Tipps für Lehrstellensuchende Sich bewerben heisst in erster Linie für sich werben Bis zu den Sommerferien ist die Berufswahl in aller Regel geklärt. Jetzt heisst es, sich bewerben. Wie geht das? Worauf sollten Lehrstellensuchende achten? Welche Fallstricke gibt es? Tipps auf dem Weg zur Lehrstelle. Text: Rolf Marti Auf die Berufswahl folgt der Bewerbungsprozess. In diesem Begriff steckt das Wörtchen «Werbung». Und damit ist das Wichtigste schon gesagt: Wer eine Lehrstelle will, muss Werbung in eigener Sache machen. Denn die meisten Lehrbetriebe können aus einer Vielzahl an Bewerbungen auswählen – oder auf die Ausbildung von Lernenden verzichten, wenn keine Bewerbung überzeugt. Für sich werben bedeutet jedoch nicht, alles schönreden. Das ist schlechte Werbung, das merken die Lehrbetriebe. Also anders rum: ehrlich, sympathisch, motiviert. Das gilt für alle Schritte des Bewerbungsprozesses – das Bewerbungsdossier, das Bewerbungsschreiben, die Schnupperlehre, das Vorstellungsgespräch. Die Schnupperlehre: Eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Lehrstelle. Bild: Andrea Campiche Bewerbungsdossier und Bewerbungsschreiben Wer sich auf eine Lehrstelle bewirbt, braucht zunächst ein Bewerbungsdossier. Dieses enthält einen Lebenslauf, Zeugniskopien der letzten drei Schuljahre, Berichte von Schnupperlehren und Praktika, sofern verlangt die Resultate des Eignungstests und gegebenenfalls eine Kopie des Ausländerausweises. Damit haben die Lehrbetriebe die wichtigsten Informationen zur Person im Überblick. Begleitet wird das Dossier von einem Bewerbungsschreiben (auch Motivationsschreiben genannt), das für jeden Lehrbetrieb individuell verfasst wird. Die Schüler/-in erklärt darin, warum sie/er sich für diesen Beruf und für diesen Lehrbetrieb interessiert. Wie man ein Bewerbungsdossier erstellt und ein Bewerbungsschreiben verfasst, lernen die Schüler/-innen im Berufswahlunterricht. Wertvolle Tipps hält auch die Website der Berufsberatung bereit (Kasten). Das Wichtigste: Alle Dokumente müssen vollständig, sauber und fehlerfrei sein. Denn der erste Eindruck zählt. Lehrbetriebe, die zehn, zwanzig und oder gar hundert Bewerbungen erhalten, sortieren aus. Wer den formalen Kriterien nicht genügt, scheitert schon in der ersten Runde. Das Bewerbungsdossier wird am besten sachlich und schlicht gehalten. Dafür darf das Bewerbungsschreiben durchaus kreativ gestaltet sein – nicht flippig, kreativ. Und immer passend zum Berufswunsch. Die Lehrbetriebe bestätigen in der Regel den Erhalt einer Bewerbung mit einem kurzen Brief und skizzieren das weitere Vorgehen. Schnupperlehre und Vorstellungsgespräch Wer mit seinen Bewerbungsunterlagen überzeugt, wird häufig zu einer Schnupperlehre eingeladen. In vielen Betrieben kann man aber auch schnuppern, ohne sich auf eine Lehrstelle zu bewerben. Die Schnupperlehre dauert in der Regel zwei bis fünf Tage. Die Jugendlichen lernen dabei den angestrebten Beruf und den ausgewählten Betrieb kennen und finden so Antworten auf zwei entscheidende Fragen: Entspricht der Beruf meinen Vorstellungen und fühle ich mich wohl in diesem Betrieb? Auch die Lehrbetriebe beantworten offene Fragen: Passt der junge Mensch zu uns und stimmen Eignung, Einsatzfreude, Umgangsformen usw. mit unseren Vorstellungen überein? Verläuft die Schnupperlehre für beide Seiten erfolgreich, folgt das Vorstellungsgespräch (manche Betriebe laden auch ohne Schnupperlehre zum Gespräch). Wer es so weit schafft, ist schon nahe am Ziel. Darum heisst es: Jetzt nichts dem Zufall überlassen und sich gut vorbereiten: Fragen notieren, Gesprächssituation simulieren, Kleidung sorgfältig auswählen … und vor dem Gespräch tief durchatmen. Auch für das Bewerbungsgespräch hält die Website der Berufsberatung wertvolle Tipps bereit. Lehrvertrag oder Absage? Irgendwann kommt der entscheidende Brief: Lehrvertrag oder Absage, Erleichterung oder Frust? Tatsache ist: Die meisten Schüler/ -innen erhalten eine oder mehrere Absagen. Wichtig ist, die Gründe dafür zu erfahren, um für die nächste Bewerbung Mängel auszumerzen. Nennt das Absageschreiben keine Gründe, heisst es nachfragen. Ebenso wichtig: Kopf hoch und nicht aufgeben. Die meisten Jugendlichen finden früher oder später die passende Lehrstelle. Eine Lehrstelle wird in aller Regel schriftlich zugesagt. Der eigentliche Lehrvertrag folgt später und muss durch den Lehrbetrieb, die Lernende bzw. den Lernenden sowie die Eltern (bzw. die gesetzliche Vertretung) unterzeichnet werden. Schliesslich genehmigt das kantonale Amt für Berufsbildung den Lehrvertrag. Dann endlich heisst es: Ziel erreicht. Die Werbung in eigener Sache war von Erfolg gekrönt. [email protected] Tipps der Berufsberatung Auf der Website der Berufsberatung finden Jugendliche und Eltern viele wertvolle Tipps zum Berufswahlprozess und zur Lehrstellensuche. Alle nachfolgenden Informationen sind unter www.berufsberatung.ch › Lehrstellensuche zu finden. •Lehrstellensuche: Lehrstellen für 2014 werden ab Mitte August im Lehrstellennachweis publiziert. Achtung: Nicht alle Betriebe schreiben ihre offenen Lehrstellen aus. Die Berufs- und Informationszentren BIZ führen Listen mit allen Lehrbetrieben (BIZ-Adressen: www.erz.be.ch/berufsberatung). •Eignungstests: Viele Lehrbetriebe verlangen als Teil der Bewerbung die Resultate von Eignungstests. Welche Tests gibt es? Was wird gefragt? Wie kann man sich vorbereiten? •Bewerbung: Wie schreibt man eine Bewerbung (Musterbriefe), welche Angaben enthält der Lebenslauf, welche Beilagen gehören ins Dossier? •Vorstellungsgespräch: Wie bereitet man sich auf ein Vorstellungsgespräch vor? Welche Fragen sind zu erwarten? Wie kleidet man sich richtig usw. •Für Fremdsprachige: Die wichtigsten Informationen stehen in Form von Merkblättern (Download) in 13 Sprachen zur Verfügung. Das BIZ Bern-Mittelland und das BIZ Interlaken führen kostenlos Workshops für Schüler/-innen ab Ende der 8. Klasse durch. Sie befassen sich mit der Bewerbung, dem Vorstellungsgespräch und den Eignungstests. Infos: www.erz.be.ch/berufsberatung › Berufswahl › Veranstaltungen «espace einsteiger» ist eine Dienstleistung der Espace Media AG und des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes des Kantons Bern und wird in Zusammenarbeit mit folgenden Partnern realisiert: BEKB | BCBE (www.bekb.ch) • Die Schweizerische Post, Berufsbildung (www.post.ch/lehrstellen oder 0848 85 8000) • Berufsbildung Bundesverwaltung (www.epa.admin.ch/dienstleistungen/lehrstellenangebote)