Der Sabbat Wächter Zeitschrift für Erweckung und Reformation Jahrgang 90 Nummer 2 - 2015 Sieben letzte Worte Von Menschen verlassen - von Gott getragen Unsere neue Website Jesus und Mohammed Verkünden sie denselben Gott? Nr. 2 - 2015 1 Inhalt Der Sabbat Wächter ___________ Jahrgang 90, Nr. 2 Leuchtturm der Hoffnung, des Glaubens und der Wahrheit in einer verworrenen Welt. Unser Glaube: • Der allweise, liebende Gott schuf alle Dinge des Universums durch seinen Sohn, Jesus Christus; er ist der Eigentümer und Erhalter. • Er begegnete der Herausforderung seiner liebenden Führung und Autorität, indem er die Welt mit sich versöhnte durch das Leben, den Tod und die Auferstehung seines Sohnes, das Wort, das Fleisch wurde. • Der Heilige Geist, Jesu Stellvertreter auf Erden, überzeugt von der Sünde, führt zur Wahrheit und überwindet, wenn er im Menschen wohnt, alle Ungerechtigkeit. • Die Bibel ist der Bericht über das Handeln Gottes mit der Menschheit und der Maßstab jeglicher Lehre; die Zehn Gebote sind die Abschrift seines Charakters und die Grundlage aller dauernden Reform. • Sein Volk, in Übereinstimmung mit Gottes Wort und unter der Leitung des Heiligen Geistes, ruft alle Menschen auf, durch den Glauben an Jesus mit Gott versöhnt zu werden. • Die Prophetie der Bibel offenbart, dass die Weltgeschichte bald mit der sichtbaren Wiederkunft Jesu als König, ihren Abschluss finden wird. Alle, die ihn als Erlöser der Welt und ihren Herrn angenommen haben, werden von ihm aus Gnaden aufgenommen. Gemeindeschrift der Internationalen Missions­gesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformations­bewegung Deutsche Ausgabe Redaktion: Medienteam/Literaturausschuss der Deutschen Union Redaktion und Versandadresse: Interna­tionale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung, Edelstein-Verlag/Versandstelle Schul­straße 30, D-06618 Naumburg, Germany. Tel.: (49) 3445-792922 Fax: (49) 3445-792923 eMail: [email protected] Internet: www.reform-adventisten.net (deutsch) Gestaltung/Layout: I. Müller Fotos, wenn nicht anders benannt, I.+J. Müller Titelfoto: Sandskulpturen-Festival Usedom 2014, I. Müller, siehe www.sandskulpturen-usedom.de Bibelstellen, wenn nicht anders angegeben: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, (c) 1999 Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart Die Redaktion behält sich Kürzungen eingesandter Beiträge vor. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 21.06.2015 Die Zeitschrift kann auch von unserer Website heruntergeladen werden. Das Heft wird durch Spenden finanziert. Spendenkonto: Volksbank Bramgau-Wittlage eG Kto-Nr. 822 839 601 BLZ: 265 639 60 IBAN: DE30 26563960 0822 8396 01 BIC: GENODEF1WHO (150507) 2 Seite Aktuelles Jesus und Mohammed Verkünden sie denselben Gott? F. Herbolsheimer Unsere neue Website S. Krol 3 27 Bibelstudium 7 Sieben letzte Worte S. Virgil Glaubensleben Spurensuche und Glaubenszeugnis I. Müller 10 Von Menschen verlassen - von Gott getragen H. Welker 13 Lebenshilfe 18 Verständnis statt Missverständnis I. Müller Hilfswerk 23 25 Asante Sana - Bericht aus Kenia A. Leithold Ernährungsprojekt Uvoto Gemeinde 26 28 Danksagung Einladungen - Konferenzen, Jugendfreizeit Wenn Sie den Sabbatwächter noch nicht regelmäßig bekommen, können Sie gern für sich oder Ihre Freunde ein Jahres-Abo bestellen. Wir versenden die Zeitschrift kostenlos - freuen uns aber über jede Spende zur Kostendeckung. Ja, ich möchte den Sabbatwächter für mich / für meine Freunde bestellen. Name: _______________________________________________ Straße: ______________________________________________ PLZ Wohnort: _________________________________________ Bitte einsenden an: Int. Missionsgesellschaft, Versandstelle, Schulstr. 30, 06618 Naumburg E-Mail: [email protected] D er S abbatwächter Aktuelles Jesus und Mohammed die Gründer der zwei größten Weltreligionen Verkünden sie denselben Gott? F. Herbolsheimer Genau die Hälfte der Weltbevölkerung bekennt sich zu einer der beiden großen Weltreligionen, dem Christentum und dem Islam. Zum Christentum zählen 2,3 Milliarden Menschen in 127 Ländern. Damit sind sie die größte Religion. Der Islam ist in 120 Ländern mit ca 1,3 Milliarden Anhängern vertreten. Zusammen mit dem Judentum werden sie als die monotheistischen Religionen bezeichnet, d.h., dass sie nur eine Gottheit anerkennen. Glauben sie aber an denselben Gott? Sind Allah und der Gott Israels derselbe? Wo gibt es Übereinstimmung und wo Gegensätze? Für Bibelgläubige dürfen wir vorwegnehmen, dass Jesus Christus, sowie auch Mohammed von den biblischen Propheten angekündigt wurde. Diesen interessanten Tatbestand sowie seine geschichtliche Erfüllung mit ihren Folgen gerade auch für unsere Zeit wollen wir hier betrachten. Wer ist Jesus der Nazarener? Gleich nach dem Sündenfall und der damit verbundenen Todesfolge, wurde den Menschen ein erstes HoffnungszeiNr. 2 - 2015 chen gegeben. Ein Nachkomme Evas sollte die Schlange, den Satan, als Verursacher von Sünde und Tod besiegen. (1. Mose 3,15). Dieser Text wird daher auch das Urevangelium genannt. Jesaja kündigt das Friedenskind aus der Linie des Königsgeschlechts David an, das Recht und Gerechtigkeit schaffen wird. Es soll die Strafe für unsere Übertretung in Schmerzen und Tod auf sich nehmen, damit wir durch seine Wunden geheilt werden und Frieden bekommen. (Jes. 9,5.6; 53,4.5). Schon Jahrhunderte vor Jesu Geburt nennt der Prophet Micha Bethlehem als seinen Geburtsort (Micha 5,1) und Jesaja Galiläa als seinen Wirkungsraum (Jes. 8,23). Das Wichtigste jedoch an der Mission Jesu ist seine Botschaft des Friedens, der Versöhnung zwischen Gott und Mensch und der Liebe, die in der Feindesliebe ihre höchste Entfaltung findet. Seine göttliche Sendung hat er durch seinen makellosen Lebenswandel bewiesen und durch Werke der Barmherzigkeit, die er durch Wundertaten wie Krankenheilungen und Totenauferweckungen bezeugte. Hier seine Botschaft und Wirken im Überblick: 3 Jesus und Mohammed Jesus Christus und das Neue Testament Jesus Christus hat niemals zum Schwert gegriffen. Er hat seinen Anhängern nachdrücklich verboten, im Namen des Evangeliums Gewalt anzuwenden: Liebet eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; betet für die, welche euch beleidigen (...) und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die (...) Bösen. (Lukas 6,27.28.35.) Da spricht Jesus zu ihm (Petrus): Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort; denn alle, die das Schwert nehmen, werden durchs Schwert umkommen. (Matthäus 26,52) Und als sie an den Ort kamen (...), kreuzigten sie daselbst ihn (Jesus) und die Übeltäter, (...) Jesus aber sprach: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,33.34.) Erinnere sie, Obrigkeiten untertan zu sein, (...) zu jedem guten Werk bereit zu sein, (...) nicht streitsüchtig zu sein, milde, alle Sanftmut erweisend gegen alle Menschen. (Titus 3,1.2.) Und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr Segen ererbt. (1. Petrus 3,9) Jesus antwortete: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft (...)“ Da sprach Pilatus zu ihm: „Also du bist ein König?“ Jesus antwortete: „Du sagst es (...). Ich bin dazu in die Welt gekommen, auf dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“ (Johannes 18,36.37.) Woher kommt Mohammed? Das islamische Glaubensbekenntnis Mohammed ist um 570 in Mekka geboren, als Nachkomme eines früher bedeutenden, aber inzwischen verarmten Wirtschaftsclans. Schon mit 6 Jahren wurde er Vollwaise, kam zunächst zum Großvater und nach dessen Tod zum Onkel. Dabei lebte er in dürftigen Verhältnissen, bis er bei der reichen Kaufmannswitwe Chadischa Arbeit fand. Sie heiratete ihn 595 und gebar ihm 6 Kinder. Sie war es auch, die ihn in seinen religiösen Ansichten und angeblichen Visionen unterstützte und seine erste Anhängerin wurde. Nach ihrem Tod heiratete er neun Frauen, die Jüngste Aischa, ein gefangenes Christenmädchen im Alter von 8-10 Jahren. Die heidnischen Bewohner Mekkas, sowie auch die dort lebenden Juden und Christen lehnten seine Ansichten ab. Mekka war schon lange vor Mohammed ein zentraler heidnischer Wallfahrtsort. Der Mittelpunkt war schon damals die Kaaba mit dem schwarzen Stein, der angeblich vom Himmel gefallen sei. Etwa 40 Gottheiten seien dort verehrt worden und ein Vorfahr Mohammeds habe dort gedient. Beeinflusst vom jüdischen und christlichen Glauben hat Mohammed, als sein Einfluss stark genug war, die Kaaba von der Vielgötterei befreit und nur einen Gott, der dort verehrt wurde, übriggelassen, nämlich Allah. So wurde er der Gott des Islam. Ihm sollen sich die Gläubigen in unbedingtem Gehorsam unterwerfen. Islam bedeutet Unterwerfung. Worin sie sich unterwerfen sollten, das lehrte Mohammed im Auftrag Allahs. „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt und ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Allahs ist.“ …“ Der Moslem ist verpflichtet, an das Jenseits und an das, was dort geschehen wird, zu glauben. Dazu gehört auch das jüngste Gericht, welches 50.000 Jahre (nach unserer Zeitrechnung) andauern wird. Es beginnt, wenn die Menschen ihre Gräber verlassen (Auferstehung) und dauert bis die Bewohner des Paradieses ins Paradies eingehen. Und dort für immer verbleiben und die Bewohner der Hölle in die Hölle eingehen und dort für immer verbleiben.“ … „Jeder verantwortliche Ungläubige ist verpflichtet, in den Islam einzutreten. Derjenige, der vor der Pubertät nach islamischem Recht stirbt, gilt nicht als Verantwortlicher und kommt ins Paradies.“ „Ein Nichtmuslim, der die Volljährigkeit nach islamischem Recht erreicht hat, im Besitz seines Verstandes ist und das Glaubensbekenntnis gehört hat, gilt als Verantwortlicher und ist verpflichtet, in den Islam einzutreten. Sollte er jedoch nicht in den Islam eintreten und als Ungläubiger sterben, kommt er in die Hölle und wird dort ohne Ende bestraft.“1 Nach dem Koran endet damit jedoch die Verantwortung für den Moslem dem Ungläubigen gegenüber nicht. Nach Sure 47,4 geht an sie der Befehl: „Wenn ihr den Ungläubigen begegnet, so schlagt ihnen die Köpfe ab, bis dass ihr ein Gemetzel angerichtet habt. Dann schlagt den Rest in Banden und gebt sie frei, wenn der Krieg seine Waffen abgelegt hat, entweder umsonst oder um Lösegeld. Also sollt ihr verfahren“. 4 D er S abbatwächter Jesus und Mohammed Diesem Motto gemäß hat Mohammed 66 Kriege gegen Nicht-Muslime geführt, davon 27 als Feldherr. Das Ziel war, sie zum Islam zu führen. Wie wurde der Islam in der Bibel angekündigt? Djihad, große Anstrengung, nennt der Islam seine Kriege und Terrorakte. Für Nichtmuslime ist es unverständlich, warum so viele Islamisten, vor allem auch junge Leute, als Selbstmord-Attentäter sich selbst und möglichst viele Unschuldige in den Tod reißen. Auch dieses Phänomen ist im Islam begründet. Nur einen Weg nennt der Koran, der (angeblich) unmittelbar in den Himmel führt. Das ist der Weg des Märtyrertodes im Djihad. (Sure 4,74). Diese Perversion des Willens und Charakters des liebenden Vatergottes war die Kraft, durch die sich der Islam über Jahrhunderte ausgebreitet hat. Ganze Landstriche wurden entvölkert. Weite Länder, die von Christen bevölkert waren, wie Pälästina, Kleinasien, Nordafrika, wurden zum Islam gezwungen oder ausgerottet. Auch um Europa wurde hart gekämpft. Spanien war erobert und Frankreich umkämpft. Von Karl Martell wurden sie dort zurückgeschlagen und aus Spanien von König Ferdinand und Isabella wieder vertrieben. Zweimal standen die Türken vor den Toren Wiens. Das christliche Europa sollte islamisch werden. Denn nach der Lehre Mohammeds wird das Paradies beginnen, wenn die ganze Welt vom Islam besiegt ist. Diesem Ziel gelten die Terroranschläge von Al Kaida, des Boko Haram in Afrika, des IS in Asien und anderer Kämpfer des Djihad mit hunderttausenden Todesopfern jährlich, hauptsächlich Christen. „Und der fünfte Engel blies seine Posaune; und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm wurde der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben. Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf, und es stieg auf ein Rauch aus dem Brunnen wie der Rauch aus eines großen Ofens, und es wurden verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauch des Brunnens. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde, und ihnen wurde Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben. Verfolgung Einer bisher unveröffentlichten Statistik ... zufolge werden in islamischen Ländern jedes Jahr 150.000 Christen umgebracht.2 Mohammed und der Koran Mohammed war ein Eroberer, der Kreig führte. Er unterwies seine Anhänger, zur Verbreitung des rechten Glaubens Gewalt anzuwenden: Ihr sollt mit ihnen kämpfen oder sie sollen Muslime werden! (Sure 48,16) Und erschlagt sie (die Ungläubigen), wo immer ihr auf sie stoßt! (Sure 2,187) Und bekämpft sie, bis die Verführung aufgehört hat und der Glaube an Allah da ist! (Sure 2,189) Und so sie den Rücken kehren, ergreift sie und schlagt sie tot, wo immer ihr sie findet. (Sure 4,97) So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab! (Sure 8,12) ... und kämpft gegen sie, bis kein Bürgerkrieg mehr ist und bis alles an Allah glaubt! (Sure 8,40) Nr. 2 - 2015 Zeichnung: Alexander Ross‘s PAHSEBEIA, or A View of all Religions in the World (1683) Minarett der Moschee in Mosbach Und ihnen wurde Macht gegeben, nicht dass sie die Menschen töteten, sondern sie quälten fünf Monate lang und ihre Qual war wie eine Qual von einem Skorpion, wenn er einen Menschen sticht. Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und nicht finden, sie werden begehren zu sterben und der Tod wird von ihnen fliehen. Und die Heuschrecken sahen aus wie Rosse, die zum Krieg gerüstet sind, und auf ihren Köpfen war etwas wie goldene Kronen, und ihr Antlitz glich der Menschen Antlitz…“ „Und die Übrigen Leute, die nicht getötet wurden von diesen Plagen, bekehrten sich doch nicht…“ Offb. 9,1-7. 20; (Vers 8-21) 5 Jesus und Mohammed „Bezüglich keines anderen Teiles der Offenbarung herrscht eine solche Übereinstimmung unter den Erklärern, als bezüglich der Anwendung der fünften und sechsten Posaune auf die Sarazenen und Türken. Die Sache ist aber auch so augenfällig, dass eine Missdeutung unmöglich ist, zumal das ganze neunte Kapitel der Offenbarung den Gegenstand nicht nur mit ein oder zwei Versen abhandelt…“3 „Der Brunnen des Abgrunds. – Die eigentliche Bedeutung dieses Ausdrucks erhellt besser aus dem Wort des griechischen Textes, denn „abyssos“ heißt „tief, bodenlos, unergründlich“ und kann daher auch auf einen wüsten, öden und unbebauten Ort bezogen werden, ... Im vorliegenden Beispiel wird damit in höchst passender Weise die unerforschte Wüste Arabiens bezeichnet, von wo aus sich die Horden der Sarazenen wie Heuschreckenschwärme über das ganze Land verbreiteten, und der Fall des Perserkönigs Chosroes versinnbildet trefflich das Öffnen des Brunnens des Abgrunds, insofern als er nämlich den Anhängern Mohammeds den Weg bereitete, die ihre düstere Heimat verließen, um mit Feuer und Schwert ihre verlockenden Irrlehren dem ganzen Morgenlande aufzudrängen.“4 Koran eine Heilige Schrift? Der Religionswissenschaftler Prof. Stefan Schreiner (Tübingen) hatte gesagt, dass niemand wisse, ob Christen oder Moslems die göttliche Wahrheit hätten. Deshalb sollten die Kirchen anerkennen, dass es eine göttliche Offenbarung auch nach Christus gegeben habe und der Koran eine heilige Schrift sei.5 Mohammed Prophet aller Menschen? „Einige Menschen glauben, Mohammed sei lediglich der Prophet der Araber oder Moslems. Das ist ein Irrtum. Mohammed ist der Prophet aller Menschen. Er ersetzte alle vergangenen Religionen. Wenn Jesus gelebt hätte, als Mohammed gesandt wurde, wäre er ihm gefolgt.“ Der libysche Staatschef Muammar Gadafi in einem Interview mit dem arabischen Fernsehsender Al-Jazeera.6 Die Stärke des Islam ist die Schwäche der Christen „Ich fürchte mich nicht vor der Stärke des Islams, sondern vor der Schwäche des Christentums.“ Peter Hahne7 Wenn die Christen so konsequent nach der Lehre Jesu lebten, wie die Muslime nach Mohammed, dann herrschten in der Welt andere Zustände. Die meisten Christen wissen gar nicht mehr, was Jesus gelehrt und geboten hat. Auch die Hintergründe und Ziele des Islam werden nicht erkannt. Trotz der fast täglichen schrecklichen Terrorakte, fast ausschließlich von Moslems verübt, erklärt man den Islam zu unserer Gesellschaft gehörend und damit als dem Christentum gleichwertig. Wer so argumentiert, zeigt damit, dass er weder die Lehre Christi, noch die Mohammeds kennt. Möglicherweise wird die Wahrheit auch aus politischer Rücksicht verschwiegen. Denkende Menschen aber fragen sich, wo steuern wir hin? Gottes Boten waren von jeher beauftragt, was Gott offenbart hat, den Menschen weiterzugeben. Die Adventpioniere haben deshalb u.a. die Offenbarung studiert und somit gewusst, wer mit dem Rauch aus dem Abgrund gemeint ist. Jene Adventgläubigen, die vor 100 Jahren Jesu Friedensbotschaft kannten und danach leben wollten, haben sich von der damaligen Kriegseuphorie nicht mitreißen lassen. Diese kleine Schar hat sich auch weder von den nationalen Massen, noch von der roten Armee überrennen lassen, sondern blieben Jesu Ruf treu. So sollen auch wir die religiösen und politischen Einflüsse unserer Zeit mit offenen Augen und im Licht des Wortes Gottes betrachten. Dann werden wir selber nicht nur auf sicherem Wege gehen, sondern nach Gottes Willen Licht der Welt sein können. Jesu Auftrag an seine Nachfolger: „Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28,18-20) Darin ist auch die islamische Welt eingeschlossen. Wie ein Evangelist, der unter Moslems arbeitet, das Wort Isalm buchstabiert: I s l a m = I – Sincerely – love – all – Moslem (Ich liebe aufrichtig alle Muslime) Quellenangaben: 1 - Moscheen in Deutschland, S. 99 2 - Idea 4. Mai 2006. S. 9 3 - Daniel und die Offenbarung, Uriah Smith, S. 492 4 - ebd. S. 295 5 - Landessynode März 2006, Idea 17. Mai 2006 6 - Idea 2. August 2006 7 - Idea 8.März 2006 Während einer Tauffeier zum Jugendtreffen 2013 6 D er S abbatwächter Sieben letzte Worte Simon Virgil W ährend es in langer Tradition der großen Kirchen steht, den Worten Jesu am Kreuz große Aufmerksamkeit entgegenzubringen1 – sie werden unter dem Ausdruck „Sieben letzte Worte“ zusammengefasst – ist es mein Eindruck, dass wir sie nicht genügend beachten. Ich glaube Letzteres ist ein Fehler, nicht etwa weil wir die Kirchen nachahmen sollten, sondern weil Jesu Tod bzw. sein Opfer das eigentliche Herzstück des Evangeliums ist und insofern sind auch diese „sieben letzten Worte“ Jesu von Wichtigkeit für uns. Wir möchten sie im Folgenden in Erinnerung rufen und betrachten, welche Folgerungen sie über Jesus, Jesu Opfer und für unser Glaubensleben haben. 1 vgl. etwa J. Haydn: Die sieben letzte Worte unseres Erlösers am Kreuze (1785), C.H. Spurgeon: Christi Worte am Kreuz (1963), A. Grün: Vater vergib ihnen. Die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz (2014) Nr. 2 - 2015 Nachdem Gottes Sohn von denselben Menschen, denen er Liebe und Mitgefühl entgegenbrachte, ans Kreuz gebracht und genagelt wurde und während er unter die Qualen von Letzterem litt, sprach Jesus eines dieser „sieben letzten Worte“ aus: „Vater vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lukas 23,34) Ist diese Vergebungsbereitschaft nicht bewundernswert? Sie ist derartig bewundernswert, dass selbst die Engel im Himmel, bei diesem Ausspruch von Jesus, verwundert waren.2 Die Geschöpfe hatten sich nämlich zusammengetan, um ihren Schöpfer zu vernichten,3 und dennoch setze sich Christus für diese an ihm schuldig gewordenen Menschen ein.4 2 vgl. Leben Jesu, S.761 3 vgl. ebd. 4 vgl. Christus ist Sieger, S.69 Foto: Naumburger Dom, Kreuzdarstellung, I. Müller 7 Sieben letzte Worte Aber seine Vergebungsbereitschaft ging und geht noch weiter. Jesus bittet hier nicht nur für die anwesenden Soldaten oder dem jüdischen Volk, sondern viel mehr um Vergebung für die ganze Welt, d.h. für alle Sünder.5 Er bietet ihnen allen Vergebung an, und auch Du und ich sind mit den Worten aus Lukas 23,34 gemeint. Wir haben zwar nicht gerufen: „Lass ihn kreuzigen!“ (Matthäus 27,22), aber allzu oft haben wir uns für die Sünde entschieden und deshalb tragen auch wir Schuld an der Kreuzigung des Sohnes Gottes.6 Wir wissen aber, dass diese Vergebungsbereitschaft derartig groß ist, dass selbst eine blutrote Sünde schneeweiß werden würde.7 Vertraue auf diese Vergebungsbereitschaft und nehme die Verheißung aus 1. Johannes 2,1 persönlich: „(…) Und wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater: Jesus Christus, der gerecht ist.“ Den nächsten Ausspruch von Jesus am Kreuz finden wir in Lukas 23,43: „Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du im Paradiese sein.“8 In diesen Worten Jesu, die er an den sogenannten Schächer richtet, steckt eine außergewöhnliche Dramatik. Es gab für diesen Schächer nämlich nur noch gezählte Momente am Kreuz, und damit gezählte Momente, um vor dem ewigen Tod erlöst zu werden. Nach dem Tod gibt es nämlich keine Möglichkeit mehr, Erlösung zu finden.9 Auch für uns bietet sich die Gelegenheit, sich auf die Ewigkeit vorzubereiten, nur im jetzigen Leben.10 Eine andere Gelegenheit bekommen Du und ich nicht. Außerdem ist Jesus Christus der Einzige, der uns vor dem ewigen Tod erretten kann: „Und es ist in keinem andern das Heil, es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.“ (Apostelgeschichte 4,12) Somit wendet sich der Schächer an die richtige Person, um nicht zu sagen, an die einzigrichtige Person. Er hatte erkannt, dass neben ihm Gottes Sohn gekreuzigt wurde.11 Auch wir sind auf Jesus angewiesen. Nur durch ihn können Du und ich erlöst werden. Gehst Du regelmäßig zur Gemeinde? Liest Du regelmäßig in der Bibel? … Das alles ist gut und richtig, aber wie sieht Deine Beziehung zu dem Einen aus, der alleine Dich retten kann – Jesus? Ergreife deshalb wie der Schächer am Kreuz die Möglichkeit, Jesus am Kreuz zu erblicken und bitte ihn: „Herr, denke an mich (…).“ (Lukas 23,42) „(…) Frau, siehe, das ist dein Sohn! (…) Siehe, das ist deine Mutter! (…)“ (Johannes 19,26.27) Diese Worte richtete Jesus an seine Mutter bzw. an seinen Lieblingsjünger Johannes. Wir erkennen hier, dass Jesus, trotz stundenlanger Qual und Seelenangst am Kreuz, seine Mutter nicht vergessen hatte.12 Und weil Jesus, während er im Begriff war zu sterben,13 seiner Mutter gedachte und sie seinem Jünger Johannes anvertraute, sind diese Worte Jesu eine Lehre 5 vgl. Die Leiden Christi, S.21 6 vgl. ebd. 7 vgl. Jesaja 1,18 8 Konkordantes Neues Testament, Konkordanter Verlag Pforzheim, 5. Auflage 1980 9 vgl. Bilder vom Reiche Gottes, S.212 10 vgl. ebd, 11 vgl. Lukas 23,40-42 12 vgl. Erfahrung und Gesichte, S.167 13 vgl. Die Leiden Christi, S.24 8 des Erbarmens und der Menschenliebe.14 Nicht nur die vorhergegangenen Lehren, Wunder und der Umgang Jesu mit seinen Mitmenschen, zeugten von aufrichtiger Menschenliebe, sondern auch diese Botschaft am Kreuz. Fast dreißig Jahre hatte Jesus Christus im Hause seiner Eltern bei der täglichen Arbeit geholfen und selbst in seiner Todesstunde sorgte er weiterhin für seine trauernde Mutter.15 Unser Heiland wird hier zu einem Vorbild für alle, die ihm nachfolgen wollen. Denn die gleiche Einstellung, die Jesus in seinem irdischen Leben und auch am Kreuz offenbarte, werden alle wahren Nachfolger ebenfalls an den Tag legen und es als eine Verpflichtung ansehen, ihre Mitmenschen mit der notwendigen Liebe zu begegnen und insbesondere ihren Eltern liebevolle Anteilnahme entgegenzubringen.16 Das Vierte von Jesu „sieben letzten Worten“ können wir in Markus 15,34 und Matthäus 27,46 finden: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Wir können diese Worte von Jesus in ihrer tiefen Tragweite nur verstehen, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass Jesus einst bei Gott Vater war und nun am Kreuz auf Golgatha die Last der Sünde auf sich lud.17 Er verzichtete dabei freiwillig auf den Himmel und die Anbetung der Engel und wählte stattdessen Schande, Beleidigung und sogar den Tod.18 Und Jesus spürte, während er am Kreuz die Sündenlast der gesamten Welt trug, die furchtbare Trennung, die die Sünde zwischen Gott und den Menschen verursachte.19 In diesem Szenario konnte Gottes Sohn nicht mehr das Angesicht seines Vaters sehen,20 denn er war ja selber durch die Sünde, die er zu tragen hatte, von Gott getrennt. Und in diesem Bewusstsein, dass die Sünde den Menschen von Gott zu trennen vermag21 und er selbst in diesem Augenblick von seinem Vater getrennt war, kam es schließlich zu diesem Ruf der Verzweiflung.22 Wir können aus diesen Worten von Jesus lernen, dass, wenn Gott selbst seinem Sohn verlassen musste, die Sünde in Gottes Augen sehr abscheulich sein muss. Und dass jede Sünde, mag sie noch so klein sein, Dich und mich von Gott trennt. Die nächste Bibelstelle finden wir in Johannes 19,28: „Mich dürstet.“ Dieser sehr kurze Ausdruck von Jesus, beschreibt einen sehr wesentlichen Aspekt des Erlösungsplans. Jesus ist als Mensch auf die Erde gekommen, weil er nur als Mensch die Menschheit von der Sünde erlösen konnte. So lesen wir beispielsweise in Hebräer 2,17.18: „Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes. Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.“ oder auch in Römer 5,19: „Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten.“ 14 vgl. Erfahrung und Gesichte, S.167 15 vgl. Das Leben Jesu, S.752 16 vgl. ebd. 17 vgl. Der bessere Weg zu einem neuem Leben, S.11 18 vgl. Der Weg zu Christus, S.6 19 vgl. ebd. 20 vgl. Die Engel, S.178 21 vgl. Der Weg zu Christus, S.6 22 vgl. Christi Gleichnisse, S.194 D er S abbatwächter Vor diesem Hintergrund sind auch Jesu Worte „Mich dürstet.“ als ein Ausdruck seiner Menschlichkeit zu verstehen. Jesus war ganz Mensch und deshalb hat auch unser Heiland den Durst empfunden, der eintritt, wenn Menschen im Begriff sind zu sterben.23 Kommen wir nun zu dem vorletzten dieser „sieben letzten Worte“ von Jesus: „Es ist vollbracht.“ (Johannes 19,30) Wusstest Du, dass Ellen G. White beschreibt, dass zu derselben Zeit, als dieser Ruf ertönte, im Tempel gerade ein Abendopfer dargebracht wurde?24 Und während der Priester gerade das Messer erhob, um das Opferlamm zu schlachten, das über die Jahrhunderte israelischer Geschichte immer nur Jesus Christus versinnbildete, durchtrennte eine unsichtbare Hand den Vorhang zum Allerheiligsten von oben bis unten.25 Gott drückte hiermit unmissverständlich aus, dass das irdische Heiligtum seinen Zweck erfüllt hatte und nicht mehr länger eine geweihte Stätte war.26 Gottes Sohn, das Opferlamm der ganzen Welt, war zur Schlachtbank geführt worden.27 Aber der Weg bis zu diesem „Es ist vollbracht“ war lang und steinig. Jesus wurde als Mensch nämlich genauso versucht wie Du und ich.28 Und genauso hätte er auch der Versuchung erliegen können. Er hätte sich, enttäuscht von der Hartnäckigkeit und Undankbarkeit der Menschen, vor dem vorhergesehenen Opfer zurückziehen können. Er hätte noch im Garten Gethsemane den Leidenskelch von sich weisen und die sündige Menschheit zugrunde gehen lassen können.29 Aber dies alles war keine Option für unseren Heiland. Jesus Christus war auf die Welt gekommen, um die Menschheit vor dem ewigen Tod mit seinem eigenen Blut freizukaufen.30 Und bei dem Ausspruch „Es ist vollbracht“ hatte Jesus nun endlich das Schicksal des Teufels besiegelt31 und der Sieg war errungen.32 Auch in der Zukunft wird es noch einmal zu diesem Ausspruch kommen. Wenn Jesu Nachfolger versiegelt sein werden und Jesus sein Dienst im Allerheiligsten beendet haben wird, dann wir Jesus nochmal ausrufen: „Es ist vollbracht.“33 Hast Du schon einmal das Gefühl gehabt von allen verlassen zu sein? Von Familie, Freunde oder sogar von Gott? Wir haben in dem Abschnitt zu dem vierten Ausdruck Jesu am Kreuz betrachtet, dass auch Jesus dieses Gefühl kennt. Aber wie reagierte Jesus darauf? Dazu können wir das siebte und letzte der „sieben letzten Worte“ Jesu betrachten: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ Inmitten des Gefühls von seinem Vater verlassen zu sein, gedachte Jesus den vielen Erfahrungen, die er mit Gott gemacht hatte.34 Er machte seinen Bund mit Gott nicht ab23 vgl. Der Spiegel 16/2004 24 vgl. Das Leben Jesu, S.757 25 vgl. ebd. 26 vgl. ebd. 27 vgl. Jesaja 53,7 28 vgl. bspw. Hebräer 2,18 29 vgl. Wir haben einen Fürsprecher, S.93 30 vgl. Christus ist Sieger, S.284 31 vgl. ebd. 32 vgl. Die Engel, S.179 33 vgl. Christus kommt bald, S.162 34 vgl. Intellekt, Charakter und Persönlichkeit, S.96 Nr. 2 - 2015 hängig von den äußeren Umständen oder seinem Gefühl,35 sondern er vertraute auf die Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und große Liebe seines Vaters, die er erfahren hatte.36 Nicht zuletzt vertraute er insbesondere auch auf die vorhergegebene Zusicherung, dass ihn der Vater annehmen würde.37 Und weil er sich in diesem festen Glauben auf Gott verließ, wurde das Gefühl, der Vater hätte ihn verlassen, langsam zurückgedrängt.38 So können wir diese letzten Worte Jesu als ein Ausdruck seiner Untertänigkeit gegenüber Gott,39 aber auch als Ausdruck völligen Vertrauens gegenüber seinem Vater verstehen. Wir als Nachfolger Christi und Gottes Kinder dürfen ebenfalls in jeglicher Situation unseres Lebens auf Gott vertrauen. Und darauf vertrauen, dass er sich nicht verändert und seine Verheißungen wahr macht. Abschließend möchte ich festhalten, dass ein Studium über die „sieben letzten Worte“ von Jesus, grundlegende Wahrheiten über Jesus und Jesu Opfer offenbart und wichtige Folgerungen für unseren Glauben hat. Und indem wir uns mit dem Opfertod von Jesus am Kreuz befassen, können wir unseren persönlichen Glauben stärken und weiteres Licht über die angesprochenen Thematiken bekommen. 35 vgl. dieselbe, S.97 36 vgl. Die Leiden Christi, S.28 37 vgl. Das Leben Jesu, S.757 38 vgl. ebd. 39 vgl. Die Leiden Christi, S.28 9 Gedenkveranstaltung Spurensuche und Glaubenszeugnis in Brandenburg-Görden Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Zuchthauses Brandenburg-Görden trafen sich am 26. April 2015 viele am damaligen Geschehen Interessierte zu einer Gedenkveranstaltung: Politiker, Vertreter verschiedener Organisationen und Vereine, Angehörige der Häftlinge und Hingerichteten, interessierte und friedliebende Bürger. Eine kleine Gruppe Reformadventisten begleitete zwei Söhne des hingerichteten Glaubensbruders Leander Zrenner. Saal der Gedenkstätte Ein weiter Weg lag vor ihnen. Werner und Johann Zrenner fuhren gemeinsam mit Bruder Helmut Welker, der dieses Treffen organisierte, von München nach Brandenburg/ Havel. Dieser Ort ist eng mit ihrer Biografie verknüpft. Werner reiste als Vierjähriger an der Hand seiner Mutter nach Berlin-Moabit ins Untersuchungsgefängnis, um noch einmal seinen Vater zu sehen. Doch dieser war schon nach Brandenburg-Görden verlegt wurden, wo striktes Besuchsverbot herrschte. Werner kann sich nicht mehr bewusst daran erinnern. Doch heute wird für die Brüder die Tragik der Vergangenheit lebendig. Der kleinen Reisegruppe schlossen sich Jens und Ines Müller an. In Brandenburg angekommen, besuchen wir zuerst das Mahnmal an der Kriegsgräbergedenkstätte am Marienberg. Wir standen allein vor dem monumentalen Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Doch unsere Aufmerksamkeit galt vier großen Grabplatten, die dicht gedrängt mit Namen und Todesdaten beschrieben sind. Hier wurde die Asche von 365 Hingerichteten beigesetzt. Viele wurden noch in den letzten Kriegstagen ermordet, allein 20 Namen weist der 20. April 1945 auf. Wir entdeckten drei Namen von Reformadventisten, die als Kriegsdienstverweigerer verurteilt und hingerichtet wurden: Anton Brugger – 3. April 1943, Ludwig Pfältzer – 1. September 1942 und Viktor Pacha – 6. Mai 1943. Von vier weiteren wissen wir, dass sie in Brandenburg-Görden hingerichtet wurden, neben Leander Zrenner waren es Willi Thaumann, Franz Nakat und Julius Ranacher. Wir standen bewegt vor diesem Zeugnis der Grausamkeit des NS-Regimes, aber auch der friedliebenden Standhaftigkeit und Gottesfurcht Einzelner. 10 Langsam füllte sich der Platz vor dem Mahnmal. Ein Pult samt Mikrofon wurde aufgebaut und die Oberbürgermeisterin Frau Dr. Tiemann begann ihre Rede. Sie hielt Rückblick auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges und auf die Befreiung. Gefangene und Hingerichtete wurden als Gegner des NS-Regimes gelobt. Gleichzeitig rief sie uns auf, dankbar dafür zu sein, dass wir in Frieden leben können. Den Gedanken konnten wir von Herzen teilen. Dennoch blieb die Rede fast ausschließlich politischer Natur. In die Gegenwart geholt, wurden die Hörer aufgefordert, gegen rechte Strömungen aufzustehen, sich Juden und Moslems gegenüber solidarisch zu zeigen und für die Werte der Demokratie einzutreten. Nach der Kranzniederlegung suchte ich das Gespräch mit Frau Dr. Tiemann. Ich stellte kurz unsere Gemeinschaft vor und dass wir den christlichen Gedanken in der Ansprache vermissten. Ganz konkret wollte ich wissen, ob die christliche Botschaft des Friedens nicht auch zu diesem Gedenktag gehören würde. Die Oberbürgermeisterin gab mir Recht und ich versicherte mich, dass ich sie hierin zitieren darf. Auf meine Frage, ob sie einer Partei angehöre, antwortete sie sichtlich verlegen, dass sie CDU-Mitglied und außerdem katholisch sei. Die weitere Veranstaltung fand in der Gedenkstätte der Justizvollzugsanstalt, dem ehemaligen Zuchthaus, statt. Nach der Identitätskontrolle wurden wir mit einem etwas mulmigen Gefühl durch viele Türen und Gänge, an zahlreichen Beamten vorbeigeschleust bis wir endlich im Eingangsbereich der Gedenkstätte standen. Wir kamen als Besucher und in der Gewissheit, in einigen Stunden dieses Gelände wieder verlassen zu können. Wie aber D er S abbatwächter Gedenkveranstaltung mag es unseren Glaubensbrüdern ergangen sein, die hier eingeliefert wurden? Unsere Gedanken waren bei ihnen und all den anderen, die an diesem Ort litten und oft auch starben. Brandenburg-Görden war eine der größten Hinrichtungsorte der Nazis in Deutschland. Von etwa 2030 Menschen ist bekannt, dass sie hier hingerichtet wurden, überwiegend aus politischen Gründen. Auch unsere sieben Glaubensbrüder, die aus christlicher Glaubenstreue den Kriegsdienst verweigerten, gingen diesen Weg. Wir wurden in einen fensterlosen Raum geführt. Unsere Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, dann erkannten wir, was vor uns stand. Uns stockte der Atem. Es war eine Guillotine, ein Fallbeil. Hier wurde Leander Zrenner am 9. August 1941 als Kriegsdienstverweigerer hingerichtet. Besorgt blickten wir zu den Söhnen Bruder Zrenners. Wie muss es sich anfühlen, an dem Ort und vor so einer Tötungsmaschine zu stehen, durch die der Vater unschuldig starb? Nachdenklich und entsetzt hörten wir die Schilderungen von Bruder Welker und einem Mitarbeiter. Dieser aus einer ehemaligen Garage umfunktionierte Raum war ein Ort des Grauens. Wir standen vor der Tür, hinter der die Verurteilten warten mussten. Töten war Fließbandarbeit. Hinter einem schwarzen Vorhang wartete der Nächste, während er das Geräusch des herabfallenden Beils hören musste. Wir waren erschüttert. Es ist ein großer Unterschied, etwas in einem Geschichtsbuch zu lesen oder selbst an dem authentischen Ort zu stehen. Was Menschen anderen Menschen unter Deckung durch die nationalsozialistische Justiz antun konnten, übersteigt unser Fassungsvermögen. Gleichzeitig waren wir tief bewegt von der kompromisslosen Glaubenstreue unserer Brüder und ganz speziell dachen wir an Bruder Zrenner, der uns an diesem Tag durch das Kennenlernen seiner Söhne sehr nahe gekommen war. Seinen letzten Brief, kurz vor seiner Hinrichtung, schrieb er mit gefesselten Händen an seine Familie. Werner Zrenner hat später selbst den Wehrdienst verweigert und sich auf das Andenken seines Vaters berufen. (vgl. S. 16.17.) Wir versammelten uns im ehemaligen Kirchensaal und waren neugierig auf das weitere Programm. Noch ganz unter dem Eindruck im Hinrichtungsraum stehend, hörten wir die Rede von Herrn Dr. Helmuth Markov, Minister der Justiz des Landes Brandenburg. Er zitierte seinen Vater: „Man kann viel aushalten, wenn man weiß wofür.“ Ja, unsere Glaubensbrüder wussten, wofür sie starben. Sie wollten unter allen Umständen Gott treu sein, sein Gebot des Friedens halten und unter keinen Umständen mit der Waffe in der Hand in den Krieg ziehen. Frau Dr. Sylvia Pasquale, Leiterin der Gedenkstätten Brandenburg an der Havel, führte uns emotional berührend die Tragik insbesondere der letzten Kriegstage vor Augen. Sieben Tage vor der Befreiung, am 20.4.1945, wurden noch 28 Todesurteile vollstreckt. Die Leiterin zeigte besonders eindrucksvoll, dass Denunziationen ein häufiger Grund für die Verhaftungen waren. Wir wissen aus unseren Recherchen, dass auch unsere Glaubensbrüder vielfach durch Denunziationen litten und stets Angst davor hatten, insbesondere aus den Reihen derer, die ihnen nahe stehen sollten, verraten zu werden. Den Höhepunkt des Programms bildete eine tief berührende, szenische Aufarbeitung eines Einzelschicksals aus der NS-Zeit. Mit großem Engagement trugen Schüler eines Gymnasiums ein Spielstück vor, bei dem viele Zuschauer im Saal ihre Tränen kaum verbergen konnten. Hier ging es um den verurteilten Max Timmel, der nur einen kriegskritischen Brief seines Sohnes aus Stalingrad seinen Kollegen vorlas und daraufhin denunziert wurde. Am Ende stand die Hinrichtung. Er hätte auch Leander Zrenner heißen können. Freudig staunten wir, dass gerade die Jugend viele christliche Gedanken in ihre Darstellung einflocht und Briefe von Todeskandidaten, die von ihrer Am Mahnmal, vor den Grabplatten der Ermordeten. Drei unserer Brüder sind hier genannt. Nr. 2 - 2015 11 Gedenkveranstaltung christlichen Hoffnung schrieben, verlasen. So war gerade dieses Spielstück der Programmpunkt, der unserem Empfinden am nächsten kam. Hinterher hatte ich Gelegenheit, mit den jungen Schauspielern zu sprechen. Sie hatten sich bewusst auch diese christlichen Passagen herausgesucht und ehrten damit die Glaubenshoffnung der Hingerichteten. Ich wollte wissen, ob die einjährige Beschäftigung mit dem Thema NS-Zeit, Hinrichtung und die Umsetzung in einem Stück sie irgendwie verändert hätte. Zwei Zehntklässler beschrieben es so: „Wir sind weiser geworden.“ Ein wunderbarer Satz. Mögen auch wir durch die Beschäftigung mit unserer Geschichte weiser werden! Der ungezwungene Ausklang des Tages war vielen Gesprächen vorbehalten. Im Mittelpunkt für uns standen die Zrenner-Brüder, die an diesem Tag sicher einiges zu verkraften hatten. Eine freundliche, sehr aufgeschlossene Brandenburgerin hatte uns schon den ganzen Tag begleitet, viele Informationen geliefert und sich intensiv mit uns unterhalten. Wir freuen uns, mit ihr im Kontakt bleiben zu dürfen. Ich wollte den Ort nicht verlassen, ohne ein Kurzinterview mit Frau Dr. Pasquale zu führen. So erfuhr ich, dass schon gleich nach dem Zweiten Weltkrieg hier ein Ort des Gedenkens eingerichtet wurde, der auch in den nächsten Jahren noch eine umfangreiche Erweiterung erfahren soll. Seit 2012 ist die Leiterin im Amt. Mich interessierte, ob sie ein Leitmotiv für ihre Arbeit habe. Frau Dr. Pasquale musste eine Weile nachdenken, denn darüber hatte sie sich bisher nicht so intensiv Gedanken gemacht. Dann fasste sie zusammen: „Man weint auch mal. Wir lachen auch viel. Die Geschichten sind so, dass man seine Emotionalität nicht vergraben kann.“ Hier werden Einzelschicksale recherchiert, Anfragen mit anderen Gedenkstätten ausgetauscht und Angehörige auf ihrer Spurensuche begleitet. Erfreut erfuhr ich, dass eine enge Beziehung zur Gedenkstätte „Roter Ochse“ in Halle besteht, dem Ort, an dem unser Glaubensbruder Günter Pietz starb. Ganz direkt wollte ich wissen: „Frau Dr. Pasquale, hier wurden sieben Reformadventisten als Kriegsdienstverweigerer hingerichtet. Das war eine christliche Motivation. Welchen Blick haben sie persönlich auf die christliche Friedensbotschaft?“ Sie überlegt und betont dann: „Ich bin auch ein Christ. Die Nächstenliebe, die Kernbotschaft des Glaubens und die Feindesliebe empfinde ich als wichtigen Teil.“ Ich staunte, dass oft, wenn ich den Namen „Reformadventist“ erwähnte, allgemeine Kenntnis herrschte und wo nicht, stieß ich auf Interesse. Frau Dr. Pasquale stellte fest: „Ehrlich gesagt, kannte ich die Reformadventisten nicht. Die zitierten christlichen Botschaften sind ja nicht nur für Reformadventisten gültig, sondern allgemein christlicher Natur auch in der evangelischen Kirche, der ich angehöre.“ Wir brauchen uns weder mit unserem Glauben und erst recht nicht mit unserer Geschichte verstecken. Manch eine Gruppierung wäre heute sicher froh, von sich so sagen zu können wie wir: In der NS-Zeit waren wir verboten. So wage ich es, Frau Dr. Pasquale zu fragen: „Was denken Sie über Leander Zrenner, einem christlichen Familienvater, der sich lieber hinrichten ließ, als die Waffe in die Hand zu nehmen? Ist er für Sie ein religiöser Fanatiker oder einer, der einfach seine Familie im Stich ließ?“ Die Antwort kam schnell und überzeugt: „Nein, auf keinen Fall. Ich habe großen Respekt 12 Die Söhne Leander Zrenners: Johann und Werner Zrenner. rechts Helmut Welker vor seinem Glaubensgewissen.“ Ich muss an das Bibelwort denken: „…denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ (Offenbarung 14,13). Nach so vielen Jahren ist die Glaubenstreue Bruder Zrenners immer noch ein Zeugnis seines Glaubens. Neugierig war ich auf die Einstellung von Frau Dr. Pasquale zum Gebot „Du sollst nicht töten.“ Sie hofft inständig, nie in die Lage zu kommen, jemanden töten zu sollen. Obwohl sie nicht so weit gehen möchte, dieses Gebot als absolut anzusehen, muss sie doch zugeben, dass es wunderbar wäre, wenn alle Menschen auf der Welt es hielten. „Was möchten Sie besonders der Jugend vermitteln?“ Diese Frage wurde offensichtlich schon zu oft an die Leiterin gestellt, denn sie wehrte sofort ab: „Nicht nur die Jugend! Alle Altersgruppen sollten angesprochen werden. Nicht nur die Jugend hat etwas zu lernen. Ältere wissen auch oftmals nicht ausreichend über die Geschichte Bescheid und beeinflussten daher Jüngere negativ.“ Dagegen wollte sie wirken und eine breitgefächerte Aufklärungsarbeit über die Schrecken der NS-Zeit leisten. Die Zusammenarbeit mit dem Gymnasium, den engagierten Lehrern und Schülern sind eindeutiger Beweis der Erfolge auch ihrer persönlichen Arbeit. Ich bedankte mich herzlich für das Gespräch und konnte ihr unser Buch „Du sammelst meine Tränen“ überreichen. Betroffen, berührt und reich erfüllt verließen wir Brandenburg. Der Glaubensmut unserer Vorfahren möchte auch uns ermutigen, kompromisslos für das Richtige, für das Leben mit Gott und unter seinen Geboten, einzustehen. Viele, mit denen wir sprachen, kannten den Begriff „Reformadventisten“ aus den historischen Akten. Nun konnten sie erleben, dass es immer noch Menschen gibt, die denselben Glauben haben. Unser Dasein war ein Zeugnis. Es ist unser Wunsch, den Kontakt mit dieser Gedenkstätte und seinen Mitarbeitern zu halten und mit einem freudigen Bekennermut in der Öffentlichkeit zu wirken. Ines Müller D er S abbatwächter Glaubenstreue Von Menschen verlassen – von Gott getragen Mittwoch, am 08.08.1941. Zuchthaus Brandenburg – Görden. Im Erdgeschoss waren die Todeszellen eingerichtet. Die vom Reichskriegsgericht in Berlin zum Tode Verurteilten wurden wenige Tage vor der Hinrichtung dorthin verlegt. Ungeheizte Zellen, kaum Decken und Hunger waren in der zweitgrößten Hinrichtungsstätte des NSRegimes an der Tagesordnung. Ca. 180 Verurteilte sahen ihrer Hinrichtung entgegen. Sie warteten auf das endgültige Ergebnis ihres Gnadenantrags. Er war ihre letzte Hoffnung. Dazu wurden die Urteile des Reichskriegsgerichts im Zusammenhang mit der Kriegsdienstverweigerung und die entsprechenden Gnadenanträge der Reichskanzlei Adolf Hitlers zur Bestätigung vorgelegt. [1] Alle Gnadenanträge wurden jedoch abgelehnt. Gegen Abend begann man damit, die Todeskandidaten offiziell zu informieren. Das scheppernd metallische Geräusch des Öffnens und Schließens der Zellentüren war weithin zu hören. Jeder hier wusste, was es zu bedeuten hatte: Jetzt wurde den Verurteilten die Ablehnung ihres Gnadenantrags mitgeteilt, das Urteil nochmals verlesen und der Zeitpunkt der Hinrichtung verkündet. Wieder schlugen die Türen ins Schloss, wieder rasselte der Schlüsselbund des Wärters. Stille. Man ging zur nächsten Tür. Dann drehte sich der Schlüssel zu Bruder Zrenners Zellentür. Die Abordnungen des Gerichtes und des Gefängnisses traten ein. Meist waren auch der Gefängnisgeistliche und zwei Wachsoldaten mit anwesend. Der Gefangene musste sich mit dem Rücken zur Wand unter das Fenster stellen. Der Militärbeamte im Offiziersrang teilte Bruder Leander mit: ‚Ihrem Gnadenantrag konnte nicht stattgegeben werden. Das Gericht hat entschieden. Die Hinrichtung erfolgt am kommenden Morgen um 5.00 Uhr‘. Damit war die offizielle juristische Handlung beendet und sein Schicksal besiegelt. Von nun an war der Verurteilte Leander Zrenner, 36 Jahre alt, verheiratet und Vater von 5 Söhnen, nicht mehr alleine. Zwei Wachsoldaten wurden mit in seine Zelle eingeschlossen. So sollte verhindert werden, dass der Verurteilte in den letzten Stunden noch Suizid beging. Es war endgültig. Leander durfte seine Frau und seine Kinder auf dieser Erde nicht mehr sehen. Seine Hände wurden, wie bei allen Verurteilten, gefesselt. Die Fesseln durften nur beim Waschen, Anziehen und zum Essen abgenommen werden. [2] Auch den letzten Brief an seine Familie durfte er nur gefesselt und mit Bleistift schreiben. Nach Mitternacht, es war bereits Donnerstag, der 09. August 1941, nahm Leander den Bleistift in seine gefesselten Hände und begann zu schreiben. Er war so gefasst, dass er sogar den Ort und das korrekte Datum nicht vergaß…. Nr. 2 - 2015 Leander Zrenner Er wurde am 21.01.1905 in Regensburg geboren. Seine Mutter gab ihn sehr früh in ein Waisenhaus, vermutlich nach Regensburg. Dort wuchs er ohne Kontakt zu ihr auf. Nach der Schulentlassung fand er auf verschiedenen Bauernhöfen in der Oberpfalz Arbeit und Auskommen. Im Alter von 27 Jahren durfte er Anna Lehner aus der schönen Stadt Murnau am Staffelsee kennenlernen. Am 29.12.1932 heirateten beide in München. Es wurden ihnen fünf Söhne geschenkt: Leander (geb. 1933), Kurt (geb. 1934), Werner (geb. 1937), Johann (geb. 1938) und Martin (geb. 1940). [3] Werner und Johann leben heute in München. Im Jahre 1932 trat Leander Zrenner aus der katholischen Kirche aus. Er hatte Vorträge der Internationalen Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, Reformationsbewegung besucht. [4] Sie waren bereits Tradition in München. Schon im Jahre 1925 veranstaltete Br. Karl Kozel Vorträge über die endzeitliche biblische Darstellung der Weltgeschichte. Die Bücher Daniel und Offenbarung standen im Mittelpunkt. Diese Vorträge wurden damals von Seiten der Siebenten-Tags-Adventisten (heute Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten) benutzt, um dieselben gezielt zu sabotieren. Die katholische Zeitung ‚Bayerischer Kurier‘ berichtet in der Ausgabe vom 07. Januar 1925 über einen Vortrag von Karl Kozel im kleinen Saal des ‚Bayerischen Hofes‘ in München. Nachdem Br. Kozel seinen Vortrag beendet hatte, kam es zu lautstarken Protesten eines Drittels der Anwesenden: „Liebe Brüder und Schwestern! … Dieser Redner ist ein Apostat. [griech. Abtrünniger - HW] Er gehört nicht zu unserer Gemeinde, sondern zu den abtrünnigen Adventisten! … Starker Lärm!“ [5] Wenn „vielleicht ein Drittel“ [5] der Zuhörer der Adventgemeinde angehörten, dann waren die Tumulte eine von der Gemeindeleitung der Adventisten inszenierte Störveranstaltung. Lt. des Zeitungsberichtes war schon am Abend vorher ein Vortrag von Karl Kozel in der Klenzestrasse in ähnlichem Stile gestört worden. [6] Interessant ist, dass die während des Krieges treu zur Bibel und den Geboten Stehenden und dann Ausgeschlossenen, öffentlich als „abtrünnig“ bezeichnet wurden. Offensichtlich war dies die Fortsetzung der Kampagnen aus Zeiten des Ersten Weltkrieges. Lt. des Zeitungsberichtes beruhigte sich die Lage erst, als die „blitzblank geputzten Helme der Münchner Schutzmannschaft … auftauchten.“ [7] 13 Glaubenstreue Einberufung Leander Zrenner kam zu dem Schluss, „dass mir als katholischem Christ die Bibel vorenthalten wurde und dass das, was in diesen Vorträgen gelehrt wurde, dann die Wahrheit sein müsste. Aus diesem Grunde schloss ich mich Anfang des Jahres 33 der ‚Siebenten-Tags-Adventisten Reformbewegung‘ an.“ [8] So beschrieb Leander Zrenner in der Vernehmung am 25.11.1936 vor der Gestapo München seinen Übertritt zu den Reformadventisten. Nach dem Verbot der Gemeinschaft im Jahre 1936 gehörte Leander Zrenner zu den ersten Gliedern in München, die wegen Mitgliedschaft in der „verbotenen Organisation“ und deren „Weiterführung“ angeklagt wurden. Er wurde am 21.01.1937 zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Diese Strafe wurde später zur Bewährung ausgesetzt. [9] Siedlung im Münchner Osten um 1935 – Hier lebte Familie Zrenner in der Lüderitzstraße. Im April des Jahres 1937 erfolgte eine zweite Vernehmung im Zusammenhang mit dem Besuch von Bruder Hartmann in München im Sommer 1936 und einer Taufe in der Wohnung bei Familie Fol. Leander Zrenner wurde von der Gestapo vernommen, aber glücklicherweise nicht mehr angeklagt. Mit seiner Arbeit auf dem Münchner Großmarkt bestritt er den Lebensunterhalt der Familie. Oft konnte er Obst und Gemüse mit nach Hause bringen, was allen sehr zugute kam. Sie konnten sich vollständig vegetarisch ernähren. Leander lebte nach dem Motto des englischen Sprichwortes: “A apple per day keeps the doctor away”. Frei übersetzt: ‚Ein Apfel am Tag hält den Doktor fern‘. [10] Die gesunde Lebensweise praktizierte er aus Überzeugung. Er stellte selbst vegetarischen Brotaufstrich her, den er auch verkaufte. Anna Zrenner erzählte ihren Kindern oft von dem tiefen Glauben ihres Vaters. Leander war von seinem Glauben so begeistert, dass er des Öfteren in seinem Garten oder auf der Straße fröhlich geistliche Lieder sang und so den Menschen ein Zeugnis seines Glaubens gab. Anna und Leander Zrenner hatten eine schöne, aber leider kurze Ehe. 14 Anfang 1941 wurde Bruder Zrenner dem Bau-Ersatzbatallion 7 in Freising zugeteilt. Beim letzten Abschied von seiner Familie sprach Leander, wohl ahnend, dass es das letzte Mal sein könnte, insbesondere zu dem ältesten Sohn, der ebenfalls Leander hieß: „Kümmere Dich um Deine Mutter“. Der dritte Sohn, Werner, noch keine vier Jahre alt, rief: „Ich helfe auch!“ [11] Für Leander stand die biblische Wahrheit an erster Stelle. Deshalb verweigerte er konsequent die Arbeit am göttlichen Ruhetag, dem Sabbat. Dies führte zwangsläufig zu Schwierigkeiten, zu Arrest und Verurteilungen. Das erste Urteil lautete: 4 Wochen Arrest. Seine Ehefrau Anna erhielt Nachricht, dass ihr Mann in Freising in Schwierigkeiten stecke. Als resolute und tatkräftige Frau schrieb sie am 19. Februar 1941 an den Kommandeur des 7. Ersatzbatallions in Freising. Dieser antwortete auch prompt. Man hätte Leander Zrenner „stundenlang zugeredet er möchte doch vernünftig sein“, denn man würde für ihn keine Ausnahme machen. „Wir verstehen auch seine Anschauung und sind ihm entgegengekommen. Aber ihr Mann ist und bleibt stur bei seiner Dienstverweigerung. … nach unserer vollsten Überzeugung verweigert er absichtlich den Dienst. … Ihr Mann hat letzten Samstag wieder den Dienst verweigert und wurde daraufhin sofort in Haft gesetzt.“ [12] Anna Zrenner ließ nicht nach und schrieb erneut einen Brief an Stabsfeldwebel Koch des 7. Baubatallions. Am 28. Februar 1941 teilte er ihr mit, dass Leander Zrenner vor das Gericht der 157. Division in München gestellt und in die dortige Standortarrestanstalt eingeliefert wurde. [13] Er verschwieg dagegen, dass Br. Zrenner bereits zu drei Monaten verschärftem Arrest verurteilt war. Während der Arrestzeit in München bestätigte er bei Befragungen immer wieder seine Überzeugung. Außerdem erwähnte er, dass er bei einem Kriegseinsatz in ‚keinem Falle auf andere Menschen schießen würde‘. So wurde aus einem Falle der „Arbeitsverweigerung“ am biblischen Sabbat ein Fall von „Kriegsdienstverweigerung“. Im Dritten Reich war dafür das Reichskriegsgericht in Berlin alleine zuständig. Deshalb wurde Leander (vermutlich im Mai 1941) in das zuständige Untersuchungsgefängnis BerlinMoabit [14] überführt. Damit stand er vor der höchsten militärischen Instanz, dem Reichskriegsgericht. Am Montag, den 07.07.1941 wurde Leander Zrenner vom 3. Senat des Reichskriegsgerichts, besetzt mit dem Senatspräsidenten Dr. Ernst Reuter, einem Reichsgerichtsrat und drei Offizieren [15] der Kriegsdienstverweigerung angeklagt. Da die Todesstrafe bei Kriegsdienstverweigerung zwingend vorgeschrieben war, stand das Urteil meist vor Beginn der Verhandlung bereits fest. Militärhistorisches Archiv Prag, Buch der Urteile D er S abbatwächter Glaubenstreue Das Reichskriegsgericht hatte nicht das Ziel, Recht zu sprechen, sondern die „besondere Aufgabe, durch eine rasche und strenge, aber auch gerechte Anwendung der Kriegsgesetzte die Schlagfertigkeit und Sicherheit der deutschen Wehrmacht zu garantieren.“ [16] Leider sind die Gerichtsakten über seinen Fall sowie das schriftliche Urteil im April 1945 vom Reichskriegsgericht, vor dessen Flucht verbrannt worden. Glücklicherweise sind „die Strafprozesslisten, die Urteilssammlung und die Vollstreckungslisten“ [17] erhalten geblieben. Aus diesen Listen konnten Verfahren rekonstruiert werden. Gefängnis Brandenburg – Görden in der NS-Zeit Anna Zrenner erhielt in München die Mitteilung: ‚Wenn Sie ihren Ehemann nochmals sehen wollen, dann müssen sie schnell nach Berlin-Moabit kommen‘. Anna begab sich mit dem vierjährigen Werner sogleich auf die lange Bahnreise von München nach Berlin. Dort angekommen, hoffte sie, ihren guten Mann noch einmal sehen zu können. Die Gefängnisverwaltung des Untersuchungsgefängnisses Moabit teilte ihr jedoch mit, dass er bereits verurteilt und nach Brandenburg-Görden verlegt worden war. [18] Die Hinrichtungen des Reichskriegsgerichtes wurden zu dieser Zeit dort durchgeführt. Und dort herrschte striktes Besuchsverbot. In dieser Trauer und mit diesem Schmerz mussten nun Mutter und Kind die beschwerliche Rückreise nach München antreten. Brandenburg, den 9. August 1941 Liebe Frau und meine Kinder! Will Euch, vor meinem Wegnehmen von dieser Welt, noch etwas von mir hören lassen. Es ist ja alles eitel, spricht der weise Salomo und es hat alles seine Zeit. Säen und Ernten; Sommer und Winter; Leben und Sterben. Ob jemand weise ist oder nicht, so muss er doch von dieser Erde, wie das Vieh auch. Aber es ist ein Unterschied im Namen des Herrn zu sterben, oder ohne den Herrn, unseren Gott; weil für diejenigen, die im Herrn sterben, ja das als eine Erlösung vom Elend dieser Welt geschieht, was dem natürlichen Menschen nicht fassbar ist; denn der Glaube ist nicht jedermanns Sache; spricht der Apostel Paulus. Darum bitte ich Dich, mache Dir deswegen keine großen Schmerzen und Gedanken und im Leben. Denn Gott hat verheißen nach Hebräer – 13. Kapitel, 5. Vers. Ich will dich nicht verlassen noch versäumen: und bedenke meine liebe Frau, wenn ich in dieser Hinsicht in den Tod gehe und euch des Ernährers beraube, das das nicht ich tue, sondern der Herr spricht in Matthäus – 10. Kapitel, 37. Vers. Wer Vater, Mutter, Weib und Kinder mehr liebt denn mich, der ist meiner nicht wert. Darum sollen wir uns nicht fürchten vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht, sondern vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. (Matthäus – Kapitel 10, Vers 28) Deshalb will ich Gott Lob und Preis und Dank darbringen mit meinem Opfer, indem ich mich um seiner Gebote willen mich töten lasse. Ich bete immer so wie der Wille des Herrn ist, so geschehe es und ist es jetzt also geschehen, dass ich dahin bin, so ist es also sein Wille gewesen und werde mit am Gericht über die Welt teilnehmen, wie die Offenbarung – 20. Kapitel, 4. Vers zeigt. Darum sei getrost in Gott bleibend und Du wirst nicht zu Schanden werden. Vor den Menschen in der Welt, solange wir im wahren Glauben an Gott hier leben, wie sein Wort es uns befiehlt, haben wir Spott, Hohn, Zwang, Angst und Not, aber aus allen hilft uns der Herr, so wir in aufrichtigen Glaubensgebet zu ihm kommen und treu sind bis in den Tod. Der Abschiedsbrief Während unseres Gespräches im Frühjahr 2015 brachte mir Werner Zrenner einen vergilbten Brief. Ich ahnte, was er enthielt. Voll Ehrfrucht hielt ich dieses einzigartige Dokument in meinen Händen. Es war Leander Zrenners Abschiedsbrief an seine Familie. Er schrieb ihn mit gefesselten Händen, wie im Gefängnis Brandenburg – Görden vorgeschrieben, wenige Stunden vor seiner Hinrichtung: Abschiedsbrief an seine Familie - geschrieben in Fesseln am Tag der Hinrichtung Nr. 2 - 2015 15 Kriegsdienstverweigerung Tue Deine Pflicht in der Kindererziehung und Gott tut dann auch das Seine. Es müssen eben auch heute noch etliche sterben für die Wahrheit, auf dass vollends dazukämen die noch getötet sollen werden, gleich wie die welche schon getötet worden sind um des Zeugnisses und Wortes Gottes Willen. Wenn es mich trifft, warum soll ich mich weigern, Gott Anna Zrenner (1905 – 1977) weiß mich auf andere Art und Weise auch zu finden, darum Foto ca. 1960 ist es besser im Glauben auf Ihn schauend und ausharrend bis in den Tod, wie Er es will sich zu schicken. (Offenbarung – 6. Kapitel, 9. – 11. Vers) Lieber Leander, (sein ältester Sohn hatte den gleichen Namen) ich bitte Dich, bete Du auch viel und fromm und oft zu Gott und lerne recht gern aus dem Wort, auf dass Du weise würdest und Glück habest so lange Du auch noch hier auf dieser Erde bist. Der Herr segne Dich liebe Frau mit seiner Macht, Kraft, Liebe und Barmherzigkeit, dass Dir‘s wohl gehe und wir uns dereinst in der Ewigkeit wiedersehen dürfen mit den Kindern. [19] Unterschrift Mit Leander Zrenner wurden am gleichen Tag andere Kriegsdienstverweigerer, der Zeuge Jehovas Alois Schübl aus Wien und der Katholik Ernst Volkmann, Instrumentenbauer aus Bregenz, Österreich, hingerichtet. [20] Lt. späterer Aussage von Anna Zrenner „sei das Todesurteil deshalb ausgesprochen worden, weil ihr Mann erklärt habe, dass er niemals eine Waffe in die Hand nehme, um auf andere Menschen zu schießen.“ [21] Anna Zrenner kämpfte wie eine Löwin, um ihre 5 Kinder in der schweren Zeit des 2. Weltkrieges alleine durchzubringen. Als Ehefrau eines hingerichteten Kriegsdienstverweigerers hatte sie in der NS-Zeit einen denkbar schweren Stand. Es gab keinerlei Unterstützung für sie. Nach dem Tod des Vaters In der Nähe ihres Heimes fand sie zum Glück saisonbedingte Arbeit in einer Gärtnerei. Zusätzlich arbeitete sie als Aushilfe in Hotels und Restaurants. Dort bekam sie des Öfteren Lebensmittel geschenkt, wofür sie überaus dankbar war. Gott, der Herr, sorgte dafür, dass sich immer wieder ein Türchen auftat, die Familie zu versorgen und weiter zu bringen. 16 Die Verfolgung der Familie Zrenner ließ auch nach der Hinrichtung Leanders nicht nach. Von den Nachbarn wurde sie gemobbt. Man sah sie als Menschen an, die dem „glorreichen deutschen Siege“ im Wege standen. Anna Zrenner sollte, samt ihrer 5 Kinder, ins KZ gebracht werden. Glücklicherweise kam durch den baldigen Einmarsch der amerikanischen Armee im Jahre 1945 diese Deportation nicht mehr zustande. [22] Sechzehn Jahre nach der Hinrichtung Leander Zrenners, am 10. April 1957, musste sich sein Sohn Werner vor dem Prüfungsausschuss für Kriegsdienstverweigerer beim Kreiswehrersatzamt München I verantworten. Laut des Anerkennungsbescheides führte Werner aus: „Das Schicksal und der Mut seines Vaters hätten ihn dazu bewogen, über die Motive der Kriegsdienstverweigerung nachzudenken. … Er halte daher das Töten von Menschen für ein Verbrechen, denn ihm sei das Leben eines Menschen heilig. … Er würde niemals eine Waffe in die Hand nehmen; selbst wenn ihm gegenüber durch einen gegnerischen Soldaten ein Unrecht begangen würde, würde er sich hingegen nicht erwehren, da man durch die Begehung eines neuen Verbrechens kein anderes verhindern könne. … Da sich im Kriege die Menschheit selbst vernichte, sei er zu der Überzeugung gelangt, dass sein Vater richtig gehandelt habe und auch er würde lieber den Tod auf sich nehmen, als sich zum Wehrdienst zwingen zu lassen. [23] Werner nahm in dieser Verhandlung auch Bezug auf sein eigenes Schicksal: „Er könne es vor allem den Kindern gegenüber nicht verantworten, dass ihnen das gleiche Schicksal wie ihm widerfahre, nämlich dass ihnen der Vater genommen wird.“ [24] Werner Zrenner hat mir dankenswerterweise eine sehr persönliche handschriftliche Zusammenfassung über das Leben seines Vaters Leander überlassen. [25, vgl. S. 17] Die Stadt Brandenburg/ Havel und das Land Brandenburg ehrten die im Gefängnis Görden ermordeten NS-Opfer mit einem eindrucksvollen Mahnmal. (vgl. S.10) Werner Zrenner im Jahre 1961 Die Stiftung brandenburgische Gedenkstätten veröffentlichte ein „Ehrenbuch“ mit den Daten der Hingerichteten um „sie nicht zu vergessen“. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur dokumentierte diese Menschen im einem Buch mit dem Titel: „Zum Gedenken“. Mit dem Text aus Kol. 3, 3: Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott, wissen wir Leander Zrenner in Gottes Händen. Recherchiert und zusammengestellt von Helmut Welker D er S abbatwächter Münchner Abendzeitung vom 05. April 1957 – Leander Zrenner wurde nicht erschossen, sondern mit dem Fallbeil hingerichtet. Quellen: [1] www.balsi.de – Stand 15.04.2015 [2] Poelchau, Harald: Die letzten Stunden – Erinnerungen eines Gefängnispfarrers, Röderberg im PahlRugenstein-Verlag Köln 1987, S. 40 f [3] Aufzeichnungen von Werner Zrenner [4] Staatsarchiv München Staatsanw. 8510 [5] Bayerischer Kurier – 07. Januar 1925 S. 6 [6] Bayerischer Kurier – 07. Januar 1925 S. 6 [7] Bayerischer Kurier – 07. Januar 1925 S. 6 [8] Staatsarchiv München Staatsanw. 8510 [9] Staatsarchiv München Staatsanw. 8510 [10] Mündlicher Bericht von Werner Zrenner am 12. März und 07. April 2015 [11] Mündlicher Bericht von Werner Zrenner am 12. März 2015 [12] Brief vom 21. Februar 1941 des Stabsfeldwebels Koch an Anna Zrenner [13] Brief vom 28. Februar 1941 des Stabsfeldwebels Koch an Anna Zrenner [14] Bescheid über die Anerkennung des Wehrpflichtigen Werner Zrenner vom 10. April 1957, erstellt vom Kreiswehrersatzamt München I. [15] Militärhistorisches Archiv Prag, Bestand Reichskriegsgericht, Buch der Urteile Z 316 [16] General Bastian, 14.08.1944 – zitiert in: Norbert Haase: Aus der Praxis des Reichskriegsgerichts, Institut für Zeitgeschichte Berlin, Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 39, Heft 3, S. 387 [17] Norbert Haase: Aus der Praxis des Reichskriegsgerichts, Institut für Zeitgeschichte Berlin, Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 39, Heft 3, S. 385 [18] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Bestand LEA K 616 [19] Brief von Leander Zrenner an seine Ehefrau Anna Zrenner vom 09. August 1941 – Original bei Werner Zrenner München. [20] Marcus Herrberger: Denn es steht geschrieben: „Du sollst nicht töten!“, Verlag Österreich GmbH Wien, 2005, S. 37 u. 412; Ministerium für WFK, Brandenburg, (Hg.) „Zum Gedenken“, Potsdam, 1995. [21] Bescheid über die Anerkennung des Wehrpflichtigen Werner Zrenner vom 10. April 1957, erstellt vom Kreiswehrersatzamt München I. [22] Mündlicher Bericht Werner Zrenners am 12. März 2015 und 07. April 2015 [23] Bescheid über die Anerkennung des Wehrpflichtigen Werner Zrenner vom 10. April 1957, erstellt vom Kreiswehrersatzamt München I. [24] Bescheid über die Anerkennung des Wehrpflichtigen Werner Zrenner vom 10. April 1957, erstellt vom Kreiswehrersatzamt München I. [25] ‚Erinnerungen an unseren lieben Vater‘ von Werner Zrenner Bild: Abschiedsbrief – Werner Zrenner München Bild: Siedlung, Stadtarchiv München. Bild: Militärhistorisches Archiv Prag, Bestand Reichskriegsgericht, Buch der Urteile, Nr.: Z 316 Bild: Gefängnis – Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Bild: Anna Zrenner – Werner Zrenner, München Bild: Unterschrift Leander Zrenner, Staatsarchiv München Staatsanw. 8510 Bild: Münchner Abendzeitung vom 11.April 1957, Bildrechte: Straubinger Tagblatt, Straubing Bild: Werner Zrenner – Werner Zrenner, München Bild: Erinnerung Werner Zrenner München Nr. 2 - 2015 17 Kommunikation Verständnis statt Missverständnis Ines Müller Sprechen zu können, ist eine wunderbare Gabe Gottes. Gute Fertigkeiten in der Kommunikation gilt es auch jenseits des Kleinkindalters zu erlernen. Die Beachtung von nur fünf Grundsätzen hilft, einander gut zu verstehen und Missverständnissen vorzubeugen. Gott möchte uns weiterführen. W ie sehnsüchtig warten junge Eltern auf die ersten Worte ihres Nachwuchses. Doch auch ohne Worte verstehen Eltern ihre Kinder anhand von stimmlichem Ausdruck und Körpersprache. Die Kleinen sind durchaus schon Kommunikationstalente und erfahren die Wirkung ihrer Äußerungen. Was bei kleinen Kindern kommunikativ etwas daneben geht, wird meist belächelt und bildet den Rahmen von lustigen Erlebnissen, die noch nach Jahren die Geburtstagskaffeetafel bereichern. Wenn allerdings Erwachsene kommunikativ entgleisen, erwachsen daraus Beziehungsprobleme in der Ehe, Familie und unter Freunden, Differenzen am Arbeitsplatz und unter Nachbarn, bis hin zu Streitereien und Beleidigungen, die sogar vor Gericht enden können. Die Zahl der in Deutschland polizeilich erfassten Beleidigungen steigt kontinuierlich; waren es 1995 „nur“ 115.240, so waren es 2013 schon 222.892 Fälle.1 Schon dem Schreiber der biblischen Sprüche war bekannt: „Wo viel Worte sind, da geht‘s ohne Sünde nicht ab …“ (Sprüche 10,19) und Jakobus meinte: „Wer sich in Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann.“ (Jakobus 3,2) Hier könnte man schlussfolgern, dass eine erfolgreiche, verständliche Kommunikation völlig unerreichbar sei. Doch weit gefehlt! Allen gilt der Aufruf: „Lernet Gutes zu tun!“2 Martin Luther empfahl: „Ein Christ soll wenig Wort und viel Tat machen.“4 Es lohnt sich also, sich mit dem zu beschäftigen, von dem wir meinen, wir könnten es längst: die Kommunikation. 1. Grundsatz: Der bewusste Einsatz der Kommunikation Etwas so komplexes, wichtiges und folgenreiches, wie die Kommunikation mit unseren Mitmenschen, sollte nicht unbedacht ablaufen. Zunächst müssen wir wissen, dass wir ständig kommunizieren, auch wortlos durch unser Verhalten. „Wir können nicht nicht kommunizieren“ sagte der Kommunikationsforscher Paul Watzlawick. Was wir sind und wie wir uns geben, drückt etwas über uns aus.5 Nun wird es schwer sein und ist auch nicht beabsichtigt, sich ständig gekünstelt und wirkungsvoll in Szene zu setzen. Kommunikation soll kein Schauspiel sein, in dem wir eine Rolle spielen, die gar nicht unserem Wesen entspricht. 1.1. Zwei Stufen in der Entwicklung der persönlichen, bewussten Kommunikation „Die richtige Ausbildung und Benutzung des Sprachvermögens kommt in allen Zweigen christlichen Wirkens zur Geltung. Sie macht sich bemerkbar im Familienleben und in unserem Verkehr miteinander. Wir sollten uns daran gewöhnen, im angenehmen Ton zu sprechen, reine und richtige Ausdrücke und gütige, liebevolle Worte zu gebrauchen. Liebliche, gütige Worte sind der Seele wie ein Tau und sanfter Regen. Die Schrift sagt von Christus, dass seine Lippen holdselig waren, dass er „wisse, mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden.“ Psalm 45,3; Jesaja 60,4. Und der Herr gebietet uns: „Eure Rede sei allezeit lieblich,“ „dass es holdselig sei zu hören.“ Kolosser 4,6; Epheser 4,29.“3 a) Das besondere Augenmerk liegt auf wichtige Situationen, Gespräche, von denen viel abhängt, z.B. im Job, bei Problembewältigungen in der Familie, aber auch in der Missionsarbeit und wo immer ein guter Eindruck vonnöten ist, der ein wichtiges Anliegen unterstreicht. Sich hier besondere Mühe zu geben, ganz bewusst auf alles zu achten, von der äußeren Erscheinung, der Körpersprache und Sprechtechnik bis zur eigentlichen inhaltlichen Wortwahl, ist vielen Menschen ein Anliegen, wenn es auch mit unterschiedlichem Erfolg umgesetzt wird. 1 vgl. http://de.statista.com/statistik/daten/studie/157630/umfrage/ 2 vgl. Jesaja 1,17 3 E.G. White, Christi Gleichnisse, S. 333 4 http://www.aphorismen.de/suche?text=worte+&autor_quelle=Luther &thema= 5 vgl. Selbstlernkurs Kommunikationspraxis, Gabal Verlag 2008, S. 7 18 D er S abbatwächter Verständnis statt Missverständnis b) Die zweite, schwierigere Stufe betrifft die bewusste Änderung unseres Wesens, eine dauerhafte und situationsunabhängige Verbesserung unserer Kommunikation. Das Ziel ist es, immer freundlich, aufmerksam, verständlich und liebevoll zu kommunizieren – und nicht nur in besonderen Situationen, in denen wir uns „zusammenreißen“, weil es uns Vorteile verspricht. Ist das überhaupt möglich? Ja! Paulus nennt es: „den neuen Menschen anziehen“6 Die Etappensiege, die uns in der Bibel aufgezählt sind, beziehen sich nicht auf ein augenblickliches Verhalten, sondern eine beständige Hinwendung eines zuvor sündigen Menschen zur Heiligung und Vollkommenheit in Christus: „ … legt die Lüge ab und redet die Wahrheit … der stehle nicht mehr … dem Bedürftigen abgeben … kein faules Geschwätz … redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören … Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“ (Epheser 4,24-29) „… ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“ (Römer 12,2.) Wer denkt, er brauche nur liebevoll sprechen und sich gut benehmen, wenn es entscheidende Leute mitbekommen, dem sei gesagt, „dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tag des Gerichts von einem jeden nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.“ (Matthäus 12,36) Wer generell ein liebevolles Wesen hat, gewohnheitsmäßig freundlich und verständlich spricht und mit seiner Körpersprache stets einen sympathischen Eindruck macht, wird die Grundsätze einer bewussten Kommunikation leichter umsetzen können. Doch auch ihm gilt: Satan lauert überall, um uns zur Sünde zu verleiten, darum: „Habe acht auf dich selbst ...“ (1. Timotheus 4,16) „Jesus ist unser Bürge und Mittler und hat alle Hilfsmittel in unsere Hände gegeben, dass wir einen vollkommenen Charakter haben können.“7 1.2. Kommunikationsmittel Drei Bereiche gehören zur Kommunikation und bilden in ihrer Anwendung eine Einheit: Sprachvermögen, Sprechtechnik und Körpersprache. Auch nur eins davon zu vernachlässigen, bedeutet, die Chancen für eine erfolgreiche Kommunikation erheblich zu verringern und sogar den gegenteiligen Effekt zu erzielen. So wird ein sinngemäß freundliches Wort mit einer ablehnenden Haltung und im arroganten Tonfall vorgetragen, Feindschaft signalisieren oder zumindest als unglaubwürdig verstanden werden. Was vermittelt einen ersten Eindruck von einer Person? Wer hierbei vorrangig an Sprache denkt, hat damit lediglich 20% des Wirkpotenzials ausgeschöpft. Schätzungsweise 55% -75% des Ersteindrucks gehen auf das Konto der Körpersprache.8 6 vgl. Epheser 4,24 7 E.G. White, Bibelkommentar, S. 431 8 vgl. Selbstlernkurs Kommunikationspraxis, Gabal Verlag 2008, S. 8.9. Nr. 2 - 2015 Die Körpersprache (nonverbal) bezieht sich auf vier Ebenen: Blickkontakt, Mimik, Gestik und Körperhaltung. Es ist erstaunlich, dass alle diese heute als neu und wissenschaftlich angesehen Erkenntnisse bereits in der Bibel und den Spätschriften zur Bibel (Apokryphen) vorkommen: Blickkontakt: „ … Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. …“ (1. Mose 4,7) Mimik: „Ein fröhliches Herz macht ein fröhliches Angesicht.“ (Sprüche 15,13) Gestik: „Sie bereitet ihre Hände aus zu dem Armen und reicht ihre Hände dem Bedürftigen.“ (Sprüche 31,20) Körperhaltung: „Man sieht‘s einem an, was für ein Mann er ist, und einen Vernünftigen erkennt man an seinem Auftreten.“ (Sirach 19,26) Wie nahe wir einem Menschen kommen, bezieht sich in der Körpersprache auf unseren Abstand zu ihm (Distanz), ob und wie wir ihn berühren und die Bedeutung des Geruches. Wir kennen das unangenehme Gefühl, wenn uns jemand zu nah „auf die Pelle rückt“. Hier gibt es zwar kulturelle Unterschiede, doch die europäische Wohlfühlentfernung zwischen zwei Gesprächspartnern beträgt mindestens die Länge eines ausgestreckten Armes. Dieses Maß ist jedoch abhängig von der Bekanntheit und Vertrautheit zwischen den Menschen. An den körpersprachlichen Reaktionen des Gegenübers ist im Zweifelsfall abzulesen, ob wir den anderen mit zu viel Nähe bedrängen. Bei Berührungen ist Vorsicht geboten. Hier muss mit viel Sensibilität eingeschätzt werden, wo eine Berührung, die über das normale Händeschütteln als Begrüßung hinausgeht, als aufdringlich oder gar anzüglich verstanden werden könnte und wo es nötig ist, jemanden tröstend in den Arm zu nehmen, die Hand zu streicheln oder im tatsächlichen Sinn den Rücken zu stärken. Eine bewegende Berührung wird uns in der Bibel geschildert. Die Geschichte vom verlorenen Sohn beschreibt uns den Vater so: „Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“ (Lukas 15,20) Hier haben wir ein Bild für Gott, der auf jeden von ihm entfernten Menschen wartet und ihm so nah kommen möchte, wie ein Vater seinem heimkehrenden Sohn. Die Sprechtechnik und Sprechweise Hierzu gehören Lautstärke und Sprachgeschwindigkeit, Stimmlage und Klangfarbe, Dialekt und Sprachmelodie, Aussprache und Betonung, Einsatz von Pausen und Füllwörtern. Sprechtechnik und Sprechweise sind der Moderator des sprachlichen Inhalts. Sie entscheiden in hohem Maße darüber, was wie beim Hörer ankommt. Was ein angenehmes, verständliches Gespräch ausmacht, wissen wir meist gut, denn jeder ist auch oft in der Position des Hörers. Diese positiven Elemente für die eigene Sprechweise zu nutzen, verbessert unsere Verständlichkeit. „Langsam, laut und deutlich“ mahnt der Lehrer seine Schüler vor dem Auftritt. Wir sollten uns hin und wieder daran erinnern. 19 Verständnis statt Missverständnis Ob im privaten Bereich, in der Gemeinde oder am Arbeitsplatz, stets sind Missverständnisse eine Quelle von Ärgernissen, Disharmonien, Streit, falschen Handlungen und Fehlentscheidungen. Wenn nach so einer Irritation gesagt werden kann: „Ich habe dich/du hast mich missverstanden.“, dann ist dies noch eine erfreuliche Kehrtwende. Allzu oft aber bleiben Missverständnisse und fehlerhafte Eindrücke unerkannt, unbenannt und werden somit nicht korrigiert. Sachverhalte und Menschen werden „in eine Schublade gesteckt“, aus der sie sehr schwer wieder herauskommen. Man hat sich ein Bild gemacht, das sich manifestiert und zu dem die weitere Kommunikation passend interpretiert wird. Weil das leider zu oft so ist, sollte der Vermeidung von Missverständnissen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. 2.1. Verständlichkeit Wie teile ich was wem mit? Im Bemühen, möglichst intelligent und kompetent zu erscheinen, wird gern mit einer fach- und fremdwortgespickten Informationsfülle in verschachtelten Sätzen weit über das Ziel der Verständlichkeit hinausgeschossen. Der Verständlichkeit dienlich sind: - kurze, einfach strukturierte Sätze - allgemein bekannte, verständliche Begriffe, keine Fremdworte und Fachbegriffe - Anschaulichkeit durch Beispiele - klare Struktur der Information („roter Faden“) - nicht zu viele Informationen auf einmal; auf den Zuhörenden achten: Kann er noch folgen? Im Schnitt kann sich ein Mensch fünf bis maximal neun Informationen gleichzeitig merken. Umfassende Informationen, wie sie z.B. im Arbeitsprozess vorkommen, sollten daher lieber schriftlich verfasst werden. 2.2. Wesentliches zur Vermeidung von Missverständnissen Sprache und Körpersprache müssen übereinstimmen. Im Zweifelsfall wird eher der Körpersprache geglaubt. Die Aussage „Mir geht es prima“ – mit hängenden Schultern, in gebückter Haltung und traurigem Blick – ist unglaubwürdig. Die Betonung eines bestimmten Wortes, eine effektvolle Pause oder die Erzeugung einer besonderen Situation können bei ein und demselben Satz unterschiedliches Verstehen auslösen. „Hast du das gekocht?“, „Hast du das gekocht?“ oder „Hast du das – gekocht?“ In jedem Fall versteht es der Gefragte anders. 20 Missverständnisse können durch Feedback und Metakommunikation aufgeklärt werden. Das Feedback ist eine Rückfrage des Informationsgebers – „Was genau hast du vom Gesagten verstanden und dabei empfunden?“ oder die Rückmeldung des Hörenden – „Habe ich dich richtig verstanden, dass …“. In der Metakommunikation wird darüber gesprochen, wie man miteinander redet und sich zueinander verhält. Der eigentliche Sachgegenstand der Kommunikation wird verlassen und die Rahmenbedingungen, die emotionale Ebene und Vorerfahrungen werden betrachtet. Wichtig ist, bei einem Feedback und in der Metakommunikation nicht nur Kritik, sondern auch positive Elemente einzubringen. Andernfalls könnte eine Störung in der Kommunikation eher noch verschlimmert werden. Bei gutem Willen aber sind Feedback und Metakommunikation optimale Mittel, Missverständnisse auszuräumen. 3. Grundsatz: Beachtung der Ebenen innerhalb der Kommunikation Das Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun veranschaulicht die Ebenen der Kommunikation:9 Sender Sachinhalt Nachricht Appell Vermeidung von Missverständnissen in der Kommunikation Das Motto lautet: Einfach und verständlich kommunizieren! Wir sind dafür verantwortlich, was beim Gegenüber ankommt. Gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden. Bei Unsicherheiten gibt es nur einen Weg: Nachfragen! „Habe ich dich richtig verstanden? Meinst du, dass …?“ „Hast du mich richtig verstanden? Habe ich mich verständlich ausgedrückt? Ich meine es so bzw. nicht so ….“ Achtung, die Fragen nicht im anklagenden Befehlston vortragen, sondern freundlich und mit warmer Stimme! Selbstoffenbarung 2. Grundsatz: Beziehung Empfänger 9 vgl. Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden, Rowohlt Taschenbuch Verlag, S. 15 D er S abbatwächter Verständnis statt Missverständnis Hinter einer Nachricht verbergen sich der eigentliche Sachinhalt, eine Aussage über den Sprechenden (Sender), die Beziehung zwischen Sprecher und Empfänger (Hörender) und ein Appell an den Empfänger. Beispiel: Nachricht: „Deine Krawatte ist bekleckert.“ Sachinhalt: „Die Krawatte ist schmutzig.“ Selbstoffenbarung: „Ich würde nie so ´rumlaufen.“ Beziehung: „Ich muss mich um dich kümmern.“ Appell: „Mach die Krawatte sauber!“ Während die eigentliche Nachricht mit dem Sachinhalt eine direkte Kommunikation darstellt, gehören die anderen Ebenen zur indirekten Kommunikation. Das sind die Bereiche, die gern zu Missverständnissen führen. Unsere Beziehung zum Gesprächspartner und unsere Bereitschaft zum wohlwollenden Hören und Verstehen entscheiden in hohem Maße darüber, ob die Kommunikation harmonischverständlich oder disharmonisch-missverständlich verläuft. Sender und Empfänger sollten sich bemühen, das Gespräch zu einem Erfolg zu machen: Der Sender durch verständliche, freundliche Worte und der Empfänger durch die Entscheidung, nicht „jedes Wort auf die Goldwaage zu legen“ und „nicht alles in den falschen Hals zu kriegen“. Im obigen Beispiel könnten die Empfängerreaktionen so aussehen: Nachricht: „Deine Krawatte ist bekleckert.“ „Aha, ich habe mich also bekleckert.“ Sachinhalt: „Die Krawatte ist schmutzig.“ „Ja, es fällt wirklich ins Auge.“ Selbstoffenbarung: „Ich würde nie so `rumlaufen.“ „So schlimm ist es nun auch wieder nicht.“ Beziehung: „Ich muss mich um dich kümmern.“ „Ich bin dankbar für den dezenten Tipp.“ Appell: „Mach die Krawatte sauber!“ „Ich geh gleich mal zum Waschbecken.“ In einer Kommunikation werden, ob bewusst oder unbewusst, Gefühle ausgelöst. Der Sender übermittelt seine Gefühle und erzeugt wiederum welche beim Empfänger. Die Palette der Möglichkeiten ist riesig. Es kann schon ausreichen, dass der Angesprochene den Eindruck gewinnt, der Sprecher sei in Eile. „Der nimmt sich keine Zeit für mich. Ich bin ihm nicht wichtig.“ Trauer, Enttäuschung und das Gefühl der Abwertung wirken nicht nur temporär, sondern werden in weitere Gespräche mit diesem Sender hineingenommen. Nr. 2 - 2015 Der Zustand verbessert sich, wenn a) einer oder möglichst beiden Seiten die Situation bewusst wird und b) einer oder sogar beide bereit sind, eine Veränderung, einen neuen Start miteinander zu wagen. „Mit dem kann ich nicht!“, „Die ist immer so …!“ oder „Der versteht mich eh nicht!“ sind festgefahrene Meinungen, die dem anderen keine Chance geben. Die Sachlage anzusprechen, wird selten etwas verschlimmern. Hier kann es nur Gewinner geben. Bleibt nicht stehen bei einem unerfreulichen Miteinander. Die Bibel rät uns: „Pflügt ein Neues und säet nicht unter die Dornen!“ (Jeremia 4,3) Wir erwarten, dass Gott nach jedem Scheitern unsererseits wieder neu mit uns anfängt. Das ist unsere Aufgabe, auch unter uns Menschen immer wieder zu einem Neuanfang bereit zu sein. Einander nicht verletzen zu wollen, sollte unser Herzensanliegen sein. Eine gute Kommunikation wird allerdings nicht daran gemessen, dass die Meinung der Gesprächspartner übereinstimmt. Gemeint, ist nicht gesagt, gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden, verstanden ist nicht einverstanden. 4. Grundsatz: Beachtung vorgefasster Meinungen in der Kommunikation Der Weg einer Information vom Sender zum Empfänger gleicht oft dem Kinderspiel „Stille Post“. Was jemand ausdrücken möchte, stimmt oft mit dem tatsächlich Gesagten nicht überein. Das Gegenüber hört die Information, nimmt etwas Bestimmtes wahr und findet seine eigene Interpretation. So kann in einem Gesprächskreis ein Redner mit seinen Worten ganz unterschiedliche Reaktionen auslösen. Alle haben dasselbe gehört – und doch kam es ganz unterschiedlich bei ihnen an. Warum? Jeder bringt seine persönliche Geschichte, seinen Charakter, seine Erfahrungen und die persönliche Tagesform in den Vorgang des Hörens, Wahrnehmens und Interpretierens ein. All dies zusammen bilden seine Vor-Urteile. Wer als Sprechender den Hörer und seine besondere Situation kennt, sollte unbedingt darauf reagieren. Die Beachtung der Hörertypologie (Zu wem spreche ich?) und das Einfühlen in die Hörerrolle (gedanklicher Rollentausch) können vor manchem Missverständnis und vor mancher Verletzung des Hörenden bewahren. Aus erfahrungsbedingten Vor-Urteilen können nach einer auswählenden Wahrnehmung feste Vorurteile erwachsen. Die Geschichte mit dem Hammer ist ein Paradebeispiel dafür: 21 Verständnis statt Missverständnis „Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten sie ihren Hammer, Sie Rüpel!““ 10 Das bereits unter Punkt 2 erwähnte Feedback und die Metakommunikation sind auch bei der Überwindung vorgefasster, korrekturbedürftiger Meinungen hilfreich. Wer ein Feedback gibt, sollte in der Ich-Form sprechen, konkrete Sachpunkte benennen, unbedingt auch positive und konstruktive Vorschläge unterbreiten. Es lohnt sich, gute Freunde um ihre Meinung zu bitten, wie man kommunikativ ankommt und was wie zu verbessern wäre. In der Selbstreflexion ist ehrlich darüber nachzudenken, wie man selbst auf seine Reden reagieren würde, wenn jemand anderes sie spräche. Auch der Sprecher kann mit Vorurteilen beladen seinem Hörer entsprechend belastet begegnen. Bei all dem ist zu bedenken, dass wir alle in der Schule der Kommunikation auf dem Wege sind, „denn wir verfehlen uns alle mannigfaltig …“ (Jakobus 3,2) Entsprechend bleiben wir Lernende, die aus der Gnade Gottes und der gegenseitigen Vergebung leben. „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.“ (Matthäus 6,14) 5. Grundsatz: Kommunikation und Beziehung beeinflussen einander Wenn wir in der Bibel den Aufruf lesen: „Eure Rede sei allezeit freundlich!“11 , so ist das immer richtig. Dennoch sprechen wir mit der Nachbarin anders als mit unserem Chef, mit der trauernden Freundin anders als mit dem Kind, das gerade eine Prüfung bestanden hat. Auf ein Gespräch mit einem Mitarbeiter, mit dem wir schon mehrfach Probleme hatten, werden wir uns anders vorbereiten als auf den Smalltalk bei einer Geburtstagsfeier. 10 Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichsein, Piper, München 1983, S. 37 11 vgl. Kolosser 4,6 22 Aus der Art der Beziehung erwächst eine entsprechend angepasste Kommunikation. Gleichzeitig gestalten die Erfahrungen aus der Kommunikation mit einem Menschen die Beziehung zu diesem. Beides, Beziehungspflege und Kommunikationsgestaltung, bedingt einander und stellt hohe Anforderungen an uns dar. Von Grundsätzen der Kommunikation bis hin zu manipulativen Tricks können wir vieles erlernen, was uns durchaus scheinbare Erfolge bescheren kann. Doch wenn uns der rechte Blick auf unseren Gesprächspartner fehlt, wenn wir uns mit der Liebe Gottes nicht beschenken lassen, um diese weiterzugeben, dann bleiben wir lediglich geschickte Redner. Gott möchte viel mehr in unserem Leben erreichen. Er möchte aus uns Menschen machen, die ihren Nächsten von Herzen nahekommen und sie aufrichtig in Wort und Tat lieben. Mit dieser Einstellung ändert sich alles. Dann ist es nicht mehr unser Ziel, ein Gespräch möglichst vorteilhaft für uns zu führen und hinterher irgendwelche Erfolge und Gewinne zu verbuchen. Sicher, auch das kann Gott nach seinem Willen schenken. Doch die Hauptsache ist, wie es dem Gegenüber geht und dass er bereichert und gesegnet aus unserem Gespräch herausgeht. Manche Menschen neigen dazu, manchmal auch ihrer Position als Chef geschuldet, sich über ihren Gesprächspartner zu stellen. Es gibt wirklich Menschen, da haben andere stets den Eindruck, in der Defensive zu sein. Im Ergebnis duckt sich manch einer besonders tief, andere reagieren demotiviert bis hin zu aufsässig. Kommunikationsforscher empfehlen einen partnerschaftlichen Umgangston auf gleicher Ebene, auch im Berufsalltag.12 Das ist ein Anfang, doch die Bibel möchte uns noch weiter führen: „… dass niemand mehr von sich halte, als sich´s gebührt zu halten, sondern dass er maßvoll von sich halte … Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.“ (Römer 12,3.10.) Gott möchte uns die Einstellung schenken, dass wir uns um die Seele unseres Gesprächspartners sorgen. Dementsprechend berührt jedes Gespräch auch Bereiche der Seelsorge. Wer spricht, steht in der Verantwortung, dem Empfänger von Informationen und Anweisungen, erst recht dem, der kritisiert werden muss oder mit dem es ein Problem zu besprechen gilt, neben aller Sachlichkeit auch Gottes Liebe zu zeigen. Im allerweitesten Sinn ist jedes Gespräch ein Missionsgespräch, das über unsere Glaubwürdigkeit als Christen mehr aussagt als gut vorbereitete Vorträge. Von Christen verletzt und enttäuscht worden zu sein, wird oft als Grund des Beziehungsabbruchs zu Gott und zur Gemeinde genannt. Einander jedoch eine Hilfe auf dem Weg zur Ewigkeit zu bedeuten, sollte auch das Anliegen unserer vielfältigen Kommunikation sein. 12 vgl. Selbstlernkurs Kommunikationspraxis, Gabal Verlag 2008, S. 35 D er S abbatwächter Guter Samariter Asante Sana – Vielen Dank! (Suaheli) Eine Reise im Auftrag des Guten Samariters nach Kenia Anett Leithold Fotos: A. Leithold Seit mehreren Jahren unterstützt der Gute Samariter Geschwister in Kenia. Zuletzt wurde das Land vor wenigen Jahren von Schwester Claire Alagy besucht. Kenia ist ein touristisches Ziel, das für seine reiche Tierwelt und wunderschöne Natur sehr bekannt ist. Es liegt in Ostafrika, grenzt u.a. an die Länder Tansania, Äthiopien, Somalia, Uganda und dem indischen Ozean. Im Oktober 2014 bereisten Bruder Stefano La Corte und ich Kenia. Unsere Aufgaben waren der Besuch vieler Gemeinden und Spendenempfänger, die Überprüfung des Einsatzes von Spendengeldern, weitere Bedarfsermittlungen und vor allem Anregungen zur Selbsthilfe. In einer ausführlichen Dokumentation hielten wir unsere Eindrücke und Erkenntnisse fest, machten neue Pläne und suchten schon in Kenia nach Realisierungsansätzen. Im Reisegepäck hatten wir viele Kleiderspenden, Schulmaterial, verschiedene andere nützliche Gaben und Geldspenden. Der gemeinsame Treffpunkt unseres Teams war die Landeshauptstadt Nairobi, wo unsere Gemeinschaft etwas außerhalb eine Missionsschule hat. Die Freude dort über unseren Besuch war groß. Am nächsten Tag begann unsere Reise zu den verschiedenen Geschwistern und Projekten. Zuerst ging es nach Mombasa und Malindi. Es begleiteten uns die Brüder James Mbaka (Unionsvorsteher) und Sylvester Obwogo (Samariterleiter von Kenia). Auf dem Weg tauschten wir Erfahrungen aus. Malindi-Mombasa Dieser Teil Kenias liegt direkt an der Küste des indischen Ozeans. Wir besuchten das erste Projekt, einen Wassertank in Kilifi, einer sehr trockenen Gegend! Schwester Claire begann damals dieses Projekt und heute können viele Geschwister mit sauberem Trinkwasser versorgt werden. Zur Unterhaltung des Projektes wird das Wasser auch an Menschen in der Umgebung verkauft. Wir überzeugten uns von der guten Betreuung dieser Wasserquelle, die auch unserer Grundschule in unmittelbarer Nähe dient. Die Schule besuchen ca. 40 Kinder, darunter auch Waisen. Wir prüften die Verwendung von Spendengeldern zur Unterhaltung des Schulgebäudes und sahen neue Fenster, Türen und Bänke. Den Sabbatgottesdienst erlebten wir mit vielen Geschwistern in freier Natur. Wir konnten Gottes Wort weitergeben und am Nachmittag unsere Geschenke verteilen: Kleidung und Schulmaterial. Neben nützlicher bunter Kreide haben den vielen Kindern auch die Luftballons eine große Freude bereitet. Diesen Tag werden sie so schnell nicht vergessen. Kinder von der Schule des Guten Samariters in Kilifi/Malindi, links: Bruder Stefano La Corte, rechts: Anett Leihold Nr. 2 - 2015 23 Guter Samariter Schneidereiprojekt, der Leiter vom Guten Samariter re., dann der Unionsvorsteher Mbaka und ein Prediger Am nächsten Tag fuhren wir im Landbus in einen anderen Bezirk von Mombasa, um eine kleine „Hühnerfarm“ tief im Dschungel zu besuchen. Das Projekt wurde als Hilfe zur Selbsthilfe gestartet und wir besprachen die Erweiterung. Derzeit werden ca. 30 Hennen gehalten, von denen die Eier verkauft werden können. Bald sollen es deutlich mehr werden. Vom Verkaufserlös profitieren einige Familien, die sich auch um die Pflege der Hühner kümmern. Wir halfen bei der Planung eines größeren Hühnerstalls und organisierten die Bauausführung mit vorhandenem Material und unter Ausführung der Familien, denen das Projekt eine Lebenshilfe bedeutet. Am Nachmittag besuchten wir weitere Empfänger von Unterstützung durch unser Hilfswerk, prüften ihre aktuelle Lage und organisierten, wo nötig und möglich, weitere Hilfen innerhalb der Gemeinden. Malindi - Nairobi - Kisii Sehr früh am nächsten Morgen traten wir die Reise nach Kisii über Nairobi (ca.20 h Fahrt) im Bus an. Unterwegs besuchten wir Geschwister in Malindi. Kisii ist vom Klima her das ganze Gegenteil zu Mombasa. Angenehm warm tagsüber und kühl nachts. Die Landschaft ist schön und fruchtbar, aber denjenige, der kein eigenes Land hat oder die Mittel, es zu bewirtschaften, kann von der schönen Landschaft kaum profitieren und ist arm. Unser erstes Ziel in Kisii-Stadt war eine Auf- und Verkaufsstelle für Mais, die auf Anregung und mit finanzieller Starthilfe des Guten Samariters entstand und von der sechs Familien aus der Gemeinde leben können. Wir überzeugten uns vom gut organisierten Ablauf der Arbeiten und der vorbildlichen Buchführung. Das Geschäft soll ausgebaut werden. Auch hier wird nach größeren Räumlichkeiten gesucht. Wir erarbeiteten gemeinsam einen Finanzplan für ein Neubauprojekt oder die Anmietung größerer Räume. 24 Weiter ging die Fahrt in umliegende Dörfer, um Gemeinden und Geschwister zu besuchen. Wir besprachen die jeweiligen persönlichen Bedürfnisse der Geschwister und halfen durch Geldspenden besonderen Notlagen ab. Oft fällt es den Ärmsten schwer, ausreichend Nahrungsmittel zu kaufen. Auch sind dringend benötigte Medikamente teuer. Hier konnten wir nicht nur mit Geld helfen, sondern auch mit vielen wertvollen Ratschlägen aus dem Bereich der Gesundheitsreform. Gesunde Ernährung, Hygiene, einfache Maßnahmen der Prophylaxe und Krankenpflege und die gesamte Lebensweise nach Gottes Plan, waren immer wieder unsere Hauptanliegen der Gespräche bei den Besuchen. Die Geschwister sind für jede Anregung dankbar. Am nächsten Tag besuchten wir unter anderem zwei Projekte mit Milchkühen, von denen jeweils 10 Familien leben und welche auch die Tiere pflegen. Auch hier besprachen wir Erweiterungsmöglichkeiten und freuten uns über die gute Organisation des Projektes. Weiter ging die Reise im typisch engen afrikanischen Bus hinauf in die Berge. Dort hatte das Hilfswerk vor einiger Zeit durch Schwester Claire eine Schneiderei begonnen. Es gibt inzwischen vier Nähmaschinen und monatlich findet ein professioneller Nähunterricht für die Schwestern statt. Die Ergebnisse der Arbeiten können sich sehen lassen, z.B. Schuluniformen für die umliegenden Schulen. Die Schwestern möchten das Projekt noch mehr wachsen lassen und später gern ihre Kenntnisse weitergeben. Wir besprachen, wie dies alles am besten in die Tat umgesetzt werden kann, suchten nach neuen Wegen des Verkaufs der Näharbeiten und planten ein Finanzierungskonzept für den Erwerb weiterer Nähmaschinen. Auf diese Weise kann noch mehr Schwestern Arbeit und damit die Möglichkeit des Lebensunterhaltes geboten werden. Nach einem gemeinsamen Essen kehrten wir zurück nach Kisii-Stadt, um Deborah Guldemeester, Elena und Liljana Taneva in Empfang zu nehmen, die uns fortan begleiteten und unterstützten. Viktoria See Am nächsten Tag machten wir uns auf den langen Weg zum See Viktoria. Um in dieser trockenen Gegend etwas Gemüse zu haben, muss man in der Regel ca. vier Stunden bis nach Kisii-Stadt fahren. Unterwegs besuchten wir eine Schule, welche durch Spenden von Geschwistern aus Kanada gegründet wurde und in der ca. 300 Kinder lernen. Wir erlebten den Unterricht der engagierten Lehrer und freuten uns über die freundlichen, dankbaren Schüler. Als besonderen Spaß für die Kinder packte Debora Guldemeester ihre Seifenblasen aus. Wir hörten uns die Pläne der Schulleitung an, wie der Unterricht noch optimaler gestaltet werden kann und welche Mittel die Schule noch benötigt. Am Viktoria See angekommen, besuchten wir einen erblindeten Familienvater, der durch regelmäßige, finanzielle Unterstützung vom Guten Samariter seine Familie ernähren kann. Nach dem gemeinsamen Essen lauschten wir dem dortigen Gemeindechor und staunten nicht schlecht, dass unser blinder Bruder der Chorleiter war. Anschließend wurden an die Geschwister mitgebrachte Kleider verteilt, welche mit viel Dankbarkeit entgegengenommen wurde. D er S abbatwächter Guter Samariter Zurück in Kisii-Stadt Freitagmorgen besuchten wir weitere Geschwister. Viele Dankes- und Bittbriefe wurden entgegengenommen. Wir überzeugten uns davon, dass getätigte Geld- und Sachspenden bei den Bedürftigen die Not linderten und prüften neue Bedarfsmeldungen. Diesen Sabbat verbrachten wir mit fast 300 Geschwistern aus circa 16 verschiedenen Gemeinden. Viele Kinder, viele Lieder und Beiträge prägten den Tag. Unter anderem trafen wir auch Bruder James Mbakas Frau wieder. Sie ist seit einer Gehirnoperation (Tumorentfernung) erblindet. Der Gute Samariter unterstützt diese Familie finanziell. Die Predigt übernahm Bruder Stefano, am Nachmittag sprachen die Schwestern Elena und Liljana Taneva, Debora und ich über Gesundheitsthemen und persönliche Erfahrungen mit Gott. Danach erhielten alle 16 Repräsentantinnen des Guten Samariters einen weiteren Teil unserer Kleiderspenden. Deren Freude und Dankbarkeit war groß. Für die Kinder gestalteten wir ein Rätsel, an dem sie ihre größte Freude hatten. Der Sabbat verging zu schnell und wieder mussten wir uns verabschieden, um am nächsten Tag früh in Richtung Masai Mara aufzubrechen. Nairobi Sonntagnachts kamen wir in Nairobi an. Bereits am nächsten frühen Morgen besuchten wir eine Familie, die mit Spenden unterstützt wurde. Die Mutter hat ihre Kinder verlassen und sie der Großmutter überlassen. Durch die Spende können die Kinder zur Schule gehen und ernährt werden. Nach einer langen Fahrt kamen wir zurück zum Sitz der Union und der Missionsschule in Nairobi. Wir bestaunten einen bewässerten Garten, dessen Erzeugnisse für die Union, die Schule und dem Verkauf bestimmt sind. ERNÄHRUNGSPROJEKT UVOTO Die erste Gemeinde unserer Gemeinschaft in Kenia damals gegründet von Bruder Simon Schmidt Zu schnell verging der Tag. Nach einer kurzen Nacht versammelten sich die Brüder La Corte, Mbaka, Obwogo und ich, um die Reise und viele Dankes- und Bittbriefe auszuwerten. Schon hier konnten wir den Einsatz weiterer Spenden besprechen und den Ausbau bestehender Projekte sowie den Aufbau neuer planen. Vor unserem Rückflug beschenkten wir die Missionsschüler mit Kleidung und anderen nützlichen Gaben, die sie mit dankbarem Herzen entgegennahmen. Gott ließ uns mit freudigen und dankbaren Herzen auf die getane Arbeit und die vielen verschiedenen Projekte dieser Reise zurückblicken. So manche Geschichte und Erfahrung kam noch hinzu und bereicherte uns. Gott hatte uns reich gesegnet. Im Namen der Abteilung des Guten Samariters möchte ich mich bei jedem Spender für seine Gabe bedanken. Möge er jeden Einzelnen segnen. Anett Leihold Wir möchten allen Spendern von ganzem Herzen danken, die uns seit Jahren ermöglichen, mit ihren kostbaren Beiträgen unser Werk weiterzuführen. Dank all denen, die auf verschiedene Art und Weise uns bei diesem Ernährungsprojekt für die Uvoto-Schule in der Demokratischen Republik Kongo ermutigt und unterstützt haben. Da ihr so zahlreich und großzügig unserem Aufruf nachgekommen seid, können jetzt 100 Kinder an jedem Schultag ihre Essensration erhalten. Euer Beitrag scheint euch vielleicht nur eine kleine Geste zu sein, aber die Freude der Kinder, wenn ihr ihnen jedes Mal eure Zuneigung und Aufmerksamkeit beweist, ist einfach unschätzbar. UNSER HERZLICHSTES DANKESCHÖN! Die Mitarbeiter des Uvoto-Ernährungsprojektes Hilfswerk des Guten Samariters Der Maisbrei für die Schulkinder wird gekocht. 100 Kinder bekommen täglich ihre Mahlzeit. Nr. 2 - 2015 Fotos: Generalkonferenz 25 Nach kurzer Krankheit ist unser Glaubensbruder Rudolf Lenker am 9. März 2015 im Alter von 84 Jahren verstorben. Bruder Lenker wurde in Amberg/Bayern geboren. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder, seine Frau verstarb bereits 1991. Schon in frühen Jahren war es sein Wunsch, in den Dienst des Herrn zu treten. In Speele war er auf der Missionsschule und gab dort später Englischunterricht. Viele Jahre ging er als freier Bibelarbeiter und Buchevangelist von Haus zu Haus, um den Menschen das Evangelium nahe zu bringen. Einige Zeit war Bruder Lenker auch als geistlicher Mitarbeiter im Werk angestellt. In seinem späteren Beruf als Krankenpfleger ließ er, bis auf wenige Wochen vor seinem Tod, nicht davon ab, Menschen die Botschaft zu verkündigen. Danksagung Meine lieben Glaubensgeschwister, Freunde und liebe Nachbarn, die Zeit geht wie im Fluge dahin. Es ist schon wieder einige Monate her, dass ich von meinem Mann so schnell Abschied nehmen musste. Da es für mich unmöglich ist, bei allen Lieben mich herzlich zu bedanken, möchte ich es hiermit mit einigen Zeilen tun. Vielen herzlichen Dank möchte ich allen sagen, die mit mir und meinen Angehörigen Abschied nahmen – sich in Trauer und Gebet mit mir verbunden fühlten und ihre liebevolle Anteilnahme zum Abschied meines so lieben Mannes auf vielfältige Weise zum Ausdruck brachten; sei es mit Worten, Telefongesprächen, Teilnahmebriefen, Blumen oder Geldspenden. Nicht vergessen möchte ich, für die finanzielle Hilfe meiner Heimatgemeinde Mosbach und der Deutschen Union zu danken. Es ist für mich ein großes Bedürfnis, Euch allen von ganzen Herzen Dank zu sagen. Auch innigen Dank für die tröstenden Worte, die gesprochen wurden in der Kapelle sowie am Grab, nebst der schönen Liedern von dem Chor, vom Herzen gesungen. Ich durfte am Begräbnistag von allen Seiten so viel Liebe und Teilnahme erfahren – es war wie Balsam für mein Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Joh. 11,25. In der Gemeinde Memmingen wirkte Bruder Lenker auch als Gemeindeleiter. Trotz gesundheitlicher Probleme verkündete er die Evangeliumsbotschaft eifrig von Haus zu Haus. Zuletzt war er in Ulm tätig, als ihn in der Stadt die Kräfte verließen, wovon er sich nicht mehr erholte. Gott legte unseren Glaubensbruder am 16. März 2015 zur Ruhe. Bruder Gessner betonte die Hoffnung auf Auferstehung, von der auch Bruder Lenker überzeugt war. Mit diesen Hoffnungsgedanken nahm die Trauergemeinde Abschied. Die Gemeinde Memmingen Simon Schmidt 15.3.1926-13.10.2014 wundes Herz. Ich kann es mit Worten nicht niederschreiben. Täglich darf ich spüren, dass viele Gebete für mich zum Thron der Gnade emporsteigen, der liebe Gott steht mir bei und tröstet mich. Ich vermisse meinen lieben Mann so sehr, doch unser liebevoller Vater und Lebensspender hat ihn in Frieden einschlafen lassen, ehe er viele Leidenstage und Schmerz mitmachen sollte. Gemeinsam haben wir in fast 63 Jahren Freud und Leid miteinander geteilt und die herrliche Botschaft der Erlösung durch unseren Heiland den Menschen in verschiedenen Ländern und Kontinenten bringen dürfen. Ich möchte meinen Vater im Himmel und seinem Sohn für alles danken. Jetzt dürfen wir uns alle auf die baldige Wiederkunft Jesu freuen und auf ein Wiedersehen mit unseren Lieben, die uns vorausgegangen sind. Nochmals vielen herzlichen Dank und Euch allen Gottes Segen und seinen täglichen Beistand wünschend Eure Schwester und Mitpilgerin nach einer besseren Welt, wo es keinen Tod noch Trennung mehr gibt. Lore Schmidt Erinnerung an die gemeinsame Missionsarbeit in Afrika - Fotos Privatbesitz L. Schmidt 26 D er S abbatwächter Unser neuer Internetauftritt ist endlich fertig! Was ist neu? Besucht unsere neue Website und seht es selbst: reform-adventisten.net im neuen Design – reich bebildert – übersichtlich strukturiert – einladend – Neugierde weckend Aktualität ist unser inhaltliches Ziel – mit unseren Beiträgen und den Veranstaltungshinweisen. Ortsgemeinden stellen sich vor und laden ein. Missionarisch wollen wir einerseits lebenspraktische Themen mit der Bibel verknüpfen und andererseits auch thematisch ansprechendes Bibelstudium bieten. Seelsorgerlich widmen wir uns den verschiedensten Themen und Problemen und bieten praktische Hilfe, Rat und Kontakt an. Gesundheitsthemen nehmen einen breiten Raum ein und mögen viel Segen verbreiten. Alle Altersgruppen finden ihre Themen: Kinder, Jugend, Familie, Senioren. Unsere eigene Geschichte als Gemeinschaft bekommt ihren Platz – unsere Entstehung, unser Glaube, unsere Aktivitäten. Der Edelstein-Verlag präsentiert sich ansprechend, übersichtlich und mit Infos zu den Angeboten. - Ein Großteil lesenswerter Artikel unseres bisherigen Sabbatwächter-Archivs ist nun auf der Seite integriert. Anders als im PDF-Format sind die Artikel unter verschiedenen Rubriken und mit Zusatzinformation zu Bibelstellen auffindbar. Sämtliche Artikel erscheinen in einem übersichtlichen, gut lesbaren Format und mit einer ansprechenden Vorschau. Für ein verbessertes Lesefeeling wurden die Wünsche und Bedürfnisse Jung und Alt berücksichtigt. - Ziel ist es, verschiedene Informationen für Google als relevanter erscheinen zu lassen; deshalb haben wir zudem auch sämtliche Artikel mit Stichwörtern ergänzt. - Da das Internet nicht nur von Computer-Nutzern, sondern mittlerweile auch von fast 20% Handy-Nutzern verwendet wird, ist die Seite nun auch für mobile Geräte, wie Smartphones und Tablets, stark optimiert worden. Auch das Literaturangebot des Edelstein-Verlages lässt sich problemlos auf dem Handy ansehen und Bestellungen tätigen. - Unsere Website bietet die Möglichkeit, die Bibel zu lesen. Sämtliche Bibelverse wurden mit den entspreNr. 2 - 2015 chenden Kapiteln der Luther-Bibel (1912) verlinkt, als Angebot eines tieferen Bibelstudiums. - Internetfans haben jetzt auch die Möglichkeit, sich für den täglichen Bibelleseplan als Benutzer unserer Seite anzumelden. Mittels einer Email werden dann täglich verschiedene Bibellesungen empfangen, um beispielsweise in einem Jahr geplant die gesamte Bibel Tag für Tag zu lesen. - Für neue Artikel und Veranstaltungen wird gleichzeitig auf Facebook geworben. Das hat den Vorteil, eine größere Reichweite an Interessierten zu finden. Wir haben in die neue Website zahlreiche Wünsche und Design-Anregungen von vielen Gemeindegliedern berücksichtigt. Mit Gebet und Fleiß sind wir zu einem guten Ergebnis gekommen. Ein Dank für die Mitarbeit geht nochmals an: Jens & Ines Müller, Daniel Haug, Esteban Hunger, Robert Markula, Arthur Becker und Robert Röglin, die sich bei unseren regelmäßigen Skype-Sitzungen anregend beteiligt haben, fleißig per Mail Feedback gaben, Material und Ideen lieferten. Wir hoffen, dass wir mit dem neuen Internetauftritt viele Menschen erreichen können und jeder Besucher besonders gesegnet wird. Gleichzeitig bitten wir Euch, diese neue Website als Eure Website zu betrachten! Sie lebt davon, dass Ihr Euch beteiligt, Beiträge einsendet, Veranstaltungshinweise meldet, schöne Fotos zur Veröffentlichung zur Verfügung stellt, konstruktive Verbesserungsideen einbringt und besonders: dass Ihr für die Website, ihre Betreuung und ihren Einfluss betet! Ansprechpartner für Eure Anliegen: Jens Müller, Tel.: 03445 792922 Email: [email protected] Im Namen des Webteams wünsche ich allen Lesern und Website-Besuchern Gottes Segen Szczepan Krol 27 EINLADUNGEN Konferenz der Ostdeutschen Vereinigung vom 5.-7. Juni 2015 in Naumburg/Saale Motto: Keinem von uns ist Gott fern öffentliche Vorträge: Ist Deutschland ein christliches Land? Christliche Erziehung – was bringt das? Bibel und Wissenschaft – ein Widerspruch? weitere Themen: Wenn mein Glaube in der Krise steckt „... denn du bist bei mir ...“ - Psalm 23 erleben Gesundheitsstunde in Aktion, Kinderprogramm (Auswahl) Veranstaltungsort: Jugendherberge Naumburg, Am Tennisplatz 9, 06618 Naumburg Kosten für eine Übernachtung + Frühstück/Person = 22 € Kinder zwischen 10€ und 21€, Aufschlag für Doppel- o. Einzelzimmer Verpflegung: Potluck, wer etwas beitragen kann. Ansonsten wird auch vor Ort einiges vorbereitet. Info und Anmeldungen bis zum 22. Mai 2015: Jens und Ines Müller Tel. 03445 792922 - Email: [email protected] Konferenz der Westdeutschen Vereinigung vom 12.-14. Juni 2015 in Pracht Motto: In der Kraft des Elia Themen: „Nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist.“ Laodizea aus dem Blickwinkel der Eliabotschaft Wie stelle ich mir die Zukunft meiner Gemeinde vor? Mach dich bereit, deinem Gott zu begegnen! (Auswahl) Veranstaltungsort: Bibel- und Erholungsheim Hohegrete 57589 Pracht/Sieg / Tel.: 02682-9528-0 Kosten pro Person und Zimmer inkl. Vollverpflegung: EZ 2 Nächte: 64 € / EZ 1 Nacht: 47 €, DZ 2 Nächte: 45 € / DZ 1 Nacht 32 € Mehrbettzimmer (4-5Betten) 2 Nächte: 40 €, Mehrbettzimmer 1 Nacht: 27 € Das Mittagessen am Sabbat wird für Tagesgäste bereitgestellt. Bettwäsche bitte mitbringen. Wir bitten auch um eine Voranmeldung der Tagesgäste bei: Peter Laugallies Tel.: 0211-2495550 - Email: [email protected] 28 D er S abbatwächter