Klimastrategien (ST) - Umwelt in Sachsen

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Klimastrategien (ST)
Strategien im Klimawandel (ST 1)
Die Natur und der Mensch haben sich schon immer an die sich verändernden Lebensbedingungen auf
der Erde angepasst. Die Natur tat und tut dies im Rahmen der evolutionären Prozesse, der Mensch
zudem durch seine Anpassungsfähigkeiten. Das jeweils vorhandenen Klima ist dabei ein wesentlicher
Faktor für die Lebensbedingungen. Die rasche Veränderung des globalen Klimas, hervorgerufen durch
die Aktivitäten des Menschen seit Beginn der Industrialisierung, ändern aktuell die Lebensbedingungen auf der Erde mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass die unvermeidbare Anpassung von Natur
und Gesellschaft zunehmend erschwert wird und mit einen steigenden Aufwand verbunden ist.
Denn die Klimaanpassung dämpft lediglich die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels. Mindestens
gleichbedeutend muss parallel der Klimaschutz betrachtet werden. Der im Jahr 2006 veröffentlichte
STERN-Report zeigt auf, dass die ökonomischen Schäden des Klimawandels weiter ansteigen, wenn
nicht die globalen Treibhausgasemissionen rasch reduziert werden. Vermiedene Treibhausgasemissionen reduzieren entscheidend und dauerhaft die Folgen des Klimawandels und damit den Aufwand
zur Kompensation der Klimafolgen. Klimaschutz und Klimaanpassung sind somit eng miteinander
verknüpft und dürfen sich gegenseitig nicht behindern.
Klimaschutz
reduziert
Treibhausgase
bedingen
erfordert
Klimawandel
verursacht
Klimaanpassung
Der STERN-Report (»Stern Review on the
Economics of Climate Change«) ist ein
2006 durch den ehemaligen WeltbankChefökonomen Sir Nicholas Stern veröffentlichter Bericht im Auftrag der britischen Regierung. Er untersucht
insbesondere die ökonomischen Folgen
der aktuellen globalen Erderwärmung.
Der vollständige Bericht (in Englisch) und
eine kurze Zusammenfassung in Deutsch
sind einsehbar unter:
http://www.hm-treasury.gov.uk/
stern_review_report.htm
Eine deutsche Zusammenfassung bietet
die Britische Botschaft unter:
http://ukingermany.fco.gov.uk/resources/
de/pdf/5580203/5580209/stern-reviewdeutsch
Klimafolgen
mindert
verursachen
Vulnerabilität
führt zu
Risiken / Schäden
beeinflussen
Chancen / Nutzen
ST 1.1 Wirkungskreislauf Klimawandel und Vulnerabilität
Die stetige Veränderung des Klimas, häufiger auftretende extreme Witterungsereignisse oder starke
Klimavariabilitäten einerseits sowie die Vielfalt der Betroffenheiten (z. B. Wasserhaushalt, Mensch,
Biodiversität, Land- und Fortswirtschaft) andererseits schaffen eine hohe Komplexität von Wechselund Folgewirkungen. Entsprechend vielschichtig müssen Strategien sein, die eine Anpassung an den
Klimawandel beschreiben.
Erschwert wird die Anpassung durch fehlende Erfahrungen und hohe Unsicherheiten hinsichtlich der
Klimaentwicklung, der resultierenden Klimafolgen oder der Wirkung von Anpassungsmaßnahmen
sowie durch sehr unterschiedliche ökonomische (finanzielle) und gesellschaftliche Möglichkeiten
(Kapazitäten) bei der Durchführung von Maßnahmen. Aus diesem Grund werden stark vom Klimawandel betroffene Regionen mit geringen Anpassungskapazitäten wie z. B. eine Vielzahl der ohnehin
benachteiligten Entwicklungsländer weitaus größere Schwierigkeiten haben, geeignete Maßnahmen
zur Klimaanpassung umzusetzen als das vergleichsweise moderat betroffene Sachsen.
 Kapitelanfang
ST 1 Strategien im Klimawandel | 01
Das Bundeskabinett hat Ende 2008 die
Deutsche Anpassungsstrategie (DAS)
verabschiedet. Nachfolgende Bereiche
­gelten auf nationaler Ebene als besonders
relevant hinsichtlich einer Klimaanpassung:
nn Natur und Gesellschaft
nn Gesundheit
nn Bauwesen
nn Wasserhaushalt, Küsten- und
­Meeresschutz
nn Boden
nn Biologische Vielfalt
nn Landwirtschaft
nn Wald- und Forstwirtschaft
nn Fischerei
nn Energiewirtschaft
nn Finanzwirtschaft
nn Verkehr
nn Industrie und Gewerbe
nn Tourismuswirtschaft
nn Raum- und Regionalplanung
nn Bevölkerungsschutz
Regionale Unterschiede bei Klimafolgen
führen in den Bundesländern jedoch zu
spezifischen Schwerpunktsetzungen.
Quellen und weiterführende Informationen
Internetseite des Bundes zum Thema Klimawandel und
Klimaanpassung:
www.anpassung.net
Klimaanpassung in Sachsen – Internetseite des SMUL:
http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/klima/1284.htm
Beierkuhnlein, C. u. Foken, T. (Hrsg.) (2008): Klimawandel
in Bayern. Auswirkungen und Anpassungsmöglichkeiten,
Bayreuther Forum Ökologie 113, Bayreuth
Bernhofer, Ch. et al.: (2007): Analyse zum Handlungs­
bedarf im Bereich Klimaanpassung. Studie im Auftrag des
Landesamtes für Umwelt und Geologie, Dresden.
Landesamt für Umwelt Landwirtschaft und Geologie
LfULG (Hrsg.) (2009): Klimawandel und Landwirtschaft.
Fachliche Grundlagen zur Anpassung der sächsischen
Landwirtschaft an den Klimawandel. Dresden.
http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/download/­
Broschuere_LW_fachliche_Grundlagen.pdf
Zebisch, M. et al. (2005): Klimawandel in Deutschland –
Vulnerabilität und Anpassungsstrategien klimasensitiver
Systeme. Forschungsbericht 08/2005 im Auftrag des
Umweltbundesamtes, Dessau
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2947.
pdf
02 | ST 1 Strategien im Klimawandel
Generell dient die Klimaanpassung zwei wichtigen Zielen: Zum einen erhöht sie die Toleranz natürlicher und gesellschaftlicher Strukturen gegenüber dem Klimawandel und zum anderen mindert sie die
Anfälligkeit von Systemen gegenüber langfristigen Trends und kurzfristigen Extremereignissen. Die
Minderung der Betroffenheiten und Verwundbarkeiten (Vulnerabilität) erfordert rasche Anpassungsmaßnahmen, um langfristig auftretende Schäden und Kosten zu reduzieren oder zu vermeiden (vgl.
Kap. FG 1).
Deutschland verfolgt mit derDeutschen Anpassungsstrategie (DAS) den Weg, eine integrative
Strategie für die Anpassung an den Klimawandel aufzustellen. Diese bildet einen übergeordneten
Rahmen für Ziele und Maßnahmen in den insgesamt 16 benannten Bereichen. Erst im Folgeschritt
werden auch konkrete Maßnahmen definiert werden.
Sachsen geht einen anderen Weg. Mit dem Aktionsplan Klima und Energie hat Sachsen 2008 einen
»Fahrplan« für abgestimmte Maßnahmen der Klimaanpassung aufgestellt. Wichtigster Schwerpunkt
neben der Verbesserung des Wissens zur Klimaentwicklung und zu Klimafolgen ist die Entwicklung
fachlich fundierter Strategien für die in Sachsen betroffenen Bereiche.
In der jüngeren Vergangenheit zeichneten sich in den einzelnen Fachthemen wie Gesundheit, Landwirtschaft, Wald- und Forstwirtschaft, Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft, Boden oder Naturschutz
Betroffenheiten ab, die unterschiedlich schnell entstanden und inhaltlich stark differenzierten.
Sachsen hat sich deshalb bewusst für die Aufstellung sektoraler Strategien entschieden, um frühzeitig intensiver und sorgfältiger auf spezifische regionale und fachliche Besonderheiten eingehen zu
können und negative Nebenwirkungen zu vermeiden sowie notwendige Maßnahmen für die Anpassung genauer zu definieren und zu dosieren.
Maßnahmen und Instrumente für eine Anpassung von Natur und Gesellschaft müssen robust sein.
D. h. alle Aktivitäten müssen die Toleranz hinsichtlich Sensibilität und Anpassungsfähigkeit verbessern
und damit flexible Reaktionen auf bestehende Unsicherheiten des Klimawandels und der Klimafolgen
ermöglichen.
Auf sektoraler Ebene haben sich Wasserwirtschaft, Landwirtschaft oder Forstwirtschaft in Sachsen
bereits intensiv mit Strategien und Maßnahmen auseinandergesetzt, es folgen zurzeit Wasserhaushalt,
Naturschutz und Raumplanung. Ein gelungenes Beispiel ist die »Strategie zur Anpassung der sächsischen Landwirtschaft an den Klimawandel«.
Das Ausmaß bereits beobachteter Betroffenheiten sowie die historisch gewachsene Mitverantwortung
für die Klimaerwärmung münden in der Notwendigkeit, Anpassung und Klimaschutz als Vorsorge für
künftige Generationen im Zusammenhang zu betrachten. Die Anpassung an den Klimawandel ist die
Antwort auf die unvermeidbaren Klimafolgen. Entscheidend wird dafür sein, wie die Herausforderung
Klimaschutz bewältigt wird. Denn der globale Erfolg unseres Klimaschutzes wird entscheiden, mit
welcher Dimension uns der Klimawandel treffen wird.
Sektorübergreifende Ansätze (ST 2)
Beitrag der Raumordnung zur Anpassung an die
Folgen des Klimawandels
Einführung
Die sich aus dem Klimawandel ergebenden vielfältigen, komplexen und miteinander verknüpften
Prozesse und Entwicklungen betreffen nahezu alle Bereiche unseres Lebensumfeldes. Es wird zu
Veränderungen bei der Siedlungstätigkeit und Infrastruktur, der Land- und Forstwirtschaft, der
Wasserversorgung und Hochwassergefährdung, dem Tourismusverhalten und den Lebensräumen von
Tieren und Pflanzen kommen.
Diese Entwicklungen und geänderten Nutzungsansprüche an den Raum führen voraussichtlich auch
zu neuen bzw. verschärften Raumnutzungskonflikten, die eine gesamträumliche Betrachtung erfordern.
Die Raumordnung als überörtliche und fachübergreifende Gesamtplanung, deren Aufgabe es gemäß
§ 1 Abs. 1ROG ist,
1. unterschiedliche Anforderungen an den Raum aufeinander abzustimmen und die auf der jeweiligen Planungsebene auftretenden Konflikte auszugleichen,
2. Vorsorge für einzelne Nutzungen und Funktionen des Raumes zu treffen
ROG: Raumordnungsgesetz vom 22. Dezember 2008 (BGBl. I S. 2986, das zuletzt
durch Artikel 9 des Gesetzes vom 31. Juli
2009 (BGBl. I S. 2585) geändert worden ist.
muss daher bereits jetzt unter Einbeziehung aller raumrelevanten Fachplanungen und Raumnutzer
eine aktiv steuernde und koordinierende Rolle bei der vorausschauenden Bewältigung der Folgen des
Klimawandels übernehmen. Sie ist darauf auszurichten, durch strategische, integrative Planungs- und
Entwicklungsansätze die Nutzungs- und Infrastrukturen im Raum im Hinblick auf die raumbedeutsamen Risiken und ggf. Chancen des Klimawandels zu optimieren.
ST 2.1 Übersicht der von den Auswirkungen des Klimawandels betroffenen Bereichen und der integrativen Rolle
der Raumplanung (Quelle: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, nach Bernhofer, C. et al.,
Analyse zum Handlungsbedarf im Bereich Klimaanpassung. Studie im Auftrag des LfULG, S. 13, Dresden)
 Kapitelanfang
ST 2 Sektorübergreifende Ansätze | 01
Ministerkonferenz für Raumordnung
(MKRO): Gremium der Bund-Länder-­
Zusammenarbeit, in dem die für Raumordnung und Landesplanung zuständigen
Minister und Senatoren des Bundes und
der Länder über grundsätzliche Fragen
der Raumordnung und Landesplanung
­gemeinsam beraten und Empfehlungen
abgeben.
Leitbilder und Handlungsstrategien für
die Raumentwicklung in Deutschland
2013: Es ist Aufgabe des zuständigen
Bundesministeriums, die Leitbilder in Zusammenarbeit mit den Ländern zu entwickeln. Die von der Ministerkonferenz für
Raumordnung (MKRO) am 30. Juni 2006
verabschiedeten »Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung
in Deutschland«
nn »Wachstum und Innovation«,
nn »Öffentliche Daseinsvorsorge sichern«
und
nn »Ressourcen bewahren, Kulturlandschaft gestalten«
stellen einen Strategiekonsens zur künftigen räumlichen Entwicklung dar.
Die Leitbilder für die Raumentwicklung
werden derzeit fortgeschrieben und befinden sich im fachöffentlichen Diskussionsprozess. Für Anfang 2014 ist eine internetbasierte Konsultation der Öffentlichkeit
vorgesehen.
Landesentwicklungsplan (LEP) 2013:
Zusammenfassender und übergeordneter
Raumordnungsplan für das gesamte Landesgebiet. Er enthält Grundsätze und Ziele
der Raumordnung zur räumlichen Ordnung und Entwicklung und stellt unter
Einbeziehung der raumbedeutsamen Fachplanungen eine raumordnerische Gesamtkonzeption für das Land mit Vorgaben für
die Regionalplanung dar.
Der am 12. Juli 2013 von der Sächsischen
Staatsregierung als Rechtsverordnung
­beschlossene LEP 2013 wurde im Sächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt
Nr. 11/2013 vom 30. August 2013 öffentlich bekannt gemacht und trat am nächsten Tag in Kraft.
Dass Klimaanpassung und Klimaschutz eine zentrale Aufgabe der Raumordnung sind, wurde mit der
Novellierung des Raumordnungsgesetzes im Dezember 2008 durch die Aufnahme einer entsprechenden Passage in den Grundsätzen der Raumordnung (§ 2 Abs. 2 Nr. 6 ROG) bestätigt. Demnach ist »den
räumlichen Erfordernissen des Klimaschutzes Rechnung zu tragen, sowohl durch Maßnahmen, die
dem Klimawandel entgegenwirken, als auch durch solche, die der Anpassung an den Klimawandel
dienen.«
Mit dem im Jahr 2009 durch dieMinisterkonferenz für Raumordnung (MKRO) beschlossenen
»Handlungskonzept der Raumordnung zu Vermeidungs-, Minderungs- und Anpassungsstrategien in
Hinblick auf die räumlichen Konsequenzen des Klimawandels« wurde dieser Grundsatz ausführlich
untersetzt. Dieses Handlungskonzept zeigt einen Überblick über die Palette der möglichen Inhalte und
Instrumente der Raumordnung zur planerischen Umsetzung der Erfordernisse aus dem Klimawandel
auf Landes – bzw. regionaler Ebene. Insofern dient es der Raumordnung selbst als Standortbestimmung sowie auch den raumrelevanten Fachbereichen als Information und Angebot, ihre Belange in
die Planungsprozesse einzubringen. Der Beschluss über das fortentwickelte Handlungskonzept wurde
am 06.02.2013 von der MKRO gefasst.
Auch im Entwurf der neuen»Leitbilder und Handlungsstrategien für die Raumentwicklung in
Deutschland 2013«, die die Entwicklungsstrategien der Raumordnungspolitik von Bund und Ländern
aufzeigen, wurde dem Klimawandel durch die Aufnahme von zwei Kapiteln zum Ausbau der erneuerbaren Energien und zur Anpassung der räumlichen Strukturen an den Klimawandel Rechnung getragen.
Des Weiteren förderte das BMVBS von 2009 bis 2012 bzw. 2013 in seinem Forschungsprogramm
Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) »Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel« acht
Modellregionen, dabei zwei Modellregionen in Sachsen (Region Oberes Elbtal/Osterzgebirge und
Region Westsachsen). In diesen Modellregionen wurden Klimaanpassungsstrategien unter Einsatz der
formellen und informellen Instrumente der Raumordnung entwickelt und mit ersten Umsetzungsschritten erprobt.
Die Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels
imLandesentwicklungsplan (LEP) 2013
Mit Beschluss vom 16.03.2010 hat die Sächsische Staatsregierung die Fortschreibung des seit 2003
gültigen Landesentwicklungsplanes Sachsen beschlossen. Als ein wesentlicher Eckpunkt der Fortschreibung wurde dabei die Fortentwicklung einer Raumordnungsstrategie zum Klimawandel festgeschrieben.
Im Aufstellungsverfahren zum LEP sind insbesondere auf der Grundlage des o. g. Handlungskonzeptes
der MKRO und der Ergebnisse der MORO-Vorhaben sowie intensiver Einbeziehung der betroffenen
Fachbereiche mit ihren aktuellen fachplanerischen Erkenntnissen die raumrelevanten Erfordernisse
zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels ermittelt und nach Abwägung
als landesweite Vorgaben festgelegt worden.
Da der Klimawandel als Rahmenbedingung und Querschnittsthema begriffen wird, sind die Festlegungen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung nicht in einem Kapitel des LEP gebündelt sondern
ziehen sich wie ein roter Faden durch alle vom Klimawandel berührten Kapitel.
Im LEP 2013 gibt es in Hinblick auf den Klimawandel insbesondere folgende Handlungsschwerpunkte:
nn Energiesparende, integrierte Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung durch räumliche
Steuerung der Siedlungsentwicklung und Abstimmung der Siedlungsentwicklung mit der Verkehrsinfrastruktur
nn Klimaverträgliche Energieversorgung durch Sicherung geeigneter Flächen für die Windenergienutzung entsprechend den neuen Zielstellungen der sächsischen Energie- und Klimapolitik
und den Auftrag zur Erstellung Regionaler Energie- und Klimaschutzkonzepte als Grundlage für
den Ausbau der Erneuerbaren Energien
nn Entwicklung natürlicher Kohlenstoffspeicher und -senken durch Vorgaben für die Sicherung/
Entwicklung/Renaturierung von Feuchtgebieten und Mooren, Vorgaben zu Waldmehrung und
Waldumbau zu standortgerechten Mischwäldern mit einer hohen Anpassungsfähigkeit an die
Folgen des Klimawandels sowie Hinwirkung auf die Stabilisierung der Umweltsituation landwirtschaftlich genutzter Böden
02 | ST 2 Sektorübergreifende Ansätze
nn Vorbeugender Hochwasserschutz durch Sicherung und Rückgewinnung von Retentionsräumen
und Verbesserung des Wasserrückhaltevermögens in der Landschaft sowie Risikovorsorge in potenziellen Überflutungsbereichen, die bei Versagen bestehender Hochwasserschutzeinrichtungen
oder Extremhochwasser überschwemmt werden können und Sicherung von Standorten für
technische Schutzmaßnahmen wie Deiche, Hochwasser- und Regenrückhaltebecken, sonstige
Hochwasserschutzanlagen
nn Minimierung bioklimatischer Belastungen insbesondere in Siedlungsbereichen durch Schutz
und Entwicklung klimawirksamer Ausgleichsräume und räumliche Steuerung der Siedlungs- und
­Infrastrukturentwicklung
nn Sicherung der Wasserversorgung durch nachhaltige Sicherung geeigneter Grundwasservorkommen zur öffentlichen Wasserversorgung und Unterstützung der Erhaltung beziehungsweise
Verbesserung des Wasserhaushaltes der Böden
nn Anpassung der Land- und Forstwirtschaft durch Hinwirkung auf räumliche Schwerpunktsetzung von Anpassungsmaßnahmen an die Folgen des Klimawandels, z. B. angepasste Nutzung in
erosionsgefährdeten Gebieten und in Gebieten mit absehbarer Wasserknappheit sowie Vorgaben
für den Waldumbau zu standortgerechten Mischwäldern
nn Ermöglichung von Wanderungsbewegungen für Tiere und Pflanzen durch den Ausbau eines
großräumig übergreifenden Biotopverbundsystems, die Sicherung von unzerschnittenen verkehrsarmen Räumen, die Erhaltung und Entwicklung von naturnahen Gewässern mit ihren Ufern
und Auen sowie grundwasserabhängigen Landökosystemen und Mooren, die Erhaltung bzw.
Neuanlage von landschaftsprägenden Gehölzen und Baumbeständen an Straßen, Wegen und
Gewässern und die Schwerpunktsetzung für Waldmehrungsgebiete
Festlegungen zu diesen Handlungsschwerpunkten gab es auch bereits im LEP 2003. Sie wurden im
Hinblick auf die Anforderungen des Klimawandels aktualisiert und ergänzt. Dabei wurde deutlich, dass
die durch das Raumordnungsgesetz vorgesehenen Instrumente ausreichend sind, um den Erfordernissen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung Rechnung zu tragen.
Die Umsetzung der landesweiten raumordnerischen Vorgaben zum Klimaschutz und zur Anpassung
an den Klimawandel in Form von konkreten zeichnerischen Festlegungen, wie
nn Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Arten und Biotopschutz, vorbeugender Hochwasserschutz,
Landwirtschaft, Waldschutz bzw. Waldmehrung, Wasserversorgung
nn Regionale Grünzüge und Grünzäsuren
nn Sanierungsbedürftige Bereiche der Landschaft bzw. Bereiche der Landschaft mit besonderen
Nutzungsanforderungen für besonders vom Klimawandel betroffene Gebiete
nn siedlungsrelevanten Frisch- und Kaltluftentstehungsgebiete sowie Frisch- und Kaltluftbahnen
erfolgen im Rahmen derRegionalplanung. Der LEP 2013 gibt dafür konkrete Kriterien vor.
Für genaue Auswahl und Abgrenzung dieser Gebiete sind qualifizierte Datengrundlagen und die
kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Raumordnung und Fachplanung notwendig. Es ist erforderlich, auch trotz noch bestehender Unsicherheiten in Bezug auf die Klimaentwicklung und vorhandener Riskobandbreiten, möglichst verbindlich planerisch tätig zu werden. Förderlich dabei ist, dass
Maßnahmen zur Klimaanpassung zumeist mehrschichtige Umweltvorteile und Synergien haben und
damit als »No-Regret-Strategien« in der Regel sinnvoll und vertretbar sind.
Die Regionalplanung kann des Weiteren durch den Einsatz informeller Instrumente auch die Moderations- und Koordinationsfunktion zur Umsetzung der Klimawandelminderungs- und Anpassungsstrategien in Zusammenwirken mit den relevanten Akteuren der Region übernehmen.
 Kapitelanfang
Regionalplanung: Die Aufgabe der Regionalplanung ist den Regionalen Planungsverbänden übertragen. Mitglieder sind die
kreisfreien Städte und die Landkreise. Im
Freistaat Sachsen bestehen
nn der RPV Leipzig-Westsachsen
nn der Planungsverband Region Chemnitz
nn der RPV Oberes Elbtal/Osterzgebirge
und
nn der RPV Oberlausitz-Niederschlesien/
Hornja Łužica-Delnja Šleska
Der Regionalplan formt den Landesentwicklungsplan für die Planungsregion
räumlich und sachlich aus. Er ist das wesentliche Bindeglied zwischen den überörtlichen Entwicklungsvorstellungen des
Landes und den konkreten Festlegungen
der Raumnutzung auf der örtlichen Ebene
(Bauleitplanung).
ST 2 Sektorübergreifende Ansätze | 03
Durchführung eines Klimachecks zum Landesentwicklungsplan (LEP 2013)
Umweltprüfung: Auf Grund von § 9 ROG
i. V. m. § 2 Abs. 2 SächsLPlG bei der Aufstellung und Fortschreibung von Raumordnungsplänen obligatorisch durchzuführende Prüfung über voraussichtlich
erhebliche Umweltauswirkungen, welche
sich in der Folge der Umsetzung der Ausweisungen des Planes ergeben können.
Vulnerabilitätsanalyse: Ermittlung der
Empfindlichkeit/Verletzbarkeit und Anpassungskapazität eines Planungsraumes gegenüber den zukünftigen Auswirkungen
des Klimawandels auf der Grundlage von
regionalen Klimaszenarien mit dem Ziel
der regional differenzierten Abgrenzung
von Räumen und Raumnutzungen bzw.
Raumfunktionen mit hohem Klimafolgenrisiko aber auch mit Chancen aus dem
­Klimawandel.
In Sachsen wurde erstmalig mit der Aufstellung eines landesweiten Raumordnungsplanes ein sogenannter »Klimacheck« durchgeführt. Ziel des Klimachecks war es, zu überprüfen, ob die Festlegungen
des LEP im Sinne einer nachhaltigen robusten Planung die zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels ausreichend berücksichtigen und die notwendigen raumrelevanten Anpassungsmaßnahmen
befördern. Damit sollen unangepasste Raumnutzungen soweit wie möglich vermieden und Risiken
und Schadenspotenziale vermindert werden.
Der Klimacheck wurde instrumentell in dieUmweltprüfung eingebunden. Dies hat sich als sehr
praktikabel erwiesen, da die Prüfung der Klimaverträglichkeit eng mit den Inhalten der Umweltprüfung
verzahnt ist, das heißt, die Auswirkungen der Planung auf die Umwelt auch unter den klimatischen
Veränderungen in ihrer Gesamtheit zu betrachten sind.
Grundlage für den Klimacheck war eine Abschätzung der zu erwartenden klimatischen Veränderungen
in Bezug auf die Temperatur- und Niederschlagsentwicklung in Sachsen mit Hilfe des Klimamodells
WETTREG 2010 A1B-Szenario (vgl. PJ 1). Auf Grund des relativ hohen Abstraktionsgrades der landesplanerischen Festlegungen wurde auf der Ebene des LEP auf eine differenzierteVulnerabilitäts­
analyse verzichtet. Diese wäre auf der Ebene der Regionalplanung, die gebietskonkrete Festlegungen
trifft, sinnvoll und wünschenswert.
Der Klimacheck selbst gliedert sich in die Bereiche Klimaanpassung und Klimaschutz.
Für den Bereich Klimaanpassung wurden
1. übergreifende Klimaanpassungsstrategien des LEP zur vorsorgenden Vermeidung der Vulnerabilität Sachsens gegenüber den Folgen des Klimawandels, d.h. steigende Temperatur und Hitzeperioden, Verringerung des Niederschlags und sommerliche Trockenperioden und Starkregen- und
Hochwasserereignisse
2. Anpassungsstrategien für die ausgewählten Raumnutzungen: Naturschutz, Landwirtschaft,
Forstwirtschaft, Wasserversorgung, Erholung/Tourismus, Infrastruktur/Wirtschaft
geprüft.
Für den Bereich Klimaschutz wurde der Beitrag des LEP zur Minderung von Treibhausgasen durch
nn klimaverträgliche Energiegewinnung und –versorgung
nn klimaverträgliche Raum- und Siedlungsstruktur sowie
nn klimaverträgliche Raumnutzungen (CO2-Senken)
geprüft.
Überwachungsmaßnahmen: Gemäß
§ 9 Abs. 4 ROG sowie § 2 Abs. 3 SächsLPlG
sind die erheblichen Auswirkungen der
Durchführung der Raumordnungspläne
auf die Umwelt zu überwachen, um frühzeitig unvorhergesehene negative Auswirkungen zu ermitteln und geeignete Abhilfemaßnahmen ergreifen zu können.
04 | ST 2 Sektorübergreifende Ansätze
Die daraus abgeleiteten Vorschläge zur Optimierung der raumordnerischen Festlegungen hinsichtlich
ihres Beitrages zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels bzw. zum Klimaschutz wurden zum
großen Teil übernommen.
Insgesamt kam der Klimacheck zu dem Ergebnis, dass die Festlegungen des LEP 2013 eine Anpassung
an den Klimawandel befördern und den Klimaschutz unterstützen.
Der Klimacheck ist im Umweltbericht dokumentiert. In der Folge wird zu klären sein, welche Monitoring-Indikatoren für dieÜberwachungsmaßnahmen bei der Durchführung des LEP in Bezug auf
den Klimawandel geeignet und zweckmäßig sein können. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit mit der
Fachplanung erforderlich, um insbesondere abzustimmen, welche bereits fachplanerisch erhobenen
Indikatoren eine raumordnerische Relevanz haben können. Erste Ansätze finden sich in der Deutschen
Anpassungsstrategie (DAS) und im Klimafolgenmonitoring Sachsen.
Landwirtschaft (ST 3)
Aktualisierung 11/2012
Pflanzenbau
Ertragsentwicklung
Der Klimawandel hat starke Auswirkungen auf den Pflanzenbau in Sachsen. Höhere Temperaturen,
veränderte Niederschlagshöhen und -verteilungen sowie die Zunahme der Sonnenscheindauer und
der CO2-Konzentration in der Atmosphäre nehmen Einfluss auf Wachstum und Ertrag der angebauten
Fruchtarten. Die Ertragsbildung wird von den klimatischen Bedingungen, von den jeweiligen Standortund Bewirtschaftungsfaktoren sowie vom Betriebsmanagement bestimmt (vgl. Abb. ST 3.1). Dabei
bestehen zwischen den einzelnen Faktoren vielfältige Wechselwirkungen.
ST 3.1 Wichtige Ertragsbeeinflussende Faktoren
Untersuchungen zur Ertragsentwicklung zeigen, dass seit Mitte der 1950er Jahre die Erträge von
Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen, Raps, Sommergerste, Silomais und Grünland deutlich
angestiegen sind. Sie sind das Ergebnis des Züchtungsfortschrittes und der insgesamt verbesserten
Bewirtschaftungsmaßnahmen. Bei Getreide und Mais ist in den letzten 15 Jahren ein deutlich verminderter Ertragszuwachs festzustellen. Am Beispiel von Winterweizen – der bedeutendsten Fruchtart – wird deutlich, dass in den letzten Jahren nicht nur der Anstieg, sondern auch die Stabilität der
Erträge abgenommen haben (vgl. Abb. ST 3.2).
Als Gründe für diese Entwicklung sind einerseits die zunehmende Klimavariabilität mit häufigeren
Extremwetterereignissen und andererseits Veränderungen in der Bewirtschaftung zu nennen. Detailliertere Untersuchungen bringen zum Ausdruck, dass innerhalb von Sachsen das Risiko von Ertragsausfällen eine ausgeprägte Standortabhängigkeit aufweist (vgl. Abb. ST 3.3).
Dienutzbare Feldkapazität und dieklimatische Wasserbilanz sind dabei die das Ertragsausfall­
risiko wesentlich bestimmenden Einflussgrößen.
Nutzbare Feldkapazität: Die nutzbare
Feldkapazität des effektiven Wurzelraumes kennzeichnet die pflanzenverfügbare
Bodenwassermenge in mm.
Klimatische Wasserbilanz: Differenz
zwischen Niederschlag und potenzieller
Evapotranspiration (Gesamtverdunstung
von einer natürlich bewachsenen Bodenoberfläche einer Kultur).
 Kapitelanfang
ST 3 Landwirtschaft | 01
ST 3.2 Ertragsentwicklung und Trendabweichungen bei Winterweizen in Sachsen
ST 3.3 Standortbezogenes Ertragsausfallrisiko in Sachsen
Die feucht-kühlen Verwitterungsstandorte im Süden Sachsens sowie die Regionen mit tiefgründigen
Löss-Böden und großer Wasserspeicherkapazität sind durch einen vergleichsweise hohen Ertragszuwachs gekennzeichnet. Das Ertragsausfallrisiko ist hier relativ gering. Die leichten Böden in Nord- und
Ostsachsen mit geringer Wasserspeicherkapazität und angespannter klimatischer Wasserbilanz in der
Vegetationszeit weisen bereits gegenwärtig stark schwankende Erträge und ein hohes Ertragsausfallrisiko auf.
Auf Grund der bisherigen Ergebnisse zur Ertragsentwicklung ist davon auszugehen, dass künftig die
Ertragsvariabilität infolge des häufigeren Auftretens längerer Trockenphasen in Verbindung mit hohen
Temperaturen weiter zunehmen wird. Häufigere Extremereignisse wie Überschwemmungen, Hitzeund Dürreperioden, Hagel und Spätfröste werden die Ertragsstabilität weiter vermindern. In Jahren
mit günstiger Niederschlagsverteilung und ohne extrem hohe Temperaturen werden standortabhängig sehr hohe Erträge möglich sein. Unter derartigen Bedingungen kann das gestiegene Ertrags­
potenzial neuer Sorten gut ausgeschöpft werden. Dagegen sind drastische Ertragsdepressionen bei
zeitig einsetzendem Wassermangel in Verbindung mit hohen Temperaturen wie in den Jahren 2003,
2007 und 2011 zu erwarten. Vor allem leichte und flachgründige Böden mit geringem Wasserspeichervermögen in Nord- und Ostsachsen sind hiervon betroffen.
02 | ST 3 Landwirtschaft
Die Zuwachsraten der Erträge werden sehr wahrscheinlich bis 2050 nicht das hohe Niveau der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erreichen, wobei sich Unterschiede zwischen den Fruchtarten
und den Standortregionen ergeben werden. So werden die Winterungen in ihrem Ertragsvermögen
durch eine längere Herbstentwicklung und das zeitigere Einsetzen des Wachstums im Frühjahr begünstigt und können daher am ehesten noch wesentliche Zuwachsraten erreichen. Hinzu kommt, dass
sie die während des Winters aufgefüllten Bodenwasservorräte gut zur Ertragsbildung nutzen können.
Die Sommerkulturen, insbesondere Mais, dürften hingegen künftig zunehmend unter Trockenstress
und hohen Temperaturen im Frühjahr und Sommer leiden, was die Höhe und die Stabilität der Erträge negativ beeinflusst.
Im Hinblick auf die Entwicklung der Ernteerträge in Sachsen ist zu beachten, dass die künftig weiter
ansteigenden CO2-Gehalte der Atmosphäre das Pflanzenwachstum eher begünstigen. Steigende CO2Gehalte verbessern die Wassereffizienz der Pflanzen, so dass die Negativeffekte von Trockenstress und
Temperaturanstieg zumindest teilweise ausgeglichen werden. BesondersC3-Pflanzen wie Getreide,
Raps, Rüben und Kartoffeln profitieren vom CO2-Düngungseffekt. Qualitätsbezogene Parameter wie
z. B. der Rohproteingehalt, scheinen bisherigen Erkenntnissen zufolge auf eine CO2-Zunahme negativ
zu reagieren.
Die weitere Ertragsentwicklung in Sachsen wird nicht unwesentlich von den ökonomischen, rechtlichen und betrieblichen Bedingungen beeinflusst. Die künftigen Erzeugerpreise, die Preise für Betriebsmittel und Technik, das Ertragsvermögen neuer Sorten, die Anwendung neuer Applikations- und
Bestellverfahren und das Betriebsmanagement sind Faktoren, die das Ausschöpfen des möglichen
Ertragspotenzials mitbestimmen. Bei optimaler Umsetzung geeigneter Anpassungsmaßnahmen an
den Klimawandel sind bis 2050 vergleichsweise geringe Auswirkungen auf den Pflanzenbau in Sachsen zu erwarten.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass bis 2050 in Sachsen im langjährigen Mittel nur relativ geringe Ertragsänderungen zu erwarten sind und am ehesten bei Winterungen unter optimistischen
Annahmen ein weiterer Ertragszuwachs zu erwarten ist. Allerdings wird die Stabilität der Erträge
abnehmen. Die Häufigkeit des Auftretens von Extremereignissen, vor allem von Hitze- und Trockenperioden, wird vermutlich künftig das Hauptproblem des Pflanzenbaus darstellen. Das Wasserspeichervermögen der Böden wird zu einem zunehmend ertragsbestimmenden Faktor.
C3-Pflanzen sind unsere heimischen
Pflanzen. Unter den vorherrschenden
Temperatur- und Lichtverhältnissen ist
dieser Grundtypus der Photosynthese am
effektivsten. Bei heißem und trockenem
Wetter schließen sich die Spaltöffnungen
(Verdunstungsschutz). Dadurch sinkt die
Photosyntheseleistung im Unterschied zu
C4-Pflanzen (z. B. Mais, Hirse), die an heiße und trockene Standorte mit hoher
Lichteinstrahlung angepasst sind.
Anpassungsmöglichkeiten des Pflanzenbaus an den Klimawandel
Der Pflanzenbau verfügt über eine Reihe von Möglichkeiten, negative Auswirkungen des Klimawandels
abzumildern. Zur Sicherung wirtschaftlicher Erträge und zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sind
Anpassungsmaßnahmen in den auf Abbildung ST 3.4 aufgeführten Bereichen zwingend erforderlich.
Die größten Herausforderungen für den Pflanzenbau ergeben sich aus zunehmenden Trocken- und
Hitzeperioden. Die nachstehend dargestellten Anpassungsmaßnahmen haben daher vor allem die
Verbesserung der Wassernutzungseffizienz zum Ziel.
ST 3.4 Anpassungsstrategien des Pflanzenbaus an den Klimawandel
 Kapitelanfang
ST 3 Landwirtschaft | 03
Fruchtfolge und Fruchtartenspektrum
Die Anforderungen des Marktes bestimmen auch künftig den Anbau der Hauptfruchtarten und damit
die Fruchtfolge maßgeblich.
nn Anbau wärmeliebender und trockenstresstoleranter Fruchtarten wie z. B. Hirsesorten
nn Nutzung der verlängerten Vegetationszeit zum Anbau von Zweitkulturen
Sortenstrategie und Bestandesführung
nn Anbau standortangepasster, trockenstresstoleranter und Hitze verträglicher Sorten
nn Risikostreuung durch Anbau verschiedener Sortentypen mit unterschiedlichem Abreifeverhalten
nn Reduktion der Aussaatstärken auf trockenen Standorten zur Verminderung der zwischenpflanz­
lichen Wasserkonkurrenz
nn Etablierung vergleichsweise dünner Bestände mit kräftigen Einzelpflanzen
nn Verhinderung des Überwachsens der Pflanzenbestände im Herbst durch spätere Aussaattermine
nn Zeitige Aussaat von Sommerkulturen zur maximalen Nutzung der Winterfeuchte der Böden
Nährstoffmanagement und Humusreproduktion
nn Sicherung einer optimalen Grundnährstoffversorgung durch bedarfsgerechte Düngung unter
Beachtung der Nährstoffabfuhren und der verfügbaren Bodennährstoffgehalte
nn Unterfuß- und Tiefendüngung zur Verbesserung der Nährstoffverfügbarkeit unter trockenen
­Bodenbedingungen
nn Stickstoff-Injektionsdüngung vor allem auf leichten, trockenen Standorten zur Erhöhung der
­N-Verwertung
nn Teilschlagspezifische Düngung auf heterogenen Standorten unter Beachtung des Ertragspotenzials und der verfügbaren Nährstoffgehalte im Boden
Nmin-Methode: Ermittlung des pflanzenverfügbaren mineralischen Bodenstickstoffes durch Entnahme repräsentativer
Bodenproben und Anrechnung dieser
N-Gehalte bei der N-Düngebedarfsermittlung.
nn Nutzung derNmin-Methode sowie von Pflanzenanalyseverfahren (Nitrat-Test, N-Tester) zur
­präzisen N-Düngebedarfsermittlung
nn Zeitliche Vorverlagerung von Düngungsterminen unter Nutzung stabilisierter N-Dünger
nn Düngebedarfsermittlung unter Beachtung der ausgebildeten Biomasse sowie von Langzeit­
wetterprognosen
nn Anwendung emissionsarmer Applikationstechnik für organische Dünger
nn Sicherung der Humusreproduktion auf der Basis von schlagbezogenen Bilanzierungsverfahren
nn Fruchtfolgegestaltung, Zufuhr organischer Dünger sowie Strohdüngung unter Beachtung der
Humusbilanz, um dem infolge des Temperaturanstiegs beschleunigten Humusabbau vor allem
auf Verwitterungsböden entgegenzuwirken
04 | ST 3 Landwirtschaft
Bodenbearbeitung, Gefügeschutz, Bodenschutz
nn Dauerhaftkonservierende Bodenbearbeitung/Streifenbearbeitung/Direktsaat
nn Minimierung der Zeitspanne ohne bzw. mit geringer Bodenbedeckung u. a. durch Fruchtfolgegestaltung, Zwischenfruchtanbau, Untersaaten, Strohmulch, Reduzierung der Bearbeitungsintensität
nn Vermeidung bzw. Beseitigung infiltrationshemmender Bodenverdichtungen (bodenschonende
Befahrung und Bearbeitung)
Konservierende Bodenbearbeitung:
= pfluglose Bodenbearbeitung mit nichtwendenden Bodenbearbeitungsgeräte
(z. B. Grubber, Scheibeneggen). Der Boden
bleibt weitgehend in seinem Aufbau erhalten. Gleichzeitig verbleiben Ernterückstände wie z. B. Stroh (Mulchmaterial)
nahe oder an der Bodenoberfläche.
nn Aufbau und Erhalt stabiler Bodenaggregate durch Förderung der biologischen Aktivität sowie
durch Kalkung
nn Erosionsmindernde Schlag- und Flurgestaltung in Verbindung mit dauerhaft konservierender
Bodenbearbeitung (Erosionsschutzstreifen, Begrünung von Hangrinnen, Schlagunterteilung
durch Fruchtartenwechsel oder Einsaat von Grasstreifen sowie Anlage von Gehölzstreifen,
­Agroforstsysteme).
Pflanzenschutz
Pflanzenschutzstrategien und Entscheidungen müssen auf ein sich änderndes Spektrum an Schad­
erregern und deren Bedeutung eingestellt werden.
Fachinformationen über Veränderungen im Spektrum und Auftreten von Krankheiten, Schäd­lingen oder
Schadpflanzen liefern die wesentlichen Grundlagen für die Bekämpfungsentschei­dungen des Landwirtes. Somit wächst auch für die Landwirte die Bedeutung der Beratungs- und Informationsmöglichkeiten (einschließlich aktueller Internetinformationssysteme, z. B.ISIP) auf regionaler Ebene.
nn Förderung des integrierten Pflanzenschutzes, einschließlich der vorbeugenden pflanzen­baulichen
Maßnahmen (z. B. geeignete Fruchtfolgen) durch entsprechende Rahmen­bedingungen
nn Anpassung bzw. Entwicklung von witterungsgestützten Prognosemodellen und Sicherung eines
ausreichend repräsentativen agrarmeteorologischen Messnetzes als Voraussetzung für Prognoseverfahren
ISIP: Das »Informationssystem Integrierte
Pflanzenproduktion« ist ein neutrales, gemeinsames Internetportal der Bundesländer und Landwirtschaftskammern und
stellt aktuelle Entscheidungshilfen und
wissenschaftliche Erkenntnisse rund um
Pflanzenbau und Pflanzenschutz bereit.
nn Entwicklung von Befalls- und Verlustrelationen für neue Unkrautarten bzw. neue Krank­heiten
und Schädlinge im Rahmen der angewandten Forschung und Kooperation mit den Hochschuleinrichtungen
nn Entwicklung von schnellen und sicheren Diagnose- und Prognosemethoden sowie
­wirt­schaftlicher Schadens- und Bekämpfungsschwellen
nn Veränderung des Pflanzenschutzmittelspektrums und/oder der Anwendungszeitpunkte,
­witterungsbezogene Ausrichtung des Wirkstoffmanagements
nn Anwendung von Zusatzstoffen für Pflanzenschutzmittel zur Verbesserung der Wirkung bei
­Trockenheit und hohen Temperaturen
nn Weiterentwicklung der Applikationstechnik
nn Ausbau bisheriger Monitoringverfahren (Schaderregerüberwachung) für das Monitoring von
neuen und potentiell gefährlichen Schadorganismen
 Kapitelanfang
ST 3 Landwirtschaft | 05
Weiterführende Informationen
LfULG-Schriftenreihe:
Klimawandel und Landwirtschaft – Fachliche Grundlage
für die Strategie zur Anpassung der sächischen land­
wirtschaft an den Klimawandel, 2009
Bewässerung
Zur Stabilisierung der Ertragsbildung besonders auf leichten, sorptionsschwachen Standorten in
nie­derschlagsarmen Regionen kommt der bedarfsorientierten zusätzlichen Bewässerung wachsende
Bedeutung zu.
Wassersparende, auf Bodenfeuchtemessung basierende Bewässerungsverfahren mit hoher Wassernutzungseffizienz sind bevorzugt zu nutzen.
Die Wirtschaftlichkeit der Bewässerung ist vor allem im Gemüse- und Obstbau sowie bei Kartoffeln
gegeben.
Betriebliche Anpassung einschließlich Risikomanagement
Zur Kompensation wirtschaftlicher Nachteile infolge von Ertrags- und Preisschwankungen wird für
landwirtschaftliche Betriebe ein professionelles Risikomanagement immer wichtiger.
Hierzu gehören Maßnahmen wie Diversifizierung des Betriebes, Rücklagenbildung, Nutzung von
Versicherungen, Verträgen und Terminkontrakten
Fazit
Vor- und nachgelagerter Bereich:
Hersteller von Betriebsmitteln (z. B. Saatgut, Düngemittel, Kraft- und Schmierstoffe, Landtechnik); Erfassungs-Großhandel, Verarbeitung, Handel u. s. w.
06 | ST 3 Landwirtschaft
Die Anpassung an den Klimawandel erfordert das aktive Mitwirken der Landwirte. Sie bedürfen dabei
jedoch der Unterstützung durch Politik und Verwaltung sowie durch denvor- und nachgelagerten
Bereich. Mit begleitenden Projekten der angewandten Forschung gilt es, praxistaugliche Lösungen
zur Klimafolgenanpassung für sächsische Standortbedingungen zu erarbeiten. Des Weiteren fördern
landesweit angebotene Fachveranstaltungen, Feldtage und Schulungen den Wissens- und Erfahrungsaustausch im Hinblick auf Anpassungsmaßnahmen. Auch mit der Gründung von regionalen Arbeitskreisen wird den Landwirten die Möglichkeit gegeben, neueste Erkenntnisse der angewandten Forschung in die Praxis einzuführen.
Bei konsequenter Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen werden voraussichtlich bis 2050 keine
dramatischen klimabedingten Auswirkungen auf den Pflanzenbau Sachsens eintreten.
Gartenbau
Der Gartenbau im Freistaat Sachsen nimmt gegenwärtig eine Anbaufläche von ca. 10.000 ha ein.
Während der Zierpflanzen- und der Gemüse-/Obstbau unter Glas (130 ha) zurzeit nur in geringem
Ausmaß vom Klimawandel betroffen sind, muss sich insbesondere der Obst-, Wein- und Freilandgemüsebau schon heute mit den unmittelbaren Auswirkungen des Klimawandels auseinandersetzen. Im
sächsischen Obstbau nimmt der Apfel mit einer Anbaufläche von rund 2.500 ha, gefolgt von der
Sauerkirsche (540 ha) und Erdbeere (450 ha), die dominierende Stellung ein. Die Anbauzentren liegen
in der Nähe der großen Ballungszentren Dresden und Leipzig. Das Hauptanbaugebiet für Reben
(434 ha) befindet sich entlang der Elbe zwischen Pirna und Diesbar-Seußlitz. Der Feldgemüseanbau
(4.400 ha) ist überwiegend in der Lommatzscher Pflege konzentriert. Dort wird vorwiegend Indus­
triegemüse (Markerbsen, Buschbohnen, Spinat) für die Verarbeitung (Frostung) angebaut. Im Großraum
Dresden, um Leipzig sowie im Gebiet um Zittau/Bautzen sind weitere wichtige Standorte für den
Gemüsebau im Freiland angesiedelt.
Die Betroffenheit des sächsischen Gartenbaus durch die Folgen des Klimawandels lässt sich wie folgt
als Chancen und Risiken zusammenfassen:
Auf Grundlage der prognostizierten Erwärmung wird der einheimische Gartenbau zunächst noch
bestehende klimatische Defizite im Vergleich zu den führenden Anbaugebieten Deutschlands schrittweise ausgleichen und standortbedingte Nachteile (kontinentaler Klimaeinfluss) kompensieren können.
Der Anbau im Gewächshaus wird aus gegenwärtiger Sicht aus der Klimaerwärmung vorerst einen
Nutzen ziehen, da bei steigenden Temperaturen vor allem Heizenergie eingespart werden kann und
somit die Produktionskosten bei gleichzeitig verminderter CO2-Emission gesenkt werden. Bei zu hohen
Sommertemperaturen wiederum kann der Unterglasanbau in Mitleidenschaft gezogen werden. Die
Erwärmung wird durch einen früheren Frühjahrsbeginn sowie einen später einsetzenden Herbst zur
schrittweisen Verlängerung der Vegetationsperiode um bis zu 4 Wochen führen. Im Obst- und Weinbau kommt es dadurch zur Ausweitung des Sorten- und teilweise auch des Artenspektrums auf bisher
nicht anbauwürdige, aber wirtschaftlich bedeutsame Sorten oder Kulturen mit erhöhtem Temperaturanspruch. Spät reifende Apfelsorten wie zum Beispiel ‘Fuji‘, ‘Pink Lady‘ und ‘Braeburn‘ oder die
Rebsorten ‘Riesling‘ oder ‘Spätburgunder‘ werden von dieser Entwicklung profitieren. In besonders
begünstigten Lagen ist mittelfristig der wirtschaftliche Anbau von Pfirsichen oder Aprikosen vorstellbar. Durch wärmere und längere Herbstperioden ist darüber hinaus mit Ertragsanstiegen und verbesserten Fruchtqualitäten zu rechnen, wodurch sich die Rentabilität des einheimischen Obst- und
Weinbaus verbessern wird. Besonders im Weinbau ist auch von einer Ausweitung geeigneter Flächen
außerhalb des Elbtals auszugehen. Im Gemüsebau wird sich das Artenspektrum wirtschaftlich anzubauender Gemüsearten erweitern. Neben den etablierten Arten ist langfristig eine Zunahme Wärme
liebender Gemüsearten wie Bohnen, Kürbis- oder Nachtschattengewächse möglich. Neben den derzeit
dominierenden Feldgemüsearten (Leguminosen, Zwiebeln, Spinat), könnten die satzweise angebauten
Frischmarktgemüsearten, wie Salate, Kohlgemüsearten, Radies oder Bundmöhren, eine Ausweitung
im Anbauumfang erfahren. Die durch die größere Anzahl von Anbausätzen realisierbaren Mehrerträge verbessern die Rentabilität dieser Kulturen in unserem Anbaugebiet, führen zu einer verlängerten
Marktpräsens und garantieren damit die Absatzsicherheit gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel.
Damit werden sich das Artenspektrum und die Anbaufläche für Gemüse in Sachsen erweitern.
Die Erhöhung der CO2-Konzentration in der Luft über die derzeit gemessenen Werte wird bei allen
Pflanzenarten gesteigerte Photosynthese- und Wachstumsraten hervorrufen, die bei optimalen
Wachstumsbedingungen (Wasser- u. Nährstoffversorgung) zu Ertragssteigerungen führen. In der
bodennahen Luftschicht kommt es bei höheren Temperaturen zusätzlich zu einer verstärkten Mineralisierung der organischen Masse des Bodens, wodurch außerdem pflanzenverfügbares CO2 freigesetzt
wird. Bei vielen Gemüsearten wird dieser Ertragseffekt allerdings nicht in vollem Umfang zum Tragen
kommen, da sie nicht als Gewichts-, sondern als Stückware gehandelt werden.
Ertragssteigerungen im Allgemeinen sowie eine höhere Ertrags- und Absatzsicherheit im Gartenbau
gehören somit zu den positiven Begleiterscheinungen einer gemäßigten Temperaturerhöhung sowie
der Steigerung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre.
Eine optimale Wasserversorgung hat im Gartenbau für die innere und äußere Qualität der überwiegend frisch vermarkteten Produkte eine überragende Bedeutung. Wassermangel in kritischen Entwicklungsphasen der Pflanzen ist nicht selten gleichbedeutend mit Totalausfall der Ernte. Die für
Sachsen erwartete Frühsommer- und Sommertrockenheit fällt bei vielen Kulturen in die Zeit der Ertragsbildung oder Ernte und hat damit besonders gravierende Auswirkungen auf den Anbau. In
Kombination mit Hitzewellen potenzieren sich die Ausfälle noch. Beim Baumobst kann Trockenheit
im Extremfall zu Ertragseinbußen von über 30 % führen, bei Neupflanzungen ist mit Baumausfällen
 Kapitelanfang
ST 3 Landwirtschaft | 07
Infloreszenz:
Blütenstand
08 | ST 3 Landwirtschaft
bis zu 50 % zu rechnen. Beim Apfel ist diesbezüglich eine starke Zunahme von Fruchtschäden durch
Sonnenbrand festzustellen. In einzelnen Jahren wurden Ausfälle in Höhe von 5 bis 25 % registriert.
Beerenobst reagiert bei derartigen Wetterlagen mit erheblichen Qualitätseinbußen durch geringere
Fruchtfestigkeit und Haltbarkeit. Im Gemüsebau zeigten schon die letzten Jahre mit Trockenheit im
April sowie überdurchschnittlich hohen Temperaturen im Mai, dass durch eine verkürzte Entwicklungszeit mit hohen Ertragsausfällen besonders in der Hauptkultur Markerbse zu rechnen sein wird.
Bei fehlenden Bewässerungsmöglichkeiten etablieren sich Bestände mit zu geringer Bestandesdichte
und zu geringem Hülsenbesatz, wodurch Mindererträge von über 50 % möglich sind. Versuchsergebnisse aus Thüringen zu Zwiebeln belegen, dass in trockenen Jahren durch Zusatzbewässerung
Mehrerträge von bis zu 40 % erzielt werden können. Ein Anbau von Feldgemüse ohne Zusatzbewässerung wird zukünftig nicht mehr möglich sein.
Zunehmende Probleme entstehen dem Gartenbau durch Spätfrostgefahr (kontinentaler Klimaeinfluss)
sowie durch extreme Witterungsereignisse wie Hagel, Starkregen oder Sturm. Für den Gartenbau ist
es dabei von besonderem Nachteil, dass die Gartenbauprodukte meist frisch vermarktet werden und
schon kleinste Beschädigungen die Marktfähigkeit drastisch schmälern. Im Obst- und Weinbau führen
erhöhte Wintertemperaturen zu einem immer früheren Knospenaufbruch der Obstbäume und Reben.
Bei Spätfrösten, die in unseren Regionen immer wieder auftreten, kommt es dann in Abhängigkeit
vom Entwicklungsstand derInfloreszenzen sowie von der Temperatur und der Dauer der Fröste zu
teils erheblichen Schäden der Blüten. Obwohl früh blühende Obstarten, wie Kirsche oder Birne, besonders gefährdet sind, kann auch die wichtigste Obstart, der Apfel, bis hin zu Totalausfällen betroffen sein. Zu niedrige Temperaturen im Frühjahr und Spätfrostgefahr sind verantwortlich für die
späten Pflanz- bzw. Saattermine von Gurken, Bohnen oder Zuckermais.
Zu milde Winter andererseits, mit dem Ausbleiben ausreichend langer Perioden mit Temperaturen
unter 7° C, bergen die Gefahr des Ausbleibens von Austriebstörungen bei den Baumobstarten.
Besonders gefährlich für alle Obst- und Gemüsearten sind Hagelschläge, die zunehmen werden und
wie sich bereits abzeichnet, immer früher im Jahr auftreten. Obwohl Hagelschlag für den einzelnen
Ort ein seltenes Ereignis bleiben wird, sind die Folgen verheerend. Die gesamte Ernte des Jahres wird
meist vernichtet und besonders Baumobstarten können infolge von Holzbeschädigungen auch in den
nächsten Jahren noch Mindererträge aufweisen. Lokale Schäden sind auch durch Starkregen und
Sturm zu erwarten. Besonders Süßkirschen (Platzen der Früchte), Erd- und Himbeeren sind unter den
Obstarten betroffen. Im Gemüsebau können Aussaaten verschlämmen oder weggespült werden,
Pflanzen können wegen Sauerstoffmangel im Wurzelbereich bei stauender Nässe Schäden davontragen oder Fruchtgemüse sowie Bohnen werden durch den sogenannten Windschorf unbrauchbar.
Weiterhin bereiten dem Gemüsebau steigende Ozonkonzentrationen in den Sommermonaten Probleme. Besonders die ozonempfindlichen Industriegemüsearten Bohnen, Erbsen oder Spinat können
Qualitätsmängel durch Verbrennungen oder sogar Pflanzenausfälle davontragen.
Beim Pflanzenschutz im Gartenbau ist mit der Einwanderung bisher in Sachsen nicht vorkommender
Wärme liebender Arten zu rechnen. Bei Schädlingen mit mehreren Generationen sind durch die
Verlängerung der Vegetationsperiode in den einzelnen Generationen stärkere Populationen zu erwarten. Beim Apfelwickler ist diese Tendenz schon heute nachweisbar. Ansteigen wird die Bedeutung von
Krankheiten wie Feuerbrand oder Apfeltriebsucht. Im Gemüsebau rechnet man mit einem Rückgang
pilzlicher Erkrankungen, wobei einzelne Erreger (Falscher Mehltau) in ihrem Schadauftreten aggressiver werden könnten. Besonders ist ein Ansteigen von Bakteriosen sowie vektorübertragbarer Virosen
zu erwarten. Milde Winter werden dem Auftreten tierischer Erreger Vorschub leisten, was sich bereits
heute am Beispiel der Kohlmottenschildlaus gut nachvollziehen lässt.
Die Anpassungsstrategien im Gartenbau werden sich entsprechend dem zunächst langsam fortschreitenden Klimawandel auch schrittweise, über längere Zeiträume vollziehen müssen. In diesem
Zusammenhang sind vorrangig Fragen der Sorten- und Artenauswahl sowie die Anpassung der Anbau­
verfahren zu nennen. Bei letzteren spielen Saat- und Pflanztermine, Saat- und Pflanzdichten, die
Fruchtfolgegestaltung, Verfahren der Bodenbearbeitung, Anpassungen des Düngebedarfs, der Pflanzenschutz sowie modifizierte Pflegemaßnahmen eine Rolle.
Insbesondere der Gartenbau ist von den nur schwer zu prognostizierenden, aber bereits heute immer
häufiger auftretenden Witterungsextremen (Hitze, Dürre, Starkregen, Hagel) in hohem Maße betroffen. Gegen diese Auswirkungen des Klimawandels müssen kurzfristig Strategien entwickelt und
vorbeugende Maßnahmen eingeleitet werden, um die wirtschaftliche Existenz der Sparte auf lange
Sicht abzusichern. Dazu gehören vorrangig die Ausrüstung der Anbauflächen mit Bewässerungssystemen sowie Hagel- und Regenschutzanlagen.
An erster Stelle unter den Anpassungsmaßnahmen ist die Absicherung der Wasserversorgung der
Anlagen zu nennen. Neben der Erschließung der sehr kostenaufwändigen Wasserbevorratung und der
Zuleitung des Wassers zum Feld steht die Einführung bedarfsgerechter Bewässerungsstrategien im
Vordergrund. Wassersparende Bewässerungsverfahren mit Tropfbewässerungssystemen werden bereits heute in hochwertigen Dauerkulturen (Apfel, Spargel) eingesetzt. Im sächsischen Obstbau werden
derzeit bereits 9 % der Anbaufläche bewässert. Andere großflächig angebaute Freilandkulturen (Gemüse,
Erdbeeren) werden momentan aus wirtschaftlichen Gründen meist noch mit Überkopfberegnung
(Kreisregner, Beregnungsmaschinen) bewässert. Bei zunehmender Wasserverknappung ist hier mit
einem kontinuierlichen Übergang zur Tropfbewässerung zu rechnen.
Hagelnetze (vgl. Abb. ST 3.5) und Überdachungen halten langsam Einzug (z. Z. ca. 25 ha) in den sächsischen Obstanbau. Trotz offener Fragen in Bezug auf Fruchtqualität infolge des verminderten
Lichtdargebots unter den Netzen haben diese Anlagen zunehmend Bedeutung im Hinblick auf die
Absicherung der Lieferfähigkeit gegenüber dem Handel. Trotz der hohen Investitionskosten werden
die Flächenanteile in der nahen Zukunft kontinuierlich anwachsen.
ST 3.5 Anbau von Tafeläpfeln unter Hagelnetz (Foto: M. Handschack; 2011)
Wichtig für den Gartenbau sind begleitende wissenschaftliche Untersuchungen zur Minimierung der
Auswirkungen des Klimawandels. Am LfULG laufen bereits seit 2005 entsprechende Forschungsprojekte zu den Themengebieten: Bedarfsgerechte Bewässerung im Obst- und Gemüsebau, Anbauverfahren von Äpfeln unter Hagelnetz, Süßkirschanbau mit Überdachung sowie Anpassung der Anbauverfahren (Sortenwahl, Düngung, Pflanzenschutz) im Obst- und Gemüsebau.
Fazit
Der Gartenbau ist schon immer in hohem Ausmaß vom Klima abhängig. Die Unternehmen produzieren
vorwiegend Frischware für die Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenmärkte. Die Qualitätsanforderungen an
diese Produkte sind in der heutigen Zeit sehr hoch. Witterungsbedingte und andere Qualitätsbeeinträchtigungen werden in der Regel weder vom Handel noch vom Kunden toleriert. Aus diesem Grund ist davon
auszugehen, dass die anstehenden Klimaänderungen unmittelbare, wirtschaftlich bedeutsame Auswirkungen auf die gärtnerische Tätigkeit haben werden. Da sich die Klimaänderungen kontinuierlich, über
einen ausreichend langen Zeitraum, vollziehen, kann sich der sächsische Gartenbau schrittweise an die
kommenden Herausforderungen anpassen. Dabei gilt es insbesondere, den sich ändernden Einfluss von
Temperatur, CO2-Konzentration, Wasserdargebot und Strahlung auf die Ertragsbildung und die Qualität
gartenbaulicher Produkte zu bewerten. Darüber hinaus werden extreme Witterungsereignisse (Hagel,
Starkregen, Sturm usw.), deren Auftreten schon heute zunimmt, eine immer bedeutendere Rolle spielen.
 Kapitelanfang
ST 3 Landwirtschaft | 09
Grünland und Feldfutter
Auswirkungen des Klimawandels auf Futterertrag und -qualität
Die erwarteten Klimaänderungen in Sachsen werden sich nicht unerheblich auf den Futterbau und
damit auch auf die Futtererzeugung für die Nutztiere auswirken.
Es kann davon ausgegangen werden, dass in den Vor- und Mittelgebirgslagen sowie dem mittelsächsischen Lößgebiet im Südwesten von Sachsen das Ertragspotenzial im Futterbau zunehmen wird. Hier
können sich durch eine verlängerte Vegetationsperiode die Anbaubedingungen für LeguminosenGras-Gemenge, Sommer- und Winterzwischenfrüchte und den Zweitfruchtfutterbau (z. B. Futter­
roggen vor Silomais) verbessern.
Außerhalb grundwasserbeeinflusster Niederungen ist in Nordostsachsen durch die verminderten
Sommerniederschläge mit geringeren Erträgen und einer unsicheren Futterverfügbarkeit bis hin zu
einer veränderten Zusammensetzung des Futterpflanzenspektrums zu rechnen.
Insgesamt werden sich die Wachstumsbedingungen in den Vorgebirgs- und Höhenlagen verbes­sern,
in den wechselfeuchten Lagen und auf leichteren Standorten dagegen eher verschlechtern. Durch
Witterungsextreme wird die Erzeugung von qualitativ hochwertigem Grundfutter erschwert sowie die
Ertragssicherheit gefährdet. Häufigere Hochwasser können die Grünlandnutzung in überschwemmungsgefährdeten Flussauen beeinträchtigen.
Im Grünland kann
nn der CO2-Düngungseffekt über eine Steigerung der N2-Fixierungsleistung bei Leguminosen als
auch über entsprechend positive Effekte bei hoch gedüngten Grasbeständen steigenden Wasserstress bei Sommertrockenheit zum Teil ausgleichen,
nn eine Temperaturerhöhung im Frühjahr bzw. Herbst positive Effekte infolge der Verlängerung der
Vegetationsperiode bewirken und
nn durch die Zunahme der Leguminosenanteile eine Erhöhung der Futterqualität eintreten, weil die
Verdaulichkeit der organischen Masse beim Weißklee deutlich günstiger zu beurteilen ist als bei
den meisten Futtergräsern.
nn Direkte Effekte auf die Verdaulichkeit von Futtergräsern sind in Abhängigkeit variierender
CO2-Konzentrationen bisher nicht nachgewiesen.
nn Bei zunehmender Sommertrockenheit dürfte die Weidehaltung in Regionen mit Niederschlagssumme unter 600 mm/Jahr zunehmend problematisch werden. Für die anderen Standorte kann
mit einer erhöhten Vorzüglichkeit der Weidenutzung gerechnet werden, da eine längere Vegetationsperiode dieser Nutzungsform besonders entgegen kommt.
Im Feldfutterbau ist damit zu rechnen, dass
Stickstofffixierung: Die mit den Leguminosen in Symbiose lebenden Knöllchenbakterien (Rhizobien) können molekularen
Stickstoff (N2) binden, indem sie ihn zu
Ammoniak bzw. Ammonium reduzieren
und damit biologisch verfügbar machen.
nn die Leguminosen von einer erhöhten CO2-Konzentration ebenfalls aufgrund erhöhter
­Stickstofffixierungspotentiale profitieren werden,
nn bei Schnittnutzung und moderatem Trockenstress der Rotklee weiterhin eine zentrale Bedeutung
haben wird,
nn die Luzerne aufgrund ihres tief reichenden Wurzelsystems in der Lage ist, unter Trockenstress­
bedingungen akzeptable Erträge zu realisieren, wenn alle anderen Standort- und Nutzungs­
bedingungen für sie gegeben sind,
nn sich die Dauer des vegetativen Wachstums der Futtergräser bei Trockenstress stark verkürzen
kann. Es wird insbesondere im Feldfutterbau schwieriger werden, den optimalen Erntezeitpunkt
zu definieren.
10 | ST 3 Landwirtschaft
nn Mais zu den »Gewinnern« des Klimawandels gehört und seine Anbaubedeutung weiter steigen
wird, sofern die Wasserversorgung ausreicht. Beim Mais wirkt vor allem der Faktor Temperaturerhöhung in Verbindung mit hoher Wassernutzungs- und Stickstoffeffizienz, während die CO2Düngungseffekte deutlich geringer als beiC3-Gräsern ausfallen (vgl. S. 03). Mais alsC4Pflanze weist daher bei der Photosynthese unter hohen Temperaturen eine wesentlich höhere
Effizienz auf als C3-Gräser.
nn der Maisanbau trotz positiver Ertragseffekte aufgrund zunehmender Wasserdefizite, insbeson­
dere auch in einigen Regionen Sachsens, regional eingeschränkt werden wird, da das Ertrags­
potential von Silomais bereits unter heutigen Umweltverhältnissen auf vielen Standorten in
Deutschland Wasser limitiert ist.
Die Effekte des Klimawandels auf die klassischen Futterqualitätsparameter können bisher nur vergleichsweise unsicher eingeschätzt werden. So kann es zu einer zügigeren Lignifizierung und damit
geringeren Verdaulichkeit kommen. Auf Grund verminderter Photosynthese sowie vermehrter Atmung
bei hohen Temperaturen können möglicherweise weniger Inhaltsstoffe gespeichert werden, d. h. die
Futterqualität nimmt dann ab. Andererseits erhöht die Kombination aus Trockenstress und steigenden
Temperaturen die Gehalte an sekundären Inhaltsstoffen, wie neuere Arbeiten zeigen.
Kaum absehbar sind derzeit noch Effekte im Futterbau, die durch neue Schaderreger in Verbindung
mit dem Klimawandel an Bedeutung gewinnen können. Dies betrifft sowohl tierische Schaderreger
als auch mikrobielle. Die Ausdehnung der Befallsgebiete des Maiszünslers oder Maiswurzelbohrers
von Süden nach Norden weist schon heute darauf hin, dass phytosanitäre Maßnahmen (Fruchtfolgegestaltung, Bodenbearbeitung) auch im Futterbau an Bedeutung gewinnen werden. Bodenbürtige
Pilzkrankheiten können dank wärmerer Temperaturen und engerer Fruchtfolgen ebenfalls günstigere
Verbreitungsbedingungen vorfinden.
Anpassungsmöglichkeiten des Futterbaus an den Klimawandel
Die Anpassung an den Klimawandel erfolgt im Futterbau vor allem durch die Auswahl standortangepasster und trockenheitsverträglicher Pflanzenarten, Sorten und Mischungen.
Eine weitere Anpassungsstrategie, v. a. im Grünland, ist die konsequente Beachtung aller Maßnahmen
zur Narbenerhaltung und -verbesserung sowie eine standort- und nutzungsgerechte Grundnährstoffversorgung der Bestände. Auch einer ausreichenden Vorratswirtschaft durch Ausgleichsflächen und
Grobfutterkonservate ist vermehrt Beachtung zu schenken.
Kurz- und mittelfristige Anpassungsmaßnahmen sind:
nn Verbesserung der Grundnährstoffversorgung
Optimal ernährte Pflanzenbestände können Stresssituationen wesentlich besser überstehen als
mangelhaft ernährte Aufwüchse. Eine unzureichende Nährstoffversorgung erhöht die Stressanfälligkeit und vermindert die Wassernutzungseffizienz. Eine ausreichende Kaliumversorgung gewinnt unter dem Aspekt zunehmender Trockenphasen erheblich an Bedeutung. Hier bestehen in
Sachsen zum Teil erhebliche Defizite auf dem Ackerland und in noch stärkerem Maße auf Grünlandflächen.
nn Narbenerhaltung und -verbesserung beim Grünland
Auf Grund unzureichender Wasserversorgung steigt je nach Region künftig mehr oder weniger
stark die Gefahr, dass sich Lücken in der Grünlandnarbe bilden, die unerwünschten Gräsern und
Kräutern Ausbreitungsraum bieten. Deshalb wird die Narbenerhaltung und -verbesserung durch
gezielte Nachsaaten als kurz- und mittelfristige Anpassungsstrategie an Bedeutung zunehmen.
Dafür kommen Grasarten wie Wiesenschweidel, Knaulgras und Rohrschwingel in Frage. Schlitzsaatverfahren ermöglichen einen besseren Bodenkontakt als Übersaatverfahren und bieten daher verbesserte Auflaufchancen. Die Verwendung von qualitativ hochwertigem Saatgut sowie
der Einsatz standortangepasster und trockenheitsverträglicher Sorten und Arten können zu einer besseren Anpassung an Trockenphasen beitragen. Hochleistungsfähige, aber sehr anspruchsvolle Arten und Sorten sollten auf Standorte beschränkt bleiben, wo das Ertragspotenzial auch
künftig bei ausreichender Wasserversorgung ausgeschöpft werden kann.
Unter kontinentalem Klimaeinfluss kann das Knaulgras für viele Standorte in Sachsen zur bestandsdominierenden Grasart werden Bei moderat reduzierter Wasserverfügbarkeit sollte aber
weiterhin das Deutsche Weidelgras aufgrund der besseren Futterqualität im Vergleich zum
Knaulgras die Grünlandbestände dominieren.
 Kapitelanfang
ST 3 Landwirtschaft | 11
semi-intensiv: 4 – 6 Nutzungen pro Jahr
und hoher Weißkleeanteil, d. h. deutlich
geringerer N-Einsatz als bei intensiver
Nutzung (z. B. ökologischer Landbau)
Insemi-intensiven Produktionssystemen, wie dem ökologischen Landbau, hat es Vorteile, den
früh abreifenden Sortentypen des Deutschen Weidelgrases den Vorzug zu geben. Diese können
die Winterfeuchtigkeit für die Ertragsbildung im ersten Aufwuchs besser nutzen und die Konkurrenzfähigkeit dieser Sortentypen lässt im Hochsommer gegenüber dem Weißklee nach, was
mithin höhere Weißkleeanteile und Stickstofffixierungsleistungen zulässt. Da die Ertragssicherheit im ersten Aufwuchs eine besondere wirtschaftliche Bedeutung hat, ist diesen Zusammenhängen besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Im Feldfutterbau sind die eingesetzten Arten und Mischungen noch stärker als bisher auf die betrieblichen Standortbedingungen abzustimmen. Hoch ertragreiche, anspruchsvolle Arten sollten
nur auf den besseren Standorten Verwendung finden. Auf Standorten mit wechselhafter oder
nicht ausreichender Wasserversorgung und geringerem Ertragsvermögen bieten LeguminosenGras-Gemenge eine höhere Ertragssicherheit (v. a. mit Luzerne).
nn Optimale Nutzungstiefe für einen schnellstmöglichen Wiederaustrieb
Die Nutzungstiefe (Ziel 6 – 8 cm) muss eine ausreichende Restblattfläche gewährleisten, damit
die Gräser unverzüglich nach einer Schnitt- oder Wei­denutzung weiterwachsen und wieder austreiben können, d. h. es darf kein zu tiefer Schnitt bzw. keine Überbeweidung erfolgen.
nn Keine engen Fruchtfolgen beim Silomaisanbau
Dies ist die wichtigste Vorrausetzung für eine erfolgreiche und zugleich umweltverträgliche
Nutzung von Silomais. Damit gewinnen weitere Pflanzen des Ackerfutterbaus an Bedeutung, die
insbesondere der Verbesserung der Humusbilanz dienen und die Fruchtfolge auflockern.
Mittel- und langfristige Anpassungsmaßnahmen sind:
extensiv: max. 2 Schnitte im Jahr oder
Standweide
nn Anbau neuer bzw. derzeit noch nicht oder nicht mehr angebauter
trockenheitsverträglicher Arten
Leguminosen und Kräuter werden mit zunehmender Kohlendioxidkonzentration in der Luft bei
der Grünlandbewirtschaftung inextensiven und semi-intensiven Futterproduktionssystemen
eine zunehmende Bedeutung bekommen, die durch produktionstechnische Maßnahmen zu optimieren ist. Viel versprechend sind Ansätze, die Ertragssicherheit unter Bedingungen zunehmenden Trockenstresses über eine größere Artenvielfalt in der Ansaatmischung verfolgen. So kann
z. B. die Einbeziehung des tief wurzelnden Chicorees die Empfindlichkeit gegenüber Trockenstress vermindern und die Futterqualität erhöhen.
Der Erprobung neuer Futterpflanzenarten mit hoher Toleranz gegenüber Witterungsextremen als
Mischungspartner in bisher bewährten Mischungen wird ebenfalls Bedeutung zukommen.
nn Züchterische Bearbeitung von Futterpflanzen, die bisher importiert werden
Großkörnige Leguminosen wie Sojabohnen finden durch die Erwärmung bessere Anbaubedingungen vor und können durch regionalen Anbau und eigene Nutzung die Importabhängigkeit
von teuren Futtermitteln mindern.
nn Beeinflussung der sekundären Inhaltsstoffe von etablierten Futterleguminosen
Dies ist eine viel versprechende Strategie, um die Proteinqualität von Futterleguminosen unter
Berücksichtigung des Klimawandels zu steigern. Im Fokus stehen dabei Arten wie die Esparsette
und Hornklee aber auch Lupinen.
Quellen und weiterführende Informationen
»Futterbau und Klimawandel: Grünlandwirtschaft als
Quelle und Senke vom Klimagasen«, Mitteilungen der
­Arbeitsgemeinschaft Grünland und Futterbau Band 10,
2009, 248 Seiten (z. B. unter http://www.aggf.uni-bonn.
de/pub.html)
12 | ST 3 Landwirtschaft
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