Aus aktuellem Anlass - Die Karpatendeutschen

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66. Jahrgang / Folge 3 / März 2015 Verlagsort
70176 Stuttgart, Schloßstrasse 92/II E 4058 E
Aus aktuellem Anlass
Am Samstag, den 21. März 2015 findet im „Haus der Heimat“ in Wien eine
„Außerordentliche Hauptversammlung“ der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich statt.
Als Tagesordnungspunkt 8 erscheint „Auflösung des Vereins“.
Robert Kudlicska, der Obmann der Karpatendeutschen Landsmannschaft in
Österreich, hatte mir bereits bei unserem letzten Treffen im Herbst 2015 in Preßburg/Bratislava mitgeteilt, dass, wenn sich niemand findet, der die Landsmannschaft weiterführen wird, vielleicht eine Auflösung ansteht.
Herr Kudlicska ist in den hohen Achtzigern.
Es ist angedacht, den Verein unter dem Namen „Karpatendeutsche“ bei der
Sudetendeutschen Landsmannschaft mit einzugliedern.
von links: Robert Kudlicska, Brunhilde Reitmeier-Zwick, Dr. Ondrej Pöss
Bild: Robert Kudlicska
Das Bild der drei Vorsitzenden der Karpatendeutschen Landsmannschaften und
des Karpatendeutschen Vereins mit Herrn Robert Kudlicska, mir und Herrn Dr.
Ondrej Pöss, wird voraussichtlich das letzte gemeinsame Bild sein, das die
obersten politischen Repräsentanten der Karpatendeutschen in Europa zeigt.
Wenn Sie sehr aufmerksam den Beitrag „Auf ein Wort“ meines Vorstandskollegen Werner Laser lesen wird Ihnen sicherlich auffallen, dass die Leserzahlen der Karpatenpost gegenwärtig zurückgehen. Die Kündigungen bedingt
durch den Tod der Abonnenten nehmen stark zu.
Unser aller Bestreben in den Karpatendeutschen Organisationen ist es, Ihnen in
den nächsten Jahren nicht mitteilen zu müssen, dass es zu einer Auflösung
kommt.
Ich kann nur an die Familienmitglieder der Erlebnisgeneration appellieren:
Unterstützen Sie auch weiterhin die Karpatendeutschen Organisationen und
lassen Sie die reiche karpatendeutsche Kultur nicht in Vergessenheit geraten.
Und planen Sie den Besuch unseres Bundestreffens ein.
Brunhilde Reitmeier-Zwick
Bundesvorsitzende
Das 34. Bundestreffen der Karpatendeutschen findet am
25. April 2015
in Karlsruhe-Durlach in der Karlsburg statt.
Auf ein Wort
„Damit wir klug werden“ lautet die Losung
für den 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni in Stuttgart. Es ist ein Halbsatz aus Psalm 90,12. Wörtlich übersetzen
Theologen den ganzen Satz aus dem
Hebräischen mit „Lehre uns, unsere Tage zu
zählen, damit wir ein weises Herz
bekommen.“ Dieses weise Herz werden
auch wir Karpatendeutsche brauchen, denn
das Jahr 2015 fing für uns nicht so gut an. In
der ersten Ausgabe des Heimatblatt, der
Zeitschrift der Karpatendeutschen in Österreich (Auflage:1.200) wird zu einer „Außerordentlichen Mitgliederversammlung“ im
März eingeladen. Auf der soll über die
Auflösung der KDLM Österreich als
selbständiger Verein und seine Anbindung
an die Sudetendeutsche Landsmannschaft
diskutiert werden.
Wir in Deutschland machen uns Sorgen
darüber, dass die Auflage der Karpatenpost
nun unter 1.000 Exemplare gerutscht ist.
Ende Januar warteten nur noch 935
Landsleute auf ihre Karpatenpost - vor zehn
Jahren waren es noch 1.666.
Unseren in Österreich lebenden Landsleuten wünschen wir für ihre Entscheidung ein
weises Herz. Und wir werden uns überlegen
müssen, wie die Auflage der Karpatenpost
zu stabilisieren ist. Vorschläge sind der
Schriftleitung und Redaktion sehr willkommen.
Nach der umfangreichen Berichterstattung
über den Ausbruch des Ersten Weltkrieges
wird uns dieses Jahr das Ende des Zweiten
Weltkriegs im Mai 1945 und der Beginn der
Vertreibung und der Verfolgung beschäftigen. Doch kann 2015 auch an ein positives
Ereignis erinnert werden. Vor 25 Jahren
kam es zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Es war für uns Karpatendeutsche ein Segen. Es wuchs wieder zusammen, was zusammen gehörte. Neue
Landesverbände wurden gegründet, Ortsgemeinschaften wiederbelebt und dem Bundesvorstand wurden neue Ideen und Energie
zugeführt. Dafür gebührt unseren in den östlichen Bundesländern lebenden Landsleuten Lob und Dank.
Werner Laser
2
Die Karpatenpost
Heimat- und Kulturseminar des Hilfsbundes der
Karpatendeutschen Katholiken München
Landesverband Bayern e.V.
29. März – 01. April 2015
im Kloster Bernried am Starnberger See
„Der Donauraum und die Karpatendeutschen“
Palmsonntag, 29. März 2015
Mittwoch, 01. April 2015
Ab 16:00 Uhr Anreise
18:00 Uhr Abendessen
19:30 Uhr Mitgliederversammlung
07:45 Uhr Eucharistiefeier
08:30 Uhr Frühstück und Zimmerräumen
09:15 Uhr Dr. Heike Drechsler-Meel:
„Was bleibt ist die Erinnerung.
Zum Umgang der Karpatendeutschen mit ihrer Geschichte“
10:45 Uhr Prof. Dr. Jörg Meier: „Die
‚Kaschauer Zeitung’ – Zur Kultur
und Sprache der Deutschen Minderheit auf dem Gebiet der heutigen Slowakei um 1900“
Montag, 30. März 2015
07:45 Uhr Eucharistiefeier
08:30 Uhr Frühstück
09:15 Uhr Prof. Dr. Ferdinand Klein:
„Sinn im Sinnlosen finden nach
logotherapeutischem Verständnis
– Nachdenken über die tiefe Sehnsucht des menschlichen Herzens
und Erfahrungen beim Literaturkränzchen in Einsiedel an der
Göllnitz“
10:45 Uhr Wilhelmine Schnichels: „Alte
Heimat – neue Heimat. Das Thema ‚Vertreibung der Deutschen’ in
der Presse, im Film und in der Literatur“
12:15 Uhr Mittagessen
14:15 Uhr Kaffeepause
15:00 Uhr Armin Bachmann: „Gesprochenes Deutsch in der Slowakei –
Standard und Dialekte“
16:30 Uhr Martina Remiasova: „Die
Zünfte in Kesmark“
18:00 Uhr Abendessen
Dienstag, 31. März 2015
07:45 Uhr Eucharistiefeier
08:30 Uhr Frühstück
09:15 Uhr Dr. Maria Papsonova: “Zu
einigen Problemen der Übersetzung von spätmittelalterlichen
Rechtstexten“ mit anschließender
Buchvorstellung
10:30 Uhr Dr. Ortfried Kotzian: „Die
Deutschen im Osten Europas jenseits der deutschen Staatsgrenzen –
eine Übersicht“
12:15 Uhr Mittagessen
14:15 Uhr Kaffeepause
15:00 Uhr Marin Zückert: „Neue Zugänge zur Geschichte der Deutschen
in der Slowakei“
16:30 Uhr: Dušan Buran: „Die italienischen Luxustextilien im Spiegel
der spätgotischen Tafelmalerein in
der Slowakei“
18:00 Uhr Abendessen
19:30 Uhr Rudolf Göllner: „Heimat
Zips?“ (fakultatives Abendangebot)
Zusammenfassung und Resümee der
Veranstaltung und Verabschiedung aller
Teilnehmer
12:15 Uhr Mittagessen
13:20 Uhr Ende der Veranstaltung
An jedes Referat schließt sich eine Aussprache an.
Programmänderungen vorbehalten.
---------Die Veranstaltung wird durch das
Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und
Frauen
und über das Haus des Deutschen
Ostens in München gefördert
---------Tagungsbeitrag:
Teilnahme 29. März bis 01. April 2015
an allen Vorträgen
Vollpension und Übernachtung 130,00 €
Beitrag ganzer Tag mit Verpflegung
35,00 €
Bezahlung während der Tagung
Anmeldung bitte mit vollständiger
Adresse und Telefonnummer/E-Mail bis
spätestens 10. März 2015 mit Anmeldeformular an:
Johann Horvath, Paarstraße 74,
93059 Regensburg oder E-Mail:
[email protected]
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme.
Johann Horvath
März 2015
Heimat Ort mit vielen Facetten
Bild: Ackermann-Gemeinde
Wo kommst du her, was ist deine Heimat?
Scheint ja eine ganz einfache Frage zu
sein – aber sie bringt einen schnell ins
Grübeln ...
Ist der Ort, wo ich herkomme, vielleicht
meine Kindheit verbracht habe, meine
Heimat? Oder eher der Ort, an den mich
mein Beruf geführt hat, der Ort, an dem
ich eine lange Phase meiner Jahre gelebt
habe, wo meine Kinder groß geworden
sind?
Gibt es Heimat heute überhaupt noch für
viele Menschen angesichts beruflicher
Mobilitätsanforderungen, Familienbiographien, die von Migration geprägt sind,
alter und neuer Flucht- und Vertreibungserfahrungen?
Ist Heimat vielleicht ein Ort der Sehnsucht, der Sehnsucht nach Geborgenheit?
Ist es überhaupt ein lokalisierbarer Ort,
eine Landschaft, ein Land - oder sind es
Menschen, Beziehungen - oder eine mir
vertraute Weise zu leben und den Alltag
zu regeln?
Ist Heimat vielleicht immer nur eine
Annäherung an die „ewige Heimat“, die
endgültige Geborgenheit bei Gott?
Versuchen wir es einmal andersherum:
Was wäre denn das Gegenteil von „Heimat“? Der Gegenbegriff ist wohl „die
Fremde“, die in einem bekannten Lied des
16. Jahrhunderts drastisch als „Elend“
gekennzeichnet wird – wo ich mich nicht
auskenne, keine tragenden Beziehungen
bestehen, ich einer unvertrauten, mir nicht
durchschaubaren Welt ausgeliefert bin.
Auf alle Fälle ist die Frage nach der Heimat eine, die viele Menschen berührt und
in Filmen, Dichtungen und Liedern der
letzten Jahrzehnte eine große Rolle spielt.
Und für Menschen, die gezwungenermaßen eine Heimat verloren haben, ist sie oft
ein zentrales Lebensthema, wie wir es
zum Beispiel bei der Generation der nach
dem II. Weltkrieg vertriebenen Deutschen
wahrnehmen können.
Sucht man nach Begriffsbestimmungen,
stößt man auf vielfältige Ansätze. Sprachgeschichtlich steht „heim“ für den Geburtsort oder den ständigen Wohnort.
Meistens wird Heimat als ein Ort/eine
Landschaft verstanden, in die ein Mensch
hineingeboren wird bzw. in der er seine
März 2015
Kindheit erlebt, wo er die vielfältigen Eindrücke und Erfahrungen sammelt (Sozialisation), die seine Identität, Einstellung, Mentalität, Wertorientierung, Weltsicht prägen.
Dabei verbinden sich unterschiedliche Dimensionen: eine räumliche – die Landschaft
(für manche der weite Horizont der Ebene,
für andere die gestaffelten Linien der Berge,
für wieder andere eine Stadtlandschaft mit
ihren Straßen und Plätzen), die Hausformen,
die Orte des Gemeinschaftslebens von Kirche bis Eisdiele, die landwirtschaftlichen,
gewerblichen, industriellen oder anderen
Orte der Erwerbstätigkeit ...
Eine zweite, mindestens genauso wichtige
Dimension von Heimat ist die soziale – der
Ort, wo ich in mitmenschlichen Bezügen
stehe, Familie und Freunde habe, wo ich
mich auskenne und mehr oder weniger das
Zusammenleben mitgestalte, wo ich dazugehöre.
Eng damit verbunden ist die kulturelle Dimension von Heimat - Sprache und Dialekte, Lieder, Musik, Trachten, örtliches
Brauchtum, Essensgewohnheiten. Vielerorts
engagieren sich Menschen dafür, dieses
„kulturelle Erbe“ zu erhalten. Zur kulturellen Dimension von Heimat gehören aber
auch etwa Formen der Begrüßung oder die
Weise, wie Diskussionen geführt und Entscheidungen getroffen werden.
Eine vierte Dimension schließlich ist die der
Zeit – wer nach längerer Abwesenheit in die
Heimat seiner Kindheit zurückkehrt, bemerkt die Veränderungen: Die „alte Heimat“ und das Jetzt sind nicht dasselbe, auch
hier muss ich mich neu orientieren und vernetzen, wenn ich beheimatet leben will.
Für viele Menschen entwickeln sich im Lauf
ihres beruflichen und familiären Lebens unterschiedliche Orte zu Heimat: Orte, wo sie
sich verwurzeln, und Menschen, bei denen
sie sich zu Hause fühlen. Sie bauen neue soziale Netzwerke auf, eignen sich den dort
geltenden kulturellen Code an und finden
ihren je eigenen Weg, ohne dass die „alte
Heimat“ bedeutungslos wird.
In unserer Gesellschaft hat das oft mit dem
beruflichen Werdegang zu tun und erfolgt
ziemlich selbstverständlich; gleichzeitig erleben wir aber auch heute, wie viele Menschen vor Gewalt und Not fliehen müssen
und unter schwierigen Umständen nach einer neuen Beheimatung suchen, um leben
zu können. Die Aufforderung, die Hans
Schütz am Anfang der Geschichte der
Ackermann-Gemeinde immer wieder an
seine sudetendeutschen Landsleute richtete,
nicht auf den gepackten Koffern mit den
wenigen mitgebrachten Habseligkeiten sitzen zu bleiben, sondern an einer neuen Heimat mitzubauen, hat damals vielen Menschen geholfen, diesen schwierigen Prozess
zu bewältigen.
So ist Heimat ein Begriff, der mit dem einzelnen Menschen, seiner Orientierung, Erfahrung und Zugehörigkeit zu tun hat. Heimat ist nicht statisch und immer gleich. In-
Die Karpatenpost
sofern kann Heimat auch nicht wie eine materielle Sache vererbt werden.
Allerdings war der Heimatbegriff lange juristisch besetzt, er ist am ehesten mit dem
heutigen Staatsbürgerrecht zu vergleichen.
Im alten Österreich bedeutete Heimatrecht
beispielsweise den Anspruch auf ungestörten Aufenthalt in einer Gemeinde und auf
Armenpflege im Falle der Not; ähnlich findet dieser Begriff heute noch in der Schweiz
Verwendung.
Als „Recht auf Heimat“ wird Heimatrecht
aus den Menschenrechten abgeleitet, wobei
auch dazu heute eher das Staatsbürgerschaftsrecht konkrete Regelungen beinhaltet. In einigen Verfassungen deutscher Bundesländer wird es ausdrücklich erwähnt (so
in Baden-Württemberg, Art. 2[2], im Freistaat Sachsen, Art. 5[1]); kürzlich gab es im
Zusammenhang der Abbaggerung ganzer
Dörfer in Nordrhein-Westfalen eine sich auf
das „Grundrecht auf Heimat“ berufende
Auseinandersetzung, die bis zum Bundesverwaltungsgericht ging.
In der internationalen Rechtsentwicklung ist
das Recht auf Heimat umstritten; allerdings
wird es in einer Entschließung der UNMenschenrechtskonvention vom 17. April
1998 sehr ausdrücklich als verbindlich erklärt. So wird in Art. 4 festgestellt: „1. Jeder
Mensch hat das Recht, in Frieden, Sicherheit und Würde in seiner Wohnstätte, in seiner Heimat und in seinem Land zu verbleiben.“
Andere Artikel dieser Konvention beinhalten ein Verbot von Vertreibungen und Umsiedlungen sowie ein Rückkehrrecht dort,
wo zuvor Bevölkerungstransfers stattfanden.
„Heimat“ erscheint also in vielen Facetten –
als Erfahrung, als Sehnsucht, als Entwicklung, als Recht – für jeden Menschen anders
und neu.
Dr. Barbara Krause
Mitglied im Bundesvorstand
der Ackermann-Gemeinde
Heimat
Du nahmst mich schon in Pflege, eh ich geboren war, du hegest immerdar, o Heimat meine Wege. Mit dir bin ich gesegnet , bei Tau und Abendrot, Auf meinem Tisch als Brot, bist du mir stets begegnet. Und drängt es mich zu fliegen, weit über dich hinaus, bald will doch Herz und Haus sich wieder in dich schmiegen. Gedicht von Karl Bröger
Aus „Sitten und Bräuche
der Karpatendeutschen“
3
Konzentration im
Gottesgarten
In der Zeit vom 7. Juli bis 1. August waren wieder 20 Priester, Ordensschwestern,
Theologiestudenten und Laien aus Tschechien und der Slowakei beim Deutschkurs
in Vierzehnheiligen und Bamberg. Der
Sprachkurs findet seit über 20 Jahren in
Zusammenarbeit mit dem Sozialwerk statt
und erfreut sich seither großer Beliebtheit.
Teilnehmer am Sprachkurs
Bild: Ackermann-Gemeinde
In den ersten beiden Wochen stand in
Vierzehnheiligen vor allem ein intensives
Studium der deutschen Sprache auf dem
Programm. Die ruhige Atmosphäre im
sogenannten „Gottesgarten am Obermain“
half den Teilnehmern, sich ganz auf das
Lernen zu konzentrieren. In den beiden
folgenden Wochen konnten alle Teilnehmer dankenswerterweise wieder in Bamberg in Gastfamilien untergebracht werden. Dort konnten sie das vorher Gelernte
auch praktisch anwenden.
Zum vierwöchigen Deutschlernen zählte
auch ein reichhaltiges und interessantes
Freizeitprogramm. So konnten die
Sprachstudenten unter anderem auch das
vielfältige kirchliche Leben in Franken
kennen lernen. Dazu gehörten ein Besuch
bei den Benediktinerinnen in Kirchschletten und die Ewige Anbetung in der Bamberger Pfarrei St. Martin. Ein Höhepunkt
des Kurses war sicherlich die Teilnahme
am Pontifikalgottesdienst zum Bamberger
Heinrichsfest. Am Nachmittag dieses Tages nahmen zwei Teilnehmer des Kurses
zusammen mit dem Diözesanvorsitzenden
Christoph Brey an einer Podiumsdiskussion mit Erzbischof Ludwig Schick zur
Situation der Kirche in Tschechien teil selbstverständlich auf Deutsch.
Viele andere Ereignisse machten auch den
diesjährigen Deutsch-Kurs wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten. „Wir danken der AckermannGemeinde und dem Erzbistum Bamberg
für diese wunderbare Möglichkeit,
Deutsch zu lernen“, resümierte ein Teilnehmer am Abschiedsabend.
Christoph Brey
Ackermann-Gemeinde Bamberg/Sozialwerk
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Die Karpatenpost
März 2015
Aus den Kreis- und Ortsverbänden
Kreisverband
München/Oberbayern
Unsere Adventfeier am 13. Dezember
2014 gestaltete sich wieder sehr abwechslungsreich und stimmungsvoll. Zur Einstimmung sangen wir gemeinsam das
Lied „Macht hoch die Tür die Tor macht
weit“. Nach der Begrüßung durch Herrn
Buchalla sang der Münchner Volkslieder
Chor ein adventliches Lied. Einige Grußworte von Frau Reitmeier-Zwick und
Herrn Zellmeier schlossen sich an. Monsignore Pfarrer Wuchterl sprach einige
geistliche Worte zum Advent.
Bei Kuchen, Kaffee und Punsch gingen
wir dann zum gemütlichen Teil über. Frau
Siwon, Herr Nittmann und Herr Wettengel trugen weihnachtliche Geschichten
vor. Dazwischen erklangen immer wieder
Weihnachtslieder, gesungen vom Münchner Volkslieder Chor.
Es war ein schöner und gemütlicher
Nachmittag und wir gingen alle weihnachtlich gestimmt nach Hause.
Julius Michalik
Kreisverband München und
Oberbayern
An unserem letzten Monatstreffen am
14.01.15 wurden wir Landsleute von Frau
Siwon begrüßt. Das Thema: „Ein Unterhaltsamer Nachmittag“. Es wurden Themen und Probleme angesprochen aus Vergangenheit und Gegenwart und darüber
diskutiert. Die Zeit verging wie im Flug.
Es war ein interessanter und aufschlussreicher Nachmittag.
Mit freundlichen Grüssen
Julius Michalik
Kreisverband Stuttgart
Liebe Landsleute.
Wir geben hiermit die weiteren Termine
für unsere Treffen im Haus der Heimat,
Schloßstrasse 92 im Jahr 2015 - jeweils
15.00 Uhr - bekannt:
31.03., 28.04. und 26.05.
Wie üblich im Erdgeschoss.
Wir laden hierzu recht herzlich ein.
Martha und Franz Spitzkopf
Spendenkonto Karpatendeutsche Landsmannschaft
Liebe Landsleute,
Sie wollen der Landsmannschaft eine
Spende zukommen lassen. Hier finden Sie
unsere Kontodaten:
Karpatendeutsche Landsmannschaft
IBAN: DE14 5006 0101 0002 9139 75
BIC: SOLADEST600
8. Ostdeutscher Ostermarkt
Ortsgemeinschaft
Fundstollen und Zeche
Frühjahrs-Treffen
Unser Frühjahrs-Treffen findet wieder am
18. April 2015 um 14 Uhr
Bild: DJO Stuttgart
Die DJO-Deutsche Jugend in Europa –
lädt zum 8. Ostdeutschen Ostermarkt im
Haus der Heimat in Stuttgart ein. Er findet
statt am
Samstag, 14. März von 10 – 16 Uhr.
Angeboten werden kulinarische Kostbarkeiten, Handwerkliches und Basteleien,
Trachten sowie musikalische Raritäten.
Um 11 Uhr und 14 Uhr bringt der Schauspieler und Autor Gerald Friese besinnliche und satirische Geschichten um das
Osterfest von ostdeutschen Autoren zu
Gehör.
Die Bibliothek ist mit einer interessanten
Ausstellung während des Ostermarkes
geöffnet.
Redaktion der Karpatenpost
Busreise 2015
Region Deutsch-Proben
und Umgebung
In diesem Jahr fahren wir vom
15. bis 22. September 2015
nach Deutsch-Proben und Umgebung.
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns bei
dieser Reise begleiten und bitten Sie, sich
bis 30. April 2015 bei den angeführten
Kontaktadressen anzumelden. Einzelheiten präsentieren wir bei unserem Frühjahrstreffen am 18.04.2015 in Bad Boll im
Hotel Löwen.
Elisabeth Fischer, Gartenstraße 22,
72635 Frickenhausen, Tel.: 07022/41468
Mail:[email protected] oder
Wera Stiffel, Rosensteinstraße 25,
70191 Stuttgart, Tel.: 0711/240538
Mail: [email protected]
Wera Stiffel & Elisabeth Fischer
Karpatendeutsches Kulturwerk e.V.
Museum-Bibliothek-Archiv Karlsruhe
bei Fragen bitte Tel. 0721/ 69 41 52
Mail: [email protected]
im Hotel Löwen, Hauptstraße 46,
73087 Bad Boll statt.
Es erwartet Sie und Euch wieder ein unterhaltsamer Nachmittag bei Kaffee und Kuchen. Außerdem werden Frau Fischer und
ich das Programm unserer geplanten Busreise vom 12. bis 22.09.2015 nach DeutschProben und Umgebung vorstellen.
Wie immer sind alle Landsleute eingeladen.
Ich freue mich auf zahlreiche Besucher und
wünsche Euch bis dahin eine gute Zeit.
Wera Stiffel
Das neue
Karpatenjahrbuch 2015
Es ist wieder ein gelungener Band geworden
und den Redakteuren Dr. Heike DrechslerMeel und Dr. Heinz Schmitt, sowie den Autoren der einzelnen Beiträge gebührt Dank
dafür. Den Mitgliedern der Karpatendeutschen Landsmannschaft und Abonnenten
sind die Jahrbücher schon zugeschickt worden. Doch allen anderen Landsleuten und
Interessenten werden sie noch zum Kauf
und Versand angeboten.
Inhaltlich wird an das Schicksalsjahr 1945
mit Flucht und Vertreibung erinnert; besonders eindrucksvoll sind da die Zeichnungen/Karikaturen im Kalendarium von Georg
Zelenka. Andere Beiträge handeln von der
300-Jahr-Feier unserer Patenstadt Karlsruhe
im Laufe dieses Jahres.
Wir erfahren u.a. auch Details über den Beginn des Ersten Weltkrieges. Im Anschluss
an die Veranstaltungen um die Stadt Kaschau als Kulturhauptstadt Europas 2014
berichtet Prof. Dr. Jörg Meier über ein Forschungsprojekt zur Kultur und Sprache der
deutschen Minderheit anhand der deutschsprachigen Kaschauer Zeitung (1838-1914).
Neben den bekannten Referenten aus den
Vorständen unserer Organisationen sind
auch neue Autoren, auch aus der Slowakei,
mit interessanten Beiträgen vertreten.
Nicht zuletzt sind die zahlreichen Buchbesprechungen und das Verzeichnis über das
heimatliche Schrifttum für manche Leser interessant und hilfreich. Insgesamt ist der
Kauf des neuen Karpatenjahrbuches unseren
Landsleuten, auch der jüngeren Generation,
sehr zu empfehlen.
Hans Kobialka
Das Karpatenjahrbuch 2015 kostet 14,- € +
2,- € Porto. Karpatenjahrbücher aus den
vergangenen Jahren sind zu einem günstigeren Preis ebenfalls noch erhältlich.
Bestellungen an: Karpatendeutsche Landsmannschaft, Schloßstr. 92, 70176 Stuttgart
Telefon: 0711/62 62 62
Mail: [email protected]
Folge 3
März 2015
„Stabat Mater“
Die Terroranschläge in Paris liegen noch gar
nicht lange zurück, die Sorgen und Ängste
bezüglich einer schleichenden Islamisierung
(siehe Scharia, Unterdrückung der Frauen,
Ehrenmorde etc.) bedrängen und bedrücken
viele Gemüter in Europa. Rat- und
Orientierungslosigkeit gegenüber dem Islam
wird durch fehlerhafte Information noch
verstärkt. Da mag die eine oder andere
Nachdenklichkeit angebracht sein.
Jesus Christus ist „der Weg, die Wahrheit
und das Leben“ (Joh 14,6), so sagt es der
Herr von sich selber und fügt hinzu:
„Niemand kommt zum Vater außer durch
mich. Wenn ihr mich kennt, kennt ihr auch
den Vater.“ Jesus ist das „Gesetz“ in seiner
Person, nicht im Buchstaben. So feiern wir
Christen die Nacht, in der das Wort Fleisch
geworden ist. Der Islam feiert – so könnte
man vereinfachend sagen – die Nacht, in der
das Wort Buch geworden ist. Wir Christen
folgen einer Person, die Muslime folgen
einem Buch. Das Christentum ist keine
Buchreligion, sondern eine „Personreligion“. Der Islam verbietet jede Interpretation des Koran (und duldet nur
Übersetzungen und nennt sie „Erklärung des
Koran in anderer Sprache“). Der Islam lehnt
ein Lehramt ab. Und Arabisch ist die einzig
richtige Sprache der Welt, da Gott in ihr den
Koran hat schreiben lassen, die einzige
Quelle des Islam. Und diese Quelle hat eben
auch eine Blutspur in sich selbst. Die
Hinrichtung so vieler Ungläubigen (Christen) und auch so vieler Muslime von
Anfang an bis heute. Islam heißt in etwa
„Friede“ (durch Unterwerfung) – ist aber
keiner.
Für uns Christen ist Christus die Quelle des
Heiles, aus der sich unser Glaube nährt.
Christus lebt in der Kirche fort durch die
Sakramente, durch die Hl. Schrift und die
Überlieferung, durch die Gemeinschaft der
Heiligen, durch den Heiligen Geist, der die
Kirche leitet. Wir haben einen personalen
Zugang zu Gott und nehmen nach unserem
Tod Teil an der Herrlichkeit des Dreifaltigen Gottes – so hoffen wir sehnlichst.
Diesen Zugang zum Vater hat uns Christus
geöffnet durch seinen Sühnetod am Kreuz.
Der Heilige Geist trägt „Christus durch die
Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid“ (GL
347,4). Einer starb für alle, damit in IHM
alle das Leben haben (vgl. Joh 10,10 und 2
Kor 5,15).
Der gläubige Muslim hat keinen Zugang
zum Vater, sondern nur zum recht irdisch
ausgemalten Paradies und er hofft auf
Zugang dahin durch Erfüllung des Koran,
inclusive Töten der Ungläubigen. Am Ende
muss die ganze ungläubige Welt „dran
glauben“, so oder so. Aber im Paradies des
Islam ist Gott nicht: Der Mensch kann nicht,
darf nicht Gottes Antlitz schauen, auch im
Paradies nicht. Gott steigt nicht auf die
Ebene des Geschöpfes. Das kann nur das
Buch, der Koran.
Gottesmutter in Leutschau
Bild: Buch „Kunst in der Slowakei“
Das Christentum ist eine einzigartige „Aufklärung“ von Anfang an. Die zweite Person
des dreifaltigen Gottes, Jesus der Christus,
hat uns Kunde gebracht vom ewigen Vater
(Joh 1,18). Besonders der Prolog des Johannesevangeliums zeigt den eklatanten Unterschied zum Islam, aber auch zu mancherlei
Vorstellungen in der diktierten öffentlichen
Meinung über Jesus Christus. Das Christentum ist nicht nur eine einzigartige
Aufklärung gegenüber den damaligen
Juden, sondern erst recht eine Aufklärung
gegenüber der heidnischen Welt von damals
und von heute, die verstrickt war und ist in
Mythen, in blindes Vertrauen auf blinde
Mächte und Ideologien, verstickt in Aberglaube an den „allmächtigen Zufall und Urknall“.
Jahrgang 66
Und die heute so viel zitierte und bemühte
„Aufklärung“ gehört ins 18. Jahrhundert
und hat manches „aufgehellt“, aber auch
viel „verdunkelt“. Es ist ein Mythos entstanden über das, was denn d i e Aufklärung
sei; „dieser Mythos der Aufklärung“ braucht
eine Aufklärung, keine „political correctness“.
Die Behauptung, dem Islam fehle nur die
„Aufklärung“ – und zwar die aus dem 18.
Jh. -, dann würde er sich schon von allein
„europäisieren“, ist ein grobgefährlicher,
doppelter Irrtum. Der Irrtum wird nicht
besser dadurch, dass er gebetsmühlenartig
wiederholt wird. Es gab in der Geschichte
des Islam immer auch Phasen, in denen er
schwächer, „aufgeklärter“ war (siehe „Die
Ringparabel“). Darauf mag manch eine
westliche Wunschvorstellung beruhen, doch
im Koran ist bereits die nächste Phase des
radikalen Befolgens des Buchstabens
eingeschlossen und so wird der Islam von
allein nicht zur „Befriedung“ kommen,
schon gar nicht durch „Weichspülen“
westlicher Denk- und Lebensweisen.
Was kann da helfen? Die Begegnung mit
dem christlichen Glauben birgt eine wirkliche Chance. Die treuen Christen – Märtyrer, Heilige und Bekenner und manche
Christen heute – führen Muslime zu einer
„Berührung“ mit Jesus, dem Christus. Und
es gibt so viele großartige und gute
Muslime!! Viele von ihnen sind tieffromm
und ehrlich bemüht, gute Menschen zu sein.
Hier liegen die Ansätze zu einer „Aufklärung des Islam“: die Berührung mit
Christus. Auf diese Weise erfahren die
Muslime, dass die Sehnsucht nach Frieden
einen Grund hat: Jesus Christus. Und sie
erfahren, dass die Bosheit dieser Welt einzig
und allein an Gottes Erbarmen scheitert –
und nicht an der „Unterwerfung des Menschen“! Es ist das „fleischgewordene Erbarmen Gottes“ - Jesus, die zweite Person
des dreifaltigen Gottes -, das dem Menschen
die Erlösung bringt und den Weg zum
Ewigen Vater öffnet.
Wir bereiten uns in diesen Tagen auf die
Feier des Leidens und Sterbens Jesu und
seiner Auferstehung vor. In der tiefschürfenden Betrachtung und Feier dieser
Geheimnisse eröffnet sich dem gläubigen
Herzen die erlösende Erfahrung, dass der
Mensch sich nicht selber erlösen kann.
Nein, die Erlösung kommt von außen, von
Gott selber. Präziser gesagt: durch das un-
6
endliche Erbarmen Gottes. Mit Recht rufen
wir dabei die Muttergottes um ihre Fürbitte
an und nennen sie die „Mutter der
Barmherzigkeit – Mater Misericordiae“, die
am Kreuz Jesu steht, nicht wegläuft, nicht
umfällt, nicht resigniert, sondern noch
einmal neu ihr Jawort spricht: ihr „Fiat“.
Viele Muslime haben vor wenigen Jahren
den Film „The Passion“ gesehen, etliche
haben das Wesen göttlichen Erbarmens
erspürt, manche den Weg zu Christus
gefunden. Auch den gläubigen Muslimen ist
Maria bekannt. So schöpfen wir Mut und
Zuversicht aus der Betrachtung dieser österlichen Geheimnisse: „Christi Mutter stand
mit Schmerzen bei dem Kreuz und weint
von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing“ und
„was dein Sohn für mich erduldet“
(Kurzfassung des Stabat Mater im neuen
Gotteslob, Nr. 532).
Bei der Betrachtung der schmerzhaften
Mutter Gottes, berühren wir den Nerv
christlicher Berufung (sel. Alvaro del
Portillo, Brief 1975) und berühren die reine
Quelle göttlichen Erbarmens und dürfen
daraus trinken in jeder Feier der
Sakramente, die so etwas wie Spuren
unseres Herrn auf dieser Erde sind (vgl.
Escrivá; Weihegebet Johannes Paul II
1979).
Peter Irrgang
Vom Aufbegehren zur
getrösteten Resignation
„Der Ackermann und der Tod“
im Münster von
Schwäbisch Gmünd
Welch ein zorniges Fluchen! Was für ein
erbittertes Zetergeschrei! Gewaltig sind die
Verwünschungen, die der Ackermann hinausschleudert. Dreimal steigert er, hingerissen vom Schmerz, seine Klage gegen
den Tod, der ihm Margareta geraubt hat, im
Kindbett, sein über alles geliebtes Eheweib,
die Mutter seiner Kinder, seine Hausehre,
eine Zierde an Tugend und Maß, die ihm
Lebensfreude verliehen und Halt gegeben
hatte. Erstaunlicherweise antwortet der Tod,
lässt sich auf Entgegnungen ein, führt gar
eine gelehrte Disputation mit dem Kläger,
bleibt aber spöttisch überlegen in seiner
kühlen Rationalität, unerweichlich in stets
verneinender Mission und unnahbar vor erhabener Majestät. Nach einem furiosen Auftakt mit leidenschaftlichen Ausbrüchen seitens des Ackermanns und höhnischer Geringschätzung seitens des personifizierten
Todes beruhigt sich die so ungleiche
Auseinandersetzung, wird sachlicher.
In 16 entrüsteten Schmähreden sucht der
vereinsamte Mann den Terminator allen Lebens ins Unrecht zu setzen, ja ihn zu entwerten. Er versteigt sich bis zu der unerhörten Forderung, Gott möge den Tod richten. Schließlich sei der Mensch Gottes
freiestes, ihm ähnlichstes Werkstück, sein
allerliebstes Geschöpf, zu dessen Erlösung
er sogar seinen Sohn dem Kreuzestod an-
Die Karpatenpost
heim gab. In 16 Erwiderungen stellt der Tod
heraus, wie notwendig und gerecht sein
Wirken ist, vergleicht es mit den Naturgewalten, führt sein Amt auf einen Auftrag
zurück, den er von Gott selbst empfangen
habe. Da alles menschliche Streben nach
Erkenntnis eitel und vergeblich sei, rät er
dem Ackermann, sämtliche Gefühle aus
dem Gemüt zu verbannen und asketischen
Verzicht zu üben.
Nach sechs Jahrhunderten ist das spätmittelalterliche Schauspiel „Der Ackermann
und der Tod“ des böhmischen Dichters
Johannes von Tepl immer noch aufwühlend
wie zur Zeit seiner auf die persönliche Verlusterfahrung des Dichters zurückgehenden
Entstehung. Das darin entfachte Streitgespräch zwischen einem Menschen und dem
„grimmigen Tilger aller Leute, schändlichen
Ächter aller Wesen, schrecklichen Mörder
aller Menschen“ wirft erste und letzte, unveraltete Fragen auf, die aus der gesamten
Geistesgeschichte der Menschheit geschöpft
sind. In Vorwurf und Zurückweisung entwickelt sich dialektisch ein existentielles
Szenario von brennender Aktualität, ein
kühnes Gedankenexperiment, das keinen
unberührt lassen kann.
Im Heilig-Kreuz-Münster von Schwäbisch
Gmünd, ein Werk des von hier stammenden
Heinrich Parler, spielte sich das sonst kulissenarme, von nur zwei Schauspielern bestrittene Stück am 15. November beziehungsreich direkt vor dem Altar mit
Kruzifix ab. Dinah Politiki als verschleierte
Darstellerin der verstorbenen Margareta und
des schwarz gekleideten Todes sowie Jan
Sandro Berner als Ackermann und Stimme
Gottes beeindruckten durch ihr intensives,
ohne Pathos auskommendes und umso
glaubwürdiger wirkendes Kammerspiel.
In aller Wandlung sieht der Tod immer nur
die negative, pessimistische, dem Sterben
und Untergang verfallende Seite des
Irdischen. Daher rät er dem Ackermann, von
der Trauer um seine Frau abzulassen. Dieser
hingegen hat sich im Lauf der Konfrontation
mit dem Tod dazu durchgerungen, nicht
weiterhin zu hadern mit ihm und damit
indirekt auch mit seinem Schöpfer, sondern
optimistisch im Vergehen die Voraussetzung fürs Entstehen zu erblicken und an die
Unvergänglichkeit allen Lebens im Transzendenten zu glauben. Er nimmt sich vor,
seiner Frau treu zu gedenken. Mit diesem
Beweis echter Liebe kann er den Tod innerlich überwinden, wenngleich dieser äußerlich den Sieg behält.
Im 33. Kapitel dieses ultimativen Rechtsstreits spricht Gott das Urteil. Er schlichtet,
indem er beiden Parteien zugesteht, gut
gefochten zu haben. Allerdings relativiert er
ihre Rollen als unselbständige, vom Schöpfer geliehene. Der Ackermann muss zwar
den Tod als Folge seiner sündigen Adamsnatur hinnehmen, kann aber durch den
Opfertod Christi auf ewiges Leben hoffen.
Für die Seele seiner Frau erbittet der Hinterbliebene im Schlussgebet eine Wohnung im
März 2015
göttlichen Reich der seligen Geister.
Ergriffene Stille herrschte nach Ende des
Stücks zunächst im Publikum, bevor anhaltender Applaus der Begeisterung Ausdruck
verlieh. Vor allem der Ausdruckskraft der
Künstler galt ihr Beifall, indirekt jedoch
ebenso der sprachlichen Dichte und poetischen Überzeugungskraft der Textvorlage.
Dass die Ackermann-Gemeinde nach
Diktatur, Krieg und Vertreibung Tepls
frühneuhochdeutschen Text 1946 in ihren
Namen aufnahm, zeuge vom „verantworteten Handeln für den Aufbau einer neuen
Gemeinschaft und Gesellschaft“. Dies betonte einführend Prof. Dr. Rainer Bendel,
Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft
katholischer Vertriebenenorganisationen in
der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Im reinigenden Rückblick hätten die deutschen
Katholiken aus Böhmen, Mähren und
Schlesien von Anfang an Orientierung für
die künftigen Aufgaben gesucht, um ihr
Schicksal anzunehmen und dafür zu sorgen,
dass der gemeinsame Weg Deutschlands
und Europas mit seinen Völkern zum Guten
führt. Bendel stellte Tepls schmales, aber
bedeutendes Werk in größere geistesgeschichtliche Zusammenhänge und resümierte, das Konstanzer Konzil, Jan Hus und
der Ackermann seien Zeichen eines sich
ausprägenden Selbstbewusstseins des Menschen, das seit dem Hochmittelalter breitere
Ausdrucksmöglichkeiten finde.
Johannes von Tepl, der nach dem Geburtsort seines wohlhabenden Vaters auch den
Namen Johannes de Sitbor (Šitboř/
Schüttwa) führte und später Johannes von
Saaz genannt wurde, starb im Jahr 1414. Zu
seinem 600. Geburtstag ließ das Tschechische Zentrum München das über die Jahrhunderte vielfach aufgelegte und auf die
Bühne gebrachte Schauspiel, das „erste
große Denkmal des Humanismus in
Deutschland“, neu dramatisieren. In Kooperation mit der Ackermann-Gemeinde und
auf ihre Initiative hin ging es im Oktober
und November 2014 auf Tournee von Bamberg über Würzburg, Frankfurt am Main,
München und Prag bis nach Schwäbisch
Gmünd und Regensburg.
Stefan P. Teppert
Termine:
Sonntag, 15.03.2015, 9.00 Uhr
Einladung zur Frühjahrstagung des Hilfsbundes Karpatendeutscher Katholiken mit
Mitgliederversammlung in Stuttgart-Hofen.
28.03.-01.04.2015:
Kultur- und Heimatseminar in Bernried
Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken
Stafflenbergstraße 46, 70184 Stuttgart
Tel. 0711/164 55 85, Fax 0711/164 55 51
Verantwortlicher Schriftleiter:
Dr. Dr. Peter Irrgang,
Redakteur: Franz Spitzkopf
Folge 3
März 2015
Gott ist für uns
Ist Gott für uns, wer kann wider uns
sein?“ (Römer 8, 31)
Ist Gott wirklich „für uns“?
Ist er der Gott, der die Welt liebt? Warum
lässt er dann zu, dass die Menschen so
lieblos miteinander umgehen? Menschen
töten einander. Sie verhalten sich ungerecht. Wo ist der Gott, der gerecht ist und
das Leid beendet?
Viele Menschen denken über diese Fragen nach und finden keine Antwort. Auch
die Bibel beantwortet nicht diese „Warum“-Fragen. „Gibt es denn überhaupt
diesen Gott, von dem wir im Jugendkreis
und Gottesdienst hören und reden, zu dem
wir beten ‚Vater unser‘?“, So stellt mancher Christ seine Fragen. In der Tat hat
sich Gott aus seiner Welt nicht verabschiedet. Er hat sein Angesicht nicht verborgen. In der Bibel lesen wir von der
ersten bis zur letzten Seite, dass Gott die
Welt liebt. Das größte und endgültige
Zeichen seiner Liebe ist, dass er seinen
einzigen Sohn auf die Erde geschickt hat.
Jesus ging zu den Mühseligen und Beladenen. Er hat den Kampf gegen die
Sünde und den Tod auf sich genommen.
Wer kann das verstehen, dass einer, der
völlig schuldlos ist, einen Verbrechertod
starb? Am Kreuz rief Jesus nach seinem
Vater: „Mein Gott, mein Gott, warum hast
du mich verlassen?“ Jesus fühlte sich von
Gott verlassen.
Aber er hat sich trotzdem an ihm festgehalten. Er hat Gott nicht aufgegeben. Das
ist der Weg, den wir mit Jesus gehen
dürfen, wenn uns die Anfechtung überwältigen will, wenn die Fragen nach dem
„Warum“ kommen.
Hier ist die Antwort auf alle Fragen, die
uns vom Glauben abbringen wollen: „Ist
Gott für uns, wer kann wider uns sein? Er
hat den eigenen Sohn nicht verschont,
sondern ihn für uns alle dahingegeben,
wie sollte er uns mit ihm nicht alles
schenken“ (Röm. 8, 31f)?
Alles will er uns schenken: Leben, Freude, Hoffnung, Friede, Gemeinschaft mit
ihm und in der Gemeinde in guten und
und bösen Tagen.
Lothar Zenetti formulierte: „Was Jesus
für mich ist? Einer, der für mich ist! Was
ich von Jesus halte? Dass er mich hält!“
Er hält Sie. Bleiben Sie bei ihm. Verlassen Sie nicht seine Hand. Sie hält,
wenn alle gegen uns sind. Sie hält auch,
wenn der größte Feind uns das Leben
nehmen will, der Tod. Dann können Sie
diesem Feind entgegenschmettern:
„Ich bin gewiss, dass weder Tod noch
Leben, noch irgendeine Macht uns
scheiden kann von der Liebe Gottes, die
uns begegnet ist in Jesus Christus.“
Johannes Hruby
Wichtiges aus dem Jahr 2014
von den Evangelischen
in Stoß
Innenraum der 1788 erbauten Toleranzkirche
Bild: Moravek
in Stoß
Anlässlich des Evangelischen Kirchentages im vergangenen Jahr in Zipser
Neudorf/Spišská Nová Ves machten wir
noch einen Abstecher nach Schmöllnitz/Smolnik und Einsiedel/Mnišek nad
Hnilcom. Da ich mit Recherchen in den
beiden genannten Gemeinden beschäftigt
war, nutzten Andreas Metzl und mein
Bruder Samuel Moravek die Gelegenheit
zu einem Besuch in Stoß bei Familie
Schreiber.
In den Grüßen zum Neuen Jahr geht Frau
Schreiber in ihrem Brief auf diesen
Besuch im vergangenen Sommer, sowie
auf einen von Andreas Metzl erhaltenen
Jahrgang 66
Rundbrief an Weihnachten ein (MM):
Es ist wieder das neue Jahr gekommen; so
möchten wir Ihnen allen viel Gesundheit
wünschen, ein bisschen Glück und Zufriedenheit. Gottes Segen begleite Sie das
ganze Jahr. Das wünschen Ihnen von ganzem Herzen alle Stoßer Gemeindeglieder
und Ihre Alica Schreiber.
Recht herzlichen Dank für Ihren lieben
Brief, es macht mir immer große Freude,
zu lesen, was Sie und Ihre Familie das
ganze Jahr über erlebt haben.
Das ganze Jahr war bei uns und der
Kirchengemeinde von fröhlichen und
traurigen Ereignissen begleitet.
Im März fand die Wahl des neuen
Pfarrers für die Kirchengemeinde KošiceTerasa statt. Zu dieser Wahl sind auch wir
mit einem Auto hingefahren, weil Stoß
jetzt dieser Kirchengemeinde im Westen
von Kaschau angehört. Gabriel Müller
(der frühere Bürgermeister von Stoß) war
der Chauffeur und insgesamt waren wir
fünf Personen. Herr Pfarrer Kolárovský
wurde wiedergewählt.
Im April hatte Gabriel Müller ein rundes
Jubiläum: 5O Jahre. So haben wir ihm in
der Kirchengemeinde gratuliert und Blumen und ein Geschenk übergeben.
Im Mai ist unsere Taufpatin gestorben.
Sie war die Schwester meiner Mama und
das älteste Mitglied der Kirchengemeinde.
Im September hätte sie 90 Jahre gehabt.
Schade, dass sie das nicht erlebt hat. Alle
Patenkinder waren wir an diesem Tag
beim Grab. Sie war geschieden und ihr
Kind ist ihr vor elf Monaten gestorben.
Am Pfingstsonntag hatten wir eine Taufe:
Das Urenkelkind von der Kirchenmutter.
Die Eltern wohnen in Wien, dort hatten
sie auch am Standesamt geheiratet, aber
dieses Jahr im Sommer möchten sie in
Stoß kirchlich heiraten. Die andere
Enkelin der Kirchenmutter heiratete im
September in der Holzkirche Evanjelický
artikulárny kostol in Hronsek.
Am Heiligen Abend war, wie schon
immer, Frau Pfarrerin Tomèíková bei uns.
Die Buben haben wieder mit den Blasinstrumenten gespielt. Am 1. Weihnachtstag hatten wir wieder Gottesdienst mit ihr
und auch das heilige Abendmahl wurde
gefeiert. Wir waren 15 Männer und 15
Frauen, das klingt ein bisschen wenig,
8
Die Karpatenpost
aber die Kirchengemeinde hat 57 Mitglieder und davon sind vier Kinder.
Silvester war Herr Pfarrer Kolárovský wie
jedes Jahr hier und wir sangen wie immer
„Wiederum ein Jahr verschwunden“. Dieses Jahr werden wir den ersten Gottesdienst am zweiten Sonntag im Monat haben.
Ihr Besuch im Sommer mit Herrn Pfarrer
Moravek und seinem Bruder war eine
schöne Überraschung und ich wäre froh,
wenn das auch dieses Jahr gelingen könnte.
Viele herzliche Grüße an Sie, Ihre liebe
Familie, an die Familie Ihres Bruders,
Herrn Pfarrer Moravek und an seinen
Bruder.
Mit einem Grüß Gott
Ihre Alica Schreiber
Aus der Arbeit einer Initiative
in der Zips
In der Weihnachtspost fanden wir einen
Brief aus der Slowakei, mit dem Absender Gesellschaft A.E. Mayerhöffer Durlsdorf Slowakei. Wir geben ihn hier wieder:
„Werte Vorsitzende vom Hilfskomitee
Herr Pfarrer Moravek und Herr Pfarrer
Metzl.
Gestatten Sie bitte, dass wir uns im Namen unserer Deutschen Gesellschaft A.E.
Mayerhöffer, die in der Zips ihren Standort hat, an Sie wenden. Es kommen ja die
Weihnachtsfeiertage und wir alle werden
uns an die Geburt unseres Erlösers Jesus
Christus. erinnern. Bei dieser Gelegenheit
wollen wir Ihnen, wie auch allen den Mitarbeitern im Hilfskomitee in Stuttgart zu
den kommenden Feiertagen Gottes reichen Segen, viel Gesundheit, Liebe und
Zufriedenheit wünschen.“
Es war für uns ein großes Erlebnis, und
dafür sind wir sehr dankbar, dass wir im
Juni 2014 im Rahmen der Christentage in
Spišská Nová Ves nach vielen Jahren im
Gottesdienst wieder eine Predigt über Johannes 15,1-5 in deutscher Sprache gehört
haben. Der Aaronitische Segen klingt uns
auch noch in den Ohren. Die deutschen
Evangelischen, die in der Zips leben,
möchten sich bei Ihnen herzlich bedanken.“
Der Brief schließt mit einer Bitte um eine
Unterstützung der Arbeit der Gesellschaft
A.E. Mayerhöffer in Durlsdorf. Und mit
dem Hinweis der Möglichkeit einer Mit
gliedschaft, mit einem jährlichen Beitrag
von 25 €.
Die Gesellschaft A.E. Mayerhöffer hat es
sich zur Aufgabe gemacht, die deutschsprachige Vergangenheit der Zips in Erinnerung zu behalten und dementsprechend Einiges im Ort zu erhalten. So
wurde zum Beispiel durch Spenden, die
März 2015
durch die Gesellschaft aufgebracht wurden, das Dach der im Inneren stark renovierungsbedürftigen Evangelischen Kirche neu gemacht.
Unser Name geht zurück auf Pfarrer Arpad Ernst Mayerhöffer. Er ist 1893 in
Leibitz geboren. Er studierte Theologie
und wurde 1924 von der Durlsdorfer Kirchengemeinde einstimmig zum Pfarrer
gewählt. Als das Ende des 2.Weltkrieges
kam, blieb er auf der Pfarrstelle und weigerte sich, zu fliehen. Die Umstände seines Lebensendes waren tragisch. Er starb
in einem russischen Gefangenenlager,
vermutlich im Kaukasus.
Man sagt von ihm, dass er der einzige
Märtyrer unter den deutschen Pfarrern in
der Slowakei gewesen sei.
Bekannt geworden ist Pfarrer Mayerhöffer - auch über seine Gemeinde hinaus durch seine Gedichte.
Im Jahre 2013 - wir haben im Evangelischen Glaubensboten berichtet - wurde
am Pfarrhaus in Durlsdorf eine Erinnerungstafel angebracht. Im Jahre 1614 fand
in Kirchdrauf eine Synode der Evangelischen aus dem Ostbezirk der Slowakei
statt. Damals ging es um die Schaffung
einer Kirchenordnung für die Evangelischen. Die heutigen Strukturen der Kirchenbezirke und auch einzelnen Organisationsformen der Kirchengemeinden gehen
auf die Beschlüsse von damals zurück.
Vorbereitet wurde nun diese Synode ein
Jahr vorher 1613 im Pfarrhaus in Durlsdorf. An dieses 400jährige Jubiläum erinnert die Tafel, die mit Hilfe der Gesellschaft A.E.Mayerhöffer in einer eindrucksvollen Feier angebracht wurde.
Dankbarkeit gedacht (Er war von 1787 bis
1818 Pfarrer in Durlsdorf/Tvarožná).
Bild: Liptak
Martin Moravek
Gleichzeitig wurde damals im Jahre 2013
auch am von der Gesellschaft neu hergerichteten Grab von Johann Brosz an einen
anderen Pfarrer von Durlsdorf erinnert.
Am Grab von Johann Brosz wurde sein
Lebenslauf vorgelesen und an ihn in
Bild: Liptak
Gedenkfeier am Grab von Johann Brosz
im Beisein von Bischof Slavomir Sabol/
Ostbezirk
Neben seiner seelsorgerlichen Tätigkeit
als Pfarrer der Gemeinde Durlsdorf interessierte Johann Brosz sich auch für die
Naturwissenschaften. Hier hatte er einige
Erfolge aufzuweisen. Gemeinsam mit
dem englische Wissenschaftler Robert
Townson wirkte er mit bei der Höhenvermessung der Tatragipfel.
Martin Moravek
Bedenkenswert
In der Niederen Tatra entspringt der
Fluss Gran. Über Neusohl/Banská
Bystrica macht er dann einen Bogen
nach Süden, bis er schließlich bei Esztergom in die Donau mündet. In diesem
Gebiet haben einst die Quaden gelebt.
In den Jahren 170-190 n.Chr. wurden
diese vom römischen Heer unter der
Führung von Kaiser Marc Aurel angegriffen. Marc Aurel auch ist für seine
philosophischen Schriften bekannt geworden. Ich zitiere aus einem Buch seines zehnbändigen Werkes mit dem Titel
„Ad ipsum - Wege zu sich selbst,4,43“
„Ein Fluss, der aus dem Werdenden hervorfließt und ein gewaltiger Strom ist die
Zeit. Denn ein jedes zeigte sich und ist
zugleich vorbeigetrieben und ein anderes
treibt vorbei, ein anderes wird dahintreiben.“
Bei diesem Zitat stellen wir uns den
römischen Kaiser vor, wie er mitten in
der Hektik sich beim Anblick der Grantales und des Flusses Gran Zeit nimmt
für einige nachdenklich stimmende Überlegungen.
Hilfskomitee f. d. ev.-luth. Slowakeideutschen,
Stuttgart, Schloßstr. 92. Girokonto BW-Bank
SEPA: DE35 6005 0101 0002 8162 09
BIC: SOLADEST600
Verantwortlicher Schriftleiter:
Schuldekan i. R. Martin Moravek
März 2015
Die Stadt Zipser Neudorf
und ihre Geschichte
Zu den 4. Kirchentagen der Evangelischen Kirche in der Slowakei in Zipser
Neudorf/Spišská Nová Ves wurde Pfarrer
Andreas Metzl eingeladen, im Eröffnungsgottesdienst die Predigt zu halten
mit der Begründung: „Im Gebiet der Zips
haben viele Deutsche gelebt, und
deswegen finden wir es als sehr wichtig,
dass die Predigt auf deutsch sein sollte.“
Die weitgehend deutsche Geschichte dieser Stadt soll hier dargestellt werden.
Die heutige Kreisstadt mit etwa 38 000
Einwohnern entstand im 13. Jahrhundert
durch Vereinigung des slowakischen Dorfes Iglov mit der deutschen Siedlung
„Neudorf“, einer Symbiose zu gegenseitigem Nutzen. Erwähnt wird sie 1268
als Nova Villa, 1279 als Igloszasza, 1380
als „Iglow alio nomine Nova Villa“. Vor
allem nach dem Mongolensturm 1241
bauten deutche Siedler den größten
Straßenmarkt der Slowakei, auf dessen
Insel heute die repräsentativen Gebäude
der Stadt stehen.
Neudorf gehörte der Bruderschaft der 24
königlichen Pfarrer an, auch dem Bund
der 24 Zipser Städte. 1412 wurde die
Stadt von König Sigismund von Luxemburg mit 12 weiteren Zipser Städten an
den polnischen König verpfändet und verblieb unter polnischer Oberhoheit bis zur
1. polnischen Teilung. Als die Städte nach
360 Jahren 1778 an Ungarn zurückfielen,
wurde Zipser Neudorf zum Sitz der Provinz der 16 Zipser Städte. An diese Zeit
erinnert das Provinzialgebäude mit seinem schönen Rokokoschmuck. Die Provinz wurde 1876 aufgelöst.
Zipser Neudorf: Haus der 16 Zipser Städte,
Bild: Moravek
heute Museum
Im 14. Jahrhundert wurde die heutige
katholische Kirche, damals die „deutsche“
Kirche genannt, erbaut; eine dreischiffige
gotische Hallenkirche, zu der Ende des
19. Jahrhunderts der höchste Kirchturm
der Slowakei mit knapp 87 m angebaut
wurde. In der Leutschauer Straße wurde
später eine kleinere, die sog. „slavische“
Kirche errichtet, die 1723-1731 durch ei-
Die Karpatenpost
ne barocke Kirche ersetzt wurde.
Zipser Neudorf war Bergbaustadt am
nördlichen Rand des Unterzipser Bergbaugebiets.
Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts
nahm die Stadt die Reformation an; beide
Kirchen mit Schulen gingen in evangelischen Besitz über. Neben dem deutschen
Pfarrer wirkten in der Regel ein deutscher
und ein slavischer Vikar.
Ab 1670 wurde die Gegenreformation mit
Gewalt durchgeführt, die Kirchen und
Schulen wieder weggenommen. Immerhin
durften die Evangelischen 1694 ein hölzernes Bethaus errichten. Die Repressalien aber wurden mit unterschiedlicher
Härte bis zum Toleranzpatent Kaiser
Josef II. im Jahre1781 weitergeführt.
Danach entwickelte sich innerhalb von
fünf Jahren die evangelische Gemeinde so
gut, dass wegen der Höhe ihrer Gemeindegliederzahl von 4000 Seelen 1786 die
Anstellung eines zweiten (ebenfalls deutschen) Pfarrers genehmigt wurde. 1796
konnte die heutige evangelische Kirche
eingeweiht werden; zur Hundertjahrfeier
erhielt sie die heutige endgültige Form.
Im Festgottesdienst am 4.10.1896 wurden
Liturgie und Festpredigt durch Pfarrer
Fabry in deutcher Sprache, die Weiherede
von Bischof Zelenka auf ungarisch gehalten. Die Lieder wurden deutsch und
ungarisch gesungen. Den slowakischen
Gemeindegliedern wurde am folgenden
Sonntag ein slowakischer Gottesdienst zur
Einweihung geboten.
Die evangelische Kirchengemeinde führte
die schon vor der Reformation bestehende
Schule zu herausragender Blüte bis zum
Obergymnasium, an das heute noch die
Bibliothek auf der hinteren Empore der
evangelischen Kirche erinnert. Dorthin
wurde sie verfrachtet, als das Gymnasium
1922 verstaatlicht wurde. Seither wurde
klassenweise die slowakische Unterrichtssprache eingeführt.
Auch in der Kirchengemeinde vollzog
sich die Slowakisierung rapide. Die Dreisprachigkeit wurde selbstverständlich.
1940 wurde eine slowakische evangeliche
Kirchengemeinde gegründet. Mit dem
Kriegsende und der Vertreibung der meisten Deutschen endete auch die deutsche
evangelische Gemeinde.
Trotzdem verblieben verhältnismäßig
viele Deutsche in Zipser Neudorf. Nach
der Wende wurde eine Ortsgruppe des
Karpatendeutschen Vereins gegründet.
1996 fand die 200-Jahrfeier der evangelischen Kirche statt, bei der der Kircheninspektor Leonard Krivansky die deutschen Gäste in deutscher Sprache begrüßte. 2001 meldeten sich noch 85 Einwohner als Deutsche.
Andreas Metzl
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Hier befinden sich
im Original die
Familiennachrichten, die aus datenschutzrechtlichen
Gründen hier nicht
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Die Karpatenpost
Hier befinden sich im Original die
Familiennachrichten, die aus datenschutzrechtlichen Gründen hier nicht
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März 2015
März 2015
Die Karpatenpost
Hier befinden sich im Original die
Familiennachrichten, die aus datenschutzrechtlichen Gründen hier nicht
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Die Karpatenpost
Wir freuen uns über Berichte von Karpatendeutschen, die ihre Heimat mit ihren
Kindern und Enkeln besuchen, um sie mit
ihren Wurzeln bekannt zu machen. So
möchten wir den folgenden Reisebericht
als Aufforderung an andere Landsleute
ansehen, diesem Beispiel zu folgen.
Die Redaktion
März 2015
Postvertriebsstück, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt.
E 4058 E
Es gibt noch ein zweites Haus in Schwedler,
das ich wiedersehen möchte. Das Haus am
Trarum ist in einem guten Zustand und wird
von meinem Großcousin bewohnt. Er
spricht auch Deutsch, d.h. den ’Gründler‘
Dialekt.
Auf den Spuren der
geflohenen Deutschen
aus der Unterzips
Es regnet in Strömen und wir sind inmitten
der Sucha Bela, einer Schlucht im
Slowakischen Paradies. Wir, das sind unser
Sohn Timo mit seiner Familie aus
Frankreich, meine Frau Irmgard und ich,
Helmut Krass. Meine Mutter hat mit ihren
Angehörigen in der Unterzips, in Schwedler
bis 1944 gelebt. Sie mussten vor der Roten
Armee fliehen.
Mittlerweile sind wir ziemlich durchnässt
und ein Ende ist immer noch nicht abzusehen. Und dann sehen wir sie vor uns,
die Leitern, die an den Felsen befestigt sind.
Die Touristen kommen nur langsam, Schritt
für Schritt auf den Leitern voran. Endlich
sind wir oben an der Quelle des Baches angelangt und werden mit frischem Quellwasser belohnt. Das Slowakische Paradies
ist eine gute halbe Stunde Autofahrt von
Schwedler (jetzt Švedlar) entfernt.
Am nächsten Tag sind wir in Schwedler. Ich
bin zum dritten Mal hier. Der Platz vor dem
Rathaus lädt zum Rasten ein. Im Lebensmittelgeschäft, das sich im Rathausgebäude
befindet, treffen wir auf eine freundliche
Verkäuferin. Sie spricht Deutsch und zeigt
uns das Haus der Familie Patz, die ich mit
meiner Frau 1996 zum letzten Mal besucht
hatte.
Karl Patz ist mittlerweile schon über 80
Jahre, aber noch rüstig. „Wir haben uns
damals im Wald versteckt und waren auch
eine Zeit lang in einem Lager, bevor wir
wieder nach Schwedler zurückkehren
konnten“, hat Karl mir einmal erzählt.
Und dann stehen wir vor dem Haus Nr. 108
in der Großen Zeil, das Haus in dem meine
Mutter groß geworden ist. Es sieht noch
schlimmer aus, als in den 90er Jahren. Mein
Sohn mit seinen Kindern Lisa und Nils
wollen es genau wissen. Sie gehen durch die
Brennnesseln und betreten die Räume, d.h.
das, was übrig geblieben ist.
Haus Krass
Bild: Krass
Mein Sohn möchte unbedingt die evangelische Kirche besichtigen. In der Sakristei
stehen wir vor mehreren Fotos unter Glas.
Hier sind meine Großväter Johann Krass
und Michael Groh zu sehen – natürlich wird
fotografiert.
An der Wand der ehemaligen evanglischen
Schule, jetzt Begegnungshaus, ist eine Gedenktafel ’Unseren Vertriebenen‘ angebracht.
Vor uns erhebt sich majestätisch die Zipser
Burg auf einem 634m hohen felsigen
Travertinkegel – unser heutiges Ziel. Die
Burg aus dem 12. Jahrhundert ist eine der
größten Burganlagen Mitteleuropas. Unseren Enkelkindern macht es Spaß, im
’Folterkeller‘ die Foltergeräte ’auszuprobieren‘. Auf dem Rückweg können wir
einer Töpferin bei ihrer Arbeit auf der
Töpferscheibe zusehen. Bleibt festzustellen:
Der Besuch der Zipser Burg hat sich gelohnt.
Die Dobschauer Eishöhle innerhalb des Gebirgszuges Slowakisches Paradies (Slovenský raj) ist ein weiteres Highlight. Besonders interessant ist im Großen Saal ein
Rieseneisblock, in den eine Kapelle geschlagen worden ist.
Die Stadt Leutschau (heute: Levoča), ein
bekannter Wallfahrtsort, ist ein weiteres
Reiseziel. Wir sind fasziniert von der
noch vollständig erhaltenen historischen
Innenstadt mit ihren Bürgerhäusern am
Hauptplatz und dem Renaissance-Rathaus.
Kontakt
E-Mail: [email protected]
Internet: www.karpatendeutsche.de
___________________________________________________________________________
Redaktionsschluss
Folge 04/2015 am 27.02.2015
Folge 05/2015 am 31.03.2015
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Haus Groh
Bild: Krass
Auswahl und Kürzungen behält sich die
Redaktion vor. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Ihre Schriftleitung
Im slowakischen Paradies
Bild: Krass
Noch einmal wandern wir in das Slowakische Paradies. Wir gelangen auf
schmalen Pfaden zur Felsterasse des Tomášovský výhľad (Thomasausblick) und
können die herrliche Aussicht auf die rundumliegenden dichten Wälder genießen.
Fazit: Unsere einwöchige Reise durch die
Unterzips in der Slowakei war ein voller
Erfolg, vielleicht ist die Unterzips noch
einmal unser Ziel. Es gibt sicherlich noch
viel zu sehen.
Bleibt noch festzustellen: Meine Eltern
haben ihre Heimat nie mehr wiedergesehen.
Helmut Krass
„DIE KARPATENPOST“
mit „Karpatenbote“ und „Evangelischer
Glaubensbote“
Schloßstr. 92/II, 70176 Stuttgart
Herausgeber:
Arbeitsgemeinschaft
der
Karpatendeutschen aus der Slowakei
Verlag und Schriftleitung: Schloßstr. 92/II,
70176 Stuttgart, Telefon (0711) 62 62 62,
Fax (0711) 620 14 37,
e-Mail: [email protected]
Bezugsgebühr: ganzjährlich € 30,-.
BW Bank Stuttgart
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BIC: SOLADEST
Postbank Stuttgart
IBAN: DE20 6001 0070 0013 3977 09
BIC: PBNKDEFF
Verantwortlich für den Inhalt:
Brunhilde Reitmeier-Zwick
Redaktion: Pfr. Andreas Metzl, Brunhilde
Reitmeier-Zwick, Dr. Dorothea Zeisel
Satz: Ingeborg Koch
Druck: Wiener & Friends GmbH, 71277
Rutesheim, www.wiener-friends.de
Beiträge, mit Namen oder Kennzeichen
versehen, geben die Meinung der Verfasser,
nicht immer die des Herausgebers oder der
Redaktion
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