Stiefkind Geothermik

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kanarische inseln
FOREIGN LANGUAGE NEWS 020
Grosses ungenutztes Energiepotenzial auf den Kanaren
Stiefkind Geothermik
„Wir machen uns vor den künftigen Generationen lächerlich,
wenn wir nicht endlich damit
beginnen, das geothermische
Potenzial der Kanaren zu nutzen, um Energie zu produzieren.“
Mit diesen klaren Worten richtete sich Celestino García, der
Projektleiter für Geothermik am
spanischen Institut für Geologie
und Rohstoffe, an die Teilnehmer einer Konferenz auf Gran
Canaria.
Das Treffen wurde vom Amt
für wirtschaftliche Entwicklung
der Inselregierung Gran Canarias
organisiert und von Inselpräsident Antonio Morales eröffnet.
Er engagiert sich stark für die
bessere Nutzung erneuerbarer
Energiequellen auf dem Archipel. Zu Gast waren auch Experten des Instituts für erneuerbare
Energien, ITER, aus Teneriffa,
Vertreter des Vulkanologischen
Instituts der Kanaren sowie der
Präsident der geothermischen
Unternehmensgruppe Somera,
der die technologische Plattform für geothermische Energie in Spanien vertritt.
Die Energie der Zukunft
Im Laufe des Workshops
bekräftigten die Experten das
unglaublich große Potenzial der
Geothermik auf den Kanaren.
Und das gilt für alle Inseln des
Archipels. Lanzarote könnte beispielsweise die gesamten 450
Megawatt, die von der Feuerinsel
und dem Nachbarn Fuerteventura verbraucht werden, allein
durch seine vulkanische Hitze
erzeugen. Auch auf Gran Canaria wäre es möglich, durch geothermische Zentralen oder auch
Einzelanschlüsse von Hotels oder
La Palma
aus geothermischen Quellen
gewonnen. Island deckt 27 Prozent seines Energiebedarfs auf
diese Weise ab und die Philippinen fast ein Viertel. Die Niedrigtemperatur-Geothermik kann für
Klimaanlagen, Heizung und die
Warmwasserbereitung in Hotels,
für Pools oder Industrieanlagen
genutzt werden. Schon 50.000
Megawatt, die von der Industrie
benötigt werden, werden in mehr
als 80 Ländern auf diese Weise
erzeugt. Umso unerklärlicher ist
es, weshalb die Erdwärme auf
den Kanaren nicht schon längst
viel intensiver genutzt wird.
Biomasse für
die Kläranlage
„Es ist lächerlich, wenn die Kanaren ihren großen Reichtum an Erdwärme nicht zur Energiegewinnung nutzen“, betont
der Experte Celestino García auf der Konferenz.
anderen Unternehmen einen
Großteil des Energiebedarfs
allein über diese Energiequelle
zu decken. Sie ist umweltfreundlich, kaum zu sehen und rentiert sich relativ schnell. Etwa
60 Prozent der Energiekosten
könnten nach der Amortisierung
eingespart werden. Studien einer
amerikanischen Umweltagentur
zufolge ist Geothermik die sauberste und umweltfreundlichste
Energiequelle.
Bei dieser Form der Energiegewinnung werden Röhren in das
Erdinnere gebohrt, je nach den
lokalen Gegebenheiten relativ
oberflächennah oder mehr in die
Tiefe. Wasser wird dann durch
die Erdwärme aufgeheizt und an
der Oberfläche zur Energiegewinnung genutzt. Die Installationen
nehmen wenig Raum ein und
sind kaum sichtbar. Außerdem
ermöglicht diese Methode Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Auf den Kanaren fanden
schon in den 70er- und sogar
40er-Jahren Studien zur Nutzung
der Erdwärme statt. Es scheint
völlig unbegreiflich, weshalb
sie in irgendwelchen Schubladen verstaubten und in Vergessenheit geraten sind. Dass die
Kanaren ein enormes Potenzial
in diesem Bereich haben, ist
nämlich unbestritten. Tiefenund Oberflächenwärme könnte
von Zentralen, Unternehmen und
Privathaushalten genutzt und
auch nachträglich noch eingebaut werden.
Eine weitere Möglichkeit der
Energiegewinnung, die während
der Konferenz erörtert wurde, war
die Nutzung der Kälte des Ozeans vor Gran Canaria, um Klimaanlagen zu betreiben.
Gran Canarias Inselpräsident
Antonio Morales betonte, dass
die weitestgehend autarke Energiegewinnung mithilfe der bereits
bestehenden und noch ausbau-
fähigen Wind- und Solarenergie,
der Nutzung von Biomasse und
Geothermik keine Utopie, sondern greifbare Realität ist. Derzeit wird der Energiebedarf auf
Gran Canaria zu 95 Prozent aus
fossilen Brennstoffen gedeckt.
Die Kosten gehen in die Milliardenhöhe. Diesen Kreislauf möchte Morales unterbrechen und eine Kehrtwende zur
erneuerbaren Energie in Gang
setzen.
Wie wichtig Inselpräsident
Antonio Morales eine Neuorientierung im Energiesektor
ist, zeigt auch die Plantage mit
Kaktusfeigen, die kürzlich auf
ungenutztem Gelände der Klär-
den soll. In einer ersten Phase
soll sie 2,2 Kilowatt pro Stunde
produzieren, danach acht Millionen Kilowatt. Das wäre dann der
Moment, in dem sogar ein Überschuss entsteht, der dann für die
Entsalzungsanlage genutzt werden kann. Derzeit verbraucht die
Kläranlage Südost sieben Millionen Kilowatt pro Stunde. Das
sind Kosten von rund 600.000
Euro für die Klärung von 5,6
Millionen Kubikmeter Wasser.
Diese Kosten können eingespart werden, sobald im nächsten
Frühjahr die Kaktusfeigen, als
„Energiefutter“ geerntet werden
können. Nachdem sowohl Klärals auch Entsalzungsanlage mit
Biomasse betrieben werden, soll
innerhalb eines Zeitraumes von
fünf Jahren der gesamte Wasserkreislauf im Südosten der Insel
auf diese Weise mit Energie versorgt werden. Morales betonte
bei der Einweihung der Plantage,
dass bereits ein Dutzend Hotels
Geothermische Energie
Das Potenzial der Geothermik
wird als so wichtig erachtet, dass
es weltweit mittlerweile mehr als
drei Millionen geothermische
Anlagen gibt. Etwa eine Million
davon steht in Europa. Im letzten Jahr wurden weltweit 11.700
Megawatt über Erdwärme produziert. Auf dem kanarischen Nachbararchipel, den Azoren, werden
bereits 22 Prozent der Energie
Antonio Morales bei der Pflanzung der ersten Kaktusfeigen, um Biomasse zu
erzeugen. Sie sind genügsam und wachsen schnell.
anlage im Südosten Gran Canarias, begonnen wurde. Zunächst
wurde ein halber Hektar Brachland mit Kaktusfeigen bepflanzt.
Insgesamt sollen es aber 13 Hektar werden. Die Kakteen dienen
dann als Biomasse, mit der die
erste Kläranlage in Europa autark
durch Biomasse betrieben wer-
auf der Insel ihren Energiebedarf durch Biomasse decken.
Bis zu 40 Prozent Kosten können dadurch eingespart werden.
Erneuerbare Energiequellen zu
nutzen, ist ein Anliegen, das
er sich als Inselpräsident ganz
groß in die Agenda geschrieben
n
hat. Neuer Mirador auf La Palma
Blick aufs Wesentliche: die Natur
Die kleine grüne Insel La Palma
liegt mitten im Atlantik und ist
die nordwestliche Vorhut des
Archipels. Sie wird von deutschen Urlaubern vor allem als
Wanderparadies sehr geschätzt.
Auch Canarios ziehen sich gerne
für eine Auszeit in die Ruhe La
Palmas zurück.
Mit der Einweihung des
neuen Aussichtspunktes über
dem Barranco Izcagua im
Gemeindegebiet von Punta-
gorda hat die Insel eine neue
Attraktion gewonnen. In unmittelbarer Nähe zum Bauernmarkt
und zum Walderholungsplatz
El Fayal enstand die moderne
Plattform. Sie integriert sich
trotz ihres futuristischen Aussehens perfekt in die Landschaft.
Die Insel profitiert von dem Bau
zusätzlich, weil gleichzeitig die
Zufahrt erneuert wurde. Zur
Einweihung war Inselpräsident
Anselmo Pestana gekommen.
„Tausende Urlauber, die diesen
Landstrich passieren, können
nun von diesem Aussichtspunkt
aus die eigenwillige, zauberhafte Landschaft bewundern.
Besonders auf den Süden des
Barrancos hat der Betrachter
einen herrlichen Blick“, erklärte
er. Puntagordas Bürgermeister
Vicente Rodríguez bedankte sich
für die Unterstützung durch die
Inselregierung. Aber er betonte
auch die Eigeninitiative der
Gemeinde, wodurch die landschaftliche reizvolle Gegend
durch dynamische und moderne
Freizeitangebote ergänzt wird.
Ein Gewinn ist der neue Mirador
für die Bewohner und Besucher
n
gleichermaßen. Ein wunderschöner Ausblick auf den
Barranco Izcagua im Nordwesten der
Insel La Palma.
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