Nr. 6/2011 Dezember/Januar 2,50 Euro RAUSCHEN IM BLÄTTERWALD SO RICHTIG MISSVERSTEHEN WEIHNACHTEN IN NEUSEELAND EXTREMSPORT FÜR JESUS CHARTA-MODELLBAUSTEINE L iebe Leserin, lieber Leser, wir müssen reden. Nach diesem Satz verabschieden sich, so will es das Klischee, etwa 50 Prozent der Bevölkerung und zwar der männliche Teil. Warum? Was ist so schlimm daran zu reden, frage ich mich als Frau. „Naja, nichts, aber ...,“ lautet die stotternde Begründung einiger Männer, „aber so wie das klingt, so will ich nicht reden.“ Der Ton macht die Musik – und nicht nur der. Deshalb beschäftigt sich diese Ausgabe unter anderem damit, wie wir besser miteinander kommunizieren können (Ratgeber Seite 16). Welche Medien nutzen wir heute und müssen wir das oder dürfen wir uns weiterhin auf die so genannte „Face-to-Face-Kommunikation“ (zu deutsch: mündlicher Austausch in körperlicher Anwesenheit beider Gesprächspartner) beschränken? Dieser Frage gehen Cyber-Nerd, Höhlentroll und Conny nach (ab Seite 8). Sich den Medien und der damit einhergehenden Bilderflut zu entziehen ist schwierig und erfolgt eher unfreiwillig wie Dani- elle es erlebt hat. Sehr bewusst setze ich mich dagegen bewegten Bildern aus, um Gott im Film zu erleben. Wenn Du mal etwas anderes erleben möchtest, solltest Du den einen oder anderen Link von Frank anklicken, das verändert Dein Leben nachhaltig, garantiert (Seite 22). Du musst allerdings nicht gleich ans andere Ende der Welt gehen, wie Doro es getan hat, um sich an Gemeinschaftsgärten zu erfreuen und Weihnachten in der heißen Jahreszeit zu feiern (Seite 33). Eine heiße Party ohne anschließenden Kater verspricht der Kinderpunsch vom kleinen boten (Seite 20). In diesem Sinne Prost & ein gesundes neues Jahr Bettina für die Boten-Redaktion Bettina Kammer (32) wohnt mit ihrer Familie in Berlin und genießt es, in Büchern zu schmökern, in Filmwelten zu versinken und mit Freunden zu plaudern sowohl im virtuellen als auch im echten Leben. Nahrung Kurs auf Jesus Stress lass nach! Titel Medien und Kommunikation Ratgeber Dos and Donts der Kommunikation Seite 5 ab Seite 6 Seite 16 Exkurs Emerging Churches in der Postmoderne Seite 18 Charta Kommentare Kapitel 5 Teil 1 Theologie Vollkommene Philosophie Mystery Men Identitätssuche eines Mediums Seite 23 Seite 29 Seite 35 Wir Freaks Gründergeneration Kim Reschke Treffen JFD-Treffen, Sachsen-Regiotreffen Freaks weltweit Weihnachten in Neuseeland Seite 24 ab Seite 26 Seite 33 Kolumnen Nachhaltigkeit Nachhaltiges Surfen Martin sein Wort Eine Vision für Gemeinden Seite 22 Seite 32 Unterhaltung Auslese. Kurzgeschichte Völlig bekloppt Musik Schere Stein Papier und False Idle Seite 36 Seite 38 Rubriken Meldungen Seite 4 Impressum Seite 25 der kleine Bote Seite 20 Ich habe einen Traum Seite 28 Fred - Der Kühlschrank Seite 30 Beter gesucht! Was eigentlich schon immer klar war, wird mehr und mehr bewusst: Die Jesus Freaks, unsere Bewegung, die Leiterschaft braucht Gebet. Es ist gut, wenn das jeder persönlich tut, wenn es in den Gemeinden und Gebetsgruppen vor Ort geschieht. Aber es wächst auch die Sehnsucht danach, die Beter bei den Jesus Freaks in Deutschland wieder zu sammeln und nach einem Rahmen und einer Struktur zu suchen. Dazu soll es auch regelmäßige Treffen über ein Wochenende an einem zentralen Ort geben. Wenn dich das anspricht, du dabei sein willst oder Impulse und Ideen dazu hast, melde dich bitte unter: [[email protected]] Call for Backup Du bist ITler, auf der Suche nach einer neuen Herausforderung und möchtest deiner Bewegung etwas Gutes tun? Weißt aber nicht, wie das aussehen soll? Das Webteam deiner Lieblingsbewegung hat eine Antwort dafür. Join the team! Du hast Erfahrungen in WordPress, Drupal oder SugarCRM, weißt um die Empfindlichkeit von Daten und Produktivsystemen, dann melde dich beim Webteam unter: [[email protected]] Willo Freak 2012 Seit Januar 2011 gibt es uns endlich, den Arbeitsbereich „Willo“. Das sind Henni & Marina aus Tübingen, Ben & Vanessa aus Berlin und Chrissi aus Erlangen. Wir haben uns im letzten Jahr viele Gedanken über unser geliebtes Treffen gemacht, gebetet, geträumt und geplant. In einem waren wir uns schnell einig: Wir wollen, dass das Willo noch mehr zu einem Ort wird, an dem wir uns zu Hause fühlen. An den man die Familie mitbringt, Freunde trifft, genießt und mit anpackt. An dem man die Füße hochlegen darf, laute Reden schwingen und die Wand anmalen. An dem jeder willkommen ist und für jeden ein Platz da ist, egal ob alt oder jung, groß oder klein, geduscht oder dreckig. Das Willo ist unser Familienfest! Damit es das auch bleibt und wird brauchen wir eure Hilfe. Einerseits werden wir bald ganz viel praktische Hilfe bei der Umsetzung unserer Ideen brauchen, aber zuallererst brauchen wir viel viel Gebet. Träume spinnen ist leicht, die Umsetzung aber oft knifflig. Damit wir uns bei diesem Prozess nicht in Organisatorischem verlieren, unsere Vision nicht vergessen und den Draht zu Gott am Glühen halten können, brauchen wir euren Rückhalt. Betet für uns als Team, für das Willo und für unsere Jesus-Freaks-Familie! Im nächsten Boten werden wir uns als Team nochmal richtig vorstellen, euch von unserer Vision erzählen und unsere ersten 4 Meldungen konkreten Ergebnisse vorstellen. Man darf also gespannt sein. Wir sind es auf jeden Fall! Schick uns deine Fragen, Anregungen, Kommentaren, Wünschen oder allem, was dir sonst noch einfällt. Bis zum Willo vom 17. bis 20. Mai 2012 in der Kaserne Borgentreich. Chrissi fürs Willo-Team [[email protected]] Zukunftswerkstatt Hast du dir eigentlich schon Gedanken gemacht über deine Zukunft? Was willst du arbeiten oder studieren? Wo willst du wohnen? Wie soll deine Lebensplanung aussehen? Welche Ziele möchtest du erreichen? Wie sieht Gott eigentlich deine Zukunft? Wie findest du „Gottes Plan“ für dein Leben oder gibt es den überhaupt? All dies sind Fragen, die jeden bewegen, der kurz vor oder kurz nach wichtigen Entscheidungen steht. Wir wollen uns Zeit für genau diese Fragen nehmen. Dieses Jahr findet die Zukunftswerkstatt auf dem Dünenhof in Cuxhaven statt. Wir werden vom 3. bis 7.1.2012 die Köpfe zusammen stecken und darüber nachdenken, wie unsere Zukunft aussehen kann, werden zusammen Träume spinnen, die Gedanken frei kreisen lassen, den Horizont weiten, Gott fragen, was er darüber denkt, lobpreisen, miteinander austauschen, konkret werden und ausprobieren. Die Werkstatt hat zwar einen Leitfaden, ist aber offen in ihrer Gestaltung, schließlich kennen wir ja nicht den Plan für deine Zukunft. Es ist mehr eine Werkstatt, in die du hinkommst und mal guckst, ob der Motor so läuft, wie er sollte, oder ob du irgendwo Öl verlierst. Das Team wird dir dabei Hilfestellung geben und von eigenen Erfahrungen berichten, ohne jedoch alle Antworten auf deine Fragen parat zu haben. Die Zukunftswerkstatt kostet mit Unterbringung und Vollpension 169 €. Es werden rund 100 Teilnehmer im Alter von 18 bis 30 Jahren dabei sein. Melde dich an und spinne mit. David Lork [[email protected]] Infos: www.z-werkstatt.de oder facebook.com/ zukunftswerkstatt Nächste Ausgabe Das Jahr 2012 läuten wir mit dem Thema „Himmel auf Erden“ ein. Wie lebe ich hier auf Erden? Welche Verantwortung habe ich für mich und meine Nächsten? Was für ein Bild geben wir als Freaks und Christen ab? Wer etwas zum Thema oder auch allgemein zur Ausgabe beitragen möchte, melde sich möglichst bis zum 20.12.11 bei Bettina: [[email protected]] Der Einsendeschluss für alle Texte ist der 5.1.2012. Stress lass nach! Mit voller Kraft Kurs auf Jesus nehmen D as ist mir zu viel Stress!“ Wie oft hört man diesen Satz heutzutage? Auch in der Gemeinde? Dahinter steckt meistens eine Aussage, die sich danach richtet, ob derjenige davon profitiert oder eben nicht: „Ich habe von dieser und jener Veranstaltung nix, also gehe ich auch nicht hin.“ oder „Ich mache da nicht mehr mit – ist mir zu viel Stress mit dem ganzen Rumgezicke dort, was soll ich da meine kostbare Zeit verschwenden?“ Fromm formuliert, um das eigene Verhalten zu rechtfertigen: „Man muss ja auch sich selbst lieben.“ und „Entspannung ist biblisch, denn auch Gott hat am siebten Tag geruht.“ Abseits dieser Sätze, die offensichtlich nur eine Hauptperson haben (und es handelt sich dabei nicht um Jesus), kann man sich auf unanfechtbarem Boden bewegen, indem man das ganze – völlig objektiv natürlich – für ungeistlich oder ineffektiv befindet. Wobei offen bleibt: „Wieso bist du dann nicht da, um deinen geistlichen Input oder dein Orgatalent beizutragen?“ Wie viel Stress hat sich Jesus denn mit uns gemacht? So manchmal, scheint es, hat er auch mit uns ungläubigen Menschen, den krassen Chaoten vom Dienst die Geduld verloren und fragt sich, wie lange er es noch mit seinem Chaosclub von Jüngern aushalten muss (Markus 9,19). Wäre sein Leben auf Erden solch eine Sache gewesen, die Jesus einfach nach Lust und Laune ausgelebt hätte, – wenn er überhaupt gekommen wäre – wäre er nie ans Kreuz gegangen. Er hat im Garten Gethsemane unter extremem Stress gestanden und jede Faser seines Körpers wehrte sich gegen die Aussicht auf eine äußerst qualvolle Todesstrafe. In extremsten Stresssituationen können Kapillare (d.h. klitzekleine Blutbahnen) platzen und es tritt Blut aus den Poren aus, wird also regelrecht „geschwitzt“. Krass, denn all das geschah aus Liebe zu mir, zu uns. Wie viel Stress gebe ich mir in meinem Kurs auf Jesus? So oft habe ich voller Hingabe gesagt, dass Jesus alles von mir haben kann. Vielleicht ist der Zusatz passender (wenn ich mit mir ehrlich bin) – aber nur, wenn ich einer Meinung mit Jesus bin, was mein übliches Stressniveau, meine Zeitplanung betrifft und ob mich diese Sache oder Gruppe interessiert oder nicht. Kurs auf Jesus ist auch immer ein Kurs auf seinen Körper, seine Gemeinde, aufeinander hin. Ein Miteinander ist immer an dem ein oder anderen Punkt stressig, manchmal wortwörtlich nervenaufreibend, raubt Kraft – hey, aber es gibt dir auch total viel. Was macht eine Zelle, wenn sie beschließt, sich vom restlichen Körper abzusondern? Sie stirbt. Alleine kann niemand auf Dauer überleben. Kleine Babys ohne Körperkontakt, ohne Interaktion können depressiv werden und schließlich sterben, selbst wenn alle körperlichen Bedürfnisse, wie Nahrung und Wärme, erfüllt werden. Hinter der Aussage, dass das Zusammenleben als Teil des Körpers Jesu zu stressig ist, stecken manchmal echter Frust, Verletzungen oder die Angst vor der Vereinnahmung durch eine Gruppe. Aber auch dann muss ich mich ernsthaft fragen, ob Rückzug der richtige Weg ist – wenn Gemeinde doch Gottes Idee war und nicht frommer Auswuchs eines Bedürfnisses nach Sozialisation. Deshalb finde ich die Weihnachtsgeschichte so toll: Es fängt ganz klein an, dieses Leben, das für uns in diese schwierige Welt kam. Dann wächst es ... es gibt erste Babyschritte ... es gibt Leben, das dient ... und dann stirbt es, wie das Weizenkorn, das in die Erde fällt und viel, viel Frucht bringt. Das ist ein ganz hoffnungsvolles Beispiel und sichtbare Gnade in Person! Die Anfänge dürfen klein sein, erneute Versuche, sich ganz auf seinen Körper einzulassen, sich selber klein zu machen und von der eigenen Perspektive loszulösen. Stolpernde Babyschritte auf ein Leben zuzugehen, dass vom Jesus-ähnlich-Sein und vom Ego-Sterben geprägt ist. Und in diesem ganzen Prozess immer mehr zu verstehen, dass Gottes Gnade und Wohlgefallen auf mir liegt. Und am Ende gibt es hoffentlich ganz viel Frucht! Kurs auf Jesus?!? Hand auf’s Herz – ehrlich jetzt! Wenn ja: Beine in die Hand und mit einer riesigen Arschbombe ins nächste Jahr! (Um mal die Jahresthemen auf Kurs zu bringen.) Und dann? Danielle Norberg (27) wohnt jetzt an der Weser in einem Kaff, freut sich auf weihnachtliche Sternstunden mit ihrem Schöpfer und betet viel dafür echte Ruhe zu finden, selbst wenn sie alle Hände voll zu tun hat. P.S.: Das Jahresthema der Jesus Freaks für 2012 wird in der nächsten Ausgabe verraten! Kurs auf Jesus 5 Die Welt ist voller Bilder Eine Herausforderung angesichts Gottes Bilderverbot I ch lebe in einer Welt die voller Bilder ist. Egal was ich auch tue. Es umgeben mich Bilder. Es sind Bilder, die mir zeigen, was ich als nächstes kaufen sollte. Es sind Bilder, die versuchen Gefühle in mir hervor zu rufen. Es sind Bilder, die mich in Frage stellen. Es sind Bilder, die mich herausfordern. Dabei werde ich das Gefühl nicht los, dass unsere Gesellschaft Bilder ein- und ausatmet. Wir leben regelrecht von Bildern. Wir brauchen Bilder. Bilder sind hilfreich. Sie lassen bestimmte Ereignisse sichtbar werden. Sie helfen dem Menschen seine Gefühle auszudrücken. Sie sind eine Tür zu unserer Seele. Das gilt auch für uns als Jesus-Jünger. Unser ganzer Glaube ist durchdrungen mit Bildern: Das Bild vom Kreuz. Das Bild vom guten Hirten Jesus. Das Bild vom Apostel Paulus. Das Bild von Mose mit den Zehn Geboten. Dabei fällt einem sehr schnell auf, dass wir als Christen im Gegensatz zu den fernöstlichen Religionen kein Bild von Gott haben. Das ist doch komisch in einer Gesellschaft, die Bilder ein- und ausatmet. Kann das für die Relevanz unseres Glaubens in der Gesellschaft nicht ein Hindernis sein? Wie wirkt es sich auf unseren Glauben an Gott aus? Das zweite Gebot Dazu müssen wir uns zunächst genau mit dem zweiten Gebot befassen. Benno Jakob, ein jüdischer Bibelausleger, übersetzt es folgendermaßen ins Deutsche: „Nicht sollst du dir einen Götzen machen und irgendein Bildnis; was im Himmel oder was auf der Erde unten oder was im Wasser unter der Erde ist.“ (2. Mose 20, 4-6) Die Welt, in der das Volk Israel damals lebte, war voller Religionen, die ihre Götter in realen Statuen darstellten. Man glaubte, dass das Göttliche in der Natur zu finden sei, deshalb bildete man das Göttliche in Tieren oder Pflanzen ab. Das war zur der damaligen Zeit das Normalste auf der Welt. Doch Gott macht hier mit seinem Gebot bewusst einen Unterschied. Er möchte nicht erleben, wie sein Volk Israel von ihm Statuen oder Bilder anfertigt. Dies spitzt Gott noch mal ganz deutlich zu, indem er die Lebensräume der Erde benennt. Damit sagt Gott indirekt, dass die zu den Lebens- 6 Medien räumen gehörigen Lebewesen (Fisch, Adler, Stiere) nicht als Modell dienen sollen, ihn darzustellen. Es würde Gott überhaupt nicht gerecht werden, wenn Menschen Tiere und Pflanzen zu Göttern werden lassen und er als Schöpfer dabei komplett ausgeblendet wird. Der Herzschlag Gottes Darum muss klar festgehalten werden, dass Gott dadurch nicht greifbar und nicht verfügbar ist. Gott möchte nicht, dass seine Gegenwart in irgendwelchen Bildern garantiert wird. Er spricht seine Gegenwart durch die Aussage „ehje ascher ehje“ dem Volk Israel und dem Menschen zu. Das heißt übersetzt: „Ich werde dabei sein. Ich bin der, der dabei sein wird.“ Daraus folgt: Gott spricht seine Präsenz durch Worte dem Volk Israel, dem Menschen, zu. Durch die Gegenwartsaussage Gottes wird sein Herzschlag deutlich. Gott möchte mit den Menschen zusammen sein. Ein weiteres Argument für den Herzschlag Gottes ist die Tatsache, dass Gott den Menschen mit „Du“ anspricht. Das heißt, es wird eine Beziehung zwischen Mensch und Gott für dieses Gebot vorausgesetzt. Folglich dient dieses Gebot dazu, die Beziehung zwischen Gott und den Menschen zu schützen. Es geht um uns. Es geht um dich und mich. Dazu möchte ich zwei Punkte anführen, die das verdeutlichen sollen. Einige Bilder haben die Macht uns zu manipulieren. Sie können mit unseren Sehnsüchten und Werten spielen und diese ausnutzen. Ein Beispiel: Auf einer Milchpackung im Supermarkt sieht man oft eine Kuh, der es ziemlich gut geht, eine grüne Wiese und ein strahlend blauer Himmel. Dieses Bild suggeriert mir den Wert von Heimat und Geborgenheit. Deshalb greife ich h ohne Bedenken zu. Das Bild, in Form einer Milchpackung, ckung, ist in meinen n Händen. Dabei bei wissen wir doch eigentlich, dass dieses Bild die Realität in der Milchproduktion nicht abbildet. Bilder haben also die Macht, uns etwas vor Augen zu führen, das nicht der Realität entspricht. Zum Zweiten zeigen Bilder nur einen begrenzten und bestimmten Blick auf eine bestimmte Sache oder ein Ereignis. Bilder haben nie die Möglichkeit, uns das Ganze zu zeigen. Das können sie auch nicht. Es sollte also beachtet werden, dass der Urheber bewusst oder unbewusst sein Welt- und Werteverständnis in dieses Bild mit hinein fließen lässt. Das macht uns deutlich: Ein Bild ist immer subjektiv. Die Konsequenz Daraus ergeben sich drei logische Konsequenzen, die den Grund für das Bildverbot aufzeigen. Erstens möchte Gott nicht, dass wir uns reale Gottesbilder machen, weil sie die Realität Gottes nicht erfassen können. Zweitens möchte Gott nicht auf einen einzigen Charakterzug reduziert werden, der uns Menschen in den Kram passt und an dem wir uns festklammern. Drittens möchte Gott nicht in den Händen des Menschen gehalten werden und damit verfügbar sein. Doch dies hat der Mensch in seiner Geschichte mit Gott nicht immer gesehen. Schon bald kommt es zum Eklat zwischen Gott und dem Menschen. Das Volk Israel macht genau das, was es nicht sollte: Es baut ein Standbild. Diese Spannung zwischen dem unsichtbaren und doch präsenten Gott stellt Israel immer wieder vor eine Herausforderung. Wir lesen oft im Alten Testament, wie das Volk Israel in dieser Hinsicht versagt. Und ich glaube, dass auch jeder heutige Mensch in gleicher Weise in diese Herausforderung hinein gestellt ist. Besonders dann, wenn er in einer Gesellschaft lebt, die regelrecht Bilder benötigt, um kommunizieren zu können. Deshalb ist es nun mal gar nicht einfach einem Gott zu vertrauen, der mir seine Realität zwar zusagt, von dem ich aber nie ein Bild sehen kann. Das kann bei uns Menschen schon zu manchen Frustsituationen führen. Gott bewegt sich Doch Gott bleibt im Angesicht dieser, für den Menschen eno enormen, Herausforderung nicht unbewegl unbeweglich. Gott bewegt sich. Er bewegt sich so nah auf den Menschen zu, dass er berührbar und sichtbar wird. Diese Di Bewegung Gottes ist von de der Sehnsucht getrieben, weil eer mit uns Menschen zusa zusammen sein möchte. G möchte mit uns Gott in einer Beziehung leben. D Darum wird Gott in Je- sus Christus Mensch. Er wird ein Mensch aus Fleisch und Blut. So wie du und ich. Er hat Augen. Er hat Beine. Er hat Hände. Er hat Ohren. Wir als Menschen sehen in Jesus, wer und wie Gott ist. Dabei haben wir in Jesus nicht nur einen bestimmten Ausschnitt von Gott. Nein! In Jesus haben wir den ganzen umfassenden Gott vor uns. In Jesus sehen wir einen Menschen, der uns zeigt, was Gottes Wunsch für uns Menschen ist. Wir sind geschaffen, um ein Ebenbild Gottes zu sein. Doch das ist nicht alles. In der Person Jesus ist Gott zu 100 Prozent da. Deswegen wird uns in der Beziehung zu Jesus Gemeinschaft mit Gott geschenkt. Diese Realität zeigt, welche enorme und krasse Bewegung Gott zu den Menschen vollzogen hat. Wie ist nun mit den Bildern? Im konkreten Fall der Bilderfrage, halte ich es deshalb für komplett legitim, dass Bilder von Jesus gezeigt werden. Da Gott Mensch geworden ist und wir wissen wie ein Mensch aussieht, können wir diese Bewegung Gottes beruhigt abbilden. Doch sollte trotzdem beachtet werden, dass Jesus-Bilder auch immer nur einen Ausschnitt vom Leben und Wirken Jesu zeigen. Es könnte uns zu einen einseitigen Jesus-Bild führen. Beispielsweise kennen viele die etwas kitschigen Bilder, die Jesus als den guten und liebevollen Hirten abbilden. Nun denkt man vielleicht: „Oh dieser Jesus ist so voller Liebe.“ Das stimmt. Doch das macht Jesus nicht im Ganzen aus. Als Jesus seine Jünger bei der Kindersegnung in die Schranken verweist, wurde er zum Beispiel richtig sauer auf seine Jünger. Von diesem Vorgang gibt es kaum Bilder, weil Jesus in diesem Fall als ziemlich wütend dargestellt werden müsste. Ich hoffe, es wurde deutlich, dass ein Bildverbot, in einer Gesellschaft, die von Bildern lebt, kein Manko ist. Im Gegenteil, es ist ein Gewinn für den Menschen, weil es uns davor schützt Gott in irgendeiner Weise zu begrenzen. Zum Anderen hat sich Gott der Herausforderung einer von Bilder durchdrungenen Gesellschaft gestellt, indem er in Jesus Christus Mensch geworden ist. Damit hat er uns ein konkretes Bild von sich gegeben. Tino Schimke ist verheiratet und studiert Theologie an der Evangelischen Missionsschule in Unterweissach. Sein Herz schlägt nach wie vor für Jesus und seine Freak-Bewegung. Literatur Benno Jakob: „Das Buch Exodus.“ Calwer 1997. Wilfried Joest: „Dogmatik I – Die Wirklichkeit Gottes.“ Vandenhoeck&Ruprecht 2010. Thomas Weißenborn: „Christsein in der Konsumgesellschaft.“ Francke 2010. Bilderdeutung für Anfänger: Das Kreuz (die Verklärung Jesu), die Lämmer (die Gläubigen), der Hirte (hier: der Bischof Apollinaris). Medien 7 Höhlentroll vs. Cyber-Nerd Was das weltweite Netz den modernen Menschenfischern bringt E in Cyber-Nerd und ein Höhlentroll treffen sich in ihrer Jesus-Freak-Gemeinde nach dem offiziellen Teil. Bei einem Keks und einer Zigarette kommen sie ins Gespräch. Wer was konsumiert, ist offen. Cyber-Nerd: Hast du dich schon auf jesusfreaks.de angemeldet? Höhlentroll: Hör bloß auf mit dem ganzen Internet-Scheiß, wofür soll das gut sein! Zum Vernetzen! Wir vernetzen uns alle! Na toll. Vernetzen. Und dann? Alle sitzen nur noch vor dem Bildschirm. Überall soll man sich anmelden, in die Foren schauen, sich beteiligen. Ich frage mich, wer den ganzen Mist lesen soll und vor allem wann. Wenn du an der Bewegung teilhaben willst, musst du dich da eben anmelden, das läuft jetzt eben so. Da führt kein Weg dran vorbei. Wenn unsere Bewegung sich nur noch im Internet abspielt, wäre das ein ziemlich trauriger Zustand. So weit wird es schon nicht kommen. Aber das Internet war für uns schon in der Anfangszeit ein wichtiges Medium, um bekannt zu werden. Das hat einiges gebracht. Es gab aber u.a. auch noch Zeitung und Fernsehen als Medien, die wir damals genutzt haben. Das Internet war und ist perfekt für uns Jesus Freaks! An Geld hat es oft gefehlt, aber Zeit war eher mal da. Übers Internet sind wir auch mit wenig Geld dauerhaft in der Öffentlichkeit, wir sind für alle erreichbar! Was heißt hier „alle“, doch nur die Leute, die einen Internetzugang haben. Na, also das dürften hierzulande aber nun wirklich so gut wie alle sein. Wenn man will, findet man uns. Richtig, wir werden von denen gefunden, die bei Google „Jesus Freaks <Stadt>“ eingeben. Die, die uns nicht suchen, bemerken uns ja noch nicht mal. Das mit dem „Die breite Öffentlichkeit erreichen durchs Internet.“ ist doch reines Wunschdenken. Da hast du wohl Recht. Aber was würden wir ohne Internet machen? Überall Schilder aufhängen? Plakate kleben? 8 Medien Flyer verteilen? Das wäre viel teurer als einfach eine Webseite zu machen, sie an geeigneten Stellen zu verlinken und abzuwarten! Vielleicht wäre es ja mal gar nicht so schlecht ohne Internet. Dann müssten wir uns auf die scheinbar überholten Methoden stützen und bräuchten uns nicht mehr vorzugaukeln, dass wir übers Netz ach so szenerelevant wären. Ohne Internet müssten wir auf jeden Fall mehr raus gehen! In die Fußgängerzonen! Müssen ja keine Plakate sein, Spuckis oder Aufkleber reichen. Vor zehn Jahren haben wir uns über Freikirchen-Pantomime lustig gemacht. Ich will da bitte auch weiterhin aktuell bleiben. Was wäre denn eine aktuellere Methode? Wie wäre es mit Flashmobs? Übers Netz organisiert und auf der Straße umgesetzt! Klingt gut! Auf den Flyern, die wir verteilen, kann dann ja auch unsere Webseite drauf stehen. Ich sehe, wir verstehen uns! Was die Verlinkungen angeht, ohne Internet müssten wir zu den Organisationen hingehen und uns dort vorstellen, um Kontakte zu knöpfen. Ziemlich aufwändig. Das sollten wir aber sowieso! Wir brauchen Kontakt zu Menschen und nicht zu Webseiten. Ein Link ist ja etwas anderes als tatsächliche Zusammenarbeit. Um auf die Zielgruppe zurückzukommen ... Genau, die erreichen wir eh nicht per Internet. Wir müssen mal back to the roots! Kriegst du noch was mit? Unsere Zielgruppe ist nicht mehr auf der Straße, zumindest nicht nur. Außerdem sind die auch schon am Netz. Ich habe neulich mit einem Penner gesprochen, der auf Alk und Heroin war. Dem hatte ich einen Flyer gegeben mit unseren Godi-Zeiten. Er meinte, er könnte auch unsere Website besuchen. Na ja, das war jetzt ein Fall. Zugegebenermaßen ein beeindruckender. Trotzdem wäre er nicht auf eure Webseite gegangen, wenn du nicht zu ihm hingegangen wärst und ihm den Flyer gegeben hättest. Wohl wahr. Die neuen Zielgruppen sind Alleinerziehende, Jugendliche mit Migrationshintergrund und was war die dritte Gruppe ... Homosexuelle. Psychisch Kranke nicht zu vergessen. Die kamen beim letzten Willo noch mit auf die Liste. Gerade Alleinerziehende werden nicht viel Zeit haben, um vor dem PC zu hocken. Die checken vermutlich auch nicht einmal pro Tag ihre E-Mails. Und ob Schwule uns beim Surfen finden, weiß ich auch nicht. Berechtigte Kritik. Unsere Zielgruppen werden wir wohl nie ausschließlich übers Netz erreichen. Trotzdem ist es wichtig, diese Kontaktmöglichkeit zu haben. Das Öffentlichkeitsding ist das eine. Das andere ist, dass bei uns mittlerweile viel Organisatorisches übers Internet und vor allem über unsere Webseite läuft. Wobei das auch Hand in Hand geht. Leute, die als Freaks allein in einer Stadt oder Gegend sind, können sich finden, um eine Gruppe zu gründen. Das ist durchaus schon passiert. Allein über die Seite. Ein weiterer großer Punkt sind die Pools, die sich über die Seite organisieren. Nicht zuletzt arbeitet der Leitungskreis zum großen Teil über OpenGoo. Wir machen uns viel zu abhängig vom Internet. Was würde denn noch funktionieren bei uns, wenn jetzt das Internet zusammenbräche? Gute Frage. Die Listen würden wohl an Relevanz gewinnen. Die Listen mit Adressen und Kontaktdaten, die man entweder auf dem eigenen PC oder auf Papier zu hause hat. Die Gottesdienste würden weiterhin laufen, vorausgesetzt, der Termin wäre immer der gleiche. Richtig, Beständigkeit wäre dann wichtiger, da die Kommunikation nicht mehr so schnell und flexibel ginge. Telefon gäbe es ja noch. Man könnte per Telefonkette Terminänderungen weitergeben. Zumindest in einer überschaubaren Gruppe. Das könnte man. Aber Dinge zu diskutieren, ohne sich zu treffen, wäre kaum mehr möglich. Das müsste alles bei einem Treffen gemacht werden. Die Treffen würden also mehr an Bedeutung gewinnen. Vielleicht wäre das ja gar nicht schlecht, miteinander abzuhängen war schon immer unsere Stärke. Schon, aber im sinnvollen, effektiven Diskutieren waren wir bisher eher schwach. Das stimmt. Eine große Stärke des Internets ist auch einfach das Bereitstellen von Dokumenten für viele. Ohne Internet müsste man die Dokumente in Aktenschränken archivieren und jemanden dafür anstellen, darüber zu wachen! Und den müsste man jedes Mal anrufen, wenn man irgendwelche Infos bräuchte und sei es nur zu Terminen. Ja, man bräuchte ein voll eingerichtetes Büro, mit mehreren Leuten in Vollzeit, ... ... die wir gar nicht bezahlen könnten und die folglich ständig überarbeitet und frustriert wären. Dafür ist der Idealismus nicht mehr da. Jeder Leiter wäre damit gleichzeitig Archivar und Sekretär. Die Wahrscheinlichkeit für diese Gabenkombination ist nicht gerade hoch. Überregionale Termine und Bekanntmachungen müsste man per Post verschicken. Allein die Portokosten! Da muss ich zugeben, das Internet macht uns doch vieles einfacher. Mich beschleicht dennoch immer wieder das mulmige Gefühl, dass ein gewisser Teil der Bewegung sich dabei einfach ausklinkt und abspaltet. Und ich würde es mir auch nicht so einfach machen wollen, diese als Kulturpessimisten und Medienfeinde als verzichtbar abzuhaken. Dafür sind Leute zu wertvoll. Unterschwellig wird schon ziemlich hart verlangt, sich auf diese Kommunikationsmethoden einzulassen. Das Problem haben diese Leute dann aber vermutlich nicht nur bei uns. Das Ding ist, dass wir es zum einen nie jedem Recht machen können und zum anderen, dass diese Infrastruktur einfach mal für uns ganz gut funktioniert. Bleibt zu hoffen, dass diese Leute dann zumindest guten Kontakt zu Leuten haben, die am Informationsfluss dran sind. Oft reicht das ja auch aus. Stimmt. Wobei es für Leute in Leitungspositionen wohl schwierig wird, alles über einen Verbindungsmann zu regeln. Alles in allem ist das Internet schon verdammt nützlich. Ja, es darf nur eben kein Selbstzweck werden. Wie bei so vielem kommt es darauf an, dass man es verantwortungsvoll nutzt. Ich glaube, ich melde mich mal auf jesusfreaks.de an. Und ich glaube, ich geh mal wieder vor die Tür. Das Gespräch wurde von Ben R. belauscht. Medien 9 Werde ich zur Einsiedlerin? Eine kritische Sicht auf Facebook Conny Graf aus Chemnitz bleibt der medialen Entwicklung gegenüber kritisch. Sie findet es schade, dass wenige Freaks über den FacebookTellerrand hinaus sehen. M eine Tochter sitzt am Küchentisch und liest aus der Zeitung vor, „Gogl, Fatsebog, Mama was is´n das?“ Ich werfe einen Blick in die Zeitung, Google und Facebook! Google ist schnell erklärt, aber wie mache ich das kindgerecht mit Facebook? Die Firma selbst beschreibt sich so: „Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen.“ Ich versuche es mit einem Vergleich, den sie versteht „Facebook ist eine Art Freundebuch im Internet.“ Meine Tochter war zufrieden und hat es sich genau gemerkt. Manchmal fragt sie mich, ob jeder ein Freundebuch im Internet hat und ob das alle lesen können auch die Leute, die man gar nicht mag. Vor ein paar Wochen bekamen mein Mann und ich eine SMS mit den Worten: „Hallo liebe Facebook-Abstinenzler, herzliche Einladung zu meiner Party, am ...“. Das fand ich nett, obwohl ich keine Abstinenzlerin in diesem Sinne bin, eher eine Facebook-Gegnerin. Natürlich fallen wir damit aus dem Raster, gelten als nicht zeitgemäß und verpassen eine Menge Kontakte, die sich leider nur bei Facebook abspielen. Wenn ich ein paar Minuten nachdenke, erschrecke ich vor der rasanten technischen und medialen Entwicklung der letzten Jahre. Womit müssen sich meine Kinder später auseinander setzen? Werden wir in Zukunft immer mehr über Tastaturen kommunizieren und automatisch persönliche Gespräche reduzieren, weil dafür kaum noch Zeit oder Interesse vorhanden ist? Nach dem Willo dieses Jahr überlegte ich oft, mich bei Facebook anzumelden, weil gefühlt, alle Freaks dabei sind und dort miteinander reden. Ich habe das trotzdem nicht gemacht, habe Briefe geschrieben und Mails, telefoniert, wie bisher auch. Der Austausch mit den Leuten, die sich ausschließlich bei Facebook aufhalten, fehlt mir. Aber deswegen will ich nicht dort einsteigen. Ich bin doch erreichbar und erstaunlicherweise habe ich immer noch Freunde. Nicht alle Menschen kommunizieren über soziale Netzwerke. Die Nachfrage in unserer Chemnitzer Gemeinde erbrachte ein interessantes Ergebnis. Es sind viele Freunde nicht bei Facebook, einige mehr als ich dachte. Die Gründe sind dieselben, die mich davon abhalten. Skepsis gegenüber der ungeschützten Kommunikation im Netz. Ich kann nicht verhindern, dass mein Name Menschen erreicht, mit denen ich nichts zu tun haben will. In den Datenverwendungsrichtlinien von Facebook heißt es, „wenn andere Personen Informationen über dich teilen, können sie diese öffentlich zugänglich machen.“ Nein, das will ich nicht. Ich habe im letzten Jahr nachgesehen, wen ich bei Facebook finde, als die Suche noch ohne Registrierung möglich war. Bis auf wenige Ausnahmen habe ich alle Personen gefunden, deren Namen ich eingegeben hatte. Irgendwie gruselig, ein Klick und der Kontakt ist möglich. So, als ob ich ins Wohnzimmer meiner Freunde in Berlin, Leipzig und Jena gleichzeitig schauen kann, obwohl ich etliche Kilometer weiter weg wohne. Der Gedanke behagt mir nicht, dass Netzwerkbetreiber Zugang zu vielen persönlichen Daten haben und die Transparenz, was sie mit diesen Daten anfangen, so mangelhaft ist. Jon Callas, einer der führenden Computersicher- 10 heitsexperten der Welt, schreibt in der Zeit, „beim Datensammeln verstehen Google, Facebook und Co keinen Spaß. Für eine gute Ernte ist es unabdingbar, dass die Internetdienstleister uns umfassend analysieren, dass sie so viel wie möglich über unser Verhalten erlernen, und dass sie die Erkenntnisse daraus möglichst vielfältig und weitgehend nutzen. Das erklärt, warum weder Google noch Facebook es wirklich transparent machen, welche Daten sie über uns sammeln, wie und in welcher Form sie ausgewertet und die Ergebnisse daraus Dritten zugänglich gemacht werden.“ (DIE ZEIT, N° 40, vom 29.09.2011) Wenn ich das lese, denke ich unwillkürlich an erbitterte Hinterhofdiskussionen gegen die Vorratsdatenspeicherung. Seltsam, wer heute trotz dieser Diskussionen bei Facebook ist. Die neue Facebook-Version „Timeline“ ordnet das Leben eines jeden Teilnehmers in einem Zeitstrahl. Alle Statusmeldungen und Bilder werden chronologisch geordnet. Das Leben im Netz gleicht damit dem realen Leben, nur dass es allen Leuten zugänglich ist. Auch im öffentlichen Leben wird vieles auf die aktuelle Situation umgestellt. Arbeitgeber informieren sich über Google und Co über zukünftige Arbeitnehmer. Auf einer Party erzählte mir ein Freund konkrete Bespiele, wo Menschen aufgrund ihrer Facebook-Einträge nicht eingestellt worden sind. Aber auch Partys, Konzerte und Veranstaltungen werden organisiert, zu denen man nur Zutritt über die Anmeldung bei Facebook hat oder keinen Eintritt bezahlt, wenn man sich über Facebook anmeldet. Das ist ungerecht, aber nicht zu ändern. Ein letzter Gedanke, der gegen die schnelle Kommunikation im Netz spricht. Es mag seltsam klingen und altmodisch, aber die ständige mediale Präsenz macht Warten und Geduld überflüssig. In jedem Moment gibt es Zugang zu Informationen. Banale Dinge wie Kochrezepte oder Nachrichten sind noch das Geringste. Vom Schreibtisch kann man sich alles organisieren, was man wissen will und zu brauchen meint. Einkaufen, Klatsch lesen, neue Bekanntschaften durch Chats und Netzwerke, schnellen Sex, neue Schuhe und die Info, welcher Attentäter wo ein Blutbad angerichtet hat. Die Grenze für Sensibilität im Umgang mit Sachen, die mir und anderen schaden, wird herab gesetzt. Wer ist noch kritisch mit dem, was er liest und sich den ganzen Tag auf dem Bildschirm rein zieht? Alle machen mit und so ist es in Ordnung? Zurück zu Facebook. Bisher habe ich gut ohne den Facebook-Alarm gelebt. Es wird jedoch immer mehr, greift auf alle Lebensbereiche über und ich frage mich, ob es in Zukunft möglich sein wird, ohne Facebook zu leben und ohne dabei eine Einsiedlerin zu werden. Trotz aller Kritik vermisse ich manche Kontakte mit Menschen, die weiter weg wohnen und keine Zeit zum Telefonieren haben. Aber ich wünsche mir sehr, dass die Entwicklung nicht bei Facebook verharrt. Mir sind die persönlichen Treffen viel wichtiger und wertvoller als das oberflächliche Reden am PC. Und auch wenn ich gerne in die Tastatur haue, spreche ich lieber mit einem Menschen, der mir gegenüber sitzt und der real und anwesend ist. 11 Gadhafi ist tot – ohne mich Ein Erlebnisbericht übers Medienfasten I ch sitze in meiner neu eingebauten Küche in einem neuen Zuhause. Eigentlich ist alles da, was ich brauche. Nur eines fehlt. Von Tag zu Tag wird dieses unbändige Verlangen größer. Es geht lediglich um einen kleinen Schalter, den jemand umlegen muss. Alles könnte so einfach sein! Immer wieder stolpere ich über meine eigene Bequemlichkeit, weil diese eine Sache fehlt: Ein Internetzugang. Der Zugang zu Informationen ist mir verwehrt, wo er doch sonst nur einen Mausklick und ein paar Buchstaben weit weg war. Und das in der sogenannten Informationsgesellschaft, wo Informationen Saft und Lebenskraft sind, kleine Maschinen mit einem Apfelemblem den Status des Besitzers steigern und Unwissen rechtlich nicht vor Strafe schützt. Meine Großtante erzählte mir, dass Gadhafi tot sei. Ohne den üblichen Nachrichtenfluss im Dorf wüsste ich es wohl bis heute nicht und stelle fest, dass es in meinem Leben keinen Unterschied gemacht hat. Wie wichtig war sie also? Wichtiger war schon die fehlende Information, dass das Einwohnermeldeamt am Freitagnachmittag nicht mehr geöffnet hat. Das fand ich nach einer Fahrradtour von 14 Kilometern strahlenden Sonnenscheins heraus, die ich mir ansonsten gespart hätte. Es war nicht effizient, aber es war schön. Frustrierend sind die vielen Momente, in denen ich feststelle, dass ich jetzt mehrere Tage auf Informationen warten muss oder von anderen abhängig bin. Es belastet sicher die Telefonleitungen und die Geduld meiner Familie stark, wenn ich sie wieder einmal bitten muss, für mich etwas im Internet zu finden. Oder die Geduld der Redakteurin, wenn ich meinen Artikel für den Kranken Boten nicht rechtzeitig losschicken kann, weil eine E-Mail eine Autofahrt und Terminabsprachen erfordert. Im Supermarkt vor Ort habe ich zwar eine große Auswahl an Magazinen und auch die ein oder andere Tageszeitung, wobei sich letztere eher mit den Lokalnachrichten und erstere mit Strickmoden und den neuesten Eskapaden diverser Schauspieler beschäftigen. Es fällt nicht schwer, diese Medien links liegen zu lassen und auf nervtötende Popsongs und Werbung im Radio verzichte ich ebenfalls gerne. Meine etwas unfreiwillige Medienabstinenz führt dazu, dass meine Welt sich plötzlich viel kleiner anfühlt. Und viel größer zugleich. Mein Aktionsradius ist kleiner, ich bin nicht mehr täglich über E-Mail und Foren mit Leuten im ganzen Land in Kontakt. Ich kann nur wenig mitreden, wenn der Leitungskreis in seinem Arbeitsforum im Internet zugange ist, das ist schwierig, weil ich ja 12 Medien auch meinen Teil beitragen will. Und es ist zugleich wie Urlaub, weil es gerade etwas weiter weg ist. Zugleich öffnen sich viele kleine Innenwelten – ähnlich wie der Wandschrank der Narnia-Chroniken innen viel größer ist. Ich entdecke, dass Geräusche, Informationen, Farben, ein Buch, das ich gelesen habe, oder etwas, das Gott mir gesagt hat, viel größer sind als sonst; also viel gegenwärtiger sind, intensiver erlebt und während des Tages stärker wiedergekäut werden, weil ich gerade mehr Platz dafür habe. Das ist herausfordernd und bringt Ruhe zugleich. Herausfordernd, weil ich nichts habe, was mich davon ablenken kann und von schnelllebigen oder banalen Informationen verdrängt wird. Beruhigend insofern, dass mich dieses ‚Auf-mich-selbst-Zurückgeworfen-Sein‘ nicht schreckt und dass es eine gute Erfahrung ist. Nachdenklich macht mich, wie viele Male am Tag ich denke „Wenn ich das jetzt nur mal kurz im Internet nachschauen, tun, schreiben könnte ...“ und wie sehr sich diese Bildschirmfixierung und Abhängigkeit von Medien in meinen Alltag eingeschlichen hat. Wie wenig glücklich ich damit wäre, permanent ohne auszukommen, weil sich mittlerweile alle darauf eingestellt haben. Ich bin nicht vollkommen medienabstinent, denn es ist ein unfreiwilliges Experiment. Wenn ich in den letzten Wochen doch mal kurz im Internet war oder einen Film geschaut habe, habe ich die Zeit viel effizienter genutzt, das Unwichtige weggelassen und hatte viel mehr Spaß an dem ganzen Zeug, das ich sonst eher als Last empfinde. Ich freue mich darauf, endlich wieder im Forum zu lesen, was meine Leitungsgeschwister alles geschrieben haben, nicht vor verschlossenen Türen zu stehen, wieder fremdsprachige Bücher übers Internet zu bestellen, coole Predigten herunterzuladen und mit Freunden im Ausland zu skypen. Ich möchte meine Familie oder Freunde lieber anrufen, wenn ich gerade keinen Internetnotfall habe, sondern einfach nur so. Ich bin jetzt allerdings auch viel motivierter, Tage einzuplanen, in denen ich meiner eigenwillig interpretierten Informationsfreiheit fröne, nämlich die Freiheit mich von bestimmten Informationen frei zu machen, Handy und Laptop auszuschalten und mich in meinen Garten zu setzen und den Vögeln und Gott zuzuhören. Danielle Norberg Jesus als Regisseur Wie Gott mein Herz im Film berührt M ehr als 800 (und das sind längst nicht alle gesehene) bei Moviepilot bewertete Filme, zwei Jahre Filmvorführerin, neun Monate KinoAbonnement in Paris, unzählige Filmabende ... Was soll ich sagen, ich liebe Filme! Und ja ich weiß, dass ich mich dereinst für den einen oder anderen Missgriff und die dafür drauf gegangene Zeit rechtfertigen muss, obwohl ... Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich noch nie fest eingeplante stille Zeit mit Gott hatte. Ich rede mit Gott im Alltag, erlebe ihn beim meditativen Abwaschen oder beim Lobpreis, aber so richtig tief bewegt er mich, wenn ich einen guten Film auf großer oder kleiner Leinwand sehe. Da werden alle meine Sinne angesprochen, ich kann in eine Geschichte eintauchen, mich mit den Charakteren verbunden fühlen oder ihr Verhalten ablehnen, mich halb tot lachen oder heulen wie ein Schlosshund, aber ich kann nicht nichts empfinden (auch Langeweile ist ein Gefühl, das es auszuhalten gilt). In den Stunden und Minuten, in denen ich in einem Film versinke, ist mein Herz weit offen und Gott nutzt das, um Empathie für Andersdenkende zu wecken, Missstände in meinem Leben aufzuzeigen, mir Ungerechtigkeiten in der Welt bewusst zu machen, mich zum Nachdenken und Handeln zu bewegen. Wie im klassischen Theater bewirken Filme eine Katharsis, eine Reinigung, in mir – was sich durchaus auch an der Anzahl der benutzten Taschentücher erkennen lässt. Jetzt kann man einwenden, dass die Bibel oder ein anderes Buch genau das Gleiche bewirken können. Ja, da muss ich zustimmen, aber nicht ausschließlich und nicht so überwältigend. Wir leben in einer Medienwelt, genauer gesagt einer audiovisuellen Welt. Wenn Jesus persönlich heute seine Botschaften verbreiten würde, würde er wahrscheinlich keine Gleichnisse erzählen, sondern Filme drehen. Als Beispiel werfe ich mal die Filme Braveheart, Matrix oder Herr der Ringe in den Raum. Das sind keineswegs Filme, die sich in erster Linie mit dem christlichen Glauben auseinandersetzen, und doch dienen sie als Vorlage für manch eine gute Predigt und das aus gutem Grund: Sie vermitteln Werte, an die wir glauben. Sie stellen Helden vor, die scheitern oder zu scheitern drohen. – Genau wie in der Bibel. Die Erzähltradition hat sich vom Mündlichen zum Schriftlichen zu bewegten Bildern weiterentwickelt. Selbstverständlich hat der Buchdruck das mündliche Erzählen ebenso wenig ersetzt, wie Filme das Schreiben und Lesen bzw. das Internet den Film. Allerdings bietet das Medium Film Möglichkeiten, die andere nicht bieten: Zuschauer lassen sich für eine bestimmte Zeit auf eine andere Sichtweise ein, erleben unbekannte Welten, lernen Neues, müssen sich mit wichtigen Fragen auseinandersetzen und das alles freiwillig für kleines Geld. Das muss man dem Film erst einmal nachmachen. Ich gebe zu, nicht jede flache Komödie, nicht jeder Actionkracher ist dazu gleichermaßen geeignet. Aber hey, immerhin kann man hinterher darüber diskutieren, wie groß die menschliche Dummheit und wie realistisch die gebotenen Spektakel sein können. Umso mehr bewegen mich Filme, die mir z.B. anhand eines Einzelschicksals unheimlich viel über die Menschheit und Menschlichkeit offenbaren. Ich greife willkürlich einen Film heraus: „So viele Jahre liebe ich dich“ (FR 2008, Philippe Claudel). Eine Frau wird nach 15 Jahren Haft (wegen der Tötung ihres Sohnes) von der jüngeren Schwester und ihrer Familie aufgenommen. Auf sehr ruhige, eindrückliche Weise werden die großen Fragen nach Schuld und Sühne, Eingesperrtsein und Freiheit, Vertrauen und Verlust gestellt. Die Schwestern nähern sich nicht ohne Missverständnisse aneinander an, so dass am Ende die Wahrheit ans Licht kommen kann. Ich selbst bleibe zurück und muss mich den gleichen Fragen stellen: Wie gehe ich mit fremder Schuld um? Wie viele Fragen stelle ich, wenn die Antworten nicht leicht zu ertragen sein werden? Wie weit öffne ich mich dem Leid anderer? Wie bei allen die Dingen, die Spaß machen, gilt es nicht zu übertreiben. Denn sonst missbrauche ich den Film, um die Wirklichkeit mit all ihren negativen, belastenden Eigenschaften zu verdrängen und bleibe in einer Traumwelt gefangen. Ein paar Stunden mit offenem Herzen für Gottes Reden nehme ich mir aber gerne. Bettina Kammer Medien 13 3 Ich will nicht bepredigt werden Interview: Wie ein christlicher Filmpreis christliche Werte fördert D ienstag halb zehn, Berlin wacht auf. Touristen schlendern die Straße entlang, um die Synagoge, das Postfuhramt oder das Tacheles zu besichtigen. Modische Mitte-Berliner hasten mit ihrer Latte-to-go an mir vorbei. Auch wenn bei mir nur die Brille sagt, „Ich mach was mit Medien.“, bin ich doch unterwegs zu einem Interview. Pressesprecher Sven Reichmann hat das Treffen vorgeschlagen, um die Arbeit des CFF (siehe Infokasten) vorzustellen. Schließlich gibt es bei den Freaks zahlreiche Künstler und Kreative, die zu seiner Zielgruppe gehören. Der Kommunikationswissenschaftler aus Stuttgart hat seine letzte Prüfung hinter sich und da seine Frau, eine Kameraassistentin, gerade in Berlin dreht, treffen wir uns hier. Im Café Orange sitzt Sven Reichmann bereits bei seinem ersten Milchkaffee. Der Anfang Dreißiger fühlt sich sichtlich wohl und auch ich freue mich auf unser Gespräch. Bei Rührei (er) und Croissant (ich) fangen wir an über Filme, den Filmpreis und christliche Werte zu plaudern. Infobox CFF Der CFF, Forum für Christen in Film und Fernsehen e.V., versteht sich als unabhängige und überkonfessionelle Plattform von und für Christen, die in den Bereichen Film, Fernsehen, Video und Multimedia arbeiten. Um Medien aktiv mitzugestalten, setzt er sich für wert-volle Inhalte und Formate ein. Ausdrücklicher Wunsch ist es, durch audiovisuelle Medien positiv in die Gesellschaft hineinzuwirken. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des CFF organisieren verschiedene Treffen für Medienschaffende. Außerdem verleiht das Forum etwa alle zwei Jahre den mit jeweils 1000 Euro pro Kategorie dotierten CFF FILMPREIS DAVID. Jeder Filmschaffende kann sich für die Kategorien „Fiktional“, „Non-Fiktional“, „Kinder- und Jugendfilm“ sowie die journalistische Nachwuchskategorie „Primus Truber“ bewerben. www.filmpreisdavid.de www.cff-forum.de 14 Was ist die Intention des CFF FILMPREIS DAVID? Der ursprüngliche Impuls war: Wir wollen Christen fördern, die im Medienbereich arbeiten, aber dem sind wir ein Stück weit entwachsen. Indem auch Beiträge teilnehmen können, die eher indirekt christliche Werte vermitteln, besteht die Möglichkeit, dass Filme ausgezeichnet werden, die von Nichtchristen gemacht werden. Wir sehen es als Dialogplattform, um über christliche Werte zu reden. Der Wunsch zum Dialog ist da. Es gab dieses Jahr schon einige Einreichungen von Leuten, die nicht aus einem christlichen Umfeld kamen, z.B. aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich. Es gibt meist einen christlichen Ansatzpunkt, wo wir aber nicht wissen, wie stark die an der Produktion Medien beteiligten Leute im Christentum verwurzelt sind. In unserer Kernzielgruppe, also den christlichen Medienschaffenden, ist der Preis schon recht bekannt und es schwappt gerade über diese Gruppe hinaus. Was gut ist, weil die anderen Treffen sich eigentlich nur an die Kernzielgruppe wenden. Wie geht ihr damit um, wenn euer Filmpreis an einen Nichtchristen geht? Das gab es noch nicht. Ich glaube, ein offensichtlich nicht christlicher Mensch wird seinen Film vermutlich nicht einschicken. Und wenn doch, beispielsweise dank eines Jury-Vorschlags, dann könnte es spannend werden. Dann kann der Austausch anfangen mit Leuten, die mit dem Christlichen nichts zu tun haben. Aus welchen Gründen hat er sich entschieden, zum Beispiel einen Plot auf eine bestimmte Art zu lösen. Das wäre dann ein Dialog über das christliche Ghetto hinaus. Braucht es den christlichen FILMPREIS DAVID für Christen? Er wird vor allem für kleine, christliche, deutsche Projekte gebraucht, die bei anderen christlichen Preisen unter den Tisch fallen. Er dient der Nachwuchsförderung, auch wenn viele nominierte Filme keine Erstlingsarbeiten sind. Er soll auf christliche Produktionen aufmerksam machen und gleichzeitig Ansporn für Christen sein, sich weiter zu professionalisieren und die Qualität im Medienbereich weiter auszubauen. Da gibt es teilweise noch Nachholbedarf. Ist die Auslobung eines christlichen Filmpreis evangelistisch motiviert? Wir leben in einer Gesellschaft, die sehr stark von Medien geprägt ist. Der einzige Weg, dass Christen in der Gesellschaft präsent sind und sie prägen, geht über die Medien. Die Leute müssen aber die Medien, mit denen sie arbeiten, auch lieben. Was wir nicht wollen, ist das Instrumentalisieren von Medien. Von wegen „Eigentlich wollen wir nur predigen, lass uns mal einen Film machen.“ Christen haben Einfluss, wenn sie ihre Weltsicht in einem Drehbuch zum Ausdruck bringen. Wir rufen dazu auf, werdet tiefer, erzählt Geschichten, die euch bewegen. Das versuchen wir durch den Preis ein Stück weit zu fördern. Wie wird Glaube im Film vermittelt? Über einen Film oder über eine Dokumentation wird eine bestimmte Weltsicht gezeigt. Ein Beispiel: Der Film „Hallo Jule – ich lebe noch“ von einem Ehepaar, das schon seit langem engagiert Filme für das öffentlich-rechtliche Fernsehen macht, setzt sich mit dem Suizid von Jugendlichen und der Arbeit mit Jugendlichen in dem Bereich auseinander. Es ist kein Film, der explizit predigt, aber es ist ein Film, der auf sehr einfühlsame Weise das Leben zeigt, wie wichtig Vertrauen, Selbstliebe und Selbstannahme sind. Was für Treffen veranstaltet der CFF? Die Treffen sind für christliche Medienschaffende, die im audiovisuellen Bereich arbeiten. Das TV-Treffen Südwest bringt 30 bis 40 Christen aus der Film- und Fernsehbranche zusammen. Neben einem Impulsreferat zählt vor allem der Austausch in Form von Gesprächen und Diskussionen eigener Produktionen. Als Pendant dazu wurde 2011 das CFF TV-Treffen in Berlin ins Leben gerufen, was sich noch etablieren muss. Daneben gibt es noch das CFF-Forum, eine mehrtägige Fachtagung, zu der ein Redner eingeladen wird und Workshops angeboten werden. Was ist das Film-Netzwerk-Treffen? Das Netzwerktreffen ist eine Art Barcamp und damit das informellste Treffen vom CFF, weil keine Struktur vorgegeben ist. Das jährlich im November stattfindende Treffen richtet sich an christliche Filmschaffende, die im fiktionalen Film- und TV-Bereich tätig sind oder sich noch in Ausbildung befinden. Anfangs sind die Erfahreneren mutiger und stellen eher ein eigenes Thema vor, aber im Laufe der Tage entwickelt sich eine Eigendynamik und am Ende ist keiner da, der nur still konsumiert hat. Letztes Jahr haben z.B. 15 Leute um einen jungen Filmstudenten herum gesessen, der seine Ideen präsentiert hat und alle haben wild diskutiert, ob das funktionieren kann. Dadurch, dass jeder Workshops anbieten kann, kommt es immer wieder zu interessanten Themen, z.B. Humor im Film. Wie geht es dir persönlich mit explizit christlichen Filmen? Ich empfinde es störend, wenn der Film nicht um seiner selbst willen, sondern nur für etwas anderes, z.B. die Vermittlung einer Weltsicht, genutzt wird. Natürlich kann der Film eine Botschaft transportieren, z.B. von der Liebe Gottes und der Möglichkeit von Vergebung, aber es ist nicht das alleinige Ziel des Filmes. Ich frage mich, wie einige denken können, das Publikum merkt nicht, wenn ein Film nur Mittel zum Zweck ist. Die Botschaft gehört zu dir als Mensch. Wenn das Christliche nicht aufgesetzt ist, dann prägt das deine Sicht auf bestimmte Dinge. Bei Filmen empfinde ich es als sehr schwierig, wenn ich das Gefühl habe bepredigt zu werden. Das muss gar nicht christlich sein, das kann auch eine andere Weltsicht sein. Ich finde es schöner, wenn Fragen gestellt werden, die zum Leben dazu gehören, die mich als Mensch beschäftigen. Wie geht es bei dir und dem CFF weiter? Nach dem Studium will ich weiterhin beim CFF bleiben. Die ehrenamtliche Arbeit ist sehr spannend und macht Spaß. Im Moment sind wir dabei, das Treffen in Berlin auszubauen. Außerdem merken wir, dass wir zum Beispiel beim Filmpreis mehr wahrgenommen werden. Vor sechs Jahren gab es kaum Resonanz bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, jetzt haben wir auch Einreichungen aus dieser Ecke. Als Preis diese Außenwirkung zu haben ist gut und das hat auch posiSven Reichmann tive Auswirkungen für die Preisträger. Die Frage: „Wie werden Christen in Film und Fernsehen inszeniert?“ beantwortet Gerald Birkenstock, Drehbuchautor und Vorsitzender des CFF e.V. Wie Christen dargestellt werden, hängt meist davon ab, was gerade in der Gesellschaft thematisiert wird. Die aktuellen Missbrauchsfälle innerhalb der Kirchen finden auch Eingang in fiktionale Stoffe. Hier werden Kirchenvertreter natürlich eher negativ dargestellt. Insgesamt kommen Christen in fiktionalen Stoffen entweder als „Berufschristen“, also als Pfarrer, Priester, Nonnen usw. vor, und hier häufig etwas lustig, gutherzig, also eher positiv (z.B. als Pfarrer Braun), oder aber sie werden als eher negativ gebrandmarkt (z.B. in Richtung Doppelmoral, Missbrauch usw.). Auf den ersten Blick scheinen nur diese zwei Klischees bedient zu werden. Beim genauen Hinsehen entdeckt man aber auch Perlen. Filme, in denen authentisches Christsein mit Respekt dargestellt wird. Wie bei dem Film „Von Menschen und Götter“ von Xavier Beauvois. Er erzählt die Geschichte von Trapisten-Mönchen in Algerien, die für ihren Glauben das Leben lassen mussten. Da zeigt sich für mich: Authentischer Glaube ist gefragt – im Leben, wie im Film. Dennoch fällt auf, dass geistliches Leben, also ganz „normales“ Christsein, viel zu wenig vorkommt. Ein Grund könnte sein, dass viele Drehbuchautoren hierüber oft keine Kenntnisse haben und diese Facette des christlichen Lebens deshalb gar nicht in ihre Stoffe einfließen lassen können. Hier sehen wir übrigens als CFF die Aufgabe, Autoren und Regisseure zu unterstützen und zu ermutigen, ihr Christsein – ihren Glauben und ihre Weltsicht – authentisch in ihre Stoffe und Filme einfließen zu lassen. Interview: Bettina Kammer Auf dem Film-Netzwerk-Treffen 2010 Medien 15 Stille Post im Wald Ratgeber: Dos and Don‘ts der Kommunikation In einem österreichischen Wald geht das Gerücht um, der Bär habe eine Todesliste. Alle fragen sich, wer da wohl draufstehen mag. Schließlich nimmt der Hirsch allen Mut zusammen und fragt den Bären: „Sag mal, stehe ich auch auf deiner Liste?“ – „Ja,“ sagt der Bär, „auch dein Name steht auf meiner Liste.“ Voller Angst läuft der Hirsch davon. Zwei Tage später wird er tot aufgefunden. Entsetzen macht sich überall breit. Der Keiler hält die Ungewissheit, wer als nächster dran sein wird, nicht mehr aus und fragt den Bären, ob er auch auf der Liste stehe. „Ja,“ sagt der Bär, „auch du stehst auf meiner Liste.“ Der Keiler sucht schleunigst das Weite. Zwei Tage später wird er tot aufgefunden. Nun bricht Panik unter den Waldbewohnern aus. Allein der Hase wagt es noch, den Bären aufzusuchen. „Bär, steh ich auch auf der Liste?“ – „Ja, auch du stehst auf der Liste.“ – „Kannst du mich da streichen?“ – „Ja klar, kein Problem!“ E in Gerücht, möglicherweise ein passender Zufall und ganz viel Angst, dass an dem Gerücht was dran sein könnte – ganz sicher kein guter Start für eine Unterhaltung. Und trotzdem hat der Hase sie unbeschadet überstanden. Weil er den Mut hatte, etwas auszusprechen: ein Bedürfnis. In Form einer Bitte. Bleiben wir noch eine Weile im Wald: Wer sich schon einmal mit gewaltfreier Kommunikation auseinandergesetzt hat, kennt den Begriff „Wolfssprache“. Wie unterhalten sich Wölfe denn nun so? Abgesehen davon, dass sie sich einen Schafspelz überwerfen können, können sie sich von Worten angegriffen fühlen. Sie wollen sich verteidigen und reagieren reflexartig aggressiv mit Vorwürfen, Kritik und Drohungen. Sie bewerten ihr Gegenüber und dessen Verhalten, welches sich schlecht fühlt, sich wehrt oder ausweicht ... Wenn Blicke oder auch Worte töten könnten, Wölfe wären ganz groß darin. Woher hat nun der Hase die Weisheit, mit so dominanten Tieren umzugehen? – Er hat von seiner Freundin der Giraffe, die unlängst zu Besuch war, die Sprache des Herzens gelernt. Sie hat ihm vermittelt, auf seine Gefühle zu hören und sie entsprechend zu äußern. Sie sagte, es ginge gar nicht darum, den anderen kleiner zu machen, man solle sich in ihn einzufühlen versuchen, sich aber trotzdem selbst behaupten und sagen, was einen bewegt und was man möchte. Was aber, wenn die Giraffe nicht zu Besuch gewesen wäre? Vielleicht hätte dann der Löwe gebrüllt: „Boah, Alter! Komm du zu mir! 16 Ich bring dich um!“ – Auch wenn es nur darum geht, den Bären einzuschüchtern, weil der Löwe vielleicht selbst Angst hat. Das fällt in die Kategorie Killerphrasen. Und selbst wenn jeder den Löwen verstehen wird, Killerphrasen machen ein Gespräch unmöglich. Kennen wir das nicht auch? Wir wollen gemeinsam Gott suchen und etwas entscheiden und während wir uns noch so austauschen *BAMM* <Killerphrase> *WATZ* <Killerphrase zurück>! Ich denke, ich spare mir die unzähligen Beispiele, von ungeistlich und unbiblisch über Urtext und Exegese hin zu asozial. Meist tun wir so was, wenn uns andere Argumente ausgehen und wir tatsächlich verhindern wollen, dass der andere noch Recht bekommt. Nun kann man wohl versuchen, das zu thematisieren und das Gespräch auf eine sachliche Ebene zurückzuführen; alles in allem wird man aber unter Umständen nicht besser kommunizieren, als wenn man den elf Todsünden der Kommunikation frönt: Sie führen zu Ratespielen, Missverständnissen, Die elf Todsünden Ärger, Frust der Kommunikation und dazu, dass 1. Bewerten das Gegenüber das Gespräch 2. Trösten abbricht. 3. Etikettieren Virginia 4. Ironische Bemerkungen machen Satir, eine 5. Unangebrachte Fragen stellen amerikanische 6. Befehlen Familien7. Bedrohen therapeutin, erweitert 8. Ungebetene Ratschläge erteilen diese Liste um 9. Vage Aussagen machen beschwichti10. Informationen zurückhalten gen, anklagen, 11. Ablenkungsmanöver einleiten rationalisieren und ablenken. Sie erklärt, dass wir das tun, wenn wir das Gefühl haben, dass jemand unser Selbstwertgefühl ankratzt oder sehr viele Spannungen zu spüren sind. Wir wollen uns wertvoller, stärker oder vernünftiger fühlen und geben Tipp uns auch so. Wir wollen uns nicht Wenn du dich d dabei b i erwischst, hilflos, einsam, eine der Todsünden zu tun: Hör auf, atme tief durch und such erfolglos oder gar nach einer anderen Formulierung. ausgeliefert fühlen und haben Angst, dass sich unser Gegenüber nichts aus uns macht. Notfalls suchen wir auch gerne Schuld bei anderen. Vieles in unserer Kommunikation geht bestimmt auch aufgrund von Triggern (siehe DKB 4/2011) schief, weil wir etwas anders wahrnehmen, als es vielleicht eigentlich gemeint war und auf etwas reaggieren, was in der Vergangenheit liegt. Na, spitze. Als ob es nicht Gedankenübung G schon Was wäre wohl passiert, wenn jemand kompliTrigger John am Convoy so begrüßt ziert genug hätte?: „Schwarzes Gefieder über deinem wäre, auch Haupt! Warum so finster alter Hengst?“ noch Trigger. Wenn er ihn gut gekannt hätte, wie Wie sollen hätte er sich besser ausdrücken können? wir nur jemals normal kommunizieren? Es gibt die Idee des aktiven Zuhörens. Im Wesentlichen bedeutet das, dass man seinem Gegenüber sowohl mit Worten als auch ohne Worte – also zum Beispiel dadurch, dass man ihn ansieht und nichts anderes nebenher macht – rüberbringt, dass man zuhört. Mit Worten tut man das am besten, indem man Gehörtes wiederholt und nachfragt, ob man es richtig verstanden hat und indem man sich in den eigenen Antworten auf das bezieht, worum es gerade im Gespräch ging und nicht ständig das Thema wechselt, besonders wenn es gerade etwas unbequem wird. Auch die en, gewaltfreie „Das Furchtbarste so sag r ist, tba Kommunikadass es nicht mehr furch tion weiß Rat dass es Hoffnung gibt, dazu, dass wir weil es gesagt ist.“ Elias Canetti nicht gelernt haben, unsere Wünsche konstruktiv – und vor allem in einer annehmbaren Form – zu äußern. Es ist nicht nötig, Machtgehabe an den Tag zu legen und damit seiner eigenen Schwäche Ausdruck zu verleihen. Man soll beobachten – also was man wahrnimmt so ansprechen, wie man es wahrnimmt und nicht bewerten oder interpretieren und damit dem anderen die Chance lassen, sich zu erklären. Man soll Gefühle wahrnehmen und benennen – eigene, sowie die des anderen: „Kann es sein, dass du dich soundso fühlst?“ und „Ich fühle mich soundso.“ Man soll beiderseits Bedürfnisse wahrund ernstnehmen. „Ich brauche ...“ und „Kann es sein, dass du ... brauchst?“ Auf Grundlage der eigenen erklärten Bedürfnisse und Gefühle, soll man anschließend klare und erfüllbare Bitten äußern. Das setzt mein Gegenüber nicht unter Druck, sondern lässt ihm Entscheidungsfreiheit. Wichtig ist hierbei, dass uns das wahrscheinlich nur dann gut gelingen wird, wenn wir uns selber annehmen können und unseren Selbstwert nicht anzweifeln. Das ist wohl der größte Haken an dieser schönen Idee. Ich möchte sie gerne durch Gottes Wort ergänzen: „Liebe deinen Nächsten, (so)wie dich selbst.“ Gott liebt uns mit all unseren Nöten und Sorgen. Wir dürfen sie wahrnehmen, ansprechen und sogar darauf hoffen, dass sie ernstgenommen werden. Weiterhin können wir uns Watzlawicks vier Seiten einer Nachricht in Erinnerung rufen: Er unterscheidet den Sachinhalt (Worüber ich dich informiere) vom Beziehungsaspekt, der sich in drei Teile aufgliedern lässt: Selbstoffenbarung (Was ich von mir preisgebe), Beziehung (Wie wir zueinander stehen) und Appell (Wozu ich dich veranlassen möchte). Sehr oft werden die Beziehungsaspekte ohne Worte, nur durch Gesichtsausdrücke und Körpersprache ausgedrückt. Das macht es uns schwer, damit umzugehen. Dazu kommt noch, dass wir uns selbst einer Sache oft nicht ganz sicher oder klar sind. Das macht sich dann darin bemerkbar, dass wir zwar etwas sagen, zum Beispiel „Jaja, schon okay.“, aber durch die anderen Kanäle was ganz anderes rüberbringen, zum Beispiel Selbstoffenbarung: „Ich fühle mich gerade ungeliebt.“ oder Beziehung: „Passt eigentlich nicht, aber ich will nicht mit DIR darüber reden.“ Möglicherweise wird jemand, der gerne in Appellen spricht auch eher Appelle hören, selbst wenn es gar nicht so gemeint war und die Botschaft unseres Beispiels als „Nimm mich in den Arm!“ interpretieren. Wer sich dessen bewusst ist, dass es diese vier Seiten gibt, kann leichter nachfragen und sich selbst klarer ausdrücken, denn: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Jedes Verhalten ist für sich wieder Kommunikation. Das bedeutet, selbst wenn ich schweige oder mich zurückziehe, teile ich damit etwas mit. Ich lasse nur den Sachinhaltsaspekt meiner Nachricht leer, den wieder jeder anders auffassen kann, je nachdem wie er es interpretiert. Als Zustimmung oder Ablehnung. Wir müssen wohl auch auf unser Schweigen und das, was wir nicht sagen genauer acht geben. Ramona Botschen – eine Frau, ein Wörterbuch – ist selbst des öfteren kompliziert und fragt sich dann „Warum?!“ Kurzlink zur Quelle: http://redir.ec/ kommunikation esagt, icht immer g n t ß ei h t h ehört, „Gedac mer richtig g im t h ic en, n t ß ei tig verstand gesagt h ch ri er m im t nich verstanden, gehört heißt ht immer ein ic n t ß ei h gewendet, verstanden ht immer an ic n t ß ei h en eibehalten.“ einverstand lange nicht b ch o n t ß nz ei h Konrad Lore angewendet 17 Spirituelle Postmoderne Gründe für die Entstehung der Emerging Church Bewegung W enn ich so in den letzten Kranken Boten durchblättere, kann ich erkennen, dass sich viele richtig einen Kopf machen. Da geht es darum, ob wir kulturrelevant sind, wie die Suche nach Gott und wie unsere Gottesdienste aussehen können. Hängt das irgendwie zusammen? Ohne eine Verschwörungstheorie aufwerfen zu wollen, behaupte ich einfach mal ja. Ich liebe es Zusammenhänge zu entdecken, Systeme zu verstehen und Hintergründe zu erfassen. Und genau das ist mir passiert, als ich meine Bachelorarbeit schrieb. Damals wie jetzt wollte ich eigentlich über Emerging Church schreiben, aber das macht nur wirklich Sinn, wenn man weiß, was sich hinter dem Begriff ‚Postmoderne‘ verbirgt. Also werde ich damit anfangen und mir die Emerging Church für einen späteren Teil aufheben. Aber ein Appetithäppchen hau ich schon mal am Anfang raus: Emerging – was’n das? Offensichtlich besteht der Begriff ‚Emerging Church‘ aus zwei Wörtern. ‚Church‘ ist noch recht einfach zu erklären. Es ist das englische Wort für Kirche und kann in diesem Sinne auch für Gemeinde stehen. Etwas schwieriger gestaltet es sich bei ‚Emerging‘. Hierfür gibt es zwei sich ergänzende Bedeutungsrichtungen. Die eine meint etwas wie auftauchen, neu geschaffen oder im Entstehen sein, ins Licht treten oder auch entdeckt werden. Die andere spricht von der spontanen Entstehung komplexer Systeme. Dabei stehen viele Einzelteile in einer gewissen Abhängigkeit zueinander, die zusammen etwas Neues ergeben, das mehr ist als nur die Summe aller Teile: etwas neues Höheres. Dieser Aspekt lässt sich auf jede 18 Exkurs Gemeinde beziehen, aber auch auf die Gesamtheit und das Netzwerk der Emerging Churches. Als mögliche Umschreibung ergibt sich daraus die ‚neu auftauchende vernetzte Gemeinde‘. Tja und das mit der Bewegung erklärt sich auch fast von selbst. Es ist keine Institution, sondern ein sich entwickelndes Netzwerk, bei dem jeder mitdenken darf. Angetrieben von einer gesunden Unzufriedenheit, kommt die Frage auf, wie sich die Menschen heute für Jesus begeistern lassen? Von der Moderne zur Postmoderne Das ganz große Thema sind die Kulturepochen und der Unterschied zwischen der Moderne und der Postmoderne, wobei Post-Moderne nix anderes meint, als dass sie nach der Moderne kommt. Kultur bezeichnet ganz grob das, was eine Gruppe von Menschen auszeichnet und prägt. Dazu gehören Sprache, Technologie, Kunst, Denken, Rituale, Tabus und ähnliches. Und diese Dinge ändern sich nicht nur, wenn man in den Urlaub fährt, sondern auch wenn man als Gesellschaft ein paar (hundert) Jahre älter wird. Ganz grob kann man die Moderne nach dem Mittelalter also von 1500 bis 2000 ansiedeln. Die Postmoderne fängt dann irgendwo um 2000 n. Chr. an, wobei manche sagen, dass es schon nach dem zweiten Weltkrieg losging. Die Moderne ist geprägt durch das logische Denken der Aufklärung. Jeder ist aufgefordert, sich seines Verstandes zu bedienen und sich zu bemühen die Welt, in der er lebt, zu begreifen. Christliches Denken wird nicht ausgeschlossen, sondern es wird unter diesen Voraussetzungen betrachtet und behandelt. Es gilt den Glauben rationell zu erfassen und dogmatische Aussagen zu verstehen. Die Gesellschaft und ihr Denken sind durch das Christentum geprägt, so dass auch die Ethik und Moral stark christlich beeinflusst sind. Wahrheit ist etwas absolutes, allgemeingültiges und muss nicht erfunden werden. Kennzeichen des modernen Denkens ist das Wissen. Man ging davon aus, dass Wissen begrenzt ist und dass mit Hilfe der Wissenschaften die Welt vollständig verstanden werden kann. Dabei kam es nur auf rationelles Denken an, für Gefühle, Übernatürliches und Unerklärliches war wenig bis kein Raum. Das Ziel der Moderne, die Welt durch Fortschritt zu verbessern, wurde letztlich verfehlt. Dadurch ging ein gesamtgesellschaftliches Ziel verloren, so dass für den Einzelnen nur Orientierungslosigkeit und Pessimismus blieben. Aus dieser Desillusionierung erwuchs dann die Postmoderne. Die Erkenntnistheorie, d.h. das Denken wie Wissen gewonnen wird, kann als wesentliches Kennzeichen der Postmoderne angesehen werden. Im Gegensatz dazu sind Religionsvermischung, abnehmender Einfluss von Religion, Spiritualität, d.h. die bewusste Suche nach Kontakt mit dem Übernatürlichen, und Globalisierung kein Wesenszüge der Postmoderne, sondern stehen in Wechselwirkung mit ihr. Der Wissenschaft der Moderne gelang es nicht einen absolut objektiven Blick auf die Dinge und die Welt zu erlangen. Es gibt immer Grundannahmen und Betrachtungswinkel, die dazu führen, dass etwas interpretiert wird. Daraus folgt aber auch, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Ohne die eine Wahrheit haben Logik und Rationalität ihren hohen Stellenwert eingebüßt. Der Verlust der absoluten Wahrheit in der Wissenschaft wirkte sich auch auf andere Bereiche aus. Von daher ist es erlaubt Weltanschauungen, Stile und anderes frei zu kombinieren. Insgesamt ist eine Offenheit für Spiritualität und Religionen zu finden. Dabei sind jetzt individuelle Bewertung und persönliche Erfahrungen entscheidend. Mit dem Christentum hat man schon Erfahrungen gemacht – und zwar negative: entgegen dem Trend scheinen Christen andere zu verurteilen, fordern ein bestimmtes Verhalten und im schlimmsten Fall werden sie ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Erwin McManus beschreibt das Problem so: „Unser Land lehnt nicht die Spiritualität ab, sondern das Christentum. Der Vorwurf, den wir uns gefallen lassen müssen, ist: Der christliche Glaube, wie wir ihn leben, wird nicht mehr als lebensfähige geistliche Alternative gesehen.“ Wie bei einer Impfung sind unsere Mitmenschen durch ein stumpfes Christentum immun geworden gegenüber dem lebendigen Christus. Von daher glauben sie alles zu wissen, was man über das Christentum wissen könnte und haben kein Interesse mehr daran etwas (Neues) davon zu hören. Deshalb wenden sie sich ab und suchen anderswo Antworten auf ihre spirituellen Bedürfnisse. Außerdem gibt es auch keine allgemeine Ethik und Moral mehr. Sie werden eher durch das direkte Umfeld und die Medien gebildet. Jedoch sind Einstellungen nicht unbedingt langlebig und alle Meinungen können schnell geändert werden. Fehlendes christliches Umfeld Grundsätzlich hat eine Kultur die Tendenz sich selbst zu reproduzieren. Es bleibt ihr keine Alternative, anderenfalls hört sie auf zu existieren und wird abgelöst. Die bewährteste Methode für den Fortbestand ist die Tradition. Gewonnene Erkenntnisse und Überzeugungen werden dabei an alle im Einflussbereich weiter gegeben. Genau das geschieht auf ganz grundlegende Weise in den christlichen Gemeinden. Sie haben ihren Hintergrund in der Moderne, die ihnen teilweise in die Karten spielt, z.B. der Monotheismus und die absolute Wahrheit, andere Kennzeichen wie rationelles Denken werden mit weitergegeben, weil sie einfach dazu gehören. Deshalb ist es nur logisch, dass Menschen, die in einem christlichen Umfeld geprägt werden, eher modern eingestellt sind. Wo im Umfeld aber dieser christliche Bezug fehlt, wird er auch nicht vorgelebt. Eher werden die schlechten Erfahrungen weitergegeben. Je geringer die moderne Vorprägung ist, desto eher werden postmoderne Werte und Ansichten übernommen und vermittelt. So kann man auch nicht von einem modernen Heidentum reden, denn dann würde die unterschwellig nachwirkende christliche Vergangenheit übersehen werden. Weil die westliche Welt das christliche Weltbild abgelegt und hinter sich gelassen hat, sollte man sie eher als postchristlich einordnen. Das Ganze ist kein Problem des Alters, sondern des Umfelds. Deshalb gibt es junge Menschen, die modern ticken und Oldies, die voll postmodern unterwegs sind. Diese Prägung wird sich nicht ändern und hat auch nichts mit vernünftig werden zu tun. Tobias (post 25-jährig) besuchte drei Jahre lang eine Bibelschule. Zur Zeit versucht er herauszufinden, wie in diesem Jahrtausend eine Gemeinde aussehen kann, die diakonisch, sozial, politisch und theologisch korrekt und relevant ist. Kurzlink zur Bachelor-Arbeit: redir.ec/BA-emerging Kurzlink zur Diskussion auf jesusfreaks.de: redir.ec/emerging Literatur Donald A. Carson: „Emerging Church.“ CLV 2008. Tobias Faix, Thomas Weißenborn (Hg.): „Zeitgeist.“ Francke 2007. Michael Frost, Alan Hirsch: „Die Zukunft gestalten.“ Gerth Medien 2008. Dan Kimball: „Emerging Church. Die postmoderne Kirche.“ Gerth Medien 2005. Ron Kubsch: „Die Postmoderne. Abschied von der Eindeutigkeit.“ Hänssler 2007. Erwin R. McManus: „Eine unaufhaltsame Kraft.“ C & P Verlagsgesellschaft 2005. Fabian Vogt: „Das 1x1 der Emerging Church.“ C & P Verlagsgesellschaft 2006. Exkurs 19 Vorwort H allo liebe Leserin, lieber Leser, Türchen bestimmt hast Du schon mehr als ein net. Vielleicht von Deinem Adventskalender geöff e Wohnung oder Eur n hast Du mit Deinen Eltern scho Weihnachtsund Euer Haus geschmückt. Lebkuchen en. Lad männer gibt es auch schon lange im hen, um den GeburtsDass wir alle so einen Aufwand mac fast 2000 Jahren gelebt tag eines Mannes zu feiern, der vor e es nicht toll, wenn hat, ist doch etwas komisch, oder? Wär wäre, dass alle mites das auch zu Deinem Geburtstag so n ja, einigen Kinfeiern und Geschenke bekommen? (Nu Geburtstag haben.) der geht das so, da sie im Dezember nderes gewesen sein. Dieser Mann muss wohl etwas beso in Mann, sondern der Das stimmt! Jesus war nicht irgende schen so sehr liebt, hat Sohn Gottes. Und weil Gott die Men diesem Grund schenken er ihnen seinen Sohn geschenkt. Aus die wir lieben etwas, das wir auch heute noch den Menschen, de kannst Du verbreiten, ihnen Freude macht. Noch mehr Freu nkst, die niemanden mehr wenn Du den Menschen etwas sche nur wenig Geld haben. haben, der sich um sie sorgt, oder die scht Ein gesegnetes Weihnachtsfest wün ina [[email protected]] Betttina hst du dir Was wünsc chten? zu Weihna d n innenkleid u ein Prinzess (Finja, 4) he Klackerschu on weißes Pokem ein schwarz) (Anthony, 6 it uen Rock m einen hellbla n (Ariane, 7) kte bunten Pun che ) Pferdekuts (! eine echte 5) (Dhana, fast i R adierggumm einen riesigen (Valerie, 4) Mitmachen Kinderpunsch * Heiß, lecker und gesund * Zutaten ½ Liter Früchtetee 1 Liter Apfelsaft 4 EL Zucker (nach Geschmack) 1 Stange Zimt 2-4 Gewürznelken Saft von ½ Zitrone Saft von 1 Orange Zubereitung Den Früchtetee kochen und ziehen lassen. Anschließend mit dem Apfelsaft vermischen, die Gewürze zugeben, Zucker unterrühren und aufkochen, kurz ziehen lassen. Zitronen- und Orangensaft zugeben. Den Punsch heiß servieren. Probier mal den Punsch auch ma mal mit etwas Traubensaft, Aprikosen- oder Pfirsichnektar. lin indern aus Ber eses Mal von K e andere Gedi de ur w “ te gabe ist ein „der kleine bo mir. r nächsten Aus kommt Ihr bei be gestaltet. In de r fü da s ck ri ipps & T meinde dran. T mitmachen Deine Freunde d un u D n ail. en W t mir eine E-M möchtet, schick darauf Ich freue mich Bettina aks.de] [bote@jesusfre Bilder und für Eure Texte, s us hl sc de n se nuar 2012. Der Ein ll ist der 5. Ja nfällt ei h oc n t st n so was Euch Steckbrief Wie heißt du? a bist du? Wie alt Wo wohnst du? Berlin Was ist deine Lieblingsspeise? Milchreis Wo bist du am liebsten? im Schulhort Was willst du mal werden? Computerspiel-Entwickler Wohin willst du mal reisen? Afrika In was würdest du dich für einen Tag verwandeln wollen? ein dreiköpfiges feuerspuckendes Monster Was sind Engel? wie ein persönlicher AngestellEin Engel ist ein Bote Gottes, so was dir gehen und sagen soll, dass ter. Gott sagt dem Engel, dass er zu der Engel los und sagt es dir. Gott dich lieb hat. Daraufhin zischt ein sehr festes Bild von Engeln. Gerade jetzt zu Weihnachten gibt es blonde Locken und kleine FlügelSie sind süß, ein bisschen dick, haben sie Flöte oder haben ein Geschenk chen auf dem Rücken. Meist spielen echten Engeln zu tun. In der Bibel dabei. Ich denke, das hat nichts mit n einem und drei Paar – und steht, dass sie Flügel haben – zwische en. Manche sind Boten, manche dass sie verschiedene Aufgaben hab der Menschen da und so weiter. loben Gott, manche sind zum Schutz wenn sie einen Auftrag haben. Manche „tarnen“ sich als Menschen, Engeln zu tun, aber viel Ich hatte schon zweimal bewusst mit r da gewesen ist. Engel eine s öfter habe ich es nicht bemerkt, das werden auch immer da sein. hat es schon immer gegeben und sie Julia ljagd Schnitze es Papier Gefunden zu ten m einfachs a r e d s e in E er Welt ist Dinge in d findenden es Papier (gerade fen weggewor . Während achtszeit!) n zur Weih eicht es Teil viell ein einzeln sinnig interesahn nicht so w t, kann es extrem ein h c sant ers e Sammd sein, ein n und n e k beglüc e menzutrag lung zusam nen Kombinatide in verschie enzustellen, z.B. m m a s u en onen z gleiche Form in ie s u d indem bst. und aufkle schneidest ie man sich die aus: Keri Smith: „W tmann 2011. Welt erlebt.“ Kuns er Collage Ein Foto von dein kleinen kannst du an den ote@ [b : en ck boten schi e] .d jesusfreaks Auf der Suche nach Haltigem Praktische Links für ein nachhaltiges Leben N www.gls.de Wir werden anders Geld investieren und in anderes Geld investieren www.chiemgauer.info anders verreisen und anders www.transportation-design.org reisen www.alpine-pearls.com achdem das Internet immer das ist, was man daraus macht, möchte ich hier und jetzt einen kleinen Beitrag leisten, wie man dem Internet das ein oder andere an Information für den eigenen www.airbnb.com anders unterkommen nachhaltigen Lebensstil entlocken kann. und anders unterwegs sein Denn Bildung, Inspiration, Kreativität, Unwww.car-sharing-freiburg.de anders arbeiten und abhängigkeit, Intuition, Beharrlichkeit und www.neuearbeit-neuekultur.de länger arbeiten oder Glück sind sieben wesentliche Zutaten für d Thema „Arbeit“ gleich ganz neu Menschen, die sich anschicken, die Welt www.alte-liebe.com das definieren. www.unternimm-die-zukunft.de zu verändern, und in Sachen Bildung und Inspiration ist das weltweite Netz unschlagWir werden andere Häuser bauen www.passiv.de bar. Für Kreativität und Unabhängigkeit ist es und andere Siedlungen förderlich, zumindest solange es beharrlich und u die Häuser anders mit intelligent genutzt wird. Es ist also das beste www.solarsiedlung.de und Energie versorgen www.minijoule.com E World-Changing-Tool, das dieser Tage existiert. und mit anderen Leuten Um unseren künftigen neuen Lifestyle zu www.dmgw.org zusammenwohnen. beschreiben, muss man erst einmal schauen, warum sich überhaupt irgendetwas ändern soll Wir werden andere Zeitschriften oder muss. Dafür sind diese Seiten eine Hilfe: und andere Bücher lesen www.enorm-magazin.de www.footprintnetwork.org www.waterfootprint.org www.worldchanging.com Sie zeigen relawww.happyplanetindex.org tiv deutlich, dass ein paar Dinge im Argen liegen und in welche Richtung sich der neue Lifestyle bewegen muss. Man lernt, dass der neue Lebenswandel voraussichtlich einen Wandel in ungefähr allen Bereichen des Lebens beinhalten wird. Wir werden anders einkaufen im Netz www.ebay.com oder im Laden www.morganarama.de und weniger einkaufen, weniger wegwerfen, kreativer sein im www.yeayea.de Wiederverwenden von Dingen, z.B. FahrradmänW ttel und schönere und individuellere Dinge kaufen www.dawanda.com oder machen www.reschique.de und andere Bücherquellen haben und andere http://de.wikipedia.org/wiki/ Inspirationen suchen öffentlicher_Bücherschrank und uns www.ted.com u aauf anderen Plattformen www.utopia.de austauschen und anders unser Wissen austauschen. www.wikipedia.org Und das sind nur die Internetseiten und Themen, die mir spontan eingefallen sind, weil sie mir irgendwo begegnet sind. Natürlich gibt es wahrscheinlich zu allen diesen Themen noch andere und bessere Seiten Google oder besser noch www.ecosia.org wird sie für dich finden! In diesem Sinne: Lass dich inspirieren, such oder d machen h llassen oder d tragen www.glore.de dir die Dinge, die du interessant findest, und mach sie nach oder mach neue Dinge, denk neue www.oekorausch.de und u mehr leasen, nicht nur Gedanken. Jesus Freaks waren schon immer die Autos, sondern zum Beispiel www.interfaceflor.de Christen, die immer alles hinterfragt haben. Teppichböden und mehr verFrank Schäfer (38), postmoderwww.netcycler.de schenken und uns schenken ner Jesus Freak und Architekt, lassen und die Dinge, die wir www.epea-hamburg.org lebt und hinterfragt sich und kaufen, anders herstellen, Gott und die Welt von Freiburg nämlich ohne dass Müll oder Gifte dabei entsteaus. hen oder den Unterschied zwischen schenken, Kontakt: kaufen und sponsoring gleich ganz aufheben, [[email protected]] indem man jeden Monat einen Betrag an einen Bauernhof gibt, und dafür so viele Lebensmittel, wie man braucht, bekommt. www.lebensmittelkooperativen.de 22 Nachhaltigkeit Die Charta in Kommentaren Fortsetzung der Serie mit Kapitel 5 Modellbausteine (Teil 1): Wie wollen wir zusammenarbeiten, wie wollen wir dienen Im Folgenden werden Werkzeuge und Bausteine benannt, die bei der Umsetzung von Ideen aus der Charta hilfreich sein können. Diese Vorschläge beziehen sich auf die Zusammenarbeit der Regionen und können eventuell auch eure Gemeindearbeit vor Ort inspirieren. Wie Hans aus Münster in der OpenGooDiskussion so schön bildlich feststellte, die Charta bietet in diesem Kapitel eine Sammlung von Zutaten, und wir stehen damit in der Jesus-Freaks-Bewegungsküche und können experimentieren. Wichtig: Es kann zeitweise gute Gründe geben, gegen die eine oder andere Idee zu entscheiden, und das ist okay so. Aber wählt immer die besten Zutaten aus. Teamarbeit und Teamleiterschaft Wir sprechen uns auf allen Ebenen für Teamarbeit aus. Gott hat uns bewusst so geschaffen, dass wir auf die Ergänzung anderer angewiesen sind. Ein Team kann sich nicht nur in seinen Gaben und Fähigkeiten ergänzen, sondern die Arbeit verteilt sich auf mehrere Schultern. Teammitglieder können sich gegenseitig ermutigen, ermahnen und aufeinander achten. Wie so einige aus der Bewegung bin ich Einzelunternehmer und bekomme Aufträge. Daneben habe ich aber ein privates Projekt, wo ich auch schon selber Subaufträge vergeben habe. Das war vielleicht mühsam: Ich musste zuerst mal bis ins kleinste Detail erklären, was ich haben will und wo die Grenzen des Auftrags sind. In der Zeit hätte ich das fast auch schon erledigt! Ich arbeite eigentlich gerne allein – ich habe einen ungefähren Plan im Kopf, und kann ihn bei Bedarf sehr flexibel anpassen. Das geht plötzlich nicht mehr. Bei der Präsentation der ersten Zwischenergebnisse stellte sich heraus, dass mein Auftragnehmer ein paar Dinge falsch verstanden hatte – also nochmals von vorne. Dann hatte der Kerl auf einmal eigene Ideen, wie das Ergebnis aussehen soll, und wollte mir einreden, dass das ja viel besser sei. Da denkt man, wer zahlt schafft an? Denkste. Und so weiter. Aber ich habe viel gelernt. Allein kann ich viel erreichen, aber irgendwann stoße ich an eine Grenze. Will ich über diese Grenze hinaus, muss ich ein Team aufbauen und im Team diesen Weg gehen. So mühsam das auch ist. Unsere Bewegung soll auf allen Ebenen mehr Einfluss in der Welt ausüben als ein Einzelner es jemals schaffen könnte. Darum: Bildet Banden ... äh ... Teams. Der fünffältige Dienst Der Begriff des fünffältigen Dienstes leitet sich hauptsächlich aus Epheser 4,11-16 ab: Dort werden die Dienste der Apostel, Evangelisten, Propheten, der Hirten und der Lehrer genannt. Neben anderen Diensten scheinen diese eine besondere Bedeutung für die Reife, Einheit und Zurüstung der Gemeinde zu haben. Aus diesen fünf Diensten muss keine ideale Teamgröße abgeleitet werden. Wir können vieles noch nicht genau fassen, wollen aber im Bezug auf den fünffältigen Dienst offen und gespannt sein, was Gott machen wird. Der fünffältige Dienst beschreibt umfassend wie Jesus den Menschen gedient hat: Er war Freund der Menschen und hat sich mit ihrem Elend beschäftigt (Evangelist), er hat einen sicheren Raum geschaffen wo Heilung möglich ist (Hirte), er hat ihnen erklärt wie das Reich seines Vater funktioniert (Lehrer), er hat sie liebevoll ermutigt und korrigiert (Prophet), und er hat sie nicht in ihrem alten Leben gelassen, sondern sie auf ein neues Ziel ausgerichtet, zugerüstet und bevollmächtigt (Apostel). In dem genannten Abschnitt des Epheserbriefes betont Paulus die „Einsheit“: Ein Leib mit vielen Gliedern, ein Geist mit vielen Gaben, ein Glaube mit vielen Nuancen. Und so wie Jesus in seinem Dienst immer die Menschen im Blick hatte, so wie alle Gaben des Geistes den Menschen dienen, soll auch unsere Bewegung immer die Menschen im Mittelpunkt haben. Fünffältiger Dienst heißt: Jeder wie er kann, und alle gemeinsam, im Team, so wie Jesus für die Menschen. Klaus Botschen (45) war von 2000 bis zum Konzil Regioleiter für Österreich. Er hat das Konzil mitgestaltet und ist seit 2010 als Berater im Leitungskreis von JFD. Der SoftwareEntwickler lebt mit seiner Frau in Wien. Charta 23 K im Reschke (35) kam 1993 in Hamburg zu den Jesus Freaks. Die Musikerin und Schauspielerin schreibt derzeit an ihrer Magisterarbeit im Fach Erziehungswissenschaften. Gott ist flexibel Gründergeneration: Kim Reschke Als Freak im „Weingarten“ Wie bist du zu den Freaks gekommen? Ein Freund hat mich mitgenommen, der die Jesus Freaks eine Woche zuvor kennengelernt hatte. Ich habe mich sofort zu Hause gefühlt. Andere Gemeinden fand ich langweilig, was die gemacht haben, hatte nichts mit mir zu tun. Da gingen nur die Schicki-Kinder hin. Ich war vorher in der Anskar-Kirche, aber dort war ich unglücklich und sie passte nicht zu meinem Style, meiner Lebensart. Aber meine Mutter war Christ und hat mir einige Werte vermittelt, wie z.B. dass christliche Gemeinschaft Sinn macht, und deshalb war ich sehr glücklich die Freaks gefunden zu haben. Wie war denn dein Style? Ich war wohl so etwas wie eine Zecke, so nannte man das damals. Eher links, pro Antifa, aber nicht so mega-engagiert oder so. Was fandest du an den Freaks so anziehend? Alles war ein bisschen chaotisch, nicht sortiert. Es gab keine Liturgie mit Aufstehen und Hinsetzen und so. Wir waren Mit kahlem Kopf vor dem Powerhouse, einer spontan Hip Hop Disco, wo die Jesus Freaks Hamburg und taten ein Jahr ihre Gottesdienste hatten (1994/95) die Dinge so, wie wir lustig waren. Optisch passte ich gut zur Gruppe. Auch von der Art, alle waren irgendwie kreativ und impulsiv. Die Musik war direkt an Gott gerichtet. In anderen Gemeinden hatte ich oft das Gefühl, dass über Gott, aber nicht zu ihm hin gesungen wurde. Das fühlte sich für mich seltsam distanziert an. Ich konnte so sein, wie ich bin. Wie siehst du die Bewegung heute? Ich leite heute mit meinem Mann Kristian (Kuky) eine Vineyard-Gemeinde in Hamburg. Also habe ich nicht den vollen Überblick, aber einiges bekomme ich über unseren Dienst mit. Die Freak-Gemeinden sind sehr unterschiedlich: 24 Gründergeneration Viele Gemeinden gehen voll ab und funktionieren gut. Andere, vor allem kleine Gruppen, haben es schwer vom Fleck zu kommen. Dann gibt es Gemeinden mit einem Wort+Geist- oder einem anderen Schaden. Einige sind offen für andere, gute Impulse und setzen nicht das Label „Jesus Freaks“ über alles. Die Bewegung ist groß geworden. Was stört dich an den Jesus Freaks? Manchmal fehlt die Richtung in Hinblick auf die Leitung. Ich glaube an klare Leitung und das Prinzip von Unterordnung. Die Leitung heute ist nicht präsent genug, ich sehe wenig Vision. Das Ziel ist unklar, auch wenn die Bewegung immer noch in Bewegung ist. Ich finde eine Plattform von zu vielen Leuten (die Leitungskreistreffen, Anm. d. Red.) ist dafür nicht so geeignet. Die Jesus Freaks hatten und haben eine Berufung. Früher waren die Freaks wie ein Eisbrecher und haben die christliche Szene aufgebrochen, das müssen wir nicht mehr sein. Heute herrschen andere Zeiten. Die Kirchen haben sich geändert und auch die Freaks müssen sich ändern. Warum bist du zur VineyardBewegung gewechselt? Ich habe immer schon von ihr profitiert und stand mit den Leuten in Kontakt. Für mich ist Vineyard das ähnlichste, was es zu den Freaks gibt. Die sind so wie die Freaks bloß 10 Jahre reifer. Als es bei den Jesus Freaks Hamburg zu Ende ging, brauchte ich ein heiles Umfeld, um nicht selber auf der Strecke zu bleiben. Die Verbindung zur Vineyard-Gemeinde existierte bereits durch Kontakte zu Mike und Char, Charles und Diana Bello, Martin Bühlmann usw. und so bin ich in Frieden rausgegangen. Mein Mann Kristian und ich stehen aber viel in Kontakt mit Freak-Gruppen. Ich habe das Gefühl, die einzelnen Gruppen sind sehr offen uns gegenüber und dem, was wir zu geben haben. Das sieht man bei unseren Seminaren und anderen Veranstaltungen. Was schätzt du an der Vineyard-Bewegung? Mir ist das Nebeneinander von Gemeinden wichtig und das Bewusstsein, dass wir Teil eines großen Ganzen sind. Leute wie Charles Bello und Mike und Char Turrigiano haben einiges in die Freak-Bewegung investiert. Sie haben uns auch mal den Kopf gewaschen, wenn es nötig war. Die Freaks hatten früher das Problem, dass es nie reifere Leute gab. Das hätte uns wirklich nicht geschadet – ganz im Gegenteil. Einige Leute aus der Vineyard-Bewegung haben uns Gott sei Dank als Mentoren und Lehrer unterstützt. Was magst du an den Jesus Freaks? Die Leute sind sehr unterschiedlich. Der Hunger nach Jesus ist immer noch im genetischen Code der Freaks verankert, das finde ich toll und das soll so bleiben. Der Zwang, anders sein zu müssen, ist nicht mehr so dringlich. Wir müssen uns nicht mehr absondern, um Freaks zu sein. Die Bewegung ist reif geworden. Viele leben immer noch mit Jesus. Das Verbundenheitsgefühl ist auch noch da. Heute ist die SehnDie Girliband „The Ribs“ mit Kim (r.) sucht auf der Bühne vom Marquee des Einzelnen nach Intimität mit Jesus größer. Früher war das Gefühl eine Gang zu sein und gemeinsam was für Jesus Chillen mit Mann Kristian und Kind zu rocken größer. Die Gruppen sind bunter geworden, d.h. die Leute sind vom Style und ihrer Herkunft vielfältiger. Das mag ich. Was möchtest du den Freaks mitgeben? Führt ein eigenständiges persönliches Leben mit Jesus, wachst in eurem Glauben, nicht nur innerhalb der Bewegung. Trefft Gott auch mal alleine. Gewöhnt euch in Bezug auf euer geistliches Leben Disziplin an, sei es beim Bibellesen, beim Gebet oder der Anbetung. Investiert langfristig in eure Beziehung zu Jesus. Namen und Orte sind unwichtig. Die Leute sind wichtig. Gott ist flexibel, dem ist es egal, in welcher Gemeinde du bist. Interview: Bettina Kammer Impressum Herausgeber: Jesus Freaks International e. V. Bereich Medien, Holländische Straße 270, 34127 Kassel, [[email protected]], www.jesusfreaks.de Redaktionsleitung: Bettina Kammer (V.i.S.d.P.), Dubliner Str. 1, 13349 Berlin, (030)45025203, [[email protected]] Redaktion: Conny Graf, Tobi Mühlbach, Nils Neumann, Danielle Norberg, Julia Pfläging, Ben R. Menge Jahresabo 1 bis 4 15 € je Exemplar Versand Preis pro Exemplar 5,10 € 2,50 € 5 74,10 € 8,40 € 2,47 € 10 114,00 € 23,40 € 1,90 € 20 204,00 € 46,80 € 1,70 € Layout: Bettina Kammer, Jocky Spörl, Tobi Textor, Simeon Wetzel Bildnachweis: T.Textor S. 1, 36, 37; A.Steinbrecher S. 2; Ben R. S. 8, 31; J.Emilio S. 12; BBC/Horia Varlan S. 13; Photocase S. 18 (C.Papke); C.Schramm S. 27; Muck S. 29; T.Henning S. 31; B.Watterson S. 38; restliche Bilder privat Andere Stückzahlen liefern wir natürlich gerne. Die Versandkosten für EU-Länder betragen derzeit 16,20 € pro Exemplar im Jahr. Verbindliche Preise auf Anfrage. Ein Einzel-Abo mit Tasse kostet 29 € (inkl. Versand). Eine Tasse kostet 7 € (zzgl. 2,50 € Versand). Rabatt bei Mehrkauf! Homepage: http://jesusfreaks.de ǻǻǻ Der Kranke Bote Geschenk-Abos (15 € zzgl. Versand) enden automatisch nach sechs Ausgaben. Bei der Bestellung bitte Liefer- und Rechnungsadresse angeben. Facebook: http://redirec.de/bote Leserbriefe und Texte an: [[email protected]] Einsendeschluss für die nächste Ausgabe: 5.1.2012 Anzeigen-Service: Rainer Mick, Küsterland 3, 28259 Bremen, (0162)8452302, [[email protected]] Leser-Service: Julia Pfläging, Talsperrenweg 27, 42897 Remscheid, (02191) 5682354, [[email protected]] Bezugsbedingungen: Der Kranke Bote erscheint sechsmal im Jahr. Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein Jahr, wenn es nicht bis zum 30.11.12 gekündigt wird. Das Abonnement endet außerdem, wenn eine Sendung wegen falscher Adresse zurück kommt. (Bei Umzug bitte rechtzeitig Bescheid sagen!) Ein Sozial-Abo (11 € zzgl. Versand) erhältst du gegen Vorlage eines Alg-II-Bescheides bzw. Nachweis der Privatinsolvenz. Finanziert werden soll dieses Angebot durch Spenden, z.B. 4 € zusätzlich zum normalen Abopreis. Spenden: Wer Geld spenden möchte, um JFI e.V. zu unterstützen, sollte Name und Adresse angeben, um eine Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt zu erhalten. Bank: JFI e. V., Ev. Kreditgenossenschaft EG, BLZ 520 604 10, Konto 3502295, IBAN: DE75520604100003502295 BIC: GENODEF1EK1 Impressum 25 Sei ein Kamel?! Das JFD-Treffen vom 21. bis 23.10.2011 als Lernprozess W as soll man schon schreiben über ein JFD-Treffen, was nicht schon in den letzten Berichten stand? Tagsüber haben wir diskutiert – anstrengend – und abends haben wir gefeiert – entspannend. Fertig. Oder doch nicht? Zunächst einmal wurden wir – je nach Ankunftszeit in der Abenddämmerung oder im Morgennebel – überrascht ... von Kamelen, Lamas und einem Stier, die auf den Wiesen vor Haus 27 friedlich grasten. So manch einer beneidete sie um ihre Ruhe, während wir darüber debattierten, wie wir leiten wollen, wie wir mit prophetischer Rede umgehen, welche Ideen wir für das Jahresthema 2012 ans Dreamteam weitergeben, wie Dreamteam und Leitungskreis auf dem Freakstock zusammenarbeiten und indirekt, inwieweit wir einander vertrauen. Alle Themen konnten und wurden abwechselnd auf der Sach- und Metaebene, gelegentlich auch auf persönlicher Ebene, diskutiert, bis alle unzufrieden waren. Die aufgeladene Stimmung entlud sich in der Feedbackrunde am Sonntagmorgen. Es wurde deutlich, dass Wunsch und Wirklichkeit eines gelungenen JFD-Treffens immer noch nicht übereinstimmen. Warum eigentlich nicht? Zunächst einmal gab es ermutigende Faktoren, wie Inputs von Klaus und Storch über Heiligung, eine begrenzte Anzahl von Themen, Zeit für Lobpreis und Gebet, leckeres Essen und erträgliche Temperaturen. Bei den eineinhalb Moderatoren wurde es schon schwierig, da sie erst kurzfristig gewonnen werden konnten und nicht in bereits geführte OpenGoo-Diskussionen (OpenGoo ist die Internet-Arbeitsplattform des Leitungskreises) eingeweiht waren. Es waren viele Gäste da, was den Leitungskreis inspiriert, aber teilweise auch in seiner Arbeit gehemmt hat. 26 JFD-Treffen Weitere erschwerende Faktoren waren persönliche Befindlichkeiten, die in so geballter negativer Form bisher noch nicht auftraten, und welche dann zu Missverständnissen und Sichim-Kreis-drehenden-Diskussionen führten. Ein Bild von Frank dazu: „Während des Treffens hatte ich das Gefühl, dass Sachen, die Gott uns sagen wollte, wie ein Glas Wasser in der Wüste einfach versickert sind.“ In dieser Hinsicht sind Kamele die klügeren Wesen, wenn sie Durst haben und Wasser riechen, dann laufen sie unbeirrbar darauf zu. Wir müssen noch lernen, uns nicht durch äußere Umständen von Gottes Plan ablenken zu lassen. Denn dass der Leitungskreis auf Willo und Freakstock seine Rolle als geistliche Leitung eingenommen hat, war definitiv positiv für die im Gebet begleiteten Sessions und Hauptseminare. Trotz des Angriffs auf unser Treffen und unsere Zusammenarbeit, haben wir als Leitung wichtige Meilensteine bei der Beantwortung der oben genannten Fragen gesetzt. Sei es die eingeplante Zeit für Gebet und prophetisches Reden oder der verabschiedete Leitfaden, wie Dreamteam und Leitungskreis in Zukunft auf Freakstock miteinander kommunizieren. Zum zukünftigen Ablauf der JFD-Treffen gab es bereits in Borgentreich erste Erkenntnisse. Weitere Vorschläge zur Verbesserung werden auf OpenGoo gesammelt und ausgewertet. Zwei möchte ich herausgreifen, um zu zeigen, wohin die Reise geht: „Vorsorge“ ist wichtig, vor allem im Gebet miteinander und füreinander, wobei wir uns zusätzlich Leute aus der Bewegung wünschen, die im Gebet für den Leitungskreis einstehen (siehe Meldung Seite 4). Außerdem hängt vieles am Vertrauen zueinander: Wenn wir nicht alles in großer Runde diskutieren wollen, müssen wir vertrauen, dass befähigte, gesalbte Leiter im kleinen Kreis zu Lösungen kommen, die für die Jesus Freaks und ihre Aufgabe auf Erden richtungsweisend sind. Übrigens, ich möchte doch nicht mit den Kamelen tauschen, denn statt der vollen Vielfalt und dem inspirierenden Austausch käuten sie auf ihrer eingezäunten Wiese das immer gleiche Gras wieder. Bettina Kammer (32) gehört als Leiterin vom Bereich Medien zum Leitungskreis der Jesus Freaks Deutschland und freut sich allen Umständen zum Trotz darauf, ihre Geschwister im Herrn in Borgentreich zu sehen. Neue Leiter hat das Land Ein Bericht zweier Subjekte vom Regiotreffen der Sachsen, Thüringer, Anhaltiner und Exil-Sachsen V om 4. bis 6. November haben sich etwa hundert Jesus Freaks in Hormersdorf getroffen. Am Freitagabend ging es gleich mit einem Gottesdienst los, Predigt von Hans-Dieter Gramm, Thema 100 % Jesus. Dann wurde gechillt bzw. dem spontanen Night Praise gelauscht. Spontan entschied ich mich, am Samstag mit Freunden zum Regiotreffen zu fahren. Vor dem Eingang des Gasthauses „Zum Löwen“ begrüßten uns die Raucher. Viele von ihnen in bunten Klamotten, Nieten und Lederjacken, verschlafen mit Kaffeebechern in der Hand, die Freaks eben. Es war ein herrlicher Samstag. Bei 15 Grad Außentemperatur und Sonnenschein wird ein solches Treffen zum Kurzurlaub. Zuerst fiel mir auf, dass viele „Nichtsachsen“ angereist waren, z.B. waren einige Convoy-Fahrer zu Besuch. Nach dem Lobpreis, der leider viel zu schnell endete, stand der Regioleiterwechsel auf dem Programm. Ilt Wächtler und Simon Roth gaben ihre Leitungsaufgabe ab. Ilt hatte in den letzten Jahren ein Burnout und Simon war mit seinen neuen Aufgaben vollständig ausgelastet. Das letzte halbe Jahr arbeitete Madlen aus Görlitz häufig allein für die Region, sie braucht dringend eine Erholungsphase. Madlen organisiert und vernetzt die Freakgruppen in der Region. Diese Arbeit passiert oft im Hintergrund und bekommt kaum die Anerkennung, die sie verdient. Die beiden neuen Regioleiter sind Tobi Mühlbach aus Dresden und Björn Kroll aus Halle. Bevor sie in ihr Amt eingesetzt wurden, gab es Bedenken. Für uns bedeutete das eine Pause an der frischen Luft. Die Fragesteller diskutierten und versuchten ihre Einwände und Kritiken zu klären. Simon sagte abschließend sehr deutlich, dass diese Wahl nicht basisdemokratisch entschieden wird. Der Leiterwechsel war der Region lange bekannt und wurde am Samstag nicht mehr neu verhandelt. Wer wollte, betete für die neuen und alten Leiter. Ich hatte das Gefühl, dass es zum Thema Leiterschaft in Sachsen noch einigen Diskussionsbedarf gibt. Tobi meinte er, würde gern im Januar bei einem Leitertreffen über Grundsätzlicheres reden wollen. Eine kleine Arbeitsbeschreibung der neuen Leitung: Tobi schreibt sich Lobpreis und Kommunikation auf die Fahne, Björn zieht sich den Reiseschuh an und Madlen vernetzt fleißig. Nach dem Mittagessen wurden die Finanzen der Region präsentiert. Es wird um Spenden allge- mein und besonders für Madlens Anstellung gebeten. Simon hat darauf hingewiesen, dass wir die Sachen, die wir wollen, auch unterstützen sollten. Am Nachmittag boten verschiedene Freaks Seminare an. Es ist interessant, dass diese Angebote immer noch fast ausschließlich von Männern kommen. Sabine aus Leipzig war die einzige Frau, die ein Seminar leitete, zusammen mit Christoph. Wo sind die Frauen aus der Region? Warum seid ihr nicht präsent? Die Neuen: Die Zeit nach dem Tobi und Seminar hat mir am besten Björn. Die gefallen. Alle saßen gemütlich zusammen. EiFrau, die alles nige unterhielten sich, manche spielten Uno. zusammenhält: Nur die Eltern der kleinen Kinder und Babys hatten wenig Ruhe und Entspannung. Ich hatte Madlen. Die Alten: Simon meine Kinder bewusst zuhause gelassen, um und Ilt. gedanklich am Regiotreffen teil zu nehmen. In Zukunft wird es eine Herausforderung, Freaktreffen sowohl für Singles als auch für Eltern mit Kindern jeden Alters möglich zu machen. Abends spielten drei Bands, ich hab nur die erste gehört und fand es großartig. Ein paar Kids aus dem Dorf waren zum Zuhören gekommen. Es gab richtig derbe auf‘s Ohr mit guter Nachricht vom guten Hirten. Danach nochmal Lobpreis, quatschen, dieses komische Alienspiel ... Am Sonntag nach gewohnt leckerem Frühstück zelebrierten wir einen Abschlussgottesdienst. Tobi hat auch über 100 % Jesus gepredigt. Anschließend haben wir noch mal richtig geil gespeist. – Danke an das Küchenteam, das Barteam (Das Alkoholausschankverbot ist mir positiv aufgefallen!) und überhaupt an die Organisatoren. Sie alle machten einen ziemlich entspannten Eindruck. Danke Aue/Schwarzenberg! Ich hoffe, dass die fehlenden dreihundert Ocken noch zusammengekommen sind. Danke an die Regioleitung und alle anderen Mitarbeiter, ohne Treffen wie diese gäb es keine Jesus Freaks Sachsen. Familie kann man sich nicht aussuchen, aber man kann auf sie zählen. Benjamin Soldan, Görlitz und Conny Graf, Jesus Freaks/Heilsarmee-Gemeinde Chemnitz Regiotreffen 27 W ir haben einen Traum Extremsportler für Jesus U nser Traum ist es, dass sich die ganze Fun- und Extremsport-Szene bekehrt! „Oh man dieses olle und abgegriffene Wort ‚bekehren‘.“ Dennoch ist es das, was wir träumen, dass alle Skater, Surfer, Waker, Kiter, Biker, Climber, Blader und Snowboarder sich für ein Leben mit Jesus Christus entscheiden. Was bedeutet eigentlich bekehren? Umdenken, umdrehen, einen neuen Weg einschlagen. Im Fachjargon der Funsportszene sagt man dazu ONE EIGHTY (180°). Wenn ein Snowboarder, eine 180° Wendung macht, fährt er zwar immer noch den Berg runter, aber seine Blickrichtung ändert sich. Genau das träumen wir, dass die Funsportszene ihre Blickrichtung ändert. Weg von dem Denken, das man nur was wert ist, wenn man was kann. Es ist falsch seinen Wert an Klamotten, Marken oder Können fest zu machen. Genauso ist man nicht cool, wenn man viel Alk vernichten kann, Stangen von Zigaretten raucht und jedes Wochenende eine neue Liebschaft hat. In Jesus Christus können die Fun- und Extremsportler ihren wahren Wert finden. Unendlich geliebt, unendlich versöhnt und unendlich vergeben. Das ist es, was zählt. Wie verwirklichen wir unseren Traum? Indem wir der Szene andere Werte vorleben. Werte, W t die di G Gewicht i ht h haben, b Werte, W t die di wir i aus der Bibel erkennen. Wir laden alle Sportler ein, auf unsere Camps oder Wochenenden zu kommen, um was anderes zu erleben als das, was die Szene vorgibt. Wertschätzung und Annahme ohne irgendwelche Bedingungen. Wir wollen die Leidenschaft, auf dem Asphalt, in den Bergen oder auf dem Wasser unterwegs zu sein, mit ihnen teilen. Wir nehmen uns Zeit mit unseren VIPs (Very Important Persons = nichtgläubige Freunde) und wollen sie für ein Leben mit Jesus 28 begeistern. Wir wollen ihnen mit aller Liebe und Geduld begegnen, ihnen erklären, was es bedeutet, dass Jesus das Beste ist, was ihnen passieren kann. Wir treffen uns in Telefonkonferenzen, um unsere Freunde zu umbeten und von Gott zu erbitten, dass er Gnade mit ihnen habe möge. Was macht das Ganze so schwer? Die Szene ist reich. Wer mit Snowboard, Wakeboard oder Bike unterwegs ist, hat oft auch die nötigen Scheinchen dafür. Wir wissen, dass Geld und Können allein nicht glücklich macht. Dieses Denken braucht eine Veränderung. Die Szene braucht Jesus, damit ein Umdenken, ein 180° passiert. Genauso strotzen viele Sportler in der Szene vor Selbstbewusstsein, das sie durch ihren Sport bekommen. Sie verstehen ihr Handwerk und haben ihr Sportgerät im Griff. Das gibt ihnen Kraft und Eigenbewusstsein. Was ist, wenn einer dieser Komponenten wegfällt? Alle Sportler sollen wissen, dass sie nie tiefer fallen können als iin die Hände von Jesus Christus. SSolltest du als Jesus Freak dieselbe Leidenschaft mit uns teilen, bitten Le wir dich mitzumachen. Gottes Reich w in der Fun- und Extremsportszene aufzubauen. Die Hölle zu plündern Jesus bekannt zu machen. Wir haben und Je von Jesus bekommen und dadiesen Auftrag Auft Verantwortung. Wir sind nicht mit eine große gr allein. Denn wir sind uns sicher, dass Jesus mit träumt. Jesus hat gesagt, dass er uns wie uns träumt Schafe unter unte die Wölfe sendet (Matthäus 10,16). Genialste daran ist, das Jesus selbst, der Das Genials König und Erlöser der Welt uns aussendet. Er hat Gewalt über Himmel und Erde. Gemeinsam mit ihm wollen wir den Traum verwirklichen. Ihm sei alle Ehre in Ewigkeit. Euer SRSteamextreme Mehr Infos: www.SRSteam-extreme.de Ich habe einen Traum Auf der Suche nach Antworten Theologie als vollkommene Philosophie I ch habe die Philosophie schon lange vor der Theologie geliebt. Das ist auch logisch, denn ich habe mir schon lange, bevor ich Christ wurde, Gedanken über die Welt gemacht. Auch heute noch finde ich es interessant, anderen beim Denken zuzuhören, wenn ich ihre Bücher lese. Natürlich waren die ersten Philosophen, die ich gelesen habe, sehr antichristlich eingestellt. Nietzsche habe ich sehr gemocht und auch David Hume. Mit der Zeit hat mein Interesse an den Fragen nachgelassen und ist einem Interesse an Antworten gewichen. So kamen Bibel und Theologie mehr ins Blickfeld. Irgendwann werden dann die Antworten, die man hat, wieder unbefriedigend – man sucht nach Wahrheit unter der Wahrheit, Glaube verändert und vertieft sich und man ist wieder auf der Suche. Ein ewiger Kreislauf zwischen Frage und Antwort. So hat es mich gefreut zu lesen, was Justin der Märtyrer über die Philosophie geschrieben hat. In seinem „Dialog mit dem Juden Tryphon“, der Mitte des zweiten Jahrhunderts geschrieben wurde, legt er nicht nur das Alte Testament aus, um Tryphon Jesus nahezubringen, er schreibt auch über Philosophie. Die Einleitung von Philip Häuser fasst seine Einstellung zusammen: „Die heidnische Philosophie lässt uns unbefriedigt. Nur die wahre Philosophie, das heißt die christliche Lehre, macht den Menschen glücklich, da sie allein zu Gott führt und mit Gott verbindet. Die Propheten und die Freunde Christi sind weit erhaben über die berühmtesten Männer der heidnischen Philosophie.“ Das ist eine schöne Aussage: Die Lehre Jesu schafft das, was die Weisen von Alters her versucht haben: Gott zu finden und den Menschen zu verbessern. Als Jesus predigte, war Platon schon mehr als 300 Jahre tot – ein Mensch, der ein gewaltiges geistiges Erbe hinterlassen hat, das uns bis heute prägt, aber die großen Fragen des Lebens letztlich nicht beantworten konnte. Viele Christen in den ersten Jahrhunderten waren von griechischer Philosophie geprägt, sie kannten die Werke von Aristoteles und hielten gerade Platon in hohen Ehren. Wirklich glücklich gemacht oder ihre Fragen beantwortet hat das nicht. Ihnen stand deutlich vor Augen, dass die eigene Anstrengung der Menschen über die Welt nachzudenken und ein moralisches Leben zu führen nur bis zu einem gewissen Punkt fruchtbar war und dann nicht mehr. Sie standen bei aller Gelehrsamkeit noch immer am Anfang ihrer Suche. Und dann kam Jesus mit einer Philosophie, die funktionierte. Durch ihn war es möglich mit Gott in Kontakt zu kommen, glücklich zu werden und ein Leben zu führen, das in ethischer Hinsicht über dem Leben der geschätzten Philosophen steht. Die geistige Sprengkraft dieser neuen Philosophie sieht man daran, wie schnell sie sich über das ganze römische Reich und die damals bekannte Welt ausbreitete. Das Evangelium glich in den ersten Jahrhunderten einem Flächenbrand. Seltsamerweise lag das nicht in erster Linie an Zeichen und Wundern (die in der Kirchengeschichtsschreibung eher einen kleinen Raum einnehmen), sondern mehr am überzeugenden Leben der Heiligen: Die Philosophie funktionierte im Leben der Gläubigen. Seitdem hat sich viel geändert. Heute hört man immer wieder, dass der Glaube dabei hilft, Probleme zu lösen, die man ohne ihn nicht hätte. Manche sagen sogar, dass er eine Art Geisteskrankheit darstellt, die es zu überwinden gilt. Während in den ersten Jahrhunderten der Glaube half, ein besserer Mensch zu werden, steht er heute immer im Ruf, das Gegenteil zu tun. Das hat zum einen damit zu tun, dass Christen in den letzten zweitausend Jahren viele seltsame Dinge getan haben, die sicher nicht jesusmäßig waren. Zum anderen hat es damit zu tun, dass die Säkularisierung unsere Gesellschaft von einer Orientierung nach Werten immer mehr hin zu einer Orientierung nach persönlicher Freiheit und Spaß verändert hat. Da ist kaum mehr Platz für eine Lehre, die den Menschen zu Gott und zu sich selbst bringt. Das ist schade, denn Christentum ist noch immer die vollkommene Philosophie! Storch lebt als Pastor, Autor, Prediger, Musiker und Jesus Freak nah am Harkortsee. www.pastor-storch.de Theologie 29 Was war dein be ster Augenblick? Meine Bekehrung und dass ich mein Fachabi bestanden habe. Welche Frage so llte auf dem näch st en Fr agebogen stehen Was bedeutet Schö ? nheit für dich? Wie hast du in le tzter Zeit Gottes Reden erlebt? In Gesprächen mit Menschen, im Gebe t, im Lobpreis. Wie viel Zeit brau chst du im Alltag , um klarzukomm Viel! en? Krümel (29), Altenp flegerin, Religions pädagogik-Studen Style ist, wenn ... tin ... Leute Sachen se lber machen Warum bist du be i den Freaks? Ich fühl mich irgen dwie zuhause. Sie sind Familie. Was wolltest du der Bewegung im mer schon mal sa Ihr seid toll. Liebt gen?? euch. Was ist dein groß er Traum für die Bewegung? Dass wir einander lieben und akzept ie re n und eine größer Annahme für Rand e gruppen und Men schen, die anders denken. Werden wir über leben? Denk schon, sonst wären wir schon ni cht mehr. Eine gute Fee ge währt dir drei W ünsche, um die W Frieden, Verständ elt zu verbessern nis füreinander . Was würdest du Jesus fragen, wen n du dereinst vo Ich würde ihm dank r ihm stehst? e sagen, dass er fü r uns gestorben ist . Was sollte auf de inem Grabstein st eh en ? Aufgefahren in de n Himmel zum be sten Vater oder zur besten Mutter der Welt. Was wünschst du dir zum Geburtst ag? Ein geiles Auto. Steckbrief Sonntag Eine gute CD, z.B. von „emily still reminds“. Ich sorge mich halt ein bisschen, dass es nur Harfen- und Posaunenmusik im Himmel gibt. Da dreht man auf die Dauer doch durch! (Doro) Sein Papa hat den mega Bestseller geschrieben und ein Schlips ist in so einer Schreinerei viel zu gefährlich. Ich verbring zu wenig Zeit mit ihm. Also werde ich ihn zum Essen einladen und mal wieder richtig lang mit ihm quatschen. (Melanie) Eine Krawatte. (Frauke) Was er am meisten bei mir vermisst ist wohl Zeit, also werde ich ihm wohl einen (ganzen) Tag schenken. Also sage ich jetzt hier der 02.01.2012 gehört nur Ihm. (Mirjam) Auf jeden Fall ein gutes Buch. (Angelus) Love. (Andreas) Selbstgebrautes Bier. (Philipp) Zwei Liter Liebe zur freien Verfügung. (Tobi) lschrank. Wir heften es an Fred – den Küh » dein schlimmstes christliches Kindheitserlebnis » deinen Steckbrief mit Foto » deine Sprüche und Versprecher ische » seltsame Bibelstellen oder theolog Fragen » deinen Freak-Heiligen Wir drucken es im Kranken Boten. » deinen Traum » deine Gemeinde-/Godivorstellung » deine Kurzgeschichte ] Schreib an: [[email protected] +++ BELOHN UNG +++ „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Raben.“ Wenn‘s sich machen lässt: Eine Krippe. (Mona) Mich. (Viktoria) Neulich im Gottesdienst Ein Yes-Törtchen mit Kerze. (Timon) Mein Herz! (David) Was schenkst du Jesus zum Geburtstag? Die Ergebnisse der Facebook-Umfrage: I ch habe mir neulich einmal die Lehrtexte angeschaut, die ich in den ersten Jahren der Jesus Freaks für den damaligen „Sklavenkreis“ verfasst habe. Zu meiner Überraschung ging es bei dem ersten Text nicht um „Lobpreis“ oder „Predigt“, sondern es ging um das Thema Spaltung. Wie kam es dazu? Mir war aufgefallen, dass bereits in der ersten Phase harte Angriffe von Satan auf die Gemeinde gestartet wurden und diese Angriffe hatten nicht die Versuchung zur Sünde, sondern unsere Einheit zum Ziel. Da gab es zum Beispiel eine total hübsche Frau, in die sich plötzlich mehrere Männer gleichzeitig verliebt hatten. Das hätte die Gemeinde fast zerrissen. Aber auch inhaltliche Diskussionen um Nebensächlichkeiten hatten das Zeug dazu, einen Keil in die Gemeinde zu treiben. Ich glaube, dass Satan die Gemeinschaft der Christen hasst. Er tut alles dafür, um diese zu zerstören. Dafür braucht er noch nicht einmal große Dämonenheere aufzufahren, es reicht schon ein kleines Gerücht, Starrköpfigkeit, mangelnde Kompromissbereitschaft oder das Profilierungsgehabe eines Einzelnen. Wenn du ein Feuer löschen willst, dann ist der einfachste Weg, es zu zerteilen. Als nächstes zerteilst du die zwei Feuer noch einmal in vier kleinere Feuer. Das machst du so lange, bis du die letzten Flamme mit dem Fuß austreten kannst. Gemeinschaft unter Bedingungen In der Welt finden wir überall eine starke Sehnsucht nach Gemeinschaft. In der Szene, im Sportverein, im Kleingarten, aber auch in den Kaffees und Kneipen. Keiner mag es auf Dauer alleine zu sein, Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber was für eine Form der Gemeinschaft gibt es in der Welt? Ich meine, dass es sich immer um eine Gemeinschaft unter Bedingungen handelt. Du musst die Musik gut finden, die Kleidung tragen, die Sportart wählen, das Interesse teilen, um dabei sein zu können. Und mehr noch, du musst auch so leben, dass die Menschen Gefallen an dir finden, sonst wirst du irgendwann ausgestoßen. Wenn ich früher auf Partys gegangen bin, hab ich mich immer unheimlich angestrengt, cool zu wirken. Ich stand locker mit Zigarette und Bierflasche in der Hand an der Wand, innerlich total verkrampft und unfrei. Aber mit Jesus brauch ich das nicht mehr und schon gar nicht, wenn ich bei den Jesus Freaks in einer Gemeinde bin. Oder? 32 Martin sein Wort Selbst unser Bundesminister für Umwelt sagt in seiner aktuellen Rede: „In unserer Gesellschaft werden wir weniger, älter und einsamer. Das sind drei große Trends in unserer Gesellschaft.“ Man kann über den Mann denken, was man will, aber in dem Punkt hat er Recht. Meine Vision ist, mit den Jesus Freaks einen Gegentrend zu entwickeln. Wir sind eine Gang „Wir sind eine Gang“ ist eine der Maximen des alten „Sechs-Punkte-Plans“ der Jesus Freaks und ich stehe immer noch dazu. Was ist damit gemeint? Eine Gang hält zusammen. Wenn sie von außen angegriffen wird, dann gibt es auf die Fresse. Kritik nach innen ist immer gut und richtig. Aber mein Traum war es, dass wir so eng zusammen stehen, dass jeder Angriff von außen egal, auf wen er erfolgt, auch immer als ein Angriff auf die ganze Gemeinschaft verstanden wird. In einer Gang kann sich der eine blind auf den anderen verlassen. Braucht jemand Hilfe bei einem Umzug, bei Renovierungsarbeiten oder Reparaturen, dann ist die Gang da. Eine Gang hat ein gemeinsames Ziel und sie halten fest zusammen. So stell ich mir eine Gang vor und wem das zu romantisch klingt, dem möchte ich sagen: So träume ich mir eine Gemeinde der Jesus Freaks. Ehrlichkeit Wirklich ehrlich zu sein ist unheimlich schwer. Dafür braucht es Vertrauen und ganz viel Zeit. Trotzdem wäre es nicht eigentlich normal, dass man das unter Jesus Freaks sein kann? Wie oft bist du schon gefragt worden: Wie geht es dir? Und wie oft hast du darauf gewartet, dass man deine Antwort auch wirklich hören will? Dabei ist das der Schlüssel, um sich in der Bewegung wirklich geliebt und angenommen zu fühlen. Ich glaube, wenn wir das lernen, haben wir den wichtigsten Schritt getan, um Jesus ähnlicher zu werden. Umso ehrlicher wir zueinander werden, desto stärker wird die Gemeinde zusammen wachsen. Wenn es nicht mehr nötig ist, den anderen etwas vor zumachen, dann sind wir erst wirklich frei. Ich habe einen Traum Ich habe einen Traum von einer Jesus-FreaksGemeinde. Ich träume davon, dass sich fremde Leute bei uns sofort wohl fühlen, weil man ihnen das Gefühl vermittelt, angenommen zu sein. Ich träume, dass wir uns gegenseitig nichts mehr vormachen müssen, dass Coolness und gespielte Lockerheit nicht mehr gebraucht werden, weil wir uns gegenseitig so annehmen, wie wir sind. Ich träume, dass wir so fest zusammen halten, dass jeder in der Gemeinde weiß, er kann sich hundertprozentig auf die anderen verlassen. Ich träume davon, dass sich bei den Jesus Freaks jeder traut seine Fehler einzugestehen, seinen Mangel und seine Peinlichkeiten. Dass wir es lernen den anderen zu lieben, ohne Bedingungen zu stellen. Ich träume davon, dass Jesus-Freaks-Gemeinden bekannt für ihre besondere Gemeinschaft sind, dass wir ganz eng zusammen stehen und nichts uns so mal eben spalten kann. Ich habe einen Traum von einer Jesus-Freaks-Gemeinde. Martin Dreyer Demnächst: Eine Vision für eine neue Jesus-Bewegung Bereits erschienen: Vision für Jesus Freaks (2/11), für Lobpreis (3/11), für Gottesdienste (4/11) und für Predigten (5/11) Am anderen Ende der Welt Freaks weltweit: Sommerliches Weihnachten in Neuseeland E rinnerst du dich noch an den Artikel über die christliche Naturschutzorganisation „A Rocha“ im „Nachhaltigkeitsboten“ (DKB Ausgabe 6/2010)? Den schrieb ich letztes Jahr in der Nacht vor meinem Flug nach Neuseeland. Nun also ein Artikel über meine Erlebnisse in Neuseeland. Und da gibt es auch einige Verknüpfungen mit A Rocha. Ich war von November 2010 bis Anfang Mai 2011 für einen zweiten Forschungsaufenthalt in Neuseeland. Wie beim ersten Mal lernte ich Leute von A Rocha kennen. Schön von Gott eingefädelt: eine Kollegin in der Uni und ihr Mann sind bei A Rocha. Die beiden haben mich gleich mit zu sich in ihre anglikanische Gemeinde, in den Gottesdienst und in ihre „Homegroup“ (Hauskreis) genommen. Die Homegroup bestand aus fünf Familien und ein paar Einzelpersonen, sehr gemischt von jungen Studenten bis zu Eltern von Studenten. Alle zwei Wochen haben wir uns mittwochabends bei einer der Familien zuhause getroffen und gemeinsam ein „Pot Luck Dinner“ gegessen: Jeder bringt etwas mit, ohne vorher zu planen. Ui, kamen da leckere Menüs bei raus … Bibelarbeit, meist auf dem Predigtthema des letzten Gottesdienstes aufbauend, und für einander beten waren natürlich auch Teil der Homegroup. Ich habe mich Infos zu A Rocha dort sehr wohl gefühlt. A Rocha ist eine internationale Und auch die altersmäßig christliche Organisation, die eher heterogene Gruppensich von Gottes Liebe inspiriert, zusammensetzung gefiel für Forschung, Umweltbildung mir gut. An einem meiner und von der Lokalbevölkerung letzten Homegroup-Abende unterstützte Naturschutzhabe ich auch ein bisschen projekte einsetzt. Es gibt sie von Jesus Freaks erzählt weltweit in 19 Ländern. und ein paar Fotos vom www.arocha.org Freakstock und so gezeigt, was sehr interessiert In Deutschland gibt es bisher keine A Rocha- Gruppe. Aber aufgenommen wurde. Wer das kann sich ja vielleicht weiß, vielleicht entstehen ändern? Außer mir gibt es noch ja auch mal JF Neuseeland? mehr Leute, die den A RochaZwei der Familien der Gedanken super finden und ein Homegroup helfen bei der A Rocha-Netzwerk in DeutschGründung einer neuen land knüpfen wollen. Möchtest Zweiggemeinde der „Mutdu auch mitmachen? Dann tergemeinde“ in einem melde dich bei der Redaktion. eher ärmlichen Stadtteil mit vielen Maorifamilien. Der Gottesdienst dort ist sehr stark auf Familien ausgerichtet bzw. auf Kinder. Mein eindrücklichstes Erlebnis dort war das „Kai and Carols“ am Sonntag vor Weihnachten. Kai ist das Maoriwort für „Essen“, „Kai and Carols“ bedeutet also: Essen und Weihnachtslieder. Es gab ein leckeres Essen im Gemeindehaus und danach wurden in der Kirche Weihnachtlieder gesungen, unterbrochen von einem Krippenspiel. Ich musste zwischendurch doch sehr an „Hilfe die Herdmanns kommen“ denken. Die sehr ehrliche Umgangsweise in der Gemeinde hat mich wirklich beeindruckt. 33 Weihnachtslieder singen in kurzen Hosen Ich muss sagen, dass ich normalerweise nicht zu Heimweh neige, aber die sehr große Entfernung von zuhause und die Weihnachtszeit haben doch zu ungewohnt starken Heimwehanfällen geführt. Mitten im Sommer kam eher wenig Weihnachtsstimmung auf und die Schokoweihnachtsmänner und so im Supermarkt waren irgendwie etwas fehlplatziert zwischen Sonnencreme mit LSF 50 und Kaltgetränken. Die Feiertage selber war ich mit einer Kollegin im Urlaub. An Heiligabend haben wir im kleinen Ort Takaka beim Weihnachtsliedersingen im Park mitgemacht. Am Morgen des ersten Feiertages Bescherung unterm „Weihnachtsstrauch“ machten wir vor unserer Hütte Bescherung. Den Rest des Tages haben wir ganz „traditionell“ am Strand liegend verbracht. Besonders gefreut hat mich, dass ich bei einigen Aktivitäten von A Rocha mitmachen konnte. A Rocha New Zealand (ARNZ) hat eine ihrer aktivsten Gruppen in Waikato, so dass ich diesbezüglich wirklich genau am richtigen Ort war. Ihre Projekte dort sind die Renaturierung des Berges Gemeinsames Gärtnern im „Te Kaakano Community Garden“ 34 Freaks weltweit Mount Kariori in Raglan und der „Te Kaakano Community Garden“ in Hamilton. Bei letzterem konnte ich Teil haben. Die Sonntagnachmittage im Gemeinschaftsgarten gehören definitiv zu meinen liebsten Erinnerungen. Der Community Garden ist ein offener Garten am Rand von Hamilton, wo Menschen verschiedener Hintergründe gemeinsam Gemüse anpflanzen und von A Rocha unterstützt werden, z.B. indem Methoden des Ökolandbaus angewandt oder auch einheimische Pflanzen herangezogen und gepflanzt werden. Jeden Freitagvormittag sowie ein bis zweimal im Monat sonntags wird gemeinsam gegärtnert. Neben Unkraut jäten, Komposthaufen umschichten, säen und ernten wird auch gemeinsam im Garten gebetet und gepicknickt. Zu meinem Abschied von A Rocha haben wir gemeinsam einen Loquat- und zwei Guavenbäume gepflanzt. Zugegeben, sind das keine einheimischen Bäume, aber sie wachsen sehr gut in Neuseeland und tragen sehr leckere Früchte! Ich hoffe doch sehr, dass ich eines Tages Doros (3.v.l.) Abschiedsgeschenk an Neuseeland Gelegenheit haben werde sie zu probieren! Nach getaner Arbeit haben wir uns am Lagerfeuer gewärmt, denn Ende April ist in Neuseeland Herbst. Jedes Jahr im Januar findet in Hamilton ein großes christliches Festival statt: Parachute. Parachute ist angeblich das größte christliche Festival der südlichen Hemisphäre. Es ist viel größer, professioneller, aber damit auch viel kommerzieller als das Freakstock. Ich war einen Tag als Tagesgast dort und habe prompt Andrew und Debra Jones und ihre Kids dort getroffen. Das war wie ein kleines Freakstock am anderen Ende der Welt. Ich bin sehr begeistert und dankbar, wie Gott Dinge vorbereitet und einfädelt, so dass ich bei meinem beruflichen Aufenthalt am buchstäblich anderen Ende der Welt so viele tolle Menschen kennenlernen konnte und an so vielen tollen Sachen, wie den ARNZ Aktivitäten, teilhaben konnte. Ich finde es auch immer wieder faszinierend, wie schnell man sich mit anderen Christen zuhause fühlen kann. Doro Kohlmeier (29) ist seit 12 Jahren mit den Jesus Freaks unterwegs. Die Meeresbiologin träumt davon, eines Tages ihre Fähigkeiten vielleicht auch für ein A Rocha Projekt einsetzen zu können. Das Medium ... im Moratorium Mystery Men: Wie wir werden, was wir sind G Zustände/ diffuse übernomhinterfragende erarbeitete ooott, ich will dir echt alles Merkmale Identität mene Identität Identität Identität geben, alles, mein ganzes keine FestFestlegung auf AuseinanderFestlegung auf Beruf und Herz, mein Leben, meine legung für von Eltern aus- setzung mit selbst ausgeWerte Gedanken ... ich hab das zwar gestern bei Werte und Beruf gewählten Beruf beruflichen und wählten Beruf dieser Veranstaltung auch gemacht und oder Werte Wertfragen und Werte vor einem halben Jahr und, ach ich weiß, „Diffusions“ sind „Foreclosures“ „Moratoriums“ „Achievers“, Freunddass ich dir schon so oft alles gegeben sind Bindungen schaften und keine Bindungen behalten Kind- befinden sich habe, aber ich will es halt einfach. Ich heitsbindungen in der Sucheingegangen. Beziehungen eingegangen will, dass nichts zwischen uns steht. und fühlen sich bei und schliephase. Sie sind Sie zeigen von den Eltern ßen eigene Entfrei, wetteifern nicht-defensive „Kind, da steht nichts mehr.“ nicht verstanden. wicklung aus. und streben Stärke, können Oh, Jesus ich weiß, aber es fühlt Sie hören auf Sie sind ruhig, intensive Besich für andere sich nicht so an und ich habe soviel Gleichaltrige wohlerzogen ziehungen an. ohne Eigennutz und Autoritäten. und glücklich. einsetzen. Angst, dass du mich nicht willst und ich nicht genug bin. Was soll ich denn impulsiv, impulsiv, reflexiv, reflexiv, Denkweise extrem komplex simpel komplex komplex tun? Sag du mir, was ich tun soll. „Was willst du denn tun?“ passende helfend an der Hinterfragen Suche geduldig Raum geben zumuten unterstützen und stärken Unterstützung Hand nehmen Ich will, dass die ganze Welt gerettet wird und dass jeder dich Kurzlink zur Quelle: http://redir.ec/identitaet kennt und ich will, alles, Herr, alles. Aber ich weiß gar nicht, Ja schon, aber das ist doch auch zu wo ich anfangen soll. Es ist zu viel, Gott. viel. Du hast doch selber gesagt, dass das keiner einhalten kann und du deswegen „Was ist denn zu viel?“ gekommen bist, um uns zu vergeben. Na alles. Ich will zum Beispiel an der Uni allen „Habe ich gesagt, dass du musst?“ von dir erzählen. Aber die verstehen das nicht. Ich weiß nicht, was ich sagen soll und wie. Und Ja. Äh, ich soll. Aber warte ... äh. Nein. wenn ich ihnen von dir erzählen würde, dann Hast du eigentlich nicht. *nachdenk* würden sie denken, ich bin ein Spinner und noch „Was wolltest du denn eigentlich?“ weniger an was glauben, das will ich auch nicht. Jesus, ich wollte sagen, dass es mir leid tut, „Dann erzähl es ihnen halt nicht.“ dass ich diesen nervigen Bettlern kein Geld geben Ja, aber Gott, wie sollen sie dich denn kennen mag und ich nicht so sein will. Und ich verstehe lernen, woher sollen sie es denn wissen? Ich will nicht, wie du mich berufen kannst, wenn ich doch doch, dass sie auch alle bei dir sein werden. so bin. Was soll ich denn tun? Wie soll ich denn ... „Das müssen sie aber selbst entscheiden.“ „Kind, was willst du denn tun?“ Ich weiß, aber kann ich denn nichts tun? Klar, Identität beten und so leben, dass sie dich erkennen ... Moment. Stimmt, manchmal erkennen Leute etwas von Identitätsbildung beschreibt, wie sich ein dir. Danke Gott, dass du ihnen was von dir zeigst. Mensch seines Charakters bzw. seiner Position Ich versteh zwar nicht, wie sie darauf kommen, dass in der Welt bewusst wird und damit eine ich ruhig und nett wäre ... Vielleicht bin ich es ja. Identität, die sich zunächst nur aufgrund von Äußerlichkeiten zusammensetzt, entwickelt. „Bist du?“ Identitätskonstruktion basiert auf einem Prozess Ähm, nein. Bin ich nicht. Das bist nur du. Du in von individuellen Entscheidungen: Wer man mir ... Siehst du, nichts klappt ohne dich. Oh Gott. sein will, welcher Gruppe man sich anschließen Mach, dass ich mehr werde wie du. Jesus zeig mir den möchte, welchen Glauben man annehmen Weg. Sag mir, was ich tun soll und sei immer bei mir. und welchen Beruf man ergreifen möchte. „Bin ich das nicht?“ Nur wenige konstruieren ihre Identität selbst. Mmja, schon. Du lebst ja in mir, aber ich spür dich Ramona Botschen studiert Psychologie in Wien nicht immer und dann bin ich mir nicht sicher. Und und freut sich über mehr Psychologen, die mysich bin mir nicht sicher, ob ich alles richtig mache. teriöse Menschen kennen und beschreiben „Du lebst doch nach meinem Wort?“ möchten. Mystery Men 35 Völlig bekloppt Auslese. Kurzgeschichte I ch kenne die Geschichten über mich. Ich gelte als undankbar und mein Verhalten als nicht nachvollziehbar. Aber von vorne. Jede Geschichte hat einen Anfang. Der Anfang ist so seltsam wie der ganze Rest. Der Anfang Gott hatte sich über die Menschen geärgert. Sie waren gierig und böse, achteten einander nicht und ihn noch viel weniger. Über mich und die Meinen gab es nichts zu klagen. Gott und ich, wir sind so was wie Freunde. Er sagte mir, ich solle mein Handwerkszeug nehmen und ein Schiff bauen. Ein Schiff. Mitten auf dem Festland, hunderte Tagesmärsche vom nächsten Gewässer entfernt. Aber nun ja! Was Gott sagt, will ich tun. Er hatte mir einen präzisen Bauplan gegeben, an den ich mich halten sollte. Das Schiff war bald fertig. Dann fing der Regen an, von dem Gott auch gesprochen hatte. Es galt, von allen Tieren ein Paar einzufangen und in dem Schiff unterzubringen. Und zwar so, dass sie einander weder auffressen noch anderweitig in Panik versetzen konnten. Zum Glück hatte ich durch meine Tätigkeit als Viehhändler gute Kontakte. Nach all diesen Geschäften hatte ich keine Kontakte mehr, weil mich alle als bekloppt abgestempelt hatten. Als Tiere und Futter an Bord waren, rief ich meine Leute zusammen, wir aßen ein letztes Essen und gingen ebenfalls an Bord. Ich habe in meinem Leben viele Regenfälle erlebt, aber solche noch nicht. Es regnete vierzig Tage und vierzig Nächte am Stück. 36 Den Moment, an dem unser Schiff den Grund verlor und zu schwimmen begann, werde ich nie vergessen und auch keiner, der mit mir war. Bei den Tieren brach Unruhe aus, weil sie es nicht gewohnt waren, dass der Boden unter ihnen schwankte. Zum Glück sind die meisten Tiere leicht zu beruhigen, wenn man sie mit etwas Futter ablenkt. Nach 150 Tagen fing das Wasser an zu sinken und nach weiteren 77 stießen wir irgendwo an. Zum Glück blieb das Schiff heile, es drang kein Wasser ein. Wir warteten weitere 40 Tage, dann machte ich das Fenster auf. Das erste Tageslicht, seit Gott die Tür hinter uns zugemacht hatte. Zehn Monate ohne Sonnenlicht, eingesperrt in einen Kasten und niemand weiß, wohin die Reise geht – das muss mir erst mal einer nachmachen. Ich glaube aber, schlimmer als das Fehlen von Sonnenschein ist irgendwann der Gestank unter Deck. Zehn Monate mit einem Zoo eingesperrt zu sein … puh, die Nase gewöhnt sich an vieles, und das ist gut so. Es war ohnehin ein Wunder, dass wir das alles bei klarem Verstand überlebten. Auch die Tiere hatten sich ziemlich zusammen gerissen, vermutlich hatten sie den Ernst der Situation begriffen. Wir ließen einen Raben fliegen. Er kam nicht zurück, also musste er wohl einen besseren Ort als unser Schiff gefunden haben. Immerhin hätte er bei uns Futter bekommen. Eine Woche später durfte eine Taube die selben Erfahrungen machen, aber sie kam abends völlig erschöpft zurück. Eine weitere Woche später ließen wir sie wieder raus und abends brachte sie einen Ölzweig mit. Es war das erste frische Grün nach so langer Zeit und wir haben es bejubelt wie einen König. Vorsichtshalber warteten wir noch eine Woche und ließen sie dann wieder fliegen, und an dem Tag kam sie nicht zurück. Das musste heißen, dass die Erde weiter trocknete. Wir machten die Luke auf und sahen, dass das Wasser fast vollständig abgelaufen war. Ehrlich gesagt habe ich mir da einen kurzen Moment gewünscht, wir seien noch unterwegs. Oder wir hätten die Klappe nie aufgemacht. Die Erde sah aus wie nach einem Atomschlag. Alles war grau und braun und schlammig. Hier und da war schon wieder etwas gewachsen, aber das wenige Grün ließ das völlige Fehlen allen übrigen Lebens noch krasser erscheinen. Der Anblick hat sich tief in mein Herz eingeprägt. Ich träume immer noch davon. Ich hatte nicht nur Tiere und Futter im Schiff mitgenommen, sondern auch meine Vorstellungen von meiner Welt. Aber die gab es nicht mehr. Die Welt danach Fast dreizehn Monate nachdem Gott die Tür verschlossen hatte, hörte ich auf einmal seine Stimme. Er sagte, wir sollten das Schiff verlassen. Wir, also meine Familie, die Jungs und ihre Familien, alle Haustiere, die wilden Tiere, die Vögel und was da noch so an Bord gewesen war. Als allererstes baute ich einen Altar und schlachtete Vieh, als Dank für Gott, dass er uns bewahrt hatte vor dieser wahnsinnigen Flut. Gott kam zu uns und versprach, dass er das nicht wieder machen würde. Die Jahreszeiten sollten ab jetzt in der richtigen Reihenfolge gehen und Saat und Ernte sollten wieder an ihrer festen Stelle im Jahreskreis sein. Er segnete uns alle und gab uns ein paar neue Regeln, damit das Leben auf der Erde gelingen konnte. Als Zeichen des Bundes gab er uns den Regenbogen. Weil ich vor der Flut Äcker und einen Weinberg bestellt hatte, habe ich nach der Flut wieder Äcker und einen Weinberg angelegt. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich schon zu Beginn dieser irren Geschichte nicht mehr jung gewesen bin. Danach fühlte ich mich jedenfalls wesentlich älter. Und nachdem ich das Schiff gebaut, die Tiere eingefangen, das Futter organisiert, sie während der Zeit im Schiff versorgt und nach der Flut meinen Haushalt wieder aufgerichtet hatte, war ich irgendwann fertig. Fertig mit den Nerven und fertig mit der Welt, wie sie jetzt aussah. Da hab ich mich an einem Abend zurück gezogen und Wein getrunken bis ich voll war. Um die gesammelten Katastrophen zu vergessen. Ich frage dich: was daran ist nicht nachvollziehbar? Warum versteht mich niemand? Jorike Pelegina nach: 1.Mose 6,8 bis 9,21 37 Jan sahnt ab Rezension: Egoshooter von Schere Stein Papier A lso, was soll ich auch immer schreiben, gerade wenn mir sowieso nix einfallen will, ich mich aber genötigt fühle, durch mein Pflichtbewusstsein, irgendetwas auf diese leere Blatt (oder wie man so ein neu geöffnetes Worddokument halt nennen will) zu schreiben (genau genommen schreibe ich ja gar nicht drauf, das würde mir der Monitor sehr übel nehmen, nein ich drück auf kleine schwarze Plastikwürfel). Genau. Auf alle Fälle gibt es eine total tolle CD, die man besitzen sollte: Egoshooter. Wem Schere Stein Papier nix sagt, dem sagt eventuell Jan Rödig was, der hat das gute Stück, in bester Jansalleine-Manier, verpraktiziert. Jansalleine ist Jans Soloprojekt, bei dem er alles selber spielt. Auf der CD befindet sich sehr hörbarer Lobpreis, der sich musikalisch zwischen Bob Marley, Jack Johnson und Reinhard Mai bewegt und am Ende halt doch anders klingt (wer hätte das gedacht). Dem ein oder anderen dürften die Lieder aber bekannt vorkommen, weil sie 2005 als freier Download erhältlich waren. Der Jan hat endlich gecheckt, dass man mit religiöser Vermarktung eine Menge Kohle scheffeln kann und will sein Hippie-Dasein endgültig beenden. Ein Knebelvertrag beim Orkrist Verlag kam ihm für diesen Zweck genau richtig. Und wenn alles gut geht, wird sogar Maria beeindruckt sein. Ist natürlich Quatsch, die Platte wurde aufgrund hoher Nachfrage ins Presswerk gegeben. Und ganz ehrlich, so was zum Anfassen hat halt was. Tobi Mühlbach, frisch gebackener Regioleiter Sachsen, wohnt neuerdings in Dresden und trinkt Malzbier. Mehr Infos: www.jansalleine.com Sklaven der Maschinen Rezension: False Idle verweigern sich W ir werfen einen Blick in eine finstere Zukunft: Die Maschinen haben die Herrschaft über die Erde übernommen und verwandeln die Menschen in willenlose Zombie-Sklaven. – So jedenfalls geht die Geschichte, die der Comic-Zeichner Bill Watterson vor 25 Jahren dem kleinen Calvin in den Mund legt. Als Calvin seinem Tigerfreund Hobbes von der Geschichte erzählt, antwortet dieser: „Ist ja entsetzlich! Da kontrollieren also nicht mehr wir die Maschinen, sondern sie kontrollieren uns.“ Daraufhin Calvin: „Ach du Schreck! Schon so spät! Ich verpasse meine Lieblingssendung!“ – und rennt hinweg. Der Mensch als Sklave der Maschinen, das ist in der Tat eine gruselige Aussicht. Um es nicht so weit kommen zu lassen, haben sich die tapferen Musiker von False Idle zusammenge- 38 Musik rottet, um mit Schmackes und viel Overdrive einen Weckruf hinauszubrüllen. Ihre kürzlich erschienene EP trägt den Titel „I Refuse“ und klingt auch genauso aufmüpfig wie sie heißt. Nach dem Motto „Lebe Dein Leben!“ ballern die vier Jungs aus dem Nordwesten der USA ihrem Publikum ein paar ausgesprochen melodiöse StreetpunkSongs um die Lauscher. Mit diesem musikalischen Arschtritt katapultieren sie die Zuhörenden raus aus der Fernsehcouch und rein ins richtige Leben. Eine Version der Platte zum Anfassen kann man über Veritas Vinyl beziehen. Ohne Anfassen und ohne Bezahlen gibt’s das Opus auf der Band-Website. Nils Neumann Mehr Infos: falseidlepunk.com veritasvinyl.storenvy.com Predigt- und Seminardienst Beratung in ethischen Fragen, Seelsorge und Mentoring… Vermittlung von biblischen, theologischen und historischen Inhalten Manuel Raisch t es ? are gib in m e S Welche orge king - Seels is Spea d o G - GIS d iger un - Pred ip sh Leader ... Educamp - die Ausbildungsarbeit von JFI e.V. Individuelle Seminare + Gemeinsame Lobpreis- und Essenszeiten + Kinderbetreuung Die Termine für 2012: 13.-15.April und 28.-30.September Wer Themen anbieten oder mitarbeiten will, wende sich bitte an: Organisation und Management von Projekten, Gemeindeaufbau und -gründung, Evangelisation Reutsachsen 36 97993 Creglingen Mobil: 0170-7253637 [email protected] www.cometothecross.de.vu/ [[email protected]] Weitere Infos in der Educamp Gruppe auf: jesusfreaks.de Wir haben noch Tassen im Schrank. Und du? Der Kranke Bote im Jahresabo (6 Ausgaben) plus Boten-Tasse zum Paketpreis von 29 €. Tasse: 7 € (zzgl. 2,50 € Versand) Einzelabo: 15 € (zzgl. 5,10 €) Infos und Bestellung unter: [[email protected]] Die Volxbibel AT! Fett komplett! and nur Jeder B 9,95 € 8,50* 0/sFr 1 €A 10,3 © www.michael-englert.com Martin Dreyer Martin Dreyer, Jahrgang 1965, wurde in den 90-er Jahren deutschlandweit durch die Gründung der Jesus Freaks bekannt. Er ist Diplom-Pädagoge, freikirchlicher Theologe und therapeutischer Berater im Drogen- und Suchtbereich. Martin Dreyer lebt mit seiner Familie in Berlin. Martin Dreyer Die Volxbibel AT - Teil 2 Nun gibts endlich auch den zweiten Band der „Volxbibel - Altes Testament“. Er umfasst die biblischen Bücher von Hiob bis Maleachi. Best. Nr. 875.104 Best. Nr. 875.107 « Du bist doch total Gaga, ich ahne schon warum du hergekommen bist: Du wolltest bestimmt doch nur mal ein Handyvideo machen, während wir hier am Kämpfen sind, und es bei Youtube reinstellen. Stimmt‘s? aus 1. Buch Samuel 17,28 » Martin Dreyer Die Volxbibel AT - Teil 1 Dieser erste Teil der „Volxbibel Altes Testament“ umfasst die biblischen Bücher von 1. Mose bis Ester. Best. Nr. 875.103 Best. Nr. 875.105 Bestelle jetzt bei deinem Buchhändler oder bei www.scm-shop.de | Telefon: 07031 7414-177 volxbibel-verlag CH: [email protected] | A: [email protected]