Pakistanischer Märtyrer Über den ermordeten

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DEUTSCHLANDFUNK
Hörspiel/Hintergrund Kultur
Redaktion: Karin Beindorff
Sendung:
Dienstag, 21.02.2012
19.15 – 20.00 Uhr
Pakistanischer Märtyrer
Über den ermordeten Minister Shahbaz Bhatti und die Radikalisierung
einer Gesellschaft
Von Christian Brüser
Co-Produktion ORF/DLF
URHEBERRECHTLICHER HINWEIS
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Deutschlandradio
- Unkorrigiertes Manuskript -
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Atmo stets im Hintergrund TV Reporter berichtet auf Englisch vor dem Krankenhaus
beim zerschossenen Auto von Shahbaz Bhatt.i Schüsse Sturmgewehr AK 47
Sprecher Shahbaz, aus Testament
Ich wünsche mir nur einen Platz zu Jesu Füßen.
Flugblatt, das die Mörder hinterließen
Bei Allah! Nun werdet entweder ihr in dieser Welt verbleiben oder wir.
O-TON Michelle Chaudhry, englisch
Shahbaz has left the world the way he wanted.
Flugblatt, das die Mörder hinterließen
Mit dem Segen und der Hilfe Allahs, werden wir Euch alle, einen nach dem anderen,
zur Hölle schicken!
Sprecher Shahbaz, aus Testament
Bis zu meinem letzten Atemzug, werde ich fortfahren, Jesus zu dienen und dieser
armen, leidenden Menschheit.
O-TON F. Emmanuel, englisch
Er ist ein Märtyrer.
Ansage
Pakistanischer Märtyrer
Über den ermordeten Minister Shahbaz Bhatti und die Radikalisierung einer
Gesellschaft
Ein Feature von Christian Brüser
Atmo Dorf Khuspur
Sprecher Shahbaz, aus Testament
Ich heiße Shahbaz Bhatti. Ich wurde in eine katholische Familie geboren.
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Autor
Shahbaz Bhatti wurde am 9. September 1968 geboren. Er war das jüngste von
sechs Kindern. Sein Heimatdorf liegt im pakistanischen Punjab. Entlang der
ungeteerten Strassen reihen sich niedrige Häuser mit Flachdach. In den Innenhöfen
kauen Wasserbüffel gemächlich ihr Futter. Kinder spielen Cricket.
Sprecher Shahbaz, aus Testament
Mein Vater, ein Lehrer im Ruhestand, meine Mutter, eine Hausfrau, haben mich nach
christlichen Werten und den Lehren der Bibel erzogen.
Autor
Sein Heimatdorf ist ungewöhnlich für Pakistan. Hier leben etwa 8000 Christen und
nur wenige Moslems. 1902 haben belgische Missionare das Dorf gegründet und
nannten es „Khuspur“ - „Stadt der Freude“.
Sprecher Shahbaz, aus Testament
Die schrecklichen Bedingungen, unter denen die Christen Pakistans lebten,
erschütterten mich.
Autor
Ungewöhnlich ist, dass Christen hier Land besitzen und damit zu bescheidenem
Wohlstand gelangen konnten. Die meisten der etwa 3 Millionen Christen in Pakistan
gehören der untersten sozialen Schicht der Landlosen an und müssen sich als
Straßenkehrer, in Ziegelbrennereien oder als Haushaltshilfen durchs Leben bringen.
Atmo Haus Shahbaz Bhatti
Autor
Ich besuche den jüngsten Bruder von Shahbaz Bhatti. Sikander Bhatti hat einen
eindruckvollen Schnurrbart und die kräftigen Hände eines Bauern. Er bewirtschaftet
das Land der Familie. Als einziger der fünf Brüder hat er nicht studiert. Shahbaz
Bhattis Elternhaus ist sehr schlicht eingerichtet. Nur einige Fotos schmücken die
Wände. Eines zeigt Shahbaz Bhatti mit Benazir Bhutto, ein anderes mit Papst
Benedikt.
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O-TON-Ü Bruder, Sikander Bhatti, punjabi
Mein Bruder hat gerne Fußball gespielt. Und er interessierte sich sehr für Reden,
Gedichte und Debatten. Er liebte es, den Anführer zu spielen.
Oft versammelte er die anderen Kinder um sich, nahm eine selbst gebastelte Fahne
in die Hand und marschierte voran. Dann brachte er uns Slogans bei oder hielt
Reden – das war sein Spiel. Er stellte sich vor, er sei Jinnah oder Nelson Mandela.
Autor
Über ein prägendes Ereignis der Schulzeit gibt sein so genanntes „Testament“
Auskunft, das 2005, 6 Jahre vor seinem Tod, veröffentlicht wurde.
Sprecher Shahbaz, aus Testament
Ich erinnere mich an Karfreitag, als ich 13 Jahre alt war: Ich hörte eine Predigt über
Jesu Opfer für unsere Erlösung und für die Rettung der Welt.
So fühlte ich mich gedrängt, als Antwort auf diese Liebe unseren Brüdern und
Schwestern meine Liebe zu schenken, indem ich mich in den Dienst der Christen
stelle, besonders der Armen, der Notleidenden und der Verfolgten, die in diesem
islamischen Land leben.
Atmo Gojra
Autor
Beinahe hätte ich den verkohlten Türstock übersehen. Ich bin in Gojra, wo im August
2009 ein von Christen bewohntes Stadtviertel in Brand gesteckt wurde.
Gojra, Shantinagar, Kasur, Sialkot … eine lange Liste von Ortsnamen erinnert an
blutige Ausschreitungen gegen religiöse Minderheiten – Pakistans Geografie der
Gräueltaten.
In Gojra begann alles mit einer festlichen Hochzeit von Christen. Die neidischen
Nachbarn setzten das Gerücht in Umlauf, aus einem Koran sei Konfetti gemacht
worden. Drei Personen wurden angezeigt. Von einem Hassprediger aufgehetzt,
setzte sich am nächsten Tag ein vermummter Mob in Bewegung, darunter eine
Handvoll bewaffneter Terroristen.
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O-TON Qasar Masih, punjabi
Es waren sehr viele. Einige hatten gute Waffen dabei, Gewehre, Pistolen und
chemische Brandsätze. Wir konnten uns nur mit Steinen verteidigen.
Zuerst haben sie alles Wertvolle wie Gold, Schmuck, Fernseher, Motorräder und
Kühlschränke fort geschafft und dann die Häuser angezündet.
Atmo Handy Video mit Musik.
Autor
Kasar Masih zeigt mir ein Video auf seinem Handy. Brennende Häuser, Menschen,
die panisch flüchten und Polizisten, die tatenlos zuschauen.
3 Kirchen und 94 Häuser wurden zerstört, acht Menschen bei lebendigem Leib
verbrannt – drei Männer, vier Frauen und ein Kind.
O-TON Qasar Masih, punjabi
Shahbaz Bhatti hat uns ungemein geholfen. Shahbaz Bhatti hat sich auf die
Schienen der Eisenbahn gesetzt und ist nicht von der Stelle gewichen, bis die Polizei
die Anzeigen aufgenommen hat.
Wir verdanken es Shahbaz Bhatti, dass wir wieder in einem eigenen Haus wohnen
können. Er hat sich um den Wiederaufbau gekümmert.
Akustisches Signal, Leben Shahbaz Bhatti
Autor
Nach Abschluss der High School zog Shahbaz Bhatti 1984 in die Industriestadt
Faisalabad, um dort an einem College öffentliche Verwaltung und Politikwissenschaft
zu studieren.
O-TON F. Emmanuel, englisch
Im College hat er viel über Gandhi geredet. Er war sehr von Gandhis Gewaltlosigkeit
inspiriert. Seine späteren Demonstrationen verliefen alle absolut gewaltlos. Er sprach
auch über Nelson Mandela. Neben Jesus waren Gandhi und Nelson Mandela seine
größten Vorbilder.
6
Autor
Faisalabad ist mit drei Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Pakistans. Im
Gegensatz zu Shahbaz Bhattis Heimatdorf sind die Christen hier in der Minderheit.
Akmal Bhatti, ein Cousin, berichtet, dass Shahbaz Bhatti die Diskriminierung hier am
eigenen Leib erfahren habe.
O-TON Akmal Bhatti, Cousin, englisch
In unserer College-Zeit erlaubten die Moslems uns Christen nicht, vom gleichen
Teller zu essen. Es gab viele Vorurteile. Das hat uns sehr verletzt. Shahbaz war tief
betroffen und wollte unsere Gesellschaft ändern. Besonders als Zia-ul Haq viele
islamische Gesetze in unsere Verfassung einführte und das Land islamisierte,
begann er für ein freies, säkulares und demokratisches Pakistan zu kämpfen.
Sound
Autor
1977 kam General Zia ul-Haq durch einen Militärputsch an die Macht und rief das
Kriegsrecht aus. Er wollte das Gerichtswesen mit seinen Vorstellungen vom Islam in
Einklang bringen und führte drakonische Strafen ein: Händeabhacken bei Diebstahl
oder Steinigung bei Ehebruch. Die Strafen wurden zwar nicht vollzogen, doch sie
trieben die Bestechungsgelder für Richter und Polizisten gewaltig in die Höhe.
Vergewaltigte Frauen wurden aufgrund der neuen Gesetze wegen ‚Unzucht’
verurteilt, während die Täter aus Mangel an Zeugen meist ungeschoren davon
kamen.
1985, mit 17 Jahren, gründete Shahbaz Bhatti eine eigene politische Organisation,
die Christian Liberation Front. Es gelang ihm, seine Studienkollegen davon zu
überzeugen, dass sich die Christen politisch organisieren müssen, wenn sie sich
nicht ihrer Rechte berauben lassen wollen.
O-TON F. Emmanuel, englisch
Gemeinsam mit anderen College-Studenten besuchte er die Tagelöhner bei den
Ziegelfabriken. Sie trafen sich unter einem Baum, denn sie hatten kein Büro.
Manchmal gab es eine Tasse Tee. Es war ein sehr einfacher Beginn.
7
Autor
Zunächst war die Christian Liberation Front nur in Faisalabad aktiv, doch schon bald
weitete sie ihre Aktivitäten auf andere Städte aus. Shahbaz Bhatti entwickelte die
Fähigkeit, vor großem Publikum zu sprechen und kämpfte unermüdlich gegen die
sogenannten „Blasphemiegesetze“. Er bezeichnete sie als „blankes Schwert“.
Sound
Autor
In Pakistan versteht man darunter die von Zia ul-Haq eingeführten und bis heute
gültigen Paragraphen 295 B und C des Strafgesetzbuchs. Wer den Koran schändet,
wird mit lebenslanger Haft bestraft, wer den „Heiligen Propheten Mohammed“
herabwürdigt, mit der Todesstrafe.
Seit Einführung dieser Gesetze wurden mehr als 4000 Menschen wegen Blasphemie
angeklagt und etwa 700 verurteilt, die Hälfe davon Nicht-Moslems, deren Anteil an
der Bevölkerung nur 4 % ausmacht. Viele Angeklagte müssen bis zu ihrem
Freispruch Jahre unter menschenunwürdigen Bedingungen verbringen. Bisher wurde
noch kein Verurteilter hingerichtet, doch Dutzende wurden nach ihrem Freispruch
von Islamisten ermordet. Teilweise direkt vor dem Gerichtsgebäude.
Atmo im Taxi
Autor
Ich bin auf dem Weg zu Shahbaz Bhattis wichtigstem Weggefährten, Cecil Chaudhry.
Der Oberst der Luftwaffe lebt mit seiner Tochter in Lahore, im so genannten
„Cantonment“, einem Stadtteil, der vom Militär kontrolliert wird.
Es ist wie eine Reise in ein anderes Land. Die Straßen sind frisch geteert und
sauber, die Mittelstreifen mit bunten Blumen sorgfältig bepflanzt und vor roten
Ampeln bleiben die Autos tatsächlich stehen. Ich passiere mehrere Straßensperren.
Die ehemaligen Offiziere schätzen Ruhe und Sicherheit.
Der 70-jährige Cecil Chaudhry ist an Lungenkrebs erkrankt und sehr mager. Seine
aufrechte Haltung lässt noch immer den Soldaten erkennen. Direkt nach dem
College war er in die Armee eingetreten.
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O-TON Oberst Cecil Chaudhry, englisch
Ich war 28 Jahre bei der Luftwaffe und habe jeden Augenblick genossen. Ich habe in
beiden Kriegen gegen Indien gekämpft, 1965 und 1971. Beide Male bin ich mit dem
zweithöchsten Orden für Tapferkeit ausgezeichnet worden.
Autor
Der höchste Orden ist jenen vorbehalten, die beim Einsatz ums Leben kommen.
O-TON Cecil Chaudhry, englisch
Trotz alledem, als ich befördert werden sollte, hat Präsident Zia ul-Haq das
verhindert. Er stand unter der Fuchtel der religiösen Extremisten und beschloss, dass
Christen nicht so hoch aufsteigen sollten. An dem Tag, an dem jemand, der unter mir
stand, befördert wurde, habe ich die Luftwaffe verlassen.
Autor
Statt Kampfpiloten auszubilden wurde Oberst Chaudhry nun Schuldirektor und
engagierte sich für die Menschrechte.
Shahbaz Bhatti setzte nach seinem Bachelor-Abschluss in Faisalabad sein Studium
in Lahore fort. In Lahore eröffnete er auch das erste Büro der Christian Liberation
Front. Er richtete eine Notrufnummer für verfolgte Christen ein und leistete
kostenlosen Rechtsbeistand. Viele Unschuldige konnten frei gesprochen und aus
dem Gefängnis befreit werden.
Ein Pfarrer berichtete Oberst Chaudhry von Shahbaz Bhatti und beschrieb ihn als
jungen Mann mit Führungsqualitäten. „Er hat ähnliche Ziele wie Du und würde Dich
gerne sprechen.“
O-TON Cecil Chaudhry, englisch
Ein, zwei Tage später kam Shahbaz. Ich habe ihn damals richtig ausgequetscht,
dreieinhalb Stunden lang. Dann bin ich aufgestanden und habe ihn umarmt. „Ich bin
dabei“, habe ich gesagt und er hatte Tränen in den Augen. „Sir, wir brauchen nur ihre
Führung und ihren Segen, das ist alles.“ „Nein“, habe ich gesagt, „ich werde immer
bei euch sein. Auf der Straße, beim Hungerstreik, wo immer ihr mich braucht.“
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Autor
Ihr erstes gemeinsames Projekt bestand darin, die Rede des Staatsgründers
Mohammed Ali Jinnah bekannt zu machen, die er am 11. August 1947 vor der
verfassungsgebenden Versammlung gehalten hatte.
Zitat Jinnah
Wir sind alle Bürger – und zwar gleichberechtigte Bürger – eines Staates.
Wenn wir dieses Ziel beständig vor Augen haben, werden im Laufe der Zeit Hindus
aufhören, Hindus zu sein und Moslems werden aufhören, Moslems zu sein. Nicht im
religiösen Sinne, denn das ist die persönliche Glaubensangelegenheit jedes
Einzelnen, aber im Sinne als Bürger dieses Staates.
O-TON Cecil Chaudhry
Diese Rede war bereits 1947 zensiert worden und man versuchte, ihre Verbreitung
zu verhindern. Immer wenn jemand daraus zitierte, hieß es, sie sei nicht echt. Wir
wollten bekannt machen, wie sich unser großer Führer Pakistan vorgestellt hatte.
Jedes Jahr organisierten wir am 11. August eine große Veranstaltung. Die Zeitung
DAWN hat damit begonnen, die Rede abzudrucken. In Folge auch die anderen
Zeitungen und schließlich haben unsere Nation und die Regierung anerkannt, dass
diese Rede echt ist.
Atmo Langar, Data Darbar Lahore
Autor
Neben dem berühmtesten Sufi-Schrein von Lahore drängen sich die Armen vor den
Garküchen. Wenn man hier ein paar Hundert Rupien spendet, wenige Euro,
bekommen 10, 20 Menschen zu essen. Mit den Rufen wird angekündigt, bei
welchem Restaurant gerade Essen verteilt wird. Linsen und Fladen, dazu eine Art
Gulasch mit wenigen Fleischstücken.
Bis vor wenigen Jahren waren hier oft Musiker zu hören. Im Juli 2010 haben sich
zwei Selbstmordattentäter unter die Betenden gemischt und 50 Menschen mit in den
Tod gerissen.
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O-TON Ahmad Hajvery, Urdu
Die Trommler dürfen nicht mehr in den Schrein. Sie dürfen nicht einmal mehr in die
Nähe kommen. Ohne Trommeln, Rhythmus und Tanz ist die Atmosphäre hier völlig
steril.
Autor
Ahmad Hajvery, der Besitzer einer Garküche, hat einen sehr gepflegten weißen Bart,
er trägt Gehrock und Turban.
O-TON Ahmad Hajvery, Urdu
Ich mache nur noch ein Viertel meines früheren Geschäfts. Sie sehen ja, die Straße
ist leer. Wegen der ganzen Straßensperren kommen hier kaum noch Leute vorbei.
Autor
Die Terroristen haben ihr Ziel erreicht. In dem Schrein wird ein Mystiker des 11.
Jahrhunderts verehrt. Die pakistanischen Taliban lehnen Heiligenverehrung ab,
ebenso wie Musik.
O-TON Ahmad Hajvery, Urdu
Früher kamen hier jeden Donnerstag Hunderte Qawwali-Sänger und haben in allen
Straßen um den Schrein gesungen. Die Menschen haben sich gefreut und ihnen
Geld gegeben. Das ist vorbei. Alles wurde verboten.
Akustisches Signal, Leben Shahbaz Bhatti
O-TON Cecil Chaudhry, englisch
Unser nächstes Ziel war die vollständige Aufhebung der Blasphemie-Gesetze und
das Ende des nach Religionen getrennten Wahlsystems, das wie ein Krebsgeschwür
im Herzen Pakistans wucherte.
Autor
Vor den Lokalwahlen 2001 wollten Oberst Chaudhry und Shahbaz Bhatti dem nach
Religionen getrennten Wahlsystem ein Ende bereiten.
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Nach diesem System durften für bestimmte Sitze nur Moslems kandidierten und nur
Moslems durften diese Kandidaten wählen. Ebenso gab es Sitze für Christen, für
Hindus, Ahmadis und weitere Religionen. Zia ul-Haq hatte dieses System nach der
Devise „teile und herrsche“ eingeführt und dadurch bewirkt, dass es zu keinerlei
Zusammenarbeit zwischen den Minderheiten kam.
Im August 2001 organisierte Shahbaz Bhatti eine landesweite
Unterschriftenkampagne aller Minderheiten und war überzeugt, dass Präsident
Musharraf die Forderung nach einem einheitlichen Wahlsystem erfüllen würde.
O-TON Cecil Chaudhry
Wir saßen bei mir zuhause und sahen seine Rede an. Als er den Zeitplan der
Wahlen bekannt gab und sagte, dass sie auf Basis des getrennten Wahlsystems
stattfinden werden, wären wir beinahe verrückt geworden.
Autor
Die Christian Liberation Front erhöhte den Druck und rief zum Wahlboykott auf. Die
überwältigende Mehrheit aller Minderheiten-Kandidaten zog daraufhin ihre
Kandidatur zurück.
O-TON Cecil Chaudhry
Das hat die Regierung ebenso wach gerüttelt wie die internationale Gemeinschaft.
Denn die EU, die Weltbank und die britische Regierung haben diese Wahlen
finanziert. Und die haben Musharraf beim Hals gepackt. Ihm blieb keine Wahl. Im
Januar 2002 hat er schließlich das einheitliche Wahlsystem wieder hergestellt.
Atmo Bus
Autor
Ich fahre mit dem Bus nach Islamabad, wo Shahbaz Bhattis zuletzt aktiv war. In der
Hauptstadt findet eine Konferenz zur Sicherheit des Landes statt, bei der ich Pervez
Hoodbhoy treffe. Der prominente Atomphysiker wird international für seine klaren
Analysen zur pakistanischen Sicherheitspolitik geschätzt.
12
O-TON Pervez Hoodbhoy, englisch
Vor 3-4 Jahren haben mich jeden Tag drei Fernsehstationen eingeladen. 2, 3
Termine pro Woche habe ich wahrgenommen. Seit einem Jahr werde ich kaum noch
eingeladen, nur als kürzlich 24 pakistanische Soldaten von US-Truppen getötet
wurden, haben mich drei Sender gebeten, das zu kommentieren. Innerhalb von nur 2
Stunden wurde ich von allen höflich wieder ausgeladen. Erstaunlich, dass alle diese
Absagen in so kurzer Zeit erfolgten. Jemand ganz oben hatte da seine Hand im
Spiel. Es gab viele, die andere Meinungen vertreten haben. Solche Stimmen lässt
man jetzt nicht mehr zu. Das Militär hat Einfluss darauf, was im Fernsehen gezeigt
wird.
Autor
Seit der Ära Zia-ul-Haq hat sich das geistige Klima in der Armee vollkommen
verändert. Der puritanische, vom saudischen Wahabismus geprägte Islam hat unter
den Militärs Fuß gefasst und zu Engstirnigkeit und Fanatismus geführt. In den Reihen
der pakistanischen Armee und des militärischen Nachrichtendienstes ISI finden sich
Unterstützer der Taliban und von al-Qaida.
Die Ergreifung Osama Bin Ladens in unmittelbarer Nähe der pakistanischen
Militärakademie hat dies aller Welt vor Augen geführt.
O-TON Pervez Hoodbhoy
Ich glaube, dass die Spitzen der Armee und des Geheimdienstes nichts von ihm
gewusst haben. Sie waren sehr beschämt. Wer ihm Quartier gegeben hat, werden
wir nie erfahren. Pensionierte Soldaten allein können das nicht gewesen sein, es
muss jemand gewesen sein, der noch aktiv ist.
Akustisches Signal, Leben Shahbaz Bhatti
O-TON Cecil Chaudhry
Mit der Wiedereinführung des einheitlichen Wahlsystems 2002 fing unsere Arbeit erst
richtig an. Nun mussten wir aus allen Minderheiten eine Einheit bilden, um zu einer
politischen Kraft zu werden. Und genau das haben wir gemacht. Am 14. Juli 2002
haben wir in Islamabad die All Pakistan Minorities Alliance ins Leben gerufen. 600
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religiöse Führer kamen aus dem ganzen Land und haben Shahbaz Bhatti einstimmig
zum Vorsitzenden gewählt.
Autor
In Pakistan gilt das Mehrheitswahlrecht. Oberst Chaudhry und Shahbaz Bhatti hatten
herausgefunden, dass in vielen Wahlkreisen die Kandidaten der beiden
Hauptparteien so dicht beieinander liegen, dass die Stimmen der Minderheiten
wahlentscheidend sein können, sofern sie gebündelt werden.
Mit der All Pakistan Minorities Alliance, kurz APMA, hatte Shahbaz Bhatti nun eine
Trumpfkarte in der Hand, die er geschickt auszuspielen verstand.
Vor den Parlamentswahlen im Oktober 2002 schloss er einen Pakt mit einer der
beiden Hauptparteien, mit Benazir Bhuttos Peoples Party. APMA-Mitglieder wurden
sowohl in die Regionalparlamente als auch in die Nationalversammlung gewählt. Ein
gewaltiger Erfolg für Pakistans Minderheiten. Doch Rückschläge blieben nicht aus.
O-TON Cecil Chaudhry, englisch
Einer unser engagiertesten Mitarbeiter, den wir in die Nationalversammlung
geschickt hatten, hat sich nach einer Woche verkauft. Obwohl er auf die Bibel
geschworen hatte, APMA und der Peoples Party treu zu bleiben, wechselte er zu
einer anderen Partei. Das war ein herber Schlag für uns. Shahbaz hat zu weinen
begonnen. Die Parteichefin, Benazir Bhutto, hat ihn damals aus Dubai angerufen und
sich bei ihm beschwert.
Atmo Busbahnhof
Autor
Ich will einen Vertreter der Ahmadis treffen. Ahmadis sind Angehörige einer
moslemischen Reformbewegung. Etwa 4 Millionen Ahmadis leben in Pakistan. Ich
fahre nach Chenab Nagar, eine Stadt, die fast ausschließlich von Ahmadis bewohnt
wird. Doch niemand ist bereit, mit mir zu reden.
Schließlich vermittelt mir ein Bekannter, der bei einer Menschenrechtsorganisation
arbeitet, einen Gesprächspartner. Zu seinem Schutz nenne ich ihn Herrn Z.
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Herr Z. holt mich vom Busbahnhof in Faisalabad ab. Ich schätze ihn auf knapp 60.
Akkurat rasierter Bart, Tweed-Sakko, verschmitzter Blick. Er wird von zwei gut
trainierten Männern begleitet. Einer entpuppt sich später als Textilfabrikant.
In einem nagelneuen japanischen Auto fahren sie mich in den exklusiven Chenab
Club, den die Engländer vor 100 Jahren gegründet haben.
O-TON Herr Z., englisch
11 target killings, among them one doctor, chief surgeon…
Autor
Herr Z .lässt Tee servieren und erklärt mir, warum er so vorsichtig sein muss. In den
letzten beiden Jahren sind 11 Ahmadis aus seinem Umfeld gezielt umgebracht
worden.
O-TON Herr Z., englisch
Kaum jemand außerhalb Pakistans weiß, dass der Extremismus bis ins Innerste der
Gesellschaft vorgedrungen ist. Diese Geisteshaltung der Gewalt.
Autor
Die Politik hat nicht dafür gesorgt, dass die Gewalt gegen Ahmadis eingedämmt
wurde, sondern sie hat ihr Vorschub geleistet. 1974 wurde per Gesetz verordnet,
dass Ahmadis keine Moslems seien.
O-TON Herr Z., englisch
Das hat unsere Lage völlig verändert. Wir durften nun unsere Toten nicht mehr im
gleichen Friedhof bestatten. Laut Erbrecht darf ein Nicht-Moslem keinen Moslem
beerben. Wenn also ein Sohn Ahmadi wurde, hat man ihn enterbt. Dieses Gesetz
lastet schwer auf uns.
Autor
Noch schlimmer wurde es für Ahmadis unter Zia-ul-Haq. Per Strafgesetzbuch wurde
es ihnen verboten, sich als Moslems zu bezeichnen, zu predigen, den eigenen
Glauben zu propagieren und muslimische Bezeichnungen zu verwenden. Es wurde
praktisch zur Straftat, als Ahmadi seinen Glauben auszuüben.
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Bisher hat keine Regierung Initiativen ergriffen, um die unter Zia ul-Haq eingeführten
Gesetze zu ändern.
O-TON Herr Z., englisch
Solche Initiativen werden immer von den Mullahs zum Stillstand gebracht. Das ist
das Seltsame an Pakistan. Bei den Wahlen erhalten die Mullahs keine Stimmen und
trotzdem gibt die Regierung immer ihrem Druck nach.
Akustisches Signal, Leben Shahbaz Bhatti
O-TON Cecil Chaudhry
„Benazir hat mich angerufen“, erzählte er mir. Sie hat zu ihm gesagt, „eure Leute
haben uns im Stich gelassen, daher gibt es jetzt nur eine Lösung, entweder Oberst
Cecil kandidiert oder Sie.“ Er sagte zu mir, ich solle kandidieren. „Kommt überhaupt
nicht in Frage“, habe ich gesagt, „du kandidierst“. Widerwillig kandidierte er für das
Parlament.
Autor
Benazir Bhutto erlebte den Wahlsieg ihrer Partei nicht mehr. Am 27. Dezember 2007
wurde sie nach einer Wahlkampfveranstaltung ermordet.
Sound
Autor
Die Wurzeln der Gewalt religiöser Extremisten in Pakistan lassen sich bis in die 80erJahre zurückverfolgen, als die UdSSR Afghanistan besetzte. Damals unterstützten
die USA und Saudi Arabien die afghanischen Mujaheddin massiv mit Geld und
Waffen. Doch die Zahlungen und Waffenlieferungen erfolgten nie direkt, sondern
ausschließlich über den pakistanischen Geheimdienst ISI. Er wurde in jenen Jahren
groß und mächtig. Bis heute entzieht er sich der Kontrolle der jeweiligen Regierung.
In den 80er-Jahren bildete der ISI etwa 80.000 Kämpfer für Afghanistan aus.
Als die sowjetischen Soldaten 1989 Afghanistan verließen, hat der ISI nicht versucht,
die mit Waffen vor allem aber ideologisch hoch gerüsteten Kämpfer wieder ins zivile
Leben einzugliedern. Er setzte einen Teil von ihnen in Kaschmir ein, um der
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indischen Armee Nadelstiche zuzufügen. Ein anderer Teil bildete den Kern der
Taliban. Eine dritte Gruppe löste sich vom Gängelband des Geheimdienstes ISI und
verfolgt bis heute eigene Pläne in Pakistan. Diese Kämpfer ließen sich von der
Ideologie der al-Qaida inspirieren und betrachten es als legitim, die in ihren Augen
unislamischen pakistanischen Regierungen zu bekämpfen. Sie gehören
verschiedenen Extremistengruppen an und haben sich im Dezember 2007 zur
Dachorganisation Tehrik-e-Taliban „Bewegung der Taliban“ zusammengeschlossen.
Sound
Autor
Die Pakistan Peoples Party gewann die Wahl im Februar 2008. Shahbaz Bhatti
wurde in die Nationalversammlung gewählt. Premierminister Yousaf Gilani bot ihm
an, Minister zu werden.
O-TON Cecil Chaudhry
Er rief mich an und ich sagte ihm: „Erstens musst Du prüfen, ob es ein
gleichberechtigtes Ministerium ist, und zweitens ob Du ein mit allen Rechten
ausgestattetes Kabinettsmitglied wirst. Am nächsten Morgen rief er mich aus dem
Haus des Premierministers an. „Zweimal Ja“. „Ok, dann leg los.“ Und so wurde er
Minister.
Autor
Im November 2008 wurde unter Shahbaz Bhatti erstmals in der Geschichte
Pakistans ein Ministerium für religiöse Minderheiten geschaffen. Er war der erste
Christ der ein Ministeramt bekleidete.
O-TON Michelle Chaudhry, englisch
Selbst als Minister war er für die Menschen, für die er kämpfte, immer erreichbar. Ich
glaube er war der einzige Minister, der selbst die Anrufe an seinem Handy entgegen
nahm. Egal, wann man ihn anrief, er war immer selbst dran.
17
Autor
Eine seiner wichtigsten Vertrauenspersonen der letzten Jahre war Michelle
Chaudhry, die Tochter des Luftwaffen-Oberst.
O-TON Michelle Chaudhry, englisch
Er arbeitete ständig. Ich sagte ihm, „Spann doch mal aus, geh ins Kino!“ aber er
dachte nicht daran. Ich glaube nicht, dass er einziges Mal in seinem Leben auf
Urlaub war. Mit Freunden abzuhängen oder in einem Restaurant gemütlich zu
plaudern, kam für ihn nicht in Frage. Er hätte das Gefühl gehabt, wertvolle Zeit zu
verschwenden.
Autor
Als Minister konnte Shahbaz Bhatti viel für die religiösen Minderheiten erreichen. Um
ihre Gleichberechtigung zu fördern, wurde ihnen 2009 eine Quote von 5% bei
Regierungsposten zugestanden. Und 2010 konnte er erreichen, dass die
Minderheiten 4 Sitze im Senat erhielten.
O-TON Cecil Chaudhry
Der 11. August, der Tag an dem Jinnah seine berühmte Rede gehalten hatte, wurde
zum Tag der Minderheiten erklärt. Es ist eine große Ehre, dass dieser Tag den
Minderheiten gewidmet wurde. Er hat wirklich viel erreicht.
Autor
Shahbaz Bhatti rief landesweit Initiativen zum Dialog der Religionen ins Leben und
wurde eingeladen, in Moscheen zu sprechen. Im Ausland wurde sein Einsatz für die
Minderheiten mit zahlreichen Auszeichnungen anerkannt.
Auch seine Feinde beobachteten ihn.
Flugblatt, das die Mörder hinterließen
Eure Anmaßung gegen Allah ist so weit fortgeschritten, dass ihr Gesetze zu Gunsten
der Gotteslästerer erlasst. Und dass ihr einen christlichen Ungläubigen, den
verfluchten Shahbaz Bhatti, zum Minister macht.
Akustisches Signal Einschub
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Autor
Am 4. Januar 2011 wurde Salman Taseer, der Gouverneur der Provinz Punjab, von
seinem Leibwächter ermordet. Der liberale Politiker und Geschäftsmann war Moslem
und hatte sich wie Shahbaz Bhatti für die Abschaffung der Blasphemie-Gesetze
eingesetzt.
Bis zum Abend des 4. Januar hatten Tausende von Facebook-Usern ihre ProfileFotos durch das Portrait des Mörders ersetzt.
Er war zum Helden von jugendlichen Facebook-Nutzern geworden.
Bei der Gerichtsverhandlung wurde der Mörder von Anwälten mit Rosenblättern
beworfen – ein Zeichen größter Verehrung.
Atmo Schule
Autor
Emmanuel Parvez, der Cousin Shahbaz Bhattis, leitet eine Schule und ist
verpflichtet, die staatlichen Schulbücher zu verwenden. Tagtäglich wird darin
Millionen von Kindern die Geringschätzung für alle Religionen außer dem Islam
vermittelt.
O-TON F. Emmanuel
In den Naturwissenshaften erfahren die Kinder nur etwas über moslemische
Wissenschaftler. Sie lernen, dass Moslems die Grundlagen der Wissenschaft
geschaffen hätten und dass das Wissen Europas auf dem moslemischer
Wissenschaftler beruhe. Der Beitrag anderer Wissenschaftler wird nicht einmal
erwähnt.
Autor
Das anschaulichste Beispiel, wie die Gedanken der künftigen Generationen geformt
werden, hat mir Pervez Hoodbhoy bei der Konferenz auf seinem laptop gezeigt hat.
Es ist ein Bildwörterbuch, mit dem Schulanfänger das Urdu-Alphabet lernen.
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O-TON Pervez Hoodbhoy
A steht für Allah, B für Banduq – Gewehr, te für takrau, Kollision. Das Bild zeigt die
Flugzeuge, die das World Trade Center rammen. Dsche steht für wie Dschihad. Hier
sehen sie Kindergekritzel. Ein Student hat mir das Heft gegeben, seine Nichte lernt
daraus. Ich habe es gleich eingescannt.
Und jetzt kommt das Interessanteste: der Buchstabe zed steht für zanub. Es ist ein
sehr seltenes Wort, das kaum ein Urdu-Sprecher kennt. Und das in einem Buch für
Schulanfänger! Es ist der Plural des Wortes Sünde: Es ist eine Sünde
Drachensteigen zu lassen, fern zu sehen, Musik zu hören, selbst Schach spielen ist
eine Sünde.
Akustisches Signal, Leben Shahbaz Bhatti,
Autor
Nach dem Mord am Gouverneur des Punjab verschärften sich die Drohungen gegen
Shahbaz Bhatti. Er erhielt Anrufe, Mails und Briefe, die ihn aufforderten seinen
Kampf für die Abschaffung der Blasphemiegesetze aufzugeben. Sein Bruder
Sikander traf ihn wenige Wochen vor seiner Ermordung das letzte Mal.
O-TON Bruder Sikander Bhatti, punjabi
Ich besuchte ihn in Islamabad. Religiöse Extremisten haben eine große
Demonstration veranstaltet und dabei eine Puppe des Papstes und eine von
Shahbaz Bhatti verbrannt. In der Zeitung stand, er sei nun ganz oben auf der
Abschussliste.
Autor
Drei Tage vor seinem Tod, rief Shahbaz Bhatti seinen Cousin Emmanuel Parvez an
und bat ihn, nach Islamabad zu kommen. Als dieser wenige Stunden später eintraf,
stellte Shahbaz Bhatti ihm viele Fragen.
O-TON F. Emmanuel, englisch
„Warum war Jesus entschlossen, nach Jerusalem zu gehen, wenn er wusste, dass
dort der Tod auf ihn wartet?
Gibt es in Pakistan Märtyrer?
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Gibt es einen Unterschied zwischen Märtyrern und Heiligen?“
O-TON Text Video Shahbaz Bhatti
„Da ich die Kampagne gegen die Scharia und für die Abschaffung der BlasphemieGesetze anführe, bedrohen mich die Taliban.
Diese Bedrohungen können meine Meinung nicht ändern. Lieber sterbe ich für meine
Grundsätze und für die Gerechtigkeit als diesen Drohungen nachzugeben.“
Autor
Am 2. März 2011 verließ Shahbaz Bhatti gegen 11 Uhr vormittags sein Haus.
Gemeinsam mit seinem Fahrer Gulshed.
O-TON Fahrer Gulshed punjabi
Ich war kaum losgefahren, da kam ein anderes Auto und versperrte uns den Weg.
Ich hatte keine Ahnung, ob das Terroristen waren oder einfach ein Auto, das in die
Seitenstraße einbiegen wollte, und hielt an. Sofort sprangen Männer aus dem Auto
und begannen zu schießen.
Atmo vom Anfang
O-TON Reporter, englisch
…Ich stehe hier vor dem Wagen des Ministers. Er ist völlig von Kugeln durchsiebt.
Sie haben die Karosserie durchdrungen. Die Seitenscheiben sind durchschossen.
Die Rückbank ist vom Blut des Ministers getränkt…
Autor
Shahbaz Bhatti war 42 Jahre alt.
Die Mörder hinterließen am Tatort ein Flugblatt.
Flugblatt, das die Mörder hinterließen
Dieser Angeklagte hat nun sein ihm zukommendes Ende gefunden, das anderen als
Warnung dienen wird.
Oh Kreuzzügler! Unser Kampf gegen Euch wird weitergehen, solange bis die
Religion Allahs und seines Propheten – der Friede sei mit ihm – siegen wird oder bis
wir das Martyrium erleiden.
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Taliban-Bewegung des Punjab und Al-Qaida
Absage
Pakistanischer Märtyrer
Über den ermordeten Minister Shahbaz Bhatti und die Radikalisierung einer
Gesellschaft
Ein Feature von Christian Brüser
Gesprochen haben: Katrin Daliot, Peter Matic, Sven Philipp, Volker Hanisch, Stefan
Rehm und Detlev Eckstein
Regie: der Autor
Technik: Robert Pavletzka
Redaktion: Elisabeth Stratka
Sie hörten eine Co-Produktion des ORF mit dem Deutschlandfunk und dem
Westdeutschen Rundfunk 2012.
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