Anna M. Zimmermann Homöopathie der Augenkrankheiten Leseprobe Homöopathie der Augenkrankheiten von Anna M. Zimmermann http://www.narayana-verlag.de/b2221 Das Kopieren der Leseproben ist nicht gestattet. Narayana Verlag GmbH Blumenplatz 2 D-79400 Kandern Tel. +49 7626 9749 700 Fax +49 7626 9749 709 Email [email protected] http://www.narayana-verlag.de In unserer Online-Buchhandlung werden alle deutschen und englischen Homöopathie Bücher vorgestellt. Narayana Verlag ist ein Verlag für Homöopathie Bücher. Wir publizieren Werke von hochkarätigen innovativen Autoren wie Rosina Sonnenschmidt, Rajan Sankaran, George Vithoulkas, Douglas M. Borland, Jan Scholten, Frans Kusse, Massimo Mangialavori, Kate Birch, Vaikunthanath Das Kaviraj, Sandra Perko, Ulrich Welte, Patricia Le Roux, Samuel Hahnemann, Mohinder Singh Jus, Dinesh Chauhan. Narayana Verlag veranstaltet Homöopathie Seminare. Weltweit bekannte Referenten wie Rosina Sonnenschmidt, Massimo Mangialavori, Jan Scholten, Rajan Sankaran und Louis Klein begeistern bis zu 300 Teilnehmer. 3 Betrachtungen zur Pharmakologie des Auges Bioverfügbarkeit Die Arzneitherapie am Auge unterscheidet sich wesentlich von den medikamentösen Behandlungen anderer Organe. Insbesondere handelt es sich dabei vorwiegend um eine Lokaltherapie, bei der Tropfen, Bäder und Salben die Wirkstoffkonzentrationen in den Bereich der vorderen Augenpartien einbringen, wobei die Resorptionsfähigkeit sehr unterschiedlich ist. Die in den Bindehautsack eingebrachten Arzneizubereitungen werden in erster Linie durch die starke Vaskularisation in diesem Bereich resorbiert, die Applikation am Auge und die Penetration durch das Auge selbst vollziehen sich mittels Diffusion durch die Cornea. In diesem Gewebe, das weitgehend ohne Vaskularisierung ist, werden Wirkstoffe nicht durch den Säftestrom vom Auge fortbefördert, sondern müssen senkrecht durch die Cornea diffundieren. Dabei ist der Grad der Durchdringungsfähigkeit der Hornhaut für die Pharmaka sehr verschieden und weitgehend abhängig von der Molekülgröße, der elektrischen Ladung und der Löslichkeit. Grundsätzlich gilt, daß fettlöslichc Substanzen zwar gut das Hornhautepithel, nicht aber das Parenchym durchdringen, während wasserlösliche Substanzen wiederum das Parenchym leicht durchdringen, aber eine Barriere am Epithel finden würden. Daraus ergibt sich, daß sowohl fett- als auch wasserlösliche Medikamente die Hornhaut zu durchdringen vermögen. Praktisch angewendet werden meistens wäßrige Lösungen als Tropfen, die sich leicht mit der Pipette dosieren lassen. Sie haben gegenüber öligen Lösungen oder Salben den Vorteil, daß sie die Hornhaut nicht verschmieren und das Sehen nicht beeinträchtigen. Allerdings ist ihre Wirkung nur kurzfristig, da sie schnell durch die Tränenwege zur Nase abfließen, was bedeutet, daß Tropfen, um wirksam zu helfen, häufiger (etwa stündlich oder alle zwei Stunden) angewendet werden müssen. Durch viskositätserhöhende Beimengungen (z.B. 1/2%ige Methylzellulose) kann allerdings die Verweildauer im Bindehautsack verlängert werden. Auch mit Augenbädern sind nachhaltige Konzentrationen zu er31 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“ zielen, wie sie z. B. bei bakteriziden Stoffen (Antibiotika) in den vorderen Augenabschnitten erforderlich sein können. Die Isohydrie einer Tränenflüssigkeit mit einem pH zwischen 7,58,0 sollte durch alle Applikationen der pharmakologischen Erzeugnisse erreicht werden. Der schmerzfreie Toleranzbereich am gesunden Auge beträgt etwa pH 7-9. Die Applikationsart Die Anwendung von Augenmedikamenten erfolgt beim sitzenden Patienten bei nach hinten geneigtem Kopf mit dem Tropfer auf der Innenfläche des etwas herabgezogenen Unterlides. Dort wird ein Tropfen appliziert, wobei sich durch leichten Lidschlag der Tropfen verteilen kann. Das Augenbad wird am liegenden Patienten angewandt, nachdem die Augenbadewanne am sitzenden Patienten wie ein Becher bei herabgezogenem Unterlid unterhalb der Wimpern aufgesetzt wurde. Durch Zurücklegen des Körpers kann die Augenbadeflüssigkeit voll zur Wirkung kommen. Ein solches Augenbad sollte 10-20 Minuten dauern. - Bei Anwendung von Augensalbe drückt man aus der Tube von der Seite her auf die Innenfläche des heruntergezogenen Lides 1-2 cm heraus, das Auge wird geschlossen und die Tube dann zur Seite weggezogen. Durch Schließen der Lidspalte wird das Austreten der Salbe aus der Lidspalte verhindert. In besonderen Fällen kann die Salbe auch unter das nach oben aufgeklappte Lid gedrückt werden. 3.1 Spezielle pathophysiologische Merkmale der Pharmakotherapie am Auge Neben den lokalen Einwirkungen am Bindehautsack des Auges und durch resorptionsvermittelnde Medien am Auge werden die Funktionen der Pupillenerweiterung und -Verengung sowie der M. ciliaris und der intraokuläre Druck beeinflußt. Dazu sind einige Vorbemerkungen notwendig: 3.1.1 Die Irismuskulatur Die Pupille wird durch Kontraktionen des Sphinkter iridis verengt, durch Kontraktion des Dilatator iridis erweitert. Der 32 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“ Sphinkter wird von parasympathischen Fasern innerviert, die im N. oculomotorius über das Ganglion ciliare verlaufen, der Dilatator von sympathischen Fasern über das Ganglion cervicalis superior. Wenn der Tonus des Dilatators überwiegt, erweitert sich die Pupille (Mydriasis), überwiegt der Tonus des Sphinkters, so verengt sie sich (Miosis). Da die Zentren miteinander in Verbindung stehen, kommt über eine zentrale Steuerung eine Bilaterie dieser Vorgänge an beiden Augen zustande. 3.1.2 Pupillenerweiterung tritt auf durch zentrale Erregung des Sympathikus vom Großhirn aus; durch psychische Erregung, Schmerz und Schreck; durch Lähmung des Oculomotoriuskernes, durch Asphyxie z. B.; durch Erregung der sympathischen Nervenendigungen im Dilatator (Adrenalin, Kokain); durch Lähmungen der parasympathischen Nervenendigungen im Sphinkter (Atropin). 3.1.3 Pupillenverengung tritt auf reflektorisch durch Einfall grellen Lichtes; durch Erregung des Oculomotoriuszentrums direkt nach Krampfgiften (Pikrotoxin); indirekt durch Morphin infolge der Lähmung von Hemmungsvorrichtungen des Oculomotoriuszentrums; im Schlaf und im Toleranzstadium der Narkose; durch Erregung der parasympathischen Nervenendigung im Sphinkter mittels Physostigmin (Eserin) oder Pilocarpin. 3.1.4 Die Beeinflussung des intraokularen Druckes Durch die Kontraktion des M. ciliaris werden die Zonula Zinnii entspannt, so daß sich die Linse stärker wölben kann. Hierdurch wird die Akkommodation ermöglicht. Da der M. ciliaris von den im Oculomotorius verlaufenden parasympathischen Fasern innerviert wird, tritt durch Physostigmin Erregung auf (Akkommoda33 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“ tionskrampf, Einstellung des Auges auf den Nahpunkt), durch Atropin Lähmung (Akkommodationslähmung, Einstellung des Auges auf den Fernpunkt). Der intraokuläre Druck beträgt etwa 20 mm Hg. Er ist u. a. abhängig von der Größe des Abflusses durch den Iris-Cornea-Winkel (Schlemm'scher Kanal). Ist der Ziliarmuskel kontrahiert, so entfalten sich die Fontana'schen Lymphräume, und der Abfluß des Kammerwassers ist erleichtert. Umgekehrt wird der Abfluß erschwert, wenn bei nicht kontrahiertem Ziliarmuskel die Zonula gespannt ist und die Fontana'schen Räume verstrichen sind. Prinzipiell gleichsinnig wirkt die Iris: Kontraktionen des Sphincter iridis führen zur Eröffnung der Kammerbucht, Kontraktionen des Dilatators zur Abklemmung derselben. Bei pathologischen Druckerhöhungen wie z. B. Glaukom wird deshalb durch Physostigmin der intraokuläre Druck herabgesetzt, während er durch Atropin noch gesteigert wird. 3.1.5 Die Retina Die lichtempfindlichen Zellen der Retina sind durch den Spinalganglienzellen entsprechende bipolare Ganglienzellen mit den retinalen Ganglienzellen des N. opticus verbunden. Letztere bilden einen aus dem Zentralnervensystem vorgeschobenen Teil der grauen Substanz und senden ihre Achsenzylinderfort-sätze im Bündel des N. opticus, einem weißen Rückenmarksstrang gleich, zum Gehirn. Die anatomischen Verhältnisse bedingen es, daß Schädigungen von Ganglienzellen der Retina auch leicht den Optikus selbst in Mitleidenschaft ziehen (z.B. durch Methylalkohol, Chininderivate, Extractum filicis). 3.1.6 Beeinflussung von Pupille und Ziliarmuskel Eine Pupillenerweiterung (Mydriasis) wird in klassischer Weise durch die Lähmung des Sphinkters mittels l%iger Atropinlösung (Atropinum sulfuricum) erzielt, wobei die Wirkung bis zu einer Woche anhalten kann. In dieser Zeit sind Blendungserscheinungen und Akkommodationsstörungen möglich. 34 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“ Bei einer l % igen Atropinum-sulfuricum-Lösung ist mit je einem Tropfen für jedes Auge (entsprechend 2 Tropfen = !/io ml) die Höchstdosis für Erwachsene und bei 3maliger Medikation die maximale Tagesdosis erreicht. Trotz dieser geringen Dosierung sind - besonders bei Kindern - noch Allgemeinerscheinungen wie Rötung und Hitze im Gesicht, motorische Unruhe und Erregung (besonders nachts) sowie Temperaturanstiege bis 40° zu beobachten. Aufgrund dieser Nebenerscheinungen sind '/2%ige Atropinlösungen geeigneter. Sofern eine etwas schwächere Mydriasis gewünscht wird als die nach Atropin, wendet man eine '/4%ige Scopolaminhydrobromicum-Lösung an, nach der die Mydriasis nur 3-4 Tage vorhält. Diese Applikation wird auch bei Atropinallergie bevorzugt. Zur diagnostischen Pupillenerweiterung bei Augenspiegeluntersuchungen wird im allgemeinen Homatropin-Mydriatikum-Roche verwendet. Auch durch Reizung des Dilatators kann eine Mydriasis erzielt werden. Hierfür eignet sich der körpereigene Sympathikuswirkstoff Adrenalin. Die übliche Lösung l: 1000 ist zwar für Augentropfen zu schwach, wirkt aber auch gut nach subkonjunktivaler Injektion. Zur Sprengung einer hinteren Synechie wird Atropin in Verbindung mit L-Glaukosan (2%ig Adrenalinbitartrat und 2%ig Adrenalinhydrochlorid) verabreicht. Dies ist die wirksamste Therapie, um Synechien zu sprengen oder zu vermeiden. Auch Kokain wirkt durch Sympathikusreizung mydriatisch; es kann mit den anderen Mydriatika kombiniert werden - insbesondere auch mit Adrenalin zur subkonjunktivalen Injektion. Die Miosis (Pupillenverengung) wird vorwiegend durch Reizung des Sphinkters erzeugt. Das am häufigsten verwendete Miotikum vor allem zur Senkung des intraokulären Druckes beim Glaukom - ist das Pilocarpin (1-3% ig als wäßrige oder ölige Lösung bzw. als Salbe), das direkt auf die Muskelzelle wirkt. Wo Pilocarpin nicht ausreicht, stehen die Cholinesterasehemmer zur Verfügung, die nur über die Vermittlung des Parasympathikus, nicht am denervierten Organ wirken, also auch nicht nach Lokalanästhesie des Ganglion ciliare (bei Operationen!). Die heute am meisten verwendeten Präparate leiten sich jedoch vom Prinzip der ß-Rezeptorenblockierung ab. 35 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“ 2 Erkrankungen der Tränenorgane Erkrankungen der Tränendrüse sind - wenn sie doppelseitig auftreten - unter Umständen Zeichen einer Allgemein- oder Systemerkrankung. Die häufigeren Erkrankungen der ableitenden Tränenwege stehen unter dem Leitsymptom des Tränenträufelns (Epiphora). Als Ursachen werden funktionelle und mechanische Verschlüsse unterschieden. Im ersten Fall besteht eine glatte, passive Durchspülbarkeit. Nachdem Entzündungen infolge Rückfluß des Tränensackinhaltes in den Bindehautsack eine Infektionsquelle für das Auge darstellen, sind Stenosen und mechanische Hindernisse sehr sorgfältig abzuklären. 2.1 Dakryoadenitis - Tränendrüsenentzündung Die Tränendrüsenentzündung entsteht meistens metastatisch bei Infektionskrankheiten, vornehmlich bei Kindern in der Folge von Angina, Masern, Scharlach, Grippe oder Mumps. Erreger sind deshalb auch meist Staphylokokken und Pneumokokken, aber in seltenen Fällen können auch Gonokokken hierbei eine Rolle spielen. Das Krankheitsbild ist meist einseitig, seltener doppelseitig. Bei einer schmerzhaften Schwellung und Rötung der Tränendrüsengegend besteht oft ein kollaterales Ödem der Konjunktiva und des Unterlids mit umschriebener Druckschmerzhaftigkeit unterhalb des temporal oberen Orbitalrandes. Dabei sind auch Entzündungen aus der Umgebung, wie Sinusitiden, Konjunktividen, Periostitis etc. zu beachten. Die Symptome des Leidens sind Empfindlichkeit, Rötung und Anschwellung in der Gegend des Tränensackes mit heftigen Schmerzen. Die Therapie besteht in einer antibiotischen lokalen Therapie: in lokalen Wärmeauflagen, Kamille-Auflagen, Infrarotbestrahlung, Borwasserspülungen des Bindehautsackes und evtl. nötiger Inzision in die Tränendrüse. Homöopathisch haben sich eine Reihe von Präparaten bewährt, so Aconitum bei der akuten Entzündung mit Hitze und Durst und fieberhaften Zuständen; man verabreiche D 4 zweistündlich, Argentum nitricum bei profuser Absonderung, wenn die Tränenka162 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“ runkel wie ein Stück rohes Fleisch heraussteht und die Konjunktiva ebenfalls kongestioniert ist (D 4 - D 12). Auch Acidiim nitricum D 4 - D 6. Arnm tripliyllum: Katarrhe des Tränensacks mit Verlangen, in der Nase zu bohren auf der affektierten Seite. Die Nase ist so verstopft, daß man durch den Mund atmen muß. Die Nasenlöcher sind wund, evtl. Arum triphyllum cp. (NESTMANN) Calendula D 4: kann auch als verdünnte Lösung bei Blennorrhöe des Tränensackes äußerlich angewandt werden (0). Euphrasia D 3 ist wohl das Hauptmittel bei dickem, klebendem, scharfem Ausfluß, welcher die Augenlider wund macht, aber Trübsichtigkeit durch Blinzeln bessert. Die Absonderung der Nase ist dünn und wässerig, aber nicht scharf. Hepar sulfuris D 4 - D 12: bei Entzündungen des Tränensackes nach eingetretener Infektiosität bzw. Abszeßbildung oder bei Blennorrhöe mit profuser Absonderung, besonders wenn große Empfindlichkeit gegen Berührung besteht. Mercurius solubilis D 4 - D 12: bei dünner, wundmachender Absonderung, scharfem Fließschnupfen und nächtlicher Verschlimmerung. Pulsatilla D 4 - D 12: ist eines der wichtigsten Mittel bei Dakryocystitis, aber auch bei Tränenkanalaffektionen bis zur Tränenkanalfistel. Im Beginn ist Pulsatilla imstande, die Krankheit zu kupieren. Aber auch bei fortgeschrittenen Entzündungen kann Pulsatilla noch große Dienste leisten (Dosierung D 12 - D 30). Bei Blennorrhöe des Tränensackes, wenn die Absonderung profus, aber milde ist, zeigt sich Pulsatilla D 12 hilfreich, insbesondere bei Kindern in Folge von Masern. Silicea D 12: bei fortgeschrittener Abszeßbildung zur Unterstützung chirurgischer und antibiotischer Maßnahmen, auch bei Blennorrhöe des Tränensackes. Auffallend ist für dieses Mittel große Empfindlichkeit gegen kalte Luft, so daß der Kranke immer abgeschirmt sein will. Stannum metallicum D 12-D 30: sehr gute Erfolge sind mit diesem Mittel erzielt worden bei Blennorrhöe des Tränensackes mit gelblich-weißer Absonderung, mit Jucken und heftigen Schmerzen im inneren Augenwinkel, besonders nachts. Bei den homöopathischen Mitteln fällt auf, daß nicht nur die Tränendrüse, sondern auch die Tränenwege und vor allem auch die Nasenschleimhaut in das Symptomenbild mit einbezogen 163 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“ sind, was ganz dem Modus der ableitenden Tränenwege entspricht. Die Komplikation der chronischen Tränendrüsenaffektion und eiterung ist die Tränensackfistel, die evtl. operativ beseitigt werden muß. Aber auch hier können homöopathische Mittel oft zu einem erstaunlichen Umschwung führen, insbesondere mit Clematis und Pulsatilla (D 12 und höher). Bei bösartigem Verlauf wird Veratrum viride D l - D 3 und Lachesis D 8 empfohlen. Hat sich ein Abszeß entleert oder wurde er operativ gespalten, so unterstützen zum Abklingen Resorptionsmittel, wie Sulfur jodatum D 3 - D 6 und Silicea D 6 oder Calcium fluoratum D 6. Bei Tränendrüsentumoren werden nach DORNACH folgende Mittel empfohlen: Calcium jodatum D 4 - D 6 Barium jodatum D 3 - D 6 Aurum jodatum D 3 Conium D 4 - D 6 Calcium fluoratum D 6 Phytolacca decandra D l - D 3 Arsenicum jodatum D 4 - D 6. 2.2 Epiphora (vermehrter Tränenfluß) Grundsätzlich kann es zu einer vermehrten Produktion von Tränenflüssigkeit kommen bei 1. Reizzuständen in den vorderen Augenabschnitten, 2. Weinen, psychisch bedingt, 3. Verschluß oder Stenose der ableitenden Tränenwege. Bei Reizzuständen in den vorderen Augenabschnitten tritt die sog. Abwehrtrias auf: (Photophobie, Blepharospasmus und Epiphora). Die Therapie erfaßt die Ursachen, wie Hornhauterosionen, Conjunctivitis, Iritis, Trigeminusneuralgien, Nebenhöhlenaffektionen, schließt aber auch die Spülung der Tränenwege, bei Ektropium, Versorgung durch entsprechende operative Eingriffe ein. Operationen nach TOTI dürfen als ultima ratio gelten. Bei vermehrtem Tränenfluß gibt es in der Homöopathie einige wenige zuverlässige Mittel. An erster Stelle steht Pulsatilla und 164 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“ Euphrasia. Letzteres meist in Verbindung mit Schnupfen und allergischen Affektionen. Bei Sonnenlichteinwirkung und entsprechendem Tränenfluß hat sich Magnesium chloratum D 12 und Staphisagria D 12 bewährt. Vermehrte Tränensekretion nach Lesen wird durch Ammonium carbonicum D 6 - D 12 und Carboneum sulfuratum D 12 - D 30 günstig beeinflußt. Bei vermehrtem Tränenfluß im ausgesetzten Wind denke man an Euphrasia D 4, Natrium chloratum D 12, Pulsatilla D 12, Silicea D 12-30 und andere Mittel. 2.3 Verminderte Tränensekretion (»trockenes Auge«) Eine verminderte Tränensekretion besteht bei Involution der Tränendrüse im Alter durch Verlegung des Tränenpünktchens und damit der Ausflußgänge. Durch Verätzung und Verbrennung der Bindehaut. Bei Trachom ist die verminderte Tränensekretion obligat, ebenso bei Pemphigus conjunctivae. Eine Sclerosis conjunctivae bei Vitamin-A-Mangel ist zu beachten. Verursacht wird ein verminderter Tränenfluß auch auf neuralem Wege infolge Unterbrechung der die Tränendrüse versorgenden Nervenfasern, z.B. durch Tumoren etc. Die Trockenheit entsteht aber überwiegend als Symptom des viszeralen Rheumatismus im Sinne des Sjögren-Syndroms, eine autoimmunitäre Erkrankung mit Conjunctivitis sicca, mit Keratitis filiformis, trockenem Mund und Schluckstörungen, Laryngitis und Polyarthritis. Meist sind die Rheumafaktoren im Blut positiv. Das Krankheitsbild mit dem Symptom des trockenen Auges ist in seiner Ursache ungeklärt, gehört aber mit zu den Autoaggressionskrankheiten im Sinne der seropositiven Polyarthritis. Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach den Ursachen, begleitet von Vitamin-A-Gaben (Rovigon und A-E-Mulsin), Augensalben (Bepanthen) und benetzenden Augentropfen wie Vitreolent, Oculotect und Sekretolytika (Dakryo-Biciron) im Sinne palliativer Maßnahmen, die das sehr unangenehme Krankheitssymptom bessern können. Homöopathisch hat sich als bestes Mittel beim trockenen Auge Kalium bichromicum bewährt. Es wird in einer Dosierung von 165 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“ D 6-D 12 verabreicht und ist vor allem dort wirksam, wo eine Austrocknung auch der Nase und des übrigen Verdauungstraktes beobachtet wird. Das gleiche gilt für Alumina D 12, was trockene Haut und trokkene Schleimhaut voraussetzt, ebenso Lycopodium D 12: Trokkenheit des Auges in Verbindung mit Leber- und Verdauungsaffektionen. Nux moschata: zeigt Trockenheit des Auges bei vermehrter Sympathikatonie, auch in der Folge eines Siccasyndroms, wo es nicht unter D 12 versucht werden kann. Opium D 4 - D 12: in Verbindung mit Magen-Darm-Affektionen und Pulsatilla D 12 - D 30: als großes Schleimhautmittel der vorderen Augenabschnitte, ähnlich wie Sulfur bei allergischen und rheumatischen Affektionen. Veratrum album und Zincum metallicum sind nach konstitutionellen Gesichtspunkten in Hochpotenzen zu versuchen. Umstimmungsmaßnahmen, Phytotherapie mit Harpagophytum (Teufelskrallentee) und andere Bitterstoffe (Absinth, Enzian, Schwedenbitter) sind bewährt. 166 Narayana Verlag, 79400 Kandern, Tel.: 07626/974970 0 Leseprobe von A.M.Zimmermann „Homöotherapie der Augenkrankheiten“