Das Potenzial des Ausdünnungsprodukts Brevis

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Philipp Brunner
Versuchszentrum Laimburg, Italien
Das Potenzial des
Ausdünnungsprodukts Brevis®
Info
Das Produkt Brevis®
Das wasserlösliche
Granulat (SG-Formulierung) enthält den
15%igen MetamitronWirkstoff sowie Calciumformiat und andere Beistoffe, welche
von der Herstellerfirma ADAMA Italia nicht
im Detail angeführt
werden. Das mögliche Einsatzfenster erstreckt sich von 8 bis
16 mm durchschnittlicher Fruchtgröße
der Königsfrucht.
Erlaubt sind maximal
2 Anwendungen pro
Jahr, wobei in einer
Anwendung 2,2 kg/ha
und bei zwei Anwendungen 4,4 kg/ha
nicht überschritten
werden dürfen. Die
Wasseraufwandmenge ist auf 1500 l/ha zu
begrenzen und die
Karenzzeit beträgt
60 Tage.
Brevis® wurde in Italien im Jahr 2014 als neues Ausdünnungsprodukt im Apfelanbau zugelassen. Am Versuchszentrum Laimburg ist das
Ausdünnungsprodukt zwischen 2007 und 2014
in zahlreichen Versuchen an den Sorten Golden
Delicious, Gala, Fuji, Red Delicious Spur, Pinova,
Cripps Pink und Braeburn an verschiedenen
Standorten von 230 bis 900 m. ü.d.M. auf seine
Wirkung getestet worden. Brevis hat seine gute
Wirkung und Steuerbarkeit in der Ausdünnung
gezeigt.
Zwar verfügt Südtirol über eine gute Palette von
Ausdünnungsmitteln, die unter normalen Umständen den gewünschten Ausdünnungserfolg sichern.
Doch bei ungünstigen Witterungsbedingungen wie
Wind, niedriger Luftfeuchtigkeit und tiefe Temperaturen oder bei geringem vegetativen Wachstum
der Pflanzen und hohen Anbaulagen können die
herkömmlichen Ausdünnungsprodukte ihre angestrebte Wirkung nicht voll entfalten. Brevis (Wirkstoff
Metamitron) stellt hier eine wichtige Bereichung der
Ausdünnungspalette dar.
Die Ausdünnungswirkung
Die Ausdünnungswirkung erreicht das Produkt, indem es die Photosynthese der Pflanzen hemmt und
dadurch die natürlichen Fruchtfallphasen durch das
geschaffene Kohlenhydrat-Defizit in der Pflanze
verstärkt. Bereits wenige Stunden nach der Applikation vermindert das Produkt die Photosynthese
der behandelten Blätter und reduziert – je nach
Dosierung – die Photosyntheserate um bis zu 50
Prozent, wobei es jene Blattflächen beeinträchtigt,
die zum Zeitpunkt der Behandlung voll entwickelt
Keine Seltenheit, eine starke Fruchtansatz in hohen Anbaulagen bei der Sorte Gala.
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sind. Die volle Photosyntheseleistung der Pflanzen
stellt sich nach rund 40 Tagen wieder ein und deckt
sich mit dem Zeitraum, in dem der Wirkstoff Metamitron in der Pflanze präsent ist. Offenbar ist die
hemmende Wirkung an die Präsenz des Wirkstoffs
in der Pflanze gebunden. Doch ist dabei zu beachten, dass der Neuzuwachs keine Hemmwirkung aufweist und sich Brevis auch nicht auf das vegetative
Wachstum auswirkt.
Jedenfalls erreicht das Ausdünnungsprodukt eine
hohe Wirkung. Bei voller Dosierung (2,2 kg/ha) erzielt es eine im Schnitt fast doppelt so hohe Ausdünnungswirkung wie vergleichbare Produkte. Zudem
kann die Ausdünnungswirkung über die Aufwandmenge gesteuert werden: die Wirkung steigt proportional zur Wirkstoffmenge an.
Das optimale Einsatzfenster
Das optimale Einsatzfenster für die Behandlungen mit dem Wirkstoff konnte in den Versuchen
nicht eindeutig ermittelt werden; doch scheint es
ein Optimum bei ca. 10-12 mm durchschnittlicher
Fruchtgröße der Mittelfrucht zu geben. Zudem
beeinflussen die Witterungsbedingungen zum
Zeitpunkt der Applikation sowie in den Folgetagen die Wirkung von Brevis. Während Temperaturen um die 20°C bei gleichzeitig hohen absoluten
Luftfeuchtigkeitswerten und möglichst geringer
Windbewegung förderlich für die Aufnahme des
Wirkstoffes sind, beeinflusst die vorhandene photosynthetisch aktive Strahlung nach Applikation
indirekt die Ausdünnungswirkung von Brevis. Mit
einer Wirkungssteigerung ist dann zu rechnen, wenn
das Kohlenhydratlevel in der Pflanze gering ist, bedingt z.B. durch verminderte Globalstrahlungswerte (Bewölkung, Hagelnetz usw.) aber auch hohen
Nachttemperaturen (tagsüber produzierte Assimilate werden nachts bei hohen Temperaturen wieder
veratmet). Aus diesen Gründen ist davon auszugehen, dass dieselbe Brevis-Konzentration in tiefen
Lagen (z.B. 200 m Meereshöhe) eine deutlich stärkere Wirkung entfaltet als in hohen Anbaulagen (z.B.
900 m Meereshöhe).
Problematisch ausdünnenden
Sorten
Das Ausdünnungsprodukt stellt vor allem bei problematisch ausdünnenden Sorten wie Fuji, Red Delicious Spur oder auch Gala in hohen Anbaulagen
eine interessante Ergänzung dar und dünnt insbesondere bei Red Delicious Spur im Vergleich zu herkömmlichen Produkten am besten aus. Bei relativ
leicht auszudünnenden Sorten wie Golden Delicious,
Cripps Pink oder Pinova hingegen kann Brevis je
nach Situation (alte Bäume, Schattenlagen usw.)
auch schon mit geringen Konzentrationen um 1,65
kg/ha zu stark wirken. Dies gilt besonders bei alten,
überbauten Baumbeständen mit geringer Fahrgas-
senbreite: Hier kann der Einsatz des Wirkstoffs zu
einer Totalausdünnung im unteren Baumbereich
führen. Daher sollte der Anwender in diesem Fall
die unteren zwei bis drei Ausbringungsdüsen am
Sprüher schließen, sofern eine gleichmäßige Ausdünnungswirkung auf den gesamten Baumbereich
erzielt werden soll. Zudem verstärkt Brevis in der Mischung mit NAA (z.B. Dirager) und BA (z.B. Brancher)
die Ausdünnungswirkung, so dass diese Variante
nur bei sehr schwierigen Ausdünnungsvorhaben
ratsam ist.
Übrige Einflüsse
Die Schäden hinsichtlich Fruchtberostung und Blattverträglichkeit bewegen sich im Toleranzbereich.
Besonders empfindlich auf Brevis reagiert die Sorte Golden Delicious, bei der je nach Situation zwischen den Blattnerven Aufhellung des Blattgrüns
zu beobachten sind und schlimmstenfalls sogar
kleine Nekrosen an den Blatträndern entstehen. Die
Früchte bleiben von Brevis nahezu unbeeinträchtigt,
sofern die allgemeinen Anwendungsrichtlinien auf
der Etikette befolgt werden.
Vielleicht etwas stärker zu berücksichtigen ist der Effekt von Brevis auf die Wiederblüte im Folgejahr. Insbesondere bei hohen Einsatzmengen (1,65-2,2 kg/ha)
ist laut den Versuchsergebnissen mit schwächeren
Wiederblütewerten im Vergleich zu den herkömmlichen Produkten zu rechnen. Daher sollte Brevis mit
einer Vorausdünnung während der Blüte durch traditionelle Produkte kombiniert werden.
Wasseraufwandmenge
Brevis wirkt am stärksten, wenn es einfach
konzentriert und mit
voller Wasseraufwandmenge (1500 l/
ha) ausgebracht wird.
Bei reduzierter Wasseraufwandmenge
verliert das Ausdünnungsprodukt an Wirkung.
European Fruit Research Institutes Network
(EUFRIN)
In den letzten Jahren haben sich die Ausdünnungsversuche in der europäischen EUFRIN-Expertengruppe vor allem auf Brevis (Metamitron)
konzentriert. Dieses Mittel hemmt die Photosynthese der Bäume. Infolge
des auftretenden Zuckermangels fallen die am schwächsten wachsenden
jungen Früchte vom Baum. Nach einigen Jahren erfolgreicher Ausdünnungsversuche mit diesem Mittel bei Apfel und Birne in einer Vielzahl
von Ländern wurde Brevis nun als Ausdünnungsmittel in Serbien, Italien,
Belgien, Frankreich, Israel, Griechenland, Spanien und der Schweiz zugelassen. Für 2016 wird eine Zulassung in den Niederlanden, Deutschland,
Österreich, Großbritannien, Polen und Portugal erwartet. Obwohl die Ausdünnwirkung von Brevis viel weniger temperaturabhängig ist als von 6-BA
und bis nach Norwegen gute Ausdünnergebnisse gezeigt hat, wird auch
die Wirkung dieses Mittels vom Wetter beeinflusst. Die aktuellen Versuche
konzentrieren sich daher auch auf die Erforschung des Einflusses der Sonnenlichtmenge vor und direkt nach der Applikation von Brevis. Auch der
Einfluss der Nachttemperatur, die den Verbrauch von Assimilaten durch
die Atmung der Pflanze beeinflusst, auf die Wirkung von Brevis wird dabei
berücksichtigt. Das Ziel ist, ein Modell zu entwickeln, das aufgrund dieser
Witterungsbedingungen die Ausdünnwirkung von Brevis vorhersagen
kann. Dieses Modell soll ein Hilfsmittel darstellen, mit dem Berater und
Obstbauern die richtigen Entscheidungen für die Dosierung und den Applikationszeitpunkt dieses neuen Ausdünnungsmittels für Apfel und Birne
treffen können. (Frank Maas, Bioforsk-Ullensvang)
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