BKW setzt Lehren aus Fukushima um

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Es gilt das gesprochene Wort
BKW setzt Lehren aus Fukushima um
Referat von Hermann Ineichen, Leiter Energie Schweiz,
anlässlich der Medienkonferenz vom 29. Juni 2011
Sehr geehrte Damen und Herren,
im März haben wir Ihnen im Rahmen unserer Jahresmedienkonferenz Themen
rund um das SUSAN-Notstandsgebäude im Kernkraftwerk Mühleberg aufgezeigt. Wir haben Ihnen vor Ort unser Notstandssystem zeigen können. Unsere
damaligen Analysen haben wir seitdem vertieft. Zudem haben wir die ersten
Sofortmassnahmen umgesetzt. Das sind zum Beispiel das externe Lager für
Notfallequipment in Reitnau zusammen mit den anderen Kernkraftwerken der
Schweiz oder die Planung der externen Zuführungen zum Brennelementbecken im Kernkraftwerk Mühleberg, welche bis Ende Jahr umgesetzt werden.
Die Bearbeitung der ENSI- Verfügungen erfolgt in drei Etappen. Bis morgen,
dem 30.06.2011 ist der Nachweis für das 10`000-jährliche Hochwasser zu
erbringen.
Bis zum 31.08.2011 sind Nachrüstkonzepte auszuarbeiten, welche aus den
Erkenntnissen aus Fukushima notwendig sind. Für das KKM gehören dazu
Möglichkeiten einer diversitären Kühlwasserversorgung zur Aare und Verbesserungen im Bereich des Brennelementbeckens.
Bis zum 31.03.2012 sind die Nachweise für die Erdbebenfestigkeit sowie für
die Kombination von 10`000-jährige Erdbeben und Hochwasser zu erbringen.
Neben diesen drei ENSI-Verfügungen ist noch der EU-Stresstest zu nennen,
welcher als vierte Verfügung vorliegt.
Nun steht bis morgen der Nachweis für das 10`000-jährige Hochwasser an.
In Fukushima war vor allem das Hochwasser ein grosses Thema für die Sicherheit der Kernkraftwerke. Aus diesem Grund liegt auch unser Schwergewicht sowie das der ENSI-Verfügungen auf dem Thema Hochwasser.
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Dabei geht es um den Nachweis für das 10`000-jährigen Hochwassers unter
den neu bestimmten Hochwassergefährdungen gemäss den Rahmenbewilligungsgesuchen zu den Ersatzkernkraftwerken.
Grundsätzlich ist nachzuweisen, dass die Anlage bei einem 10`000-jährigen
Hochwasser und dem Ausfall der externen Stromversorgung in einen sicheren
Zustand überführt werden kann. Dieser Zustand muss ohne externe Notfallschutzmittel während mindestens drei Tagen stabil gehalten werden können.
Ich möchte Ihnen die Systeme im Kernkraftwerk Mühleberg näher erläutern.
Wir betrachten in diesem Fall nur den Zustand, dass die Anlage bereits heruntergefahren ist. In diesem Zustand ist wichtig, dass die Nachzerfallswärme
abgeführt werden kann.
Das Kernkraftwerk Mühleberg verfügt zu diesem Zweck über mehrere Kühlsysteme. Das sogenannte Hilfskühlwassersystem und das redundante nachgerüstete Notkühlsystem SUSAN. Redundant bedeutet dabei, dass die Kühlfunktion von
zwei oder mehreren unabhängigen Systemen sichergestellt wird. Wenn diese
Systeme zusätzlich auf verschiedene Wasserquellen zugreifen, spricht man von
diversitären Systemen. Da unsere Systeme als Wasserquelle alle auf die Aare
zurückgreifen, haben wir mit SUSAN zwar ein redundantes, aber kein diversitäres Notkühlsystem.
Im Rahmen unserer Untersuchungen haben wir verschiedene Berechnungen
hinsichtlich der Kühlwasserentnahme des Notstandssystems aus der Aare anfertigen lassen. Diese konnten keine eindeutigen Ergebnisse liefern. Aus diesem Grund hat die BKW darauf ein Schweizer Forschungsinstitut mit Modellversuchen beauftragt um die Resultate zu prüfen. Diese hydraulischen Modellversuche haben ergeben, dass eine Einschränkung der Wasserentnahme des
SUSAN-Systems aus der Aare bei einem 10`000-jährigen Hochwasser nicht
ausgeschlossen werden kann. Das heisst es ist unsicher ob im Fall eines extremen Hochwassers ausreichend Kühlwasser aus der Aare entnommen werden kann.
Diese neue Erkenntnis einer unzureichenden Kühlwasserentnahme kann aus
Sicht des Forschungsinstitutes mit einfachen Massnahmen behoben werden.
Die BKW hat deshalb umgehend diesbezügliche Massnahmen eingeleitet.
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Was heisst das genau für unser Notstandssystem? Das SUSAN ist für verschiedene Störfallszenarien wie starke Erdbeben, Flugzeugabsturz, Einwirkung Dritter
und extreme Hochwasserereignisse ausgelegt. Für die ersten drei Fälle (starke
Erdbeben, Flugzeugabsturz und Einwirkung Dritter) erfüllt SUSAN nach wie vor
alle Sicherheitsaspekte.
Für das Hochwasser-Szenario haben wir jetzt jedoch, dank den Überprüfungen
neue Resultate erhalten. Diese zeigen auf, dass bei Hochwasserpegel an sich
keine Gefährdung des Systems darstellt. Allerdings wird auch deutlich, dass
das Geschiebe welches mit dem Hochwasser transportiert wird eine mögliche
Beeinträchtigung der Kühlwasserzufuhr aus der Aare zur Folge haben kann.
Unsere bisherigen Betrachtungen und die Konzipierung von SUSAN haben sich
vor allem auf Niedrigwasser, das heisst überdurchschnittlich tiefe Aare-Pegel,
sowie auf hohe Pegelstände konzentriert.
Mit der Gefahr einer möglichen Beeinträchtigung haben wir dieses redundante
System im Notfall nicht mehr zur Verfügung. Ein in jedem Fall sicheres Notstandssystem SUSAN ist für die BKW jedoch gemäss ihrem Sicherheitsverständnis für den Betrieb des Kernkraftwerkes Mühleberg zwingend.
Zwar kann man eine ausreichende Sicherheit auch mit dem Hilfskühlwassersystem und mit betrieblichen Massnahmen gewährleisten. Wir wollen jedoch
unseren bisherigen Sicherheitsanspruch beibehalten.
Aus diesem Grund haben wir zur Behebung der möglichen Verstopfung der
Kühlwasserentnahme aus der Aare verschiedene Varianten evaluiert. Diese
wollen wir nun weiter prüfen und schliesslich die geeignetste Variante umsetzen.
Die für den Nachweis ausreichenden betrieblichen Massnahmen bestehen
zum Einen aus Hochwasserschutzmassnahmen im Pumpenhaus der konventionellen Kühlwassersysteme, um einen Wassereintritt zu verhindern und zum
Anderen aus dem Einsatz von Pumpen, welche die Kühlwasserzufuhr bei einer
Verstopfung der SUSAN- Wasserentnahme aus der Aare alternativ sicherstellt.
Mit Umsetzung dieser Massnahmen haben wir demnach wieder zwei Systeme
zur Sicherstellung der Kühlung bei einem extremen Hochwasser.
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Mit dieser Verfügung wird zudem gefordert, dass wir 72h Stunden nach einem
extremen Hochwasser und dem Ausfall der externen Stromversorgung die Abfuhr der Nachzerfallswärme sicherstellen können. Dieser Forderung können
wir im KKM nachkommen.
Mit diesen Massnahmen erbringen wir den geforderten Nachweis zum
30.06.2011.
Um diese Massnahmen für das SUSAN-System und die Hilfskühlwasserversorgung jedoch sorgfältig umsetzen und überprüfen zu können haben wir uns
entschieden, dass KKM fünf Wochen vor der geplanten Revision vom Netz zu
nehmen.
Alle heute vorbereiteten betrieblichen Massnahmen werden bis zum Ende unserer Revision 2011 als neuer Bestandteil unseres Notfallschutzes im Falle
eines Ereignisses zur Verfügung stehen.
Unsere Lehren aus Fukushima ziehen wir in zwei Schritten. In einem ersten
Schritt wollen wir weitere Massnahmen umsetzen, welche das heutige System
dank der Erkenntnisse aus Fukushima verbessern.
In einem langfristigen, zweiten Schritt wollen wir neue Systeme installieren,
welche eine diversitäre Wärmesenke zur Aare beinhalten. Dieser Schritt dient
dem langfristig sicheren Betrieb des KKM.
Dazu haben wir drei Varianten erarbeitet. Diese werden wir weiter vertiefen
und die Bestvariante entsprechend dem ENSI zum 31.08.2011 vorschlagen.
Für uns ist bereits heute klar, dass wir die bestmögliche Variante auch umsetzen werden. Im Vordergrund steht bei der heutigen Betrachtung ein Kompaktkühler.
Wir arbeiten mit Hochdruck daran alle Nachweise und Massnahmen in diesem
Zusammenhang fristgerecht zu erbringen. Mit der Umsetzung der Massnahmen fokussieren wir uns weiterhin auf das Ziel eines sicheren und wirtschaftlichen Langfristbetriebes des Kernkraftwerkes Mühleberg.
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Wir folgen mit dem heute dargelegten Vorgehen auch weiterhin unserem
Grundsatz, dass die Sicherheit des KKM immer an erster Stelle steht. Nach
erfolgreicher Umsetzung aller Massnahmen planen wir nach unserer Revision
2011 das Kernkraftwerk Mühleberg im September wieder ans Netz zu nehmen.
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