Versöhnung zwischen Mann und Frau

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Versöhnung zwischen Mann und
Frau
Ordnet euch aus Achtung vor dem Herrn bereitwillig einander unter. Epheser 5,21
FEG MURTEN
April 9, 2013
Verfasst von: Harry Pepelnar
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Inhaltsverzeichnis
1
1. WARUM STELLEN WIR UNS DIESER FRAGE JETZT? ..................................................................... 2
2. DIE AUSWIRKUNGEN DER AUFKLÄRUNG .............................................................................. 3
3. DIE STELLUNG DER FRAU IN DER CHRISTLICHEN GEMEINDE VON HEUTE......................................... 4
3.1. ÜBERSICHT DER GEMEINDEVERBÄNDE ........................................................................... 5
3.2. SITUATION IN DER FEG MURTEN ................................................................................. 5
4. GRUNDLAGE ZUR KLÄRUNG MUSS DIE BIBEL SEIN .................................................................... 6
5. DIE HEILSGESCHICHTLICHEN TATSACHEN ............................................................................. 7
5.1. MANN UND FRAU IM GARTEN EDEN (SCHÖPFUNG) ............................................................ 7
5.1.1. TROTZDEM GIBT ES EINE UNTERSCHIEDLICHKEIT DER GESCHLECHTER ............................... 7
5.2. DIE AUSWIRKUNGEN DES FLUCHES NACH DEM SÜNDENFALL ................................................. 8
5.2.1.DIE FOLGEN DES SÜNDENFALLS .............................................................................. 8
5.3. GOTTES WEG MIT SEINEM VOLK ISRAEL ......................................................................... 8
5.4. JESUS CHRISTUS KOMMT ............................................................................................ 8
5.4. DAS ERLÖSUNGSWERK JESU CHRISTI UND DIE VERSÖHNUNG VOM MANN UND FRAU.................... 8
5.5. „SCHON JETZT“ UND „NOCH NICHT“ ............................................................................. 9
6. DIE STELLUNG DER FRAU IN DER GESCHICHTE DER KIRCHE ........................................................ 9
6.1. DIE FRAU ZUR ZEIT DER EVANGELIEN ........................................................................... 10
6.2. DIE ERSTEN 500 JAHRE KIRCHE................................................................................... 10
6.3. DIE FRAU IN DER KIRCHE DES MITTELALTERS .................................................................. 11
6.4. DIE FRAU ZUR ZEIT DER REFORMATION ........................................................................ 11
6.5. DIE STELLUNG DER FRAU IM WANDEL VON GESELLSCHAFT UND KIRCHE BIS ZUR NEUZEIT ............ 12
6.5.1. PIETISMUS ...................................................................................................... 12
6.5.2. DIE ERWECKUNGSBEWEGUNG.............................................................................. 12
6.6. DAS 20.JAHRHUNDERT......................................................................................... 12
7. EINE WEICHENSTELLUNG ............................................................................................... 13
8. DIE PAULUS BIBEL-STELLEN ............................................................................................. 13
8.1. WIE LEGT MAN BIBELSTELLEN AUS? .............................................................................. 13
8.2. DIE SCHEINBAR „KLAREN VERSE“ IN DER FRAUENFRAGE ...................................................... 13
8.3. NUR FÜR EINE KULTUR GÜLTIG ODER FÜR ALLE? .............................................................. 14
8.4. DÜRFEN FRAUEN ÜBERHAUPT LEHREN? ......................................................................... 14
8.4.1. HINTERGRUNDINFORMATIONEN ZUR GEMEINDESITUATION IN EPHESUS ............................ 14
8.5. DARF DIE FRAU NUR KINDER UND FRAUEN LEHREN? ......................................................... 15
8.5. MUSS DIE FRAU IN DER GEMEINDE SCHWEIGEN? .................................................................. 15
8.6. DARF EINE FRAU IN DER GEMEINDE LEITEN? ....................................................................... 16
8.7. UNTERORDNUNG ...................................................................................................... 17
9. PRAKTISCHE SCHLUSSFOLGERUNG ..................................................................................... 18
9.1. WIR VERZICHTEN AUF NOTLÖSUNGEN ......................................................................... 18
10. DREI WEGE ZUR AUSWAHL ........................................................................................... 18
10.1. ERSTER WEG: WORTWÖRTLICHE UMSETZUNG ............................................................. 18
10.2. ZWEITER WEG: DER MITTELWEG .............................................................................. 18
10.3. DER DRITTE WEG: DIE KOMPLETTE ÖFFNUNG ............................................................... 19
11. ENTSCHEID DER GEMEINDELEITUNG VOM 2.MÄRZ 2013 ......................................................... 19
12. VERWENDETE LITERATUR: ............................................................................................ 19
13. ANHANG:................................................................................................................. 20
13.1. ALLGEMEINE FRAGEN:............................................................................................ 20
1. Warum stellen wir uns dieser Frage jetzt?
Einige Leser werden sich vielleicht fragen, was denn der Grund ist, dass wir uns als Gemeindeleitung der FEG
Murten den Fragen rund um das Rollenverständnis von Mann und Frau in Ehe, Gemeinde und Gesellschaft, gerade
jetzt stellen. Aus folgenden Gründen meinen wir, dass es an der Zeit ist, uns diesen Fragen ernsthaft zu stellen:
Seit Jahrzehnten herrscht ein Kampf der Geschlechter in unserer Gesellschaft. Einmal mehr und dann wieder weniger
an der Oberfläche unserer Wahrnehmung. Schlagwörter wie Patriarchat, Feminismus, Quotenregelung,
Gleichberechtigung usw. haben sich in unseren Köpfen mit den dazugehörigen Bildern festgesetzt. Obwohl die Rolle
der Frau sich massiv verändert hat, und das ist durchaus positiv zu sehen, ist die Herrschaftsfrage nicht gelöst, der
Kampf um die Macht ist immer noch im Gange. Die Gleichstellung von Mann und Frau hat aber auch Grenzen der
Gleichmachung überschritten, was eine Verunsicherung zur Folge hat.

Frauen erleben die gleichen Chancen ihn ihrer Ausbildung und in ihren Möglichkeiten des beruflichen
Werdegangs. Es ist für viele Frauen heute selbstverständlich vor Männern Vorträge zu halten und auch
Leitungsverantwortung zu übernehmen. Diese Möglichkeit wird aber der Frau in der christlichen Gemeinde
verwehrt. Warum? Es ist hier noch anzufügen, dass dieses Papier nicht aus Druck von irgendwelchen Frauen
der Gemeinde entstand.

In christlichen Ehen finden wir zum Teil eine grosse Kluft zwischen Theorie und Praxis. In der Seelsorge
brechen schwierige Rollenverständnis-Unterschiede auf. Da sind Männer, die noch in den alten kulturellen
Rollenbildern leben, eben, dass der Mann das Haupt ist und die Frau sich ihm unterordnen solle, aber in der
derselben Ehe, lebt die Frau diese einseitige Unterordnung nicht mehr. Die Frau lebt die moderne
Gleichberechtigung. Aber auch der Mann tut sich schwer zu sagen, was jetzt genau seine Rolle als Haupt ist.
Zwar wird in einer frommen Sprache über diese Frage geredet, aber im Leben klafft eine grosse Lücke
zwischen Realität und Wort. Das löst grosse Unsicherheit aus und ist keine Antwort auf die Fragen der
Menschen unserer Zeit.
Da kommen junge Paare in die Ehevorbereitung. Ihre Prägung und ihre Ausbildung unterscheiden sich
wesentlich von denen, der vergangener Generationen und sie staunen nicht schlecht über das Thema, dass er
Mann das „letzte Wort“ haben soll - eben die Unterordnung der Frau. Meistens redet man dann nicht über
dieses Thema und wieder klafft eine grosse Lücke zwischen Wort und Leben und wieder ist das nicht eine
Antwort für die Fragen der heutigen Gesellschaft.




Christliche Bücher und Artikel in Zeitschriften, von Frauen geschrieben, werden von beiden Geschlechtern
mit Interesse und Gewinn gelesen – aber in der eigenen Gemeinde wird eigentlich vertreten: Einer Frau ist
es nicht gestattet die Gesamtgemeinde zu lehren. Wieder eine grosse Lücke zwischen Wort und Leben.
Wir alle machen die Erfahrung, dass Mann und Frau sich wunderbar ergänzen. Das erleben wir in der Ehe,
in Teams bei der Arbeit und auch in der Gemeinde. Aber in der Leitung unserer Gemeinde sind eigentlich
nur Männer gestattet – die Ergänzung fehlt.
Immer wieder flammt die Diskussion über das Rollenverständnis in den Landeskirchen auf. Eine grosse
Unzufriedenheit herrscht da in der katholischen Kirche. Frauen können nicht Priester werden. Und bei uns?
Herrscht hier nicht das allgemeine Priestertum?
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Da wir als Christen in dieser Zeit leben und auch von ihr geprägt sind, hat sich auch das veränderte Rollenverständnis
in unserem Alltag Niederschlag gefunden, und das hat verschiedene Auswirkungen:
2
Die Veränderung in der Gesellschaft, zwingt uns förmlich dazu, dass wir neu hinschauen und uns fragen, wie meint es
eigentlich Gott? Was sagt die Bibel dazu? Wo erkennen wir Neues? Wo müssen wir uns von einer gottlosen Kultur
abgrenzen und wo dürfen wir uns von unserer Kultur prägen lassen?
In den letzten Jahren haben viele Gemeindeverbände Abhandlungen darüber geschrieben und interessante und neue
Einsichten gefunden. Diese neuen Einsichten beinhalten Lösungen die echte Antworten für eine verwirrte
Christenheit und eine verirrte Gesellschaft sind.
2. Die Auswirkungen der Aufklärung
Seit der Aufklärung (18. Jahrhundert) setzt sich in unserer Gesellschaft das Recht der Selbstbestimmung und der
Unabhängigkeit in fortschreitendem Masse fort. Dabei sind die Folgen der Aufklärung nicht grundsätzlich schlecht,
wie das manchmal gerade in christlichen Kreisen dargestellt wird. Wir alle geniessen das Recht auf ein eigenständiges
Denken (ohne dieses Recht wäre dieses Papier schon gar nicht entstanden), das Recht der Menschenwürde, das
Wahlrecht, das Recht auf Bildung, das Recht auf Demokratie usw. Natürlich erleben wir auch die Schattenseite dieser
Entwicklung, z.B. in Form eines masslosen Egoismus, einer liberalen Haltung gegenüber der Bibel (Historischkritische Methode) und der Evolutionstheorie usw.
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Aber erst die Aufklärung brachte die Frage neu an die Oberfläche, welche Rolle und welche
Rechte die Frau hat. Bis dahin war der Umgang mit Frauen geprägt von den Sätzen der grossen
Kirchenväter. Augustin von Hippo (gest. 430 n.Chr.) behauptete: Die Frau an sich ist nicht das
Ebenbild Gottes, während es der Mann so offensichtlich und so vollständig ist, dass die Frau ihm beigeordnet
ist.1 Auch für Thomas von Aquin ist die Frau ein Mann „mit Defekt“, sie ist von Natur dem Mann
unterstellt, weil im Mann die Vernunft dominiert2. Diese Kirchenväter haben das Bild und den Umgang
mit der Frau über Jahrhunderte massiv geprägt3. Die Aufklärung begann diese Grundwahrheiten zu
hinterfragen. Und dies zu recht.
3
A UGUSTIN VON
Erst in unserer Zeit, und das besonders seit H IPPO
den 60er Jahren, hat sich in unserer Gesellschaft die
Heute haben Frauen die gleichen Rechte wie
Emanzipation4 der Frau durchgesetzt. Dies mit
Männer, sei es in der Ausbildung, im Beruf
unübersehbaren Folgen. Heute haben Frauen die gleichen
oder im sozialen Status.
Rechte wie Männer, sei es in der Ausbildung, im Beruf oder
im sozialen Status. Die junge Generation der Frauen lebt dies
in einem grossen Selbstverständnis aus. Dabei vergisst sie oft, dass diese Errungenschaft erst vor kurzer Zeit Fuss
gefasst hat. Das Frauenstimmrecht in der Schweiz wurde erst 1971! eingeführt. Die Schweiz war eines der letzten
europäischen Länder die der Frau das Recht gab, politisch eine Stimme zu haben.
Nebst den positiven Folgen der Gleichberechtigung gibt es aber auch schwierige Entwicklungen: Die
Gleichberechtigung wurde zum Teil mit harten Mitteln durchgesetzt, ein „fundamentaler Fenimismus“, der einen
objektiven Zugang zum Thema massiv erschwerte. Oder die Debatte darüber, dass es keinen Unterschied mehr gibt
zwischen Mann und Frau, beide müssten gleich sein, obwohl sie es offensichtlich schon rein körperlich nicht sind. Das
geht bis dahin, dass heute das Recht gefordert wird, dass man das eigene Geschlecht selbst bestimmen kann. Es gab
1
Aus „Von der Dreieinigkeit“
Aus „Summa Teil 1“
3
Siehe das Kapitel „Die Stellung der Frau in der Geschichte der Kirche“ Seite ….
4
Emanzipation stammt von dem lateinischen emancipare: einen „Sklaven oder erwachsenen Sohn“ aus dem mancipium, der
„feierlichen Eigentumserwerbung durch Handauflegen“, in die Eigenständigkeit zu entlassen. / Wikipedia
2
und gibt auch eine Verunsicherung des Mannes, der über viele Generationen mit einem Rollenverständnis
aufgewachsen ist, das heute nicht mehr trägt. Dies trifft besonders auf christliche Männer zu.
Alles in allem, ist es erfreulich in einer Kultur zu leben, in der
die Frau nicht wie ein Wesen minderer Qualität behandelt
wird, sondern die gleichen Rechte und den gleichen Wert hat
wie ein Mann. Wir gehen später darauf ein, dass dies
eigentlich der Ursprungsgedanke Gottes war.
Die Entwicklung in unserer postmodernen Kultur lässt der
Gemeinde Jesu keine andere Wahl, als die Frage neu zu
überdenken, welchen Platz sie der Frau innerhalb der
christlichen Gemeinde zugestehen will.
Die Entwicklung in unserer postmodernen
Kultur lässt der Gemeinde Jesu keine andere
Wahl, als die Frage neu zu überdenken,
welchen Platz sie der Frau innerhalb der
christlichen Gemeinde zugestehen will.
Bis vor wenigen Jahren war es für die Frauen in der Gemeinde Jesu in der Schweiz nicht möglich eine
Leitungsfunktion oder eine Lehrfunktion bei Erwachsenen auszuüben. In den meisten Gemeinden hatte sie aber die
Erlaubnis Kinder zu unterrichten5. Von den paulinischen Texten geprägt, „eine Frau gestatte ich nicht zu lehren“6 oder
„sollen die Frauen in euren Versammlungen schweigen. Sie dürfen
nicht lehren, sondern sollen sich unterordnen..“7, spielte die Frau
eine Rolle, die sie so auch in der Gesellschaft vorfand. Wir
Wir müssen hier festhalten, dass die
müssen hier festhalten, dass die Kultur in der wir leben,
Kultur in der wir leben, immer auch
immer auch unsere Auslegung der Bibel beeinflusst. So war es
unsere Auslegung der Bibel beeinflusst.
vor nicht langer Zeit ganz normal, dass Frauen diese Rolle der
Unterordnung in der Gemeinde einnahmen. Und die Frauen
hatten kein Problem damit, dass sie das Abendmahl nicht
austeilen durften oder keine Moderation im Gottesdienst, schon gar keine Predigt von ihnen erlaubt war. Dies war in
der Gesellschaft auf nicht anders! Doch in der Auslands-Mission passte sich die Praxis, der Kultur des Landes an! Dort
musste die Frau oft Leitungs- und Lehraufgaben übernehmen und dies wurde von den Gemeinden in der Schweiz
akzeptiert. Man muss sich da die kritische Frage gefallen lassen, ob sich die Auslegung der Schrift ändert, sobald die
Missionarin in das Flugzeug steigt und die Landesgrenze überfliegt. Kritiker munkelten, dass dies wohl der Grund sei,
dass es so viele Missionarinnen auf der Welt gibt.
E HEPAAR B OOTH 1
5
Es gab wenige Freikirchen die der Frau einen gleichberechtigten Platz gaben. Besonders zu
nennen ist die Heilsarmee, die diese Gleichheit seit ihrer Gründung 1878 bis heute erfolgreich
lebt. Catherine Booth, die Mitbegründerin der Heilsarmee, schrieb in ihrem Buch „Female
Ministry or Woman’s Right to Preach the Gospel“: Urteilt man von gesegneten Ergebnissen her, die
fast ständig die Arbeit der Frau im Dienst Christi begleiten, so fürchten wir, dass am grossen Tag der
Abrechnung einmal offenbar wird, dass eine fehlerhafte und nicht zu rechtfertigende Auslegung des Textes:
„die Frauen sollen in der Gemeinde schweigen“ mehr Schaden in der Kirche, mehr Unrecht in der Welt und
Hier wird fälschlicherweise auf die Bibelstelle Titus 2,3-5 verwiesen
1. Timotheus 2,12
7
1. Korinther 14,34
6
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3. Die Stellung der Frau in der christlichen Gemeinde von Heute
4
mehr Unehre für Gott verursachte hat als irgendein andere Irrtum.
Vor einigen Jahren begann sich die Haltung der Schweizer Freikirchen in der Frage des Rollenverständnisses von
Mann und Frau stark zu verändern. Verschiedene Gemeindeverbände öffneten sich und gaben der Frau das Recht zu
predigen und zu leiten. Einige haben noch Einschränkungen, wie zum Beispiel der Verband der Chrischona, der es
nicht erlaubt dass eine Frau leitende Pastorin einer Gemeinde wird. Der Bund FEG hält noch an der geschlossenen
Haltung fest, aber da jede Gemeinde frei und autonom ist, sieht das Bild sehr unterschiedlich aus. Viele FEG
Gemeinden8 haben die Praxis bereits verändert und die Frau wird gleichwert und gleichrangig behandelt.
3.1. Übersicht der Gemeindeverbände
Wenn man sich in die Landschaft der Gemeindeverbände umschaut, dann staunt man, wie viele Verbände ihre
Haltung zur Stellung der Frau in den letzten Jahren stark verändert haben:
Offene Haltung zur Stellung der Frau9
Geschlossene Haltung zur Stellung der Frau10
Evangelisches Gemeinschaftswerk
Freie Missionsgemeinden
Chrischona
Gemeinde von Christen (ehemals Brüderverein)
ICF
FEG (wird in den einzelnen Gemeinde aber
unterschiedlich praktiziert)
Bewegung Plus (früher Urchristen)
Vineyard
EMK
Mitternachtsruf
ETG
Bund evangelischer Gemeinden (Heinz Strupler)
Mennoniten
Heilsarmee
GVC
Baptisten
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Pfingstgemeinden
5
In den Landeskirchen ist das Bild anders. Während die reformierte Kirche Frauen als Pfarrerinnen ordiniert, ist das
Priesteramt den Frauen der katholischen Kirche weiterhin verschlossen, was immer wieder zu grossen Diskussionen
führt.
3.2. Situation in der FEG Murten
In der FEG Murten wurde bis heute eher eine konservative11 Haltung eingenommen, aber in der Praxis wird damit
pragmatisch umgegangen. Sichtbar ist diese Haltung, dass es keine Frauen in der Gemeindeleitung gibt und Frauen
8
Z.B. Bern, Steffisburg, Gwatt, Düdingen, Thun, Grosshöchstetten (Gemeinden in der näheren Umgebung)
Frauen haben Zugang zu allen Diensten (jedoch unterschiedlichste Richtlinien)
10
Frauen haben keinen Zugang zu allen Diensten, besonders nicht in Leitung und Verkündigung
11
In Sinne vom „am Alten festhaltend“
9
am Sonntag nicht predigen oder lehren dürfen. Vor einigen Jahren wurde eingeführt, dass die Frau Abendmahl
austeilen und in der Gottesdienst-Moderation tätig sein kann.
Es gibt für die FEG Murten keinen Handlungsbedarf auf Druck von Frauen. Viele Frauen der Gemeinde leben in
ihrem Alltag in Familie und Beruf einen gleichberechtigten Lebensstil. Aber auch in der Gemeinde lebt man einen
gleichberechtigten Umgang. Frauen leiten Teams, sie lehren in der Jugendarbeit usw. Wir sehen eine Klärung der
Rollenfrage als Investition in die Zukunft und als Weg der Verkündigung des Evangelium von der Versöhnung Jesu
Christi.
4. Grundlage zur Klärung muss die Bibel sein
Als bekennende Christen ist die Grundlage unseres Glaubens die Bibel, das Wort Gottes. Sie ist das Reden Gottes
und soll der Massstab in allen Bereichen der Nachfolge sein. Gleichzeitig hat die Gemeinde Jesu den Heiligen Geist
erhalten, der die verändernde Kraft im Reich Gottes ist. Dietrich Bonhoeffer hat in einer seiner
Predigtmeditationen12 folgende Feststellung über den Heiligen Geist und dessen Veränderungskraft gemacht:
Die Gemeinde bedarf auf ihrem Wege durch die Welt immer wieder neu der Weisung und der Erkenntnis. Neuen Feinden, neuen
Fragen, neuen Nöten gegenüber hat die Gemeinde am Heiligen Geist, ihren Lehrer der „sie alles lehrte“. So wird die Gemeinde im
Laufe ihrer Geschichte auch neue Erkenntnis empfangen, sie wird nicht aufhören zu lernen und auf den Heiligen Geist zu hören!
da, dass es nicht Gottes Meinung sein kann, dass es minderwertige Menschen gibt, die man als W ILLIAM
Sklaven halten kann. Die Schrift hatte sich nicht verändert, aber deren Auslegung. Die Zeit hat die W ILBERFORCE 1
Auffassung verändert, obwohl die Meinung über 1500 Jahre unverändert blieb. Dabei muss hier festgestellt werden,
dass Gott viele kulturelle Missstände einfach stehen lässt und nicht anspricht.
Ein ähnlicher Veränderungsprozess geschieht im Moment in der Frage des Rollenverständnisses zwischen Mann und
Frau. Ging die Heilsarmee schon vor über 100 Jahren diesen Weg, so haben nacheinander Denominationen wie
Chrischona, Bewegung Plus ihre Erkenntnis grundlegend verändert. Neue Gemeindeverbände wie ICF oder Vineyard
leben diesen versöhnten Umgang der Geschlechter seit ihrer Gründung selbstverständlich aus.
In den nachfolgenden Abschnitten werde ich versuchen, die veränderte Haltung in der Frauenfrage biblisch
darzustellen. Vor 50 Jahren gab es nur eine Meinung innerhalb der verschiedenen Denominationen. Heute ist die
Auswahl der verschiedenen Lehrmeinungen und praktischen Anwendungen fast unüberschaubar unterschiedlich. Ich
habe mich in den vergangenen Jahren intensiv mit dieser Frage auseinander gesetzt.
Es ist mir aber bewusst, dass es für einige Leser eine Schwierigkeit sein wird, jahrelange „Glaubenssätze“ zu diesem
Thema, neu zu überdenken. Darum wollen wir uns nun zuerst die Geschichte Gottes mit uns Menschen ansehen. Sie
wird und helfen die Frage in einen grossen Kontext zu stellen:
12
Predigmediation zu Johannes 14,23-31; 20. Februar 1940
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Diese Veränderung der Bibelerkenntnis hat schon in anderen Fragen stattgefunden und findet immer wieder statt. Ich
erinnere z.B. an den Umgang mit Sklaven. Die Bibel, in einer Zeit abgefasst wo Sklaven gehalten
wurden, geht nicht auf ein Verbot der Sklaverei ein. In verschiedenen Zeiten wurde die Sklaverei
sogar mit der Bibel begründet. Dies ging darum, weil weder Jesus noch die Apostel sich gegen die
Sklaverei in der Schrift aussprechen, sondern nur den Umgang damit lehren. Erst William
Wilberforce, ein bekennender Christ und Abgeordneter im englischen Unterhaus, kämpfte
politisch und biblisch begründet erfolgreich gegen die Sklaverei an. Plötzlich war die Erkenntnis
6
5. Die heilsgeschichtlichen Tatsachen
Die geistliche Wirklichkeit der Versöhnung durch das Erlösungswerk Jesu Christi wird am Besten in Galater 3,28
dargestellt:
Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen
seid: In Christus seid ihr alle eins.
Es geht um die Rettung, das Heil, aber auch um die Tatsache, dass es nun keine Standes-Unterschiede mehr gibt:
Keine Sklavenunterschiede und Geschlechterunterschiede in Bezug auf das Leben mit Gott.
Schöpfung
Sündenfall
Herrschaftsanspruch
Heilshandeln Gottes
mit Israel
Jesus kommt
Das Erlösungswerk
Schon jetzt und noch
nicht
5.1. Mann und Frau im Garten Eden (Schöpfung)
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Nach dem biblischen Schöpfungsbericht wurden Mann und Frau als Gottes Ebenbild in zwei verschiedenen, sich
ergänzenden „Ausführungen“ geschaffen und bekamen
gemeinsam den doppelten Auftrag, sich zu vermehren und
In der Schöpfungsgeschichte gab es wohl den
sich die Erde untertan zu machen. In keiner Art und Weise
Unterschied zwischen Mann und Frau, aber
kommt zum Ausdruck, dass es eine Hierarchie zwischen Mann
keinen
Herrschaftsanspruch
eines
und Frau gibt. Auch nicht die Aussage Gottes, „ich will ihm eine
Geschlechtes.
Gehilfin machen“13, weist darauf hin. Eine Ergänzung zum
anderen Geschlecht wollte Gott herstellen. Bis heute ist diese Ergänzung von grossem Wert. Wir
sehen das in der Ehe, im Beruf uvm. Aber in der Schöpfungsgeschichte gab es wohl den Unterschied zwischen Mann
und Frau, aber keinen Herrschaftsanspruch eines Geschlechtes.
7
5.1.1. Trotzdem gibt es eine Unterschiedlichkeit der Geschlechter 14
Die Unterschiedenheit von Mann und Frau ist eine Grundgegebenheit des biblischen Menschenbildes. Anders als das
Griechentum kennt die Bibel nicht das Ideal des geschlechtslosen Menschen (des "Androgyn" des platonischen Mythos).
Vielmehr existiert der Mensch nach dem Willen des Schöpfers von Anfang an nur als Mann oder als Frau (Gen 1,27). Die
Unterschiedenheit der Geschlechter (das ist der ursprüngliche Sinn des Wortes Sexualität) ist nach biblischem Zeugnis
nicht etwas nachträglich zum Menschsein Hinzukommendes und von ihm Abtrennbares, sondern jeder Mensch ist von
Anfang an entweder ganz Mann oder Frau. Deshalb können sie die Erfüllung ihres Lebens auch nicht unter Absehen von
ihrer Geschlechtlichkeit finden, sondern nur als Mann oder Frau, entsprechend ihrer von der Schöpfung her vorgegebenen
Struktur und Begabung, der Mann vor allem in der Vaterschaft, die Frau in der Mutterschaft. In dieser Unterschiedenheit
aber sind Mann und Frau zu füreinander, zu einer sich ergänzenden Gemeinschaft geschaffen: "Es ist nicht gut, dass der
Mensch allein sei" (Gen 2,18a). Deshalb wird neben dem Mann die Frau geschaffen. Eben dies geschieht aber von Anfang
an in einer bestimmten Art der Zueinander Ordnung "...ich will ihm eine Hilfe machen, die um ihn sei"(Gen 2,18b.20).
13
14
1. Mose 2,18
Chrischona Papier,2006
5.2. Die Auswirkungen des Fluches nach dem Sündenf all
Im Rahmen des Sündenfalls wird die Sünde der Frau, wie auch die des Mannes, als freie und bewusste Entscheidung
zum Ungehorsam gegen Gott beschrieben. Obwohl sich die Frau zuerst von der Schlange verführen lässt, steht der
Mann in der gleichen Schuld. Ist er beim Verstoss doch in
unmittelbarer Nähe. Aus dieser Stelle die Erkenntnis zu ziehen,
dass die Frau sich leichter verführen lasse als der Mann, ist an den
Das Erlösungswerk Jesu Christi
Haaren herbei geholt.
schafft eine neue geistliche
5.2.1.Die Folgen des Sündenfalls
Wirklichkeit, in der auch das
Herrschaftsverhältnis des Mannes
über die Frau keine zwingende
Macht mehr besitzt.
Die Konsequenz des Sündenfalls wird sofort sichtbar.
Nebst dem körperlichen Tod und dem geistlichen Tod,
der sichtbar wird in der Trennung von Gott, kommt die
Mühsal in der Arbeit, die Schmerzen beim Gebären und
eine Rangordnung der Geschlechter: „Und dein Verlangen
soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.“15 Das Herrschen des Mannes ist eine Folge des
Fluches, gleich wie die anderen Folgen des Sündenfalles. In die Beziehung zwischen Mann und
Frau kommt der Fluch des Bösen. Die Rangordnung zwischen Mann und Frau ist ein Fluch. Im Verlauf der
kommenden Geschlechter und Kulturen kommt dieser Fluch immer wieder zum Vorschein.
5.3. Gottes Weg mit seinem Volk Israel
In seinem Heilshandeln mit dem Volk Israel knüpft Gott an die im Alten Orient übliche Sozialstruktur an. Die
Stellung der Frau entspricht dieser Struktur. Dabei wird die Vorrangstellung und Herrschaft des Mannes über die
Frau vorausgesetzt. Ausnahmen sind weibliche Prophetinnen und Deborah die sogar als Anführerin des Volkes Israel
akzeptiert wurde. Die Kultur aber forderte aber oft Kompromisse16, die für unsere heutigen Auffassungen schwer
verständlich sind, aber Gott handelte trotzdem durch sie.
Jesus Christus ist das Zentrum der Heilsgeschichte. In seinem Verhalten gegenüber Frauen weist er in Wort und Tat
die Richtung zu der ursprünglich von Gott geplanten Geschlechterbeziehung, die im Reich Gottes wachstümlich
wieder hergestellt wird. Dabei ordnet sich Jesus als jüdischer Mann in den vorgegebenen kulturellen Rahmen ein,
ohne sich auf die sonst übliche Erniedrigung der Frau einzulassen. Vielmehr hebt er die Frau aus ihrer
untergeordneten Stellung heraus und setzt durch seinen gleichberechtigen Umgang Zeichen der Gleichrangigkeit.
5.4. Das Erlösungswerk Jesu Christi und die Versöhnung vom Mann und Frau
Das Erlösungswerk Jesu Christi schafft eine neue geistliche Wirklichkeit, in der jeder Mensch, unabhängig von
Volkszugehörigkeit, Rasse, Geschlecht oder sozialem Status durch den Glauben an Christus in gleicher Weise Zugang
zu Gott hat. Er schafft ein allgemeines Priesterum aller Gläubigen, unhänging von Geschlecht, Rasse oder Stellung.
Auch das Herrschaftsverhältnis des Mannes über die Frau besitzt keine zwingende Macht mehr. Der Fluch ist durch
den Tod besiegt!
Die Merkmale der neuen geistlichen Wirklichkeit sind:



15
16
Versöhnt mit Gott durch die Vergebung der Sünden (Römer 5,10-11),
eine neue Kreatur (2. Korinther 5,17),
ein neues Herz / Persönlichkeit (Hesekiel 36,26, Römer 8,14-16),
1. Mose 3,16
Z.B. die Praxis der Glaubensväter mehrere Frauen zu haben
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
5.4. Jesus Christus kommt
8


die Kraft der Auferstehung (Philipper 3,7-11) und
dem Machtbereich des Satans entrissen (Kolosser 1,13).
Die Verheissungen aus Joel 3,1-2 sind in Erfüllung gegangen! Diese neue geistliche Wirklichkeit hat auch einen
Einfluss auf die Beziehung von Mann und Frau, ja sie muss ihn sogar haben. Die Kultur in der wir leben hat einen
Einfluss auf unseren Umgang miteinander, aber die neue geistlichen Wirklichkeit hat einen viel Grösseren:
Das Herrschen ist Vergangenheit. Versöhnung ist Gegenwart!
Erkenntlich ist die Änderung der Beziehung auch im Zeichen des Glaubens. War im Alten Testament die
Beschneidung als Bundeszeichen nur den Männern vorbehalten, so ist im neuen Testament das Zeichen des Bundes in
erster Linie die Taufe mit dem Heiligen Geist, aber äusserlich die Taufe im Wasser und sie ist nicht mehr nur auf den
Mann beschränkt!
5.5. „Schon jetzt“ und „Noch nicht“
Im Reich Gottes, das mit der Ankunft Jesu Christi begonnen hat und bei seiner Wiederkunft in Vollkommenheit
sichtbar werden wird, darf das Verhältnis zwischen Mann und Frau auf dem Boden der Erlösung in Christus und im
Blick auf die zukünftige Herrlichkeit nach dem ursprünglichen Schöpfungswillen gestaltet werden. Dabei soll nicht
das im Strafwort nach dem Sündenfall ausgesprochene Herrschaftsverhältnis, sondern die geistliche Wirklichkeit
aufgrund der Erlösung die Zielrichtung angeben. Dies geschieht aber, wie bei allen Konsequenzen des Sündenfalls, in
der Spannung zwischen dem „Schon jetzt gültig“ und „Noch nicht vollkommen“ und muss auf dem geistlichen Boden
tatkräftig umgesetzt werden. Das Herrschen des Mannes gibt es nicht mehr. Wo immer das noch geschieht bedeutet
das Rückfall.
6. Die Stellung der Frau in der Geschichte der Kirche
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Diese neue Tatsache auf dem Boden des Erlösungswerkes Christi sollte eigentlich in der Kirchengeschichte sichtbar
werden. Bereits Jesus zeigt mit seinem Leben auf, dass er Frau und Mann als gleichwertig behandelte.
9
6.1. Die Frau zur Zeit der Evangelien 17
Zurzeit Jesu war die Situation der Frau in einer dunklen Phase – das Herrschen des Mannes als Folge des Sündenfalls
trieb schreckliche Blüten. Im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung nahm die jüdische Frau nicht am öffentlichen
Leben teil. In den Städten konnte sie ihr Haus nur verlassen, wenn sie ihr Gesicht mit zwei Schleiern verhüllt hatte,
weil sonst ihr Mann die Pflicht gehabt hätte, sie zurechtzuweisen. Auf der Strasse wurde sie nicht gegrüsst, und es
wurde auch nicht mit ihr gesprochen. Auch die religiösen Rechte
und Pflichten der Frau waren sehr begrenzt: Sie lernte das Gesetz
nicht kennen. „Es ist besser, die Thora zu verbrennen als ihre Lehren einer
Es ist besser die Thora zu verbrennen,
Frau mitzuteilen“, sagte ein Rabbiner der damaligen Zeit. Die
als ihre Lehren einer Frau mitzuteilen!
Frauen waren nicht verpflichtet, die 613 Gebote zu halten, die die
Rabbiner aus dem Gesetz herausgelesen hatten oder das
israelitische Glaubensbekenntnis aufzusagen (das Schema Israel);
sie durften nicht einmal das Segensgebet vor der Mahlzeit sprechen. Wir finden heute noch bei den Juden eine
Ausschliessung der Frauen im Gottesdienst. Wer eine Synagoge besucht wird feststellen, dass die Frau abgetrennt
vom Gottesdienstraum sitzen muss. Gut bekannt ist auch das Gebet, das jeden Morgen von männlichen Juden
gesprochen wurde: „Gesegnet bist du Gott, dass du mir nicht als Heiden, Sklaven oder als Frau das Leben geschenkt hast“. Vor
diesem Hintergrund erschient die erlösende Aussage von Galater 3,28 als wahrer Lichtstrahl.
Jesus hat keine explizite Lehre zur Frauenfrage hinterlassen, aber seine Haltung, sein Umgang mit Frauen und die
Rolle, die sie in seiner Lehre spielen sind aufschlussreich. Sie geben einen klaren Hinweis, dass er dafür lebte und
auch starb, dass die Wiederherstellung des Menschen, auch in der Beziehung von Mann und Frau, zurück zum
paradiesischen Zustand gebracht werden kann.
Nach dem Tod der Apostel breitete sich das Evangelium rasch aus. Bis zum Ende des 3. Jahrhunderts gab es keine
Gegend im römischen Reich mehr, die nicht davon berührt war. Als wichtigen Faktor für dieses Phänomen nennen
britische Missionshistoriker18 neben der brennenden Überzeugungskraft und der grossen Leidensbereitschaft der
ersten Christen ihre in der antiken Welt einmalige Gemeinschaft, „In der alle ohne Unterschied willkommen waren,… aus
der die jahrhundertealten Diskriminierungen von Juden und Heiden, von Sklaven und Freien, von Griechen und Barbaren, von
Mann und Frau wirklich verbannt zu sein schienen“. Die Christen begannen die neue geistliche Wirklichkeit auszuleben,
die Galater 3,28 aufzeigt:
Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr
seid alle gleich - ihr seid eins in Jesus Christus.
Noch im 2. Jahrhundert waren Frauen an allen Aktivitäten
der Gläubigen beteiligt, dabei gab es offenbar auch
Evangelistinnen und Predigerinnen. Zusammenfassend wird
von einer Unbefangenheit im Umgang der Geschlechter
unter den Christen bis in 2.Jahrhundert hinein gesprochen.
Die junge Kirche wurde jedoch zunehmenden von aussen
17
18
Aus Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde
S. Neill und R. Longenecker
Bereits um 250 n.Chr. kannte die
römisch christliche Gemeinde keine
Gemeindemitarbeiterinnen mehr
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
6.2. Die ersten 500 Jahre Kirche
10
und innen bedroht. Daraus formte sich die hierarchische Leitungs- und Ämterkultur der Kirche. Der Einfluss der
griechischen Philosophie und des Gnostizismus führte zum Verlust dieser Unbefangenheit der Geschlechter.
Trennung, Spannung und Hierarchie zogen ein. Bereits um 250 nach Christus kannte die römisch christliche
Gemeinde keine weiblichen Gemeindemitarbeiter mehr.
Ein wichtiger Einschnitt für die Stellung der Frau war das Toleranzedikt des Kaisers Konstantin (313 n. Chr.), das
schliesslich zur Einführung des Christentums als Staatsreligion führte. Die Kirche nahm in ihrer Struktur ganz die
Züge der römischen Gesellschaft an und in der römischen Gesellschaft hatte die Frau etwa den gleichen Wert wie in
der jüdischen Kultur zurzeit Jesu.
Die christliche Theologie wird von der griechischen Philosophie durchsetzt mit entsprechenden Folgen für die Frau.
Das „christliche Frauenbild“ besonders geprägt haben die Kirchenväter. Allen voran Augustinus. Von der Philosophie
des Aristoteles geprägt fiel es ihm schwer, die volle Gottebenbildlichkeit der Frau anzuerkennen: „Die Frau ist mit
ihrem Mann zusammen das Abbild Gottes, d.h. die beiden zusammen sind ein ganzes Abbild. Doch in ihrer Funktion als Gehilfin,
einer Aufgabe, die nur ihr allein zukommt, ist sie nicht das Abbild Gottes; was aber den Mann betrifft, so ist er auch für sich allein
genommen ebenso vollständig und umfassend das Abbild Gottes, als sei er mit der Frau zu einer Einheit verbunden.“ Er war ebenso
überzeugt, dass die Ehe die Meditation, das Studium der Schrift behindere und gab der Ehelosigkeit als geistlich
höherstehender Lebensstil den Vorrang.
Damit war bereits im fünften Jahrhundert das Ideal des Paulus aus Galater 3,28 und die Lebensweise Jesu im Umgang
mit Frauen verloren gegangen. Aber nicht nur das Ideal der Einheit zwischen Mann und Frau, sondern auch das der
Einheit zwischen Juden und Heiden und zwischen Sklaven und Herren.
6.3. Die Frau in der Kirche des Mittelalters
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
In den folgenden Jahrhunderten wurde nun die römisch-katholische Kirche das Instrument der Christianisierung
Europas. Sie wurde damit zur Vermittlerin der antiken römisch-griechischen Kultur an das entstehende christliche
Abendland. Das Frauenbild der Kirchenführer blieb weiterhin von Augustinus geprägt: Die Frau wurde im Vergleich
zum Mann als minderwertiges Wesen gesehen. Gleichzeitig kam es zu einer zunehmenden Marienverehrung und
einer Idealisierung der weiblichen Jungfräulichkeit.
11
Im sechsten Jahrhundert beschäftigten sich einige Synoden mit dem Status der Frau. Mit einer knappen Mehrheit
legte man sich 585 n. Christus in Macon darauf fest, dass die Frau kein seelenloses Wesen sei. Einige Jahre zuvor
wurde sie in Tour noch beschuldigt, Männer als Schlange zur Sünde zu verführen und in einer Synode in Auxerre
wurde sie als unrein bezeichnet. Man geht davon aus, dass die Hexenverbrennungen des späten Mittelalters aus dieser
Sicht über die Frau heraus entstanden.
Der Dienst der Frau in der Kirche wurde weiterhin beschnitten und verschob sich zunehmend in die Klöster wo
Frauen wertvolle Dienste leisteten. Soziale Tätigkeiten, Ausbildung, Literatur und unterschiedliche Formen der
Spiritualität entstanden. Dabei machten sich einzelne Frauen einen Namen. Zum Beispiel die Mystikerin Hildegard
von Bingen im elften Jahrhundert.
6.4. Die Frau zur Zeit der Reformation
Eine wichtige Errungenschaft der Reformation war, dass sich der
christliche Glaube aus der Umklammerung der mittelalterlichen
Kirche löste und das allgemeine Priestertum der Gläubigen zu
neuem Leben erwachte. Dadurch kam es auch zu einer grösseren
Freiheit und Wertschätzung der Frau. Für Martin Luther war die
Die Reformation Martin Luthers
versetzte die Frauen aus dem Kloster in
die Küche!
Ehe eine hohe Form des Lebensstils und ein Schutz vor Unmoral. Die alternativen Lebensformen des Klosters
verurteilte er. Gleichzeitig gab es aber keine Dienstmöglichkeit für die Frau in der Kirche. Die Reformation ging an
der Frauenfrage vorbei. Th. Head kommentierte: Die Reformation Martin Luthers versetzte die Frauen aus dem Kloster in die
Küche. Die Reformatoren waren sich mit den römisch-katholischen Amtsträgern darin einig, dass man die Frauen von
einem öffentlich geistlichen Dienst fernhalten sollte. So wurde in der Reformation die Würde der Frau als Mensch
und als Ehefrau gehoben, nicht aber ihre Stellung in der Gemeinde Jesu.
6.5. Die Stellung der Frau im Wandel von Gesellschaft und Kirche bis zur
Neuzeit
Die Französische Revolution mit der folgenden Aufklärung forderte die ungehinderte Entfaltung des Individuums. In
der allgemeinen sozialen Umbruchsituation forderten Frauen vor allem einen ungehinderten Zugang zu Bildung, das
Recht auf die Teilnahme am Arbeitsprozess und am öffentlichen Leben. In den grossen christlichen Kirchen änderte
sich jedoch wenig an der vorgegebenen Rolle der Frau. Die Sorgen um die rechte Lehre erschienen als vordringlich,
und die Forderungen nach einer Gleichberechtigung der Frau wurden in der Kirche vielfach unter jene
zerstörerischen Tendenzen des Liberalismus eingeordnet, die die Autorität der Schrift und die Integrität der
Gesellschaft gleichermassen bedrohten.
6.5.1. Pietismus
Im Aufbruch des Pietismus kam es zu einem grösseren Aufbruch der Frauen, die sich vom
geistlichen Dienst nicht mehr abhalten liessen, Bücher und Lieder schrieben, Predigten
und Andachten hielten. Sie wurden aber nicht von allen Vätern des Pietismus unterstützt.
Einzig in der durch den Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760)
entstandenen Herrenhuter Brüdergemeine, in der das allgemeine Priestertum bewusst im
Gemeindeleben zum Ausdruck gebracht wurde, durften Frauen in allen Ämtern wie
Männer mitarbeiten. In England waren es vor allem die Quäker, die bereits im 17.
Jahrhundert eine Gleichrangigkeit zwischen den Geschlechtern im geistlichen Dienst zum
Ausdruck brachte.
In der Erweckungsbewegung des 18. Jahrhunderts in England und in Amerika, die dann später grosse Teile
des deutschsprachigen Raumes erreichte, spielten Frauen eine wichtige Rolle. John Wesley, der unter der
Verkündigung aus Herrnhuter Kreisen zu einem lebendigen und persönlichen Glauben gekommen war,
gestattete Frauen in der Erweckungsbewegung zunehmend Freiheiten im geistlichen Dienst. „Wesley war
schliesslich so überzeugt von der Richtigkeit des Dienstes der Frau, dass er Frauen öffentlich dazu ermutigte zu predigen,
und das obwohl er um die Opposition wusste, die sie damit auf sich ziehen würden.“ Frauen wie Dora Rappard und
Christa von Viehbahn standen in einem gesegneten Verkündigungsdienst. Einflussreiche Förderer des
Verkündigungsdienstes von Frauen waren der amerikanische Erweckungsprediger Charles Finney und
Dwight L. Moody. Hudson Taylor, der als Vater der Glaubensmission gilt, förderte und forderte und
verteidigte den Dienst von Frauen in der China Inland Mission in allen Funktionen. Im Blick auf die
Schöpfung und die Erlösung in Christus sah er Frauen als gleichberechtigt und gleich ausgerüstet zum Dienst
an.
6.6. Das 20.Jahrhundert
In den Zeiten der Weltkriege traten Frauen zunächst wieder in den Hintergrund zugunsten des nationalen Interesses.
Nach dem ersten Weltkrieg, ging der langgehegte Wunsch nach dem Wahlrecht für Frauen in den meisten Ländern
Europas in Erfüllung – in der Schweiz erst 1971. Bei Adolf Hitler stieg der Wert der Frau als Mutter: Für ihn war das
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
6.5.2. Die Erweckungsbewegung
12
Wochenbett das Schlachtfeld der Frau. Die Idee der Gleichberechtigung hielt er für eine Ausgeburt des jüdischen
Intellekts. Viele Frauen standen jedoch in Kirche und Gesellschaft ihren Mann und übernahmen die Verantwortung
für Familie und Unternehmen während die Männer im Krieg waren.
Die Entwicklung der Frauenfrage blieb dabei in der Kirche stehen und erst Ende des zwanzigsten und Anfang des 21.
Jahrhunderts beginnt die Frau ihren Platz in der Kirche wieder zu bekommen, der ihr von der Bibel her zusteht.
7. Eine Weichenstellung
Nach all dem stellt sich eine Frage,die, wie eine Art Weichenstellung vor uns steht: Wenn die Tatsache des
Erlösungswerkes wirklich so ist, dass die Versöhnung zwischen Gott und Menschen, auch eine Versöhnung der
Kulturen und Geschlechter darstellt und wenn die Zeit des Herrschens des Mannes durch Jesus überwunden wurde,
ist dann unsere Antwort:
1. Die Frau ist gleichwertig und gleichrangig? Sie hat Zugang zu allen Diensten der Gemeinde. Der
Grundgedanke der gleichwertigen Gemeinschaft ist wiederhergestellt. Die Frage die wir zu beantworten haben: Wie
gehen wir mit den vorwiegend von Paulus geschriebenen Stellen um? Das werden wir klären müssen.
2. Der Mann ist weiterhin Hauptverantwortlicher, so quasi als Notordnung in einer weiterhin
gefallenen Welt? Die Frau darf predigen und lehren, aber unter der Leitung des Mannes. Auch hier stellt sich die
Frage nach der Begründung. Hat das Erlösungswerk zu wenig Wirkung? Tut das der Versöhnung genüge? Gibt es
einen Mangel bei der Frau der grösser ist als beim Mann? Ist die Frau gefährlich?
Wir werden die Fragen zu beantworten haben.
8. Die Paulus Bibel-Stellen
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
8.1. Wie legt man Bibelstellen aus?
13
Die Auslegung der Schrift geschieht immer nach einer Methode. Man nennt die theologische Disziplin der Auslegung
„Hermeneutik“, das bedeutet die Theorie über die Auslegung von Texten. Ein wichtiges hermeneutisches Prinzip ist
das Prinzip „der klaren Verse“. Wir gehen davon aus, dass die Bibel sich selber
auslegt. Es gibt darum Leitverse oder auch „die klaren Verse“. Die klaren Verse
kommen zuerst und daran hängt man eine Auslegung, eine Weisung, eine Theorie
oder Theologie auf. Zum Beispiel der klare Vers, dass Jesus allein der Weg zu Gott
ist in Johannes 14,6. Auf ihm baut sich das Schriftverständnis über den Weg der
Errettung auf. Es ist klar, dass der Weg der Errettung von Menschen allein über
Jesus geht. Daran müssen sich alle anderen Verse unterordnen. Dieses Prinzip
funktioniert wunderbar in den verschiedensten Fragen an die Bibel.
8.2. Die scheinbar „klaren Verse“ in der Frauenfrage
Bisher hat man die Verse des Paulus über den Umgang mit Frauen in der Gemeinde (Frau soll nicht lehren und
schweigen) als oberste und „klare Verse“ genommen. Beim genauen Hinschauen stellt man aber fest, dass diese Verse
gar nicht so klar sind. Da gibt es viele Fragen: In welchen Zusammenhang sind sie geschrieben? In welche Kultur und
spielt diese Kultur überhaupt eine Rolle? Was heisst lehren? Was heisst schweigen? In welchem Zusammenhang
wurden die Anweisungen gegeben? Warum darf die Frau Kinder, Teenager, Jugendliche lehren und leiten? Wo ist
die Grenze? Darf die Frau durch Bücher lehren? Je mehr man sich mit diesen Stellen beschäftigt umso unklarer
werden sie. Wir gehen am Schluss auf diese Bibelstellen genauer ein.
Aber vorerst ist auffallend: Paulus hält scheinbar an einigen Stellen an einer Hierarchie bei Mann und Frau fest. Die
Rede ist von Unterordnung, Haupt, Lehrverbot usw. Hat denn Paulus nicht begriffen, was Jesus vollbracht hat?
Wusste er nicht um die geistliche Wirklichkeit der Versöhnung? Hat er nicht selber in Galater 3,28 davon
geschrieben? Um diese Fragen zu klären, werde ich auf die einzelnen Bibelstellen eingehen. Aber zuerst noch einmal
etwas zur allgemeinen Auslegung dieser Stellen.
8.3. Nur für eine Kultur gültig oder für alle?
Wir sind es gewöhnt die Bibel wörtlich zu nehmen, obwohl wir das nicht durch gehend einhalten. Bei einigen Stellen
der Bibel wenden wir die kulturelle Auslegung selbstverständlich an. So zum Beispiel bei der Aufforderung des Paulus
an die Frauen in Korinth, dass sie eine Kopfbedeckung tragen soll: Urteilt bei euch selbst, ob es sich ziemt, dass eine Frau
unbedeckt vor Gott betet (1. Korinther 11,13). Wir legen diese Bibelverse kulturell aus und darum fordern wir nicht von
den Frauen, dass sie im Gottesdienst eine Kopfbedeckung tragen. Es gibt aber Gemeinden in denen diese Stellen
wörtlich ausgelegt werden. Genauso würden wir heute nicht fordern dass Männer keine langen Haare haben dürfen,
wie es in 1. Korinther 11,14 von Paulus gefordert wird. Oder auch in Korinth küssten sich die Gläubigen mit dem
Heiligen Kuss (1. Korinther 16,20). In unserer Kultur nicht üblich.
Viele dieser Paulusstellen sind eingebettet in einen bestimmten kulturellen Kontext und einer ganz bestimmten
Gemeindesituation. Es ist oft nicht möglich oder sehr schwierig Beides auseinander zu halten. Die Ausleger streiten
sich darüber in einer Unzahl von Büchern und Streitschriften. Die Tatsache, dass diese Verse sehr schwierig
auszulegen sind, unterstreicht meine These, dass man auf solche Verse nicht die Lehre über den Umgang mit Frauen,
aufhängen darf, es sind eben keine „klaren Verse“.
Ich lege nun diese Paulusstellen im Licht der Tatsache von Galater 3,28 aus und in der Rücksichtnahme auf die
bestimmende Kultur.
8.4. Dürfen Frauen überhaupt lehren?
So will ich nun, dass die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel. 9 Desgleichen, dass die
Frauen in schicklicher Kleidung sich schmücken mit Anstand und Zucht, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder
kostbarem Gewand, 10 sondern, wie sich's ziemt für Frauen, die ihre Frömmigkeit bekunden wollen, mit guten Werken. 11 Eine
Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. 12 Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann
Herr sei, sondern sie sei still. 13 Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva. 14 Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber
hat sich zur Übertretung verführen lassen. 15 Sie wird aber selig werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben
mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung.
Eine sehr schwierige Bibelstelle. Schon zu Beginn fragen wir uns, ob das aufheben der Hände beim Beten und das
Verbot von Haarflechten, Gold, Perlen oder das Anziehen von kostbarem Gewand von Paulus hier für alle Gläubigen
und für alle Zeiten verordnet wird. Das scheint uns unwahrscheinlich. Und wie sollen wir Vers 15 verstehen? Dass
Frauen nur durch das gebären von Kindern gerettet würden? Auch dies ist im Licht der gesamten Bibel nicht
vorstellbar. Zu Recht schreibt D. Pawson zu diesem Abschnitt: „Es ist doch frustrierend, Paulus nicht zur Hand zu haben,
damit er selbst seine Meinung zu dem sagt, was er angeblich sagen wollte.“
8.4.1. Hintergrundinformationen zur Gemeindesituation in Ephesus
Timotheus wurde in Ephesus in einem Gemeindeumfeld zurückgelassen, in der unter anderem reiche Frauen
durch ihren äusserlich zur Schau gestellten Reichtum für gewisse Unruhe sorgten. Man kann davon
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
In 1. Timotheus 2,11-15 schreibt Paulus:
14
ausgehen, dass gewisse Frauen, die wahrscheinlich durch ihren finanziellen Besitz von den normalen
hausfraulichen Pflichten befreite waren, eine gnostische Irrlehrer verbreiteten, die besagte, dass die neue
Weltordnung des Himmels schon hier auf Erden Wirklichkeit sei. So wurde mit grösster Wahrscheinlichkeit
gelehrt, dass die Frauen von der Geschlechtlichkeit, vom Kindergebären und den häuslichen Lasten erlöst
seien. Die Frauen hätten einen höheren Auftrag. Diese Überlegungen liegen sich nahe, weil die Verse 9-15
eine ganz konkrete Situation ansprechen und in 4,3 das Eheverbot gewisser Irrlehrer besonders erwähnt
wird. Details wissen wir nicht, doch muss dieser oder ein ähnlicher Hintergrund vorausgesetzt werden.19
Die Frau soll also nicht lehren? Da würde sich Paulus selbst widersprechen. Er erlaubt der Frau prophetisch
zu reden20 und wenn er davon spricht, dass jeder Christ geistliche Gaben hat, dann besteht auch die
Möglichkeit, dass die Frau die Gabe der Lehre21 bekommt. In dieser Stelle im Timotheus Brief verbietet
Paulus diesen Frauen in der Gemeinde von Ephesus das lehren, weil sie sich von einer Irrlehre verführen
liessen. Darum auch die Anspielung auf Eva. Hier eine für alle Frauen geltende Verführbarkeit zu sehen, ist
nicht angebracht.
8.5. Darf die Frau nur Kinder und Frauen lehren?
In Titus 2,3-4 schreibt Paulus:
Entsprechendes gilt für die älteren Frauen. Auch in ihrem Verhalten soll sich Gottes Heiligkeit spiegeln. Sie dürfen weder
klatschsüchtig noch alkoholabhängig sein. Vielmehr sollen sie durch Lehre und Vorbild die jüngeren Frauen dazu anleiten, ihre
Männer und ihre Kinder zu lieben.
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Befürworter eines Lehrverbotes für Frauen lassen zu, dass Frauen Kinder biblisch unterrichten dürfen. Wer sollte es
sonst machen? Sie berufen sich auf Titus 2,3-4. Diese Bibelstelle redet zwar von einer Unterweisung, aber man
braucht schon viel Fantasie um hier eine Lehrerlaubnis für Kinder und Frauen zu entdecken. Ausserdem müsste man
dann fragen, wenn die Frau so einen schlechten Einfluss hat, warum darf sie dann die Kinder im Glauben erziehen,
wo man doch genau weiss, dass diese Zeit für den Menschen die prägendste Zeit ist. Wenn Frauen andere Frauen
lehren, wer wacht dann darüber? Eine andere Frage wäre dann, ab welchem Alter dürfte eine Frau nicht mehr
Männer lehren? Dürfte eine JG-Leiterin meinen Sohn noch biblisch lehren, wenn er 18 Jahre ist? Zu klären wäre auch
der Begriff Lehre. Fängt Lehre nicht zu Hause bei der christlichen Erziehung der Kinder an? Wer wacht darüber?
Wenn Frauen Lieder schreiben, sind diese Lieder nicht auch Lehrinhalt?
15
Nein, Paulus verbietet die Lehrtätigkeit einer Frau nicht. Die Lehrtätigkeit muss aber einer
Gemeindeleitung unterstellt sein, welche die Lehrverantwortung einer Gemeinde trägt. Dies gilt auch
für den lehrenden Mann. In der damaligen männerdominierten Kultur von Ephesus verweist Paulus zu Recht auf die
leitenden Männer der Gemeinde. Sie tragen dort die Verantwortung. Auch heute ist die Lehrverantwortung bei der
Gemeindeleitung, ob sie nur aus Männern besteht oder auch Frauen in der Leitungsverantwortung stehen.
8.5. Muss die Frau in der Gemeinde schweigen?
Paulus schreibt der Gemeinde in Korinth:
Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wie in allen Gemeinden der Heiligen 34 sollen die Frauen
schweigen in der Gemeindeversammlung; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das
Gesetz sagt. 35 Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht der Frau schlecht an, in der
Gemeinde zu reden. 1. Korinther 14,33-35
19
Dienst der Frau, Grundlagen Papier der GFU 1998
1. Korinther 11,5
21
1. Korinther 12,1ff; Römer 12,3ff
20
In 1. Korinther 11,5 spricht Paulus von einer ganz normalen Sache, dass die Frau in einem Gottesdienst betet und
prophetische Eindrücke weitergibt. Einige Kapitel später kommt hier ganz plötzlich, das völlige Redeverbot für die
Frauen. Schon der Widerspruch dieser beiden Stellen lässt uns aufhorchen. Wieder haben wir es mit einer äusserst
schwierigen Bibelstelle zu tun. Die Ausleger haben auch hier ihre liebe Mühe zu einem einfach Schluss zu kommen –
den gibt es hier nicht.
Der bekannte Ausleger Werner de Boor begründet die Stelle mit der Bedeutung der damaligen Sitten22: „Dass Paulus
bei dem Redeverbot an die Frau keine andere Begründung bringt als nur die einheitliche Sitte in den Gemeinden und das
Gefühlsurteil, es sei eine Schande für eine Frau, zu reden in einer Gemeinde, erleichtert uns heute die eigene Stellungnahme. Was
Paulus in dieser Frage den Korinthern sagt, hatte sein ganzes Recht und volles Gewicht in der damaligen Zeit. Der grosse griechische
Schriftsteller Plutarch urteilt: „Nicht nur der Arm, sondern nicht einmal das Wort der züchtigen Frau soll öffentlich sein, und sie
soll die die Stimme wie eine Entblössung scheuen und unter den Menschen draussen behüten.“ Von der Synagoge her kannte Paulus
ebenfalls die schweigende Frau als ganz selbstverständlich. Sollte die junge Christenheit die Sitte der Zeit durchbrechen, das
Schicklichkeitssgefühl bei Heiden und Juden verletzen und die Gefahr der Unordnung in ihren Versammlungen steigern? Im
Empfinden jener Zeit wäre ganz ebenso auch die Lehrerin, die Ärztin, die Rechtsanwältin, die Ministerin eine Unmöglichkeit, ein
unerträglicher Anblick, eine Schande gewesen. Nun liegt es Paulus daran, dass dieses starke Empfinden der Zeit in der Gemeinde
Jesu nicht verletzt wird. Dem Evangelium darf nicht dadurch der Weg verbaut werden, dass es in den Kreisen der Bevölkerung heisst:
Die christlichen Frauen werden schamlos und ergreifen in aller Öffentlichkeit das Wort und reden mit den Männern um die Wette!“
Das Empfinden unserer Zeit ist gerade umgekehrt. Heute findet niemand es mehr komisch wenn eine Frau Lehrerin,
Ärztin oder Bundesrätin ist. Wir müssen uns eher umgekehrt
fragen, verbauen wir als Gemeinden dem Evangelium nicht
den Weg, wenn Frauen in unseren Gottesdienst nicht reden
Wir müssen uns eher umgekehrt fragen,
dürften? Wenn Frauen zwar studieren dürfen, sogar
verbauen wir als Gemeinden dem
Theologie, aber in der Gemeinde nicht lehren dürfen? Ist es
nicht hinderlich für das Evangelium, wenn Frauen in der
Evangelium nicht den Weg, wenn
Wirtschaft Leitungsfunktionen innehaben können, aber in der
Frauen in unseren Gottesdiensten nicht
Gemeinde Jesu die Leitung nur in Männerhand ist?
reden dürfen?
8.6. Darf eine Frau in der Gemeinde leiten?
Diese Frage betrifft alle Bereiche. Von der Jungscharleitung bis hin zur Gemeindeleitung. In der Zeit des
Urchristentums muss es etwas ganz Besonderes gewesen sein, dass auch Frauen in der christlichen Gemeinde
Leitungsverantwortung wahrnahmen. Ganz selbstverständlich erwähnt die Bibel dass Älteste und Diakone und
Diakoninnen die Gemeinde leiteten. Es wird das Anforderungsprofil für Beide in der Bibel aufgelistet.23 Dass dabei
die Benennung von Ältesten als Männer gebraucht wird, ist eine logische Folgerung einer damaligen Welt wie im
vorherigen Kapitel Werder de Boor beschrieben hat. So schreibt Paulus auch in den Briefen immer nur die Brüder an,
obwohl der Inhalt die Schwestern auch angeht. Heute übersetzen wir deshalb mit Brüder und Schwestern, obwohl das
so nicht in der Schrift steht.
22
23
Wuppertaler Studienbibel, Werner de Boor, Der erste Brief des Paulus an die Korinther, S247
1. Timotheus 3,1-13
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Vertreter einer konservativen und konsequent wörtlichen
Auslegung bliebe bei dieser Stelle und auch anderen keine
andere Möglichkeit als diese wörtlich in ihren Gemeinden umzusetzen.
16
Beide sind in der Leitung ein Team, dass sich durch ihre Unterschiedlichkeit von Mann und Frau ergänzt. Dass dabei
der Mann von seiner Denkart (Der Mann hat eine Schublade – die Frau hat 100 Schubladen) in gewissen
Leitungsentscheidungen einen Vorteil hat ist dabei zu berücksichtigen.
Die Bibel ist kein Buch für eine Gemeindeorganisation. Es gibt keine Gemeindeversammlung mit demokratischen
Abstimmungen wie die FEG’s das kennen, auch keine Jungschar, Jugendarbeit usw. Die Leitung einer Gemeinde
nannte sich je nach Zeit und Kultur anders: Brüderrat, Ältestenrat, Gemeindeleitung, Bezirksrat usw.. Die Männer
und Frauen darin nennen sich Gemeindeleiter oder Gemeindeleiterin. Innerhalb der Leitung kann auch zwischen
Ältesten und Diakonen unterschieden werden. Die Verantwortlichkeiten werden aber nicht nach Geschlecht verteilt,
sondern nach Begabungen.
8.7. Unterordnung
Unterordnung ist heute zum Reizwort geworden. Die Frau soll sich dem Mann unterordnen, dies scheint uns ein
Begriff aus ferner Vergangenheit. Dabei ist Unterordnung eine geistliche Disziplin die zum christlichen Lebensstil
gehört. In Epheser 5 ab Vers 18 schildert Paulus diesen Stil. Ich gliedere ihn im Zusammenhang damit die Aussage
verständlicher wird:
Epheser 5,18: Werdet voll Heiligen Geistes, indem ihr
a) zueinander redet in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern (V19a)
b) in euren Herzen dem Herrn singt und spielt (V19b)
c) Gott allezeit dankt (V20) und
d) einer untertan seid (V21):
> 5,22-24: Die Frau ihrem Mann
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
> 5,25-33: Der Mann seiner Frau
17
> 6.1-3:
Die Kinder den Eltern
> 6,4:
Die Väter ihren Kindern
> 6,5-8:
Die Sklaven ihren Herren
> 6,9:
Die Herren ihren Sklaven
Damit wird deutlich, dass der biblische Begriff der Unterordnung nicht mit Unterdrückung, ungesunden
Wertvorstellungen im Blick auf die Rolle der Geschlechter etwas zu tun hat. Vielmehr wird das gesamte menschliche
Leben vom Prinzip der gegenseitigen Unterordnung her verstanden. Jeder ordnet sich in dem Sinn dem anderen
unter, womit er das Wohl, des anderen zu suchen hat. Ob Mann oder Frau, Kind oder Erwachsener, Unternehmer
oder Sklave – wir stehen in Beziehung zu anderen. In welcher Position auch immer, die Unterordnung unter das
Wohl des anderen muss uns leiten. Das Vorbild der Unterordnung hat uns Jesus selbst gegeben. 24 Damit hat
Unterordnung nicht mit Wert oder Unwert oder Geschlechterkampf zu tun, sondern kann nur unter dem Aspekt der
Liebe und der Hingabe verstanden werden. Damit hat der Begriff, dass der Mann das Haupt ist, nicht einen
herrschenden Charakter, sondern zum ersten den kulturellen Bezug25 und zum anderen den Wert des Beschützers der
24
25
Mk 10,45; Phil. 2,1-11
In Ephesus, einer römisch-griechischen Kultur, war der Mann etwa in gleicher Stellung wie heute der Mann im Islam
sich auch seiner Frau unterordnet. Diese Aufforderung des Paulus, dass sich die Eheleute gegenseitig unterordnen
sollen, war in der römisch-griechischen Kultur in Ephesus etwas unerhörtes, galt doch die Frau oftmals weniger als
ein Tier oder ein Sklave. Damit bestätigt Paulus die geistliche Wirklichkeit der Erlösung die am Kreuz geschehen ist –
auch zwischen Mann und Frau.
9. Praktische Schlussfolgerung
Wer Diskussionen über dieses Thema führt, sieht sich konfrontiert mit einem ganzen Katalog von Herausforderungen
und Ängsten. Gerade bekennende Christen sind jahrelange geprägt von einem Rollenbild, dass in ihren Augen das
einzig Richtige ist. Es fällt manchem Christen schwer eine solche Veränderung mit seinem Glauben an die Bibel in
Übereinstimmung zu bringen. Glaubensfundamente (auch wenn sie nicht mehr praktisch gelebt werden) geraten ins
Wanken. Die Diskussion um die „Frauenfrage“ hat schon manche Gemeinde gespalten und viele Verletzungen gerade
unter Christen hervorgebracht. Darum wollen wir mit Bedacht und Sorgfalt Änderungen angehen.
9.1. Wir verzichten auf Notlösungen
Ein erster praktischer Schritt ist, dass wir auf halbherzige Notlösungen verzichten. Damit ist niemandem gedient.
Notlösungen geben der Bibel keine Ehre, sie stellen die Bibel sogar in ein schiefes Licht. Notlösungen wären zum
Beispiel: Eine Frau darf Zeugnis geben, aber nicht predigen. Sie darf in Büchern, aber nicht mündlich lehren – schon
gar nicht an einem Sonntag. Sie darf bis zu Jugendgruppe Leitungserfahrung sammeln, aber nachher nicht mehr usw.
10. Drei Wege zur Auswahl
10.1. Erster Weg: Wortwörtliche Umsetzung
Genauso müsste der Frau jegliches Lehren in der Gemeinde verboten werden. Man müsste ihnen verbieten die
Kinder, Jugendlichen, Teenager usw. zu lehren. Männer müssten diese Aufgaben übernehmen. Ebenfalls müsste man
konsequenterweise auch das Lehren der Frauen über Bücher, Zeitschriften usw. verbieten.
In der Ehe würde es bedeuten, dass sich die Frau dem Mann wirklich unterordnet. Obwohl der Mann die Frau lieben
soll wie Christus die Gemeinde liebt, ist der Mann das Haupt in der Ehe und Familie. Er hat das Recht zu Entscheiden
und trägt letztendlich die Verantwortung. Auch wenn diese Auffassung nicht mehr unserer Kultur entspricht, müsste
die Gemeinde dies lehren und umsetzen.
10.2. Zweiter Weg: Der Mittelweg
Wir gehen davon aus, dass dem Mann weiterhin eine gewisse Mehrverantwortung geblieben ist. Obwohl wir daran
festhalten, dass am Kreuz der Sündenfall überwunden wurde mit allen Konsequenzen der Versöhnung, leben wir
noch in einem Spannungsfeld, zwischen Sehen und Glauben. Weil wir aber durch die Schrift erkannt haben, dass die
Frau dem Mann und der Mann der Frau zur Ergänzung gegeben wurde und dass durch Jesus der Sündenfall
aufgehoben wurde, geben wir der Frau Zugang zu allen Diensten, aber immer unter der letzten Verantwortung der
Ältesteten.
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Wir setzen die Anweisungen wortwörtlich um, ohne sie durch Spitzfindigkeiten abzuschwächen, anzupassen oder zu
verändern. Wenn man davon überzeugt ist, dass Paulus für alle Generationen die Weisung geschrieben hat, dass die
Frau in den Versammlungen schweigen solle, dann muss man den Frauen jedes Reden in den Gottesdiensten
verbieten. Es gibt aber nur noch ganz wenige Gruppierungen die so extrem mit der Bibel umgehen.
18
Das würde bedeuten, dass die Frau Zugang erhält in die Gemeindeleitung und auch lehren darf. Als mit Gott
versöhnte Menschen, dienen Frau und Mann auf gleicher Augenhöhe. Die Frau wird aber nicht leitende Pastorin. Die
Gemeindeleitung besteht aus Ältesten und Diakoninnen. Eine Diakonin hat das Recht aus der
Verantwortungsentscheidung zu treten.
In der Ehe ist anzustreben, dass Mann und Frau als versöhnte Menschen, sich in gegenseitiger Unterordnung dienen.
Der Mann ist nicht der Chef, aber auch nicht die Frau. Beide ergänzen sich in unterschiedlichen Fähigkeiten und
Gaben und teilen die Verantwortung für Ehe und Familie so auf. Sie respektieren sich in ihrer Unterschiedlichkeit
und nehmen in Liebe Rücksicht aufeinander.
Dieser Mittelweg wird heute von vielen Freikirchen erfolgreich gelebt.
10.3. Der dritte Weg: Die komplette Öffnung
Wir sehen es, Frauen in allen Bereichen des Gemeindelebens die gleichen Möglichkeiten des Dienstes zu bieten, wie
sie auch Männern offenstehen. Entscheidend soll nicht das Geschlecht, sondern die Berufung, Begabung und
charakterliche Eignung zum Dienst sein. Das beinhaltet auch das Ja zum Dienst in der Verkündigung und der Leitung.
Es gibt keine Quotenfestlegung, sondern allein die oben genannten Faktoren sind entscheidend.
Die Frau und der Mann in ihrem Dienst, unterstellen sich den Anweisungen der Gemeindeleitung. Die
Gemeindeleitung ist verantwortlich in allen Fragen des Glaubens und der Lehre.
In der Ehe leben Mann und Frau als in Jesus versöhnte Menschen, die sich in gegenseitiger Unterordnung dienen. Der
Mann ist nicht der Chef, aber auch nicht die Frau. Beide ergänzen sich in unterschiedlichen Fähigkeiten und Gaben
und teilen die Verantwortung für Ehe und Familie so auf. Sie respektieren sich in ihrer Unterschiedlichkeit und
nehmen in Liebe Rücksicht aufeinander.
Dieser Weg wird heute ebenfalls von vielen Gemeinden beschritten. Er ist die konsequente Umsetzung einer
kulturellen Schriftauslegung.
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
11. Entscheid der Gemeindeleitung vom 2.März 2013
19
Wir haben einen Konsens für den Mittelweg gefunden. Dieser Schritt nimmt Rücksicht auf die Prägung
vergangener Generationen, aber auch auf die Entwicklung unserer heutigen Zeit. Damit wird der Weg für die Frau in
Leitung und Lehre geöffnet. Allein in der Frage Gemeindeleitung gibt es noch eine Unterscheidung zwischen
Ältesten und Diakoninnen. Damit bringen wir die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau zum Ausdruck und
überlassen den Ältesten in der Leitung eine Restverantwortung. Die Diakonin wird von der Gemeindeversammlung
gewählt, gleich wie ein Ältester.
12. Verwendete Literatur:
Bewegung Plus Grundlagenpapier, Stellung und Dienst der Frau in der Gemeinde, 1998
Chrischona Gemeindeverband: Der Dienst der Frau in der Gemeinde, Fragen um die Stellung der Frau in den
Chrischona Gemeinden, Januar 2007
FEG Schweiz, Die Frau in der Gemeinde, April 2001
FEG Schweiz, Geistliche Leitung der Gemeinde durch Männer und Frauen, Beitrag zur aktuellen Diskussion, 2007
Kuen Alfred, Die Frau in der Gemeinde, R. Brockhaus Verlag Wuppertal, 1994
Schmalenbach Hanna-Maria, Frau sein zur Ehre Gottes im Kontext verschiedener Kulturen, Francke Verlag 2007
13. Anhang:
13.1. Allgemeine Fragen:
Ist der Intellekt der Frau eingeschränkter, weil sie nicht lehren darf?
Die Intellektualität der Frau ist zwar keineswegs, wie man früher törichterweise gelegentlich annahm,
minderer Qualität als die des Mannes, wohl aber im allgemeinen anderer Qualität, d.h. im Regelfall weniger
rational objektivierend und mehr emotional-intuitiv.26
Passt sich die FEG Murten hier nicht einfach einem Zeitgeist an, eine Art Kapitulation?
Es wäre naiv zu behaupten, dass sich die Gemeinde Jesu ohne den Einfluss der Zeit durch die Welt bewegt.
Die biblische Begründung eines Patriachats früherer Zeiten, wo der Frau verboten war in der Gemeinde das
Wort zu erheben, war wesentlich von der Zeit beeinflusst. Wir sind von der Zeit beeinflusst und wir
müssen auch in unserer Zeit Gemeinde Jesu bauen.
Wieso brauchen wir eine Veränderung, es gibt ja keine Frauen die so etwas fordern?
Es wächst eine junge Generation von Frauen in unseren Gemeinden, die die Gleichberechtigung bereits als
Selbstverständnis auslebt. Wir erleben keine Frauen die fordern – aber die durch ihr Leben zeigen, dass es
anders geht. Die Klärung der Geschlechterfrage wollen wir auch zur Hilfe des Mannes angehen.
Mit der Veränderung dieser Beziehungsfrage bleiben andere Ordnungen und Werte der Bibel bestehen. Es
gibt keine Veränderung in der Frage von Sex ausserhalb der Ehe, Gläubig und ungläubig, Konkubinat,
Ehebruch, Homosexualität. Wir widmen uns der Frage, weil wir einen Handlungsbedarf erkennen.
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Chrischona Papier 2006
Versöhnung zwischen Mann und Frau | 4/9/2013
Brechen jetzt alle Werte und Ordnungen ein?
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