Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen Satz 6.15 Beispiele: Für alle t, s 2 R gilt: 1. |e it | I =1 aber nach 1. Binom = e it · e is 3. e it = e it = 1it e 4. e int = (e it )n , n 2 Z 2. e i(t+s) (Additionstheorem) (cos t + i sin t)2 = cos2 t + 2i sin t cos t cos 2t = cos2 t I Zu 2) cos(t + s) + i sin(t + s) = (cos t cos s RS sin t sin s) + i(sin t cos s + cos t sin s) (Def.) Mathematik für Chemiestudierende I (cos t + i sin t)3 = cos 3t + i sin 3t, WS 2016/2017 cos 3t = cos3 t 165 / 288 G. Skoruppa (TU Dortmund) Komplexe Zahlen Zu 3) Wegen cos(t) = cos( t) und e it 1 e it Def. = = e it e it = 3 cos t sin2 t und sin 3t = 3 cos2 t sin t Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 sin3 t. 167 / 288 Komplexe Zahlen sin(t) = sin( t) (vgl. später) folgt cos( t) + i sin( t) = cos t e it sin 2t = 2 sin t cos t. (cos t + i sin t)3 = cos3 t + 3 cos2 t · i sin t + 3 cos t(i sin t)2 + (i sin t)3 = (cos3 t 3 cos t sin2 t) + i(3 cos2 t sin t sin3 t). Also durch Vergleich: (vgl. später) sin t sin s) + i(sin t cos s + cos t sin s) G. Skoruppa (TU Dortmund) und aber mit dem binomischen Lehrsatz (Pascalsches Dreieck!) (Def.) = (cos t + i sin t) · (cos s + i sin s) = (cos t cos s sin2 t Das ist aber auch nichts Neues, denn diese Formeln haben wir bereits im Beweis zu Satz 6.15 investiert. Sie werden später unabhängig hiervon nachgewiesen. Zu 1) |e it |2 = cos2 (t) + sin2 (t) = 1. = sin2 t. Also durch Vergleich: Beweis: LS (cos t + i sin t)2 = cos 2t + i sin 2t, e it =e |e it |2 it Satz 6.17 (Polardarstellung) Jedes z 2 C kann in der Form i sin t = e it z = r · e it . 2 Zu 4) Mehrfaches Anwenden von 2. für t = s mit r 2 [0, 1[, t2R dargestellt werden. Dabei ist durch z I Satz 6.16 (Moivre-Formel) I Für alle t 2 R, n 2 Z gilt: I r = |z| eindeutig bestimmt, bei z 6= 0: t eindeutig in ] ⇡, ⇡] bzw. ganz allg. eindeutig bis auf Addition ganzer Vielfacher von 2⇡ bestimmt, bei z = 0: t beliebig. (cos t + i sin t)n = cos nt + i sin nt . Beweis: Beweis: Eulersche Relation und Satz 6.15 (4) Bemerkung: Ausrechnen der LS für n > 0 nach dem binomischen Lehrsatz (der auch in C gilt) liefert Darstellungen für cos nt, sin nt mittels algebraischen Ausdrücken in cos t, sin t. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 166 / 288 Für z = 0: Für z = 6 0: 0 = 0 · e it , t 2 R. |z/|z|| = |z|/|z| = 1, also nach 6.14 eindeutigem t 2] G. Skoruppa (TU Dortmund) ⇡, ⇡]. Daraus folgt z = |z|e it . Mathematik für Chemiestudierende I z = e it m. |z| WS 2016/2017 2 168 / 288 Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen Bemerkung 2: z1 = r1 e it1 z2 = r2 e it2 Definition und Satz 6.18 Für z = a + bi 6= 0 gibt es nach letztem Satz ein eindeutig bestimmtes t 2] ⇡, ⇡] mit z = re it . Dieses t heißt das Argument von z, geschrieben arg z. Es gilt ⇢ arccos ar , falls b 0 t = arg z = arccos ar , falls b < 0 Mathematik für Chemiestudierende I d.h. die Beträge werden multipliziert/dividiert und die Argumente addiert/subtrahiert. Animation zur Addition Animation zur Multiplikation 2 Beweis: Folge der Deutung von cos am Einheitskreis. G. Skoruppa (TU Dortmund) Polardarstellung ‘gut’ für Multiplikation/Division: ⇢ z1 · z2 = r1 e it1 · r2 e it2 = r1 r2 · e i(t1 +t2 ) ) z1 /z2 = (r1 e it1 )/(r2 e it2 ) = r1 /r2 · e i(t1 t2 ) WS 2016/2017 169 / 288 G. Skoruppa (TU Dortmund) Komplexe Zahlen (a, b 2 R) it = re (r 0, t 2 R) Umrechnungsformeln: r= a2 + b 2 , kartesische Darstellung Grundlegende Idee dazu: Das Dreieck mit den Ecken 0, 1, z1 und das Dreieck mit den Ecken 0, z2 und z1 · z2 sind ähnlich. Polardarstellung t = arg(a + bi), Bemerkung 3: Multiplikation mit e i↵ (↵ > 0): Drehung um ↵ gegen Uhrzeiger! Bemerkung 4: Speziell Multiplikation mit i: Drehung um gegen Uhrzeiger. falls z = a + bi 6= 0 a+ x bi ? y Kartesische Darstellung ‘gut’ für Addition: z1 = a1 + b1 i z2 = a2 + b2 i (a, b) ) z1 + z2 = (a1 + a2 ) + (b1 + b2 )i. Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 = 90 i · ... 7! J(. . .) 7! b x+ ai ? y ( b, a) Jetzt grafisch klar, wie man komplexe Zahlen potenziert. Damit kann man nun leicht rückwärts n-te Wurzeln komplexer Zahlen finden . . . Geometrisch: ‘Vektoraddition’ ! G. Skoruppa (TU Dortmund) ⇡ 2 Entspricht der Abbildung J, die (a, b) auf ( b, a) dreht: (r , t) heißen die Polarkoordinaten von (a, b). Bemerkung 1: 171 / 288 Dabei kann die Multiplikation z1 · z2 geometrisch ausgeführt werden. a = r cos t, b = r sin t p WS 2016/2017 Komplexe Zahlen Definition und Satz 6.19 z = a + bi Mathematik für Chemiestudierende I 170 / 288 G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 172 / 288 Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen Definition und Satz 6.20 (n-te Einheitswurzeln) Sei n 2 N. Die Gleichung Beweis: zn = 1 I hat genau die n unterschiedlichen Lösungen zk := e i = 2k⇡ n Satz 6.15(4) 2k⇡ cos 2k⇡ n + i sin n = (k=0,1,. . . , n-1). Diese heißen die n-ten Einheitswurzeln. Graphisch: Ecken eines gleichseitigen n-Ecks, das S 1 einbeschrieben ist, mit einer Ecke in 1. Animation 1 G. Skoruppa (TU Dortmund) alle angegebenen zk lösen z n = w , denn ⇣ t+2k⇡ ⌘n p (zk )n = ( n r )n · e i n Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 173 / 288 = die zk sind alle verschieden: sie sind die Ecken eines gleichseitigen n-Ecks um 0. Genauer: zk+1 geht aus zk durch Drehen um 2⇡ n um Drehpunkt 0 hervor. I Polynomgleichung n-ten Grades z n + an 1 z n 1 + · · · + a0 = 0 hat generell höchstens n Lösungen. Das gilt sowohl in R wie in C. Damit kann es nicht mehr als die hier angegebenen Lösungen geben. 2 G. Skoruppa (TU Dortmund) 175 / 288 Satz 6.23 (Fundamentalsatz der Algebra) hat genau die n unterschiedlichen Lösungen = WS 2016/2017 Von der Existenz komplexer Wurzeln in allen algebraischen Situationen lebt der Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra: zn = w E-Wurzeln Mathematik für Chemiestudierende I Man finde die Lösungen der Gleichung z 3 + 8 = 0. Also z 3 = 8 = 8e i⇡ . p ⇡+2k⇡ ⇡ 2k⇡ Damit sind die Lösungen 3 8 · e i 3 = 2e i 3 · e i 3 , k = 0, 1, 2. Gleichseitiges Dreieck um 0 und einer Ecke in 2. Sei n 2 N. Sei w = re it 2 C und w 6= 0. Die Gleichung zk := periodisch). Beispiel 6.22 Satz 6.21 (n-te Wurzeln) p n (e it wie cos, sin 2⇡ Komplexe Zahlen Beweis: in der Vorlesung motiviert. Hier beweisen wir nur den allgemeineren t 2k⇡ r · e i n · e| i{zn } w I Komplexe Zahlen p n r · e i(t+2k⇡) t+2k⇡ r · ei n , Jedes nicht konstante Polynom k = 0, 1, . . . , n 1. p(x) = an x n + an 1x n 1 + . . . + a1 x + a0 , n 2 N, ai 2 C hat eine Nullstelle in C. Also ist jede Gleichung (m. nicht konst. linker Seite) an x n + an 1 x n 1 + . . . + a1 x + a0 = 0 in C lösbar. Bemerkung: Für w = 1 = 1 · e i·0 ergibt sich gleich der Satz über die Einheitswurzeln. Beweis: o.D. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 174 / 288 G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 176 / 288 Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen Bemerkung: Wie im Reellen gilt weiterhin (das wurde ja bereits im letzten Satz bei Beweis benutzt): Ein Polynom n-ten Grades hat – auch in C – max. n Nullstellen (alte Beweisidee: Spalte jede Nullstelle als Linearfaktor durch Polynomdivision ab. Bei einem Polynom n-ten Grade geht dies max. n mal). Zusammen mit dem Fundamentalsatz folgt: Ein Polynom n-ten Grades (n > 0) hat in C (mit Vielfachheiten gezählt) genau n Nullstellen. Satz 6.26 (Darstellung der trigonometrischen Funktionen mittels der Exponentialfunktion) Übers Komplexe sind die trigonometrischen Funktionen durch die Exponentialfunktion ausdrückbar: cos t = 12 (e it + e Der folgende Abschnitt ist nicht klausurrelevant und dient nur als ergänzende Information. Man kann die bekannte Exponentialfunktion auf die komplexen Zahlen fortsetzen, so dass alles kompatibel mit der Euler-Relation (vgl. Definition und Satz 6.14) ist und für reelle Einsetzungen nichts Neues ensteht: Definition 6.24 (Komplexe e-Funktion) it ), sin t = 1 it 2i (e e it ) Beweis: Einfach mit der Euler-Relation (vgl. Definition und Satz 6.14) 2 Im Komplexen sind also die trigonometrischen Funktionen und die Exponentialfunktion aus einem Holz“. ” Für z = a + bi 2 C mit a, b 2 R setzt man e z = e a+bi := e a · e ib = e a (cos b + i sin b). G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 177 / 288 Komplexe Zahlen 179 / 288 7. Abbildungen und Funktionen Definition 7.1 (Abbildung, Funktion) f :D!Z e z+w = e z · e w . ordnet jedem Element p 2 D genau ein Element f (p) 2 Z zu. Man nennt Abbildungen auch Funktionen, vor allem dann, wenn die Werte Zahlen sind (d.h. Z = R). Beweis: Falls z = a + bi und w = u + vi, so = Def . = = e a+bi+u+vi = e (a+u)+(b+v )i D heißt Definitionsmenge, Z Zielmenge der Abbildung. e a+u · e i(b+v ) = e a · e u · e ib · e iv Das einem p 2 D zugeordnete f (p) heißt Bild von p unter f . Def . e a+bi · e u+vi = e a · e u · e ib · e iv 2 Schreibweise auch e z =: exp z. G. Skoruppa (TU Dortmund) WS 2016/2017 Seien D, Z Mengen. Eine Abbildung von D nach Z , geschrieben als Satz 6.25 Für z, w 2 C gilt RS Mathematik für Chemiestudierende I Abbildungen und Funktionen Man beachte, dass für reelle Zahlen z = a = a + 0 · i gilt e z = e a . Auch die bekannte Funktionalgleichung der reellen Exponentialfunktion gilt weiter für die Fortsetzung: LS G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 178 / 288 Ist D ⇢ R , so heißt f Funktion in einer reellen Veränderlichen, ist D ⇢ Rn , so heißt f Funktion in n reellen Veränderlichen. Ist Z ⇢ R, so heißt f reellwertig. G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematik für Chemiestudierende I WS 2016/2017 180 / 288