Klimawandel — worum geht es eigentlich?

Werbung
Klimawandel —
worum geht es eigentlich?
Eine Einführung für junge Leute
Europäische Kommission
954580_CV_DE.indd 2
28-11-2005 10:15:26
954580_CV_DE.indd 3
28-11-2005 10:15:27
Klimawandel —
worum geht es eigentlich?
Eine Einführung für junge Leute
Europäische Kommission
Generaldirektion Umwelt
954580_BW_DE.indd 1
28-11-2005 10:12:52
Europe Direct hilft euch, Antworten auf eure Fragen rund um
die Europäische Union zu finden.
Gebührenfreie Rufnummer (*):
00 800 6 7 8 9 10 11
(*) Einige Mobilfunkanbieter gewähren keinen Zugang zu 00 800-Nummern oder berechnen eine Gebühr.
Fotos:
Digital Vision Ltd., Seite 6;
E. Johansson, Seite 12 (oben);
Europäische Union, Seite 19;
Europäische Kommission, Generaldirektion Umwelt, Mike St. Maur Sheil, Seite 17;
Europäische Kommission, Generaldirektion Umwelt, Seite 14;
Hans Oerter (EPICA), Seite 10;
Internationales Institut für nachhaltige Entwicklung (IISD), Earth Negotiations Bulletin, Leila Mead, Seite 13;
PhotoDisc, Titelblatt und Seiten 3, 7, 8, 12 (unten);
Jack Stein Grove, Seite 9.
Zahlreiche weitere Informationen zur Europäischen Union sind verfügbar über Internet, Server Europa
(http://europa.eu.int).
Bibliografische Daten befinden sich am Ende der Veröffentlichung.
Luxemburg: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften, 2005
ISBN 92-894-8913-8
© Europäische Gemeinschaften, 2005
Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.
Printed in Belgium
PRINTED ON RECYCLED PAPER THAT HAS BEEN AWARDED THE EU ECOLABEL FOR GRAPHIC PAPER
WWW.EUROPA.EU.INT/ECOLABEL.
954580_BW_DE.indd 2
28-11-2005 10:12:56
3
Inhalt
954580_BW_DE.indd 3
Klimawandel – worum geht es eigentlich?
4
Welche Ursachen hat der Klimawandel?
4
Der Treibhauseffekt
Die Treibhausgasemissionen, die wir verursachen
4
5
Belege für den Klimawandel
7
Der Klimawandel und seine Folgen
So arbeiten Klimaforscher
8
10
Was kann man gegen den Klimawandel unternehmen?
12
Maßnahmen der Regierungen
12
Das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über
Klimaänderungen
12
Das Kyoto-Protokoll
13
Was die EU tut
Was die Wirtschaft tut
Was du tun kannst
14
17
18
Blick in die Zukunft
19
Nützliche Websites über den Klimawandel
20
28-11-2005 10:12:56
4
Klimawandel –
worum geht es
eigentlich?
Der Klimawandel ist im Gange, und wir alle sind mehr und mehr
davon betroffen. Habt ihr bei euch in der Umgebung oder im
Fernsehen gesehen, dass Stürme und Überschwemmungen immer
häufiger auftreten? Kommen euch die Winter wärmer vor, mit
weniger Schnee und mehr Regen? Habt ihr bemerkt, dass der
Frühling jedes Jahr ein bisschen eher beginnt? Blühen die Blumen
und kommen die Zugvögel nicht schon vor der Zeit?
Das alles sind Anzeichen für den immer schneller werdenden
Klimawandel, der mitunter auch als globale Erwärmung
bezeichnet wird.
Wenn wir nichts dagegen tun, wird die Welt, in der wir leben,
Schaden nehmen, und die Lebensbedingungen, die wir heute als
gegeben ansehen, werden sich verändern.
Welche Ursachen hat
der Klimawandel?
Das Klima ändert sich aufgrund der heutigen Lebensweise,
insbesondere in den reicheren Industrieländern – also auch in
der Europäischen Union. Die Kraftwerke, die uns mit Strom
und Wärme versorgen, die Autos und Flugzeuge, mit denen wir
uns fortbewegen, die Fabriken, die die Waren herstellen, die wir
kaufen, die Landwirtschaft, die für uns Nahrung produziert – sie
alle tragen zum Klimawandel bei.
Der Treibhauseffekt
Die Atmosphäre umgibt die Erde wie eine durchsichtige
Schutzhülle. Sie lässt die Sonnenstrahlen herein und
hält die Wärme zurück. Ansonsten würde die Wärme
unmittelbar von der Erdoberfläche zurück ins All
reflektiert. Das hätte zur Folge, dass es auf der Erde etwa
30 °C kälter wäre: Alles würde gefrieren. Die Atmosphäre
wirkt also ungefähr wie die Glaswände eines Treibhauses.
Und daher stammt die Bezeichnung „Treibhauseffekt“. Für
diesen Effekt verantwortlich sind die „Treibhausgase“ in der
Atmosphäre, die die Wärme einfangen.
954580_BW_DE.indd 4
28-11-2005 10:12:57
5
Die meisten Treibhausgase kommen
auch in der Natur vor. Doch seit
der industriellen Revolution im
18. Jahrhundert verursacht auch
die menschliche Gesellschaft
Treibhausgasemissionen – und
zwar in immer größerem Umfang.
An keinem Zeitpunkt in den
vergangenen 420 000 Jahren
war die Konzentration der
Treibhausgase in der Atmosphäre
so hoch wie heute. Der
Treibhauseffekt wird dadurch
verstärkt. Das Ergebnis sind
steigende Temperaturen auf der
Erde – Klimawandel.
awandel.
rung zum Klim
nadischen Regie
ka
r
de
e
sit
eb
Quelle: W
Die Treibhausgasemissionen, die wir
verursachen
Das Treibhausgas, das am häufigsten durch menschliche
Tätigkeiten freigesetzt wird, ist Kohlendioxid. Kohlendioxid macht
ungefähr 75 % aller „Emissionen von Treibhausgasen“ weltweit aus.
Dieser Begriff bezeichnet jeglichen Ausstoß von Treibhausgasen in
die Atmosphäre als Bestandteil von Rauch, Dampf oder Abgasen
aus Abgasrohren, Schornsteinen, Feuerstellen oder sonstigen
Quellen. Kohlendioxid wird hauptsächlich bei der Verbrennung
fossiler Brennstoffe wie Kohle, Erdöl oder Erdgas freigesetzt.
Auch heute noch sind fossile Brennstoffe die am häufigsten
genutzte Energiequelle. Sie werden zur Erzeugung von Strom und
Wärme verbrannt bzw. als Kraftstoff für unsere Autos, Schiffe und
Flugzeuge eingesetzt.
Die meisten von uns kennen Kohlendioxid (CO2) von
kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränken und Bier: Was darin
perlt, sind nämlich CO2-Bläschen. Eine wichtige Rolle spielt es
auch bei der Atmung: Wir atmen Sauerstoff ein und Kohlendioxid
aus, wogegen Bäume und Pflanzen Kohlendioxid aufnehmen
und in Sauerstoff umwandeln. Deshalb sind unsere Wälder so
wichtig. Sie nehmen einen Teil des überschüssigen CO2 auf, das
wir verursachen. Trotzdem schreitet auf allen Kontinenten die
Entwaldung – d. h. das Abholzen, Lichten und Abbrennen von
Wäldern – voran.
954580_BW_DE.indd 5
28-11-2005 10:12:58
6
Andere Treibhausgase, die durch menschliche Tätigkeiten freigesetzt
werden, sind Methan und Distickstoffoxid. Sie sind Bestandteil der
Ausdünstungen von Abfalldeponien, Viehhaltung und Reisanbau
und fallen bei bestimmten Düngemethoden in der Landwirtschaft
an. Des Weiteren stellen wir einige Treibhausgase künstlich her,
so genannte fluorierte Gase. Diese
werden in Kühl- und Klimaanlagen
verwendet, geraten jedoch durch
undichte Stellen und bei der
unsachgemäßen Entsorgung von
Altgeräten in die Atmosphäre.
r kanadischen
de
Quelle: Website
954580_BW_DE.indd 6
Regierung zum
Klimawandel.
28-11-2005 10:12:59
7
Belege für den
Klimawandel
40 o
30 o
20 o
10 o
0o
-10 o
-20 o
Der Klimawandel ist bereits im Gange. In den letzten 100 Jahren
ist die Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche um 0,6 °C
gestiegen. In Europa betrug dieser Anstieg sogar fast 1 °C. Die
fünf weltweit wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen
(d. h. seit ca. 1860, als Geräte erfunden wurden, mit deren Hilfe
die Temperatur ziemlich genau gemessen werden kann) waren in
dieser Reihenfolge die Jahre:
1.
2.
3.
4.
5.
1998
2002
2003
2004
2001
Die Tendenz zu höheren Temperaturen beruht auf der immer
größeren Menge von Treibhausgasen, die durch die Tätigkeiten
des Menschen freigesetzt werden. Laut Prognosen von
Klimaexperten wird sich dieser Trend beschleunigen. Bis 2100 soll
die Durchschnittstemperatur auf der Erdoberfläche um 1,4-5,8 °C
und in Europa um 2-6,3 °C steigen.
Diese Temperaturerhöhungen mögen vielleicht gering erscheinen.
Es gilt aber zu bedenken, dass die Durchschnittstemperatur auf
der Erde während der letzten Eiszeit, die vor 11 500 Jahren endete,
nur 5 °C niedriger war als heute. Doch ein großer Teil Europas
war damals von Polareis bedeckt. Ein paar Grad machen für das
Klima einen großen Unterschied aus.
Der gegenwärtige Klimawandel zeigt bereits Auswirkungen
in Europa und in der ganzen Welt (siehe nächste Seite).
Langfristig könnte er sogar Katastrophen hervorrufen, z. B.
schnell ansteigende Meeresspiegel und Überschwemmungen,
gewaltige Stürme sowie – in manchen Teilen der Welt – eine
Verknappung von Nahrungsmitteln und Wasser. Der Klimawandel
wird alle Länder der Welt in Mitleidenschaft ziehen, doch
Entwicklungsländer werden am schwersten betroffen sein. Dort
spielen klimaabhängige Tätigkeiten wie die Landwirtschaft häufig
eine wichtige Rolle, und es ist kein Geld vorhanden, um sich auf
die Folgen des Klimawandels einzustellen.
954580_BW_DE.indd 7
28-11-2005 10:13:02
8
Der Klimawandel und seine Folgen
• Die polaren Eiskappen schmelzen. Die vom
arktischen Eis bedeckte Meeresfläche am Nordpol ist
in den letzten Jahrzehnten um 10 % geschrumpft,
und der Eispanzer über der Wasserfläche ist um
rund 40 % dünner geworden. Auf der anderen Seite
der Erdkugel, an der Antarktis, ist die Eisdecke nicht
mehr stabil.
• Die Gletscher schmelzen. Bis 2050 werden
voraussichtlich 75 % der Gletscher in den Schweizer
Alpen verschwinden. Die Betreiber der Bergbahnen
im schweizerischen Andermatt planen nun, einen
ganzen Gletscher in einem beliebten Skigebiet – den
Gurschengletscher – im Sommer mit einer riesigen
Isolierfolie aus PVC abzudecken, um sein weiteres
Abschmelzen und seinen Rückzug zu verhindern.
• Mit dem Schmelzen der Eiskappen steigen die
Meeresspiegel. Ihr Anstieg betrug in den letzten
100 Jahren 10-25 cm (je nach Messung). Prognosen
gehen von einem weiteren Anstieg von bis zu 88
cm bis zum Jahr 2100 aus. Das hätte
eine Überflutung niedrig liegender
Inseln und Küstengebiete wie z. B. der
Malediven, des Nildeltas in Ägypten
und von Bangladesch zur
Folge. In Europa wären
ungefähr 70 Millionen
Küstenbewohner
gefährdet. Das
Meerwasser würde
selbst in küstenfernere
Gebiete vordringen
und landwirtschaftliche
Nutzflächen und
Süßwasservorräte
versalzen.
• Falls die gewaltigen Massen des Grönlandeises
schmelzen – was in ein paar Jahrhunderten
geschehen könnte – könnten die Meerespegel um
sage und schreibe 7 Meter ansteigen.
• Der Klimawandel bringt extreme Wetterereignisse
mit sich, z. B. Stürme, Überschwemmungen,
Dürren und Hitzewellen. Im vergangenen
Jahrzehnt gab es auf der Welt dreimal so viele
wetterbedingte Naturkatastrophen – hauptsächlich
Überschwemmungen und Stürme – wie in den 60er
Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie richten nicht
nur große Schäden an, sondern treiben auch die
Versicherungskosten in die Höhe.
• Wasser ist bereits in vielen Teilen der Welt
knapp. Fast einem Fünftel der Weltbevölkerung
– 1,2 Milliarden Menschen – steht kein sauberes
Trinkwasser zur Verfügung. Steigen die weltweiten
Temperaturen um 2,5 °C gegenüber den Werten
vor dem Industriezeitalter, werden voraussichtlich
weitere 2,4-3,1 Milliarden Menschen auf der Welt von
Wassermangel betroffen sein.
• Außerdem würden durch einen Temperaturanstieg
um 2,5 °C neben den gegenwärtig 850 Millionen
Menschen, die permanent unter Hunger leiden,
zusätzlich 50 Millionen von Hunger bedroht. In
Europa hat sich die Vegetationsperiode zwischen
1962 und 1995 um 10 Tage verlängert. Das hat sich
zwar günstig auf die Landwirtschaft in Nordeuropa
ausgewirkt, doch werden selbst dort die Ernteerträge
zurückgehen, wenn die Temperaturen um mehr als
2 °C gegenüber den Werten vor der
Industrialisierung steigen sollten.
>>>
954580_BW_DE.indd 8
28-11-2005 10:13:03
9
• Tropenkrankheiten wie Malaria könnten sich
ausbreiten, da sich das Gebiet mit geeigneten
Klimabedingungen für die Stechmücke, die den
Krankheitserreger überträgt, ausdehnen wird. Ein
Temperaturanstieg um 2 °C könnte eine Gefährdung
von weiteren 210 Millionen Menschen bedeuten.
• Ab 2070 könnte Europa alle zwei Jahre einer
Hitzewelle wie im Jahr 2003 ausgesetzt sein. Die
glühende Hitze 2003 war für den vorzeitigen Tod
von 20 000 Europäern mitverantwortlich, löste
großflächige Waldbrände in Südeuropa aus und
verursachte in der Landwirtschaft Schäden von 10
Mrd. EUR.
• Zahlreiche Pflanzen und Tiere werden nicht in der
Lage sein, sich an die veränderten Temperaturen
anzupassen oder in Gebiete abzuwandern, die
ihnen das richtige Klima bieten. Einer alarmierenden
Studie zufolge könnte der Klimawandel dazu führen,
dass ein Drittel der auf der Erde lebenden Tier- und
Pflanzenarten bis 2050 ausstirbt. Besonders bedroht
sind kälteliebende Säugetiere und Vögel wie Eisbären,
Robben, Walrosse und Pinguine. Laut Beobachtungen
von Wissenschaftlern im Urwald des Amazonas
gedeihen größere, schneller wachsende Bäume,
die mehr CO2 absorbieren, schon jetzt auf Kosten
anderer.
954580_BW_DE.indd 9
• Langfristig könnte ein umfassender Klimawandel
regionale Konflikte, Hungersnöte und
Flüchtlingsströme auslösen, da immer weniger
Nahrungsmittel, Wasser und Energiequellen zur
Verfügung stehen werden.
• Ein weiterer möglicher Extremfall wäre das Versiegen
des Golfstroms, der warme Wassermassen in den
Nordatlantik transportiert. Dieses Szenarium war
2003 Grundlage für den Film The Day After Tomorrow.
Zwar ist nicht damit zu rechnen, dass dies in diesem
Jahrhundert geschehen könnte. Doch Forscher
sind sich einig, dass es dann mit den steigenden
Temperaturen in Nordeuropa vorbei wäre und das
Wetter dort sogar viel kälter würde ().
() Diese und noch viele andere interessante Fakten und Zahlen
stammen aus dem Bericht der Europäischen Umweltagentur Impacts
of Europe’s changing climate vom August 2004, im Internet abrufbar
unter http://reports.eea.eu.int/climate_report_2_2004/en, sowie
aus der Mitteilung der Europäischen Kommission Strategie für eine
erfolgreiche Bekämpfung der globalen Klimaänderung vom Februar
2005, zu finden unter http://europa.eu.int/eur-lex/lex/LexUriServ/
site/de/com/2005/com2005_0035de01.pdf
28-11-2005 10:13:04
10
So arbeiten Klimaforscher
Moderne Klimaforschung heißt vor allem, die Vergangenheit
zu analysieren und das gegenwärtige Geschehen sorgfältig zu
beobachten und zu interpretieren.
Die Wissenschaftler nutzen überraschend vielfältige Quellen, um
herauszufinden, welche Bedingungen früher geherrscht haben.
So bohren sie z. B. von der Oberfläche der Polkappen bis zum
Felsuntergrund und ziehen zylinderförmige Eiskerne aus dem
Eis. In der Antarktis entnahm ein europäisches Forscherteam
kürzlich Eiskerne aus einer Tiefe von über 3 km, die mehr als
900 000 Jahre lang weder mit Licht noch mit Luft in Kontakt
gekommen waren ()!
Die physikalischen Eigenschaften des Eises und die in kleinen
Bläschen eingeschlossene Luft geben den Forschern Aufschluss
darüber, welches Klima zu der Zeit geherrscht hatte und wie die
Atmosphäre beschaffen war. Weitere Quellen, die Rückschlüsse
auf die Bedingungen in der Vergangenheit zulassen, sind die Ringe
in Baumstämmen, Korallen und Stalagmiten sowie fossile Pollen,
Samen und Blätter.
Dank solcher Untersuchungen wissen wir, dass sich Eiszeiten
mit wärmeren Perioden abgewechselt und die Temperaturen
auf der Erde zwischen etwa 9 und 22 °C geschwankt haben
(die Durchschnittstemperatur auf der Erde beträgt gegenwärtig
15 °C). Die Schwankungen hatten natürliche Ursachen, z. B.
Veränderungen in der Erdumlaufbahn um die Sonne, der Erdachse
oder der Sonnenaktivität sowie Vulkanausbrüche.
In den letzten 8 000 Jahren war das Klima recht stabil, mit
Temperaturschwankungen von weniger als 1 °C pro Jahrhundert.
Diese beständigen Bedingungen haben eine Entwicklung der
menschlichen Gesellschaft und der Ökosysteme, so wie wir sie
heute kennen, ermöglicht. Aber jetzt heizen sich die Dinge rapide
auf. Naturbedingte Gründe allein können die rasche Erwärmung,
wie es sie in den letzten 1 000 – einige Studien sprechen sogar von
2 000 – Jahren nicht gegeben hat, nicht erklären.
Viele dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse werden
dazu genutzt, das künftige Klima und die Folgen des
Klimawandels vorauszubestimmen. Dies geschieht mithilfe von
Computermodellen und -simulationen. Dabei handelt es sich
nicht um einfache PCs: Die Computer, mit denen ein Blick
in die nächsten 100, 200 oder 300 Jahre geworfen wird, sind
komplexe Systeme, die eine Vielzahl von Variablen verarbeiten.
() Weitere Informationen zum europäischen Projekt EPICA finden sich unter http://www.
esf.org/esf_article.php?activity=1&article=85&domain=3
954580_BW_DE.indd 10
28-11-2005 10:13:06
he globale
durchschnittlic
Prognostizierte
schiedene
0-2100, für ver
Temperatur 200
ichelte
str
(ge
berechnet
IPCC-Szenarien
te der
samte Bandbrei
Linien) und ge
Resultate (grau)
Temperatur.
Rekonstruierte
mringen,
Daten von Bau
kernen (blau),
Eis
Korallen und
(schwarz) und
bereinigte Daten au)
(gr
Toleranzbereich
Thermometert)
messungen (ro
°C) von
eichungen (in
Temperaturabw
ur 1961-1990
nittstemperat
der Durchsch
re (auf der
ten 1 000 Jah
tz
le
en
d
in
r
u
nstieg in
Die Temperat
r Temperatura
te
ag
es
g
er
rh
el) und vo
Nordhalbkug
100 Jahren
den nächsten
Jahr
gentur.
ische Umwelta
Quelle: Europä
11
Beispielsweise weiß die
Wissenschaft heute noch nicht
genau, wie sensibel unser
Klima auf die immer höheren
Treibhauskonzentrationen
in der Atmosphäre
reagieren wird, d. h., welche
Konzentrationen welche
Temperaturerhöhungen
hervorrufen werden.
Dies hängt auch von
anderen Faktoren wie
der Luftverschmutzung
und der Wolkenbildung
ab. Die Forscher führen
daher verschiedene
Simulationen durch, die
von unterschiedlichen
Hypothesen ausgehen.
Die Wissenschaftler
müssen auch eine Reihe
weiterer Annahmen
machen, z. B. welche
Menge fossiler Brennstoffe
wir künftig verbrennen
werden, wie viele Einwohner die Erde haben wird und wie sich
die Volkswirtschaften entwickeln werden. Deshalb werden bei
allen Voraussagen zur Klimaentwicklung große Toleranzbereiche
angegeben.
Im Jahr 1988 beriefen die Vereinten Nationen die
Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe über Klimaänderungen
(Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) ein, in
deren Rahmen Tausende von Wissenschaftlern aus der ganzen
Welt zusammenarbeiten. Ihre Aufgabe ist es, die laufende
Forschung und das vorhandene Wissen über den Klimawandel
und seine Folgen zu bewerten und darüber zu berichten. Bislang
hat die IPCC drei Berichte veröffentlicht: 1990, 1995 und 2001.
Auf der Grundlage aller vorliegenden Erkenntnisse kam die IPCC
zu dem Schluss, dass der Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen
in der Atmosphäre hauptsächlich das Ergebnis menschlicher
Tätigkeiten ist. Die Voraussage, dass sich die Temperaturen bis
2100 um 1,4-5,8 °C erhöhen werden (siehe
Seite 7), stammt ebenfalls von der IPCC.
954580_BW_DE.indd 11
28-11-2005 10:13:07
12
Was kann man gegen
den Klimawandel
unternehmen?
Ganz einfach: Wir müssen die Emissionen von Treibhausgasen
in die Atmosphäre verringern. Einige Treibhausgase sind
langlebig, d. h., sie halten sich jahrzehntelang oder gar länger
in der Atmosphäre. Selbst wenn wir jetzt energisch gegen den
Klimawandel vorgehen, werden die Temperaturen noch eine
Zeit lang weiter steigen. Unternehmen wir jedoch nichts, so
wird dieser Anstieg noch höher ausfallen, und das Klima könnte
irgendwann ganz außer Kontrolle geraten.
Eine Verringerung der Treibhausgasemissionen wird Investitionen
sowie Veränderungen in der Art und Weise, wie wir Energie
erzeugen und nutzen, erfordern. Doch neuesten Studien zufolge
wäre der Preis für Untätigkeit wegen der Schäden und des
Leidens, die ein ungebremster Klimawandel mit sich brächte,
wesentlich höher.
Maßnahmen der Regierungen
In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts mehrten sich die
Anzeichen für einen Klimawandel. Die Regierungen begriffen,
was für eine Bedrohung der Klimawandel darstellte und dass
sie dagegen etwas tun mussten. Ihnen wurde auch klar, dass
internationale Zusammenarbeit Voraussetzung für einen Erfolg
ist. Der Klimawandel ist eine globale Angelegenheit, weil alle
Länder in unterschiedlichem Umfang Treibhausgasemissionen
verursachen und der Klimawandel alle in Mitleidenschaft ziehen
wird. Daher kann kein Land allein das Problem lösen.
Das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen
über Klimaänderungen
Im Jahr 1992 verabschiedeten die Regierungen das
Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über
Klimaänderungen (United Nations Framework Convention on
Climate Change – UNFCCC). Bislang wurde das Übereinkommen
von 189 Ländern – also fast allen Staaten der Welt – formell
angenommen. Das Endziel dieses Übereinkommens ist es,
die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in
der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem
eine gefährliche anthropogene [d. h. durch den Menschen
verursachte] Störung des Klimasystems verhindert wird.
Ein solches Niveau sollte innerhalb eines Zeitraums erreicht
werden, der ausreicht, damit sich die Ökosysteme auf
natürliche Weise den Klimaänderungen anpassen können,
die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird und die
954580_BW_DE.indd 12
28-11-2005 10:13:08
13
wirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige Weise fortgeführt
werden kann.system. Such a level should be achieved within a
timeframe sufficient to allow ecosystems to adapt naturally to
climate change, to ensure that food production is not threatened
and to enable economic development to proceed in a sustainable
manner.
Gemäß dem Übereinkommen überwachen und melden die 189
Regierungen die von ihnen erzeugten Treibhausgasemissionen,
entwickeln Strategien zum Klimawandel und unterstützen die
ärmeren Länder unter ihnen dabei, sich dem Klimawandel
zu stellen. Regierungsvertreter treffen sich einmal pro
Jahr, um alle anstehenden Dinge zu erörtern und
Entscheidungen über die nächsten Maßnahmen zu
treffen. Das Übereinkommen ist als Rahmen angelegt,
in dem künftig weitere Aktionen vereinbart werden
sollen.
Das Kyoto-Protokoll
Den nächsten Schritt machten die Regierungen
1997 in der japanischen Stadt Kyoto, indem sie das
wichtige Kyoto-Protokoll verabschiedeten. Dieser
Vertrag verpflichtet die Industrieländer dazu, ihre
Treibhausgasemissionen zu reduzieren bzw. zu
begrenzen und bis 2012 bestimmte Emissionsziele zu
erreichen. Für jedes Land ist ein Ziel festgelegt.
Die Industrieländer stehen im Mittelpunkt des Kyoto-Protokolls,
weil sie für den Großteil der früheren und gegenwärtigen
Treibhausgasemissionen verantwortlich sind und über das Wissen
und das Geld verfügen, diese zu verringern. Beispielsweise werden
in der EU 11 Tonnen Treibhausgase pro Einwohner und Jahr
erzeugt, während sich diese Menge in den Entwicklungsländern
auf nur 1 Tonne beläuft.
Das Kyoto-Protokoll trat am 16. Februar 2005 in Kraft. Bisher
ist es von 150 Regierungen – einschließlich aller 25 EUMitgliedstaaten – formell angenommen worden (). 36 der
Vertragsparteien sind Industrieländer mit Kyoto-Emissionszielen,
wobei die meisten ihre Treibhausgasemissionen bis 2012 um
5-8 % gegenüber dem Niveau von 1990 senken müssen. Nur die
USA und Australien haben beschlossen, dem Kyoto-Protokoll
nicht formell beizutreten, obwohl sie dies ursprünglich geplant
hatten.The Kyoto Protocol is a first step — even when it was
negotiated, it was clear that it would not be enough to stop climate
change. But the Protocol is crucial because it signals to the rest of
() Stand der Ratifizierung am 29. April 2005.
954580_BW_DE.indd 13
28-11-2005 10:13:10
14
the world that the vast majority of industrialised nations
are willing to change course to save the world’s climate.
It has also introduced various mechanisms under which
countries cooperate in reducing emissions, which will lower
costs.
Das Kyoto-Protokoll stellt einen ersten Schritt dar. Schon bei
den Verhandlungen dazu war klar, dass mit ihm allein der
Klimawandel nicht aufzuhalten sein würde. Das Protokoll ist
allerdings ausschlaggebend, da es den anderen Ländern der Welt
signalisiert, dass die große Mehrheit der Industriestaaten zu einer
Kursänderung bereit ist, um das Klima auf der Erde zu retten.
Außerdem wurden im Protokoll verschiedene Mechanismen
vereinbart, auf deren Grundlage die Länder bei der Verringerung
der Emissionen zusammenarbeiten, um Kosten zu senken.
Was die EU tut
Die Europäische Union steht im weltweiten Kampf gegen den
Klimawandel an vorderster Front. Ihrer Überzeugung nach ist
sie als führende Wirtschaftskraft verpflichtet, mit gutem Beispiel
voranzugehen.
Bei den Verhandlungen zum Kyoto-Protokoll übernahmen die 15
damaligen Mitgliedstaaten der EU (gelb unterlegt, siehe Übersicht
auf der nächsten Seite) ein besonders ehrgeiziges Ziel: bis 2012
ihre gemeinsamen Treibhausgasemissionen um 8 % unter das
Niveau von 1990 zu senken. Danach wurde entschieden, welchen
Beitrag jedes Land unter Berücksichtigung seiner wirtschaftlichen
Situation und industriellen Struktur leisten sollte, damit dieses
gemeinschaftliche Ziel erreicht wird. Die meisten müssen ihre
Emissionen reduzieren, doch einige dürfen sie bis zu einem
bestimmten Grenzwert erhöhen, während sie andere auf dem
Niveau von 1990 zu halten haben.
Die zehn Staaten, die am 1. Mai 2004 der EU beigetreten sind
(blau unterlegt), haben im Rahmen des Kyoto-Protokolls
individuelle Ziele, mit Ausnahme von Zypern und Malta, für die
keine Ziele festgelegt sind.
954580_BW_DE.indd 14
28-11-2005 10:13:12
15
Kyoto-Ziele der EU-Mitgliedstaaten
EU-Mitgliedstaaten, für die das kollektive
Ziel einer 8%igen Reduzierung im Rahmen
des Kyoto-Protokolls gilt
Austria
–13 %
EU-Mitgliedstaaten
mit Einzelzielen im Rahmen
des Kyoto-Protokolls
Tschechische Republik
–8 %
Belgien
–7.5 %
Estland
–8 %
Dänemark
–21 %
Ungarn
–6 %
–8 %
Finnland
0%
Lettland
Frankreich
0%
Litauen
–8 %
Deutschland
–21 %
Polen
–6 %
Griechenland
+25 %
Slowakei
–8 %
Irland
+13 %
Slowenien
–8 %
Italien
–6.5 %
Luxemburg
–28 %
Niederlande
–6 %
Portugal
+27 %
Spanien
+15 %
Schweden
+4 %
Vereinigtes Königreich
–12.5 %
Im März 2000 startete die EU das Europäische
Programm zur Klimaänderung (European Climate
Change Programme – ECCP). Gemeinsam mit
Vertretern von Industrie, Umweltorganisationen
und sonstigen Interessengruppen hat die EU
einen Katalog von 42 Maßnahmen erstellt,
mit deren Hilfe die Mitgliedstaaten ihre
Treibhausgasemissionen kostengünstig verringern
können. Diese Maßnahmen sind mittlerweile als
Gesetze verabschiedet worden oder befinden sich
im Gesetzgebungsverfahren.
Ein Eckstein der EU-Strategie zum Klimawandel ist das am
1. Januar 2005 in Kraft gesetzte EU-Emissionshandelssystem.
Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten haben Höchstwerte
dafür festgelegt, wie viel CO von ca. 12 000 Kraftwerken und
energieintensiven Produktionsstätten pro Jahr ausgestoßen
werden darf. Diese Anlagen verursachen fast die Hälfte der COEmissionen der EU. Diejenigen Anlagen, deren CO-Ausstoß
unter der zulässigen Grenze liegt, können ihre Emissionsrechte
an andere verkaufen, die eine weniger positive Bilanz aufweisen.
Dadurch entsteht ein finanzieller Anreiz zur Verringerung
von Emissionen. Das System stellt außerdem sicher, dass
es Käufer für Emissionsrechte gibt. Unternehmen, die ihre
Emissionshöchstwerte überschreiten würden, ohne dies mit von
anderen erworbenen Emissionsrechten abzudecken, müssten
954580_BW_DE.indd 15
28-11-2005 10:13:14
16
deftige Geldbußen zahlen. Durch das Emissionshandelssystem
wird sichergestellt, dass Emissionen dort reduziert werden,
wo es am billigsten ist, und so die Gesamtkosten der
Emissionsverringerung gemindert werden.
as
Greenhouse g
e EU in 2001
Zu den ECCP-Maßnahmen gehören des Weiteren: die Senkung des
Kraftstoffverbrauchs von Fahrzeugen und die Verbesserung der
Energieeffizienz von Gebäuden (durch bessere Wärmedämmung
können sich die Heizungskosten um 90 % verringern!); die
zunehmende Nutzung erneuerbarer Energiequellen wie Wind,
Sonne, Gezeiten, Biomasse (organisches Material, z. B. Holz und
Holzabfälle, Pflanzen, tierische Exkremente usw.) und Erdwärme
(heiße Quellen und Vulkane); die Förderung von gleichzeitiger
Herstellung von Strom und Wärme, um den Energieverbrauch zu
senken; die Kontrolle der in Klimaanlagen verwendeten fluorierten
Treibhausgase; die Verringerung der Methanemissionen von
Abfalldeponien; die Sensibilisierung der Öffentlichkeit sowie die
Stärkung der Forschung wie auch die Entwicklung und der Einsatz
klimafreundlicher Technologien.
emissions in th
Energiesek tor
28%
Verkehr
21%
Sonstige
4%
Landwirtschaft 10 %
Haushalte sowie
lere
kleine und mitt
%
17
en
m
eh
rn
te
Un
gentur.
ische Umwelta
Quelle: Europä
954580_BW_DE.indd 16
Industrie
20 %
Es gibt bereits viele solche Technologien, die nur weiter
verbessert werden müssen, damit sie umfassend eingesetzt
werden können. Beispielsweise ist es möglich, Teile des
beim Verbrennen von fossilen Brennstoffen freigesetzten
Kohlendioxids einzufangen und in stillgelegten
Bergwerken oder ehemaligen Ölfeldern einzuschließen.
Durch dieses als „CO-Abtrennung und -Speicherung“
bekannte Verfahren wird der Ausstoß von CO in die
Atmosphäre verringert. Eine weitere viel versprechende
Technologie, die aber noch wesentlich besser erforscht
werden muss, ist die Wasserstofferzeugung aus
erneuerbaren Energiequellen zur Verwendung in
Brennstoffzellen. In der Brennstoffzelle reagiert
Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser, wobei
elektrischer Strom erzeugt wird.
Die EU wird ihre Kyoto-Ziele bis 2012 erreichen, sofern alle
von der EU und den Mitgliedstaaten geplanten Maßnahmen
verwirklicht werden. Bis 2002 – dem letzten Jahr, für das bei
Erstellung dieser Broschüre Daten vorlagen – hatten die damaligen
15 EU-Mitgliedstaaten ihre Treibhausgasemissionen um
2,9 % unter das Niveau von 1990 gesenkt (das Kyoto-Ziel liegt für
sie bei 8 %). Für die jetzigen 25 EU-Mitgliedstaaten betrug die
Reduzierung insgesamt 9 %.
28-11-2005 10:13:14
17
Was die Wirtschaft tut
Die Unternehmen spielen beim Kampf gegen den Klimawandel
eine wichtige Rolle. Ihnen wird zunehmend bewusst, dass sie mit
der Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen nicht nur zum
Klimaschutz beitragen, sondern auch Geld sparen und ein gutes
Image sowie Wettbewerbsvorteile erlangen können.
Ein multinationales Unternehmen z. B., das seine große
Produktpalette in vielen Teilen der Welt fertigen lässt, hat
seit 1990 1,5 Mrd. EUR dadurch eingespart, dass es in seinen
Produktionsstätten den Energieverbrauch gesenkt und
neue klimafreundliche Technik installiert hat. Weitere 7-11
Mio. EUR jährlich spart es durch die Nutzung erneuerbarer
Energiequellen ein. Durch diese Maßnahmen hat es seit 1990 seine
Treibhausgasemissionen um 67 % verringert ().
Die Verbände der europäischen, japanischen und koreanischen
Fahrzeughersteller haben sich freiwillig verpflichtet, den
durchschnittlichen CO-Ausstoß neuer, in Europa verkaufter
Pkw bis 2008 (europäische Autohersteller) bzw. 2009
(japanische und koreanische Hersteller) um rund
ein Viertel gegenüber dem Niveau von 1995 zu
senken.
Durch die Entwicklung klimafreundlicher
Technologien werden auch neue Arbeitsplätze
geschaffen und neue Märkte erschlossen. Dank
der in einigen EU-Ländern geltenden Regelungen
zur Förderung der Windenergie beliefern europäische
Unternehmen jetzt 90 % des boomenden Weltmarkts für
Windkraftanlagen. In Deutschland wurden durch die Nutzung der
Windenergie 40 000 Arbeitsplätze geschaffen.
Entwickeln die europäischen Unternehmen frühzeitig
neue klimafreundliche Verfahren, werden sie einen
Wettbewerbsvorsprung haben, wenn die globale Nachfrage danach
steigt.
() Siehe „Less is more: 14 pioneers in reducing greenhouse gas emissions“ von The Climate
Group, einem Zusammenschluss von Unternehmen und Organisationen, die sich dem
Ziel der Reduzierung der Treibhausgasemissionen verschrieben haben. Der Bericht ist
unter http://www.theclimategroup.org/tcg_lessmore.pdf abrufbar.
954580_BW_DE.indd 17
28-11-2005 10:13:15
18
Was du tun kannst
Der Klimawandel ist ein globales
Problem, und doch ist es jedem von
uns möglich, einen Beitrag zu seiner
Lösung zu leisten. Selbst durch kleine
Veränderungen in unserem Verhalten
können Treibhausgasemissionen vermieden
werden, ohne dass unsere Lebensqualität
beeinträchtigt wird. Tatsächlich können wir
dadurch sogar Geld sparen.
• Mach mit beim Recyceln! Beim Recycling von 1 kg
alter Aluminiumdosen wird 10-mal weniger Energie
verbraucht als bei deren Neuherstellung. Auch für die
Papierherstellung aus alten Zeitungen anstelle von
Holzschliff wird wesentlich weniger Energie benötigt.
• Erhitze für die Zubereitung eines Heißgetränks nur die
tatsächlich erforderliche Wassermenge.
• Spare heißes Wasser, indem du eher duschst als badest
– das kostet nur ein Viertel der Energie.
• Denke daran, unnötige Beleuchtung auszuschalten.
Haushalte verursachen 30 % des Stromverbrauchs in
der EU. Wenn wir alle Strom sparen, macht das also
einen großen Unterschied.
• Probiere Energiesparbirnen aus, wenn Du ’mal
wieder neue Glühbirnen kaufst: Sie halten länger und
verbrauchen 5-mal weniger Strom als herkömmliche
Glühbirnen.
• Lasse Fernseher, Stereoanlage oder Computer nicht
im Stand-by – der Betriebsart, in der noch ein kleines
Lämpchen leuchtet. Im Durchschnitt verbraucht ein
Fernseher 45 % der Energie, die er benötigt, im Standby. Wenn alle Europäer auf das Stand-by verzichten
würden, könnte man mit dem eingesparten Strom ein
Land von der Größe Belgiens versorgen.
• Ziehe das Ladegerät Deines Handys aus der Steckdose,
wenn du dein Handy nicht gerade auflädst. Wenn Du
es drin lässt, gehen 95 % der Energie verloren – nur 5 %
werden tatsächlich zum Aufladen des Telefons genutzt.
954580_BW_DE.indd 18
• Kaufen du oder deine Eltern ein neues Elektrogerät
(z. B. einen Kühlschrank oder eine Waschmaschine),
achte darauf, dass es laut der Kennzeichnung, die
jedes Gerät tragen muss, zur Energieeffizienzklasse „A“
gehört. Ein „A“ bescheinigt einen sehr wirksamen und
wirtschaftlichen Energieverbrauch.
• Achte beim Kauf von Waren in Geschäften und
Supermärkten auf das europäische Umweltzeichen,
d. h. auf das Symbol mit der kleinen Blume (siehe
links oben neben diesem Kasten). Man kann
dann sicher sein, dass bei der Herstellung strenge
Umweltvorschriften eingehalten wurden.
• Überheize deine Wohnung nicht. Wenn man
die Temperatur um nur 1 °C reduziert, kann die
Energierechnung der Familie um bis zu 7 % niedriger
ausfallen.
• Zum Lüften solltest du die Fenster für ein paar Minuten
weit öffnen und dann wieder schließen, statt die
Wärme über einen langen Zeitraum entweichen zu
lassen.
• Auf Privatfahrzeuge entfallen 10 % der CO-Emissionen
in der EU. Öffentlicher Nahverkehr, Rad fahren und
laufen sind billigere und gesündere Alternativen.
• Wenn sich deine Eltern ein neues Auto anschaffen
wollen, schlage ihnen vor, ein kleineres und
kraftstoffsparendes Modell zu kaufen. Aufgrund
der europäischen Rechtsvorschriften müssen
Autohersteller angeben, wie viel CO ihre Fahrzeuge
ausstoßen.
• Weltweit stellt der Flugverkehr die Quelle von COEmissionen mit den höchsten Zuwachsraten dar.
Nutze für Strecken von ein paar hundert Kilometern
Alternativen wie Züge und Busse.
• Pflanze in deiner Schule, in eurem Garten oder bei
euch in der Nähe einen Baum. Fünf Bäume nehmen
während ihres Lebens im Durchschnitt 1 Tonne CO auf.
28-11-2005 10:13:16
19
Blick in die Zukunft
Die Europäische Union ist davon überzeugt, dass wir unseren
Ausstoß von Treibhausgasen verringern und gleichzeitig den
Lebensstandard und die Lebensqualität der Menschen weiter
verbessern können. Beide Aspekte sind durchaus vereinbar. Dies
setzt jedoch voraus, dass wir an der Art und Weise, wie wir leben
und mit Energie umgehen, etwas ändern.
Die führenden Politiker Europas sind sich darin einig, dass ein
Anstieg der weltweiten Temperaturen um mehr als 2 °C gegenüber
dem Niveau vor der Industrialisierung nicht zugelassen werden
darf. Würde diese Marke überschritten, erhöhte sich weltweit das
Risiko einer Verknappung der Nahrungsmittel- und Wasservorräte
sowie von Umweltkatastrophen. Doch um das Ziel von 2 °C
einzuhalten, sind nach 2012 – dem Jahr, bis zu dem die Ziele
des Kyoto-Protokolls erreicht werden müssen – weitreichende
Maßnahmen erforderlich.
So könnte es nötig werden, dass die Industrieländer ihre
Treibhausgasemissionen gegenüber dem Niveau von 1990 bis 2020
um 15-30 % und bis 2050 um 60-80 % senken. Aber es ist wichtig,
dass sich auch wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklungsländer
an einem künftigen Übereinkommen beteiligen, denn ihre
Emissionen steigen schnell.
Derzeit laufen internationale Gespräche über eine künftige
Strategie zur Bekämpfung des Klimawandels an. Die Europäische
Kommission hat bereits ein Papier mit einer Reihe von
grundlegenden Elementen, die in dieser Strategie
berücksichtigt werden sollten, veröffentlicht.
Dazu zählen die breite Beteiligung aller
Länder mit hohen Treibhausgasemissionen
und die zielgerichtete Entwicklung neuer
klimafreundlicher Technologien.
Der Klimawandel kann nicht von heute
auf morgen aufhören. Je früher wir uns
jedoch des Problems bewusst werden und
ihm entgegenwirken, desto besser werden
wir in der Lage sein, unsere Zukunft
zu steuern, unter zufrieden stellenden
Bedingungen zu leben und all die Schönheit
und Vielfalt unseres Planeten für die kommenden
Generationen zu bewahren.
954580_BW_DE.indd 19
28-11-2005 10:13:18
20
Nützliche Websites über den Klimawandel
Europäische Kommission, Generaldirektion Umwelt
http://www.europa.eu.int/comm/environment/climat/home_en.htm
Europäische Umweltagentur
http://themes.eea.eu.int/Environmental_issues/climate
Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen und Kyoto-Protokoll
http://unfccc.int/2860.php
Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe über Klimaänderungen
http://www.ipcc.ch/
Umweltprogramm der Vereinten Nationen
http://www.unep.org/themes/climatechange/
The Climate Group
http://www.theclimategroup.org
WWF
http://panda.org/about_wwf/what_we_do/climate_change/index.cfm
Greenpeace
http://www.greenpeace.net/climate.htm
Diese Broschüre kann unter der folgenden Adresse bestellt oder elektronisch heruntergeladen werden:
http://europa.eu.int/comm/environment/pubs/home.htm
954580_BW_DE.indd 20
28-11-2005 10:13:21
Europäische Kommission
Klimawandel – worum geht es eigentlich?
Eine Einführung für junge Leute
Luxemburg: Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften
2005 – 20 S. – 21 x 21 cm
ISBN 92-894-8913-8
VERKAUF UND ABONNEMENTS
Die kostenpflichtigen Veröffentlichungen des Amtes für Veröffentlichungen sind bei unseren
Verkaufsstellen in zahlreichen Ländern der Erde erhältlich oder dort zu bestellen. Das Verzeichnis dieser
Stellen können Sie erhalten:
• über die Internet-Seite des Amtes für Veröffentlichungen (http://publications.eu.int),
• über die Faxnummer (352) 29 29-42758.
954580_CV_DE.indd 4
28-11-2005 10:15:27
KH-35-01-344-DE-C
ISBN 92-894-8913-8
,!7IJ2I9-eijbdd!
›
954580_CV_DE.indd 1
28-11-2005 10:15:21
Herunterladen