66. Jahrgang / Folge 3 / März 2015 Verlagsort 70176 Stuttgart, Schloßstrasse 92/II E 4058 E Aus aktuellem Anlass Am Samstag, den 21. März 2015 findet im „Haus der Heimat“ in Wien eine „Außerordentliche Hauptversammlung“ der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich statt. Als Tagesordnungspunkt 8 erscheint „Auflösung des Vereins“. Robert Kudlicska, der Obmann der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich, hatte mir bereits bei unserem letzten Treffen im Herbst 2015 in Preßburg/Bratislava mitgeteilt, dass, wenn sich niemand findet, der die Landsmannschaft weiterführen wird, vielleicht eine Auflösung ansteht. Herr Kudlicska ist in den hohen Achtzigern. Es ist angedacht, den Verein unter dem Namen „Karpatendeutsche“ bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft mit einzugliedern. von links: Robert Kudlicska, Brunhilde Reitmeier-Zwick, Dr. Ondrej Pöss Bild: Robert Kudlicska Das Bild der drei Vorsitzenden der Karpatendeutschen Landsmannschaften und des Karpatendeutschen Vereins mit Herrn Robert Kudlicska, mir und Herrn Dr. Ondrej Pöss, wird voraussichtlich das letzte gemeinsame Bild sein, das die obersten politischen Repräsentanten der Karpatendeutschen in Europa zeigt. Wenn Sie sehr aufmerksam den Beitrag „Auf ein Wort“ meines Vorstandskollegen Werner Laser lesen wird Ihnen sicherlich auffallen, dass die Leserzahlen der Karpatenpost gegenwärtig zurückgehen. Die Kündigungen bedingt durch den Tod der Abonnenten nehmen stark zu. Unser aller Bestreben in den Karpatendeutschen Organisationen ist es, Ihnen in den nächsten Jahren nicht mitteilen zu müssen, dass es zu einer Auflösung kommt. Ich kann nur an die Familienmitglieder der Erlebnisgeneration appellieren: Unterstützen Sie auch weiterhin die Karpatendeutschen Organisationen und lassen Sie die reiche karpatendeutsche Kultur nicht in Vergessenheit geraten. Und planen Sie den Besuch unseres Bundestreffens ein. Brunhilde Reitmeier-Zwick Bundesvorsitzende Das 34. Bundestreffen der Karpatendeutschen findet am 25. April 2015 in Karlsruhe-Durlach in der Karlsburg statt. Auf ein Wort „Damit wir klug werden“ lautet die Losung für den 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni in Stuttgart. Es ist ein Halbsatz aus Psalm 90,12. Wörtlich übersetzen Theologen den ganzen Satz aus dem Hebräischen mit „Lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir ein weises Herz bekommen.“ Dieses weise Herz werden auch wir Karpatendeutsche brauchen, denn das Jahr 2015 fing für uns nicht so gut an. In der ersten Ausgabe des Heimatblatt, der Zeitschrift der Karpatendeutschen in Österreich (Auflage:1.200) wird zu einer „Außerordentlichen Mitgliederversammlung“ im März eingeladen. Auf der soll über die Auflösung der KDLM Österreich als selbständiger Verein und seine Anbindung an die Sudetendeutsche Landsmannschaft diskutiert werden. Wir in Deutschland machen uns Sorgen darüber, dass die Auflage der Karpatenpost nun unter 1.000 Exemplare gerutscht ist. Ende Januar warteten nur noch 935 Landsleute auf ihre Karpatenpost - vor zehn Jahren waren es noch 1.666. Unseren in Österreich lebenden Landsleuten wünschen wir für ihre Entscheidung ein weises Herz. Und wir werden uns überlegen müssen, wie die Auflage der Karpatenpost zu stabilisieren ist. Vorschläge sind der Schriftleitung und Redaktion sehr willkommen. Nach der umfangreichen Berichterstattung über den Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird uns dieses Jahr das Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 und der Beginn der Vertreibung und der Verfolgung beschäftigen. Doch kann 2015 auch an ein positives Ereignis erinnert werden. Vor 25 Jahren kam es zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Es war für uns Karpatendeutsche ein Segen. Es wuchs wieder zusammen, was zusammen gehörte. Neue Landesverbände wurden gegründet, Ortsgemeinschaften wiederbelebt und dem Bundesvorstand wurden neue Ideen und Energie zugeführt. Dafür gebührt unseren in den östlichen Bundesländern lebenden Landsleuten Lob und Dank. Werner Laser 2 Die Karpatenpost Heimat- und Kulturseminar des Hilfsbundes der Karpatendeutschen Katholiken München Landesverband Bayern e.V. 29. März – 01. April 2015 im Kloster Bernried am Starnberger See „Der Donauraum und die Karpatendeutschen“ Palmsonntag, 29. März 2015 Mittwoch, 01. April 2015 Ab 16:00 Uhr Anreise 18:00 Uhr Abendessen 19:30 Uhr Mitgliederversammlung 07:45 Uhr Eucharistiefeier 08:30 Uhr Frühstück und Zimmerräumen 09:15 Uhr Dr. Heike Drechsler-Meel: „Was bleibt ist die Erinnerung. Zum Umgang der Karpatendeutschen mit ihrer Geschichte“ 10:45 Uhr Prof. Dr. Jörg Meier: „Die ‚Kaschauer Zeitung’ – Zur Kultur und Sprache der Deutschen Minderheit auf dem Gebiet der heutigen Slowakei um 1900“ Montag, 30. März 2015 07:45 Uhr Eucharistiefeier 08:30 Uhr Frühstück 09:15 Uhr Prof. Dr. Ferdinand Klein: „Sinn im Sinnlosen finden nach logotherapeutischem Verständnis – Nachdenken über die tiefe Sehnsucht des menschlichen Herzens und Erfahrungen beim Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz“ 10:45 Uhr Wilhelmine Schnichels: „Alte Heimat – neue Heimat. Das Thema ‚Vertreibung der Deutschen’ in der Presse, im Film und in der Literatur“ 12:15 Uhr Mittagessen 14:15 Uhr Kaffeepause 15:00 Uhr Armin Bachmann: „Gesprochenes Deutsch in der Slowakei – Standard und Dialekte“ 16:30 Uhr Martina Remiasova: „Die Zünfte in Kesmark“ 18:00 Uhr Abendessen Dienstag, 31. März 2015 07:45 Uhr Eucharistiefeier 08:30 Uhr Frühstück 09:15 Uhr Dr. Maria Papsonova: “Zu einigen Problemen der Übersetzung von spätmittelalterlichen Rechtstexten“ mit anschließender Buchvorstellung 10:30 Uhr Dr. Ortfried Kotzian: „Die Deutschen im Osten Europas jenseits der deutschen Staatsgrenzen – eine Übersicht“ 12:15 Uhr Mittagessen 14:15 Uhr Kaffeepause 15:00 Uhr Marin Zückert: „Neue Zugänge zur Geschichte der Deutschen in der Slowakei“ 16:30 Uhr: Dušan Buran: „Die italienischen Luxustextilien im Spiegel der spätgotischen Tafelmalerein in der Slowakei“ 18:00 Uhr Abendessen 19:30 Uhr Rudolf Göllner: „Heimat Zips?“ (fakultatives Abendangebot) Zusammenfassung und Resümee der Veranstaltung und Verabschiedung aller Teilnehmer 12:15 Uhr Mittagessen 13:20 Uhr Ende der Veranstaltung An jedes Referat schließt sich eine Aussprache an. Programmänderungen vorbehalten. ---------Die Veranstaltung wird durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen und über das Haus des Deutschen Ostens in München gefördert ---------Tagungsbeitrag: Teilnahme 29. März bis 01. April 2015 an allen Vorträgen Vollpension und Übernachtung 130,00 € Beitrag ganzer Tag mit Verpflegung 35,00 € Bezahlung während der Tagung Anmeldung bitte mit vollständiger Adresse und Telefonnummer/E-Mail bis spätestens 10. März 2015 mit Anmeldeformular an: Johann Horvath, Paarstraße 74, 93059 Regensburg oder E-Mail: [email protected] Wir freuen uns über Ihre Teilnahme. Johann Horvath März 2015 Heimat Ort mit vielen Facetten Bild: Ackermann-Gemeinde Wo kommst du her, was ist deine Heimat? Scheint ja eine ganz einfache Frage zu sein – aber sie bringt einen schnell ins Grübeln ... Ist der Ort, wo ich herkomme, vielleicht meine Kindheit verbracht habe, meine Heimat? Oder eher der Ort, an den mich mein Beruf geführt hat, der Ort, an dem ich eine lange Phase meiner Jahre gelebt habe, wo meine Kinder groß geworden sind? Gibt es Heimat heute überhaupt noch für viele Menschen angesichts beruflicher Mobilitätsanforderungen, Familienbiographien, die von Migration geprägt sind, alter und neuer Flucht- und Vertreibungserfahrungen? Ist Heimat vielleicht ein Ort der Sehnsucht, der Sehnsucht nach Geborgenheit? Ist es überhaupt ein lokalisierbarer Ort, eine Landschaft, ein Land - oder sind es Menschen, Beziehungen - oder eine mir vertraute Weise zu leben und den Alltag zu regeln? Ist Heimat vielleicht immer nur eine Annäherung an die „ewige Heimat“, die endgültige Geborgenheit bei Gott? Versuchen wir es einmal andersherum: Was wäre denn das Gegenteil von „Heimat“? Der Gegenbegriff ist wohl „die Fremde“, die in einem bekannten Lied des 16. Jahrhunderts drastisch als „Elend“ gekennzeichnet wird – wo ich mich nicht auskenne, keine tragenden Beziehungen bestehen, ich einer unvertrauten, mir nicht durchschaubaren Welt ausgeliefert bin. Auf alle Fälle ist die Frage nach der Heimat eine, die viele Menschen berührt und in Filmen, Dichtungen und Liedern der letzten Jahrzehnte eine große Rolle spielt. Und für Menschen, die gezwungenermaßen eine Heimat verloren haben, ist sie oft ein zentrales Lebensthema, wie wir es zum Beispiel bei der Generation der nach dem II. Weltkrieg vertriebenen Deutschen wahrnehmen können. Sucht man nach Begriffsbestimmungen, stößt man auf vielfältige Ansätze. Sprachgeschichtlich steht „heim“ für den Geburtsort oder den ständigen Wohnort. Meistens wird Heimat als ein Ort/eine Landschaft verstanden, in die ein Mensch hineingeboren wird bzw. in der er seine März 2015 Kindheit erlebt, wo er die vielfältigen Eindrücke und Erfahrungen sammelt (Sozialisation), die seine Identität, Einstellung, Mentalität, Wertorientierung, Weltsicht prägen. Dabei verbinden sich unterschiedliche Dimensionen: eine räumliche – die Landschaft (für manche der weite Horizont der Ebene, für andere die gestaffelten Linien der Berge, für wieder andere eine Stadtlandschaft mit ihren Straßen und Plätzen), die Hausformen, die Orte des Gemeinschaftslebens von Kirche bis Eisdiele, die landwirtschaftlichen, gewerblichen, industriellen oder anderen Orte der Erwerbstätigkeit ... Eine zweite, mindestens genauso wichtige Dimension von Heimat ist die soziale – der Ort, wo ich in mitmenschlichen Bezügen stehe, Familie und Freunde habe, wo ich mich auskenne und mehr oder weniger das Zusammenleben mitgestalte, wo ich dazugehöre. Eng damit verbunden ist die kulturelle Dimension von Heimat - Sprache und Dialekte, Lieder, Musik, Trachten, örtliches Brauchtum, Essensgewohnheiten. Vielerorts engagieren sich Menschen dafür, dieses „kulturelle Erbe“ zu erhalten. Zur kulturellen Dimension von Heimat gehören aber auch etwa Formen der Begrüßung oder die Weise, wie Diskussionen geführt und Entscheidungen getroffen werden. Eine vierte Dimension schließlich ist die der Zeit – wer nach längerer Abwesenheit in die Heimat seiner Kindheit zurückkehrt, bemerkt die Veränderungen: Die „alte Heimat“ und das Jetzt sind nicht dasselbe, auch hier muss ich mich neu orientieren und vernetzen, wenn ich beheimatet leben will. Für viele Menschen entwickeln sich im Lauf ihres beruflichen und familiären Lebens unterschiedliche Orte zu Heimat: Orte, wo sie sich verwurzeln, und Menschen, bei denen sie sich zu Hause fühlen. Sie bauen neue soziale Netzwerke auf, eignen sich den dort geltenden kulturellen Code an und finden ihren je eigenen Weg, ohne dass die „alte Heimat“ bedeutungslos wird. In unserer Gesellschaft hat das oft mit dem beruflichen Werdegang zu tun und erfolgt ziemlich selbstverständlich; gleichzeitig erleben wir aber auch heute, wie viele Menschen vor Gewalt und Not fliehen müssen und unter schwierigen Umständen nach einer neuen Beheimatung suchen, um leben zu können. Die Aufforderung, die Hans Schütz am Anfang der Geschichte der Ackermann-Gemeinde immer wieder an seine sudetendeutschen Landsleute richtete, nicht auf den gepackten Koffern mit den wenigen mitgebrachten Habseligkeiten sitzen zu bleiben, sondern an einer neuen Heimat mitzubauen, hat damals vielen Menschen geholfen, diesen schwierigen Prozess zu bewältigen. So ist Heimat ein Begriff, der mit dem einzelnen Menschen, seiner Orientierung, Erfahrung und Zugehörigkeit zu tun hat. Heimat ist nicht statisch und immer gleich. In- Die Karpatenpost sofern kann Heimat auch nicht wie eine materielle Sache vererbt werden. Allerdings war der Heimatbegriff lange juristisch besetzt, er ist am ehesten mit dem heutigen Staatsbürgerrecht zu vergleichen. Im alten Österreich bedeutete Heimatrecht beispielsweise den Anspruch auf ungestörten Aufenthalt in einer Gemeinde und auf Armenpflege im Falle der Not; ähnlich findet dieser Begriff heute noch in der Schweiz Verwendung. Als „Recht auf Heimat“ wird Heimatrecht aus den Menschenrechten abgeleitet, wobei auch dazu heute eher das Staatsbürgerschaftsrecht konkrete Regelungen beinhaltet. In einigen Verfassungen deutscher Bundesländer wird es ausdrücklich erwähnt (so in Baden-Württemberg, Art. 2[2], im Freistaat Sachsen, Art. 5[1]); kürzlich gab es im Zusammenhang der Abbaggerung ganzer Dörfer in Nordrhein-Westfalen eine sich auf das „Grundrecht auf Heimat“ berufende Auseinandersetzung, die bis zum Bundesverwaltungsgericht ging. In der internationalen Rechtsentwicklung ist das Recht auf Heimat umstritten; allerdings wird es in einer Entschließung der UNMenschenrechtskonvention vom 17. April 1998 sehr ausdrücklich als verbindlich erklärt. So wird in Art. 4 festgestellt: „1. Jeder Mensch hat das Recht, in Frieden, Sicherheit und Würde in seiner Wohnstätte, in seiner Heimat und in seinem Land zu verbleiben.“ Andere Artikel dieser Konvention beinhalten ein Verbot von Vertreibungen und Umsiedlungen sowie ein Rückkehrrecht dort, wo zuvor Bevölkerungstransfers stattfanden. „Heimat“ erscheint also in vielen Facetten – als Erfahrung, als Sehnsucht, als Entwicklung, als Recht – für jeden Menschen anders und neu. Dr. Barbara Krause Mitglied im Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde Heimat Du nahmst mich schon in Pflege, eh ich geboren war, du hegest immerdar, o Heimat meine Wege. Mit dir bin ich gesegnet , bei Tau und Abendrot, Auf meinem Tisch als Brot, bist du mir stets begegnet. Und drängt es mich zu fliegen, weit über dich hinaus, bald will doch Herz und Haus sich wieder in dich schmiegen. Gedicht von Karl Bröger Aus „Sitten und Bräuche der Karpatendeutschen“ 3 Konzentration im Gottesgarten In der Zeit vom 7. Juli bis 1. August waren wieder 20 Priester, Ordensschwestern, Theologiestudenten und Laien aus Tschechien und der Slowakei beim Deutschkurs in Vierzehnheiligen und Bamberg. Der Sprachkurs findet seit über 20 Jahren in Zusammenarbeit mit dem Sozialwerk statt und erfreut sich seither großer Beliebtheit. Teilnehmer am Sprachkurs Bild: Ackermann-Gemeinde In den ersten beiden Wochen stand in Vierzehnheiligen vor allem ein intensives Studium der deutschen Sprache auf dem Programm. Die ruhige Atmosphäre im sogenannten „Gottesgarten am Obermain“ half den Teilnehmern, sich ganz auf das Lernen zu konzentrieren. In den beiden folgenden Wochen konnten alle Teilnehmer dankenswerterweise wieder in Bamberg in Gastfamilien untergebracht werden. Dort konnten sie das vorher Gelernte auch praktisch anwenden. Zum vierwöchigen Deutschlernen zählte auch ein reichhaltiges und interessantes Freizeitprogramm. So konnten die Sprachstudenten unter anderem auch das vielfältige kirchliche Leben in Franken kennen lernen. Dazu gehörten ein Besuch bei den Benediktinerinnen in Kirchschletten und die Ewige Anbetung in der Bamberger Pfarrei St. Martin. Ein Höhepunkt des Kurses war sicherlich die Teilnahme am Pontifikalgottesdienst zum Bamberger Heinrichsfest. Am Nachmittag dieses Tages nahmen zwei Teilnehmer des Kurses zusammen mit dem Diözesanvorsitzenden Christoph Brey an einer Podiumsdiskussion mit Erzbischof Ludwig Schick zur Situation der Kirche in Tschechien teil selbstverständlich auf Deutsch. Viele andere Ereignisse machten auch den diesjährigen Deutsch-Kurs wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten. „Wir danken der AckermannGemeinde und dem Erzbistum Bamberg für diese wunderbare Möglichkeit, Deutsch zu lernen“, resümierte ein Teilnehmer am Abschiedsabend. Christoph Brey Ackermann-Gemeinde Bamberg/Sozialwerk 4 Die Karpatenpost März 2015 Aus den Kreis- und Ortsverbänden Kreisverband München/Oberbayern Unsere Adventfeier am 13. Dezember 2014 gestaltete sich wieder sehr abwechslungsreich und stimmungsvoll. Zur Einstimmung sangen wir gemeinsam das Lied „Macht hoch die Tür die Tor macht weit“. Nach der Begrüßung durch Herrn Buchalla sang der Münchner Volkslieder Chor ein adventliches Lied. Einige Grußworte von Frau Reitmeier-Zwick und Herrn Zellmeier schlossen sich an. Monsignore Pfarrer Wuchterl sprach einige geistliche Worte zum Advent. Bei Kuchen, Kaffee und Punsch gingen wir dann zum gemütlichen Teil über. Frau Siwon, Herr Nittmann und Herr Wettengel trugen weihnachtliche Geschichten vor. Dazwischen erklangen immer wieder Weihnachtslieder, gesungen vom Münchner Volkslieder Chor. Es war ein schöner und gemütlicher Nachmittag und wir gingen alle weihnachtlich gestimmt nach Hause. Julius Michalik Kreisverband München und Oberbayern An unserem letzten Monatstreffen am 14.01.15 wurden wir Landsleute von Frau Siwon begrüßt. Das Thema: „Ein Unterhaltsamer Nachmittag“. Es wurden Themen und Probleme angesprochen aus Vergangenheit und Gegenwart und darüber diskutiert. Die Zeit verging wie im Flug. Es war ein interessanter und aufschlussreicher Nachmittag. Mit freundlichen Grüssen Julius Michalik Kreisverband Stuttgart Liebe Landsleute. Wir geben hiermit die weiteren Termine für unsere Treffen im Haus der Heimat, Schloßstrasse 92 im Jahr 2015 - jeweils 15.00 Uhr - bekannt: 31.03., 28.04. und 26.05. Wie üblich im Erdgeschoss. Wir laden hierzu recht herzlich ein. Martha und Franz Spitzkopf Spendenkonto Karpatendeutsche Landsmannschaft Liebe Landsleute, Sie wollen der Landsmannschaft eine Spende zukommen lassen. Hier finden Sie unsere Kontodaten: Karpatendeutsche Landsmannschaft IBAN: DE14 5006 0101 0002 9139 75 BIC: SOLADEST600 8. Ostdeutscher Ostermarkt Ortsgemeinschaft Fundstollen und Zeche Frühjahrs-Treffen Unser Frühjahrs-Treffen findet wieder am 18. April 2015 um 14 Uhr Bild: DJO Stuttgart Die DJO-Deutsche Jugend in Europa – lädt zum 8. Ostdeutschen Ostermarkt im Haus der Heimat in Stuttgart ein. Er findet statt am Samstag, 14. März von 10 – 16 Uhr. Angeboten werden kulinarische Kostbarkeiten, Handwerkliches und Basteleien, Trachten sowie musikalische Raritäten. Um 11 Uhr und 14 Uhr bringt der Schauspieler und Autor Gerald Friese besinnliche und satirische Geschichten um das Osterfest von ostdeutschen Autoren zu Gehör. Die Bibliothek ist mit einer interessanten Ausstellung während des Ostermarkes geöffnet. Redaktion der Karpatenpost Busreise 2015 Region Deutsch-Proben und Umgebung In diesem Jahr fahren wir vom 15. bis 22. September 2015 nach Deutsch-Proben und Umgebung. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns bei dieser Reise begleiten und bitten Sie, sich bis 30. April 2015 bei den angeführten Kontaktadressen anzumelden. Einzelheiten präsentieren wir bei unserem Frühjahrstreffen am 18.04.2015 in Bad Boll im Hotel Löwen. Elisabeth Fischer, Gartenstraße 22, 72635 Frickenhausen, Tel.: 07022/41468 Mail:[email protected] oder Wera Stiffel, Rosensteinstraße 25, 70191 Stuttgart, Tel.: 0711/240538 Mail: [email protected] Wera Stiffel & Elisabeth Fischer Karpatendeutsches Kulturwerk e.V. Museum-Bibliothek-Archiv Karlsruhe bei Fragen bitte Tel. 0721/ 69 41 52 Mail: [email protected] im Hotel Löwen, Hauptstraße 46, 73087 Bad Boll statt. Es erwartet Sie und Euch wieder ein unterhaltsamer Nachmittag bei Kaffee und Kuchen. Außerdem werden Frau Fischer und ich das Programm unserer geplanten Busreise vom 12. bis 22.09.2015 nach DeutschProben und Umgebung vorstellen. Wie immer sind alle Landsleute eingeladen. Ich freue mich auf zahlreiche Besucher und wünsche Euch bis dahin eine gute Zeit. Wera Stiffel Das neue Karpatenjahrbuch 2015 Es ist wieder ein gelungener Band geworden und den Redakteuren Dr. Heike DrechslerMeel und Dr. Heinz Schmitt, sowie den Autoren der einzelnen Beiträge gebührt Dank dafür. Den Mitgliedern der Karpatendeutschen Landsmannschaft und Abonnenten sind die Jahrbücher schon zugeschickt worden. Doch allen anderen Landsleuten und Interessenten werden sie noch zum Kauf und Versand angeboten. Inhaltlich wird an das Schicksalsjahr 1945 mit Flucht und Vertreibung erinnert; besonders eindrucksvoll sind da die Zeichnungen/Karikaturen im Kalendarium von Georg Zelenka. Andere Beiträge handeln von der 300-Jahr-Feier unserer Patenstadt Karlsruhe im Laufe dieses Jahres. Wir erfahren u.a. auch Details über den Beginn des Ersten Weltkrieges. Im Anschluss an die Veranstaltungen um die Stadt Kaschau als Kulturhauptstadt Europas 2014 berichtet Prof. Dr. Jörg Meier über ein Forschungsprojekt zur Kultur und Sprache der deutschen Minderheit anhand der deutschsprachigen Kaschauer Zeitung (1838-1914). Neben den bekannten Referenten aus den Vorständen unserer Organisationen sind auch neue Autoren, auch aus der Slowakei, mit interessanten Beiträgen vertreten. Nicht zuletzt sind die zahlreichen Buchbesprechungen und das Verzeichnis über das heimatliche Schrifttum für manche Leser interessant und hilfreich. Insgesamt ist der Kauf des neuen Karpatenjahrbuches unseren Landsleuten, auch der jüngeren Generation, sehr zu empfehlen. Hans Kobialka Das Karpatenjahrbuch 2015 kostet 14,- € + 2,- € Porto. Karpatenjahrbücher aus den vergangenen Jahren sind zu einem günstigeren Preis ebenfalls noch erhältlich. Bestellungen an: Karpatendeutsche Landsmannschaft, Schloßstr. 92, 70176 Stuttgart Telefon: 0711/62 62 62 Mail: [email protected] Folge 3 März 2015 „Stabat Mater“ Die Terroranschläge in Paris liegen noch gar nicht lange zurück, die Sorgen und Ängste bezüglich einer schleichenden Islamisierung (siehe Scharia, Unterdrückung der Frauen, Ehrenmorde etc.) bedrängen und bedrücken viele Gemüter in Europa. Rat- und Orientierungslosigkeit gegenüber dem Islam wird durch fehlerhafte Information noch verstärkt. Da mag die eine oder andere Nachdenklichkeit angebracht sein. Jesus Christus ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6), so sagt es der Herr von sich selber und fügt hinzu: „Niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich kennt, kennt ihr auch den Vater.“ Jesus ist das „Gesetz“ in seiner Person, nicht im Buchstaben. So feiern wir Christen die Nacht, in der das Wort Fleisch geworden ist. Der Islam feiert – so könnte man vereinfachend sagen – die Nacht, in der das Wort Buch geworden ist. Wir Christen folgen einer Person, die Muslime folgen einem Buch. Das Christentum ist keine Buchreligion, sondern eine „Personreligion“. Der Islam verbietet jede Interpretation des Koran (und duldet nur Übersetzungen und nennt sie „Erklärung des Koran in anderer Sprache“). Der Islam lehnt ein Lehramt ab. Und Arabisch ist die einzig richtige Sprache der Welt, da Gott in ihr den Koran hat schreiben lassen, die einzige Quelle des Islam. Und diese Quelle hat eben auch eine Blutspur in sich selbst. Die Hinrichtung so vieler Ungläubigen (Christen) und auch so vieler Muslime von Anfang an bis heute. Islam heißt in etwa „Friede“ (durch Unterwerfung) – ist aber keiner. Für uns Christen ist Christus die Quelle des Heiles, aus der sich unser Glaube nährt. Christus lebt in der Kirche fort durch die Sakramente, durch die Hl. Schrift und die Überlieferung, durch die Gemeinschaft der Heiligen, durch den Heiligen Geist, der die Kirche leitet. Wir haben einen personalen Zugang zu Gott und nehmen nach unserem Tod Teil an der Herrlichkeit des Dreifaltigen Gottes – so hoffen wir sehnlichst. Diesen Zugang zum Vater hat uns Christus geöffnet durch seinen Sühnetod am Kreuz. Der Heilige Geist trägt „Christus durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid“ (GL 347,4). Einer starb für alle, damit in IHM alle das Leben haben (vgl. Joh 10,10 und 2 Kor 5,15). Der gläubige Muslim hat keinen Zugang zum Vater, sondern nur zum recht irdisch ausgemalten Paradies und er hofft auf Zugang dahin durch Erfüllung des Koran, inclusive Töten der Ungläubigen. Am Ende muss die ganze ungläubige Welt „dran glauben“, so oder so. Aber im Paradies des Islam ist Gott nicht: Der Mensch kann nicht, darf nicht Gottes Antlitz schauen, auch im Paradies nicht. Gott steigt nicht auf die Ebene des Geschöpfes. Das kann nur das Buch, der Koran. Gottesmutter in Leutschau Bild: Buch „Kunst in der Slowakei“ Das Christentum ist eine einzigartige „Aufklärung“ von Anfang an. Die zweite Person des dreifaltigen Gottes, Jesus der Christus, hat uns Kunde gebracht vom ewigen Vater (Joh 1,18). Besonders der Prolog des Johannesevangeliums zeigt den eklatanten Unterschied zum Islam, aber auch zu mancherlei Vorstellungen in der diktierten öffentlichen Meinung über Jesus Christus. Das Christentum ist nicht nur eine einzigartige Aufklärung gegenüber den damaligen Juden, sondern erst recht eine Aufklärung gegenüber der heidnischen Welt von damals und von heute, die verstrickt war und ist in Mythen, in blindes Vertrauen auf blinde Mächte und Ideologien, verstickt in Aberglaube an den „allmächtigen Zufall und Urknall“. Jahrgang 66 Und die heute so viel zitierte und bemühte „Aufklärung“ gehört ins 18. Jahrhundert und hat manches „aufgehellt“, aber auch viel „verdunkelt“. Es ist ein Mythos entstanden über das, was denn d i e Aufklärung sei; „dieser Mythos der Aufklärung“ braucht eine Aufklärung, keine „political correctness“. Die Behauptung, dem Islam fehle nur die „Aufklärung“ – und zwar die aus dem 18. Jh. -, dann würde er sich schon von allein „europäisieren“, ist ein grobgefährlicher, doppelter Irrtum. Der Irrtum wird nicht besser dadurch, dass er gebetsmühlenartig wiederholt wird. Es gab in der Geschichte des Islam immer auch Phasen, in denen er schwächer, „aufgeklärter“ war (siehe „Die Ringparabel“). Darauf mag manch eine westliche Wunschvorstellung beruhen, doch im Koran ist bereits die nächste Phase des radikalen Befolgens des Buchstabens eingeschlossen und so wird der Islam von allein nicht zur „Befriedung“ kommen, schon gar nicht durch „Weichspülen“ westlicher Denk- und Lebensweisen. Was kann da helfen? Die Begegnung mit dem christlichen Glauben birgt eine wirkliche Chance. Die treuen Christen – Märtyrer, Heilige und Bekenner und manche Christen heute – führen Muslime zu einer „Berührung“ mit Jesus, dem Christus. Und es gibt so viele großartige und gute Muslime!! Viele von ihnen sind tieffromm und ehrlich bemüht, gute Menschen zu sein. Hier liegen die Ansätze zu einer „Aufklärung des Islam“: die Berührung mit Christus. Auf diese Weise erfahren die Muslime, dass die Sehnsucht nach Frieden einen Grund hat: Jesus Christus. Und sie erfahren, dass die Bosheit dieser Welt einzig und allein an Gottes Erbarmen scheitert – und nicht an der „Unterwerfung des Menschen“! Es ist das „fleischgewordene Erbarmen Gottes“ - Jesus, die zweite Person des dreifaltigen Gottes -, das dem Menschen die Erlösung bringt und den Weg zum Ewigen Vater öffnet. Wir bereiten uns in diesen Tagen auf die Feier des Leidens und Sterbens Jesu und seiner Auferstehung vor. In der tiefschürfenden Betrachtung und Feier dieser Geheimnisse eröffnet sich dem gläubigen Herzen die erlösende Erfahrung, dass der Mensch sich nicht selber erlösen kann. Nein, die Erlösung kommt von außen, von Gott selber. Präziser gesagt: durch das un- 6 endliche Erbarmen Gottes. Mit Recht rufen wir dabei die Muttergottes um ihre Fürbitte an und nennen sie die „Mutter der Barmherzigkeit – Mater Misericordiae“, die am Kreuz Jesu steht, nicht wegläuft, nicht umfällt, nicht resigniert, sondern noch einmal neu ihr Jawort spricht: ihr „Fiat“. Viele Muslime haben vor wenigen Jahren den Film „The Passion“ gesehen, etliche haben das Wesen göttlichen Erbarmens erspürt, manche den Weg zu Christus gefunden. Auch den gläubigen Muslimen ist Maria bekannt. So schöpfen wir Mut und Zuversicht aus der Betrachtung dieser österlichen Geheimnisse: „Christi Mutter stand mit Schmerzen bei dem Kreuz und weint von Herzen, als ihr lieber Sohn da hing“ und „was dein Sohn für mich erduldet“ (Kurzfassung des Stabat Mater im neuen Gotteslob, Nr. 532). Bei der Betrachtung der schmerzhaften Mutter Gottes, berühren wir den Nerv christlicher Berufung (sel. Alvaro del Portillo, Brief 1975) und berühren die reine Quelle göttlichen Erbarmens und dürfen daraus trinken in jeder Feier der Sakramente, die so etwas wie Spuren unseres Herrn auf dieser Erde sind (vgl. Escrivá; Weihegebet Johannes Paul II 1979). Peter Irrgang Vom Aufbegehren zur getrösteten Resignation „Der Ackermann und der Tod“ im Münster von Schwäbisch Gmünd Welch ein zorniges Fluchen! Was für ein erbittertes Zetergeschrei! Gewaltig sind die Verwünschungen, die der Ackermann hinausschleudert. Dreimal steigert er, hingerissen vom Schmerz, seine Klage gegen den Tod, der ihm Margareta geraubt hat, im Kindbett, sein über alles geliebtes Eheweib, die Mutter seiner Kinder, seine Hausehre, eine Zierde an Tugend und Maß, die ihm Lebensfreude verliehen und Halt gegeben hatte. Erstaunlicherweise antwortet der Tod, lässt sich auf Entgegnungen ein, führt gar eine gelehrte Disputation mit dem Kläger, bleibt aber spöttisch überlegen in seiner kühlen Rationalität, unerweichlich in stets verneinender Mission und unnahbar vor erhabener Majestät. Nach einem furiosen Auftakt mit leidenschaftlichen Ausbrüchen seitens des Ackermanns und höhnischer Geringschätzung seitens des personifizierten Todes beruhigt sich die so ungleiche Auseinandersetzung, wird sachlicher. In 16 entrüsteten Schmähreden sucht der vereinsamte Mann den Terminator allen Lebens ins Unrecht zu setzen, ja ihn zu entwerten. Er versteigt sich bis zu der unerhörten Forderung, Gott möge den Tod richten. Schließlich sei der Mensch Gottes freiestes, ihm ähnlichstes Werkstück, sein allerliebstes Geschöpf, zu dessen Erlösung er sogar seinen Sohn dem Kreuzestod an- Die Karpatenpost heim gab. In 16 Erwiderungen stellt der Tod heraus, wie notwendig und gerecht sein Wirken ist, vergleicht es mit den Naturgewalten, führt sein Amt auf einen Auftrag zurück, den er von Gott selbst empfangen habe. Da alles menschliche Streben nach Erkenntnis eitel und vergeblich sei, rät er dem Ackermann, sämtliche Gefühle aus dem Gemüt zu verbannen und asketischen Verzicht zu üben. Nach sechs Jahrhunderten ist das spätmittelalterliche Schauspiel „Der Ackermann und der Tod“ des böhmischen Dichters Johannes von Tepl immer noch aufwühlend wie zur Zeit seiner auf die persönliche Verlusterfahrung des Dichters zurückgehenden Entstehung. Das darin entfachte Streitgespräch zwischen einem Menschen und dem „grimmigen Tilger aller Leute, schändlichen Ächter aller Wesen, schrecklichen Mörder aller Menschen“ wirft erste und letzte, unveraltete Fragen auf, die aus der gesamten Geistesgeschichte der Menschheit geschöpft sind. In Vorwurf und Zurückweisung entwickelt sich dialektisch ein existentielles Szenario von brennender Aktualität, ein kühnes Gedankenexperiment, das keinen unberührt lassen kann. Im Heilig-Kreuz-Münster von Schwäbisch Gmünd, ein Werk des von hier stammenden Heinrich Parler, spielte sich das sonst kulissenarme, von nur zwei Schauspielern bestrittene Stück am 15. November beziehungsreich direkt vor dem Altar mit Kruzifix ab. Dinah Politiki als verschleierte Darstellerin der verstorbenen Margareta und des schwarz gekleideten Todes sowie Jan Sandro Berner als Ackermann und Stimme Gottes beeindruckten durch ihr intensives, ohne Pathos auskommendes und umso glaubwürdiger wirkendes Kammerspiel. In aller Wandlung sieht der Tod immer nur die negative, pessimistische, dem Sterben und Untergang verfallende Seite des Irdischen. Daher rät er dem Ackermann, von der Trauer um seine Frau abzulassen. Dieser hingegen hat sich im Lauf der Konfrontation mit dem Tod dazu durchgerungen, nicht weiterhin zu hadern mit ihm und damit indirekt auch mit seinem Schöpfer, sondern optimistisch im Vergehen die Voraussetzung fürs Entstehen zu erblicken und an die Unvergänglichkeit allen Lebens im Transzendenten zu glauben. Er nimmt sich vor, seiner Frau treu zu gedenken. Mit diesem Beweis echter Liebe kann er den Tod innerlich überwinden, wenngleich dieser äußerlich den Sieg behält. Im 33. Kapitel dieses ultimativen Rechtsstreits spricht Gott das Urteil. Er schlichtet, indem er beiden Parteien zugesteht, gut gefochten zu haben. Allerdings relativiert er ihre Rollen als unselbständige, vom Schöpfer geliehene. Der Ackermann muss zwar den Tod als Folge seiner sündigen Adamsnatur hinnehmen, kann aber durch den Opfertod Christi auf ewiges Leben hoffen. Für die Seele seiner Frau erbittet der Hinterbliebene im Schlussgebet eine Wohnung im März 2015 göttlichen Reich der seligen Geister. Ergriffene Stille herrschte nach Ende des Stücks zunächst im Publikum, bevor anhaltender Applaus der Begeisterung Ausdruck verlieh. Vor allem der Ausdruckskraft der Künstler galt ihr Beifall, indirekt jedoch ebenso der sprachlichen Dichte und poetischen Überzeugungskraft der Textvorlage. Dass die Ackermann-Gemeinde nach Diktatur, Krieg und Vertreibung Tepls frühneuhochdeutschen Text 1946 in ihren Namen aufnahm, zeuge vom „verantworteten Handeln für den Aufbau einer neuen Gemeinschaft und Gesellschaft“. Dies betonte einführend Prof. Dr. Rainer Bendel, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft katholischer Vertriebenenorganisationen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Im reinigenden Rückblick hätten die deutschen Katholiken aus Böhmen, Mähren und Schlesien von Anfang an Orientierung für die künftigen Aufgaben gesucht, um ihr Schicksal anzunehmen und dafür zu sorgen, dass der gemeinsame Weg Deutschlands und Europas mit seinen Völkern zum Guten führt. Bendel stellte Tepls schmales, aber bedeutendes Werk in größere geistesgeschichtliche Zusammenhänge und resümierte, das Konstanzer Konzil, Jan Hus und der Ackermann seien Zeichen eines sich ausprägenden Selbstbewusstseins des Menschen, das seit dem Hochmittelalter breitere Ausdrucksmöglichkeiten finde. Johannes von Tepl, der nach dem Geburtsort seines wohlhabenden Vaters auch den Namen Johannes de Sitbor (Šitboř/ Schüttwa) führte und später Johannes von Saaz genannt wurde, starb im Jahr 1414. Zu seinem 600. Geburtstag ließ das Tschechische Zentrum München das über die Jahrhunderte vielfach aufgelegte und auf die Bühne gebrachte Schauspiel, das „erste große Denkmal des Humanismus in Deutschland“, neu dramatisieren. In Kooperation mit der Ackermann-Gemeinde und auf ihre Initiative hin ging es im Oktober und November 2014 auf Tournee von Bamberg über Würzburg, Frankfurt am Main, München und Prag bis nach Schwäbisch Gmünd und Regensburg. Stefan P. Teppert Termine: Sonntag, 15.03.2015, 9.00 Uhr Einladung zur Frühjahrstagung des Hilfsbundes Karpatendeutscher Katholiken mit Mitgliederversammlung in Stuttgart-Hofen. 28.03.-01.04.2015: Kultur- und Heimatseminar in Bernried Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken Stafflenbergstraße 46, 70184 Stuttgart Tel. 0711/164 55 85, Fax 0711/164 55 51 Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. Dr. Peter Irrgang, Redakteur: Franz Spitzkopf Folge 3 März 2015 Gott ist für uns Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ (Römer 8, 31) Ist Gott wirklich „für uns“? Ist er der Gott, der die Welt liebt? Warum lässt er dann zu, dass die Menschen so lieblos miteinander umgehen? Menschen töten einander. Sie verhalten sich ungerecht. Wo ist der Gott, der gerecht ist und das Leid beendet? Viele Menschen denken über diese Fragen nach und finden keine Antwort. Auch die Bibel beantwortet nicht diese „Warum“-Fragen. „Gibt es denn überhaupt diesen Gott, von dem wir im Jugendkreis und Gottesdienst hören und reden, zu dem wir beten ‚Vater unser‘?“, So stellt mancher Christ seine Fragen. In der Tat hat sich Gott aus seiner Welt nicht verabschiedet. Er hat sein Angesicht nicht verborgen. In der Bibel lesen wir von der ersten bis zur letzten Seite, dass Gott die Welt liebt. Das größte und endgültige Zeichen seiner Liebe ist, dass er seinen einzigen Sohn auf die Erde geschickt hat. Jesus ging zu den Mühseligen und Beladenen. Er hat den Kampf gegen die Sünde und den Tod auf sich genommen. Wer kann das verstehen, dass einer, der völlig schuldlos ist, einen Verbrechertod starb? Am Kreuz rief Jesus nach seinem Vater: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Jesus fühlte sich von Gott verlassen. Aber er hat sich trotzdem an ihm festgehalten. Er hat Gott nicht aufgegeben. Das ist der Weg, den wir mit Jesus gehen dürfen, wenn uns die Anfechtung überwältigen will, wenn die Fragen nach dem „Warum“ kommen. Hier ist die Antwort auf alle Fragen, die uns vom Glauben abbringen wollen: „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Er hat den eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken“ (Röm. 8, 31f)? Alles will er uns schenken: Leben, Freude, Hoffnung, Friede, Gemeinschaft mit ihm und in der Gemeinde in guten und und bösen Tagen. Lothar Zenetti formulierte: „Was Jesus für mich ist? Einer, der für mich ist! Was ich von Jesus halte? Dass er mich hält!“ Er hält Sie. Bleiben Sie bei ihm. Verlassen Sie nicht seine Hand. Sie hält, wenn alle gegen uns sind. Sie hält auch, wenn der größte Feind uns das Leben nehmen will, der Tod. Dann können Sie diesem Feind entgegenschmettern: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, noch irgendeine Macht uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die uns begegnet ist in Jesus Christus.“ Johannes Hruby Wichtiges aus dem Jahr 2014 von den Evangelischen in Stoß Innenraum der 1788 erbauten Toleranzkirche Bild: Moravek in Stoß Anlässlich des Evangelischen Kirchentages im vergangenen Jahr in Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves machten wir noch einen Abstecher nach Schmöllnitz/Smolnik und Einsiedel/Mnišek nad Hnilcom. Da ich mit Recherchen in den beiden genannten Gemeinden beschäftigt war, nutzten Andreas Metzl und mein Bruder Samuel Moravek die Gelegenheit zu einem Besuch in Stoß bei Familie Schreiber. In den Grüßen zum Neuen Jahr geht Frau Schreiber in ihrem Brief auf diesen Besuch im vergangenen Sommer, sowie auf einen von Andreas Metzl erhaltenen Jahrgang 66 Rundbrief an Weihnachten ein (MM): Es ist wieder das neue Jahr gekommen; so möchten wir Ihnen allen viel Gesundheit wünschen, ein bisschen Glück und Zufriedenheit. Gottes Segen begleite Sie das ganze Jahr. Das wünschen Ihnen von ganzem Herzen alle Stoßer Gemeindeglieder und Ihre Alica Schreiber. Recht herzlichen Dank für Ihren lieben Brief, es macht mir immer große Freude, zu lesen, was Sie und Ihre Familie das ganze Jahr über erlebt haben. Das ganze Jahr war bei uns und der Kirchengemeinde von fröhlichen und traurigen Ereignissen begleitet. Im März fand die Wahl des neuen Pfarrers für die Kirchengemeinde KošiceTerasa statt. Zu dieser Wahl sind auch wir mit einem Auto hingefahren, weil Stoß jetzt dieser Kirchengemeinde im Westen von Kaschau angehört. Gabriel Müller (der frühere Bürgermeister von Stoß) war der Chauffeur und insgesamt waren wir fünf Personen. Herr Pfarrer Kolárovský wurde wiedergewählt. Im April hatte Gabriel Müller ein rundes Jubiläum: 5O Jahre. So haben wir ihm in der Kirchengemeinde gratuliert und Blumen und ein Geschenk übergeben. Im Mai ist unsere Taufpatin gestorben. Sie war die Schwester meiner Mama und das älteste Mitglied der Kirchengemeinde. Im September hätte sie 90 Jahre gehabt. Schade, dass sie das nicht erlebt hat. Alle Patenkinder waren wir an diesem Tag beim Grab. Sie war geschieden und ihr Kind ist ihr vor elf Monaten gestorben. Am Pfingstsonntag hatten wir eine Taufe: Das Urenkelkind von der Kirchenmutter. Die Eltern wohnen in Wien, dort hatten sie auch am Standesamt geheiratet, aber dieses Jahr im Sommer möchten sie in Stoß kirchlich heiraten. Die andere Enkelin der Kirchenmutter heiratete im September in der Holzkirche Evanjelický artikulárny kostol in Hronsek. Am Heiligen Abend war, wie schon immer, Frau Pfarrerin Tomèíková bei uns. Die Buben haben wieder mit den Blasinstrumenten gespielt. Am 1. Weihnachtstag hatten wir wieder Gottesdienst mit ihr und auch das heilige Abendmahl wurde gefeiert. Wir waren 15 Männer und 15 Frauen, das klingt ein bisschen wenig, 8 Die Karpatenpost aber die Kirchengemeinde hat 57 Mitglieder und davon sind vier Kinder. Silvester war Herr Pfarrer Kolárovský wie jedes Jahr hier und wir sangen wie immer „Wiederum ein Jahr verschwunden“. Dieses Jahr werden wir den ersten Gottesdienst am zweiten Sonntag im Monat haben. Ihr Besuch im Sommer mit Herrn Pfarrer Moravek und seinem Bruder war eine schöne Überraschung und ich wäre froh, wenn das auch dieses Jahr gelingen könnte. Viele herzliche Grüße an Sie, Ihre liebe Familie, an die Familie Ihres Bruders, Herrn Pfarrer Moravek und an seinen Bruder. Mit einem Grüß Gott Ihre Alica Schreiber Aus der Arbeit einer Initiative in der Zips In der Weihnachtspost fanden wir einen Brief aus der Slowakei, mit dem Absender Gesellschaft A.E. Mayerhöffer Durlsdorf Slowakei. Wir geben ihn hier wieder: „Werte Vorsitzende vom Hilfskomitee Herr Pfarrer Moravek und Herr Pfarrer Metzl. Gestatten Sie bitte, dass wir uns im Namen unserer Deutschen Gesellschaft A.E. Mayerhöffer, die in der Zips ihren Standort hat, an Sie wenden. Es kommen ja die Weihnachtsfeiertage und wir alle werden uns an die Geburt unseres Erlösers Jesus Christus. erinnern. Bei dieser Gelegenheit wollen wir Ihnen, wie auch allen den Mitarbeitern im Hilfskomitee in Stuttgart zu den kommenden Feiertagen Gottes reichen Segen, viel Gesundheit, Liebe und Zufriedenheit wünschen.“ Es war für uns ein großes Erlebnis, und dafür sind wir sehr dankbar, dass wir im Juni 2014 im Rahmen der Christentage in Spišská Nová Ves nach vielen Jahren im Gottesdienst wieder eine Predigt über Johannes 15,1-5 in deutscher Sprache gehört haben. Der Aaronitische Segen klingt uns auch noch in den Ohren. Die deutschen Evangelischen, die in der Zips leben, möchten sich bei Ihnen herzlich bedanken.“ Der Brief schließt mit einer Bitte um eine Unterstützung der Arbeit der Gesellschaft A.E. Mayerhöffer in Durlsdorf. Und mit dem Hinweis der Möglichkeit einer Mit gliedschaft, mit einem jährlichen Beitrag von 25 €. Die Gesellschaft A.E. Mayerhöffer hat es sich zur Aufgabe gemacht, die deutschsprachige Vergangenheit der Zips in Erinnerung zu behalten und dementsprechend Einiges im Ort zu erhalten. So wurde zum Beispiel durch Spenden, die März 2015 durch die Gesellschaft aufgebracht wurden, das Dach der im Inneren stark renovierungsbedürftigen Evangelischen Kirche neu gemacht. Unser Name geht zurück auf Pfarrer Arpad Ernst Mayerhöffer. Er ist 1893 in Leibitz geboren. Er studierte Theologie und wurde 1924 von der Durlsdorfer Kirchengemeinde einstimmig zum Pfarrer gewählt. Als das Ende des 2.Weltkrieges kam, blieb er auf der Pfarrstelle und weigerte sich, zu fliehen. Die Umstände seines Lebensendes waren tragisch. Er starb in einem russischen Gefangenenlager, vermutlich im Kaukasus. Man sagt von ihm, dass er der einzige Märtyrer unter den deutschen Pfarrern in der Slowakei gewesen sei. Bekannt geworden ist Pfarrer Mayerhöffer - auch über seine Gemeinde hinaus durch seine Gedichte. Im Jahre 2013 - wir haben im Evangelischen Glaubensboten berichtet - wurde am Pfarrhaus in Durlsdorf eine Erinnerungstafel angebracht. Im Jahre 1614 fand in Kirchdrauf eine Synode der Evangelischen aus dem Ostbezirk der Slowakei statt. Damals ging es um die Schaffung einer Kirchenordnung für die Evangelischen. Die heutigen Strukturen der Kirchenbezirke und auch einzelnen Organisationsformen der Kirchengemeinden gehen auf die Beschlüsse von damals zurück. Vorbereitet wurde nun diese Synode ein Jahr vorher 1613 im Pfarrhaus in Durlsdorf. An dieses 400jährige Jubiläum erinnert die Tafel, die mit Hilfe der Gesellschaft A.E.Mayerhöffer in einer eindrucksvollen Feier angebracht wurde. Dankbarkeit gedacht (Er war von 1787 bis 1818 Pfarrer in Durlsdorf/Tvarožná). Bild: Liptak Martin Moravek Gleichzeitig wurde damals im Jahre 2013 auch am von der Gesellschaft neu hergerichteten Grab von Johann Brosz an einen anderen Pfarrer von Durlsdorf erinnert. Am Grab von Johann Brosz wurde sein Lebenslauf vorgelesen und an ihn in Bild: Liptak Gedenkfeier am Grab von Johann Brosz im Beisein von Bischof Slavomir Sabol/ Ostbezirk Neben seiner seelsorgerlichen Tätigkeit als Pfarrer der Gemeinde Durlsdorf interessierte Johann Brosz sich auch für die Naturwissenschaften. Hier hatte er einige Erfolge aufzuweisen. Gemeinsam mit dem englische Wissenschaftler Robert Townson wirkte er mit bei der Höhenvermessung der Tatragipfel. Martin Moravek Bedenkenswert In der Niederen Tatra entspringt der Fluss Gran. Über Neusohl/Banská Bystrica macht er dann einen Bogen nach Süden, bis er schließlich bei Esztergom in die Donau mündet. In diesem Gebiet haben einst die Quaden gelebt. In den Jahren 170-190 n.Chr. wurden diese vom römischen Heer unter der Führung von Kaiser Marc Aurel angegriffen. Marc Aurel auch ist für seine philosophischen Schriften bekannt geworden. Ich zitiere aus einem Buch seines zehnbändigen Werkes mit dem Titel „Ad ipsum - Wege zu sich selbst,4,43“ „Ein Fluss, der aus dem Werdenden hervorfließt und ein gewaltiger Strom ist die Zeit. Denn ein jedes zeigte sich und ist zugleich vorbeigetrieben und ein anderes treibt vorbei, ein anderes wird dahintreiben.“ Bei diesem Zitat stellen wir uns den römischen Kaiser vor, wie er mitten in der Hektik sich beim Anblick der Grantales und des Flusses Gran Zeit nimmt für einige nachdenklich stimmende Überlegungen. Hilfskomitee f. d. ev.-luth. Slowakeideutschen, Stuttgart, Schloßstr. 92. Girokonto BW-Bank SEPA: DE35 6005 0101 0002 8162 09 BIC: SOLADEST600 Verantwortlicher Schriftleiter: Schuldekan i. R. Martin Moravek März 2015 Die Stadt Zipser Neudorf und ihre Geschichte Zu den 4. Kirchentagen der Evangelischen Kirche in der Slowakei in Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves wurde Pfarrer Andreas Metzl eingeladen, im Eröffnungsgottesdienst die Predigt zu halten mit der Begründung: „Im Gebiet der Zips haben viele Deutsche gelebt, und deswegen finden wir es als sehr wichtig, dass die Predigt auf deutsch sein sollte.“ Die weitgehend deutsche Geschichte dieser Stadt soll hier dargestellt werden. Die heutige Kreisstadt mit etwa 38 000 Einwohnern entstand im 13. Jahrhundert durch Vereinigung des slowakischen Dorfes Iglov mit der deutschen Siedlung „Neudorf“, einer Symbiose zu gegenseitigem Nutzen. Erwähnt wird sie 1268 als Nova Villa, 1279 als Igloszasza, 1380 als „Iglow alio nomine Nova Villa“. Vor allem nach dem Mongolensturm 1241 bauten deutche Siedler den größten Straßenmarkt der Slowakei, auf dessen Insel heute die repräsentativen Gebäude der Stadt stehen. Neudorf gehörte der Bruderschaft der 24 königlichen Pfarrer an, auch dem Bund der 24 Zipser Städte. 1412 wurde die Stadt von König Sigismund von Luxemburg mit 12 weiteren Zipser Städten an den polnischen König verpfändet und verblieb unter polnischer Oberhoheit bis zur 1. polnischen Teilung. Als die Städte nach 360 Jahren 1778 an Ungarn zurückfielen, wurde Zipser Neudorf zum Sitz der Provinz der 16 Zipser Städte. An diese Zeit erinnert das Provinzialgebäude mit seinem schönen Rokokoschmuck. Die Provinz wurde 1876 aufgelöst. Zipser Neudorf: Haus der 16 Zipser Städte, Bild: Moravek heute Museum Im 14. Jahrhundert wurde die heutige katholische Kirche, damals die „deutsche“ Kirche genannt, erbaut; eine dreischiffige gotische Hallenkirche, zu der Ende des 19. Jahrhunderts der höchste Kirchturm der Slowakei mit knapp 87 m angebaut wurde. In der Leutschauer Straße wurde später eine kleinere, die sog. „slavische“ Kirche errichtet, die 1723-1731 durch ei- Die Karpatenpost ne barocke Kirche ersetzt wurde. Zipser Neudorf war Bergbaustadt am nördlichen Rand des Unterzipser Bergbaugebiets. Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts nahm die Stadt die Reformation an; beide Kirchen mit Schulen gingen in evangelischen Besitz über. Neben dem deutschen Pfarrer wirkten in der Regel ein deutscher und ein slavischer Vikar. Ab 1670 wurde die Gegenreformation mit Gewalt durchgeführt, die Kirchen und Schulen wieder weggenommen. Immerhin durften die Evangelischen 1694 ein hölzernes Bethaus errichten. Die Repressalien aber wurden mit unterschiedlicher Härte bis zum Toleranzpatent Kaiser Josef II. im Jahre1781 weitergeführt. Danach entwickelte sich innerhalb von fünf Jahren die evangelische Gemeinde so gut, dass wegen der Höhe ihrer Gemeindegliederzahl von 4000 Seelen 1786 die Anstellung eines zweiten (ebenfalls deutschen) Pfarrers genehmigt wurde. 1796 konnte die heutige evangelische Kirche eingeweiht werden; zur Hundertjahrfeier erhielt sie die heutige endgültige Form. Im Festgottesdienst am 4.10.1896 wurden Liturgie und Festpredigt durch Pfarrer Fabry in deutcher Sprache, die Weiherede von Bischof Zelenka auf ungarisch gehalten. Die Lieder wurden deutsch und ungarisch gesungen. Den slowakischen Gemeindegliedern wurde am folgenden Sonntag ein slowakischer Gottesdienst zur Einweihung geboten. Die evangelische Kirchengemeinde führte die schon vor der Reformation bestehende Schule zu herausragender Blüte bis zum Obergymnasium, an das heute noch die Bibliothek auf der hinteren Empore der evangelischen Kirche erinnert. Dorthin wurde sie verfrachtet, als das Gymnasium 1922 verstaatlicht wurde. Seither wurde klassenweise die slowakische Unterrichtssprache eingeführt. Auch in der Kirchengemeinde vollzog sich die Slowakisierung rapide. Die Dreisprachigkeit wurde selbstverständlich. 1940 wurde eine slowakische evangeliche Kirchengemeinde gegründet. Mit dem Kriegsende und der Vertreibung der meisten Deutschen endete auch die deutsche evangelische Gemeinde. Trotzdem verblieben verhältnismäßig viele Deutsche in Zipser Neudorf. Nach der Wende wurde eine Ortsgruppe des Karpatendeutschen Vereins gegründet. 1996 fand die 200-Jahrfeier der evangelischen Kirche statt, bei der der Kircheninspektor Leonard Krivansky die deutschen Gäste in deutscher Sprache begrüßte. 2001 meldeten sich noch 85 Einwohner als Deutsche. Andreas Metzl 9 Hier befinden sich im Original die Familiennachrichten, die aus datenschutzrechtlichen Gründen hier nicht abgebildet werden. 10 Die Karpatenpost Hier befinden sich im Original die Familiennachrichten, die aus datenschutzrechtlichen Gründen hier nicht abgebildet werden. März 2015 März 2015 Die Karpatenpost Hier befinden sich im Original die Familiennachrichten, die aus datenschutzrechtlichen Gründen hier nicht abgebildet werden. 11 12 Die Karpatenpost Wir freuen uns über Berichte von Karpatendeutschen, die ihre Heimat mit ihren Kindern und Enkeln besuchen, um sie mit ihren Wurzeln bekannt zu machen. So möchten wir den folgenden Reisebericht als Aufforderung an andere Landsleute ansehen, diesem Beispiel zu folgen. Die Redaktion März 2015 Postvertriebsstück, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt. E 4058 E Es gibt noch ein zweites Haus in Schwedler, das ich wiedersehen möchte. Das Haus am Trarum ist in einem guten Zustand und wird von meinem Großcousin bewohnt. Er spricht auch Deutsch, d.h. den ’Gründler‘ Dialekt. Auf den Spuren der geflohenen Deutschen aus der Unterzips Es regnet in Strömen und wir sind inmitten der Sucha Bela, einer Schlucht im Slowakischen Paradies. Wir, das sind unser Sohn Timo mit seiner Familie aus Frankreich, meine Frau Irmgard und ich, Helmut Krass. Meine Mutter hat mit ihren Angehörigen in der Unterzips, in Schwedler bis 1944 gelebt. Sie mussten vor der Roten Armee fliehen. Mittlerweile sind wir ziemlich durchnässt und ein Ende ist immer noch nicht abzusehen. Und dann sehen wir sie vor uns, die Leitern, die an den Felsen befestigt sind. Die Touristen kommen nur langsam, Schritt für Schritt auf den Leitern voran. Endlich sind wir oben an der Quelle des Baches angelangt und werden mit frischem Quellwasser belohnt. Das Slowakische Paradies ist eine gute halbe Stunde Autofahrt von Schwedler (jetzt Švedlar) entfernt. Am nächsten Tag sind wir in Schwedler. Ich bin zum dritten Mal hier. Der Platz vor dem Rathaus lädt zum Rasten ein. Im Lebensmittelgeschäft, das sich im Rathausgebäude befindet, treffen wir auf eine freundliche Verkäuferin. Sie spricht Deutsch und zeigt uns das Haus der Familie Patz, die ich mit meiner Frau 1996 zum letzten Mal besucht hatte. Karl Patz ist mittlerweile schon über 80 Jahre, aber noch rüstig. „Wir haben uns damals im Wald versteckt und waren auch eine Zeit lang in einem Lager, bevor wir wieder nach Schwedler zurückkehren konnten“, hat Karl mir einmal erzählt. Und dann stehen wir vor dem Haus Nr. 108 in der Großen Zeil, das Haus in dem meine Mutter groß geworden ist. Es sieht noch schlimmer aus, als in den 90er Jahren. Mein Sohn mit seinen Kindern Lisa und Nils wollen es genau wissen. Sie gehen durch die Brennnesseln und betreten die Räume, d.h. das, was übrig geblieben ist. Haus Krass Bild: Krass Mein Sohn möchte unbedingt die evangelische Kirche besichtigen. In der Sakristei stehen wir vor mehreren Fotos unter Glas. Hier sind meine Großväter Johann Krass und Michael Groh zu sehen – natürlich wird fotografiert. An der Wand der ehemaligen evanglischen Schule, jetzt Begegnungshaus, ist eine Gedenktafel ’Unseren Vertriebenen‘ angebracht. Vor uns erhebt sich majestätisch die Zipser Burg auf einem 634m hohen felsigen Travertinkegel – unser heutiges Ziel. Die Burg aus dem 12. Jahrhundert ist eine der größten Burganlagen Mitteleuropas. Unseren Enkelkindern macht es Spaß, im ’Folterkeller‘ die Foltergeräte ’auszuprobieren‘. Auf dem Rückweg können wir einer Töpferin bei ihrer Arbeit auf der Töpferscheibe zusehen. Bleibt festzustellen: Der Besuch der Zipser Burg hat sich gelohnt. Die Dobschauer Eishöhle innerhalb des Gebirgszuges Slowakisches Paradies (Slovenský raj) ist ein weiteres Highlight. Besonders interessant ist im Großen Saal ein Rieseneisblock, in den eine Kapelle geschlagen worden ist. Die Stadt Leutschau (heute: Levoča), ein bekannter Wallfahrtsort, ist ein weiteres Reiseziel. Wir sind fasziniert von der noch vollständig erhaltenen historischen Innenstadt mit ihren Bürgerhäusern am Hauptplatz und dem Renaissance-Rathaus. Kontakt E-Mail: [email protected] Internet: www.karpatendeutsche.de ___________________________________________________________________________ Redaktionsschluss Folge 04/2015 am 27.02.2015 Folge 05/2015 am 31.03.2015 ___________________________________________________________________________ Haus Groh Bild: Krass Auswahl und Kürzungen behält sich die Redaktion vor. Wir bitten um Ihr Verständnis. Ihre Schriftleitung Im slowakischen Paradies Bild: Krass Noch einmal wandern wir in das Slowakische Paradies. Wir gelangen auf schmalen Pfaden zur Felsterasse des Tomášovský výhľad (Thomasausblick) und können die herrliche Aussicht auf die rundumliegenden dichten Wälder genießen. Fazit: Unsere einwöchige Reise durch die Unterzips in der Slowakei war ein voller Erfolg, vielleicht ist die Unterzips noch einmal unser Ziel. Es gibt sicherlich noch viel zu sehen. Bleibt noch festzustellen: Meine Eltern haben ihre Heimat nie mehr wiedergesehen. Helmut Krass „DIE KARPATENPOST“ mit „Karpatenbote“ und „Evangelischer Glaubensbote“ Schloßstr. 92/II, 70176 Stuttgart Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen aus der Slowakei Verlag und Schriftleitung: Schloßstr. 92/II, 70176 Stuttgart, Telefon (0711) 62 62 62, Fax (0711) 620 14 37, e-Mail: [email protected] Bezugsgebühr: ganzjährlich € 30,-. BW Bank Stuttgart IBAN: DE96 6005 0101 0002 0516 24 BIC: SOLADEST Postbank Stuttgart IBAN: DE20 6001 0070 0013 3977 09 BIC: PBNKDEFF Verantwortlich für den Inhalt: Brunhilde Reitmeier-Zwick Redaktion: Pfr. Andreas Metzl, Brunhilde Reitmeier-Zwick, Dr. Dorothea Zeisel Satz: Ingeborg Koch Druck: Wiener & Friends GmbH, 71277 Rutesheim, www.wiener-friends.de Beiträge, mit Namen oder Kennzeichen versehen, geben die Meinung der Verfasser, nicht immer die des Herausgebers oder der Redaktion wieder. 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