Jesus Christus - Erlöser oder Vollender?

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Ausgabe 4
Dezember 2008
Jesus Christus - Erlöser oder Vollender?
Ohne Zweifel glauben wir Christen und Christinnen, dass Jesus Mensch
wurde, um uns Menschen von der Schuld zu erlösen. Ist das aber wirklich das letzte Ziel der Menschwerdung Gottes in Bethlehem?
1208 2008
800 Jahre
Franziskanische
Bewegung
Sei gegrüßt, Herrin,
heilige Königin,
heilige Gottesmuter Maria,
die du bist Jungfrau,
zur Kirche geworden
und erwählt vom
heiligsten Vater im Himmel,
die er geweiht hat
mit seinem heiligsten,
geliebten Sohn
und dem Heiligen Geiste,
dem Tröster;
in der war und ist
alle Fülle der Gnade
und jegliches Gute.
Franz von Assisi (GrMar 1-3)
Im Wissen um andere Aussagen großer Theologen behauptet der selige
Franziskaner Johannes Duns Scotus, dass Gott auch Mensch geworden
wäre, wenn der Mensch nicht gesündigt hätte. Um die Welt zur Vollendung zu führen, wäre Gottes Sohn auf jeden Fall als Kind in dieser Welt
geboren worden, um Gottes Liebe in ihr greifbar gegenwärtig zu machen.
Erst die Menschwerdung Gottes erfülle den letzten Sinn dieser Welt durch
Gottes Gegenwart und führe den Menschen in die unfassbare Tiefe der
göttlichen Liebe hinein.
Gott ist mehr der Vollender der ganzen Schöpfung als
nur ihr Erlöser
Diese Aussage gab Scotus als theologische Grundaussage der franziskanischen Theologie durch die Jahrhunderte hindurch mit.
An seinem 700. Todestag in Köln (8. November 1308) gedenken wir im
Jahr 2008 aber noch mehr als nur dieser seiner Aussage über Jesus an
seine Glaubensaussagen über Maria. Weil Gott die Schöpfung durch die
Menschwerdung Jesu Christi zur Vollendung führen wollte, ließ er seine
Mutter Maria an dieser Vollendung ganz Anteil nehmen. Als unbefleckt
Empfangene zeige sie selber die letzte Schönheit des Menschen. In dieser Schönheit Mariens durfte Jesus Mensch werden, um die Menschen
in die göttliche Vollendung hinein führen zu können.
Erst im Jahre 1854 bestätigte die katholische Kirche diese von Scotus
stark hervorgehobene Glaubensaussage als ihren christlichen Glauben.
Es ist der Glaube an die Schönheit Gottes, die den Menschen als liebendes Abbild seiner eigenen Schönheit geschaffen hat.
So feiern wir am 8. Dezember im Geiste unseres Bruders Johannes Duns
Scotus jedes Jahr die Schönheit Gottes, die sich uns in der unbefleckt
empfangenen Mutter Gottes zeigt und die unser menschliches Leben immer neu in den täglichen Lobpreis der Schönheit und der Liebe Gottes
hinein nehmen will.
Br. Paul Zahner OFM, Näfels
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Ausgabe 4 2008
Neu es v om V or s t an d u n d G es c h äft s s t ell e
Für uns am Weg geboren und in eine Futterkrippe gelegt
Dies wurde mir vor wenigen Tagen eindrücklich, wie nie zuvor in meinem Leben vor Augen geführt.
Es ging mir durch Mark und Bein, als ich in die Kellerkapelle der Christusträger Bruderschaft in
Kloster Triefenstein trat und in der Mitte des andachtsvollen Raumes einen halb mit Stroh gefüllten
Trog stehen sah Als sich wieder klare Gedanken einstellten, dachte ich an Franziskus, der das
Weihnachtsgeschehen so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen wollte und in Greccio
ein neues Bethlehem erstehen ließ, indem er eine Krippe zurecht gemacht und ein Kind auf Heu
betten ließ. Er brachte zum Aus-Druck was als Ein-Druck in ihm war (siehe auch Beitrag, S. 8).
Zum Ausdruck bringen wollen wir, unsere Freude über die Neu-Aufbrüche und Wahlen in einigen
unserer Gemeinschaften:
Sr. Theresia Hüther, Klarissen-Kapuzinerin, Mainz, am 07.10.2008 wieder gewählt als Äbtissin
Sr. Theophila Kilgenstein, Franziskanerin von Maria Stern, Augsburg, am 07.11.2008 wieder
gewählt als Generaloberin
Sr. Benigna Sirl, Franziskanerin von Schönbrunn, Röhrmoos, am 04.12.2008 gewählt als
Generaloberin
Sr. Maria Goretti Böck, Elisabethinerin, Neuburg/Donau, am 05.12.2008 wieder gewählt als
Generaloberin
Als INFAG-Weggemeinschaft wünschen wir unseren Schwestern Gottes Segen, Freude und Kraft für
den verantwortungsvollen Dienst der Leitung,
und uns allen, eine gesegnete Weihnacht und ein friedvolles Neues Jahr 2009.
Sr. Marianne Jungbluth, INFAG-Zentrum
Konstituierende Sitzung des INFAG-Gesamtvorstandes vom 12. bis 14. Oktober 2008
im Haus der Stille in Heiligenkreuz a. W., bei Graz
vlnr: Sr. Hildegard Zäch, Br. Ulrich Schmitz, Sr. Franziska Bruckner,Sr. Magdalena Krol,
Br. Stefan Federbusch, Sr. Elisabeth Tschurtschenthaler,
Ein Rückblick auf die konstituierende Sitzung des INFAG-Vorstandes sieht für die INFAG-Nachrichten
diesmal etwas anders aus, da mittlerweile Br. Stefan Federbusch aktuelle Informationen, Entscheidungen und Wissenswertes kompetent auf die Homepage stellt. Dafür an dieser Stelle unseren herzlichen Dank. Somit möchte ich nur wenige Sachthemen in meinen Bericht aufnehmen und die Aufmerksamkeit mehr auf die veränderte Arbeitsweise richten.
Geschäftsordnungen und Satzung: Verabschiedet wurden mittlerweile eine Geschäftsordnung für den
Gesamtvorstand und die Geschäftsführung. Die auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung
beschlossenen Satzungsänderungen wurden mit minimalen Zusätzen versehen, die der Rechtspfleger zur größeren Klarheit und Rechtssicherheit vorgeschlagen hat. Die veränderte Satzung ist jetzt
beim Amtsgericht eingereicht.
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Schatzmeisterin: Gemäß dieser neu gefassten Satzung wurde mit dem Amt der Schatzmeisterin Sr.
Elisabeth Tschurtschenthaler, Vertreterin der Region Südtirol, betraut.
Projekte: Der INFAG-Gesamtvorstand sichtete darüber hinaus die verschiedenen Projekte.
- Für die Nachfolgeregelung der Geschäftsführung wird bis zur nächsten Sitzung im Februar 2009 eine
Arbeitsplatzbeschreibung erstellt, die an die Mitgliedsgemeinschaften geht. Die Stelle der
INFAG-Geschäftsführung ist zum 01. September 2010 mit einer Schwester / einem Bruder aus der
Franziskanischen Familie neu zu besetzen.
- Der Gesamtvorstand stimmte einer Dotierung der Homepagebetreuung durch Br. Stefan Federbusch
mit einem Gestellungsvertrag im Umfang von 4 Stunden pro Woche zu.
- Die für 2009 geplante Gebetskette durch die Mitgliedsgemeinschaften wird neben der Region
Deutschland / Luxemburg / Belgien auch in den Regionen Schweiz, Österreich und Südtirol
stattfinden.
- Bei den anderen Projekten wurde der aktuelle Planungsstand festgestellt und weitere Schritte abgestimmt.
Bildungsprogramm 2009: Des Weiteren beschäftigte sich der Gesamtvorstand mit dem Bildungsprogramm für das kommende Jahr 2009.
Neben den jährlich stattfindenden Seminaren für bestimmte Zielgruppen steht vom 14. bis 17. April
2009 das Osterkapitel an. Es widmet sich dem Thema 800 Jahre franziskanische Ur-Regel . Aus Anlass dieses Jubiläums werden weitere Kurse zu diesem Thema angeboten.
Für das kommende Jahr wird es auf der Homepage eine Veranstaltungsbörse geben, die auf franziskanische Seminare zu diesem Thema aus den Mitgliedsgemeinschaften und Bildungshäusern hinweist.
Während dieser ersten Sitzung des INFAG-Gesamtvorstandes durften wir die positive Erfahrung machen, dass die Entscheidung, die Region Deutschland / Luxemburg / Belgien, durch einen eigenen Vorstand in der Eigenständigkeit zu stärken, bereits vielfältige Früchte trägt. Inhaltlich war vom Regionalvorstand zu den verschiedenen Projekten in zwei Sitzungen bereits konkrete Vorarbeit geleistet worden, so dass im Gesamtvorstand darüber berichtet und Ergänzungen eingebracht werden konnten. Ich
selbst erlebe diese veränderte Vorgehensweise sehr unterstützend und entlastend. Für die Schwestern
und Brüder der Mitgliedsgemeinschaften macht sich diese neue Arbeitsweise auch in einer umfassenderen Information und inhaltlichen Vielfalt bemerkbar. Voll Zuversicht schauen wir auf die bevorstehenden, geplanten Ereignisse, Begegnungen und natürlich die Überraschungen des kommenden Jahres.
Was nicht unerwähnt bleiben soll: Das Haus der Stille, war ein vortrefflicher Tagungsort, wo wir herzliche Aufnahme in franziskanisch geprägter Atmosphäre erfahren durften. Auch dieser Ort ist ein Beispiel für die lebendige Vielfalt franziskanischen Lebens.
Nicht vergessen möchte ich abschließend sowohl Sr. Marianne Jungbluth und den Mitarbeiterinnen in
der INFAG-Geschäftsstelle, Doris Grümpel und Inge Scheller, für ihre engagierte Arbeit und vielfältige
Unterstützung zu danken und bin überzeugt, dass auch weiterhin die Menschen der Geschäftsstelle
Würzburg den Herzschlag der INFAG wesentlich mitbestimmen.
Br. Ulrich Schmitz, INFAG-Vorsitzender
Am 12. November 2008 traf sich der Regionalvorstand D/L/B zu seiner dritten Sitzung in
Würzburg
Alle wesentlichen Beschlüsse und Planungen finden sich im Bildungsprogramm für 2009 wieder. Einer
der Höhepunkte wird eine Studienfahrt nach Prag sein mit dem Schwerpunkt Auf den Spuren der hl.
Agnes von Böhmen . Die geplanten Regionalwallfahrten laden ein, 800 Jahre Franziskanische Bewegung miteinander zu feiern, indem sich die Gemeinschaften miteinander auf den Weg machen:
Franziskuswege in der Rhön, Hainsacker und Südtirol / Wallfahrten zu Maria Trösterin der Betrübten
Kevelaer, Gute Beth , Reute und Selige Mutter Rosa , Waldbreitbach
Die Informationen zur Gebetskette anlässlich 800 Jahre Franziskanische Bewegung / 800 Jahre UrRegel von Franziskus (Verlauf, Gebetstexte) gehen den Leitungsverantwortlichen mit der Weihnachtspost zu. Ebenso der erste der Monatsimpulse zu franziskanischer Spiritualität. Die weiteren erscheinen
jeweils im Folgemonat zur Veröffentlichung in den Gemeinschaftspublikationen und/oder weiteren
Versendung an die einzelnen Konvente.
Alle anderen relevanten Informationen finden sich im Bericht vom Gesamtvorstand.
Br. Stefan Federbusch, Regionalvorsitzender
INFAG-Veranstaltungen und Angebote siehe Progr amm 2009
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Ech os au s d er fr an z is k an is ch e n F am ili e
Reif für eine neue Zeit!?
Begegnungstage für Schwestern und Brüder nach der Ewigen Profess im Kloster Oberzell
17 Schwestern und Brüder aus 13 verschiedenen
Gemeinschaften haben vom 09. bis 12.10.2008
die Möglichkeit genützt, an den jährlich stattfindenden Begegnungstagen teilzunehmen. Auch
wenn viele von uns schon im Mittelalter angekommen sind und die Ewige Profess teilweise
schon zehn oder mehr Jahre zurückliegt, tut es
gut, sich nicht nur beruflich fortzubilden, sondern
auch in einem bunten franziskanischen Kreis
über unser Ordensleben, unser geistliches Leben
nachzudenken und neue Impulse zu bekommen.
Sehr erfreulich ist, dass immer wieder neue
Schwestern (weniger Brüder) dieses Angebot
wahrnehmen. Thematische Impulse, kreatives
Tun, liturgische Feiern, Austausch und Begegnung alles hat in diesen Tagen Raum und Zeit.
Unser Thema war diesmal: Reif für eine neue Zeit!? Franziskanisch-klarianisches Ordensleben im
21. Jahrhundert . Der Schwerpunkt unserer thematischen Arbeit war das Thema Reife mit den Fragen: Welche Fähigkeiten und Dynamiken braucht es, um die Herausforderungen des Ordenslebens in
unserer Zeit zu bestehen? Wie können wir die Spannung zwischen Realität und Ideal konstruktiv gestalten, um die je eigene Berufung in einem gelingenden Leben zu verwirklichen?
Am Freitag hat Br. Stefan Federbusch mit uns an Kriterien für menschliche Reife gearbeitet, Grundlage
dafür war das Buch von Josef Maureder SJ Mensch werden erfüllt leben . In Gruppenarbeit haben
wir in den Evangelien und bei Franziskus nachgeschaut, wo wir dort das Thema Reife finden können viele Worte haben wir dazu gefunden. Am Abend konnten wir uns Zeit lassen, um gemeinsam Eucharistie zu feiern und Gott zu danken für den intensiven Tag. Danach war interfranziskanischklarianische Rekreation angesagt - ein guter Ausklang eines arbeitsreichen Tages.
Am Samstag hat uns Sr. Anette Chmielorz in die Kunst der Kommunikation eingeführt. In ihrem Referat stellte sie uns die wesentlichen Inhalte der Transaktionsanalyse vor. Dieses Modell von Eric Berne
hat in uns viele Alltagserfahrungen wachgerufen; in Rollenspielen haben wir versucht, verschiedene
Situationen darzustellen. Auch wenn einigen dieses Modell schon bekannt war, ist uns wieder neu bewusst geworden, dass eine gelingende Kommunikation ein wesentliches Kriterium für menschliche
Reife ist. Nach dem Mittagessen bekamen wir durch Sr. Beatrix eine Führung durch das renovierte
Kloster Oberzell.
Am Nachmittag machten wir einen kleinen Ausflug nach Würzburg, da viele von uns die Stadt noch
nicht kannten. Vom Käppele hatten wir trotz etwas Nebel eine gute Aussicht über die Stadt, danach
haben wir uns noch die Innenstadt, das Kloster und die Kirche der Franziskaner-Minoriten angeschaut,
danach den Kiliansdom und die Marienkirche.
Der Sonntagvormittag war gefüllt mit Reflexion und Ausblick. Zum Abschluss feierten wir noch einmal
miteinander Eucharistie - Danksagung und wir konnten wirklich danken für das Geschenk dieser Tage.
Sr. Christine Sontheim OSF, Kaufbeuren
Der Sexualität im Leben Gestalt geben
Seminar für Schwestern und Brüder in der Leitungs- und Ausbildungsverantwortung,
vom 03. bis 07.11.2008 in Bamberg
25 Schwestern der franziskanischen Familie, ein Mariannhiller Missionar und eine Zisterzienserin trafen
sich zur jährlichen Fortbildungswoche . Diese hat seit 1999 bewährte Tradition, durch die viele Teilnehmer sich mittlerweile gut kennen. Aber auch die Neulinge , wie ich, wurden ganz offen und selbstverständlich mit herein genommen. Dazu kam die herzliche Gastfreundschaft der Dillinger Franziskanerinnen, die sehr schnell ein familiäres Miteinander und ein guter Raum zum Arbeiten entstehen ließ. Dr.
Beirer, hat es verstanden in einer humorvollen, spritzigen Art gepaart mit bodenständiger Ernsthaftigkeit diesen offenen, unverkrampften Raum zu nutzen.
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Die Woche war sehr dicht und bereichernd. In den Beispielen von Dr. Beirer, die vom Leben erzählten, haben wir uns oft wieder erkannt. Die daraus entstandenen Gespräche lassen sich nicht nacherzählen. Denn dazu braucht es einen geschützten Raum des Vertrauens, der Intimität.
Blitzlichtartig skizzieren wie die Ausfaltung des Themas geschah, das möchte ich versuchen
Dr. Beirer machte zunächst darauf aufmerksam, dass Ehelosigkeit eine unglückliche Formulierung
ist. Kein Mensch kann vom Mangel, vom Verzicht leben. Askese und Verzicht sind ein Beiwerk der
Liebe. Sie müssen der Liebe dienen. Sie haben keinen Selbstzweck. Erst wenn die Liebe ausgeht,
geht es um Askese und Verzicht.
Die Betonung des Verzichts in
Kirche, Orden und geistlichen
Gemeinschaften, aber auch die
sexuelle Fixierung der Gesellschaft, die nur zu oft mit
Befreiung verwechselt wird,
beides zeigt pathologische Züge.
Ehelosigkeit ist das Gelübde des
gemeinschaftlichen Miteinanders!
Jesus hat uns die Fülle versprochen, das dreißig-, sechzig-, hundertfache
In vielen Köpfen, so meinte Dr.
Beirer, schwirrt ganz unreflektiert
die veraltete Vorstellung Sexualität ist gleich zu setzen mit Triebhaftigkeit, der wir ausgeliefert sind, die uns einfach überkommt.
Wer seine Sexualität nicht gestaltet, der erlebt die Triebhaftigkeit. Die Gestaltung der Sexualität ist
in die Freiheit und Verantwortung des Menschen gegeben. Gestalten kann ich aber nur, was ich auch
kommunizieren kann.
Dazu ist es notwendig den Begriff Sexualität neu zu definieren und in einen größeren Kontext zu
stellen weg von Genitalität und/oder Koitalität; Sexualität zu begreifen als unsere Grundkraft für
das Leben, unsere Liebes- und Beziehungskraft. Die Themen über die wir dann sprechen und wieder
neu gestalten müssen sind: Geborgenheit, Nähe und Distanz, Verständnis, Heimat . Intimität.
Dr. Beirer ermutigte uns zur Kultur der Intimität . Intimität eine vertraute und vom Vertrauen getragene Beziehung, die Fähigkeit herzliche Wärme und Geborgenheit zu geben und zu empfangen.
Diese auszudrücken, zu gestalten in der Begegnung mit mir selbst, mit Gott, mit anderen.
Wir vertieften das Thema mit Überlegungen zu: Leben in intimen Räumen / Angst vor Intimität /
Hindernisse der Intimität / Wachsen der Intimität / Haltungen der Intimität
In einem 2. Themenabschnitt ging es um Handlungsorientierungen zu einer ehelosen Lebenskultur :
Bedürfnisgestaltung / zum Selbstverständnis und zur Gestaltung der ehelosen Lebensform /
Aspekte zum Gelübde / Freundschaft-Gottesfreundschaft.
Ein wichtiger letzter Block waren Aspekte zur Sexualität im begleitenden Handeln .
Alle TeilnehmerInnen des Kurses stehen ja in irgendeiner Weise in der Verantwortung für andere.
Die bearbeiteten Aspekte: Fähigkeit zu Nähe und Distanz / häufige Reaktionen auf sexuelle Empfindungen in der Begleitung / häufige Hinweise auf verdrängte sexuelle Empfindungen, Gefühle und
Sehnsüchte,
sowie Exkurse zum psychologisch-ethischen Verständnis der Selbstbefriedigung und Homosexualität
und Ehelosigkeit / gemeinschaftliches Leben sind hilfreiche Kriterien zur Selbstreflexion, um die Beziehung zu anderen Menschen, zu Gott und zu mir selbst in Freiheit zu gestalten.
Zwischen den Arbeitseinheiten war Zeit zum Durchatmen, für Gespräche, Austausch und für Kultur.
An zwei Abenden sahen wir Filme, passend zu unserem Thema:
4 Minuten , erzählt die spannende Entwicklung einer Beziehung zwischen zwei Frauen. Einer alten
Frau (alte Orden??) mit ihrer Vergangenheit und einer jungen, vom Leben sehr verletzten Frau. Es ist
kein harmloser, harmonischer Film im klassischen Sinne. Es ist eine Geschichte aus dem Leben und
das Leben ist nicht harmlos.
Das Streben nach Glück , ein Film gegen die Lethargie des Untergangs. Ein alleinerziehender Vater
stellt sich, aus Liebe zu seinem ca. 5 jährigen Sohn, den Herausforderung seines Lebens.
In der Mittagspause wurden wir einmal an ausgewählte, wichtige Plätze des Weltkulturerbes Bamberg geführt. Ein anderes Mal bekamen wir eine Führung durch die Obere Pfarre, St. Stephan , die
einzige rein gotische Kirche Bambergs.
Dichte, fruchtbare Tage des Miteinanders wurden uns geschenkt. Wir kommen gerne wieder.
Sr. Johanna-Maria Niederauer OSF, Sießen
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Ins Leben gesandt
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zum Heil berufen
Tage der geistlichen Herausforderung vom 17. bis 21.11.2008 in Kloster Reute
Unter der Begleitung von Dr. Georg Beirer, Sr. Paulin und Sr. Pernela trafen sich insgesamt 39 TeilnehmerInnen aus Deutschland, Österreich, Luxemburg, Peru, Brasilien und Indien zu diesem viel versprechenden Thema.
Am ersten Tag spürten wir der Frage nach: Zu was sind wir gerufen? , Hören wir wirklich den Ruf
des Gegenübers? Wie klingt unser Name, wenn er gerufen wird? Dr. Beirer präsentierte uns einen
spannenden Vortrag zum Thema Berufung, wo uns klar wurde, dass Gott immer der Rufende ist Wir
sind alle von Gott gerufen und werden bei unserem Namen genannt mit einem bestimmten
Auftrag, einer bestimmten Sendung. Er hat
uns erwählt, weil er uns liebt. Auf diese Weise
wird Berufung eine Annahme eines Lebensentwurfs, für den ich mich entscheide. So werde
ich nicht durch meine Leistungen Mensch,
sondern bin durch mein ganz im Bewusstsein
Gottes leben ein Werkzeug Gottes. Berufung
hat man nicht, man lebt sie, gestaltet sie heraus, lebt in ihr und gestaltet sie durch lebendiges Sein. Wir verstehen so Berufung immer
als das Gehen des Weges und nie als Ziel.
Am Mittwoch beschäftigte uns das Thema Heil Heilung und Heiligkeit.
Nach einem Vortrag zu diesem Thema erkannten wir, dass Gott das Heil der Welt ist. Gottes Heil vollzieht sich immer im Hier und Jetzt. Er ist in uns. Wir können Heil nicht schaffen, wir können dem Heil
nur dienen in der Begegnung, in der Vergebung und in der Liebe. Mach mich zum Werkzeug deiner
Liebe, nicht dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste .
Glaube braucht so immer unser Tun, das Heilshandeln des Menschen. Heil ist mitten unter uns! Hier
geht es keineswegs um Opfer und Verzicht, sondern vielmehr um das Hingeben in Beziehungen und
Begegnungen mit unseren Mitmenschen. Es gibt keinen Ort, wo Gott nicht ist.
Abraham Heschel drückt es so aus: Ein Heiliger ist ein Mensch, der nicht weiß, wie es möglich sein
kann, nicht zu lieben, nicht mitzuleiden, nicht mitzuhelfen, kein Gefühl zu haben für die Freuden und
Ängste anderer ein Weg, der Quelle des Seins treu zu sein.
Wir sind Erlöste alle Schuld ist getilgt doch ein erlöstes Dasein besitzt man nicht, es ist immer ein
Mühen um ein gutes Leben und so ist Jesu Leben eine Einladung an uns:
Es ist eine wahre Frohbotschaft wenn Sätze wie: Wir sind geliebt , wir sind erlöst , wir gehören zur
Gemeinschaft , wir müssen Gott nicht gnädig stimmen, er ist gnädig immer wieder aus dem Munde
unseres Referenten kommen.
Sr. Paulin wagte mit unserer großen Gruppe, ein
Franziskodrama zu spielen. Die Begegnung Franziskus mit
den Räubern war für uns eine große Herausforderung unseren jeweiligen Platz im Geschehen zu finden. Ob als Mitbruder
Franziskus, ob als Brot oder Wein, Räuber, Almosengeber,
Bruder Angelo oder als Franziskus selbst jeder fand seine
Rolle, die es galt zu behaupten. Durch das Spielen und gezielte Nachfragen von Sr. Paulin bei den Teilnehmern in ihrer
jeweiligen, selbst gewählten Rolle kam die Gesinnung jedes
Einzelnen schnell ans Tageslicht. Die ungerechten Strukturen,
die Ohnmacht und die Barmherzigkeit von Franziskus stimmten manchen von uns sehr nachdenklich und berührten uns
zutiefst.
Am Abend hatten wir die Möglichkeit in der Gruppe einen beeindruckenden Film mit Will Smith und
dessen Sohn mit dem Titel Das Streben nach Glück anzuschauen.
Zur Verarbeitung dieses Films machten wir noch einen Abstecher in den Klosterkeller, wo wir bei
einem gemütlichen Gläschen den Tag Revue passieren ließen.
Am dritten Tag beschäftigten wir uns mit dem Satz aus dem Johannesevangelium:
Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben.
Der Vortrag über diesen Satz aus dem Johannesevangelium, machte uns deutlich, wie oft wir mit unserem Leben unzufrieden sind . Wir wollen unser Leben anhalten: es müsste bleibend so sein. Wie
oft wird die Fülle von gestern zur Enttäuschung von morgen? So bedeutet Leben in Fülle ein Leben in
Liebe, die im Hier und Jetzt stattfindet und bleibend Himmel ist.
So ist unser Auftrag, die Menschen in die Freude des Lebens zu führen. Das alles lernen wir am besten mit den uns anvertrauten Menschen in ihrer und unserer Begrenztheit.
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Den Blick zu schärfen für Gottes Gegenwart ist das Wesentliche, denn wo ich bin, ist auch er!
Gott ist da, wo wir leben, wo wir versuchen uns selbst zu sein durch und für die anderen.
Gott ist da, wo wir dienen.
Gott ist da, wo wir die anderen ankommen lassen, sie in unser Herz nehmen und uns gleichzeitig
engagieren für ihr Menschwerden.
Gott ist da, wo wir uns liebend ausstrecken nach der Fülle des Lebens.
Gott ist da, wo wir mit unserem Ringen, Kämpfen, Überlegen, mit unseren Grenzen und Überforderungen, mit unserem Können und der Freude an dem, was wächst und was lebendig wird, eine Ahnung der Fülle.
So soll diese Aussage stets unser Sein durchwirken und bleibt stets eine Aufgabe. Sie weist immer
über sich hinaus, weil das Du meinem Leben dient und mein Leben der Menschwerdung des Dus
dient.
So bleibt Die Fülle des Lebens ein Lebensprojekt!
Ich könnte noch viele Seiten füllen über Erfahrungen, Begegnungen und schönen Momenten in diesen Tagen der geistlichen Herausforderung. Es war eine tiefe Verbundenheit und Spiritualität spürbar
und wir bekamen eine Ahnung davon, was Leben in Fülle bedeuten kann.
Marieluis Fust, Grünkraut
Jubiläumsfeierlichkeiten zu Ehren des seligen Johannes Duns Scotus
Ausgehend von der Christuserfahrung seines Ordensvaters, des
heiligen Franziskus von Assisi, ist Johannes Duns Scotus ähnlich
wie vor ihm Bonaventura und Antonius von Padua und andere
franziskanische Brüder und Schwestern, darum bemüht, den
Primat Christi in der Welt- und Heilsgeschichte herauszustellen,
welcher sich gerade in Maria als wirksam erweist.
Jesus Christus hält den Primat der Liebe als der Gott-Mensch,
das höchste Werk Gottes. Da Gott freudvollste Liebe ist, will er
andere Mit-Liebende seiner selbst. Der zuhöchst Mit-Liebende
ist Jesus Christus. Mit ihm zusammen sind alle Menschen zur
Mit-Liebe berufen.
Jesus Christus zunächst steht Maria, ebenfalls die Mit-Liebende,
und zwar in besonderer Weise als die Vor-Erlöste. Mit dem Wort
der Vorerlösung meint Duns Scotus, dass auch Maria, die ohne
Erbsünde Empfangene, der Erlösung durch Jesus Christus bedurfte, ja in dieser besonderen Weise im Hinblick auf die Geburt
des Gott-Menschen, der den Primat der Mit-Liebe hält.
An Maria erweist sich der Gott-Mensch als der vollkommene
Mittler. Maria hat auch in ihrem Leben ein Mit-Gehen mit ihrem
Sohn in Mit-Liebe geleistet. Scotus bringt immer wieder in sich
ständig vertiefenden Gesichtspunkten gerade an der Gestalt Marias die Einzigkeit der Liebe Jesu
Christi als des Mittlers und des letzteren Ziels der Welt hervor.
Daher ging es der Tagung der Johannes-Duns-Scotus- Akademie Mönchengladbach vom 5. bis 8.
November 2008 im Maternushaus in Köln, unter der Leitung von P. Herbert Schneider OFM darum,
das Thema von Einzigkeit und Liebe beim Gott-Menschen Jesus Christus und bei jedem einzelnen
Menschen gemäß Johannes Duns Scotus theologisch und philosophisch zu behandeln.
Um zu bekunden, dass die ganze Franziskanische Familie den 700. Todestag des seligen Johannes
Duns Scotus (*1308) am 8. November feiert, wurden die Gottesdienste von den drei Provinzialministern, die im Kölner Raum verantwortlich sind, gefeiert: Franziskaner, Minoriten und Kapuziner.
Wegen der guten Kontakte der Duns-Scotus-Akademie mit dem Albertus-Magnus-Institut an der Universität Bonn und dem Thomas-Institut an der Universität Köln hielten auch diese beiden Institute in
Bonn gleichzeitig einen Kongress über Duns Scotus ab, speziell zu Themen von Philosophie und
Ethik. Dieser Vorgang in den 700 Jahren nach Duns Scotus ist gewiss besonders bemerkenswert:
Alle drei Einrichtungen veranstalteten gemeinsam am Freitag, dem 8. November 2008 in der Universität Köln einen Festakt zum Gedenken des Johannes Duns Scotus. Zur Freude aller ca. 250 Anwesenden konnte der Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, ein Apostolisches Schreiben
Laetare, Colonia urbs von Papst Benedikt XVI. an die Kongressteilnehmer verlesen. Der Papst würdigt Denken und Leben des Duns Scotus in einer Weise, die alle Teilnehmer sehr erfreute.
Gemeinsam feierten wir mit vielen Gläubigen am Samstag, 9. November, zusammen mit Kardinal
Joachim Meisner, ein Festamt in der Grabeskirche des Seligen.
P. Herbert Schneider OFM, Velbert-Neviges
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Charisma 2008/2009
Spielleute Gottes in der Welt
In den letzten vier Impulsen ging es um wesentliche Eckpfeiler franziskanischer Spiritualität: Krippe
Evangelium Eucharistie Kreuz. Sie sind untrennbar mit der Persönlichkeit von Franziskus verbunden. Die Art und Weise, wie Franziskus mit seinen Entdeckungen umgeht, lässt auf seine Persönlichkeitsstruktur schließen. In seiner Einmaligkeit ist er nicht reproduzierbar, nicht kopierbar. Die rasant wachsende Zahl der Brüder zu seinen Lebzeiten zeigt, welche Faszination von ihm ausgegangen
ist. Warum gerade du? Warum läuft alle Welt ausgerechnet dir nach? Eine Frage von damals auch für
heute.
Fragt man nach der Rolle , die Franziskus gespielt hat, verwundert es nicht, dass er für sich eine
findet, die exakt sowohl seinem Charakter wie seinem gesellschaftlichen Standortwechsel entspricht.
Franziskus wählte für sich die Rolle der ioculatores , der Gaukler und Hofnarren. Im Gegensatz
zum Troubadour genossen sie weniger gesellschaftliches Ansehen [Allerdings wird Franziskus heutzutage häufig als solcher bezeichnet]. Seine Brüder sollten Spielleute Gottes sein. Sie sollten das
Volk erfreuen, durch ihre Bußpredigt aber zugleich zu jeder Form von Demütigung bereit sein. Als
Herold des großen Königs lässt sich Franziskus beispielsweise von Räubern schwer verprügeln und
in den Schnee werfen (1 Cel 16). Franziskus wurde zum erstaunlichsten Verrückten der Welt
( novissimus pazzus in hoc mundo , CompPer 18).
Diese Rolle entsprach seiner Persönlichkeit, seinem Naturell. Die Darstellung als Bruder Immerfroh
mag romantisierend überzogen sein, birgt aber einen wesentlichen Charakterzug von Franziskus. Er
war von Natur aus ein fröhlicher und heiterer Mensch. Er liebte das Spiel und den Gesang. Er war
freigiebig und verschwenderisch. Er liebte es, im Mittelpunkt zu stehen und aufzufallen. Die drei Gefährten beschreiben dies gar als Sucht , in der er so eitel war, dass er einmal am gleichen Kleid einen
überaus teueren Stoff mit einem ganz wertlosen zusammennähen ließ (3GefLeg 2). Später wird er
den Brüdern vorschreiben, dass ihre Kutten aus Stofffetzen zusammengeflickt sein sollen. Während
seiner Romreise wirft Franziskus in der Kirche des hl. Petrus Silbermünzen laut klirrend durch die Öffnung des Altars, dass die Besucher erstaunt aufschauen (vgl. 3 GefLeg 10). Zugleich beschreiben seine Begleiter ihn von ritterlicher Höflichkeit mit vornehmen Sitten (weshalb er in der Gefangenschaft
den Rittern zugeordnet wird).
Franziskus war ein sehr emotionaler Mensch. Er sang gerne Lieder in seiner Lieblingssprache französisch. Wenn er in Verzückung geriet, konnte er zwei Hölzer nehmen und wie auf einer Geige spielen.
Sein Jubelgesang mündete in das Mitleiden Christi. Er weinte, seufzte und stöhnte, bis er zum Himmel
entrückt wurde (2 Cel 127). Vor Ergriffenheit stammelte er oft wie ein Kind, schluchzte herzzerreißend
und vergoss viele Tränen (vgl. 2 Cel 199).
Die sinnenhafte Wahrnehmung und das sinnenvolle Handeln spiegeln sich im spirituellen Leben von
Franziskus wider. Im Gebet wirft er sich nieder (1 Cel 92), erhebt die Hände zum Himmel, ist von Tränen überströmt (2 Cel 156). In seiner Art zu predigen mit Mimik, Gestik, Gesang und Tanz weiß er das
Volk anzusprechen. Als er einmal vor Papst Honorius und den Kardinälen predigt, kann er vor Freude
und feuriger Begeisterung nicht an sich halten und fängt an zu tanzen (1 Cel 73). In der Begegnung
mit dem Aussätzigen wird ihm das Bittere in Süßigkeit des Leibes und der Seele verwandelt (Test 3).
Wenn er den Namen Jesus ausspricht, leckt er mit der Zunge seine Lippen, indem er mit seinem
glückseligen Daumen die Süßigkeit dieses Namens verkostete und schlürfte (1 Cel 86).
Was Franziskus wesentlich auszeichnet, sind seine Zeichenhandlungen. Er bringt zum Aus-Druck,
was als Ein-Druck in ihm ist. Seine innere Haltung spiegelt sich in der äußeren Haltung, kommt in der
äußeren Hand-lung zum Ausdruck. Als sinnen-voller Mensch lebte er aus einer reichen Innenwelt. Mit
großer Sensibilität begegnete er den Dingen, hatte einen Sensus (= Sinn) für alles Geschaffene. Seine
Leidenschaftlichkeit zeigt sich in seinen Schriften, wenn er fast ekstatisch einen staunenden Ausruf
und einen Lobpreis Gottes an den nächsten reiht.
Seine Ausdruckshandlungen sind von spielerischer Leichtigkeit und gleichzeitiger Bedeutungsschwere.
Etwas Spielerisches hat der Kleidertausch. Häufig tauschte er seine reichen Gewänder mit denen
der Armen. Ebenso hielt er es auf einer Wallfahrt nach Rom, wo er sich mit dem Fetzen eines Armen
bekleidete und bei den Bettlern in der Vorhalle des Petersdomes niederließ (vgl. 2 Cel 4). Das Niederlegen seiner Kleider vor die Füße des Vaters zeigte den Bruch mit der Herkunftsfamilie und den radikalen Lebens-Wandel von Franziskus an. Die Entkleidung als Akt der Selbstentblößung wird zur endgültigen Lebenswende. Von nun an hüllt er sich in das Gewand des armen Wanderpredigers. Eine Begebenheit erzählt davon, dass Franziskus unterwegs Bruder Masseo wie einen Kreisel dreht, um die
Richtung herauszufinden, in die sie gehen sollen (vgl. Fior XI). Auch im Umgang mit Versuchungen
zeigt sich seine kreative Ader, etwa wenn er eine Schneefamilie baut (vgl. LegMai V 4).
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Als Franziskus einmal einer alten armen Frau den Mantel abgetreten hat, bekennt er sofort, dass er
es aus eitler Ruhmsucht tat. Als Gesten der Buße seiner vermeintlichen oder tatsächlichen Vergehen isst er mit einem Aussätzigen aus derselben Schüssel und näht ein Stück Fuchsfell auf die Außenseite seiner Kutte, damit alle sehen, was er unter der Kutte aus Krankheitsgründen trage. Einmal
lässt er sich von Br. Petrus Catanii nackt mit einem Strick um den Hals auf den Marktplatz führen, da
er meinte, während seiner Krankheit zu gut gespeist zu haben. Am liebsten wäre er auch noch mit
Asche bestreut worden (vgl. SpiegVoll III).
Wenn es um den Verrat seiner Ideale ging, konnte Franziskus durchaus sehr ungehalten werden.
Das Haus, das die Bürger von Assisi für ein Kapitel in Portiuncula haben bauen lassen, reißt er eigenhändig nieder. Als er hört, dass in Bologna ein Haus für die Brüder gebaut wurde, weigert Franziskus
sich, dorthin zu gehen, schlägt eine andere Richtung ein und ordnet an, dass die Brüder das Haus zu
verlassen hätten (vgl. 2 Cel 57.58).
Franziskus wusste sich im Letzten an nur eine Norm gebunden: die des Evangeliums. Das für ihn
Evangeliumsgemäße hat er in großer Freiheit gestaltet. Erinnert sei hier an sein Passionsoffizium,
wo er einzelne Psalm- und Evangelienverse zu völlig neuen Gebetseinheiten zusammenstellt.
Für heute lerne ich von Franziskus ein zweifaches: Wessen Franziskus inne wird, das muss sich
veräußerlichen durch Leiblichkeit und Zeichenhandlungen. Es gewinnt zum einen symbolische Kraft
in Poesie und Selbst-Darstellung und es findet zum anderen seinen Ausdrucks in der Haltung einer
kreativ-schöpferischen Freiheit.
Franziskanische Spiritualität verkörpert sich in einer weltzugewandten sinnenvollen Leiblichkeit,
die in kreativ-schöpferischer Freiheit die frohe Botschaft zu leben und zu verkünden weiß. Deshalb lief alle Welt Franziskus nach, weil er dies auf einzigartige Weise zum Ausdruck brachte. Sein
Auftrag für uns Schwestern und Brüder heute!
Br. Stefan Federbusch OFM, Großkrotzenburg
Bild aus Io Francesco , Cittadella Editrice Assisi
FEBRUAR
16.02. - 20.02.2009
Seminar für Schwestern und Brüder im Juniorat
Bildungshaus Kloster Schwarzenberg, Scheinfeld
Thema: Schafft Gerechtigkeit Frieden?
Referent:
Br. Markus Heinze OFM
Begleitung: Br. Josef Fischer OFMConv / Sr. Regina Grehl OSF
MÄRZ
20.03. - 22.03.2009
INFAG-GFBS-Grundlagenseminar für Interessierte
Exerzitienhaus, Hofheim
Thema: Klima-Wandel - Lebens-Wandel
Umweltgerechtigkeit aus franziskanischer Perspektive
Referent:
Br. Bernd Beermann OFMCap
Begleitung: Br. Markus Heinze OFM
Information und Anmeldung bei Br. Markus Heinze OFM
60435 Frankfurt, Sigmund-Freud-Str. 111
069/545297
23.03. - 26.03.2009
[email protected]
Seminar Psychiatrie-Spiritualität für Verantwortliche in geistlichen
Gemeinschaften und Menschen, die andere seelsorgerlich und/oder geistlich
begleiten (überkonfessionell)
Thema: Der Sexualität im Leben Gestalt geben
Begleitung: Sr. Dr. med. Margrit Sophia Vogler / Dr. theol. Georg Beirer
Information u. Anmeldung: Gästehaus Communität Christusbruderschaft
95152 Selbitz, Wildenberg 33
09280/6850 [email protected]
APRIL
14.04. - 17.04.2009
Osterkapitel
Bildungshaus Kloster Reute, Bad Waldsee
Thema: 800 Jahre Franziskanische Ur-Regel
Referenten: Sr. Paulin Link OSF / Sr. Christina Mülling OSF
Br. Johannes Baptist Freyer OFM / Br. Leonhard Lehmann OFMCap
MAI
02.05.2009
9:30 - 17:00
Regionaltag INFAG-Österreich
Seminarhaus St. Klara, Vöcklabruck
Thema: Neuentdeckung unserer franziskanischen Identität anhand der
Franziskus-Regel
Referent: P. Johannes Schneider OFM
Information u. Anmeldung: Sr. Franziska Bruckner, Rathausstr. 16, A-3300 Amstetten
+43 (0)7472/62577-12
[email protected]
16.05.2009
Regionaler Wallfahrts- und Begegnungstag in der Rhön
JUNI
01.06. - 07.06.2009
Studien- und Besinnungswoche in Assisi und Umgebung für
Fernkursteilnehmer und Interessierte
Casa Elisabetta di Ungheria (vormals Casa del Terziario), Assisi
Begleitung: Br. Anton Rotzetter OFMCap / Sr. Maria Hanna Löhlein OSF
20.06.2009
Regionaler Wallfahrts- und Begegnungstag in Kevelaer
26.06. - 28.06.2009
Einführung in den Grundkurs zum franziskanisch-missionarischen Charisma
(CCFMC) für alle Interessierten
Bildungshaus Kloster Reute, Bad Waldsee
Begleitung: Br. Anton Rotzetter OFMCap / Sr. Maria Hanna Löhlein OSF
27.06.2009
Regionaler Wallfahrts- und Begegnungstag in Hainsacker
JULI
04.07.2009
Regionaler Wallfahrts- und Begegnungstag in Reute
AUGUST
20.08. - 24.08.2009
Überregionale Wallfahrts- und Begegnungstage in Südtirol
29.08.2009
Regionaler Wallfahrts- und Begegnungstag in Waldbreitbach
OKTOBER
12.10. - 15.10.2009
Studienreise nach Prag - auf den Spuren der hl. Agnes von Böhmen
22.10. - 25.10.2009
Seminar für Schwestern und Brüder nach der Ewigen Profess
Ort Haus Klara, Zell a. Main
Thema: "Es muss gelebt werden" (Antonias Welt)
FilmWelten - LebensWelten - KlosterWelten
Begleitung: Br. Stefan Federbusch OFM / Sr. Anette Maria Chmielorz OSF
NOVEMBER
09.11. - 13.11.2009
Seminar für Schwestern und Brüder in der Leitungs- und Ausbildungsverantwortung und die, die andere seelsorgerlich und/oder geistlich begleiten
Montanahaus, Bamberg
Thema: Selbstachtung, Selbstwert und die verantwortliche Gestaltung der Freiheit
in Gemeinschaft.
Referent:
Dr. theol. Georg Beirer
Begleitung: Sr. Pernela Schirmer OSF
16.11. - 19.11.2009
Tage geistlicher Herausforderung für Ordensleute und interessierte Laien
Seminarhaus St. Klara, Vöcklabruck
Thema: Vom ge-Regel-ten Leben zur Freiheit in Christus - 800 Jahre franziskanisches
Charisma
Referent:
Dr. theol. Georg Beirer
Begleitung: Sr. Paulin Link OSF / Sr. Pernela Schirmer OSF
Information u. Anmeldung: Sr. Franziska Bruckner, Rathausstr. 16, A-3300 Amstetten
+43 (0)7472/62577-12
[email protected]
DEZEMBER
27.11. - 29.11.2009
05.02. - 07.02.2010
16.04. - 18.04.2010
Einübung in franziskanische Kontemplation für alle Interessierten
Kloster Sießen, Bad Saulgau
Thema: Gottes-Sehnsucht
Leitung: P. Paul Zahner OFM / Sr. Brigitte Wahl OSF / Sr. Judith Jung OSF
Information und Anmeldung: Erwachsenenarbeit, Kloster Sießen, 88343 Bad Saulgau
07581/80-240
[email protected]
Nähere Informationen
INFAG-Zentrum, Haugerring 9, 97070 Würzburg
+49 (0)931/35 284-51
35 284-52
[email protected]
www.infag.de
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