Technische Hochschule Ingolstadt Seminararbeit Bund

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Technische Hochschule Ingolstadt
Seminararbeit
Bund-Future und Dax-Future:
Konstruktion, Wirkungsweise und Preisfindung
Modul F1:
Finanzwirtschaft und Gesamtmärkte
Sommersemester 2014
Dozent: Prof. Dr. May
Name, Matrikelnummer:
-Anna Aberle, 00040975
-Thomas Gerstmeier, 00036864
-Karl Engelhardt, 00045190
Datum: 28.04.2014
II. Inhaltsverzeichnis
I. Titelblatt
1
II. Inhaltsverzeichnis
2
III. Abstract
3
A. Futures Allgemein (bearbeitet von Anna Aberle)
4
1. Definition, Einteilung und Vertragsparteien
4
2. Futures vs. Optionen
6
3. Handel mit Futures
6
4. Vorteile / Kritik Futures
11
B. Bund-Future (bearbeitet von Thomas Gerstmeier)
13
1. Konstruktion
13
2. Wirkungsweise
15
a, Spekulation
16
b, Absicherung Hedging
18
3. Preisfindung
21
C. Dax-Future (bearbeitet von Karl Engelhardt)
23
1. Konstruktion
23
2. Wirkungsweise
25
3. Preisfindung
26
IV. Zusammenfassung/Schlusswort
35
V. Literaturverzeichnis
36
-2-
III. Abstract
Die vorliegende Seminararbeit beschäftigt sich mit den Financial Futures „BundFuture“ und „Dax-Future“. Das erste Kapitel der Arbeit behandelt Futures im
Allgemeinen, wobei wichtige Fachbegriffe und Zusammenhänge dargestellt
werden. In den beiden folgenden Kapiteln wird näher auf den „Bund-Future“
und „Dax-Future“ eingegangen, insbesondere deren Konstruktion,
Wirkungsweise und Preisfindung. In der Zusammenfassung werden
abschließend die Vor- und Nachteile solcher Derivate aufgeführt.
-3-
A. Futures Allgemein (bearbeitet von Anna Aberle)
1. Definition, Einteilung und Vertragsparteien
Definition Future-Kontrakt:
Bei einem Future-Kontrakt handelt es sich um ein Termingeschäft, bei dem ein
bestimmter Vertragsgegenstand (z.B. Gold, Öl, Nahrungsmitteln, Aktienindizes
oder Devisen) ggf. einer bestimmten Qualität in einer bestimmten Anzahl oder
Menge zu einem im Voraus vereinbarten Preis bei Fälligkeit (fester Termin in
der Zukunft) realisiert wird.
Einteilung der Futures
Futures werden in zwei Kategorien eingeteilt. Zum einen handelt es sich bei
den Financial Futures um Futures auf Geldmarktpapiere, Anleihen bzw.
Aktienindizes und zum anderen versteht man unter Commodity Futures
Warentermingeschäfte in denen z.B. Gold, Öl oder Lebensmittel gehandelt
werden.
Vertragsparteien der Futures
Der Käufer in einem Future-Kontrakt wird als „long-position“ bezeichnet. Er
verpflichtet sich zur Preiszahlung und zum Hinnehmen der Lieferung bei
Fälligkeit, wobei er ab dem Kaufdatum an steigenden Preisen interessiert ist.
Der Verkäufer trägt den Namen „short-position“ und verpflichtet sich bei
Fälligkeit die vereinbarte Lieferung durchzuführen und die Bezahlung des
Käufers anzunehmen. Er geht davon aus, dass die Kurse ab dem
Verkaufsdatum fallen werden.
-4-
1
(Käufer)
(Verkäufer)
Beispiel Short-/Long-Position2
(Verkäufer)
(Käufer)
Schnittpunkt der beiden Geraden: Preis, zu dem der Kauf, bzw. Verkauf
stattgefunden hat.
1
2
http://www.deifin.de/fuwi002a.htm
http://thismatter.com/money/derivatives/forward-contracts.htm
-5-
2. Futures vs. Optionen
Futures vs. Optionen
Bei Optionen handelt es sich um bedingte Termingeschäfte, d.h. der
Optionsinhaber (Käufer oder Verkäufer) hat die Wahl, ob er die Option ausüben
möchte oder nicht. Der Gegenpart ist hingegen dazu verpflichtet den Kaufpreis
zu begleichen, bzw. zu liefern sobald / sofern die Option in Anspruch
genommen wird.
Im Gegensatz zu den Optionen handelt es sich bei Futures um unbedingte
Termingeschäfte. Sowohl der Verkäufer, als auch der Käufer sind grundsätzlich
dazu verpflichtet, bei Fälligkeit zu liefern, bzw. den vereinbarten Preis zu
zahlen.
3. Handel mit Futures
Spekulationen mit Futures
Da die Möglichkeit besteht, Futures vor Fälligkeit zu kaufen und zu verkaufen,
muss ein Anleger kein direktes Interesse an dem zugrundeliegenden Geschäft
haben. Durch die sog. Glattstellung können Kauf und Verkauf gegeneinander
verrechnet werden und der Börsenteilnehmer ist nicht verpflichtet,
beispielsweise mehrere Tonnen Reis oder Öl tatsächlich abzunehmen.
Glattstellung
In der Realität führen nur wenige Futures-Geschäfte zur Lieferung. Die
Glattstellungsgeschäfte, auch Offsetting- bzw. Reversing-Trades genannt,
verhindern dies. Das Ziel der Spekulanten besteht darin, beim Verkauf (shortposition) einer bestimmten Menge vor Fälligkeit einen höheren Preis zu
erzielen, als beim Kauf (long-position) vereinbart wurde. Ohne die Glattstellung,
-6-
bzw. sobald der Endtermin des Future-Geschäfts erreicht ist, erfolgt die
tatsächliche Lieferung der Ware sowie die Preiszahlung wie ursprünglich
vereinbart.
Clearing-Stelle:
Die Clearing-Stelle übernimmt die Abwicklung der Future-Transaktionen, sie
vermittelt also Angebot und Nachfrage, auch „matching“ genannt, wobei sie
sowohl für die short-position als auch für die long-position den offiziellen
Vertragspartner darstellt. Damit kommen Verkäufer und Käufer nicht direkt ins
Geschäft, was für beide Parteien bedeutet, dass sie gegenseitig nicht das
Ausfallrisiko tragen müssen, welches von der Clearing-Stelle übernommen wird.
Dabei fährt die Clearing-Stelle keine eigenen Handelsgewinne ein und unterhält
auch keine eigenen offenen Positionen, sondern finanziert sich aus
kostendeckenden Gebühreneinnahmen und evtl. der Realisierung von
Sicherheiten. Gewinne und Verluste der Käufer und Verkäufer gleichen sich für
die Clearing-Stelle jeweils aus. Als finanzielles Polster dienen
Kapitaleinzahlungen von z.B. Banken und Handelshäusern, die Mitglieder bei
der Clearing-Stelle sind. Um am Future-Handel teilnehmen zu können, werden
von der Clearing-Stelle folgende Voraussetzungen gefordert: Bonität,
Kompetenz, Zahlungsfähigkeit, bzw. die Hinterlegung von Sicherheiten.
-7-
Die Clearing-Stelle:3
Mark-to-market
Mit „mark-to-market“ wird die Überwachung der Transaktionen bezeichnet, die
dazu dient, die Ausfallrisiken zu minimieren. Um mit Futures handeln zu
können, ist es notwendig, ein sog. Margin-Konto bei der Clearing-Stelle
einzurichten. Auf dieses Konto muss eine Anfangs-Einzahlung, auch „InitialMargin“ genannt, erfolgen, die i. d. R. 0,1 – 6 % des Nennwertes der geplanten
Transaktion beträgt. Falls aus dem getätigten Future-Geschäft Verluste
abzusehen sind, werden Nachschüsse (Variation-Margin) fällig. Sofern
Gewinne eingefahren werden, zählen diese ebenfalls zu der Variation-Margin.
Zum Ende jedes Börsentages wird der Abschlusskurs (Settlement Price) für die
Futures ermittelt. Das Risiko der Clearing-Stelle ist somit auf Verluste
beschränkt, die evtl. von einem Tag auf den anderen entstehen, sofern diese
nicht durch Nachschüsse oder Sicherheiten gedeckt werden können.
Leverage (Hebelwirkung) von Futures
Mit einem relativ geringen Einsatz (Initial Margin) sind unter Umständen hohe
Effekte möglich, was den Handel mit Futures für Spekulanten interessant
macht.
3
http://thismatter.com/money/futures/futures-trading-institution.htm
-8-
Dazu ein Beispiel:4
Nennwert: 1.000.000 €
Initial Margin: 0,1 % (des Nennwertes) = 1.000 €
Bei negativer Kursentwicklung um 2 %:

Nachschusspflicht über 20.000 €

d.h. 2 % des Nennwertes in Höhe von 1.000.000 €
Bei positiver Kursentwicklung um 2 %:

Gewinn von 20.000 €

die besagten 2 % des Nennwertes
Leverage-Effekt5
4
: Igor Uszczapowski, „Optionen und Futures verstehen“, 5. Auflage, S. 222
5
http://samuraitradingacademy.com/emini-series-how-money-is-made-daytrader/
-9-
Zusammenhang zwischen Kassa- und Future-Markt
Bei Fälligkeit eines Future-Kontraktes gilt der vereinbarte Preis (Nennwert, also
100%) und die vereinbarte Menge, was bedeutet, dass Kassa- sowie FuturePreis identisch sind.
Zusammenhang Kassa-/Future-Preis:6
Futurepreis (f)
Preis
Basis
(b)
Fälligkeit
Kassapreis (k)
Zeit
f=k+c–y
Futurepreis = Kassapreis + cost of carry – convenience yield
f: Futurepreis (Kurs des Futures unter Berücksichtigung des Fälligkeitstermins)
k: Kassapreis (Preis der Ware, bzw. der Finanzprodukte zum jeweils aktuellen
Zeitpunkt)
b: Basis (Differenz zwischen Futurepreis und Kassapreis, entspricht c-y)
c: cost of carry (Kosten für z.B. Lagerung, Pflege und Versicherung der Ware)
y: convenience yield (Opportunitätskosten, z.B. entgangener Zinsgewinn)
6
Igor Uszczapowski, „Optionen und Futures verstehen“, 5. Auflage, in
Anlehnung an Grafik S. 225
- 10 -
Die Basis ist bei Warentermingeschäften oft, wie im Beispiel dargestellt, positiv,
also der Futurespreis höher als der Kassapreis. Unter Umständen kommt es
jedoch auch vor, dass die Basis negativ ist, sofern der Kassapreis über dem
Futurespreis liegt, nämlich dann, wenn die Opportunitätskosten (convenience
yield) höher sind als die Unterhaltungskosten der Ware (cost of carry).
Preisbildung
Der Preis, also der Kurs des Futures wird durch das Wirken von Angebot und
Nachfrage geregelt. Kassa- und Future-Preis entwickeln sich in der Regel
synchron. Falls dies nicht geschieht, können sog. Arbitragegewinne eingefahren
werden, also Gewinne, die nahezu risikolos erlangt werden. Durch das
Arbitrage-Geschäft wird die Parallelität der beiden Kurse i.d.R. jedoch wieder
hergestellt.
4. Vorteile / Kritik Futures
Einige Vorteile des Future Handels
Der Future Handel dient der Absicherung von Preisschwankungen im
Kassamarkt. Er erlaubt im Risiko begrenzte Handelsgeschäfte und ermöglicht
durch den Leverage-Effekt u.U. hohe Gewinne bei relativ geringem
Kapitaleinsatz,wobei die Transaktionskosten insgesamt sehr niedrig sind. Einen
weiteren Vorteil stellt die Liquidität der Future Märkte dar.
- 11 -
Kritik am Future Handel
Insbesondere Spekulationen mit Futures, vor allem wenn es um Lebensmittel
wie z.B. Mais, Getreide, Zucker, Reis und Speiseöl geht, die diese Lebensmittel
auf dem Weltmarkt verteuern, werden derzeit kritisch gesehen. Durch den
daraus resultierenden Anstieg der Nahrungspreise sollen 2010 laut Weltbank
40 Millionen Menschen weltweit in absolute Armut geraten sein.
Preisschwankungen Weizen, Mais, Reis und Soja (2008 – 2012):7
7
http://www.badische-zeitung.de/wirtschaft-3/treibt-die-finanzspekulation-diemenschen-in-den-hunger--60061404.html
- 12 -
B. Bund-Future (bearbeitet von Thomas Gerstmeier)
1. Konstruktion
Im Folgenden soll nun auf das Eurex-Produkt „Bund-Future“ eingegangen
werden. Dieses Finanzprodukt zählt zu den Financial Futures, was
„standardisierte, börsenmäßig gehandelte Terminkontrakte auf
Finanzinstrumente“ 8 sind, „mit der vertraglichen Verpflichtung, eine bestimmte
Menge eines Basiswertes (Kontraktgegenstand), zu einem bei
Vertragsabschluss festgelegten Preis (Termin- oder Future-Preis), zu einem […]
vereinbarten späteren Zeitpunkt (Liefertag oder Erfüllungstag), zu liefern (Short
Position) oder abzunehmen (Long Position).“ 9
Genauer definieren lässt sich der Bund-Future als Zins-Future, wobei diese
Zinstermingeschäfte auf „fiktiven Anleihen, Geldmarktpapieren oder
Termingeld“ 10 aufbaut. Dabei zählt der Bund-Future zu den fiktiven Anleihen.
Diese hypothetischen und genormten Bundesanleihen haben die gleichen
Merkmale wie normal bzw. real gehandelte Bundesanleihen, bestehen jedoch
nur auf dem Papier.
Das Problem der Lieferung der Anleihen wird dadurch umgangen, dass ein
Korb möglicher lieferbarer Anleihen zur Verfügung gestellt wird, welche durch
einen Konversionsfaktor umgerechnet und somit vergleichbar gemacht
werden.11 Bei der Entscheidung, welche Anleihe der Bediender des Futures aus
dem Korb der möglichen Anleihen mit der Restlaufzeit von 8,5 bis 10,5 Jahren
auswählt, wird er unter rationalen Gesichtspunkten die sogenannte CTDAnleihe (Cheapest to Deliver) auswählen. Dies ist die Anleihe, bei der der
8
Grill 2012, S. 319
Grill 2012, S. 319
10
Grill 2012, S. 319
11
vgl. Grill 2012, S. 319
9
- 13 -
Inhaber der Short-Position „zwischen Anleihekauf und Futurebelieferung den
größten Gewinn oder den geringsten Verlust“ 12 realisieren kann.
Der Kontraktgegenstand des Bund-Futures ist somit eine fiktive Bundesanleihe
mit einer Verzinsung von 6% und 8,5 bis 10,5 Jahren Restlaufzeit und einem
Kontraktwert von 100.000 Euro. Die Preisnotierung erfolgt auf zwei
Nachkommastellen in Prozent vom Nominalwert. Die Preisabstufung, welche
auch Ticks genannt werden, erfolgt auf 0,01 Prozentpunkte, was bei einem
Nominalwert von 100.000 Euro 10 Euro entspricht.13 Die Laufzeit beträgt
maximal 9 Monate, wobei dies „die jeweils drei nächsten Quartalsmonate des
Zyklus März, Juni, September und Dezember“ 14 umfasst. Zwei Börsentage vor
dem Liefertag des jeweiligen Liefermonats ist der letzte mögliche Handelstag
des Bund-Futures, wobei die letzten Handel bis um 12:30 Uhr MEZ
abgeschlossen werden müssen. Wie bereits erläutert erfolgt die Lieferung der
fiktiven Schuldverschreibung aus einem Korb möglicher
Schuldverschreibungen, welche durch einen Konversionsfaktor vergleichbar
gemacht wurden. Das Mindestemissionsvolumen der vergleichbaren
Bundesanleihen muss dabei mindestens 5 Milliarden Euro betragen.15 Liefertag
der fälligen fiktiven Anleihe ist „der zehnte Kalendertag des jeweiligen
Liefermonats (Quartalsmonat), sofern dieser ein Börsentag ist, andernfalls der
darauf folgende Börsentag“.16 Die Lieferanzeige fälliger Short-Positionen muss
der Eurex „am letzten Handelstag der fälligen Futures bis zum Ende der PostTrading Full-Periode [angezeigt werden], welche Schuldverschreibungen [die
Lieferanten] liefern werden“.17
12
Geyer 2007, S. 159
vgl. Grill 2012, S. 320
14
Grill 2012, S. 320
15
vgl. Eurex Frankfurt AG, 24.04.2014
16
Eurex Frankfurt AG, 24.04.2014
17
Eurex Frankfurt AG, 24.04.2014
13
- 14 -
Bevor im nächsten Unterkapitel auf die Wirkungsweise des Bund-Futures
eingegangen wird, soll die folgende Tabelle nochmals die
Kontraktspezifikationen des Bund-Futures zusammenfassen:
Tabelle: Kontraktspezifikationen des Bund-Futures18
2. Wirkungsweise
Nachdem im vorherigen Abschnitt auf die Rahmenbedingungen eines BundFuture-Kontraktes eingegangen wurde, möchte sich dieser Abschnitt dem
Wirken des Bund-Futures widmen.
Der Bund-Future, wie auch andere Futures, werden vorrangig für die
Spekulation und die Absicherung bestehender oder zukünftiger Investments,
auch Hedging genannt, genutzt.19
18
19
aus Becker 2012, S. 304
vgl. Becker 2012, S. 306
- 15 -
a, Spekulation mit Bund-Futures:
Da Futures genau wie andere Zinsprodukte auf dem freien Markt gewissen
preislichen Schwankungen unterworfen sind, kann der Bund-Future für
Spekulationen genutzt werden, um dadurch Gewinne zu erzielen. Dabei ist zu
beachten, dass der Bund-Future eine fiktive Anleihe mit einem nominalen
Zinssatz von 6% zu Grunde liegt. Dies hat zur Folge, dass für ein ähnliches
Renditeniveau des Bund-Futures im Vergleich zu real gehandelten Anleihen die
Kurse Schwanken müssen.20
Daraus folgt, dass es zwei mögliche Szenarien geben muss:

Sinkt die Verzinsung vergleichbarer Anleihen, hat dies eine steigenden
Kurs des Bund-Futures zur Folge.

Steigt die Verzinsung vergleichbarer Anleihen, hat dies einen sinkenden
Kurs des Bund-Futures
Für Futures gibt es nun zwei mögliche Grundpositionen:

Der Kauf eines Bund-Futures, auch Long Futures Position genannt.

Der Verkauf eines Bund-Futures, auch Short Futures Position genannt.
Long Future Position
Beim Kauf eines Bund-Futures kauft der Investor eine gewisse Anzahl an
Futures, um auf sinkende Zinsen und somit steigende Preise zu spekulieren.
Falls die Zinsen wirklich sinken, wird der Future-Preis steigen und der
Spekulant kann durch eine Glattstellung, d.h. eine Verkauf der Futures,
Gewinne realisieren. Sollten die Zinsen jedoch jedoch steigen, wird er einen
Verlust erleiden.21
20
21
vgl. Harter 2000, S. 165
vgl. Harter 2000, S. 165
- 16 -
Hierzu ein kurzes Beispiel:
(Gebühren und Margin ausgenommen)
Ein Investor spekuliert auf steigende Future-Preise (sinkende
Kapitalmarktzinsen) und kauft einen Bund-Future zum Kurs von 108,5%. Zu
einem späteren Zeitpunkt verkauft er den Future zu einem Kurs von 109%.
Daraus ergibt sich für den Spekulanten ein Gewinn von: 50 Ticks x 10 Euro x 1
Future = 500 Euro22
Short Future Position
Bei der Short Future Position setzt der Investor auf steigende Zinsen und
daraus folgend sinkende Kurse. Er verkauft zuerst eine Anzahl an Futures, um
die offene Position zu einem späteren Zeitpunkt glatt zu stellen. Sollten die
Zinsen wirklich gestiegen und die Future-Preise somit gefallen sein, realisiert er
einen Gewinn. Bei fallenden Zinsen und somit steigenden Kursen wird der
Investor Verluste realisieren.23
22
23
vgl. Becker 2012,S. 306
vgl. Harter 2000, S. 165
- 17 -
Auch hierzu ein kurzes Beispiel:
(Gebühren und Margin ausgenommen)
Ein Spekulant verkauft 2 Bund-Future zu einem Kurs von 108,74%, weil er auf
fallende Future-Kurse setzt. Die Glattstellung, also der Kauf von 2 BundFutures, erfolgt zu einem Kurs von 108,42%. Daraus ergibt sich ein Gewinn
von: 32 Ticks x 10 Euro x 2 Futures = 640 Euro24
b, Absicherung (Hedging) mit Bund-Futures
Neben der Spekulation wirkt der Bund-Future vor allem auch als Absicherung
bestehender Investitionen in vergleichbaren realen Anleihen gegen Zins- und
somit auch Kursänderungen. Dabei können zwei Positionen eingenommen
werden:

Short Hedge

Long Hedge
Short Hedge
Bei einem Short Hedge rechnet der Investor mit steigenden Zinsen und somit
fallenden Kursen für sein Anleihen-Portfolio. Um den möglichen Verlusten aus
fallenden Kursen entgegenzutreten, verkauft er eine zu berechnende Anzahl an
Futures (siehe Hedge Ratio), um in Zukunft, falls die Kurse wirklich gefallen
24
vgl. Becker 2012, S. 306
- 18 -
sind, einen Gewinn zu realisieren, welcher die Verluste aus seinem Portfolio
mildert, ausgleicht oder sogar negiert.25
Long Hedge
Ein Long Hedge hingegen dient der Absicherung zukünftiger Investments
gegenüber einer Senkung des Zinsniveaus und somit Kurssteigerungen. Der
Investor rechnet dabei mit niedrigeren Zinsen neu emittierter Anlagen. Dies
hätte höhere Kosten für einen Investor zur Folge, da er höhere Kurse für höher
verzinste Anlagen bezahlen muss. Dagegen kann er sich schützen, indem er
eine berechnete Anzahl an Futures (siehe Hedge Ratio) kauft, um mit den
höheren zukünftigen Future-Kursen seine höheren Kosten beim Kauf der
teureren Anleihen zu mildern, auszugleichen oder zu negieren.26
25
26
vgl. Becker 2012, S. 306
vgl. Becker 2012, S. 306
- 19 -
Hedge Ratio (Nominalwertmethode)
Zur Berechnung der benötigten Anzahl an Futures zur Absicherung von
Investments wird die Hedge Ratio verwendet:
Dabei wird der Nominalwert der Kassaposition ins Verhältnis zum Nominalwert
des Futures gesetzt. Daraus ergibt sich für das nun folgende Beispiel mit dem
Bund-Future folgende Formel:
Beispiel:
Ein Investor möchte sein Portfolio aus Staatsanleihen gegen Kursverluste
absichern verkauft deshalb Futures (Short Hedge).
Nominalwert Bund-Future: 100.000 Euro
Nominalwert Anleiheportfolio: 2.000.000 Euro
Daraus folgt, dass zur Absicherung des Anleiheportfolios 20 Bund-Futures
verkauft werden müssen, um mögliche zukünftige Kursverluste aus dem
Portfolio mit zukünftigen Gewinnen aus dem Bund-Future-Geschäft
abzumildern, auszugleichen oder zu negieren.27
27
vgl. Becker 2012, S. 306, S. 307
- 20 -
3. Preisfindung
Nachdem nun die Wirkungsweise des Bund-Futures eingegangen wurde, soll
im letzten Abschnitt des Kapitels auf die Preisfindung des Bund-Futures
eingegangen werden.
Der Preis bzw. Kurs eines Futures lässt sich aus dem Preis des Basiswertes
plus den Cost of Carry darstellen, wobei die Cost of Carry aus den
Finanzierungskosten minus der Erträge bestehen.28
F0 = K0 + Cost of Carry = K0 + Finanzierungskosten - Erträge
F0 = Future-Preis
K0 = Preis des Basiswertes
Für die Berechnung des Bund-Future-Preises sind jedoch einige Anpassungen
nötig:

Der Future-Preis muss mit dem Konversionsfaktor (UF) multipliziert
werden, um eine mit dem derzeitigen Markt vergleichbare Anleihe
darzustellen. (F0 * UF)

Der Preis des Basiswertes kann als Preis der Cheapest-to-DeliverAnleihe (KCTD) dargestellt werden, da der Lieferant der Anleihe unter
rationalen Gesichtspunkten diese auswählen wird.

Die Finanzierungskosten beinhalten die Finanzierung des Preises des
Basiswertes (KCTD) und der angefallenen Stückzinsen für den Zeitraum
zwischen der letzten Kuponzahlung und dem Tag des Handelsgeschäfts
(Z * T0) multipliziert mit dem risikolosem Zins für die Zeit zwischen dem
Tag des Handelsgeschäfts und dem Tag der Lieferung (rT * T)
28
vgl. Bösch, 2012, S. 170
- 21 -

Der Ertrag entsprechen den anteiligen Stückzinsen für den Zeitraum
zwischen dem Tag des Handelsgeschäfts und der Lieferung des Futures
(Z * T) für den Basiswert.
Daraus ergibt sich folgende Formel für den Preis des Bund-Futures: 29
F0 * UF = [KCTD + (KCTD + Z * T0) * rT * T – Z * T]
Die Formel ermöglicht nun eine genaue Berechnung des rechnerischen Preises
des Bund-Futures.
29
vgl. Bösch, 2012, S. 170, S. 171
- 22 -
C. Dax-Future (bearbeitet von Karl Engelhardt)
1. Konstruktion
Der Deutsche Aktienindex (DAX)
Der wichtigste deutsche Markt-Index ist der Dax, der als Underlying für den
DAX-Future dient. Als Laufindex, der alle 15 Sekunden aktualisiert wird,
spiegelt der DAX die aktuelle Kursentwicklung während einer Börsensitzung
sehr genau wieder. Er misst die Performance der 30, hinsichtlich
Orderbuchumsatz und Marktkapitalisierung größten deutschen Unternehmen
und ist somit von seiner Eigenschaft her ein Kapitalisierungsgewichteten Index.
Auf diese Weise bilden die 30 Werte des DAX etwa 85 % des gesamten
deutschen Aktienmarktes mit einer Marktkapitalisierung von ca. 935 Mrd. € ab
(Stand April 2014). Bei der Ermittlung des jeweiligen DAX-Standes werden die
Bar-Dividenden der zugrundeliegenden Aktien rechnerisch in den Index
reinvestiert. Dividendenabschläge machen sich also im DAX nicht bemerkbar30.
Aktienindex-Futures
Die weltweite Akzeptanz von Aktienindex-Futures wurde unterstützt vom
starken Wachstum des globalen Wertpapierhandels, verbunden mit dem
Wunsch vieler internationaler Investoren nach geeigneten
Kurssicherungsinstrumenten gegenüber den gestiegenen Volatilitäten an den
internationalen Aktienmärkten31.
Ein wesentlicher Vorzug von Aktienindex-Futures besteht darin, dass diese
spezifische Kontraktform das Management umfangreicher Aktienportfolios
immens zu erleichtern vermag. Sowohl das Wachstum des verwalteten
Aktienvermögens als auch die Schwankungen an den Kapitalmärkten sorgen
für steigenden Bedarf an speziell darauf ausgerichteten Finanzinstrumenten.
30
31
Uszczapowski, Igor: Optionen und Futures verstehen, Seite 133
Hull, John: Optionen, Futures und andere Derivate, Seite 93
- 23 -
Aktienindex-Futures („Stock Index-Futures“) werden mit Devisen-, Zins-,
Futures- und anderen Index-Futures der Gruppe der „Financial Futures“
zugeordnet. Financial Futures sind derivative Finanzinstrumente. Das heißt, ihr
Preis wird aus dem Preis der zugrunde liegenden Basiswerte abgeleitet, bei
den DAX-Future dient der DAX 30 als Underlying. Der Hauptnutzen liegt darin,
dass sie einen Transfer von Risiken ermöglichen32.
[http://www.investor-verlag.de/derivate/uebersicht-futures-terminkontrakte/einfuehrungin-aktienindex--futures/ (Stand: 14.04.2014)]
DAX-Future – Überblick
Der Dax-Future wurde am 23. November 1990 unter dem Produktkürzel FDAX
eingeführt und gehört zur Gattung der Finanzterminkontrakte (Financial
Futures), zu denen weiterhin Futures auf Aktienindizes, Einzelaktien (sog.
Single-Stock-Futures), Zinsindizes (z. B. Euro-Schatz-Future, Euro-Bobl-Future
und Euro-Bund-Future) und Devisen gehören. Der Futures Kontrakt auf den
DAX-Index ist weltweit der erste Aktienindex Terminkontrakt mit einem
Performanceindex als Underlying33.
Dax Future ist ein an der EUREX gehandelter Terminkontrakt, auch
unbedingtes Termingeschäft genannt, mit dem Anleger auf den Deutschen
Aktienindex wetten. Käufer beziehungsweise Verkäufer eines Dax Futures
32
33
Röder, Klaus: Der DAX-Future – Bewertung und empirische Analyse, Seite 2
Brockhaus (2013) DAX-Future, Seite 212
- 24 -
wetten auf steigende oder fallende Kurse des Deutschen Aktienindexes
(DAX30)
Neben dem DAX-Futures (FDAX der den DAX30 als Underlying hat, gibt es
noch den MDAX-Futures (F2MX), den DivDAX-Futures (FDIV) und den
TecDAX-Futures (FTDX), welche alle an der EUREX gehandelt werden34.
2. Wirkungsweise
Verwendung des DAX-Futures
DAX-Future werden meist zu Spekulations- und Absicherungszwecken
verwendet. Auch beim DAX-Future sind Käufer und Verkäufer verpflichtet
Margins zu leisten. Diese Margins fallen aber wegen einer stärkeren Volatilität
des DAX höher als beim BUND-Future aus, da Zinsen keinen negativen Wert
annehmen können. Dem DAX Future sind als Indexprodukt theoretisch keine
Grenzen gesetzt und die tägliche Entwicklung des DAX ist tendenziell größeren
Schwankungen unterlegen als bei einem Zinsderivat35.
Bei einer Spekulation hält der Anleger eine offene Position, um bei einem
Steigen oder Sinken des DAX-Indexes Gewinn zu erzielen, daher lässt sich
dies wie folgt zusammenfassen:
„Long Future: Die Käufer von DAX-Futures setzen auf einen steigenden
Aktienindex“.
„Short Future: Die Verkäufer von DAX-Futures setzen auf einen fallenden
Aktienindex“.
Der zweite wesentliche Verwendungszweck von DAX-Futures ist die
Absicherung (Hedging) indem man ein Aktienportfolio gegenüber allgemeinen
34
http://www.eurexchange.com/futures [Stand: 14.04.2014]
Hull, John: Optionen, Futures und andere Derivate, 8., aktuellste Auflage;
Seiten 94-101
35
- 25 -
Aktienkursänderungen durch Einsatz von DAX-Futures absichern kann.
Demensprechend kann ein Anleger mit dem Verkauf von DAX-Futures ein
bestehendes Aktienportfolio gegen Kursverluste absichern und im
Umkehrschluss kann der Käufer von DAX-Futures den zukünftigen Kauf eines
Portfolios gegenüber bis dahin steigenden Aktienkursen absichern36.
Aktienindex-Futures-Strategien
Beim Handel von Derivaten gibt es grundsätzlich drei verschiedene Motive:
Trading, Hedging und Arbitrage. Unter dem Trading mit Aktienindex-Futures ist
das Eingehen von Risikopositionen zu verstehen, um Gewinne zu erzielen.
Hedging bedeutet, ein bestehendes oder aufzubauendes Portfolio gegen
Schwankungen abzusichern. Bei Arbitrage-Geschäften versucht der Arbitrageur
Bewertungsunterschiede bei festgestellten Kursen an den Terminmärkten
auszunutzen, um risikolose Gewinne zu erzielen37.
3. Preisfindung
Kursfindung des Dax Futures
Der Kurs des DAX-Future wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Der
Grund weshalb der Preis des Eurex-DAX-Futuress jedoch normalerweise über
dem jeweiligen DAX-Stand liegt, lässt sich durch die Cost-of-Carry erklären.
Aufgrund dessen, dass dem Käufer eines DAX-Futures keine
Finanzierungskosten für den Gegenwert des erforderlichen Kassageschäftes
entstehen, ist die Futureposition attraktiver als die Kassamarkttransaktion,
sodass es normalerweise zu einem Aufschlag gegenüber dem DAX kommt.
„Die Finanzierungskosten reduzieren sich in diesem Fall nicht durch Erträge
36
Hull, John: Optionen, Futures und andere Derivate, 8., aktuellste Auflage;
Seite 102
37
Röder, Klaus: Der DAX-Future – Bewertung und empirische Analyse, Seite 25
- 26 -
aus dem Basiswert (z.B. Dividenden), weil solche Erträge beim DAX als
Performance-Index bereits eingerechnet sind“38.
Futures-Preis = Index-Preis + Finanzierungskosten – Dividenden
Der Kontraktwert beträgt rund 25 Euro pro Indexpunkt. Bei einem Indexpunkt
handelt es sich um 2 Ticks und ein Tick ist somit die minimalste Kursbewegung
eines Futures. Bei einem DAX-Stand von 9200 Punkten entspricht das einem
Kontraktwert von 230.000 Euro. Um diesen Kontrakt zu handeln, muss man
eine Sicherheitsleistung, die Initial Margin hinterlegen. Sie beträgt einen
Bruchteil davon – z. B. 15.000 Euro. Mit 15.000 Euro kann der Anleger somit
eine Aktienposition bewegen, die einen Gegenwert von 230.000 Euro hat.
Steigt der Dax um 1 %, steigt der Wert der Future-Position um 2.300 Euro.
Bezogen auf den Kapitaleinsatz von 15.000 entspricht dies einem Kursgewinn
von 15,3 %. Das nennt man Hebel. Dieser funktioniert jedoch auch in die
andere Richtung.
Ein Kursverlust des DAX von rund 6,5 käme einem Verlust der Future-Position
von 15.000 Euro auf 215.000 Euro gleich. Damit wäre die Initial Margin
aufgezehrt. In einem solchen Fall fordert die Terminbörse den Anleger auf, das
Marginkonto aufzufüllen. Geschieht das nicht, werden die Positionen
automatisch glattgestellt und der Anleger erleidet einen vollständigen Verlust
des eingesetzten Kapitals in Höhe der Initial Margin 39.
Laufzeit des DAX-Futures
Die Laufzeit eines Dax Futures beträgt zu Beginn drei, sechs und neun Monate.
Fälligkeitstag oder Verfallstermin ist jeweils der dritte Freitag des
entsprechenden Monats (März, Juni, September und Dezember). Ausnahmen
bilden Feiertage. In diesem Fall ist der Verfallstermin am Tag zuvor. Da der
Anleger die Margin und nicht den vollen Kontraktwert einzahlen muss, kauft er
38
39
Becker, Hans Paul: Investition und Finanzierung, Seite 307
Röder, Klaus: Der DAX-Future – Bewertung und empirische Analyse, Seite 32
- 27 -
den Future quasi auf Kredit. Dafür fallen Zinsen an. Aus diesem Grund liegt der
DAX-Future einen gewissen Betrag über dem Stand des DAX40.
Glattstellung
Der tägliche Schlussabrechnungspreis des DAX-Futures wird durch die
Schlussauktion festgestellt. Hierbei können alle Marktteilnehmer im Rahmen
einer Auktion, die in der Regel um 10:00 Uhr eines jeden Börsentages beginnt,
ihre Kauf- und Verkaufsgebote für den DAX-Future in das System der EUREX
einstellen. Das Computersystem der Börse setzt dann den Kurs fest, an dem
der größte Umsatz zustande kommt und der auch gleichzeitig den offiziellen
Schlusskurs für diesen Handelstag darstellt41.
Auf eine ähnliche Art und Weise wird auch der Schlussabrechnungspreis des
DAX-Futures an seinem Fälligkeitstag festgestellt. An diesem dritten Freitag im
Monat findet mittags um 13 Uhr eine Auktion aller im DAX 30 befindlichen
Aktien statt. Mit Hilfe der Auktionspreise aller 30 DAX-Aktien wird der endgültige
Fälligkeitspreis des DAX-Futures ermittelt. Im Unterschied zum täglichen
Handel, bei dem die Auktion des DAX-Futures als Basis für die
Abrechnungspreise genommen wird, ist es bei Fälligkeit nicht mehr der DAXFuture, sondern es sind die ihm zugrunde liegenden Aktien. Dies ist logisch, da
im Augenblick seiner Fälligkeit der Preis des Futures exakt dem Preis des
entsprechenden Basiswertes entsprechen muss42.
40
Uszczapowski, Igor: Optionen und Futures verstehen, Seite 134
Röder, Klaus: Der DAX-Future – Bewertung und empirische Analyse, Seite
45ff.
42
Röder, Klaus: Der DAX-Future – Bewertung und empirische Analyse, Seite
47ff.
41
- 28 -
Fälligkeit des DAX-Futures
Die endgültige Verrechnung nach Ende der Laufzeit findet in bar (Cash
Settlement, Barausgleich) statt und nicht in der tatsächlichen Lieferung der
Aktien. Beim Cash Settlement begleicht der Käufer („long Position“) eines DAXFutures, die Differenz zwischen dem vereinbarten Preis und dem niedrigeren
Schlussabrechnungspreis (Final Settlement Price), während der Verkäufer
(„short Position“) die Differenz zwischen dem vereinbarten Preis und dem
höheren Schlussabrechnungspreis zahlen muss43.
In der Praxis werden DAX-Futures täglich um 17:30 (Settlement price)
abgerechnet. Dann wird bei einem gestiegenen Kurs dem Käufer sein Betrag
auf seinem EUREX-Konto gutgeschrieben und dem Verkäufer abgezogen.
Beispielszenarien zum Verfallstermin
Ausgangslage:
Der Käufer kauft vom Verkäufer einen DAX-Future-Kontrakt mit 7.000 Punkten.
Damit besteht für beide Parteien der Anspruch, dass am Verfallstag 25 "DAX30-Aktien" für je 7.000 € den Besitzer wechseln.
Szenario 1: Zum Verfallstermin liegt der DAX30 bei 7.000 Punkten

Der Verkäufer müsste 25 Aktien für 7.000 € erwerben und diese für
7.000 € an den Käufer übergeben.

Der Käufer würde 25 Aktien für 7.000 € erhalten und könnte diese für
7.000 € verkaufen.

Da keine der Parteien durch diese Vorgänge Gewinne erzielt, werden
keine Zahlungen geleistet.
Szenario 2: Zum Verfallstermin liegt der DAX30 bei 6.700 Punkten
43
Becker, Hans Paul: Investition und Finanzierung, Seite 306
- 29 -

Der Verkäufer müsste 25 Aktien für 6.700 € erwerben und diese für
7.000 € an den Käufer übergeben. Daraus ergibt sich für ihn ein Gewinn
von (7.000-6.700)*25 = 7.500 €

Der Käufer würde 25 Aktien für 7.000 € erhalten und könnte diese für
6.700 € verkaufen. Daraus ergibt sich für ihn ein Verlust von (7.0006.700)*25 = 7.500 €

Da keine DAX30-Aktien existieren, erfolgt der Ausgleich durch eine
Zahlung von 7.500 € vom Käufer an den Verkäufer.
Szenario 3: Zum Verfallstermin liegt der DAX30 bei 7.300 Punkten

Der Verkäufer müsste 25 Aktien für 7.300 € erwerben und diese für
7.000 € an den Käufer übergeben. Daraus ergibt sich für ihn ein Verlust
von (7.300-7.000)*25 = 7.500 €

Der Käufer würde 25 Aktien für 7.000 € erhalten und könnte diese für
7.300 € verkaufen. Daraus ergibt sich für ihn ein Gewinn von (7.3007.000)*25 = 7.500 €

Da keine DAX30-Aktien existieren, erfolgt der Ausgleich durch eine
Zahlung von 7.500 € vom Verkäufer an den Käufer.
Vor- und Nachteile des DAX-Futures

Der Dax Future bietet Anlegern die Möglichkeit, mit der Initial Margin als
geringen Kapitaleinsatz, große Positionen zu bewegen44.

Anleger können mit einem Future einen ganzen Aktienkorb handeln, so
müssen keine Einzeltransaktionen getätigt werden.

Aktienindex-Futures eignen sich zur Wertsicherung von
Wertpapierportfolios.
Röder, Klaus: Der DAX-Future – Bewertung und empirische Analyse, Seite
73.
44
- 30 -

Der Verfallstermin des Dax Futures ist am dritten Freitag des
Fälligkeitsmonats. Dieser Termin des Dax Futures fällt mit anderen
Verfallsterminen von Optionen zusammen und trägt den Namen
dreifacher Hexensabbat. Der Markt ist an diesen Tagen unruhig und für
Laien kaum zu überschauen45.

Anleger müssen im Verlustfall beim Dax Future mit eventuellen
Nachschusszahlungen rechnen. Andernfalls wird die Position seitens der
Börse glattgestellt46.

Das Risiko ist für den Käufer beschränkt und den Verkäufer
unbeschränkt. Der Käufer kann theoretisch maximal das 25-fache des
aktuellen Future-Wertes verlieren, also zum Beispiel bei einem DAX30Stand von 7.000 Punkten 7.000 * 25 € = 175.000 €. Für den Verkäufer
gilt bei steigenden Kursen ebenfalls, dass er 25 € pro Index-Punkt
verlieren kann. Da es keine theoretische Obergrenze für den DAX30Kursstand gibt, kann der Verkäufer theoretisch unbegrenzte
Kapitalverluste erleiden47.
Röder, Klaus: Der DAX-Future – Bewertung und empirische Analyse, Seiten
89f..
46
Hull, John: Optionen, Futures und andere Derivate, 8., aktuellste Auflage;
Seite 100
47
Becker, Hans Paul: Investition und Finanzierung, Seite 310
45
- 31 -
Zusammenfassung der Kontraktspezifikationen des DAX-Futures
Basiswert
Deutscher Aktienindex (DAX)
Kontraktwert
25 € pro Indexpunkt
Erfüllung
Barausgleich (Cash Settlement)
Laufzeit
Bis zu 9 Monaten
Preisnotierung
In Punkten mit einer Nachkommastelle
Preisintervall Tickgröße 0,5 Punkte (12,50 €)
Schlussabrechnungspreis
Wert des DAX am letzten Handelstag
Letzter Handelstag
3. Freitag des Fälligkeitsmonats
Erfüllungstag
1. Börsentag, der dem letzten Handelstag folgt
[Quelle: Eurex]
Risikosteuerung mit Aktienindex-Futures
Für jedes Aktienportfolio kann ein Betafaktor berechnet werden. Der Betafaktor
beschreibt die Änderungsempfindlichkeit einer einzelnen Aktie oder eines
Portfolios, bezogen auf den Gesamtmarkt, der durch den Dax repräsentiert
wird48.

Betafaktor = 1, entspricht die Kursänderung einer Aktie der
Kursänderung des Gesamtmarktes

Betafaktor > 1, verändert sich der Kurs einer Aktie überproportional zur
Veränderung des Gesamtmarktes

Betafaktor < 1, sind die Kursveränderungen einer Aktie kleiner als die
Kursveränderungen des Gesamtmarktes
Das Ziel eines aktiven Portfolio-Managements ist es, in Zeiten fallender Kurse
durch ein möglichst geringes Gesamt-Beta die Kursverluste gering zu halten. In
Zeiten steigender Kurse wird versucht, durch ein möglichst hohes Gesamt-Beta
überproportional von den Kurssteigerungen zu profitieren.
48
Hull, John: Optionen, Futures und andere Derivate, 8., aktuellste Auflage;
Seiten 95ff.
- 32 -
Die Marktrisiken können reduziert werden, indem durch den Kauf oder Verkauf
von Aktienindex-Futures der Betafaktor des Aktienportfolios verändert wird.
Bei einem Aufwärtstrend des Marktes können Sie den Betafaktor durch den
Kauf von Aktienindex-Futures steigern, um stärker vom erwarteten Aufschwung
zu profitieren. Bei einem Abwärtstrend des Marktes können Sie den Betafaktor
durch den Verkauf von Aktienindex-Futures senken, um Ihre Verluste zu
reduzieren49.
Beispiel für die Berechnung der Kontraktzahl bzw. für die Anzahl der Futures:
Formel:
Kontraktzahl
=
Wert des Portfolios : (Kontraktwert) x β
Kontraktzahl
=
Wert des Portfolios : (Kontraktwert) x (βneu - βalt)
Annahme:
Wir haben in unserem Portfolio: 100 RWE Aktien, 200 Continental Aktien und
300 Allianz Aktien.
Der Wert unseres Aktienportfolios beträgt 750.000Euro
Der Kurs des DAX-Futures liegt bei 9400 Punkten
Röder, Klaus: Der DAX-Future – Bewertung und empirische Analyse, Seite
120ff.
49
- 33 -
Berechnung:
Der Beta-Faktor:
((100 x 0,93) + (200 x 1,02) + (300 x 1,22)) : 600 = 1,105
Kontraktzahl:
750.000 Euro : (9400 x 25 €) x 1,105 = 2,88
Schlussfolgerung:
Sie können den Betafaktor in Ihrem Aktienportfolio durch den Verkauf von 3
Dax-Future-Kontrakten senken und die fallenden Kurse ausgleichen. Die
Laufzeit der zum Einsatz kommenden Futures sollte nach Möglichkeit mit der
des geplanten Absicherungszeitraums übereinstimmen. Es können nur
ganzzahlige Futures-Kontrakte gehandelt werden. Das führt zu einer
Absicherungs-Ungenauigkeit.
Einzelnen Beta-Faktoren einiger im Dax notierter Unternehmen:
Wert
Beta
Wert
Beta
Adidas
0,69
Infeneon
0,75
Allianz
1,22
Linde
0,86
Continental
1,02
MAN
0,88
Deutsche Börse
1,15
Münchener Rück
0,93
Deutsche Post
0,66
RWE
0,93
Deutsche Telekom
0,81
Siemens
1,18
Fres. Med. Care
0,77
TUI
0,98
Henkel
0,78
Volkswagen
0,92
[http://www.investor-verlag.de/derivate/uebersicht-futures-terminkontrakte/einfuehrungin-aktienindex--futures/, zuletzt gesehen 13.04.2014]
- 34 -
IV. Schlusswort
Nach Betrachtung des Bund-Futures und des Dax-Futures lassen sich nun
Vorgehensweisen von Finanzmarktteilnehmern besser bewerten. Zum einen
bieten Futures einige Vorteile. So können Investments mit relativ einfachen
Mitteln gegen Kursschwankungen verteidigt werden. Des Weiteren steht der
Derivatemarkt auch Investoren mit relativ geringen Finanzmitteln bzw.
Sicherheiten aufgrund der Hebelwirkung offen Aber gerade aufgrund der
geringen Eigenkapitaleinsätze der Investoren können Spekulation auftreten und
Marktrisiken befeuern. Um gegen solche Spekulationen vorzugehen müssen
die Regierungen die Märkte regulieren, was jedoch nicht einfach ist, schließlich
pochen die Finanzmärkte auf die Selbstheilungskräfte der Märkte.
- 35 -
V. Literaturverzeichnis
Bücher:
Bösch, Martin: Derivate: Verstehen, anwenden und bewerten, 2. Auflage,
München: Vahlen, 2012
Becker, Hans Paul: Investition und Finanzierung: Grundlagen der betrieblichen
Finanzwirtschaft, 5. Auflage, Wiesbaden: Gabler Verlag, 2012
Geyer, Christoph; Uttner, Volker: Praxishandbuch Börsentermingeschäfte:
Erfolgreich mit Optionen, Optionsscheinen und Futures, 1. Auflage, Wiesbaden:
Gabler Verlag, 2007
Harter, Winfried; Franke, Jörg; Hogrefe, Jürgen; Seger, Rolf: Wertpapiere in
Theorie und Praxis, 5. Auflage, Stuttgart, Deutscher Sparkassen Verlag, 2000
Grill, Wolfgang; Perczynski, Hans: Wirtschaftslehre des Kreditwesens, 46.
Auflage, Köln, Bildungsverlag EINS, 2012
Hull, John: Optionen, Futures und andere Derivate. 8., aktuellste Auflage;
München: Pearson Studium, 2013
Gregor Wurm: Kompaktwissen Bankbetriebslehre. 15. Auflage. Bildungsverlag
EINS. Troisdorf 2007
Wissenmedia: Brockhaus Allgemeinbildung, 2013
Röder, Klaus: Der DAX-Future – Bewertung und empirische Analyse; Verlag
Josef Eul, Bergisch Gladbach – Köln 1994
Uszczapowski, Igor: Optionen und Futures verstehen - Grundlagen und neue
Entwicklungen; Beck-Wirtschaftsberater im dt.; Beck-Wirtschaftsberater
Deutscher Taschenbuch Verlag 2012
Internet:
Eurex Frankfurt AG: Euro-Bund-Futures, 2014,
http://www.eurexchange.com/exchange-de/produkte/int/fix/14774/, zuletzt
gesehen 24.04.2014
- 36 -
Merit Group: Grundlagen Futures und Optionen, 2009,
http://www.meritgroup.at/pdf/MERIT_FOLIEN_WU_Grundlagen.pps, zuletzt
gesehen 13.04.2014
http://www.investor-verlag.de/derivate/uebersicht-futures-terminkontrakte/daxfuture-wetten-auf-den-dax/, zuletzt gesehen 13.04.2014
Finanzen.net GmbH: DAX-Futures, 2014, http://www.finanzen.net/futures/DaxFuture, zuletzt gesehen 13.04.2014
http://www.investor-verlag.de/derivate/uebersicht-futuresterminkontrakte/einfuehrung-in-aktienindex--futures/, zuletzt gesehen
13.04.2014
Eurex Frankfurt AG: DAX-Futures, 2014,
http://www.eurexchange.com/exchange-de/produkte/int/fix/14774/#tabs-2,
zuletzt gesehen 13.04.2014
Heldt, Cordula: Hedging Gabler Wirtschaftslexikon, 2013,
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/hedging.html#definition, zuletzt
aufgerufen 13.04.2014
http://www.eurexchange.com/action/exchange-de/185228185232/185232/onlineStats.do?productGroupId=826&viewType=2, zuletzt
gesehen 15.04.2014
http://www.deifin.de/fuwi002a.htm, zuletzt gesehen 20.04.2014
http://thismatter.com/money/derivatives/forward-contracts.htm, zuletzt gesehen
20.04.2014
http://thismatter.com/money/futures/futures-trading-institution.htm, zuletzt
gesehen 20.04.2014
http://samuraitradingacademy.com/emini-series-how-money-is-made-daytrader/, zuletzt gesehen 20.04.2014
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