EZA – Historische Einführung, DAC (Development Assistance Committee), Interessen Entstehung der Gebergemeinschaft: Der Kontext ist die Nachkriegszeit mit dem kalten Krieg, der Entkolonialisierung und der Herausbildung spezifischer Partnerschaften – diese sind Ausdruck verschiedener Motive und Interessen. 1947 half der Marshallplan beim Wiederaufbau Europas nachdem 2. Weltkrieg: heutige Geber waren die ersten Empfänger. 1949 erklärte Truman dass man armen Nationen eine Alternative zum Kommunismus bieten müsste, seine Doktrin rechtfertigte dann gegen die Ausbreitung des Kommunismus politische – und wirtschaftliche Interventionen im Süden. Im Zeitraum 1945 bis 65 erlangten viele Staaten / Empfänger in Afrika und Asien ihre politische Souveränität. EZA wird ein wesentliches Element in den Beziehungen zwischen Ex – Kolonien und Kolonialmächten; die Empfänger haben nur geringen Handlungsspielraum, der Geber definiert was EZA ist und wie sie geleistet wird. Basis - Skriptum zum Proseminar Entwicklungszusammenarbeit WS 2007 Laut der Definition der South – Commission ist Entwicklung ein Prozess, der es ermöglicht dass man seine Fähigkeiten entfalten kann, aus der Armut herauskommt und eigene Ressourcen für sich in vollem Umfang nutzen kann. Alle wollen Entwicklung, weil der Begriff unbestimmt und vage ist. Er macht populär, verleiht universalistische Geltung und seine Fortführung ist auch nach Misserfolg erlaubt; die Ziele wandeln sich ständig. OECC – Organisation for European Economic Cooperation: 1948 gibt es das European Recovery Programm, 1960 ist die Gründung der DAG (Development Assistance Group) als Forum für Konsultationen und Austausch bilateraler Geber von Entwicklungshilfe. Es ist nötig sich auf eine Definition von Entwicklungshilfe zu einigen, die Diskussion dreht sich hauptsächlich um Quantität. Die OECD: DAG wird durch DAC (Development Assistance Commitee) ersetzt, dieser Entwicklungshilfeausschuss der OECD ist in Paris. 1961 gibt es Common Aid Effort mit gemeinsamen Prinzipien, Koordination und ausgewogener Beteiligung der Länder im Verhältnis ihrer wirtschaftlichen Leistung. ODA: Official Development Assistance Jede Transaktion zu Entwicklungsländern, die das Ziel hat ökonomische Entwicklung und Wohlstand zu bringen und „ a grant element“ von 25 % oder mehr hat ist eine ODA – Leistung (Entschuldung, EZA, Verwaltung für EZA....) Entwicklung als Schlagwort: 1961 wird die OECD neu gegründet (Organisation for Economic Cooperation and Development). Es gibt internationale Bemühungen um die EZA, die Gründung der IDA (International Development Association) der Weltbank geschieht. 1960 – 1970 ist die Entwicklungsdekade der UNO. Strukturen für die Abwicklung von Entwicklungshilfe in Geberländern werden geschaffen und erste Entwicklungsagenturen werden gegründet. Zusammengestellt von Benedikt Gamillscheg [email protected] Das Konzept der ODA: 1969 gibt es eine gültige, einheitliche Definition, das Ziel ist die Förderung von wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung des Empfängerlandes und ein Anteil von Zuschüssen von mindestens 25 %. Man muss OOF (Other official flows) und nach 1989 auch 2 OA (Official Aid) unterscheiden. OOF sind militärische Leistungen und öffentliche Exportkredite, die die Zuschussrate nicht erfüllen, OA geht an andere Empfänger: an Länder in Wandlungsprozessen, nach Osteuropa und in Ex – Sowjetstaaten. Die OECD hat 30 Mitglieder, immer wieder treten neue bei. (Slowakei ab 2000, Österreich 1961, Australien 1971). Das Zuschusselement: Ist der Grad der Vergünstigung von Krediten, ohne marktübliche Gegenleistung. Grants sind Elemente die nicht zurückzuzahlen sind. Man einigte sich auf 0,7 % des BIPs als ODA – Leistung; die nordischen Staaten erfüllen ihre Quote, viele andere liegen darunter. Die DAC – Liste von Empfängern 1993 – 2005: Part 1 sind ursprüngliche Empfängerländer, Part 2 sind more advanced countries: ab 2005 gibt es nur mehr eine Liste. 2005 sind 22 von 30 OECD – Ländern und die EU – Kommission Mitlieder des DAC. Jedes DAC – Mitglied muss alle drei Jahre einen Bericht über seine Leistungen vorlegen und wird per Peer review alle 3 – 4 Jahre von einem anderen DAC – Land geprüft. Empfängerländer teilen sich in Least developed countries (Afghanistan, Togo, Zambia), Other low income countries (Bip unter 825 Dollar / Kopf: Kamerun, Mongolei, Usbekistan), Lower Middle income countries ( BIP / Kopf 825 – 3255 Dollar: Argentinien, Tonga, Mazedonien) und Upper Middle Income Countries (BIP / Kopf 3256 bis 10065 Dollar, Armenien, Algerien, Ukraine, Ägypten) Ausblick: Das DAC ist ein wesentliches Forum des geberbestimmten Entwicklungsdiskurses, Elemente der Debatte sind die Anrechnung von EZA – Mitteln und die Quantität. In Bezug auf Qualität (Bsp.: Gender) gibt es oft nur Oberflächlichkeit. Den Empfängern ist es nicht gelungen sich durchzusetzen, bei makroökonomischen Entscheidungen haben die ärmsten Länder wenig Handlungsfreiheit. Motive und Interessen: Hier gibt es große Heterogenität und Unterschiede, regional und zeitlich. So sind zum Beispiel humanistische und moralische Verpflichtungen und Schuldgefühle wichtig; generell profitieren laut dem Pearson – Report aber die reichen Länder von der Entwicklungshilfe mehr als die Empfänger; Nord und Süd sind nicht zu trennen. Länderbeispiele: Schweden: Hat schon seit 1962 Armutsbekämpfung als Hauptziel und starke NGO – Unterstützung und die ärmsten Länder haben Priorität, wenn es politisch passt. Norwegen, Dänemark, die Niederlande und Luxemburg: Sind keine progressiven Geber. Japan: Hatte 1995 das Ziel der größte Geber der Welt zu werden. Es hilft aus wirtschaftlichem Interesse. 1960 war es auf der Suche nach Exportmärkten, 1970 wollte es Import von Rohmaterialien. 1980 stand im Einfluss der USA in Liberia, Somalia und dem Sudan. Und 1990 verfolgt es eigene diplomatische Ziele und kaufte sich UN – Stimmen. 70 % ihrer Gelder bleiben in Asien um regional Einfluss auszuüben und die anderen Kontinente erhalten jeweils 10 %. USA: Sie haben politische Interessen und keine historischen Bindungen, sie helfen strategischen geopolitischen Ländern und Ländern mit sozialistischer Orientierung wie Ghana, Angola, Mosambik und Äthiopien – um sie weniger sozialistisch zu machen. Nach dem kalten Krieg ändern sie sich, jetzt sind die Durchführungen von politischen und ökonomischen Reformen in Uganda, Südafrika und Ghana wichtig. Frankreich: Nach der Unabhängigkeit geht es voll los, in den 60ern konkurrieren sie mit den USA und kämpfen um den Einfluss in Afrika (in ihren Ex – Kolonien). Sie wollen ihre Position als Weltmacht beibehalten, französische Sprache und Kultur verbreiten (die Hälfte ihrer EZA – Gelder geht in die Frankophonie in Afrika). In Senegal, Gabun, Kamerun und der Elfenbeinküste haben sie ökonomische und militärische Interessen. Ausblick: Die Vielfältigkeit der Ziele und Allokation der EZA – Gelder für andere Interessen ist der Grund für die mangelnde Effizienz von EZA. Durch die große Anzahl und mangelnde Koordination der Geber gibt es multiple Anforderungen an die Regierung des Nehmerlandes. Weitere Probleme sind Bürokratisierung, Programmierung und Vorplanung. Weiters gibt es politische und diplomatische Interessen wie Anerkennung, Allianzen, der Kauf von UN – Stimmen, Unterstützung von Regimen, Symbolik und nationale Sicherheitspolitik (die kommunistische Gefahr im kalten Krieg und Terror heute). Ökonomische Interessen sind der Zugang zu Ressourcen und Märkten und das Instrument der tied aid (es wird nur das geliefert, was man bei sich selbst national herstellt – das bringt Profite für die Wirtschaft der Geber). Kulturelle Interessen sind die Durchsetzung der Sprache (Frankophonie), Religion und anderer kultureller Werte. Seit Mitte der 1980 er gibt es auch Umweltinteressen, es geht um die Knappheit und die Zugänge zu Ressourcen. Die Brundtland – Kommission sieht die Notwendigkeit einer gemeinsamen Strategie der globalen Gemeinschaft – bei der UN – Konferenz in Rio 1992 geht es um qualitative Kriterien der EZA und um Nachhaltigkeit. 3 4 Strukturveränderungen in der EZA, historische Entwicklung und Akteure Strukturveränderungen in der EZA: In jeder Dekade gab es neue Konzepte mit wechselnder Rhetorik und Prioritäten. Deswegen verschob sich auch der Fokus und die Allokation der Gelder. Der Rahmen der EZA wird mit den neuen Ansätzen immer komplexer und die Kluft zwischen Rhetorik und Realität wird immer tiefer. 1940 – 1960: EZA als technische Zusammenarbeit, trickle – down und Wirtschaftswachstum Die Konditionalitäten waren damals minimal, wirtschaftliches Wachstum wurde als die Lösung aller Probleme gesehen. Projekte waren das Hauptinstrument, hier wurde eine Strategie für die ganze Welt angewandt. Technische Assistenz und Experten waren wichtig, Hauptthema war die Infrastruktur (Strassen, Häfen, Elektrizität und Telekommunikation). Das Schlagwort von den white elefants war wichtig, Technologie wurde nicht an die lokalen Bedingungen angepasst. 1970: Armutsbekämpfung, Grundbedürfnisse, Integrated Rural Development Projects (IRDP) Die Weltbank will das Potential der armen Bevölkerung als productive Arbeitskraft ausnützen. ILO und UNICEF sind für die Versorgung der Grundbedürfnisse Wasser, Essen und Bildung. 1974 kommt G77 – New International Economic Order, es geht dabei um Trade and not Aid. Wirtschaftswachstum alleine führt nicht zur Armutsreduzierung, es heißt Redistribution with Growth. IRDP ist die Forderung von kleinen Bauern weg vom urban bias zu gehen (Robert McNamara) 1980: von Projekten zu SAPs, die Verschuldungskrise und die verlorene Dekade EZA wird konditionalisiert, es gibt sie nur im Austausch von makroökonomischen Reformen wie Liberalisierung und Privatisierung. Vom Project lending geht es hin zu policy lending, von kurzfristigen – hin zu langfristigen Zielen. 1987 kommt von UNICEF Adjustment with a Human Face. Für NGOs gibt es neue Möglichkeiten, die Definition von Armut wird erweitert und 1989 kommt der Human Development Report. 1990: Ende des Kalten Krieges, Institution Building und Entschuldung Der Fokus der OECD – Länder liegt auf Osteuropa, es gibt eine dramatische Redistribution von Macht zugunsten des Westens. Die HIPC – Entschuldungsinitiative kommt, ist aber an Konditionalitäten gebunden. Es ist die Dekade von UN – Gipfeln und Konferenzen und der qualitativen Ansätze. Die Global Citizen Movement mit einer global social agenda führt zu Massendemonstrationen. Probleme der Strukturanpassungsprogramme im Lauf der Zeit: Sie zwingen Regierungen bei sozialen Ausgaben zu sparen, deswegen gingen die Mittel dann an lokale Projekte um eine Versorgung erhalten zu können; jetzt werden lokale Projekte weniger – und Regierungen wieder mehr gefördert – und sie sollen dort investieren, wo man ihnen sagte dass sie kürzen sollten. 1990: neue Strategien und Instrumente Es gibt Sector Programme Support, wo die Entwicklung eines ganzen Sektors wie z.B. die Bildung gefördert wird. Policy Dialogue bedeutet, dass ökonomische Reformen durch politische ersetzt werden. Und durch Capacity Buildung werden Entwicklungsländer in das Management einbezogen. 1990 – 2007: Rückkehr der Armut, konstante Elemente und neue Herausforderungen Es geht um die Rehabilitation des Staates. In der Weltbank sagt Wolfensohn dass die Reduzierung der Armut die Hauptpriorität ist, mit den Bereichen opportunity, empowerment und security. Es geht darum, die Leute zu sehen und dabei die Ärmsten zuerst. Neue Ansätze sind Participatory Rural Appraisal, Participatory Learning und Action und Poverty Assessment. Performance Based Allocation: Hauptkriterien seit den 1990ern sind makroökonomische Stabilisation und SAPs, Good Gouvernance, Menschenrechte, Demokratisierung, Armutsreduzierung, Human Development und soziale Diversität. Es stellt sich die Frage, was hier wirklich Priorität hat. Das Fazit von Performance Kriterien: Es ist eine simplifizierte und arrogante Ansicht von Weltbank und Währungsfonds, die Dichotomie good vs. Bad performers existiert, dadurch werden die ärmsten Bevölkerungsgruppen bestraft. Das Problem der Evaluierung ist, dass die Logik widersprüchlich ist. CDF (Comprehensive Development Framework): Es hat einen holistischen Zugang, ist flexibel und länderspezifisch und bietet bessere Koordination und Integration aller Beteiligten, Schwächen sind vor allem der Entwurf auf internationaler Ebene. PRSP (Poverty Reduction Strategy Papers): National Ownership ist das Grundprinzip, man fragt sich was local in einer diversifizierten und hierarchisierten Gesellschaft bedeutet und wie die Inklusität aller Akteure gewährleistet warden kann. Der Projektzyklus: Ist sehr komplex und für die lokale Administration unrealistisch. Die soziale Komponente wird weggelassen und es bleibt reine ökonomische und technische Intervention. LogFrame, Logical Framework hat seinen Ursprung in der Managementpraxis von Infrastrukturprojekten, hat lineare Logik und eine vorgeschriebene Struktur. Diese erfordert zeitaufwendiges Berichten und Kontrollmechanismen. Es kommt zur Verstärkung von Exklusionsprozessen und R. Chambers spricht vom Rapid Rural Appraisal. Cutting Edge Ideas und Kritik: In CDF und PRSP kommen viele Schlagworte vor, Partizipation, Ownership, Transparenz die oft nur Schlagworte bleiben, schwer verstanden werden und neue Bürokratisierung mit sich bringen. Weiters gibt es keine Kontinuität der neuen Ansätze und daher ist die langfristige Wirkung und Zielsetzung in Frage zu stellen. Es wären interne Strukturveränderungen von Geberorganisationen nötig, in der langfristigen Agenda gibt es nur kurze Ziele, die ergebnisorientiert sind. Durch das Leugnen von Machtunterschieden sind keine alternativen Zugänge möglich und die Kluft zwischen Rhetorik und Praxis wird größer. 5 6 Durchführung und Verwaltung von EZA: Es gibt keine rigiden Dichotomien, bi - und multilaterale EZA stehen sich gegenüber. Innerhalb dieser Gruppen herrscht dafür große Heterogenität, die durch staatliche – und nicht – staatliche EZA charakterisiert wird. NGOs, Firmen und private Unternehmen spielen eine Rolle. Die Verwaltungsstrukturen im Empfängerland sind ein Problemfeld und die Rolle von Einzelpersonen darf nicht vergessen werden. Der komplexe Systemzugang: Die Analyse der Akteure ist auf zwei Ebenen nötig: man betrachtet die individuellen Akteure einzeln – oder im breiteren Kontext der Kooperation – Partnerschaften, Assymetrien, Hierarchen und Netzwerke. Sprich das gesamte System wird analysiert. Die Beziehungen im Aid – System sind durch Konkurrenz und Konfliktinteressen geprägt. Hauptakteure der EZA: Bilaterale Geber (klassisch und progressiv), Multilaterale Geber, UN (UNDP, UNICEF, WFP), Weltbank (IDA, IBRD, IWF), regionale Entwicklungsbanken /Afrika – Asien – Amerika), die EU (Kommission, EuropeAid, ECHO), Verwaltungsstrukturen im Partnerland und Einzelpersonen. Bilaterale staatliche Entwicklungsagenturen sind z.B. DANIDA (Dänemark), JICA (Japan), ADA (Österreich), SIDA (Schweden), USAID (USA). Heterogenität im Geberland: Staatliche Entwicklungsagenturen sind donor agencies, die Ministerien spielen eine Rolle. Und die Frage stellt sich wer die Autonomie und wer die Kapazität hat um eigene Interessen durchzusetzen. Multilaterale Organisationen: UN (1 Land – 1 Stimme, mit Identitätskrise, das Veto haben die Mächtigen im Sicherheitsrat, es gibt SUNFED und G77). UNDP (zentrale Koordination der Gelder, durch die Weltbank marginalisiert, durch HDR und direkte Projektinvolvierung verstärkt.) Die Finanzierung von multilateraler Arbeit: Frankreich, Japan und die USA sind lieber bilateral und wenn überhaupt an IDA der Weltbank beteiligt. Dagegen sind die nordischen Staaten, GB und Holland multilateral sehr an der UNO beteiligt. Von den USA, Japan, Deutschland und vier weiteren kommt 2/3 der gesamten multilateralen ODA; die USA arbeiten mit der Weltbank, Japan mit Regionalbanken und Deutschland mit der EU zusammen. Die Weltbankgruppe: 1945 wird IBRD gegründet, 1960 IDA. Das Originalmandat ist eng und expandiert in der Größe, in Sektoren – Ländern und auf der Ebene der Intervention. Die Folgen sind überhöhte Selbsteinschätzung und unbegründeter Optimismus mit zum Teil unerfüllbaren Aufgaben. Autonomie der Weltbankgruppe: Von außen kommt vor allem der Druck der USA, von innen bürokratische Vorschriften, es wird alles ausgegeben und so ist man weniger flexibel. Der Druck wird formalisiert und hat seinen Ursprung in der Politik von McNamara. Intellektuelle Hegemonie der Weltbank: Die Weitergabe von Wissen hat das Geld – Borgen bereits übertroffen, durch neue Formulierungen werden viele ausgeschlossen. Die Weltbank als Hauptkoordinator der Geber schränkt den Handlungsspielraum der Empfänger ein. 7 Die Kapazität der Weltbank und Ausblick: Mehr als die Hälfte der Projekte sind nachhaltig, trotz Wirtschaftsfokus auch parallel breite Ziele (normativ, ideologisch, good governance). Es gibt durch die Weltbank schwerwiegende Folgen für die arme Bevölkerung im Bereich der Umwelt und der Menschenrechte. Partnerländer werden nicht nach deren Bedürfnissen ausgewählt, es gibt eine starke Zentralisierung von Washington aus und eine enge Beziehung des Währungsfonds zur Wall Street. Generell bekommt sie mehr Aufmerksamkeit als sie verdient. Die Europäische Kommission: Ist eine Art kollektiver Bilateralismus, regionaler Akteur und wird bestimmt durch DG (Directorate Generale), Europe Aid (Amt für Zusammenarbeit) und ECHO (Not – und Katastrophenhilfe. Man arbeitet in den AKP – Staaten und in Osteuropa und dem Mittelmeerraum. Armutsreduzierung ist nicht das Hauptziel. Schlagworte sind trade vs. Aid. Süd – Süd - Kooperationen: Der Ostblock half während dem kalten Krieg Kuba, Vietnam, Indien und Afrikanern; die arabischen Länder der OPEC helfen Ägypten, Syrien und Jordanien. Aus Indien und China gibt es keine zuverlässigen Daten, es gibt aber große Infrastrukturprojekte), In Zentraleuropa wird dem Balkan geholfen; generell sind die Kosten für ausländische Experten hier viel niedriger als bei den DAC – Ländern. Akteure und Kritik an der Performance der Geber und die Rolle der NGOs in der EZA Die Entstehung: Sie geschah durch eine Anpassung an neue Zustände, seit den 1980ern haben sie wegen des Prioritätenwechsels und der erhöhten Finanzierung der Geber eine prominente Stellung. In der Legitimationsfrage existiert wachsende Skepsis gegenüber dem Staat und die Unterstützung der Zivilgesellschaft wird nötig. Literatur über NGOs ist mangelhaft und idealistisch, Beweise werden ignoriert. David Korten: das 4 Generationenmodell Die erste Generation ist Nothilfe, ursprünglich für Europa, die zweite Hilfe zur Selbsthilfe (kleine Projekte im lokalen Kontext), die dritte die Makroebene (Entwicklungspolitik und Strukturveränderung) und die vierte sind die internationalen und globalen Netzwerke wie ATTAC und EUROSTEP. Die Geschichte: Bereits im 18. Jahrhundert arbeiteten sie in der Sklavereifrage und der Friedensbewegung, auf nationaler – und internationaler Ebene tut sich was aber erst seit dem 20. Jahrhundert. In der idealistischen Präsentation wird die enge Zusammenarbeit mit dem Staat geleugnet. Der Funktionalismus von NGOs soll eine Alternative zu korrupten Regierungen haben. Komparative Kostenvorteile: Man spricht Tabus an, aktiviert soziales Kapital, ist Wächter der internationalen Ebene und prägt die öffentliche Meinung mit. Man ist flexibel und schnell, handelt idealistisch, die Peripherie ist das Zentrum, man arbeitet auch politisch sensibel und entwickelt in Kooperation mit südlichen Partnern neue Entwicklungsmodelle. 8 Problemfelder: In der Punktualität wird das komplexe System künstlich getrennt, man inszeniert Skandale sehr medienwirksam, ist gut meinend aber realitätsfern und es bilden sich wenige große NGOs heraus. Man verliert seine Autonomie und wird für Staatsgelder instrumentalisiert. Kirchliche Hilfswerke sind politisch engagiert und man fragt sich in wessen Namen NGOs sprechen und agieren. Rhetorik der Partnerschaft: Von Experten geht es hin zu Beratern, man nimmt direkt an Finanzierung und Management von Projekten teil und die Umsetzung in der Praxis ist schwierig. Es gibt keine egalitäre Beziehung zwischen Nord – und Süd, sondern ungleiche Machtverteilung. Im gegenwärtigen Diskurs ist ein Fluss von Wissen und Kompetenz und Ressourcen von Süd nach Nord statt umgekehrt undenkbar. Veränderung: Durch national organisierte größere NGOs, die Vermittler und Verteiler von Geld aus dem Norden sind, lokale Selbsthilfegruppen, Menschenrechtsorganisationen, Arbeitsorganisationen. Kooperationen, Konflikte und Interessen Nord – NGO gegen Süd – NGO: In der Gewinnung von Geldern herrscht Konkurrenz und Misstrauen, das Lobbying wirbelt viel Schmutz auf und zu hohe Anforderungen werden gestellt. NGO gegen den Geber: Die Flexibilität ist umstritten, die Geber sind stark dezentralisiert, Folgen werden statt Ursachen bekämpft und so gibt es keine langfristige Effektivität. NGO gegen den Staat im Süden: Konfrontation (Lateinamerika: soziale und politische Opposition wirkt gegen Diktatoren), Coopting (In China, Indonesien etc. dürfen NGOs arbeiten, aber nicht kritisieren), Kooperation (In Indien und Sri Lanka geht es um konstruktiven Dialog und die Ausübung von Druck auf lokale Autoritäten. NGO gegen den Staat im Norden: Es gibt keine Autonomie mehr, man ähnelt offiziellen Strategien (Bsp. Mikrokredite), man macht staatliche Projekte statt eigene zu entwerfen, man kritisiert nicht zu stark und verschiebt seine Ziele. Die Folge ist, dass primäre Partner reduziert werden um Konsumenten von Dienstleistungen der NGOs u werden. GONGOS (Von der Regierung organisierte NGOs) sind ein Widerspruch in sich. Die Akteure im Empfängerland – staatlich: Die Core Ministries, Line – Ministries ( bedingt betroffen) und lokale Administration sind seit den 90ern die Hauptpartner. Die Geber im Empfängerland: Sind auf staatlicher Ebene Entwicklungsagenturen, Botschafter usw – auf nicht – staatlicher Ebene Nord – NGOs, Consulting – Unternehmen, Institute und Firmen. Die Rolle der Einzelpersonen ist unklar, wie groß ist der Spielraum der Inclusive Aid für einzelne Akteure in komplexen Organisationen ?. Die Frage der Selbstreflexion, ob man viel Geld verdienen kann und gleichzeitig die Unterschiede zwischen Nord – und Süd beheben will. Die Motivation der Nehmerinnen: Geld ist Gewinn und westlicher Lebensstil; man hat einen Status durch Großzügigkeit erreicht und Zugang zu Ressourcen, Zukunftssicherheit, Zeitgewinn, Freiheit und Nahrungsmittelreserve. Personal Development: Einzelne Komponenten sind nicht so wichtig wie ihre Interaktion, Einzelpersonen sind Vermittler und Gestalter dieser Beziehungen und Strukturen; es geht um Selbstreflexion und Retroperspektive: in einer Analyse werden immer nur die Anderen untersucht. Kritik an der Performance der Geber: Sie sind Instrument der Entwicklungspolitik, good vs. Bad – performers impliziert Machtverhältnisse, das Handeln wird durch Ökonomie dominiert, Denk – und Handlungsrichtungen werden durch Publikationen der Agenturen vorgegeben. Weiters gibt es eine starke Bürokratisierung. Entpolitisierung: Heterogenität wird nicht berücksichtigt, Macht wird ungleich verteilt und Gruppen werden ausgeschlossen, Entwicklung ist hier nur ein technisches Problem und die politische Dimension wird verleugnet – Strukturveränderung wird unmöglich und bleibt rhetorisch. Aid is not Help: Hilfe ist Manifest der Ungleichheit, muss EZA abgeschafft werden ? Im Aid System profitieren die Geber am meisten und die Gelder werden nicht nach den Bedürfnissen verteilt – mit jedem Dollar kommen zehn Amerikaner die durch EZA arbeit habenû Kritik und Ausblick: Intervention ist komplex und man muss lokales berücksichtigen, man ist der internen Politik gegenüber verpflichtet und es gibt wenig Koordination der Geber einer Region. Weiters ist Konkurrenz im staatlichen Bereich da und Gelder werden nicht zweckmäßig verwendet. Eine starke Zentralisierung ist schlecht und ambivalente Zielsetzungen auch. Evaluationsschwierigkeiten: Was ist Erfolg und was nicht, welche Prioritäten herrschen vor ? Es gibt keine einheitliche Methode um festzustellen, was effektive EZA ist. Der counterfactual effect besagt ob Intervention Ursache von Veränderung ist. Und die Daten sind einseitig, Statistik muss immer in Frage gestellt werden. Generell ist EZA hoch effektiv, total ineffektiv – ein 50 Jahre altes Unternehmen mit unglaublich viel Geld, hunderten Teilnehmern und vielen Ländern. Die Akteure im Empfängerland – nicht staatlich: Organisierte NGOs, Zivilgesellschaft und Interessensgruppen machen Jagd auf NGOs mit viel Geld. Die Zielgruppe sind dann Individuen, Haushalte und Grassroot – Organisationen. Hier werden Macht – und Interessenskonflikte nicht berücksichtigt. 9 10 Diskurse in der EZA Diskurs ist nicht Diskussion, sondern ein Konzept von Michel Foucault (Diskursanalyse) – er kann Realität erzeugen und konstruieren. Es geht um die Produktion und das Aufzwingen von bestimmten Vorstellungen, die Machtstrukturen und Interessen als Grundlagen haben. Ein System von Äußerungen schafft ein System von Bedeutung, Diskurse drücken gesellschaftliche Machtverhältnisse aus und sind Mittel derer Konsolidierung. Die Macht des Diskurses: Er produziert Wissen und konstruiert Identitäten – die Norm ist meistens der Westen, der Rest ist die defizitäre Abweichung. Er legitimiert Intervention und kommt aus humanistischen und moralischen Motiven heraus. Der koloniale Diskurs: Es gibt zivilisierte und unzivilisierte auf der Welt, Dichotomien und Äquivalenzketten bilden sich heraus, der Weiße Mann ist der Maßstab des Positiven (Nodal Point). Die Entwicklungsidee ist bereits in Aufklärung und sozialwissenschaftlichem Evolutionismus verankert. Bei kolonialer Anwendung wird aus sich entwickeln andere entwickeln. Fortbestehen des kolonialen Diskurses: Statt unfähig ist man nicht so weit fortgeschritten, man ist statt unzivilisiert unterentwickelt, und Entwicklung ist Wirtschaftswachstum, Kopieren und Aufholen. Der neue Bezugspunkt ist die westliche Industriegesellschaft, die USA. Kolonialbeamten werden nach der Unanhängigkeit Kolonialexperten und tun immer noch das Gleiche. Der Entwicklungsdiskurs: Die Zweiteilung bleibt erhalten, der Eurozentrismus ist der einzige menschliche Entwicklungsweg. Die Gute Tat ist durch das Wissen, dass andere Lebensweisen falsch sind und man Veränderungen nach eigenen Werten machen muss legitimiert. Biologischer und kultureller Rassismus: Statt der Hautfarbe sind es kulturelle Grenzen, kulturelle Differenzen sind ein Problem. Es gibt den homogenisierten Westen gegen den Rest der Welt, Diversität wird reduziert. Man hat kollektive Vorstellungen von Fremden und eine hierarchisierte Wahrnehmung der Kulturen. Kultur als Hindernis der Entwicklung: Gegenkonzepte zum Individualismus werden als kulturelle Barrieren bezeichnet, deswegen werden Technologien nur unvollständig übernommen; Hilfe von außen ist die technische Lösung. Während die Anderen eine Kultur der Barriere haben, sind wir modern und rational. Tradition und Moderne: Es gibt flexible Kategorien, die verschieden eingesetzt werden; Shifting identities bedeutet dass die Manipulation und Konstruktion der eigenen Identität situationsabhängig ist. Die magische Kraft der Technologie: Sie ist Mittel zur Armutsbekämpfung, sichtbar, fassbar und professionell – nur wer definiert Technologie wie ? Es gibt Expertenwissen und praktisches Wissen ohne Theorie. Ein technischer Experte ist meistens Ausländer, Mann und kommt aus der USA und Europa. Nicht die Erfindung, sondern der Erfinder wird evaluiertû 11 Technologie und Expertise sind nicht wertneutral, Frauen und andere Nationalitäten werden ausgeschlossen. Die Sonderstellung wird durch die Sprache und andere Techniken verstärkt. Partnerschaft und Asymmetrie: Ist Partnerschaft Utopie oder Realität ?, der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Nehmer – und Geber, es geht um Transparenz und Verantwortlichkeit und Macht wird verdeckt durch Konditionalitäten ausgeübt. Weiters gibt es die koloniale diskursive Reproduktion der Stereotypen. Die ungleiche Machtverteilung: Wie kann in ihr egalitäre, partnerschaftliche Beziehung realisiert werden ? Man muss sich an Kriterien anpassen, Ziele und Ansichten der Geber teilen. Bestehende Strukturen werden nicht hinterfragt, am Misserfolg sind immer die Anderen Schuld. Weiters gibt es die Instrumentalisierung durch versteckte Politik - hier muss man sich vom Paternalismus distanzieren, die Effektivität erhöhen und Nachhaltigkeit garantieren. Absichten können aber nur schwer evaluiert werden. Die Unbestimmtheit von Begriffen und ein vages Konzept verleiht Popularität. Auch in Nord – NGOs vor Ort ist nicht alles gleich – UNO – Mitarbeiter haben Villen und Luxusautos, die Vertreter der kleinen NGOs sehr wenig. Misserfolg: Die anderen sind Schuld, oft wird Kultur als Grund dafür genannt – Afrika und seine Stämme ist tribal und muss daher rückständig sein. Weil die Partner vor Ort vieles anders als die Helfer aus dem Norden machen und der Westen arrogant wird, werden die Gesellschaften im Süden als rückständig erklärt. Konstruktion von Identitäten: Die Probleme sind in der 3. Welt, die Lösungskompetenz im Westen. Entwicklungswissen ist universell anwendbar. Durch Wirklichkeitskonstruktion werden Identitäten gebildet, daher empfinden sich westliche Helfer als überlegen: Andere haben Probleme und ich will helfen und habe das Wissen dazu. Weil der Süden oft gemütlicher ist, weniger rationale Ziele hat, wird er als faul beschrieben. Passivität als Strategie ist der passive Widerstand um eigene Interessen durchzusetzen. So sagt man zu Beginn dass man keine Armut hätte, dann erfährt man dass es Geld aus dem Norden zu holen gibt und meint man sei so arm. Die Angstkultur : Durch interkulturelle Kontakte hat man Angst bzw. wird sie geschaffen – Botschaften in Südländern warnen die Europäer vor den Gefahren im Süden, es kommt Unsicherheit auf und man ist den Anderen gegenüber misstrauisch (im Auto muss man die Fenster zu machen, Hausangestellten darf man nur am Tag selbst sagen dass man wegfährt – damit diese nicht Einbrecherbanden organisierenûdadurch wird die andere Kultur als gefährlich und barbarisch wahrgenommen und man selbst fühlt sich überlegen. Die Stereotypisierung: Man wird als Experte schon daheim aufgefordert kulturelle Differenzen zu beachten, kulturelle Konstrukte sind immer im ökonomischen Kontext eingebettet. Pünktlichkeit in Afrika ist was Anderes als in Europa, ungleicher Lebensstandard – man ist also vor Ort erstaunt wenn es pünktliche Afrikaner gibt, die nicht in Slums leben. Konstrukte im Entwicklungsdiskurs: Sozialer Evolutionismus, kultureller Rassismus, Magische Kraft der Technologie, Glaube an ökonomische Rationalität, Androzentrismus, simplifizierte Dichotomien (Nehmer – Geber, traditionell – modern). Der Ursprung dieser Annahmen ist der Kolonialismus und es stellt sich die Frage, ob es für Analysen notwendig ist diese Kategorien zu benützen. 12