Katharina Kettner ‘Such Stuff as Films are Made on’: Shakespeare im Medienwechsel Diss. Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Ulrich Suerbaum); Beiträge zur Medienästhetik und Mediengeschichte, 9 (Series Ed. Prof. Dr. Knut Hickethier). Münster, Hamburg: LIT Verlag 1999, 2 Bd., 288 pp. Im Jahr des 400. Jubiläums des Globe Theaters und des 100. Jubiläums des ersten Shakespeare-Films sind Kreative und Rezipienten der Kunst- und Medienwelten immer noch "in love with Shakespeare". Am Beipiel des Tempest setzt sich diese Modelluntersuchung zur Analyse und Bewertung von Shakespeare-Verfilmungen zum Ziel, die kategorialen Veränderungen im Medienwechsel zu ermitteln. Der interdisziplinäre Ansatz berücksichtigt die faszinierende Geschichte der Tempest-Rezeption ebenso wie mediale Grenzüberschreitungen zu Literatur, Film, Malerei, Theater und Tanz. Die Untersuchung verfolgt und kategorisiert die Veränderungen, die sich ergeben, wenn man ein Shakespeare-Drama in einen Shakespeare-Film verwandelt; erforscht werden hier die ästhetischen Kriterien, die zur Beurteilung erforderlich sind. Modellcharakter hat die Arbeit in zwei Aspekten: Erstens repräsentieren die Filme das ästhetische Bewußtsein Ihrer Macher, d.h. die Intention, jeweils mit dem Potential und den Grenzen des Mediums zu experimentieren. Zweitens bevorzugt die Untersuchung einen interdisziplinären Zugang, dieser berücksichtigt die vielfachen inhaltlichen Beziehungen und Facetten im Prozess des Medienwandels ebenso wie verwandte Künste wie Musik, Tanz und Malerei. Ein Blick auf die faszinierende Adaptationsgeschichte von The Tempest zeigt nicht nur, daß das Stück ein provozierender Prüfstein für den herrschenden Zeitgeist ist, er kann uns darüber hinaus eine Menge sagen über die Bedingungen von Adaptabiliät allgemein, über thematischen und stilistischen Kontexte und auch über individuelle Auswahlstrategien und Konzepte. Der biographische Hintergrund Jarmans und Greenaways und ihrer Oeuvres, die Bedingungen der realen Filmproduktionen (Budget, Teamgeist etc.) öffnen den Fokus auf ihre jeweilig spezifische Filmsprache, die Regie und Führung des poetischen / visuellen Ausdrucks dieser sehr unterschiedlichen Filmemacher in Richtung auf zwei individuell unterschiedliche, ja sogar komplett entgegengesetzte ästethische Adaptationskonzepte. Ausgehen von ‚klassischen’ und neueren Ansätzen zu einer Theorie der Literaturverfilmung, die Probleme der Abstraktion, des Realismusbegriffs, der Perspektive beinhalten, führt diese Studie die cinematischen Konzepte des französischen Philosophen Gilles Deleuze ein. Sie untersucht die filmischen Möglichkeiten, ein Realitätsgefühl und Echtzeit (‘presence’), sowie Raum zu transzendieren, um virtuellere und sybolische Bedeutungsebenen zu erreichen. Weiterhin strebt sie eine Sythese dieser Kriterien hinsichtlich des Ziels des Forschungsprojekts zu erreichen. Die Terminologie im Kern dieses neuen theoretischen Rahmens basiert auf den Begriffen der ‚Zentrifugalität’ und ‚Zentipetalität’, die angewendet werden auf die Funktionen von Sprache, Bild, Raum und Teit im Theater und in visuellen Kontexten. Die vergleichende Analyse der beiden Filme verwendet und verifiziert den neuetablierten Theorierahmen, alle Ergebnisse sind durch das Dokumentationsmaterial im zweiten Band belegt: Das Kapitel zu Textauswahl listet nicht nur Kürzungen, Hinzufügungen und strukturelle Veränderungen im Vergleich mit dem Original, es diskutiert auch die Effekte dieser kongenialen Eingriffe (‘co-authorial intrusions’) und deckt so Strategien unter der Oberfläche von Adaptationen auf. 1 Die zwei Zelluloid-Tempests - und die Zelluloidmagie, die sie bewirkt – werden erläutert anhand der Gesamtkonzeptionen der Regisseure (Traumformat, Simulationsformat) und der je zugrundeliegenden Ästhetik- und Kulturgeschichte. Weiterhin demonstrieren die eingehenden Analysen der Eröffnungsszenen konkrete Mittel der filmischen Transformation und ihrer Abweichungen von Shakespeares dramatischen Techniken. Diese Fallstudie in Form und Inhalt wird erweitert durch eine Untersuchung der Möglichkeiten von mis-en-scene in den Medien Sprache, Film und Theater, mit besonderer Berücksichtigung von Raum und Zeit, z.B. die Bedeutung von Rahmen und Perspektive, räumliche Beziehungen, die Personenbeziehungen ausdrücken, der Gebrauch von räumlichen Metaphern wie Treppen etc. Die Darstellung von Zeit – Erinnerungen, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – in einer Tempest-Verfilmung ist eine enorme Herausforderung an den Filmemacher, eine die als Projektion von Magie gesehen werden kann. Von Traumvisionen über Multiplikation und Reflektion von Characteren über gerahmze Virtualität bis hin zu einem Konzept des Fake, so zeigt dieses Buch, werden Sehgewohnheiten in diesen Filmen hinterfragt und gefordert, sowohl durch Derek Jarman als auch durch Peter Greenaway – während sich dabei beide mit überraschender ‚Treue’ an Shakespeares Original halten. Zusammenfassung Die Analysen experimentieren im Vergleich der ästhetischen Radikalität Derek Jarmans und Peter Greenaways mit neuen Differenzkriterien, ohne sie den Filmen gewaltsam aufzuzwingen. Sie werden ergänzt durch den informativen tabellarischen Teil im Dokumentenband und die Bildbeispiele und Diagramme auf der CD-ROM. Schlüsselwörter Shakespeareverfilmung, Medienästhetik, The Tempest, Derek Jarman, Peter Greenaway, Prospero’s Books, Adaptation, Realismus vs. virtuelles Bild, poetischer / visueller expression Ausdruck, Rahmen und Perspektive, Sprache und Bild, Zeit und Raum, interdisziplinärer Ansatz, Filmprotokolle Katharina Kettner heute Geschäftsführerin wave-concepts, Intercultural Training, Coaching & Consulting für Unternehmen und Centres of Excellence. Auf der Basis von über 18 Jahren praktischer Erfahrung in Personal- & Organisationsentwicklung und auf dem Hintergrund ihrer Studien in den Bereichen Betriebswirtschaft & in verschiedenen Künsten entwickelt sie innovative Konzepte & Projekte in Arts & Business. [email protected] www.wave-concepts.de 2