Kernspaltung und Kettenreaktion Wir wollen heute folgende Fragen klären: Wie kann man radioaktive Elemente künstlich erzeugen? Wie kann der Mensch diesen Kernzerfall steuern? Auftrag: Lesen Sie die Lehrbuchseite 71. Erläuteren Sie die Kernspaltung am Beispiel von Uran-235. Erklären Sie, was eine Kettenreaktion ist. Wie viel Energie wird bei der Kernspaltung von Uran-235 frei? Definition (Kernspaltung): Dringt ein langsames Neutron in einen Kern ein, kann dieser instabil werden und in 2 Atomkerne zerfallen. Dabei werden weitere Neutronen frei. Beispiel: Uran-235 kann durch Neutronen gespalten werden. Es zerfällt dann in die beiden Kerne Barium-144 und Krypton-89 und 3 weitere Neutronen. 235 1 0 n + 92 Ud 236 92 U 144 1 t 89 36 Kr + 56 Ba + 3 $ 0 n Definition (Kettenreaktion): Besitzen die frei werdenden Neutronen die richtige Geschwindigkeit, können sie in weiteren Kernen wieder Kernspaltungen hervorrufen. Dieser Prozess setzt sich fort, so lange genügende spaltbares Material vorhanden ist. Information: Man unterscheidet zwischen ungesteuerter und gesteuerter Kettenreaktion. Ein gesteuerte Kettenreaktion findet im Kernkraftwerk statt. Eine Atombombenexplosion ist eine ungesteuerte Kettenreaktion. Bemerkungen: Es muss genügend spaltbares Material vorhanden sein. Die notwendige Mindestmasse wird als kritische Masse bezeichnet. Es müssen Neutronen mit der für die Kernspaltung notwendigen Geschwindigkeit existieren. Dazu müssen die bei der Kernspaltung selbst frei werdenden Neutronen abgebremst werden. Das geschieht durch sogenannte Moderatoren (z.B. Wasser). Die Anzahl der Neutronen, die Kernspaltung hervorrufen, muss reguliert werden. Das geschieht durch Regelstäbe (Steuerstäbe), die unterschiedlich tief in den Reaktor hineingefahren werden können und die aus Materialien bestehen, die Neutronen absorbieren. Energieumsetzung Die Masse der Ausgangsprodukte beträgt 236,0529 u. Die Größe u ist dabei die atomare Masseeinheit. Die Masse der Spaltprodukte hat einen Wert von 235,8396 u. Der Massedefekt beträgt demzufolge: ✁m = 0, 2133u Damit erhält man als frei werdende Energie: E = m $ c 2 = 3 $ 10 −11 J Bei der Spaltung eines Urankerns wird eine Energie von etwa diese Energie freigesetzt. Das erscheint sehr wenig. Man muss aber beachten, dass sich diese Energie auf einen Kernzerfall bezieht. Betrachtet man die Anzahl der Atomkerne, die in einem Kilogramm Uran enthalten sind und nimmt an, dass alle zerfallen, so beträgt die dann frei werdende Energie 8, 6 $ 10 12 J. Das ist etwa 290 000-mal so viel, wie bei der Verbrennung von 1 kg Steinkohle freigesetzt wird. Kernspaltung und Kettenreaktion Weiterführende Fragen: 1. Warum ist es ungünstig, Kerne mit Protonen anzuregen? 2. Welche Materialien eignen sich zur Steuerung der Kettenreaktion? Antwort 1: Prinzipiell könnten auch Protonen dazu führen, dass die Kerne instabil werden. Protonen besitzen aber eine positive elektrische Ladung und werden deshalb von den positiv geladenen Kernen abgestoßen. Antwort 2: Cadmium besitzt 3 stabile Isotope, die sich jeweils um 1 Neutron unterscheiden. Cadmium-110 (12,49%), Cadmium-111 (12,8%), Cadmium-112 (24,13%) Bor besitzt 2 Isotope, die sich um 1 Neutron unterscheiden. Bor-10 (19,9%) Bor-11 (80,1%) Die Nuklide Cadmium-110, Cadmium-111 und Bor-10 bleiben also stabil, wenn sie ein Neutron aufnehmen. (siehe auch Nuklidkarte im Tafelwerk)