch getauft worden sei. Das löste zwiespältige Gefühle
in mir aus. Einerseits fühlte ich mich zugehörig zu allem,
was um mich herum war, andererseits kam ich mir ausgeschlossen vor. Nur wenige Kinder verhielten sich ,normal‘,
die meisten zogen sich demonstrativ von mir zurück. Sie
begannen, mich als ,Judenbengel‘ zu beschimpfen, machten
mein Spielzeug kaputt und verjagten mich, wenn ich mit
ihnen spielen wollte. Da griff unser Freund Paul Seele ein:
Er wachte auf dem Spielplatz, und wenn keiner mit mir spielte, dann spielte er mit mir.
(Hanns-Peter Herz, 1988)
,,
Hanns-Peter Herz mit seinen Eltern Johanna
und Hans Samson Herz, 1945
Volksabstimmung in der Gaststätte Willy Bräuning, Elbestraße 74, 19. August 1934
Foto: Landesarchiv Berlin, Nr. 58 571
Nach dem Tod von Reichspräsident Paul von Hindenburg im August 1934 übernimmt Adolf
Hitler auch dessen Amt. In einer Volksabstimmung lässt er sich bestätigen. 89,9 Prozent der
Bevölkerung stimmen für ihn.
8
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1934
März
„Arische“ Kindergärtnerinnen dürfen jüdische
Kinder nicht mehr betreuen.
Juni
Lehrer, die nach dem 1. Juli 1933 „Nichtarier“
geheiratet haben oder künftig heiraten, sind
sofort zu entlassen.
Juli
Jüdische Sportvereine müssen sich reichsweit in
einer „Arbeitsgemeinschaft“ zusammenschließen.
Die Benutzung von Turnhallen, Sportplätzen,
Schwimmbäder ist für sie nur noch eingeschränkt
möglich.
Bundestag der „Kameraden“ in Zootzen, 1927
Foto: Kibbuz Hasorea / Museum Neukölln
Die jüdische Jugendorganisation „Kameraden – Deutsch-jüdischer Wanderbund“ wird bereits 1916 gegründet. Sie versucht, jüdische Traditionen mit gesellschaftlichem Engagement
zu verbinden. Die Mitglieder organisieren Wanderungen und treiben gemeinsam Sport. Sie
wenden sich auch gegen den in der Gesellschaft verbreiteten Antisemitismus. Ab 1934 sind
ihre Zusammenkünfte strikt verboten.
September
Den Mitgliedern jüdischer Jugendverbände wird
das Tragen einheitlicher Trachten oder Kleidungsstücke, das Zeigen oder Mitführen von Symbolen
und Wimpeln etc. verboten. Ebenso verboten
werden Aufmärsche, wehrsportliche Übungen,
geschlossenes Marschieren, Leben in Wohngemeinschaften, gemeinsames Übernachten in
Zelten oder Privaträumen sowie das Herstellen
von Presse- und Filmerzeugnissen.
Hanns-Peter mit seiner Freundin Hannah, um 1938
Foto: Privatbesitz Hannah Shaw-Ridler
Hanns-Peter muss sich 1939 von seiner Freundin Hannah verabschieden, als ihre Eltern emigrieren, denn Hannahs Mutter ist
Jüdin. „Im April 1939 konnten wir dann endlich ausreisen. Ich
habe mich von allen, die ich kannte, verabschiedet. Als wir abfuhren, kamen Freunde zum Bahnhof, um auf Wiedersehen zu sagen.
Ich erinnere mich daran, dass Hanns-Peter Herz auch dabei war
und mir einen kleinen Stoffhund geschenkt hat. Den habe ich
nach England mitgenommen. Warum wir weg mussten, habe ich
damals nicht verstanden.“ (Hannah Shaw-Ridler, 2012)
Stellen Sie sich vor:
Sie erfahren, dass der sechsjährige Sohn Ihrer Freunde in Schwierigkeiten ist. Er wird von
anderen Kindern gehänselt, die auch noch sein Spielzeug kaputt machen. Keiner der Nachbarskinder will mit ihm spielen, auf dem Spielplatz ist er allein.
Was würden Sie tun?
Ich mische mich da nicht ein, denn er ist nicht mein Sohn.
Ich stelle die hänselnden Kinder zur Rede und frage sie, warum sie das tun.
Ich suche die Eltern der Kinder auf und beschwere mich bei ihnen über das unfaire
Verhalten ihrer Kinder.
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Überprüfen Sie bitte, ob Ihre Entscheidung in der historischen Situation möglich war und welche
Folgen sie gehabt hätte.
9
1935
Das Strandbad Wannsee mit dem Schild
„Juden ist das Baden und der Zutritt
verboten“, 1935
Foto: Landesarchiv Berlin
Heiraten verboten!
Als Frieda Manasse und Arno Adam sich kennenlernen, sind sie
schnell ein Paar. 1935 ziehen sie zusammen und beschließen zu heiraten und eine Familie zu gründen. Ihre Liebe wird jedoch auf eine
harte Probe gestellt – es sollten zwölf Jahre vergehen, bis sie auf dem
Standesamt Neukölln heiraten können. 1935 treten die „Nürnberger
Gesetze“ in Kraft, die eine Ehe von Frieda und Arno verbieten. Danach gilt Frieda als „Halbjüdin“. Einen „Arier“ darf sie nicht heiraten.
,,
Dass ich Halbjüdin bin, das kam durch meinen Namen
Manasse heraus. Da sind sie überall drüber gestolpert. Wir
wollten heiraten und sind im März 1935 zusammengezogen. Im
September kamen die Nürnberger Gesetze. Erst einmal musste ich die Unterlagen bis zu den Großeltern einholen. Mein
Mann war aus Posen, darum hat das natürlich alles viel
länger gedauert. Als wir die Unterlagen zusammen hatten,
bekam ich eine Aufforderung, mich bei der SS zu melden und
musste dort angeben, dass ich die Unterlagen eingereicht
habe. Vorher musste ich noch ins Rathaus Neukölln zu einer
Blutabnahme, da wurde mir gesagt, ich hätte über 50 Prozent jüdisches Blut.
(Frieda Adam, geb. Manasse, 1988)
,,
„Rassenschande“, Plakat für die Zeitschrift
Der Stürmer, nach 1935
Quelle: Deutsches Historisches Museum, Berlin
Am 15. September 1935 werden die „Nürnberger Gesetze“ erlassen. Diese sind Grundlage
aller folgenden antisemitischen Gesetze. So verbietet das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ die Ehe zwischen „Ariern“ und Juden. Jüdische Männer, die Beziehungen zu nichtjüdischen Frauen eingehen, werden wegen „Rassenschande“
zu Zuchthausstrafen von zwei bis vier Jahren verurteilt. Die NS-Zeitung Der Stürmer fordert
dafür sogar die Todesstrafe.
10
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1935
Mai
Das Wehrgesetz schließt Juden vom Wehrdienst
aus.
Juni
Demonstrationen von SA und Hitlerjugend vor
Geschäften jüdischer Inhaber. Kunden und
„arische“ Angestellte werden bedroht, Schaufensterscheiben eingeworfen.
Juli
Judenfeindliche Ausschreitungen in Berlin. Am
Herrmannplatz randaliert eine Menge vor der
Eiskonditorei Cohn. Von Juden geführte Eisdielen
müssen nach 19 Uhr geschlossen werden. Juden
wird der Zutritt zu allen Bädern verboten.
August
Das Geheime Staatspolizeiamt (Gestapa, später
Gestapo) erstellt eine zentrale und überregionale
Judenkartei. Auf dem Wochenmarkt am
Maybachufer werden jüdische Händler in eine
Seitenstraße abgedrängt.
Frieda Manasse, 1935
Fotos: Frieda Adam / Museum Neukölln
Diese Aufnahmen muss Frieda Manasse für die NS-Behörden machen lassen, als sie ihren
Verlobten Arno Adam heiraten will. Mit den Fotos soll bewiesen werden, dass Frieda „Halbjüdin“ ist. Sie wird von dem Beamten gefragt, warum sie einen „Arier“ heiraten wolle, 1944 sogar aufgefordert, ihre Verlobung zu lösen, da Arno sonst als Soldat in der Deutschen Wehrmacht Schwierigkeiten bekommen würde. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der
NS-Herrschaft können Frieda und Arno heiraten.
Stellen Sie sich vor:
Sie wollen Ihren langjährigen Partner heiraten und eine
Familie gründen. Als Sie das Aufgebot beim Standesamt
bestellen, müssen Sie feststellen, dass ein neues Gesetz
diese Heirat verbietet, weil Sie „anders“ als andere
Deutsche sind. Ihnen wird von dem Beamten sogar nahegelegt, sich zu trennen.
Was würden Sie tun?
Ich trenne mich von meinem Liebsten, damit wir beide
keine Schwierigkeiten bekommen.
Ich bleibe mit meinem Liebsten weiter heimlich
zusammen, auch wenn wir nicht heiraten dürfen.
Ich lege Beschwerde bei den zuständigen amtlichen
Stellen ein.
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September
Mit den „Nürnberger Gesetzen“ wird die
„rassische“ Ausgrenzung der Juden festgeschrieben. Mit dem „Reichsbürgergesetz“ sind Juden
nur noch Staatsangehörige, keine Reichsbürger
mehr. Damit verlieren sie ihre vollen politischen
Rechte. Mit dem „Blutschutzgesetz“ werden
Eheschließungen und sexuelle Beziehungen
zwischen deutschen Juden und Nichtjuden
verboten.
November
Mit der „1. Verordnung zum Reichsbürgergesetz“
wird jüdischen Bürgern das poltische Stimmrecht
aberkannt, sie werden aus allen öffentlichen
Ämtern ausgeschlossen. Die Begriffe „Jude“ und
„jüdischer Mischling“ werden definiert. Als „Jude“
gilt, wer mindestens drei jüdische Großeltern hat.
Dezember
Mit der „2. Verordnung zum Reichsbürgergesetz“
werden nähere Bestimmungen zur Entlassung
jüdischer Beamter, Notare, Ärzte und Vertrauensärzte, Professoren und Lehrer im Staatsdienst und
in öffentlichen Einrichtungen erlassen.
Ende 1935
Mehrere Wohnungsbaugesellschaften kündigen
Verträge mit jüdischen Mietern.
Überprüfen Sie bitte, ob Ihre Entscheidung in der historischen Situation möglich war und welche Folgen sie gehabt
hätte.
11
1936
Das Kaufhaus H. Joseph & Co., 1928
aus: 30 Jahre Warenhaus Joseph. Berlin 1930.
„Ich wollte immer einen Malkasten haben. Eines
Tages stand ich mit meiner Freundin vor einem
Schreibwarengeschäft. Da lag ein wunderschöner Malkasten. Meine Freundin sagte: ,Der kostet
ja 20 Pfennige, bei Joseph kostet der nur 10
Pfennige.’ Da kam plötzlich die Frau aus dem
Geschäft herausgestürmt und schrie uns an: ,Ihr
sollt nicht zum Juden kaufen gehen! Der Joseph
ist doch Jude!‘ Da sind wir ganz schnell
weggerannt.“
(Bericht einer Neuköllnerin, 1988)
„Ihr sollt nicht beim Juden
kaufen!“
Am 1. April 1933 wird dem 18-jährigen Klaus Kaminsky die Lehrstelle
bei H. Joseph & Co. gekündigt. Drei Jahre später, 1936, hat sein ehemaliger Chef Hermann Joseph den Kampf um sein Warenhaus endgültig verloren. Das florierende Geschäft in der Berliner Straße (heute:
Karl-Marx-Straße) übernimmt nun die Max Friedland GmbH und wirbt
damit, ein „arisches Unternehmen“ zu sein. Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ist Hermann Joseph immer wieder unter
Druck gesetzt worden, so auch beim„Judenboykott“ am 1. April 1933.
An diesem Tag werden Kunden von SA-Männern am Betreten des
Warenhauses gehindert und Schaufenster mit antisemitischen Parolen beschmiert. Auch die Angestellten sind Bedrohungen ausgesetzt.
,,
Am Personaleingang standen bewaffnete SA-Männer in
ihren braunen Uniformen. Die meisten der 40 bis 50 jüdischen
Angestellten wurden einzeln in ein Büro beordert. Dort saßen an einem Tisch zwei SA-Männer, die Pistolen auf dem
Tisch, die mir ein Papier vorlegten, das ich unterschreiben
sollte. Falls ich es nicht tun würde ... sie fuchtelten mit
der Pistole herum und drohten mir. So unterschrieb ich meine Entlassung und ging sofort meine Kleidung holen und verließ das Haus. Ich nehme an, dass außer mir auch die anderen der jüdischen Angestellten entlassen wurden, zum großen
Bedauern von Hermann Joseph.
(Klaus Kaminsky, 1988)
,,
12
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1936
Januar
Juden dürfen nicht mehr der Landespolizei
angehören.
April
Das Landeswohlfahrts- und -jugendamt verbietet
die Aufnahme von „Mischlingen 1. Grades“, sofern
sie jüdischen Glaubens sind, in städtische und
private Tageskrippen, Kindergärten, Horte und
Spielkreise.
April / Mai
Juden dürfen nicht Mitglied der Reichspressekammer und der Reichskammer der bildenden
Künste werden, was einem Berufsverbot
gleichkommt.
Zeugnis von H. Joseph & Co. für Klaus
Kaminsky, der von 1932 bis 1933 dort als
Lehrling beschäftigt war, 4. April 1933
Werbung für das Kaufhaus Friedland,
im Hintergrund ein Arm zum stilisierten
Hitlergruß erhoben, 1937
Quelle: Klaus Kaminsky / Museum Neukölln
Quelle: Museum Neukölln
„Wir bestätigen Herrn Kaminsky gern
unsere Zufriedenheit mit seinen Leistungen
[…]. Zu unserem Bedauern wird seine
Lehrzeit infolge der heutigen Zeitverhältnisse unterbrochen und wünschen wir
ihm auf seinem ferneren Lebenswege
viel Glück.“
August
Vom 1. bis 16. August 1936 finden die
XI. Olympischen Sommerspiele in Berlin statt,
von denen jüdische Sportlerinnen und Sportler
ausgeschlossen waren – bis auf die „Halbjüdin“
Helene Mayer, die als Fechterin eine Silber­
medaille gewann.
September / Oktober
Reichsweit werden über 2 000 jüdische Fleisch-,
Fett- und Eierhändler zur Geschäftsaufgabe
gezwungen. In Berlin müssen 50 Getreidefirmen
jüdischer Inhaber ihr Geschäft aufgeben.
Oktober
Im Oktober beginnt das Schuljahr der Volkshochschule Groß-Berlins, es werden nur noch „Arier“
als Hörer angenommen.
bis Dezember
Im ersten Jahr nach Erlass der „Nürnberger
Blutschutzgesetze“ werden von Berliner
Gerichten insgesamt 102 Männer (überwiegend
Juden) wegen „Rasseschandefällen“ angeklagt.
Von 98 Verurteilungen sind 97 Gefängnis- bzw.
Zuchthausstrafen.
Stellen Sie sich vor:
Sie freuen sich sehr, als Sie endlich Ihren Lehrvertrag unterschreiben können. Doch Ihre
Lehrzeit ist noch nicht zu Ende, da stehen eines Tages bewaffnete Uniformierte vor dem
Perso­
naleingang Ihrer Firma. Sie werden aufgefordert, Ihre eigene Entlassung zu unter­
schreiben, weil Sie einer anderen Religion angehören. Was würden Sie tun?
Ich weigere mich, meine Entlassung zu unterschreiben und gehe das Risiko ein,
verhaftet zu werden.
Ich unterschreibe meine Entlassung und suche mir eine neue Lehrstelle.
Ich unterschreibe meine Entlassung und beschließe, so schnell wie möglich auszuwandern.
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Überprüfen Sie bitte, ob Ihre Entscheidung in der historischen Situation möglich war und welche
Folgen sie gehabt hätte.
13
1937
Sportfest des jüdischen Sportvereins JBC
im Stadion Grunewald, 24. Juli 1938
Foto: Abraham Pisarek / bpk
Dies ist eines der letzten jüdischen Sportfeste
in Berlin. Ende 1938 werden alle jüdischen
Sportvereine aufgelöst.
„Wer ist denn dieser Lewy?“
Rudolf Lewy ist 17 Jahre alt und ein ausgezeichneter Weitspringer
und Läufer. Deshalb darf er am 1. August 1936 als einer der Fackelläufer die Olympische Flamme ein Stück weit tragen – ein unvergessliches
Erlebnis für ihn. In diesem Jahr hat Rudolf noch keine Schwierigkeiten.
Doch 1937 entschließt er sich schweren Herzens, seinen Sport und seinen Verein aufzugeben. Ihm ist klar geworden, dass er bei Wettkämpfen nicht mehr siegen darf, denn der Name des Siegers wird vom Stadionsprecher laut verkündet. Rudolf trägt den jüdischen Nachnamen
Lewy.
,,
Ich hatte bei einem Wettbewerb im Weitsprung gewonnen
und mein Name wurde als Sieger ausgerufen. Das war nicht
so gut. Ich dachte, die werden fragen, wer ist denn dieser
Lewy? Und dann habe ich mir gesagt, wenn du hier bleibst
und kannst nicht gewinnen, weil du Angst hast, dass dein
Name ausgerufen wird und jemand von den anderen Vereinen
siegt, dann ist es besser, wenn du aufhörst. Die anderen
waren ja schon alle in der Hitlerjugend. 1936, im Olympiajahr, habe ich noch gedacht, dieses Jahr wirst du keine
Schwierigkeiten haben. Aber wir wussten auch, dass es danach schwieriger werden würde.
(Rudolf Lewy, 1988)
,,
Rudolf Lewy, 1938
Foto: Rudolf Lewy / Museum Neukölln
14
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats im Bereich Sport
Mai 1933
Jüdischen Jugendlichen wird der Zugang zu
Sportplätzen und Turnhallen erschwert oder
verwehrt.
Dezember 1933
Alle Berliner Sportvereine haben den „Arierparagraphen“ eingeführt, auf dessen Grundlage
jüdische Mitglieder ausgeschlossen werden. Eine
Entsprechung findet sich im Schulsport, wo nun
ein Sieg jüdischer Schüler als Schande für die
ganze Klasse gilt.
Juli 1934
Jüdische Sportvereine dürfen Turnhallen,
Sportplätze und Schwimmbäder nur noch
eingeschränkt benutzen.
Rudolf Lewy (als Schatten zu sehen) fotografiert die beiden Koffer seines Vaters Immanuel
Lewy, die noch auf dem Bahnsteig stehen, bevor dieser in die Emigration nach England fährt,
1938
Foto: Rudolf Lewy / Museum Neukölln
Rudolfs Vater Immanuel Lewy winkt aus
dem Zugabteil seiner Familie zum Abschied
zu, Charlottenburger Bahnhof, 1938
Foto: Rudolf Lewy / Museum Neukölln
April 1937
Kinder „jüdischer Abstammung“ dürfen in
Aufbauklassen der Volksschulen nicht mehr
aufgenommen werden. Polizeidienststellen sind
künftig verpflichtet, Personen anzuzeigen, wenn
der Verdacht auf die Vorbereitung einer Emigra­
tion besteht.
Juli 1937
Von der Verleihung des Sportabzeichens werden
Schüler jüdischer Herkunft ausgeschlossen.
Ende 1938
Alle jüdischen Sportvereine werden aufgelöst.
Rudolfs Vater ist Sozialdemokrat und Lehrer.
Von 1925 bis 1933 unterrichtet er an der
Käthe-Kollwitz-Schule am Richardplatz. Nach
der Machtübernahme der Nationalsozialisten
wird er pensioniert, drei Jahre später muss
die Familie ihre Wohnung in Britz verlassen.
1938 nimmt Rudolf Abschied von seinem
Vater, der nach England emigriert. Ein Jahr
später verlassen auch Rudolfs Mutter und
sein jüngerer Bruder Berlin. Rudolf gelingt
1939 die Emigration nach New York. 1945 holt
er seine Eltern und seinen Bruder nach.
Stellen Sie sich vor:
Sie lieben Ihren Sport und genießen es, bei Wettkämpfen für Ihren Verein zu siegen. Doch plötzlich bekommen Sie Angst, wenn der Stadionsprecher Sie als Sieger ausruft. Denn Ihr Name verrät,
dass Sie „anders“ als die anderen sind. Was würden Sie tun?
Ich verdränge meine Angst und mache einfach weiter.
Ich höre mit dem Sport auf und trete aus meinem Verein aus.
Ich betreibe weiter Sport, achte aber darauf, bei Wettkämpfen nicht mehr zu siegen.
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Folgen sie gehabt hätte.
15
1938
Norbert mit seiner Schulklasse im
Kreuzberger Viktoriapark, 1937
Foto: Privatbesitz Norbert Bikales
„Bitte, geh nach Hause!“
Jede Woche besucht Norbert Bikales mit seiner Familie die Synagoge in der Isarstraße 8. Er geht auch gern zur Schule. Doch dann
nimmt die Katastrophe ihren Lauf: Vater und Bruder werden am
28. Oktober 1938 verhaftet. In der Nacht zum 10. November brennt
auch die Synagoge in Neukölln, ihr Rabbiner Kantorowsky wird ins KZ
Sachsenhausen in der Nähe Berlins verschleppt. Doch damit sind die
Schrecken für den neunjährigen Norbert noch nicht vorbei.
,,
Unsere Synagoge in der Isarstraße brannte nicht völlig
aus, denn um die angrenzenden Wohnhäuser zu schützen, wurde das Feuer gelöscht, bevor es um sich greifen konnte.
Doch dieses Ereignis signalisierte das Ende unserer Glaubensgemeinde, die ein so wichtiger Teil unseres Lebens
gewesen war. Wenige Tage danach traf mich ein weiterer
schwerer Schicksalsschlag. In der Schule teilte mir mein
Klassenlehrer mit, dass ich ins Büro des Rektors gehen
sollte. Der Rektor war sichtlich verlegen. Er teilte mir
mit, dass ich sofort nach Hause gehen müsse und die Schule nicht wieder betreten dürfe. Als ich mehrmals nach dem
Grund fragte, antwortete er endlich mit leiser Stimme,
fast flüsternd: ,Weil du jüdisch bist.‘ Er sah mich dabei
nicht an. Dann bat er mich inständig: ,Bitte, Norbert, geh
nach Hause! Bitte geh!‘
(Norbert Bikales, 2012)
,,
Norbert mit seinen Eltern im Hof der Oderstaße 50, Mai 1939
Foto: Privatbesitz Norbert Bikales
Einen Monat nach dieser Aufnahme steht Norbert auf dem Bahnsteig eines Berliner
Bahnhofs. „Als der Zug nach Polen anfuhr, rannte ich auf dem Bahnsteig hinterher. Meine Eltern
lehnten sich aus dem Fenster und winkten mir zu. Sie sahen so traurig aus! Ich sah sie so zum
letzten Mal. Da war ich erst zehn Jahre alt.“ (Norbert Bikales, 2012) Vor ihrer Ausweisung nach
Polen war es Norberts Mutter gelungen, ihm einen Platz auf einem Kindertransport nach
Frankreich zu verschaffen. Während Norbert in Sicherheit ist, werden seine Eltern im Ver­nichtungslager Belzec (Polen) ermordet. Das Schicksal seines älteren Bruders ist unbekannt.
16
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1938
Januar
Die Zulassungen jüdischer Ärzte bei den
Ersatzkassen erlöschen.
März
Österreich wird durch das Deutsche Reich
annektiert.
April
Juden müssen ihr in- und ausländisches
Vermögen registrieren lassen.
Juni
Jüdische Gewerbe­betriebe, Firmen oder
Handelsgeschäfte werden in speziellen Verzeichnissen erfasst. Juden und „Mischlinge“ werden
von der Begabtenförderung an Höheren
Lehranstalten und Mittelschulen ausgeschlossen.
Passanten vor einem demolierten Geschäft
jüdischer Inhaber in der Potsdamer Straße,
10. November 1938
Foto: Karl Paulmann / bpk
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938
zerstören SA und SS gezielt jüdische Einrichtungen in ganz Deutschland. Vom 7. bis 13. November 1938 werden etwa 400 Menschen ermordet
oder in den Selbstmord getrieben, über 1 400 Sy­­
nagogen, Betstuben und andere Versammlungs­
räume sowie Tausende von Geschäften, Wohnungen und jüdische Friedhöfe zerstört. 26 000
Juden werden in Kon­zentrationslagern interniert.
Treppe zur Frauen-Empore der Synagoge in
der Isarstraße 8, nach 1945
Foto: Museum Neukölln
Stellen Sie sich vor:
Sie gehen gern zur Schule und fühlen sich in Ihrer Klasse
sehr wohl. Auch Ihren Klassenlehrer können Sie gut leiden.
Doch eines Tages werden Sie in das Büro des Direktors gerufen. Der erklärt Ihnen, dass Sie die Schule sofort für
immer verlassen müssen, weil Sie „anders“ als die anderen
sind. Was würden Sie tun?
Ich protestiere gegen meinen Schulverweis.
Ich suche mir eine neue Schule.
Ich verabschiede mich von meinen Schulkameraden und
verkrieche mich zu Hause.
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Juli
Jüdischen Markthändlern werden die Stand­
genehmigungen gekündigt.
Die Berufszulassungen (Approbationen) jüdischer
Ärzte werden gelöscht.
August
Kraftfahrzeuge jüdischer Eigentümer werden
durch spezielle Nummern gekennzeichnet.
September
Für jüdische Rechtsanwälte wird ein
Berufsverbot verhängt.
Oktober
Pässe von Juden werden mit dem Buchstaben „J“
gekennzeichnet, Juden polnischer Staatsangehörigkeit aus Deutschland aus­gewiesen.
November
Verbot jüdischer Zeitschriften und Zeitungen. In
der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 finden
deutschlandweit antijüdische Pogrome statt. In
Berlin demolieren SA- und SS-Trupps Geschäfte
und jüdische Einrichtungen, die Synagogen
werden in Brand gesetzt. Gestapo und Polizei
verhaften über 12 000 Berliner Juden und
internieren sie im 1936 errichteten KZ Sachsenhausen.
Jüdische Kinder müssen die öffentlichen Schulen
verlassen.
Dezember
In Berlin wird ein „Judenbann“ verhängt. So
gekennzeichnete Gebiete (zum Beispiel die Straße
Unter den Linden) dürfen von Juden weder
betreten noch befahren werden. Gleichzeitig ist
Juden der Besuch von Theatern, Kinos, Kabaretts,
Konzerten und Museen verboten. Die „Arisierung“
von Gewerbebetrieben, Grundeigentum und
Wertpapieren jüdischer Besitzer wird durch den
NS-Staat zentral organisiert.
Überprüfen Sie bitte, ob Ihre Entscheidung in der historischen Situation möglich war und welche Folgen sie gehabt
hätte.
17
1939
Betzi mit ihrer Mutter
Eleonore Rosenthal im Garten der
Fritz-Reuter-Allee 26, 1933
Foto: Privatbesitz Elizabeth Rosenthal
Eleonore und Betzi wohnen ab 1933 eine
Zeit lang in Britz. Ab 1937 wird Betzi im
jüdischen Landschulheim in Caputh
untergebracht. Als auch hier die jüdischen
Kinder durch Nationalsozialisten bedroht
werden, kehrt sie nach Berlin zurück und
lebt mit ihrer Mutter versteckt in wechselnden Unterkünften. 1939 gelangt Betzi mit
einem der Kindertransporte, die zwischen
November 1938 und September 1939 über
10 000 jüdische Jungen und Mädchen aus
Deutschland, Österreich, Polen und der
Tschechoslowakei in Sicherheit bringen,
nach England. Viele der Kinder sehen ihre
Familien nie wieder.
„Dann kam sie endlich!“
Seit Monaten lebt Betzi Rosenthal mit ihrer Mutter versteckt in einer
fremden Wohnung. Ihr Zuhause in Britz haben sie verlassen müssen
und als Jüdin findet die Mutter kaum noch Arbeit als Erzieherin und
Pädagogin. Die antijüdische Gesetzgebung bedroht ihr Leben in Berlin immer mehr. Betzis Mutter sucht verzweifelt einen Weg, um aus
Deutschland auszureisen. 1939 kann sie ihre zwölfjährige Tochter durch
einen Kindertransport nach England in Sicherheit bringen.
,,
Meine Mutter fand eine Möglichkeit, mich auf einen
Kinder­
transport nach England zu schicken. In der Friedrichstraße hat sie mich in einen Zug gesetzt. Sie hat noch gewunken und versprochen, einen Monat später nachzukommen.
Aber sie kam nicht. Ich hatte eine so schrecklich große
Angst wie nie wieder in meinem Leben. Die englische Familie,
bei der ich lebte, konnte das nicht verstehen. Sie hatte
keine Ahnung, was in Deutschland los war. Wir alle wussten
auch nicht, dass meine Mutter von einem Nazi auf der Straße
niedergeschlagen worden und ins Krankenhaus gekommen war.
Irgendwann kam ein Brief von ihr: ,Ich komme bald, ich komme
bald.‘ Und dann kam sie – endlich ...
,,
(Elizabeth, genannt Betzi, Rosenthal, 2012)
Betzis Eltern: Eleonore und Henio Rosenthal, 10. Juni 1925
Foto: Privatbesitz Elizabeth Rosenthal
Betzis Eltern heiraten 1926, ein Jahr später kommt sie zur Welt. 1932 nimmt ihr Vater das Angebot an, in Moskau als Ingenieur zu arbeiten. Die Familie soll nachkommen. Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 werden diese Pläne vereitelt. Der Kontakt zum Vater
bricht ab. Erst Jahre später erfahren sie, dass er in Moskau verhaftet und 1943 in einem sibirischen Lager ums Leben gekommen ist.
18
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1939
Betzi Rosenthal (links) und Hannah Schmeltzer,
um 1936
Foto: Privatbesitz Elizabeth Rosenthal
Als Betzi mit ihrer Mutter in Britz wohnt, ist sie
eng mit Hannah befreundet, die mit ihren Eltern
nicht weit entfernt lebt. Doch 1939 werden die
Freundinnen durch die Emigration getrennt. Betzi
und Hannah treffen sich erst über siebzig Jahre
später wieder.
Ausweis für die Zahnärztin Dr. Bronia
Schmeltzer, auf dem sie auch mit dem Vornamen
„Sara“ unterschreiben muss, Berlin, 12. Februar 1939
Quelle: Privatbesitz Hannah Shaw-Ridler
Als Jüdin ist es der Zahnärztin Dr. Bronia Schmeltzer verboten, „Arier“ zu behandeln. Ihr Mann,
der sozialdemokratische Kinderbuchautor Kurt
Schmelt­zer, erhält keine Aufträge mehr. So entschließen sie sich, mit ihrer Tochter Hannah 1939
nach England zu emigrieren.
Januar
Menschen jüdischer Herkunft oder Religion
müssen die Vornamen Sara und Israel annehmen.
Juden erhalten keine Fahrpreisvergünstigungen
der BVG mehr.
Februar
Jüdische Lehrlinge erhalten in wirtschaftlichen
Notlagen keine Beihilfen mehr. Juden werden
gezwungen, Edelmetall und Schmuck bei
Berliner Pfandleihen abzuliefern.
März
Jüdische Erwachsene werden von
der Benutzung der Volksbüchereien, jüdische
Kinder und Jugendliche von der Benutzung der
Jugendbüchereien ausgeschlossen.
April
Der Mieterschutz für Juden, die bei „arischen“
Vermietern wohnen, wird aufgehoben.
Mai
Im Rahmen der reichsweiten Volkszählung wird
eine „Rassestatistik“ angelegt.
September
Am 1. September 1939 marschiert die Deutsche
Wehrmacht in Polen ein, der Zweite Weltkrieg
beginnt.
Sämtliche Juden im Alter von 16 bis 55 Jahren
werden statistisch erfasst. Es wird ein abendliches
Ausgangs­verbot nach 20 Uhr für die jüdische
Bevölkerung in Deutschland verhängt.
Ende September: Juden müssen ihre Radiogeräte
abgeben. Damit wird nach dem Verbot jüdischer
Zeitungen und Zeitschriften der freie Informationszugang für die jüdische Bevölkerung weiter
erschwert.
Stellen Sie sich vor:
Das Überleben in Berlin wird für Sie und Ihre Mutter immer schwieriger. Sie dürfen keine öffentliche Schule mehr besuchen und Ihrer Mutter fällt es zunehmend schwer, Arbeit zu finden.
Trotzdem leben Sie gern in Berlin, denn es ist Ihre Heimat. Sie verbringen viel Zeit mit Ihrer
besten Freundin. Eines Tages sagt Ihnen Ihre Mutter, dass sie beide schon bald nach England
auswandern werden. Was würden Sie tun?
Ich freue mich auf die Reise und das fremde Land und verabschiede mich
von meiner Freundin mit dem Versprechen, ihr jede Woche zu schreiben.
Ich versuche, meiner Mutter die Ausreisepläne auszureden,
denn ich will nicht weg aus Berlin.
Ich laufe von zu Hause weg und suche mir ein Versteck, damit ich nicht
nach England muss.
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Folgen sie gehabt hätte.
19
1940
Menschen im Luftschutzbunker,
Anfang der 1940er-Jahre
Foto: Landesarchiv Berlin, Nr. 172 498
In Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg
werden in Berlin öffentliche Luftschutzbunker erbaut und versucht, die Keller in den
Wohnhäusern zu Schutzräumen auszubauen. Während der alliierten Luftangriffe
bringen sich die Menschen hier in
Sicherheit, wobei sich Juden in getrennten
Räumen aufhalten müssen.
„Die sitzen drüben im
Judenkeller.“
Am 8. Juni 1940 erleben die Berliner den ersten Luftalarm. Als ab 1943
massive Luftangriffe der Alliierten einsetzen, flüchtet sich der 22-jährige Rolf Opprower mit seinen Eltern in den Luftschutzkeller in der Anzengruberstraße 27. Doch das stößt auf heftigen Widerstand der Nachbarn. Denn bereits ein Jahr nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs tritt
1940 eine Verordnung in Kraft, nach der Juden in separaten Luftschutzräumen von „Ariern“ getrennt werden müssen. So wird die Familie Opprower während der Bombardements in einen Kohlenkeller verwiesen.
,,
Wir hatten einen netten Verwalter, der wusste, was mit uns
los war. Der hat uns gut behandelt. Aber es waren im Haus auch
ein paar Nazis. Während eines Fliegerangriffs sagten zwei der
älteren Damen: ,Wir wollen den Juden raus haben, es stinkt
hier nach Juden!’ Mein Vater hat nichts dazu gesagt. Und meine Mutter fragte: ,Was sollen wir während der Angriffe machen?’ – ,In den Kohlenkeller! Sie können hier bleiben und
Ihr Sohn auch. Aber er, der Jude, muss raus.‘ Dann sind Mutter und ich mit Vater in den Kohlenkeller gegangen und haben
dort die ganzen Bombenangriffe verbracht. Eines Tages kam ein
Freund von mir in den Keller. Als er nach mir fragte, bekam
er die Antwort: ,Die sitzen drüben im Judenkeller.‘
(Rolf Opprower, 1988)
,,
Rolfs Vater Heinrich Opprower als Kurier im Ersten Weltkrieg, 1914
Foto: Rolf Opprower / Museum Neukölln
Für Rolfs Vater Heinrich ist es bereits der zweite Krieg, den er miterlebt. Aus dem Ersten Weltkrieg war er mit Auszeichnungen und verwundet zurückgekehrt. Ab 1940 wird er als Jude,
der mit einer „Arierin“ verheiratet ist, zur Zwangsarbeit herangezogen. Wie viele andere wird
auch er 1943 verhaftet. Rolf erinnert sich daran: „Eines Tages rief mich meine Mutter in der Firma an: ,Sie haben Papa abgeholt. Sie haben mir gesagt, ich soll ihm einen Mantel mitgeben. Und
dann haben sie ihn zur Großen Hamburger Straße geschleppt.’“ Rolf gelingt es, seinen Vater als
ehemaligen Frontkämpfer, der in einer „privilegierten Mischehe“ lebt, aus der Haft herauszuholen. Beide überleben die NS-Zeit.
20
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1940
Rolf Opprower, Foto auf seinem PrV-Ausweis,
17. Oktober 1956
Quelle: Rolf Opprower / Museum Neukölln
Januar
Juden erhalten keine Kleiderkarten mehr.
Rolf Opprower wird 1956 nach dem Gesetz über
die Anerkennung und Versorgung der politisch,
rassisch oder religiös Verfolgten des Nationalsozialismus (PrVG) als Verfolgter anerkannt.
April
An Läden, insbesondere Lebensmittelgeschäften,
finden sich vermehrt Schilder, die Juden den
Zutritt erst ab 12 Uhr mittags gestatten.
Bomben über Kreuzberg,
rechts unten der Landwehrkanal, 1945
Juli
Juden dürfen auf Wochenmärkten nur zwischen
16 und 17 Uhr einkaufen.
Foto: Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin,
www.wsa-b.de
Mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. Septem­
ber 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg. Nach anfänglichen militärischen Erfolgen für die Deutschen
wendet sich das Blatt. Ab 1943 wird Deutschland
bei Tag und Nacht bombardiert, ein Jahr später
haben die Alliierten die uneingeschränkte Luftherrschaft über Deutschland. 600 000 Deutsche
sterben bei den Luftangriffen, über drei Millionen
Wohnungen werden zerstört.
August
In der Neuen Synagoge in der Oranienburger
Straße dürfen keine Gottesdienste mehr
ab­gehalten werden. Juden werden die privaten
Telefonanschlüsse gekündigt.
September
Jüdischen Mietern wird nun auch in Häusern
mit jüdischen Eigentümern der Mieterschutz
entzogen. In den Wohnhäusern, wo „Arier“
und Juden noch gemeinsam wohnen, müssen
separate Luftschutzräume für Juden eingerichtet
werden.
Oktober
Juden werden verstärkt zur Zwangsarbeit,
vornehmlich in der Rüstungsindustrie, herangezogen.
November
Auch jüdische Kinder unter 16 Jahren werden
in der Zwangsarbeit eingesetzt.
Stellen Sie sich vor:
Berlin wird von den alliierten Luftstreitkräften immer wieder bombardiert. Auch Neukölln wird
von den Tod bringenden Bomben getroffen. Voller Angst und Sorge flüchten Sie mit Ihren Eltern
in den Luftschutzkeller Ihres Mietshauses. Doch die Nachbarn wollen den Raum nicht mit Ihrem
Vater teilen. Sie vertreiben ihn in den weniger gut abgesicherten Kohlenkeller.
Was würden Sie tun?
Ich stelle die Nachbarn zur Rede und sorge dafür, dass mein Vater im sicheren
Luftschutz­
keller bleiben kann.
Ich folge meinen Eltern in den Kohlenkeller, obwohl der weniger sicher ist.
Ich bleibe im sicheren Luftschutzkeller, während meine Eltern im Kohlenkeller ausharren.
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Folgen sie gehabt hätte.
21
1941
Hildegard Heymann, Hermannstraße,
um 1940
Foto: Hildegard Stern / Museum Neukölln
Am 28. August 1942 schickt Hildegard
dieses Foto einer Freundin als Geburtstagsgruß. Hildegard und ihr Bruder Alfred
überleben die Zeit des National­sozialismus
als sogenannte „Halbjuden“ in Berlin,
ihre Eltern jedoch kommen im Holocaust
ums Leben. Hildegard und Alfred
emigrieren 1946 in die USA.
„Mir sind die Tränen runter
gelaufen.“
Hildegard Heymann geht leidenschaftlich gern mit ihren Freunden
tanzen. Doch es ist schon drei Jahre her, dass sie mit ihrer Clique in
Tanzlokalen in der Hasenheide war. Der Schrecken, den sie damals erlebt hat, sitzt ihr immer noch im Nacken. Daran erinnert sie sich, als sie
1941 gelbe Judensterne aus Stoff auf ihre Mäntel und Jacken nähen
muss. Zukünftig ist sie in der Öffentlichkeit sofort als Jüdin erkennbar.
,,
Meine Freundin sagte: ,Ach, komm doch mit, wir gehen tanzen, da kennt dich doch keiner.‘ Ich bin mitgegangen und ging
auch mal auf den Tanzboden. Da stand plötzlich hinter mir ein
Nazi-Junge aus der Nachbarschaft. Ich bin kreideweiß geworden
vor Angst, ich durfte doch da gar nicht hingehen. Ich habe
eine solche Angst gehabt und bin zur U-Bahn gerannt, im Winter, ohne Mantel, den hatte ich vor Schreck vergessen. Ich
habe doch gedacht, der wird mich bestimmt anzeigen. Das war
1939. Ich weiß auch noch den Tag, an dem wir 1941 unsere Sterne von der Jüdischen Gemeinde abholten. Auf alle Sachen mussten die aufgenäht werden. Wir haben abends gesessen und genäht und mir sind die Tränen runter gelaufen, dass ich das
tragen muss.
(Hildegard Stern, geb. Heymann, 1988)
,,
Hildegard Heymann (vordere Reihe links) mit Freunden
in der Neuen Welt in der Hasenheide, 1938
Foto: Hildegard Stern / Museum Neukölln
22
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1941
April
Die Ausbildungskurse der Jüdischen Gemeinde
werden eingestellt, Praktikanten und Lehrer zur
Zwangsarbeit herangezogen.
22. Juni
Die Deutsche Wehrmacht überfällt die Sowjetunion.
Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges sowie
des Völkermordes an den dort lebenden
Menschen jüdischer Herkunft.
September
Die öffentliche Kennzeichnung von Juden mit
dem gelben Stern wird verordnet. Die freie
Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel wird für
Juden beschränkt.
Oktober
Juden wird die Emigration verboten.
Jüdische Familie, die den Judenstern als Kennzeichen ihrer jüdischen Abstammung in der
Öffentlichkeit tragen muss, 27. September 1941
Foto: ullstein bild – Süddeutsche Zeitung, Photo / Scherl
Die sichtbare Trennung der Juden von anderen Gruppen der Bevölkerung folgt in Form des
Davidsterns, der seit dem Mittelalter zum weit verbreiteten Symbol des Judentums geworden war. Dieses wird nun von den Nationalsozialisten zur Kennzeichnung der jüdischen
Bevölkerung gewählt. Außerhalb der Wohnung müssen die so Gezeich­neten den Stern
sichtbar auf der linken Brustseite des Kleidungsstücks tragen.
November
Deportierte oder emigrierte Juden verlieren ihre
Staatsangehörigkeit, ihr Vermögen fällt damit
automatisch dem Deutschen Reich zu.
Dezember
Das Jugendschutzgesetz wird für jüdische
Jugendliche außer Kraft gesetzt. Juden wird die
Benutzung öffentlicher Fernsprecher verboten.
1941 werden 133 Neuköllnerinnen und
Neuköllner jüdischer Herkunft oder Religion
nach Łodź, Minsk, Kowno und Riga deportiert,
unter ihnen 17 Kinder und Jugendliche.
Stellen Sie sich vor:
Ihre Freunde treffen sich, um tanzen zu gehen. Schon oft haben Sie mit ihnen in verschiedenen
Tanzlokalen viel Spaß gehabt. Auch jetzt wollen die Freunde unbedingt, dass Sie mitkommen. Sie
wissen aber, dass Sie nicht mehr in Tanzlokale gehen dürfen. Der Staat hat es Ihnen verboten ...
Was würden Sie tun?
Ich sehe nicht ein, warum ich nicht tanzen gehen sollte und gehe mit meinen Freunden mit.
Ich bleibe zu Hause, weil ich nicht weiß, welche Strafe mich erwartet,
wenn ich erwischt werde.
Ich schlage meinen Freunden vor, statt tanzen zu gehen eine Fete bei uns zu Hause
zu machen.
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Folgen sie gehabt hätte.
23
1942
Arthur Samuel mit seinen Eltern Amalie
und Louis vor ihrem Geschäft, 1904
Foto: Kurt Samuel / Museum Neukölln
1904 haben Kurts Großeltern gegenüber
dem Rathaus Britz ein Bekleidungsgeschäft
eröffnet. Ihr Sohn Arthur wird später Arzt.
Die Familie wohnt in der Chausseestraße 78 a
(heute: Britzer Damm).
Hier wächst auch Kurt auf.
„Der Großvater war weg.
Für immer.“
Kurt Samuel wächst unbeschwert in Britz auf, bis sein Vater Arthur
1933 seine Stellung als Schularzt in Köpenick verliert. Als Arzt jüdischer
Herkunft findet er nur noch im Jüdischen Krankenhaus Arbeit. Die Familie ist den zunehmenden Diskriminierungen durch das NS-Regime
hilflos ausgeliefert. Als 1942 die Deportationen von Juden in die Vernichtungslager einsetzen, muss Kurt sich von seinem geliebten Großvater Louis verabschieden. Er ist 73 Jahre alt.
,,
Die Juden erhielten eine Vorlage: ,Ihre Umsiedlung ist
für den soundsovielten um soundsoviel Uhr vorgesehen. Sie
dürfen zwei Stück Handgepäck und einen Rucksack mitnehmen.
Die Mitnahme von zehn Mark ist gestattet und persönliche
Papiere.‘ Dann kamen die hier mit einem Lastwagen vorgefahren. Das wurde alles von der Jüdischen Gemeinde organisiert,
die hatten ihre eigenen Ordner mit einer Armbinde. Ich sehe
das noch heute vor mir, wie der eine kleine Leiter rausstellt und Großvater die Hand gibt und auf den Wagen rauf
hilft, die Leiter wieder rein, die Klappe zu und der Großvater war weg. Für immer. Das war für uns ein Trauma.
(Kurt Samuel, 1988)
,,
Das Ehepaar Amalie und Louis Samuel, o. J.
Foto: Kurt Samuel / Museum Neukölln
Kurts Großvater Louis wird am 14. September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er
zwei Monate später stirbt.
24
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1942
Januar
Juden wird der Besuch von Schwimmbädern
verboten. Juden müssen Woll- und Pelzsachen,
Skier, Ski- und Bergschuhe bei den Behörden
abliefern. Juden werden Pensionen, Witwen- und
Waisenrenten gesperrt. Am 20. Januar 1942 findet
die „Wannseekonferenz“ statt, auf der alle
Maßnahmen zur Deportation und Ermordung der
europäischen Juden koordiniert werden.
Februar
Juden erhalten kein Brennholz mehr, ihnen
dürfen keine Presseerzeugnisse mehr verkauft
werden.
März
Juden dürfen öffentliche Verkehrsmittel nicht
mehr benutzen und müssen an ihren Wohnungstüren einen „Judenstern aus Papier“ anbringen.
Mai
Juden dürfen keine Haustiere mehr halten und
müssen ihre Hunde, Katzen und Vögel bei den
Behörden abliefern.
Juni
Erste Deportationen älterer Juden in das Ghetto
There­sienstadt. Juden müssen ihre optischen und
elektrischen Geräte, Schreibmaschinen und
Fahrräder abliefern.
Alle jüdischen Schulen werden geschlossen,
Schüler ab 14 Jahren werden dem
Arbeitsamt zum Zwangs­einsatz gemeldet.
Kurt Samuel (Ausschnitt), um 1938
Foto: Kurt Samuel / Museum Neukölln
Kurt und seine Eltern überleben die Zeit des Nationalsozialismus.
September
Juden dürfen nur noch an Wochentagen
zwischen 16 und 17 Uhr einkaufen.
In Markthallen, auf Wochenmärkten und an
Straßen­verkaufsständen ist künftig
jeglicher Einkauf untersagt.
Oktober
Juden dürfen keine Bücher mehr kaufen.
Stellen Sie sich vor:
Sie leben mit Ihren Eltern und Großeltern zusammen und fühlen sich in Ihrer Familie geborgen. Doch eines Tages trifft
ein offizielles Schreiben ein, das die „Umsiedlung“ Ihres
geliebten Großvaters anordnet. Kurze Zeit später hält ein
Lastwagen vor Ihrer Haustür, den Ihr Großvater über eine
Leiter besteigen muss. Dann fährt der Wagen davon. Sie spüren,
dass Sie den Großvater zum letzten Mal gesehen haben.
Was würden Sie tun?
November
Beginn der regelmäßigen Transporte in das
Vernichtungslager Auschwitz.
1942 werden 248 Neuköllnerinnen und
Neuköllner jüdischer Herkunft oder
Religion nach Riga, Trawniki, Theresienstadt,
Auschwitz und „nach Osten“ deportiert, unter
ihnen 18 Kinder und Jugendliche.
Insgeheim schwöre ich, das Verbrechen an meinem
Großvater zu rächen.
Ich mache mich auf die Suche nach einem Unterschlupf,
in dem ich andere jüdische Menschen verstecken und
damit retten kann.
Ich beschließe, Deutschland für immer zu verlassen,
sobald ich die Möglichkeit dazu habe.
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Überprüfen Sie bitte, ob Ihre Entscheidung in der historischen
Situation möglich war und welche Folgen sie gehabt hätte.
25
1943
Familie Chraplewski mit Freunden im
Garten im Koppelweg in Britz, um 1938
Foto: Kurt Samuel / Museum Neukölln
Damit Kurt (rechts unten sitzend) und seine
Eltern Else und Albert Chraplewski (hintere
Reihe stehend, 4. und 5. von links) auf dem
Dachboden versteckt überleben können,
müssen sie versorgt werden. Das kann in
der ersten Zeit Kurts Großmutter (in der
Mitte sitzend) übernehmen. Doch dann
stirbt die Großmutter und Kurts Tante Meta
Loewenthal (hintere Reihe stehend, 1. von
links) übernimmt diese Aufgabe, obwohl
sie selbst von den National­sozialistin als
„Halbjüdin“ eingestuft wird. Die Freundin
Käthe Samuel (hintere Reihe, 3. von links)
ist mit dem Arzt Dr. Arthur Samuel
verheiratet, der die versteckten Chraplewskis im Krankheitsfall betreut. Ihr Sohn
Kurt Samuel (links neben der Großmutter
sitzend) ist der beste Freund von Kurt
Chraplewski. Insgesamt 1 400 Berliner
Jüdinnen und Juden über­leben versteckt
die Verfolgung durch das NS-Regime.
„Sie wurden alle verladen.“
Am 27. Februar 1943 fährt Kurt Chraplewski mit der S-Bahn zur Nachtschicht in eine Schlosserei in Weißensee. Hier muss der 22-Jährige mit
anderen Juden und Zwangsarbeitern für die Rüstungsindustrie arbeiten. In dem verdunkelten Wagen hört er zufällig ein Gespräch von SSMännern. Sie erzählen von einer Aktion gegen Juden, die einen Tag
später stattfinden soll. Kurt überlegt nicht lange. Er muss sich und seine Eltern retten. Auf dem Dachboden ihres Hauses im Koppelweg in
Britz werden sie sich verstecken – über zwei Jahre lang.
,,
Ich hatte Nachtschicht und fuhr im verdunkelten S-BahnZug zur Arbeit. Unterwegs hörte ich ein Gespräch von SSLeuten, dass eine Aktion geplant sei, bei der alle Juden aus
den Betrieben geholt werden sollten. Ich bin nicht mehr zur
Arbeit gegangen, habe den anderen noch einen Zettel zugesteckt
und sie gewarnt. Doch die sind alle am nächsten Morgen zur
Arbeit gegangen, dann wurden die Tore zugemacht und sie wurden alle verladen und waren weg. Wir haben uns nicht mehr
draußen blicken lassen und sind auf dem Dachboden geblieben.
Der Boden war nur einen halben Meter hoch, man konnte nur
liegen. Hier war es halbdunkel, man konnte nichts tun, nicht
einmal schlafen. Wenn wir gewusst hätten, dass das über zwei
Jahre dauern wird ... Und dann kamen die ständigen Luftangriffe. Ich lag am Fenster und sah die Bomben fallen. Da hat sich
die Angst eingefressen.
(Kurt Chraplewski, 1988)
,,
Deportation von Menschen in einem Güterwaggon hinter Stacheldraht, o. O., um 1944
Foto: ullstein bild
26
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1943
Februar
Am 27. und 28. Februar 1943 werden in Berlin
im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“
zwischen 8 000 und 10 000 jüdische Menschen in
den Betrieben, in denen sie als Zwangsarbeiter
tätig sind, von der Gestapo verhaftet und auf
offenen Lastwagen abtransportiert. Weitere
Juden werden in ihren Wohnungen oder auf der
Straße festgenommen und in Sammellager
gebracht.
März
Vom 1. bis 6. März 1943 werden rund 7 000 der
inhaftierten Berliner Jüdinnen und Juden mit fünf
Sonderzügen nach Auschwitz deportiert.
April
Juden wird die deutsche Staatsangehörigkeit
entzogen.
Französische Zwangsarbeiterinnen in der Rüstungsproduktion: Spulenfertigung
in den Berliner Siemenswerken, 1943
1943 werden 276 Neuköllnerinnen und
Neuköllner jüdischer Herkunft oder Religion
nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert,
unter ihnen 28 Kinder und Jugendliche.
Foto: Scherl / Bundesarchiv
Nachdem Berliner Juden, die zur Zwangsarbeit eingesetzt sind, im Rahmen der sogenannten
„Fabrikaktion“ verhaftet und in die Vernichtungslager deportiert worden sind, werden vermehrt Frauen und Männer aus den von der Deutschen Wehrmacht besetzten Ländern wie
der Ukraine, Russland, Polen, Frankreich und den Niederlanden zur Zwangsarbeit herangezogen. Sie müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen hier leben und arbeiten.
Stellen Sie sich vor:
Auf dem Weg zu der Firma, in der Sie Zwangsarbeit leisten
müssen, belauschen Sie zufällig das Gespräch zweier Männer.
Dadurch erfahren Sie, dass am nächsten Morgen eine große
Aktion stattfinden soll, bei der auch Sie und Ihre Kollegen am
Arbeitsplatz verhaftet und in Lager gebracht werden sollen.
Was würden Sie tun?
Ich glaube dem Gerede nicht, denn wer soll in der
Firma die Arbeit machen, wenn wir alle weg sind.
Ich fahre in die Firma und versuche, meine Arbeitskollegen vor der bevorstehenden Aktion zu warnen.
Ich steige an der nächsten Haltestelle aus und fahre
nach Hause. Dort werde ich mich so lange verstecken,
bis die Gefahr vorüber ist.
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27
1944
Kinder im Konzentrationslager Auschwitz
nach der Befreiung durch die Rote Armee,
1945
Foto: ullstein bild
„Dann wurden wir aussortiert.“
Lilly Müller ist fünfzehn Jahre alt, als sie miterleben muss, wie ihre Familie im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wird. Sie bleibt allein
zurück – ohne Hoffnung, an einem Ort, an dem das Sterben alltäglich
ist. Ausgerechnet hier begegnet sie der Liebe ihres Lebens. Es ist das
Jahr 1944. Sie arbeitet in der Schneiderwerkstatt des Vernichtungs­
lagers Auschwitz-Birkenau. Nur heimlich und unter größter Gefahr
kann Lilly ihren Liebsten treffen.
,,
Dann kamen wir in Auschwitz an. Wir mussten vom Zug
herunterspringen, das Gepäck hinstellen und dann wurden
wir aussortiert. Vater links, ich mit meiner Schwester in
die Mitte, Mutti mit der Kleinen nach rechts. Meine Mutter
ist mit der Kleinen gleich vergast worden. Meine Schwester
hat noch vier Wochen gelebt. Ich bin die Einzige, die
überlebt hat. In Auschwitz habe ich dann einen Häftling
kennengelernt, der meine große Liebe wurde. Er war Elek­
triker und hat im Lager unsere Nähmaschinen repariert. Als
wir uns das erste Mal sahen, war es für uns beide Liebe
auf den ersten Blick. Einmal standen wir draußen auf dem
Trockenplatz. Der Mond schien so herrlich und dahinter
floss die Sola ... das war wie ein Stück Freiheit. Da haben
wir uns geküsst – und wurden dabei erwischt. Das bedeutete
eigentlich den Tod. Doch wir hatten Glück. Wir haben überlebt.
(Lilly Müller, 1988)
,,
28
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1943
Januar
Am 10. Januar 1944 werden 352 Menschen
jüdischer Herkunft aus Berlin in einem Großtransport nach Theresienstadt gebracht.
Juli
Am 1. Juli 1944 sind in Berlin nur noch 5 978
Juden offiziell registriert.
1944 werden neun Neuköllnerinnen und
Neuköllner jüdischer Herkunft oder Religion
nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert.
Eingang des Konzentrationslagers Auschwitz in Polen, 1945
Foto: Bundesarchiv, Nr. 04413
Das KZ Auschwitz besteht aus dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, dem Stammlager
und dem KZ Auschwitz-Monowitz. Es wird ab 1940 im damals deutsch besetzten Polen nahe
Krakau errichtet. In diesen drei Lagern werden bis 1945 über eine Million Menschen ermordet. Auschwitz gilt als Symbol des Holocaust.
Stellen Sie sich vor:
Sie haben das Schrecklichste erlebt, was einem Menschen
widerfahren kann: Ihre Familie ist auf grausame Art ermordet
worden. Eingesperrt in einem Lager und dem Tod geweiht,
begegnen Sie ausgerechnet hier einem Menschen, in den Sie
sich sofort verlieben. Ihre Liebe wird erwidert. Sie sind erst
sechzehn Jahre alt. Was würden Sie tun?
Ich weiß, dass unsere Liebe an diesem Ort keine
Zukunft hat und werde meinen Liebsten nicht mehr sehen.
Diese Liebe gibt meinem Leben einen Sinn und Kraft
zum Überleben. Ich werde mich trotz großer Gefahren
heimlich mit meinem Liebsten treffen.
Ich möchte unser Leben nicht zusätzlich gefährden und
bitte meinen Liebsten, unsere Liebe zu bewahren, bis
wir eines Tages aus dem Lager gerettet sind.
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29
1945
Kaufhaus Karstadt am Hermannplatz, 1949
Foto: Siegfried Pinnow / Museum Neukölln
Das Kaufhaus Karstadt wird am 25. April
1945 von der SS gesprengt, damit die
Vorräte nicht der Roten Armee in die Hände
fallen. Viele Menschen, die im Kaufhaus nach
Essbarem suchen, kommen dabei ums
Leben.
„Ich muss dich erschießen.“
Am 11. April 1945 wird das Haus in der Bürknerstraße 25, in dem
Heinz A. mit seinen Eltern lebt, durch einen Fliegerangriff vollständig
zerstört. Mit bloßen Händen versucht er, die Habseligkeiten seiner
Familie aus dem Schutt auszugraben. Plötzlich steht er dem Blockwart
Krause, einem überzeugten Nationalsozialis­ten, gegenüber. Der hat
den Befehl, ihn zu erschießen.
,,
Unser Blockwart Krause hat in unserem Haus gewohnt und
hatte eine Bäckerei. Er hat unseren Nachbarn befohlen aufzuschreiben, wer zu uns kommt und wer geht. Wir hatten ja einen gelben Stern an der Tür. Die Nachbarn waren jeden Tag am
Guckloch und haben ihm alles berichtet. Nach dem Krieg kamen
sie alle an und wollten sich entschuldigen, sie hätten das
nicht gewollt. Der Krause hat Leute erschossen und aufgehängt, noch zwei Stunden, bevor die Russen kamen. Dann kam
er angerannt und sagte, er habe den Befehl bekommen, alle
noch lebenden Juden zu erschießen. Er rief mich aus dem Keller raus und hatte seine Hand schon auf der Pistole. Er sagte: ,Ich muss dich erschießen.‘ – ,Bist du verrückt‘, sagte
ich. ,Die Russen sind drei Blocks weg, die haben deinen Namen
auf der Liste und wissen genau, was du getan hast.‘ Da fragte er: ,Was soll ich jetzt machen?‘ – ,Geh in die Backstube
und fang an zu backen‘, antwortete ich. Da ist er in seiner
Uniform in die Backstube gegangen.
(Heinz A., 1988)
,,
Der 24-jährige Heinz A. ist als Zwangsarbeiter bei der Firma Ehrich & Graetz in Treptow
eingesetzt, 1940
Foto: Museum Neukölln
Die Firma Ehrich & Graetz in Alt-Treptow pro­duziert ab 1925 Rundfunkgeräte. Während
des Zweiten Weltkriegs beschäftigt die Firma bis zu 7 000 Mitarbeiter. Ab September 1940
werden jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ein­gesetzt, gefolgt von russi­
schen, französischen und niederländischen Zwangsarbeitern. Am 27. Februar 1943 werden
die letzten 300 jüdischen Mitarbeiter von der SS auf Lastwagen abtransportiert und in die
Vernichtungslager deportiert. Heinz entgeht als „Halbjude“ der Deportation.
30
Antijüdische MaSSnahmen
des NS-Staats 1945
Januar
Alle in „Mischehe“ lebenden arbeitsfähigen Juden
sollen nach Theresienstadt deportiert werden.
Das Kriegschaos lässt die Aktion im März 1945
scheitern.
Mai
Am 2. Mai 1945 kapituliert die Deutsche Wehr­
macht in Berlin vor der Sowjetischen Armee.
Am 7. / 8. Mai 1945 wird die bedingungslose
Kapitulation des Deutschen Reichs vor den
Alliierten unterzeichnet. In Berlin leben schätzungsweise nur noch 6 000 bis 8 000 Juden.
Über 4 000 von ihnen leben in „Mischehe“,
1 900 sind Überlebende aus Lagern und Ghettos,
1 400 haben im Untergrund überlebt.
Das durch den Zweiten Weltkrieg zerstörte Rathaus Neukölln, Oktober 1948
Foto: Museum Neukölln
Stellen Sie sich vor:
Das Haus, in dem Sie mit Ihren Eltern gelebt haben, ist durch eine Bombe vollständig zerstört.
Der Krieg wird nur noch wenige Stunden seinen Schrecken verbreiten. In den Trümmern Ihres ehemaligen Zuhauses suchen Sie nach Ihren Habseligkeiten. Plötzlich steht der NS-Blockwart mit
einer Pistole vor Ihnen. Er hat den Befehl, Sie zu erschießen. Was würden Sie tun?
Ich falle auf die Knie und flehe den Blockwart an, mich am Leben zu lassen.
Ich diskutiere mit dem Blockwart, dass er keine weitere Schuld auf sich laden soll,
denn der Krieg ist jetzt vorbei.
Mit einem Low-Kick bringe ich den Blockwart zu Fall, sodass die Pistole in einem hohen
Bogen in den Schutt fällt. Dann packe ihn am Kragen und schleife ihn zu einer russischen
Einheit, die gerade um die Ecke biegt.
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Folgen sie gehabt hätte.
31
7
6
5
4
3
2
Quelle: Bezirksamt Neukölln von Berlin, Januar 2010.
1
32
E
D
C
B
Deportation von Kindern und Jugendlichen 1941 bis 1943
1941
Berg, Hans (21 Jahre alt)
* 4. März 1920 in Köln
Mahlower Str. 32 (B 4)
Deportation: 14. November 1941 nach Minsk
verschollen
Cohn, Edith (18 Jahre alt)
* 8. März 1923 in Zwickau
Weisestr. 47 (B 4)
Deportation: 27. Oktober 1941 nach Łódź
Deportation: 5. Mai 1942
nach Kulmhof (Chełmno)
† in Kulmhof
Forsch, Bernhard (19 Jahre alt)
* 17. Juni 1922 in Berlin
Emser Str. 138 (D 2)
Deportation: 17. November 1941 nach Kauen
(Kowno)
† 25. November 1941 in Kowno
Guttmann, Margot (5 Jahre alt)
* 7. Juli 1936 in Königsberg,
Ostpreußen
Sanderstr. 3 (B 7 / 6)
Deportation: 17. November 1941 nach Kauen
(Kowno)
† 25. November 1941 in Kowno
Heilfron, Ingeborg (14 Jahre alt)
* 14. Mai 1927 in Berlin
Friedelstr. 49 (C 6)
Deportation: 14. November 1941 nach Minsk
Schicksal ungeklärt
Stolperstein
Heilfron, Susanne (21 Jahre alt)
* 2. Juli 1920 in Bromberg, Posen
Friedelstr. 49 (C 6)
Deportation: 14. November 1941 nach Minsk
für tot erklärt
Stolperstein
Jung, Renald (13 Jahre alt)
* 12. Januar 1928 in Berlin
Teupitzer Str. 101 (E 4)
Deportation: 17. November 1941 nach Kauen
(Kowno)
† 25. November 1941 in Kowno
Krzepic, Laja Saja (21 Jahre alt)
* 15. Mai 1920 in Lask, Russisch Polen
Flughafenstr. 18 (C 4)
Deportation: 27. November 1941 nach Riga
† 30. November 1941 in Riga
Lecker, Toni (20 Jahre alt)
* 27. Juli 1921 in Berlin
Hermannstr. 31 (B 4)
Deportation: 14. November 1941 nach Minsk
verschollen
Lesser, Franziska (16 Jahre alt)
* 21. Januar 1925 in Berlin
Pflügerstr. 9 (C 6)
Deportation: 14. November 1941 nach Minsk
verschollen
Mendelsohn, Manfred (11 Jahre alt)
* 27. April 1930 in Berlin
Donaustr. 18 (C 5)
Deportation: 14. November 1941 nach Minsk
verschollen
Stolperstein
Oppenheim, Eva (18 Jahre alt)
* 29. April 1923 in Berlin
Elbestr. 35 (D 5)
Deportation: 27. November 1941 nach Riga
† 30. November 1941 in Riga
Freundlich, Wolfgang (4 Jahre alt)
* 12. Mai 1938 in Berlin
Nogatstr. 47 (C 2)
Deportation: 26. Oktober 1942, nach Riga
† 29. Oktober 1942 in Riga
Samaskewitz, Marga Martha
(6 Jahre alt)
* 15. April 1935 in Pirmasens, Bayern
Kottbusser Damm 77 (B 6)
Deportation: 18. Oktober 1941
nach Litzmannstadt (Łódź)
Deportation: 30. Juni 1944
nach Kulmhof (Chełmno)
† 30. Juni 1944 in Kulmhof
Hirsch, Bela (2 Jahre alt)
* 17. Mai 1940 in Berlin
Ziethenstr. 33
(heute: Werbellinstr. 68) (C 4)
Deportation: 9. Dezember 1942 nach
Auschwitz
verschollen
Samuelis, Eri (12 Jahre alt)
* 17. Juni 1929 in Berlin
Hasenheide 93 (B 6)
Deportation: 14. November 1941 nach Minsk
verschollen
Samuelis, Gilda (8 Jahre alt)
* 7. September 1933 in Berlin
Hasenheide 93 (B 6)
Deportation: 14. November 1941 nach Minsk
verschollen
Schilzer, Rolf (19 Jahre alt)
* 29. Januar 1922 in Berlin
Pflügerstr. 16 (C 6)
Deportation: 14. November 1941 nach Minsk
verschollen
Tuch, Horst Peter (4 Jahre alt)
* 12. Februar 1937 in Berlin
Weichselstr. 35 (D 6)
Deportation: 24. Oktober 1941
nach Litzmannstadt (Łódź)
† 3. Mai 1942 in Litzmannstadt
1942
Braxmeier, Milli (16 Jahre alt)
* 27. August 1926 in Berlin
Schinkestr. 12 (B 7)
Deportation: 29. November 1942 nach
Auschwitz
verschollen
Bukofzer, Sally (21 Jahre alt)
* 1. Januar 1921 in Flatow,
Westpreußen
Maybachufer 57 (C 6)
Deportation: 18. August 1942
nach Auschwitz
† in Auschwitz
Hirsch, Rudi (10 Jahre alt)
* 3. Oktober 1932 in Berlin
Ziethenstr. 33
(heute: Werbellinstr. 68) (C 4)
Deportation: 9. Dezember 1942 nach
Auschwitz
verschollen
Kallmann, Manfred (18 Jahre alt)
* 16. März 1924 in Berlin
Fuldastr. 57 (C 5)
Deportation: 9. Dezember 1942 nach
Auschwitz
† 9. Januar 1943 in Auschwitz
Kallmann, Wolfgang (13 Jahre alt)
* 4. Februar 1929 in Charlottenburg
Fuldastr. 57 (C 5)
Deportation: 28. März 1942 nach Piaski
verschollen
Klein, Denny (6 Monate alt)
* 14. Juni 1942 in Berlin
Prinz-Handjery-Str. 19
(heute: Briesestr. 38) (C 4)
Deportation: 9. Dezember 1942 nach
Auschwitz
verschollen
Leiser, Ellen (18 Jahre alt)
* 23. August 1924 in Berlin-Neukölln
Innstr. 3 (D 5)
Deportation: 24. / 26. September 1942
nach Raasiku
Deportation: 23. August 1944
nach Stutthof
† 20. Dezember 1944 in Stutthof
Salomon, Eva-Marie (17 Jahre alt)
* 18. September 1924 in Berlin
Schinkestr. 12 (B 7)
Deportation: 11. Juli 1942
nach Auschwitz
† 10. August 1942 in Auschwitz
Danziger, Eva Charlotte
(10 Jahre alt)
* 11. Mai 1932 in Berlin
Schinkestr. 9 (B 7)
Deportation: 29. November 1942 nach
Auschwitz
verschollen
Schaefer, Kurt Max (19 Jahre alt)
* 24. Januar 1922 in Berlin
Juliusstr. 39 (C 1)
Deportation: 19. Januar 1942
nach Riga
verschollen
Stolperstein
Dzialoszinski, Georg (20 Jahre alt)
* 16. November 1921 in Berlin
Schinkestr. 12 (B 7)
Deportation: 13. Juni 1942
nach Sobibór
† Oktober 1942 in Majdanek
Seelig, Max (21 Jahre alt)
* 26. April 1921 in Berlin
Nansenstr. 86 (C 6)
Deportation: 15. August 1942 nach Riga
† 18. August 1942 in Riga
Freundlich, Denny (1 Jahr alt)
* 18. Juni 1941 in Berlin
Nogatstr. 47 (C 2)
Deportation: 26. Oktober 1942 nach Riga
† 29. Oktober 1942 in Riga
Tischler, Hilde (14 Jahre alt)
* 23. April 1928 in Berlin
Bürknerstr. 20 (B 7)
Deportation: 26. Oktober 1942 nach Riga
† 29. Oktober 1942 in Riga
33
Zadek, Hanna (18 Jahre alt)
* 30. Dezember 1923 in Magdeburg
Schierker Str. 5 (D 3)
Deportation: 2. April 1942
nach Warschau (Ghetto)
verschollen
Stolperstein
Jacobowitz, Eveline (6 Jahre alt)
* 6. November 1936 in Berlin
Anzengruberstr. 10 (D 4)
Deportation: 19. Februar 1943
nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
Zadek, Ruth (18 Jahre alt)
* 30. Dezember 1923 in Magdeburg
Schierker Str. 5 (D 3)
Deportation: 2. April 1942
nach Warschau (Ghetto)
verschollen
Stolperstein
Jolles, Gerhard (14 Jahre alt)
* 20. September 1928 in Berlin
Sanderstr. 20 (C 7)
Deportation: 28. Juni 1943 nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
1943
Cohn, Erich (19 Jahre alt)
* 27. Juli 1923 in Berlin
Bürknerstr. 20 (B 7)
Deportation: 2. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Cohn, Margot (20 Jahre alt)
* 10. Dezember 1922 in Düsseldorf
Kottbusser Damm 86–87 (B 7 / 6)
Deportation: 1. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Ebstein, Ilse (9 Jahre alt)
* 25. September 1933 in Berlin
Weichselstr. 28–29 (D 6)
Deportation: 19. Februar 1943
nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
Ebstein, Ruth (12 Jahre alt)
* 4. September 1930 in Berlin
Weichselstr. 28–29 (D 6)
Deportation: 19. Februar 1943
nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
Feibusch, Heinz (13 Jahre alt)
* 3. März 1930 in Neukölln
Schillerpromenade 31 (B 3)
Deportation: 12. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Heiser, Käthe (20 Jahre alt)
* 14. Juni 1922 in Berlin-Neukölln
Braunauer Str. 170
(heute: Sonnenallee 170) (D 4)
Deportation: 1. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Hirschweg, Lieselotte (21 Jahre alt)
geb. Reichmann
* 21. Januar 1922 in Magdeburg
Braunauer Str. 174
(heute: Sonnenallee 174) (E 4)
Deportation: 4. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Imber, Elfriede (11 Jahre alt)
* 25.September 1931 in Berlin
Bürknerstr. 15 (B 7)
Deportation: 3. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
34
Leibholz, Heinz (20 Jahre alt)
* 18. Juni 1922 in Berlin
Lenaustr. 25 (C 6)
Deportation: 4. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Leibholz, Ruth (19 Jahre alt)
* 7. August 1923 in Berlin-Neukölln
Lenaustr. 25 (C 6)
Deportation: 1. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Lewin, Gittel (1 Jahr alt)
* 3. August 1941 in Berlin
Hasenheide 90 (B 6)
Deportation: 2. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Lewy, Heinz A. (16 Jahre alt)
* 6. Mai 1926 in Berlin
Bürknerstr. 23 (B 7)
Deportation: 1. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Marcus, Ralph Egon (14 Jahre alt)
* 5. September 1928 in Berlin
Berliner Str. 80–81
(heute: Karl-Marx-Str. 55) (C 5)
Deportation: 19. Februar 1943
nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
Meth, Max (13 Jahre alt)
* 4. Januar 1930 in Berlin
Oderstr. 52 (B 4 / 3)
Deportation: 12. Januar 1943
nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
Meyer, Ursula (20 Jahre alt)
* 21. Januar 1923 in Berlin
Prinz-Handjery-Str. 51
(heute: Briesestr. 73) (C 4)
Deportation: 19. Februar 1943
nach Auschwitz
verschollen
Neumann, Edith (5 Jahre alt)
* 23. Februar 1938 in Berlin
Bergstr. 134
(heute: Karl-Marx-Str. 169) (D 3)
Deportation: 28. Juni 1943
nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
Pojasdni, Lissi (19 Jahre alt)
* 24. März 1923 in Berlin
Fontanestr. 25 (B 4)
Deportation: 1. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Riedel, Fred (12 Jahre alt)
*14. April 1930 in Berlin
Ziethenstr. 33
(heute: Werbellinstr. 68) (C 4)
Deportation: 3. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
Riedel, Helga (9 Jahre alt)
* 12. August 1933 in Berlin
Ziethenstr. 33
(heute: Werbellinstr. 68) (C 4)
Deportation: 3. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
Rosner, Renate (5 Jahre alt)
* 16. Juni 1937 in Berlin
Richardstr. 2 (D 4)
Deportation: 3. Februar 1943
nach Auschwitz
verschollen
Schlabowsky, Peter Edgar
(6 Jahre alt)
* 29. September 1936 in Berlin
Maybachufer 14–15 (B 7)
Deportation: 4. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Schlesinger, Denny (1 Monat alt)
* 30. Januar 1943 in Berlin
Donaustr. 7 (C 5)
Deportation: 6. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Schlesinger, Doris (4 Jahre alt)
* 18. März 1938 in Berlin
Donaustr. 7 (C 5)
Deportation: 6. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Simon, Hannelore (11 Jahre alt)
* 13. Januar 1932 in Prenzlau,
Brandenburg
Braunauer Str. 60
(heute: Sonnenallee 60) (C 5)
Deportation: 3. März 1943 nach Auschwitz
verschollen
Tischler, Julia (19 Jahre alt)
* 1. März 1924 in Berlin
Bürknerstr. 20 (B 7)
Deportation: 1. März 1943
nach Auschwitz
verschollen
Wollmann, Ursel (17 Jahre alt)
* 7. Januar 1926 in Berlin
Laubestr. 16 (D 5)
Deportation: 19. Februar 1943
nach Auschwitz
verschollen
Stolperstein
„Gegen Nazis“, Plakate an einem
Strom­kasten in der Parchimer Allee, 2012
Foto: Museum Neukölln
KEIN
ORT FÜR
NAZIS
neukölln-gegen-nazis.de
„Kein Ort für Nazis“, Plakat, 2013
Quelle: neukölln-gegen-nazis.de
Die Kampagne „Kein Ort für Nazis“ wurde
im Dezember 2009 von Neuköllner und
Kreuzberger Initiativen als Antwort auf
vermehrte Nazi-Angriffe in den jeweiligen
Kiezen gegründet.
Im Jahr 2012 fanden in Berlin
insgesamt 1 325 Straftaten politisch
rechts motivierter Täter statt,
davon 110 in Neukölln.
Quelle: Der Polizeipräsident von Berlin (Hg.):
Lagedarstellung Politisch motivierte
Kriminalität in Berlin 2012, S. 62 und 64.
Nie wieder!
Am 23. Mai 1949 tritt das Grundgesetz der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland in Kraft. Es basiert auf der Überzeugung, dass
von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgehen und es nie wieder die Möglichkeit zur Errichtung einer Diktatur geben darf. Darin
sind sich 1945, als der Zweite Weltkrieg beendet ist und die Überlebenden aus den Vernichtungslagern von den Alliierten befreit werden,
die politisch Verantwortlichen einig. Die Grundrechte sind unveräußerlich.
Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. […]
Artikel 2
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht
die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung
oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unver­sehrtheit. Die Freiheit der
Person ist unverletzlich. […]
Artikel 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. […]
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse,
seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen
oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand
darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Artikel 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und
weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
Artikel 13
(1) Die Wohnung ist unverletzlich.
35
In der Ausstellung 99 x Neukölln: Objekte zum Thema
Gedichtband Erich Mühsam
In diesem Buch sind Gedichte Erich Mühsams aus den Jahren 1898 bis 1913 veröffentlicht. Es erscheint im renommierten Paul
Cassirer Verlag in Berlin. Der Band „Wüste
Krater Wolken“ erscheint kurz vor Ausbruch
des Ersten Weltkriegs und ist kaum abzusetzen. Viele Buchhändler wagen es nicht, den
anarchistischen Dichter anzubieten. Nach einem Leben in Lübeck und Berlin und Beteiligung an der Münchner Räterepublik von
1918 verbringt Erich Mühsam seine letzten
Lebensjahre in der Britzer Hufeisensiedlung.
1933 wird er verhaftet und ein Jahr später
im Konzentrationslager Oranienburg ermordet.
Kopfkissenbezug
Dieser Kopfkissenbezug ist Teil einer Wäsche­
garnitur für Wiege oder Kinderwagen. Er
wird für einen Neuköllner Jungen angefertigt, doch nie verwendet. Joachim Löwe, im
Juni 1944 im Keller der Berliner Charité auf
die Welt gekommen, stirbt nach nur wenigen Tagen an Gelbsucht. Seine Eltern, Elsa
und Günther Löwe, überleben den Krieg.
Günther ist nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten „Mischling ersten Grades“.
Er erlebt das Kriegsende in einem Versteck
in der Emser Straße. Der Kopfkissenbezug
und ein Baby-Lätzchen bleiben für die Eltern
die einzigen Erinnerungsstücke an ihr Kind.
Kiddusch-Becher
Diese fünf Trinkbecher stehen für das Schicksal der jüdischen Familie Adler. Simon und
Rachel Adler verlieren im Nationalsozialismus nicht nur ihr Geschäft. Der Sohn Heinrich wird 1940 in einer Euthanasieaktion ermordet. Simon und Rachel werden 1944 in
Auschwitz umgebracht. Den Brüdern Erich
und Bernhard gelingt die Flucht aus Deutschland. Die Familie Adler hat diese Becher für
den Segensspruch Kiddusch benutzt, mit
dem Wein und Brot an besonderen Tagen
geweiht werden. Kurz vor ihrer Deportation
übergeben sie diese der nichtjüdischen Familie Brandt, die sie jahrelang aufbewahrt.
Pakettragegriff
Mit diesem Tragegriff des Warenhauses H. Joseph & Co. sind Einkaufspakete nach Hause
getragen worden. Die jüdischen Kaufleute
Hermann Joseph und sein Schwager Sally
Rehfisch gründen das Geschäft 1900 als Textilwarenhaus in der Berliner Straße, heute
Karl-Marx-Straße. Nach mehreren Erweiterungen ist es 1928 das größte Warenhaus
Neuköllns. Während des Boykotts jüdischer
Geschäfte am 1. April 1933 muss Hermann
Joseph auf Druck der SA seine jüdischen Angestellten entlassen. 1936 wird das Warenhaus „arisiert“ und von der Max Friedland
GmbH übernommen. Hermann Joseph wird
ins Exil gezwungen.
Kleiderbügel
Dieser Kleiderbügel stammt aus dem Geschäft „Deutsche Herren-Moden“ des jüdischen Schneidermeisters Max Rosner in der
Bergstraße 30 / 31, heute Karl-Marx-Straße.
Im Juli 1935 wird die Schaufensterscheibe
seines Geschäfts von Unbekannten eingeschlagen. Wenig später verliert er durch Arisierung oder erzwungene Auflösung sein Ge­
schäft. Im September 1942 wird Max Rosner
verhaftet und am 4. Oktober des gleichen
Jahres nach Theresienstadt deportiert. Er
überlebt und kehrt nach der Befreiung des
Ghettos nach Berlin zurück.
Zirkelkasten
Dieser Zirkelkasten hat dem Neuköllner
Lehrer Alfred Lewinnek gehört. Ab 1924 unterrichtet er am Kaiser-Friedrich-Realgymnasium. Diese Schule ist in der Weimarer
Republik eine bedeutende Wirkungsstätte
aufgeschlossener Bildungsreformer. Nach
der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wird der in Karl-Marx-Schule umbenannten Modellschule ein Ende gesetzt.
Die jüdischen und politisch anders denkenden Lehrer werden entlassen. Viele fliehen
aus Deutschland. Auch Familie Lewinnek
emigriert. In Großbritannien gelingt Alfred
Lewinnek eine neue berufliche Kariere.
Widmungsbänder Heymann
Diese Widmungsbänder erhält der Komponist Werner Richard Heymann 1930 zur Premiere
der Tonfilm-Operette DIE DREI VON DER TANKSTELLE von dem Produzenten Erich Pommer.
Der Film läutet die Geburtsstunde der Tonfilm-Operette ein und wird der erfolgreichste UfAFilm der frühen 1930er-Jahre. Flott verbindet er eine einfache Handlung mit Musik und Tanz.
1933 entlässt die UfA Werner Richard Heymann aufgrund seiner jüdischen Abstammung. Der
Film DIE DREI VON DER TANKSTELLE wird 1937 von der Filmprüfstelle verboten, denn auch
Produzent Erich Pommer, Regisseur Wilhelm Thiele, die Drehbuchautoren Franz Schulz und
Paul Franck, der Liedtexter Robert Gilbert sowie der Kameramann Franz Planer sind jüdischer
Herkunft oder haben jüdische Partner.
Fotos: Friedhelm Hoffmann
36
Ausgewählte Literatur:
Alenfeld, Irene: Warum seid Ihr nicht ausgewandert? Überleben in Berlin 1933 bis 1945. Berlin 2012.
Antisemitismus in Europa : Vorurteile in Geschichte und Gegenwart; Arbeitsmaterialien. Bonn 2008.
Friedländer, Saul: Das Dritte Reich und die Juden: 1933–1945. München 2013.
Gößwald, Udo; Hoffmann, Barbara (Hg.): Das Ende der Idylle? Hufeisen- und Krugpfuhlsiedlung in Britz vor und nach 1933;
[zur gleichnamigen Ausstellung 18. Mai bis 29. Dezember 2013, Museum Neukölln]. Berlin 2013.
Gruner, Wolf: Judenverfolgung in Berlin 1933–1945. Eine Chronologie der Behördenmaßnahmen in der Reichshauptstadt.
Berlin 2009.
Kerr, Judith: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl. Eine jüdische Familie auf der Flucht; Band 1–3. Ravensburg 2013.
Kolland, Dorothea (Hg.): „Zehn Brüder waren wir gewesen …“ Spuren jüdischen Lebens in Neukölln. Berlin 2012.
Kreutzmüller, Christoph: Ausverkauf. Die Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit in Berlin 1930–1945. Berlin 2012.
Stern, Carola; Brodersen, Ingke (Hg.): Eine Erdbeere für Hitler. Deutschland unterm Hakenkreuz. Frankfurt am Main 2005.
Video-Film: Stolperstein. Dörte Franke [Regie]; Gunter Demnig [Sonst.]. DVD-Video, ca. 76 Min., Hamburg 2010.
Impressum:
Ausgestoßen und verfolgt
Die jüdische Bevölkerung während des Nationalsozialismus in Neukölln
Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Bildung, Schule, Kultur und Sport
Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Kultur / Museum Neukölln
Verantwortlich: Dr. Udo Gößwald
Konzept, Recherche und Text: Barbara Hoffmann
Mitarbeit: Jennifer Rasch
Gestaltung: Claudia Bachmann
Pädagogische Beratung: Silvia Haslauer, Anja Mutert
Texte und Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als
den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung durch das
Museum Neukölln nicht zulässig.
© Museum Neukölln, Berlin 2013
ISBN 978-3-944141-04-6
Museum Neukölln
Alt-Britz 81
12359 Berlin
Telefon: (030) 627277-727
Verkehrsverbindungen:
U7 bis Parchimer Allee
Bus M44, M46 (bis Britzer Damm / Tempelhofer Weg)
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 10 –18 Uhr
www.museum-neukoelln.de
[email protected]
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