Spanische Neuwahlen: Ein Votum für mehr Stabilität

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Spanische Neuwahlen: Ein Votum für mehr Stabilität
1) Die politische Ausgangslage
Die Parlamentswahl in Spanien am vergangenen Sonntag galt nach dem Brexit als nächste politische
Bewährungsprobe für die EU. Die erneute Parlamentswahl war nötig geworden, nachdem auf Basis des Ergebnisses
der regulären Wahl im Dezember 2015 keine Regierungsmehrheit gebildet werden konnte. Die Sorge, dass die vom
Brexit ausgelöste Unsicherheit die spanischen EU-skeptischen Parteien und Bewegungen bei den Neuwahlen am 26.
Juni stärken könnte, hat sich nicht materialisiert. Das Votum der spanischen Bevölkerung hat zwar keine einfache
Mehrheit für eine der zwei Großparteien in die Wege geleitet, war aber eindeutig ein Votum für mehr Stabilität in der
bisher schwierigen politischen Landschaft Spaniens. Die Wahl am Sonntag endete mit einem Wahlsieg der
Konservativen. Diese haben zwar ihren Stimmenanteil gesteigert, haben jedoch die absolute Mehrheit erneut verfehlt
und brauchen nach wie vor einen Koalitionspartner. Der große Erfolg der Linkspopulisten von Unidos Podemos blieb
aus. Das Linksbündnis kommt auf genauso viele Sitze wie im Dezember und bleibt damit drittstärkste Kraft hinter den
Sozialisten, die bei den Neuwahlen etwas schlechter abschnitten als im Dezember.
Die nun schon lange andauernde Phase ohne Regierung erhöht den Druck auf die Großparteien zur Bildung einer
tragfähigen Regierungskoalition. Spanien benötigt noch weitere Reformen, um die Wirtschaft nachhaltig auf
Wachstumskurs zu halten und attraktiv für ausländische Investitionen zu bleiben. Sollte sich die Regierungsbildung in
Spanien auch nach der erneuten Wahl verzögern, bliebe die bisherige Interimsregierung unter Premierminister Rajoy
im Amt und müsste sich möglichen EU-Sanktionen stellen, ohne die politische Legitimation für tiefgreifende neue
Politikmaßnahmen zu haben.
Für dieses Jahr wird in Spanien ein BIP-Wachstum von 2,8 % erwartet. Entscheidend für die Erreichung dieses Zieles ist
in erster Linie eine erfolgreiche Regierungsbildung.
2) Spanischer Büroimmobilienmarkt
2015 war ein außergewöhnlich starkes Jahr für den spanischen Immobilienmarkt. Nach mehreren verhaltenen Jahren
stieg in 2015 das Investmentvolumen im Gewerbeimmobilienmarkt auf ein neues Rekordhoch von ca. EUR 13 Mrd.
Parallel hat sich das Investorenprofil von einem in den Jahren 2012/2013 überwiegend opportunistischen hin zu einem
nachhaltigeren "Core"-Profil entwickelt. Der Mangel an hochqualitativen Objekten in den Top-Märkten Madrid und
Barcelona hat den ohnehin bereits starken Preiswettbewerb unter institutionellen Investoren verschärft. Folglich sind
letztes Jahr die Spitzenrenditen über alle Segmente hinweg auf bzw. nahezu auf historische Tiefstwerte gesunken.
Wertsteigerungspotential dürfte zukünftig über die Erholung im Vermietungsmarkt und die damit einhergehenden
Mietsteigerungen realisiert werden. Bereits im Vorjahr sind die Spitzenmieten für Büroimmobilien in Madrid und
Barcelona um 13, beziehungsweise 15 % gestiegen. Höhere Mietsteigerungen wurden im Euroraum nur in Dublin
registriert. Bis 2020 wird mit einem durchschnittlichen Mietwachstum von 4 bis 5 % p.a. in den Büromärkten von
Madrid und Barcelona gerechnet. Da der Neuflächenzugang an beiden Standorten sehr verhalten blieb, sind die
Leerstände in den letzten drei Jahren kontinuierlich gefallen. In Madrid betrug die Leerstandsrate im ersten Quartal
2016 ca. 11 % (Hoch: 12,5 %), in Barcelona ca. 12,7 % (Hoch: 16 %). Zum Ende des ersten Quartals 2016 waren die
Büromärkte, trotz der gestiegenen politischen Unsicherheit des Landes, unverändert auf Erholungskurs und für
Investoren attraktiv.
3) Aussichten
Das jüngste Wahlergebnis vom vergangenen Sonntag stellt zwar keine klare politische Lösung dar, dürfte aber
aufgrund des Erwartungsdrucks seitens der Bevölkerung und der schwächeren Position der linken Protest-Partei zu
einer Koalitionsbildung führen. Gleichzeitig sinkt durch die Abschwächung der Linken das Risiko eines
Abspaltungsreferendums in Katalonien. Das Worst-Case-Szenario, nämlich keine Regierungslösung für Spanien,
wird als unwahrscheinlich erachtet. Insgesamt wird von einer moderaten Erholung in den Vermietungsmärkten,
unter Berücksichtigung der geschilderten politischen Risiken, ausgegangen. Die politische Unsicherheit, die in
Spanien momentan hoch bleibt, dürfte dieses Jahr zu keinen wesentlichen Korrekturen der
Mietsteigerungserwartungen führen. Die Büroflächennachfrage dürfte allerdings nicht mehr auf dem
Rekordniveau des Vorjahrs liegen. Weiterhin könnten sich durch die temporäre Marktunsicherheit infolge des
Brexit auch Kaufgelegenheiten ergeben.
Viele Grüße, Ihr Real I.S. Research-Team
Grafiken 1: Büroflächenumsätze (annualisiert, zum Quartalsende) und Leerstandsraten in den Büromärkten von
Madrid und Barcelona
400
18
16,0
16
350
12,5
12,7
14
12
250
11,0
10
200
8
150
6
100
4
50
2
0
0
2013 Q1 2013 Q2 2013 Q3 2013 Q4 2014 Q1 2014 Q2 2014 Q3 2014 Q4 2015 Q1 2015 Q2 2015 Q3 2015 Q4 2016 Q1
Flächenumsatz Barcelona
Flächenumsatz Madrid
Leerstandsrate Barcelona (rs)
Quelle: PMA, Real I.S. AG
Ana-Maria Sechel
Immobilienrisikomanagement,
Portfoliostrategie und Research
Tel. +49 89 489082-137
[email protected]
Real I.S. AG
Innere Wiener Straße 17
81667 München
www.realisag.de
Leerstandsrate Madrid (rs)
in %
in Tsd. m², p.a.
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