2/2004 ts Info Schule gib auch online: h le.c www.infoschu ALFRED MATTHIAS Inhalt Klimapolitik Wohin treibt die Schweizer Klimapolitik? Seite 9 Der Eisbär und das Klima Die Arktis ist die Region auf der Welt, wo sich der Klimawandel als erstes bemerkbar macht. Mit Computerprogrammen haben Wissenschafterinnen und Wissenschafter berechnet, dass bis zum Jahr 2080 in den Sommermonaten das polare Eis ganz verschwunden sein wird, wenn die Klimaerwärmung so weitergeht. Unsere Konsumgewohnheiten entscheiden über das Eis der Arktis und der Alpen – helfen Sie mit, den Klimawandel aufzuhalten! Kids for the Alps fragt nach: Wie wasserfreundlich ist Ihre Gemeinde? Seite 12 Dossier Klimaveränderung bei uns NICOLAS D’AUJOURD’HUI WWF-CANON/SVEIN B. OPPEGAARD Befreie deinen Fluss Ein Rollenspiel zur Klimaveränderung in den Alpen finden Sie auf den Seiten 5–7 WWF aktuell Neuigkeiten Besuchen Sie uns im Internet: www.infoschule.ch Das schmelzende Königreich Wenn sich das Klima in diesem Tempo weiter verändert, gerät das Gleichgewicht in der Tier- und Pflanzenwelt durcheinander. Die einzelnen Arten reagieren auf den Klimawandel sehr unterschiedlich. Einige werden sich anpassen können, andere werden verschwinden. Der Eisbär, als grösstes Fleisch fressendes Landsäugetier, ist innerhalb seines Ökosystems ein guter Indikator für dessen Gesundheit, denn Veränderungen werden zuerst an dem Tier sichtbar, das an der Spitze der Nahrungskette steht. Deshalb hat der WWF den Eisbären als Symbol für Komplexität und Wechselwirkungen des marinen Ökosystems der Arktis ausgewählt. Dem Eisbären geht es immer so gut wie seinem Lebensraum, der Arktis – und die schmilzt. Lesen Sie auf den Seiten 3 und 4 über den König der Arktis – und über die Umweltprobleme, die die Grenzen jedes Königreichs überschreiten. Auch in den Alpen macht sich der Klimawandel bemerkbar: Immer weniger Skigebiete sind schneesicher, Murgänge und Steinschlag verunsichern die Bevölkerung. Lassen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler in einem Rollenspiel diskutieren, ob ein neuer Sessellift im Alpenraum gebaut werden soll: So werden sie die Komplexität der Auswirkungen des Klimawandels am anschaulichsten begreifen. Eine Anleitung zum Rollenspiel finden Sie auf den Seiten 5 bis 7. Bewegt sich die Schweizer Klimapolitik? Wie stehen wir im internationalen Umfeld da? Was können die Politik, die Wirtschaft und jede/r Einzelne bewirken, um die Klimaänderung aufzuhalten? Antworten dazu finden Sie auf der Seite 9. Viele Massnahmen zum Erhalt lebendiger, naturnaher Flüsse sind auf gesetzlicher Ebene bereits geregelt. Die Umsetzung ist jedoch oft in der Kompetenz der Gemeinden. Deshalb fragt «Kids for the Alps» nach: Wie wasserfreundlich ist Ihre Gemeinde? Mittels einer Checkliste können Sie mit Ihrer Schulklasse Ihre Gemeinde auf Herz und Nieren untersuchen. Lesen Sie mehr dazu auf der «Kehrseite». Rund um den Globus häufen sich die Signale einer vom Menschen verursachten Klimaänderung – an das ungewöhnlich heisse Wetter vom letzten Sommer erinnern wir uns alle noch. Packen wir die Herausforderung an: Nur durch uns Menschen lässt sich die Klimaänderung aufhalten – in der Arktis und Antarktis, in den Alpen und überall auf der Welt. KATHRIN SCHLUP Certified by SGS, SGS-CoC-0474 FSC Trademark © 1996 Forest Stewardship Council A.C. WWF Info Schule 2/2004 Tiere und Pflanzen in den Alpen: Anpassen, um zu überleben ■ Der Klimawandel bedroht die Tier- und Pflanzenwelt der Alpen: Sie müssen innert weniger Jahrzehnte immer höher wandern, um den Lebensraum vorzufinden, an den sie sich über Jahrtausende erfolgreich angepasst haben. Wie diese Anpassungen im Detail aussehen, erfahren Kinder am Beispiel ausgesuchter Alpentiere und Pflanzen in diesem Pandaclub. Ausserdem finden Sie die Ausschreibung zum Postkartenverkauf, der Nachfolgeaktion des jährlichen Etikettenverkaufs. Klassensatz: Bestell-Nr. 1666.00, Fr. 10.– URWALDFREUNDLICHE SCHULE Urwaldschutz konkret ■ Die Städte Zürich, Bern und Zug haben urwaldfreundliche Papierverordnungen bekommen – künftig wird es dort für Schulen und Verwaltung nur noch Recycling- und FSC-Papier geben. Die Stadt Zürich hat alle Materialeinkäufer der Schulen in einem Workshop ausgebildet, wie sie künftig möglichst Recyclingpapier an ihren Schulen einsetzen können. Die Städte Zürich und Bern haben alle Schulen eingeladen, urwaldfreundlich zu werden. Und folgen wird Zug: Dort hat eben das Stadtparlament die neue Papierverordnung unter Dach und Fach gebracht, die einen Recyclingpapieranteil von 90% vorgibt. Vermutlich ein Deutschweizer Rekord, nur die Stadt Genf ist mit 100% noch kon- PANDAMOBIL: Ausstellung 2004–2005: «Der Eisbär kommt ins Schwitzen!» ■ Am Beispiel der Arktis, einer für den WWF wichtigen Ökoregion, veranschaulicht die neue Pandamobil-Ausstellung «Der Eisbär kommt ins Schwitzen!» die verheerenden Auswirkungen der Klimaerwärmung auf fragile Lebensräume. Gewohnt spielerisch und lehrreich entführt unser erfahrener Animator Michel Terrettaz die Schülerinnen und Schüler auf eine Entdeckungsreise in die Arktis. Die Mechanismen des Klimas und die Auswirkungen unseres Konsums auf dessen Gleichgewicht werden auf einfache und interaktive Weise den Kindern näher gebracht. Sie erfahren, wie sie und ihre Familien im Alltag einen Beitrag zur Stabilisierung des Klimas und somit zum Erhalt des Lebens auf unserem Planeten leisten können. Den aktuellen Tourneeplan und weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter www.wwf.ch/pandamobil. Die Klima-Tournee des Pandamobils wird 2004 und 2005 unterstützt von der MIGROS Alle Infos zum Engagement der Migros für Mensch, Tier und Natur finden Sie auf www.migros.ch (Rubrik «Engagement»). Impressum Info Schule Nr. 2/04, Juli 2004 Die Mitglieder-Zeitschrift für Lehrpersonen. «Info Schule» erscheint 4-mal jährlich in Deutsch, Französisch und Italienisch. Herausgeber/Realisation: WWF Schweiz; Redaktion: Kathrin Schlup Adresse: WWF Schweiz, Hohlstrasse 110, Postfach, 8010 Zürich, Tel. 01 297 21 21, Fax 01 297 21 00 E-Mail: [email protected], Internet: www.wwf.ch, Spenden: PC 80-470-3 Druck: Ropress, Zürich, Papier: RePrint-FSC, © WWF Schweiz 2004 Kom 789/04, © 1986 WWF, ® WWF Registered Trademark 50% Minimum Der 50%-Frischfaseranteil dieses RePrint-FSC-Papiers stammt aus umwelt- und sozialverträglich genutzten und unabhängig zertifizierten FSC-Wäldern. Recyclingfaseranteil: 50% PANDA CLUB 3/04 sequenter. Es bewegt sich etwas im Land – zwar langsam, aber immerhin. Bei Ihnen auch? Schauen Sie unter www.urwaldfreundlich.ch nach, ob Ihre Gemeinde zu den 370 urwaldfreundlichen gehört. Sie können auch den Alleingang mit der Schule versuchen und später bei der Gemeinde anklopfen. Wie eben geschehen: Von der ersten urwaldfreundlichen Schule der Schweiz (Dietlikon) ging der Impuls aus, die gesamte Gemeinde folgt nun. Wir, WWF und Greenpeace, halten unser Angebot aufrecht: Besuchen Sie uns: www.urwaldfreundlicheschule.ch ZEWO anerkannt. 2 Thema Eisbär und Klima Das schmelzende Königreich Das arktische Reich IUCN POLAR BEAR SPECIALIST GROUP Die Welt der Arktis erscheint auf den ersten Blick öd und kahl: Die Winter sind lang, dunkel und beissend kalt, die Sommer kurz und oft sehr niederschlagsreich. Der Boden des arktischen Festlandes ist ganzjährig gefroren und meist mit einer leichten Schneedecke überzogen. Nur im Sommer, wenn die Sonne wochenlang nicht untergeht, schmilzt der Schnee an einigen Stellen und der Boden verwandelt sich in sumpfigen Grund. Verbreitung der Eisbär-Populationen in der Arktis. Der grösste Teil der Arktis besteht aus Meer, das das ganze Jahr über mit einer dicken Eisschicht bedeckt ist. Während des Winters dehnt sich das Eis nach Süden aus, im Frühling und Sommer schmilzt es und zieht sich nordwärts zurück. Im Frühling lässt die intensive Sonne das Meereis schmelzen und im Meer eine Blüte von Algen und Phytoplankton entstehen. Von diesem Plankton ernähren sich Zooplankton und kleine Krebse (Crustacea). Sie wiederum werden von Fischen, Seevögeln und Robben gefressen. Zuoberst, an der Spitze der arktischen Nahrungskette, steht der Eisbär. Eisbären leben in der gesamten Arktis rund um den Nordpol in 20 relativ gut ausgeprägten Populationen, die jeweils wenige hundert bis ein paar tausend Tiere zählen. Es gibt mindestens 20'000 freilebende Eisbären, 60% davon sind in Kanada beheimatet. Der Eisbär ist das grösste fleischfressende Landsäugetier der Welt und beeindruckt durch seine enorme Körpermasse: Er misst von der Nasenspitze bis zum Schwanz 2,5 Meter und wiegt bis zu 600 Kilogramm. Sein Lebensraum zwischen Pack- und Treibeis erfordert extreme Anpassungen an die dort herrschende Witterung. Bei Temperaturen von bis zu minus 70 Grad Celsius und Stürmen mit über 200 Stundenkilometern Windgeschwindigkeit muss der Eisbär extreme Umweltsituationen überwinden. Sein Fell ist sehr dicht und isoliert zusammen mit der darunterliegenden dicken Fettschicht so gut, dass Eisbären kaum Wärme verlieren. Die gelblich weisse Fellfarbe ist zudem eine ideale Tarnung für die Jagd auf dem Eis. Sein lateinischer Name «Ursus maritimus» weist darauf hin, dass der Eisbär viel Zeit im Wasser verbringt. Eisbären können im kalten Wasser des arktischen Meeres lange Distanzen zurücklegen. Auf dem Meereis jagen sie ihre Hauptbeutetiere: Ringel- und Bartrobben. Neben Robben fressen Eisbären auch junge Walrosse und Belugas, Narwale, Fische sowie Seevögel und ihre Eier. Im Winter sind die Bären ständig auf dem Meereis. Nur wenn sie sich zwischen ihren Nahrungsquellen bewegen, um sich auszuruhen oder um ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen, gehen sie auf das Festland. Trächtige Eisbärweibchen suchen das Festland im Spätherbst auf und graben in Schneeverwehungen Höhlen für ihre Jungen. Meist sind zwei Neugeborene in einem Wurf. Der Nachwuchs kommt im November oder im Dezember zur Welt. Die Jungen wiegen kurz nach der Geburt nur gerade 600 Gramm und haben ungefähr die Grösse eines Meerschweinchens. Sie werden bis März oder April gesäugt und sind dann mit 10 bis 15 Kilogramm Körpergewicht gross genug, um sich ins Meer hinauszuwagen. Im Sommer werden die Eisbären von der Eisschmelze für mehrere Monate auf das Festland getrieben. Sie müssen dann auf das Zufrieren WWF-CANON/FRITZ PÖLKING Herr des Eises VON ARIANE MOLLENKOPF* Anpassungskünstler: Bei minus 70 Grad Celsius schützt ihn sein dichtes Fell immer noch vor der Kälte. des Wassers im Herbst warten. Die Zeit an Land ist für die Eisbären Fastenzeit und kann 3–4 Monate dauern, für trächtige Bärinnen sogar bis zu 8 Monaten. Daher ist es lebensnotwendig, dass sich die Eisbären während der Hauptjagdzeit auf die Robben – vom späten April bis Mitte Juli, wenn die Robben Junge haben – grosse Fettreserven anfressen können. Von diesen Reserven zehren sie während der eisfreien Zeit auf dem Festland. Ein bedrohter Lebensraum Am Beispiel der Eisbären können die vom Menschen mitverursachten Auswirkungen auf das zerbrechliche Ökosystem der Arktis sehr gut aufgezeigt werden, denn der Eisbär steht an der Spitze der arktischen Nahrungskette und nimmt eine Schlüsselposition ein. Ist sein Fortbestand bedroht, wird sich dies auch auf alle anderen in der Arktis vorkommenden Lebewesen auswirken. Die grösste Bedrohung für den Lebensraum des Eisbären ist der Klimawandel. Seit 1990 wird im Auftrag der Welt-Meteorologie Organisation (WMO) und dem UN Umweltprogramm (UNEP) alle fünf Jahre ein umfassender globaler Klimabericht veröffentlicht. Erarbeitet wird er durch die zwischenstaatliche Sachverständigen-Gruppe WWF Info Schule 2/2004 3 NASA Thema Eisbär und Klima Das Eis am Nordpol schmilzt. IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), welche sich aus einer Vielzahl verschiedener Fachspezialisten zusammensetzt. Neben vielen Fakten und Unsicherheiten zur Klimaproblematik beunruhigt vor allem eine neue Information: Der globale Temperaturanstieg der vergangenen 35 bis 50 Jahre wird eng mit der menschlichen Beeinflussung in Verbindung gebracht. Der Mensch trägt durch seinen verschwenderischen Umgang mit fossiler Energie und deren Verbrennung wesentlich dazu bei, dass sich das Klima erwärmt. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre die Erde ein lebensfeindlicher Planet mit tiefgekühlter Oberfläche. Anstelle der weltweiten Durchschnittstemperatur von +15 Grad Celsius würde in Bodennähe eisige Kälte bei -18 Grad Celsius vorherrschen. Spurengase in der Luft wie Wasserdampf, Kohlendioxid (CO2), Ozon, Methan oder Lachgas sorgen für die nötige Erwärmung der Atmosphäre. Vergleichbar mit einem Glasdach, lassen diese natürlichen Treibhausgase das sichtbare Sonnenlicht ungehemmt auf die Erde einstrahlen, behindern aber dessen Wärmeabstrahlung in den Weltraum. Damit heizen sie die Erdoberfläche und die untere Luftschicht auf. Werden die natürlich vorhandenen Treibhausgase (z.B. CO2) durch menschlichen Einfluss vermehrt oder durch neue Stoffe (z.B. FCKW) ergänzt, so erhöht sich die Temperatur des Bodens und die Atmosphäre heizt sich auf. Der steigende Verbrauch fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Kohle und Erdgas hat zu einem Temperaturanstieg in der Atmosphäre geführt, der in dieser Dauer und Grösse in den letzten 1000 Jahren nie aufge- WWF Info Schule 2/2004 4 treten ist. Weltweit ist die Temperatur im 20. Jahrhundert im Mittel um 0.6°C gestiegen. Die 1990er Jahre waren wahrscheinlich das wärmste Jahrzehnt, und 1998 war das wärmste Jahr der letzten 1000 Jahre. Die Erwärmung im 20. Jahrhundert war deutlich stärker messbar auf der Nord- als auf der Südhemisphäre. 2001 war die Temperatur auf der Nordhemisphäre 0.6°C über dem Durchschnitt, auf der Südhemisphäre 0.43°C. Dass sich das Klimasystem in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, darüber sind sich die Wissenschafter einig. Unklar ist, welche Auswirkungen die Veränderungen haben werden. In der Arktis zeigt sich der Klimawandel deutlicher und rascher als in anderen Erdregionen. Die Folgen sind dramatisch: wärmere Winter, frühzeitiger Frühlingsbeginn und dünneres Eis. Die Lufttemperaturen in der Arktis haben in den letzten 100 Jahren durchschnittlich um 5°C zugenommen. Das Eis der Arktis hat in der Zeitspanne zwischen 1978 und 1996 um ca. 3% pro Jahrzehnt, insgesamt also 6%, abgenommen. Die minimale Dicke des arktischen Eises während des Sommers hat in den letzten 30 Jahren um 40% abgenommen. Der Trend geht klar in Richtung eines wärmeren Klimas. Das Schmelzen des Eises in der Arktis ist eine unabwendbare Folge dieser Entwicklung. Bereits eine kleine Verschiebung der durchschnittlichen Temperaturen nach oben, über den Gefrierpunkt hinaus, wird die Merkmale dieser Region und Lebensbedingungen komplett verändern. Eisbedecktes Meer und Permafrost, der ganzjährig gefrorene Boden, werden sich zu offenem Wasser und sumpfigen Landmassen ändern. Die Konsequenzen für alle Lebewesen, die in der Arktis beheimatet sind und sich an die Gegebenheiten des arktischen Ökosystems angepasst haben, werden gravierend sein. Über Jahrtausende entstandene Lebensgemeinschaften werden sich rasch anpassen müssen oder sie sterben aus. schmilzt früher im Frühling und im Herbst friert das Meer später zu. Dies begrenzt die Zeit der Eisbären auf dem Meereis, wo sie jagen und sich Reserven für die lange Fastenzeit während des Sommers und des Herbstes anfressen. Wenn diese Fastenperiode ausgedehnt wird, verschlechtert sich die körperliche Verfassung der Bären zunehmend. Sie «bezahlen» jede Woche, die sie wegen der Eisschmelze früher an Land gezwungen werden, mit einem Gewichtsverlust von 10 Kilogramm. Forschungen in der Hudson Bay (Kanada) ergaben, dass die Haupttodesursache für Jungtiere entweder in Unterernährung oder im fehlenden Körperfett ihrer Mütter liegt. Eisbärmütter ohne Fettreserven haben zu wenig Milch für ihre Jungen und können sie nicht mehr stillen. Regenfälle, die bereits im Spätwinter einsetzen, können die Höhlen der Eisbären zum Einstürzen bringen, bevor sie die Mutter und ihre Jungtiere verlassen haben. Gleichzeitig werden durch den Regen auch die Höhlen, in denen die Robben ihre Jungen aufziehen, zerstört. Eine geringere Robbenpopulation bedeutet auch weniger Nahrung für die Eisbären. Die Folgen der Klimaerwärmung können den Bestand der Eisbären im südlichen Lebensbereich dezimieren und soweit führen, dass die Eisbären lokal aussterben. Um den Lebensraum der Arktis und seine Lebewesen zu bewahren, müssen auch wir KonsumentenInnen in den industrialisierten Ländern unseren CO2-Ausstoss unbedingt reduzieren. Unser luxuriöser Lebensstil, vor allem unser verschwenderischer Umgang mit fossilen Brennstoffen, ist der Hauptverursacher der Klimaerwärmung. Das Klima kann nur geschützt werden, wenn wir unseren Konsum einschränken und mit den vorhandenen Ressourcen effizienter umgehen. Das bedeutet zum Beispiel, weniger motorisiert unterwegs zu sein, auf erneuerbare Energien (Wasserkraft, Wind- und Solarenergie) umzustellen, lokale und saisonale Produkte einzukaufen und sparsam mit Energie umzugehen. Ein unerbittlicher Kampf gegen die Zeit *ARIANE MOLLENKOPF ABSOLVIERTE EIN PRAKTIKUM IN DER ABT. JUGEND & UMWELT DES WWF SCHWEIZ. Im südlichen Lebensbereich der Eisbären, in der Hudson und in der James Bay von Kanada, sind die Folgen der Klimaerwärmung schon deutlich zu erkennen: Das Eis QUELLE: U.A. POLAR BEARS AT RISK, WWF US, MAI 2002. Ideen für den Unterricht Dossier Klimaveränderung Rollenspiel fürs Klima KEYSTONE/RENÉ RITTER Diese Lektion ist dem WWF-Lehrmittel «Klima» entnommen. Bestelltalon auf der Rückseite des Heftes. Schweres Unwetter im Wallis 1993 – wahrscheinlich eine Folge der Klimaerwärmung. Leitidee Die Schweiz als Alpenland ist von der Klimaerwärmung überdurchschnittlich stark betroffen. In den letzten 50 Jahren stiegen die Temperaturen im globalen Durchschnitt um ca. 0.6° Celsius, in der Schweiz und insbesondere im Alpenraum aber um deutlich mehr, nämlich bis zu 1.6° Celsius. Das hat Folgen: Gletscher schmelzen ab, immer weniger Skiorte sind im Winter schneesicher und der Permafrost beginnt aufzutauen. In Zukunft werden im Winter mehr und intensivere Regenfälle als früher und ein Ansteigen der Schneefallgrenze prognostiziert. Hochwasser, Murgänge und Felsstürze bedrohen durch diese Entwicklungen vermehrt die Menschen in der Schweiz. In Form eines Rollenspiels setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit möglichen Auswirkungen der Klimaerwärmung in der Schweiz auseinander. Lektionsskizze 1. Die Lehrperson schildert den Schülerinnen folgende Situation: In der Gemeinde Blauenberg soll ein neuer, grosser Sessellift inklusive moderner Bergstation mit grossem Fun-Restaurant gebaut werden. Es soll eine Buckelpiste entstehen und ein Obstaclepark für Snowboarder. So will man mehr Touristen anlocken, denn der Wintersport im Dorf rentierte in den letzten Jahren nicht mehr. Das Dorf liegt auf 1’200 Metern über Meer, die neue Bahn würde auf den Schwarzgrat führen, dessen Gipfel bis auf 2’900 Meter über Meer reicht. Das Projekt ist umstritten, deshalb wird nun in einer Versammlung mit den verschiedenen Interessevertreterinnen darüber diskutiert und abgestimmt. 2. Die Schüler ziehen eine Rollenkarte und lesen sie. Alle mit derselben Rollenkarte bilden eine Gruppe und überlegen sich, welche Argumente sie für oder gegen den neuen Sessellift einbringen möchten. Die Argumente werden notiert. 3. Alle Gruppen bestimmen ein Mitglied, das an der Versammlung teilnimmt. Die andern können ihre Meinung jedoch auch einbringen, indem sie sich während der Diskussion hinter den Gruppenvertreter stellen und an seiner Stelle sprechen. 4. Die Lehrperson übernimmt die Rolle des Gemeindepräsidenten. Er stellt das geplante Projekt kurz vor und bittet die Anwesenden, ihre Meinungen einzubringen, damit heute eine Bauentscheidung gefällt werden kann. Anschliessend übergibt er das Wort dem Tourismusdirektor. 5. Unter der Leitung der Lehrperson diskutieren und argumentieren die Versammlungsteilnehmer über den Sessellift und die Bergstation. 6. Nach einiger Zeit lässt der Gemeindepräsident über das Projekt abstimmen. Er beendet die Versammlung. 7. Die Lehrperson fasst die wesentlichen Punkte der Diskussionsrunde kurz zusammen. In einem Klassengespräch äussern sich die Schüler zu folgenden Fragen: – Wie hast du die Diskussionsrunde erlebt? – Hast du die andern Meinungen verstehen und akzeptieren können? – Welche Positionen waren am widersprüchlichsten? – Wer konnte sich schnell einigen? – Ist das beschlossene Projekt für alle zufriedenstellend? WWF Info Schule 2/2004 5 Didaktische Hinweise • Stufe: 6.–9. Klasse • Ort: Klassenzimmer • Zeitaufwand: 2 Lektionen • Arbeitsform: Rollenspiel • Lernziele: – Die SchülerInnen kennen verschiedene Auswirkungen der Klimaerwärmung in der Schweiz. – Sie haben sich in eine betroffene Person versetzt, Argumente für oder gegen ein Sesselbahnprojekt gesucht und darüber diskutiert. – Sie haben erkannt, dass die Klimaerwärmung auch bei uns komplexe Probleme auslöst. • Vorarbeiten: – Rollenkarten (Seiten 6,7) kopieren – Namensschilder herstellen Dossier Klimaveränderung Lehrmittel online bestellen: Bioindikation Arbeitsblatt 1 www.wwf.ch/lehrmittel (Kopien für den Schulgebrauch erlaubt) ● liebt die Schweizer Bergwelt über alles ● fährt jedes Jahr im Winter und im Sommer nach Blauenberg in die Ferien, zum Langlaufen, Wandern und Velo fahren ● weiss, dass es in Zukunft wärmer wird und im Winter mehr regnet Rosa Blum Touristin ● liebt seine Region; findet, dass Skifahren und Snowboarden einfach zur Schweiz gehören ● früher, in den schneereichen Wintern, lief ihr Hotelbetrieb sehr gut, sie hatte aber nun seit vier Jahren nie mehr ein ausgebuchtes Hotel ● ist sehr besorgt, da die letzten, warmen Winter wenig Touristen und somit wenig Geld für die Gemeinde brachten ● möchte unbedingt mehr Wintertouristen in die Region locken, z. B. mit neuen Bahnen, künstlicher Beschneiung und besseren Zufahrtsstrassen ● will den Tourismus mit allen Mitteln fördern Roger Gress Tourismusdirektor Paco Tempo Snowboarder ● ist für das Sesselliftprojekt und auch für den Bau von weiteren Pisten, Restaurants, Beschneiungsanlagen etc. ● braucht den neuen Sessellift nicht und findet ihn sinnlos, weil Blauenberg sowieso ein gefährdetes Skigebiet ist Betty Feder Hotelbesitzerin ● sagt, dass Touristen Bahnen, Restaurants, Fun und Technik wollen, nicht Natur ● ist für das Sesselliftprojekt ● kommt jeden Winter oft für Tagesausflüge nach Blauenberg ● arbeitet im Sommer auf seinem Hof, im Winter am Skilift ● will viele verschiedene Pisten, genügend Schnee, kurze Wartezeiten an den Liften, Bars und andere Angebote für den Abend, fährt sonst in ein anderes Skigebiet ● braucht das Geld dringend, das er sich im Tourismus verdient ● ist für die künstliche Beschneiung, da durch hervortretende Steine sein Brett kaputt gehen könnte ● findet das geplante Projekt eine geniale Idee WWF Info Schule 2/2004 6 ● findet zusätzliche Bahnen und Bauten eigentlich schlecht, da sie die Landschaft zerstören Tim Traktor Bauer ● ist aber für den Sessellift, damit er im Winter sicher Arbeit hat Arbeitsblatt 2 Dossier Klimaveränderung ● weiss, dass in Zukunft nur noch Gebiete über 1600 m über Meer schneesicher sind ● fährt selbst auch Ski, macht aber meistens Skitouren ● ist gegen Schneekanonen, da sie nur bei Minustemperaturen eingesetzt werden können und in den kommenden wärmeren Wintern nichts mehr bringen ● rechnet vor, dass die Ausgaben für den Sessellift, die Bergstation, die Felssturzverbauungen und den Strassenausbau auf über 12 Millionen Franken zu stehen kämen ● schlägt einen Ausbau des Sommertourismus vor, z.B. mit Mountainbikepisten und Lamatrekkings Gret Schneebeli Forscherin am Institut für Schnee- und Lawinenforschung ● ist gegen das Projekt, denn sie weiss, dass beim Abschmelzen des Permafrosts die Schwarzgrathänge stark felssturzgefährdet sind Anne Tresor Bankfilialleiterin ● kennt die wunderschönen, unberührten Gebiete am Schwarzgrat gut ● ist darauf angewiesen, dass nicht nur im Sommer Touristen nach Blauenberg kommen ● ist gegen eine weitere Verbauung der Landschaft, um die seltenen Pflanzen und die Tiere zu schützen ● sagt, dass immer mehr Touristen eine schöne Bergwelt suchen, nicht verbetonierte, überbaute Hänge Lisa Zopf Bäckerin ● schlägt einen Blumenlehrund Erlebnispfad vor, der sinnvoller ist für die Umwelt als Bergbahnen und ebenfalls Touristen und somit Geld in die Gemeinde bringt Fredy Trend Besitzer einer Lifestyleboutique ● beklagt sich schon jetzt über den Strassenlärm, die Abgase und die grossen, hässlichen Parkplätze, die im Sommer alle leer stehen Alban Still velofahrender Ortsbewohner ● kämpft für ein autofreies Blauenberg, für bessere Luft und eine bessere Gesundheit, ist gegen den Sessellift ● hat als Präsident des Gewerbevereins von Blauenberg zusammen mit den anderen Ladenbesitzern bereits einige Alternativen für die Wintertouristen überlegt, wie z.B. Dorfsafaris für Kinder, Indoor-Kletterkurse, Skatepark, Downhillrennen, kulturelle und kulinarische Angebote, Festivals etc. ● ist für das Projekt ● will sich für den Klimaschutz engagieren, damit der Schnee künftig nicht ausbleibt. Er findet, dass sich Blauenberg mit den anderen gefährdeten Skiorten zusammentun muss, um gemeinsam etwas zu unternehmen. ● hat eine asthmakranke Tochter ● fügt an, dass die neue Sesselbahn sicher noch mehr Autofahrer anlockt und deshalb die alte Ortsstrasse erneuert und verbreitert werden müsste, was sehr teuer wäre ● bezweifelt, dass in den nächsten Jahren so viele Touristen ins Dorf kommen, dass sich all diese Ausgaben überhaupt lohnen, ist deshalb gegen das Projekt ● hat als heller und kreativer Kopf bereits verschiedene Aktionen gegen die Klimaerwärmung ausgeheckt Urs Spinner Querdenker und Umweltaktivist ● braucht für die Finanzierung dieser Aktionen dringend Geld und beantragt darum von der Gemeinde Blauenberg einen Kredit ● ist gegen das Sesselliftprojekt WWF Info Schule 2/2004 7 ILLUSTRATIONEN: NICOLAS D’AUJOURD’HUI (Kopien für den Schulgebrauch erlaubt) Dossier Klimaveränderung Lehrmittel online bestellen: www.wwf.ch/lehrmittel Unterrichts- und Hintergrundmaterialien zu Klimaveränderung und Eisbär LEHRMITTEL Klima ■ Auf 68 übersichtlich gestalteten Seiten finden Sie Lektionsreihen, Kopiervorlagen und gut verständliche Hintergrundinformationen. In Projekten, Werkstätten, Klassengesprächen, Gruppen- und Einzelarbeiten erforschen Ihre Schülerinnen und Schüler wichtige Grundlagen der Klimaproblematik, Hintergründe des Klimawandels und klimafreundliches Konsumverhalten. Mit zahlreichen Anregungen, selber aktiv im Klimaschutz zu werden! WWF Schweiz, 2004, 68 Seiten, Format A4 Mittel- und Oberstufe Art.-Nr. 1758.00; Fr. 25.– WANDERFÜHRER Auf den Spuren des Klimawandels ■ Der Wanderführer beschreibt mit vielen Hintergrundinformationen den Erlebnislehrpfad zur Klimaveränderung im Oberengadin. Auf einer Wegstrecke von 9 Kilometern stehen 15 Informationstafeln. Diese sollen die Wahrnehmung für klimaabhängige Naturphänomene INTERNET-LINKS ZUM THEMA KLIMAVERÃNDERUNG www.wwf.ch Neben Informationen zu Klimawandel und Klimaschutz bietet die Website des WWF vor allem nützliche Energiespartipps und Anregungen zum Klimaschutz im täglichen Handeln. www.klima-schweiz.ch Die Seite des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL enthält neben viel Wissenswertem über die Schweizer Klimapolitik auch statistische Daten und praktische Tipps zum Klimaschutz im Alltag. Arbeitsblätter für Schulen sind verfügbar. www.proclim.ch Die Website ist das Portal des Forums für Klima und Global Change der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften. Neben vielen interessanten Fakten und Neuigkeiten zur Klimaforschung finden Sie under dem Link «Press» eine lange Reihe von hervorragenden Texten zum Thema Klima. www.jugendsolarprojekt.ch Das JugendSolarProjekt von Greenpeace ist ein Mitmachprojekt für Jugendliche und Schulklassen. Es hat sich zum Ziel gesetzt, der Öffentlichkeit und vor allem der Jugend die fantastischen Möglichkeiten der solaren Energiegewinnung näherzubringen. http://www.panda.org/polarbears/ Verfolgen Sie die Bewegungen zweier mit Chips ausgestatteter Eisbären. Viele Informationen zu den Eisbären sind hier verfügbar, die Texte sind allerdings in Englisch. WWF Info Schule 2/2004 8 in den Alpen schärfen, die Faszination für das Spurenlesen in der Landschaft wecken und konkret aufzeigen, wie sich die Erwärmung des Weltklimas auf die Bergregionen auswirkt. WWF Schweiz, Naturforschende Gesellschaft des Engadins, SESN; 1998; 60 Seiten Art.-Nr.: 1700.00; Fr. 15.– INFORMATION Das Klima in Menschenhand ■ Die Broschüre beinhaltet die neuesten Fakten, Erkenntnisse und Perspektiven der von Menschen verursachten Klimaerwärmung. Die Texte sind gut verständlich und anschaulich illustriert. Auf 24 Seiten finden sich viele wesentliche Informationen zum Klima und zur Klimapolitik, kurz und prägnant zusammengefasst. Die Broschüre kann unter www.klima-schweiz/fakten als pdf heruntergeladen werden. Ergänzend sind als Download auch Folienvorlagen und Arbeitsblätter für Schüler der Sekundatstufe I und II unter dieser Internetadresse verfügbar. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL; 2002 Bestelladresse (gratis): BBL, Vertrieb Publikationen, 3003 Bern; Tel.: 031 325 50 50; E-mail: [email protected] INFORMATION Umwelt 2/2002 – Klimawandel ■ Gut verständlich, mit Diagrammen und Bildern übersichtlich illustriert, finden sich in dieser Broschüre viele wichtige Hintergrundinformationen zu den Themen Klimaprognosen, Klimagefahren, Klimasolidarität, Treibhausgase und vieles andere mehr. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL; 2002 Bestelladresse (gratis): UMWELT, Postfach, 9029 St. Gallen Tel. 031 324 77 00 E-mail: [email protected] BROSCHÜRE Polar Bears at Risk ■ Diese Broschüre vom WWF International greift die wichtigsten Umweltprobleme der Arktis anhand des Beispiels «Eisbär» auf. In englischer Sprache geschrieben, sehr informativ, 27 Seiten. Zum Herunterladen als pdf unter HYPERLINK «http://www.panda.org/climate» www.panda.org/climate -> publications. ARBEITSBUCH Was kann der Eisbär denn dafür… Wir schreiben das Jahr 2001 – Arktisforscher schlagen Alarm: Bei «ihren» Eisbären messen sie erschreckend hohe Werte schwer abbaubarer Umweltgifte. Und das im Polarmeer, weitab von jeder Zivilisation! Was ist geschehen? Umweltgifte aus unserer Zivilisation reichern sich in der Nahrungskette an und verbreiten sich weltweit. Dazu gehören die PCBs, die Polychlorierten Biphenyle: chemisch perfekte, aber sehr giftige technische Öle. Billig und vielseitig verwendbar waren sie weltweit ein Verkaufsschlager, bis sie in den 80er-Jahren verboten wurden. Das Arbeitsbuch eignet sich für verschiedene Fächer wie Biologie/Ökologie, Chemie, Gesundheit oder Gesellschaft. Es enthält – in Anlehnung an die Methode der Fallstudie – zahlreiche Originaltexte und (Internet-)Recherche-Anleitungen, zusammen mit detaillierten didaktischen Hinweisen und Arbeitsvorschlägen. Was kann der Eisbär denn dafür...; Maja Burkhard; Arbeitsbuch für den Unterricht an der Sekundarstufe I und II; 200 Seiten; Fr. 44.– Bestelladresse: Lehrmittelverlag des Kantons Zürich Räffelstrasse 32, Postfach, 8045 Zürich Telefon: 01 465 85 85 Online-Bestellung: www.lehrmittelverlag.com Ecke Klimapolitik Das Klima wartet nicht! 2000 führende Wissenschaftler haben sich im UNO-Klimaforschungsgremium IPCC zusammengetan, um der Welt Grundlagen über den Klimawandel zu liefern. Die Jahrhunderthitze im Sommer 2003 und die Flutkatastrophe 2002 in Deutschland sind einzeln betrachtet kein Beweis für den Klimawandel. Aber die aussergewöhnliche Häufung dieser Ereignisse entspricht genau den Folgen, die Forscher bei einer Erwärmung des Klimas vorhersagen. In den letzten hundert Jahren ist es erwiesenermassen wärmer geworden auf der Erde. Im globalen Mittel beträgt der Temperaturanstieg 0,6 Grad Celsius, im Alpenraum bereits 1,6 Grad. Für dieses Jahrhundert prognostizieren die Wissenschaftler des IPCC eine Erhöhung der Durchschnittstemperatur zwischen 1,4 und 5,8 Grad. Alle sind sich einig über den Hauptgrund für die Klimaerwärmung. Es ist der Mensch. Verantwortlich ist vor allem der CO2-Ausstoss durch Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Benzin oder Kohle. Im Januar dieses Jahres haben Forscher in der renommierten Wissenschaftszeitschrift «Nature» bestätigt, was der WWF in früheren Arbeiten bereits vermutet hat: Der Klimawandel und seine Folgen sind zur Gefahr Nr. 1 für die globale Biodiversität geworden. Die Autoren rechnen mit bis zu einer Million Arten alleine auf dem Land, also ohne Gewässerlebewesen, die bei einem mittleren Klimaszenario vom Aussterben bedroht wären. Die Klimakonvention der vereinten Nationen wie auch der WWF wollen den Klimawandel so eindämmen, dass überlebensbedrohende Veränderungen abgewendet werden können. Man geht davon aus, dass dieses Ziel bei einer globalen Durchschnittserwärmung über 2°C nicht erreicht wird. Dies bedeutet, dass die Emissionen alleine in den Industrieländern bis 2050 gegenüber 1990 um 60 bis 80% reduziert werden müssen. Vor diesem Hintergrund ist die Absenkung der CO2-Emmissionen um 10% bis 2010, wie im CO2- WWF CANON/SYLVIA RUBLI VON ADRIAN STIEFEL* Bald verschwunden? Die einzigartige Natur am Nordpol ist durch die Klimaerwärmung bedroht. Gesetz vorgesehen, ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Aufdatierungen des Gesetzes für die Zukunft müssen allerdings weitergehende Reduktionen beinhalten. Ernsthafter Klimaschutz gelingt nur mit gezielten Anreizen, wie der CO2Lenkungsabgabe, welche im CO2 Gesetz vorgesehen ist. Die Einführung der CO2-Abgabe und deren Rückerstattungsanreiz würde dazu führen, dass sich die Gesellschaft insgesamt energiebewusster verhält: Es werden mehr Häuser isoliert, mehr Benzin sparende Autos gekauft, mehr Güter per Bahn transportiert – ganz einfach, weil es sich auszahlt. Gemäss einer ETH-Studie profitiert die Volkswirtschaft sogar mit jährlich bis zu 60 bis 240 Millionen Franken und total 3000 und 4000 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Der WWF arbeitet seit Jahren auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene für einen wirkungsvollen Klimaschutz. Der WWF fordert die Schweizer Politik auf, die Klimaerwärmung und deren Folgen endlich ernst zu nehmen und bereits beschlossene Klimaschutzmassnah- men, wie die CO2-Lenkungsabgabe, einzuführen. Da der Klimawandel ein globales Problem ist, arbeitet der WWF auf internationaler Ebene daran, die fossile Energieproduktion, wie Kohlestrom aus Deutschland, durch andere Energiequellen zu ersetzen. Das gelingt nur, wenn sich die Rahmenbedingungen für die Produktion von Energie aus erneuerbaren Energien stark verbessern, und wenn die Energie um einiges rationeller genutzt wird. Auch wir alle können etwas für den Klimaschutz machen. Den eigenen Verbrauch zu senken, heisst meistens nämlich nicht, auf etwas zu verzichten, sondern umzusteigen. So ist zum Beispiel schon das Einkaufen von saisonalen und regionalen Lebensmitteln ein grosser Beitrag für den Klimaschutz, da diese nur über kurze Strecken transportiert werden müssen. Auf www.wwf.ch finden Sie weitere wertvolle Klimatipps. *ADRIAN STIEFEL IST LEITER KLIMA & ENERGIE DES WWF SCHWEIZ WWF Info Schule 2/2004 9 Fenster Greenpeace JUGENDSOLARPROJEKT.CH den und Osten der Welt – für eine saubere und effiziente Energieversorgung. GREENPEACE All dies wäre nicht möglich gewesen ohne das Engagement von zahlreichen Lehrerinnen und Lehrern, die den Mut und die Energie hatten, Neues auszuprobieren. Dafür ein grosses Dankeschön. Umweltschutz konkret! Bisher haben mehr als 3000 Schülerinnen und Schüler beim Bau und bei der Montage von Solaranlagen mitgewirkt. Viele weitere – vor allem Jüngere – haben Sonnenuhren gebastelt, den Stromverbrauch von Schulgeräten gemessen, Solarkleber verkauft und Solar-Infostände betreut. Das JugendSolarProjekt (JSP) setzt sich inzwischen seit sieben Jahren aktiv für die Solarenergie ein und kann bald die 100. Jugend-Solaranlage einweihen. Das JSP zieht auch im Ausland immer mehr Kreise: Im Rahmen der internationalen JugendSolar-Kampagne «Solar Generation» engagieren sich Jugendliche in verschiedenen Ländern – auch im Sü- Natürlich hoffen wir, auch weiterhin auf Ihre Unterstützung zählen zu können: Vom Einbezug des Themas in den Unterricht bis hin zur Realisation der schuleigenen Solaranlage ist alles möglich. Wenn Sie unsere Arbeit finanziell unterstützen möchten, gibt es auch die Möglichkeit, mit den Schülern Solarkleber zu verkaufen. Dabei fliesst die eine Hälfte des Erlöses in die Klassenkasse, die andere Hälfte wird vom JSP direkt für die Realisierung von Solar-Projekten verwendet. Kontakt: 01 447 41 01 [email protected] SCHULBESUCH.CH Für frischen Wind im Klassenzimmer! Viele junge Menschen machen sich Sorgen um die Umwelt, die globale Gerechtigkeit und den Weltfrieden. Sie würden sich gerne engagieren. Nur wie? Mit den Schulbesuchen wollen die Erklärung von Bern und Greenpeace jungen Menschen die die Zukunft aktiv zu werden. Wir bieten Besuche zu verschiedenen Themen an. Dauer: Ein halber oder ganzer Tag. Interessiert? Kontakt: 01 447 41 29 [email protected] URWALDFREUNDLICH.CH TALON Name/Vorname Wenn der Urwald umhertigert! – urwaldfreundliche Schulmaterialien ✁ Schicken Sie mir: ❏ Informationen zum JugendSolarProjekt ❏ Informationen zum Schulbesuch ❏ Klassensatz Tigerhefte, Fr. 25.– ❏ Schnupperset (5 verschiedene Schulhefte bzw. -blocks), Fr. 10.– Strasse PLZ/Ort Tel/Fax/E-Mail Talon faxen an: 031 312 24 02 Oder schicken an: Greenpeace Umweltbildung, Bollwerk 35, 3011 Bern WWF Info Schule 2/2004 Gelegenheit bieten, über Umweltund Entwicklungsprobleme nachzudenken und ihre Gefühle beziehungsweise Kritik zu äussern. Wir begleiten Kinder und Jugendliche dabei, Handlungsmöglichkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Wir machen ihnen Mut, gemeinsam für 10 Die «Kids for Forests» – Kinder, die sich für den Urwald einsetzen – haben zusammen mit Greenpeace das wunderschöne «Tigerheft» gestaltet, welches den Ansprüchen der Schule gerecht wird und zudem vollkommen urwaldfreundlich ist. Das Heft besteht aus 100% Recyclingpapier. Das Papier ist glatt, tintenfest und «tintenkillerfähig». Nebst dem sehr schönen Tiermotiv auf der Umschlagseite überzeugt das Heft auch mit informativen Kurztexten zu den Themen Urwald und Papier. Erhältlich ist der «Klassensatz Tigerhefte» (25 Hefte A4, kariert, 32 Blatt) oder das «Schnupper-Set» (Collegeblock, Malblock sowie je ein Tiger-, Zebra- und Delfinheft) Kontakt: 031 312 83 32 [email protected] Diversicum Bildungszentrum und Sektionen Nachhaltige Inspiration Lernen im Spiegel der Natur Mit seinem neuartigen Exkursionsangebot will das Bildungszentrum WWF Erlebnisse in und mit der Natur schaffen, Spass an naturnahen Themen vermitteln und ökologische Zusammenhänge aufzeigen. Die ein- oder zweitägigen Ausflüge bieten wertvolle Inputs für Lehrkräfte. Wie kann ich Kindern und Erwachsenen die Natur auf kreative Art näher bringen? Wie die Auseinandersetzung mit Umweltfragen spielerisch anregen? Das Modul «Naturerlebnispädagogik» des Bildungszentrums WWF zeigt an acht Kurstagen in zwei Teilen eine breite Palette an pädagogischen Möglichkeiten für die Arbeit mit verschiedenen Zielgruppen an vielfältigen Naturlernorten auf. Im Zentrum stehen dabei die Freude und das Erlebnis in der Natur. Die Teilnehmenden begeben sich ins Biosphärenreservat Entlebuch und ins Berner Oberland, wo sie erlebnisorientierte Umweltbildungsangebote im Alpenraum kennen lernen. Der Kurs richtet sich an Lehrpersonen, Kindergärtnerinnen, Eltern, Sozialarbeiter und andere Interessierte. Voraussetzung für die Teilnahme ist berufliche oder ehrenamtliche Erfahrung in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen. Gletscherschwund, Moorschutz und Stromproduktion Die Wasserkraftwerke sichern in der Randregion Oberhasli seit Jahrzehnten Arbeitsplätze. Wir erfahren, wo die wirtschaftliche Entwicklung im Konflikt mit dem Schutz einer national bedeutenden Moorlandschaft steht. Muss der einzigartige Arvenbestand der Strom-Veredelung geopfert werden? Datum: 14./15. August 2004 Ort: Grimsel BE Anmeldung bis 16. Juli 2004 Kosten: Fr. 250.– Urwald und FSC-Wald Auf einer Zeitreise durch den Sihlwald lernen Sie unterschiedliche Waldtypen kennen. Die grösste naturnahe Waldlandschaft im Schweizer Mittelland bietet einen facettenreichen Einblick in die Waldgeschichte. Datum: 21. August 2004 Ort: Sihlwald ZH Anmeldung bis 23. Juli 2004 Kosten: Fr. 125.– Daten: 1. Teil: Start am 24. Sept. 2004, Anmeldung bis 20. August 2004 2. Teil: Start am 26. Nov. 2004, Anmeldung bis 20. Oktober 2004 Kosten: Fr. 550.– pro Kursteil, Fr. 1020.– bei Besuch beider Teile Alpine Wasserwelten Im schönen Göschener Tal verfolgen Sie zwei Tage lang den Weg des Wassers durch unsere Bergwelt: vom ewigen Eis der Gletscher durch Bergbäche, Hochgebirgsauen und Moore zum Stausee, über Turbinen, an Quellen vorbei bis ins Dorf. Datum: 4./5. September 2004 Ort: Göschenen UR Anmeldung bis 6. August 2004 Kosten: Fr. 250.– Zukunft Schutzwald Ein Drittel der Bündner Wälder erbringt wichtige Schutzfunktionen für Siedlungen, Strassen und touristische Einrichtungen. In Davos lernen Sie auf einer Wanderung das grosse Spannungsfeld zwischen Schutzwald, Erholungswald und landwirtschaftlicher Nutzung kennen. Datum: 11./12. September 2004 Ort: Davos GR Anmeldung bis 13. August 2004 Kosten: Fr. 250.– Diese Entdeckungsreise führt Sie zu befreiten Flusslandschaften und einem Ökostromkraftwerk im Oberengadin/Puschlav. Erleben Sie auf einer Wanderung, was Ökostrom genau ist, wie aus Kuhmist Strom wird und wie Elektrizität in Ihre Steckdose kommt. Datum: 17./18. September 2004 Ort: Oberengadin/Puschlav GR Anmeldung bis 20. August 2004 Kosten: Fr. 250.– WWF-CANON/KLEIN + HUBERT Flussrevitalisierung und Ökostrom Energiestadt Erstfeld Erstfeld ist Energiestadt, ÖKOSTROM-CITY 2002, Trägerin des kantonalen Umweltschutzpreises 2002 und hat ein Elektrizitätswerk, das sich in Nachhaltigkeit stark engagiert. Vermittelt werden Werdegang, Erfahrungen und Zukunft der Energiestadt Erstfeld. Datum: 30. Oktober 2004 Ort: Erstfeld UR Anmeldung bis 30. Sept. 2004 Kosten: Fr. 160.– Informationen und Anmeldung: Bildungszentrum WWF, Bollwerk 35, 3011 Bern, Tel 031 312 12 62, Fax 031 310 50 50 [email protected] www.wwf.ch/bildungszentrum LAUFEN FÜR DIE UMWELT Wollen Sie sich mit Ihrer Klasse oder privat für den Grauwal oder den Leoparden einsetzen? Auch 2004 finden in vielen Kantonen WWF-Sponsorenläufe statt. Machen Sie mit! Die Natur dankt es Ihnen. Genaue Informationen zu Ort, Datum und Thema finden Sie im Internet unter www.wwf.ch/sponsorenlauf WWF Info Schule 2/2004 11 Kehrseite Kids for the Alps www.kids-for-the-alps.net Soeben gestartet: Befreie deinen Fluss VORSCHAU Datum: Unterschrift: Im nächsten Heft: Smaragd – ein Netzwerk für seltene Tiere und Pflanzen in den Alpen. WWF Schule, Postfach, 8010 Zürich. 1766.10 Diverses können – von Kurzkurs Medienarbeit über Tipps für das Gespräch mit der Gemeindeverwaltung bis zu einer Ideensammlung für öffentliche Aktionen ist alles dabei! Alle Materialien sowie umfangreiche Hintergrundinformationen und Links finden Sie auf der komplett renovierten, übersichtlichen Homepage www.kids-for-the-alps.net Preisänderungen vorbehalten, Mindestbestellwert Fr. 10.– (Warenwert + Porto). Bitte einsenden an: gratis Materialverzeichnis WWF Schweiz (Lehrmittelkatalog) gratis Flyer «Schulangebot WWF Schweiz» 1767.10 Infopaket «Urwaldfreundliche Schule» gratis Panda Club «Tiere und Pflanzen in den Alpen», Klassensatz Klassengrösse 1666.00 Fr. 10.– Panda Club «Tiere und Pflanzen in den Alpen», Einzelexemp. gratis 5252.00 Auf den Spuren des Klimawandels (Wanderführer) 1700.00 Fr. 42.– Klimaspuren (Wanderführer) – nur noch wenige Exemplare Fr. 15.– Lehrmittel «Klima» 1900.00 Klima Best.-Nr. PLZ: Strasse, Nr.: Name: Vorname: Frau Absender Anzahl Bemerkungen Wohnort: Mitgliednummer Herr Fr. 25.– Einzelpreis WWF Info Schule 2/2004 BESTELLTALON 8010 Zürich AZB Viele Massnahmen zum Erhalt lebendiger, naturnaher Flüsse sind auf gesetzlicher Ebene bereits geregelt. Die Umsetzung ist jedoch oft in der Kompetenz der Gemeinden. Deshalb fragt «Kids for the Alps» nach: Wie wasserfreundlich ist Ihre Gemeinde? Mittels einer Checkliste können Sie mit Ihrer Schulklasse Ihre Gemeinde auf Herz und Nieren untersuchen. Fragen aus den Bereichen Landwirtschaft, Gewässerschutz, Umgang mit Trinkwasser, Verbauungen, Schutzgebiete und Revita- lisierungsmassnahmen werden gestellt. Ein Hintergrunddossier erklärt schülergerecht, weshalb diese Themenkreise für die Zukunft der Alpen eine Rolle spielen. Auf Beginn des neuen Schuljahres wird das WWF-Lehrmittel «Wasser» um ein Kapitel zum Thema Revitalisierungen ergänzt. Ist die Gemeinde wasserfreundlich, belohnen wir sie gemeinsam mit einer Auszeichnung. Ist sie jedoch (noch) nicht wasserfreundlich, finden Sie im Action Kit zahlreiche Ideen, wie Sie mit Ihrer Schulklasse Öffentlichkeitsarbeit für eine wasserfreundliche Gemeinde machen 1758.00 Die Alpen sind das Wasserschloss Europas. Hier entspringen die grössten Flüsse wie Rhein oder Rhone und ewiges Eis bedeckt die Gipfel. Deshalb tragen die Alpenländer auch eine besondere Verantwortung, diese Lebensadern zu erhalten. Doch unsere Flüsse haben sehr gelitten: Verbauungen, Verschmutzung und Nutzung der Wasserkraft haben natürliche Flusslandschaften zu einer Seltenheit werden lassen.