DIE LINKE. Wartburgkreis-Eisenach Samstag, den 14.01.2012 Rede von Sascha Bilay zur Nominierung als Landratskandidat im Wartburgkreis zur Wahl am 22. April 2012 - es gilt das gesprochene Wort - Liebe Genossinnen und Genossen, das Jahr 2012 ist jung und wir stellen heute eine entscheidende politische Weichenstellung für den Wartburgkreis. Es geht um nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Nominierung eines Landratskandidaten. Ich will mich zunächst bei Anja bedanken, die den Vorschlag, mich zu nominieren, gemacht hat. Sie ist dabei auf einige Aspekte zu meiner Person eingegangen und hat dargelegt, weshalb ich aus Sicht des Kreisvorstandes und der Kreistagsfaktion der geeignete Kandidat sei. Deshalb, und auch weil ihr mich kennt, will ich mich an dieser Stelle auf einige politische Positionen konzentrieren, von denen ich überzeugt bin, dass wir gemeinsam einen hervorragenden Wahlkampf gestalten, die Öffentlichkeit und letztlich auch die Landratswahlen gewinnen können. Diese Positionen sollen neben dem Kommunalwahlprogramm für die Kreistagswahl 2009 mein politischer Leitfaden als Landrat des Wartburgkreises sein. Der Wartburgkreis hat eine Vielzahl von Potentialen. Eines davon ist die günstige geographische Lage zu Bayern und Hessen. Daraus resultieren einige positive Effekte für die Wirtschaft und Arbeitsplätze. Unser Kreis ist deshalb Spitze in Thüringen, was die Auspendler der Berufstätigen anbetrifft. Deshalb werden die statistischen Daten zur Wirtschaftskraft und zum Arbeitsmarkt durch diesen geographischen Effekt begünstigt. Weshalb gehe ich darauf ein? Der Wartburgkreis hat eine für Thüringer Verhältnisse gute Position. Der Kreis ist schuldenfrei und kann sich das eine oder andere freiwillige Projekt leisten. Das liegt aber gerade nicht an der vermeintlich guten Führung, sondern eben an Effekten, für die der Landrat nichts kann. Hierzu gehört für mich auch der Status der Kreisfreiheit von Eisenach. Ich wage die These, dass der Wartburgkreis auch deshalb so gut dasteht, weil er einen Teil seiner Soziallasten auf die Stadt Eisenach ausgelagert hat. Es ist kein Vorwurf an die sozial Schwachen zu machen, dass sie selbstverständlich eher in Eisenach leben wollen, als in einer Umlandgemeinde im Wartburgkreis. Immerhin sind in Eisenach alle wesentlichen Dinge wie Busse, Verwaltungen, kulturelle Einrichtungen und günstiger Wohnraum auf kurzem Wege problemlos zu erreichen. Der Vorwurf geht aber in die Richtung einer Landkreisspitze, die versucht, die günstige Situation des Wartburgkreises als eigenen Erfolg vorzuweisen. Dem ist so nicht! Ich erkläre also, dass für mich die Stadt Eisenach in den Wartburgkreis zurück gehört, weil sonst die Entwicklung einer gemeinsamen Region zum Nachteil aller Menschen behindert wird. Letztlich dürfen wichtige Weichenstellungen für die Region nicht wegen der Finanznot von Eisenach und den persönlichen Animositäten einzelner Akteure falsch gestellt werden. Und um das klar zu machen: die zwingend notwendige Integration von Eisenach in den Wartburgkreis bedeutet noch keine Entscheidung über die Kreisstadt. Ich schlage vor, darüber zu diskutieren, ob die bestehenden Verwaltungen in Eisenach und Bad Salzungen nicht noch stärker miteinander verzahnt werden können und dadurch gemeinsame Chancen genutzt werden können. Letztlich ist es für den Bürger uninteressant, wo der Landrat seinen Schreibtisch hat. Entscheidend ist vielmehr, dass die Einwohnerinnen und Einwohner schnell und unkompliziert einen Zugang zur Verwaltung und ihren Sachbearbeiter erhalten. Bereits heute können zu einer Vielzahl von Angelegenheiten auch die Einwohner des Wartburgkreises die Verwaltung in Eisenach nutzen. Das gilt es beizubehalten und weiter auszubauen. Als LINKER Landrat bin ich an die politischen Grundsätze unserer Partei verpflichtet. Als unverrückbarer Pfeiler stehen dabei für mich mehr Transparenz im Verwaltungshandeln und mehr Demokratie. Was meine ich damit? Der Landrat macht ab und an eine so genannte Kreisbereisung und sucht dann einzelne Orte im Wartburgkreis auf. Den Menschen wird dann Gelegenheit geben, in Bürgersprechstunden ihre Probleme und Anliegen vorzutragen. Als erste Antworten erhalten sie die unverbindlichen Mitteilungen, dass die Sachverhalte geprüft werden müssten. Später wird dann in einem Brief möglicher Weise eine konkrete Antwort nachgereicht. Für mich stellen aber Mitwirkung und Transparenz kein Gnadenakt dar. Sie sind für mich elementare Grundfeste des politischen Systems und der handelnden Verwaltung. Alle Angelegenheiten, die die Menschen im Zusammenhang mit der Verwaltung beschäftigen, sind grundsätzlich öffentliche Angelegenheiten, die öffentlich thematisiert werden müssen und zu denen auch eine öffentliche Stellungnahme des Landrates geben muss. Deshalb halte ich es für richtig, dass unsere Kreistagsfraktion erneut einen Antrag gestellt hat, dass eine Einwohnerfragestunde im Rahmen der Kreisstagssitzung eingerichtet wird. Es gibt keinen öffentlicheren Raum als den Kreistag und deshalb werde ich als Landrat dafür eintreten, dass die Geschäftsordnung geändert wird. Liebe Genossinnen und Genossen, ich bin also ein politischer Mensch und ich werde ein politischer Landrat sein. Ich stehe dafür, dass auch in der Kommunalpolitik darüber diskutiert wird, wie die sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen, ökologischen und sonstigen politischen Fragen in der Region zu lösen sind. Ich finde, dass es falsch ist, in der Kommunalpolitik so zu tun, als gebe es keine politischen Gründe für die Finanznot der Kommunen. Die Ursachen sind in der zutiefst kommunalfeindlichen Politik von Bund und Land zu finden. Deshalb darf auch im Kreis nicht so getan werden, als könnten die Probleme jenseits vom politischen Gestaltungswillen gelöst werden. Wenn es also ausschließlich darum gehen würde, dass ein Landrat nur die Leitung einer Verwaltung inne haben würde und eben nicht auch politisch agieren müsste, so könnten wir uns die demokratische Direktwahl sparen. Dann würde die Einsetzung eines Verwaltungsbeamten durch das Land ausreichen. Weil es aber eine Wahl gibt, zu der die Parteien ein personelles und ein politisches Angebot machen, kommt dem Landrat auch eine Funktion zu, die er politisch ausfüllen muss. Deshalb ist es durchaus scheinheilig, wenn Parteien mit einem angeblich unpolitischen oder sogar überparteilichen Angebot in den Wahlkampf ziehen. Alle wissen, dass der Landrat wenige Monate nach seiner Wahl in die CDU eingetreten ist. Wir als LINKE sind in dieser Frage ehrlich und zuverlässig. Ich bin Mitglied der LINKEN und ich werde in diesem Wahlkampf auch politische Positionen vertreten. Eine solche politische Position ist beispielsweise, dass ich als Landrat dafür eintreten werde, dass die Verwaltung im Landratsamt die Wasser- und Abwasserzweckverbände sowie den Gemeinden und Städten beim Straßenausbau unterstützt und ihnen Hinweise gibt, wie die Abgabenbelastungen der Bürgerinnen und Bürger verringert werden kann. Das Landratsamt ist nicht nur Aufsichtsbehörde, um Verwaltungsangelegenheiten formal zu bearbeiten. Es ist aber kurzsichtig, wenn nicht auch die finanziellen Folgen für die Bürgerinnen und Bürger mit abgewogen werden. Im Übrigen müssten allein schon wegen der Frage der Kommunalabgaben auch die Unternehmer in der Region ihre Wahlentscheidung überprüfen, ob für sie eine Wahl der LINKEN die bessere Entscheidung wäre. Immerhin müssen auch die Unternehmen Gebühren und Beiträge für Wasser, Abwasser und Gemeindestraßen zahlen. Ich erkläre an dieser Stelle, dass ich das Volksbegehren der Thüringer Bürgerallianz gegen überhöhte Kommunalabgaben unterstütze und als Landrat die Erhebung von Beiträgen durch die Zweckverbände und Gemeinden kritisch sehe. Liebe Genossinnen und Genossen, allen bisherigen Landräten ist es nicht gelungen, den Wartburgkreis „als Ganzes“ zu führen und zu vertreten. Ich halte nichts davon, die Straßenkilometer zu zählen und davon die Investitionsentscheidungen des Kreises abhängig zu machen. Über die Vor- und Nachteile unterschiedlicher oder einheitlicher Arbeitsamtsstrukturen kann man ebenfalls diskutieren. Was mich daran stört, ist die gefühlsbetonte Instrumentalisierung von Lokalpolitikern, die mit der Lebenssituation der betroffenen Menschen in der Region nichts zu tun hat. Die Arbeitslosen in der Region interessiert nicht die Frage, ob der Bezirkschef des Arbeitsamtes in Suhl oder in Gotha seinen Schreibtisch hat. Der von Arbeitslosigkeit betroffene Mensch stellt aber die Frage, was jeder einzelne Verantwortliche versucht hat, um einen Arbeitsplatz in der Region zu schaffen, von dem die Menschen in würdiger Art und Weise leben können. Der Name des Arbeitsamtes ist dabei zu vernachlässigen. Die entscheidende Frage lautet doch: Wie können wir allen Menschen eine gute Perspektive geben, damit sie das Arbeitsamt nicht mehr betreten müssen! Hier werden nach meiner Auffassung die Fragen falsch gestellt. Liebe Genossinnen und Genossen, ich bin davon überzeugt, dass wir die Wahlen gewinnen können. Jetzt liegt es an uns, mit den Menschen in Kontakt zu kommen, damit sie die politische Alternative im Wartburgkreis wählen. Wenn und das gemeinsam gelingt, ist mir um den Wahlsieg nicht bange. Ich danke für eure Aufmerksamkeit.