Kriegsgräberstätten in Sachsen - Publikationen

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1914 – 1939 – 1989 – 2014
Kriegsgräberstätte Jacobsthal
1914
1939
Im Freistaat Sachsen wurden über 150.000 Kriegstote aus rund
40 Ländern bestattet. Sie sind auf mehr als 900 Kriegsgräberstätten
in fast 400 Städten und Gemeinden beigesetzt. Die Kriegsgräber
werden vom Völkerrecht und dem Gesetz über die Erhaltung der
Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf Dauer geschützt. So soll die Erinnerung an die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft für künftige Generationen wach gehalten werden.
Auch heute – fast 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs –
werden Opferlisten vervollständigt, Namenstafeln aufgestellt und
gefallene Soldaten aufgefunden und beigesetzt. Einzelschicksale
können so geklärt werden. Noch leben Zeitzeugen von Krieg und
Gewaltherrschaft, die Auskunft geben können über ihren Leidensweg und ihre Sicht auf den Alltag im Krieg, auf die Luftangriffe,
die Kriegsgefangenschaft und die Zeit des Wiederaufbaus.
Das Jahr 2014 ist ein besonderes Gedenkjahr. Mit Dankbarkeit erinnern wir uns der „Friedlichen Revolution“ vor 25 Jahren, die
schließlich zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten
führte. 1949 – also vor 65 Jahren – wurden die Bundesrepublik
Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik als Folge des
Zweiten Weltkriegs gegründet. Dieser Krieg begann vor nunmehr
75 Jahren, am 1. September 1939. Seine Ursachen wurzeln im
Ersten Weltkrieg, der „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts.
Diese Katastrophe brach am 28. Juli 1914 über die Völker Europas
herein – also vor 100 Jahren. Damit begann die Tragödie dieses
zweiten „Dreißigjährigen Krieges“, der bis 1945 dauern sollte und
dessen Folgen Europa bis heute beeinflussen.
Wer sich mit der Zukunft Europas im Geiste von Toleranz, Achtung
und Respekt beschäftigt, darf die Vergangenheit nicht verdrängen,
um nicht von ihr bedrängt zu werden. Auf dem Weg zur friedlichen Nachbarschaft in Europa muss das Desaster eines 30jährigen
1989
2014
„europäischen Bürgerkrieges“, des Völkermordens und der Gewaltherrschaft aufgearbeitet und verarbeitet werden. Gedenktage wie
der 27. Januar (Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im
Jahre 1945) und der 9. November (Novemberpogrom im Jahre
1938) sind Zeichen solchen Erinnerns. Orte des Gedenkens sind
das Mahnmal für die Euthanasie-Opfer in Pirna-Sonnenstein und
die Kriegsgräberrstätten in Zeithain, wo Zehntausende in Lagerhaft starben.
Dieses Gedenken ist mühsam, weckt Emotionen und macht betroffen. Dies reicht aber letztlich nicht aus. Erst ein verstehendes
Wissen über unsere Geschichte kann Brücken aus der Vergangenheit in die Zukunft zu schlagen. Unwissenheit aber macht
blind und verletzlich. Der achtlose Umgang mit der Geschichte
verdrängt eine Mahn- und Erinnerungskultur, die Grundlage für
den friedlichen Umgang in Europa sein könnte. Nur ein fundiertes historisches Verständnis entlarvt die Parolen der Neonazis und
ihre Lügen, mit denen sie das sogenannte „Dritte Reich“ verherrlichen und die nationalsozialistischen Verbrechen zu entschuldigen
suchen.
Die Kriegsgräberstätten fordern uns auf, der Opfer von Krieg und
Gewaltherrschaft zu gedenken. Sie mahnen uns und künftige Generationen, den Frieden in Freiheit zu erhalten und erinnern als
steinerne Zeugen an die Leiden der Millionen Opfer. Alles muss
getan werden, damit nicht wieder Unschuldige ihr Leben im Krieg
verlieren.
Die Sächsische Staatsregierung hat sich die würdige Instandsetzung und Pflege der Kriegsgräberstätten zum Ziel gesetzt. Zwar
können Kriegsgräberstätten keine Kriege verhindern, aber sie erinnern an die schrecklichen Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft.
Ihre Erhaltung ist auch stets ein mahnender Appell für den Frieden.
Herausgeber:
Sächsisches Staatsministerium für Soziales
und Verbraucherschutz
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albertstraße 10, 01097 Dresden
www.sms.sachsen.de,
E-Mail: [email protected]
Bildnachweis:
MAY Landschaftsarchitekten Dresden
Gestaltung und Satz:
Dagmar Hentschel
Redaktionsschluss:
30. 4. 2014
Druck:
Union Druckerei Dresden GmbH
Bezug:
Zentraler Broschürenversand der Sächsischen
Staatsregierung
Hammerweg 30, 01127 Dresden
Tel. (0351)2103671, Fax (0351)2103681
E-Mail: [email protected]
Dieses Faltblatt wird kostenlos abgegeben.
Es steht auch zum Download unter
www.publikationen.sachsen.de zur Verfügung.
Abbildung Titelseite:
Waldfriedhof Zeithain
Kriegsgräberstätten in Sachsen
Steinerne Mahnmale des Gedenkens
Wichtige Ereignisse 1914 – 1920
4. August..........................
Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen ist der Zweite Weltkrieg
die einschneidende Tragödie des 20. Jahrhunderts. Eine Hauptursache
für diesen Krieg war der Erste Weltkrieg.
Im Ersten Weltkrieg standen die Mittelmächte Deutsches Reich und Österreich-Ungarn den EntenteMächten Großbritannien, Frankreich und Russland
gegenüber. Belgien, Serbien und Montenegro traten
der Entente bei, das Osmanische Reich und Bulgarien
(1915) den Mittelmächten. Zur Entente kamen im
Kriegsverlauf weitere Staaten (u. a. Italien, Rumänien, Japan, mittel- und südamerikanische Staaten,
China). Involviert waren 38 Staaten – mit den Kolonien 2/3 der Weltbevölkerung. Kriegsentscheidend
waren der Kriegseintritt der USA und die Sowjetische Oktoberrevolution im Jahre 1917.
Kriegsgräberstätte Jacobsthal
1914
28. Juni..............................
„Julikrise“............................
28. Juli................................
Attentat von Sarajevo (der Thronfolger ÖsterreichUngarns (Ö-U) Franz Ferdinand und seine Gemahlin
sterben)
Gegensätze europäischer Großmächte treten zu
Tage (u. a. Expansion Österreichs auf dem Balkan,
Balkankriege, Panslawismus, deutsche Großmachtpolitik, Annäherung Frankreichs an Russland und
England, Russlands Streben nach Seeherrschaft
über Bosporus und Dardanellen)
Kriegserklärung Ö-U an Serbien
1915
22. April.............................
7. Mai.................................
23. Mai ..............................
14. Oktober.......................
Krieg war in der Vorstellung der meisten Europäer
noch immer die Fortsetzung der Politik mit anderen
Mitteln (v. Clausewitz). Kurze Feldzüge mit örtlichen
Gefechten von Infanterie und Kavallerie und Entscheidungsschlachten prägten das Bild. Der Sieg
sollte in kurzer Zeit errungen werden. Was kam,
war ein „moderner Krieg“ mit dominierender Technik: Luftschiffe, Flugzeuge, Artillerie, Maschinengewehre, Stacheldraht, Panzer, Giftgas, U-Boote,
Schlachtschiffe etc. Sowohl an der Ost- wie an der
Westfront scheiterten die Offensiven nach ersten
Anfangserfolgen und gingen in einen mörderischen
Stellungskrieg über, der letztendlich Millionen das
Leben kostete.
1. August...........................
2. August...........................
3. August...........................
Deutschland erklärt Russland den Krieg; russischer
Einmarsch in Ostpreußen
In Umsetzung des sogenannten „Schlieffen-Plans“
wird das neutrale Luxemburg besetzt
Deutschland erklärt Frankreich den Krieg und marschiert in Belgien ein
„Burgfrieden“ im Reichstag; ein auf Mitternacht befristetes Ultimatum Englands wegen der Verletzung
der belgischen Neutralität führt zum Kriegseintritt
September........................
April....................................
25. Oktober......................
3. März...............................
Juli.......................................
14. August........................
26. September.................
Angriff auf Verdun; General von Falkenhayn setzt
auf einer Frontbreite von nur 13 km etwa 1.400
Geschütze ein und zwingt den Gegner in eine „Ausblutungsschlacht“, die aber scheitert; am 25. Februar fällt Fort Douaumont an die Deutschen und
wird später wieder rückerobert; v. Hindenburg und
Ludendorff übernehmen die Oberste Heeresleitung;
das Hindenburg-Programm sieht die Mobilisierung zusätzlicher Arbeitskräfte zur Steigerung der
Rüstungsproduktion vor; Kartoffelfäule vernichtet
große Teile der Ernte; im Winter 16/17 kommt es
aufgrund von Kohlenmangel zu Transport- und Verteilungsschwierigkeiten: „Steckrübenwinter“
28. September.................
3. Oktober ........................
November.........................
1917
ab Januar..........................
Februar/März..................
Erste Hungerrevolten in mehreren deutschen
Städten
In St. Petersburg (seit Kriegsbeginn 1914 Namensänderung in Petrograd) kommt es nach Hungerre-
3. November....................
11. November..................
1918
8. Januar...........................
Einsatz von Giftgas bei Angriffen in der Nähe von
Ypern/Flandern
Versenkung des britischen Passagierschiff „Lusitania“; die Spannungen zwischen dem Deutschen
Reich und den USA verstärken sich; Beendigung
des U-Boot-Kriegs
Italien tritt in den Krieg ein; „Dreifrontenkrieg“ für
Ö-U
Bulgarien schließt sich den Mittelmächten an
1916
Februar bis .......................
Dezember
6. April................................
volten zu Meutereien der Soldaten; Zar Nikolaus II.
verliert die Unterstützung der Armee und dankt
ab; Alexander F. Kerenski wird Chef einer Übergangsregierung zwischen Februar- und Oktoberrevolution 1917
Nach der Wiederaufnahme des „Uneingeschränkten
U-Boot-Kriegs“ erklären die USA Deutschland den
Krieg; den Entente-Mächten steht damit ein nahezu
unbegrenztes Nachschub-Potenzial zur Verfügung
Französische Einheiten meutern am „Chemin des
Dames“ (Höhenzug nord-westlich von Reims /Region
Champagne-Ardennen)
Beginn der Russischen Oktoberrevolution in Petrograd (nach julianischem Kalender, aber 7. November
gemäß gregorianischem Kalender)
9. November....................
„Vierzehn-Punkte-Programm“ des Präsidenten der
USA Woodrow Wilson
Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwischen Sowjetrussland und den Mittelmächten; als Kriegsteilnehmer scheidet Sowjetrussland aus; die deutsche
Heeresleitung versucht durch Offensiven den Krieg
im Westen zu entscheiden, bevor sich die Präsenz
der Truppen der USA weiter auswirkt
Ende Juli stehen 1,4 Mio Amerikaner in Frankreich
Oberste Heeresleitung drängt auf die Aufnahme
von Friedensverhandlungen
Angriffe der Entente-Mächte zwischen Argonnen
und Maas
Nach dem militärischen Zusammenbruch des Osmanischen Reichs, Bulgariens und Ö-U fordert die
Oberste Heeresleitung einen Waffenstillstand
Bildung einer parlamentarisch verantwortlichen
Regierung (unter Prinz Max von Baden), die die Verhandlungen für den Waffenstillstand führen sollte;
die Verantwortung für die sich abzeichnende Niederlage sollten Politiker tragen
Trotz der militärisch aussichtslosen Lage sollte
die deutsche Kriegsflotte zu einer Entscheidungsschlacht gegen die Royal Navy in den Ärmelkanal
auslaufen; zuvor kam es in Wilhelmshaven und Kiel
zu Meutereien, die in eine landesweite Revolution
mündeten; in zahlreichen deutschen Städten werden Arbeiter- und Soldatenräte gegründet
Reichskanzler Prinz Max von Baden erklärt die Abdankung des Kaisers und überträgt eigenmächtig
das Amt des Reichskanzlers auf Friedrich Ebert
(Vorsitzender der SPD), um einen radikalen Umsturz
zu verhindern; am selben Tag proklamiert Philipp
Scheidemann die Republik; der Kaiser geht ins Exil
und die Fürsten danken ab
Waffenstillstand zwischen Ö-U und den EntenteMächten
Deutschland schließt den Waffenstillstand von
Compiègne (deutscher Delegationsführer Staatssekretär Matthias Erzberger), der die Räumung
aller besetzten Gebiete, die Besetzung des linken
Rheinufers durch die Alliierten, die Abgabe von
schweren Waffen, Reparationsleistungen und die
Annullierung des Vertrages von Brest-Litowsk
festschreibt; zu diesem Zeitpunkt war der „Rat der
Volksbeauftragten“ unter der Leitung von Friedrich
Ebert das oberste deutsche Exekutivorgan; Karl I.
verzichtet als letzter Kaiser Österreichs auf jede
weitere Amtsführung
1920
10. Januar .........................
„Versailler Frieden“; aufgrund der als ungerecht
empfundenen Bedingungen lehnte ihn die Mehrheit der Deutschen als demütigend ab
Im Januar 1919 fanden Wahlen zur Nationalversammlung statt, die im Februar in Weimar zusammentrat. Die Verfassung trat am 11. August 1919 in
Kraft. Die Weimarer Republik scheiterte im Januar
1933, als Reichspräsident Paul von Hindenburg
Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Im gleichen Jahr erlangte Hitler mit dem „Ermächtigungsgesetz“ diktatorische Vollmachten. Oftmals wird
die Weimarer Republik als „Republik ohne Republikaner“ bezeichnet. Hitlers Rassenideologie, sein Ziel
der Revision der Versailler Vertrags und sein ideologisch ausgerichteter Anti-Kommunismus führten
am 1. September 1939 zum Zweiten Weltkrieg, der
am 8./9. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation endete.
Waldfriedhof Zeithain
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