Konzept Förderung sexueller Gesundheit von Frauen und Männern

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Konzept
Förderung sexueller Gesundheit von Frauen und Männern
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Definition zur „Sexuellen Gesundheit“ nach WHO
Sexuelle Gesundheit ist die Integration der körperlichen, emotionalen, intellektuellen und
sozialen Aspekte sexuellen Seins auf eine Weise, die positiv bereichert und Persönlichkeit,
Kommunikation und Liebe stärkt.
1) Auftrag
Das Konzept „Förderung sexueller Gesundheit“ ist Ergänzung zum Globalkonzept Hardoskop, zu den
Wohngruppenkonzepten, zum Leitbild und zum Reglement „Reglement und Vorgehen bei sexueller
Belästigung und Mobbing“. Es zeigt die Grundhaltung in unserer Institution und bietet Unterstützung und
Hilfe bei Fragen und Unklarheiten zum Thema Sexualität an.
Mit der Bestandesaufnahme in der Förderplanung bringen wir in Erfahrung, welche Informationen,
Unterstützung und Aufklärung die betreffenden Bewohner und Bewohnerinnen zum Thema Sexualität
benötigen oder wünschen. Mit der notwendigen Fachkompetenz wird geklärt, welche Hilfen durch das
Betreuungsteam, die Bezugspersonen oder durch externe Beratung geleistet werden müssen.
2) Grundhaltung
In der agogischen Arbeit gehen wir von folgender Grundhaltung aus:
Sexualität ist ein Grundbedürfnis, gehört zu jedem Menschen und ist Teil seiner Lebenskraft.
Bei der Unterstützung in der Förderung sexueller Gesundheit ist immer der individuelle Hintergrund
sowie das unterschiedliche Krankheitsbild der Frauen und Männer zu beachten. Grundsätzlich
gilt: Alle Menschen sind sexuelle Wesen, haben eine Sexualität und sind deshalb in irgendeiner
Weise von diesem Thema betroffen.
Menschen haben ein Recht auf Lust und auch auf Information, Beratung und Aufklärung zu
Themen der Sexualität.
3) Ziele, Mittel und Methoden
Der Medizin-Ethiker Sporken unterteilt die Sexualität in drei Bereiche. Diese Unterteilung hilft uns, das
Thema Sexualität umfassender wahrzunehmen, zu erkennen und uns sensibilisierter darauf einzulassen.
3a) Äusserer Bereich:
Der äussere Bereich umfasst allgemeine Verhaltensweisen gegenüber Mitmenschen (Beziehung, Blicke,
Gespräche, Kleider, Kosmetik) sowie das Entwickeln der Identität als erwachsene Frau oder als
erwachsener Mann
Ziele:
Die Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich in ihrer geschlechtsspezifischen Rolle von den
Betreuenden angenommen.
Die Bewohnerinnen und Bewohner bewegen sich in einem vertrauensvollen Umfeld, in dem ein
verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Körper mit dem Wahrnehmen eigener Grenzen
und Empfindlichkeiten stattfinden kann.
Die strukturellen Voraussetzungen zur eigenen Identitätsfindung sind gegeben.
Die Würde und Integrität der Bewohnerinnen und Bewohner wird respektiert.
Mittel und Methoden zur Zielerreichung:
Mit einer offenen und respektvollen Kommunikation gehen wir auf geschlechtsspezifische Fragen
und Themen ein, klären und diskutieren diese in einer den Bewohnern und Bewohnerinnen
angepassten Sprache.
Die Bewohnerinnen und Bewohner werden von den Betreuenden in einer wertschätzenden
Haltung in ihrer Körperpflege und bei Kleiderfragen begleitet und beraten.
In der Beziehungs- und Kontaktaufnahme zu anderen Menschen bieten wir unsere Unterstützung
in Form eines Trainings, im Rollenspiel oder im Reflektieren von Erfahrungen an.
In Wahrnehmung ihrer Vorbildfunktion setzen sich die Betreuenden mit der eigenen
geschlechtsspezifischen Rolle auseinander.
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3b) Mittlerer Bereich:
Er umfasst Freundschaften, Gefühle, Zärtlichkeit und Erotik
Ziele:
Die Bewohnerinnen und Bewohner sind in ihrer Geschlechterrolle akzeptiert und dürfen sich
verführerisch zeigen und fühlen.
Bestehende Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner nach Beziehungen, nach Zärtlichkeit
und Erotik sind erkannt und respektiert.
Der Wunsch nach Nähe und Distanz wird respektiert. Regeln für das Verhalten in den
Gemeinschaftsräumen (Austausch von Zärtlichkeiten) werden in den Wohngruppen vereinbart
und sind für alle verbindlich.
Die Wahrung der Privat- und Intimsphäre wird respektiert.
Handlungen, welche die Würde und die persönliche Integrität verletzen, dulden wir nicht
Mittel und Methoden zur Zielerreichung:
Mit einer wertschätzenden Haltung nehmen wir die Körperlichkeit der Bewohnerinnen und
Bewohner wahr und achten auf ein respektierendes Umfeld.
In Gesprächen werden individuelle Bedürfnisse nach Paarbeziehungen, Zärtlichkeit und Erotik
thematisiert. Aufklärend werden Möglichkeiten zur Umsetzung gezeigt, dabei können auch
externe Fachpersonen beigezogen werden.
Um eigene Grenzen zu erkennen, bieten wir Unterstützung in Form von Einzel- und
Gruppengesprächen und Rollenspielen an.
Bei ungewollten sexuellen Handlungen werden die Bewohnerinnen und Bewohner auf das
bestehende Reglement aufmerksam gemacht. Sie werden über Rechte, Pflichten und über das
weitere Vorgehen informiert.
3c) Engerer Bereich (Genitalsexualität):
Er umfasst den körperlichen Bereich der Sexualität
Ziele:
Die Bewohnerinnen und Bewohner werden körperlich wahrgenommen und in ihrer eigenen
Sexualität akzeptiert.
Die Bewohnerinnen und Bewohner können ihre Sexualität auf der Wohngruppe in
angemessenen Räumen leben.
Den Bewohnern und Bewohnerinnen ist Selbstbefriedigung in einer würdigen privaten Weise
möglich.
Die Bewohnerinnen und Bewohner sind über die Auswirkungen der Medikamente auf die Libido
der Frauen sowie auf die Libido und oder Potenz der Männer informiert.
Die Bewohnerinnen und Bewohner sind über Schwangerschaftsverhütung und Schutz vor
Krankheiten, die durch Geschlechtsverkehr übertragen werden können, informiert.
Dienstleistungen im Bereich von Berührerinnen, Berührern und Prostitution sind möglich.
Mittel und Methoden zur Zielerreichung:
In aufklärenden Gesprächen benennen und unterscheiden wir Körperteile, Geschlechtsteile. Mit
der Sprache fördern wir die Wahrnehmung.
Wir bieten Hilfestellungen an, um die privaten Räume nach Wunsch sinnlich zu gestalten.
Die Betreuenden eignen sich das spezifische Fachwissen über die Auswirkungen der
Medikamente an und klären die Bewohnerinnen und Bewohner über Lösungsmöglichkeiten auf,
z. B. Überweisung an einen Arzt des Vertrauens (psychiatrisch, somatisch)
Informations- und Aufklärungsmaterial sowie Präservative und Femidome stehen auf den
Wohngruppen zur allgemeinen Verfügung.
Die Betreuenden informieren sich über die Dienstleistungsangebote von Berührerinnen,
Berührern, weiblichen und männlichen Prostituierten und bieten nach Bedarf aufklärende Hilfe
an.
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4) Überprüfung und Evaluation
Das Konzept „Förderung sexueller Gesundheit von Frauen und Männern“ wird jährlich in der Spurgruppe
überprüft und wenn nötig angepasst. Für die Umsetzung in den Wohngruppen sind das Betreuungsteam
und insbesondere die Delegierten aus den einzelnen Teams verantwortlich.
Wir überprüfen die spezifische Arbeit im Umgang mit dem Thema Sexualität mit folgenden Instrumenten:
Regelmässige Bezugspersonengespräche
Bewohnerbesprechungen / Fachsupervision
Fachaustausch (auch Praxisbeispiele) in der Spurgruppe
Regelmässige Sitzungen der Spurgruppe
Reglement
Bestandesaufnahme der Förderplanung: a) Beziehung zu sich selbst / Rolle als Mann oder Frau
Hinweis:
Adressen von Beratungs-, Anlaufstellen und Literaturverweise (Sexualassistenz, Sexualberührung,
Partnervermittlung) sind im Ordner "Sexuelle Gesundheit Teil 1" aufgelistet. Die Ordner mit umfassenden
Angaben zum Thema sexuelle Gesundheit sind in der Fachbibliothek Pav.7 einzusehen und können
ausgeliehen werden.
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