16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 1 von 30 Die Dynamomaschine von Siemens und die Lenz’sche Regel Jürgen Godau, Halle (Saale) Die Welt der Elektrotechnik ist für viele ein „Buch mit sieben Siegeln“. Wenn es um Strom und Spannung geht, die man ja bekanntlich nicht sieht, sind viele schon am Rand ihrer Vorstellungskraft angelangt. Kommt dann noch der Begriff des Magnetfeldes hinzu, ist die Verwirrung schon vorprogrammiert. Begeben Sie sich mit Ihren Schülern auf eine historische Entdeckungsreise und bringen Sie ihnen mit diesem Beitrag behutsam die faszinierende Welt der Elektrotechnik näher. Polschuh I/D Doppel-T-Anker mit Wicklung Kommutator mit Bürsten T H C I S N A R O V Zeigen Sie den 15-minütigen Film zum Thema (auf CD-ROM 23)! Der Beitrag im Überblick Klasse: 10 (G8)/11 Dauer: 5 Stunden Inhalt: • Dynamomaschine von Siemens Ihr Plus: • Lenz’sche Regel • Schülerexperimente • Verschiedene Arten von Strömen: Anlassstrom, Extrastrom, Gegenstrom, Induktionsstrom • Biografische Informationen zu verschiedenen Physikern (Ampère, Faraday, Lenz, Siemens und Maxwell) • Generator • Elektromotor 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 2 von 30 Fachliche und didaktisch-methodische Hinweise Ampère, Faraday, Lenz, Siemens und Maxwell – diese fünf Herren sind prominente Vertreter in der Entwicklungsgeschichte der Elektrotechnik. Ihre Namen spielen in der Geschichte, die hier erzählt wird, eine Rolle. Die handelnde Person ist Werner Siemens. I/D Die Beobachtungen dieses bedeutenden deutschen Erfinders an seiner Dynamomaschine, seine Fragen, seine Schlussketten sowie seine Experimentierreihen sind der rote Faden auf einer Erlebnisreise, auf die sich Ihre Schüler mit diesem Material (M 1 – M 10) begeben sollen. Ziel dieser Reise ist die nach Heinrich Lenz benannte Regel, dass der Induktionsstrom seiner Ursache stets entgegengerichtet ist. Auf seinem gedanklichen Weg wird Siemens sich an die Erkenntnisse von Ampère und Faraday erinnern, ohne dass sie zum Vorwissen der Schüler gehören müssen. Das Arbeitsblatt M 11 dient der Verifikation und Festigung der Lenz’schen Regel an einem Sachverhalt aus der Erfahrungswelt der Schüler. Begleitend zum Beitrag steht auf der CD-ROM 23 ein Film zur Verfügung. Grundlagen der elektromagnetischen Induktion Im Magnetfeld erfährt ein stromdurchflossener Leiter eine Kraft. Bewegt man einen Leiter im Magnetfeld senkrecht zu dessen Feldlinien, so wird eine Spannung induziert. T H C Wenn sich das Magnetfeld, das eine Spule umgibt, ändert, so wird in der Spule eine Spannung induziert. I S N Die 3. Maxwell’sche Gleichung: Didaktisch reduziert, beginnt die Kette zur Herleitung der Lenz’schen Regel mit der 3. Maxwell’schen Gleichung: • d rot E = – B oder K∫ E ⋅ ds = – dt A∫ B ⋅ dA , A R O setzt sich im Faraday'schen Induktionsgesetz fort: Uind V = − dΦ dt und endet formalmathematisch beim Minuszeichen in dieser Regel. Allerdings ist dieses Ende der Bemühungen um didaktische Reduktion lediglich ein vorläufiges auf Kursstufenniveau (Sek II). Für die Sekundarstufe I ist eine verbale Formulierung vorzuziehen. Die Lenz’sche Regel Der Induktionsstrom ist stets so gerichtet, dass er der Ursache seiner Entstehung entgegenwirkt. In diesem Merksatz ist der Induktionsvorgang bereits auf den Strom reduziert, obwohl im Regelfall Spannung und Strom gleichzeitig erzeugt werden. Diese bewusste Beschränkung hilft in den folgenden Betrachtungen. Gemeinsam mit Werner von Siemens messen die Schüler gerade Ströme sowie insbesondere Induktionsströme. Darüber hinaus ist diese Einschränkung auch bei anderen Unterrichtsbeispielen vorteilhaft. Erklärungen zur Lenz’schen Regel werden so verständlicher, da die Schlussketten meist über das vom Induktionsstrom erzeugte Magnetfeld führen. Als Beispiel kann die spektakuläre Induktionskanone genannt werden. 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 3 von 30 Hinweise zur Gestaltung des Unterrichts Folgende didaktische Intensionen prägen das unterrichtliche Vorgehen: Historischer Kontext Zunächst ist die Motivationszenerie zu erwähnen. Wir konzentrieren uns zu Anfang stark auf den historischen Kontext. Auf den Materialblättern M 1 bis M 4 wird intensiv ein geschichtliches Szenario ausgelebt; auf M 5 bis M 10 wird es weiter gepflegt. Bei den Schüleraufträgen erscheinen zunächst kaum physikalische Assoziationen, damit die Schüler vor ihrem geistigen Auge das Leben in Deutschland zur Zeit der Reichsgründung entstehen lassen und dann willig in das historische Laboratorium von Werner von Siemens folgen. Durch die szenischen Darstellungen („Kopfkino“) auf den weiteren Materialblättern wird diese Stimmung aufrechterhalten. I/D Elektromotor und Generator Aus physikalischer Sicht steht das Anlaufen eines Elektromotors im Zentrum der Beobachtungen. Darüber hinaus wird die Funktionsweise eines Generators untersucht. Die Beobachtungen, die man dabei machen kann, und die Schlussketten, die sich an diese anschließen, sind intellektuell anspruchsvoll. Es treten Begriffe wie Anlassstrom, Extrastrom, Gegenstrom und Induktionsstrom auf. Die Materialien bieten grafische Verständnis- und Merkhilfen an, die als Aufträge an die Lernenden gestaltet sind. T H C Alltagserfahrungen an Kühlschrank, Elektrorasenmäher und Staubsauger I S N Greifen Sie Alltagserfahrungen der Schüler auf, um das Thema Anlaufvorgang eines Elektromotors zu motivieren. Wenn selbige noch nicht vorliegen, initiieren Sie durch eine entsprechende Anpassung Ihres Unterrichtskonzeptes ein zielgerichtetes Beobachten im Haushalt. Anlaufvorgänge im Haushalt zu finden, heißt z. B., den Kühlschrank zu beobachten, das Starten eines Elektrorasenmähers unter die Lupe zu nehmen oder das Einschalten eines Staubsaugers im häuslichen Umfeld unter physikalischer Sicht zu betrachten. Man konzentriert sich dabei auf die Helligkeit von gleichzeitig leuchtenden Lampen. Bei genügend starken Motoren werden diese Lampen kurzzeitig dunkler, was auf den starken Anlassstrom des Elektromotors zurückzuführen ist. A R O V Ablauf Die Hinweise zur unterrichtlichen Arbeit mit den folgenden Materialien gründen auf eigenes Erleben. Vorgesehen sind fünf Unterrichtsstunden. Die Zuordnung der Materialien erfolgte nach dem folgenden Schema: Die erste Stunde findet im Computerraum statt. Die Schüler sehen sich den Film an und bearbeiteten die Materialien M 1–M 4. Nach dieser in wesentlichen Teilen der Motivation dienenden Stunde folgte das erste Schülerexperiment im Fachraum mit den Materialien M 5–M 7. In dieser Stunde konzentrieren sich die Schüler voll auf das „eigenartige“ Verhalten eines Elektromotors. Die dritte Stunde erweiterte die Sichtweise dahingehend, dass eine Dynamomaschine sowohl als Motor als auch als Generator genutzt werden kann. Die Materialien M 8 und M 9 führten darüber hinaus zur Lenz´schen Regel sowie zu der Erkenntnis, dass im Generatorbetrieb die Drehrichtung die Stromrichtung bestimmt. Den Übergang zur vierten Stunde gestalten Sie je nach Arbeitsgeschwindigkeit der Schüler fließend. Einige Arbeitsgruppen beginnen eventuell bereits mit Material M 10, andere können erst nach häuslicher Nacharbeit zu Beginn der vierten Stunde experimentieren. Den gemeinsamen Abschluss des historischen Ausfluges bildet das Demonstrationsexperiment (Materialblatt M 11). Gleichzeitig werden die Schüler damit wieder in unsere heutige Zeit zurückgeholt. In der fünften Unterrichtsstunde zeigen Sie den Film noch einmal. Anschließend beantworten die Schüler die Fragen zum Film (M 12). 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 5 von 30 Mediothek Literatur Dominik, Hans: Geballte Kraft. Werner von Siemens’ Dynamomaschine leitet ein neues Zeitalter ein. Limpert. Berlin 1941. Gerthsen, Christian; Vogel, Helmut: Gerthsen Physik. Springer. Berlin/Heidelberg 1995. S. 424. Grehn, Joachim; S. 246−251. Krause, Joachim: Metzler Physik. Schroedel. Hannover 2002. Meyer, Lothar; Schmidt, Gerd-Dietrich: Duden. Basiswissen Schule Physik − Abitur. Duden Paetec. Berlin/Frankfurt a. M. 2003. S. 248. I/D Internetadressen http://wikipedia.org http://wugos.de http://deutsches-museum.de T H C http://phynet.de/e-lehre/schaltzeichen http://commons.wikimedia.org http://fredriks.de/Siemens/index.htm#Dynamoprinzip I S N Materialübersicht A R O · V = Vorbereitungszeit · D = Durchführungszeit M1 Ab, Info V SV = Schülerversuch LV = Lehrerversuch Ab = Arbeitsblatt Info = Informationsblatt Die Telegrafen-Bau-Anstalt von Siemens & Halske r Bücher aus der Schulbibliothek r Computer mit Internetzugang M2 Ab, Info Bei Werner von Siemens im Laboratorium M 3 Fo Forschen mit Grips – Ampère, Lenz, Faraday und Siemens rOHP M4 Ab, Info Die Dynamomaschine – Geräteliste r Bücher aus der Schulbibliothek r Computer mit Internetzugang M5 Ab Der Schaltplan für Siemens’ Experiment M6 SV, Ab Experiment zum Anlassstrom der Dynamomaschine · V: 10 min · D: 15 min r 1 r 1 r 4 r 1 Stromversorgungsgerät Gleichstrommotor (6 – 12 V) Verbindungsleiter Amperemeter 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 6 von 30 Fortsetzung der Materialübersicht · V = Vorbereitungszeit · D = Durchführungszeit I/D SV = Schülerversuch LV = Lehrerversuch Ab = Arbeitsblatt Info = Informationsblatt M7 Ab, Info Siemens’ Versuch einer Erklärung M8 SV Wir testen! Der Motor – jetzt als Generator! · V: 10 min · D: 20 min r 1 r 1 r 4 r 1 SV Siemens prüft weiter! Wir auch! · V: 10 min · D: 20 min r 1 r 1 r 4 r 1 M9 M 10 SV · V: 10 min · D: 25 min Stromversorgungsgerät Gleichstrommotor (6 – 12 V) Verbindungsleiter Amperemeter Stromversorgungsgerät Gleichstrommotor (6 – 12 V) Verbindungsleiter Amperemeter T H C Jetzt prüfen wir! r 1 r 1 r 4 r 1 Stromversorgungsgerät Gleichstrommotor (6 – 12 V) Verbindungsleiter Amperemeter I S N A R O M 11 LV, Ab · V: 10 min · D: 20 min V M 12 Ab Die Lenz’sche Regel am Fahrraddynamo r 1 Fahrraddynamo mit Schnurlaufrolle (z. B. 6 V; 5 W) r 1 Hebelumschalter r 1 Lampe (z. B. 3,8 V; 0,08 A) r 1 Faden (ca. 2 m) mit Massestück 50 g r 10 Stoppuhren oder 1 Demo-Stoppuhr r Verbindungsleiter mit Krokodilklemmen r Magnet-Hafttafel (Leybold) r Vertikaldemonstrationsset (Phywe) r Stativmaterial Das dynamoelektrische Prinzip – Fragen zum Film Die Erläuterungen und Lösungen zu den Materialien finden Sie ab Seite 19. 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel M1 7 von 30 Die Telegrafen-Bau-Anstalt von Siemens & Halske Aufgaben 1. Lies den folgenden Lebenslauf von Werner Siemens und notiere drei Lebensetappen. 2. Welches große Ereignis in der deutschen Geschichte fällt in sein Leben? Wie alt war Siemens zu diesem Zeitpunkt? 3. Wie nennt man in der Geschichte die Epoche vom 18. Januar 1871 bis zum Börsenkrach 1873? Das Leben von Werner Siemens Werner von Siemens (bis 1888 Werner Siemens) wurde am 13. Dezember 1816 als viertes von 14 Kindern in Lenthe bei Hannover geboren. Seine Eltern konnten ein Ingenieursstudium nicht finanzieren, weshalb er sich als Achtzehnjähriger freiwillig zur preußischen Armee meldete und so an der Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin Mathematik, Physik und Chemie studieren konnte. I/D T H C Arbeiten auf dem Gebiet der Telegrafie Sein erstes Patent bezog sich auf eine galvanische Versilberungs- und Vergoldungstechnik. Des Weiteren arbeitete Werner Siemens an der Weiterentwicklung der Telegrafie. Zwei wichtige Erfindungen, die eines Zeigertelegrafen und eines Verfahrens zur nahtlosen Isolierung von Telegrafenleitungen mit Guttapercha, führten schließlich zur Gründung seines ersten Unternehmens. I S N A R O V Foto: http://de.wikipedia.org Werner Siemens (jung) Das Arbeitsfeld der Firma war der Bau von Telegrafenleitungen. Unter anderem begann man 1874 mit der erfolgreichen Verlegung von Transatlantikkabeln zwischen Europa und Nordamerika. 1881 wurde die erste elektrische Straßenbahnlinie der Welt in Berlin eröffnet. Foto: http://de.wikipedia.org Gemeinsam mit dem Mechanikermeister Johann Georg Halske gründete Werner von Siemens im Oktober 1847 die „Telegrafen-Bau-Anstalt von Siemens & Halske“. Die erste Straßenbahn Die Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips Mit der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips und dem Bau der ersten Dynamomaschine schaffte Werner Siemens im Jahre 1866 seine wohl bedeutendste Erindung − die Grundlage für die Entwicklung der Elektrotechnik. 1888 schließlich erhielt er den Adelstitel für seine Verdienste. Werner von Siemens starb am 6. Dezember 1892 in Berlin-Charlottenburg. 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 8 von 30 M2 Bei Werner von Siemens im Laboratorium Lies die historische Darstellung. Bearbeite danach die folgenden Aufgaben. Foto: http://de.wikipedia.org Aufgabe Erkläre, welche Funktion die Teile eines Elektromotors haben. Dauermagne Stator Rotor I/D Feldspulen t Kommutator mit Stromzuführung ule drehbare Sp Kollek tor m Kohlebür it sten Siemens (alt) Schleifringe kten mit Schleifkonta Anker Für Experten T H C Beschreibe den Aufbau eines Ankers. Wie sieht ein Doppel-T-Anker aus? Für die Expertenaufgabe musst du im Internet recherchieren. I S N Historische Darstellung: Heiß brennt die Nachmittagssonne auf das Kopfsteinpflaster der Markgrafenstraße. Durch Vorhänge gedämpft, fällt das Tageslicht in das schlichte Arbeitszimmer, in dem Werner Siemens in einem mit Leder bezogenen Lehnstuhl sitzt und schon seit geraumer Zeit nachdenklich die kleine Dynamomaschine in seinen Händen betrachtet. A R O Foto: http://www.wugos.de/Artikel/863.jpg V Jetzt hat er ja mehr Zeit als sonst, seinen wissenschaftlichen Spekulationen nachzugehen. In diesen Kriegswochen braucht er sich nicht vom frühen Morgen bis zum späten Abend um hundert Einzelheiten des Betriebes zu kümmern, braucht nicht an einer Stelle Anregungen als Konstrukteur zu geben, an einer anderen Anordnungen als Organisator zu treffen und an einer dritten schwerwiegende Entscheidungen als Kaufmann zu fällen. Konzentriert kann er das physikalische Problem durchdenken, das ihn schon seit Langem beschäftigt. Der Anker? ... Der Doppel-T-Anker?! ... Wie absonderlich benimmt sich der Bursche, wenn er nicht als Generator, sondern als Motor arbeiten soll! Arbeitszimmer von Siemens Wohl an die hundert Male hat Werner Siemens sich die Frage vorgelegt, ohne eine Antwort darauf zu finden. Auch jetzt wieder scheint alles Grübeln vergeblich. Mit einem Ruck erhebt er sich und geht in den Nachbarraum hinüber, der ihm als Laboratorium dient. Säuregeruch, der von Bunsenelementen herrührt, macht sich hier bemerkbar. 23 RAAbits Physik Mai 2011 T H C I S N A R O V Andrè-Marie Ampère (1775–1836) Michael Faraday (1791–1867) Foto: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Emil_Lenz.jpg Foto: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Ampere_Andre_1825.jpg M 3 Foto: http://lh3.ggpht.com/_5Ndj4XaewDQ/R0wMf4Lj-wI/ AAAAAAAAAzc/bPmm4giqcPY/1845+siemens.jpg Foto: http://commons.wikimedia.org/ wiki/File:SS-faraday.jpg 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 9 von 30 Forschen mit Grips – Ampère, Lenz, Faraday und Siemens Heinrich Friedrich Emil Lenz (1804–1865) Ernst Werner Siemens (1816–1892) 23 RAAbits Physik Mai 2011 I/D 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 10 von 30 M4 Die Dynamomaschine – Geräteliste Polschuh Doppel-T-Anker mit Wicklung I/D Kommutator mit Bürsten Bild: http://www.deutsches-museum.de/sammlungen/ausgewaehlte-objekte/meisterwerke-iii/dynamomaschine/ dynamomaschine-grossansicht2/ T H C I S N A R O V Historische Darstellung: Der Anker? ... Der Doppel-T-Anker?! ... Wie absonderlich benimmt sich der Bursche, wenn er nicht als Generator, sondern als Motor arbeiten soll! Mit einem Ruck erhebt sich Siemens und geht in den Nachbarraum hinüber, der ihm als Laboratorium dient. Säuregeruch, der von Bunsenelementen herrührt, macht sich hier bemerkbar. Werner Siemens stellt die Dynamomaschine neben die Elemente, holt aus einem Repositorium Drähte, einen Ausschalter und ein Galvanometer und baut sich wieder einmal − zum wievielten Male wohl nun schon? − die wohlbekannte Schaltung auf, um die Erscheinung noch einmal zu beobachten. Aufgaben 1. Lies noch einmal die historische Darstellung. 2. Schreibe die Originalbezeichnungen der Geräte auf, die Siemens verwendet hat. Es sind fünf Stück. 3. Übersetze diese Bezeichnungen in unsere heutige Fachsprache. Lege in deinem Heft eine Tabelle mit folgenden Spalten an: Geräte von Siemens 23 RAAbits Physik Mai 2011 Heutige Bezeichnung 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 12 von 30 M6 Experiment zum Anlassstrom der Dynamomaschine Schülerversuch · Vorbereitung: 10 min Durchführung: 15 min Geräte r 1 r 1 r 1 r 4 Versuchsaufbau Stromversorgungsgerät Gleichstrommotor (6 – 12 V) Amperemeter Verbindungsleiter Gefahrenhinweis: I/D Vor dem Einschalten: Lasst die Schaltung von eurer Lehrkraft abnehmen! Versuchsdurchführung (historische Darstellung): Werner von Siemens in seinem Laboratorium: T H C Eine Schalterbewegung danach fließt Strom aus den Elementen (= Batterien) durch den Anker (= Rotor) des Motors und das Galvanometer (= Amperemeter). Weit schlägt der Zeiger des Instrumentes aus, während der Anker sich schnurrend in Bewegung setzt, und dann ... dann geht es ebenso wie auch vorher schon immer. I S N Der Instrumentenzeiger fällt zurück, während der Anker des Motors immer schneller läuft. Einen hohen singenden Ton lässt der Anker jetzt vernehmen, das Zeichen, dass er auf Höchsttouren gekommen ist. Nur noch einen geringen Bruchteil der früheren Stromstärke zeigt das Galvanometer an. A R O Mit zusammengekniffenen Lippen steht Siemens davor, fieberhaft arbeitet sein Hirn, formt Gedanken, bildet Schlüsse. V Aufgaben 1. Beobachte deinen Strommesser und deinen Motor beim Einschalten. Schreibe die Beobachtungen folgendermaßen in dein Heft: Eigene Versuchsbeobachtung: • Dein Motor: ……………………………………………………………………….........................… • Dein Strommesser: ……………………………...........…………………………..…………......... 2. Miss die Anfangs- und die Endstromstärke. Ergänze die Ergebnissätze. Eigene Messungen Anfangsstrom: (Anlassstrom) Endstrom: (Dauerstrom) IAnfang = IEnde Ergebnis: à Der Anlassstrom ist à „Etwas“ 23 RAAbits Physik Mai 2011 = als der Dauerstrom. den Stromfluss beim Drehen des Motors. 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel M7 13 von 30 Siemens’ Versuch einer Erklärung Aufgaben 1. Die Pfeile in Abbildung 1 stellen die von dir gemessenen Ströme im Elektromotor dar. Schreibe in jeden Pfeil die richtige Bezeichnung und in den Kasten daneben deinen dazugehörenden Messwert. A I/D A Abb. 1 T H C 2. Lies die historische Darstellung der Überlegungen von Werner von Siemens. Historische Darstellung: Mit zusammengekniffenen Lippen steht Siemens in seinem Labor, fieberhaft arbeitet sein Hirn, formt Gedanken, bildet Schlüsse. Der Batteriestrom ist schwächer geworden. I S N ... Ergo muss eine Kraft da sein, die ihn schwächt. ... Sie ist nicht da, wenn der Anker stillsteht. A R O ... Bis dahin ist die Kette der Folgerungen geschlossen. Doch schon taucht die neue Frage auf: Wie kann der rotierende Anker diese Gegenkraft erzeugen? Lange Minuten verstreichen, bis es plötzlich wie eine Erleuchtung über den Grübelnden kommt, bis die gepressten Lippen sich öffnen und die Worte formen: V „Es ist ein Extrastrom!“ „Es muss ja so sein nach allem, was wir durch Ampere und Faraday wissen. In den Windungen eines bewegten Ankers muss ein Extrastrom auftreten, der dieser Bewegung entgegenwirkt ... gleichviel, ob ich den Anker von außen her drehe (wie beim Generator) oder ob ich ihn durch einen hineingesandten Strom antreibe.“ 3. Die Pfeile in Abbildung 2 veranschaulichen die Überlegungen von Siemens. Ergänze die Begriffe für die drei Ströme. 4. Errechne aus deinen Messwerten die Größe des Extrastroms. Beachte beim Aufschreiben des Ergebnisses, dass Zahlen, die nach links gerichteten Pfeilen zugeordnet sind, ein negatives Vorzeichen haben. Abb. 2 A 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 14 von 30 M8 Wir testen! Der Motor – jetzt als Generator! Schülerversuch · Vorbereitung: 10 min Durchführung: 20 min Geräte r 1 Stromversorgungsgerät r 1 Amperemeter r 1 Gleichstrommotor (6 – 12 V) r 4 Verbindungsleiter Gefahrenhinweis: Vor dem Einschalten: Lasst die Schaltung von eurer Lehrkraft abnehmen! I/D Zur Erinnerung: „Es muss ja so sein nach allem, was wir durch Ampère und Faraday wissen. In den Windungen eines bewegten Ankers muss ein Extrastrom auftreten, der dieser Bewegung entgegenwirkt ... gleichviel, ob ich den Anker von außen her drehe (wie beim Generator) oder ob ich ihn durch einen hineingesandten Strom (wie beim Motor) antreibe.“ T H C Ströme beim Motorbetrieb: 1. Miss noch einmal (wie bei M 6) Anlass- und Dauerstrom im Motorbetrieb. I S N Schreibe auf: - + A A R O M Anlassstrom: Dauerstrom: Drehrichtung: V Ströme beim Generatorbetrieb: 2. Miss bei gleicher Drehrichtung den induzierten Strom im Generatorbetrieb. Drehe mit der Hand. Notiere: Induktionsstrom: 3. Vergleiche Richtung und Größe von Anlass-, Dauer- und Induktionsstrom. Ergänze: Positive Richtung: . Negative Richtung: . Motorstrom und Generatorstrom sind bei gleicher Drehrichtung . Der Extrastrom von Siemens ist der Er entsteht auch im Motorbetrieb. Hier gilt: Dauerstrom = 23 RAAbits Physik Mai 2011 . + . 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel M9 15 von 30 Siemens prüft weiter! Wir auch! Schülerversuch · Vorbereitung: 10 min Durchführung: 20 min Geräte r 1 Stromversorgungsgerät r 1 Amperemeter r 1 Gleichstrommotor (6 – 12 V) r 4 Verbindungsleiter Gefahrenhinweis: Vor dem Einschalten: Lasst die Schaltung von eurer Lehrkraft abnehmen! Beim Abbremsen: Verletzungsgefahr! I/D Siemens testet sich selbst: „Waren meine Überlegungen richtig?“ „In den Windungen eines bewegten Ankers muss ein Extrastrom auftreten, der dieser Bewegung entgegenwirkt ... gleichviel, ob ich den Anker von außen her drehe oder ob ich ihn durch einen hineingesandten Strom antreibe.“ T H C „Wenn das aber so ist ... dann muss … ja ... dann muss, wenn ich den Anker in entgegengesetzter Richtung drehe, auch der Extrastrom seine Richtung wechseln.“ Erste Prüfung: I S N 1. Miss bei verschiedenen Drehrichtungen den induzierten Strom im Generatorbetrieb. rechts Drehe mit der Hand nach rechts. Induktionsstrom: ……….. A R O G links Drehe mit der Hand nach links. Induktionsstrom: ……….. A V Schaltung 1 Zweite Prüfung (Gedankenexperiment): 2. Betrachte die folgenden drei Versuchsanordnungen. Vergleiche mit deinen bisherigen Experimenten. - + A STOPP M Schaltung 2 - + - + A it der Ha d M M Schaltung 3 A Schaltung 4 3. Trage die von dir erwarteten Werte ein. I1 = I2 = I3 = (Dauerstrom) (Strom im Stillstand) (Strom bei Gegendrehen) 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel M 11 17 von 30 Die Lenz’sche Regel am Fahrraddynamo · Vorbereitung: 10 min Lehrerversuch Durchführung: 20 min Materialien Geräte r 1 Fahrraddynamo mit Schnurlaufrolle (z. B. 6 V; 5 W) r Stativmaterial r Vertikaldemonstrationsset (Phywe) r 1 Hebelumschalter r Magnet-Hafttafel (Leybold) r 1 Lampe (z. B. 3,8 V; 0,08 A) r Verbindungsleiter mit Krokodilklemmen r 1 Faden (ca. 2 m) mit Massestück 50 g Versuchsaufbau r 10 Stoppuhren oder 1 Demo-Stoppuhr I/D für Amperemeter G ϯ T H C Ϯ I S N ϭ Versuchsdurchführung Rollt den Faden an der Schnurlaufrolle auf und hängt ein Massestück (50 g) an. Unter dem Einfluss des am Faden herabsinkenden Massestückes wird der Dynamo in Rotation versetzt. Zehn Schüler erhalten eine Stoppuhr. Untersucht die Sinkzeiten bei unterschiedlichen Einsatzbedingungen. A R O V Aufgaben: Messt die Zeit für das Herabsinken des Massestücks bei folgenden Versuchsbedingungen: 1. Licht aus (Leerlauf) 2. Licht an (Normalbetrieb) ^ Messwert von Schüler i] [Si = Eigene Versuchsbeobachtung Nr. ⇓ S1 1 t1 [in s] 2 t2 [in s] 3 t3 [in s] S2 S3 3. Kurzschluss (Defekt) S4 S5 S6 S7 S8 S9 S10 Ø Eigene Versuchserklärung (legt eine solche Tabelle im Heft an (3 Zeilen)!) Nr. Je Versuchsbedingung Induktionsstrom der Induktionsstrom, desto Bremswirkung die Bremswirkung. 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 18 von 30 M 12 Das dynamoelektrische Prinzip – Fragen zum Film Seht euch den Film aufmerksam an. Beantwortet die Fragen jeweils in Partnerarbeit. Aufgaben 1. Erkläre, was physikalisch abläuft, wenn es bei einem Gewitter blitzt. Tipp 2. Gib wieder, welche Entdeckungen für die Entwicklung des Elektromagnetismus besonders wichtig waren. Fülle hierzu den Lückentext aus. Blitz – Ausdruck gewaltiger Energie T H C 1820: Hans Christian Oersted entdeckt, dass eine Strom ablenkt. I S N 1825: Michael Faraday erkennt, dass die Bewegung eines einer elektrischen Leitung eine in erzeugt. A R O 1866: Werner Siemens erzeugt durch die rotierende Bewegung des im Magnetfeld Strom. V 3. Erläutere, was mit dem dynamoelektrischen Prinzip gemeint ist. Tipp Einen Permanentmagneten benötigte Siemens in seiner Dynamomaschine nicht. 4. Nenne die wesentlichen Bestandteile der Dynamomaschine. 5. Auch Turbinen dienen der Energiegewinnung. Welche natürliche Energiequelle nutzt man bei Turbinen? 6. Gib an, wie viel Volt etwa Hochspannungsleitungen haben, um einen verlustarmen Energietransport zu ermöglichen. 7. Siemens entwickelte auch den Zeigertelegrafen zur Nachrichtenübertragung. Beschreibe, wie ein Zeigertelegraf funktioniert. Foto: Louis Saul I/D Foto: Pixelio Es hat etwas mit der elektrischen Ladung zu tun. 8. Welche Voraussetzung müssen Kabel erfüllen, um auf dem Meeresboden verlegt werden zu können? Zeigertelegraf von Siemens 23 RAAbits Physik Mai 2011 16. Dynamomaschine und Lenz’sche Regel 19 von 30 Erläuterungen und Lösungen Zeigen Sie zur Motivation den 15-minütigen Film, den Sie auf der CD-ROM 23 finden. M1 Die Telegrafen-Bau-Anstalt von Siemens & Halske Die Lernenden sollen diesen kurzen bebilderten Text selbstständig lesen und die drei Fragen beantworten. Der Text stimmt auf die folgenden Experimente und Erkenntnisse ein, die dem historischen Vorbild nachempfunden sind. Bieten Sie zur Beantwortung der Fragen Bearbeitungshilfen an: Dies können beispielsweise Bücher aus der Schulbibliothek sein, in denen die Gründerzeit, die Reichsgründung am 18. Januar 1871 in Versailles, die Industrialisierungsbemühungen im 19. Jahrhundert oder die Ereignisse im Umfeld des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 beschrieben werden. Erweiterungsmöglichkeiten stellen Texte zur Mode, zu Möbeln sowie zur Architektur dieser Epoche dar. I/D Auch ein oder mehrere Computer mit Internetzugang sind als Bearbeitungshilfe geeignet. Mögliche Informationsquellen sind: T H C – Geschichte: http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsgründung – Möbel: http://www.antiques-picaper.de/Stilkunde/stilkunde.html – Mode: http://www.die-alte-schneiderei.de/gewandungen.htm I S N – Architektur: http://www.immometer.de/stilmusterbuch/index.html Lösungen 1. Nach der Kindheit werden drei Lebensabschnitte vorgestellt. A R O – 1. Etappe: Studium an einer Artillerie- und Ingenieurschule – 2. Etappe: Siemens als Erfinder – 3. Etappe: Siemens als Unternehmer V 2. 18. Januar 1871: Gründung des Deutschen Reiches Zu diesem Zeitpunkt war Werner Siemens 54 Jahre alt. Am 18. Januar 1871, gegen Ende des Deutsch-Französischen Krieges, fand im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles die Ernennung des Königs von Preußen, Wilhelm I., zum Deutschen Kaiser statt. 3. Gründerzeit Als Gründerzeit wird in Deutschland und Österreich die wirtschaftliche Phase im 19. Jahrhundert von der Reichsgründung (18. Januar 1871) bis zum großen Börsenkrach von 1873 bezeichnet. In dieser Zeit schreitet die Industrialisierung in Mitteleuropa, deren Anfänge in den 1840er-Jahren liegen, beträchtlich voran. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gründerzeit) In der Gründerzeit entwickelte sich auch ein relativ eigenständiger Stil in der Mode, bei Möbeln und in der Architektur. In diesen Bereichen wird das Ende der Gründerzeit häufig sogar zur Jahrhundertwende oder danach gesehen. 23 RAAbits Physik Mai 2011