Olympe de Gouges Glossar Glossar zu Olympe de Gouges’ Frauenrechte 1791 Zur Französischen Revolution Eine Kürzestfassung 1789 16. Juni: Der 3. Stand (Bürger, Handwerker und Bauern), erklärt sich zur Nationalversammlung, das heisst er erklärt sich mit dem 1. Stand (Kirche) und dem 2. Stand (Adel) gleichberechtigt. Sie gibt sich als erstes das Recht die Steuer zu bewilligen. Damit schränkt sie die Macht des Königs entscheidend ein. Dem König war es nicht gelungen die Versammlung aufzulösen. 14. Juli (Frz. Nationalfeiertag): In Paris besiegen die kleinbürgerlich-städtischen Milizen die königlichen Garnisonen (Sturm auf die Bastille). Damit gewinnt die Nationalversammlung erhebliches eben auch militärisches Gewicht und der König muss die Nationalversammlung anerkennen. Die Stadtbürger richten eine neue Stadtregierung ein. Damit ist sowohl Frankreich als auch seine grösste Stadt revolutioniert. 4./5. August: Die Feudalprivilegien werden abgeschafft (Steuerprivilegien, Frondienst, persönliche Dienste ...). 26. August: Die Menschen- und Bürgerrechte werden erklärt. 1791 August: Demokratische Wahl (nach Zensuswahlrecht) von 745 Abgeordneten zur Nationalversammlung. 1792 10. August: Sturm auf die Tuilerien. Die königliche Familie wird gefangen genommen. 3. – 15. September: Wahl der 745 Abgeordneten in den Nationalkonvent (nach allgemeinem Wahlrecht). 21. September: Der Nationalkonvent ruft die Republik aus. 11. Dezember: Der Prozess gegen den König beginnt. Das Todesurteil wird gesprochen. 1793 21. Januar: Der König wir guillotiniert. 10. März: Ein Revolutionstribunal wird eingesetzt. 30. Oktober: Alle Frauenrechlerinnen-Clubs werden vom Nationalkonvent als Massnahme zur öffentlichen Sicherheit verboten. 1794 4. Februar: Die Sklaverei wird abgeschafft. 28. Juli: Robespierre wird guillotiniert. Damit endet die Jakobinische Schreckensherrschaft, die sich nach dem Tuileriensturm aufzubauen begann und im Juni/Juli seinen Höhepunkt erlebte. Gleich und Ungleich Kurz: Die Revolution machte grob gesagt alle Männer gleich. Und die Revolution machte auch alle Frauen gleich. Aber sie machte einen Unterschied zwischen den Männer und den Frauen. Während alle Männer alle politischen Rechte erhielten, erhielten alle Frauen keine. Damit waren die Frauen insgesamt noch schlechter gestellt als vor der Revolution, wo einige von ihnen in Fällen, wo keine Männer vorhanden waren, doch die Chance hatten, Königinnen, Fürstinnen, Meisterinnen zu werden oder in andere Rechte der Männer einzutreten. Die Radikalisierung der Gleichheit der Menschen radikalisierte gleichzeitig Ungleichheit zwischen Mann und Frau, dadurch, dass die Frau im Begriff Mensch nicht mitgemeint wurde. Auf diesem Hintergrund wird verständlich, wie wichtig die je spezifische Nennung von Mann und Frau bei der Formulierung von Menschenrechten ist. Genau das hat Olympe de Gouges klar erkannt. 1/2 Olympe de Gouges Glossar positives Recht – Naturrecht. Mit positivem Recht wird das geltende meist geschriebene Recht (Verfassung und Gesetze) bezeichnet. Mit Naturrecht sind Rechte gemeint, die den Menschen aufgrund ihrer Natur und der Vernunft zustehen. Die Naturrechte sind die letzten Legitimationsgründe von Gesetzen. Mit den Menschenrechten will man diesen Naturrechten möglichst entsprechen. Legal – legitim Legal sind alle Handlungen, die durch positives Recht gestützt sind. Legitim ist es, mit Handlungen positives Recht zu verletzen, wenn die Handlung mit Naturrechten oder dem Gewissen begründet werden können. Beispiel: Es ist in einer Sklavengesellschaft zwar legitim, wenn der Sklave sich gegen seinen Herrn auflehnt, aber es ist illegal. zu Artikel 4 Artikel 4 von 1791: Die Frau wird an der Ausübung ihrer natürlichen Rechte durch die Tyrannei des Mannes gehindert. Die Tyrannei ist im positiven Recht legalisiert. Olympe will festgeschrieben haben, dass „Diese Schranken“ aufgrund der „Gesetze der Natur und der Vernunft“ revidiert werden können. Sie will weiter ein Widerstandsrecht gegen das Gesetz, wenn das Gesetz nicht mit dem Naturrecht und dem Gewissen/Vernunft mehr vereinbar ist. Sie möchte also festgeschrieben haben, dass sich Frauen aber auch Sklaven ohne kriminell zu werden, wehren können, wenn ihnen elementare Rechte, die sie aufgrund ihrer menschlichen Natur haben, nicht gewährt werden. Hier konkret hiesse das, Frauen dürfen, ohne sich strafbar zu machen, Widerstand dagegen leisten, dass sie weder aktiv noch passiv zur politischen Mitarbeit berechtigt sind. Olympe will in den Menschenrechten festschreiben: Wer seinen Widerstand mit einem Naturrecht begründen kann, ist nicht kriminell. Unter diesem Aspekt sind auch Artikel 3 und 5 zu lesen. zu Artikel 3 Hier will Olympe sagen, dass nicht die Nationalversammlung, in der ja nur Männer mit einem bestimmten Einkommen (Zensuswahlrecht) vertreten sind, die Nation darstellt, sondern alle Frauen und Männer Frankreichs bilden die Französische Nation. zu Artikel 7 und 9 Olympe will eine möglichst enge Verbindung zwischen dem Gesetz und der Frau, wie das auch beim Mann der Fall ist. Das will hier heissen, dass Frauen in hohem Masse überhaupt rechtsfähig und aufgrund von Gesetzen beurteilbar werden. Zum Beispiel können Männer ihre Ehre für immer oder bestimmte Zeit verlieren: Sind sie einmal verurteilt worden, sind sie im Gefängnis gesessen, so dürfen sie auch nach verbüsster Strafe, ein öffentliches Amt nicht mehr oder für eine bestimmte Zeit nicht mehr ausüben. Olympe will, dass auch den Frauen eine Ehre zugestanden wird, die sie verlieren kann. Nur dadurch, dass sie sie verlieren kann, zeigt sich, dass sie sie hat. Hier heisst das auch, dass eine Frau überhaupt in einem Rechtszusammenhang angehört werden kann, und dass ihre Aussagen überhaupt Aussagen von rechtlichem Gewicht, also sozusagen wahrheitswertfähig, das heisst wahr oder falsch sein können. Darum geht es unter anderem auch in Artikel 11. Die Frau soll in aller Freiheit etwas sagen können, und was sie sagt, soll auch rechtliches Gewicht haben. Zu Artikel 13, 11, 6 In diesen Artikeln geht es Olympe hauptsächlich um die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen. Die Frauen sollen Gewerbe betreiben, aber auch als politische Funktionsträgerinnen sein und Aufträge vergeben können. Das ist nur dann möglich, wenn auch ein passives Wahlrecht besteht, das heisst, sie in Ämter und Würden gewählt werden können. In Artikel 6 wird auch noch auf die Talente hingewiesen. Hier drin steckt auch die Forderung nach gleichberechtigter Zulassung zu allen Bildungsinstitutionen wie Schulen und Universitäten. Was dann auch wieder eine grössere wirtschaftliche Unabhängigkeit mit sich bringt. Artikel 11 will, dass Frauen die Unterhaltspflichten der Väter gerichtlich einfordern können. Das war im sehr libertären 17. und 18. Jahrhundert eine wichtige Forderung für eine grosse Schicht von Frauen in Paris, für die die Kinder und Familien durchzubringen eine grosse Last war. Wenn sie die wohlhabenden Väter an diesen Haushaltslasten hätte beteiligen können, wäre das anderseits für viele Frauen auch eine grosse Erleichterung gewesen. 2/2