Höhere Mathematik 1 - Kompakt Themen: Grundlagen Vektorrechnung Analysis einer Veränderlichen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 1.1 Aussagenlogik . . 1.2 Mengen . . . . . 1.3 Abbildungen . . . 1.4 Kombinatorik . . 1.5 Komplexe Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 7 9 11 12 14 2 Vektorrechnung 2.1 Koordinaten . . . . . 2.2 Vektoren . . . . . . . 2.3 Skalarprodukt . . . . 2.4 Vektorprodukt . . . . 2.5 Spatprodukt . . . . . 2.6 Geraden . . . . . . . 2.7 Ebenen . . . . . . . . 2.8 Quadratische Kurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 19 22 24 26 27 28 31 34 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 39 39 41 43 44 47 50 50 52 54 55 55 56 57 58 60 62 62 64 65 66 67 . . . . . 3 Analysis einer Veränderlichen 3.1 Funktionen einer Veränderlichen . . . . . . . . 3.1.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Polynome . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 Rationale Funktionen . . . . . . . . . . 3.1.4 Trigonometrische Funktionen . . . . . 3.1.5 Exponentialfunktionen . . . . . . . . . 3.2 Konvergenz und Grenzwerte . . . . . . . . . . 3.2.1 Folgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Reihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3 Stetigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Differentiation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Grundbegriffe . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Ableitungsregeln . . . . . . . . . . . . 3.3.3 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . 3.3.4 Taylor-Entwicklung . . . . . . . . . . . 3.3.5 Funktionsuntersuchung . . . . . . . . . 3.4 Integration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4.1 Bestimmtes und unbestimmtes Integral 3.4.2 Integrationsregeln . . . . . . . . . . . . 3.4.3 Rationale Integranden . . . . . . . . . 3.4.4 Trigonometrische Integranden . . . . . 3.4.5 Uneigentliche Integrale . . . . . . . . . 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Teil 1 Grundlagen 5 6 1.1 Aussagenlogik Aussage und Axiom Aussage: sprachlicher Ausdruck mit eindeutigem Wahrheitswert w ( wahr“) bzw. f ( falsch“) ” ” A: Beschreibung Axiom: grundlegende nicht aus anderen Aussagen ableitbare Aussage Logische Operationen Negation Konjunktion Disjunktion Implikation Äquivalenz ¬A A∧B A∨B A⇒B A⇔B nicht A A und B A oder B aus A folgt B A ist äquivalent zu B Umformungsregeln für logische Operationen Assoziativgesetze (A ∧ B) ∧ C = A ∧ (B ∧ C), (A ∨ B) ∨ C = A ∨ (B ∨ C) Kommutativgesetze A ∧ B = B ∧ A, A∨B =B∨A De Morgansche Regeln ¬(A ∧ B) = (¬A) ∨ (¬B), ¬(A ∨ B) = (¬A) ∧ (¬B) Distributivgesetze (A ∧ B) ∨ C = (A ∨ C) ∧ (B ∨ C), (A ∨ B) ∧ C = (A ∧ C) ∨ (B ∧ C) äquivalente Darstellung der Implikation: ¬A ∨ B Quantoren Existenzquantor und Allquantor ∃: es gibt . . .“, ∀: für alle . . .“ ” ” Negation Vertauschung der Quantoren ¬ ∃ p ∈ P : A(p) = ∀ p ∈ P : ¬A(p) ¬ ∀ p ∈ P : A(p) = ∃ p ∈ P : ¬A(p) Direkter Beweis Herleitung einer Behauptung B aus bekannten wahren Aussagen A A =⇒ B gegebenenfalls Berücksichtigung von Voraussetzungen 7 Indirekter Beweis Herleitung einer Aussage B aus Voraussetzungen V durch Folgern eines Widerspruchs aus der Annahme, dass die Aussage B bei Gültigkeit der Voraussetzungen V falsch ist: V ∧ (¬B) =⇒ F mit einer falschen Aussage F , insbesondere F = ¬V oder F = B Vollständige Induktion Beweis von parameterabhängigen Aussagen A(n), n ∈ N • Induktionsanfang: zeige A(1) • Induktionsschluss: zeige A(n) =⇒ A(n + 1) 8 1.2 Mengen Menge Menge mit Elementen ak bzw. a A = {a1 , a2 , . . .}, a∈A a∈ /A A ⊆ B (⊂) |A| ∅ A = {a : a besitzt die Eigenschaft E} a ist Element von A a ist nicht Element von A A ist (echte) Teilmenge von B Anzahl der Elemente in A leere Menge natürliche, ganze, rationale, relle und komplexe Zahlen N, Z, Q, R, C Mengenoperationen Vereinigung A∪B Durchschnitt A∩B Differenz, Komplementärmenge A \ B Regeln für Mengenoperationen Assoziativgesetze (A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C), (A ∪ B) ∪ C = A ∪ (B ∪ C) Kommutativgesetze A ∩ B = B ∩ A, A∪B =B∪A De Morgansche Regeln C\(A ∩ B) = (C\A) ∪ (C\B), C\(A ∪ B) = (C\A) ∩ (C\B) Distributivgesetze (A ∩ B) ∪ C = (A ∪ C) ∩ (B ∪ C), (A ∪ B) ∩ C = (A ∩ C) ∪ (B ∩ C) Kartesisches Produkt geordnete Paare von Elementen zweier Mengen A × B = {(a, b) : a ∈ A ∧ b ∈ B} n-Tupel: (a1 , . . . , an ) ∈ A1 × · · · × An 9 Relation Beziehung zwischen Elementen zweier Mengen a R b ⇔ (a, b) ∈ R ⊆ A × B Eigenschaften von Relationen reflexiv symmetrisch antisymmetrisch transitiv total (a, a) ∈ R (a, b) ∈ R ⇒ (b, a) ∈ R (a, b) ∈ R ∧ (b, a) ∈ R ⇒ a = b (a, b) ∈ R ∧ (b, c) ∈ R ⇒ (a, c) ∈ R (a, b) ∈ R ∨ (b, a) ∈ R Äquivalenzrelation (a ∼ b): reflexiv, symmetrisch und transitiv Partition der Grundmenge in disjunkte Äquivalenzklassen Halbordnung (a ≤ b): reflexiv, antisymmetrisch und transitiv Ordnung: zusätzlich total 10 1.3 Abbildungen Abbildung eindeutige Zuordnung f : A −→ B, a 7→ b = f (a) Bild: f (U ), Urbild: f −1 (V ) Eigenschaften von Abbildungen injektiv ∀a 6= a0 ∈ A : f (a) 6= f (a0 ) surjektiv ∀b ∈ B ∃ a ∈ A : f (a) = b bijektiv: injektiv und surjektiv Verknüpfung von Abbildungen Hintereinanderschaltung von f : A → B und g : B → C a 7→ (g ◦ f )(a) = g(f (a)) assoziativ aber i.a. nicht kommutativ Inverse Abbildung Umkehrung f −1 einer bijektiven Abbildung f : A → B b = f (a) ⇔ a = f −1 (b) 11 1.4 Kombinatorik Fakultät Anzahl der Permutationen von n Elementen n! = 1 · 2 · · · n Stirlingsche Formel n! = n n √ 2πn 1 + O(1/n) e Binomialkoeffizient Anzahl der k-elementigen Teilmengen einer Menge mit n Elementen n(n − 1)(n − 2) · · · (n − k + 1) n n! = = (n − k)!k! 1 · · · (k − 2)(k − 1)k k Pascalsches Dreieck Rekursion für Binomialkoeffizienten n+1 k = n n + k−1 k Dreiecksschema 0 k 1 1 k 1 2 k 1 1 3 k 1 4 k 2 3 1 3 1 &+. &+. &+. 4 6 4 .. . .. . .. . 1 1 Binomischer Satz n (a + b) n n−1 n = a + a b + ··· + abn−1 + bn 1 n−1 n X n n−k k = a b k k=0 n Identitäten für Binomialkoeffizienten 12 n 2 = n X n k=0 n X k n 0 = (−1)k , n ≥ 1 k k=0 k X n n−k−1+i = , k<n k i i=0 n−k X n k−1+i = , k>0 k k−1 i=0 Auswahl von Teilmengen Anzahl der Möglichkeiten, aus einer Menge mit n verschiedenen Elementen k Elemente auszuwählen nicht sortiert ohne Wiederholungen n(n − 1) · · · (n − k + 1) mit Wiederholungen nk 13 sortiert n k n+k−1 k 1.5 Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen imaginäre Einheit: i2 = −1 C = {z = x + iy, x, y ∈ R} Real- und Imaginärteil x = Re z, y = Im z Komplexe Konjugation konjugiert komplexe Zahl z̄ = x − iy verträglich mit den arithmetischen Operationen z1 ◦ z2 = z̄1 ◦ z̄2 , ◦ = +, −, ∗, / Betrag komplexer Zahlen |z| = Positivität |z| ≥ 0, p √ x2 + y 2 = z z̄ |z| = 0 ⇐⇒ z = 0 Multiplikativität |z1 z2 | = |z1 | |z2 |, Dreiecksungleichung |z1 /z2 | = |z1 |/|z2 |, z2 6= 0 |z1 | − |z2 | ≤ |z1 + z2 | ≤ |z1 | + |z2 | Formel von Euler-Moivre cos t + i sin t = exp(it), t∈R Sinus und Kosinus: Real- und Imaginärteil komplexer Zahlen mit Betrag 1 1 it e + e−it 2 1 it it sin t = Im e = e − e−it 2i cos t = Re eit = 14 Gaußsche Zahlenebene Im(z) Im(z) x z = reiϕ z = x + iy r y |z| ϕ −ϕ Re(z) Re(z) z = re−iϕ z = x − iy Darstellung in Polarkoordinaten z = r(cos ϕ + i sin ϕ) = r exp(iϕ) mit r = |z| = σ = 0 für x ≥ 0, σ = ±π für x < 0 z r ϕ p x2 + y 2 , ϕ = arg(z) = arctan y/x + σπ Standardbereich ϕ ∈ (−π, π] 1 −1 ±i 1√± i 1 1 1 2 0 π ±π/2 ±π/4 √ √ 3 ± i 1 ± 3i 2 2 ±π/6 ±π/3 Multiplikation komplexer Zahlen zk = xk + iyk = rk exp(iϕk ) z1 z2 = (x1 x2 − y1 y2 ) + (x1 y2 + x2 y1 )i = r1 r2 exp(i(ϕ1 + ϕ2 )) Division komplexer Zahlen zk = xk + iyk = rk exp(iϕk ) x1 x2 + y1 y2 x2 y1 − x1 y2 r1 z1 = + i = exp(i(ϕ1 − ϕ2 )) 2 2 2 2 z2 x2 + y 2 x2 + y 2 r2 Kehrwert 1 1 1 x y = 2 z̄ = exp(−iϕ) = 2 − 2 i z r r r r 15 Komplexe Einheitswurzeln zn = 1 zk = wnk , k = 0, . . . , n − 1 wn = exp(2πi/n), Im z wn1 wn0 = 1 Re z wnn−1 Potenzen einer komplexen Zahl ganzzahlige Exponenten m ∈ Z z m = rm eimϕ , z = reiϕ rationale Exponenten p/q ∈ Q z p/q = rp/q exp (ipϕ/q) wqkp , k = 0, . . . , q − 1 mit wqk = exp (2πi/q)k den q-ten Einheitswurzeln Kreis in der Gaußschen Zahlenebene |z − a| = s|z − b|, Mittelpunkt w= Radius s 6= 1 s2 1 a − b 1 − s2 1 − s2 r= s |b − a| |1 − s2 | Parameterform des Kreises w + reit , t ∈ [0, 2π) 16 Teil 2 Vektorrechnung 17 18 2.1 Koordinaten Kartesisches Koordinatensystem in der Ebene und im Raum senkrecht schneidende Zahlengeraden (Achsen), orientiert gemäß der Rechten-Hand-Regel“ ” x3-Ahse frag replaements Mittelnger x3 X x1 O PSfrag replaements O x2 x1-Ahse x2-Ahse Zeigenger Daumen Punkte, dargestellt durch Koordinaten: X = (x1 , x2 , x3 ) bzw. P = (x, y, z) Kugelkoordinaten z-Achse P ϑ r O ϕ y-Achse x-Achse x = r cos ϕ sin ϑ, bzw. r= p x2 + y 2 + z 2 , y = r sin ϕ sin ϑ, ϕ = arctan(y/x) + σπ, mit σ = 0 für x ≥ 0 und σ = ±1 für x < 0 z = r cos ϑ p ϑ = arccos(z/ x2 + y 2 + z 2 ) Standardbereich ϕ ∈ (−π, π] Zylinderkoordinaten 19 z-Achse P O ϕ z ̺ y-Achse x-Achse x = % cos ϕ, bzw. %= p x2 + y 2 , y = % sin ϕ, z=z ϕ = arctan(y/x) + σπ, mit σ = 0 für x ≥ 0 und σ = ±1 für x < 0 z=z Standardbereich ϕ ∈ (−π, π] Translation eines kartesischen Koordinatensystems Verschiebung des Ursprungs, O → O0 = (p1 , p2 , p3 ) X = (x1 , x2 , x3 ) → x2 p2 O X 0 = (x1 − p1 , x2 − p2 , x3 − p3 ) x′2 X =X b ′ O′ x′1 p1 x1 Rotation eines kartesischen Koordinatensystems Drehung der xy-Ebene um die z-Achse mit dem Winkel α: P = (p1 , p2 , p3 ) → P 0 = (p01 , p02 , p03 ) mit p01 = cos α p1 + sin α p2 , p02 = − sin α p1 + cos α p2 , 20 p03 = p3 y y′ P p2 x′ p′1 1 p′2 α p1 1 21 x 2.2 Vektoren Vektoren im Raum Pfeil vom Punkt P zum Punkt Q q1 − p1 −→ ~a = P Q = q2 − p2 q3 − p3 P2 −~a P1 ~a ~a Q2 Q1 −→ Ortsvektor: OA = (a1 , a2 , a2 )t , Nullvektor: ~0 Addition von Vektoren −→ −→ −→ P R = P Q + QR Q ~b ~a ~c P R a1 b1 a1 ± b 1 ~c = ~a ± ~b = a2 ± b2 = a2 ± b2 a3 b3 a3 ± b 3 Skalarmultiplikation a1 sa1 s a2 = sa2 a3 sa3 22 sa2 a2 s~a ~a a1 sa1 Betrag eines Vektors im Raum q |~a| = a21 + a22 + a23 kompatibel mit Skalarmultiplikation: |s~a| = |s||~a| Einheitsvektor: Vektor mit Betrag 1 ~v 0 = ~v /|~v | Dreiecksungleichung Gleichheit genau dann, wenn ~a k ~b |~a + ~b| ≤ |~a| + |~b| ~b ~a ~a + ~b Rechenregeln für Vektoren Kommutativgesetz Assoziativgesetz Distributivgesetz ~a + ~b = ~b + ~a ~a + (~b + ~c) = (~a + ~b) + ~c s(~a + ~b) = s~a + s~b 23 2.3 Skalarprodukt Winkel zwischen zwei Vektoren γ = ^(~a, ~b) ∈ [0, π] ~a ∢(~a, ~b) ~b orthogonal: ~a ⊥ ~b ⇔ γ = π/2 Kosinussatz c2 = a2 + b2 − 2ab cos γ B c a γ A b γ = π/2 Satz des Pythagoras: c2 = a2 + b2 Sinussatz sin β sin γ sin α = = a b c 24 C γ a b α β c A B Skalarprodukt von Vektoren im Raum ~a · ~b = |~a||~b| cos ^(~a, ~b) = a1 b1 + a2 b2 + a3 b3 ~a · ~a = |~a|2 , ~a · ~b = 0 ⇔ ~a ⊥ ~b übliche Rechenregeln für Produkte ~a · ~b = ~b · ~a, (s~a + r~b) · ~c = s~a · ~c + r~b · ~c Orthogonalbasis im Raum paarweise orthogonale Vektoren ~u, ~v , w, ~ jeweils ungleich ~0 ~aw w ~ ~a ~av ~v ~au ~u Zerlegung eines Vektors in Projektionen auf die Achsen ~a = ~a · ~u ~a · ~v ~a · w ~ u+ v+ w ~ 2 ~ 2~ |~u| |~v | |w| ~2 Vereinfachung (Nenner 1) für Einheitsvektoren (Orthonormalbasis) Satz des Pythagoras (allgemeinere Form) |~a · ~u|2 |~a · ~v |2 |~a · w| ~2 = |~a|2 2 + 2 + 2 |~u| |~v | |w| ~ 25 2.4 Vektorprodukt Vektorprodukt a2 b 3 − a3 b 2 ~c = ~a × ~b = a3 b1 − a1 b3 a1 b 2 − a2 b 1 orthogonal zu ~a und ~b, gemäß der Rechten-Hand-Regel“ orientiert ” Länge: Flächeninhalt des von ~a und ~b aufgespannten Parallelogramms ~c = ~a~b sin(^(~a, ~b)) Mittelfinger ~c ~b Zeigefinger ∢(~a, ~b) ~a Daumen Regeln für Vektorprodukte ~a k ~b =⇒ ~a × ~b = ~0 ~a ⊥ ~b =⇒ |~a × ~b| = |~a||~b| Antisymmetrie Linearität Grassmann-Identität Lagrange-Identität ~a × ~b = − ~b × ~a α1~a1 + α2~a2 × β1~b1 + β2~b2 = α1 β1 ~a1 × ~b1 + α1 β2 ~a1 × ~b2 + α2 β1 ~a2 × ~b1 + α2 β2 ~a2 × ~b2 (~a × ~b) × ~c = (~a · ~c) ~b − (~b · ~c) ~a ~ = (~a · ~c)(~b · d) ~ − (~a · d)( ~ ~b · ~c) (~a × ~b) · (~c × d) Epsilon-Tensor εi,j,k ∈ {−1, 0, 1}, i, j, k ∈ {1, 2, 3} Null bei zwei gleichen Indizes, positiv bei zyklischer Permutation der kanonischen Indexfolge (i, j, k) = (1, 2, 3), Vorzeichenänderung bei Vertauschung von Indizes. 26 2.5 Spatprodukt Spatprodukt ~a, ~b, ~c = ~a · (~b × ~c) = a1 (b2 c3 − b3 c2 ) + a2 (b3 c1 − b1 c3 ) + a3 (b1 c2 − b2 c1 ) orientiertes Volumen des von den drei Vektoren ~a, ~b, ~c aufgespannten Spats positiv bei Orientierung der Vektoren gemäß der Rechten-Hand-Regel ~b × ~c ~a ~c ~b Eigenschaften des Spatprodukts zyklische Vertauschung [~a, ~b, ~c] = [~b, ~c, ~a] = [~c, ~a, ~b] lineare Abhängigkeit [~a, ~b, ~c] = 0 ⇔ ~0 = α~a + β~b + γ~c mit mindestens einem der Skalare α, β, γ ungleich 0 Orientierung [~a, ~b, ~c] > 0 für jedes Rechtssystem Volumen eines Tetraeders aufspannende Vektoren ~a, ~b und ~c 1 V = |[~a, ~b, ~c]| 6 Berechnung von Koordinaten mit Hilfe des Spatproduktes d = [~u, ~v , w] ~ 6= 0 =⇒ ~x = α~u + β~v + γ w ~ mit α = [~x, ~v , w]/d, ~ β = [~x, w, ~ ~u]/d, 27 γ = [~x, ~u, ~v ]/d 2.6 Geraden Punkt-Richtungs-Form −−→ P X = t~u ⇔ xi = pi + tui X ~u P Zwei-Punkte-Form −−→ −→ P X = tP Q ⇔ xi = pi + t(qi − pi ) Q −→ PQ X P −−→ PX Momentenform −−→ P X × ~u = ~0 ⇔ ~x × ~u = p~ × ~u ~u −−→ PX ~u −−→ ~x = OX P −→ OP = p~ X |~p × ~u| = |~c| O 28 |~x × ~u| = |~c| Abstand Punkt-Gerade Projektion X eines Punktes Q auf eine Gerade durch P mit Richtung ~u −−→ P X = t~u, t= (~q − p~) · ~u |~u|2 ~u −−→ X t~u = P X Q ~u P −→ OP = p~ |(~q − ~p) × ~u| −→ P Q = ~q − ~p −→ OQ = ~q O Abstand −−→ |(~q − p~) × ~u| d = |XQ| = |~u| Abstand zweier Geraden −→ |[P Q, ~u, ~v ]| d= |~u × ~v | Geraden gegeben durch Punkte P , Q und Richtungen ~u 6k ~v windschief: d > 0 h−→ i P Q, ~u, ~v ~u ~v Q Abstand paralleler Geraden −→ |P Q × ~u| d= |~u| 29 −→ PQ P Berechnung der Punkte X, Y kürzesten Abstandes aus den Orthogonalitätsbedingungen ~x − ~y ⊥ ~u, ~v , ~x = p~ + s~u, ~y = ~q + t~v lineares Gleichungssystem für s und t 30 2.7 Ebenen Parametrische Darstellung einer Ebene −−→ P X = s~u + t~v ⇔ xi = pi + sui + tvi X s~v P r~u O Drei-Punkte-Form einer Ebene laements p1 q1 r1 x1 −−→ −→ −→ p q r x [P X, P Q, P R] = 0 = 2 2 2 2 p3 q3 r3 x3 1 1 1 1 R X P Q 31 Hesse-Normalform einer Ebene ~x · ~n = d, ~ n; j~ nj d = p~ · ~n ~ n =1 X P PSfrag replaements O Normalform: |~n| = 1 und d ≥ 0 ist der Abstand der Ebene zum Ursprung Abstand Punkt-Ebene Abstand von Q −→ |P Q · ~n| d= |~n| Q −→ PQ −−→ XQ ~n X P O Projektion von Q ~x = ~q − (~q − p~) · ~n ~n |~n|2 32 Schnitt zweier Ebenen cos ϕ = |~n1 · ~n2 | ∈ [0, π/2] |~n1 ||~n2 | ! n1 ! n2 Richtung der Schnittgeraden g: ~u = ~n1 × ~n2 gemeinsame Lösungen beider Ebenengleichungen Punkte P auf g 33 2.8 Quadratische Kurven Ellipse Punkte P = (x, y) mit konstanter Abstandssumme zu zwei Brennpunkten F± −−→ −−→ |P F− | + |P F+ | = 2a −−−→ mit 2a > |F− F+ | y P b r ϕ a F− F± = (±f, 0) x F+ Koordinatendarstellung x2 y 2 + 2 = 1, a2 b bzw. r2 = b2 = a2 − f 2 b2 1 − (f /a)2 cos2 ϕ für die Polarkoordinaten der Punkte P Parametrisierung x = a cos t, y = b sin t, t ∈ [0, 2π) Parabel Punkte P = (x, y) gleichen Abstands von einem Brennpunkt F und einer Leitgerade g y P r F ϕ g 34 x F = (0, f ) und g : y = −f Koordinatendarstellung 4f y = x2 bzw. r= 4f sin ϕ cos2 ϕ für die Polarkoordinaten der Punkte P Hyperbel Punkte P = (x, y) mit konstanter Abstandsdifferenz zu zwei Brennpunkten F± −−→ −−→ |P F− | − |P F+ | = ±2a −−−→ mit 2a < |F− F+ | y P b r ϕ a F− F± = (±f, 0) x F+ Koordinatendarstellung x2 y 2 − 2 = 1, a2 b bzw. r2 = − b2 = f 2 − a2 b2 1 − (f /a)2 cos2 ϕ für die Polarkoordinaten der Punkte P Parametrisierung x = ±a cosh t, y = b sinh t, 35 t∈R 36 Teil 3 Analysis einer Veränderlichen 37 38 3.1 Funktionen einer Veränderlichen 3.1.1 Grundlagen Funktion f : D → R, x 7→ f (x) ordnet jedem Argument x aus dem Definitionsbereich D ⊆ R einen Wert f (x) aus dem Wertebereich W ⊆ R zu y f x D W Graph: Paare (x, y) mit y = f (x) Umkehrfunktion injektive Funktion f : D 3 x → y = f (x) ∈ W f −1 : W → D ⊆ R, y 7→ x = f −1 (y) Graph: Spiegelbild des Graphen von f an der ersten Winkelhalbierenden Rechnen mit Funktionen punktweise definierte Operationen • Linearkombination: (rf + sg)(x) = rf (x) + sg(x) • Produkt und Quotient: (f g)(x) = f (x)g(x), (f /g)(x) = f (x)/g(x) • Hintereinanderschaltung: (f ◦ g)(x) = f (g(x)) Gerade und ungerade Funktionen gerade: symmetrisch zur y-Achse, f (x) = f (−x) ungerade: punktsymmetrisch zum Ursprung, f (x) = −f (−x) Monotone Funktion wachsend ⇔ f 0 ≥ 0 bis auf isolierte Punkte analog: monoton fallend (≤ ↔ ≥) x1 < x2 =⇒ f (x1 ) ≤ f (x2 ) 39 Konvexe Funktion Sekante oberhalb des Graphen f ((1 − t) x1 + tx2 ) ≤ (1 − t) f (x1 ) + t f (x2 ), ⇔ f 00 ≥ 0 bis auf isolierte Punkte Konvexität =⇒ Stetigkeit 40 t ∈ (0, 1) 3.1.2 Polynome Polynom Polynom p vom Grad n p(x) = a0 + a1 x + · · · + an xn , an 6= 0 reelle oder komplexe Koeffizienten ak Lineare Funktion f (x) = ax + b Graph: Gerade mit Steigung a und y-Achsenabschnitt b y y = ax + b a b 1 x 0 • Punkt-Steigungs-Form: • Zwei-Punkte-Form: y − y0 =a x − x0 y − y0 y1 − y0 = x − x0 x1 − x0 Quadratische Funktion f (x) = ax2 + bx + c ⇔ y = a(x − x0 )2 + y0 Graph: Parabel mit Scheitel (x0 , y0 ) = (−b/(2a), −b2 /(4a) + c) Polynomdivision Division mit Rest p = f q + r, Grad f = Grad p − Grad q ≥ 0, Grad r < Grad q p(t) = 0, q(x) = (x − t) =⇒ r = 0, d.h. p(x) = f (x)(x − t) Faktorisierung von Polynomen Linearfaktoren zu komplexen Nullstellen zk p(z) = c(z − z1 ) · · · (z − zn ) Paare komplex konjugierter Nullstellen xk ± iyk reelle quadratische Faktoren (z − xk − iyk )(z − xk + iyk ) = (z − xk )2 + yk2 41 Interpolationspolynom in Lagrange-Form p(xk ) = fk =⇒ p(x) = n X fk qk (x), qk (x) = k=0 linearer Interpolant (n = 1) p(x) = f0 Y x − xj x k − xj j6=k x − x0 x1 − x + f1 x1 − x0 x1 − x0 42 3.1.3 Rationale Funktionen Rationale Funktion Quotient zweier Polynome r(x) = a0 + a1 x + · · · + am x m p(x) = q(x) b0 + b1 x + · · · + bn x n irreduzibel, wenn p und q keinen gemeinsamen Linearfaktor besitzen Polstellen: Nullstellen des Nenners, Ordnung entspricht der Vielfachheit Mypartialbruchzerlegung Zerlegung entsprechend der Polstellen zj (Ordnung mj ) r(z) = X p(z) = f (z) + rj (z), q(z) j rj (z) = aj,mj aj,1 + ... + z − zj (z − zj )mj Grad f = Grad p − Grad q (f = 0, falls Zählergrad < Nennergrad) Berechnungsmethoden • Multiplikation mit q(z) = c Y (z − zj )mj j und Vergleich der Koeffizienten von z k Koeffizient aj,mj ; • Multiplikation mit (z − zj )mj und Setzen von z = zj rekursive Anwendung nach Subtraktion bereits bestimmter Terme Reelle Mypartialbruchzerlegung reelle Polstellen xj (Vielfachheit mj ) und komplex-konjugierte Polstellen uk ± ivk (Vielfachheit nk ) mj n k XX XX p(x) aj,ν bk,µ (x − uk ) + ck,µ = f (x) + + r(x) = q(x) (x − xj )ν ((x − uk )2 + vk2 )µ j ν=1 k µ=1 Grad f = Grad p − Grad q (f = 0 falls Zählergrad < Nennergrad) Berechnungsmethoden • Multiplikation mit q(z) = c Y Y (z − xj )mj ((x − uk )2 + vk2 )nk j k und Vergleich der Koeffizienten von z ` • Zusammenfassen komplex-konjugierter Terme der komplexen Partialbruchzerlegung 43 3.1.4 Trigonometrische Funktionen Sinus und Kosinus 2 1 t co s 0 t t cos t 1 sin 0 sin t 1 1 −1 −2 −2π −π 0 Identitäten • cos t = sin(t + π/2), • cos t = cos(−t), sin t = − sin(−t), • sin2 t + cos2 t = 1. spezielle Werte sin 0 π 6 0 1 2 cos 1 1 2 √ 3 π 4 √ 1 2 2 √ 1 2 2 1 2 π 3 π 2 1 2 0 √ 3 1 Formel von Euler-Moivre cos t + i sin t = exp(it), t∈R Sinus und Kosinus: Real- und Imaginärteil komplexer Zahlen mit Betrag 1 1 it e + e−it 2 1 it it sin t = Im e = e − e−it 2i cos t = Re eit = Additionstheoreme von Sinus und Kosinus • cos(α + β) = cos α cos β − sin α sin β • sin(α + β) = sin β cos α + sin α cos β insbesondere: cos(2α) = cos2 α − sin2 α, sin(2α) = 2 sin α cos α 44 π 2π Tangens und Cotangens tan t = sin t , cos t cot t = cos t sin t spezielle Werte π 6 0 1 3 tan 0 cot nicht def. √ π 4 3 1 √ 3 1 π 3 π 2 √ 3 nicht def. √ 1 3 0 3 Arkusfunktionen Umkehrfunktionen der trigonometrischen Funktionen arccos : [−1 . . . 1] → [π . . . 0] arcsin : [−1 . . . 1] → [−π/2 . . . π/2] arctan : [−∞ . . . ∞] → [−π/2 . . . π/2] Harmonische Schwingung x(t) = c cos(ωt − δ) Amplitude c ≥ 0, Phasenverschiebung δ, Frequenz ω bzw. Periode T = 2π/ω x δ/ω c t T=2π/ω äquivalente Darstellungen x(t) = Re c exp(i(ωt − δ)) = a cos(ωt) + b sin(ωt) mit a = c cos(δ), b = c sin(δ) Überlagerung harmonischer Schwingungen gleicher Frequenz 45 2 X k=1 ck cos(ωt − δk ) = c cos(ωt − δ) p mit c = c21 + 2 cos(δ1 − δ2 )c1 c2 + c22 alternative Darstellung xk (t) = ak cos(ωt) + bk sin(ωt) p c = (a1 + a2 )2 + (b1 + b2 )2 Modulierte Schwingung 2 X ck eiωk t = c(t)eiω̄t , c(t) = c1 ei∆ωt + c2 e−i∆ωt k=1 mit ω̄ = (ω1 + ω2 )/2 und ∆ω = (ω1 − ω2 )/2 periodisch bei rationalem Frequenzverhältnis ω1 /ω2 46 3.1.5 Exponentialfunktionen Exponentialfunktion replacemen y = ex = exp(x), e = 2.71828... 7 6 5 4 y = exp(x) 3 2 1 0 −2 −1 1 0 2 Funktionalgleichung ex+y = ex ey insbesondere: e−x = 1/ex Verzinsung Endkapital bei Startkapital x nach n-facher Aus- bzw. Einzahlung einer Rate r (r < 0 bzw. r > 0) und einem Zinsfaktor (1 + p) (1 + p)n − 1 r p effektiver Jahreszins bei monatlicher Verzinsung mit Zinsfaktor 1 + pm y = (1 + p)n x + pj = (1 + pm )12 − 1 ≥ 12pm PSfrag Logarithmus Natürlicher Umkehrfunktion der Exponentialfunktion y = ex 2 ⇔ x = ln y 1 0 y = ln x −1 −2 0 1 2 3 4 47 5 6 7 Funktionalgleichung ln(xy) = ln x + ln y insbesondere: ln(1/x) = − ln x Allgemeine Potenzfunktion und Logarithmus y = ax = exp(x ln a), a>0 Umkehrfunktion x = loga y, y>0 Zehner- und dualer Logarithmus: log = log10 , ld = log2 Rechenregeln für Potenzen und Logarithmen as+t = as at , loga x + loga y = loga (xy), as−t = as /at , loga x − loga y = loga (x/y), (as )t = ast loga xt = t loga x Umrechnung zwischen verschiedenen Basen logb x = logb a loga x Hyperbelfunktionen cosh x = ex + e−x , 2 sinh x = 3 2 1 y = cosh x 0 −1 y = sinh x −2 −3 −4 −2 0 2 ex − e−x , 2 tanh x = sinh x = 1/coth x cosh x 2 1 0 −1 −2 y = tanh x y = coth x −3 −2 −1 0 4 48 1 2 3 Hyperbolische Identitäten sinh(−x) = − sinh x cosh(−x) = cosh x sinh(x + y) = sinh x cosh y + cosh x sinh y cosh(x + y) = cosh x cosh y + sinh x sinh y cosh2 x − sinh2 x = 1 49 3.2 Konvergenz und Grenzwerte 3.2.1 Folgen Grenzwert einer Folge a = limn→∞ an ⇔ ∀ε > 0 ∃nε ∀n > nε : |an − a| < ε Rechenregeln für Grenzwerte bei Folgen an → a und bn → b =⇒ • lim (an ± bn ) = a ± b n→∞ • lim (an bn ) = ab n→∞ • lim (an /bn ) = a/b, falls b 6= 0 n→∞ Cauchy-Kriterium Konvergenz von (an ) ⇔ ∀ε > 0 ∃nε ∀j, k > nε : |aj − ak | < ε Monotone Konvergenz einer Folge an ≤ an+1 ≤ · · · ≤ c =⇒ Konvergenz gegen Grenzwert a ≤ c analog: Konvergenz monoton fallender, nach unten beschränkter Folgen Uneigentliche Grenzwerte limn→∞ an = ∞ ⇔ ∀a > 0 ∃na ∀n > na : an > a analog: an → −∞ Limes Inferior und Limes Superior lim an = n→∞ lim an = n→∞ lim an , an = inf ak n→∞ lim an , an = sup ak n→∞ lim an = a = lim an =⇒ Konvergenz von (an ) gegen a n→∞ k≥n n→∞ 50 k≥n Vergleichskriterium für Folgen lim an = a, lim cn = c und an ≤ bn ≤ cn für n > n0 =⇒ a ≤ lim bn ≤ lim bn ≤ c a = c =⇒ Konvergenz von (bn ) Häufungspunkt einer Folge Grenzwert a einer konvergenten Teilfolge von (an ) ⇔ jedes Intervall (a − ε, a + ε), ε > 0, enthält unendlich viele Folgenelemente Rekursive Approximation von Pi an , bn : halbe Umfänge der um- bzw. einbeschriebenen (6 · 2n )-Ecke eines Einheitskreises rekursiv definierte, gegen π = 3.1415926535897932 . . . konvergene Folgen an+1 = 2an bn , an + b n bn+1 = p an+1 bn , √ a0 = 2 3 , b0 = 3 Spezielle Grenzwerte von Folgen an a = lim an √ n 1 n→∞ n nα q n , |q| < 1 0 n−α ln n , α > 0 0 q n /n! 0 n!/nn 0 (1 + 1/n)n e (1 − 1/n)n 1/e 51 3.2.2 Reihen Grenzwert einer Reihe Konvergenz ⇔ Konvergenz der Partialsummen s= ∞ X ak k=0 ⇔ s = lim n→∞ n X ak k=0 notwendig: limn→∞ an = 0 Geometrische Reihe 1 , 1−q 1 + q + q2 + q3 + · · · = |q| < 1 Harmonische Reihe 1 1 1 + + + ··· = ∞ 1 2 3 P −α , Konvergenz ⇔ α > 1 allgemeiner: ∞ n=1 n Absolut konvergente Reihen Konvergenz von =⇒ Konvergenz von ∞ X n=0 P∞ n=0 |an | an , beliebige Umordnung der Summanden möglich Majorante und Minorante einer Reihe X n |bn | < ∞ umgekehrt: Divergenz von P n =⇒ X n |an | < ∞ falls |an | ≤ c|bn |, n ≥ n0 |bn | =⇒ Divergenz von falls |an | ≥ c|bn | für alle bis auf endlich viele n P n |an |, Quotientenkriterium =⇒ absolute Konvergenz von P n an an+1 an ≤ q ∈ (0, 1), n > n0 alternativ: limn→∞ |an+1 |/|an | = q ∈ (0, 1) =⇒ Divergenz von P n an an+1 an ≥ 1, 52 n > n0 Wurzelkriterium p n |an | ≤ q < 1, P =⇒ absolute Konvergenz an p alternativ: limn→∞ n |an | = q < 1 =⇒ Divergenz von Leibniz-Kriterium P p n |an | ≥ 1, an n > n0 n > n0 (ak ) monotone Nullfolge =⇒ Konvergenz der alternierenden Reihe ∞ X k=0 Reihenrest: | P∞ k=n+1 (−1)k ak = a0 − a1 + a2 − a3 ± · · · . . . | ≤ |an+1 | Eulersche Zahl n ∞ X 1 1 lim 1 + , =e= n→∞ n n! n=0 e = 2.71828182845905 . . . Spezielle Reihen ∞ X k=0 aq k = a + aq + aq 2 + · · · = a , 1−q ∞ X 1 1 1 1 (−1)k−1 = 1 − + − ± · · · = ln 2 k 2 3 4 k=1 ∞ X 1 1 1 π2 = 1 + 2 + 2 + ··· = k2 2 3 6 k=1 ∞ X 1 1 1 1 = 1 + + + + ··· = e k! 1! 2! 3! k=0 53 |q| < 1 3.2.3 Stetigkeit Stetigkeit xn → a =⇒ f (xn ) → f (a) ⇔ ∀ε > 0 ∃δε : |f (x) − f (a)| < ε für |x − a| < δε Einseitige Stetigkeit lim f (x) = f − (a), lim f (x) = f + (a) x→a− x→a+ Regeln für stetige Funktionen f und g stetig =⇒ f ± g, f /g (g 6= 0), f ◦g stetig Zwischenwertsatz Annahme aller Werte zwischen f (a) und f (b) für stetige Funktionen Satz vom Maximum und Minimum Existenz von Minimum und Maximum für stetige Funktionen auf einem endlichen abgeschlossenen Intervall Gleichmäßige Stetigkeit ∀ε > 0 ∃δε : |f (x) − f (a)| < ε für |x − a| < ε (δε unabhängig von a) 54 3.3 3.3.1 Differentiation Grundbegriffe Ableitung f (a + h) − f (a) h→0 h f 0 (a) = lim alternative Schreibweisen: f 0 (x) = dy/dx = (d/dx)f (x) Tangente: y = f (a) + f 0 (a)(x − a) Linearität der Ableitung (rf )0 = rf 0 (f ± g)0 = f 0 ± g 0 (r ∈ R), Ableitungen von Grundfunktionen f (x) f 0 (x) f (x) f 0 (x) c 0 xr , r 6= 0 rxr−1 ex ex ln |x| 1 x sin x cos x arcsin x 1 √ 1 − x2 cos x − sin x arccos x 1 −√ 1 − x2 tan x tan2 x + 1 arctan x 1 1 + x2 cot x − 1 sin2 x arccot x 55 − 1 1 + x2 3.3.2 Ableitungsregeln Produktregel (f g)0 = f 0 g + f g 0 Quotientenregel insbesondere: (1/g)0 = −g 0 /g 2 0 f f 0g − f g0 = g g2 Kettenregel d f (g(x)) = f 0 (g(x))g 0 (x) dx bzw. mit f (y) = z, g(x) = y dz dz dy = dx dy dx Ableitung der Umkehrfunktion y = f (x), x = f −1 (y) =⇒ (f −1 )0 (y) = f 0 (x)−1 bzw. dx/dy = (dy/dx)−1 Logarithmische Ableitung f 0 (x) = f (x) d ln |f (x)| (f 6= 0) dx Differentiation von Funktionen der Form y = g(x)h(x) mit g(x) > 0 56 3.3.3 Anwendungen Satz von Rolle f (a) = f (b) f 0 (c) = 0 für ein c ∈ (a, b) =⇒ allgemeiner: n Nullstellen von f einschließlich Vielfachheiten mindestens n − k Nullstellen von f (k) Mittelwertsatz f (b) − f (a) = f 0 (t)(b − a) für ein t ∈ (a, b) Landau-Symbole f (x) = O(g(x)) ⇔ |f (x)| ≤ c|g(x)| für x → x0 ⇔ f (x) = o(g(x)) lim |f (x)|/|g(x)| = 0 x→x0 Fehlerfortpflanzung absoluter Fehler |∆y| = |f 0 (x)||∆x| + o(∆x) relativer Fehler |∆y| = |y| |x| |f (x)| |y| 0 Abschätzung mit Hilfe geeigneter Schranken für f 0 |∆x| + o(∆x) |x| Regel von l’Hospital f (a) = 0 = g(a) oder |f (a)| = ∞ = |g(a)| =⇒ f (x) f 0 (x) = lim 0 , x→a g(x) x→a g (x) lim falls der rechte Grenzwert existiert (gegebenenfalls im uneigentlichen Sinn) 57 3.3.4 Taylor-Entwicklung Taylor-Polynom pn (x) = f (a) + f 0 (a)(x − a) + · · · + f (n) (a) (x − a)n n! interpoliert Ableitungen von f Restglied R = f (x) − pn (x) = f (n+1) (t) (x − a)n+1 (n + 1)! für ein t zwischen a und x. Newton-Verfahren x`+1 = x` − f (x` )/f 0 (x` ) quadratische Konvergenz gegen Nullstelle x∗ von f |x`+1 − x∗ | ≤ c |x` − x∗ |2 Taylor-Reihe f (x) = ∞ X n=0 cn (x − a)n , cn = Konvergenz in einem Intervall (a − r, a + r) mit r= lim |cn |1/n n→∞ 1 (n) f (a) n! −1 Binomialreihe α (1 + x) = ∞ X α k=0 konvergent für |x| < 1 k xk = 1 + αx + α(α − 1) 2 α(α − 1)(α − 2) 3 x + x + ··· 2! 3! Differentiation und Integration von Taylor-Reihen P k f (x) = ∞ k=0 ck (x − a) ∞ X f (x) = (k + 1)ck+1 (x − a)k 0 Z k=0 f (x)dx = c + ∞ X ck−1 k=1 58 k (x − a)k Multiplikation von Taylor-Reihen mit ck = Pk j=0 ∞ X k=0 k fk (x − a) ! ∞ X k=0 k gk (x − a) ! = ∞ X k=0 ck (x − a)k fk−j gj Division von Taylor-Reihen Koeffizienten von q(x) = ∞ X k=0 k fk (x − a) / durch Koeffizientenvergleich aus der Identität ∞ X k=0 gk (x − a)k , g0 6= 0, (q0 + q1 u + . . .)(g0 + g1 u + . . .) = f0 + f1 u + . . . , u=x−a Taylor-Entwicklung der Umkehrfunktion Berechnung der Taylor-Koeffizienten der Umkehrfunktion g von f mit f 0 (a) 6= 0 im Punkt b = f (a) ⇔ a = g(b) durch Differentiation von g(f (x)) = x , d.h. g 0 (b) f 0 (a) = 1 → g 0 (b), g 00 (b) f 0 (a)2 + g 0 (b) f 00 (a) = 0 → g 00 (b), ... Spezielle Taylor-Reihen ex = ∞ X xk k=0 ln(1 + x) = ∞ X k! =1+x+ (−1)k+1 k=1 sin x = cos x = arctan x = ∞ X k=0 ∞ X k=0 ∞ X k=0 x2 + ··· 2! x∈R x2 x3 xk =x− + ± ··· k 2 3 −1 < x ≤ 1 (−1)k x2k+1 x3 x5 =x− + ± ··· (2k + 1)! 3! 5! x∈R (−1)k x2k x2 x4 =1− + ± ··· (2k)! 2! 4! x∈R (−1)k x2k+1 x3 x5 =x− + ± ··· 2k + 1 3 5 59 |x| < 1 3.3.5 Funktionsuntersuchung Extremwert y globale Extrema lokale Extrema x D Extremwerte nur an den Nullstellen der Ableitung, Unstetigkeitsstellen oder Randpunkten Extremwerttest f 0 (a) = 0 , f 00 (a) > 0 (f 00 (a) < 0) =⇒ lokales Minimum (Maximum) bei a allgemeiner: Extremstelle, falls f 0 (a) = f 00 (a) = · · · = f (n−1) (a) = 0 und f (n) (a) 6= 0 , mit n gerade lokales Maximum (Minimum), falls f (n) (a) < 0 (f (n) (a) > 0) Wendepunkte Nullstelle a von f 00 mit Vorzeichenwechsel hinreichend: f 000 (a) 6= 0 Asymptoten lineare Funktion p(x) = ax + b mit f (x) − p(x) → 0 für x → ∞ oder x → −∞ 60 Kurvendiskussion Bestimmung qualitativer Merkmale einer Funktion • Symmetrien • Periodizität • Unstetigkeitsstellen • Nullstellen (→ Vorzeichen) • Extrema (→ Monotoniebereiche) • Wendepunkte (→ Konvexitätsbereiche) • Polstellen • Asymptoten 61 3.4 3.4.1 Integration Bestimmtes und unbestimmtes Integral Riemann-Integral Z b f (x) dx = lim |∆|→0 a Z b f∆ = lim |∆|→0 a X f (ξk ) ∆xk k mit ∆ : a = x0 < x1 < · · · < xn = b einer Zerlegung von [a, b], ∆xk = xk − xk−1 , |∆| der maximalen Länge der Teilintervalle und ξk einem beliebigem Punkt im k-ten Intervall Eigenschaften des Integrals Z • Linearität: rf = r Z f, • Monotonie: f ≤ g =⇒ • Additivität: Z a b f+ Z Z Z f +g = f≤ Z c f= Z Z f+ Z g c f, insbesondere a b g Ra b f =− Rb a f Mittelwertsatz der Integralrechnung g ohne Vorzeichenwechsel =⇒ Z b f g = f (c) Rb a b g a a insbesondere: Z für ein c ∈ [a, b] f = (b − a)f (c) Stammfunktion beliebige Integrationskonstante c Z f (x) dx = F (x) + c, F0 = f Stammfunktionen einiger Grundfunktionen f (x) F (x) xs , s 6= −1 xs+1 /(s + 1) f (x) F (x) 1/x ln |x| exp(x) exp(x) ln(x) sin x − cos x x ln(x) − x cos x sin x sin x cos x √ 1/ 1 − x2 sin2 (x)/2 tan x 1/(1 + x2 ) − ln(cos x) arctan x 62 arcsin x Hauptsatz der Integralrechnung Z a b f (x) dx = [F ]ba = F (b) − F (a), 63 F0 = f 3.4.2 Integrationsregeln Mypartielle Integration Z 0 f (x)g(x)dx = f (x)g(x) − Z f (x)g 0 (x) dx entsprechende Formel für bestimmte Integrale Z b Z b b 0 f g = [f g]a − f g0 a a kein Randterm für periodische Funktionen mit Periodenlänge (b − a) und wenn eine der beiden Funktionen an den Intervallendpunkten Null ist Dirac- und Heaviside-Funktion Z δf = f (0) R verallgemeinerte Ableitung der Heavisideschen Sprungfunktion 1, für x > 0 0 δ = H , H(x) = 0, sonst Variablensubstitution Substitution y = g(x) bzw. Z Z a für bestimmte Integrale b 0 f (g(x))g (x) dx = F (y) + c = 0 Z f (y) dy f (g(x)) g (x) dx = F (g(b)) − F (g(a)) = | {z } dy/dx 64 Z g(b) g(a) f (y) dy 3.4.3 Rationale Integranden Elementare rationale Integranden Z 1 dx = ln |x + b/a| + c ax + b a Z dx x−a 1 arctan +c = (x − a)2 + b2 b b Z (x − a)dx 1 ln((x − a)2 + b2 ) + c = 2 2 (x − a) + b 2 Elementare rationale Integranden mit mehrfachen Polstellen Z 1 (x − a)−n−1 dx = − (x − a)−n + c n rekursive Berechnung bei quadratischen Faktoren q(x) = (x − a)2 + b2 für mehrfache komplex konjugierte Polstellen Z c d(x − a) d(2n − 1) c(x − a) + d dx = − + 2 + n+1 n n q(x) 2n q(x) 2b n q(x) 2b2 n Mypartialbruchzerlegung Darstellung als Summe der drei elementaren Grundtypen axn , c , (ax + b)n 65 c(x − a) + d ((x − a)2 + b2 )n Z dx q(x)n 3.4.4 Trigonometrische Integranden Integration trigonometrischer Polynome Z X ck e |k|≤n ikx Z X ck eikx , dx = c + c0 x + ik π . . . = 2πc0 π 06=|k|≤n Integration von Polynomen in sin(kx) und cos(kx) mit Hilfe der Formel von Euler-Moivre Trigonometrische Substitutionen Substitutionen für algebraische Integranden x = a sin t : dx = a cos t dt x = a tan t : dx = a/ cos2 t dt x = a/ cos t : dx = a sin t/ cos2 t dt √ a2 − x2 = a cos t √ a2 + x2 = a/ cos t √ x2 − a2 = a tan t Rationale Funktionen von Sinus und Kosinus Substitution x = tan(t/2) Z r(cos t, sin t) dt = Z r 1 − x2 2x , 2 1 + x 1 + x2 für eine beliebige rationale Funktion r 66 2 dx 1 + x2 3.4.5 Uneigentliche Integrale Uneigentliches Integral Singularität bei b (b = ∞ oder unbeschränkter Integrand) Z b f = lim a c→b− Z c f a Singularität an beiden Grenzen: Grenzwert muss unabhängig von der Wahl der Folgen c → a+, d → b− sein hinreichend: absolute Intergrierbarkeit, d. h. Z d c |f (x)| ≤ const für alle Teilintervalle [c, d] ⊂ (a, b) Vergleichskriterium für uneigentliche Integrale g absolut integrierbar, |f (x)| ≤ c |g(x)|, a < x < b (Majorante) =⇒ absolute Integrierbarkeit von f auf [a, b] Gamma-Funktion Γ(x) = Z ∞ tx−1 e−t dt, 0 Funktionalgleichung x ∈ (0, ∞) Γ(x + 1) = xΓ(x) insbesondere Γ(n + 1) = n! einfache Pole für x = 0, −1, . . . 67