4.1 Allgemeine Vorbemerkungen ( ) R g R = q

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Energieökonomik
Kapitel 4: ENERGIEANGEBOT: ERNEUERBARE ENERGIETRÄGER
Gliederung
4. Erneuerbare Energieträger
4.1 Allgemeine Vorbemerkungen
4.2 Wasserkraft
4.3 Biomasse
4.4 Windenergie
4.5 Solarenergie
4.6 Fazit
4.1 Allgemeine Vorbemerkungen
4.1.1 CHARAKTERISIERUNG DER ENERGIETRÄGER
Die folgenden Energie-Träger sind erneuerbar:
-
-
direkte Sonnenenergie
indirekte Sonnenenergie:
- Wind
- Wasser
- Biomasse:
- Holz
- Dung
- Torf
- Abfälle
Geothermik
Gezeiten und Wellen
Holz unterscheidet sich von den anderen erneuerbaren Energie-Trägern
dadurch, dass bei ihm die Gefahr der Übernutzung besteht. Wird in einem
Forst mehr Holz abgebaut als nachwächst, so sinkt der Holz-Bestand. Bei den
anderen
erneuerbaren
Energie-Trägern
verändert
sich
die
Regenerationsfähigkeit des Bestands dagegen nicht durch die Nutzung.
4.1.2 OPTIMALE AUSNUTZUNG ERNEUERBARER RESSOURCEN –
DAS SCHAEFER-MODELL FÜR DEN EINPERIODEN-FALL
Im folgenden wird das sogenannte Schaefer-Modell vorgestellt, das aufzeigt,
wie man eine nachwachsende natürliche Ressource nutzen soll, so dass die
Nutzung einerseits ökonomisch gewinnbringend und andererseits ökologisch
nachhaltig ist.
Das Schaefer-Modell stammt aus der Biologie und beschreibt zunächst mit
der Funktion g den Zusammenhang zwischen Wachstum des RessourcenBestandes und dem Ressourcen-Bestand. Für eine nicht bewirtschaftete
Ressource gilt:
R = g ( R)
54
(4.0)
Kapitel 4
Im Modell ist angenommen, dass es einen stabilen maximalen
Ressourcenbestand Rmax gibt, zu dem die Ressource nach Störungen, welche
einen vorübergehend tieferen oder höheren Ressourcenbestand erbringen,
wieder zurückkehrt. Die Annäherung an Rmax von unten erfolgt dabei gemäss
einer S-förmigen Kurve (vgl. Teil B in Abb. 4.1). Dementsprechend ist in Teil A
der Abbildung 4.1 die Veränderungsrate der Ressource im Zeitverlauf stets
positiv, und dabei im Teil I wachsend und im Teil II fallend.
Das Schaefer-Modell
R
I
II
A
Rmax
Rmax
R
B
t
Abb. 4.1: Das Schaefer-Modell
Um nun die optimale Erntemenge h in einer Periode zu bestimmen, müssen
die Kosten und Erlöse der Ausbeutung berücksichtigt werden, denn der
Eigentümer eines Forsts versucht seinen Gewinn zu maximieren.
Mathematisch wird der Gewinn des Waldbesitzers durch die folgende
Funktion ausgedrückt:
Gewinn = ( Erlös − Kosten) = p ⋅ h − C ( R, h);
p: Preis
R: Ressourcenbestand
C: Kosten
h: Erntemenge
∂C
∂C
< 0,
>0
∂R
∂h
t:
(4.1)
Zeit
∂R
R =
∂t
55
Das
Maximierungsproblem
Energieökonomik
Der Preis p ist ein Marktpreis und wird als gegeben betrachtet. Die Kosten
sind eine Funktion des Bestandes und der Erntemenge. Je grösser die
Erntemenge, umso höher sind die Kosten (
Ressourcenbestand, desto tiefer die Kosten (
∂C
> 0 ). Je höher der
∂h
∂C
< 0 ). Zur Begründung dieser
∂R
Annahme lässt sich anführen, dass ein hoher Bestand die „Ernte“ vereinfacht.
Dies kann am Beispiel eines Fischteichs veranschaulicht werden. Befinden
sich viele Fische im Teich, ist der Bestand also gross, dann muss man die
Angel nur kurz in den Teich halten, bis ein Fisch anbeisst. Sind nur wenige
Fische im Teich, so wird es im Allgemeinen länger dauern, bis ein Fisch
anbeisst.
Es wird davon ausgegangen, dass der Forsteigentümer seinen Gewinn
langfristig maximiert, so dass sich der Bestand und damit die Möglichkeit für
zukünftige Gewinne nicht verkleinert. Dies führt zur folgenden
mathematischen Nebenbedingung:
R = g ( R) − h = 0
(4.2)
Das Maximierungsproblem wird mit Hilfe der Lagrange-Funktion gelöst. Dabei
werden alle partiellen Ableitungen dieser Funktion gleich Null gesetzt:
L = p ⋅ h − C ( R, h ) + λ [ g ( R ) − h ]
Der Lagrange-Ansatz
(4.3)
Die partiellen Ableitungen ergeben sich wie folgt:
∂L
∂C
= p−
−λ = 0
∂h
∂h
∂L
∂C
∂g
=−
+λ
=0
∂R
∂R
∂R
∂L
= g ( R) − h = 0
∂λ
(4.4a)
(4.4b)
(4.4c)
Für den Lagrange-Multiplikator λ erhalten wir:
∂C
GK ∂R CR
λ=
=
=
GE ∂g g R
∂R
(4.5)
GK :
Grenzkosten der Produktion
GE :
Grenzerlös der Produktion
CR, gR : Ableitungen
Der gewinnmaximierende Forst-Eigentümer beutet die Ressource gemäss der
Preis = Grenzkosten–Regel aus. Wegen der Nebenbedingung (4.2) ist
allerdings die Differenz zwischen Preis und Grenzkosten nicht gleich null,
56
Die
bestandeserhaltende
Erntemenge
Kapitel 4
sondern
grösser
Nutzungspreis
als
null.
Die
positive
Differenz
entspricht
dem
CR
der Ressource, d.h. dem Preis für die Ressourcenpflege44:
gR
C
p − Ch = R
(4.6)
gR
Damit die Preis-Grenzkosten-Differenz positiv ist – denn nur dann wird der
Ressourcenbesitzer seine Ressource nutzen wollen – muss der
Nutzungspreis
CR
positiv sein Bei CR < 0 wird dies nur der Fall sein, wenn
gR
auch g R < 0 ist. Man befindet sich also im Bereich II der Abb. 4.1. Der
Zusammenhang zwischen Preis und Grenzkosten für einen langfristig
gewinnmaximierenden
Ressourceneigner
wird
in
Abbildung
4.2
veranschaulicht.
Abb. 4.2: Die bestandeserhaltende Erntemenge
R: Ressourcen-Bestand
h: Erntemenge
g: biologische Wachstumsrate
In einem Markt für ein beliebiges Gut würde bei vollständiger Konkurrenz die
Menge h* produziert. Ein Forst-Eigentümer wird hingegen eine Menge hopt
ernten die kleiner ist als h*. Bei dieser Ernte-Menge wird der Gewinn
maximiert, unter der Nebenbedingung, dass der Bestand erhalten wird.
44
Diese Formel wird aus
∂L
∂C
= p−
−λ = 0
∂h
∂h
hergeleitet.
57
Energieökonomik
4.1.3 OPTIMALE AUSNUTZUNG
MEHRPERIODEN-FALL
ERNEUERBARER
RESSOURCEN
IM
Die Überlegungen im vorhergehenden Abschnitt beziehen sich trotz der
Annahme des Strebens nach Ressourcenerhalt auf eine einzelne Periode. Ein
Modell für den Mehrperioden-Fall ist mathematisch anspruchsvoller in der
Herleitung. Wir beschränken uns hier auf die Besprechung der Resultate
dieser Herleitung.
Im Mehrperioden-Fall
Gewinnfunktion:
maximiert
der
Forsteigentümer
die
folgende
∞
max V = ∫ G (t )e − rt dt
(4.7)
0
t:
r:
Zeitperiode
Diskontierungssatz, mit dem künftige Gewinne abdiskontiert werden.
Die Maximierung erfolgt unter der folgenden Nebenbedingung:
R = g [ R (t ) ] − h(t ) = 0
(4.8)
Der Zeithorizont für die Gewinnmaximierung wird hier als unendlich
angenommen. Der Grund dafür ist, dass der Gewinn dauerhaft maximiert
werden soll, ohne den Bestand zu gefährden. Der Bestand soll also immer
weiter bestehen bleiben. Diese Bedingung wird in der Nebenbedingung
formalisiert. Die Lösung für den Mehrperioden-Fall unterscheidet sich vom
Einperioden-Fall dadurch, dass der Diskontierungssatz r explizit berücksichtigt
wird:
p − Ch =
CR
gR − r
(4.9)
Beträgt dieser Diskontierungssatz 0, so ergibt sich die gleiche Lösung wie für
den Einperioden-Fall (vgl. (4.6)). Wenn r einen grösseren Wert als 0 annimmt,
so verkleinert sich die Preis-Grenzkostendifferenz45, d.h. die durchschnittliche
Erntemenge pro Periode wird grösser. Dies ist intuitiv einleuchtend, denn ein
positives r führt dazu, dass der Barwert von zukünftigen Ernten stärker
abdiskontiert und damit geringer wird. Je höher das r ist, um so attraktiver wird
es, früher zu ernten. Die optimale Erntemenge h für den Mehrperioden-Fall
liegt in der Abbildung 4.2 rechts von der optimalen Erntemenge für den
Einperioden-Fall.
45
Wie wir bereits ausgeführt haben, sind beim Ausdruck auf der rechten Seite sowohl Zähler, wie auch
Nenner in dem Bereich den wir betrachten kleiner als 0, haben also negative Vorzeichen. Subtrahieren wir
nun vom Nenner eine positive Zahl, so wird er stärker negativ. Da der Betrag des Nenners zunimmt und
Zähler und Nenner negativ sind, wird der gesamte Ausdruck kleiner. Je grösser der Wert von r ist, um so
kleiner wird die Differenz p-Ch.
58
Kapitel 4
Zu einer „Überausbeutung“ erneuerbarer Ressourcen, welche eine
Bestandesverkleinerung mit sich bringt, kann es aus folgenden Gründen
kommen:
• der Ressourceneigner hat nicht das Ziel der Bestandeserhaltung bzw.
die Eigentumsrechte an der Ressource sind nicht eindeutig
zugeordnet.
• CR wird unterschätzt
•
die g R -Kurve liegt wegen mangelnder Sorgfalt im Umgang mit der
•
Ressource zu tief, weshalb bei gegebenem R g R zu gross ist
r des Ressourceneigners ist höher als die Diskontierungsrate der
Gesellschaft.
Die klare Zuteilung von Eigentumsrechten, Information sowie auch
ausreichende Pro-Kopf-Einkommen können helfen, eine Überausbeutung zu
vermindern.
4.1.4 PRAKTISCHE ASPEKTE
ENERGIETRÄGER
BEI DER
NUTZUNG
ERNEUERBARER
Bei fast allen erneuerbaren Energieträger ergeben sich die folgenden
Probleme:
-
-
diskontinuierliche Verfügbarkeit
- zeitlich: viele erneuerbare Energieträger stehen nicht jederzeit
zur Verfügung. Windkraftwerke liefern nur Energie, wenn der
Wind bläst.
- räumlich: nicht alle erneuerbaren Energien können an jedem
Ort genutzt werden. Solarkraftwerke sind nicht geeignet für Orte
mit geringer Sonneneinstrahlung
relative geringe Energiedichte: die geringe Energiedichte
erneuerbarer Energieträger bedingt einen grossen Flächenbedarf
bei der Energieproduktion mit erneuerbaren Energien und stellt
damit grosse Anforderungen an die Infrastruktur
Zahlen über den weltweiten Verbrauch von erneuerbaren Energien sind nicht
vollständig verfügbar, denn ein grosser Anteil der als Energieträger genutzten
Biomasse wird von den Verbrauchern direkt gesammelt und erscheint daher
nicht in den Statistiken. Der Verbrauch von Biomasse kann also nur geschätzt
werden. Die folgenden Zahlen enthalten keine solchen Schätzungen.
Weltweiter Primärenergie-Einsatz aus erneuerbaren Energien
1997 (gemessen)
2020 (geschätzt)
46
In % am
In % am
In Mtoe
In Mtoe
GesamtPrimärenergieeinsatz
Global
OECD
410
286
5
6.2
GesamtPrimärenergieeinsatz
697
434
547
7
Tabelle 4.1: Weltweiter Primärenergie-Einsatz aus erneuerbaren Energien, ohne
Biomasse (Quelle: OECD – International Energy Agency: World Energy Outlook:
Insights 2001, S. 313)
46
47
Mtoe steht für: Millionen Tonnen Erdöl-Äquivalent.
Wasserkraft: -1 Prozentpunkt; andere: +1 Prozentpunkt
59
Energieökonomik
4.2 Wasserkraft
Mit Wasserkraft werden ca. 20% der Welt-Produktion von elektrischem Strom
hergestellt. Die Wasserkraft ist beliebt, weil sie keine Emissionen verursacht.
Wasserkraftwerke sind teure Bauwerke, die laufenden Betriebskosten sind
jedoch sehr gering. Die Lebensdauer von Wasserkraftwerken ist sehr hoch,
gewisse Anlagen sind bereits seit mehreren Jahrzehnten in Betrieb.
Elektrische Energie (Strom) wird in Kraftwerken produziert die
unterschiedliche Technologien verwenden. In der Schweiz wird Strom
hauptsächlich in Wasserkraftwerken und in Atomkraftwerken hergestellt.48 Im
Jahr 2003 wurden 55.9% des Stroms in Wasserkraftwerken hergestellt, 39.7%
in Atomkraftwerken und lediglich 4.4% wurden in thermischen Kraftwerken
produziert. Davon entfielen bei den Wasserkraftwerken 32.3% auf
Laufkraftwerke, 23.6% auf Speicherkraftwerke. Laufkraftwerke sind
Flusskraftwerke die das aufgestaute Wasser eines Flusses verstromen. In
Flusskraftwerken wird das Wasser auf Niederdruck-Turbinen geleitet, diese
Turbinen treiben die Strom-Generatoren an. Speicherkraft verstromen Wasser
aus einem Speichersee. Die meisten Speicherseen befinden sich im Gebirge,
die Speicherkraftwerke in Gebirgs-Tälern. Das Wasser wird durch das grosse
Gefälle beschleunigt und im Speicherkraftwerk auf Hochdruckturbinen geleitet.
Diese Hochdruckturbinen treiben die Stromgeneratoren an. In den
Atomkraftwerken werden die Generatoren durch Dampfturbinen angetrieben.
Der Wasserdampf wird durch die Kettenreaktion im Kernreaktor erhitzt.
Obwohl der Strom aus den verschiedenen Kraftwerkstypen ein homogenes
Gut ist, gibt es doch einen wesentlichen Unterschied zwischen den
Kraftwerkstypen. Atomkraftwerke und Flusskraftwerke können nur eine relativ
konstante Menge an elektrischer Energie liefern, die sogenannte
Bandenergie. In einem Flusskraftwerk kann der Energieträger Wasser nur in
dem Moment genutzt werden, in dem er anfällt. Man kann das Wasser über
die Turbine leiten oder nicht, aber es ist nicht möglich das Wasser zu
speichern, um es später zu verwerten. Der Strom wird also unabhängig von
Nachfrageschwankungen produziert. Mit Bandenergie wird der Grundbedarf
der Energiekonsumenten gedeckt. Bandenergie kommt zum Einsatz, wenn
geheizt wird, für den Betrieb von Klimaanlagen oder für den Betrieb eines
Fliessbandes in einer Automobilfabrik.
In einem Speicherkraftwerk ist es dagegen möglich, den Energieträger
Wasser zusätzlich zu lagern, vorausgesetzt natürlich, dass der Speichersee
nicht vollständig gefüllt ist. Das Wasser kann dann über die Turbinen geleitet
werden, wenn es gebraucht wird. Wenn der Stromverbrauch im Netz plötzlich
zunimmt, kann ein Speicherkraftwerk darauf reagieren und das Wasser auf
die Turbinen leiten. Dies ermöglicht es, Spitzenenergie bereitzustellen.
Es gibt im Zusammenhang mit den Wasserkraftwerken auch negative Seiten.
Insbesondere die bekannten Staudamm-Projekte in Asien sind wegen ihrer
Grösse problematisch. Es werden viele Menschen aus den zu
überschwemmenden Gebieten zwangsweise umgesiedelt. Es wird geschätzt,
dass in Asien insgesamt 40-80 Millionen Menschen bereits umgesiedelt
wurden. In heissen Regionen bildet sich durch Pflanzen die in Stauseen
verrotten Methan (Treibhausgas) und es kommt zur Bildung von Schlick im
Stausee. Die Dämme können zur Behinderung von Fischzügen führen.
Schliesslich führt die verringerte Fliessgeschwindigkeit in den Flussdeltas zu
48
Diese Zahlen finden Sie unter: http://www.energieschweiz.ch/imperia/md/images/statistikperspektiven/elektrizittsstatistik/grafiken03/4.jpg
60
Bandenergie und
Spitzenenergie
Kapitel 4
Versalzung. Vor allem grosse Wasserkraftwerke sind also i.d.R. nicht
nachhaltig.
In den vergangenen 50 Jahren wurden weltweit 40'000 neue Dämme gebaut,
darin
eingeschlossen
sind
allerdings
Dämme
für
den
Überschwemmungsschutz. Die Kapazität der Wasserkraftwerke steigerte sich
in dieser Zeit von 80 GW auf 700 GW.
4.3 Biomasse
Die Biomasse ist der wichtigste Energieträger in den ärmsten Ländern. Der
Verbrauch kann allerdings nur geschätzt werden, denn die Biomasse
(insbesondere Holz und Dung) wird zu einem grossen Teil direkt durch die
Verbraucher gesammelt. Das bedeutet, dass ein Grossteil des BiomasseVerbrauchs nicht auf Märkten gegen Geld getauscht wird und daher in keiner
Statistik erfasst wird.
Schätzungen aus dem Jahr 2000 beziffern die weltweit aus Biomasse
gewonnene Energiemenge auf 40-45 EJ (Exa-Joule = 1018 Joule). Diese
Menge entspricht etwa 10% des Weltenergie-Einsatzes.
Die grössten Konsumenten sind China (15% des Energiebedarfs), Indien
(30% des Energiebedarfs), Brasilien (25% des Energiebedarfs) und
Indonesien (30% des Energiebedarfs). Den höchsten Anteil am Energiebedarf
macht Biomasse in einigen afrikanischen Länder aus, wo bis zu 80% des
Energiebedarfs damit gedeckt werden. Für die entwickelten Länder der OECD
schwankt dieser Anteil zwischen 1-4%, einzig Schweden weist einen deutlich
höheren Anteil aus. Die Produktion von elektrischem Strom mit Biomasse ist
eher gering und liegt in meist im Bereich von lediglich 1.2-2.6%. Nur die
Niederlande mit 4.6% und Finnland mit 12.5% weisen hier höhere Anteile aus.
Es gibt verschiedene Probleme mit der Nutzung von Biomasse zur
Energiegewinnung. Die Nutzung von Biomasse erfolgt, insbesondere in den
Entwicklungsländern, meist mit sehr ineffizienten Öfen. Die Biomasse-Energie
wird dadurch zu einem grossen Teil verschwendet. Die Produktion von
Biomasse ist durch eine sehr geringe Energieintensität gekennzeichnet. Pro
Quadratmeter werden lediglich 0.5-0.6 W produziert. Ein weiteres grosses
Problem besteht darin, dass die Nutzung von Biomasse in den Häusern
wegen undichten Öfen und ungenügender Rauch-Abzüge oft sehr
gesundheitsschädigend ist.
4.4 Windenergie
Zwei Länder spielen bei der Windenergie eine führende Rolle: Dänemark und
Deutschland. Dänemark ist der grösste Produzent von Windturbinen mit
einem Weltmarkt-Anteil von über 50%. Deutschland verfügt weltweit über die
grösste installierte Leistung von Windturbinen. In Deutschland wird die
Windenergie durch die Regierung sehr stark gefördert, was sich in der in
Tabelle 4.2 gezeigten rasanten Zunahme der Anzahl der installierten
Windturbinen niederschlägt. Diese Förderung besteht zum einen in einer
Subventionierung und zum anderen in einer Abnahmegarantie für die
produzierte Windenergie.
61
Die grössten
Konsumenten von
Energie aus Biomasse
Energieökonomik
Windenergie 2000 Anzahl Turbinen
Dänemark
Deutschland
Welt
Stand Ende 2003
Deutschland
6270
>9000
15287
Installierte
Leistung (GW)
2.4
6.1
17.3
Anteil in % an der
Stromproduktion
13.5
2.5
0.5
14.6
n.V.
Tabelle 4.2: Windenergie 2000 und die aktuelle Entwicklung in Deutschland
Die Energiedichte bei der Produktion von Windenergie beträgt 5-7 W/m2 und
liegt damit deutlich höher als bei der Biomasse. Die Gestehungskosten für die
Windenergie liegen jedoch mit 8.8 Euro-Cent pro kWh deutlich über dem
Spotpreis von 3.5 Euro-Cent pro kWh.
Es gibt verschiedene Eigenheiten der Windturbinen zu beachten. Bei der
Errichtung von Windturbinen müssen Mindest-Abstände zwischen den
Turbinen beachtet werden. Mindestabstände müssen aber auch zu
Sendeanlagen eingehalten werden, denn die Rotoren der Windturbinen
induzieren Interferenzen die den Sendebetrieb stören können. Um die
Leistung der Windturbinen aufrecht zu erhalten, müssen die Rotor-Blätter
regelmässig gereinigt werden.
Eigenheiten der
Windenergie
Die Windturbinen führen zu verschiedenen Problemen. Während Standvögel
sich an die Windturbinen gewöhnen, haben Zugvögel grosse Mühe die
Gefährlichkeit der Windturbinen zu erkennen. Das grösste Problem,
insbesondere auch für die Betreiber von Windturbinen, ist jedoch die visuelle
Umweltverschmutzung. Diese führt zu grossem Widerstand der lokalen
Bevölkerung. Diesem Widerstand begegnen die Betreiber von Windturbinen
mit finanziellen Anreizen für die lokale Bevölkerung oder für die betroffenen
Gemeinden. Es kommt also, wenigstens partiell, zu einer Lösung gemäss dem
Coase-Theorem, wie sie im Abschnitt über die externen Effekte (2.3)
beschrieben wird.
Die Subventionierung der Windenergie dient dazu den Kostennachteil
gegenüber anderen Energieträgern zu reduzieren. Durch die Förderung der
Windenergie soll auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert
werden. Dies bedeutet auch einen Beitrag zur Reduktion der Emission von
Treibhausgasen. Schliesslich wird durch die Subventionierung auch die
Entwicklung von neuen verbesserten Technologien gefördert.
4.5 Solarenergie
Die Solarenergie teilt mit der Windenergie den Nachteil der hohen
Gestehungskosten und die negativen visuellen externen Effekte. Der KostenNachteil der Solarenergie ist jedoch noch grösser, als jener der Windenergie.
Die durchschnittliche Sonneneinstrahlung beträgt weltweit 168 W/m2, bei einer
Nutzung als direkte Sonnenenergie bedeutet dies eine Energieausbeute von
20-60 W/m2, bei der Nutzung durch indirekte Sonnenenergie von ca. 10 W/m2.
Bei fossilen Kraftwerken beträgt dieser Wert 1-10 kW/m2. Die
Energieproduktion mit indirekter Sonnenenergie benötigt die 1000-fache
Fläche, verglichen mit der Nutzung fossiler Kraftwerke.
62
Die
Sonneneinstrahlung
Kapitel 4
Ein Vorteil der Solarenergie besteht darin, dass sie modular einsetzbar ist und
daher keinen Netzanschluss benötigt. Solarenergie-Anlagen können in ihrer
Grösse genau auf den lokalen Energie-Bedarf zugeschnitten werden. Sie sind
daher auch dazu geeignet einzelne Einrichtungen oder Apparate mit
elektrischer Energie zu versorgen. Ein Beispiel hierfür sind solarbetriebene
Parkuhren, oder Solar-Home-Systems in Entwicklungsländern.
Solar erzeugter Strom ist nach wie vor deutlich teurer als beispielsweise fossil
erzeugter Strom. Dies ist ein wichtiger Grund dafür, dass sich diese Form
erneuerbare Energie bisher noch nicht sehr stark durchgesetzt hat.
4.6 Fazit
Viele erneuerbare Ressourcen erfüllen die Anforderungen an globale
Nachhaltigkeit in hohem Masse. Sie sind allerdings nach wie vor so teuer,
dass sie nur in bescheidenem Umfang eingesetzt werden. Global besonders
nachhaltig ist Solarenergie, deren Ausbau auch mit Hilfe von
vorübergehenden Subventionen in kostengünstige Produktionsbereiche
gebracht werden sollte. Hohe Preise für fossile Energieträger wirken in
dieselbe Richtung und sollten durch entsprechende energiepolitische
Massnahmen unterstützt werden.
63
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