5 Zusammenfassung Die Dichten Granula sind neben den Mikronemen und den Rhoptrien charakteristische membranumschlossene Organelltypen der Sporozoen. Sie sind in der apikalen Region von Sporozoiten und Merozoiten lokalisiert. Obwohl über die Funktion dieser Organellen und die Rolle ihrer Inhaltsstoffe bisher nur wenig bekannt ist, wird angenommen, daß sie bei der Wirtszell-Parasit-Interaktion und der nachfolgenden intrazellulären Entwicklung des Parasiten eine entscheidende Bedeutung haben. In den Dichten Granula von S. muris Zystenmerozoiten (Bradyzoiten) sind drei Hauptproteinbanden von 32, 26 und 21 kDa identifiziert worden. Während das 32 kDa-Protein keinerlei enzymatische Aktivität besitzt, konnte das 26 kDa-Protein als Thiolproteinase identifiziert werden. Für das 32 kDa-Protein wurde immunoelektronenmikroskopisch nachgewiesen, daß es nach ca. 4 h eine durchgehende Schicht um den intrazellulären Parasiten bildet. Diese Schicht verschwindet nach ca. 12 – 16 h wieder, und es wird vermutet, daß dies durch den proteolytischen Abbau des 32 kDa-Proteins durch die 26 kDa-Thiolproteinase verursacht wird. Das Ziel dieser Arbeit war, durch die weiterführende molekularbiologische und proteinchemische Charakterisierung der 26 kDa-Thiolproteinase aus den Dichten Granula von S. muris Zystenmerozoiten, die Grundlage für die Entwicklung thiolproteinase-spezifischer Inhibitoren zu schaffen, mit Hilfe derer die Interaktion von 32 kDa-Protein und 26 kDaThiolproteinase untersucht werden können. Ausgangspunkt der Untersuchungen war ein aus dem Genom von S. muris amplifiziertes DNA-Fragment, welches für eine Thiolproteinase kodiert. In weiterführenden Experimenten wurden vollständige cDNA-Klone aus einer λ-ZAP-cDNABank von S. muris Zystenmerozoiten isoliert. Hierzu wurde die cDNA-Bank mit einer DNASonde durchmustert, die homolog zu dem bereits identifizierten Teilfragment einer Thiolproteinase war. Aus 5*104 ausplattierten Phagen konnten zehn positiv reagierende Klone isoliert werden, von denen einer (PH08) den vollständigen offenen Leserahmen für eine Thiolproteinase enthielt. Das DNA-Insert des cDNA-Klon PH08 setzte sich aus einem 5´Nichtkodierungsbereich von 152 bp, einem offenen Leserahmen (orf SmTP1) von 1185 bp 86 Zusammenfassung und einem 3´-Nichtkodierungsbereich von 357 bp zusammen. Der postulierte Leserahmen kodierte für ein Polypeptid mit 395 Aminosäuren und einem theoretischen Molekulargewicht von 44,48 kDa. Die Aminosäuresequenzanalyse ergab, daß eine aus 46 Aminosäuren bestehende N-terminale Signalsequenz von einem Pro-Peptid mit einer Länge von 129 Aminosäuren gefolgt wird. Der enzymatisch aktive Teil des Polypeptids besitzt eine Länge von 219 Aminosäuren mit einer molaren Masse von 23,5 kDa. Der Molekulargewichtsunterschied zum nativen Protein (ca. 26 kDa) wird durch Glykosylierung der einzigen, im reifen Enzym vorhandenen N-Glykosylierungsstelle ausgeglichen. Der Hydrophobietest des hypothetischen Translationsproduktes verdeutlichte einen überwiegend hydrophilen Charakter des Proteins. Es konnten keine Bereiche identifiziert werden, die auf eine Insertion des Proteins in eine Membran hindeuten. Die Suche in Proteindatenbanken ergab eine sehr starke Homologie zu Cathepsin L-ähnlichen Proteinasen vieles Organismen. Durch den Einsatz von Computerprogrammen konnte ein vorläufiges theoretischen dreidimensionales Proteinmodell der 26 kDa-Thiolproteianse erstellt werden. Durch die Durchführung von Southern-Blot-Hybridisierungsexperimenten konnte gezeigt werden, daß das Gen, welches für die Thiolproteinase SmTP1 kodiert (smtp1), höchstwahrscheinlich in nur einer Kopie im haploiden Genom von S. muris vorliegt. Genomische DNA von S. muris wurde hierzu mit verschiedenen Restriktionsendonukleasen verdaut, gelelektrophoretisch aufgetrennt und anschließend auf eine Nylonmembran transferiert. Im Anschluß an eine Hybridisierung mit einer DNA-Sonde, die homolog zum offenen Leserahmen des cDNA-Klons PH08 war, konnten entweder nur einzelne Banden – hier besaßen die Restriktionsenzyme keine Schnittstelle innerhalb des als Sonde eingesetzten cDNA-Klons – oder Doppelbanden – das hier eingesetzte Restriktionsenzym besaß genau eine Schnittstelle im als Sonde eingesetzten cDNA-Fragment – nachgewiesen werden. Thiolproteinase-kodierende Gene, die homolog zum Gen smtp1 aus S. muris waren, konnten durch PCR-Amplifikationen und Southern-Blot-Hybridisierungen in den Genomen von Toxoplasma gondii und Babesia divergens nachgewiesen werden. In beiden Fällen waren die aus den amplifizierten DNA-Fragmenten abgeleiteten Translationsprodukte Cathepsin Lähnliche Thiolproteinasen. Weiterhin konnten auch die für diese Proteinasen kodierenden Gene in beiden Genomen in jeweils nur einer Kopie nachgewiesen werden. 87 Zusammenfassung Um die intrazelluläre Lokalisation der 26 kDa-Thiolproteinase in den Zystenmerozoiten genau zu bestimmen, wurde ein polyklonales Antiserum hergestellt, welches gegen ein stark hydrophiles Teilpeptid der Thiolproteinase gerichtet war. Dieses polyklonale Antiserum wurde anschließend bei immunoelektronenmikroskopischen Aufnahmen eingesetzt. Hier konnte beobachtet werden, daß neben den Dichten Granula auch Strukturen innerhalb des Zystenmerozoiten markiert wurden, die bei ähnlichen Untersuchungen anderer apikomplexer Parasiten als Golgi-ähnliche Strukturen beschrieben wurden. Die Voraussetzung für eine eingehende kristallographische Untersuchung der 26 kDaThiolproteinase ist die Aufreinigung der rekombinanten Thiolproteinase. Hierzu wurde der offene Leserahmen orf SmTP1 in einen Expressionsvektor des Pichia pastorisÜberexpressionssystems inseriert. Im Immunoblot von Gesamtzellextrakten und Expressionsüberständen transformierter P. pastoris X-33-Zellen wurden durch das gegen die Thiolproteinase gerichtete Antiserum Fusionsproteine mit einem Molekulargewicht von ca. 27,5 kDa nachgewiesen. Unter Berücksichtigung der Größe des Fusionsanteils (ca. 1,5 kDa) ergibt sich für das exprimierte Fremdprotein eine Größe von ca. 26 kDa, welches dem der nativen Thiolproteinase aus den Dichten Granula entspricht. 88