Projektstudium Antriebstechnik

Werbung
Lehrstuhl für Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik
Technische Universität München
Arcisstraße 21
D–80333 München
Prof. Dr.-Ing. R. Kennel
email: [email protected]
http: www.eal.ei.tum.de
Tel.: +49 (0)89 289–28358
Fax: +49 (0)89 289–28336
Kurzskriptum mit Projektbeschreibungen
Projektstudium Antriebstechnik
Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team
Christoph Hackl
29. 01. 2015
Betreuer:
Christoph Hackl, Gebäude 5507 (Maschinenwesen/Garching), Raum 2733
Tel. 289 − 16688, email: [email protected]
Ort:
Lehrlabor des Lehrstuhls, Neubau Innenhof, Gebäude 9, Raum 0901
(Erdgeschoss, ganz links, siehe Lageplan)
Inhaltsverzeichnis
I
Einführung und Motivation
v
1 Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team
1.1 Motivation und Erkenntnisse aus der Hochschuldidaktik und Lernpsychologie
1.2 Idee des Lehrkonzeptes “Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team”
1.3 Konkrete Umsetzung: Pilotphase im WS 2014/2015 . . . . . . . . . . . . . . .
1.3.1 Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.3.2 Inhalt und Lernziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.4 Vision und Potenzial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.5 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
II
Projekte
vii
vii
viii
ix
x
xi
xi
xii
1
2 Gleichstrommaschine
2.1 Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.2 Laboraufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.3 Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.3.1 Modellbildung und Verhalten . . . . . . . . . . . . . .
2.3.2 Regelung im Ankerstellbereich (d.h. ψE = ψEN ) . . . .
2.3.3 Regelung im Feldschwächbereich (d.h. ψE ≤ ψEN ) . .
2.4 Implementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.4.1 Laboraufbau: Komponenten, Schnittstelle und Signale
2.4.2 Laboraufbau: Bedienung und Implementierung . . . .
2.4.3 Vorgehensweise und Arbeitsschritte . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
3
3
4
4
8
12
14
20
20
20
24
3 Permanentmagnet-Synchronmaschine
3.1 Problemstellung . . . . . . . . . . . . .
3.2 Laboroaufbau . . . . . . . . . . . . . .
3.3 Simulation . . . . . . . . . . . . . . . .
3.3.1 Modellbildung und Verhalten .
3.3.2 Regelung . . . . . . . . . . . .
3.4 Implementierung . . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
31
31
32
35
35
43
44
4 Asynchronmaschine
4.1 Problemstellung . . . . . . . . . . . .
4.2 Laboraufbau . . . . . . . . . . . . . .
4.3 Simulation . . . . . . . . . . . . . . .
4.3.1 Modellbildung und Verhalten
4.3.2 Regelung . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
45
45
45
47
47
49
.
.
.
.
.
– iii –
4.4
Implementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5 Zwei-Massen-System
5.1 Problemstellung . . . . . . . . . . . .
5.2 Simulation . . . . . . . . . . . . . . .
5.2.1 Modellbildung und Verhalten
5.2.2 Regelung . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
51
53
53
53
53
55
Literaturverzeichnis
59
III
61
Anhänge
A Allgemeine Grundlagen
A.1 Trigonometrische Formeln (siehe [16]) . . .
A.2 Energieeinheiten und Umrechnungsfaktoren
A.3 Stromsysteme (siehe [8]) . . . . . . . . . . .
A.3.1 Wechselstrom . . . . . . . . . . . . .
A.3.2 Drehstrom (symmetrisch) . . . . . .
B Grundlagen der Gleichstrommaschine
B.1 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . .
B.2 Modellbildung . . . . . . . . . . . . . . . .
B.2.1 Vierquadrantensteller . . . . . . .
B.2.2 Fremderregte Gleichstrommaschine
B.2.3 Sensorik . . . . . . . . . . . . . . .
B.3 Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
B.3.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . .
B.3.2 Modelle und Signalflusspläne . . .
B.3.3 Regelung . . . . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
63
63
64
65
65
66
69
69
69
69
72
76
79
79
80
81
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
C Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
C.1 Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
C.2 Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen . . .
C.2.1 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
C.2.2 Annahmen zur Modellbildung . . . . . . . . . . . . . .
C.2.3 Elektrische Differentialgleichungen . . . . . . . . . . .
C.2.4 Magnetische Zusammenhänge . . . . . . . . . . . . . .
C.2.5 Flussverkettungen der einzelnen Stränge . . . . . . . .
C.2.6 Raumzeigerdarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
C.2.7 Umrechnung rotorbezogener Größen auf die Statorseite
C.2.8 Momentenerzeugung und Mechanik . . . . . . . . . . .
C.3 Wichtige Zusammenhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
83
. 83
. 83
. 83
. 83
. 85
. 86
. 86
. 91
. 99
. 100
. 101
D Grundlagen der Regelungstechnik (siehe [7, 16–18])
D.1 Wichtige Zusammenhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
D.2 Wiederholungsaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
D.2.1 Standardstrecken anhand der Gleichstrommaschine (GM)
D.2.2 Regelkreise und Reglerauslegung . . . . . . . . . . . . . .
D.3 Optimierungstabelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
– iv –
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
105
105
109
109
111
114
Teil I
Einführung und Motivation
v
.
Kapitel 1
Projektbezogen Studieren – Aktives
Lernen im Team
Das Lehrkonzept “Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team” wurde in 2013 mit
dem Ernst-Otto Fischer Lehrpreises der Fakultät EI ausgezeichnet. Das folgende Skriptum
soll in die Thematik einführen und die wichtigsten Anhaltspunkte vermitteln.
1.1
Motivation und Erkenntnisse aus der Hochschuldidaktik
und Lernpsychologie
Im Zuge des Bologna-Prozesses stehen verstärkt die Ziele “Vermittlung von Kompetenzen”
und “Lösungsorientiertes Lernen” im Vordergrund der Hochschullehre. Die Lehrevaluationen
innerhalb der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik (EI) zeigen, dass diese Ziele
immer besser erreicht werden. Die Studierenden beurteilen den Besuch der angebotenen Lehrveranstaltungen als “insgesamt lohnend” (siehe z.B. S.4 in [4] mit 87,8% und [5] mit 92,7%).
Doch im Bereich “Kompetenzerwerb” sind sich die Studierenden oft noch im Unklaren, ob sie
die Inhalte der Veranstaltung(en) wiedergeben oder selbstständig bearbeiten könnten (vgl.
S.5 in [4] und [5]) und sie sehen Defizite bei der Erprobung ihrer Kooperationsfähigkeit
(vgl. S.7 in [9]). Des Weiteren äußern die Studierenden vermehrt den Wunsch nach klarem
Praxisbezug. So ist laut der Studiengangsbefragung der Fakultät EI aus 2012 (vgl. S.11 in
[9]) “unzureichender Praxisbezug” einer der am häufigsten genannten1 Gründe für “Studiengangwechsel” (47,2%), “Hochschulwechsel” (52,9%) oder sogar “Studienabbruch” (46,3%). Es
bleiben wohl – trotz anschaulichem Hochschulunterricht und praxisbezogener Motivation –
noch zu oft folgende Fragen unbeantwortet: “Wofür lerne ich den aktuellen Stoff?” und “Kann
ich das Erlernte wirklich eigenständig umsetzen?”.
Viele Studierende (Lernende) empfinden sich als “passive Informationsempfänger” (S.173 in
[21]) von Lehrinhalten, die sie ihrem späteren Berufsbild nicht direkt zuordnen können. Im
universitären Umfeld liegt dieses Empfinden vermutlich daran, dass in der Regel zuerst Theorie (in Vorlesung und Übung) und dann Praxis (in z.B. Praktika oder Abschlussarbeiten)
vermittelt werden. Das Erlernte kann zu selten direkt (im Sinne von zeitnah) praktisch wiederholt und umgesetzt werden. Insbesondere durch “learning by doing” gelingt aktives und
somit tiefgehendes Lernen (Tiefenverständnis), was dauerhafte Kompetenzen – wie z.B. Anwendbarkeit und Übertragbarkeit des Gelernten im Beruf – zur Folge hat (vgl. [20]). Aktuelle
Erkenntnisse aus der Hochschuldidaktik und Lernpsychologie untermauern diese Unsicherheit
der Studierenden [1].
1
Mehrfachnennung möglich.
– vii –
1. Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team
Abbildung 1.1: Werbeposter.
Die wichtigste Grundlage für aktives, intrinsisch motiviertes Lernen ist eine komplexe Problemstellung mit konkretem Anwendungsbezug bzw. mit nachvollziehbarer Relevanz für die
studentische Ausbildung und den späteren Beruf (vgl. S.102 in [21] oder [14]). Die Problemstellung selbst nährt die intrinsische Motivation der Lernenden und verstärkt somit Eigeninteresse und Tiefenverständnis beim Lernen.
Um die intrinsische Motivation dauerhaft aufrechtzuerhalten, sollte den Lernenden eine möglichst große Autonomie in der Gestaltung ihres Lernverhaltens (im Sinne freier Zeiteinteilung
und Portionierung des Stoffes) zugestanden werden [11]. Starre Lehrsysteme (wie in vielen der
heutigen Bachelor- und Masterstudiengänge) führen zu einer (gefühlten) Fremdbestimmung
[13]. Lerninhalte, aufbereitet in fachdidaktischer und nicht in kompetenz-erwerbender Logik,
werden meist als Zwang oder Druck von außen wahrgenommen. Diese extrinsische Motivation fördert häufig nur das Aneignen von Faktenwissen, reduziert intrinsische Motivation und
erschwert Tiefenverständnis.
Zusätzlich ist universitäres Lernen in der Regel “rückmeldungsarm”, d.h. es erfolgt kein zeitnahes, informierendes bzw. lernförderndes Feedback (ohne direkte Benotung) [11]. Am Ende des
Semesters wird die “individuelle Leistung” lediglich durch Noten bewertet, aber eine individuelle Rückmeldung über den Lernfortschritt erfolgt kaum. Ausbleibendes Feedback erhöht die
Unsicherheit des Lernenden, senkt die intrinsische Motivation und erschwert zielgerichtetes
Lernen [11], [6].
1.2
Idee des Lehrkonzeptes “Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team”
Beim Lehrkonzept “Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team” soll die klassische Logik universitärer Lehr- und Lernprozesse “umgekehrt” werden: Ausgehend von einer
praxisrelevanten Problemstellung soll im Team während eines “Projektstudiums” eine umfassende Lösung – vom Erlernen der nötigen Theorie bis hin zur praktischen Umsetzung am
studentischen Laboraufbau – eigenständig (im Sinne von selbstverantwortlich) und möglichst
selbstständig (also möglichst ohne fremde Hilfe) erarbeitet werden.
Während der Bearbeitung des Projektes werden die Kernkompetenzen des Ingenieursberufs
(wie z.B. Modellbildung, Simulation, Aufbau, Implementierung/Programmierung, Test, Präsentation & Dokumentation) praxisnah erworben. Die Lerninhalte sollen aktiv und kooperativ
– viii –
1.3. Konkrete Umsetzung: Pilotphase im WS 2014/2015
im Team erarbeitet werden. Eine Teilnahme an Vorlesungen und Übungen wird nicht verlangt. Die Studierenden werden bei ihrer Lösungsfindung durch den Lehrenden im Sinne eines
Mentors begleitet, beraten und unterstützt.
Es soll folgende Lernsituation entstehen, um aktives und tiefgehendes Lernen zu ermöglichen:
• Konfrontation mit einer komplexen Problemstellung mit klarem Anwendungs-/Berufsbezug2
• Eigen– und selbstständiges Erarbeiten einer Lösung im Team
• Erkennen und Lösen von Teilproblemen durch Lernende selbst
• Lernen durch Artikulation und Reflexion in der Gruppe
• Aktive Begleitung durch den Lehrenden im Sinne eines “guide on side” (vgl. S.173 in
[21]), d.h.:
– problemlösungsorientierter Lehrinput (Vermittlung nur von essentiellen Lehrinhalten)
– aktive Beratung und Unterstützung bei der Lösungsfindung und
– regelmäßiges Feedback zum Lernfortschritt (der Gruppe & des Einzelnen).
Durch die komplexe Problemstellung treffen die Studierenden während ihrer Lösungsfindung
auf unterschiedliche Teilprobleme, die wiederum zu lösen sind. Hierzu müssen auch theoretischen Grundlagen angeeignet und/oder erweitert werden.
Es ist zu erwarten, dass die intrinsische Motivation erhalten bleibt, da theoretisches Wissen
in einen Problemkontext eingebunden ist: Zu jedem Zeitpunkt ist klar, warum das Erlernte
angewendet bzw. erweitert werden muss. Um den Lernprozess zeit-effektiv zu begleiten und
unnötige (oder zeitlich zu lange) Irrwege zu vermeiden, sollen bestimmte, essentielle Lehrinhalte (z.B. mathematische Theorien) durch Impulsvorträge des Lehrenden vorgestellt, diskutiert und geübt werden. Im Anschluss sollen im Team diese Lehrinhalte direkt ausprobiert
und umgesetzt werden (“learning by doing”).
Das Feedback zum Lernfortschritt der einzelnen Gruppe als auch der einzelnen Studierenden erfolgt wöchentlich im Rahmen eines Mentoring-Seminars. Hierbei wird der Lern/Projektfortschritt durch Präsentationen vorgestellt und (Teil-)Probleme und mögliche Lösungsansätze diskutiert. Portionierung der Lerninhalte und Zeiteinteilung der Bearbeitung
erfolgt eigenständig. Nur die Teilnahme an den Mentoring-Seminaren ist verpflichtend.
1.3
Konkrete Umsetzung: Pilotphase im WS 2014/2015
Die Idee des “Projetbezogenen Studierens – Aktives Lernen im Team” soll konkret als “Projektstudium Antriebstechnik” umgesetzt werden und ab WS3 14/15 in einer Pilotphase
starten. Hierzu sollen 8–16 Studierende ausgewählt und in vier Gruppen (à 2–4 Studenten)
aufgeteilt werden. Die vier Gruppen (Teams) bearbeiten über ein Semester (WS) hinweg den
Themenkomplex “Regelung von elektrischen Maschinen”. Es sollen die gängigsten Regelungsverfahren (z.B. Feldorientierte Regelung) für typische elektrische Maschinen (Gleichstrom-,
Asynchron- und Synchronmaschine) erlernt und pro Gruppe an einem studentischen Laboraufbau (bestehend aus entsprechender Hardware) implementiert werden.
2
Hierbei sollte idealerweise die Lernumgebung/-situation der Anwendungsumgebung/-situation entsprechen [20].
3
Sommersemester (SS) oder Wintersemester (WS)
– ix –
1. Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team
Das “Projektstudium Antriebstechnik” wird im WS14/15 in einer Pilotphase umgesetzt. Hierzu wird es in den Studiengang M.Sc. EI über die Anerkennung folgender drei Module des
Lehrstuhls für Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik eingebettet:
• Vorlesung/Übung/Praktikum “Bewegungsteuerung durch geregelte elektrische Antriebe” (WS, 4 SWS, 5 ECTS4 )
• Projektpraktikum “Antriebstechnik” (WS/SS, 4 SWS, 6 ECTS)
• Hauptseminar “Intelligente Verfahren in der Mechatronik” (SS/WS, 5 ECTS)
Nach erfolgreichem Abschluss des Projektstudiums Antriebstechnik werden den Teilnehmern
– zusätzlich zur Anerkennung von 16 ECTS in Form der oben genannten Module – Zertifikate
mit Beschreibung des Lehrformates und der Aufgabenstellung ausgehändigt, die die besondere
Lernleistung, Eigenständigkeit und Praxisorientierung der Teilnehmer bestätigen.
Im Unterschied zum “klassischen” Studium dieser Module wird für die Studierenden des Projektstudiums die Teilnahme an den oben genannten Veranstaltungen nicht gefordert. Sie
bearbeiten die Inhalte eigen- und (möglichst) selbstständig im Rahmen des Projektstudiums und bekommen nach erfolgreichem Abschluss genau diese Module anerkannt5 , d.h. analog zum herkömmlichen Studium sammeln die Teilnehmer des Projektstudiums innerhalb
des Semesters insgesamt 16 ECTS (= 480 Stunden Arbeitsaufwand = 12 Wochen Vollzeit
bei 40 Stunden/Woche). Individuelle Leistungsnachweise werden durch eine Abschlussprüfung, Präsentation(en) und einen Abschlussbericht erbracht. Im verpflichtenden, wöchentlichen Mentoring-Seminar (3 SWS) wird der aktuelle Projektstatus pro Gruppe regelmäßig
präsentiert. Hier erhalten die Studierenden auch lernförderndes Feedback und aktive Beratung durch den Lehrenden (Mentor). Durch Impulsvorträge und -übungen werden essentielle
Lehrinhalte (notwendig zur Lösung schwieriger Teilprobleme) erworben und im Anschluss im
Team am Hardwareaufbau umgesetzt.
1.3.1
Ablauf
• Semesterbegleitend im Wintersemester 14/15
• Konkrete Problemstellung “Regelung von elektrischen Maschinen”
• Aktives, eigenständiges und praxisorientiertes Lernen im Team am eigenen Lehraufbau
• Freie Zeiteinteilung (Besuch von Vorlesungen, Übungen und Praktika ist nicht erforderlich)
• Wöchentliches Mentoring-Seminar (3 SWS): Präsentation des Projektstatus, direktes
Feedback zum Lernfortschritt und problemlösungsorientierte Vermittlung von Lehrinhalten
• Semesterbegleitende Beurteilung + Abschlussklausur
4
Die angegebenen Semesterwochenstunden (SWS) und European Credit Transfer System (ECTS) Punkte
gelten ab WS1314.
5
Diese Umsetzungsidee ist mit Ordinarius Prof. Dr.-Ing. Ralph Kennel abgesprochen.
–x–
1.4. Vision und Potenzial
1.3.2
Inhalt und Lernziele
• Modellierung und Simulation (in Matlab/Simulink) von Gleichstrom-, Asynchron- &
Permanentmagnetsynchronmaschine, leistungselektronischer Stellglieder (z.B. 4-Quadrantensteller, Spannungszwischenkreisumrichter) und elastischen Antriebssystemen
(Zwei-Massen-System)
• Simulation und Implementierung von Modulationsverfahren (z.B. Pulsweitenmodulation)
• Regler-Entwurf, -Simulation und -Implementierung (Strom-, Drehzahl-, Positionsregler)
in Rapid-Prototyping Umgebungen (z.B. xPC-Target, dSPACE)
1.4
Vision und Potenzial
Eine Vision über zukünftige Hochschullehre schlägt ein verändertes Rollenverständnis für
Lernende bzw. Lehrende vor: vom passiv zum aktiv lernenden Studierenden und vom “sage
[=Weise/Dozent] on the stage” zum “guide [Mentor] on the side” (vgl. S.173 in [21]). Diese
Vision teilt der Autor.
Langfristig könnte sich das Gesicht der Hochschullehre dahingehend wandeln, dass die Studierenden problemlösungsorientiert (also projektbezogen) studieren und sich somit Tiefenverständnis und dauerhafte Kompetenzen aktiv und eigenständig aneignen. Impulsvorträge und
-übungen (für essentielle Lehrinhalte) kombiniert mit Mentoring-Seminaren könnten langfristig klassische Vorlesungen und Übungen ersetzen. Somit würde ohne zeitlichen Mehraufwand
ein Lernumfeld für aktives und sinnstiftendes Lernen geschaffen. “Klassische Lehrzeit” würde
eingespart und stünde für die neuen Mentoring-Aufgaben der Lehrenden zur Verfügung.
Durch die Bearbeitung im Team erproben die Studierenden die äußerst praxisrelevante Kooperationsfähigkeit und erleben Heterogenität (auch im Sinne der TUM Diversitygerechtigkeit). Im Team kommt es zu “Kooperativem Lernen” (z.B. wechselseitiges Unterrichten:
“teaching is learning twice”). Unterschiede im Vorwissen können ausgeglichen und der Lernfortschritt in der Gruppe insgesamt maximiert werden. “Kooperatives Lernen” führt in der
Regel
• zu erhöhter Studentenzufriedenheit und gesteigerter Lernleistung sowohl in der Gruppe
als auch beim einzelnen Studierenden (im Vergleich zum herkömmlichen IndividualStudium, vgl. S.141 in [21]),
• zu insgesamt geringeren “Abbruchsquoten” und
• zu erhöhter intrinsischer Motivation und somit Tiefenverständnis (vgl. S.141 in [21]).
In den Augen des Autors hat das Lehrkonzept “Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im
Team” langfristig Potential die Lehre qualitativ weiterzuentwickeln. Die Studierenden bleiben
intrinsisch motiviert und lernen aktiv, problemlösungsorientiert und kooperativ. Aufgrund
des klaren Praxisbezugs sind die Motivation für das Erlernen der nötigen Theorie(n) und der
Feinheiten bei der Implementierung stets gegeben. Aktives Lernen, Tiefenverständnis und
Kompetenzerwerb treten an die Stelle von “trägem [nicht aktiv nutzbarem] Wissen” (vgl.
S.124 in [21]).
In nahezu allen Ingenieurwissenschaften ist die Formulierung einer klaren Problemstellung
möglich und die Bearbeitung im Team praxisrelevant, somit lässt sich die Idee “Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team” auf die meisten Fachbereiche direkt übertragen.
– xi –
1. Projektbezogen Studieren – Aktives Lernen im Team
Zu klären ist jeweils der finanzielle Aufwand für die Erweiterung der hierzu notwendigen studentischen Laboreinheiten (für das “Projektstudium Antriebstechnik” mussten 10.000 EUR
einmalig investiert werden). Auch für größere Studentenzahlen kann das Projektstudium nahezu ohne weitere (dauerhafte) Kosten umgesetzt werden. Lediglich die Einmalausgaben für
die Anschaffung der entsprechenden Laborausstattung sind zu tragen. Langfristige Kosten
entstehen (wie im herkömmlichen Studium auch) durch Wartung und Beschaffung von Verbrauchsmaterial.
Durch die Umsetzung des beschriebenen Lehrkonzeptes soll wichtiges Erfahrungswissen generiert und für die (Weiter-)Entwicklung innovativer Hochschullehre an der TUM genutzt
werden.
1.5
Danksagung
Der Autor möchte sich ganz besonders bei Prof. Dr. Florian Müller (Institut für Unterrichtsund Schulentwicklung, Uni Klagenfurt und Coach des “TUM ProLehre Intensivkurses”) und
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Utschick (Studiendekan der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik) für die so fruchtenden Diskussionen und Anregungen bei der Ideenentwicklung
und der Konzepterstellung des Projektstudiums Antriebstechnik bedanken.
– xii –
Teil II
Projekte
1
.
Kapitel 2
Projekt 1: Gleichstrommaschine
Im ersten Teil des Projektstudiums Antriebstechnik wird die Gleichstrommaschine (GM)
behandelt. Obwohl Gleichstrommaschinen in modernen Anlagen zunehmend von Drehfeldmaschinen verdrängt werden, kommen sie aufgrund ihrer einfachen Regelbarkeit nach wie
vor in verschiedenen Anwendungen zum Einsatz, z.B. als Scheibenwischermotoren oder in
elektrischen Zahnbürsten. Da sich die für die Gleichstrommaschine verwendeten Regelungskonzepte nach geeigneten Transformationen auf Drehfeldmaschinen übertragen lassen, ist ein
gutes Verständnis der GM für die Behandlung von Drehfeldmaschinen vorteilhaft.
2.1
Problemstellung
Für eine fremderregte Gleichstrommaschine sollen
• Stromregelung (Anker- & Erregerstrom)
• Drehzahlregelung und
• Positionsregelung
entworfen, simuliert und implementiert werden. Als Regelkreisstruktur wird die (in der Industrie übliche) Kaskadenregelung verwendet: in den inneren Regelschleifen werden Anker- und
Erregerstrom geregelt, während die äußereren Regelkreise Drehzahl- bzw. Positionsregelung
übernehmen. Die kaskadierten Regelkreisstrukturen werden mithilfe von Matlab/Simulink
entworfen, auf einem Realzeitsystem (Standard PC mit Realtime-Windows-Target von Mathworks) implementiert und an einer fremderregten Gleichstrommaschine getestet und ausgewertet.
Lernziele und -inhalte:
• Verstehen der Funktionsweise einer Gleichstrommaschine und eines 4-fach IGBT-Stromrichters (Mehrquadrantenpulssteller)
• Verdrahten des Laboraufbaus (u.a. Sechspuls-Diodengleichrichters (B6U), Antrieb, Realzeitsystem)
• Bestimmen der Streckenparameter von Gleichstrommaschine und 4-fach IGBT-Stromrichter
• Entwerfen, Implementieren und Bewerten der Strom-, Drehzahl- und Positionsregelung
im Ankerstell- und Feldschwächbereich und
– 3/116 –
2. Gleichstrommaschine
Abbildung 2.1: Laborarbeitsplatz.
• Rapid-Prototyping mithilfe von Matlab/Simulink von kaskadierten Regelkreisstrukturen auf einem Realtime-Windows-Target Desktoprechner.
2.2
Laboraufbau
Der praktische Teil des Projektes wird an einem Laborarbeitsplatz durchgeführt. Eine Übersicht des Arbeitsplatzes zeigt Abbildung 2.1. Ein Übersichtsplan der Komponenten, Verschaltung und der Mess- und Sollsignale ist in Abb. 2.2 dargestellt. Die verwendete fremderregte
Gleichstrommaschine ist mit einem Tachogenerator ausgestattet, der starr an die Maschine
gekoppelt ist (siehe Abbildung 2.3). Der Tachogenerator dient zur Erfassung der Motorwinkelgeschwindigkeit ωM . An die GM können zwei unabhängige (Gleich-)Spannungen angelegt
werden: Ankerspannung uA und Erregerspannung uE . Im hier betrachteten Ankerstellbereich
wird uE konstant gehalten, während uA variiert wird und als einzige Stellgröße fungiert. Zur
Erzeugung von uA wird ein 4-fach IGBT-Stromrichter verwendet. Das IGBT-Modul ist in Abbildung 2.4 rechts dargestellt. Links in Abbildung 2.4 befindet sich ein RLC-Lastmodul, mit
dem der Stromrichter zusätzlich belastet werden kann. Mittig ist das Netzteil zur Versorgung
der Steuerelektronik mit 15 V Gleichspannung abgebildet. Die Erregerspannung uE liefert ein
Diodengleichrichter, der über einen Trenntansformator gespeist wird (siehe Abbildung 2.5).
m
Als Messgrößen werden die Ankerspannung um
A , der Ankerstrom iA sowie die Motorwinm
kelgeschwindigkeit ωM erfasst. Sie werden nicht direkt gemessen, sondern jweils über eine
zur Messgröße proportionale Spannung. Zur Verstärkung der gemessenen Spannungen ist ein
Verstärkermodul vorhanden. Es ist in Abbildung 2.6 zusammen mit der Ansteuerelektronik
für den IGBT-Stromrichter dargestellt. Als Schnittstelle zur I/O-Karte des Echtzeitrechners
(xPC Windows Realtime Target von Mathworks) dient die in Abbildung 2.7 zusammen mit
dem Messgerät zur Strom- oder Spannungsmessung gezeigte Buchsenplatte.
2.3
Simulation
Für die spätere Implementierung soll nun vorerst ein valides Modell der GM und des VierQuadrantenstellers erarbeitet, implementiert und mithilfe von Matlab/Simulink simuliert
– 4/116 –
2.3. Simulation
Netz uverk
=
0
a
b
c
√
3 · 230 V ≈ 400 V (verkettet)
Trenntrafo
Hilfsnetz u0′,verk =
a′′
b
c′
√
3 · 94 V ≈ 163 V (verk.)
B6-Brücke
uDC
2-Level Umrichter
iE
CDC
uA,ref
s1
√
3 2 ′,verk
u
π 0
≈ 220 V
uE =
s1
Realzeitsystem
I/O: NI PCI-6221
CPU: Intel i3 Prozessor
s2
s2
uA
iA
ωM
uA
iA
Kupplung
GM
Tacho
Abbildung 2.2: Übersichtsbild des Laboraufbaus für GM (Projekt 1).
– 5/116 –
2. Gleichstrommaschine
(a) GM mit Tachogenerator (links).
(b) Typenschild.
Abbildung 2.3: Gleichstrommaschine (GM) des Laboraufbaus.
Abbildung 2.4: RLC-Lastmodul, Netzteil, 4-fach IGBT-Modul (von links nach rechts).
– 6/116 –
2.3. Simulation
Abbildung 2.5: Diodenmodul und Trenntansformator.
Abbildung 2.6: Netzteil, Messverstärker
Stromrichter.
und
(Universal-)Ansteuerelektronik
– 7/116 –
für
den
IGBT-
2. Gleichstrommaschine
Abbildung 2.7: Messgerät und Buchsenplatte zur Anbindung der I/O-Karte des Rechners.
werden. Basierend auf den Modellen und deren Implementierung soll die kaskadierte Regelung des Antriebes erfolgen und simulativ getestet und validiert werden.
2.3.1
Modellbildung und Verhalten
Hinweis: Um Ihnen die Implementierung (in Matlab/Simulink) zu erleichtern, nutzen
Sie die unter http://www.cres.mse.tum.de/index.php?id=eof zur Verfügung gestellten Dateien GM_Simulation.mdl und GM_Simulation_Init.m (siehe GM.zip)!
2.3.1.1
Fremderregte Gleichstrommaschine (GM)
Eine fremderregte GM ist im Zeitbereich gegeben durch
Ankerkreis:
Gegenspannung:
Magnetisierung:
Erregerkreis:
Mechanik:
Motormoment:
uA (t)
eA (t)
ψE (t)
uE (t)
d
ω
dt M (t)
mM (t)
=
=
=
=
=
=
d
eA (t) + RA iA (t) + LA dt
iA (t)
CM · ψE (t) · ωM (t)
f (iE (t))
d
RE iE (t) + dt
ψE (t) 1
m
(t)
−
mL (t)
M
ΘM
CM · ψE (t) · iA (t).
, iA (0) = 0 [A]
(nichtlinear)
, ψE (0) = 0 [Vs]
, ωM (0) = 0 rad
s















(2.1)
Hierbei sind uA [V] die Ankerspannung (Stelleingang des Ankerkreises), uE [V] die Erregerspannung (Stelleingang des Erregerkreises), iA , iE [A]
der Anker- bzw. Erregerstrom,
RA , RE [Ω] der Anker- bzw. Erregerwiderstand, LA Vs
A die Ankerinduktivität, eA [V] die
(induzierte) Gegenspannung, CM [1] die Motorkonstante, ψE [Vs] die
radErregerflussverkettung
mit nichtlinearer Magnetisierungskennlinie
f
:
R
→
R
[Vs],
ω
die MotorwinkelgeM
s
2
schwindigkeit, ΘM kg m die (Rotor-)Trägheit, mM [Nm] das Motormoment und mL [Nm]
das Lastmoment (Störung bzw. Reibung).
Als direkte Messgrößen sollen Ihnen im Folgenden, der Ankerstrom iA (t), der Erregerstrom
iE (t) und die Winkelgeschwindigkeit ωM (t) zur Verfügung stehen. Des Weiteren kennen Sie
die nichtlineare Magnetisierungskennlinie f (iE ) in Abhängigkeit des Erregerstromes.
Aufgabe 2.3.1 (Nichtlinearer Signalflussplan der fremderregten GM).
Im Folgenden gelte: f (·)−1 existiere auf R, d.h. der Erregerstrom iE = f −1 (ψE ) kann eindeu– 8/116 –
2.3. Simulation
Kenndaten des Versuchsaufbaus
Beschreibung
Symbol & Wert
Einheit
Nennleistung (mechanisch)
Nenndrehzahl
Nennankerspannung
Nennankerstrom
Nennerregerspannung
Nennerregerstrom
PN = 0.2
nM N = 2000
uAN = 230
iAN = 1
uEN = 230
iEN = 0.1
[kW]
1
max. Drehzahl
nM, max = 6000
min
10−3
Ankerinduktivität
Ankerwiderstand
Erregerwiderstand
LA = 380 ·
RA = 16.7
RE = 2.3
Rotorträgheitsmoment
Maschinenkonstante
ΘM = 0.0014
5
CM = 4π
Periodendauer des Gleichrichters
Zwischenkreisspannung
1
T = 1800
uDC = 540
[V]
[A]
[V]
[A]
1 min
Vs A
[Ω]
[kΩ]
kg m2
[1]
[s]
[V]
Tabelle 2.1: Parameter und Kenndaten einer Gleichstrommaschine.
tig als Funktion der Flussverkettung ψE dargestellt werden (Vernachlässigung von z.B. Hysterese). Es soll der gesamte Signalflussplan (im Zeitbereich) aufgestellt werden, verwenden Sie
hierzu folgende Symbole
für Summationsstelle, Signalpfad, Konstante, Integrator, PT1 -Strecke, nichtlineare Funktion
bzw. Multiplikation.
(a) Zeichnen Sie den Signalflussplan des Ankerkreises (Eingänge: uA & eA ; Ausgang: iA )!
(b) Zeichnen Sie den Signalflussplan der Mechanik (Eingänge: iA , ψE & mL ; Ausgang: ωM )!
(c) Zeichnen Sie den Signalflussplan der Gegenspannung (Eingänge: ψE & ωM ; Ausgang: eA )!
(d) Zeichnen Sie den Signalflussplan des Erregerkreises (Eingang: uE ; Ausgang: ψE )!
(e) Zeichnen Sie mit den obigen Ergebnissen den gesamten nichtlinearen Signalflussplan der
fremderregten GM (Eingänge: uA , uE & mL ; Ausgang: ωM )!
Aufgabe 2.3.2 (Funktionsweise im Nennbetrieb).
Es wird die vereinfachte nichtlineare Magnetisierungskennlinie
ψE (iE ) = ψE0 arctan (iE /iE0 ) ,
ψE0 > 0 [Vs] ,
iE0 = 0.01 > 0 [A]
(2.2)
ohne Hysterese-Effekte angenommen. Dabei gilt ψE0 = ψEN / arctan(iEN /iE0 ) [Vs], so dass
sich für den Nennstrom iEN [A] der Nennfluss ψEN [Vs] einstellt. Die zu untersuchende
Gleichstrommaschine habe die Kenndaten in Tabelle 2.1:
(a) Berechnen Sie Nennwinkelgeschwindigkeit ωM N [rad/s] und Nennmoment mM N [Nm]!
– 9/116 –
2. Gleichstrommaschine
(b) Berechnen Sie Nennflussverkettung ψEN [Vs] im Nennpunkt!
(c) Berechnen Sie Leerlaufwinkelgeschwindigkeit ω0M N [Nm]! Was bedeutet Leerlauf ?
(d) Welche Sollerregerspannung uE,ref [V] muss am Erregerkreis anliegen, so dass sich Nennflussverkettung ψE = ψEN einstellt?
(e) Welche Sollankerspannung uA,ref [V] muss am Ankerkreis anliegen, so dass sich die Leerlaufwinkelgeschwindigkeit ω0M N einstellt?
(f ) Öffnen Sie GM_Simulation.mdlund initialisieren Sie das Modell mithilfe der Datei GM_Simulation_Init.m! Ergänzen Sie diese um die Parametern aus Tabelle 2.1!
(g) Geben Sie Erregerkreis und Ankerkreis die oben berechneten Sollspannungssprünge
uE (t) = uE,ref · σ(t − tE )
und
uA (t) = uA,ref · σ(t − tA )
zu den Zeitpunkten tE = 0.0 [s] und tA = 0.5 [s] vor und belasten Sie die Gleichstrommaschine zum Zeitpunkt tL = 1.5 s mit dem Nennmoment, d.h. mL (t) = mM N · σ(t − tL )!
Überprüfen Sie die Funktionsweise im Nennbetrieb!
2.3.1.2
Vierquadrantensteller
Der Ankerkreis der GM werden mithilfe eines Vierquadrantenstellers (Stromrichter) gespeist
(siehe Abb. 2.8(a)). Die Ventile V1 bis V4 (hier: IGBTs mit Freilaufdioden) können vereinfacht
als Schalter betrachtet werden, die durch Vorgabe der Gate-Signale s1 , s1 , s2 und s2 geöffnet bzw. geschlossen werden können (auch wenn stromführend). Im Folgenden werden die
Schaltsignale als binäre Signale aufgefasst, d.h. s1 , s1 , s2 und s2 können 0 oder 1 als Wert annehmen. Um einen Kurzschluss der Zwischenkreisspannung uDC zu vermeiden, dürfen oberes
und unteres Ventil nicht gleichzeitig leiten. Dies wird durch Anlegen entsprechend negierter
Schaltsignale für oberes bzw. unteres Ventil sichergestellt, d.h. es gilt immer s1 = ¬s1 und
s2 = ¬s2 . Für s1 = 1 und s1 = ¬s1 = 0 sind beispielsweise V4 kurzgeschlossen und V3 geöffnet, etc. Durch entsprechendes ‘Durchschalten’ von Ventilpaaren (z.B. V2 ∧ V3) kann die
Spannung uA folgende Werte annehmen:
s1 = s2 = 1 ∧ s2 = s1 = 0
V4 & V1 geschlossen
s1 = s2 = 0 ∧ s2 = s1 = 1
V3 & V2 geschlossen
=⇒
s1 = s2 = 1 ∧ s1 = s2 = 0
V4 & V2 geschlossen
=⇒
s1 = s2 = 0 ∧ s1 = s2 = 1
=⇒
=⇒
V3 & V1 geschlossen
uA = uDC
uA = −uDC
uA = 0 [V]
uA = 0 [V]
Durch einen netzgeführten Gleichrichter (B6-Brücke) wird bei Belastung (Stromfluss ungleich Null) die Zwischenkreisspannung uDC am Zwischenkreiskondensator CDC [As/V] (annähernd) konstant gehalten. Der 4-fach IGBT-Stromrichter arbeitet mit einer Schaltfrequenz
von f = 1/T > 0 [Hz], d.h. innerhalb der Periodendauer T [s] kann einmal der Schaltzustand
geändert werden.
Aufgabe 2.3.3 (Funktionsprinzip und approximiertes Modell des Vierquadrantenstellers).
(a) Abhängig von der Pulsbreite TP (t0 ) [s] (mit −T ≤ TP (t0 ) ≤ T ) und der zur Verfügung
stehenden Zwischenkreisspannung uDC ergibt sich für das Ventilpaar V2 ∧ V3 (bzw. V1 ∧
V4) eine mittlere Spannung ūA (pro Periode, siehe Abb. 2.8(b)). Berechnen Sie ūA (t0 +T )
zum Zeitpunkt t0 + T ≥ 0 [s]!
– 10/116 –
2.3. Simulation
V2 [V] , [A]
V4
s2
s1
uA (·)
uDC
i A uA
uDC
CDC
s1
V1
V3
ūA
s2
t0
t 0 + TP t 0 + T
t [s]
(a) Vierquadrantensteller (Stromrichter) (b) Pulsweitenmodulation (PWM) mit konstanter Pemit Ventilen V1-V4 (inkl. Dioden),
riodendauer T [s], variabler Pulsbreite TP [s] und
Zwischenkreisspannung uDC [V], Zwikonstanter Zwischenkreisspannung uDC [V]: Spanschenkreiskondensator
CDC [As/V]
nungsverlauf uA (·) mit Mittelwert ūA .
und Ausgangsspannung uA [V] (später: Ankerspannung).
Abbildung 2.8: 4-fach IGBT-Stromrichter und Pulsweitenmodulation (positive Ankerspannung)
(b) Tp (t) wird zum Zeitpunkt t0 < t ≤ t0 + T verstellt. Wann erfolgt das nächste Schalten des
Vierquadrantenstellers? Wann “liegt” die neue mittlere Spannung ūA am Ausgang an?
(c) Skizzieren Sie in Abb. 2.8(b) den Stromverlauf iA (·) auf dem Intervall [t0 , t0 + T ] für eine
d
iA (t) = 1/LA uA (t)! (Annahme: iA (t) > 0)
rein induktive Last, d.h. dt
(d) Wie ändert sich der Stromverlauf iA (·) für eine ohmsch-induktive Last, d.h. uA (t) =
d
RA iA (t) + LA dt
iA (t)? Skizzieren Sie den Verlauf qualitativ in Abb. 2.8(b)!
(e) Welche “Totzeit” besitzt der Stromrichter? Ergibt sich für alle Pulsbreiten 0 ≤ TP ≤ T
diese Totzeit?
(f ) Es soll eine (mittlere) Referenzspannung −uDC < uA,ref < uDC gestellt werden. Berechnen Sie nötige Referenz-Pulsbreite Tp,ref !
(g) Zeichnen Sie den Signalfluss des Vierquadrantenstellers mit Eingang uA,ref und Ausgang
ūA (Hinweis: Für eine Totzeitstrecke nutzen Sie folgenden Block:
)!
(h) Was passiert für eine schwankende Zwischenkreisspannung, d.h. uDC (t) 6= const.?
(i) Für konstantes uDC approximieren Sie das dynamische Modell als PT1 -Strecke! Unter
welcher Voraussetzung ist diese Vereinfachung zulässig?
(j) Bestimmen Sie Verstärkung Vstr und Zeitkonstante Tstr des Stromrichters!
(k) Implementieren Sie das lineare Streckenmodell (Totzeitglied) des Vierquadrantenstellers
aus Aufgabe 2.3 (g) in GM_Simulation.mdlfür Anker- und Erregerkreis! Wiederholen Sie
Aufgabe 2.2 (f )! Ergeben Sich Unterschiede?
– 11/116 –
2. Gleichstrommaschine
2.3.2
Regelung im Ankerstellbereich (d.h. ψE = ψEN )
uA (s)
Vstr
Im Folgenden wird der Stromrichter vereinfachend als PT1 -Strecke uA,ref
(s) = 1+s Tstr modelliert (d.h. ūA (t) = uA (t) für alle t ≥ 0). Der Erregerkreis ist so bestromt, dass sich für die
Flussverkettung der Nennfluss einstellt, d.h. ψE (t) = ψEN für alle t ≥ 0.
Aufgabe 2.3.4 (Ankerstromregelung).
(a) Bestimmen Sie die Streckenübertragungsfunktion FS,ωM (s) =
ωM (s)
uA (s) !
(b) Für welche Trägheitswerte ΘM besitzt die Streckenübertragungsfunktion FS,ωM (s) =
konjugiert komplexe Pole. Können Sie nach BO oder SO optimieren?
ωM (s)
uA (s)
(c) In welchem Fall können Sie die Rückkopplung der Gegenspannung eA vernachlässigen?
Ist dann eine EMK-Aufschaltung erforderlich?
(d) Entwerfen Sie eine EMK-Aufschaltung (Hinweis: Störgrößenaufschaltung) unter Berücksichtigung der approximierten Dynamik des Vierquadrantenstellers! Was müssen Sie bei
der Auslegung der EMK-Aufschaltung beachten?
(e) Können Sie die Gegenspannung eA (t) c
se (s) messen bzw. “nachbilden”? Wie?
A
(f ) Unter der Annahme einer idealen EMK-Kompensation wählen Sie einen Stromregler
u
(s)
iA (s)
FR,iA (s) = iA,refA,ref
(s)−iA (s) für die Strecke FS,iA (s) = uA,ref (s) mithilfe der Optimierungstabelle aus! Welches Optimierungskriterium wenden Sie an? Warum?
(g) Bestimmen Sie Streckenverstärkung VS,iA , die kleine Tσ,iA und die große T1,iA Zeitkonstante von FS,iA (s)! Legen hiermit Sie die Reglerparameter von FR,iA (s) fest!
(h) Implementieren Sie die EMK-Aufschaltung und die Stromregelung der fremderregten GM
in GM_Simulation.mdl! Ergänzen Sie die Reglerparametrierung und Störgrößenaufschaltung in GM_Simulation_Init.m!
(i) Simulieren Sie das Verhalten des Regelkreises bei einer rechteckigen Verlauf des Stromsollwertes
iAN
iA,ref (t) =
(σ(t − tA ) − σ(t − 2tA )),
2
d.h. ab tA = 0.5 s soll der halbe Nennstrom eingeprägt werden.
(j) Bestimmen Sie Anregelzeit, Ausregelzeit (bei einem Toleranzband von ±2%) und maximales Überschwingen! Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit den Vorgaben der Optimierungstabelle. Gibt es Abweichungen (Begründung)?
(k) Berechnen Sie die Übertragungsfunktion
FRK,iA (s) =
FR,iA (s)FS,iA (s)
iA (s)
=
iA,ref (s)
1 + FR,iA (s)FS,iA (s)
des geschlossenen Stromregelkreises!
(l) Unter welcher Annahme können Sie den Regelkreis FRK,iA (s) als PT1 -Strecke
ers
FRK,i
(s) =
A
1
iA (s)
≈ FRK,iA (s) =
1 + sTers,iA
iA,ref (s)
approximieren? Bestimmen Sie für diesen Fall die Ersatzzeitkonstante Ters,iA !
– 12/116 –
(2.3)
2.3. Simulation
Aufgabe 2.3.5 (Ankerstromregelung mit Stromistwertglättung).
Die Strommessung sei stark verrauscht. Daher implementieren Sie im Rückführzweig zusätzlich ein Stromistwertglättung mit Tiefpassfilter
Fg,iA (s) =
îA (s)
1
=
.
iA (s)
1 + s Tg,iA
(2.4)
mit Zeitkonstante Tg,iA > 0 [s] (wobei gelte Tg,iA , Tstr TA ). Die EMK-Aufschaltung kompensiere den Einfluss der Gegenspannung vollständig.
(a) Ergänzen Sie den Signalflussplan (Ankerkreis) aus Aufgabe 2.1 um die Stromistwertglättung!
(b) Stellen Sie die relevante Streckenübertragungsfunktion
0
FS,i
(s) =
A
VS,iA
îA (s)
=
uA,ref (s)
(1 + s Tσ,iA )(1 + s T1,iA )
(2.5)
auf ! Bestimmen Sie die kleine Summationszeitkonstante Tσ, iA [s] und die große Zeitkonstante T1, iA [s] der Strecke FîA (s) und deren Verstärkung VS, iA [A/V]! (Hinweis: Addition
der beiden kleinen Zeitkonstanten!)
(c) Entwerfen Sie mithilfe der Optimierungstabelle einen Stromregler
0
FR,i
(s) =
A
uA,ref (s)
(2.6)
iA,ref (s) − îA (s)
für gutes Führungsverhalten! Welches Optimierungskriterium wenden Sie an?
(d) Wiederholen Sie die Teilaufgaben (h)-(j)! Es gelte Tg,iA = 0.005 [s].
(e) Berechnen Sie die Übertragungsfunktion
0
FRK,
(s)
îA
0
0
FR,i
(s) FS,
(s)
îA (s)
A
îA
=
=
0
0
iA,ref (s)
1 + FR,i
(s) FS,
(s)
A
î
(2.7)
A
des geschlossenen Stromregelkreises mit Istwertglättung und entsprechender Reglerauslegung!
(f ) Wiederholen Sie Teilaufgabe 2.4 (l)! Verwenden Sie hierbei die Übertragungsfunktion (2.5)
und beachten Sie den Zusammenhang zwischen iA (s) und îA (s) aufgrund der Stromist0
wertglättung (2.4)! Wie groß ist Ters,i
mit Istwertglättung? (Hinweis: Polynomdivision
A
notwendig!)
Aufgabe 2.3.6 (Drehzahlregelung).
(a) Stellen Sie mithilfe der Ersatzübertragungsfunktion (2.3) die (genäherte) Streckenübertragungsfunktion
FS,ωM (s) =
VS, ωM
ωM (s)
=
iA,ref (s)
s T1,ωM (1 + s Tσ,ωM )
für den Drehzahlreglerentwurf auf !
– 13/116 –
(2.8)
2. Gleichstrommaschine
(b) Bestimmen Sie die kleine Summationszeitkonstante Tσ, ωM und die Verstärkung VS, ωM der
Strecke FS,ωM (s) für Nennflussverkettung ψE = ψEN = konst. und große Zeitkonstante
T1, ωM = 1 [s]. Warum ist diese Wahl für T1, ωM zulässig?
(c) Welcher Streckentyp liegt vor?
(d) Mithilfe der Optimierungstabelle wählen und parametrieren Sie den Drehzahlregler
FR,ωM (s) =
iA,ref (s)
!
ωM,ref (s) − ωM (s)
Benötigen Sie einen integralen Anteil im Regler? Wenn ja, warum?
(e) Erweitern Sie GM_Simulation.mdl und GM_Simulation_Init.m um den entworfenen
Drehzahlregler! Simulieren Sie für tω = 0.5 s das Verhalten des Regelkreises bei sprungförmiger Änderung des Drehzahlsollwertes
ωM,ref (t) =
ωM N
· σ(t − tω )!
2
(f ) Bestimmen Sie wieder Anregelzeit, Ausregelzeit und maximales Überschwingen (für den
ersten Sprung). Gibt es Abweichungen zu den Vorgaben in der Optimierungstabelle (Begründung)?
(g) Berechnen Sie die Übertragungsfunktion des geschlossenen Drehzahlregelkreises
FRK,ωM (s) =
FR,ωM (s)FS,ωM (s)
ωM (s)
=
ωM,ref (s)
1 + FR,ωM (s)FS,ωM (s)
(2.9)
(h) Bestimmen Sie mithilfe der Optimierungstabelle die Überschwingweite! Weshalb kommt
es zu einem Überschwingen?
(i) Wie können Sie das Überschwingen des geschlossenen Regelkreises reduzieren?
(j) Implementieren Sie die Maßnahme in GM_Simulation.mdl und ergänzen Sie GM_Simulation_Init.m entsprechend!
(k) Erweitern Sie ihre Solltrajektorie um einen zweiten Sollwertsprung, so dass sich folgender
Verlauf
ωM N
3
ωM,ref (t) =
· σ(t − tω ) + σ(t − 5tω )
2
2
einstellen wird. Wird der Sollwert von 2ωM N nach dem zweiten Sprung erreicht? Wie
hoch ist hierbei die (dauerhaft) anliegende Ankerspannung? Sehen Sie Schwierigkeiten?
(l) Berechnen Sie aus nM,max die maximal zulässige Winkelgeschwindigkeit ωM,max ! Kann
diese erreicht werden, ohne die Maschine zu schädigen?
2.3.3
Regelung im Feldschwächbereich (d.h. ψE ≤ ψEN )
Um den vollen Drehzahlbereich |ωM | ≤ ωM,max der Maschine ausnutzen zu können, braucht
man noch zusätzlich eine Eingriffsmöglichkeit, um den Erregerfluss ψE zu beeinflussen. Hierzu wird eine Erregerstromregelung entworfen und entsprechend Abb. 2.10 implementiert.
Das Prinzip entspricht der Ankerstromregelung (vgl. Abb. 2.10). Zu beachten ist jedoch die
nichtlineare Magnetisierungskennlinie (2.2) zur Erzeugung des Flusses ψE . Hierzu soll eine
– 14/116 –
2.3. Simulation
Nennpunkt
[W] , [V] , [Vs]
PN
P
eAN
eA
ψEN
ψE ∝ mM ∝
1
ωM
ωM N
Ankerstellbereich
ψE = ψEN
ωM [rad/s]
Feldschwächbereich
ψE ≤ ψEN
Abbildung 2.9: Betriebsbereiche eines Gleichstromantriebes.
geeignete Approximation gefunden werden, die näherungsweise eine lineare Reglerauslegung
zulässt.
Wie aus Abb. 2.9 abzulesen ist, wird im Ankerstellbereich bei konstantem Fluss ψE = ψEN
(Nennerregerfluss) die Drehzahl über die Ankerspannung gesteuert bzw. geregelt, bis die
Nenngegenspannung eAN erreicht ist. Möchte man die Drehzahl weiter steigern, ohne die
Maschine zu überlasten (d.h. Ankerstrom iA und Ankerspannung uA nicht dauerhaft über
ihre Nenngrößen erhöhen), muss das Erregerfeld – also der Fluss ψE – geschwächt werden,
damit die Gegenspannung eA nicht weiter ansteigt. Dabei muss der Fluss ψE ∝ 1/|ωM |
umgekehrt proportional zur Winkelgeschwindigkeit ωM gesenkt werden. Dadurch ergibt sich
jedoch bei Nennankerspannung uA = uAN und Nennankerstrom iA = iAN eine Reduzierung
des nutzbaren Drehmoments mM ∝ ψE iAN . Nur so ermöglicht die Feldschwächung, ohne
Überdimensionierung des Antriebes (Nennleistung), einen erweiterten Drehzahlbereich.
Aufgabe 2.3.7 (Erregerstromregelung).
(a) Bestimmen Sie die maximal zulässige Winkelgeschwindigkeit ωM,max ! Nutzen Sie die Daten aus Tabelle 2.1!
(b) Welcher Erregerfluss ψE,min muss eingestellt werden, um ωM,max zu erreichen und dabei
nicht dauerhaft Ankernennspannung uAN und Ankernennstrom iAN zu überschreiten?
(c) Zeichnen Sie ψE, min in Abb. 2.11 ein und markieren sie den zugehörigen Strom iE,min !
(d) Betrachten Sie Abb. 2.11! Warum macht eine Linearisierung der Magnetisierungskennlinie (2.2) um iE = 0 [A] als auch iE = iEN keinen Sinn? Welche Näherung schlagen Sie
vor? (Hinweis: Sekanteninduktivität!)
– 15/116 –
– 16/116 –
ω̂M
ψ̂E
−
B3
B2
B1
êA
VST R
1 Tg,iE,ref
CM
VST R
1
ψEN
Implementierung
ψE,ref
ωM,ref
VR,ωMTn,ωM
1 Tg,iA
îE
1 Tg,ωM
1 Tg,iE
VR, iE Tn, iE
−
iE,ref
îA
−
iA,ref
VR, iA Tn, iA
+
m
ωM
im
E
uE,ref
im
A
uA,ref
uA
uE
n
Sensor
n
Sensor
Stromrichter
(approx.)
Vstr Tstr
n
Sensor
Stromrichter
(approx.)
Vstr Tstr
−
eA
−
RE
1
RA
iA
iE
d
dt
CM
CM
ψE
f (·)−1
ψE
mM −
1
ΘM
ωM
Gleichrichter, Sensorik & Gleichstrommotor
TA
mL
2. Gleichstrommaschine
Abbildung 2.10: Signalflussplan einer geregelten fremderregten GM mit Feldschwächung.
2.3. Simulation
3
Erregerfluss ψE [V s]
2.5
2
1.5
1
0.5
0
ψE
(ψEN , iEN )
0
0.02
0.04
0.06
0.08
0.1
0.12
0.14
0.16
0.18
0.2
Erregerstrom iE [A]
Abbildung 2.11: Nichtlineare Magnetisierungskennlinie wie in (2.2) (ohne Hysterese).
(e) Wie sieht die genäherte lineare Streckenübertragungsfunktion
FS,îE (s) =
îE (s)
uE,ref (s)
des Erregerstromkreises unter Vernachlässigung der Spannungsbegrenzung aus? Beachten
Sie die Messwertglättung in der Strecke mit Tg,iE = 0.002 [s]! Bestimmen Sie die kleine
Zeitkonstante Tσ,iE , die große Zeitkonstante T1,iE und die Verstärkung VS,iE der Strecke!
(f ) Entwerfen Sie mithilfe der Optimierungstabelle einen Erregerstromregler
FR,iE (s) =
uE,ref (s)
iE,ref (s) − îE (s)
!
Benötigen Sie einen Regler mit integralem Anteil?
(g) Wie kann aus einem gegebenen Sollerregerfluss ψE,ref der entsprechende Sollerregerstrom
iE,ref bestimmt werden? Sehen Sie Schwierigkeiten bei der Implementierung von B2 und
der so realisierten Stromsollwertgenerierung?
(h) Erweitern Sie Ihre Implementierung in GM_Simulation.mdl und GM_Simulation_Init.m,
um den entworfenen Erregerstromregler und die invertierte Magnetisierungskennlinie (siehe B2 in Abb. 2.10). Deaktivieren Sie die Sensorik durch Eingabe von “ENABLE_SENSORS =
0”! Simulieren Sie dann das Verhalten des Regelkreises bei einer sprunghaften Änderung
des Erregerfluss
ψE,ref (t) = ψEN σ(t − tE )!
Entspricht die geglättete Erregerstrom-Sprungantwort îE (t) (auf den Erregerstrom-Sollwertsprung iE,ref (t) = f (ψEN )σ(t − tE )) dem erwarteten Verlauf gemäß der Optimierungstabelle (Begründung)?
(i) Senken Sie zum Zeitpunkt 5tω = 2.5 s (gleichzeitig mit der Änderung von ωM,ref (t), siehe
oben) den Flusssollwert von ψEN auf ψE,min durch die Sollwertvorgabe
ψE,ref (t) = ψEN σ(t − tE ) + (ψE,min − ψEN )σ(t − 5tω )
für den Erregerfluss. Kann nun die maximale Winkelgeschwindigkeit angefahren werden
– 17/116 –
2. Gleichstrommaschine
ohne dabei die Ankernennspannung uAN dauerhaft zu überschreiten?
Aufgabe 2.3.8 (Feldschwächung und Sollwertgenerierung).
(a) Mit welchem (minimalen) Lastmoment mL,min kann die GM noch belastet werden, wenn
der Fluss auf ψE,min gesenkt wurde und der Ankerstrom dauerhaft nicht iAN übersteigen
soll?
(b) Überlegen Sie sich für Ankerstell- und Feldschwächbereich eine Online-Anpassung des
Erregerfluss-Sollwertverlaufes ψE,ref in Abhängigkeit der Sollwinkelgeschwindigkeit ωM,ref !
Beachten Sie hierbei dass für |ωM,ref | > ωM N Feldschwächung einsetzen muss!
(c) Warum müssen Sie im Drehzahlregelkreis Block B1 (siehe Abb. 2.10) mit der Division
ψ
durch ψE,ref
einfügen? Erinnern Sie sich hierzu nochmals an die Auslegung des GeschwinEN
digkeitsregels FR,ωM (s)! Sehen Sie Schwierigkeiten bei der Implementierung?
(d) Ergänzen Sie Ihr Modell in GM_Simulation.mdl um noch fehlende Blöcke aus Abb. 2.10!
Implementieren Sie auch die Online-Anpassung des Erregerfluss-Sollwertverlaufes aus
(c)!
(e) Abschließend implementieren Sie eine Sättigung der Sollwinkelgeschwindigkeit ωM,ref , so
dass ωM,max ≥ |ωM,ref | nicht überschritten werden kann! (Beachten Sie beide Drehrichtungen!)
(f ) Implementieren Sie eine Sollwert-Rampe
ωM,ref (t) =
3ωM N
· t · σ(t − tω )
4
ab dem Zeitpunkt tω = 0.5 s. Des Weiteren belasten Sie die Maschine zum Zeitpunkt
tL = 5 s mit dem Lastmoment
mL (t) = mL,min σ(t − tL )!
Simulieren Sie Ihren Aufbau bis zum Simulationsende von tend = 6 s und betrachten die
Signale ωM , iA und iE ! Bewerten Sie die Ergebnisse!
(g) Aktivieren Sie die Sensorik durch Eingabe von “ENABLE_SENSORS = 1” und wiederholen
Sie den vorigen Versuch. Wie beurteilen Sie nun die Ergebnisse, v.a. achten Sie auf den
Ankerstrom iA und den Ausgang der EMK-Aufschaltung êA /Vstr ? Überlegen Sie sich eine
Möglichkeit, die zu einem besseren Ergebnis führt (Hinweis: Nutzen Sie keine geglätteten
Messwerte)!
(h) Ändern Sie die Parameter in den Blöcken B2 und B3 in einem Bereich von ±50%! Haben
Parameterunsicherheiten Einfluss auf die Reglerperformanz (Begründung)?
Aufgabe 2.3.9 (Positionsregelung).
Im Folgenden sei angenommen, dass zusätzlich noch der Motorwinkel φM [rad] als Istposition gemessen wird und als Messgröße vorliegt. Zur Vereinfachung seien Istposition und
Istgeschwindigkeit nicht verrauscht. Somit sei keine Istwertglättung nötig.
(a) Wie muss die Mechanik im Modell (2.1) des Gleichstrommotors erweitert werden, um
auch den Motorwinkel zu berücksichtigen?
– 18/116 –
2.3. Simulation
(b) Zeichnen Sie den (vereinfachten) Signalflussplan des Positionsregelkreises (Eingänge: φM,ref
& mL ; Ausgang: φM )! Berücksichtigen Sie hierbei die Mechanik, die Ersatzübertragungsers
funktion FRK,i
(s), den Drehzahlregler FR,ωM (s) und den Positionsregler FR,φM (s)!
A
(c) Bestimmen Sie die Führungs- FφM,ref (s) =
φM (s)
φM,ref (s)
und Störübertragungsfunktion des
φM (s)
mL (s) !
Positionsregelkreises FmL (s) =
(Hinweis: Berechnen Sie φM (s) = f (φM,ref (s), mL (s)) und lösen dann entsprechend auf !)
(d) Welcher Regler FR,φM (s) erzielt bereits gutes Störverhalten? Nehmen Sie hierzu an, dass
für eine Positionsregelung mit Regler FR,φM (s) das Störverhalten durch
FmL (s) =
φM (s)
=
mL (s)
=
1 + s 4Ters,iA +
1
FR,φM (s)
s8Ters,iA (1 + sTers,iA )
+
4T
A
s2 FR,φers,i(s)
M
+
s3
2
8Ters,i
A
FR,φM (s)
+
s4
3
8Ters,i
A
FR,φM (s)
ΘM FR,φM (s)
(2.10)
gegeben ist.
(e) Erreicht dieser Regler auch gutes Führungsverhalten? Nehmen Sie hierzu an, dass für
eine Positionsregelung mit Regler FR,φM (s) das Führungsverhalten durch
FφM,ref (s) =
=
φM (s)
=
φM,ref (s)
1 + s 4Ters,iA +
gegeben ist.
1
FR,φM (s)
1 + s4Ters,iA
+
4T
A
s2 FR,φers,i(s)
M
+
s3
2
8Ters,i
A
FR,φM (s)
+
s4
3
8Ters,i
(2.11)
A
FR,φM (s)
(f ) Es gelte FR,φM (s) = VR,φM . Für welche Werte von VR,φM ist der geschlossene Regelkreis
φM (s)
FφM,ref (s) = φM,ref
(s) wie in (2.11) stabil? (Hinweis: Hurwitz-Kriterium in Formelsammlung!)
(g) Verifizieren Sie Ihre Untersuchung aus (f ) indem Sie die Wurzelortskurve der Regelstrecke
FS,φM (s) =
1 + s 4Ters,iA
φM (s)
=
2
3
ωM,ref (s)
s(1 + s 4Ters,iA + s2 8Ters,i
+ s3 8Ters,i
)
A
A
für die Positionsregelung aufzeichnen! (Hinweis: rlocus in Matlab/Simulink!)
(h) Erweitern Sie Ihre Implementierung in GM_Simulation.mdl und GM_Simulation_Init.m,
um den entworfenen Positionsregler FR,φM (s) = VR,φM ! Deaktivieren Sie die Sensorik
durch Eingabe von “ENABLE_SENSORS = 0”! Für tφ = 1 [s] und VR,φM = 10 [1/s] simulieren Sie das Verhalten des Regelkreises bei einer sprunghaften Änderung des Sollwinkels
φM,ref (t) =
π
π
σ(t − tφ ) − σ(t − 4 tφ )!
4
2
Erhöhen Sie VR,φM in 10er Schritten! Wie ändert sich die Systemantwort des Positionsregelkreises (Anregelzeit, Ausregelzeit, Überschwingen und Stabilität)?
– 19/116 –
2. Gleichstrommaschine
2.4
2.4.1
Implementierung
Laboraufbau: Komponenten, Schnittstelle und Signale
Der Laborauf besteht aus Gleichstrommotor mit starr gekoppeltem Tachogenerator (siehe
Abb. 2.12) und (Universal-)Ansteuerelektronik (siehe Abb. 2.15 rechts) jeweils für IGBTModul (siehe Abb. 2.13(a)) und Thyristor-/Diodenmodul (siehe Abb. 2.13(b)). Die Leistungsmodule werden über Trenntrafo und/oder Gleichrichter (AC/DC) aus dem Dreiphasensystem mit Energie gespeist (siehe Abb. 2.14 links) und können über das RLC-Lastmodul
(siehe Abb. 2.14 rechts) belastet werden. Ströme und Spannung lassen sich mithilfe des Messgerätes (siehe Abb. 2.16(b)) im gesamten Bereich messen. Die in Abb. 2.16(a) dargestellte
Buchsenplatte dient als Schnittstelle zur I/O Karte NI PCI-6221 (37pin) im Host/Target
Rechner und erlaubt Ein- und Ausgabe über drei differentielle Analogeingänge AI0, AI1 und
AI2 (Summenabtastrate 250 [kHz], Auflösung 16 [bit], Messbereiche ±0.2, ±1, ±5, ±10 [V]),
zwei analoge Ausgänge AO0 und AO1 (Auflösung 16 [bit], Ausgangsbereich ±10 [V]) und
einen digitalen Ausgang DOP 0.0 (TTL-Pegel). In Tabelle 2.2 sind einige Kerndaten des GM
zusammengefasst (Vervollständigung erfolgt bei der Versuchsdurchführung). Es werden drei
Messgrößen als Spannung erfasst :
• die Ankerspannung uA [V] zwischen OUT U & OUT V (siehe Abb. 2.13a) über Messverstärker A mit Verhältnis 250 : 2, 5 [1]: Abgriff der zu uA proportionalen Spannung
uY 1 an Y1 mit BNC-Kabel (siehe Abb. 2.15) und Anschluss an AI0 der Buchsenplatte
(siehe Abb. 2.16(a));
• der Ankerstrom iA [A] als Spannung uR3 [V] an Widerstand R3 (siehe Abb. 2.13(a))
über Messverstärker D mit Verhältnis 2, 5 : 2, 5 [1]: Abgriff der zu iA proportionalen
Spannung uY 2 an Y2 mit BNC-Kabel (siehe Abb. 2.15) und Anschluss an AI1 der
Buchsenplatte (siehe Abb. 2.16(a));
• die Motordrehzahl ωM [rad/s] als Spannung uT G [V] am Tachogenerator (zwischen
roter & schwarzer Buchse, siehe Abb. 2.12) mit 1 [V] = 1000 [U/min]: Anschluss an
AI2 der Buchsenplatte (siehe Abb. 2.16(a)).
Die Sollankerspannung uA,ref wird über die Ausgabespannung an AO0 der Schnittstelle (zw. roter & schwarzer Buchse, siehe Abb. 2.16(a)) an die Steuerelektronik (Spannung
zw. A & B, siehe Abb. 2.15) übergeben (Poti auf Anschlag rechts). Hierbei gilt folgender
Zusammenhang zwischen Spannungsvorgabe und Pulsbreite:

10 [V] → TP = 100% T ∧ uA = uDC
, d.h. Ventilpaar V2 ∧ V3 aktiv 
5 [V] → TP = 0% T
∧ uA = 0

und 0 [V] → TP = 100% T ∧ uA = −uDC
, d.h. Ventilpaar V1 ∧ V4 aktiv.
(2.12)
Die Schnittstellenausgänge AO1 und DOP 0.0 werden nicht benötigt.
2.4.2
Laboraufbau: Bedienung und Implementierung
Legen Sie den Kippschalter RUN/STOP auf STOP (siehe Abb. 2.15) und den Motorabschalter auf 0 (siehe Abb. 2.14). Drehen Sie den Poti auf Anschlag rechts (siehe Abb. 2.15).
Verdrahten Sie die Module mit Jumpern bzw. Steckerverbindungen (weiss) entsprechend den
Abb. 2.13, 2.14 und 2.15. Verbinden Sie auch die obere (Universal-)Steuerelektronik mit dem
Netzteil (siehe Abb. 2.15). Treffen Sie entsprechend Abb. 2.15 die vorgegebene Auswahl (gelb)
mithilfe der Kippschalter und des Drehschalters der Universalsteuerelektronik. Verbinden Sie
– 20/116 –
2.4. Implementierung
Beschreibung
Symbol & Wert
Nennleistung
Nenndrehzahl
Nennankerspannung
Nennankerstrom
Nennerregerspannung
Nennerregerstrom
PN = 0.2 [kW]
1 nM N = 2000 min
⇒ ωM N =
uAN = 230 [V]
iAN = 1 [A]
uEN = 230 [V]
iEN = 0.1 [A]
max. Ankerstrom
max. Erregerstrom
iA, max = 3 [A]
iE, max = 0.3 [A]
Vs LA =
A
RA =
[Ω]
RE =
[Ω]
ΘM =
kg m2
VGM = CM 1ΨEN =
Ankerinduktivität
Ankerwiderstand
Erregerwiderstand
Rotorträgheitsmoment
Verstärkung GM
Periodendauer des Gleichrichters
Zwischenkreisspannung
Verstärkung des Gleichrichters
Zeitkonstante des Gleichrichters
1
T = 1800
[s]
uDC = 230 [V]
Vstr =
Tstr =
Widerstände auf RLC-Lastmodul
Widerstand auf IGBT-Modul
Ri = 270 [Ω] , i ∈ {1, 2, 3}
R3 = 1.5 [Ω]
1
Vs
rad s
[1]
[s]
Tabelle 2.2: Kenndaten des Versuchsaufbaus (unvollständig!)
Abbildung 2.12: Tachogenerator (mit Ausgangsspannung uT G [V]) und Gleichstrommaschine (mit
Anschlüssen A1 & A2 für Ankerkreis und E1 & E2 für Erregerkreis).
– 21/116 –
2. Gleichstrommaschine
(a) IGBT-Modul
(b) Thyristor-/Diodenmodul
Abbildung 2.13: Leistungselektronikmodule.
Abbildung 2.14: Transformator (für Phasen L1, L2 und L3) und RLC-Lastmodul.
– 22/116 –
2.4. Implementierung
Abbildung 2.15: Messverstärker, Netzteil und Universalsteuerelektronik für Stromrichter-Module.
(a) Schnittstelle für I/O-Karte NI PCI-6221 (37pin)
zur Anbindung an Realtime-Windows-Target.
(b) Spannungs- und Strommessgerät.
Abbildung 2.16: Schnittstellen und Messgerät.
– 23/116 –
2. Gleichstrommaschine
die einzelnen Module mit der Schnittstelle (AI0, AI1, AI2 und AO0, siehe Abb. 2.16a) entsprechend der Beschreibung auf Seite 20.
In Matlab/Simulink stehen Ihnen die vorgefertigte Dateien ‘GM_Implementierung_Init.m’
(Matlab-Skript) und ‘GM_Implementierung.mdl’ (Simulink-Modell) zur Verfügung. Während
der Versuchsdurchführung ergänzen Sie beide Dateien entsprechend der Aufgabenstellungen. Zur Initialisierung Ihres Simulink-Modells ‘GM_Implementierung.mdl’ drücken Sie F5 im
Matlab-Editor bei geöffnetem Skript ‘GM_Implementierung_Init.m’. Zur Erzeugung (buildprocess) eines realzeitfähigen Programms zur Regelung der GM auf dem Target/Host PC
mithilfe von Realtime-Windows-Target drücken Sie STRG+B im geöffnetem Simulink-Modell
‘GM_Implementierung.mdl’.
2.4.3
Vorgehensweise und Arbeitsschritte
Achtung: Gehen Sie bei Ihrer Versuchsdurchführung sorgfältig vor und überprüfen
Sie Ihre Steckverbindungen. Bevor Sie Motor und Gleichrichter mit Energie speisen
(d.h. Motorabschalter auf I, siehe Abb. 2.14 links) und die Pulsweitenmodulation (PWM)
frei schalten (d.h. Kippschalter RUN/STOP auf RUN, siehe Abb. 2.15), prüfen Sie Ihre Verdrahtung sorgfältig (Mehraugenprinzip)!
Bei Problemen während einer Messung bzw. nach jeder Messung schalten Sie den Kippschalter RUN/STOP auf STOP (“Notaus”) zurück! Bevor Sie Verdrahtungen bzw. Steckverbindungen ändern, stellen Sie sicher, dass der Kippschalter auf STOP und der Motorabschalter auf 0 geschaltet sind!
Aufgabe 2.4.1 (Signalanpassung). Es sollen die Messspannungen in Signale mit in SIEinheiten (z.B. im
A in [A]) gewandelt werden und die Sollankerspannung uA,ref [V] in eine
Schnittstellenausgangsspannung proportional zur Pulsbreite umgesetzt werden. Hierzu ist eine
entsprechende Signalanpassung (SA) notwendig.
SA
(·) von [V] nach [V], so dass um
(a) Bestimmen Sie die Signalanpassung fuSA
A = fuA (uY 1 ) [V]!
A
Berücksichtigen Sie das Verhältnis des Messverstärkers A.
SA
(b) Bestimmen Sie die Signalanpassung fiSA
(·) von [V] nach [A], so dass im
A = fiA (uY 2 ) [A]!
A
Berücksichtigen Sie das Verhältnis des Messverstärkers D und den Abgriff über Widerstand R3 = 1.5 [Ω].
(c) Bestimmen Sie die Signalanpassung fωSA
(·) von [V] nach [rad/s], so dass
M
m
SA
ωM = fωM (uT G ) [rad/s]!
Berücksichtigen Sie den Proportionalitätsfaktor des Tachogenerators und die Wandlung
nach [rad/s].
(d) Implementieren Sie Ihre Signalanpassungen mithilfe Matlab/Simulink im Subsystem ‘Signalwandlung für Messgrößen’ des ‘GM_Implementierung.mdl’ (Simulinkmodell)!
(e) Bestimmen Sie die Signalanpassung fTSA
(·) für die Pulsbreite TP (siehe (2.12)), so dass
P
SA
?
TP = fTP (UA ) [V]! Berücksichtigen Sie den Ausgangsspannungsbereich [0, 10 [V]] und
die als konstant angenommen Zwischenkreisspannung uDC = 230 [V].
– 24/116 –
2.4. Implementierung
(f ) Implementieren Sie Ihre Signalanpassung mithilfe Matlab/Simulink im Subsystem ‘Signalwandlung für Eingangsgrößen’ des ‘GM_Implementierung.mdl’ ! Begrenzen Sie den
Eingang uA,ref auf den Bereich [−230, 230] [V].
– 25/116 –
2. Gleichstrommaschine
2.4.3.1
Ankerstromregelung
Hinweis: Sie können durch Aufruf (F5 im Editor drücken) des Matlab-Skriptes
‘GM_Implementierung_Figureplotter.m’ eine Figure erzeugen, die – jeweils über der
m , ω̂ , ω
m
m
Zeit t [s] – die Größen ωM
M
M,ref [rad/s], iA , îA , iA,ref [A] und uA , ūA , uA,ref [V] darstellt. Speichern Sie die erzeugten Figuren jeweils in einem geeigneten Verzeichnis ab.
Aufgabe 2.4.2 (Nenngrößen).
(a) Berechnen Sie die Nennwinkelgeschwindigkeit ωM N [rad/s] und das Nennmoment
mM N [Nm] des Gleichstrommotors!
(b) Berechnen Sie (symbolisch) die stationäre Verstärkung VGM = CM 1ψEN rad
Vs des Gleichstrommotors im Nennpunkt!
(c) Berechnen Sie (symbolisch) die Leerlaufwinkelgeschwindigkeit ω0M N [Nm] des Gleichstrommotors?
(d) Welche Erregerspannung uE [V] muss am Erregerkreis anliegen, so dass sich Nennfluss
ψEN einstellt?
(e) Welche Ankerspannung uA [V] muss am Ankerkreis anliegen, so dass sich die Leerlaufdrehzahl ω0M N einstellt?
Aufgabe 2.4.3 (Bestimmen (Schätzen) der Ankerkreisparameter).
(a) Messen Sie mithilfe des Multimeters den Ankerkreiswiderstand RA [Ω] und tragen Sie
den Wert in ‘GM_Implementierung_Init.m’ ein!
(b) Bestimmen Sie Verstärkung Vstr und Zeitkonstante Tstr des selbstgeführten IGBT-Stromrichters! Müssen Sie Ihre Signalwandlung aus Aufgabe 2.4.1e berücksichtigen?
(c) Überlegen Sie sich eine Möglichkeit zur Schätzung der Ankerzeitkonstante TA = LA /RA [s]!
0 [s] (wobei R0 = R2 + R3 + R +
(d) Bestimmen
Sie die Ankerzeitkonstante TA0 = LA /RA
A
A
P
R
,
siehe
Tab.
2.2).
Begrenzen
Sie
bei
Ihrer
Messung
durch
entsprechende
Serieni
i
schaltung von Widerständen (mithilfe des RLC-Lastmoduls in Abb. 2.14 rechts) den maximalen Ankerstrom auf 0.3 [A] und überwachen Sie den Stromverlauf iA mithilfe des
Messgerätes (siehe Abb. 2.16b)! Regen Sie den Ankerkreis mit folgendem Sollankerspannungsverlauf an
∀ t ∈ [0, 10] [s] : uA,ref (t) = uDC σ(t − 1) − σ(t − 2) − uDC σ(t − 3) − σ(t − 4)
− uDC σ(t − 5) − σ(t − 6) + uDC σ(t − 7) − σ(t − 8) [V] (2.13)
wobei für t0 ≥ 0
(
0
σ(t − t0 ) =
1
, t < t0 [s]
, t ≥ t0 [s]
die um t0 nach rechts verschobene Sprungfunktion darstellt. Verwenden Sie hierzu z.B. den
Simulink-Block ‘Repeating Sequence Stair’ (siehe Simulink-Bibliothek:Sources) und verbinden Sie das Signal UA? mit dem Subsystem ‘Signalrouting für Scope’.
– 26/116 –
2.4. Implementierung
Abbildung 2.17: Bestimmung der Regelgüte eines Regelkreises anhand seiner Sprungantwort y(·) auf
?
einen Sollsprung y ? (·) = y∞
σ(·):
?
a) Anregelzeit tan , d.h. hier schneidet die Regelgröße y(t2 ) erstmals den Sollwert y∞
b) Ausregelzeit taus , d.h. y(t) verbleibt für alle t ≥ t3 innerhalb des Toleranzbandes
(1 ± 0.02)n?∞
?
?
|.
)/y∞
c) Überschwingweite (peak overshoot) ∆po = |(ymax − y∞
(e) Berechnen Sie die Ankerinduktivität LA [Vs/A] aus TA0 [s] und die reale AnkerzeitkonLA
stante TA = R2+R3+R
[s]. Tragen Sie deren Werte in ‘GM_Implementierung_Init.m’
A
ein!
Aufgabe 2.4.4 (Ankerstromregelung ohne Erregung, d.h. ψE = 0 [Vs]). Schließen Sie nun
den Ankerkreis (A1 & A2) direkt an den IGBT-Stromrichter (OUT U & OUT V), wobei Sie
mithilfe des Messgerätes (siehe Abb. 2.16b) aber weiterhin den Ankerstrom iA direkt messen
(überwachen).
(a) Implementieren Sie eine Stromistwertglättung in Matlab/Simulink mithilfe von
Fg,iA (s) =
1
îA (s)
=
.
m
iA (s)
1 + s Tg,iA
(2.14)
Wählen Sie Tg,iA = 5 · 10−3 [s] in ‘GM_Implementierung_Init.m’.
(b) Stellen Sie die relevante Streckenübertragungsfunktion
FîA (s) =
VS,iA
îA (s)
=
uA,ref (s)
(1 + s Tσ,iA )(1 + s T1,iA )
(2.15)
des Ankerstromkreises unter Vernachlässigung der Spannungsbegrenzung auf. Bestimmen
Sie die kleine Summationszeitkonstante Tσ, iA [s] und die große Zeitkonstante T1, iA [s] der
Strecke FîA (s) und deren Verstärkung VS, iA [A/V]! Beachten Sie die Messwertglättung in
der Strecke und addieren Sie die beiden kleinen Zeitkonstanten.
– 27/116 –
2. Gleichstrommaschine
(c) Entwerfen Sie mithilfe der Optimierungstabelle (siehe Abb. D.2) einen Stromregler
FR,iA (s) =
uA,ref (s)
iA,ref (s) − îA (s)
(2.16)
für gutes Führungsverhalten! Welches Optimierungskriterium wenden Sie an?
(d) Berechnen Sie die Übertragungsfunktion
Fw,îA (s) =
FR,iA (s) FîA (s)
îA (s)
=
iA,ref (s)
1 + FR,iA (s) FîA (s)
(2.17)
des geschlossenen Stromregelkreises! Bei Ihrer Berechnung ersetzen Sie die Reglerparameter durch die Streckenparameter.
(e) Erweitern Sie Modell ‘GM_Implementierung.mdl’ und Init-Skript ‘GM_Implementierung_Init.m’ um den entworfenen Stromregler bzw. dessen Reglerparameter und verbinden Sie
die Signale iA,ref und îA mit dem Subsystem ‘Signalrouting für Scope’ !
(f ) Verifizieren Sie das Verhalten Ihres Stromregelkreises für einen rechteckigen Verlauf des
Stromsollwertes
∀ t ∈ [0, 10] [s] :
iA,ref (t) = 0.2 σ(t − 1) − σ(t − 2) − 0.2 σ(t − 3) − σ(t − 4)
+ 0.3 σ(t − 5) − σ(t − 6) − 0.3 σ(t − 7) − σ(t − 8) [A] .
Implementieren Sie den Stromsollwertverlauf wieder mithilfe des ‘Repeating Sequence
Stair’ Simulink-Blocks.
(g) Entsprechend Abb. 2.17 bestimmen Sie Anregelzeit, Ausregelzeit (bei einem Toleranzband
von ±2%) und maximales Überschwingen! Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit den Vorgaben der Optimierungstabelle. Gibt es Abweichungen zur Optimierungstabelle? Wenn ja,
warum?
Aufgabe 2.4.5 (Ankerstromregelung mit Erregung, d.h. ψE = ψEN [Vs]).
(a) Wie können Sie die nötige (konstante) Erregernennspannung uEN = 230 [V] erzeugen,
um die Gleichstrommaschine mit Nennfluss ψE = ψEN [Vs] zu erregen? Skizzieren Sie
hierzu einen Sechspuls-Gleichrichter (B6U) aus Leistungsdioden. Überlegen Sie sich die
nötige Verdrahtung anhand des Diodenmoduls in Abb. 2.13(b).
(b) Verdrahten Sie das Diodenmodul, so dass ein Sechspuls-Gleichrichter realisiert wird!
Verbinden Sie den Dioden-Gleichrichter mit den drei Versorgungsspannungen aus 2L1,
2L2 und 2L3 und messen Sie die Ausgangsspannung mithilfe des Messgerätes (siehe
Abb. 2.16(b))! Verbinden Sie Erregerkreis (E1 & E2, siehe Abb. 2.12) mit dem Ausgang
Ihres Diodengleichrichters!
(c) Wiederholen Sie Teilaufgabe 2.4.4(f). Warum ergibt sich ein stationärer Regelfehler?
(d) Berechnen Sie aus Gl. (2.1) die Übertragungsfunktion
FGM (s) =
ωM (s)
uA (s)
der Gleichstrommaschine (Annahme: ψE = ψEN )!
– 28/116 –
(2.18)
2.4. Implementierung
(e) Wie lässt sich die stationäre Verstärkung VGM = CM 1ψEN rad
Vs der Übertragungsfunktion
FGM (s) der GM aus den Nenngrößen bestimmen? Überlegen Sie sich eine Möglichkeit zur
Verifikation der Verstärkung VGM anhand von Messergebnissen!
(f ) Implementieren Sie eine Drehzahlistwertglättung in Matlab/Simulink mithilfe von
Fg,ωM (s) =
ω̂M (s)
1
.
=
m
ωM (s)
1 + s Tg,ωM
(2.19)
Wählen Sie Tg,ωM = 10 · 10−3 [s] in ‘GM_Implementierung_Init.m’ und verbinden Sie
das Signal ω̂M mit dem Subsystem ‘Signalrouting für Scope’ !
(g) Führen Sie die entsprechende Messung zur Validierung von VGM durc Regen Sie die
Gleichstrommaschine hierzu mit dem in Gl. (2.13) angegebenen Sollspannungsverlauf
uA,ref an!
(h) Überlegen Sie sich eine Möglichkeit zur Elimination des Einflusses der induzierten Gegenspannung eA (Hinweis: Störgrößenaufschaltung)! Nehmen Sie an, dass Ihnen die geglättete
Drehzahl ω̂M (t) als Signal zur Verfügung steht.
(i) Implementieren Sie Ihre Idee zur EMK-Kompensation in ‘GM_Implementierung.mdl’ !
Wiederholen Sie Teilaufgabe 2.4.4(f). Ergibt sich weiterhin ein stationärer Regelfehler?
(j) Gibt es Wind-Up Probleme? Falls ja, implementieren Sie eine einfache Anti-Wind-Up
Strategie!
Aufgabe 2.4.6 (Drehzahlregelung).
(a) Überlegen Sie sich eine Möglichkeit zur Schätzung des Trägheitmomentes ΘM kg m2 der
Gleichstrommaschine! Verwenden Sie bisherige Erkenntnisse und den Stromregelkreis mit
EMK-Kompensation.
(b) Führen Sie entsprechende Messungen zur Schätzung des Trägheitmomentes ΘM kg m2
durch und tragen Sie dessen Wert in ‘GM_Implementierung_Init.m’ ein!
(c) Ersetzen Sie zunächst den Stromregelkreis
Fw, iA (s) =
iA (s)
1
≈
iA,ref (s)
1 + sTers, iA
(2.20)
durch eine Ersatz-Übertragungsfunktion mit P T1 -Verhalten und der Zeitkonstanten Ters, iA
(Annahme: ideale EMK-Kompensation). Verwenden Sie die Übertragungsfunktion (2.15)
aus Aufgabe 2.4.3.1 und beachten Sie hierbei den Zusammenhang zwischen iA (s) (bzw.
im
A (s)) und îA (s) aufgrund der Stromglättung (2.14)! Wie groß ist Ters, iA (Polynomdivision notwendig)?
(d) Stellen Sie mithilfe der Ersatzübertragungsfunktion (2.20) die (genäherte) Streckenübertragungsfunktion
Fω̂M (s) =
VS, ωM
ω̂M (s)
=
iA,ref (s)
s T1,ωM (1 + s Tσ,ωM )
(2.21)
für den Drehzahlreglerentwurf auf ! Bestimmen Sie die kleine Summationszeitkonstante
Tσ, ωM und die Verstärkung VS, ωM der Strecke Fω̂M (s) für Nennfluss ψE = ψEN und
große Zeitkonstante T1, ωM = 1 [s]. Warum ist diese Wahl für T1, ωM zulässig?
– 29/116 –
2. Gleichstrommaschine
(e) Welchen Reglertyp schlagen Sie vor und nach welchem Optimierungskriterium legen Sie
den Drehzahlregler aus (siehe Optimierungstabelle in Abb. D.2)!
(f ) Erweitern Sie Ihre Regelkreisstruktur in ‘GM_Implementierung.mdl’ und das Init-Skript
‘GM_Implementierung_Init.m’ um den entworfenen Drehzahlregler! Begrenzen Sie den
Drehzahlreglerausgang iA,ref auf den Bereich [−iA,max,ref , iA,max,ref ] mit i?A,max = 5 [A]!
(g) Bestimmen Sie wieder Anregelzeit, Ausregelzeit und maximales Überschwingen für alle
Sprünge des folgenden Solldrehzahlverlaufes
∀ t ∈ [0, 10] [s] :
ωM,ref (t) = 50 σ(t − 1) − σ(t − 2) − 50 σ(t − 3) − σ(t − 4)
rad
+ 100 σ(t − 5) − σ(t − 6) − 100 σ(t − 7) − σ(t − 8)
.
s
Verbinden Sie das Signal ωM,ref mit dem Subsystem ‘Signalrouting für Scope’ ! Gibt
es Abweichungen zu den Vorgaben in der Optimierungstabelle? Wenn ja, warum?
(h) Ihnen ist die erzielte Überschwingweite zu hoch. Implementieren Sie eine entsprechende
Maßnahme, die das Überschwingen reduziert. Betrachten Sie die Signalverläufe! Was fällt
Ihnen beim Ankerstrom iA auf ?
(i) Nehmen Sie an, dass der Sollankerstrom den (neuen) Maximalwert iA, max,ref = 0.5 A
nicht überschreiten soll und begrenzen Sie das Signal des Stromsollwerts iA,ref entsprechend! Wiederholen Sie die Messung aus Aufgabe 2.4.6(g) (ohne Sollwertglättung!) und
vergleichen Sie die Signalverläufe mit der Messung von Aufgabe 2.4.6(g). Welche Unterschiede sind erkennbar (Begründung)? Müssen zum Erreichen einer befriedigenden Regelgüte evtl. noch weitere Maßnahmen getroffen werden (Hinweis: Wind-Up Problematik)?
– 30/116 –
.
Kapitel 3
Projekt 2: PermanentmagnetSynchronmaschine
3.1
Problemstellung
In diesem Projekt sollen die erlernten Modellierungs- und Regelungstechniken der Gleichstrommaschine auf Modellierung und Regelung einer Permanentmagnet-Synchronmaschine
(PMSM) übertragen werden. Für eine Permanentmagnet-Synchronmaschine sollen
• Puls-Weiten-Modulationsverfahren,
• Verfahren zur Rotorflussorientierung,
• Statorstromregelung und
• Drehzahlregelung
entworfen, simuliert und implementiert werden. Als Regelkreisstruktur wird wieder die (in der
Industrie übliche) Kaskadenregelung verwendet. Die kaskadierten Regelkreisstrukturen werden mithilfe von Matlab/Simulink entworfen, auf einem dSPACE Realzeitsystem (DS1104)
implementiert und an einer Permanentmagnet-Synchronmaschine getestet und ausgewertet.
Lernziele und -inhalte:
• Verstehen der Funktionsweise einer Permanentmagnet-Synchronmaschine und eines 2Level Umrichters (Spannungszwischenkreisumrichter),
• Verdrahten des Laboraufbaus (u.a. Antrieb, Schnittstelle, Realzeitsystem),
• Finden, Lesen und Verwenden von Hardware-Dokumentationen,
• Programmieren von Puls-Weiten-Modulationsverfahren,
• Bestimmen der Streckenparameter von Permanentmagnet-Synchronmaschine und Umrichter,
• Entwerfen, Implementieren und Bewerten der Strom- und Drehzahlregelung und
• Rapid-Prototyping mithilfe von Matlab/Simulink von kaskadierten Regelkreisstrukturen auf einem dSPACE-Realzeitsystem und Programmierung einer Bedienung-GUI mithilfe ControlDesk
– 31/116 –
3. Permanentmagnet-Synchronmaschine
Netz uverk
=
0
√
a
b
c
3 · 230 V ≈ 400 V (verkettet)
DRO
B6-Brücke
C1,DC
2-Level Umrichter
u2,DC
sa
1
sa
1
sb1
sc1
iabc
1
u1,DC
C2,DC
u2,DC
u1,DC
sa
2
sa
2
sb1
sb2
sb2
sc1
sc2
sc2
uabc
1,ref , SP
dSPACE Realzeitsystem
I/O & CPU: DS1104
iabc
2
Kupplung
PMSM
uabc
2,ref , SP
iabc
1
ASM
Tacho
iabc
2
φ1 (ω1 )
ωM
φ2 (ω2 )
Abbildung 3.1: Übersichtsbild des Laboraufbaus für PMSM & ASM (Projekte 2 & 3).
3.2
Laboroaufbau
Ein Übersichtsbild des Laboraufbaus ist in Abb. 3.1 dargestellt. Der Laboraufbau besteht
aus zwei Zwischenkreisumrichtern, die über eine Parallelschaltung der Zwischenkreise (mit
Kapazitäten C1,DC und C2,DC ) verbunden sind. Der rechte Zwischenkreisumrichter ist über
einen Dioden-Gleichrichter (B6-Brücke) mit dem Netz verbunden und besitzt einen ChopperWiderstand (um eine unzulässige Erhöhung der Zwischenkreisspannung zu verhindern). Eine
Permanentmagnet-Synchronmaschine (PMSM) und eine Asynchronmaschine (ASM) können
über Kupplungen direkt oder über ein Steckmodul mit Tachogenerator miteinander verbunden werden.
Der Host-PC mit integriertem dSPACE Realzeitsystem (dSPACE DS1104 Karte) erlaubt
Rapid-Prototyping. Es können folgende Messsignale dem Realzeitsystem zugeführt werden:
abc
• die Statorströme iabc
1 und i2 der beiden elektrischen Maschinen,
• die Positionswinkel ω1 und ω2 beider Maschinen (via Inkrementalencoder),
• die Winkelgeschwindigkeit ωM (via Tachogenerator) und
• die Zwischenkreisspannungen u1,DC und u2,DC der beiden Umrichter.
abc
Das Realzeitsystem gibt die Referenzspannungen uabc
1,ref bzw. u2,ref und die Freigabesignale
SP1 bzw. SP2 an die Umrichter. Die Referenzspannungen werden jeweils über die im Realzeitsystem implementierten Puls-Weiten-Modulationsverfahren basierend auf den Schaltvektoren
– 32/116 –
3.2. Laboroaufbau
Abbildung 3.2: Synchronmaschine.
a
b
c >
abc
a
b
c >
sabc
1 = (s1 , s1 , s1 ) und s2 = (s2 , s2 , s2 ) in den Umrichtern nachgebildet. Hierbei werden
aus Sicherheitsgründen nur die Schaltsignale für die oberen IGBTs (jeweils links in Abb. 3.1)
vorgegeben, die unteren IGBTs (jeweils rechts in Abb. 3.1) erhalten hardware-technisch die
negierten Schaltzustände sabc
= (sa1 , sb1 , sc1 )> und sabc
= (sa2 , sb2 , sc2 )> . Realzeitsystem und
1
2
Host-PC (beides in einem Rechner) ermöglichen die Überwachung des Systemzustandes mithilfe der dSPACE ControlDesk Umgebung (siehe dSPACE Dokumentation).
In Abb. 3.2 ist die zur Verfügung stehende Permanentmagnet-Synchronmaschine CMP50S/KY/RH1M/SM1 der Firma SEW-Eurodrive dargestellt. Das dazugehörige Typenschild zeigt Abb. 3.3.
Zur Winkelmessung steht ein Inkrementalencoder der Firma Wachendorff (siehe Abb. 3.4) zur
Verfügung. Die Permanentmagnet-Synchronmaschine oder die Asynchronmaschine können jeweils über einen der Umrichter MDX61B001 5-543-4-00 der Firma SEW-Eurodrive gesteuert
werden. Über die Umrichterschnittstellen (siehe Konnektorplatten in Abb. 3.5 und 3.6) können jeweils folgende Signale vorgegeben bzw. ausgelesen werden:
• der Schaltvektor sabc
= (sai , sbi , sci )> , i ∈ {1, 2} über die Anschlüsse Ea = sai , Eb = sbi
i
c
und Ec = si
• das Freigabe-Signal SPi , i ∈ {1, 2} über den Anschluss SP
a
b
c
• die Stromistwerte iabc
i , i ∈ {1, 2} über die Anschlüsse Ia = ii , Ib = ii und Ic = ii
(Strommessung)
• der Zwischenkreisspannungsistwert ui,DC , i ∈ {1, 2} über den Anschluss Ud = ui,DC
Alle Anschlüsse sind BNC-Steckverbindungen. Die unbenannten Anschlüsse und die Anschlüsse ON/OFF und ENABLE werden für das Projektstudium nicht benötigt. Beide Umrichter
können durch Drücken des grünen ON Knopfes und des roten OFF Knopfes ein- bzw. ausgeschalten werden. Die Umrichter sind betriebsbereit, wenn der grüne ON Knopf grün leuchtet.
– 33/116 –
3. Permanentmagnet-Synchronmaschine
Abbildung 3.3: Typenschild der Synchronmaschine.
Abbildung 3.4: Encoder der Synchronmaschine.
– 34/116 –
3.3. Simulation
Abbildung 3.5: Umrichterschnittstelle (Konnektorplatte) für rechten Umrichter.
Abb. 3.7 zeigt das dSPACE Connector Panel. Über das Panel können Mess- und Sollsignale (als Spannungen; Signalwandlung beachten!) zwischen Laboraufbau und Realzeitsystem
ausgetauscht werden (siehe dSPACE Dokumentation). Über BNC-Steckverbindungen können analoge und digitale Signale der dSPACE DS1104 Karte zu- oder herausgeführt werden.
Es gibt acht A/D Eingangskanäle (ADCH1...8) und acht D/A Ausgangskanäle (DA1...8).
Die digitale I/O Schnittstelle erlaubt die Ein- bzw. Ausgabe von digitalen Signalen; u.a.
können die Schaltsignale/-vektoren über die PWM-Kanäle (SPWM1...9) dem Zwischenkreisumrichter übergeben werden. Über die Anschlüsse INCREMENTAL ENCODER 1 & 2 können die
Inkrementalgeber der PMSM und der ASM mit dem dSPACE System verbunden werden. Die
Sub-D-Stecker DIGITAL I/O, SLAVE I/O PWM, UART RS232 und UART RS485/RS422 werden
während des Projektstudiums nicht benötigt.
3.3
Simulation
Für die spätere Implementierung soll nun vorerst ein valides Modell der PMSM und des
2-Level Umrichters erarbeitet, implementiert und mithilfe von Matlab/Simulink simuliert
werden. Basierend auf den Modellen und deren Implementierung soll die kaskadierte Regelung
des Antriebes erfolgen und simulativ getestet und validiert werden.
3.3.1
Modellbildung und Verhalten
Das Grundmodell einer Synchronmaschine mit z.B. vergrabenen Permanentmagneten (IPMSM;
engl. interior permanent magnet synchronous maschine) und Anisotropie ist im Zeitbereich
gegeben durch

d
Elektrischer Statorkreis:
uss (t) = Rs iss (t) + dt
ψss (t)
, ψss (0) =0 [Vs]



d
d

L
0
ψ

k
k
k
k
s
PM

Flussverkettung:
ψs (t) =

q is (t) + ψPM , ψPM =

0 Ls
0


| {z }
k
2×2
=:Ls ∈R


d

Mechanik: dt
ωM (t) = Θ1M mM (t) − mL (t)
, ωM (0) = 0 rad

s


s
s
3

>

Motormoment:
mM (t) = 2 p is (t) J ψs (t)


El. Rotorgeschwindigkeit
ωr (t) = p ωM (t)
(3.1)
– 35/116 –
3. Permanentmagnet-Synchronmaschine
Abbildung 3.6: Umrichterschnittstelle (Konnektorplatte) für linken Umrichter.
Hierbei sind — jeweils in Stator- bzw. Rotorflussorientierten Koordinaten [Superskript s , k ]
s
Rs [Ω] der Statorwiderstand,
— uss [V]
die Statorspannung [Index s ], is [A] der Statorstrom,
k
k Vs
Ls A die (anisotrope) Statorinduktivität (d.h. Lsd 6= Lsq 6= 0), ψPM
[Vs] der verkettete Fluss
d
des Permanentmagneten (mit ψPM > 0 [Vs]), p [1] die Anzahl der Polpaare, ωM rad
die Mos
2
torwinkelgeschwindigkeit, ωr rad
die
elektrische
Rotorwinkelgeschwindigkeit,
Θ
M kg m
s
die (Rotor-)Trägheit, mM [Nm] das Motormoment und mL [Nm] das Lastmoment.
Als direkte Messgrößen sollen Ihnen im Folgenden, die Strangströme isabc (t) im Stator und
die mechanische Winkelgeschwindigkeit ωM (t) zur Verfügung stehen. Die Maschinendaten
sind in Tabelle 3.1 zusammengefasst.
Remark 3.3.1. Das Modell (3.1) ist Matrix-/Vektornotation dargestellt. Für das Projekstudium wird der Gebrauch dieser Notation empfohlen (im Gegensatz zur Darstellung in komplexer Schreibweise). Eine ausführliche Beschreibung der Modellierung und der Regelung von
Permanentmagnet-Synchronmaschinen in Matrix-/Vektornotation findet sich in [3].
– 36/116 –
3.3. Simulation
Abbildung 3.7: dSPACE DS1104 Schnittstelle (Connector Panel).
Größe
Symbol und Wert (SI)
Nennleistung
Nenndrehzahl
Nennspannung (verkettet)
Nennstrom
Polpaarzahl
PN =
nN =
uverk
=
N
istr
=
N
p=
Rotorträgheitsmoment
ΘM =
Statorwiderstand
Statorinduktivität
Rs =
Lsd =
Lsq =
ψPM
Permanentmagnetfluss
[kW]−1 min
[V]
[A]
[1]
kg m2
[Ω]
[mH]
[mH]
[V s]
Tabelle 3.1: Parameter des untersuchten Synchronmotors
– 37/116 –
3. Permanentmagnet-Synchronmaschine
Strangspannungen [V]
300
ua
ub
uc
200
100
0
−100
−200
−300
Strangströme [A]
5
ia
ib
ic
2.5
0
−2.5
−5
0
π/3
2π/3
π
4π/3
5π/3
2π
ωt [rad]
Abbildung 3.8: Verlauf der Strangspannungen uabc und der Strangströme iabc des symmetrischen
Drehstromsystems.
3.3.1.1
Allgemeine Raumzeigerdarstellung
Gegeben sei ein symmetrisches Drehstromsystem mit den Strangspannungen uabc = (ua , ub , uc )>
[V]3


a

u (t) = û cos ωt + ϕu





2
b
u (t) = û cos ωt + ϕu − 3 π
(3.2)





uc (t) = û cos ωt + ϕu − 43 π 

und den Strangströmen iabc = (ia , ib , ic )> [A]3


a

i (t) = ı̂ cos ωt + ϕi





2
b
i (t) = ı̂ cos ωt + ϕi − 3 π





4
c
i (t) = ı̂ cos ωt + ϕi − 3 π 

(3.3)
√
Der Scheitelwert der Spannung beträgt û = 2 · 230 V, der Scheitelwert des Stroms ı̂ = 5 A,
die Frequenz besitzt den Wert f = 50 Hz (ω = 2πf ), der Nullphasenwinkel der Spannung ist
ϕu = 0 rad, der Nullphasenwinkel des Stroms ϕi = −π/6 rad.
Aufgabe 3.3.2 (Clarke- und Park-Transformation).
In dieser Aufgabe wird das beliebige k-Koordinatensystem (d, q) so gewählt, dass der Raumzeiger des Stroms stets auf der d-Achse des k-Koordinatensystems liegt. Nutzen Sie in dieser
Aufgabe die Kerninformationen aus Abschnitt A und C.3!
(a) Bestimmen Sie zum Zeitpunkt t = 0 s die Strangspannungen uabc und die Strangströme
– 38/116 –
3.3. Simulation
iabc des symmetrischen Drehstromsystems!
(b) Berechnen Sie zum Zeitpunkt t = 0 s die Momentanleistung p3∼ aus den Stranggrößen
uabc und iabc !
(c) Bestimmen Sie zum Zeitpunkt t = 0 s den Spannungsraumzeiger us und den Stromraumzeiger is in statorfesten Koordinaten! Wie lautet jeweils deren Betrag?
(d) Zeichen Sie die beiden Raumzeiger us und is (zum Zeitpunkt t = 0 s) in das statorfeste
Koordinatensystem!
(e) Berechnen Sie zum Zeitpunkt t = 0 s die Momentanleistung p3∼ aus den beiden Raumzeigern us und is !
(f ) Transformieren Sie die beiden Raumzeiger us und is (zum Zeitpunkt t = 0 s) in das
k-Koordinatensystem!
(g) Wiederholen Sie die Teilaufgaben (a)–(f ) für den Zeitpunkt t =
5π
6ω !
(h) Welche Bahnkurve durchlaufen die Spitzen der Raumzeiger innerhalb einer Periode (Periodendauer: T = f1 )?
(i) Die Strangspannungen uabc seien gegeben als
ua (t) = û cos (ωt + ϕu )
(3.4)
b
(3.5)
c
(3.6)
u (t) = û
u (t) = −û
Überlegen Sie sich, welchen Verlauf die Bahnkurve der Spitze des zugehörigen Spannungsraumzeigers nun beschreibt! Plotten Sie den Verlauf in Matlab (t ∈ [0, T ])!
(j) Die Strangspannungen uabc seien gegeben als
3
t
a
2 − 1 û
u (t) = û cos ωt + ϕu +
2 T
2
b
u (t) = û cos ωt + ϕu − π
3
4
c
u (t) = û cos ωt + ϕu − π
3
(3.7)
(3.8)
(3.9)
Überlegen Sie sich, welchen Verlauf die Bahnkurve der Spitze des zugehörigen Spannungsraumzeigers nun beschreibt! Plotten Sie den Verlauf in Matlab (t ∈ [0, 5T ])!
3.3.1.2
Rotorflussorientierung der Permanentmagnet-Synchronmaschine
Aufgabe 3.3.3 (Modellierung im k-Koordinatensystem).
Im Folgenden gelte φ̇k (t) = ωk (t) bei Anfangswert φk (0) = 0 [rad]. Das (d, q)-Koordinatensystem
d des Permanentmagneten ausgerichtet.
ist entsprechend dem Rotorfluss ψPM
(a) Transformieren Sie den elektrischen Statorkreis in (3.1) in das k-Koordinatensystem!
(Hinweis: Nutzen Sie die Park-Transformationsmatrix)
– 39/116 –
3. Permanentmagnet-Synchronmaschine
(b) Transformieren Sie die Flussverkettung in (3.1) in das statorfeste-Koordinatensystem! Ist
die Statorinduktivität Lss (in Stator-Koordinaten) konstant und/oder eine Diagonalmatrix?
(c) Transformieren Sie die Momentenbildung in (3.1) in das k-Koordinatensystem!
d , id und iq und den
(d) Berechnen Sie das Motormoment in (3.1) in Abhängigkeit von ψPM
s
s
Parametern p, Lsd und Lsq ! Welche Komponenten in der Momentenbildung können unterschieden werden?
(e) Zeichnen Sie den Signalflussplan der Momentenbildung der IPMSM in Flussorientierung
mit den Eingängen ids , iqs und mL und den Ausgängen ωM und ωr !
(f ) Bestimmen Sie aus den Strangströmen isabc (t) die Statorströme isk (t) im k-Koordinatensystem!
(Hinweis: Clarke-Transformation und Park-Transformation)
(g) Bestimmen Sie die Dynamik der Strom-Komponenten isd und isq in Abhängigkeit von Rs ,
d und ω !
Lsd , Lsq , ψPM
k
3.3.1.3
Parameterbestimmung der Permanentmagnet-Synchronmaschine
Ziel ist es die Parameter der PMSM zu bestimmen und diese in Tab. 3.1 einzutragen. Die
Parameter sind essentiell für Simulation, Regelung und Implementierung.
Aufgabe 3.3.4 (Bestimmung des Statorwiderstands, des Trägheitsmoments und der Polpaarzahl).
(a) Bestimmen Sie Statorwiderstand Rs , Trägheitsmoment ΘM und Polpaarzahl p (nutzen
Sie Typenschild und Benutzerhandbuch des Antriebes)!
(b) Welche weiteren Möglichkeiten gibt es Statorwiderstand Rs , Trägheitsmoment ΘM und
Polpaarzahl p zu bestimmen?
Aufgabe 3.3.5 (Bestimmung der Statorinduktivität).
(a) Stellen Sie ausgehend von der Stromdifferentialgleichung im k-KoSy der Maschine in
d
Rotorflussorientierung die Übertragungsfunktion Fusd →isd (s) = uisd(s)
bei blockierter Welle
s (s)
(d.h. ωM (t) = 0 für alle t ≥ 0) auf !
(b) Bestimmen Sie anhand der Sprungantwort der Übertragungsfunktion Fusd →isd (s) die Zeitkonstante Tsd [s] und damit die Induktivität Lds [Vs/A]!
(c) Wiederholen Sie die Teilaufgaben (a) und (b) und bestimmen Sie den Wert für Lqs [Vs/A]!
Aufgabe 3.3.6 (Bestimmung des verketteten Flusses des Permanentmagneten).
(a) Wie kann der verkettete Fluss des Permanentmagneten bestimmt werden, wenn die Welle
der Maschine angetrieben werden kann? Leiten Sie die Gleichungen dafür her!
(b) Welche weiteren Möglichkeiten gibt es ψPM [Vs] zu bestimmen?
– 40/116 –
3.3. Simulation
2-Level-Umrichter (ideal)
+
iN
U
s
iDC
a
s
c
b
s
uab
a
i
uDC
V
i
b
ic
s
a
s
b
s
uca
ubc
c
W
−
oDC
sabc := (sa , sb , sc )>
Abbildung 3.9: Idealer dreiphasiger Umrichter
3.3.1.4
Spannungszwischenkreisumrichter
In dieser Aufgabe wird der Spannungszwischenkreisumrichters mit konstanter Zwischenkreisspannung uDC und idealisierten Leistungschaltelementen betrachtet. In Abbildung 3.9 ist der
zu untersuchende Umrichter mit allen relevanten Benennungen genauer dargestellt. Ziel ist
es das Spannungshexagon (siehe Abb. 3.10) nachzubilden. Hierzu sollen zwei einfache PWMVerfahren implementiert und verglichen werden.
Hinweis: Um Ihnen die Implementierung in Matlab/Simulink zu erleichtern, nutzen Sie
die unter http://www.cres.mse.tum.de/index.php?id=eof zur Verfügung gestellten
Dateien VSI_Simulation.mdl, VSI_Simulation_Init.m und VSI_Filterung.m (siehe
PMSM.zip)!
Aufgabe 3.3.7 (Puls-Weiten-Modulation und Modellierung).
(a) Laden Sie VSI_Simulation_Init.m und öffnen Sie VSI_Simulation.mdl. Implementieren Sie ein symmetrisches und asymmetrisches, regular-sampled PWM-Verfahren (siehe [19, Abschnitt 8.4.12])!
(b) Geben Sie den Zusammenhang zwischen dem Vektor der verketteten Spannung uabc
verk :=
(uab , ubc , uca )> [V]3 am Umrichterausgang, dem Vektor der Schalterstellungen sabc [1]3
und der Zwischenkreisspannung uDC [V] an!
(c) Geben Sie für eine symmetrische Last in Sternschaltung mit freiem Nullpunkt den Zusammenhang zwischen dem Vektor der Strangspannungen uabc := (ua , ub , uc )> [V]3 , dem
Vektor der Schalterstellungen sabc [1]3 und der Zwischenkreisspannung uDC [V] an!
– 41/116 –
3. Permanentmagnet-Synchronmaschine
β
b
uDC
(sabc )> ∈ {100, . . . , 111}
2u
3 DC
u010
u110
1u
3 DC
1 u
√
3 DC
u011
−uDC
u
−2
3 DC
u000 = u111
u
−1
3 DC
0
1u
2 DC
1u
3 DC
u100
2u
3 DC
uDC
a
α
u
−1
3 DC
u001
c
u101
u
−2
3 DC
−uDC
Abbildung 3.10: Spannungshexagon.
(d) Ergänzen Sie in Matlab/Simulink das Modell des Umrichters mit den Eingängen uDC ,
abc um die zuvor beschriebenen Zusammenhänge!
sabc und den Ausgängen uabc
verk , u
(e) Führen Sie nun das Matlab-Skript VSI_Filterung.m aus! Was erkennen Sie in dem Plot?
Welche Unterschiede ergeben sich für symmetrical und asymmetrical regular-sampled PWM?
(f ) Bestimmen Sie den zeitlichen Versatz zwischen dem Referenzsignal und dem gefilterten
PWM-Signal!
3.3.1.5
Hochlauf und Betrieb der Permanentmagnet-Synchronmaschine
Hinweis: Um Ihnen die Implementierung in Matlab/Simulink zu erleichtern, nutzen Sie die
unter http://www.cres.mse.tum.de/index.php?id=eof zur Verfügung gestellten Dateien PMSM_Simulation.mdl und PMSM_Simulation_Init.m (siehe PMSM.zip)!
Aufgabe 3.3.8 (Permanenterregte Synchronmaschine).
s
(a) Drücken Sie den Statorstromraumzeiger iss in Abhängigkeit von ψ ss und ψPM
aus. Stellen
Sie anschließend den Signalflussplan der Synchronmaschine mit oberflächenmontierten
Magneten auf (Eingänge: uss , mL ; Ausgänge: ωm , mM , iss , ψ ss ).
(b) Öffnen Sie PMSM_Simulation.mdl und implementieren Sie das Modell der PMSM. Fügen Sie zudem eine ideale Spannungsquelle hinzu und verbinden Sie diese mit dem Motormodell. Ergänzen Sie PMSM_Simulation_Init.m um die nötigen Parameterwerte aus
Tab. 3.1!
– 42/116 –
3.3. Simulation
ids
iqs
Lsd−Lsq
mL
3
2p
d
ψPM
mM
−
1
ΘM
ωM
Abbildung 3.11: Signalflussplan der IPMSM in Rotorflussorientierung (k-Koordinatensystem).
Simulieren Sie das Verhalten der Synchronmaschine mit den Parametern aus Tabelle
3.1 und ohne Lastmoment, wenn diese an das starre dreiphasige Netz (400 [V], 50 [Hz])
angeschlossen wird. Begründen Sie den sich ergebenden Drehzahlverlauf.
(c) Modifizieren Sie die Spannungsquelle, um einen Hochlauf der Maschine auf halbe Nenndrehzahl zu ermöglichen. Erhöhen Sie hierzu die Frequenz anfänglich linear mit der Zeit
bis diese die halbe Nennfrequenz erreicht. Ist es ratsam, eine der Frequenz proportionale Versorgungsspannung einzuprägen? Achten Sie darauf, dass der Nennstrom iN Y nicht
überschritten wird.
(d) Verwenden Sie folgenden Lastmomentverlauf, um das Verhalten des Motors unter Last
zu untersuchen:
mL (t) = mN σ(t − tM ), tM = 3 [s]
Welche Auswirkung hat das Lastmoment auf die Maschinendrehzahl? Wie erfolgt der elektromechanische Energiewandlungsprozess in diesem Fall? Begründen Sie Ihre Antworten
mit Aufnahmen von zeitlichen Verläufen der relevanten Größen.
Aufgabe 3.3.9 (Bestimmung des Anfangswinkels des Rotors).
Für die Parktransformation in das rotorflussorientierte (d, q)-Koordinatensystem wird der
Rotorwinkel φk benötigt. Dieser kann über folgenden Zusammenhang berechnet werden:
Z t
φk (t) =
ωk (τ ) dτ + φk (0)
(3.10)
0
Um den Winkel φk [rad] bestimmen zu können, ist – neben der Kenntnis der elektrischen
Rotorwinkelgeschwindigkeit ωk [rad/s] – der Wert für den Anfangswinkel φk (0) nötig. Wie
kann dieser für Maschinen ohne Reluktanz (Lsd = Lsq ) bestimmt werden?
3.3.2
Regelung
Aufgabe 3.3.10 (Drehzahl- und Stromregelung der IPMSM).
(a) Unter der Annahme einer idealen Rotorflussorientierung und bereits implementierter d, qStromregelkreise (approximiert durch PT1 Ersatzübertragungsfunktionen) soll nun ein
Drehzahlregler ausgelegt werden. Ergänzen Sie in Abb. 3.11 die Darstellung der IPMSM
in Rotorflussorientierung um die PT1 Ersatzstromregelkreise! Benennen Sie die Eingänge
mit ids,ref und iqs,ref [A] und die Ersatzzeitkonstanten mit Ters,ids und Ters,iqs [s]!
(b) Mithilfe der Optimierungstabelle legen Sie für ids,ref = isd = 0 [Vs] einen Drehzahlregler
aus!
– 43/116 –
3. Permanentmagnet-Synchronmaschine
(c) Identifizieren Sie Kopplungs- und Störterme in den Stromdynamiken aus Aufgabe 3.7(g)!
Unter welchen Voraussetzungen können Sie diese kompensieren?
(d) Für eine ideale Kompensation der Kopplungs- und Störterme bestimmen Sie die Übertrad
iq (s)
q (s) = sq
gungsfunktionen FS, ids (s) = uisd(s)
und
F
(ideale Entkopplung)!
S,
i
s
(s)
u (s)
s
s
(e) Bestimmen Sie Zeitkonstanten Tsd und Tsq und Verstärkungen Vsd und Vsq !
(f ) Mithilfe der Optimierungstabelle legen Sie die Stromregler
FR,isd (s) =
uds (s)
ids,ref (s) − isd (s)
und
FR,isq (s) =
uqs (s)
q
is,ref (s) − isq (s)
beider Stromkomponenten aus! (Annahme: keine Messwertglättung und Umrichter als
PT1 modelliert mit Zeitkonstante Tstr und Verstärkung Vstr )
(g) In welchen Situationen wählen Sie ids,ref 6= 0? Was sollten Sie beachten?
d = 0 [Vs]? Welche Art von Synchronmaschine liegt vor?
(h) Was passiert für ψPM
(i) Wann gilt Lsd = Lsq ? Ist in diesem Fall noch Feldschwächung möglich?
3.4
Implementierung
Mit dem Vorwissen aufgrund des Simulationsteils soll nun die PMSM des Laboraufbaus geregelt werden. Das PWM-Verfahren wurde in der dSPACE DS1104 Karte und einem vorgefertigtem Block bereits implementiert.
Hinweis: Um Ihnen die Implementierung in Matlab/Simulink zu erleichtern, nutzen Sie die
unter http://www.cres.mse.tum.de/index.php?id=eof zur Verfügung gestellten Dateien PMSM_Implementierung.mdl und PMSM_Implementierung_Init.m (siehe PMSM.zip)!
Aufgabe 3.4.1 (Grobe Arbeitsschritte).
(a) Machen Sie sich mit dem Laboraufbau vertraut! Nutzen Sie hierzu die Handbücher von
dSPACE und SEW.
(b) Ergänzen Sie die nötigen Daten in PMSM_Implementierung_Init.mschrittweise!
(c) Implementieren Sie sukzessive die kaskadierten Regelkreisstrukturen aus der Simulation
in PMSM_Implementierung.mdl! Beachten Sie dass für die Rotorflussorientierung der
Anfangswinkel bei jedem Neustart initialisiert werden muss!
– 44/116 –
.
Kapitel 4
Projekt 3: Asynchronmaschine
4.1
Problemstellung
In diesem Projekt sollen die erlernten Modellierungs- und Regelungstechniken der PMSM auf
Modellierung und Regelung einer Asynchronmaschine (ASM) übertragen werden. Für eine
ASM sollen
• Verfahren zur Rotorflussorientierung,
• Statorstromregelung und
• Drehzahlregelung
entworfen, simuliert und implementiert werden. Als Regelkreisstruktur wird wieder die (in der
Industrie übliche) Kaskadenregelung verwendet. Die kaskadierten Regelkreisstrukturen werden mithilfe von Matlab/Simulink entworfen, auf einem dSPACE Realzeitsystem (DS1104)
implementiert und an einer Asynchronmaschine getestet und ausgewertet.
Lernziele und -inhalte:
• Verstehen der Funktionsweise einer Asynchronmaschine und eines 2-Level Umrichters
(Spannungszwischenkreisumrichter),
• Verdrahten des Laboraufbaus (u.a. Antrieb, Schnittstelle, Realzeitsystem),
• Finden, Lesen und Verwenden von Hardware-Dokumentationen,
• Entwerfen und Implementieren eines Flussschätzers,
• Entwerfen, Implementieren und Bewerten der Strom- und Drehzahlregelung und
• Rapid-Prototyping mithilfe von Matlab/Simulink von kaskadierten Regelkreisstrukturen auf einem dSPACE-Realzeitsystem und Programmierung einer Bedienung-GUI mithilfe ControlDesk
4.2
Laboraufbau
Der Laboraufbau zur Implementierung der ASM-Regelung ist identisch zum Laboraufbau der
PMSM (siehe Abschnitt 3.2). Die verwendete Asynchronmaschine DRS71S8/2/FI/TF/ES7R
der Firma SEW-Eurodrive ist in Abb. 4.1 abgebildet. Das zugehörige Typenschild zeigt
Abb. 4.2.
– 45/116 –
4. Asynchronmaschine
Abbildung 4.1: Asynchronmaschine.
Abbildung 4.2: Typenschild der Asynchronmaschine.
– 46/116 –
4.3. Simulation
Größe
Symbol und Wert (SI)
Nennleistung
Nenndrehzahl
Nennspannung (Sternschaltung, verkettet)
Nennstrom (Sternschaltung)
Nennfrequenz
Wirkfaktor
PN = 0,25
nN = 2870
uverk
= 400
N
istr
=
0,97
N
fN = 50
cos ϕ = 0,65
Rotorträgheitsmoment
ΘM = 7,25 · 10−4
Statorwiderstand
Rotorwiderstand (auf Statorseite umgerechnet)
Statorinduktivität
Rotorinduktivität (auf Statorseite umgerechnet)
Koppelinduktivität
Rs = 40
Rr = 12
Ls = 800
Lr = 800
M = 700
[kW]−1 min
[V]
[A]
[Hz]
[1]
kg m2
[Ω]
[Ω]
[mH]
[mH]
[mH]
Tabelle 4.1: Parameter des betrachteten Asynchronmotors
4.3
Simulation
Für die spätere Implementierung soll nun vorerst ein valides Modell der ASM (und des 2-Level
Umrichters) erarbeitet, implementiert und mithilfe von Matlab/Simulink simuliert werden.
Basierend auf den Modellen und deren Implementierung soll die kaskadierte Regelung des
Antriebes erfolgen und simulativ getestet und validiert werden.
4.3.1
Modellbildung und Verhalten
Das Grundmodell einer Asynchronmaschine mit linearer Flussverkettung (d.h. ohne Hysterese und Sättigung) ist im Zeitbereich gegeben durch

d

Elektrischer Statorkreis:
uss (t) = Rs iss (t) + dt
ψss (t)
, ψss (0) = 0 [Vs]



r
r
r
d
r

Elektrischer Rotorkreis:
ur (t) = Rr ir (t) + dt ψr (t)
, ψr (0) = 0 [Vs]



s
s
s

Flussverkettung:
ψs (t) = Ls is (t) + M ir (t)

r
r
r
ψr (t) = Lr ir (t) + M is (t) 
d
Mechanik: dt
ωM (t) = Θ1M mM (t) − mL (t) , ωM (0) = 0 [rad/s] 





Motormoment:
mM (t) = 32 p iss (t)> J ψss (t)



El. Rotorgeschwindigkeit
ωr (t) = p ωM (t)
(4.1)
s
r
s
r
Hierbei sind — jeweils in Stator- bzw. Rotorkoordinaten [Superskript , ] — us , ur [V] die
Stator- bzw. Rotorspannung [Index s , r ],iss , irr [A] der Stator- bzw. Rotorstrom, Rs , Rr [Ω]
Vs
der Stator- bzw. Rotorwiderstand, Ls , Lr Vs
A die Stator- bzw. Rotorinduktivität undM A
die Koppelinduktivität (oder Hauptinduktivität), p [1] die Anzahl der Polpaare, ωM rad
die
rad s
Motorwinkelgeschwindigkeit, ωr s die elektrische Rotorwinkelgeschwindigkeit, ΘM kg m2
die (Rotor-)Trägheit, mM [Nm] das Motormoment und mL [Nm] das Lastmoment (Störung
bzw. Reibung).
Als direkte Messgrößen sollen Ihnen im Folgenden, die Strangströme isabc (t) im Stator und
die Winkelgeschwindigkeit ωM (t) zur Verfügung stehen.
– 47/116 –
4. Asynchronmaschine
Hinweis: Um Ihnen die Implementierung in Matlab/Simulink zu erleichtern, nutzen
Sie die unter zur Verfügung gestellten Dateien ASM_Simulation.mdl und ASM_Simulation_Init.m (siehe ASM.zip)!
Aufgabe 4.3.1 (Funktionsprinzip und Verhalten).
Laden Sie das Initialisierungsskript ASM_Simulation_Init.m und öffnen Sie die SimulinkVorlage ASM_Simulation.mdl.
(a) Implementieren Sie den Statorkreis und Rotorkreis aus (4.1) als Subsystem unter Berücksichtigung der Flussverkettung! Eingänge sind Statorspannung uss und Rotorspannung urr .
(Hinweis: Beachten Sie bei der Verkopplung zwischen Stator und Rotor notwendige Koordinatentransformationen!)
(b) Implementieren Sie die Mechanik aus (4.1) als Subsystem unter Berücksichtigung der
Momentenerzeugung! Eingänge sind Statorstrom iss , Statorfluss ψss und Lastmoment mL .
(c) Die ASM wird mit den Klemmspannungen usabc (Eingang) gespeist und besitzt einen Käfigläufer. Erweitern Sie Ihr Modell entsprechend! (Hinweis: Clarke-Transformation)
(d) Als Ausgänge sollen die Stator-Strangströme isabc , die Rotor-Strangströme irabc (zur Beobachtung) und die Winkelgeschindigkeit ωM zur Verfügung stehen. Erweitern Sie Ihr
Modell entsprechend! (Hinweis: Clarke-Transformation)
(e) Als Spannungsquelle zur Vorgabe der Klemmspannungen implementieren Sie (i) das re>
guläre Drehstromnetz mit usabc = û cos(2πfs t), cos(2πfs t + 2π
) cos(2πfs t + 4π
)
(mit
3
3
√
û = 2 · 230 [V] und fs = 50 [Hz]) und (ii) einen U-Umrichter mit Puls-WeitenModulation (PWM)
bei (variabler) Trägerfrequenz fT ∈ {1000, . . . , 8000} [Hz] und Trä√
geramplitude 2 · 230 [V]! (Hinweis: zur PWM siehe D. Schröder, “Elektrische Antriebe: Regelung von Antriebssystemen”, Springer-Verlag, 2009, Abschnitt 15.3)
(f ) Ergänzen Sie nötige Daten in ASM_Simulation_Init.m! Nutzen und prüfen (z.B. Handbuch) Sie hierzu die Daten aus Tab. 4.1!
(g) Simulieren Sie Ihre ASM mit (i) Drehstromnetz und (ii) U-Umrichter und PWM! Belasten Sie Ihre Maschine mit einem Lastsprung mL (t) = 30 σ(t − 0.25) [Nm]! Betrachten
Sie Stator-Strangströme isabc , Rotor-Strangströme irabc , Winkelgeschwindigkeit ωM und
angelegte Spannungen usabc !
Aufgabe 4.3.2 (Modellierung im k-Koordinatensystem).
Im Folgenden gelte φ̇k (t) = ωk (t) bei Anfangswert φk (0) = 0 [rad]. Nutzen Sie die Zusammenhänge aus Abschnitt 2 der Formelsammlung!
(a) Transformieren Sie den elektrischen Statorkreis aus (4.1) in das k-Koordinatensystem!
(Hinweis: Nutzen Sie die Park-Transformationsmatrix)
(b) Transformieren Sie den elektrischen Rotorkreis aus (4.1) in das k-Koordinatensystem!
(c) Transformieren Sie die Flussverkettungen aus (4.1) in das k-Koordinatensystem!
(d) Die Asynchronmaschine hat einen Käfigläufer. Wie vereinfacht sich der elektrische Rotorkreis in (4.1)?
– 48/116 –
4.3. Simulation
M
Tr
ids
iqs
mL
ψrd
3 M
2 p Lr
mM
−
1
ΘM
ωM
Abbildung 4.3: Signalflussplan der ASM in Rotorflussorientierung (k-Koordinatensystem).
(e) Bestimmen Sie aus den Strangströmen isabc (t) die Statorströme isk (t) im k-Koordinatensystem!
(Hinweis: Clarke-Transformation und Park-Transformation)
Aufgabe 4.3.3 (Rotorflussorientierung).
Im Folgenden sei das (d, q)-Koordinatensystem entsprechend dem Rotorfluss ψ r ausgerichtet.
(a) Was gilt für ψrk (t) in Rotorflussorientierung (d.h. das k-Koordinatensystem ist so ausgerichtet, dass die d-Achse in Richtung des Rotorflusses zeigt)?
(b) Bestimmen Sie die Dynamik der Rotorfluss-Komponente ψrd in Abhängigkeit der StatorstromKomponente ids und den Parametern M , Rr und Lr !
(c) Berechnen Sie das Motormoment aus (4.1) in Abhängigkeit der Rotorfluss-Komponente
ψrd , der Statorstrom-Komponente iqs und den Parametern p, M , Rr und Lr !
(d) Zeichnen Sie den Signalflussplan der ASM in Rotorflussorientierung mit den Eingängen
ids , iqs und mL und den Ausgängen ωM und ωr !
(e) Erläutern Sie Analogien zur Gleichstrommaschine!
(f ) Um die vereinfachte Darstellung der ASM in Rotorflussorientierung dynamisch garantieren zu können, müssen Sie die “Steuerbedingung” einhalten. Leiten Sie diese her!
4.3.2
Regelung
Aufgabe 4.3.4 (Drehzahlregelung der ASM).
Unter der Annahme einer idealen Rotorflussorientierung (Steuerbedingung wird exakt eingehalten) und bereits implementierter d, q-Stromregelkreise (approximiert durch PT1 Ersatzübertragungsfunktionen) soll nun ein Fluss- und Drehzahlregler ausgelegt werden.
(a) Ergänzen Sie in Abb. 4.3 die Darstellung der ASM in Rotorflussorientierung um die
PT1 Ersatzstromregelkreise! Benennen Sie die Eingänge mit ids,ref und iqs,ref [A] und die
Ersatzzeitkonstanten mit Ters,ids und Ters,iqs [s]!
(b) Mithilfe der Optimierungstabelle legen Sie für konstanten Rotorfluss ψrd > 0 [Vs] einen
Drehzahlregler aus!
(c) Wie können Sie aus den gemessen Strangströmen isabc den Rotorfluss ψrd nachbilden
(Flussschätzer)?
d
(s)
(d) Unter Verwendung des einfachen Strommodells ψidr(s)
= M b legen Sie einen Rotorfluss1+s Tr
s
c und Tbr geschätzte Parameter der Koppelinduktivität M und
regler aus! Hierbei sind M
der Rotorzeitkonstante Tr = Lr /Rr .
c
– 49/116 –
4. Asynchronmaschine
(e) Sehen Sie Schwierigkeiten bei der Implementierung der Rotorflussregelung bzw. der Reglerperformanz?
Aufgabe 4.3.5 (Stromregelung der ASM).
Ausgehend von der Modellierung der ASM im k-Koordinatensystem, gegeben durch

d
Rs isk (t) + dt
ψsk (t) + ωk J ψsk
, ψsk (0) = 0 [Vs] 


d
Rr irk (t) + dt
ψrk (t) + (ωk − ωr )J ψrk , ψrk (0) = 0 [Vs]

Ls isk (t) + M irk (t)


k
k
Lr ir (t) + M is (t)
(4.2)
sollen fluss- und momentenbildender Stromregler entworfen werden. Gehen Sie von exakter
Rotorflussorientierung aus, d.h. ψrq = 0 = ψ̇rq !
Elekt. Statorkreis: usk (t)
Elekt. Rotorkreis:
0
Flussverkettung: ψsk (t)
ψrk (t)
=
=
=
=
(a) Bestimmen Sie aus (4.2) die Dynamik der fluss- bzw. momentenbildenden Stromkomd q
d d
q
is (t) = f d (. . . ) und dt
is (t)
ponente, d.h. dt
= f (. . . )! Für eine verkürzte Darstellung
führen Sie die Bezeichnung σ = 1 −
M2
Ls Lr
(Blondel’scher Streukoeffizient) ein!
(b) Identifizieren Sie Kopplungs- und Störterme! Unter welchen Voraussetzungen können Sie
diese kompensieren?
(c) Was gilt für die Dynamik(en) bei konstantem Fluss ψrd > 0 (ψ̇rd = 0)?
(d) Bestimmen Sie die Übertragungsfunktionen FS, ids (s) =
Entkopplung)!
ids (s)
uds (s)
und FS, iqs (s) =
iqs (s)
uqs (s)
(ideale
(e) Bestimmen Sie Systemverstärkungen und Zeitkonstanten der Übertragungsfunktionen!
(f ) Mithilfe der Optimierungstabelle legen Sie die Stromregler der fluss- und momentenbildenden Stromkomponenten aus! (Annahme: keine Messwertglättung und Umrichter als
PT1 modelliert mit Zeitkonstante Tstr und Verstärkung Vstr )
Hinweis: Um Ihnen die Implementierung in Matlab/Simulink zu erleichtern,
nutzen Sie die unter http://www.cres.mse.tum.de/index.php?id=eofzur Verfügung gestellten Dateien ASM_Regelung.mdl
und ASM_Regelung_Init.m
(siehe ASM.zip)!
Aufgabe 4.3.6 (Implementierung in Matlab/Simulink).
Laden Sie das Initialisierungsskript ASM_Regelung_Init.m
Simulink-Vorlage ASM_Regelung.mdl.
und
öffnen
Sie
die
(a) Vervollständigen Sie den Signalflussplan der geregelten ASM in Abb. 4.4!
(b) Implementieren Sie entsprechend Abb. 4.4 und den vorangegangenen Aufgaben die Feldorientierte Regelung (FOR) der ASM in Matlab/Simulink! Bei der Implementierung der
Stromregelkreise vernachlässigen Sie Kompensation der Kopplungs- und Störterme!
(c) Implementieren
Sie die Steuerbedingung zur Generierung der Umlaufwinkels φk (t) =
Rt
ω
(τ
)
dτ
des
k-Koordinatensystems
(Essenz der FOR)!
k
0
– 50/116 –
4.4. Implementierung
Umrichter
mit PWM
ωM,ref
ua,ref
−
ub,ref
d
ψr,ref
uc,ref
−
ASM
uDC
ia
ib
ψbrd
ic
Abbildung 4.4: Signalflussplan der Feldorientierten Regelung (FOR; engl. field-oriented control
(FOC)) der ASM.
4.4
Implementierung
Mit dem Vorwissen aufgrund des Simulationsteils soll nun die ASM des Laboraufbaus geregelt
werden. Das PWM-Verfahren wurde in der dSPACE DS1104 Karte und einem vorgefertigtem
Block bereits implementiert.
Hinweis: Um Ihnen die Implementierung in Matlab/Simulink zu erleichtern, nutzen Sie die
unter http://www.cres.mse.tum.de/index.php?id=eof zur Verfügung gestellten Dateien ASM_Implementierung.mdl und ASM_Implementierung_Init.m (siehe ASM.zip)!
Aufgabe 4.4.1 (Grobe Arbeitsschritte).
(a) Machen Sie sich mit dem Laboraufbau vertraut! Nutzen Sie hierzu die Handbücher von
dSPACE und SEW.
(b) Ergänzen Sie die nötigen Daten in ASM_Implementierung_Init.mschrittweise!
(c) Implementieren Sie sukzessive die kaskadierten Regelkreisstrukturen aus der Simulation
in ASM_Implementierung.mdl!
– 51/116 –
ωM
.
Kapitel 5
Projekt 4: Zwei-Massen-System
5.1
Problemstellung
Projekt 4 zielt darauf ab die erlernten Modellierungs- und Regelungsverfahren auf den möglichen Anwendungsfall einer elastischen Verbindung zwischen elektrischer Maschine (Antriebsmaschine) und Prozess (Arbeitsmaschine) zu erweitern. Für eine Zwei-Massen-System (ZMS)
sollen
• Verfahren zur aktiven Dämpfung,
• Lastdrehzahlregelung und
• Zustandsregelung
entworfen, simuliert und implementiert werden. ()
Lernziele und -inhalte:
• Verstehen der Problematik einer elastischen Verbindung
• Analyse der Stabilität für PI-Regelung und Zustandsregelung
• Entwerfen, Implementieren und Bewerten der PI- und Zustandsdrehzahlregelung und
• (eventuell: Rapid-Prototyping mithilfe von Matlab/Simulink der Regelungsmethoden
auf einem xPC-Realtime-Target-System)
5.2
5.2.1
Simulation
Modellbildung und Verhalten
In Abb. 5.1 ist ein schwingungsfähiges Zwei-Massen-System (ZMS) mit Aktorstörung uD dargestellt. Eingang ist das Sollmoment mM,ref [Nm], das der Aktor mit Zeitkonstante
Ters [s]
2
gestört durch uD [Nm] in das Motormoment mM [Nm] umsetzt. Θ1 und Θ2 kgm stel len Motor- und Arbeitsmaschinenträgheit dar. Ebenso entsprechen ω1 und ω2 rad
der
s
Motor- und Arbeitsmaschinenwinkelgeschwindigkeit. gr [1] ist die Getriebeübersetzung. Die
mechanische Kopplung (Welle; engl. shaft) besitzt Dämpfung dRS [Nms/rad] und Steifigkeit
t
cS [Nm/rad]. In der Welle entsteht der Verdrehwinkel φS (t) = 0 ω1 (τ )/gr − ω2 (τ ) dτ [rad]
rad mit Verdrehwinkelgeschwindigkeit φ˙S = ωS = ω1 /gr − ω2 s und das Wellenmoment
– 53/116 –
5. Zwei-Massen-System
mL
1
gr (mC
1/gr
+ mD )
dS
mD
ωS
1 Ters
mM,ref
mM
−
1/Θ1
ω1
cS
1/gr
−
Aktor uD
−
φS
1/Θ2
ω2
mC
−
Abbildung 5.1: Signalflussplan eines schwingungsfähigen Zwei-Massen-Systems (ZMS) mit Aktorstörung
mC + mD = dS ωS + cS φS [Nm]. Auf die Arbeitsmaschine (z.B. Farbauftragswalze) wirkt
das Lastmoment mL [Nm].
Als direkte Messgrößen sollen Ihnen im Folgenden, die Arbeitsmaschinen-Winkelgeschwindigkeit
ω2 (t) zur Verfügung stehen.
Aufgabe 5.2.1 (Modellierung des ZMS).
(a) Warum ist das Motormoment mM durch uD gestört?
(b) Bestimmen Sie die Übertragungsfunktion FZM S (s) =
ω2 (s)
mM (s) !
(c) Interpretieren Sie die Anteile der Übertragungsfunktion FZM S (s)! Teilen Sie hierzu die
Übertragungsfunktion FZM S (s) in das Produkt Fstarr (s)·Felast (s) auf ! (Hinweis: Fstarr (s)
entspricht einem gewichteten Integrator!)
(d) Was passiert für cS → ∞? Was für eine Kopplung liegt vor?
(e) Vergleichen Sie den schwingungsfähigen Anteil Felast (s) mit einem Standard P T2 , d.h. mit
FP T2 (s) = 1+s 2D1+s2 1 und bestimmen Sie Dämpfungskoeffizient D und Eigenfrequenz ω0
ω0
2
ω0
in Abhängigkeit der Parameter Θ1 , Θ2 , cS , dS und gr !
(f ) Bestimmen Sie die Gesamtübertragungsfunktion FS,ω2 (s) =
ω2 (s)
mM,ref (s) !
Hinweis: Um Ihnen die Implementierung in Matlab/Simulink zu erleichtern, nutzen Sie die
unter http://www.cres.mse.tum.de/index.php?id=eof zur Verfügung gestellten Dateien ZMS_Simulation.mdl und ZMS_Simulation_Init.m (siehe ZMS.zip)!
Aufgabe 5.2.2 (Implementierung des ZMS in Matlab/Simulink).
Laden Sie das Initialisierungsskript ZMS_Simulation_Init.m
Simulink-Vorlage ZMS_Simulation.mdl.
und
öffnen
Sie
die
(a) Implementieren Sie das Zwei-Massen-System entsprechend Abb. 5.1 in das vorgegebene
Subsystem mit den Eingängen mM,ref , uD und mL und dem Ausgang ω2 !
– 54/116 –
5.2. Simulation
(b) Für mM,ref (t) = mL (t) = 0 [Nm] regen Sie das ZMS mit einem Sprung uD (t) = 20 [Nm] σ(t−
1 [s]) an! Beobachten Sie ω1 , ω2 und φS !
(c) Für mM,ref (t) = uD (t) = 0 [Nm] regen Sie das ZMS mit einem Lastsprung mL (t) =
20 [Nm] σ(t − 1 [s]) an! Beobachten Sie ω1 , ω2 und φS !
(d) Bestimmen Sie D und ω0 des implementierten ZMS! Stimmen Ihre Berechnungen mit
den Simulationsergebnissen in (b) und (c) überein?
5.2.2
Regelung
Aufgabe 5.2.3 (Regelung des ZMS).
(a) Ergänzen Sie Abb. 5.1 um einen Drehzahlregelkreis mit Regler FR,ω2 (s) =
und Drehzahlsollwert ω2,ref !
mM,ref (s)
ω2,ref (s)−ω2 (s)
(b) Welche Strecke müssten Sie für cS → ∞ regeln? Stellen Sie die (vereinfachte) Übertraω2 (s)
0
gungsfunktion FS,ω
(s) = mM,ref
(s) für diesen Fall auf ! (Hinweis: Nutzen Sie das Ergebnis
2
aus Aufgabe 4.1 (f )!)
0
(c) Legen Sie mithilfe der Optimierungstabelle den Regler FR,ω2 (s) für die Strecke FS,ω
(s)
2
aus! Welches Optimierungskritierium wenden Sie an? Warum?
(d) Erzeugen Sie mit Matlab/Simulink das Bode-Diagramm des offenen Regelkreises F0 (s) =
0
FR,ω2 (s)FS,ω
(s)!
2
(e) Erzeugen Sie mit Matlab/Simulink das Bode-Diagramm des elastischen Anteils Felast (s)
des ZMS!
(f ) Addieren Sie nun graphisch die beiden Bode-Diagramme von F0 (s) und Felast (s) in Abb. 5.2
zum Bode-Diagramm der Serienschaltung F0 (s) · Felast (s)!
(g) Ist der geschlossene Regelkreis des schwingungsfähigen ZMS stabil (d.h. cS ∞)? (Hinweis: Gibt es eine Phasenreserve φd bei der Amplitudendurchtrittsfrequenz ωd ?)
(h) Erzeugen Sie mit Matlab/Simulink das Bode-Diagramm der Serienschaltung F0 (s)·Felast (s)!
Überprüfen Sie die Aussage von Aufgabe 4.3 (g)!
Aufgabe 5.2.4 (Zustandsregelung des ZMS).
Ihre Anlage habe eine sehr schnelle Momentenerzeugung, d.h. Ters = 0. Des Weiteren steht
Ihnen neben ω2 auch ω1 als Messgröße zur Verfügung. Sie möchten eine Zustandsregler auslegen.
!
x1
(a) Wie viele und welche Zustände x = .
besitzt das ZMS in Abb. 5.1 für Ters = 0?
..
(b) Stellen Sie das Zustandsraummodell ẋ(t) = f x(t), uD (t), mL (t), mM,ref (t) des ZMS
mithilfe des Signalflussplans in Abb. 5.1 für Ters = 0 auf !
(c) Wie können Sie den Verdrehwinkel φS aus den Messgrößen ω1 und ω2 nachbilden?
(d) Wie sieht ein lineares Zustandsregelgesetz für das ZMS aus?
(Hinweis: mM,ref = mM = . . .> x!)
– 55/116 –
5. Zwei-Massen-System
Bode-Diagramm
60
40
Betrag [dB]
20
0
−20
−40
−60
−80
0
10
1
2
10
3
10
10
F0
0
Felast
−45
−90
Phase [◦ ]
−135
−180
−225
−270
−315
−360
0
10
1
2
10
10
Frequenz ω
3
10
]
[ rad
s
0
Abbildung 5.2: Bode-Diagramme des offenen Regelkreises F0 (s) = FR,ω2 (s)FS,ω
(s) (für cS → ∞)
2
und des schwingungsfähigen (elastischen) Anteils Felast (s).
– 56/116 –
5.2. Simulation
(e) Berechnen Sie die Systemmatrix ARK des geschlossenen Regelkreises!
(Hinweis: Setzen Sie Ihren Zustandsregler in das Zustandsraummodell ein)
(f ) Bestimmen Sie die charakteristische Gleichung
χARK (s) := det(sI 3 − ARK ),
mit
I3 =
h1
1
i
1
!
(Hinweis: Nutzen Sie Matlab zur symbolischen Berechnung. Verwenden Sie hierzu den
Befehl syms um symbolische Variablen zu definieren, z.B. syms c_S d_S Theta1 ....)
(g) Legen Sie mithilfe des Wunschpolynoms
1
1
11 2
1
1
1
χW unsch (s) =
+ 2 s+
+s
+s
+s =
s + s3
3
T
2T
3T
6T
T
6T
(Polplatzierung mit T > 0 [s]) Ihren Zustandsregler aus Aufgabe 4.4 (d) aus! Worauf
müssen Sie bei der Wahl von T achten?
(h) Welche Vorteile hat eine Zustandsregelung im Vergleich zur bisherigen Reglerauslegung
mithilfe des Bodediagrams?
(i) Warum müssen Sie die Arbeitsmaschinen-Solldrehzahl ω2,ref über einen Faktor KV anpassen? Berechnen Sie den Faktor KV in Abhängigkeit des Zustandsraummodells des
−1
geschlossen Regelkreises! (Ergebnis: KV = c> A
−1 )
b
RK
Aufgabe 5.2.5 (Implementierung der Regelung des ZMS in Matlab/Simulink). Laden Sie
das
Initialisierungsskript
ZMS_Simulation_Init.m
und
öffnen
Sie
die
Simulink-Vorlage ZMS_Simulation.mdl (mit dem Modell aus Aufgabe 4.2). Wählen Sie folgende Anregungssignale
ω2,ref (t) = 10 σ(t − 1 [s]) [rad/s] ,
uD (t) = 3 σ(t − 10 [s]) [Nm]
und
mL (t) = 20 σ(t − 20 [s]) [Nm] .
(a) Implementieren Sie die Drehzahlregelung entsprechend Aufgabe 4.3!
(b) Implementieren Sie die Zustandsregelung entsprechend Aufgabe 4.4!
(Hinweis: Nutzen Sie den Matlab-Befehl place! Es gilt T = 0.05 [s] und Ters = 0.005 [s].)
– 57/116 –
.
Literaturverzeichnis
[1] Biggs, John ; Tang, Catherine: Teaching for Quality Learning at University. New
York : McGraw-Hill Education, 2009
[2] Binder, Andreas: Elektrische Maschinen und Antriebe – Grundlagen, Betriebsverhalten.
Berlin : Springer-Verlag, 2012. – ISBN 978-3-540-71850-5
[3] Dirscherl, Christian ; Hackl, Christoph ; Schechner, Korbinian: Modellierung und
Regelung von modernen Windkraftanlagen: Eine Einführung. In: Schröder, Dierk
(Hrsg.): Elektrische Antriebe – Regelung von Antriebssystemen. Springer-Verlag, 2014
(to be published in the 4. edition), S. 1505–1578
[4] Elektrotechnik & Informationstechnik Fakultät für:
Aggregierter Vorlesungsbericht Sommersemester 2012
/ TUM.
München, 2012.
– Bericht.
– URL http://www.ei.tum.de/fileadmin/tueifei/www/Evaluation/Aggregierter_
Vorlesungsbericht_SoSe_2012_der_Fakultaet_EI.pdf
[5] Elektrotechnik & Informationstechnik Fakultät für:
Aggregierter Vorlesungsbericht Wintersemester 2012/2013 / TUM. München, 2013. – Bericht.
– URL http://www.ei.tum.de/fileadmin/tueifei/www/Evaluation/Aggregierter_
Vorlesungsbericht_WiSe_2012_13.pdf
[6] Hattie, J.: Visible Learning: A Synthesis of over 800 Meta-Analyses Relating to Achievement. Routledge, 2009
[7] Hinrichsen, D. ; Pritchard, A.J.: Mathematical Systems Theory I — Modelling,
State Space Analysis, Stability and Robustness. Berlin : Springer-Verlag, 2005 (Texts in
Applied Mathematics 48)
[8] Kories, Ralph ; Schmidt-Walter, Heinz: Taschenbuch der Elektrotechnik. Verlag
Harri Deutsch, 1998
[9] Lehre Hochschulreferat Studium und: Online-Umfrage zu den Studienbedingungen
des Bachelor-Studiengangs an der Faultät für Elektrotechnik & Informationstechnik /
TUM. München, 2012. – Online-Umfrage. – URL http://www.ei.tum.de/fileadmin/
tueifei/www/Evaluation/Ergebnisbericht_Studiengangsbefragung.pdf
[10] Mertens, Konrad: Photovoltaik. Hanser Verlag, 2013
[11] Müller, F. H.: Förderung der Lernmotivation in der Hochschule. S. 31–43. In: Förderung von Kompetenzen in der Hochschullehre. Kröning : Asanger, 2007
[12] Müller, Germar ; Ponick, Bernd: Grundlagen elektrischer Maschinen. New York :
John Wiley & Sons, 2012. – ISBN 978-3-527-66097-1
– 59/116 –
5. Literaturverzeichnis
[13] Palekcic, M. ; Müller, F.H. ; Radeka, I. ; Rogic, A.M.: Studieren vor und nach Bologna: Ein Vergleich der selbstbestimmten Lernmotivation im Studium. In: 76. Tagung
der Arbeitsgruppe für Empirische Päagogische Forschung (AEPF): Baustelle Lehrerbildung. Klagenfurt, Austria, 2011
[14] Prenzel, Manfred: Bedingungen für selbstbestimmt motiviertes und interessiertes Lernen im Studium. S. 11–22. In: Lehr- und Lernprobleme im Studium - Bedingungen und
Veränderungsmöglichkeiten. Bern : Huber, 1996
[15] Quaschning, Volker: Regenerative Energiesysteme. Hanser Verlag, 2011
[16] Råde, L. ; Westergren, B. ; Vachenauer, P.: Springers mathematische Formeln: Taschenbuch für Ingenieure, Naturwissenschaftler, Informatiker, Wirtschaftswissenschaftler. 3. Springer-Verlag, 2000
[17] Schröder, Dierk: Elektrische Antriebe — Grundlagen (3.,erw. Auflage). Berlin :
Springer-Verlag, 2007
[18] Schröder, Dierk: Elektrische Antriebe - Regelung von Antriebssystemen (3., bearb.
Auflage). Berlin : Springer-Verlag, 2009
[19] Schröder, Dierk: Leistungselektronische Schaltungen: Funktion, Auslegung und Anwendung. Berlin, Heidelberg : Springer DE, 2012
[20] Tippelt, Rudolf: Vom projektorientierten zum problembasierten und situierten Lernen
- Neues von der Hochschuldidaktik. S. 137–155. In: Entwicklungslinien der Hochschuldidaktik. Berlin : Logos, 2007
[21] Winteler, A.: Professionell lehren und lernen. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011
– 60/116 –
Teil III
Anhänge
61
.
Anhang A
Allgemeine Grundlagen
A.1
Trigonometrische Formeln (siehe [16])
Im Folgenden gelte x, y ∈ R (bei entsprechender Einschränkung des Bereiches falls notwendig).
sin(x ± y) = sin(x) cos(y) ± cos(x) sin(y)
cos(x ± y) = cos(x) cos(y) ∓ sin(x) sin(y)
tan(x) ± tan(y)
sin(x ± y)
tan(x ± y) =
=
1 ∓ tan(x) tan(y)
cos(x ± y)
1
sin(x) sin(y) =
cos(x − y) − cos(x + y)
2
1
cos(x) cos(y) =
cos(x − y) + cos(x + y)
2
1
sin(x) cos(y) =
sin(x − y) + sin(x + y)
2 x+y
x−y
sin(x) + sin(y) = 2 sin
cos
2
2
x+y
x−y
sin
sin(x) − sin(y) = 2 cos
2
2
x+y
x−y
cos(x) + cos(y) = 2 cos
cos
2
2
y−x
y+x
cos(x) − cos(y) = 2 sin
sin
2
2
π
 − arctan(x)
,x > 0
1
2π
arctan
=
− − arctan(x) , x < 0.
x
2
arctan(−x) = − arctan(x)

arctan xy y = bel.



y

arctan x + π
y≥0



arctan xy − π
y<0
atan2(y, x) =
π
+
y>0


2

π


y<0
 −2

undefiniert
y=0
(A.1)
(A.2)
(A.3)
(A.4)
(A.5)
(A.6)
(A.7)
(A.8)
(A.9)
(A.10)
(A.11)
(A.12)
,
,
,
,
,
,
x>0
x<0
x<0
x=0
x=0
x=0
Folgende Funktionswerte arctan(x) ergeben sich für ausgewählte Argumente x:
– 63/116 –
(A.13)
A. Allgemeine Grundlagen
±∞
x
arctan(x)
±
√
± 3
π
2
±
π
3
±1
±
π
4
1
±√
3
π
±
6
0
0
Tabelle A.1: Ausgewählte Argumente für und Funktionswerte von arctan : R → R.
x [◦ ]
0 [0◦ ]
sin(x)
0
cos(x)
1
tan(x)
0
π
[30◦ ]
6
1
√2
3
2
1
√
3
π
[45◦ ]
4√
2
√2
2
2
π
[60◦ ]
3√
3
2
1
2
√
3
1
π
[90◦ ]
2
1
0
±∞
2π
[120◦ ]
3 √
3
2
1
−
2
√
− 3
3π
[135◦ ]
4 √
2
2
√
2
−
2
π [180◦ ]
3π
[270◦ ]
2
0
−1
−1
0
−1
0
±∞
Tabelle A.2: Ausgewählte Argumente für und Funktionswerte von cos, sin, tan : R → R.
A.2
Energieeinheiten und Umrechnungsfaktoren
Energieträger
1
1
1
1
[kg] Steinkohle
[kg]
3 Rohöl
m Erdgas
[kg] Holz
Energiegehalt
8.14
11.63
8.82
4.3
[kWh]
[kWh]
[kWh]
[kWh]
Anmerkung
–
Benzin: 8.7 [kWh/Liter]; Diesel: 9.8 [kWh/Liter]
–
(bei 15% Feuchte)
Tabelle A.3: Umrechnungsfaktoren verschiedener Energieträger (siehe [10, Tab. 1.2]).
1 [kJ] = 1000 [Ws]
1 [kcal]
1 [kWh]
1 [kg] SKE
1 [kg] RÖE 1 m3 Erdgas
[kJ]
[kcal]
[kWh]
[kg] SKE
[kg] RÖE
1
4.1868
3600
29308
41868
31736
0.2388
1
860
7000
10000
7580
1
3600
3.4 · 10−5
1.43 · 10−4
0.123
1
1.428
1.083
2.4 · 10−5
1 · 10−4
0.086
0.7
1
0.758
1.163 · 10−3
1
8.14
11.63
8.816
3
m Erdgas
3.2 · 10−5
1.3 · 10−4
0.113
0.923
1.319
1
Tabelle A.4: Umrechnungsfaktoren zwischen verschiedenen Energieeinheiten (siehe [15, Tab. 1.1]) mit
den Abkürzungen [kJ]: Kilojoule, [Ws]: Wattsekunde, [kcal]: Kilokalorie,
[kWh]: Kilo wattstunde, [SKE]: Steinkohleeinheit, [RE]: Rohöleinheit und m3 : Kubikmeter (Volumen).
– 64/116 –
A.3. Stromsysteme (siehe [8])
Vorsatz
Symbol
Wert
Milli
Mikro
Nano
Piko
Femto
Atto
m
µ
n
p
f
a
10−3
10−6
10−9
10−12
10−15
10−18
(Tausendstel)
(Millionstel)
(Milliardstel)
(Billionstel)
(Billiardstel)
(Trillionstel)
Vorsatz
Symbol
Wert
Kilo
Mega
Giga
Tera
Peta
Exa
k
M
G
T
P
E
103
106
109
1012
1015
1018
(Tausend)
(Million)
(Milliarde)
(Billion)
(Billiarde)
(Trillion)
Tabelle A.5: Vorsätze, Symbole und Faktoren.
A.3
Stromsysteme (siehe [8])
Im Folgenden sei t0 ≥ 0 [s] ein beliebiger Zeitpunkt und x : R≥0 → R ein periodisches Signal
mit Periodendauer T > 0 [s] (d.h. x(t) = x(t + T ) für alle t ≥ 0) und Amplitude x̂ > 0.
• Gleichwert oder arithmetischer Mittelwert (zeitlich gleitend X(t0 ) bzw. für T periodische Signale X):
∀t0 ≥ T :
1
X(t0 ) :=
T
Zt0
x(τ ) dτ
1
X :=
T
bzw.
ZT
x(τ ) dτ
(A.14)
0
t0 −T
• Gleichrichtwert (zeitlich gleitend X DC (t0 ) bzw. für T -periodische Signale X DC ):
∀t0 ≥ T :
1
X DC (t0 ) :=
T
Zt0
|x(τ )| dτ
t0 −T
bzw.
X DC
1
:=
T
ZT
0
|x(τ )| dτ
(A.15)
(für sinus- oder cosinusförmige Signale gilt X DC =
2
π x̂
≈ 0.637x̂)
• Effektivwert (engl. root-mean-square/RMS value) oder quadratischer Mittelwert
(zeitlich gleitend Xeff (t0 ) bzw. für T -periodische Signale Xeff ):
v
v
u
u
Zt0
u ZT
u
u1
u1
∀t0 ≥ T :
Xeff (t0 ) := t
x(τ )2 dτ
bzw.
Xeff = t
x(τ )2 dτ
T
T
0
t0 −T
A.3.1
(A.16)
Wechselstrom
Wechselstromsystem mit sinusförmiger Spannung u [V] und sinusförmigem Strom i [A]:
)
und i(t) = ı̂ sin ωt + ϕi
u(t) = û sin ωt + ϕu
(A.17)
wobei û > 0 [V] , ı̂ > 0 [A] , ϕu ∈ R [rad] , ϕi ∈ R [rad] und ω > 0 [rad/s] .
Für sinus- oder cosinusförmige Signale wie in (A.17) gilt:
• Periodizität mit Periode:
T :=
2π
[s]
ω
– 65/116 –
(A.18)
A. Allgemeine Grundlagen
• Phasenverschiebung zwischen Spannung und Strom:
ϕ := ϕu − ϕi [rad]
(A.19)
• Effektivwert:
x̂
Xeff = √ ≈ 0.707x̂
2
X, x ∈ {u, i}
mit
(A.20)
• Momentanleistung:
∀t ≥ 0 :
p∼ (t) := u(t)i(t) [W]
(A.21)
• Mittlere Leistung über Periode T wie in (A.18):
1
P∼ (t) :=
T
∀t ≥ T :
Z
t
t−T
p∼ (τ ) dτ
(A.22)
• Wirkleistung für Phasenverschiebung ϕ wie in (A.19):
P∼ := S∼ cos(ϕ) = Ueff Ieff cos(ϕ) [W]
(A.23)
• Blindleistung für Phasenverschiebung ϕ wie in (A.19):
Q∼ := S∼ sin(ϕ) = Ueff Ieff sin(ϕ) [var]
• Scheinleistung:
A.3.2
S∼ := Ueff Ieff =
Drehstrom (symmetrisch)
p
P∼2 + Q2∼ [VA]
(A.24)
(A.25)
Drehstromsystem mit sinusförmigen Strangspannungen uabc [V]3 und -strömen iabc [A]3 :



 a 
u (t)
sin ωt + ϕu 




uabc (t) :=  ub (t)  = û sin ωt + ϕu − 32 π  und


4

c

sin ωt + ϕu − 3 π
u (t)



a 

i (t)
sin ωt + ϕi (A.26)

abc
2
b





i (t) := i (t) = ı̂ sin ωt + ϕi − 3 π 




sin ωt + ϕi − 43 π
ic (t)




wobei û > 0 [V] , ı̂ > 0 [A] , ϕu ∈ R [rad] , ϕi ∈ R [rad] und ω > 0 [rad/s] .
Für ein symmetrisches Drehstromsystem (A.26) gilt abhängig von der Verschaltung (siehe
Abb. A.1):
• Periodizität (jedes Stranges) mit Periode:
T :=
2π
[s]
ω
(A.27)
• Phasenverschiebung zwischen Spannung und Strom (gilt für jeden Strang):
ϕ := ϕu − ϕi [rad]
– 66/116 –
(A.28)
A.3. Stromsysteme (siehe [8])
V
ub
ibc
b
ib
Zb
b
i
ua
ubc
Za
=
i
U
ia
U2
c
uc
U1=V2
U
ia
ic
=
W2
c
iab
Zc
V2
Z
V1
=
uab
Z
ub
W2
V
Za
uc
W
ua
U2
ica
=
W1
uca
W
(a) Sternschaltung (Symbol ) mit verketteten Spannungen uverk ∈ {uab , ubc , uca },
Strangspannungen ustr ∈ {ua , ub , uc } (über
Z a , Z b , Z c ) und Strangströmen istr ∈
{ia , ib , ic }.
U
V
(b) Dreieckschaltung (Symbol M) mit Strangspannungen ustr ∈ {ua , ub , uc } (über Z a , Z b ,
Z c ), Strangströmen istr ∈ {ia , ib , ic } und verketteten Strömen istr ∈ {iab , ibc , ica }.
U
V
W
U1
U1
V1
Za
ub
Zb
ia
U2
(c)
uc
Za
ub
Zb
ia
Zc
ic
ib
V2
V1
W1
W1
ua
ua
W
U2
uc
Zc
ic
ib
V2
W2
W2
Verdrahtung zu Sternschaltung (rechtslauf ) der Wicklungen
Z a , Z b , Z c mit Wicklungsanschlüssen U1, U2, V1, V2 und W1, W2.
(d)
Verdrahtung zu Dreieckschaltung
(rechtslauf ) der Wicklungen Z a , Z b , Z c
mit Wicklungsanschlüssen U1, U2, V1, V2
und W1, W2.
Abbildung A.1: Stern- und Dreieckschaltung mit Anschlussklemmen U, V, W und Wicklungen Z a , Z b ,
Z c (Strangimpedanzen).
– 67/116 –
A. Allgemeine Grundlagen
• Effektivwert in Stern- bzw. Dreieckschaltung:
r
verk
Xeff
3
x̂
(A.16)
str
verk
str
Xeff
= √ und Xeff
=
,
x̂ ⇔ Xeff
= √
2
2
3
X, x ∈ {u, i}
(A.29)
• Momentanleistung:
∀t ≥ 0 :
p3∼ (t) := uabc (t)> iabc (t) = ua (t)ia (t) + ub (t)ib (t) + uc (t)ic (t) [W] (A.30)
• Mittlere Leistung über Periode T wie in (A.27)
∀t ≥ T :
P3∼ (t) :=
1
T
Z
t
p3∼ (τ ) dτ
(A.31)
t−T
• Wirkleistung für Phasenverschiebung ϕ wie in (A.28):
str str
P3∼ := S3∼ cos(ϕ) = 3 Ueff
Ieff cos(ϕ) [W]
(A.32)
• Blindleistung für Phasenverschiebung ϕ wie in (A.28):
str str
Q3∼ := S3∼ sin(ϕ) = 3 Ueff
Ieff sin(ϕ) [var]
• Scheinleistung
S3∼
:=
(A.32),(A.33)
=
(A.29)
=
(A.29)
=
p
2 + Q2 [VA]
P3∼
3∼
str I str
3 Ueff
eff
√ verk str
3 Ueff Ieff
verk I verk
Ueff
eff
– 68/116 –
(A.29)
=
√
(A.33)






str I verk 
3 Ueff

eff



(A.34)
.
Anhang B
Grundlagen der Gleichstrommaschine
B.1
Danksagung
Abschnitte B.2 und B.3 wurden zusammen mit Dipl.-Ing. Julien Cordier (Lehrstuhl für Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik) er- und überarbeitet. Insbesondere die Abschnitte B.2.2.2, B.2.3.1 und B.2.3.2 wurden von Herrn Cordier erarbeitet und zur Verfügung
gestellt. Hierfür möchte sich der Autor ganz herzlich bedanken.
B.2
Modellbildung
Um die Regelung zu entwerfen, muss ein mathematisches Modell der Regelstrecke vorliegen.
Daher werden im folgenden Kapitel zunächst die einzelnen Komponenten des Regelkreises
vorgestellt und geeignet modelliert.
B.2.1
B.2.1.1
Vierquadrantensteller
Funktionsweise
Der Pulssteller gehört zu den Gleichspannungswandlern und liefert, ausgehend von einer festen Eingangspannung uDC , eine einstellbare, pulsierende Ausgangsspannung uA . Im Hinblick
auf die möglichen Spannungs- und Strompolaritäten wird zwischen Ein-Quadranten- und
Mehrquadranten-Pulsstellern unterschieden. Im weiteren Verlauf wird ein VierquadrantenPulssteller betrachtet, welcher sowohl positive, als auch negative Ausgangsspannungen bereitstellen und den Strom bidirektional führen kann (Abb. B.1).
V2
V4
s2
s1
i A uA
uDC
CDC
V1
V3
s1
s2
Abbildung B.1: Prinzipschaltplan eines Vierquadrantenstellers.
– 69/116 –
B. Grundlagen der Gleichstrommaschine
u
u
Ts
1
Ts
ud
u
1
d
uA,ref
uDC
t
−1
s1
t
t
uA,ref
uDC
−1
s1
t
s2
s2
t
u
uDC
uA
t
u
uDC
uA
uA
t
t
uA
−uDC
i
−uDC
i
iA
iA
t
(a) d > 0, 5 bzw. uA > 0.
iA
t
iA
(b) d < 0, 5 bzw. uA < 0.
Abbildung B.2: Funktionsprinzip der Pulsbreitenmodulation
Die in Abb. B.1 dargestellten Schaltelemente V1 bis V4 (IGBT-Module mit integrierter Freilaufdiode) werden als ideelle Schalter angenommen, die über die binären Ansteuerungssignale
s1 bis s2 beliebig geschlossen (kurz sx , x ∈ {1..2}) oder geöffnet (kurz ¬sx , x ∈ {1..2}) werden können. Ist in einem der beiden Halbbrücken ein Schalter geschlossen, muss der andere
geöffnet sein, um einen Kurzschluss der Eingangsspannung (Zwischenkreisspannung) uDC
auszuschließen. Somit ergeben sich folgende logische Zusammenhänge zwischen Steuersignalen und der Ausgangsspannung:
s1 = s2 = 1 ∧ s2 = s1 = 0
V4 & V1 geschlossen
s1 = s2 = 1 ∧ s1 = s2 = 0
V4 & V2 geschlossen
=⇒
s1 = s2 = 0 ∧ s2 = s1 = 1
V3 & V2 geschlossen
s1 = s2 = 0 ∧ s1 = s2 = 1
V3 & V1 geschlossen
=⇒
=⇒
=⇒
uA = uDC
uA = −uDC







uA = 0 [V] 



uA = 0 [V]
(B.1)
Die Signale s1 bzw. s2 werden durch logische Negation der Signale s1 bzw. s2 generiert.
B.2.1.2
Nachbildung von wertkontinuierlichen Spannungen
Wie aus (B.1) hervorgeht, kann der Pulssteller lediglich 3 diskrete Spannungswerte an dessen
Ausgangsklemmen bereitstellen. Durch Umschalten zwischen den drei möglichen Zuständen
lassen sich jedoch mittlere Spannungswerte im gesamten Intervall [−uDC ; uDC ] erzeugen. Dieses Verhalten wird erzielt, wenn die Steuersignale s1 und s3 durch z. B. Pulsbreitenmodulation
(PWM) generiert werden.
– 70/116 –
B.2. Modellbildung
Das Prinzip der PWM ist in Abb. B.2 erläutert, wobei folgende Symbole benutzt wurden:
uA,ref Spannungssollwert
ud
Trägersignal
Ts
Periode des Trägersignals
Ton
Einschaltdauer des Schalters S1
uA
Augenblickswert der Ausgangsspannung
Ferner entspricht uA dem gleitenden Mittelwert der Ausgangsspannung über eine Trägerperiode:
1
uA (t) =
Ts
Z
t
uA (t0 ) dt0
t−Ts
Das binäre Signal s1 wird durch Vergleich des Spannungssollwerts uA,ref mit dem Referenzsignal ud (Trägersignal ) gemäß folgendem Gesetz bestimmt:
s1 =
1 wenn
0 sonst
uA,ref
uDC
≥ ud
(B.2)
Das Tastverhältnis (engl. duty cycle) d des Signals s1 lautet somit:
u
1 + uA,ref
Ton
Ton /2
DC
d=
=
=
Ts
Ts /2
2
(B.3)
Zur Vermeidung eines gleichzeitigen Einschaltens von S1 und S2 erfolgt die Ansteuerung von
S2 über das Signal s2 = ¬s1 . Werden s3 = s2 = ¬s1 und s4 = ¬s3 = s1 gewählt, kann uA laut
(B.1) die Werte uDC und −uDC annehmen. Dies hat den Vorteil, dass lediglich ein Signal zur
Ansteuerung des Pulsstellers genügt. Durch Variieren des Tastverhältnisses im Intervall [0; 1]
können Spannungsmittelwerte uA im gesamten Bereich [−uDC ; uDC ] generiert werden. Auf
diese Weise kann zwar der dritte logische Zusammenhang in (B.1) nicht ausgenutzt werden,
dies ist jedoch unerheblich, da ein Spannungsmittelwert von Null durch geeignete Wahl des
Tastverhältnisses erzeugt werden kann.
Als Trägersignal wurde in Abb. B.2 ein Dreiecksignal benutzt, andere Signaltypen wie z.B.
Sägezahnsignale wären ebenfalls möglich. Abb. B.2(a) zeigt die sich ergebenden Steuersignale
sowie die zugehörige Ausgangsspannung und den resultierenden Strom für den Fall einer
ohmsch-induktiven Last und uA,ref > 0 bzw. d > 50%. Der Verlauf derselben Größen für
uA,ref < 0, d.h. d < 50%, hingegen ist in Abb. B.2(b) wiedergegeben.
B.2.1.3
Dynamisches Verhalten bei Sollwertänderungen
Ändert sich der Spannungssollwert uA,ref , vergeht eine Zeit Tstr bis sich der gleitende Mittelwert der Ausgangsspannung entsprechend einstellt. Diese Tatsache ist in Abb. B.3 ersichtlich.
Der Vierquadrantensteller kann folglich als Verstärker mit verzögerndem Verhalten angesehen
werden.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Kombination einer Spannungsquelle mit festem
Ausgang uDC und eines Vierquadranten-Pulsstellers zu einer einstellbaren Spannungsquelle
führt, deren Ausgangsbereich dem Intervall [−uDC ; uDC ] entspricht. Ferner kann der Energieaustausch bidirektional erfolgen. Somit eignet sich der Vierquadranten-Pulssteller besonders
zum Einsatz als Stellglied im Anker- oder Erregerkreis von Gleichstromantrieben.
– 71/116 –
B. Grundlagen der Gleichstrommaschine
Ts
ud
t
uA,ref
uDC
s1
t
uA
uDC
t
uA
−uDC
Tstr
Abbildung B.3: Wartezeit bei der Umsetzung von Sollwertänderungen.
B.2.2
B.2.2.1
Fremderregte Gleichstrommaschine
Modellierung
Der grundsätzliche Aufbau der Gleichstrommaschine ist Abb. B.4 schematisch dargestellt. Da
in ihrem Inneren sowohl elektromagnetische, als auch mechanische und thermische Vorgänge
mit z. T. nichtlinearen Effekten auftreten, stellt sie ein komplexes System dar. Um dennoch
geschlossene Beziehungen zwischen elektrischen und mechanischen Größen in einem einfach
zu handhabenden Modell zu erhalten, werden zunächst folgende vereinfachende Annahmen
gemacht:
• Der Einfluss des Ankerstroms auf das Luftspaltfeld (Ankerrückwirkung) wird vernachlässigt. Ankerrückwirkungen verschlechtern das Maschinenverhalten und es wird generell versucht, diese durch geeignete Designmethoden zu unterdrücken (z.B. Kompensationswicklungen bei größeren Maschinen [2], [12]), weswegen die Annahme grundsätzlich
berechtigt ist.
• Der Auswirkung der Temperatur auf Erreger- sowie Ankerwiderstand wird keine Rechnung getragen.
• Bezüglich der magnetischen Materialeigenschaften wird lediglich der Einfluss der Eisensättigung auf den Erregerkreis berücksichtigt. Hierbei wird ebenfalls durch entsprechende Konstruktionsmaßnahmen angestrebt, Hysterese- oder Wirbelstromeffekte zu
minimieren. Aus diesem Grund wird der Zusammenhang zwischen Erregerstrom und
Erregerflussverkettung durch eine nichtlineare Funktion ausgedrückt.
– 72/116 –
B.2. Modellbildung
Abbildung B.4: Aufbau der Gleichstrommaschine [2, 849]:
(a) Läufer; (b) Läufer-Nutquerschnitt; (c) Schematischer Querschnitt der Maschine;
(d) Längsschnitt des Motors.
– 73/116 –
B. Grundlagen der Gleichstrommaschine
iA
RA
LA
RE
dψE
dt
eA
uA
iE
uE
ωM
Abbildung B.5: Elektrisches Ersatzschaltbild von Anker- und Erregerkreiswicklung.
Unter Berücksichtigung obiger Vereinfachungen ergeben sich folgende Zusammenhänge zwischen elektrischen und mechanischen Größen:
Ankerkreis:
Gegenspannung:
Motormoment:
Erregerkreis:
Magnetisierung:
Mechanik:
uA (t) = eA (t) + RA iA (t) + LA
d
iA (t)
dt
, iA (0) = 0 [A]
eA (t) = CM · ψE (t) · ωM (t)
(B.4a)
(B.4b)
mM (t) = CM · ψE (t) · iA (t)
d
uE (t) = RE iE (t) +
ψE (t)
dt
ψE (t) = f (iE (t))
d
1
ωM (t) =
mM (t) − mL (t)
dt
ΘM
(B.4c)
, ψE (0) = 0 [Vs] (B.4d)
(nichtlinear)
(B.4e)
, ωM (0) = 0 [rad/s]
(B.4f)
Die in (B.4) verwendeten Symbole werden in Tabelle B.1 erläutert.
Symbol
uA [V]
iA
[A]
RA [Ω]
Vs LA
A
eA [V]
Vs ψE
A
uE [V]
Physikalische Größe
Ankerspannung
Ankerstrom
Ankerwiderstand
Ankerinduktivität
Elektromotorische Kraft (EMK)
Erreger-Flussverkettung
Erregerspannung
Symbol
iE
[A]
RE
[Ω]
CM [1]
mM [Nm]
mL [Nm]
2
ΘM kgm
rad
ωM
s
Physikalische Größe
Erregerstrom
Erregerwiderstand
Maschinenkonstante
Luftspaltmoment
Lastmoment
Rotorträgheitsmoment
Rotorwinkelgeschwindigkeit
Tabelle B.1: Bedeutung der in (B.4) verwendeten Symbole.
B.2.2.2
Stationäres Verhalten
Motorkennlinie Im stationären Betrieb, d. h. wenn die in der Maschine gespeicherte Energie konstant bleibt und sich die Zustandsgrößen iA und ωM nicht mehr ändern (diA /dt =
dωA /dt = 0), ist die gesamte aufgenommene Leistung gleich der abgegebenen. Daraus folgt,
dass für eine bestimmte Ankerspannung uA ein fester Zusammenhang zwischen Drehmoment
und Drehzahl in diesem Fall existiert. Wird beispielsweise ein Lastmoment angelegt, stellt
sich eine zugehörige Drehzahl ein. Wird hingegen äußerlich ein bestimmter Drehzahlwert
aufgezwungen, so gibt der Motor ein entsprechendes Drehmoment ab. Dies entspricht dem
bekannten Betrieb einer Gleichstrommaschine an einer festen Gleichspannungsquelle.
– 74/116 –
B.2. Modellbildung
ωM
ωM 0
ωM 1
− C 2RAψ2
M
E
mM 1
mk
mM
Abbildung B.6: Stationäre Drehzahl-Drehmoment-Kennlinie der Gleichstommaschine.
Die stationäre Beziehung zwischen Drehmoment und Drehzahl kann aus dem Gleichungssystem (B.4) abgeleitet werden, indem Ankerspannung uA und Ankerstrom iA durch deren
Abhängigkeiten von Drehmoment und Drehzahl in (B.4a) ersetzt werden:
Aus
*0
di
A
uA = eA + iA · RA + LA·
dt
mM
und eA = CM · ψE · ωM
CM · ψE
mM
uA = RA ·
+ CM · ψE · ωM
CM ψE
unter Berücksichtigung von iA =
folgt
Anhand
ergibt sich schließlich
mM
*0
dω
M
·
− mL = ΘM
dt
uA
RA
− 2 2 · mL
ωM =
CM ψE
CM ψE
(B.5)
(B.6)
Gleichung (B.6) drückt einen linearen Zusammenhang zwischen Drehmoment und Winkelgeschwindigkeit aus (siehe Abb. B.6). Der konstante Term entspricht der sog. Leerlaufwinkelgeschwindigkeit ωM 0 . Diese stellt sich ein, wenn der Maschine keine mechanische Energie
entnommen wird, d.h. mL = 0. Wird der Motor mit einem positiven Lastmoment mL = mL1
beaufschlagt, verringert sich die Drehzahl und folglich die induzierte Spannung. Der Spannungsabfall am Widerstand der Ankerwicklung und daher der durch diese fließende Strom
steigen. Somit erhöht sich das von der Maschine entwickelte Drehmoment, bis ein neues
Gleichgewicht zustande kommt. Der resultierende Arbeitspunkt ist (mL1 , ω1 ).
Wird der Rotor festgehalten, wird keine Bewegungsspannung in der Ankerwicklung induziert,
sodass uA die am Ankerwiderstand abfallende Spannung darstellt. Der resultierende Strom
iK wird als Kurzschlussstrom bezeichnet. In diesem Fall liefert die Maschine das Kurzschlussmoment:
mK = CM · ψE · iK = CM · ψE ·
– 75/116 –
uA
RA
(B.7)
B. Grundlagen der Gleichstrommaschine
ωM
ωM 0N
Menge der zulässigen
Betriebspunkte
Nennkennlinie
uA = uAN , ψE = ψEN
CM ψE imax
uA
mKN mL
Abbildung B.7: Betrieb im Ankerstellbereich.
Beeinflussung der stationären Kennlinie Neben den durch den Maschinenaufbau festgelegten Parametern CM und RA wirken sich uA und ψE auf die Kennlinie aus. Wenn die
Ankerspannung uA durch die an den Ankerklemmen angeschlossene Spannungsquelle vorgegeben ist, kann der Erregerfluss gemäß (B.4d) über die Erregerspannung eingestellt werden.
Folglich kann die Maschinenkennlinie auf zwei verschiedene Weise beeinflusst werden.
Wird die Ankerspannung variiert, jedoch der Erregerfluss auf seinen Nennwert ψEN gehalten,
verschieben sich die Schnittpunkte der Kennlinie mit den Koordinatenachsen, ohne dass sich
deren Steigung ändert. Diese Ansteuerungsart nennt sich Ankerstellbetrieb (siehe Abb. B.7).
Da sowohl der Isolierlack der Rotorwicklung, als auch der Bereich zwischen zwei benachbarten
Kommutatorlamellen eine begrenzte Isolationsfestigkeit aufweist, darf die Ankerspannung
nicht über deren Nennwert uAN erhöht werden. Aus diesem Grund können durch dieses
Prinzip nur Betriebspunkte unterhalb der Nennkennlinie erreicht werden.
In der Praxis wird bei der Dimensionierung eines Motors ein kleiner Wert für den Ankerwiderstand angestrebt, um den Wirkungsgrad zu maximieren. Diese Maßnahme führt jedoch dazu,
dass der unter Nennspannung im Stillstand resultierende Strom Wärmeverluste u2AN /RA
zur Folge hätte, die die Isolierung der Rotorwicklung beschädigen würden. Dementsprechend
wird der Ankerstrom auf einen Wert imax < iK begrenzt und der Betrieb im Bereich des
Schnittpunkts der Nennkennlinie mit der Abzissenachse somit ausgeschlossen.
Stationäre Betriebspunkte über der Nennkennlinie lassen sich jedoch erreichen, wenn bei
Ankernennspannung der Erregerfluss abgesenkt wird. Diese Vorgehensweise wird als Feldschwächung bezeichnet. Wie aus (B.4b) hervorgeht, führt dies zu einer Verringerung der Gegenspannung, die bei einer Winkelgeschwindigkeit ωM in der Ankerwicklung induziert wird,
sodass höhere Drehzahlen als die Nennleerlaufdrehzahl erreicht werden können. Allerdings
hat die Senkung der magnetischen Erregung gleichzeitig zur Folge, dass das bei einem gewissen Strom iA entwickelte Drehmoment geringer wird (siehe (B.4c)). Folglich entspricht die
Minderung der magnetischen Erregung einer Drehung der Drehmoment-Drehzahl-Kennlinie
im Uhrzeigersinn (Abb. B.8).
B.2.3
Sensorik
Betreibt man eine Gleichstrommaschine an einem Prüfstand, ist der Zugriff auf die physikalischen Größen, wie z. B. Drehzahl oder Ankerstrom, nur durch den Einbau bestimmter
Sensoren möglich. Die Mitschrift einer physikalischen Größe selbst ist je nach Messprinzip
demnach immer zeitverzögert, verrauscht, verzerrt, mit Messfehlern wie Versatz, Quantisie– 76/116 –
B.2. Modellbildung
ωM
Feldschwächbetrieb
uA = uAN , ψE < ψEN
ωM 0N
ψE
Nennkennlinie
uA = uAN , ψE = ψEN
Ankerstellbetrieb
uA < uAN , ψE = ψEN
mKN mL
Abbildung B.8: Erweiterung des Betriebsbereichs mittels Feldschwächung.
uhall
icomp
iA
Abbildung B.9: Aufbau eines Kompensationswandlers.
rung und Nichtlinearität behaftet und/oder beeinflusst von anderen physikalischen Größen,
wie Temperatur, statische oder zeitveränderliche Magnetfelder sowie Erschütterungen. Diese
Messfehler stellen in der Praxis oft einen wesentlichen Begrenzungsfaktor für die Leistungsfähigkeit des gesamten Antriebssystems dar. Aus diesem Grund wird im Folgenden auf die
wichtigsten Ursachen von Messfehlern näher eingegangen.
B.2.3.1
Stromerfassung
Die Strommessung erfolgt meistens über Shuntwiderstände oder Kompensationwandler. Ein
sog. Shunt ist ein geeichter, niederohmiger Widerstand über dem eine stromproportionale
Spannung abfällt. Aufgrund der im Shunt entstehenden Wärmeleistung muss die an dessen
Klemmen abgegriffene Spannung klein gehalten werden, weswegen sie vor ihrer Digitalisierung durch einen Analog-Digital-Wandler (ADC) immer mittels analoger Schaltungen in den
Bereich von etwa [−10V ; 10V ] verstärkt wird. Dies hat ein relativ starkes Messrauschen zur
Folge.
Abbildung B.9 zeigt die elementaren Komponenten im Aufbau eines Kompensationswandlers. Darin umschließt ein Eisenkern den Leiter, in dem der zu messende Strom iA fließt. Ein
– 77/116 –
B. Grundlagen der Gleichstrommaschine
im
A
iA
Abbildung B.10: Verwendetes Modell der Strommessung.
Abbildung B.11: Skizzenhafte Darstellung eines optischen Inkremental-Gebers.
Hall-Sensor erfasst das im Eisenkern vorhandene Magnetfeld und liefert eine Spannung uhall ,
mithilfe deren der Strom in der Sekundärwicklung (Kompensationsstrom icomp ) so geregelt
wird, dass das Gesamtmagnetfeld im Eisenkern ausgelöscht wird. Damit ist der Kompensationsstrom zu jeder Zeit dem zu ermittelden Strom proportional. Den Proportionalitätsfaktor
bildet dabei die Windungszahl der Sekundärwicklung. Im Allgemeinen wird der Kompensationsstrom zur Auswertung durch einen ADC über einen Shunt in eine Spannung umgewandelt.
Im Hinblick auf die niedrigen Stromstärken im Sekundärkreis kann einen größeren Shuntwiderstand zur Erhöhung des Signal-Rausch-Verhältnisses gewählt werden. Bedingt durch das
Prinzip des Hallsensors und die Remanenz im Eisenkern führt dieses Messverfahren jedoch
zu größeren Versätzen (engl. offsets) in den ermittelten Werten.
Zusammenfassend sind Messrauschen und Offset die bedeutendsten Fehlerquellen bei der
Strommessung. Im Rahmen des Praktikums wird der Offset vernachlässigt und die Strommessung als Überlagerung des tatsächlichen Stromes mit einem Rauschsignal modelliert, wie
in Abb. B.10 dargestellt.
B.2.3.2
Drehzahlmessung
In der Praxis wird zur Drehzahlmessung meist die Ableitung des Rotorwinkelsignals verwendet, welches über einen am Rotor befestigten Drehgeber erfasst wird.
Die am häufigsten verwendeten Lagegeber sind Inkrementalgeber (oder Inkremental-Encoder )
sowie Resolver, wobei im weiteren Verlauf nur Inkrementalgeber in Betracht gezogen werden.
Das der Positionsmessung zugrunde liegende physikalische Prinzip kann bei Inkrementalgebern entweder magnetischer oder optischer Natur sein. In seiner einfachsten Ausführung
besteht der optische Inkrementalgeber im Wesentlichen aus einer Scheibe, eine Lichtquelle
sowie zwei Photodetektoren (siehe Skizze in Abb. B.11). Entlang des Umfangs der Scheibe
sind zwei Spuren mit äquidistanten Schlitzen (Strichen), z. B. 1024, angeordnet. Beide Spuren
sind um ein Viertel des Abstands zwischen zwei Schlitzen zueinander verschoben, wodurch
die Photodetektoren ein zueinander um 90 Grad phasenverschobenes Rechteckspannungssi– 78/116 –
B.3. Regelung
m
ωM
ωM
Abbildung B.12: Modellierung der Drehzahlerfassung.
gnal ausgeben. Dies ermöglicht, neben der Erkennung der Drehrichtung, auch eine Erhöhung
der Positionsauflösung um ein Vierfaches, d.h. mit einem 1024-Strich-Geber können bis zu
4096 diskrete Winkelstellungen je Umdrehung voneinander unterschieden werden. Bei magnetischen Inkrementalgebern wird eine Scheibe aus hartmagnetischem Material benutzt, deren
Rand Regionen abwechselnder magnetischer Polarität aufweist.
In den Simulationen wird bei der Drehzahlermittlung dem Verhalten des Inkrementalgebers
Rechnung getragen, indem die durch das Modell der Gleichstrommaschine gelieferte Winkelgeschwindigkeit zunächst zu einem Winkel integriert wird, welcher anschließend entsprechend
der verwendeten Strichzahl quantisiert und das resultierende Signal nach der Zeit differenziert
wird (siehe Abb. B.12).
B.3
Regelung
B.3.1
Übersicht
Im vorangegangenen Teil wurden vereinfachte Modelle der Komponenten eines Gleichstromantriebs (Gleichstrommotor, Vierquadranten-Pulssteller, Sensorik) erarbeitet. Sie sollen
nun zur Untersuchung des Gleichstromantriebs im geschlossenen Regelkreis herangezogen
werden.
Hierbei werden, wie in der Praxis üblich, die Zustandsgrößen Ankerstrom iA und Rotorwinkelgeschwindigkeit ωM in einer kaskadierten Struktur durch lineare Regler vom Typ PID
(Proportional-Integral-Differential) geregelt (vgl. Abb. B.13). Dies bedeutet zum einen, dass
Strom- und Drehzahlregelkreis ineinander verschachtelt sind und zum anderen, dass sowohl
ein Regler für den Ankerstrom, als auch einer für die Winkelgeschwindigkeit zu entwerfen
sind.
In der industriellen Antriebstechnik werden die Reglerparameter häufig nach dem Betragsoptimum bzw. dem Symmetrischen Optimum bestimmt. Diese Vorgehensweise erfordert einen
relativ geringen Aufwand bei der Modellierung des zu regelnden Systems und liefert dennoch
zufriedenstellende Ergebnisse im Hinblick auf Stabilität und Dynamik des geschlossenen Regelkreises.
iA
ωM,ref
−
ωM
iA,ref
uA,ref
−
iA
uA
Abbildung B.13: Prinzipdiagramm einer Drehzahl-Strom-Regelung in Kaskadenstruktur.
– 79/116 –
B. Grundlagen der Gleichstrommaschine
Im Folgenden werden die grundlegenden Eigenschaften der im vorherigen Kapitel entwickelten
Modelle kurz zusammengefasst.
B.3.2
Modelle und Signalflusspläne
Die wichtigsten Eigenschaften der im ersten Teil erarbeiteten Modelle der Gleichstrommaschine, des Pulsstellers sowie der Sensorik werden in diesem Abschnitt zusammengefasst.
B.3.2.1
Gleichstrommotor
Aus den in (B.4) gegebenen Gleichungen lässt sich der Signalflussplan in Abb. B.14 ableiten.
mL
uA,ref
1
RA
uA
TA
mM
iA
−
... für Anker
CM
−
1
ΘM
ωM
CM
eA
uE,ref
1
RE
uE
... für Erreger
iE
ψE
−
dψE /dt
Gleichstrommotor
Pulssteller
Abbildung B.14: Signalflussplan eines fremderregten Gleichstrommotors
mit Pulssteller im Anker- und Erregerkreis.
B.3.2.2
Leistungselektronische Stellglieder
Sowohl Anker-, als auch Erregerspannung werden von einem Pulsrichter zur Verfügung gestellt. Wie im vorigen Versuch vorgestellt, werden die beiden Pulsrichter als verstärkende
Verzögerungs- bzw. PT1-Glieder modelliert. Wie sich im weiteren Verlauf herausstellen wird,
wird diese Approximation den Reglerentwurf vereinfachen. Die Übertragungsfunktion der
leistungselektronischen Stellglieder lautet somit:
FST R (s) =
VST R
u(s)
= VST R e−sTST R ≈
uref (s)
1 + sTST R
(B.8)
Hierbei stellt VST R die Verstärkung des Pulsrichters und TST R = Tw,max die maximale Wartezeit bei der Übernahme von Sollwerten dar.
In der Tat kann der Betrag der Spannung am Ausgang der Spannungswandler den Wert der
– 80/116 –
B.3. Regelung
Zwischenkreisspannung uDC nicht übersteigen. Dies wird in den Simulationen durch Einführen einer Spannungsbegrenzung berücksichtigt.
B.3.2.3
Sensorik
m
Wie im ersten Teil sind die Strommesssignale im
A und iE mit Rauschen behaftet. Der Rotorwinkel wird anhand eines Inkrementalgebers ermittelt und die Winkelgeschwindigkeit ωM
durch eine zeitliche Ableitung daraus bestimmt. Für den Reglerentwurf wird angenommen,
dass die Sensoren keine eigene Dynamik besitzen, d. h. es besteht keine Verzögerung zwischen
m
dem Verlauf der gemessenen Größen iA , iE , ωM und den zugehörigen Messsignalen im
A , iE
m
und ωM .
Das Rauschen in einem Messsignal x, x ∈ {iA , iE , ωM }, wird mithilfe eines PT1-Filters mit
der Zeitkonstante Tg,x unterdrückt:
Fg (s) =
1
x̂(s)
=
m
x (s)
1 + sTg,x
(B.9)
Für die im weiteren Verlauf zu entwerfenden Regler stehen ausschließlich die gefilterten
Messignale als Eingangsgrößen zur Verfügung.
In Abb. B.15 sind schließlich alle Komponenten des zu regelnden Antriebssystems als kompakter Signalflussplan veranschaulicht.
uA,ref Pulssteller
VST R TST R
uE,ref
uA
uE
GM
iA
iE
ωM
Sensorik
nx
im
A
im
E
Glättung
1 Tg, x
m
ωM
îA
îE
ω̂M
Abbildung B.15: Komponenten des untersuchten Antriebssystems.
B.3.3
Regelung
Gegenstand dieses Abschnitts ist die Auslegung des Stromreglers im inneren Regelkreis der
Kaskadenstrukur (siehe Abb. B.13), wobei ein Betrieb im Ankerstellbereich, d. h. ψE = ψEN ,
vorausgesetzt wird. Wie in der elektrischen Antriebstechnik gebräuchlich, wird zur Reglerauslegung das Betragsoptimum (BO) bzw. das Symmetrische Optimum (SO) angewendet.
Die theoretischen Hintergründe dieser Optimierungsverfahren zum Reglerentwurf und deren
Anwendung auf den speziellen Fall des Gleichstromantriebes werden in [18], Kapitel 3 bzw.
7, ausführlich behandelt.
– 81/116 –
B. Grundlagen der Gleichstrommaschine
– 82/116 –
.
Anhang C
Grundlagen der Drehfeldmaschinen
(siehe [17] und [18])
C.1
Übersicht
Drehfeldmaschinen erfordern durch den Wegfall des Kommutators (im Vergleich zur Gleichstrommaschine) einen wesentlich geringeren Wartungsaufwand und eignen sich somit besonders für einen robusten Einsatz in industriellen Anlagen. Hierbei sind dreisträngige Asynchronmotoren (mit Käfigläufer) sowie Synchronmaschinen mit Permanentmagneten am weitesten verbreitet. Drehfeldmaschinen werden in der Regel durch Spannungszwischenkreisumrichter gespeist.
C.2
C.2.1
Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen
Danksagung
Abschnitt C.2 wurde von Dipl.-Ing. Julien Cordier (Lehrstuhl für Elektrische Antriebssysteme
und Leistungselektronik) erarbeitet und zur Verfügung gestellt. Hierfür möchte sich der Autor
ganz herzlich bedanken. Die folgenden Unterabschnitte wurden teilweise abgeändert (v.a. zur
Vereinheitlichung der Nomenklatur).
C.2.2
Annahmen zur Modellbildung
Wie im Falle der Gleichstrommaschine sind die in Drehfeldmaschinen auftretenden elektromagnetischen, mechanischen sowie thermischen Vorgänge komplex und im Allgemeinen nicht
linear. Aus diesem Grund müssen einige vereinfachende Annahmen zur Modellbildung gemacht werden:
• Die räumlich-radiale Verteilung der magnetischen Durchflutung und des magnetischen
Luftspaltfeldes an der Statorbohrung werden als sinusförmig angesehen. Diese Annahme trifft lediglich in erster Näherung zu. In praktischen Fällen wird zwar angestrebt,
den Oberwellengehalt der Durchflutung durch geschickte Wahl der Nutenzahl und Verteilung der Wicklungen (z. B. Sehnung, vgl. [2, 12]) zu reduzieren, Oberwellen lassen
sich jedoch aufgrund der diskreten Verteilung nicht vollständig unterdrücken. Ferner
führen die Nutöffnungen zu Variationen der Luftspaltbreite, welche sich ebenfalls auf
die Feldverteilung auswirken.
– 83/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
Abbildung C.1: Prinzipdarstellung der betrachteten Anordnung
x1 : ständerbezogene Umfangskoordinate; x2 : läuferbezogene Umfangskoordinate;
θ: Winkel zwischen den Achsen der Stränge A und U
• Die Blechpakete im Stator und Rotor besitzen lineare magnetische Eigenschaften. Sättigung, Hysterese sowie Wirbelströmen werden keine Rechnung getragen.
• Die Auswirkung der Temperatur auf Widerstands- und Induktivitätswerte wird vernachlässigt.
Die Vernachlässigung der Oberwellen im räumlichen Verlauf der Luftspaltgrößen führt zu
sog. Grundwellenmodellen. Zur Herleitung eines für Synchron- und Asynchronmaschinen allgemein gültigen Grundwellenmodells wird zuerst eine Drehfeldmaschine mit sowohl einem
Wicklungssatz im Stator (Stränge A, B, C), als auch im Rotor (Stränge U, V, W) betrachtet
(vgl. Abb. C.1). Hierbei werden die nachstehenden Bedingungen vorausgesetzt:
• Stator und Rotor sind symmetrisch aufgebaut.
• Die Stränge auf Stator- bzw. Rotorseite sind symmetrisch gewickelt und deren Achsen
um 2/3 der Polteilung τp , d. h. 2/3 der halben räumlichen Periode der Durchflutungsgrundwelle, versetzt. Alle Statorwicklungen (bzw. Rotorwicklungen) besitzen n1 (bzw.
n2 ) Windungen.
• Beide Wicklungssätze sind sternförmig verschaltet. Beide Sternpunkte sind isoliert bzw.
potentialfrei.
– 84/116 –
C.2. Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen
ik
dψk
dt
Rl
uk
Abbildung C.2: Definition der verwendeten elektrischen Stranggrößen (k ∈ {A, B, C, U, V, W } , l ∈
{1, 2})
Ohne Beschränkung der Allgemeingültigkeit wird der Übersichtlichkeit halber die Polpaarzahl
p = 1 gewählt. Folglich sind die Achsen der Strangwicklungen auf Stator- bzw. Rotorseite
räumlich um 120◦ versetzt. Zur Bestimmung der Rotorlage innerhalb einer Polpaarteilung, d.
h. einer vollen räumlichen Periode der Durchflutungsgrundwelle, wird der Winkel θ zwischen
den Strängen A und U herangezogen. Im betrachteten Fall entspricht θ dem mechanischen
Rotorwinkel θM .
Im weiteren Verlauf werden strangbezogene Größen wie Spannungen, Ströme oder Flussverkettungen mit dem Index k des entsprechenden Strangs (k ∈ {A, B, C, U, V, W }) gekennzeichnet. Stator- bzw. Rotorgrößen, wie Widerstände oder Induktivitäten, werden mit dem
Index 1 bzw. 2 versehen.
C.2.3
Elektrische Differentialgleichungen
Anwenden der Kirchhoffschen Maschenregel auf die statorseitigen Wicklungsstränge führt zu
folgendem Gleichungssystem:

dψA


uA = R1 iA +


dt


dψB
(C.1)
uB = R1 iB +

dt




 u = R i + dψC .
1 C
C
dt
Hierbei bezeichnen uk , ik bzw. Ψk (k ∈ {A, B, C}) die Spannungen, Ströme bzw. Flussverkettungen der jeweiligen Stränge und R1 deren Widerstand.
Für die Rotorstränge mit dem Widerstand R2 gilt:

dψU


uU = R2 iU +


dt


dψV
uV = R2 iV +

dt



dψ

W
u = R i +
.
2 W
W
dt
(C.2)
Zur übersichtlichen Darstellung der Zusammenhänge werden die Stranggrößen in Vektoren
– 85/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
zusammengefasst:
u1 =
i1 =
ψ1 =
>
uA uB uC
>
iA iB iC
>
ψA ψB ψC
u2 =
uU
uV
i2 =
iU
iV
ψ2 =
ψU
>
uW
>
iW
ψV
ψW
>
.
Somit lassen sich die Gleichungen (C.1) und (C.2) in die folgende Form überführen:
dψ 1
dt
dψ 2
u2 = R2 i2 +
dt
u1 = R1 i1 +
(C.3)
(C.4)
C.2.4
Magnetische Zusammenhänge
C.2.5
Flussverkettungen der einzelnen Stränge
Um geschlossene Beziehungen zu erhalten, werden nachfolgend die Flussverkettungen der
einzelnen Stränge genauer analysiert. Im Allgemeinen ist davon auszugehen, dass alle sechs
Stränge magnetisch miteinander verkoppelt sind.
Unter der Annahme linearer magnetischer Verhältnisse ergibt sich beispielsweise die Flussverkettung des Strangs A, ΨA , demnach aus der Summe von sechs Anteilen:
ψA = ψAA + ψAB + ψAC + ψAU + ψAV + ψAW .
|{z} |
{z
} |
{z
}
I
II
(C.5)
III
Neben der durch den Term I ausgedrückten Verkettung mit dem Eigenfeld, stellen die Anteile
II bzw. III die Kopplung mit den anderen statorseitigen Strängen bzw. mit den rotorseitigen
Spulen dar.
Als Folge der angenommenen magnetischen Linearität lassen sich die jeweiligen Anteile von
ΨA auf einfache Weise mithilfe der Strangströme angeben. Zu diesem Zweck werden die vom
magnetischen Zustand der Maschine unabhängigen Induktivitäten LAk , k ∈ {A, B, C, U, V, W }
eingeführt:
ψA = LAA iA + LAB iB + LAC iC + LAU (θ)iU + LAV (θ)iV + LAW (θ)iW
(C.6)
Hierbei ist jedoch zu beachten, dass sich die Kopplung zwischen Strang A und den Rotorwicklungen mit den Rotorwinkel θ ändert, sodass die Induktivitäten LAU , LAV sowie LAW
ebenfalls von θ abhängig sind.
Die Flussverkettungen der anderen Stränge können analog ermittelt werden. Es ergeben sich
die nachstehenden Beziehungen zwischen den Vektoren ψ 1 und i1 bzw. ψ 2 und i2 :
ψ 1 = L1 i1 + L12 (θ)i2
(C.7)
ψ 2 = L2 i2 + L21 (θ)i1
(C.8)
– 86/116 –
C.2. Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen
Abbildung C.3: Aufteilung des Magnetfelds einer Wicklung in Luftspalt- und Streufeld
[12, S. 235]
(a) Aufteilung im Querschnitt; (b) Aufteilung im Längsschnitt
Für die resultierenden Induktivitätsmatrizen gilt:




LAA LAB LAC
LU U LU V LU W




L1 = LBA LBB LBC 
L2 =  LV U LV V LV W 
LCA LCB LCC
LW U LW V LW W




LU A (θ) LU B (θ) LU C (θ)
LAU (θ) LAV (θ) LAW (θ)




L21 (θ) =  LV A (θ) LV B (θ) LV C (θ)  .
L12 (θ) = LBU (θ) LBV (θ) LBW (θ)
LCU (θ) LCV (θ) LCW (θ)
LW A (θ) LW B (θ) LW C (θ)
Die Matrizen L1 und L2 drücken die magnetische Kopplung zwischen den Strängen innerhalb des stator- bzw. rotorseitigen Wicklungssatzes aus, wohingegen L12 (θ) und L21 (θ) die
Wechselwirkungen zwischen beiden Wicklungssätzen zum Ausdruck bringen.
C.2.5.1
Eigeninduktivitäten der Stränge auf Stator- und Rotorseite
Die Eigeninduktivitäten des statorseitigen bzw. rotorseitigen Wicklungssatzes sind durch die
Diagonalelemente der Matrizen L1 bzw. L2 dargestellt. Diese sollen nachfolgend genauer
beschrieben werden.
Statorseitiger Wicklungssatz
Wird beispielsweise der Strang A auf dem Ständer durch den Strom iA durchflossen, entsteht
ein magnetischer Feldverlauf, welcher sich großenteils über den Luftspalt und den Rotor
schließt. Dieser Teil ist somit mit den Spulen aller Stränge auf dem Stator und dem Rotor
verkettet und wird als Luftspaltfeld bezeichnet. Der restliche Teil, das Streufeld, ist lediglich
mit den Leitern des Strangs A verkettet (siehe Abb. C.3 und [12], [2]). Der resultierende
– 87/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
magnetische Fluss ΦA , welcher die Wicklungen des Strangs A durchsetzt, kann folglich in
zwei Anteile zerlegt werden: Einen Hauptflussanteil ΦhA und einen Streuflussanteil ΦσA . Es
gilt ΦA = ΦhA + ΦσA . Hierbei wird in erster Näherung angenommen, dass alle Windungen
der verteilten Strangwicklungen vom selben Fluss ΦA durchsetzt werden.
Werden die Reluktanzen (magnetischen Widerstände) RmhA und RmσA dem Hauptflussanteil bzw. dem Streuflussanteil zugeordnet, ergeben sich folgende Zusammenhänge aus dem
Hopkinsonschen Gesetz:
n1 iA
RmhA
n1 i A
=
RmσA
ΦhA =
ΦσA
(C.9)
(C.10)
Für die Flussverkettung des Strangs A folgt:
ψA = n1 ΦA =
n21
n21
iA .
iA +
RmhA
RmσA
(C.11)
Aus Gleichung (C.11) können die Hauptinduktivität LhA und die Streuinduktivität LσA des
Strangs A definiert werden:
n21
RmhA
n21
.
:=
RmσA
LhA :=
(C.12)
LσA
(C.13)
Die Eigeninduktivität des Strangs A ergibt sich gemäß Gl. (C.11) zu:
LAA = LhA + LσA .
(C.14)
Bedingt durch den symmetrischen Maschinenaufbau sowie die zuvor angenommenen Ausführungsmerkmale des statorseitigen Wicklungssatzes gilt für die Stränge B und C:
RmhB = RmhC = RmhA =: Rmh1
(C.15)
RmσB = RmσC = RmσA =: Rmσ1 .
(C.16)
Für die Induktivitäten folgt:
n21
Rmh
n21
= LσC = LσA = Lσ1 =
Rmσ1
= LCC = LAA = Lh1 + Lσ1 .
LhB = LhC = LhA = Lh1 =
(C.17)
LσB
(C.18)
LBB
(C.19)
Hierbei stellen Lh1 und Lσ1 die Hauptinduktivität bzw. die Streuinduktivität des statorseitigen Wicklungssatzes dar.
Rotorseitiger Wicklungssatz
Die Eigeninduktivitäten LU U , LV V und LW W der auf dem Läufer angebrachten Wicklungen
können analog berechnet werden. Hierbei wird der Streuanteil des magnetischen Flusses der
Reluktanz Rmσ2 zugeordnet. Ferner wird davon ausgegangen, dass der Hauptflussanteil, wie
– 88/116 –
C.2. Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen
auf der Statorseite, über den magnetischen Widerstand Rmh mit dem Strom in Verbindung
steht. Daraus folgt:
Lh2 = LhU = LhV = LhW =
n22
Rmh
(C.20)
n22
Rmσ2
= Lh2 + Lσ2
Lσ2 = LσU = LσV = LσW =
LU U = LV V = LW W
C.2.5.2
(C.21)
(C.22)
Koppelinduktivitäten zwischen den Strängen eines Wicklungssatzes
Nun werden die Koppelterme in den Matrizen L1 und L2 untersucht. Diese beschreiben die
magnetische Kopplung zwischen den Strängen innerhalb eines Wicklungssatzes.
Statorseitiger Wicklungssatz
Es wird angenommen, dass die magnetische Kopplung zwischen den Strängen eines Wicklungssatzes über das Luftspaltfeld und somit über den magnetischen Widerstand Rmh erfolgt.
Fließt der positive Strom iA durch die Wicklungen des Strangs A, folgt unter den in Abschnitt
C.2.2 aufgeführten Voraussetzungen eine sinusförmige Verteilung der radialen Komponente
des Luftspaltfeldes über der Umfangskoordinate x1 . Hierbei weist diese Komponente Br eine
räumliche Periodizität gleich der doppelten Polteilung τp auf und erreicht deren Maximum
B̂r in der Achse des Strangs A, d. h. bei x1 = 0:
π
Br = B̂r cos
x1 .
(C.23)
τp
Die Wicklungsachsen der Stränge B und C sind um 2/3 bzw. 4/3 der Polteilung τp gegenüber
der Achse des Strangs A versetzt. An den entsprechenden Stellen beträgt die radiale Komponente des vom Strom iA herrührenden Luftspaltfelds −1/2B̂r und erzeugt demnach einen
negativen Fluss durch die Wicklungen der Stränge B und C.
Somit gilt:
LAB = LAC = −
n21
Lh1
=−
.
2Rmh
2
(C.24)
Die Herleitung der anderen Koeffizienten der Matrix L1 erfolgt auf ähnliche Weise und es
folgt:




L1 = 


Lh1 + Lσ1
Lh1
−
2
Lh1
−
2
−
Lh1
2
Lh1 + Lσ1
−
Lh1
2
Lh1
2
Lh1
−
2
−
Lh1 + Lσ1




.


(C.25)
Rotorseitiger Wicklungssatz
Ähnliche Zusammenhänge bestehen für den rotorseitigen Wicklungssatz, sodass die Matrix
– 89/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
L2 folgende Gestalt annimmt:




L2 = 


−
Lh2 + Lσ2
Lh2
−
2
Lh2
−
2
Lh2
2
Lh2
2
Lh2
−
2
−
Lh2 + Lσ2
−
Lh2
2
Lh2 + Lσ2




.


(C.26)
L1 und L2 sind symmetrisch und erfüllen somit die Reziprozitätsbedingung für gekoppelte
magnetische Kreise [12].
C.2.5.3
Koppelinduktivitäten zwischen beiden Wicklungssätzen
Die obige Vorgehensweise kann prinzipiell zur Bestimmung der Koeffizienten der Matrizen
L12 (θ) sowie L21 (θ) angewendet werden. In diesem Fall ist allerdings zu beachten, dass die
Stränge auf dem Stator und dem Rotor unterschiedliche Windungszahlen besitzen und sich
deren Lage zueinander durch den Winkel θ definiert. Darüber hinaus sind beide Wicklungssätze ausschließlich über das Luftspaltfeld miteinander verkoppelt.
Die sich daraus ergebenden Zusammenhänge sollen nachfolgend am Beispiel der Stränge A
und U hergeleitet werden. Zu diesem Zweck wird davon ausgegangen, dass der durch den
Strang A fließende Strom iA eine radiale Feldverteilung nach Gl. (C.23) hervorruft. Für den
Spezialfall, dass die Achsen der Stränge A und U übereinander liegen, d. h. θ = 0, ergibt sich
folglich der maximale Wert der Induktivität LAU :
LAU (0) =
n1 n2
n2
=
Lh1 .
Rmh
n1
(C.27)
Für einen beliebigen Winkel θ ist zur Ermittlung des von iA herrührenden magnetischen
Flusses durch die Wicklungen des Strangs U zudem der Verlauf der radialen Feldkomponente nach (C.23) zu berücksichtigen. In Anlehnung an die in Abschnitt C.2.5.2 angestellten
Analysen folgt:
LAU (θ) =
n2
Lh1 cos θ.
n1
(C.28)
Die Herleitung der anderen Koeffizienten der Matrix L12 (θ) erfolgt analog unter Berücksichtigung des Versatzes von 2/3 der Polteilung, welcher zwischen den einzelnen Strängen eines
Wicklungssatzes besteht. Für die Matrix L12 (θ) ergibt sich:


2π
2π
cos θ
cos θ +
cos θ −


3
3



n2
2π
2π 


L12 (θ) =
Lh1  cos θ −
cos θ
cos θ +
(C.29)
.


n1
3
3




2π
2π
cos θ +
cos θ −
cos θ
3
3
Die Herleitung der Koeffizienten von L21 kann auf ähnliche Weise vorgenommen werden. Es
– 90/116 –
C.2. Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen
folgt:




n2

L21 (θ) =
Lh1 

n1


2π
2π
cos θ
cos θ −
cos θ +
3
3
2π
2π
cos θ +
cos θ
cos θ −
3
3
2π
2π
cos θ −
cos θ +
cos θ
3
3
und somit gilt:
L21 (θ) = L>
12 (θ).
C.2.6
C.2.6.1









(C.30)
(C.31)
Raumzeigerdarstellung
Grundlegende Überlegungen
Die Gleichungen (C.3) und (C.4) sowie (C.7) und (C.8) modellieren das Grundwellenverhalten
einer Drehfeldmaschine und bilden ein verkoppeltes System bestehend aus sechs linearen
Differentialgleichungen:
di1
di2 ∂L12 (θ) ∂θ
+ L12 (θ)
+
i2
dt
dt
∂θ ∂t
di1 ∂L21 (θ) ∂θ
di2
+ L21 (θ)
+
i1
u2 = R2 i2 + L2
dt
dt
∂θ ∂t
u1 = R1 i1 + L1
(C.32a)
(C.32b)
An dieser Stelle bietet sich eine Suche nach möglichen Vereinfachungen des Differentialgleichungssystems an. Zu diesem Zweck werden im Folgenden die räumlichen Zusammenhänge
im Maschinenquerschnitt betrachtet, wenn lediglich der statorseitige Wicklungssatz vorhanden ist (vgl. Abb. C.4). Die in Abb. C.4 dargestellten Vektoren eA , eB und eC bezeichnen
Einheitsvektoren der Wicklungsachsen der Stränge A, B und C, während die Basis (eα , eβ )
ein kartesisches Koordinatensystem definiert, wobei davon ausgegangen wird, dass eA = eα .
Dieses Koordinatensystem wird folglich als „statorfestes“ oder (α, β)-Koordinatensystem bezeichnet. Die Lage eines Punktes im Luftspalt wird mit der Umfangskoordinate x1 bzw. dem
Winkel ϕ beschrieben.
Wie aus (C.23) hervorgeht, führt ein Strom iA durch Strang A zu einer sinusförmigen Durchflutungsverteilung (bzw. einer sinusförmigen radialen Feldkomponente) im Luftspalt, die in
der Wicklungsachse des Strangs A maximal ist. Bekanntlich ist die resultierende Durchflutung
ϑA proportional zu iA und es ergibt sich:
ϑA = βiA cos φ.
(C.33)
Ähnliches gilt für die von Strömen in den Strängen B und C herrührenden Durchflutungen:
ϑB = βiB cos (φ − 2π/3)
ϑC = βiC cos (φ + 2π/3) .
(C.34)
(C.35)
Unter den in Abschnitt C.2.2 gemachten Annahmen und insbesondere den vorausgesetzten
linearen magnetischen Verhältnissen ergibt sich die Verteilung der Gesamtdurchflutung ϑ zu
einem Zeitpunkt t0 , welche aus den Strömen iA (t0 ), iB (t0 ) und iC (t0 ) resultiert, aus der
– 91/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
eβ
eB
B
2π
3
x1
φ
A
eα = eA
C
eC
Abbildung C.4: Schematische Darstellung der Maschine im Querschnitt mit statorseitigem Wicklungssatz und Definition der verwendeten Größen
Summe der einzelnen Durchflutungsverteilungen ϑA , ϑB und ϑC :
2π
2π
ϑ(t0 ) = β iA (t0 ) cos φ + iB (t0 ) cos φ −
+ iC (t0 ) cos φ +
.
3
3
(C.36)
Die Durchflutungsverteilung ϑ(t0 ) (bzw. die radiale Feldkomponente Br (t0 )) weisen demnach
ebenfalls eine räumliche Periode von 2π auf. Der Betrag von ϑ(t0 ) ist maximal, wenn folgende
Bedingung erfüllt ist:
dϑ(t0 )
= 0.
dφ
(C.37)
Aus (C.36) und (C.37) folgt für den Winkel φ0 , für den die Extremwerte der Durchflutung
ϑ(t0 ) erreicht werden:
√
3
1
cos φ0
(iB − iC ) − sin φ0 iA − (iB + iC ) = 0.
(C.38)
2
2
Dieser Ausdruck kann auf folgende Weise dargestellt werden:


 
1
cos φ0
iA − (iB + iC ) 

×
 √3 2
 = 0.
sin φ
(i
−
i
)
0
B
C
2
– 92/116 –
(C.39)
C.2. Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen
Gleichung (C.39) kann entnommen werden, dass der Vektor


1
iA − (iB + iC )


is1 =  √ 2
 = iα eα + iβ eβ
3
(iB − iC )
2
cos(−2π/3)
cos(2π/3)
1
+ iC
+ iB
= iA
sin(−2π/3)
sin(2π/3)
0
= iA eA + iB eB + iC eC .
die Punkte im Luftspalt bestimmt, an denen der Betrag der Durchflutung maximal ist.
Schließlich genügt die Kenntnis der zwei Komponenten iα und iβ , um den räumlichen Verlauf der Durchflutung bzw. die Feldverteilung im Luftspalt für einen gegebenen Zeitpunkt t0
vollständig beschreiben zu können. Die Größe is1 wird als Statorstromraumzeiger bezeichnet.
Hierbei weist das hochgestellte s darauf hin, dass die Größe im statorfesten Koordinatensystem ausgedrückt ist.
C.2.6.2
Clarke-Transformation
Die vorigen Überlegungen können durch Einführung folgender Transformation verallgemeinert werden:
TC :
R3  −→
R3
 
 
xA
xα
xA
x = xB  7−→ TC (x) = xs = xβ  = TC xB  .
xC
x0
xC
Hierbei lautet die Transformationsmatrix TC :



2π
2π
cos −
cos(0) cos 3

1
3




2
2
2π
2π



TC =  sin(0) sin
sin −
 = 3 0
3
3
3 

 1

1
1
1
2
2
2
2
1
−
2
√
3
2
1
2

1
− 
√2 
3
.
−

2 
1 
(C.40)
(C.41)
2
TC wird als Clarke-Transformation bezeichnet und ermöglicht, die in den Vektor x zusammengefassten Stranggrößen im allgemeinen Fall auf einen Raumzeiger xs abzubilden.
>
Wird TC auf beispielsweise den Stromvektor i1 = iA iB iC
angewendet, ergibt sich
s
der Stromraumzeiger i1 :


1
i
−
(i
+
i
)
C 
 A 2 B
 √


2
3
s

.
(C.42)
i1 = TC (i1 ) = TC i1 = 
(i
−
i
)

B
C
3
2

 1

(iA + iB + iC )
2
Die ersten zwei Zeilen des in (C.42) auftretenden Spaltenvektors entsprechen dem zuvor
ermittelten Ausdruck von is1 . Die dritte stellt den Mittelwert der Stranggrößen für den betrachteten Zeitpunkt dar und wird als Gleichtaktkomponente (engl. zero sequence component)
bezeichnet. Der Faktor 2/3 dient lediglich der Normierung des Raumzeigers auf die Amplitude
– 93/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
der Stranggrößen.
Es kann leicht gezeigt werden, dass die Matrix TC regulär ist und somit eine Rücktransformation des Raumzeigers xs auf die zugehörigen Stranggrößen ermöglicht. Diese lautet:
TC −1 :
mit
R3  −→
R3
 
 
xα
xA
xα
xs = xβ  7−→ TC −1 (xs ) = x = xB  = TC −1 xβ 
xC
x0
x0
TC
−1

1

 1

= −
 2

1
−
2
0
√
3
2
√
3
−
2
1



1
.


1
(C.43)
(C.44)
An dieser Stelle sei angemerkt, dass sowohl der Vektor der zusammengefassten Stranggrößen
x, als auch der Raumzeiger xs aus mathematischer Sicht dreidimensionale Vektoren darstellen. Demnach entspricht die Clarke-Transformation einem Basiswechsel im Vektorraum
R3 .
Aus den Überlegungen im vorigen Abschnitt geht jedoch hervor, dass der Stromraumzeiger is1
die räumliche Verteilung der Durchflutungsgrundwelle im Luftspalt beschreibt und somit, im
Gegensatz zum Vektor i1 , eine besondere physikalische Bedeutung aufweist. Dieser Tatsache
wird durch die unterschiedliche Schreibweise Rechnung getragen.
C.2.6.3
Anwendung der Clarke-Transformation zur Modellierung von Drehfeldmaschinen
Die Clarke-Transformation kann ebenfalls auf die Statorspannungssgleichung (C.3) angewendet werden. In diesem Fall ergibt sich:
TC u1 = us1 = TC R1 i1 +
dψ 1
dψ 1
d(TC ψ 1 )
= R1 TC i1 + TC
= R1 TC i1 +
.
dt
dt
dt
Daraus folgt die Statorspannungsgleichung in Raumzeigerdarstellung:
us1 = R1 is1 +
dψ s1
dt
(C.45)
Die Analysen aus Abschnitt C.2.6.1 können problemlos auf den Rotorwicklungssatz erweitert
werden. Hierbei ist allerdings eine neue kartesische Basis (eαr , eβr ) zu definieren, sodass der
Vektor eαr ein Einheitsvektor der Wicklungsachse des Strangs U darstellt (siehe Abb. C.5).
Der Basis (eαr , eβr ) zugehörige Koordinatensystem wird als rotorfestes Koordinatensystem
bzw. (d, q)-Koordinatensystem bezeichnet. Raumzeiger, die in diesem Koordinatensystem
ausgedrückt sind, werden mit einem hochgestellten r gekennzeichnet. Unter Berücksichtigung
dieser Zusammenhänge nimmt die Rotorspannungsgleichung (C.4) in Raumzeigerdarstellung
folgende Gestalt an:
ur2 = R2 ir2 +
dψ r2
dt
Magnetische Beziehungen
– 94/116 –
(C.46)
C.2. Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen
eβ
eB
B
ed = eU
e βr
θ
U
A
eV
eα = eA
V
W
eW
C
eC
Abbildung C.5: Definition des Rotorkoordinatensystems zur Anwendung der Clarke-Transformation
auf den rotorseitigen Wicklungssatz
Bei der Transformation der Statorflussverkettungsgleichungen (C.7) und (C.8) ist zu beachten, dass diese sowohl Stator-, als auch Rotorgrößen enthalten.
Die Transformation von (C.7) liefert:
TC ψ 1 = ψ s1 = TC L1 i1 + TC L12 (θ)i2
= TC L1 TC −1 is1 + TC L12 (θ)TC −1 ir2 .
(C.47)
Mit den Bezeichungen Ls1 = TC L1 TC −1 und Ls12 (θ) = TC L12 (θ)TC −1 ergibt sich für den
Raumzeiger der Statorflussverkettung
ψ s1 = Ls1 is1 + Ls12 (θ)ir2
bzw. in ausgeschriebener Form nach Ausführen der Matrixmultiplikationen:
  
i 
3
ψα
0
0  α
   2 Lh1 + Lσ1
 
  
  iβ 
3
 ψβ  = 
 
0
L
+
L
0
σ1
h1
 
2
0
0
Lσ1
ψ01
i01

 
id
cos θ − sin θ 0




3 n2
 

Lh1  sin θ cos θ 0  iq  .
+
2 n1

 
i02
0
0
0
(C.48)
(C.49)
Aus (C.49) geht hervor, dass zum einen die transformierte Matrix Ls1 diagonal ist und zum
anderen, dass die dritte Komponente des Statorflussraumzeigers durch lediglich die Gleichtaktkomponenten der im statorseitigen Wicklungssatz fließenden Ströme bestimmt wird. Aus
der Annahme, dass beide Wicklungssätze isolierte Sternpunkte besitzen, werden die Raumzeiger is1 , ir2 und folglich ψ s1 vollständig durch ihre ersten zwei Komponenten beschrieben.
Durch Einsetzen von (C.49) in die Statorspannungsgleichung (C.45) kann ebenfalls geschlos– 95/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
sen werden, dass einzig die Komponenten uα und uβ ungleich Null sind.
Auf ähnliche Weise lässt sich zeigen, dass der Raumzeiger der Rotorflussverkettung die folgende Beziehung erfüllt:
ψ r2 = Lr2 ir2 + Lr21 (θ)is1
(C.50)
wobei Lr2 = TC L2 TC −1 und Lr21 (θ) = TC L21 (θ)TC −1 .
In ausgeschriebener Form ergibt sich:
  
3
ψd
   2 Lh2 + Lσ2
  
 ψq  = 
0
 
ψ02
i 
0
0  d
 
 iq 
3
Lh2 + Lσ2
0 
 
2
0
0
Lσ2
i02

 
cos θ sin θ 0
iα




3 n2

 
Lh1 − sin θ cos θ 0  iβ 
+
2 n1

 
i01
0
0
0
(C.51)
Hierbei besitzt die dritte Komponente aller auf den rotorseitigen Wicklungssatz bezogenen
Raumzeiger auch keine Relevanz, sodass im weiteren Verlauf sämtliche Zusammenhänge zwischen Raumzeigern in dem von den Basisvektoren eα und eβ (bzw. eαr und eq ) aufgespannten
Unterraum untersucht werden, d. h. die dritte Komponente wird nicht weiter betrachtet.
Mithilfe der Clarke-Transformation können demnach die linearen Kombinationen
iA + iB + iC = 0
iU + iV + iW = 0,
die zwischen den drei Strangströmen der jeweiligen Wicklungssätze bestehen, wenn deren
Sternpunkt potentialfrei ist, zur Reduzierung der Modellordnung ausgenutzt werden.
Zusammenfassend ist das vereinfachte Gleichungssystem in ausgeschriebener Form wiedergegeben:
d ψα
uα
iα
(C.52a)
= R1
+
uβ
iβ
dt ψβ
3
3 n2
ψα
1 0 iα
cos θ − sin θ id
(C.52b)
=
Lh1 + Lσ1
+
Lh1
ψβ
0 1 iβ
sin θ cos θ
iq
2
2 n1
d ψd
ud
id
= R1
+
uq
iq
dt ψq
3
3 n2
ψd
1 0 id
cos θ sin θ iα
=
Lh2 + Lσ2
Lh1
+
− sin θ cos θ iβ
ψq
0 1 iq
2
2 n1
– 96/116 –
(C.53a)
(C.53b)
C.2. Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen
eβ
e βr
ed
e αr
eq
φ
θ
eα
Abbildung C.6: Definition eines neuen, um den Winkel ϕ gedrehten Koordinatensystems anhand der
Transformation TPϕ
Unter Verwendung der Definitionen
3
L1 = Lh1 + Lσ1
2
3
L2 = Lh2 + Lσ2
2
3 n2
Lm =
Lh1
2 n1
cos θ − sin θ
TP (θ) :=
sin θ cos θ
ergibt sich in kompakter Darstellung:
dψ s1
dt
ψ s1 = L1 is1 + Lm TP (θ)ir2
dψ r2
ur2 = R2 ir2 +
dt
ψ r2 = L2 ir2 + Lm TP (−θ)is1
us1 = R1 is1 +
(C.54)
Das Gleichungssystem vierter Ordnung (C.54) mit Raumzeigern ist äquivalent zu den ursprünglichen Gleichungen (C.3), (C.4), (C.7) und (C.8) mit Stranggrößen.
C.2.6.4
Rotierende Koordinatensysteme
Aus der Betrachtung der obigen Flussverkettungsgleichungen ist ersichtlich, dass die Drehmatrix TP die Winkelabhängigkeit der Koppelinduktivität zwischen stator- und rotorseitigem
Wicklungssatz ausdrückt.
Um die Zusammenhänge zu vertiefen und die Möglichkeit einer weiteren Vereinfachung des
Modells zu erörtern, wird die nachstehende Transformation eingeführt:
TPφ :
2
R
R2
−→
xd
xα
xd
cos φ − sin φ xd
k
k
s
x =
7−→ TPφ (x ) = x =
= TP (ϕ)
=
.
xq
xβ
xq
sin φ cos φ
xq
(C.55)
TPφ beschreibt, ausgehend von der Basis (eα , eβ ), eine neue, um den Winkel φ gedrehte
– 97/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
Basis (ed , eq ) (vgl. Abb C.6). Folglich ermöglicht diese Transformation, Raumzeiger nicht
nur im stator- bzw. rotorfesten Koordinatensystem zu beschreiben, sondern auch in einem
beliebigen, um die Maschinenachse rotierenden (d, q)-Koordinatensystem. Liegt der Ausdruck
eines Raumzeigers xk in diesem Koordinatensystem vor, entspricht TP (xk ) = TP (φ)xk seiner
Darstellung im statorfesten Koordinatensystem (α, β). TPφ wird in der Antriebstechnik als
Park-Transformation bezeichnet.
Die Rotationsmatrix TP ist regulär mit
TP (φ)−1 = TP (φ)> = TP (−φ),
(C.56)
sodass die Rücktransformation TPφ −1 existiert.
Sie ermöglicht, einen im (α, β)-Koordinatensystem angegebenen Raumzeiger in (d, q)-Koordinaten zu überführen. Für den Sonderfall φ = θ entspricht TPθ eine Transformation vom
rotorfesten ins statorfeste Koordinatensystem. Für φ = −θ ergibt sich hingegen eine Transformation vom stator- ins rotorfeste Koordinatensystem.
Somit ist ersichtlich, dass der Term TP (θ)ir2 im Gleichungssystem (C.54) dem Ausdruck
des Rotorstromraumzeigers im statorfesten Koordinatensystem, is2 , entspricht. Der Term
TP (−θ)is1 stellt dagegen den Statorstromraumzeiger in Rotorkoordinaten, ir1 , dar.
Folglich lässt sich die Winkelabhängigkeit der Koppelinduktivität im System (C.54) entfernen
und die Gleichungen daher weiter vereinfachen:
dψ s1
dt
s
s
ψ 1 = L1 i1 + Lm is2
dψ r2
ur2 = R2 ir2 +
dt
r
r
ψ 2 = L2 i2 + Lm ir1
us1 = R1 is1 +
(C.57a)
(C.57b)
(C.57c)
(C.57d)
Ist ein Raumzeiger in einem umlaufenden Koordinatensystem angegeben, ist bei der Berechnung dessen zeitlicher Ableitung die Produktregel zu beachten (vgl. ψ r2 in (C.57c)). Für
den allgemeinen Fall eines Raumzeigers xk in einem beliebigen Koordinatensystem (k, l) gilt
demnach:
dxk (t)
d[TP (φ(t))−1 xs (t)]
d[TP (−φ(t))xs (t)]
=
=
dt
dt
dt
dTP (−φ(t)) s
dxs (t)
=
x (t) + TP (−φ(t))
dt
dt
∂T (−φ) dφ s
dxs (t)
=
x (t) + TP (−φ(t))
∂φ
dt
dt
− sin φ cos φ
cos φ sin φ dxs (t)
= φ̇
xs (t) +
− cos φ − sin φ
− sin φ cos φ
dt
cos φ sin φ 0 −1 s
cos φ sin φ dxs (t)
= −φ̇
x (t) +
− sin φ cos φ 1 0
− sin φ cos φ
dt
s
dx (t)
= −φ̇T (−φ)J xs (t) + T (−φ)
dt
(C.58)
mit
J = TP
π 2
0 −1
=
.
1 0
– 98/116 –
(C.59)
C.2. Allgemeines Grundwellenmodell von Drehfeldmaschinen
Wird (C.57c) mithilfe der Transformation TPθ in das Statorkoordinatensystem überführt,
ergibt sich:
us2 = TP (θ)ur2 = R2 TP (θ)ir2 + TP (θ)
= R2 is2 + TP (θ)
=
R2 is2
+ TP (θ)
= R2 is2 +
dTP (−θ)ψ s2
dt
dψ r2
dt
−ωTP (−θ)J ψ s2
dψ s
+ TP (−θ) 2
dt
dψ s2
− ωJ ψ s2 .
dt
mit ω = θ̇
(C.60)
(C.60) stellt die Rotorspannungsgleichung im statorfesten Koordinatensystem dar.
C.2.7
Umrechnung rotorbezogener Größen auf die Statorseite
Der Gleichungssatz (C.57) involviert u. a. die Parameter des rotorseitigen Wicklungssatzes
R2 und L2 , sowie die Koppelinduktivität Lm . Diese Größen sind jedoch in der Praxis nicht
immer bestimmbar, beispielsweise, wenn die Klemmen des rotorseitigen Wicklungssatzes nicht
zugänglich sind, wie im Falle von Asynchronmaschinen mit Kurzschlussläufern.
Um ein brauchbares Modell zu erhalten, ist aus diesem Grund eine Umformung von (C.57)
nötig. Hierzu werden die Induktivitäten L1 und L2 wiederum in Haupt- und Streuanteil aufgespaltet und anschließend Ersatzgrößen eingeführt. Für die Rotorflussverkettungsgleichung
(C.57d) gilt:
ψ r2 = L2 ir2 + Lm ir1
3 n2
3
Lh2 + Lσ2 ir2 +
Lh1 ir1 .
=
2
2 n1
n22
Lh1 folgt:
n21
2
3 n2
3 n2
r
ψ2 =
Lh1 ir1
Lh1 + Lσ2 ir2 +
2 n21
2 n1
n2
n1 r
3
n2 r 3
⇔
ψ2 =
Lh1 + 12 Lσ2
i + Lh1 ir1 .
n2
2
n1 2 2
n2
Unter Berücksichtigung der Beziehung Lh2 =
Werden die Größen
ψ rr :=
n1 r
ψ
n2 2
irr :=
n2 r
i
n1 2
Lσr :=
n21
Lσ2
n22
irs := ir1
3
M := Lh1
2
Lr := M + Lσr
definiert, ergibt sich folgende Gleichung:
ψ rr = (M + Lσr ) irr + M irs = Lr irr + M irs = M (irr + irs ) + Lσr irr .
(C.61)
Der mit dem Verhältnis der Windungszahlen skalierte Raumzeiger der Rotorflussverkettung
ψ rr besteht somit aus dem Hauptflussanteil ψ rh = M (irr + irs ) und dem Streuflussanteil ψ rσr =
Lσr irr .
– 99/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
Wird ψ rr in die Rotorspannungsgleichung (C.57c) eingesetzt, folgt:
n2 dψ rr
n1 dt
2
dψ rr
n1 r
n
⇔
u2 = 12 R2 irr +
n2
dt
n2
ur2 = R2 ir2 +
Anhand der Definitionen
urr =
n2
n1 r
u2 und Rr = 21 R2
n2
n2
lässt sich (C.57c) wie folgt umschreiben:
urr = Rr irr +
dψ rr
dt
(C.62)
Ferner gilt für die statorseitige Flussverkettung in Statorkoordinaten:
ψ ss = Ls iss + M isr = M (iss + isr ) + Lσs iss
(C.63)
mit
ψ ss = ψ s1
Rs = R1
Ls = M + Lσs
Wiederum sind ein Hauptflussanteil, ψ sh = M (isr +iss ), sowie ein Streuflussanteil, ψ sσs = Lσs iss ,
zu erkennen.
Schließlich werden die elektromagnetischen Zusammenhänge im allgemeinen Grundwellenmodell der Drehfeldmaschine mithilfe der neuen Größen durch den nachstehenden Gleichungssatz
beschrieben:
Statorspannung:
Statorflussverkettung:
Rotorspannung:
Rotorflussverkettung:
dψ ss
dt
s
s
ψ s = Ls is + M isr = M (iss + isr ) + Lσs iss
dψ rr
urr = Rr irr +
dt
ψ rr = Lr irr + M irs = M (irs + irr ) + Lσr irr
uss = Rs iss +
(C.64a)
(C.64b)
(C.64c)
(C.64d)
Hierbei ist festzuhalten, dass die Größen Ls , Lr , Rr und M , im Gegensatz zu Rs , nicht
den Wert der entsprechenden Stranggrößen annehmen. Somit stellt beispielsweise Rr nicht
den tatsächlichen Widerstand eines rotorseitigen Strangs dar. Alle Parameterwerte können
jedoch experimentell auf einfache Weise bestimmt werden, z. B. durch einen Leerlaufversuch
und einen Kurzschlussversuch im Falle einer Asynchronmaschine (vgl. [18, 527]).
Im weiteren Verlauf und insbesondere bei der Herleitung des Signalflussplans der verallgemeinerten Drehfeldmaschine wird ausschließlich der Gleichungssatz (C.64) zur Beschreibung
der elektromagnetischen Zusammenhänge herangezogen.
C.2.8
Momentenerzeugung und Mechanik
Die vorigen Überlegungen bezogen sich ausschließlich auf die Beschreibung des elektromagnetischen Verhaltens der Drehfeldmaschine. Der elektromagnetische Energiewandlungsprozess
führt jedoch ebenfalls zur Entstehung eines Drehmoments mM , welches sich auf den Rotor
– 100/116 –
C.3. Wichtige Zusammenhänge
auswirkt. Der Ausdruck dieses Drehmoments lässt sich aus einer Leistungsbilanz gewinnen
und lautet:
3
3
mM = p (iss )> J ψ ss = p (ψα iβ − ψβ iα ) ,
2
2
(C.65)
wobei p die Polpaarzahl der Maschine darstellt.
Über eine Momentenbilanz kann der Zusammenhang zwischen der mechanischen Winkelgeschwindigkeit des Rotors ωM , dem elektromagnetischen Drehmoment mM sowie dem Lastmoment mL abgeleitet werden:
ΘM
dωM
= mM − mL
dt
(C.66)
Hierbei stellt ΘM das Trägheitsmoment des Rotors dar. Bei Maschinen mit Polpaarzahl p > 1
ist zudem die Beziehung
θ = p θm
zwischen dem mechanischen Rotorwinkel θm und dem elektrischen Winkel θ zu beachten.
Letzterer ist bei Koordinatentransformationen zwischen Stator und Rotor zu benutzen.
C.3
Wichtige Zusammenhänge
Wichtige Grundlage zum Verständnis von Drehfeldmaschinen ist die Zeigertheorie (engl. space
vector theory). Hierzu siehe Abbildung C.7.
ωk = φ̇k
β
u
v
w
q0
d
φk
ψrs
q
b
br
ar
br
a
b
φsa
r
a
cr
φr
ωr = φ̇r
d0
α
c cr
c
Abbildung C.7: Zeigertheorie: Maschine mit Anschlussklemmen u, v, w, Stator-Wicklungen a, b, c
und Rotor-Wicklungen ar , br , cr (links) und unterschiedliche Koordinatensysteme
(rechts):
• 3-phasiges Koordinatensystem (a, b, c),
• statorfestes s-Koordinatensystem (α, β),
• rotorfestes r-Koordinatensystem (d0 , q 0 ) und
• beliebiges k-Koordinatensystem (d, q)
und Statorstrom is mit Länge kis k = kiss k =
q
k
β 2
r
2
(iα
s ) + (is ) = kis k = is mit
β
entsprechenden Komponenten (z.B. iα
s und is im Stator-Koordinatensystem).
– 101/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
• Clarke-Transformation von Stranggrößen xabc in Statorgrößen xs = TC xabc
mit


 a
 α
1 − 12 − 21  a 
x
x
√
√  x
2
3
3
b
β
3

 b




x
TC : R → R ,
7→ x
:=  0 2 − 23 
(C.67)
 xc
3
c
0
x
x
x
1
1
1
| {z }
| {z }
2
2
2
{z
}
|
s
abc
=:x
=:x
[Analogie zu D. Schröder: a0 := ej
0◦
=:TC ∈R3×3
◦
◦
= 1, a1 := ej 120 , a2 := ej 240 ]
wobei x ∈ {ψ r , ψ s , ur , is , . . . }. TC ist regulär mit inverser Matrix


1
0
1
TC−1 = 
− 2
1

1
,
1
√
− 21 −

3
2
√
3
2
d.h.
xabc = TC−1 xs .
(C.68)
Oft wird die Nullkomponente x0 vernachlässigt (z.B. gilt i0 = 0 = ia + ib + ic bei
Sternschaltung), dann vereinfachen sich die Clarke-Transformationsmatrizen zu


1
0
"
#
1
1
√ 
 1
2 1 −2 −2
3×2
3 
√
√
−
∈ R2×3
und
TC−1 = 
.
TC =
2 ∈R
 2
3
3
3 0
√
−
2
2
− 12 − 23
• Park-Transformation von Statorgrößen xs in beliebig umlaufendes Koordinatensystem (z.B. rotorfestes (d0 , q 0 )-KoSy oder rotorflussfestes (d, q)-KoSy)
Zur Vereinfachung wird die Nullkomponente (zero-sequence) x0 in Statorgrößen vernachlässigt
"
#
cos(φ)
−
sin(φ)
TP : R → R2×2 , φ 7→ TP (φ) :=
[Analogie zu D. Schröder: ej φ ]
sin(φ) cos(φ)
(C.69)
wobei TP (φ) regulär für alle φ ∈ R mit inverser Matrix
"
#
cos(φ) sin(φ)
−1
TP (φ) =
= TP (φ)> = TP (−φ).
[Analogie zu D. Schröder: e−j φ ]
− sin(φ) cos(φ)
(C.70)
Es gilt entsprechend
−1
TP (−φ)
=
"
#
cos(φ) − sin(φ)
sin(φ)
cos(φ)
= TP (−φ)> = TP (φ).
(C.71)
Mithilfe der trigonometrischen Sätze folgt
∀ φ1 , φ2 ∈ R : TP (φ1 )TP (φ2 ) = TP (φ1 + φ2 ).
– 102/116 –
[Analogie zu D. Schröder: ej (φ1 +φ2 ) ]
(C.72)
C.3. Wichtige Zusammenhänge
Für φ = π/2 gilt
J := TP
π 2
=
"
#
0 −1
1
0
π
[Analogie zu D. Schröder: ej 2 ]
,
(C.73)
was einer (positiven) Drehung um π/2 eines Vektors x ∈ R2 entspricht.
Die Matrizen J und TP (φ) kommutieren, d.h.
"
#
− sin(φ) − cos(φ)
∀φ ∈ R :
J TP (φ) =
= TP (φ)J ,
cos(φ) − sin(φ)
π
(C.74)
π
[Analogie zu D. Schröder: ej( 2 +φ) = ej(φ+ 2 ) = jejφ ].
Für
d
dt
φ =: ω gilt
"
#
− sin(φ) − cos(φ)
d
TP (φ) = ω
= ω J TP (φ) = ω TP (φ)J
ṪP (φ) :=
dt
cos(φ) − sin(φ)
π
π
d jφ
[Analogie zu D. Schröder:
e = jω ejφ = ωej( 2 +φ) = ωej(φ+ 2 ) ]
dt
(C.75)
und
"
#
− sin(φ) cos(φ)
d
−1
= −ω J TP (φ)−1 = −ω TP (φ)−1 J
TP (φ) = ω
ṪP (φ) :=
dt
− cos(φ) − sin(φ)
(C.76)
d −jφ
[Analogie zu D. Schröder:
e
= −jω e−jφ ]
dt
−1
Mit der Konvention φk = φ lässt sich mithilfe der Park-Transformation TP (φk ) ausgehend von einem statorfesten Koordinatensystem (α, β) in ein (beliebiges) umlaufendes
k-Koordinatensystem (d, q) (Superskript xk = (xd , xq )> ) übergegangen werden
xk = TP (−φk )xs = TP (φk )−1 xs
=⇒
xs = TP (φk )xk ,
(C.77)
z.B. zur Rotorfluss-Orientierung (d.h. ψrq = ψ̇rq = 0 und ψrd = kψrr k = ψrk , der
Rotorfluss im k-Koordinatensystem liegt ‘exakt’ auf der d-Achse).
– 103/116 –
C. Grundlagen der Drehfeldmaschinen (siehe [17] und [18])
– 104/116 –
.
Anhang D
Grundlagen der Regelungstechnik
(siehe [7, 16–18])
D.1
Wichtige Zusammenhänge
Im Folgenden werden stichpunktartig wichtige Zusammenhänge der linearen Regelungstheorie
zusammengefasst.
• Lösungsformel für ax2 + bx + c = 0
r
−b
ac
x1,2 =
1± 1−4 2
2a
b
für a, b, c ∈ R
(D.1)
für a, b, c, x ∈ R
(D.2)
für σ, ω ∈ R
(D.3)
• Rechenregeln für Logarithmus zur Basis x
logx (a · bc ) = logx (a) + c logx (b)
• Komplexe Rechnung
s = σ + j · ω = |s| exp(j∠s) ∈ C
wobei s∗ := σ − j · ω, |s| =
∠s = arctan
={s}
<{s}
√
s∗ s =
p
<{s}2 + ={s}2 und tan ∠s =


0
+ π


2π
• Laplace-Transformation x(s) =
Dann
, ={s} ≥ 0 ∧ <{s} ≥ 0
, (={s} < 0 ∨ ={s} > 0) ∧ <{s} ≤ 0
, ={s} ≤ 0 ∧ <{s} ≥ 0.
R∞
0
={s}
<{s} .
x(t) exp(−st)dt (oder kurz x(t) d
– 105/116 –
(D.4)
t x(s))
D. Grundlagen der Regelungstechnik (siehe [7, 16–18])
Für a, b ∈ R und a 6= b gilt:
ẋ(t)
ẍ(t)
(
1 ,t ≥ T
σ(t − T ) =
0 ,t < T
tn , n ∈ N0
1
(exp(−bt) − exp(−at))
a−b
exp(−at) cos(bt)
c
1
exp(−at) sin(bt)
b
1
(s + a)(s + b)2
s
s
c
s sx(s) − x(0+)∗
c
s
c
c
c
c
s s x(s) − sx(0+) − ẋ(0+)
∗
2
s
s
(D.5)
(D.6)
e−sT
s
(D.7)
n!
sn+1
(D.8)
1
(s + a)(s + b)
s+a
s
(s + a)2 + b2
(D.9)
(D.10)
1
(D.11)
(s + a)2 + b2
1
c
exp(−at)
−
exp(−bt)
+
(a
−
b)t
exp(−bt)
(a − b)2
(D.12)
• Faltungsregel für Impulsantworten f (t) d
f (t) ∗ g(t) :=
Z
0
t
t F (s) und g(t) d
f (τ )g(t − τ )dτ
c
s F (s)G(s)
t G(s)
(D.13)
• Additivität von Betrag (in [dB]) und Phase im Bode-Diagramm
F (jω) = F1 (jω) · . . . · Fn (jω)
= |F1 (jω)| exp(j∠F1 (jω)) · . . . · |Fn (jω)| exp(j∠Fn (jω))
(D.14)
|F (jω)|dB = 20 log(|F1 (jω)| · . . . · |Fn (jω)|)
= 20 log(|F1 (jω)|) + . . . + 20 log(|Fn (jω)|)
= |F1 (jω)|dB + . . . + |Fn (jω)|dB
(D.15)
∠F (jω) = ∠F1 (jω) + . . . + ∠Fn (jω)
(D.16)
• Standardreglerstrukturen
P-Regler:
u(t) = VR e(t)
PI-Regler:
Z
1
u(t) = VR e(t) +
e(t)dt
Tn
c
c
s FP (s) = u(s) = VR
(D.17)
e(s)
s FP I (s) = u(s) = VR
e(s)
1
1+
sTn
= VR
1 + sTn
(D.18)
sTn
PD-Regler:
u(t) = VR (e(t) + Tv ė(t))
c
s FP D (s) = u(s) = VR (1 + sTv )
– 106/116 –
e(s)
(D.19)
D.1. Wichtige Zusammenhänge
PID-Regler:
Z
e(t)
u(t) = VR e(t) + Tv ė(t) +
dt
Tn
c
1
1 + sTv +
e(s)
sTn
1 + sTn + s2 Tv Tn
(D.20)
= VR
sTn
s FP ID (s) = u(s) = VR
y(s)
Z(s)
• Anfangs- und Endwertsätze für F (s) = u(s)
=N
(s)
Wenn die Endwerte limt→0+ y(t), limt→∞ y(t) und limt→0 ẏ(t) existieren und endlich
sind, dann gilt
lim y(t) = lim (sF (s)u(s))
t→0+
s→∞
für deg(Z) < deg(N )
(D.21)
lim y(t) = lim (sF (s)u(s))
(D.22)
lim ẏ(t) = lim (s2 F (s)u(s))
(D.23)
t→∞
t→0
s→0
s→∞
wobei deg(Z) und deg(N ) die Ordnung des Zähler- bzw. Nennerpolynoms beschreiben.
• Stabilität von linearen Regelkreisen
Ein Regelkreis der Ordnung m, n ∈ N0 , VS ∈ R, c0 , . . . , cm−1 ∈ R und a0 , . . . , an−1 ∈ R
mit der Übertragungsfunktion
FS (s) =
y(s)
Z(s)
c0 + c1 s + · · · + cm−1 sm−1 + sm
:= VS
= VS
u(s)
N (s)
a0 + a1 s + · · · + an−1 sn−1 + sn
mit m ≤ n (D.24)
zwischen Eingang u(s) und Ausgang y(s) ist (exponentiell) stabil (d.h. Systemantwort klingt ab), wenn alle Pole λi von FS (s), d.h. alle Nullstellen des Nennerpolynoms
N (λi ) = 0 negativen Realteil <{λi } < 0 für alle i = 1, . . . , n besitzen.
• Routh-Hurwitz Stabilitätskriterium für lineare Regelkreise
Dazu untersucht man das charakteristische Polynom n-ter Ordnung des LTI Systems
N (s) = a0 + a1 s + a2 s2 + · · · + an sn ,
a0 , . . . , an ∈ R.
(D.25)
Das charakteristische Polynom entspricht dem Nennerpolynom der Übertragungsfunktion FS (s) in (D.24). Es gilt: N (s) ist ein Hurwitz-Polynom (d.h. System ist exponentiell
stabil),
(i) dann sind alle Koeffizienten ai > 0 in N (s) (notwendige Bedingung, d.h. nicht
unbedingt ausreichend!);
(ii) genau dann, wenn der Koeffizient an > 0 und alle nordwestlichen Hurwitz-Unterdeterminanten Di > 0 für i = 1, . . . , n−1 (notwendige & hinreichende Bedingung)1
Die Unterdeterminanten Di entstehen aus den Determinanten der entsprechenden (i, i)1
Falls alle Koeffizienten ai > 0 kann über das Liénard-Chipart-Kriterium die Anzahl der zu untersuchenden
Determinaten reduziert werden. Es müssen lediglich die Determinanten Di mit ungeradem Index i = 1, 3, 5, . . .
oder geradem Index i = 2, 4, 6, . . . auf Positivität geprüft werden. Dieser Sachverhalt basiert auf der linearen
Abhängigkeit der Determinaten für ai > 0 für alle i = 1, 2, 3, . . . .
– 107/116 –
D. Grundlagen der Regelungstechnik (siehe [7, 16–18])
Untermatrizen in der linken oberen (“nordwestlichen”) Ecke der Koeffizienten-Matrix






Mn = 




an−1
an
0
0
..
.
an−3
an−2
an−1
an
an−5
an−4
an−3
an−2
...
...
...
...
..
.
an−2n+3
an−2n+4
an−2n+5
an−2n+6
an−2n+1
an−2n+2
an−2n+3
an−2n+4
..
.
0
0
0
0
...
...
...
...
a1
a2
0
a0
Zu untersuchen sind D1 = an−1
k > 0.
a
a
und D2 = n−1 n−3
an an−2






 ∈ Rn×n .




(D.26)
, etc. Es gilt a−k = 0 für
• Kausalität (Realisierbarkeit)
Z(s)
y(s)
c0 +c1 s+···+cm−1 sm−1 +sm
:= VS N
Ein lineares dynamisches System FS (s) = u(s)
(s) = VS a0 +a1 s+···+an−1 sn−1 +sn
wird kausal genannt, wenn m ≤ n. Die Systemantwort y(t) eines kausalen Systems
hängt lediglich vom (vorangegangenen) Verlauf der Eingangsgröße u(τ ) mit 0 ≤ τ ≤ t
ab.
• Zustandsdarstellung eines LTI1 Systems (Regelungsnormalform)
Zustandsgleichung (Vektordifferentialgleichung) und Ausgangsgleichung eines dynamischen Systems n-ter Ordnung
ẋ(t) = Ax(t) + bu(t)
, x(0) = x0 ∈ Rn
(D.27)
y(t) = c> x(t)
mit
>
– dem Zustandsvektor x(t) = x1 (t), . . . , xn (t) ∈ R (z.B. Motorstrom & -drehzahl)
– der Stellgröße u(t) ∈ R (z.B. Motorspannung oder -moment)
– der Systemmatrix in Regelungsnormalform (RNF)

0
0
..
.
1
0




A=
 0
...

 0
...
−a0 −a1
0 ...
1
0
.. ..
.
.
... 0
... ...
... ...
...
...
..
.
0
0
..
.
1
0
0
1
. . . −an−1
– dem Steuer-/Einkoppelvektor b = 0, . . . , 0, VS
>





 ∈ Rn×n



(D.28)
∈ Rn
– dem Auskoppel-/Ausgangsvektor c> = c0 , c1 , . . . , cn−1 ∈ Rn
• Übertragungsfunktion (aus Regelungsnormalform)
Darstellung im Laplace-Bereich mit s = σ + iω ∈ C ergibt
FS (s) =
1
y(s)
c0 + c1 s + · · · + cn−1 sn−1
= c> (sI n − A)−1 b = VS
u(s)
a0 + a1 s + · · · + an−1 sn−1 + sn
linearen, zeit-invarianten (engl. linear, time-invariant)
– 108/116 –
(D.29)
D.2. Wiederholungsaufgaben
• Stabilität eines LTI Systems in Zustandsdarstellung (D.27)
Ein System der Form (D.27) ist
• für jeden Anfangswert x0 ∈ Rn (exponentiell) stabil und
• für jeden Anfangswert x0 ∈ Rn und jeden beschränkten Eingang u(·) bounded-input,
bounded-output (BIBO) stabil,
wenn alle Eigenwerte λ1 , . . . , λn ∈ C der Matrix A negativen Realteil besitzen, d.h. <{λi } <
0 für alle i ∈ {1, . . . , n}. Die Eigenwerte können durch Nullsetzen der charakteristischen
1
..
Gleichung χA (s) := det(sI n −A) = 0 bestimmt werden. Hierbei entspricht I n =
∈
.
1
Rn×n der Einheitsmatrix der Ordnung n. Die Eigenwerte λi sind identisch mit den Polen der
Übertragungsfunktion (D.29).
D.2
D.2.1
Wiederholungsaufgaben
Standardstrecken anhand der Gleichstrommaschine (GM)
Eine nennerregte GM mit konstantem Nennfluss ψEN > 0 [Vs] ist im Zeitbereich gegeben
durch
uA (t) = eA (t) + RA iA (t) + LA
diA (t)
,
dt
eA (t) = CM · ψEN · ωM (t)
dωM (t)
1
=
(mM (t) − mL (t)) ,
dt
ΘM
mM (t) = CM · ψEN · iA (t).
iA (0) = 0 [A]
ωM (0) = 0
rad
s
(D.30)
(D.31)
(D.32)
(D.33)
Hierbei sind uA [V] die
(Stelleingang), iA [A] der Ankerstrom, RA [Ω] der
Ankerspannung
die
Ankerinduktivität,
eA [V] die (induzierte) Gegenspannung,
Ankerwiderstand, LA Vs
A
rad CM [1] die Motorkonstante, ωM s die Motorwinkelgeschwindigkeit, ΘM kg m2 die (Rotor)Trägheit, mM [Nm] das Motormoment und mL [Nm] das Lastmoment (Störung bzw. Reibung).
Aufgabe D.2.1 (Elektrischer Ankerkreis der GM (PT1 -Strecke)).
(a) Für eA := 0 transformieren Sie Gleichung (1) des Ankerkreises in den Frequenzbereich
(Laplace-Transformation) und leiten die Übertragungsfunktion FP T1 (s) = uiAA(s)
(s) her!
(Hinweis: Nutzen Sie die B.3!)
(b) Für s = jω (Fourieranalyse) bilden Sie Betrag |FP T1 (jω)|dB := 20 log |FP T1 (jω)| und
Phase ∠FP T1 (jω) der Übertragungsfunktion F1 (s) = uiAA(s)
(s) !
(c) Für die Ankerzeitkonstante TA := LA /RA werten Sie Betrag und Phase an den markanten
Frequenzen ω ∈ {0, 101TA , T1A , T10A } aus!
(d) Skizzieren Sie das Bodediagramm von FP T1 (jω)!
(e) Berechnen Sie die Sprungantwort des Ankerkreises für
(
u0 , t ≥ 0
uA (t) = u0 σ(t) =
0,
t<0
– 109/116 –
D. Grundlagen der Regelungstechnik (siehe [7, 16–18])
mit u0 > 0. (Hinweis: Nutzen Sie die Laplace-Rücktransformation und die Laplace-Transformierte u0 σ(t) c s us0 )!
(f ) Für welche Ankerzeitkonstanten TA ∈ R (theoretisch) ist Ankerkreis (1) stabil, grenzstabil
und instabil?
(g) Berechnen Sie Anfangswert limt→0 iA (t), Anfangssteigung limt→0 i̇A (t) und Endwert
limt→∞ iA (t) für einen Einheitssprung uA (t) = σ(t) mithilfe der Anfangs- und Endwertsätze (siehe B.3)!
Aufgabe D.2.2 (Mechanik der GM (I-Strecke)).
(a) Für mL := 0 transformieren Sie Gleichung (3) der Mechanik in den Frequenzbereich
ωM (s)
(Laplace-Transformation) und leiten die Übertragungsfunktion FI (s) = m
her!
M (s)
(Hinweis: Nutzen Sie die B.3!)
(b) Für s = jω (Fourieranalyse) bilden Sie Betrag |FI (jω)|dB := 20 log |FI (jω)| und Phase
ωM (s)
∠FI (jω) der Übertragungsfunktion FI (s) = m
!
M (s)
(c) Skizzieren Sie das Bodediagramm von FI (jω)! (Hinweis: Überlegen Sie sich die Steigung
des Betrages und wählen eine “einfache” Frequenz als Startwert!)
(d) Berechnen Sie die Sprungantwort der Mechanik für mM (t) = m0 σ(t) für m0 > 0! (Hinweis: Lösen Sie hier die Differential (3) direkt!)
(e) Ist FI (s) stabil?
(f ) Berechnen Sie Anfangswert limt→0 ωM (t), Anfangssteigung limt→0 ω̇M (t) und Endwert
limt→∞ ωM (t) für einen Einheitssprung mM (t) = σ(t) mithilfe der Anfangs- und Endwertsätze (siehe B.3)!
Aufgabe D.2.3 (Elektromechanische Systemantwort der GM (PT2 -Strecke)).
(a) Für mL = 0 leiten Sie aus den Systemgleichungen (1)-(4) die elektromechanische Systemantwort der GM her! Hinweis: Leiten Sie eine Differentialgleichung zweiter Ordnung
der Form
1
2D
ω̈M (t) +
ω̇M (t) + ωM (t) = VS uA (t),
ω0
ω02
(ωM (0), ω̇M (0)) = (0, 0).
(D.34)
her. Hierbei sind VS ∈ R [1/(Vs)], ω0 > 0 [rad/s] und D ≥ 0 [1] abhängig von den
Systemparametern CM , ψEN , TA , LA , RA und ΘM !
(b) Bestimmen Sie die Übertragungsfunktion FP T2 (s) =
Transformation)
ωM (s)
uA (s)
von (D.34)! (Hinweis: Laplace-
(c) Für s = jω (Fourieranalyse) bilden Sie Betrag |FP T2 (jω)|dB := 20 log |FP T2 (jω)| und
(s)
Phase ∠FP T2 (jω) der Übertragungsfunktion FP T2 (s) = ωuM
!
A (s)
(d) Für Eigenfrequenz ω0 werten Sie Betrag und Phase an den markanten Frequenzen ω ∈
{0, ω0 /10, ω0 , 10ω0 } aus!
(e) Skizzieren Sie das Bodediagramm von FP T2 (jω)! Überprüfen Sie Ihr Ergebnis mithilfe von
Matlab (für D = 0.1, VS = 1, ω0 = 10)! (Hinweis: Nutzen Sie den Befehl bode(sys).)
– 110/116 –
D.2. Wiederholungsaufgaben
(f ) Bestimmen Sie die Pole p1 , p2 ∈ C der Übertragungsfunktion FP T2 (s)!
(g) Für welche Werte von D, ω0 und VS ist das System (D.34) stabil, d.h. <{p1 }, <{p2 } < 0?
(h) Bestimmen Sie die Sprungantwort von (D.34) für uA (t) = u0 σ(t) mit u0 > 0! (Tipp:
Nutzen Sie die Laplace-Rücktransformation)
(i) Für welche Werte von D, ω0 und VS ist das System (D.34) schwingungsfähig? Nutzen
Sie Simulink/Matlab zur Simulation des Systems (D.34) für unterschiedliche Werte von
D ∈ {0.01, 0.1, 1, 5}, VS ∈ {−0.1, 3} und ω0 ∈ {0.5, 1, 10}!
(j) Berechnen Sie Anfangswert limt→0 ωM (t), Anfangssteigung limt→0 ω̇M (t) und Endwert
limt→∞ ωM (t) für einen Einheitssprung uA (t) = σ(t) mithilfe der Anfangs- und Endwertsätze (siehe B.3)!
(k) Im Folgenden gelte D = 1.
• Zerlegen Sie das System (D.34) in zwei P T1 Systeme mit Übertragungsfunktion
V
FP Ti = 1+sS,iTi , i = 1, 2 ?
Ist die Zerlegung eindeutig, d.h. sind die Zeitkonstanten T1 und T2 bzw. VS,1 und
VS,2 eindeutig?
• Sind beide Systeme FP T1 und FP T2 stabil?
D.2.2
Regelkreise und Reglerauslegung
z1
yref
e
FR (s)
u
v
−
FS1 (s)
FS2 (s)
y
−
z2
− y
r
ym
Fr (s)
Abbildung D.1: Standardregelkreis (SISO)
Aufgabe D.2.4 (Serienschaltung PT1 -Strecke und I-Strecke (IT1 -Strecke)).
(a) Wie lautet die Übertragungsfunktion FS (s) =
y(s)
u(s)
von Eingang u(t) c
s u(s) zu Aus-
gang y(t) c s y(s) für z1 = 0 (keine Störung innerhalb der Strecke) entsprechend dem
Regelkreis in Abb. D.1?
y(s)
u(s) einer
VS,1
1+s TS,1 und
(b) Stellen Sie die Übertragungsfunktion FIT1 (s) =
indem Sie eine PT1 -Strecke FP T1 (s) =
VS,2
s TS,2
v(s)
u(s)
=
allgemeinen IT1 -Strecke auf,
eine I-Strecke FI (s) =
y(s)
v(s)
=
in Serie verschalten!
(c) Für
s
=
jω
(Fourieranalyse)
bilden
Sie
Betrag
|FIT1 (jω)|dB := 20 log |FIT1 (jω)| und Phase ∠FIT1 (jω) der Übertragungsfunktion FIT1 (s)!
(Hinweis: Nutzen Sie hierzu Additivität von Betrag und Phase!)
– 111/116 –
D. Grundlagen der Regelungstechnik (siehe [7, 16–18])
(d) Skizzieren Sie das Bode-Diagramm von FIT1 (jω)!
(e) Berechnen Sie die Sprungantwort von FIT1 (s) für u(t) = u0 σ(t) mit u0 > 0 (d.h. u(s) =
u0 /s)!
(f ) Ist FIT1 (s) stabil?
(g) Berechnen Sie Anfangswert limt→0 y(t), Anfangssteigung limt→0 ẏ(t) und Endwert limt→∞ y(t)
für einen Einheitssprung u(t) = σ(t) mithilfe der Anfangs- und Endwertsätze (siehe B.3)!
Aufgabe D.2.5 (Regelkreisanalyse).
(a) Bestimmen Sie die Führungsübertragungsfunktion Fyref (s) =
Abb. D.1!
(b) Bestimmen Sie die Störübertragungsfunktionen Fz1 (s) =
Regelkreises in Abb. D.1!
y(s)
yref (s)
y(s)
z1 (s)
des Regelkreises in
und Fz2 (s) =
y(s)
z2 (s)
des
(c) Wie lautet das gesamte Übertragungsverhalten des Regelkreises? Bestimmen Sie hierzu
y(s) = f (yref (s), z1 (s), z2 (s))!
(d) Wie können Sie Stabilität des Regelkreises überprüfen? Was fällt Ihnen auf ?
(e) Welche Teilstrecke in Abb. D.1 können Sie normalerweise problemlos vorgeben/ändern?
(f ) Welche der Störungen z1 (s) und z2 (s) können Sie nicht unterdrücken, sofern ein gutes
Führungsverhalten gewünscht wird?
Aufgabe D.2.6 (Vorsteuerung und Störgrößenaufschaltung).
Nehmen Sie an, dass Störung z1 (t) als Messgröße (oder Schätzwert) und Referenz yref (t)
als (zeitvariante) Signale vorliegen und als Stelleingriff ihres Systems FS1 (s)FS2 (s) nur u(t)
zugänglich ist.
(a) Nutzen Sie die Information des Referenzsignals yref (t) um Ihren Regler zu entlasten! Wie
sieht eine ideale Vorsteuerung FV (s) aus? Was müssen Sie beachten?
(b) Nutzen Sie die Information der Störung z1 (t) um Ihren Regler zu entlasten! Wie sieht
eine ideale Störgrößenaufschaltung FSA (s) aus? Was müssen Sie beachten?
(c) Zeichnen Sie Vorsteuerung FV (s) und Störgrößenaufschaltung FSA (s) in Abb. D.1 ein!
Aufgabe D.2.7 (Standardregler: P, PI, PD und PID Regler).
Für alle Reglertypen (P,PI,PID) aus B.3 bearbeiten Sie folgende Aufgabenstellungen. Nutzen
Sie auch Matlab/Simulink!
(a) Für s = jω (Fourieranalyse) bilden Sie Betrag |FRegler (jω)|dB := 20 log |FRegler (jω)| und
Phase ∠FRegler (jω) der Übertragungsfunktion FRegler (s), wobei “Regler” = {P, PI, PD,
PID}! (Hinweis: Nutzen Sie hierzu Additivität von Betrag und Phase!)
(b) Skizzieren Sie das Bode-Diagramm von FRegler (jω)!
(c) Berechnen Sie die Sprungantwort von FRegler (s) =
e0 σ(t) mit e0 > 0 (d.h. e(s) = e0 /s)!
u(s)
e(s)
für einen Fehlersprung e(t) =
(d) Berechnen Sie Anfangswert limt→0 u(t), Anfangssteigung limt→0 u̇(t) und Endwert limt→∞ u(t)
für einen Einheitssprung e(t) = σ(t) mithilfe der Anfangs- und Endwertsätze (siehe B.3)!
– 112/116 –
D.2. Wiederholungsaufgaben
Im Folgenden gelte FS1 (s) = 1, Fr (s) = 1 (Einheitsrückführung) und z2 = 0 für den
Regelkreis in Abb. D.1, d.h. y = yr = ym und u = v.
Aufgabe D.2.8 ( Beispielregelkreise).
Für folgende Strecken- und Reglerkombinationen wiederholen Sie die unten aufgelisteten Aufgabenstellungen. Es gelte VS , T1 > 0.
• FR (s) = VR und FS2 (s) =
VS
1 + s T1
1
VS
• FR (s) = VR 1 +
und FS2 (s) =
s Tn
1 + s T1
• FR (s) = VR und FS2 (s) =
• FR (s) = VR 1 +
1
s Tn
VS
s T1
und FS2 (s) =
(a) Stellen Sie Führungs- Fyref (s) =
y(s)
yref (s)
VS
s T1
und Störübertragungsfunktion Fz1 (s) =
y(s)
z1 (s)
auf !
(b) Können Sie den Regelkreis stabilisieren (alle Pole in der linken komplexen Halbebene)?
In welchem Bereich können die Reglerparameter VR (und Tn ) gewählt werden?
(c) Kann einem Sollwertsprung yref (t) = y0 σ(t) asymptotisch gefolgt werden (gutes Führungsverhalten)? (Hinweis: Endwertsatz)
(d) Kann ein Störsprung z1 (t) = z0 σ(t) asymptotisch ausgeregelt werden (gutes Störverhalten)? (Hinweis: Endwertsatz)
(e) Implementieren Sie die Regelkreise in Matlab/Simulink!
Aufgabe D.2.9 (Reglerauslegung nach Optimierungstabelle (Betragsoptimum und Symmetrisches Optimum)).
Für folgende Strecken wiederholen Sie die unten aufgelisteten Aufgabenstellungen.
• FS2 (s) =
3
1 + s7
• FS2 (s) =
5
(1 + s 0.1)(1 + s)
• FS2 (s) =
5
s 10(1 + s 0.05)
• FS2 (s) =
5
(1 + s)(1 + s 0.05)(1 + s 0.8)
(a) Welchen Regler wählen Sie für gutes Führungsverhalten (d.h. asymptotisch kann einem
Sollwertsprung yref (t) = y0 σ(t) gefolgt werden)?
(b) Welchen Regler wählen Sie für gutes Störverhalten (d.h. asymptotisch kann ein Störsprung
z1 (t) = z0 σ(t) ausgeregelt werden)?
(c) Bestimmen Sie jeweils die Reglerparameter des gewählten Reglers entsprechend der Optimierungstabelle?
– 113/116 –
D. Grundlagen der Regelungstechnik (siehe [7, 16–18])
(d) Verbleibt asymptotisch ein Regelfehler bei Soll- oder Störsprung?
(e) Wie hoch ist das zu erwartende Überschwingen
reduzieren? (Hinweis: Was ist TG )?
ymax
y0 ?
Wie können Sie das Überschwingen
(f ) Wie groß ist die zu erwartende Anregelzeit tan ?
(g) Wie groß ist die zu erwartende Ausregelzeit taus ?
(h) Implementieren Sie die Regelkreise mit entsprechender Auslegung in Matlab/Simulink und
überprüfen Sie die Angaben der Tabelle!
Aufgabe D.2.10 (Polplatzierung).
Es gelte
FS2 (s) =
VS ω02
s2 + 2Dω0 s + ω02
mitVS > 0, 0 < D < 1 und ω0 > 0. Als Regler wollen Sie einen PID-Regler FR (s) =
VR 1 + s Tv + s T1 n auslegen.
(a) Ist FS2 (s) stabil? (Hinweis: Verwenden Sie das Routh-Hurwitz Kriterium; keine Berechnung der Pole!)
(b) Können Sie die Optimierungstabelle nutzen, um FR (s) nach BO oder SO auszulegen?
(c) Stellen Sie Führungs- Fyref (s) =
y(s)
yref (s)
und Störübertragungsfunktion Fz1 (s) =
y(s)
z1 (s)
auf !
(d) Welche Ordnung hat der Nenner N (s) von Fyref (s)?
Q
(e) Es sei folgendes Hurwitzpolynom gegeben: χWunsch (s) = m
i=1 (s + 1/Ti ) mit Ti > 0.
Wieviele Zeitkonstanten Ti (d.h. m =?) müssen Sie wählen?
(f ) Bestimmen Sie die Reglerparameter VR , Tv und Tn , so dass der Nenner N (s) des Regelkreises mit dem Wunschpolynom χWunsch (s) übereinstimmt! (Hinweis: Koeffizientenvergleich)
(g) Ist der Regelkreis stabil, d.h. ist N (s) ein Hurwitz-Polynom?
(h) Implementieren Sie den Regelkreis in Matlab/Simulink für ω0 = 10 [rad/s], D = 0.1,
VS = 5 und T1 = T2 = T3 = 1 [s]!
(i) Testen Sie Führungsverhalten und Störverhalten für Einheitssprünge yref (t) = z1 (t) =
σ(t)!
(j) Was passiert für kleinere Wunschzeitkonstanten Ti (z.B. T1 = T2 = T3 = 0.1)? Betrachten
Sie auch die nötige Stellgröße u(t)! Sehen Sie Schwierigkeiten in realen Anwendungen?
D.3
Optimierungstabelle
Siehe folgende Seite.
– 114/116 –
z
– 115/116 –
IT2
IT1
T2 > Tσ
VS
sT1 (1 + sT2 )(1 + sTσ )
VS
sT1 (1 + sTσ )
T2 > Tσ
PI
beliebig
PID VR
T1
≫ 1 PD
VS Tσ
beliebig
P
PID VR
T1
≥4
Tσ
T1
≫1
VS Tσ
PID VR
1 + sTn
sTn
1 + sTn
sTn
(1 + sTn )(1 + sTv )
sTn
VR (1 + sTv )
VR
VR
(1 + sTn )(1 + sTv )
sTn
(1 + sTn )(1 + sTv )
sTn
T1
—
—
T1
—
—
—
SO 4Tσ
BO
SO 4Tσ
BO
SO 4Tσ
BO
BO
SO 4Tσ
BO
1 + sTn
sTn
VR (1 + sTv )
VR
VR
BO
BO
1
s
Krit. Tn
Opt.
VR
VR
FR
✲ FS2
Regler
Strecke
✲ FS1
FS
}|
Tv
—
—
—
TG
—
—
T1
T2
2Tσ VS
T1
T2
2Tσ VS
T1
—
2Tσ VS
T1
—
2Tσ VS
8,4 ... 13,3
4,7 ... 7,6
8,4 ... 13,3
4,7 ... 7,6
—
4Tσ
16,5
13,3
7,6
8,4
3,1
4,7
13,3
7,6
—
16,5
3,1
—
8,4
8,4 ... 16,5
3,1 ... 4,7
4,7
8,4
4,7
(8,4)
8,4 ... 16,5
3,1 ... 4,7
(4,7)
8,4
(8,4)
8,4
taus
(±2%)
Tσ
4,7
(4,7)
4,7
tan
Tσ
!
1,08
1,43
1,04
1,08
1,43
1,04
1,04 ... 1,08
1,04 ... 1,43
1,04
1,04 ... 1,08
!
y∞
1,04 ′
yref,0
1,04 ... 1,43
1,04
y∞
′
yref,0
1,04
ymax
′
yref,0
1,04
t
✲
±2%
t
✲
0
1
1
1
1
1
1
1
1
4
—
2
4
—
2
2 ... 4
—
2
2
VR VS
1 + VR VS
1
2 ... 4
—
2
2
2
Ters
Tσ
1
1
1
VR VS
1 + VR VS
1
y∞
′
yref,0
T1
Tσ
T2
Tσ
4+
T2
Tσ
r
T2
≈ 10 4
Tσ
10
(4,7)
4,4
T1 T2
Tσ2
r
T2
≈ 10 4
Tσ
s
4+
≈ 10
5,5
r
(4,7)
6,3
tan
Tσ
1,4 ... 1,8
p
T2 /Tσ
0,5 ... 0,75
p
T2 /Tσ
T1 /Tσ
1
1 + VR VS
1,2 ... 1,6
T1 /Tσ
0,5 ... 1,2
T1 /Tσ
1
1 + VR VS
1
VR VS
1,8
p
T2 /Tσ
1
VR VS
T1 /Tσ
≈
1,6
T1 /Tσ
≈
T1 /Tσ
p
≈
≈
0,64
1 ymax
V S z0
Störgröße z
tan
0
1
VR VS
0
1
VR VS
0
0
1
1 + VR VS
0
0
1
1 + VR VS
0
1 y∞
V S z0
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
Nr.
t
✲
t
✲
❩❩
Wendetangente
❩
❩
Störgröße
y
ymax
VS z0 ✻
V
y∞ S z 0
VS z0
0
z
z0 1 ✻
Verhalten bei Sprung der
taus
ymax
′
yref,0
′
Führungsgröße yref (bzw. yref
)
0 tan
′
yref,0
✻
y∞ 1
′
yref,0
4Tσ
—
—
T1
T2
2Tσ VS
0..4Tσ
T1
T2
2Tσ VS
T1
T2
2Tσ VS
—
T1
—
2Tσ VS
0..4Tσ
T1
—
2Tσ VS
T1
—
2Tσ VS
1
—
2Tσ VS
VR
Einstellung
y
r ✲
{
y
0
Führungsgröße
Abbildung D.2: Optimierungstabelle für exakt bekannte Strecken mit Ordnung n ≤ 3 und rein reellen Polen
(T1 , T2 . . . große Zeitkonstanten, Tσ . . . kleine (Ersatz-)Zeitkonstante).
11
10
9
8
7
6 PT3
T1
>1
Tσ
PD
T1
≫1
Tσ
5
VS
(1 + sT1 )(1 + sT2 )(1 + sTσ )
PI
T1
≥4
Tσ
3 PT2
4
P
I
Typ
PI
T1
≫1
Tσ
beliebig
Bereich
Günstiger
✲❄
❡− ✲ FSσ
T1
>1
Tσ
VS
(1 + sT1 )(1 + sTσ )
VS
1 + sTσ
1 PT1
2
FS
Nr. Typ
Strecke
Regler
✲ ❡ ✲ FR
−
✻
′
yref
Führungsglättung
✲ FG
yref
z
Optimierungstabelle
′
yref
′
yref,0
1✻
D.3. Optimierungstabelle
Zugehörige Unterlagen
Herunterladen