Raster-Tunnel-Mikroskopie scanning-tunneling-microscope Ronneburg, Arne Adam, Tim Einleitung und Historisches Die Raster-Tunnel-Mikroskopie (RTM / STM) ist ein technisches Verfahren zur atomaren Strukturauflösung einer leitfähigen Probe unter Ausnutzung des quantenmechanischen Tunneleffekts. Gerd Binning und Heinrich Rohrer (siehe Abbildung 1) entwickelten 1981 dieses neuartige Mikroskope und wurden bereits 1986 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Das Auflösungsvermögen liegt im Bereich von Pikometern und kann daher Atome bzw. dessen Atomorbitale abbilden. Zum Vergleich: Optische Mikroskope erreichen Auflösungen bis hin zu einigen hundert Nanometern, Elektronenmikroskope bereits Zehntel Nanometer Abbildung 1: Gerd Binning (rechts) und Heinrich Rohrer (links) vor ihrem ersten RTM Abbildung 2: Animation zur Erläuterung des Tunneleffekts und seine Anwendung beim RTM Funktionsweise Probenpräparation Messmethode - zwischen Sonde und Probe eine Spannung angelegt: Tunnelspannung - Steuerung der Sonde über die Probenoberfläche erfolgt über ein Piezoelement im Bereich von Pikometern - bei genügend kleinem Abstand Entstehung eines Tunnelstroms im Bereich von Piko- bzw. Nanoampere - durch Abrastern der Oberfläche und gleichzeitiger Messung des Tunnelstroms wird eine Topologie erstellt - die Probenoberfläche wird durch abziehen von Monolagen mit Hilfe eines Klebestreifens geglättet - möglich aufgrund schwacher Bindung der Monolagen zueinander - Befestigen der Probe am Probenkörper und Positionierung dessen im RTM (siehe Abbildung 5) 1. Konstante Höhe (realisiert über konstante Spannung am Piezokristall an der z-Komponente) Vorteil: sehr schneller Scanvorgang Nachteil: bei Unebenheiten an der Probenoberfläche kommt es leicht zu Kollisionen 2. Konstanter Tunnelstrom (z-Komponente vom Piezoelement wird abhängig von der Probenoberfläche nachgeführt) Sondenpräparation Vorteil: höhere Auflösungen möglich, geringere Wahrscheinlichkeit für Kollisionen zwischen Sonde und Probe, somit insbesondere für unebene Proben geeignet - aus einem metallischen Leiter - spitzes Abschneiden des Drahtes unter Zug - so besteht die Sondenspitze im Idealfall aus nur einem exponierten Atom Nachteil: Messungen dauern deutlich länger, störanfälliger im Bezug auf Vibrationen des Untergrunds Abbildung 3: Verlauf der Wellenfunktion beim Tunneleffekt zwischen Probe und Spitze Abbildung 4: Schematischer Aufbau des Mikroskops Abbildung 5: Heranführen des Probenkörpers an die Sonde: zuerst manuell bis zu einer Distanz von wenigen Millimetern, danach mit Hilfe einer Sägezahnspannung und Vorrichtung am Probenkörper Abbildung 6: Methoden zum Abtasten der Probe Bestimmung der Gitterkonstante von HOPG (Highly Ordered Pyrolytic Graphite) HOPG im Detail - - besteht aus Kohlenstoffatomen - bildet hexagonale Kristallstruktur mit mehreren Ebenen - Anisotropie im Bezug auf mechanische, elektrische und thermische Eigenschaften - starke kovalente Bindungen zwischen den Kohlenstoffatomen innerhalb der Ebene - schwache Van-der-Waals-Wechselwirkung zwischen den Ebenen - dadurch Abtrennen von Monolagen leicht möglich zunächst Vermessung eines bekannten Goldgitter, Vergleich mit Herstellerangabe führt zu eventuellem Korrekturfaktor Korrekturfaktor notwendig da Einfluss des Piezoelements nicht bekannt schließlich Graphen-Probe präparieren (siehe oben) Messung zeigt hexagonale Struktur Die Gitterkonstante wurde auf 0,206nm bestimmt Abbildung 7: Topografische Aufnahme des Graphengitters, in dreidimensionaler Darstellung, mit Bruchkante Abbildung 8: Topografische Aufnahme des Graphengitters, in dreidimensionaler Darstellung, bei kleinerer Rasterfläche, Atomorbitale als Erhebungen zu erkennen Abbildung 9: Topografische Aufnahme des Goldgitters, in zweidimensionaler Darstellung (links), Seitenprofil entlang einer Achse des Gitters (rechts) Abbildung 11: Graphit in der hexagonalen Kristallstruktur in der Seitensicht (oben) und in der Draufsicht (unten) Abbildung 10: Topografische Aufnahme des Graphengitters, in zweidimensionaler Darstellung (links), Seitenprofil entlang mehrerer Achsen a), b) & c) und daraus errechneten Gitterkonstanten (rechts) Fazit Einige Dinge konnte man bei diesem Versuch lernen. So kann nicht jede Oberfläche mit einem RTM untersucht werden, lediglich elektrisch leitende Oberflächen sind hier geeignet. Für nichtleitende Materialien gibt es jedoch die Rasterkraftmikroskopie oder die Oberfläche muss vorbehandelt (metallisch bedampfen) werden. Es ist jedoch erstaunlich, dass bereits mit einem solch „kleinen“ Gerät atomare Strukturen aufgelöst werden können. Leider ist diese Technik sehr störanfällig, insbesondere im Bezug auf mechanische Schwingungen sowie Schall. Dies erforderte einige Umsicht während des Versuchs. Quellen [1] http://scr3.golem.de/screenshots/1106/IBM-100/5729877195_5f388f28e4_o_d.jpg [2] http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Quantum_tunnel_effect_and_its_application_to_the_scanning_tunneling_microscope.ogv?embedplayer=yes [3] http://www.semibyte.de/wp/graphicslibrary/gl-physics/tunneleffekt/ [4] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d0/Rastertunnelmikroskop-schema.svg/561px-Rastertunnelmikroskop-schema.svg.png [5] http://www.virlab.virginia.edu/VL/easyScan_STM.htm [6] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/fe/Constant_height.svg/500px-Constant_height.svg.png und http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d1/Constant_current.svg/500px-Constant_ current.svg.png [11] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/54/GraphitGitter4.png