18. Januar 2017 Elektrizitätslehre I Martin Loeser Laborpraktikum 3 – Arbeitspunkt und Leistungsanpassung 1 Lernziele • Sie kennen die formalen Zusammenhänge zwischen Spannung, Stromstärke und (dissipierter) Leistung für einen elektrischen Widerstand. • Sie können durch Messung von Spannung und Stromstärke den elektrischen Widerstand und die dissipierte Leistung bestimmen. • Sie können die Begriffe Arbeitspunkt und Leistungsanpassung für eine lineare Quelle erläutern. • Sie wissen, wie systematische Fehler bei simultaner Messung von Spannung und Strom zustande kommen, wie diese durch geeignete Massnahmen vermindert und durch Rechnung korrigiert werden können. • Sie verstehen dabei die Begriffe spannungsrichtiges und stromrichtiges Messen. • Sie kennen die elektrischen Eigenschaften der Spannungs- und Strommessgeräte, die Grössenordnungen ihrer Widerstandswerte und den Zusammenhang mit den eingestellten Messbereichen. • Sie können die Unsicherheit von Messgrössen (zufällige Messfehler) und daraus abgeleiteten Grössen durch Gesetze der Fehlerfortpflanzung bestimmen. • Sie können zwischen relativen und absoluten Fehlern unterscheiden. Einleitung Systematische Messfehler Die Bestimmung eines unbekannten Widerstands kann durch simultane Messung von Stromstärke und Spannung erfolgen. Bei Objekten mit grossen oder kleinen Widerstandswerten muss dabei überprüft werden ob die Messgeräte nicht zu systematischen Messfehlern führen, d. h. ob die Messwerte nicht durch die Messgeräte selbst beeinflusst, beziehungsweise verfälscht werden. Laborpraktikum 3 – Arbeitspunkt und Leistungsanpassung, Elektrizitätslehre I 2 • Die spannungsrichtige Messung oder Stromfehlerschaltung, gemäss Figur 2.1 eignet sich zur 2 Messung von Objekten mit verhältnismässig niedrigem Widerstandswert. Dabei wird der Strom durch das V-Meter zusammen mit dem Strom im betrachteten Objekt gemessen. Ist nun der Innenwiderstand des V-Meters in der Grössenordnung von dem des Objekts oder kleiner, so ist die angezeigte Einleitung Stromstärke sicher nicht korrekt. Ein Anzeichen für einen systematischen Fehler liegt dann vor, wenn sich beim Abhängen des V-Meters die gemessene Stromstärke verändert. Die Bestimmung eines unbekannten Widerstands kann durch simultane • Die stromrichtige Messung oder Spannungsfehlerschaltung, gemäss Figur 2.2Messung eignet sich zur Messung von Objekten mit verhältnismässig hohem Widerstandswert. Dabei diekleinen Spannung über von Stromstärke und Spannung erfolgen. Bei Objekten mit grossenwird oder dem A-Meter zusammen mit der über dem betrachteten Objekt gemessen. Ist nun der Innenwiderstand Widerstandswerten dabei überprüft oboder die grösser, Messgeräte zu systedes A-Meters in dermuss Grössenordnung von dem werden, des Objekts so ist nicht die angezeigte Spannung sicher nicht korrekt. Einführen, Anzeichen für ob einen Fehlerdurch liegt dann wenn sich beim matischen Messfehlern d. h. diesystematischen Messwerte nicht die vor, Messgeräte Überbrücken (Kurzschliessen) des A-Meters der gemessene Spannungswert verändert. Dieser Test selbst beeinflusst, beziehungsweise verfälscht werden. versagt aber bei einem geregelten Netzgerät, da dieses die eingestellte Spannung konstant hält! In diesem Fall sollte man durch Umstecken des V-Meters die Spannung über dem A-Meter messen. + A Uq Im I + Uq V – I = Im A V Um U – ZHAW, School of Engineering, Departement T • Die spannungsrichtige Messung 12. Dezember 2008, © M. Schlup oder Stromfehlerschaltung (linke Figur) eignet sich zur Messung von Objekten mit verhältnismässig niedrigem Widerstand. Dabei wird der Strom durch das hochohmnige Voltmeter zusammen mit dem Strom im betrachteten Objekt gemessen. Ist nun der Innenwiderstand des Voltmeters in der Grössenordnung des Messobjekts, so ist die angezeigte Stromstärke erheblich verfälscht. Ein Anzeichen für einen systematischen Fehler liegt dann vor, wenn sich beim Abhängen des Voltmeters die gemessene Stromstärke verändert. • Die stromrichtige Messung oder Spannungsfehlerschaltung (rechte Figur) eignet sich zur Messung von Objekten mit verhältnismässig hohem Widerstand. Dabei wird die Spannung über dem Amperemeter zusammen mit der über dem betrachteten Objekt gemessen. Ist nun der Innenwiderstand des Amperemeters in der Grössenordnung des Messobjekts, ergibt sich für die Spannung ein grosser Messfehler. Ein Anzeichen für einen systematischen Fehler liegt dann vor, wenn sich beim Überbrücken (Kurzschliessen) des Amperemeters der gemessene Spannungswert verändert. Dieser Test versagt aber bei einem geregelten Netzgerät, da dieses die eingestellte Spannung konstant hält! In diesem Fall sollte man durch Umstecken des Voltmeters die Spannung über dem Amperemeter messen. Um den unbekannten Widerstand R zu bestimmen, berechnet man den gemessenen Widerstand Rm = Um/Im . Ohne die Korrektur des systematischen Fehlers liefert die spannungsrichtige Messung einen zu kleinen Widerstandswert (Rm < R = U/I ), die stromrichtige Messung hingegen einen zu grossen (Rm > R = U/I ). Diese systematischen Fehler können bei bekanntem Innenwiderstand der Messgeräte abgeschätzt und gegebenenfalls rechnerisch korrigiert werden. Im Allgemeinen wird die Schaltung ausgewählt, die den kleineren systematischen Fehler ergibt, so dass unter Umständen auf die Korrektur verzichtet werden kann. Laborpraktikum 3 – Arbeitspunkt und Leistungsanpassung, Elektrizitätslehre I 3 Ob ein systematischer Fehler überhaupt korrigiert werden muss, hängt von der gewünschten Messgenauigkeit, bzw. von der durch die Genauigkeit der Messgeräte erreichbaren Messunsicherheit (zufällige Messfehler) ab. Im Allgemeinen besitzen Voltmeter hohe Innenwiderstandswerte (Grössenordnung etwa 1 bis 10 MΩ), so dass mit spannungsrichtigem Messen meistens (aber nicht immer!) kein nennenswerter systematischer Fehler gemacht wird. Die Innenwiderstand der Ampere-Meter nimmt mit kleiner werdendem Messbereich zum Teil stark zu (Grössenordnung: Ω bis einige kΩ, je nach Bereich). Mit dem Wertepaar Um und Im kann ebenfalls die in der Last dissipierte Leistung Pm = Um Im bestimmt werden. Bei beiden Schaltungen ist der ermittelte Leistungswert auf Grund der systematischen Fehler zu gross (Pm > P = U I). Hier aber richtet sich die Wahl der Schaltung nicht nach den systematischen Fehlern, sondern nach der Bedingung unter der die Leistung im Messobjekt bestimmt werden soll. So verlangt beispielsweise die Messung der Leistung in einem Widerstand bei einer Spannung von 12.0 V spannungsrichtiges Messen. 3 Versuchsdurchführung 3.1 Bestimmung der Messfehler und der Messunsicherheit (a) Messen Sie den Widerstand und die dissipierte Leistung für einige Widerstände mit einem Nennwert zwischen 10 Ω und 1000 Ω bei einer vorgegebenen Stromstärke von 10.0 mA. Führen Sie diese Messungen stromrichtig durch. (b) Messen Sie Widerstand und dissipierte Leistung bei Widerständen mit Nennwerten zwischen 1 MΩ und 10 MΩ bei der vorgegebenen Spannung von 24.0 V. Messen Sie hier spannungsrichtig. (c) Für beide Fälle zeichne man ein Diagramm, in dem der absolute (∆R) und der relative (δR) Messfehler als Funktion des Lastwiderstands dargestellt wird. (d) Was fällt ihnen bei beiden Messungen auf? (e) Überlegen Sie, wie sich absolute (z.B., ∆U, ∆I) und relative (z.B., δU, δI) Messfehler sich auf den berechneten Widerstand Rm und die berechnete Leistung Pm auswirken. (f) Bestimmen und korrigieren Sie gegebenenfalls die systematischen Fehler und ermitteln Sie die (zufällige) Messunsicherheit. 3.2 Leistungsanpassung In diesem Versuch soll die von der linearen Quelle (Leerlaufspannung U0 , Innenwiderstand Ri ) an die Last abgegebene Leistung PL als Funktion des Lastwiderstands RL untersucht werden. Wahl der Messchaltungen soll es dabei ermöglichen die Bedingungen unter welcher die Leistungsmess erfolgen soll, einzustellen. Bestimmen und korrigieren Sie gegebenenfalls die systematischen Fehler ermitteln Sie die (zufällige) Messunsicherheit. Aufgabe 2 Leistungsanpassung Laborpraktikum 3 – Arbeitspunkt Elektrizitätslehre I 4 In diesem Versuch soll die vonund der Leistungsanpassung, linearen Quelle an die Last abgegebene Leistung PL in Funktion Lastwiderstands RL untersucht werden. Ri + Uq Um Im A R V – lineare Spannungquelle Last Figur 2.3 Lineare (a) Bei Kurzschluss (RLQuelle = 0) mit undLast bei Leerlauf (RL = ∞) gibt die Quelle keine Leistung ab. Daher es bei einen optimalen RLopt keine geben,Leistung bei Bei Kurzschluss (RL =muss 0) und Leerlauf (RL Lastwiderstand = #) gibt die Quelle ab. Daher mus demoptimalen die abgegebene Leistung maximal wird. Sie abgegebene den Verlauf von PL alsmaximal wird. Leiten einen Lastwiderstand RLopt geben, beiLeiten dem die Leistung den Verlauf Funktion von Sie RLdiese formal her in und stellen Sie diese Funktion in e Funktion vonvon RL P formal und stellen Funktion einer halblogarithL in her halblogarithmischen Skala (logarithmisch für R , linear für P ) graphisch dar. Bestimmen Sie theoret L PL ) mit Matlab L mischen Skala (logarithmisch für RL , linear für graphisch dar. den optimalen Widerstand und die dabei abgegebene maximale Leistung PLmax. Bestimmen Sie theoretisch den optimalen Widerstand und die dabei abgegebene maximale Leistung PLmax . (b) Der Lastwiderstand RL der linearen Quelle wird in der Schaltung gemäss der Figur durch den Widerstand R und dem (unbekannten) Widerstand RA des 7 Das elektrische Gleichstromverhalten kann durch Widerstände Strommessgeräts gebildet, so dass RL =der R Messgeräte + RA . Die Bestimmung des Lastwi- beschrieben werden. 8 dissipiert: in Wärmeenergie ungesetzt derstands RL kann durch simultane Messung von Strom und Spannung erfolgen: Um/Im . Mit dem Wertepaar Um und Im kann ebenfalls die in der Last disRL =School ZHAW, of Engineering, Departement T 12. Dezember 2008, © M. Sch sipierte Leistung PL bestimmt werden: PL = Um Im . (c) Benutzen Sie die Schaltung der Aufgabe 1 a) aus Versuch 1 (lineare Spannungsquelle mit Leerlaufspannung U0 = 10.0 V und dem Innenwiderstand Ri = 100 Ω). Bestimmen Sie durch Messung die von dieser Quelle an die Last abgegebene Leistung für verschiedene Lastwiderstände. (d) Stimmen die Messpunkte mit den Erwartungen überein? Woran liegt die mögliche Diskrepanz? Fragen • Welchen Einfluss auf die P -R-Kennlinine haben Abweichungen der wahren Leerlaufspannungs- und Innenwiderstandswerte von den angenommenen Nennwerten? • In welchem Bereich darf der Lastwiderstand liegen, wenn mindestens 95% von PLmax an die Last abgegeben werden soll? • Bei welchem Lastwiderstand beträgt der Wirkungsgrad der Schaltung 95%? • Ergeben sich dieselben Ergebnisse bei einer linearen Stromquelle? • Wie lassen sich die erhaltenen Ergebnisse für beliebige lineare Quellen verallgemeinern? Laborpraktikum 3 – Arbeitspunkt und Leistungsanpassung, Elektrizitätslehre I 5 3.3 Inventar • Netzgerät mit einstellbarer Spannung und wählbarer Strombegrenzung EL 302 RT • Multimeter Keysight 34450A • Leisten mit Messwiderständen, Genauigkeit 5 %, Belastbarkeit 5 W • Widerstandsdekaden (1 Ω . . . 11 MΩ), Genauigkeit 1%, Belastbarkeit 1 W