Christian Eisentraut & Julia Krämer www.vorkurs-mathematik-informatik.de Mathematik-Vorkurs für Informatiker Induktion1 Aufgabe 1. (Wiederholung wichtiger Begriffe) Notieren Sie die Definitionen der folgenden Begriffe aus dem Kopf ohne im Skript nachzuschlagen und korrigieren Sie dann ihre Lösungen: (a) induktiv (b) wohlfundierte Induktion (c) noether’sche Induktion (d) strukturelle Induktion (e) starke Induktion (f) natürliche Induktion Kategorie Aufgabe 2. (Induktive Definitionen) Sammeln Sie induktive Definitionen, die Sie in der Vorlesung bzw. in den Übungen bereits kennen gelernt haben. Kategorie Aufgabe 3. (Induktive Definitionen) ∑ ∏ Notieren Sie die folgenden endlichen Summen mit Hilfe von und ohne die “…Schreibweise”. Kategorie Beispiel 1 + 2 + 4 + 8 + 16 + . . . + 2n = n ∑ 2i i=0 (a) (b) (c) (d) (e) 1 0 + 2 + 4 + ... + 2 · n 1 + 3 + 5 + 7 + ... + 2 · n + 1 1 + q + q2 + q3 + . . . + qn 1 · 2 · 3... · n 1 · 2 · 4 · 8 · . . . · 2n Die vorlegende Sammlung an Übungsaufgaben erstellt von Christian Eisentraut und Julia Krämer (www.vorkurs-mathematik-informatik.de) ist inklusive aller darin vorkommenden Texte und Bilder lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz. Weitere Hinweise finden Sie unter http: //creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/. 1 Aufgabe 4. (S) hreiben Sie nun die ∑ folgenden natürlichsprachlich definierten Summen und Produkte formal mit Hilfe von und Π auf. c Beispiel Die Summe von 1 bis zu einem beliebigen n der Potenzen von 3 – n ∑ 3i i=1 (a) die Summe der geraden Zahlen von 134 bis 199267 (b) das Produkt der ersten n ungeraden Zahlen (c) die Summe beginnend bei einem beliebigen m und aufhörend bei n (n, m ∈ N) über die Potenzen von 2 (d) das Produkt von m bis n Potenzen von 2, wobei n und m in N beliebig sind. Aufgabe 5. (Induktion verstehen) Finden Sie eine mathematische und eine nicht-mathematische Analogie, um das Prinzip der Induktion möglichst anschaulich zu erklären. Diskutieren Sie mit Ihren Kommilitonen Ihren Vorschlag. Kategorie Hinweis: Vewenden Sie keine der Analogien aus der Vorlesung. Aufgabe 6. (Induktion verstehen) Was ist an folgender Behauptung falsch: Mit Induktion kann man keine Aussage über die geraden Zahlen beweisen, da für jede gerade natürliche Zahl n ihr Nachfolger n + 1 ungerade ist. Kategorie Überlegen Sie sich dann, wie Sie über gerade Zahlen, ungerade Zahlen, Potenzen und andere Folgen von Zahlen, Induktion führen. Aufgabe 7. (Induktionsbeweis) Beweisen Sie die folgenden Aussagen mit Hilfe von natürlicher oder starker Induktion: (a) ∀n ∈ N : ∃k ∈ Z : n3 + 2 · n = 3 · k n ∑ n · (n + 1) · (2 · n + 1) (b) ∀n ∈ N : i2 = 6 i=1 n ∑ n · (n + 1) 2 (c) ∀n ∈ N : i3 = ( ) 2 i=1 n ∑ (d) ∀n ∈ N : (2 · i − 1) = n2 i=1 (e) ∀q ∈ Q \ {1, −1} : ∀n ∈ N : n ∑ i=0 qi = 1 − q n+1 1−q 2 Kategorie Aufgabe 8. (Induktionsbeweis) Beweisen Sie die folgenden Aussagen mit Hilfe von natürlicher oder starker Induktion: n ∏ 1 1 (a) ∀n ∈ N : n ≥ 2 → (1 − ) = i n i=2 n (b) ∀n ∈ N : n ≥ 2 → 2 > n + 1 Kategorie Aufgabe 9. (Induktionsbeweis) Beweisen Sie, dass die Potenzmenge P(M ) einer endlichen Menge M gerade 2|M | viele Elemente hat. Kategorie Aufgabe 10. (Induktionsbeweise verstehen) Finden Sie den Fehler im folgenden Induktionsbeweis. Kategorie Behauptung: Alle Menschen haben das gleiche Geschlecht. Beweis: Formal ist die Aussage zu zeigen: ∀n ∈ N : Wenn X eine n-elementige Teilmenge von Menschen ist, dann haben alle Menschen in der Menge das gleiche Geschlecht. Induktionsverankerung: n = 1 Hier ist nichts zu zeigen, da ein Mensch immer das gleiche Geschlecht hat wie er selbst. Induktionsannahme: Für ein festes, aber beliebiges n ∈ N gilt: In einer n-elementigen Menge von Menschen haben alle Menschen das gleiche Geschlecht. Induktionsschritt: n −→ n + 1 • Gegeben sei eine (n + 1)-elementige Menge von Menschen. Die Menschen werden mit m1 , . . . , mm+1 bezeichnet. • Betrachte die Teilmenge M1 = {m1 , .., mn }. Nach Induktionsannahme haben all diese Menschen das gleiche Geschlecht. • Betrachte nun die Teilmenge M2 = {m2 , .., mn+1 }. Nach Induktionsannahme haben auch diese Menschen alle das gleiche Geschlecht. • Da aber z.B. m2 ∈ M1 und m2 ∈ M2 , müssen alle Menschen das gleiche Geschlecht wie m2 haben. Damit haben alle Menschen m1 , . . . m2 das gleiche Geschlecht. 3 Aufgabe 11. (Induktionsbeweis) Wir definieren die Menge aller Mauern M induktiv: Kategorie ψ M ∋ φ, ψ ::= | φ φ | ψ Eine Mauer kann also aus einem einzelnen Ziegel bestehen, oder aus beliebigen Mauern vertikal mit blauer Verbindung oder horizontal mit grüner Verbindung zusammengesetzt sein. Wir wollen nun zeigen, dass Mauern stabil sind. Nehmen Sie dazu an: • Jeder Ziegelstein ist stabil. • Eine Mauer ist genau dann stabil, wenn die beiden Mauern aus denen sie zusammengesetzt wurde, stabil ist. Beweisen Sie nun diese Aussage mit Hilfe von struktureller Induktion. Aufgabe 12. (Induktionsbeweis) Beweisen Sie mit Hilfe von struktureller Induktion: Seien b und b′ Belegungen (aus der Aussagenlogik). Wenn b(p) = b′ (p) für jede aussagenlogische Variable, dann gilt auch JφKb = JφKb für alle φ ∈ L. Kategorie Aufgabe 13. (Induktionsbeweis) Beweisen Sie, dass für alle prädikatenlogischen Strukturbäume gilt: Sei x die Anzahl der Knoten und n die maximale Tiefe2 des Baumes. Dann gilt x ≤ 2n+1 − 1. Kategorie Aufgabe 14. (Mengen mit noether’scher Induktion) Geben Sie mindestens vier Mengen mit einer Ordnung an, auf denen Sie eine noether’sche Induktion durchführen könnten. Kategorie Aufgabe 15. (Existenz der Primfaktorzerlegung) Zeigen Sie formal, dass die Teilbarkeitsrelation auf den natürlichen Zahlen größer als 1 (also N \ {0, 1}) wohlfundiert ist. Was sind die minimalen Elemente? Wie viele gibt es? Kategorie Hinweis: Erinnern Sie sich an Primzahlen. Aufgabe 16. (Eindeutige Primfaktorzerlegung) Zeigen Sie nun mit Hilfe von Aufgabe ??, dass es für jede natürliche Zahl größer als 1 eine eindeutige Primfaktorzerlegung gibt. 2 das ist die maximale Anzahl, die man an Kanten von der Wurzel zu Blättern benutzen kann, wenn man immer nur Kanten folgt 4 Kategorie Aufgabe 17. (Induktionsbeweis) Definieren Sie die natürlichen Zahlen, das Kommutativgesetz und das Assoziativgesetz auf den natürlichen Zahlen induktiv, indem Sie eine wohlfundierte Nachfolgerelation aufstellen. Kategorie Aufgabe 18. (Induktionsbeweis (Schubfachprinzip)) Beweisen Sie: Werden n ∈ N Objekte in k, für k ∈ N und k < n Fächer aufgeteilt, dann gibt es mindestens ein Fach, dass mehr als ein Objekt enthält. Kategorie Aufgabe 19. (Induktionsbeweis) Beweisen Sie für alle n ∈ N, dass es in jeder n + 1-elementigen Teilmenge der ganzen Zahlen zwei verschiedene ganze Zahlen gibt, so dass die Differenz durch n teilbar ist. Kategorie Aufgabe 20. (Knobelaufgabe mit Induktion) In einem Kloster wohnt eine Anzahl Schweigemönche. Diese Mönche schweigen allerdings nicht nur, sondern sie kommunizieren ÜBERHAUPT nicht miteinander, also auch nicht durch Zeichensprache oder sonstige Gesten. In einer Nacht haben alle diese Mönche den gleichen Traum: Ihnen wird prophezeit, dass einige Mönche an einer tödlichen Krankheit erkrankt sind. Alle so erkrankten Mönche haben nach dieser Nacht einen schwarzen Punkt auf der Stirn. Weiterhin bekommen alle Mönche durch den Traum den Befehl herauszufinden, ob sie selber erkrankt sind, und sich dann selber in der nächstmöglichen Nacht umzubringen, falls sie erkrankt sind. Und als wenn das noch nicht genug wäre, gibt es auch nirgendwo im Kloster einen Spiegel oder einen sonstigen Gegenstand, auf dem die Mönche feststellen könnten, ob sie selber einen Punkt auf der Stirn haben oder nicht. 3 (a) Überlegen Sie sich zunächst: In der fünften Nacht nach der Prophezeiung sind alle erkrankten Mönche tot. Wie viele Mönche waren krank? (b) Finden Sie nun heraus, am wievielten Tag alle erkrankten Mönche tot sind, wenn anfangs n ∈ N viele erkranken. Beweisen Sie Ihre Behauptung dann mit Induktion. Kategorie Hinweis: Die Mönche können einander sehen, d.h. sie sehen, wer von den anderen Mönchen einen Punkt trägt und wer nicht. Aufgabe 21. (Mächtigkeit von Induktion verstehen) Überlegen Sie sich, ob man alle Aussagen, die man mit wohlfundierter Induktion beweisen kann auch ohne Induktion beweisen kann. Begründen Sie Ihre Antwort. 3 Die Aufgabenstellung ist hier http://knobeln.wiegels.net/2000.phtml?18 entnommen 5 Kategorie