Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) Arbeitsblätter zur Fehlerrechnung 1. Ursachen von Fehlern 1.1 Systematische Fehler Diese Fehler entstehen durch die verwendete Messanordnung selbst. Im einfachsten Fall wird das Messmittel einen Mangel aufweisen. Beispielsweise kann ein Längenmaßstab zu kurz oder zu lang sein oder eine Uhr könnte täglich um 1min nachgehen. Im Prinzip könnten diese Fehler nachträglich korrigiert werden. In der Praxis werden diese Korrekturen aus ökonomischen Gründen oft nicht durchgeführt. Die Hersteller der Messmittel geben für ihre Geräte eine „systematische Messunsicherheit us“ an, die sie für alle Exemplare ihrer Produktion garantieren. Wenn keine nachträgliche Korrekturrechnung oder Eichung erfolgt, dann muss die systematische Messunsicherheit des jeweiligen Messmittels zusätzlich zu den sonstigen Messfehlern berücksichtigt werden. Die typischen Messunsicherheiten der wichtigsten Messmittel sind in der Tabelle1 angegeben (Anlage S14). 1.2. Zufällige Fehler Bei der Durchführung jeder Messung bewirken zufällige Einflüsse kleinere oder auch größere Abweichungen des Resultats von der wahren Größe, die das Ziel der Messung ist. „Zufällige Einflüsse“ sind Ereignisse, die weder durch das subjektive Verhalten des Messenden (d.h. durch besondere Sorgfalt) noch durch die Messmethode selbst (Präzisionsgeräte) ausgeschaltet bzw. korrigiert werden können. Unter vielen möglichen Zufallsprozessen, die das Messergebnis beeinflussen könnten, nimmt ein spezieller Prozess eine hervorgehobene Stellung ein, weil er bei sehr vielen natürlichen Vorgängen beobachtet wird. Dieser Prozess führt auf die „Normalverteilung“. Die idealisierte mathematische Modellvorstellung lautet dafür: • Die Abweichung eines Messwertes vom wahren Wert ergibt sich als Summe der Wirkungen von (∞) vielen kleinen zufälligen Störereignissen, die alle voneinander unabhängig eintreten, d.h. sich nicht gegenseitig beeinflussen oder bedingen. • Jedes Störereignis soll eine (winzige) vom Betrag her gleichgroße Veränderung am Messwert bewirken. • Die Wahrscheinlichkeit für eine Vergrößerung des Messwertes infolge eines Störereignisses soll exakt genauso groß sein wie für eine Verringerung, d.h. jeweils „0,5“. Mit diesen Annahmen wurden die im Folgenden dargestellten Rechenvorschriften zur Erfassung der zu erwartenden Messunsicherheiten abgeleitet. 2. Fehlerangabe 2.1. Vertrauensbereich Nach diesen Überlegungen ist jedes Messergebnis in seinem Zahlenwert in gewisser Weise unsicher. Die eventuell eingetretene Abweichung Vertrauensbereich wird mit einem „Vertrauensbereich“ in der Umgebung des Messergebnisses x-ux x+ux beschrieben. Im allgemeinen liegt der 0 x Vertrauensbereich symmetrisch zum Messwert ermittelten Messwert. x = x ± ux Gl. 1 Darin bedeuten: x: fehlerbehaftete Messgröße x: Bestwert/ Mittelwert/ Messwert ux: halbe Breite des Vertrauensbereiches Der „Vertrauensbereich“ definiert einen Wertebereich, in dem der wahre Wert der gemessen Größe mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit liegen wird (z.B. mit 68,26%; 90% oder 95%). Diese Wahrscheinlichkeit wird entsprechend dem späteren Verwendungszweck der Messdaten festgelegt und selbstverständlich im Zusammenhang mit den Messdaten angegeben. Je größer die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der wahre Wert innerhalb der angegebenen Grenzen liegen wird, sein soll, desto weiter müssen die Grenzen des Vertrauensbereiches nach außen verschoben werden. 1 Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) 2.2. Das Runden Die Angabe des Wertes der Messgröße und des Vertrauensbereiches müssen einer inneren Logik genügen. Da der wahre Wert innerhalb des gesamten Intervalles liegen kann, ist selbstverständlich eine höhere Genauigkeit bei der Angabe des Messwertes sinnlos. Es ist zweckmäßig, die Messgröße bis zu der Kommastelle anzugeben, in der die Grenze des Intervalles wirksam wird. Unter Umständen kann die Angabe des Messwertes in der Genauigkeit bis zu 1/3 der Intervallgrenze noch sinnvoll sein. Die gleiche Überlegung trifft auch auf die Angabe der Intervallgrenze selbst zu. Meist reicht die erste Stelle, maximal sind zwei Stellen notwendig. Beispiel: Es wurde für eine Strecke der Mittelwert L= 1214,5m gefunden. Für den Messfehler ergab eine Rechnung den Wert 98,15m. D.h. bereits die zweite Stelle des Mittelwertes (die Ziffer „2“) ist durch den Fehler zweifelhaft, daher soll die Angabe des Gesamtergebnisses diese Unsicherheit ebenfalls zum Ausdruck bringen: Das Rundungsergebnis: L= (1200 ±100)m 2.3. Absolute und relative Fehlerangabe Die Angabe des Vertrauensbereiches kann in zwei verschiedenen Formen erfolgen, in der absoluten Angabe und der relativen Angabe. Die absolute Fehlerangabe gibt den Vertrauensbereich als absoluten Wert in der Einheit des Messwertes an. Die relative Fehlerangabe „ux* “ bezieht die absoluten Grenzen des Vertrauensbereiches auf den Messwert selbst. Damit wird eine Aussage über die Präzision der Messung und die Auswirkungen des Fehlers erreicht. u u x∗ = -----x x d.h. x = x ⋅ ( 1 ± u x∗ ) Gl. 2 Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit wird der Zahlenwert des relativen Fehlers häufig in „%“ angegeben. Beispiele: absolut relativ a) Die Länge eines Weges: L= (1200 ± 100)m L= 1200m.(1 ± 8,5%) b) Die Schwingungsdauer eines Pendels: T= (1,24 ± 0,03)s T= 1,24s .(1± 2,5%) c) Der Durchmesser eines Zylinderstiftes: d= (12,340 ± 0,005)mm d= 12,340 mm .(1± 0,04%) 3. Bestimmung des Fehlers für primäre Messdaten Der Zahlenwert der Intervallgrenzen kann auf zwei Arten ermittelt werden, man kann ihn schätzen oder aus einer Messreihe berechnen. 3.1. Schätzen von Fehlern Das Schätzen des Fehlers ist eine sinnvolle Methode, wenn • ein sehr einfaches Messgerät mit grober Teilung verwendet wird, • die Messung aus technischen Gründen nicht wiederholbar ist, oder • die spezielle Messgröße für das Gesamtergebnis nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Schätzungen beruhen auf Erfahrungen mit den angewandten Messmethoden, sie liefern aber in jedem Fall zufällige Fehler. Als Richtwerte für die Fehlerschätzungen können folgende Angaben gelten: • analoge Messgeräte: ±0,5 x Einheit der Skalenteile (eventuell auch ±1 x Skalenteil) • digitale Messgeräte: ± 1 x Einheit der letzten Stelle, die sich während der Messung nicht ändert Viele Messungen erfordern einen „Abgleich“ zur Ermittlung des Wertes (z.B. Gewichtsauflage bei Waagen; Scharfstellen von Abbildungen bei Messungen an Linsen usw). Bei der Schätzung muss das Abgleichverhalten der Messanordnung berücksichtigt werden. Oft sind die Bewertungskriterien für den exakten Abgleich deutlich unsicherer als die Ablesegenauigkeit für das Resultat. 3.2. Die Berechnung aus Messreihen Die bestmögliche Annäherung (Bestwert) an den „wahren Wert“ liefert der arithmetische Mittelwert: n 1 x = --- ∑ x i n Gl. 3 i=1 2 Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) Die „empirische Standardabweichung s“ ist ein Maß für die Qualität der Messreihe, sie wird aus der Summe der Quadrate der Abweichungen der einzelnen Messwerte vom Bestwert ermittelt: ( xi – x ) ∑ ----------------------------2 s = Gl. 4 (n – 1) Die eigentliche Messunsicherheit, also die Grenzen des Vertrauensbereiches werden aus der „empirischen Standardabweichung“ berechnet: ( xi – x ) 2 s t ∑ u Z = t ⋅ ------- = ------- ⋅ -----------------------------(n – 1) n n Gl. 5 Der Vorfaktor „t“ verschiebt diese Grenzen (nach außen bzw. nach innen), er muss entsprechend der gewünschten Sicherheit „P“, mit der der wahre Wert innerhalb dieser Grenzen liegen soll, ermittelt werden. Der theoretische Zusammenhang zwischen der Sicherheit „P“, dem „Freiheitsgrad“ der Messungen „f“ und dem Vorfaktor „t“ wird durch die sog. „STUDENTsche t- Verteilung“ beschrieben. Der „Freiheitsgrad“ beschreibt die Anzahl der „überschüssigen“ Messungen, werden z.B. für eine Messgröße 2 Messungen vorgenommen, ist eine überschüssig, der Freiheitsgrad beträgt „f = 1“ Eine Auswahl der Werte ist in der Tabelle 2 zusammengestellt (S.11). 3.3. Der Gesamtfehler Wenn eine Messreihe mit nur einem Messgerät aufgenommen wurde, dann haben je nach dem systematischen Fehler des speziellen Exemplares des Messgerätes alle Messwerte der Reihe einen zusätzlichen Fehler. Wenn keine zusätzliche Korrektur erfolgt, muss dieser Fehler berücksichtigt werden. Zu dem Betrag des statistischen (zufälligen) Fehlers „uZ“ muss der Betrag des systematischen Fehlers „uS“ des Gerätes addiert werden: uG = ±[ uZ + uS ] Gl. 6 Beispiel: Der Durchmesser (d) eines Zylinders wird 5 mal mit einem Messschieber ausgemessen. Wie groß sind Mittelwert und Vertrauensbereich für eine Sicherheit von 90%? i d i /mm 2 (di-d) 1 2 3 4 5 Σ 17,3 17,1 17,3 17,4 17,2 86,30 0,0016 0,0256 0,0016 0,0196 0,0036 0,0520 Bestwert [Gl. 3]: d ≈ 17, 26mm empirische Standardabweichung [Gl. 4]: s d ≈ 0, 114 mm Grenze der STUDENTschen t-Verteilung aus Tabelle 2: t5(90%) = 2, 13 systematischer Fehler des Messschiebers (Tab.1): u ≈ 0, 109mm u S = ( 0, 05 + 0, 0017 )mm ≈ 0, 052mm Gesamtfehler [Gl. 6]: u G = ( 0, 109 + 0, 052 )mm ≈ 0, 20mm Das Ergebnis gerundet: d = (17,3 ± 0,2) mm Die Grenze des Vertrauensbereiches [Gl. 5]: 4. Fehlerfortpflanzung 4.1. Das Grundprinzip der Rechnung zur Fehlerfortpflanzung Häufig bilden die ermittelten Messwerte lediglich Primärdaten für weiterführende Berechnungen, d.h. der oder die Messwerte werden in Gleichungen (Funktionen) eingesetzt, um das eigentlich gewünschte Ergebnis zu erhal- 3 Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) ten. Im einfachsten Fall soll eine Messgröße „x“ in eine Funktion „y“ eingesetzt werden y = f(x) Gl. 7 u y = ± df ⋅ u x dx ge n te y y Ta n Die Unsicherheit des Messwertes in x-Richtung wird durch die Funktion y(x) in einer Unsicherheit in der y-Richtung abgebildet. Der Anstieg der Funktion entscheidet über die Größe der Unsicherheit in y-Richtung. Für die Berechnung des Fehlers „uy“ wird die Funktion durch ihre Tangente bei „x“ angenähert (Betrag des Anstieges): uy ux f(x) Gl. 8 Die Vorzeichenunbestimmtheit wird durch das Doppelvorzeichen „±“ vor dem Betrag berücksichtigt. x α = (32±1)° Beispiel: Der „Tangens“ eines gemessenen Winkels wird benötigt. Der Messwert: der Winkelfehler im Bogenmaß: Der Funktionswert für die Messgröße: Der Anstieg der gesuchten Funktion: x –2 π u α = ----------- ⋅ [ 1° ] ≈ 1, 7 ⋅ 10 180° y = tan α = tan ( 32° ) ≈ 0, 625 d ( tan α ) dα α 1 = -------------cos2 α ≈ 1, 39 α = 32° Unsicherheit des Funktionswertes: uα –2 u y = -------------≈ 1, 39 ⋅ 1, 7 ⋅ 10 ≈ 0, 024 2 cos α Das gerundete Ergebnis: tan(α) = 0,625± 0,025 oder tan(α) = 0,625.(1± 4%) 4.2. Fehlerfortpflanzung bei Funktionen von mehreren Messgrößen Oft muss das gewünschte Ergebnis aus mehreren Messwerten (x, y, z,...) berechnet werden. Das gesuchte Ergebnis „F“ ergibt sich somit als Funktion mehrerer Variabler (Messgrößen): F = f(x, y, z, …) Gl. 9 Hinweis auf Rechenerleichterung: Wenn die Funktion „F“ entweder nur • durch die Summe (Differenz) von Messwerten oder durch • das Produkt (Quotient) von beliebigen Potenzen der Messwerte gebildet wird, dann ergeben sich einige Besonderheiten, wodurch die Rechnung vereinfacht werden kann! (Siehe Abschnitt 4.3 S.5 und 4.4 S.6) Für die Berechnung der Gesamtunsicherheit wird zunächst nacheinander untersucht, welche Veränderung der Funktionswert erfährt, wenn nur eine der Messgrößen geringfügig verändert wird, während die anderen als konstant angesehen werden: ∆F x = ∂F ⋅ ∆x ; ∂x ∆F y = ∂F ⋅ ∆y ; ∂y ∆F z = ∂F ⋅ ∆z ;… ∂z Gl. 10 Wegen der Unbestimmtheit der Fehlervorzeichen müssen die einzelnen Beiträge unabhängig von den Vorzeichen der partiellen Ableitung addiert werden, um die Gesamtabweichung zu erhalten. Es bestehen zwei mathematisch sinnvolle Additionsvorschriften: • maximaler Gesamtfehler: es werden die Beträge der Einzelabweichungen summiert: u F, max = • ∂f ∂f ∂f ⋅ ux + ⋅ uy + ⋅u +… ∂x ∂y ∂z z Gl. 11 wahrscheinlicher Gesamtfehler: es werden die Quadrate der Einzelfehler summiert, und aus der Summe wird die Wurzel gezogen (geometrische Addition): 4 Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) u F, W = ∂f ⋅u ∂x x 2 + ∂f ⋅u ∂y y 2 + ∂f ⋅u ∂z z 2 +… Gl. 12 Die Berechnungsvorschrift für den „wahrscheinlichen Fehler“ liefert bei gleichen Ausgangsdaten in jedem Fall einen kleineren Zahlenwert als die Vorschrift für den „maximalen Fehler“. Der Unterschied für beide Berechnungsvorschriften ergibt sich aus der Art und Weise, nach der die Vorzeichenunbestimmtheit berücksichtigt wurde. Der „wahrscheinliche Fehler“ berücksichtigt eine teilweise gegenseitige Kompensation der Einzelfehler, der „maximale Fehler“ beschreibt die obere Schranke für den Gesamtfehler. Die Entscheidung, welche der beiden Vorschriften anzuwenden ist, hängt von der „Qualität“ der Einzelfehler ab: Der „maximale Fehler“ muss berechnet werden, wenn • die Einzelfehler überwiegend durch den systematischen Fehler des Messinstrumentes bestimmt sind oder • die Einzelfehler durch Schätzungen ermittelt wurden oder • das gewünschte Ergebnis eine hohe Sicherheit (Massenproduktion) gewährleisten soll. Der „wahrscheinliche Fehler“ kann dann berechnet werden, wenn • alle Einzelfehler im wesentlichen aus den Streuungen von Messreihen nach [Gl. 5] gewonnen wurden. Dabei ist zu gewährleisten, dass alle Einzelfehler für die gleiche statistische Sicherheit „P“ ermittelt wurden. Für den Gesamtfehler ergibt sich dann wieder die gleiche statistische Sicherheit „P“. Der Bestwert von „a“: a = a = Winkelfehler im Bogenmaß: 2 2 b + c – 2bc ⋅ cos α 2 b a=? Der Kosinussatz: c α Beispiel: In einem Gelände soll die Seitenlänge „a“ eines schiefwinkligen Dreiecks mit dem „Kosinussatz“ der Geometrie aus den Messwerten zweier Seitenlängen und des eingeschlossenen Winkels berechnet werden. Die Messung soll nur einen orientierenden Charakter haben. Die Messwerte: b = (233±5) m; c = (105±3) m; α = (29±2)° 2 233 + 105 – 2 ⋅ 233 ⋅ 105 ⋅ cos ( 29° ) m ≈ 150, 06 m –2 π u α = ----------- ⋅ [ 2° ] ≈ 3, 5 ⋅ 10 180° ∂a b – c ⋅ cos α b – c ⋅ cos α = ----------------------------------------------------- = ---------------------------∂b a 2 2 b + c – 2bc ⋅ cos α die partielle Ableitungen: ∂a c – b ⋅ cos α c – b ⋅ cos α = ----------------------------------------------------- = ---------------------------∂c a 2 2 b + c – 2bc ⋅ cos α ∂a bc ⋅ sin α bc ⋅ sin α = ----------------------------------------------------- = ---------------------∂α a 2 2 b + c – 2bc ⋅ cos α Die Teilfehler durch Abweichung bei „b“: 233 – ( 105 ⋅ cos 29° ) ⋅ 5m = 4, 70m u a, b = ∂a ⋅ u b = -------------------------------------------------∂b 150, 06 Abweichung bei „c“: – 233 ⋅ cos 29°- ⋅ 3m = 1, 97m u a, c = ∂w ⋅ u c = 105 --------------------------------------------∂c 150, 06 der maximale Fehler: –2 233 ⋅ 105 ⋅ sin 29° u a, α = ∂w ⋅ u α = -------------------------------------------m ⋅ 3, 5 ⋅ 10 = 2, 77m 150 , 06 ∂α u a = ( 4, 70 + 1, 97 + 2, 77 )m = 9, 44m Das gerundete Ergebnis: a = (150±10)m oder Abweichung bei „α“: a = 150m.(1± 7%) 4.3. Summen und Differenzen verschiedener Messwerte Häufig bilden Summen oder Differenzen von mehreren Messwerten das gewünschte Gesamtergebnis. Damit erhält die Funktion „F“ der Messwerte (x,y,z,...) nach [Gl. 9] die besondere Gestalt: 5 Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) F = a⋅x+b⋅y+c⋅z+… Gl. 13 Wobei die Größen (a,b,c) beliebige konstante Zahlenfaktoren darstellen. Die partiellen Ableitungen werden besonders einfach: ∂F = c ;… ∂z ∂F = b ; ∂y ∂F = a ; ∂x Gl. 14 Die Messunsicherheiten der einzelnen Größen werden mit den zugehörigen Vorfaktoren multipliziert und anschliessend aufsummiert. Der maximale Fehler: u F, max = a ⋅ u x + b ⋅ u y + c ⋅ uz + … Gl. 15 Der wahrscheinliche Fehler: u F, wahrsch = 2 2 2 [ a ⋅ ux ] + [ b ⋅ uy ] + [ c ⋅ uz ] + … Gl. 16 Beispiel: Die beiden Seiten eines Rechtecks „x“ und „y“ werden vermessen. Aus den Ergebnissen sollen der Umfang des Rechtecks „G“ und die Differenz der beiden Seitenlängen „D“ ermittelt werden. Die Messergebnisse: x= (520± 10)m; y= (430±15)m G = 2x + 2y Der Umfang: ; u G, max = 2u x + 2u y 2 [ 2u x ] + [ 2u y ] u G, wahrsch = D = x–y Die Differenz: u G, max = u x + u y ; u G, wahrsch = Ergebnisse mit 2 2 ux + uy 2 maximalem Fehler: wahrscheinlichem Fehler: Umfang: G= (1900± 50)m G= 1900m.(1± 2,6%) G= (1900± 36)m G=1900m.(1± 1,9%) Streckendifferenz: LD= (90± 25)m LD= (90± 18)m LD = 90m.(1± 28%)!!! LD= 90m.(1± 20%)!!! Der Vergleich der Ergebnisse macht deutlich, dass eine Differenz zweier Messgrößen den Fehler in katastrophaler Art anwachsen läßt, wenn die Messgrößen annähernd gleich groß sind. Bei Differenzen ist für die Ermittlung der einzelnen Messwerte erhöhte Genauigkeit gefordert, da die relative Größe des Fehlers bezogen auf das Ergebnis sehr groß werden kann. Eine sorgfältige Prüfung am Ergebnis ist unumgänglich! 4.4. Fehlerfortpflanzung bei Produkten aus Potenzfunktionen In vielen Fällen werden die gesuchten Endergebnisse aus Produkten, Quotienten, Potenzen oder Wurzeln der Messgrößen abgeleitet, wie z.B. Flächen- oder Volumenberechnungen aus gemessenen Kantenlängen. Die Funktion „F“ nach [Gl. 9] hat in diesen Fällen die allgemeine Gestalt: p q r F = f(x, y, z, …) = x ⋅ y ⋅ z ⋅ … Die partiellen Ableitungen haben hier eine besondere Form, sie können als Division durch die jeweilige Variable dargestellt werden, wobei der Exponent als Faktor erscheint: 6 Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) q r ∂f f = p ⋅ x ( p – 1 ) ⋅ y ⋅ z … = p ⋅ -∂x x p r ∂f f = q ⋅ y ( q – 1 ) ⋅ x ⋅ z … = q ⋅ -∂y y ; ; usw.… Diese spezielle Form der Zusammenhänge ermöglicht eine Vereinfachung der Rechnung, indem wir zur Darstellung mit relativen Fehlern übergehen: u F, x = ∂f ∂x f ⋅ u x = p ⋅ ----- ⋅ u x x x, y , z u F, x u u∗ F, x = --------- = p ⋅ -----x = p ⋅ u x∗ x f liefert: Daraus formulieren wir die Berechnungsvorschrift für die relativen Teilfehler: u∗ F , x = p ⋅ u x ∗ ; u∗ F, y = q ⋅ u y∗ u ∗ F , z = r ⋅ u z∗ ; ; usw.... Gl. 17 Die relativen Teilfehler werden einzeln berechnet und entsprechend der Verwendung aufsummiert zum „maximalen relativen Fehler“: u∗ F, max = u∗ F, x + u∗ F, y + u∗ F, z + … Gl. 18 oder zum „wahrscheinlichen relativen Fehler“: u∗ F , W = 2 2 2 ( u∗ F, x ) + ( u∗ F, y ) + ( u∗ F, z ) + … Gl. 19 Die relativen Fehler müssen lediglich mit der Potenz, in der die Messgröße in die Rechnung eingeht, multipliziert und anschliessend summiert werden, um den relativen Gesamtfehler zu erhalten. Beispiel: Der Torsionsmodul eines Stahldrahtes soll bestimmt werden, indem er mit einer zylindrischen Metallscheibe zu einem Torsionspendel verbunden wird. Aus der Schwingungsdauer wird der Torsionsmodul errechnet: m ⋅ l ⋅ D2 G = π ⋅ --------------------T2 ⋅ r4 Alle Einzelgrößen wurden durch Messreihen bestimmt, das Gesamtergebnis ist für eine Dokumentation bestimmt. Messergebnisse: Masse der Scheibe m Durchmesser der Scheibe (890 ± 10)g D Länge des Drahtes (120 ± 1)mm l Radius des Drahtes 1,90m ± 1cm r Schwingungsdauer 0,300mm ± 5µm T 0,89kg .(1± 0,12m . 1,9m . 3 10-4 m 10,7s ± 200ms 10,7s 1,1%) (1± 0,8%) .(1± 0,5%) .(1± 1,7%) . (1± 1,9%) 9 N G ≈ 82, 49 ⋅ 10 -----2 m Der Bestwert des gesuchten Torsionsmoduls: Die einzelnen relativen Teilfehler [Gl. 17]: u ∗ G, m = u m∗ = 1 , 1 % u∗ G, D = 2 ⋅ u D∗ = 1, 6% u∗ G, l = u l∗ = 0, 5% u∗ G, T = 2 ⋅ u T∗ = 3, 8% u∗ G, r = 4 ⋅ u r∗ = 6, 8% Entsprechend der Aufgabenstellung wird der „wahrscheinliche relative Gesamtfehler“ [Gl. 19] berechnet: u GW ∗ = Das gerundete Ergebnis: 2 2 2 2 2 1, 1 + 0, 5 + 1, 6 + 3, 8 + 6, 8 % = 8, 04 % G= 82GPa.(1± 8%) oder G= (82 ± 7)GPa Man beachte, dass die Größe „r“, die mit der größten absoluten Genauigkeit (±5µm) vermessen wurde, trotzdem den größten Anteil zum Fehler beiträgt, weil sie in der 4. Potenz in die Auswertung eingeht! 7 Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) 5. Lineare Regression Bei einer Reihe von messtechnischen Problemstellungen werden jeweils Wertepaare „xi, yi“ aufgenommen, um den funktionellen Zusammenhang zu erfassen (z.B. Messung der Temperaturabhängigkeit von elektrischen Widerständen). Dazu wird eine Größe „xi“ gezielt verändert und die zugehörige zweite Größe „yi“ gemessen. Im Ergebnis erhält man eine Wertetabelle. In vielen Fällen wird ein linearer Zusammenhang zwischen den Größen „x“ und „y“ aus theoretischen Vorüberlegungen erwartet. In diesen Fällen würde es im Prinzip genügen, nur zwei Messpunkte aufzunehmen, um die Lage der Geraden zu bestimmen. Oft nimmt man aber wesentlich mehr Messpunkte auf, um einerseits • die theoretische Vorhersage messtechnisch zu bestätigen, und andererseits • die Sicherheit der Aussage durch den Überschuss an Messpunkten zu erhöhen. Die einfachste Auswertung besteht nun darin, die Messpunkte grafisch aufzutragen und mit „Augenmaß“ und Lineal eine mittlere Gerade durch die Messpunkte zu ziehen. Dieser Weg wird bei einfachen Laboruntersuchungen für einen schnellen Überblick gern verwendet, obwohl er eine subjektive Beeinflussung einschließt. Für eine mathematisch exakte Auswertung definieren wir eine „Ausgleichsgerade“ für den Zusammenhang zwischen x und y: y(x) = f(x) = a + bx Gl. 20 Die beiden Konstanten „a“ und „b“ sind natür- y lich zunächst unbekannt. Die Theorie der zufälligen Fehler liefert ein mathematisches Kriterium für die bestmögliche Lage der „Ausgleichsgeraden“, also für die yi Berechnung der Konstanten „a“ und „b“: Die Gerade ist dann optimal gewählt, wenn die Summe über die Quadrate der Abweichungen aller Messpunkte von dieser Geraden ein Minimum wird! ∑ [ yi – f(xi) ] 2 = Minimum [yi − f(xi)] i n 3 f(x) = a + bx ... 2 1 Gl. 21 xi x Diese Bedingung liefert mit den aufgenommenen Wertepaaren „xi, yi“ ein Gleichungssystem für die bestmögliche Näherung für die Konstanten „a“ und „b“: [ n ] ⋅ a + [ ∑ xi] ⋅ b = [ ∑ xi ] ⋅ a + [ ∑ xi ] ⋅ b = 2 ∑ yi ∑ xi ⋅ yi Gl. 22 Die Auflösung des Gleichungssystems [Gl. 22] liefert für die bestmögliche Näherung der Koeffizienten „a“ und „b“ der Ausgleichsgeraden folgende Berechnungsvorschriften: D = n ⋅ ∑ xi – [ ∑ xi ] 2 2 Gl. 23 1 a = ---- ⋅ [ ∑ x i2 ⋅ ∑ y i – ∑ x i ⋅ ∑ ( x i y i ) ] D 1- ⋅ [ n ( x y ) – x ⋅ y ] b = --∑ ii ∑i ∑ i D Gl. 24 Gl. 25 Die Messwerte weichen im allgemeinen mehr oder weniger von dieser „idealen“ Geraden ab, die Summe der Quadrate der Abweichungen aller Messwerte „yi“ von der Geraden liefert die empirische Standardabweichung für die vorliegende Messreihe: [ y i – f(x i) ] ∑ --------------------------------2 sy = Gl. 26 n–2 Mit dieser empirischen Standardabweichung können die Vertrauensbereiche“ua; ub“ für die ermittelten Koeffizienten abgeschätzt werden: 8 Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) x ua = t ⋅ ∑ ----------- ⋅ s y D 2 n u b = t ⋅ ---- ⋅ s y D und Gl. 27 Beispiel: Der Temperaturkoeffizient mit Fehlergrenzen für eine Sicherheit „P=95%“ eines Widerstandsmaterials soll ermittelt werden. Zu diesem Zweck wird das Material in einem Thermostaten mit regelbarer Temperatureinstellung auf verschiedene Temperaturen erwärmt und der jeweilige Widerstand wird gemessen. Das Ergebnis ist eine Wertetabelle: Temp./°C 20 33 50 65 85 100 120 Widerst./Ω 121,2 123,5 135,5 140,9 146,2 162,7 175,1 Aus theoretischen Überlegungen wird erwartet, dass der Widerstand eine lineare Funktion der Temperatur ist. R ( ϑ ) = R0 ⋅ ( 1 + γ ⋅ ϑ ) = R0 + ( γ ⋅ R0 ) ⋅ ϑ Die grafische Darstellung liefert eine Gerade mit dem Anstieg „γ“. Bei der Temperatur von 0°C hat der Widerstand den Wert R0. Beide Größen sollen aus der Messreihe abgeleitet werden. Für die numerische Rechnung benutzen wir die Ausgleichsgerade nach [Gl. 20]; die unabhängige Variable „x“ entspricht der Temperatur „ϑ“, die abhängige Variable „y“ entspricht dem Widerstand „R(ϑ)“. Die Koeffizienten „a“ und „b“ haben die physikalische Bedeutungen: a = R0 und b = γ ⋅ R0 Entsprechend den geforderten Summen stellen wir die Messwerte in einer Tabelle zusammen und führen die Summation aus. (n = 7) i x /K y /Ω x2 /K² xy /ΩK 1 20 121,2 400 2424,0 2 33 123,5 1089 4075,5 3 50 135,5 2500 6775,0 4 65 140,9 4225 9158,5 5 85 146,2 7225 12427 6 100 162,7 10000 16270 7 120 175,1 14400 21012 Σ 473 1005,1 39839 72142 Die Auswertung Die Determinante [Gl. 23]: D = 55144K Der Koeffizient a [Gl. 24] a = 107, 3 Ω Der Koeffizient b [Gl. 25] Ω b = 0, 536 ---K Die Fehlerquadratsumme ∑ [ yi – f(xi) ] 2 2 empirische Standardabweichung [Gl. 26] s y = 3, 886 Ω t-Faktor (f=5; P=95%) t = 2, 57 u a = 8, 49Ω Der mittlere Fehler für „a“[Gl. 27] = 75, 497 Ω 2 Der mittlere Fehler für „b“[Gl. 27] Ω u b = 0, 113 ---K Temperaturkoeffizienten „γ“ –3 1 b γ = --- = 5 ⋅ 10 ---a K Der mittlere Fehler für „γ“ [Gl. 18] uγ u u ----- = ----a- + ----b- = 7, 9% + 21, 1% = 29% γ a b Zusammenfassung der Ergebnisse und Rundung: Temperaturkoeffizient: γ = 5,0.10-3(1/K) (1±29%) oder γ = (5,0±1,4).10-3(1/K) Widerstand bei 0°C: R0=107 Ω(1±9%) R0 = a = (107±9)Ω 9 oder Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) 6. Linearisierung durch Koordinatentransformation (lineare Anamorphose) Häufig werden auch Messreihen, bei denen kein linearer Zusammenhang zwischen den Wertepaaren „xi, yi“ erwartet wird, durch eine geeignete Koordinatentransformation derart verändert, dass ein linearer Zusammenhang zwischen den umgerechneten neuen Werten zu erwarten ist, so dass eine lineare Regression möglich wird. Beispiel: Bei nebenstehendem Pendel wird durch Verschieben der Arretierung die Pendellänge um definierte Beträge von „x“ geändert. Die Pendellänge beträgt : L=L0 + x x / cm 0 10 20 30 40 T/s 1,852 1,950 2,061 2,148 2,246 x L=L0+x Aus den Messergebnissen sollen die Größe der Erdbeschleunigung „g“ und die Anfangslänge „L0“ bestimmt werden (Unsicherheit für P=95%). Der Zusammenhang lautet: l T = 2π ⋅ --g ⇒ 2 2 4π T = --------- ⋅ l g 2 2 2 4π 4π T = --------- ⋅ L 0 + --------- ⋅ x g g ⇒ Die Substitution „y = T²“ liefert eine lineare Beziehung zwischen „y“ und „x“. y = T 2 2 ; y = a + bx 2 4π a = --------- ⋅ L 0 g mit ; 4π b = --------g Die Umrechnung wird für alle Messwerte „Ti“ vorgenommen: Größe/Nr. x/cm x2/ cm2 y = T²/s² x⋅y (cm⋅s)² 1 0 0 3,429904 0,00 2 10 100 3,802500 38,02500 3 20 400 4,247721 84,95442 4 30 900 4,613904 138,41712 5 40 1600 5,044516 201,78064 Σ 100 3000 21,138545 463,17718 Auswertung: 2 Die Determinante D = 5000cm Der Koeffizient „a“: a = 3, 4195834s Der Koeffizient „b“: s b = 0, 04040628 ------cm empirische Standardabweichung: s y = 0, 02120363s t-Faktor (f = 3; P=95%) t = 3, 18 Fehler von „a“: u a = 0, 0522 s Fehler von „b“: s u b = 0, 00213 ------cm Erdbeschleunigung „g“ 4π m g = --------- = 9, 77036679 ---2 b s Fehler von „g“: ug u ----- = ----b- ≈ 5, 3% g b 2 2 2 ua ----- ≈ 1, 5% a 2 2 u ----b- ≈ 5, 3 % b 2 Länge „L0“ Fehler der Länge: ; m u g ≈ 0, 52 ---2 s g a L 0 = --------- ⋅ a = --- = 84, 6299981cm 2 b 4π uL u u ----- = ----a- + ----b- ≈ 6, 8% ; ∆L ≈ 5, 8cm L a b Zusammenfassung der Ergebnisse und Rundung: Erdbeschleunigung m g = ( 9, 8 ± 0, 5 ) ---2 s Anfangslänge 10 L 0 = ( 85 ± 6 )cm Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) 7. Literatur: Deutsche Normen DIN 13 19 Grundbegriffe der Messtechnik DIN 13303 Stochastik DIN 55350 Begriffe der Qualitätssicherung ... Kohlrausch; B.G. Teubner Stuttgart 1996 ISBN 3-519-23000-3 (24. Auflage) Praktische Physik (Band 3) H. Kuchling; Fachbuchverlag Leipzig- Köln 1994 ISBN 3-343-00858-3 (14. Auflage) Taschenbuch der Physik Bronstein, Semendjajew, Musiol, Mühlig; Verlag Harry Deutsch, Thun, Frankfurt a. M. 1993 ISBN 3-8171-2001-X Taschenbuch der Mathematik B.W. Gnedenko Akademie Verlag GmbH Berlin 1991 ISBN 3-05-501270-4 Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie R. Storm VEB Fachbuchverlag Leipzig 1969 3. Auflage Wahrscheinlichkeitsrechnung, mathematische Statistik und statistische Qualitätskontrolle R. Ludwig Methoden der Fehler- und Ausgleichsrechnung VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin Lizenzausgabe Friedrich Vieweg + Sohn GmbH, Braunschweig 1969 ES 19 B 4,5 L. Sachs Springerverlag Berlin Heidelberg New York 1978 ISBN 3-540-08813-X 5. Auflage Angewandte Statistik 11 Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) Anlage: Kurzübersicht und Tabellen Bestimmung des Vertrauensbereiches für primäre Messdaten Schätzen von Fehlern (Abgleichverhalten der Messanordnung beachten!) analoge Messgeräte: digitale Messgeräte: ±0,5 x Skalenteil (eventuell auch ±1 x Skt) ± 1 x letzte Stelle, die sich während der Messung nicht ändert Berechnung aus Messreihen n Bestwert 1 x = --- ∑ x i n i=1 ( xi – x ) ∑ ----------------------------2 empirische Standardabweichung: s = Grenzen des Vertrauensbereiches ( xi – x ) 2 s t ----------------------------u Z = t ⋅ ------- = ------- ⋅ ∑ (n – 1) n n (n – 1) („t“ :Tabelle 2 ) Gesamtfehler uG = ±[ uZ + uS ] („us“ :Tabelle 1 ) Fehlerfortpflanzung bei Funktionen von mehreren Messgrößen (allgemein) mathematischer Zusammenhang : F = f(x, y, z, …) maximaler Gesamtfehler: u F, max = ∂f ∂f ∂f ⋅u + ⋅u + ⋅u +… ∂x x ∂y y ∂z z wahrscheinlicher Gesamtfehler: u F, w = ∂f ⋅ u ∂x x (x,y,z: Messwerte) 2 + ∂f ⋅ u y ∂y 2 + ∂f ⋅ u z ∂z 2 +… Fehlerfortpflanzung - speziell Summen mathematischer Zusammenhang: F = a⋅x+b⋅y+c⋅z+… Der maximale Fehler: u F, max = a ⋅ ux + b ⋅ u y + c ⋅ uz + … Der wahrscheinliche Fehler: u F, w = (x,y,z: Messwerte) (a,b,c konstante Zahlenfaktoren) 12 2 2 2 [ a ⋅ ux ] + [ b ⋅ u y ] + [ c ⋅ u z ] + … Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) Fehlerfortpflanzung - speziell Produkte aus Potenzfunktionen p q r mathematischer Zusammenhang: F = f(x, y, z, …) = x ⋅ y ⋅ z ⋅ … maximaler relativer Fehler: u wahrscheinlicher relativer Fehler: u * * = p ⋅ ux∗ + q ⋅ u y∗ + r ⋅ u z∗ + … F, max F, w = [ p ⋅ u x ∗ ] + [ q ⋅ u y ∗ ] + [ r ⋅ u z∗ ] + … 2 2 2 Lineare Regression y(x) = a + bx mathematischer Zusammenhang D = n ⋅ ∑ xi – [ ∑ xi ] 2 Konstanten: 2 y f(x) = a + bx 1 a = ---- ⋅ [ ∑ x i2 ⋅ ∑ y i – ∑ x i ⋅ ∑ ( x i y i ) ] D 1 b = ---- ⋅ [ n ∑ ( xi y i ) – ∑ x i ⋅ ∑ y i ] D xi x [ y i – f(x i) ] ∑ --------------------------------2 empirische Standardabweichung: sy = n–2 x ∑ ----------- ⋅ s y 2 ua = t ⋅ Fehler der Konstanten: und D n u b = t ⋅ ---- ⋅ s y D Runden und Vertrauensbereich für die gesuchte Größe Der „Vertrauensbereich“ definiert einen Wertebereich, in dem der wahre Wert der gemessen Größe mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit liegen wird. Vertrauensbereich Angabe des Ergebnisses mit Vertrauensbereich x = x ± ux 0 x-ux x x+ux Endergebnis Das Runden am Ergebnis: Es ist nur sinnvoll, das Ergebnis bis zu der Kommastelle anzugeben, in der die Grenze des Vertrauensbereiches wirksam werden. Unter Umständen kann die Angabe des Messwertes in der Genauigkeit bis zu 1/3 der Intervallgrenze noch sinnvoll sein. Die Angabe der Grenzen des Vertrauensbereiches erfolgt im Allgemeinen nur mit einer Ziffer (und der Zehnerpotenz) maximal sind zwei Stellen zulässig. Der relative Fehler: Die Angabe des Vertrauensbereiches kann auch als relative Angabe erfolgen, die Angabe in % ist üblich. u u x∗ = -----x x Beispiel: aus dem Rechenergebnis: L= 1234,5m±98,15m 13 d.h. wird oder x = x ⋅ ( 1 ± u x∗ ) L= (1200 ±100)m L= 1200m⋅(1± 8%) Dr. Junge/Skripte/ Physik/ Arbeitsblätter - Fehlerrechnung (Version 1/03) Tabellen Tabelle 1: Systematische Messunsicherheiten verschiedener Messmittel Messgröße Länge Messmittel systematische Messunsicherheit Messschieber Masse us= 0,05mm + 10 . L:= gemessene Länge Stahlmaßstab us= 0,05mm + 5 10 us= 0,001mm mit Objektmaßstab us= 0,01mm mit Messokular us= 1mg für m < 50g us= 2mg für 50g < m < 200g us= 3mg für m > 200g Feinwaage us= 0,1g Tafelwaage us= 1g L in mm us= 0,4s + 5.10−4.t mechanische Stoppuhr Temperatur L −4. Bemerkungen Mikroskop Präzisionswaage Zeit −4. t:= gemessene Zeit in s digitale Stoppuhr us= 0,01s + 5.10−5.t Thermometer us= 1K im Bereich -5°C... 105°C Skalenteilung 0,5K; 1K us vernachlässigbar Skalenteilung 0,1K V:= gemess. Volumen 1,5.10−2.V Volumen Messzylinder us= Allgemein Digitale Geräte us= ± 1 digit elektr. Strom und Spannung elektrische Messgeräte (analoge Anzeige) G u s = -------------- ⋅ S E 100% SE:= Skalenendwert G:= Genauigkeitsklasse Tabelle 2: STUDENTsche t-Verteilung Freiheitsgrad: für Mittelwert von Reihen:f = n - 1 für lineare Regression: f=n-2 Freitsgrad 80% 90% 95% 99% Freiheitsgrad 80% 90% 95% 99% f t t t t f t t t t 1 3,08 6,31 12,71 63,66 13 1,35 1,77 2,16 3,01 2 1,89 2,92 4,30 9,93 14 1,35 1,76 2,15 2,98 3 1,64 2,35 3,18 5,84 15 1,34 1,75 2,13 2,95 4 1,53 2,13 2,78 4,60 16 1,34 1,75 2,12 2,92 5 1,48 2,02 2,57 4,03 17 1,33 1,74 2,11 2,90 6 1,44 1,94 2,45 3,71 18 1,33 1,73 2,10 2,88 7 1,42 1,90 2,37 3,50 19 1,33 1,73 2,09 2,86 8 1,40 1,86 2,31 3,36 20 1,33 1,73 2,09 2,85 9 1,38 1,83 2,26 3,25 50 1,30 1,68 2,01 2,68 10 1,37 1,81 2,23 3,17 80 1,29 1,66 1,99 2,64 11 1,36 1,80 2,20 3,11 100 1,29 1,66 1,98 2,63 12 1,36 1,78 2,18 3,06 200 1,29 1,65 1,97 2,60 14