BG+BRG Feldkirch, Rebberggasse 25-27, 6800 Feldkirch 38. Österreichische Mathematik Olympiade 2007 Kurswettbewerb für Fortgeschrittene 28. März 2007 1. Zeigen Sie die folgenden 2 Ungleichungen: a) Für alle nicht negativen reellen Zahlen x, y, z gilt: x2 y2 z2 y z x + + ≥ + + y2 z2 x2 x y z b) a, b, c seien positive reelle Zahlen, die die Gleichung (1+ a).(1 + b).(1 + c ) = 8 erfüllen. Man zeige: abc ≤ 1. 8 P. 2. Das Dreieck ABC sei ein spitzwinkeliges Dreieck mit dem Umkreismittelpunkt O. Ein weiterer Kreis k gehe durch die Punkte C, O, und B. Die Seiten AB und AC schneiden k ein weiteres Mal in P bzw. Q. Man beweise, dass die Geraden AO und PQ senkrecht aufeinander stehen. (GB, 1996) 6 P. 3. a) Gegeben ist eine Folge x n +1 = 2.x n + 3 x n − 2 für alle n > 0 und x1 = 1 . Zeige, dass 2 die Folge nur natürliche Zahlen enthält und nicht konvergent ist. b) Man bestimme die Anzahl der Quadrate natürlicher Zahlen in der Folge a n , n ≥ 0 mit dem Bildungsgesetz: a n +1 = 10.a n + ( −1) und a3 = 91 Man berechne zuerst die ersten 6 Folgenglieder! n 8 P. 4. 6 P. Löse das folgende Gleichungssystem über R3: (1) x + y + z = - 2 (2) (y – z)² + (z – x)² + (x - y)² = 38 (3) x(y – z)² + y(z – x)² + z(x - y)² = - 44 BG+BRG Feldkirch, Rebberggasse 25-27, 6800 Feldkirch Kurswettbewerb für Fortgeschrittene - LÖSUNGEN 5. April 2006 1. Aufgabe: Zeigen Sie die folgenden 2 Ungleichungen: a) Für alle nicht negativen reellen Zahlen x, y, z gilt: x2 y2 z2 y z x + + ≥ + + y2 z2 x2 x y z b) a, b, c seien positive reelle Zahlen, die die Gleichung (1+ a).(1 + b).(1 + c ) = 8 erfüllen. Man zeige: abc ≤ 1. x2 y2 z2 y z x Lösung a) Die Ungleichung gilt auch in der Form: (*) 2.( 2 + 2 + 2 ) ≥ 2 + 2 + 2 (Verdoppelung) x y z y z x x2 y2 z2 x2 y2 z2 x2 y2 z2 Damit ergibt die linke Seite: 2 2 + 2 2 + 2 2 = ( 2 + 2 ) + ( 2 + 2 ) + ( 2 + 2 ) . y z x y z x y z x Mittels AM-GM Ungleichung gilt.: ( x2 y2 x 2 .y 2 x z2 x2 z + ≥ ≥ und ( + 2 ) ≥ 2. bzw. ) 2 . 2 . 2 2 2 2 2 y z y z y .z x y y y2 z2 ( 2 + 2 ) ≥ 2. Die Addition dieser 3 Ungleichungen ergibt die Ungleichung (*) ! q.e.d. x x z Lösung b) Die vorgegebene Gleichung wird auf der linken Seite ausmultipliziert und geordnet: (1 + a )(1 + b)(1 + c) = 1 + (a + b + c) + (ab + ac + bc) + abc = 8 . Wegen der AM-GM gilt für die mittleren Summanden: 3.3 abc ≤ (a + b + c) und 3.3 a 2 b 2 c 2 ≤ (ab + bc + ac) und somit: 3 gilt: 1 + 3. abc + 3. a .b .c + abc ≤ 8 Man erkennt nun an der linken Seite eine Binom-Potenz 2 3 2 2 3 der Form: (1 + abc ) ≤ 2 . Daraus kann man sofort die Kubikwurzel ziehen: 1 + 3 Somit erhält man leicht: 3 3 3 abc ) ≤ 2 . abc ≤ 1 und durch Kubieren die gesuchte Ungleichung: a.b.c ≤1. q.e.d. 2. Aufgabe: Das Dreieck ABC sei ein spitzwinkeliges Dreieck mit dem Umkreismittelpunkt O. Ein weiterer Kreis k gehe durch die Punkte C, O, und B. Die Seiten AB und AC schneiden k ein weiteres Mal in P bzw. Q. Man beweise, dass die Geraden AO und PQ senkrecht aufeinander stehen. (GB, 1996) LÖSUNG: Man konstruiere zuerst den Sachverhalt (siehe Zeichnung) Man verlängere zunächst AO bis zum Schnittpunkt X mit der Strecke PQ Es ist zu zeigen, dass der Winkel ε ein rechter Winkel ist: Die Berechnung von ε als Außenwinkel am Dreieck AXP ergibt: ε = ϕ+ψ. (1) Der Supplementärwinkel von ψ ist ∠BPX = ∠BPQ. Weil BPQC ein Sehnenviereck ist, gilt: ∠BCQ = ∠BCA = 180° - ∠BPX= 180° -(180°-ψ) = ψ Wegen dem Umkreis durch ABC ist das Dreieck ABO gleichschenklig und ∠AOB = 180° - 2.ϕ. Wegen Peripheriewinkelsatz im Dreieck ABC gilt somit: 180° - 2.ϕ = 2.ψ bzw. ψ= 90° - ϕ . Somit gilt: (1) ε = ϕ+ψ = ϕ+90° -ϕ = 90° q.e.d. BG+BRG Feldkirch, Rebberggasse 25-27, 6800 Feldkirch 3. Aufgabe: a) Gegeben ist eine Folge x n +1 = 2.x n + 3 x n − 2 für alle n > 0 und x1 = 1 . Zeige, dass 2 die Folge nur natürliche Zahlen enthält und nicht konvergent ist. b) Man bestimme die Anzahl der Quadrate natürlicher Zahlen in der Folge a n , n ≥ 0 mit dem Bildungsgesetz: a n +1 = 10.a n + ( −1) und a3 = 91 Man berechne zuerst die ersten 6 Folgenglieder! n Lösung a) Man berechne zuerst ein paar Folgenglieder: x n = <1, 3, 11, 41, ….> Wegen der Wahl von x1 = 1 und der Addition einer positiven Wurzel ist klar, dass die Folge aus positiven Zahlen besteht. Durch Quadrieren der Rekursion ergibt sich: x n +1 − 4.x n +1 .x n + 4.x n = 3.x n − 2 und gleich: 2 2 2 (1) x n +1 − 4.x n +1 .x n + .x n = −2 und analog (2) x n + 2 − 4.x n + 2 .x n +1 + .x n +1 = −2 . Rechnet man (2) – (1), 2 2 2 2 so erhält man: x n +1 − x n − 4.( x n + 2 .x n +1 − x n +1 .x n ) = 0 und leicht: 2 2 (3) ( x n + 2 − x n )( x n + 2 + .x n ) = 4.x n +1 .( x n + 2 − x n ) Wäre x n +2 = x n müssten alle Folgenglieder identisch sein, x = 4. x −x was nicht der Fall ist, also muss gelten, x n + 2 + x n = 4. x n +1 bzw. n+ 2 n +1 n. Dies ist eine einfache lineare Rekursion, die durch die Wahl von x1 = 1 nur positive natürliche Zahlen liefert, die Folgenglieder streng monoton wachsen lässt und eine unbeschränkte Folge erzeugt! Lösung b) Man berechnet zuerst die ersten 6 Folgenglieder: a n = <0, 1, 9, 91, 909, 9091, 90909 ….> Dies ergibt eine Vermutung: Für alle Folgenglieder mit ungeraden Indizes ab a3 gilt: die letzten beiden Ziffern sind 91, und für alle geraden Indizes ab a4 gilt: Die letzten 3 Ziffern sind 909. BEWEIS mittels Induktion: (1) ungerade Indizes: Für viele n ≥ 1 gilt: a 2 n +1 ≡ 91(100) Zeige: für n+1: a 2 n +3 = 10.a 2 n + 2 + 1 = 10.(10.a 2 n +1 − 1) + 1 = 100a 2 n +1 − 9 Wegen der Induktionsannahme a 2 n +1 ≡ 91(100) gilt: a2 n+3 ≡ 100a2 n+1 − 9 ≡ 9100 − 9 ≡ 9091 ≡ 91(100) q.e.d. (2) gerade Indizes: Für viele n ≥ 1 gilt: a 2 n + 2 ≡ 909(1000) Zeige: für n+1: a2 n+ 4 = 10.a2 n +3 − 1 = 10.(10.a2 n+ 2 + 1) − 1 = 100a2 n+´21 + 9 Wegen der Induktionsannahme a 2 n + 2 ≡ 909(1000) gilt: a2 n+ 4 ≡ 100a2 n + 2 + 9 ≡ 90900 + 9 ≡ 90909 ≡ 909(1000) q.e.d. Da nun aber 91 ≡ 3( 4) sowie 909 ≡ 5(8) gilt, können ab dem 3. Folgenglied keine Quadratzahlen auftreten. Somit sind die ersten drei Folgenglieder die einzigen Quadratzahlen in der gegebenen Folge! (Quadratzahlen sind immer ≡ 0,1 (4) oder ≡ 0,1,4 (8) ) BG+BRG Feldkirch, Rebberggasse 25-27, 6800 Feldkirch 4. Aufgabe: Löse das folgende Gleichungssystem über R3: (1) x + y + z = - 2 (2) (y – z)² + (z – x)² + (x - y)² = 38 (3) x(y – z)² + y(z – x)² + z(x - y)² = - 44 Lösung: Das vorgegebene Gleichungssystem ist symmetrisch und kann daher mit symmetrischen Grundfunktionen gelöst werden: x + y + z = - 2 = s1 Ausquadrieren der linken Seite der Gleichung (2) ergibt: x² + y² + z² = 19 + (xy + yz + xz) (*) Quadrieren von (1) ergibt: (x + y + z)² = 4 = x² + y² + z² +2(xy +yz + xz) und durch einsetzen von (*) folgt 4 = 19 + 3(xy + yz + xz) und somit xy + yz + xz = - 5, also s2 = -5. Ausrechnen der linken Seite von (3) liefert die Gleichung: xy² + yx² + xz² + zx² + yz² +y²z – 6xyz = -44 Herausheben: xy (x+y) + xz(x + z) +yz(z + y) – 6xy = -44 mit Gleichung (1) jeweils eingesetzt folgt: xy(-2-z)+xz(-2-y)+yz(-2-x) – 6xyz = -44 und schließlich: -2(xy + xz + yz) – 9xyz = -44 (**) Setzt man s2 in (**) ein so folgt: 10 – 9xyz+44 = 0 und somit xyz = 6, daher s3 = 6 Nun setzt man die kubische Gleichung für u an: u³ + 2u² -5u – 6 = 0 so erhält man mittels Hornerschema: 1 2 -5 -6 0 -1 -1 +6 -1: 1 1 -6 0!! die Lösung u = -1 und das Restpolynom: u² + u – 6u = 0 mit den Lösungen 1 1 + 24 1 5 u2,3= − ± und damit u2 = 2, u3 = -3 =− ± 2 4 2 2 Die Lösungsmenge besteht aus insgesamt 6 3 Tupeln: L = {( -1, 2, -3) mit allen Vertauschungen}