Bericht | Text: Ramona Juderjahn und Alina Keppke | Fotos: duerrdental-club.de Aus dem Sinn, aber in dem Körper Positives Ergebnis, negative Auswirkungen HIV, Hepatitis C oder auch andere Infektionskrankheiten sind keineswegs Erkrankungen, die nur in der SchwulenSzene oder im Drogenklientel anzutreffen sind. In der letzten Ausgabe haben wir darauf hingewiesen, dass die Zahl der HIV- Infektion bei Drogenabhängigen auf ca. 2% zurückgegangen ist, die Hepatitis C aber weiterhin bei ca. 80% der Drogenkonsumenten nachzuweisen ist. Wir haben uns daraufhin mit den Themen Hepatitis C, HIV und AIDS auseinandergesetzt und werden in diesem Artikel versuchen, einen groben Überblick über diese doch sehr komplexen Krankheitsbilder zu geben. späten Infektionsstadium getestet werden und bereits mit manifesten AIDSbegleitenden Erkrankungen zu kämpfen haben. Die medizinische Prognose fällt für die `Late Presenter` schlechter aus als für früh diagnostizierte HIV-Infektionen. AIDS ist gekennzeichnet durch Symptome, die durch die Zerstörung des Immunsystems aufgrund des HI-Virus auftreten. Die Symptome können unter anderem Erkrankungen des Nervensystems, Virusinfektionen, körperliche und geistige Ausfälle, schwere Formen der Lungenentzündung, ausgedehnten Pilzbefall, Tuberkulose, Durchfall oder auch Gewichtsverlust sein. Der HI- Virus ist ein Virus, das AIDS verursachen kann. Eine vollständige Entfernung aus dem menschlichen Organismus ist nicht möglich. Das Virus schwächt nach und nach das Immunsystem des Betroffenen, so dass dieser extrem anfällig für z. B. Krankheitserreger oder auch Krebszellen wird. Eine Ansteckung mit dem HI-Virus hat, oft nach langer Inkubationszeit, AIDS zur Folge. Eine erschreckende Zahl von 14.000 machen die unwissenden Infizierten aus. Insgesamt, nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts Ende 2012, leben ca. 78.000 HIV-Infizierte in Deutschland. Ebenso erschreckend ist, dass die Zahl der Neuinfektionen in den letzten Jahren gleichbleibend auf hohem Niveau ist. Vor zehn Jahren lag die Überlebensrate Neuinfizierter bei max. 15 Jahren, heute geht man von 40 bis 50 Jahren aus, dank medikamentöser Therapien. Eine HIV-Infektion ist nicht nur durch Geschlechtsverkehr übertragbar, sondern auch durch beispielsweise Bluttransfusionen, gebrauchte Nadeln oder auch eine HIV-positive Mutter. Das tückische am HI-Virus ist die Wandelbarkeit des Virus. Es handelt sich um eine sehr aktive Virusreplikation – dadurch entstehende Virusvarianten machen es dem Immunsystem schwer, die verschiedenen Varianten zu erkennen und zu bekämpfen. Viele Variationen sind resistent gegen Virustatikum. HIV ist nicht namentlich meldepflichtig. Ca. zwei Drittel der neu diagnostizierten HIV-Positiven gehören zu der Gruppe der sogenannten `Late Presenter`. Als `Late Presenter` bezeichnet man jene HIV-Positiven, die erst in einem 12 Sowohl der HI-Virus als auch Hepatitis C werden oftmals vom Betroffenen nicht bemerkt, und es gibt gegen beide Erkrankung bis dato keinen wirksamen Impfstoff. Für den Fall, dass man ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer HIV-positiven Person hat, gibt es die Möglichkeit der PEP, der Postexpositionsprophylaxe. Diese Maßnahme sollte bestenfalls nach 2 Stunden in einem Krankenhaus beginnen, maximal nach 48 Stunden. Zu der Gruppe der Infektionskrankheiten gehört auch die Syphilis. Syphilis ist eine sexuell übertragbare Infektionskrankheit (STI), die schon als ausgerottet galt, aber laut aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts wieder stark auf dem Vormarsch ist; sie ist nichtnamentlich zu melden. Die Syphilis gilt als das `Chamäleon` unter den STIs, da die Symptome sehr unterschiedlich und teilweise nicht eindeutig sind. Syphilis kann auch durch ungeschützten Oralverkehr übertragen werden und bei einer HIV-positiven Person zusätzlich auch die Vermehrung von Aidserregern bedeuten. Gleichzeitig erhöht eine Syphilisinfektion das Risiko, sich mit dem HI-Virus zu infizieren. Daher macht ein Test auf Koinfektionen auch Sinn. Die Ansteckung erfolgt über die Schleimhaut. Unbehandelt kann Syphilis langfristig lebensbedrohliche Folgen haben. Eine Therapie mit Penicillin ist möglich. Wie oben erwähnt, sind wir in der letzten Ausgabe auf die Frage gestoßen, warum in der Drogenszene Hepatitis C weit verbreiteter ist als HIV, obwohl der Ansteckungsweg über benutztes Spritzbesteck derselbe ist. Das Hepatitis-Virus kann außerhalb des Körpers lange überleben, auch auf Filtern oder Oberflächen. Bei einem Blut-Blut-Kontakt ist Hepatitis 10-mal infektiöser als das HI-Virus. Die Erkrankung Hepatitis ist eine Entzündung der Leber. Weltweit sind ca. 400.000- 500.000 Menschen an Hepatitis erkrankt, das macht einen Anteil von 5 bis 7% der Weltbevölkerung aus. Die Hepatitis besteht aus fünf verschiedenen Vierengruppen. Seit 1970 sind Hepatitis A und B bekannt. 1989 wurden dann auch die ersten Fälle von Hepatitis C bekannt. Die Übertragungswege sind unterschiedlich: Bei Hepatitis A und E (?) spricht man von einer Schmierinfektion. Dies bedeutet, dass sie sich über Fäkalien und Speichel überträgt. Hepatitis B wird sexuell sowie parenteral (Blut) übertragen. Hepatitis C hingegen wird nur über das Blut übertragen und kommt daher sehr häufig bei intravenösen Drogenkonsumenten vor. Hepatitis D kann man nur bekommen, wenn im Vorfeld schon eine Infektion mit Hepatitis B und zwar der chronischen Verlauf vorliegt. Von einem chronischen Verlauf spricht man, wenn nach mehr als sechs Monaten (nach Erstdiagnose) noch Viren im Blut nachweisbar sind. Hepatitis C führt in 70 % der Fälle zu einer chronischen Leberkrankheit. Der Verlauf kann tödlich enden, wobei es sich hier um Leberzirrhose oder ein Leberkarzinom handelt. Gegen Hepatitis A und B gibt es mittlerweile einen Impfstoff. Impfschutz gegen Hepatitis C gibt es aber noch nicht. Allerdings ist die Behandlung einer chronischen Hepatitis C mittlerweile möglich und vielversprechend. Zunächst wurde Hepatitis C mit Interferonen behandelt, diese brachten aber nicht unerhebliche Nebenwirkungen für den Patienten mit sich. Aktuell gibt es neuere Behandlungsmöglichkeiten, die ebenso vielversprechend und mit weniger Nebenwirkungen behaftet sind. Auslösende Faktoren für eine Hepatitis können unter anderem zellschädigende Substanzen wie Alkohol, aber auch Drogen- und Medikamentenmissbrauch sein. Auch bestimmte Stoffwechselerkrankungen und Autoimmunstörrungen können Auslöser für eine Hepatitis sein. Am häufigsten sind allerdings die viralen Ansteckungen. Die Inkubationszeit bei Hepatitis liegt zwischen 2 Wochen und 6 Monaten. Mögliche Symptome bei einer Neuinfektion sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, starker Durst und Druckschmerz im Oberbauch. Eine Neuinfizierung kann aber auch symptomfrei vonstatten gehen. Um sicher zu gehen, dass man nicht infiziert ist, sollte man regelmäßige Blutuntersuchungen bei seinem Hausarzt durchführen lassen. Bei ca. 40% der mit Hepatitis-C-Infizierten ist der Übertragungsweg unklar. Hepatitis ist eine meldepflichtige Krankheit und daher namentlich zu melden. Wichtig ist, dass HIV, Hepatitis, Syphilis und andere Infektionskrankheiten uns alle betreffen können und nicht zwischen Sexualitäten, Berufen oder sozialem Status unterscheiden. Oft bleiben sie zunächst unbemerkt, was es für die Einzelperson umso wichtiger macht, auf angemessene Verhütungsmittel, regelmäßige Gesundheits-Checks und Hygiene zu achten. Gerade bei jungen Erwachsen, die sich in der sexuellen Findungsphase befinden, sollte das Risikobewusstsein gefördert werden, was durch ausreichende Aufklärung gegeben sein dürfte. Alles in allem soll dieser Artikel keine Panikmache, sondern informierend sein und uns allen noch einmal ins Gewissen rufen, dass wir verantwortlich mit unserer Sexualität, Gesundheit und unseren Partnern umgehen sollten. Bei begründetem Verdacht einer Ansteckung sollte man sich umgehend testen lassen, da der Behandlungsweg bei Früherkennungen meist effektivere Möglichkeiten bietet. Wer sich in Münster testen lassen möchte, sollte sich an das Gesundheitsamt im Stühmerweg 8 wenden. HIV-AntikörperTests werden dort kostenlos und anonym angeboten. Unter Tel. 0251/492-5362 0251/492-5362 können dort Termine bei Frau Brosda oder Frau Noll vereinbart werden. Eine Beratungsstelle sollte bei Feststellung einer Infektionskrankheit ebenfalls aufgesucht werden, um eine angemessene Betreuung und Begleitung zu erhalten. Zum einen ist dies in Kliniken, Praxen und selbstverständlich auch beim Gesundheitsamt möglich, aber auch die Drogenberatung in der Schorlemerstraße 8, sowie die Aidshilfe in der Schaumburgstraße 11 können als Ansprechpartner dienen. # 13