Kontakt: NORD/LB Regionalwirtschaft Dr. Arno Brandt Friedrichswall 10, 30159 Hannover Tel. (0511) 361-51 04 E-Mail: [email protected] Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Norddeutsche Landesbank Girozentrale Friedrichswall 10 30159 Hannover Telefon (05 11) 3 61-0 Telefax (05 11) 3 61-40 78 Norddeutsche Landesbank Girozentrale Braunschweigische Landessparkasse NORD/LB Zentrum Friedrich-Wilhelm-Platz 38100 Braunschweig Telefon (05 31) 4 87-0 Telefax (05 31) 4 87-77 38 Norddeutsche Landesbank Girozentrale Landesbank für Sachsen-Anhalt Breiter Weg 7 39104 Magdeburg Telefon (03 91) 5 89-0 Telefax (03 91) 5 89-17 06 www.nordlb.de Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern November 2010 Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Eine Studie der NORD/LB Regionalwirtschaft Projektleiter: Dr. Arno Brandt Unter Mitarbeit von: Marie Christin Dickow Jan-Philipp Gehrke Martin Heine Manfred Steincke 2 NORD/LB Regionalwirtschaft Executive Summary stört. Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangslagen in den einzelnen Ostseeanrainerstaaten drohen die Auswirkungen Der Ostseeraum vereint eine Vielzahl von Gegensätzen und der Krise den Raum vorerst wirtschaftlich wieder tiefer zu Gemeinsamkeiten auf sich. In der Region treffen einerseits spalten. wohlhabende skandinavische Länder auf die weniger entwickelten Transformationsländer, etablierte auf postkommuni- Die Wirtschaftskrise wird zudem den schon seit einer ge- stische Volkswirtschaften und die Europäische Union auf ihre raumen Zeit voranschreitenden Wandel der Industriege- unmittelbaren Nachbarn, andererseits vereint eine lange ge- sellschaft hin zu einer Informations- und Wissensgesellschaft meinsame, traditionsreiche Kulturgeschichte den Ostsee- weiter beschleunigen. Dieser Wandel der Wirtschaftsstruk- raum über Staatsgrenzen hinweg. In Anbetracht der positiven turen wird nicht zuletzt auch durch eine Bedeutungs­­zunahme Entwicklungen, die die gesamte Ostseeregion seit der poli- immaterieller Produktionsfaktoren und einer ökonomischen tischen Wende zwischen 1989 und 1991 erfahren hat, eröff- Entwicklung, die sich zusehends auf den Produktionsfaktor neten sich für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Wissen gründet, gekennzeichnet sein. Auf diese Herausfor- und die gesamte Bundesrepublik Deutschland vielfältige derung werden sich auch die für das Bundesland so wich- Möglichkeiten, an diesen positiven Aspekten zu partizipieren. tigen Branchen der Maritimen Wirtschaft, des Ernährungsge- Gerade die Prognosen für den Ostseeraum, als eine Region werbes und der Gesundheitswirtschaft einstellen müssen. mit hohem Bildungsstandard, technologischer Innovation, wissenschaftlicher Kooperation und wirtschaftlichen Wachs- Der Ostseeraum verfügt über eine breite Wissensbasis, die tums in einer sich weiter integrierenden Weltwirtschaft, ver- sich vor allem in Form von (universitären) Ausbildungskapa­ sprechen eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und zitäten und Absolventen sowie einer diversifizierten For- machen sie zu einer Vorzeigeregion innerhalb der Europä- schungs- und Entwicklungslandschaft äußert. Diesem hohen ischen Union. Potenzial an Wissensinput steht jedoch ein West-Ost-­ Leistungsgefälle beim Innovationsoutput und der Kommerzi- Zu den Ländern des Ostseeraumes bestehen seit jeher gute alisierung von neuen Produkten gegenüber. Insbesondere wirtschaftliche und partnerschaftliche Beziehungen. Neben die Transformationsländer leiden hierbei unter einem nur den skandinavischen Ländern haben sich auch die neuen EU- schwach ausgeprägten industriellen High-Tech-Sektor. Eine Mitgliedsstaaten Polen, Estland, Lettland und Litauen sowie weitere Stärkung der vorhandenen Wissensbasis im Ostsee- auch Russland zu zuverlässigen Handelspartnern Deutsch- raum wird daher auch eng mit einem intensiven Wissens- lands entwickelt. Die Staaten der Ostseeregion sind somit im und Informationsaustausch sowie Kooperationsnetzwerken vergangenen Jahrzehnt zu wichtigen Absatz- und Bezugs- zwischen den einzelnen Ostseeanrainerstaaten und einer märkten der deutschen Wirtschaft geworden. Von größerer Nutzung der gesamten Bandbreite der Forschungslandschaft Bedeutung als für die gesamtdeutsche Wirtschaft ist der verbunden sein. ­Ostseeraum für den mecklenburg-vorpommerischen Außenhandel. Das nordöstlichste Bundesland pflegt als direkter Ost- Für die Positionierung der mecklenburg-vorpommerischen seeanrainer noch intensivere Verbindungen in die Re­gion. Wirtschaft bietet der Ostseeraum aufgrund seiner vielfältigen Strukturen und Spezialisierung auf vielen Bereichen sehr Von dem Verlauf der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ­gute Entwicklungsperspektiven: wurde auch die Ostseeregion erfasst und büßte viel von ihrer Dynamik ein. Aufgrund ihrer offenen Wirtschafts- und Finanz- – Neben den Ländern aus Mittel- und Osteuropa vereint der märkte sowie ihrer relativ kleinen Binnenmärkte erlebten Ostseeraum mit den skandinavischen Ländern sowohl speziell Estland, Lettland und Litauen einen dramatischen aufstrebende Transformationsländer als auch etablierte Einbruch in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. Vergleichs- Volkswirtschaften. Die Finanz- und Wirtschaftskrise der weise gut überstand hingegen Polen die Krisensituation in letzten Jahre hat hierbei die Entwicklung der aufstre- der Ostseeregion. Auch wenn die Rezession fürs erste im benden, östlichen Transformationsländer ins Schwanken ­Ostseeraum überstanden scheint und die jüngsten Konjunk- gebracht und das abrupte Ende ihres Aufschwungs zeigte turaussichten positiver in die Zukunft blicken lassen, wird es die Verletzlichkeit dieser Volkswirtschaften. noch eine Weile dauern bis in einzelnen Staaten das Vor­ krisenniveau erreicht wird. Insbesondere der Aufholprozess – Dank der verkehrstechnisch günstigen Lage am südwest- der baltischen Staaten wurde durch die Krise nachhaltig ge- lichen Rand der Ostseeregion wird Mecklenburg-Vorpom- Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum mern eine bedeutende Rolle bei der Abwicklung der NordSüd Verkehre zwischen den ökonomischen Regionen im Ostseeraum, den europäischen Kernräumen in Zentral­ europa und der Mittelmeerregion wie auch als „Tor zu Russland“ zukommen. – Aufgrund der vorhandenen Leistungsfähigkeit des Ostsee­ raumes bieten sich für Mecklenburg-Vorpommern strategische Anknüpfungspunkte an zukünftige Bedarfsfelder innerhalb der Region. Diese liegen nicht nur in den zukünftigen Bedarfsfeldern selbst, wie der Gesundheitswirtschaft oder dem Ernährungsgewerbe, sondern ermöglichen auch der Maritimen Wirtschaft und ihrem vielseitigen Qualifikationsangebot über Querschnittstechnologien an den Bedarfsfeldern der Zukunft teilzuhaben. So zählt der Ostseeraum z.B. zu den weltweit führenden Gesundheitsregionen und kann dazu beitragen, die Potenziale der Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern optimal auszuschöpfen. – Der Ostseeraum zeichnet sich dabei durch ein dynami­ sches, leistungsfähiges Wissenschafts- und Forschungssystem aus, das eine Vielzahl von Möglichkeiten für Kooperationen und eine Teilhabe an den internationalen Wissensströmen bietet. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern wird es auch darauf ankommen, den Ostseeraum als einen ­Talentpool an gut ausgebildeten Arbeitskräften zu erkennen. Kreativität, Talent und Weltoffenheit stellen wichtige zukunftsgerichtete Parameter einer zukunftsgerichteten (Wissens)Gesellschaft dar. – Aufgrund der „EU-Strategie für den Ostseeraum“ erfährt die Ostseeregion in letzter Zeit zusätzliche politische Impulse und eine erhöhte Aufmerksamkeit. Auch im Hinblick auf die nächste Förderperiode der EU-Strukturpolitik nach 2013, gilt es diesen Umstand zu nutzen. In der nächsten Förderperiode werden verstärkt Initiativen und Projekte förderfähig sein, die Themenbereiche der EU-Strategie ­Europa 2020 aufgreifen. In diesem Zusammenhang wird es auch darauf ankommen, Projekte auf den Weg zu bringen, die den Aspekt des „Region-building“ und den „Cross-border Ansatz“ betonen sowie überregionale Kooperationen und gemeinsame Netzwerkstrukturen stärken. 3 4 NORD/LB Regionalwirtschaft Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 6 2. Die Bedeutung des Ostseeraumes für Mecklenburg-Vorpommern 6 3. Länder- und Regionalanalysen 8 4. Der Ostseeraum in der Finanz- und Wirtschaftskrise 26 5. Die Wirtschaftsbeziehungen Mecklenburg-Vorpommerns zu den Ländern des Ostseeraumes 32 6. Die Maritime Wirtschaft im Ostseeraum 36 7. Das Ernährungsgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum 43 8. Die Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum 45 9. Die Ostseeregion als Wissensraum 46 10. Die Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum 56 11. Die Zukünftige Positionierung Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum 59 12. Fazit 65 Literatur 66 5 6 NORD/LB Regionalwirtschaft 1. Einleitung Grund des Bruchs in der Entwicklungsdynamik der Region, ausgelöst durch die wirtschaftlichen Verwerfungen der welt- Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ gingen die Ostseean- weiten Wirtschaftkrise 2009, wird dem Kapitel 3 Länder- und rainerstaaten daran, ein neues Kapitel in ihrer traditions- Regionalanalysen ein gesondertes Kapitel 4 nachgestellt, reichen Handelsgeschichte zu schreiben. Die Staaten des Bal- welches sich speziell mit den Auswirkungen der Finanz- und tikums, Polen und die Russische Föderation haben seitdem Wirtschaftskrise im Ostseeraum befasst. Das anschließende einen ambitionierten Aufholprozess gestartet und sich mit ih- Kapitel 5 untersucht die Wirtschaftsbeziehungen Mecklen- ren Nachbarstaaten Finnland, Schweden, Dänemark und burg-Vorpommerns zu den Ländern der Ostseeregion, ehe Deutschland zu einer dynamischen Wachstumsregion for- die darauffolgenden Kapitel 6 bis 8 einzelne Kernbranche miert, die in einer „Rückkehr“ der Ostseeregion nach Europa des Bundeslandes und ihre Anknüpfungspunkte im Ostsee- mündete. raum behandeln. Das Kapitel 9 beleuchtet den Ostseeraum als einheitlichen Wissens- und Innovationsraum und das Angesichts dieser dynamischen Entwicklung „vor der eigenen ­Kapitel 10 spricht mit der EU-Ostseestrategie eine politische Haustür“ ergaben sich für den vielfachen Exportweltmeister Besonderheit der Region an. Im letzten thematischen Kapitel Deutschland naturgemäß besondere Perspektiven. Der Ex- 11 wird die zukünftige Positionierung Mecklenburg-Vorpom- port von Gütern und Dienstleistungen gilt seit Bestehen der merns im Ostseeraum angesprochen, bevor in Kapitel 12 ein Bundesrepublik als einer der wesentlichen Triebkräfte für die abschließendes Fazit folgt. wirtschaftliche Entwicklung. Deutsche Unternehmen erschließen sich im Ausland einerseits neue Absatzmärkte und profitieren im Rahmen der stärkeren Einbindung in die interna­ tionale Arbeitsteilung von Kostenvorteilen in Produktion und 2. Die Bedeutung des Ostseeraumes für Mecklenburg-Vorpommern Distribution. Andererseits tragen auch ausländische Inves­ titionen in Deutschland zu mehr Wachstum und Beschäf­ Traditionell bestehen enge partnerschaftliche Verbindungen tigung bei. zwischen Deutschland, insbesondere dem norddeutschen Raum, und den Ländern des Ostseeraumes. Mit dem Zerfall Auf die Bedeutung des Exports für die deutsche Wirtschaft des Ostblocks und der Westorientierung Polens sowie der weist u. a. die Exportquote des Verarbeitenden Gewerbes hin, drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland wurde die im Zeitraum von 2000 bis 2009 von 36,3 Prozent auf die Ostsee aus ihrer politischen wie ökonomischen Randlage 44,1 Prozent angestiegen ist. Die Vergleichszahlen für Meck- erlöst und konnte als europäisches Binnenmeer zum Binde- lenburg-Vorpommern erhöhten sich im selben Zeitraum von glied zwischen der EU und Osteuropa reüssieren. Darüber hi- 21,6 Prozent auf 28,4 Prozent, liegen aber noch immer deut- naus erfolgte eine gute Einbindung der Russischen Föderati- lich unter dem Bundesdurchschnitt. In den vergangenen Jah- on in die Handelsverflechtungen der Region, die über den ren stiegen insgesamt sowohl die nominalen Importe als Raum St. Petersburg und die Oblast Kaliningrad Zugang zur auch die nominalen Exporte Deutschlands, wobei der Außen- Ostsee hat. Neben Finnland, Schweden und Dänemark haben handel zwischen Deutschland und dem Ostseeraum überpro- sich somit Polen, Russland sowie die drei baltischen Staaten portional zulegen konnte. Somit erfuhr diese Region eine zu verlässlichen Außenhandelspartnern Deutschlands ent­ wachsende Bedeutung für den deutschen Außenhandel. Ins- wickelt. So stieg das deutsche Ausfuhrvolumen im Jahr 2009 besondere die Exporte Mecklenburg-Vorpommerns in den in den Ostseeraum auf 91,7 Mrd. Euro und das Importvolu- Ostseeraum wiesen bis zur Finanz- und Wirtschaftskrise eine men auf 75,8 Mrd. Euro an. Dies entspricht einem Außenhan- dynamische Entwicklung auf. Nach Ausbruch der Krise er- delswachstum von 57,6 Prozent gegenüber dem Jahr 2000. lebte der Außenhandel mit den Ostseeanrainerstaaten einen Im gleichen Zeitraum erreichten die Exporte Mecklenburg- spürbaren Einbruch, der jedoch mit Blick auf die einzelnen Vorpommerns in die Ostseeregion Werte von 1,3 Mrd. Euro Länder unterschiedlich stark ausgefallen ist. Mittlerweile und die Importe einen Umfang von 1,4 Mrd. Euro, was einem zeichnen die jüngsten Konjunkturdaten jedoch wieder ein Wachstum von 68,8 Prozent gegenüber dem Außenhandels- ­positiveres Bild und lassen auf eine weitere Erholung der volumen aus dem Jahr 2000 entspricht. Darüber hinaus ent- ­Ostseeregion in der Zukunft hoffen. wickelte sich die Region zu einem attraktiven Investitionsstandort für Unternehmen sowohl aus Deutschland als auch Das folgende Kapitel 2 betont die Bedeutung des Ostsee- aus Mecklenburg-Vorpommern. Im Zuge dieser Intensivie- raumes für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Auf rung der Handelsbeziehungen wuchs die Bedeutung dieses Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 2.1: Der Ostseeraum Einwohner: 2003, Russland 2000. Quelle: BBR 2009; Darstellung NORD/LB 2010. Wirtschaftsraumes insgesamt; insbesondere für Mecklen- dieser Region zählen die fortlaufende Erhöhung der Wettbe- burg-Vorpommern gewannen die Länder Russland, Finnland werbsfähigkeit sowie die Umsetzung einer nachhaltigen, öko- und Schweden an Bedeutung und stellen wichtige Außen- logischen Strategie für die Ostsee auch im Hinblick auf die handelspartner mit Blick auf den Export dar. ­Energieversorgung. Zudem bestehen gemeinsame Interessen und Kooperationsmöglichkeiten auf dem Gebiet der See- Die Integration Polens und der baltischen Staaten in die verkehre und der Hafenentwicklung, dem Tourismus sowie Europäische Union am 1. Mai 2004 markiert auch den Aus- der Forschung, Bildung und dem Technologietransfer, die gangspunkt für eine verstärkte Kooperation innerhalb des auch für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern wichtige Ostseeraumes auf EU-Ebene. Zu den vordergründigen Zielen ­thematische Schwerpunkte darstellen. 7 8 NORD/LB Regionalwirtschaft Tab. 3.1: Ökonomische Eckdaten Deutschland / Mecklenburg-Vorpommern Deutschland Mecklenburg-Vorpommern Einwohner (31.12.2009) 81,9 Mio. 1,66 Mio. Bruttoinlandsprodukt (2009) 2.397,1 Mrd. Euro 35,2 Mrd. Euro BIP pro Kopf (2009) 29.278 Euro 21.263 Euro Entstehung des BIP in % Dienstleistungen 72,6; Dienstleistungen 79,1; Produzierendes Gewerbe 26,6; Produzierendes Gewerbe 18,5; Land- und Forstwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 0,8 Fischerei 2,4 Exportvolumen 2009 808,2 Mrd. Euro 5,1 Mrd. Euro Importvolumen 2009 674,0 Mrd. Euro 3,4 Mrd. Euro Hauptexportländer Frankreich 10,1; Niederlande 6,7; Schweden 7,3; Dänemark 7,2; (Anteil in %) USA 6,7; Vereinigtes Königreich 6,6; Vereinigtes Königreich 6,6; Italien 6,3 Polen 5,6; Italien 5,1 Hauptimportländer Niederlande 8,6; China 8,2; Dänemark 12,6; Polen 11,6; (Anteil in %) Frankreich 8,1; USA 5,9; Italien 5,9; Niederlande 10,4; Finnland 4,9; Vereinigtes Königreich 4,9 Frankreich 4,9 Quelle: Germany Trade and Invest; Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010. 3. Länder- und Regionalanalysen rend der Industriesektor gegenüber 2008 einen Rückgang von 17,9 Prozent zu verkraften hatte, kamen das Baugewer- Deutschland / Mecklenburg-Vorpommern be sowie der Bereich Handel, Gastgewerbe und Verkehr mit Einbußen von 0,7 bzw. 5,1 Prozent vergleichsweise glimpf- Als größte europäische Volkswirtschaft konnte Deutsch- lich durch das Krisenjahr. land im Jahr 2008 das vergleichsweise starke Wirtschaftswachstum der Jahre 2006 und 2007 nicht fortsetzen. Durch Im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise brach die Folgen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, die in der deutsche Außenhandel im Jahr 2009 spürbar ein. Wäh- der zweiten Hälfte des Jahres 2008 auch in Deutschland rend das Ausfuhrvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 17,9 sichtbar wurden, erreichte das reale Wachstum des BIP in Prozent sank, verringerte sich zeitgleich der Wert der Im- etwa das ­Niveau des Jahres 2004, bevor das Land 2009 in porte um 16,4 Prozent. In Folge dessen setzte sich der die schwerste Rezession seit Gründung der Bundesrepu- Rückgang des Handelsüberschusses weiter fort. Hauptein- blik rutschte (vgl. Abb. 3.1 und Kap. 4). Zum deutschen BIP fuhrgüter ­waren 2009 chemische Erzeugnisse, Maschinen, haben im Jahr 2009 maßgeblich das Finanz- und Versiche- Kraftwagen und Kraftwagenteile, elektronische Waren so- rungsgewerbe mit den unternehmensnahen Dienstlei- wie Erdöl. Im gleichen Zeitraum exportierte Deutschland stungen, die Industrie sowie der Bereich Handel inklusive vorwiegend ­chemische Erzeugnisse, Maschinen, Kraftwa- Gastgewerbe und Verkehr beigetragen (vgl. Tab. 3.1). Wäh- gen und Kraft­wagenteile sowie elektronische Waren, die Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum zusammen mehr als die Hälfte der Exportsumme ausmach- des BIP des Landes wurde vom Produzierenden Gewerbe ten. Die wichtigsten Herkunftsländer importierter Güter erwirtschaftet. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkom- und Dienstleistungen waren die Niederlande, China, Frank- men Mecklenburg-Vorpommerns lag unter dem bundes- reich, die USA, Italien ­sowie Großbritannien. Zu den bedeu- deutschen Durchschnitt (vgl. Tab. 3.1). tendsten Abnehmern deutscher Produkte zählten Frankreich, die Niederlande, die USA, Großbritannien und Italien (vgl. Tab. 3.1). Vor allem im Außenhandel kamen die Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise für die Wirtschaft Von dem gesamten Bruttoinlandsprodukt Deutschlands er- Mecklenburg-Vorpommerns deutlich zum Ausdruck. Wuchs wirtschaftete Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2009 ei- der Außenhandel des Landes im Jahr 2008 nominal im Ver- nen Anteil von 1,5 Prozent bzw. am Bruttoinlandsprodukt gleich zum Vorjahr deutlich stärker als im bundesdeut- der neuen Bundesländer (ohne Berlin) einen Anteil von 12,5 schen Durchschnitt, so fielen die krisenbedingten Rück- Prozent. Entsprechend der gesamtwirtschaftlichen Lage gänge verzeichnete auch Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2009 vergleichsweise stark aus. Während das Ausfuhrvolumen ­einen Rückgang seiner Wirtschaftsleistung, der allerdings aus Mecklenburg-Vorpommern um 14,9 Prozent abnahm, schwächer ausfiel als im gesamtdeutschen Vergleich (vgl. ging die Importsumme um 22,1 Prozent zurück. Damit Abb. 3.1). Vor allem das vergleichsweise konjunkturunab- schloss die Handelsbilanz des Bundeslandes, entspre- hän-gige Ernährungsgewerbe erwies sich in Zeiten der Kri- chend der Vorjahre, mit einem Außenhandelsüberschuss. se als wesentliche Stütze für die Wirtschaft Mecklenburg- Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern exportierten Vorpommerns. Wesentlich zur Entstehung des BIP im Jahr 2009 vorwiegend Güter aus dem Segment „Son- Mecklenburg-­Vorpommerns hat der Dienstleistungssektor stige Fahrzeuge“ (Schiffe), landwirtschaftliche Erzeug- einschließlich des Finanz- und Versicherungsgewerbes mit nisse, Maschinen sowie Nahrungs- und Futtermittel. Zu den unternehmensnahen Dienstleistungen und des Grund- wichtigsten Importgütern zählten Mineralölerzeugnisse, stücks- und Wohnungswesens sowie des Bereichs Handel, Nahrungs- und Futtermittel, Metallerzeugnisse, Papierwa- Gastgewerbe und Verkehr beigetragen. Knapp ein Fünftel ren und Maschinen. der Außenhandelsaktivitäten im Jahr 2009 Abb. 3.1: BIP Deutschland / Mecklenburg-Vorpommern (reale Veränderung im Vorjahresvergleich in Prozent) 4 3 3,2 2,9 2 1 1,2 0,4 1,1 0,3 0 2,5 2,6 1,5 1,3 1,3 0,8 1,1 0,0 0,1 -0,1 -0,2 -0,2 -1 -2 -2,3 -3 -4 -5 Deutschland Mecklenburg-Vorpommern -4,7 -6 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Quelle: Statistisches Bundesamt; Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010. 2006 2007 2008 2009 9 10 NORD/LB Regionalwirtschaft Tab. 3.2: Ökonomische Eckdaten Dänemark Einwohner (01.01.2010) 5,5 Mio. Bruttoinlandsprodukt (2009) 222,9 Mrd. Euro BIP pro Kopf (2009) 40.367 Euro Entstehung des BIP in % Dienstleistungen 29,8; Finanzwirtschaft, unternehmensnahe Dienste 27,4; Handel 13,2; Industrie 12,9; Transport/Post/Telekommunikation 6,3; Bauwirtschaft 5,0; Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 3,7; Elektrizität/Gas/Wasser 1,8 Exportvolumen 2009 66,2 Mrd. Euro Importvolumen 2009 59,0 Mrd. Euro Hauptexportländer 2009 Deutschland 17,3; Schweden 12,7; Vereinigtes Königreich 8,5; (Anteil in %) Norwegen 6,4; USA 6,3; Niederlande 4,6 Hauptimportländer 2009 Deutschland 21,2; Schweden 13,3; Niederlande 7,0; China 6,5; (Anteil in %) Vereinigtes Königreich 5,6; Norwegen 5,3 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. Dänemark Im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise brach der dänische Außenhandel im Jahr 2009 spürbar ein. Sank Nach vergleichsweise hohen realen Wachstumsraten seit das Ausfuhrvolumen Dänemarks gegenüber dem Vorjahr 2004 verlangsamte sich das dänische Wirtschaftswachs- um 15,9 Prozent, so verringerte sich zeitgleich der Wert der tum im Jahr 2007, bevor die Wirtschaftleistung des Landes nach Dänemark eingeführten Güter und Dienstleistungen in 2008 in die Rezession rutschte (vgl. Abb. 3.2). Der Rück- um 21,1 Prozent. Infolge dessen setzte sich der Zuwachs gang der Wirtschaftsleistung setzte sich im Jahr 2009 wäh- des ­dänischen Außenhandelsüberschusses verstärkt fort. rend der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise in ver- Zu den Gütern, die 2009 vorwiegend nach Dänemark im- stärktem Maße fort (vgl. Kap. 4). Das BIP Dänemarks setzte portiert ­wurden, zählten Fahrzeuge, Maschinen, Erdöl und sich 2009 zu mehr als der Hälfte aus allgemeinen Dienstlei- Erdöl­erzeugnisse sowie Waren der Bekleidungsindustrie. stungen sowie finanzwirtschaftlichen und unternehmens- Zu den wichtigsten Exportgütern gehörten im gleichen nahen Diensten zusammen. Darüber hinaus trugen der Zeitraum medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse, Handel, die Industrie und der Bereich Transport, Post, Tele- Spezialmaschinen sowie Erdöl und Erdölerzeugnisse. Der kommunikation in ­nennenswertem Umfang zum BIP des größte Importeur (2009) des Landes war Deutschland vor Landes bei (vgl. Tab. 3.2). Eine Wachstumsrate notierte da- Schweden und den Niederlanden. Umgekehrt waren bei lediglich der Finanz- und Dienstleistungssektor. Deutschland, Schweden und Großbritannien die wich- Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 3.2: BIP Dänemark (reale Veränderung im Vorjahresvergleich in Prozent) 4 3,5 3,3 3 2,3 2,4 2 1,6 1 0,7 0,5 0,4 0 -1 -0,9 -2 -3 -4 -5 -4,9 -6 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Danmarks Statistik 2009; Germany Trade and Invest 2010. tigsten Abnehmer von dänischen Gütern und Dienstlei- pommern im selben Zeitraum vorwiegend Energie sowie stungen. Mit einem Handelsvolumen von 23,7 Mrd. Euro im Waren aus den Bereichen des Ernährungsgewerbes, des Jahr 2009 war Deutschland vor Schweden der wichtigste Maschinenbaus und der Landwirtschaft mit einem Gesamt- Handelspartner Dänemarks. Die deutschen Direktinvestiti- volumen von 432,0 Mio. Euro. onsbestände in Dänemark erreichten im Jahr 2008 rund 5,9 Mrd. Euro, was einem Anteil von 6,2 Prozent der insgesamt in Dänemark getätigten ausländischen Direktinvestitionen gleichkommt. Deutschland liegt damit hinter Schweden, den Niederlanden, Großbritannien, Luxemburg und den USA auf dem sechsten Rang. Mecklenburg-Vorpommern exportierte im Jahr 2009 nach Dänemark Güter im Wert von rund 365,5 Mio. Euro, darunter hauptsächlich Energie, Nahrungs- und Futtermittel, chemische Erzeugnisse, Maschinen sowie Kokerei- und Mineralölerzeugnisse. Aus Dänemark bezog Mecklenburg-Vor- 11 12 NORD/LB Regionalwirtschaft Schweden mit einen Rückgang von real 17,1 Prozent den stärksten sektoralen Einbruch zu verkraften. Schweden konnte mit einem realen Rückgang des BIP in 2008 gegenüber 2007 nicht an das Wirtschaftswachstum Im Zuge des Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Lei- der Jahre vor der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise stung Schwedens während der globalen Finanz- und anknüpfen (vgl. Abb. 3.3). Vor dem Hintergrund der Krise, Wirtschafts­k rise entwickelte sich auch der Außenhandel deren Auswirkungen in der zweiten Jahreshälfte 2008 auch des Landes rückläufig. Allerdings fielen im Jahr 2009 die in Schweden spürbar geworden sind, setzte sich im Jahr Rückgange der Einfuhren (-17,0 Prozent) nach und die Aus- 2009 der Rückgang der schwedischen Wirtschaftsleistung fuhren (-16,4 Prozent) aus Schweden deutlich kräftiger aus ver­stärkt fort (vgl. Kap. 4). Zur Entstehung des BIP trugen als der Rückgang des BIP des Landes. Damit konnte der 2009 hauptsächlich der Dienstleistungssektor und die In- schwedische Außenhandel den Wachstumskurs der ver- dustrie bei (vgl. Tab. 3.3). Mit Ausnahme der Land- und gangenen Jahre nicht fortsetzen. Zu den Importgütern Forstwirtschaft einschließlich der Fischerei, die ein Null- Schwedens zählten 2009 vorwiegend chemische Erzeug- wachstum vermelden konnte, verzeichneten im Krisenjahr nisse, Brenn-/Schmierstoffe, Strom, Maschinen und Stra- 2009 sämtliche Sektoren der schwedischen Wirtschaft ßenfahrzeuge. Der Großteil der Ausfuhrgüter Schwedens Rückgänge ihrer Wirtschaftsleistung. Die Industrie hatte entfiel auf Maschinen, chemische Erzeugnisse und Straßen- Tab. 3.3: Ökonomische Eckdaten Schweden Einwohner (01.01.2010) 9,3 Mio. Bruttoinlandsprodukt (2009) 287,9 Mrd. Euro BIP pro Kopf (2009) 30.963 Euro Entstehung des BIP in % Dienstleistungen 43,7; Industrie 14,6; Bauwirtschaft 4,5; Energie- und Wasserversorgung 2,9; Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 1,3; Bergbau 0,4; Sonstige 32,6 Exportvolumen 2009 94,0 Mrd. Euro Importvolumen 2009 85,8 Mrd. Euro Hauptexportländer 2009 Norwegen 10,6; Deutschland 10,2; Vereinigtes Königreich 7,4; (Anteil in %) Dänemark 7,3; Finnland 6,4; USA 6,4; Frankreich 5,1 Hauptimportländer 2009 Deutschland 17,9; Norwegen 9,0; Dänemark 9,0; Niederlande 6,5; (Anteil in %) Vereinigtes Königreich 5,7; Finnland 5,2 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum fahrzeuge. Deutschland war mit einem Handelsvolumen Zu den mit Abstand wichtigsten Ausfuhrgütern, die aus von 26,3 Mrd. Euro im Jahr 2009 vor Norwegen, Dänemark ­Mecklenburg-Vorpommern nach Schweden geliefert wur- und Großbritannien der wichtigste ­Außenhandelspartner den, zählten chemische Erzeugnisse. Darüber hinaus ex- Schwedens. Die Bundesrepublik war vor Norwegen, Däne- portierte das Bundesland im Jahr 2009 vorwiegend Ma- mark und den Niederlanden der größte Importeur in Schwe- schinen, Erzeugnisse aus der Landwirtschaft sowie des den. Im Gegenzug zählt Deutschland nach Norwegen und Ernährungsgewerbes, Kokerei- und Mineralölerzeugnisse vor dem Vereinigten Königreich und ­Dänemark zu den wich- wie auch Metallerzeugnisse in das nördliche Nachbarland. tigsten Abnehmern schwedischer ­Produkte. Der Bestand Das gesamte Exportvolumen aus Mecklenburg-Vorpom- an deutschen Direktinvestitionen in Schweden belief sich mern nach Schweden erreichte 2009 einen Umfang von 2008 auf 18,5 Mrd. Euro, was einem ­A nteil an allen auslän- 370,4 Mio. Euro. Im Vergleichszeitraum importierte Meck- dischen Direktinvestitionen in Schweden von 7,8 Prozent lenburg-Vorpommern aus Schweden Waren im Wert von entspricht. Damit lag Deutschland hinter den Niederlan- 142,3 Mio. Euro, darunter hauptsächlich Kokerei- und Mine- den, Großbritannien, Luxemburg, den USA und Finnland auf ralölerzeugnisse, forstwirtschaftliche Erzeugnisse, Holz-, dem sechsten Rang. Kork-, Flecht- und Korbwaren sowie Maschinen und chemische Erzeugnisse. Abb. 3.3: BIP Schweden (reale Veränderung im Vorjahresvergleich in Prozent) 6 5 4,4 4,2 4,1 4 3,3 3 2,5 2,4 1,9 2 1,1 1 0 -0,2 -1 -2 -3 -4 -5 -4,9 -6 2000 2001 2002 2003 Quelle: SCB 2009; Germany Trade and Invest 2010. 2004 2005 2006 2007 2008 2009 13 14 NORD/LB Regionalwirtschaft Tab. 3.4: Ökonomische Eckdaten Finnland Einwohner (01.01.2010) 5,4 Mio. Bruttoinlandsprodukt (2009) 171,0 Mrd. Euro BIP pro Kopf (2009) 32.025 Euro Entstehung des BIP in % Industrie 25,1; Immobiliendienste und Dienstleistungen für Unternehmen 20,3; Handel 10,1; Gesundheits- und Sozialwesen 8,8; Transport, Lagerung und Nachrichtenübermittlung 7,8; Baugewerbe 7,3; Verwaltung, Sozialversicherung 4,8; Bildung 4,7; Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 2,9; Sonstige 8,2 Exportvolumen 2009 44,9 Mrd. Euro Importvolumen 2009 43,3 Mrd. Euro Hauptexportländer Deutschland 10,3; Schweden 9,8; Russland 9,0; USA 7,8; (Anteil in %) Niederlande 5,8; Vereinigtes Königreich 5,2 Hauptimportländer Russland 16,2; Deutschland 14,6; Schweden 10,0; China 7,9; (Anteil in %) Niederlande 4,6; Frankreich 4,5 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. Finnland Während sich das Volumen der nach Finnland eingeführten Waren und Dienstleistungen um 30,6 Prozent verringerte, Mit dem Beginn der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise schrumpfte die Summe der finnischen Exporte um 31,6 Pro- in der zweiten Hälfte des Jahres 2008 verlor das finnische zent. Gleichzeitig setzte sich die Verringerung des Außen- Wirtschaftswachstum gegenüber den wachstumsstarken handelsüberschusses weiter fort. Haupteinfuhrgüter waren in Vorjahren an Dynamik. Im weiteren Verlauf der Krise rutschte 2009 Erdöl, chemische Erzeugnisse, Maschinen, Waren aus das Land 2009 durch einen Rückgang seines BIP von 7,8 Pro- dem Bereich der Nachrichtentechnik und Telekommunikati- zent in eine tiefe Rezession. Zum BIP trugen im Jahr 2009 on, Rohstoffe, Nahrungsmittel und lebende Tiere sowie Stra- hauptsächlich die Industrie, Immobiliendienste und Dienst- ßenfahrzeuge. Zu den Hauptexportgütern zählten 2009 leistungen für Unternehmen sowie der Handel bei (vgl. Tab. ­Maschinen, Güter der Nachrichtentechnik und Telekommuni- 3.4). Von der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise waren auf kation, Papier/Pappe, chemische Erzeugnisse sowie Erdöl. ihrem Höhepunkt im Jahr 2009 sämtliche Wirtschaftszweige Mit einem Handelsvolumen von rund 12,4 Mrd. Euro (2009) in Finnland betroffen. zählt Deutschland zu den größten Handelspartnern Finnlands. Die wichtigsten Handelspartner in Bezug auf den Im- Noch stärker als der Rückgang des BIP fiel im Jahr 2009 auf- port waren Russland und Deutschland sowie Schweden. grund der Krise der Einbruch im finnischen Außenhandel aus. Hauptabnehmer für finnische Waren und Dienstleistungen Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 3.4: BIP Finnland (reale Veränderung im Vorjahresvergleich in Prozent) 6 5 5,1 4,9 4,4 4,1 4 3 2,9 2,7 2,0 2 1,6 1,2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 -6 -7 -7,8 -8 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Tilastokeskus 2009; Germany Trade and Invest 2010. war Deutschland, gefolgt von Schweden und Russland. Ins- Flecht- und Korkwaren. Rund 84 Prozent der wertmäßigen gesamt erreichen 85,0 Prozent der Einfuhren Finnland auf Importware (169,9 Mio. Euro in 2009), die aus Finnland nach dem Seeweg. Beim Warenumschlag mit den für Finnland be- Mecklenburg-Vorpommern eingeführt wurden, entfielen auf stimmten Produkten nehmen die deutschen Seehäfen Ham- Papierprodukte. burg, Rostock und Lübeck eine tragende Distributionsfunk­ tion ein. Beim Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Finnland liegt Deutschland mit 2,5 Mrd. Euro, bei einem Anteil von 3,4 Prozent (2009), hinter Schweden, den Niederlanden, Dänemark und Belgien auf Platz fünf. Im Gegenzug ist Deutschland ein Hauptziel finnischer Investitionen. Seit 1985 haben finnische Unternehmen hierzulande insgesamt mehr als 10 Mrd. Euro investiert. Zu den wichtigsten Exportgütern Mecklenburg-Vorpommerns nach Finnland (56,6 Mio. Euro in 2009) zählten Nahrungsund Futtermittel, chemische Erzeugnisse sowie Holz-, Korb-, 15 16 NORD/LB Regionalwirtschaft Estland wirtschaft konnte für das Jahr 2009 ein Wirtschaftswachstum aufweisen. Nach hohen Wachstumsraten insbesondere in den Jahren 2005 und 2006 hat in Estland im Jahr 2007 mit einer abneh- Während der Krise schrumpften die Außenhandelsaktivitäten menden Wachstumsdynamik eine Phase wirtschaftlicher An- Estlands in erheblichem Umfang. Im Jahr 2009 gingen ge- passungsprozesse eingesetzt (vgl. Abb. 3.5). Hinzu kamen genüber dem Vorjahr die Exporte um 24 Prozent zurück und die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise, die die das Importvolumen reduzierte sich sogar um ein Drittel. Wirtschaftslage in der kleinsten Volkswirtschaft der drei bal- ­Aufgrund des deutlich stärkeren Rückgangs der Importe ge- tischen Staaten zudem negativ beeinflussten. Die Rezession genüber der Reduzierung der Ausfuhren verringerte sich das in Folge der Krise setzte sich im Jahr 2009 verstärkt fort (vgl. Handelsbilanzdefizit des Landes. Die größten Teile der Güter, Kap. 4). An der Entstehung des BIP des Jahres 2009 entfielen die 2009 nach Estland eingeführt wurden, entfielen auf die die größten Anteile auf den Immobiliensektor, gefolgt von der Warengruppen Brennstoffe und mineralische Öle, chemische Industrie, dem Handel und dem Bereich Verkehr, Lagerung Erzeugnisse, Nahrungsmittel und Maschinen. Im Wesent- und Telekommunikation (vgl. Tab. 3.5). Lediglich die Forst- lichen exportierte Estland Güter der Warengruppen Brenn- Tab. 3.5: Ökonomische Eckdaten Estland Einwohner (01.01.2010) 1,34 Mio. Bruttoinlandsprodukt (2009) 13,7 Mrd. Euro BIP pro Kopf (2009) 10.243 Euro Entstehung des BIP in % Immobilien u. sonst. Geschäftsaktivitäten 21,2; Industrie 14,5; Handel 13,5; Verkehr, Lagerung, Telekommunikation 10,3; öffentl. Verwaltung, Verteidigung 7,8; Baugewerbe 6,8; Bildung 5,5; Gesundheit/Soziales 4,2; Strom/Gas/Wasser 3,7 Finanzen 3,5; Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 2,7; Sonstige 6,3 Exportvolumen 2009 6,5 Mrd. Euro Importvolumen 2009 7,3 Mrd. Euro Hauptexportländer Finnland 18,4; Schweden 12,5; Lettland 9,7; Russland 9,3; (Anteil in %) Deutschland 6,0; Litauen 4,9; USA 4,2 Hauptimportländer Finnland 14,4; Litauen 10,9; Deutschland 10,4; Lettland 10,2; (Anteil in %) Russland 8,8; Schweden 8,4; Polen 5,5 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum stoffe und mineralische Öle, Rohstoffe, Maschinen und Nah- Mit etwa 4 Mrd. Euro ist Schweden der größte ausländische rungsmittel. Direktinvestor im nördlichsten Land der baltischen Staaten. Zu den wichtigsten Exportgütern, die im Jahr 2009 aus Meck- Die wichtigsten Importeure Estlands waren 2009 Finnland, lenburg-Vorpommern nach Estland geliefert wurden, zählten ­Litauen, Deutschland, Lettland, Russland und Schweden. Im Waren aus dem Segment Glas, Keramik, Steine und Erden, Gegenzug lieferte Estland seine Waren und Dienstleistungen Nahrungs- und Futtermittel, Maschinen sowie Holz-, Korb-, vorwiegend nach Finnland, Schweden, Lettland und Russ- Flecht- und Korkwaren. Aus Estland wurden nach Mecklen- land. Nach Deutschland gingen zeitgleich nur rund 6,0 Pro- burg-Vorpommern vorwiegend Güter der Warengruppen zent der estländischen Ausfuhren. Das Handelsvolumen zwi- Steine und Erden sowie sonstige Bergbauerzeugnisse, Holz-, schen Estland und Deutschland betrug 2009 insgesamt rund Korb-, Flecht- und Korkwaren sowie landwirtschaftliche Er- 1,3 Mrd. Euro. Die unmittelbaren Direktinvestitionen Deutsch- zeugnisse eingeführt. Mecklenburg-Vorpommern bezog aus lands beliefen sich 2009 auf 140,4 Mio. Euro. Deutschland Estland im Jahr 2009 Waren im Gesamtwert von 11,4 Mio. steht damit, bei einem Anteil von 1,2 Prozent an den insge- ­Euro und lieferte seinerseits nach Estland Güter in einem samt getätigten Direktinvestitionen in Estland, auf Rang 13. ­Gesamtwert von lediglich 4,1 Mio. Euro. Abb. 3.5: BIP Estland (reale Veränderung im Vorjahresvergleich in Prozent) 15 10 10,0 7,5 7,9 9,4 7,6 10,0 7,2 7,2 5 0 -3,6 -5 -10 -15 -14,1 -20 2000 2001 2002 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 17 18 NORD/LB Regionalwirtschaft Tab. 3.6: Ökonomische Eckdaten Lettland Einwohner (01.03.2010) 2,25 Mio. Bruttoinlandsprodukt (2009) 18,8 Mrd. Euro BIP pro Kopf (2008) 8.358 Euro Entstehung des BIP in % Immobilien, Vermietung u. a. Geschäftstätigkeiten 19,9; Handel, Gastronomie 16,6; Industrie 13,7; Verkehr, Lagerung, Telekommunikation 11,4; Finanzdienstleistungen 6,8; Bauwesen 6,5; Land- und Forstwirtschaft 3,0; Sonstige 22,1 Exportvolumen 2009 5,5 Mrd. Euro Importvolumen 2009 6,9 Mrd. Euro Hauptexportländer Litauen 14,7; Estland 13,4; Russland 13,1; Deutschland 8,2; (Anteil in %) Schweden 5,7 Hauptimportländer Litauen 16,3; Deutschland 11,4; Russland 10,9; Polen 8,2; (Anteil in %) Estland 7,5 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. Lettland Auch der Außenhandel Lettlands setzte seinen Wachstumskurs während der Finanz- und Wirtschaftskrise nicht weiter Nachdem Lettland in den Jahren 2005 bis 2007 jährlich zwei- fort. Während bereits 2008 die Wachstumsdynamik der Aus- stellige Wachstumsraten seines BIP erzielt hatte, rutschte das fuhren spürbar nachließ und sich die Einfuhrsumme leicht Land mit Beginn der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise verringerte, sanken 2009 die lettischen Exporte um 21 Pro- 2008 in die Rezession, die sich im darauffolgenden Jahr ver- zent und die Importe des Landes sogar um 37 Prozent, stärkt fortgesetzt hat (vgl. Abb. 3.6 und Kap. 4). Die Entste- ­woraus eine weitere Verringerung des Außenhandelsdefizits hung des BIP wurde im Jahr 2009 hauptsächlich vom Immo- resultierte. Zu den Gütern, die 2009 hauptsächlich nach Lett- biliensektor, vom Handel und der Gastronomie, von der land eingeführt wurden, zählten Nahrungs- und Futtermittel, Industrie sowie vom Bereich Verkehr, Lagerung und Telekom- Brennstoffe und mineralische Öle, chemische Erzeugnisse munikation getragen (vgl. Tab 3.6). Lediglich der Sektor Land- sowie Maschinen. Die wichtigsten Exportgüter des Landes und Forstwirtschaft konnte 2009 ein moderates Wirtschafts- waren Nahrungs- und Futtermittel, Rohstoffe, chemische Er- wachstum erzielen, während die anderen Wirtschaftszweige zeugnisse sowie Eisen und Stahl. Lettland bezog seine Güter deutliche Rückgänge ihrer Wirtschaftskraft zu verzeichnen und Dienstleistungen zum größten Teil aus Litauen, Deutsch- hatten. land, Russland, Polen und Estland. Zu den bedeutendsten Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 3.6: BIP Lettland (reale Veränderung im Vorjahresvergleich in Prozent) 15 10 6,9 8,0 6,5 7,2 8,7 10,6 12,2 10,0 5 0 -5 -4,6 -10 -15 -18,0 -20 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. Abnehmerländern lettischer Erzeugnisse zählte Litauen, ge- Korkwaren sowie Maschinen aus Lettland bezogen. Die Im- folgt von Estland, Russland und Deutschland. Das Volumen portsumme betrug 10,5 Mio. Euro (2009). des deutsch-lettischen Außenhandels erreichte 2009 einen Wert von rund 1,3 Mrd. Euro. Mit einem Bestand an unmittelbaren Direktinvestitionen in Lettland von 435 Mio. Euro im Jahr 2008 lag Deutschland mit einem Anteil von 6,9 Prozent an den gesamten getätigten ausländischen Direktinvesti­ tionen hinter Estland und Schweden auf dem dritten Rang. Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern lieferten nach Lettland im Jahr 2009 Waren im Wert von 7,6 Mio. Euro, ­darunter vorwiegend Maschinen, Nahrungs- und Futtermittel, Holz-, Korb-, Flecht- und Korkwaren sowie Gummi- und Kunststoffwaren. Umgekehrt wurden vorzugsweise land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse, Holz-, Korb-, Flecht- und 19 20 NORD/LB Regionalwirtschaft Litauen wachs von 2 Prozent verzeichnen konnte, mussten während der ­Krise sämtliche Bereiche teilweise herbe Einbußen ihrer Vor Beginn der schweren Rezession im Jahr 2009, die von der Wirtschaftsleistung verkraften. weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise ausgelöst wurde, verzeichnete Litauen im Jahr 2008 noch einmal ein reales Nach zweistelligen Wachstumsraten in den Vorjahren erlebte Wirtschaftswachstum. Allerdings zeigten sich bereits erste der litauische Außenhandel 2009 mit einem Rückgang der Auswirkungen der Krise in dem Land, das nicht an die Wachs- ­Exporte von 27 Prozent und einer Reduzierung der Summe tumserfolge der Vorjahre anknüpfen konnte (vgl. Abb. 3.7). der eingeführten Waren und Dienstleistungen von 38 Prozent Zum BIP im Jahr 2009 haben hauptsächlich der Handel inklu- einen starken Einbruch. Der überaus kräftige Rückgang der sive der Bereiche Hotels/Gastronomie, Transport-, Lager- und Importe trug zu einer Senkung des Außenhandelsdefizits bei. Fernmeldewesen, die Industrie, der Bereich Finanzen, Immo- Haupteinfuhr- und Ausfuhrgüter waren 2009 Erdöl, che- bilien und andere Geschäftsaktivitäten sowie das Bauwesen mische Erzeugnisse wie auch Nahrungsmittel einschließlich beigetragen (vgl. Tab. 3.7). Bis auf die Land- und Forstwirt- lebender Tiere. Litauen exportierte seine Waren und Dienst- schaft, einschließlich des Fischereiwesens, die einen Zu- leistungen vorwiegend nach Russland, Lettland und Deutsch- Tab. 3.7: Ökonomische Eckdaten Litauen Einwohner (01.04.2010) 3,32 Mio. Bruttoinlandsprodukt (2009) 26,8 Mrd. Euro BIP pro Kopf (2009) 8.010 Euro Entstehung des BIP in % Handel, Hotels/Gastronomie, Transport-/Lager-/Fernmeldewesen 31,6; Industrie 20,5; Finanzen, Immobilien, andere Geschäftsaktivitäten 15,9; Bauwesen 6,3; Land- und Forstwirtschaft 4,4; Sonstige 21,3 Exportvolumen 2009 11,8 Mrd. Euro Importvolumen 2009 13,1 Mrd. Euro Hauptexportländer Russland 13,2; Lettland 10,0; Deutschland 9,7; Polen 7,2; Estland 7,2; (Anteil in %) Niederlande 5,1 Hauptimportländer Russland 30,1; Deutschland 11,2; Polen 10,0; Lettland 6,4 (Anteil in %) Quelle: Germany Trade and Invest 2010. Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum land. Andererseits zählten Russland, Deutschland und Polen liche Erzeugnisse sowie Güter der Gruppe Glas und -waren, zu den wichtigsten Herkunftsländern von in Litauen einge- Keramik, Steine und Erden nach Litauen. Hauptimportgüter führten Waren. Das deutsch-litauische Handelsvolumen er- aus Litauen, die nach Mecklenburg-Vorpommern eingeführt reichte einen Umfang von 2,6 Mrd. Euro. Bei dem Bestand an wurden, waren chemische Erzeugnisse und mit deutlichem unmittelbaren ausländischen Direktinvestitionen in Litauen Abstand Kokerei- und Mineralölerzeugnisse, Gummi- und liegt Deutschland mit einem Wert von 998 Mio. Euro (2008), Kunststoffwaren sowie Nahrungs- und Futtermittel. Während entsprechend einem Anteil von 10,4 Prozent aller getätigten Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2009 Waren im Wert von Direktinvestitionen, hinter Schweden, Polen und Dänemark 18,8 Mio. Euro nach Litauen lieferte, führte das Bundesland auf dem vierten Rang. Güter im Gesamtwert von 52,6 Mio. Euro aus Litauen ein. Die mit Abstand wichtigste Warengruppe der Exporte Mecklenburg-Vorpommerns nach Litauen stellten Nahrungs- und Futtermittel dar. Darüber hinaus lieferte das Bundesland vorwiegend Holz-, Korb-, Flecht- und Korkwaren, landwirtschaft- Abb. 3.7: BIP Litauen (reale Veränderung im Vorjahresvergleich in Prozent) 15 10,2 10 5 4,1 6,7 9,8 7,4 6,9 7,8 7,8 2,8 0 -5 -10 -15 -15,0 -20 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Quelle: Statistikos departamentas prie Lietuvos Respublikos Vyriausybės 2009; Germany Trade and Invest 2010. 2008 2009 21 22 NORD/LB Regionalwirtschaft Tab. 3.8: Ökonomische Eckdaten Polen Einwohner (01.07.2009) 38,17 Mio. Bruttoinlandsprodukt (2009) 310,2 Mrd. Euro BIP pro Kopf (2009) 8.128 Euro Entstehung des BIP in % Dienstleistungen 66,0; Industrie 23,0; Bauwirtschaft 7,4; Sonstige 3,6 Exportvolumen 2009 96,3 Mrd. Euro Importvolumen 2009 105,0 Mrd. Euro Hauptexportländer Deutschland 26,1; Italien 6,9; Frankreich 6,8; Vereinigtes Königreich 6,4; (Anteil in %) Tschech. Rep. 5,8; Niederlande 4,2 Hauptimportländer Deutschland 22,4; China 9,3; Russland 8,7; Italien 6,7; Frankreich 4,6; (Anteil in %) Tschech. Rep. 3,6 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. Polen Entgegen der positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Polens im Jahr 2009, war der Außenhandel des Landes kri- Die größte Volkswirtschaft Mittel- und Osteuropas konnte als senbedingt von einer rückläufigen Entwicklung gekennzeich- einziges Land des Ostseeraumes auch im Krisenjahr 2009 ein net. Der Rückgang der Ausfuhren von 16 Prozent im Vergleich Wirtschaftswachstum erzielen und den eingeschlagenen zum Vorjahr wurde von einem Schrumpfen des Import­ Wachstumskurs fortsetzen (vgl. Abb. 3.8). Allerdings schlug volumens von 24 Prozent begleitet. Zu den Hauptimport- und sich die Finanz- und Wirtschaftskrise mit einer zeitlichen Ver- -exportgütern Polens zählten 2009 Maschinen und Trans- zögerung auch in Polen nieder, in deren Folge sich die posi- portausrüstungen, chemische Erzeugnisse sowie Nahrungs- tive wirtschaftliche Entwicklung des Landes spürbar abge- mittel und lebende Tiere. Der mit Abstand wichtigste Han- kühlt hat (vgl. Kap 4). An der Entstehung des BIP des Jahres delspartner Polens war mit einem Handelsvolumen von rund 2009 hatte der Dienstleistungssektor den größten Anteil, ge- 54,4 Mrd. Euro im Jahr 2009 Deutschland. Die Einfuhren folgt von der Industrie und der Bauwirtschaft (vgl. Tab. 3.8). ­Polens stammten vorwiegend aus Deutschland, gefolgt von Während die Industrie einen leichten Rückgang ihrer Wirt- China, Russland, Italien, Frankreich und der Tschechischen schaftsleistung zu verkraften hatte, konnten das Bauwesen Republik. Hauptabnehmerländer polnischer Güter und und der Dienstleistungssektor ein überdurchschnittliches Dienstleistungen waren 2009 neben Deutschland auch Ita- Wachstum vermelden. lien, Frankreich, Großbritannien, die Tschechische Republik Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 3.8: BIP Polen (reale Veränderung im Vorjahresvergleich in Prozent) 8 7 6,2 6 6,7 5,3 5,0 5 3,9 4 3,6 3 2 1 1,2 1,8 1,4 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. und die Niederlande. Neben der Intensivierung des bilate- Futtermittel, Metallerzeugnisse und chemische Erzeugnisse. ralen Handels zwischen Polen und Deutschland wurde das Insgesamt exportierte Mecklenburg-Vorpommern im Jahr Land nach der politischen Wende von 1989/90 auch zu einem 2009 Güter im Wert von 282,0 Mio. Euro nach Polen und bevorzugten Zielgebiet für deutsche Direktinvestitionen. Mit führte Waren mit einem Volumen von 398,0 Mio. Euro aus einem Bestand an unmittelbaren Direktinvestitionen deut- ­Polen ein. scher Unternehmen von rund 17,3 Mrd. Euro (2007) ist Deutschland vor den Niederlanden und Luxemburg größter Investor in Polen. Gut 16 Prozent aller in Polen getätigten ausländischen Direktinvestitionen stammen aus Deutschland. Die Unternehmen Mecklenburg-Vorpommerns (2009) exportierten nach Polen hauptsächlich Nahrungs- und Futtermittel, Kraftwagen- und Kraftwagenteile, chemische Erzeugnisse und Maschinen. Aus Polen bezog Mecklenburg-Vorpommern vorwiegend landwirtschaftliche Erzeugnisse, Nahrungs- und 23 24 NORD/LB Regionalwirtschaft Russische Föderation ­Finanzdienstleistungen und die Landwirtschaft ein moderates Wachstum verzeichnen, während insbesondere das Mit der Region St. Petersburg und über die Oblast Kalinin- Bauwesen, das Hotel- und Restaurantgewerbe sowie die Ver- grad grenzt die Russische Föderation an die Ostsee. Auch im arbeitende Industrie deutliche Rückgänge ihrer Wirtschafts- Jahr 2008 konnte Russland seinen wirtschaftlichen Wachs- leistung zu verkraften hatten. tumskurs der Vorjahre leicht abgeschwächt fortsetzen (vgl. Abb. 3.9). Dennoch rutschte auch Russland im Folgejahr Auch der Außenhandel, den die Russische Föderation, ent- ­wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise in die Rezession (vgl. sprechend der Vorjahre, mit einem positiven Saldo abschlie- Kap 4). Maßgebliche Wachstumsfaktoren der letzten Jahre, ßen konnte, erlebte durch die globale Finanz- und Wirt- die Russland 2007 zur weltweit elftgrößten Wirtschaftsmacht schaftskrise einen drastischen Einbruch. Nachdem sich im aufstiegen ließen, waren die hohen Ölpreise, ein kräftiger Jahr 2008 die Im- und Exporte des Landes um jeweils ein ­privater Konsum und die hohen inländischen wie auslän- Drittel erhöhten, sank im Folgejahr der Wert der ausgeführten dischen Investitionen. Einen wesentlichen Beitrag zur Ent­ Güter und Dienstleistungen um 35,5 Prozent und die Summe stehung des BIP hatten im Jahr 2009 der Dienstleistungssek- der Einfuhren um 37,3 Prozent. Mit einem Anteil von 42 Pro- tor, die Verarbeitende Industrie sowie der Bergbau (vgl. Tab. zent entfiel 2009 ein Großteil der Einfuhrgüter auf das Seg- 3.9). Im Zuge der Krise konnten lediglich der Bereich der ment Maschinen und Ausrüstungen, gefolgt von Personen- Tab. 3.9: Ökonomische Eckdaten Russische Föderation Einwohner (2009) 141,9 Mio. Bruttoinlandsprodukt (2009) 882,7 Mrd. Euro BIP pro Kopf (2009) 6.221 Euro Entstehung des BIP in % Dienstleistungen 62,4; Industrie 15,1; Bergbau 9,1; Bauwirtschaft 5,5; Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 4,7; Strom-, Gas-, Wasserversorgung 3,2; Exportvolumen 2009 216,3 Mrd. Euro Importvolumen 2009 120,0 Mrd. Euro Hauptexportländer Niederlande 12,0; Italien 8,3; Deutschland 6,2; Weißrussland 5,5; (Anteil in %) China 5,5; Türkei 5,4 Hauptimportländer China 13,6; Deutschland 12,7; USA 5,5; Ukraine 5,4; Frankreich 5,0 (Anteil in %) Quelle: Germany Trade and Invest 2010. Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum und Lastkraftwagen. Die mit Abstand bedeutendsten In Bezug auf den Außenhandel zwischen Mecklenburg-­ Exportgüter Russlands sind die Energieträger, die knapp zwei Vorpommern und der Russischen Föderation stellten Er­ Drittel der Exportsumme ausmachten. Mit deutlichem zeugnisse des Segments „Sonstige Fahrzeuge“ (Schiffe), Nah- ­Abstand folgten Chemikalien und synthetische Kautschuk- rungs- und Futtermittel, Maschinen und Metallerzeugnisse produkte sowie Maschinen und Ausrüstungsgüter. Der wich- die wichtigsten Exportwarengruppen in die Russische Föde- tigste Lieferant für Waren und Dienstleistungen war im Jahr ration dar. Chemische Erzeugnisse, Kokerei- und Mineralöl­ 2009 China, gefolgt von Deutschland, den USA, der Ukraine erzeugnisse, Kohle und Metalle waren die bedeutendsten und Frankreich. Die größten Abnehmer des Landes waren die ­Importwarengruppen aus Russland. Während Mecklenburg- Niederlande, Italien, Deutschland, Weißrussland und China. Vorpommern im Jahr 2009 Güter im Wert von 147,5 Mio. Euro Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Russland aus Russland einführte, exportierte das Bundesland im Ge- belief sich im Jahr 2009 auf 45,3 Mrd. Euro. Bis Mitte 2008 tä- genzug Waren mit einem Gesamtwert von 237,3 Mio. Euro in tigten deutsche Unternehmen in der Russischen Föderation die Russische Föderation. kumulierte Direktinvestitionen in Höhe von rund 13 Mrd. ­Euro. Damit liegt Deutschland mit einem Anteil von 7,2 Prozent an den insgesamt getätigten Direktinvestitionen nach Zypern und den Niederlanden an dritter Stelle. Abb. 3.9: BIP Russische Föderation (reale Veränderung im Vorjahresvergleich in Prozent) 12 10 10,0 8 7,3 6 5,1 7,2 7,7 8,1 6,4 5,6 4,7 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -7,9 -10 2000 2001 2002 Quelle: Germany Trade and Invest 2010. 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 25 26 NORD/LB Regionalwirtschaft 4. Der Ostseeraum in der Finanz- und Wirtschaftskrise Rezession. Als Folge der teilweise massiven Staatseingriffe belasten nun die hohen Schulden die öffentlichen Haushalte und verhindern eine deutlichere, wirtschaftliche Erholung, so Von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ist auch der dass die Gefahr eines erneuten „Abtauchens“, dem soge- Ostseeraum nicht verschont geblieben. Die Krise traf die seit nannten „double dip“, der Wirtschaft in die Rezession durch- über Jahren dynamisch wachsende Region mit einer Härte, aus bestehen bleibt. Aufgrund der Ungleichgewichte dürfte die in dieser Schwere kaum vorauszusehen war. Aufgrund eine Erholung der Ostseeregion insgesamt nur mäßig voran- ­ihrer unterschiedlichen Finanz- und Wirtschaftsstrukturen, schreiten. Marktgrößen sowie wirtschaftlichen Außenbeziehungen sind jedoch nicht alle Staaten gleich stark vom Abschwung Deutschland / Mecklenburg-Vorpommern erfasst worden. Dennoch ließen sich in der Region über­ einstimmende Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Zeichnete sich zu Beginn des Krisenjahres 2009 noch ein dra- Wirtschaftskrise beobachten: Fallende Immobilienpreise, matischer Absturz der Wirtschaftsleistung Deutschlands ab, Ein­brüche bei der Industrieproduktion, wegbrechende konnte die Rezession schon im II. Quartal 2009 gestoppt Wachstumsraten und steigende Arbeitslosigkeit. ­werden. Dennoch wird das Jahr 2009 insgesamt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,7 Prozent als ein Insbesondere das Einbrechen des intraregionalen Handels ganz besonderes in die deutsche Wirtschaftshistorie einge- im Ostseeraum und die starken finanzwirtschaftlichen Bezie- hen (vgl. Abb. 3.1). Stützend wirkte sich in dieser schwierigen hungen untereinander wogen in der Krise schwer. Die Stärke Phase der private Konsum, vorrangig aufgrund von aus Kon- der Krisenbetroffenheit steht dabei in einem engen Zusam- sumentensicht günstigen Preisentwicklungen und der staat- menhang mit dem Grad der Verflechtung – insbesondere der lichen Stimulierungsmaßnahmen, auf die Entwicklung des weltweiten Finanzmarktintegration – der einzelnen Volkswirt- Bruttoinlandsproduktes aus (vgl. NORD/LB 2009a). schaften, der einen Aufschwung gegenseitig begünstigte, im Abschwung aber auch die Staaten wechselseitig in die Tiefe Die jüngsten Konjunkturdaten zur deutschen Wirtschaftslei- zog. Aufgrund ihrer offenen Wirtschafts- und Finanzmärkte stung für das Jahr 2010 gehen von einem Anstieg des BIP von sowie der geringen Größe ihrer Binnenmärkte erlebten spezi- rund 3,5 Prozent aus und rechnen mit einer weiteren Fortset- ell die baltischen Staaten einen dramatischen Abschwung. zung der Erholung. Insbesondere ist für das Gesamtjahr Viel von ihrer Wachstumsdynamik verloren 2009 auch die 2010, nach einem Rückgang des deutschen Ausfuhrvolu- rohstoffexportabhängigen Volkswirtschaften Russlands (Erd- mens um rund 14,0 Prozent in 2009, mit einer deutlichen öl und Erdgas) und Finnlands (Forstprodukte). ­Erholung des für die deutsche Wirtschaft sehr wichtigen ­Exportsektors um ca. 15,0 Prozent gegenüber dem Krisenjahr Auch wenn der Internationale Währungsfond (IWF) jüngst 2009 zu erwarten (vgl. NORD/LB 2010a). Dabei wird der deut- seine Prognosen zur Erholung der Weltwirtschaft deutlich sche Export insbesondere von der Nachfrage der asiatischen ­anhob, bleibt der Aufschwung fragil und es ist weiterhin ver- Schwellenländer nach Investitionsgütern getragen. Insge- früht, allzu optimistische Zukunftsbilder zu zeichnen (vgl. IWF samt herrscht in der deutschen Wirtschaft wieder eine opti- 2010a; IWF 2010b). Zwar haben die massiven Konjunkturpro- mistische Grundstimmung, die auch für 2011 und 2012 von gramme die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise einem leichten aber anhaltenden jährlichen Wachstum 1,9 aus 2009 abgemildert, dennoch bleiben die Aussichten ins- bzw. 1,3 Prozent ausgeht (vgl. Abb. 4.1.). besondere für die mittel- und osteuropäischen Schwellenländer problematisch. Somit stellt sich die Lage in der Ostseere- In Mecklenburg-Vorpommern bremste die starke Binnenori- gion differenziert dar. Während die Staaten Westeuropas und entierung den konjunkturellen Abschwung. Das Bundesland Skandina­viens von der dynamischen Nachfrage aus Asien ist wesentlich auf die Ernährungswirtschaft und den Touris- profitierten, hier ist besonders Deutschland zu nennen, ha- mus ausgerichtet und hatte daher in der Krise geringere Ein- ben die drei baltischen Staaten noch stark unter den Krisen- brüche seines BIP zu verkraften als Gesamtdeutschland (vgl. folgen zu leiden (vgl. Coface 2010). Abb. 4.1). Allerdings hinterlässt die Krise der Schiffbauindustrie tiefe Spuren im Verarbeitenden Gewerbe. Vor allem das Die wirtschaftliche Situation im Ostseeraum lässt sich folgen- Ernährungsgewerbe bleibt aber weiterhin der wesentliche dermaßen beschreiben: Auf die Finanzmarktkrise folgte ein ­industrielle Impulsgeber für das Wachstum in Mecklenburg- tiefer, wenn auch nur kurzer, Absturz der Realwirtschaft in die Vorpommern. Aber auch die Hafenwirtschaft wird in den kom- Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum menden Jahren wieder von steigenden Güterumschlägen mit Für das Jahr 2010 wird wieder ein Wachstum der Wirtschafts- den Ostseeanrainerstaaten profitieren können. Zudem wer- leistung von 2,1 Prozent prognostiziert (vgl. Abb. 4.1). Dies den sich der Tourismus und das Gastgewerbe sowie die liegt u.A. zum einen an der Güterstruktur der Exporte, die we- ­Gesundheitsdienstleistungen mittelfristig weiter auf einem niger sensitiv auf die weltweiten Konjunkturzyklen reagieren, stabilen Wachstumspfad entwickeln. Die positiven gesamt- und zum anderen an den soliden finanzpolitischen Rahmen- deutschen Entwicklungen in 2010 unterstützen auch den bedingungen, die hohe öffentliche Investitionen in 2010 zur Aufschwung in Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt ist Krisenmilderung ermöglichen. Auch wenn die dänische Wirt- auch in dem nordöstlichsten Bundesland mit einem verhal- schaft die Trendwende aus der Rezession 2010 schafft, steht tenen, aber soliden Wirtschaftswachstum in den beiden kom- eine vollständige Erholung auch in einem engen Zusammen- menden Jahren zu rechnen (vgl. NORD/LB 2009c; Abb. 4.1). hang mit der globalen Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Lage am Arbeitsmarkt wird, wenn auch auf Dänemark einem niedrigen Niveau, für dänische Verhältnisse weiter bis ins Jahr 2011 angespannt bleiben. Für die Jahre 2011 und Wie fast alle relativ kleinen und offenen Volkswirtschaften in 2012 gehen die Schätzungen von einem moderaten Wachs- Skandinavien wird auch die dänische Wirtschaft stark von den tum des BIP von 1,6 Prozent bzw. 1,7 Prozent aus, so dass sich Entwicklungen der Weltwirtschaft bestimmt. Insbesondere die dänische Wirtschaft auf eine längere Phase mit nur im zweiten Quartal 2009 musste die dänische Wirtschaft schwachem Wachstum einstellen muss (vgl. Abb. 4.1; Nordic ­einen bislang nicht gekannten Einbruch ihrer Wirtschafts­ Outlook 2010b). leistung verzeichnen (vgl. Nordic Outlook 2009a). Anders als viele andere Länder Skandinaviens befindet sich Dänemark Schweden jedoch schon seit längerer Zeit in einer Phase der Rezession. Hauptsächlich aufgrund einer schwachen Inlandsnachfrage Das starke Engagement in den baltischen Staaten hatte im verringerte sich bereits 2008 die Wirtschaftsleistung und Verlauf des Krisenjahres 2009 zusehends negative Auswir- auch 2009 endete für die dänische Wirtschaft erneut mit kungen auf die schwedische Wirtschaft. Die ungewisse Lage einem Rückgang des BIPs. im Baltikum belastete merklich den schwedischen Bankensek- 27 28 NORD/LB Regionalwirtschaft Abb. 4.1: Entwicklung des Bruttoinlandproduktes (2010 bis 2012)* 5 Reale jährliche Veränderung in Prozent 4,3 4 3,5 3,1 3 2,5 2,1 2 1 1,9 1,6 1,5 1,3 1,2 1,7 2,0 2,2 0,8 0,4 0 2010 Deutschland1 2011 Mecklenburg-Vorpommern2 Dänemark3 2012 Schweden3 Finnland3 *Schätzung Quelle: Für 2010/2011 NORD/LB 2010a, für 2010 IWF 2010a. Für 2010­– 2012 NORD/LB 2009d. 3 Für 2010 – 2012 Nordic Outlook 2010b; Finland für 2012 IWF 2010a. 1 2 tor, der zu den größten Kreditgebern in Estland, Lettland und Finnland Litauen gehört. Darüber hinaus ist die schwedische Wirtschaft im großen Umfang vom Exportsektor und somit von der Welt- Im Krisenjahr 2009 erlebte Finnland einen Abschwung seiner konjunktur abhängig. In Folge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftsleistung von 8,0 Prozent. Die exportabhängige fin- Wirtschaftskrise rutschten viele schwedische Handelspartner, nische Wirtschaft litt unter dem dramatischen Einbruch der wie beispielsweise auch Deutschland, in die Rezession, wo- Ausfuhren – neben dem Holzverarbeitungssektor ist vor allem durch das schwedische Ausfuhrvolumen im ersten Halbjahr die Elektronik- und Elektrotechnikindustrie von der Exportkri- 2009 stark schrumpfte (vgl. Nordic Outlook 2009b). se betroffen. Insbesondere die Wirtschaftsflaute bei Finnlands östlichem Nachbarn Russland führte zu einem drastischen Für das Jahr 2010 wird von einer positiven Entwicklung der Einbruch der Exporte. Auch wenn weitere extreme Einbrüche schwedischen Wirtschaft, verbunden mit einem Wachstum der Wirtschaftsleistung nicht erwartet werden, findet die fin- des BIP von 4,3 Prozent, ausgegangen (vgl. Abb. 4.1). Getra- nische Wirtschaft nur sehr langsam auf die gewohnten Wachs- gen wird diese Hoffnung auch von den großen schwedischen tumspfade zurück. Für 2010 wird bislang ein Wirtschafts- Bankinstituten, die von einer allmählichen Verbesserung wachstum von 3,1 Prozent vorausgesagt (vgl. Abb. 4.1). ­ihrer Geschäftslage im Baltikum ausgehen, auch wenn weiterhin noch mit Kreditausfällen zu rechnen ist. In Schweden Seit Mitte der 1990er Jahre profitierte Finnland lange Zeit von besteht durchaus die Zuversicht, dass mit einer Wiederbele- einem starken Wirtschaftswachstum, welches insbesondere bung des Welthandels eine klare Trendwende in Richtung von den Wirtschaftszweigen der Informations- und Kommu- eines Wachstumskurses eintreten kann und die Wirtschafts- nikationstechnologien getrieben wurde. Diese Etatüber- krise zeitnah überwunden wird. Unterstützt wird diese Hoff- schüsse versetzen Finnland in die komfortable Lage, umfang- nung auch vom Exportsektor, der ähnlich zur Situation in der reiche Konjunkturmaßnahmen anzuschieben, um der Krise deutschen Wirtschaft, von der Nachfrage auf dem Weltmarkt aktiv entgegen zu wirken (vgl. Nordic Outlook 2010). Auch nach Investitionsgütern profitiert. Der schwedischen Wirt- bewahrheitete sich die aufgrund des einschneidenden Kon- schaft werden gute Chancen eingeräumt in den kommenden junkturabschwungs für Ende 2010 vorhergesagte Verdopp- Jahren weiter zu wachsen. Aktuelle Vorhersagen gehen lung der Arbeitslosigkeit nicht (vgl. NORD/LB 2010b). Der ­momentan von einem Wachstum von 1,5 bzw. 2,0 Prozent für ­relativ stabile finnische Binnenmarkt sowie die vergleichs- 2011 bzw. 2012 aus, auch wenn in Schweden weiter vor einer weise niedrigen Staatsdefizite, in Verbindung mit einer Erho- „Financial Crisis 2.0“ gewarnt wird (vgl. Nordic Outlook 2010b). lung der Außenwirtschaft, lassen Finnland gegenüber vielen Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum anderen Ostseeländern wirtschaftlich gut dar stehen (vgl. ­Exportsektors und des gesamten Ostseeraumes ab, da ca. die Nordic Outlook 2010b). Insgesamt ist auch in den kommen- Hälfte der für den Export bestimmten Waren und Dienstlei- den Jahren mit einem weiteren Aufschwung von etwa 2,0 stungen in diese Region exportiert werden (vgl. Bank DnB bis 2,5 Prozent für die finnische Wirtschaft zu rechnen (vgl. Nord 2009). Zu den Stärken der estnischen Wirtschaft zählt Abb. 4.1). hierbei die Elektronik­industrie, die eine hohe inländische Wertschöpfung aufweist. Zudem könnte Estland in den kom- Baltikum menden Jahren zusätzlich von dem Beitritt zur Eurozone profitieren (vgl. Nordic Outlook 2010b). Die Einführung der Ge- Die baltischen Staaten befinden sich in einer tiefen und ein- meinschaftswährung bleibt jedoch ein sehr optimistisches schneidenden Rezession. Nach einer langjährigen Wachs- Ziel, das nur mit starken Sparmaßnahmen erreicht werden tumsperiode und dem EU-Beitritt mussten sie im Jahr 2009 kann. Für 2011 und 2012 werden Wachstumsraten von 3,5 einen massiven Absturz ihrer Volkswirtschaften und tiefe Ein- Prozent bzw. 3,3 Prozent für die estnische Wirtschaft erwartet schnitte in ihren Sozialsystemen verkraften. Im Jahr 2009 ver- (vgl. Abb. 4.2). zeichneten die baltischen Staaten einen zweistelligen Rückgang des BIPs und auch 2010 finden sie nur sehr langsam Lettland aus der Rezession zurück auf alte Pfade. Die Gründe für diesen tiefen Fall liegen in dem stark spekulativen Engagement Als Folge des Abschwungs der internationalen Immobilien- ausländischer Finanzinstitute, was zu einem hauptsächlich und Finanzmärkte offenbarten sich die Schwächen der let- kreditfinanzierten Wachstum und einer irrationalen Über- tischen Wirtschaftstruktur. 2009 sank das BIP in Lettland das schwänglichkeit der zukünftigen Erwartungen in Folge der zweite Jahr in Folge und verschlimmerte die wirtschaftliche zurückliegenden Boomjahre geführt hat (vgl. Nordic Outlook Schieflage. Der drohende Staatsbankrott konnte nur durch 2009b). Mit dieser negativen Entwicklung bildete das Balti- Notkredite des Internationalen Währungsfonds und der EU kum 2009 mit Abstand das Schlusslicht in Europa. Konnte ein abgewendet werden (vgl. Wiess 2009). Der weitreichende Zusammenbruch und Konkurs einzelner Staaten noch abge- makroökonomische Schock, der durch die konjunkturelle wendet werden, kämpfen die baltischen Staaten auch in 2010 Überhitzung, die starke Abhängigkeit der Wirtschaft und pri- mit den Folgen ihrer ausufernden Leistungsbilanzdefizite vaten Haushalte von ausländischen Finanzinstituten sowie und einer hohen, meistens in ausländischen Währungen, die festen Wechselkurse mit verursacht wurde, wirkt auch Verschuldung (vgl. Coface 2010). noch bis in Jahr 2010 nach (vgl. Coface 2010). Zwar mehren sich die Zeichen einer Stabilisierung, doch dürfte die Wirt- Estland schaftsleistung wegen weiterer Einbußen beim Konsum und den Investitionen auch 2010 noch leicht sinken (vgl. Abb. 4.2; Estland, das in der EU lange als „Musterknabe“ galt, durch- Germany Trade and Invest 2010). schreitet die Krise mit Blick auf die anderen baltischen Staaten vergleichsweise glimpflich. Im Gegensatz zu Lettland Auch für das Jahr 2010 bleiben die Wirtschaftsaussichten mit und Litauen ist Estland vergleichsweise verantwortungsvoll einem prognostizierten Rückgang des BIP um 1,0 Prozent in mit den Haushaltsüberschüssen der Wachstumsjahre umge- Lettland weiter pessimistisch. Experten erwarten, dass die gangen. Dennoch verzeichnete auch Estland 2009 einen tie- hohe Wachstumsraten, wie vor der Krise, in nächster Zeit fen Rezessionseinschnitt. Damit das ehrgeizige Ziel des Bei- kaum mehr erreicht werden, die lettische Wirtschaft aber tritts zur Eurozone 2011 nicht gefährdet wird, sah sich Estland künftig auf einer solideren Basis wächst (vgl. Germany Trade zu einer restriktiven Finanzpolitik gezwungen. and Invest 2009). Aufgrund der strukturellen wirtschaftlichen Fehlentwicklung schon vor Ausbruch der Weltfinanz- und Für 2010 ist in Estland mit einer Erholung der Wirtschaft und Wirtschaftkrise sind Anpassungen der lettischen Wirtschaft mit einem Wachstum des BIPs um 1,8 Prozent zu rechnen unvermeidlich, um die bestehenden Ungleichgewichte zu (vgl. Abb. 4.2). Dem exportabhängigen Land könnte dabei zu- ­beseitigen. Ein Ende der Rezession in Lettland wird für 2011 gutekommen, dass eine negative Entwicklung des Preis- und erwartet (vgl. Abb. 4.2). Als erstes dürften die exportorien- Lohnniveaus die internationale Wettbewerbsfähigkeit est- tierten Branchen bei einem Aufwärtstrend der Wirtschaft in nischer Firmen nachhaltig verbessert. Die endgültige Been- Lettland dieses zu spüren bekommen. digung der Rezession hängt auch von der wirtschaftlichen Entwicklung des für die estnische Wirtschaft wichtigen 29 30 NORD/LB Regionalwirtschaft Litauen Mit einer merklicheren Entspannung im Baltikum ist insgesamt nicht vor 2011 zu rechnen (vgl. WIIW 2009). Nur geringfügig besser als im Nachbarland Lettland stellte sich die wirtschaftliche Lage in Litauen im Jahr 2009 dar. Die Polen vorausgegangenen Boomjahre wurden maßgeblich durch ­eine großzügige Vergabe von Fremdwährungskrediten, ins- Die polnische Wirtschaft überstand das Krisenjahr 2009 bes- besondere von schwedischen Banken, finanziert (vgl. CBSS ser als die meisten anderen Staaten in Mittel- und Osteuropa. 2009). Die fixen Wechselkursvereinbarungen überhitzten den Als einziges Land der Ostseeregion konnte Polen auch in 2009 litauischen Immobilienmarkt zusätzlich. Während des Wachs- ein Wachstum seines BIPs vorweisen. Diese relative ­Ro­bustheit tumsbooms entstand so eine starke Abhängigkeit von Devi- der polnischen Wirtschaft gegenüber der Finanz- und Wirt- senzuflüssen und eine starke Verschuldung des Bankensek- schaftskrise begründet sich in einer geringeren Export­ tors im Ausland (vgl. Coface 2010). abhängigkeit der polnischen Wirtschaft, einem starken Binnenmarkt sowie dem flexiblen Wechselkurssystem (vgl. Bank Litauen ist die größte der drei baltischen Volkswirtschaften DnB Nord 2009). Zudem ist der Anteil der Kredite in auslän- und aufgrund der höheren Binnennachfrage etwas weniger dischen Währungen in Polen mit nur knapp einem Drittel des stark vom Export abhängig als die anderen baltischen Staaten gesamten Finanzierungsvolumens recht gering. Auch ­haben Lettland und Estland. Das Land sollte daher den weltweiten die Banken bei der Kreditvergabe strengere Vorschriften wal- Konjunktureinbruch etwas besser verkraften als die bal- ten lassen als in den meisten anderen Schwellenländern in tischen Nachbarn. Zugute kommt Litauen hierbei auch die Mittel- und Osteuropa (vgl. Eastern European Outlook 2009). geographische Lage und die Gateway-Funktion, mit dem ­Hafen Kleipeda, für den östlichen Ostseeraum sowie die qua- Auch wenn Polen das einzige Land der Ostseeregion war, lifizierten Arbeitskräfte im Land (vgl. Coface 2010). welches 2009 nicht in die Rezession abrutschte, werden sich die hohen Wachstumsraten aus der Zeit vor der Krise in naher Dennoch wiegt die Schärfe der Rezession auch in Litauen Zukunft nicht wieder realisieren lassen. Für 2010 wird ein schwer und von einem starken Wachstum des BIPs ist in 2010 Wachstum des BIP von 3,4 Prozent prognostiziert (vgl. Abb. (1,3 Prozent) noch nicht auszugehen. Bei einer anhaltenden 4.2). Wegen steigender Kreditverknappung, steigender Ar- Belebung des Exportsektors ist in den folgenden Jahren al- beitslosigkeit und stagnierender Einkommen kann der pri- lerdings wieder mit höheren BIP-Wachstumsraten zu rechnen vate Konsum die Wirtschaft in 2010 weit weniger stark (vgl. Abb. 4.2; Nordic Outlook 2010). Ab 2011 dürften auch die stützten als in 2009. Der größte Impulsgeber der Wirtschaft Investitionen und der Konsum, dank weiter verbesserter 2010 sind die Investitionsausgaben der öffentlichen Hand, ­Zukunfts- und Beschäftigungsaussichten sowie einer nied- vor allem in Infrastruktur-Ausbauvorhaben im Zuge der Fuß- rigeren Kreditknappheit, wieder stärker steigen (vgl. Ger­ ball-Europameisterschaft 2012 in Polen (und der Ukraine) many Trade and Invest 2010). (vgl. Germany Trade and Invest 2009). Die baltischen Staaten wurden von der Finanz- und Wirt- Die diversifizierte Wirtschaft, das insgesamt gesunde Ban- schaftskrise schwer getroffen. Insbesondere das Festhalten kenwesen sowie weit vorangeschrittene Integration Polens in an den starren Wechselkurssystemen der baltischen Wäh- den westeuropäischen Wirtschaftsraum haben Polen die Fi- rungen am Euro verhinderte, mittels Abwertung, die Generie- nanz- und Wirtschaftskrise verhältnismäßig gut überstehen rung von Wettbewerbsvorteilen zur Krisenbewältigung. lassen (vgl. Coface 2010). Spätestens ab 2011 ist wieder mit ­Neben den wirtschaftlichen Verwerfungen verstärkten sich im einem stabilen Wachstum zu rechnen (vgl. Abb. 4.2). Eine Zuge der Krise auch die politischen Spannungen im gesamt- endgültige Entspannung wird jedoch auch mit den wirt- en Baltikum und steigerten die soziale Unsicherheit der schaftlichen Entwicklungen in Westeuropa und der restlichen ­baltischen Bevölkerung (vgl. Nordic Outlook 2009b). Die bal- Welt zusammenhängen (vgl. NORD/LB 2009b). tischen Staaten verfügen nur über einen geringen finanziellen Spielraum, der ihnen große Anstrengungen abverlan- Russische Föderation gen wird, um ihre Haushaltslagen zu konsolidieren. Eine deutliche Erholung von der globalen Krise ist daher auch von Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise verdeutlichte der weltweiten Entwicklung sowie dem Vertrauen von auslän- die starke Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von dischen Investoren in die Wirtschaftsentwicklung abhängig. ­Rohstoffexporten sowie die hohe Instabilität des Banken- Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum sektors. Trotz massiver Konjunkturanreize fiel das Land Eastern European Outlook 2010). Zudem könnte sich der als 2009 in eine tiefe Rezession. Für das starke Schrumpfen der Reaktion auf die Krise steigende Einfluss des Staates auf Wirtschaft in Russland waren neben den fallenden Energie- strategische Branchen, wie z.B. die Öl- und Gasindustrie, und Metallpreisen hauptsächlich auch die Kreditknappheit, negativ auf die Investitionsneigung (ausländischer) Unter- die Abwertung des Rubels und die sinkenden öffentlichen nehmen auswirken (vgl. Coface 2010). und privaten Investitionen verantwortlich (vgl. Eastern European Outlook 2009). Lange wurde das Ausmaß der Krise Die Russische Föderation stellt für den Ostseeraum eine in der Russischen Föde­ration unterschätzt, sah sich der Regionalmacht dar, die eine wichtige Einflussgröße für die Staat doch aufgrund seiner hohen Währungsreserven so- wirtschaftliche Entwicklung der Region ist. Auch wenn die wie der Haushalts- und Leistungsbilanzüberschüsse gut Krise noch nicht gänzlich überwunden, und mit weiteren vor einer möglichen Rezession geschützt (vgl. Steiner Rückschlägen durchaus noch zu rechnen ist, gehen die Ex- 2009). perten davon aus, dass die schlimmsten Konjunktureinbrüche überstanden sind und dass für 2011 und 2012 von Aufgrund der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise wur- einem stabilen Wachstum der Wirtschaftsleistung um 4,5 den große Mengen Kapital aus Russland abgezogen und Prozent auszugehen ist (vgl. Abb. 4.2). Als großer Exporteur der Rubel geriet enorm unter Druck. Zeitgleich gaben an von Öl und Gas wird Russland weiter von den steigenden den internationalen Rohstoffmärkten die Preise drama- Rohstoffpreisen an den Weltmärkten profitieren (vgl. tisch nach, was zu einer Verschärfung der Krise führte. Auch NORD/LB 2009c). Zudem verfügt die Russische Föderation wenn für 2010 ein Anstieg des BIP (4,3 Prozent) vorherge- über einen großen Pool an qualifizierten Arbeitskräften sagt wird und die Talsohle der Krise durchschritten scheint, und der Staat ist bestrebt, die Chance die sich durch die bleibt die Lage für die russische Wirtschaft weiter ange- ­K rise bietet zu nutzen, um sich der strukturellen Probleme spannt. Insgesamt bleibt die russische Wirtschaft, auf- des Landes anzunehmen und die Wirtschaft zu modernisie- grund der geringen Diversifizierung, stark von den Ent- ren (vgl. Sokolov 2010). Außerdem ergeben sich weitere wicklungen der Rohstoffpreise abhängig. Insbesondere die Entwicklungspotentiale im Bereich der Infrastruktur im ungewisse Entwicklung des Ölpreises stellt weiterhin ein Zuge der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotchi (vgl. Risiko für die wirtschaftliche Erholung Russlands dar (vgl. ­Coface 2010). Abb. 4.2: Entwicklung des Bruttoinlandproduktes (2010 bis 2012)* Reale jährliche Veränderung in Prozent 5 4,6 4,3 4 3,5 3,4 3 2 1,8 4,3 3,8 3,7 3,3 3,9 3,3 3,1 3,1 1,3 1 0 -1 -1,0 -2 2010 Estland1 Lettland1 2011 Litauen1 Polen1 *Schätzung Quelle: 1 2 Für 2010/2011 IWF 2010b, für 2012 IWF 2010a. Für 2010/2011 IWF 2010b, für 2012 Germany Trade and Invest 2010. 2012 Russland2 31 32 NORD/LB Regionalwirtschaft Abb. 5.1: Anteile des Ostseeraumes am Außenhandel Mecklenburg-Vorpommerns und Deutschlands Anteil des Einfuhr-/Ausfuhrwertes (Euro) in Prozent 60 50,4 45,9 42,4 40 20 39,7 26,2 26,5 22,5 18,9 8,9 9,7 0 Exporte aus Mecklenburg-Vorpommern 2000 2004 Importe nach Mecklenburg-Vorpommern 2008 12,6 11,3 Exporte aus Deutschland 9,8 10,4 12,2 11,2 Importe nach Deutschland 2009 Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen der NORD/LB 2010. Auch wenn die schlimmsten Konjunktureinbrüche erst ein- gut ein Viertel aller Exportwaren des Landes abgesetzt. Um- mal überstanden scheinen, ist es nach wie vor noch ein gekehrt importierte das Bundesland im selben Jahr knapp ­langer Weg zurück, bis in einzelnen Staaten das Vorkrisen- 40 Prozent seiner Waren aus dem Ostseeraum, während der niveau erreicht wird. Die Auswirkungen der globalen Fi- deutsche Außenhandel mit dieser Region lediglich gut ein nanz- und Wirtschaftskrise bekamen in der Ostseeregion Zehntel ausmachte. In den vergangenen Jahren stiegen die insbesondere die drei baltischen Länder zu spüren. Dage- Anteile des Ostseeraumes am deutschen Außenhandel sowie gen waren die ­Rezessionseinbrüche in den westeuropä- am Gesamtexport aus Mecklenburg-Vorpommern spürbar an ischen Staaten der Region und Skandinavien zwar heftig, (vgl. Abb. 5.1). Getragen von einem überdurchschnittlichen aber nicht von der ­befürchteten Dauer. Das starke Anziehen Exportwachstum Deutschlands und Mecklenburg-Vorpom- der Konjunktur, insbesondere im 2. Quartal 2010, führt da- merns in den Ostseeraum vor dem Ausbruch der weltweiten zu, dass die Prognosen zu den Konjunkturaussichten nach Finanz- und Wirtschaftskrise erfuhren die Ostseeanrainer- oben korrigiert wurden. Doch sollte die Exportwirtschaft, staaten einen Bedeutungszuwachs als Absatzmarkt für Güter die in vielen Ländern den Aufschwung befeuert, im Verlauf und Dienstleistungen (vgl. Abb. 5.2). Nach einem Rückgang des Jahres 2011 zum Erliegen kommen droht noch immer des Anteils des Ostseeraumes an den Gesamtexporten Meck- die Gefahr eines erneuten Wirtschaftsabschwungs, vor lenburg-Vorpommerns zwischen 2000 und 2004, gewannen dem viele Ökonomen immer wieder warnen. Aufgrund der die Ostseeanrainerstaaten als Absatzgebiet für das Bundes- unterschiedlichen Ausgangslagen in den einzelnen Ost- land insbesondere zwischen 2004 und 2008 überpropor­ seeanrainerstaaten droht die Krise den Raum vorerst wirt- tional stark an Bedeutung. Nach Ausbruch der weltweiten schaftlich wieder tiefer zu spalten. ­Finanz- und Wirtschaftskrise verringerten sich im Jahr 2009 die Außenhandelsanteile des Ostseeraumes am gesamtdeutschen Außenhandel geringfügig. Dagegen kam es mit Blick 5. Die Wirtschaftsbeziehungen Mecklenburg-Vorpommerns zu den Ländern des Ostseeraumes auf Mecklenburg-Vorpommern zu einer differenzierten Entwicklung. Während der Anteil des Ostseeraumes an den ­Gesamtausfuhren Mecklenburg-Vorpommerns stabil blieb, setzte sich die Abnahme der Importanteile dieser Region Der Ostseeraum ist für den Außenhandel Mecklenburg-­ ­weiter fort. Trotz eines Rückgangs der Importanteile des Ost- Vorpommerns von weitaus größerer Bedeutung als für die seeraumes an den Gesamteinfuhren Mecklenburg-Vorpom- gesamtdeutsche Außenwirtschaft. Hier wurden im Jahr 2009 merns zwischen 2000 und 2009 um knapp 11 Prozentpunkte, Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum sind die Ostseeanrainerstaaten noch immer die mit Abstand Finnland (250 Prozent) und Polen (152 Prozent) besonders wichtigsten Herkunftsländer von mecklenburg-vorpomme- kräftig an. Stärker als die durchschnittlichen Einfuhren des rischer Importware (vgl. Abb. 5.1). Bundeslandes aus dem Ostseeraum erhöhte sich darüber ­hinaus das jeweilige Importvolumen aus Dänemark und dem Insgesamt entwickelte sich der Außenhandel Mecklenburg- Baltikum (vgl. Abb. 5.2). Dabei weisen die Einfuhren aus den Vorpommerns zwischen 2000 und 2009 erheblich dyna- baltischen Staaten nach Mecklenburg-Vorpommern eine dif- mischer als der gesamtdeutsche Außenhandel (vgl. Abb. 5.2). ferenzierte Entwicklung auf. Während das Importvolumen Während die Summe aller deutschen Importe nominal um ein aus Litauen im Vergleichszeitraum um 283 Prozent angestie- Viertel wuchs und die Exportsumme Deutschlands nominal gen ist, schrumpfte die Einfuhrsumme der Waren und Dienst- um gut ein Drittel anstieg, legte das Importvolumen Mecklen- leistungen aus Estland um 30 Prozent und aus Lettland um burg-Vorpommerns um knapp zwei Drittel zu und die Gesam- 35 Prozent. Gemessen an der Entwicklung des gesamten texporte des Landes konnten sich mehr als verdoppeln. Die ­Außenhandels Mecklenburg-Vorpommerns mit den Ostsee­ Exportsumme Mecklenburg-Vorpommerns in den Ostsee- anrainerstaaten konnten die Exporte nach Schweden und in raum stieg besonders stark an und lag ebenfalls deutlich die Russische Föderation besonders stark zulegen. Ver- über dem bundesdeutschen Durchschnitt des Exportwachs- gleichsweise schwach entwickelten sich dagegen die Aus- tums in diese Region. Dagegen wuchs das Importvolumen fuhren aus dem Bundesland in das Baltikum und nach Däne- Mecklenburg-Vorpommerns aus dieser Region geringfügig mark (vgl. Abb. 5.2). Innerhalb des Baltikums stieg zwischen schwächer als im bundesdeutschen Durchschnitt. 2000 und 2009 die Ausfuhrsumme Mecklenburg-Vorpommerns nach Litauen mit einem Wachstum von nominal 103 Insbesondere die Importe aus der Russischen Föderation Prozent am stärksten, gefolgt von Lettland mit einem Zu- und Schweden entwickelten sich rückläufig und damit erheb- wachs von 93 Prozent. Im Gegensatz dazu verringerte sich im lich schwächer als das Importvolumen, das im Betrachtungs- Vergleichszeitraum das Ausfuhrvolumen nach Estland um 59 zeitraum nach Deutschland eingeführt wurde. Dagegen Prozent. ­stiegen die Importe nach Mecklenburg-Vorpommern aus Abb. 5.2: Entwicklung des Außenhandels Mecklenburg-Vorpommerns und Deutschlands 2000 bis 2009 Nominale Veränderung des Wertes (Euro) in Prozent 700 600 500 488 400 300 200 0 173 149 112 100 268 250 63 72 35 25 29 43 41 69 118 38 18 -100 Ostsee­ anrainer Dänemark Exporte aus Mecklenburg-Vorpommern Importe nach Mecklenburg-Vorpommern 91 69 17 2 1 -9 Welt 208 159152 Finnland -35 Schweden Exporte aus Deutschland Importe nach Deutschland Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen der NORD/LB 2010. 31 62 68 43 -56 Polen Russland Baltikum 33 34 NORD/LB Regionalwirtschaft Allerdings erfolgte die Entwicklung des Außenhandels Meck- gleich zum Vorjahr insbesondere nach Finnland, in die Rus- lenburg-Vorpommerns in der vergangenen Dekade nicht sische Föderation und in das Baltikum. Während 2009 auch in gleichmäßig. So fand das Wachstum des Außenhandelsvolu- Polen geringfügig weniger Waren und Dienstleistungen aus mens sowohl insgesamt, als auch mit dem Ostseeraum im Mecklenburg-Vorpommern als noch im Jahr 2008 abgesetzt Speziellen, überwiegend zwischen 2004 und dem Ausbruch wurden, stieg das Ausfuhrvolumen nach Dänemark moderat der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise im Verlauf des und nach Schweden mit einem Zuwachs von mehr als einem Jahres 2008 statt (vgl. Abb. 5.3). Stieg die Exportsumme Me- Viertel spürbar an (vgl. Abb. 5.3). Mit Blick auf die baltischen cklenburg-Vorpommerns in die Ostseeregion zwischen 2000 Staaten verringerten sich im gleichen Zeitraum die Exporte und 2004 im Jahresdurchschnitt um lediglich 1,2 Prozent, nach Estland um drei Viertel und auch nach Lettland wurden konnte das Exportvolumen, das aus dem Bundesland in die 16,0 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen aus Meck- Ostseeanrainerstaaten geliefert wurde zwischen 2004 und lenburg-Vorpommern geliefert. Dagegen konnten die Aus- 2008 um jahresdurchschnittlich 29 Prozent gesteigert wer- fuhren nach Litauen im Vergleichszeitraum um 4,4 Prozent den. Dabei wiesen die Exporte aus Mecklenburg-Vorpom- gesteigert werden. mern in die Russische Föderation sowie nach Dänemark und Finnland, gemessen am Wachstum des gesamten Ausfuhr­ Die rückläufige Entwicklung der Importe aus dem Ostsee- volumens in den Ostseeraum, eine überdurchschnittliche raum nach Mecklenburg-Vorpommern, deren Summe sich ­Dynamik auf. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise bra- zwischen 2000 und 2004 im Jahresdurchschnitt um 1,4 Pro- chen im Jahr 2009 die Ausfuhren Mecklenburg-Vorpom- zent verringerte, wandelte sich zwischen 2004 und 2008 in merns insgesamt, aber auch in den Ostseeraum gegenüber ein jahresdurchschnittliches Wachstum von 16,7 Prozent. Ge- dem Vorjahr drastisch ein. Im Jahr 2009 verringerte sich die messen am Wachstum des Einfuhrvolumens aus dem Ost- Ausfuhrsumme aus dem nordöstlichen Bundesland im Ver- seeraum nach Mecklenburg-Vorpommern, wies die Entwick- Abb. 5.3: Entwicklung des Außenhandels Mecklenburg-Vorpommerns 2000 bis 2009 Jahresdurchschnittliche nominale Veränderung des Wertes (Euro) in Prozent 100 80 60 48,7 40 20 29,0 -20 19,0 18,8 5,8 0 33,2 0,9 16,7 12,1 7,9 2,1 1,2 36,0 33,2 17,8 21,9 26,6 20,4 19,6 15,7 -1,4 -15,1 -1,4 -2,3 -14,4 -21,6 26,0 15,6 10,0 -18,6 -26,7 14,3 9,9 10,0 8,6 8,8 6,6 2,3 -6,1 -10,8 -17,4 -21,4 -29,6 -31,5 -40 -42,7 -48,6 -55,0 -60 -59,1 -80 Welt Ostsee­ anrainer Dänemark Finnland Exporte aus Mecklenburg-Vorpommern 2000 – 2004 Exporte aus Mecklenburg-Vorpommern 2004 – 2008 Exporte aus Mecklenburg-Vorpommern 2008 – 2009 Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen der NORD/LB 2010. Schweden Polen Russland Baltikum Importe nach Mecklenburg-Vorpommern 2000 – 2004 Importe nach Mecklenburg-Vorpommern 2004 – 2008 Importe nach Mecklenburg-Vorpommern 2008 – 2009 Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 5.4: Außenhandel Mecklenburg-Vorpommerns mit dem Ostseeraum 2000 bis 2009 Mio. Euro 700 600 550 500 462 432 400 300 370 358 365 348 259 293 297 256 170 Dänemark Export 2000 Export 2004 40 57 49 87 Finnland Export 2008 Export 2009 286 282 237 219 208 132 126 114 21 0 361 333 200 100 398 362 63 142 102 160 109 259 158 144 147 64 94 23 25 Schweden Import 2000 Import 2004 Polen Russland 43 30 46 65 83 74 Baltikum Import 2008 Import 2009 Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen der NORD/LB 2010. lung der Importe aus Finnland, Polen und Schweden jeweils 2009 gingen nach Schweden und Dänemark mehr als die einen überdurchschnittlichen Zuwachs auf. Mit der Finanz- Hälfte aller Güter und Dienstleistungen, die aus Mecklen- und Wirtschaftskrise verringerte sich im Jahr 2009 im burg-Vorpommern in den Ostseeraum geliefert wurden (vgl. ­Vergleich zum Vorjahr neben dem Exportvolumen auch die Abb. 5.5). Das wichtigste Herkunftsland von Importwaren für Summe der Waren- und Dienstleistungen, die nach Mecklen- Mecklenburg-Vorpommern unter allen Ostseeanrainern war burg-Vorpommern eingeführt wurden. Dabei fiel der Rück- 2009 Dänemark vor Polen, Finnland, der Russischen Födera­ gang der Importe aus dem Ostseeraum im Vergleich zum tion, Schweden und dem Baltikum. Aus Dänemark bezog das Rückgang der Gesamteinfuhren Mecklenburg-Vorpommerns Bundesland etwa ein Drittel seiner Einfuhren aus der Ostsee- vergleichsweise kräftig aus. Insbesondere die Importe aus region, während aus Polen 29,0 Prozent stammten. der Russischen Föderation, Finnland und Schweden in das Bundesland entwickelten sich im Jahr 2009 gegenüber 2008 Das Handelsvolumen zwischen Mecklenburg-Vorpommern stark rückläufig. Während sich das Einfuhrvolumen auch aus und den Ostseeanrainerstaaten belief sich im Jahr 2009 auf Dänemark und dem Baltikum verringerte, lieferte Polen 2009 insgesamt 2,71 Mrd. Euro. Mit einem Einfuhrvolumen von mehr Waren und Dienstleistungen nach Mecklenburg-­ 1,36 Mrd. Euro und einem Exportwert von 1,34 Mrd. Euro Vorpommern als noch 2008 (vgl. Abb. 5.3). Mit Blick auf das schloss die Handelsbilanz des Bundeslandes mit dem Ost- Baltikum konnte lediglich Lettland 2009 im Vergleich zum seeraum, entsprechend des Zeitraumes vor Ausbruch der Vorjahr den Absatz von Waren und Dienstleistungen in Meck- ­Finanz- und Wirtschaftskrise, mit einem leichten Defizit. lenburg-Vorpommern steigern. Dagegen brachen zeitgleich ­Lediglich im bilateralen Handel mit Schweden und der Rus- die Importe aus Estland und Litauen nach Mecklenburg-­ sischen Föderation überstieg die Summe der Ausfuhren aus Vorpommern um 30,7 bzw. 9,9 Prozent ein. Mecklenburg-Vorpommern den Wert der Einfuhren. Zu den wertmäßig stärksten Warengruppen, die aus den Ost- Bei einer Betrachtung der Exportvolumenanteile der einzel- seeanrainerstaaten nach Mecklenburg-Vorpommern einge- nen Staaten des Ostseeraumes dominierte im Jahr 2009 führt werden, zählen landwirtschaftliche Erzeugnisse, Papier/ Schweden die Exportaktivitäten Mecklenburg-Vorpommerns. Pappe, Mineralölerzeugnisse, Nahrungs- und Futtermittel, Gegenüber 2008 hat Schweden die Russische Föderation als Energie sowie chemische Erzeugnisse. Im Gegenzug liefert wichtigstes Exportbestimmungsland abgelöst (vgl. Abb. 5.4). Mecklenburg-Vorpommern zum Großteil Nahrungs- und 35 36 NORD/LB Regionalwirtschaft Abb. 5.5: Außenhandel Mecklenburg-Vorpommerns und Deutschlands in den Ostseeraum 2009 Anteil am Außenhandel mit den Ostseeanrainern insgesamt in Prozent 50 40 35 32 30 20 29 28 27 21 14 10 14 17 12 4 8 7 33 30 22 18 14 11 10 2 5 4 3 0 Dänemark Finnland Schweden Exporte Mecklenburg-Vorpommerns in den Ostseeraum Importe Mecklenburg-Vorpommerns in den Ostseeraum Polen Russland Baltikum Exporte Deutschlands in den Ostseeraum Importe Deutschlands in den Ostseeraum Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen der NORD/LB 2010. ­Futtermittel, Metallerzeugnisse, Energie, chemische Erzeug- bau geriet infolge massiver Auftragseinbrüche in eine schwie- nisse in den Ostseeraum. Während die Erzeugnisse des rige wirtschaftliche Situation. Ausdruck dessen ist die Insol- ­Ernährungsgewerbes unverändert zu den wichtigsten venz der Wadan Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde ­Exportgütern des Landes zählen, hat die Bedeutung des sowie die begonnene Umstrukturierung der Hegemann- Schiffbaus für die Exportwirtschaft im Nordosten während Werften in Stralsund und Wolgast. Als Wachstumsmotor der der Finanz- und Wirtschaftskrise stark abgenommen. Maritimen Wirtschaft positionieren sich dahingegen die ­maritimen Technologien. Ein wichtiger Impulsgeber für ­Wertschöpfung und Beschäftigung ist vor allem die Offshore- 6. Die Maritime Wirtschaft im Ostseeraum Windenergie, die besonders durch die Genehmigung ver­ schiedener Offshore-Windparks vor der mecklenburgischen Die Maritime Wirtschaft stellt für das Küstenland Mecklen- Küste ihren Antrieb erfährt. burg-Vorpommern einen wesentlichen Bestandteil der regionalen Wirtschaftsstruktur dar. Die verkehrsgünstige Lage im Seeverkehr und Hafenwirtschaft Zentrum Europas sowie die räumliche Nähe zum Baltikum und nach Skandinavien begünstigen die Funktion der mariti- Über die Ostsee als Seeverkehrsweg wird ein Großteil des men Logistik für den Ostseeraum. Dabei haben sich die Wirt- Warentransports zwischen den Ostseeanrainerstaaten abge- schafts-, Handels- und Verkehrsbeziehungen mit der Erweite- wickelt. Die Seehäfen Mecklenburg-Vorpommerns sind ein rung der Europäischen Union auch ganz erheblich in Richtung zentraler Bestandteil eines eng verflochtenen logistischen der osteuropäischen Mitgliedstaaten ausgeweitet. In den ver- Netzwerks des Ostseeraumes. Der Umschlag in den Häfen gangenen Jahren haben weltweit günstige Rahmenbedin- ­fokussiert sich dabei größtenteils auf den Warenaustausch gungen für eine beachtliche wirtschaftliche Dynamik im mit den Ostseeanrainern. Auf den ostseeinternen Transport ­Seeverkehr, in der Schiffbauindustrie wie auch in einigen entfällt ein Anteil von rund 75 Prozent. Eine besondere Stärke meerestechnischen Segmenten gesorgt. Die Auswirkungen der maritimen Logistik in Mecklenburg-Vorpommern sind die der internationalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise haben vielfältigen Umschlagkapazitäten der Seehäfen. Der Frach- allerdings auch in den maritimen Branchen Mecklenburg- tumschlag wird sowohl durch Fähr- und RoRo-Güter als auch Vorpommerns ihre Spuren hinterlassen. Gerade die Seehäfen durch trockene und flüssige Massengüter sowie Massen- wurden durch die Krise im Fracht- und Transportgeschäft mit stückgüter geprägt. Die Fähr- und RoRo-Verkehre besitzen voller Wucht getroffen. Im Jahr 2009 sank der Güterumschlag darüber hinaus auch in Zusammenhang mit den Passagier- gegenüber 2008 um insgesamt 15,0 Prozent. Auch der Schiff- verkehren eine herausragende Bedeutung und werden maß- Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum geblich über kombinierte Fracht-/Passagierschiffe und RoRo- als die ohnehin positive Entwicklung des Gesamtgüterum- Frachtfähren abgewickelt. schlags im Seeverkehr des Landes. Im Zuge dieser Entwicklung stieg der Anteil des Seegüterumschlags mit den Ost- Der Ostseeraum bildet des Weiteren den größten Transship- seeanrainerstaaten am Gesamtumschlag im Seeverkehr ment-Markt für die Nordrange-Häfen. Die großen Container- von 66,5 Prozent (2003) auf 69,4 Prozent (2008) an. Der Ost- häfen entlang der Nordseeküste sind Ausgangspunkte für seeraum besitzt für die Hafenwirtschaft Mecklenburg-­ Feederverkehre nach Mecklenburg-Vorpommern und die um- Vorpommerns somit einen noch höheren Stellwert als für liegenden Ostseeanrainer. Infolge der Wirtschaftskrise hat die gesamte Außenwirtschaft des Landes. Schweden stellt sich das Wachstum der Containerverkehre in Richtung Ost- derzeit nach dem Umschlagvolumen den bedeutendsten see jedoch merklich verlangsamt. Handelspartner für die mecklenburg-vorpommerischen Häfen dar. Mit deutlich größerem Abstand folgen die Mecklenburg-Vorpommern ist aufgrund der engen wirt- ­übrigen skandinavischen Länder sowie Russland, das Balti- schaftlichen Verflechtungen im Ostseeraum in hohem kum und Polen. Die stärkste Entwicklungsdynamik ist dabei ­Maße in den Seeverkehr der Region eingebunden. Die bei den Verkehren nach Russland zu beobachten. Dies ist ­Häfen des Landes haben sich auch im Zuge der dyna- insbesondere auf den stark gewachsenen Außenhandel mischen Entwicklung des seewärtigen Warentransports zu Russlands, der sich in diesem Zeitraum mehr als verdop- bedeutenden Verkehrsschnittstellen der Ostseeanrainer pelte, zurückzuführen. entwickelt (vgl. NORD/LB 2008b). Aus der Perspektive ­Mecklenburg-Vorpommerns hat sich der Seegüterum- Für die maritime Logistikwirtschaft Mecklenburg-Vorpom- schlag im Ostseeraum zwischen 2003 und 2008 von 16,2 merns nehmen vor allem die großen Seehäfen in Rostock, Mio. auf 20,4 Mio. Tonnen und damit um rund 26,0 Prozent Wismar und Sassnitz-Mukran eine Schlüsselfunktion wahr. gesteigert (vgl. Abb. 6.1). Im gleichen Zeitraum erhöhte sich Von dort aus wird ein beträchtlicher Teil des Ladungsaufkom- der Gesamtgüterumschlag des Landes um etwa 20,0 Pro- mens sowie des Reiseverkehrs über den Seeweg abgewickelt. zent von 24,4 auf 29,3 Mio. Tonnen. Damit wies das Wachs- Eine kurze Darstellung der Hafenprofile gibt einen Einblick in tum des Seegüterumschlags Mecklenburg-Vorpommerns die spezifischen Kompetenzen der Hafenstandorte. mit den Ostseeanrainern eine deutlich höhere Dynamik auf Abb. 6.1: Seeverkehre Mecklenburg-Vorpommerns mit dem Ostseeraum in Tsd. Tonnen 25.000 100 77,7 20.000 20.351 65,5 15.000 60 16.186 44,9 80 40 25,7 17,9 12,5 8.646 9,725 10.000 20 0 5.000 2.648 1.600 2.589 1.786 2.378 1.338 2.455 2.083 Finnland Russland Baltikum 0 Dänemark 2003 Schweden 2008 Veränderung 2008 gegenüber 2003 in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt; Berechnungen der NORD/LB 2010. -24,1 -20 732 556 Polen -40 Ostseeraum gesamt 37 38 NORD/LB Regionalwirtschaft Der Seehafen Rostock ist verkehrsgeographisch sehr günstig Hauptumschlagsgüter sind witterungsempfindliche und um- an das überregionale Straßen- und Schienennetz angebun- weltsensible Massengüter, flüssige und feste Chemiepro- den und bietet das vielfältigste Leistungsspektrum aller Ost- dukte, Torf sowie massenhafte Stückgüter wie Baustoffe, Stahl, seehäfen. Mit einem modernen Ölhafen, Umschlaganlagen Forst- und Agrarprodukte oder Stammholz. Im Umfeld des Ha- für flüssige und trockene Massengüter wie Kohle, Erz, ­Zement, fens entstand wegen der logistisch günstigen Lage durch die Getreide und Düngemittel sowie Terminals für den Export von Hafennähe und der mittlerweile hervorragend ausgebauten Stückgütern, Holzprodukten und Schrott ist ­Rostock auch Hinterlandanbindungen eines der größten Holzverarbei- nach dem jährlichen Umschlagvolumen der bedeutendste tungszentren Europas. Die Holzindustrie gehört dabei zu den Seehafen in Mecklenburg-Vorpommern. Das Herzstück des dominierenden Wirtschaftszweigen in der Region. In der Stadt Hafens bildet der Fährhafen mit angeschlossenen Terminals Wismar sind einige bedeutende Unternehmen der Holzver­ für den RoRo-Verkehr und den kombinierten Ladungsverkehr. arbeitung ansässig, von denen Rohstoffe und Holzprodukte Die Fährverbindungen innerhalb des Ostseeraumes bilden über den Hafen bezogen bzw. verschifft werden. einen zentralen Wirtschaftsfaktor für den Rostocker Hafen. Zahlreiche Fährverkehre der Reedereien Scandlines, Tallink Der Fährhafen Sassnitz-Mukran zeichnet sich durch seine Silja, Finnlines oder TT-Line gehen nach Skandinavien und ins günstige seegeographische Lage an der Ostseite der Insel Baltikum. Dabei ist auch bei den Passagierzahlen eine dyna- Rügen aus. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal des mische Entwicklung zu verzeichnen. Im Jahr 2009 wurden in ­Hafens gegenüber anderen Hafenstandorten Westeuropas Rostock insgesamt 2,4 Mio. Passagiere gezählt, womit Ro- ist sein Anschluss an das russische Breitspureisenbahnnetz. stock unmittelbar hinter dem Fährhafen Puttgarden liegt. Zu- Aufgrund dieser Gegebenheit und der Inbetriebnahme des dem gehört Rostock mit dem Kreuzfahrthafen Warnemünde neuen Skandinavienterminals im Jahre 1998 konnte sich und dem 2005 errichteten „Warnemünde Cruise Center“ zu Sassnitz-Mukran zu einem Spezialhafen für den kombinierten den bedeutendsten Kreuzfahrthäfen Deutschlands. Mehr als Eisenbahnverkehr entwickeln und ist heute Deutschlands 100 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen mit rund 160.000 Passa- größter Umschlagplatz für den Eisenbahnfährverkehr. Auf- gieren wurden im Jahr 2009 gezählt (vgl. Statistisches Bun- grund der kurzen Distanz nach Skandinavien, Finnland, ins desamt 2010). Baltikum und nach Russland hat sich Sassnitz-Mukran zu einem gut frequentierten Fähr- und RoRo-Hafen entwickelt, Die Wertschöpfungsaktivitäten rund um den Rostocker See- der am Tiefwasser gelegen ohne Lotsenpflicht erreichbar ist hafen stabilisieren darüber hinaus die Umschlagaktivitäten und dadurch gegenüber anderen Häfen erhebliche Kosten- und werden vor allem durch Unternehmen geprägt, die die vorteile bietet. Mehr als 90 Prozent des Warentransports wer- Standortgunst der Hafenanlagen nutzen. Dazu gehören ins- den über den Fähr- und RoRo-Verkehr abgewickelt. Neben besondere das Kohlekraftwerk Rostock, der Windkraftanla- dem Fährbetrieb wird der Hafen angesichts zunehmender genhersteller Nordex, die Liebherr MCC-tec Rostock GmbH als touristischer Attraktivität der Insel Rügen vermehrt von deut- Produzent für Schiffs-, Hafen- und Offshorekrananlagen oder schen und internationalen Kreuzfahrtveranstaltern angelau- auch das Rohrwerk der EEW Special Pipe Constructions fen (vgl. Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung GmbH (vgl. Breitzmann 2009; HERO 2010; Swinarski 2010). Mecklenburg-Vorpommern 2008). Der Seehafen Wismar hat sich des Weiteren seit den frühen Die Hafenwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns wird schließ- 1990er Jahren infolge umfassender Investitionen in die Infra- lich durch eine Reihe kleinerer Hafenstandorte ergänzt, die und Suprastrukturen zu einem wichtigen Knotenpunkt multi- wichtige regionale und überregionale Aufgaben für die Siche- modaler Ostseeverkehre entwickelt. Der Seeverkehr kon­ rung der Exportfähigkeit wahrnehmen und als Knotenpunkte zentriert sich maßgeblich auf konventionelle Nord- und des Außenhandelsverkehrs zwischen land- und seegebun- Ostseeverkehre, jedoch werden auch Transporte in den Mit- denen Verkehrsträgern dienen. Hierzu zählen die Seehäfen in telmeerraum sowie nach Nordamerika abgewickelt. Wismar Wolgast, Greifswald und Ueckermünde (vgl. Breitzmann fungiert als Universalhafen für unterschiedlichste Güterarten 2009; unter Verwendung moderner Umschlagtechnologien. Die 2005). Kernkompetenzen des Hafens bilden der konventionelle ­Umschlag und die Lagerung, zudem werden sehr gute Bedingungen für die Abwicklung von Projekten und Projekt­ ladungen geboten. Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 6.2: Fährverbindungen der größten Häfen Mecklenburg-Vorpommerns mit anderen Ostseedestinationen Oulu-Uleåborg Finnland Tampere Hamina Rauma Turku Vantaa Espoo Helsinki Hanko Oslo Tallinn Estland Stockholm Norwegen Visby Göteburg Ventspils Dänemark Karlskrona København Kalundborg Køge Litauen Vilnius Trelleborg Baltijsk Sassnitz Stralsund Rostock Wismar Szczecin Hamburg Hannover Klaipeda Malmö Gedser Lübeck Riga Helsingborg Rønne Kiel Lettland Liepaja Schweden Århus Tartu Berlin Kaliningrad Gdynia Gdansk Polen Warszawa Quelle: Fährhafen Sassnitz GmbH 2010, Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock mbH 2010, Seehafen Wismar GmbH 2010; Darstellung NORD/LB 2010. SanktPeterburg 39 40 NORD/LB Regionalwirtschaft Seeverkehrswege von Mecklenburg-Vorpommern frastruktureller Maßnahmen gewinnt insbesondere vor dem in den Ostseeraum Hintergrund der stark gewachsenen Güter- und Passagierverkehre zwischen den Ostseeanrainerstaaten an Bedeutung. Für den Fährverkehr zwischen Mecklenburg-Vorpommern Die im Jahr 2000 fertiggestellte Öresundbrücke zwischen und den Ostseeanrainern übernimmt der Rostocker Hafen ­Kopenhagen und Malmö ist bislang die einzige feste Que- ­eine ganz zentrale Funktion. Von Rostock aus gehen Verbin- rung der Ostsee, die das europäische Festland mit Südschwe- dungen in mehrere skandinavische und baltische De- den verbindet. Ab 2018 soll darüber hinaus die Fährverbin- stinationen sowie nach Russland (vgl. Abb. 6.2). dung auf der Vogelfluglinie von Puttgarden nach Rödbyhavn durch eine 19 km lange Brücke ersetzt werden. Für die Die Fährverbindung zwischen Rostock und Gedser auf der Fehmarnbelt-Querung als dem größten nordeuropäischen ­dänischen Ostseeinsel Lolland sowie die Fährverbindung von Verkehrsprojekt wurde im vergangenen Jahr grünes Licht ge- Puttgarden nach Rödbyhavn, ebenfalls auf Lolland gelegen, geben. Laut bisheriger Untersuchungen werden damit stellen die kürzesten Verbindungen von Westeuropa nach jedoch keine gravierenden Verkehrsverlagerungen einherge- ­Kopenhagen und Südskandinavien (Südschweden) her. Für hen, wodurch für den Güterverkehr mit kaum Veränderungen Verbindungen zwischen Berlin, Kopenhagen und Südskan­ zu rechnen ist. Einen geringfügigen Einfluss wird die dinavien stellt die Fährverbindung zwischen Rostock und Fehmarnbelt-Querung voraussichtlich auf die Fährverbin- ­Gedser die günstigste Verbindung her. Von Hamburg aus ge- dung zwischen Rostock und Gedser nehmen. Zudem werden sehen ist die Fährverbindung über die Vogelfluglinie und im Pkw-Verkehr Verlagerungen in der Größenordnung von 20 Puttgarden die kürzeste Verbindung nach Kopenhagen und Prozent erwartet, die jedoch mittels technischer Verbesse- Südschweden. rungen im Fährverkehr abgemildert werden können. Mit dem Brückenschlag in Richtung Dänemark sind generell jedoch Innerhalb des Ostseeraumes steht aktuell die Substitution auch positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte für die von Seeverbindungen durch feste Brücken bzw. Tunnel­ gesamte Fehmarnbelt-Region zu erwarten. So zeigt sich be- lösungen in der Diskussion. Die Planung entsprechender in- reits durch die Inbetriebnahme der Öresundbrücke eine In- Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum tensivierung der wirtschaftlichen Verflechtungen wie auch Meerestechnik der sprachlichen und kulturellen Beziehungen zwischen ­Dänemark und Südschweden. Die Offshore-Windenergie hat sich angesichts des Strukturwandels in der Energiewirtschaft als ein bedeutender Wachs- Schiffbau tumsmarkt für viele Küstenländer innerhalb des Ostseeraumes etabliert. Die Endlichkeit der Öl- und Gasressourcen Ein weiteres Standbein der Maritimen Wirtschaft Mecklen- bietet enorme wirtschaftliche Potenziale für die Förderung re- burg-Vorpommerns ist traditionell die Schiffbauindustrie, generativer Energien und eröffnet Chancen für die Nutzung ­deren Kompetenzen durch fünf größere Werften sowie der Windkraft auf See. Die Europäische Windenergie-Vereini- ­zahlreiche kleinere Bootsbau- und Reparaturbetriebe reprä- gung (EWEA) geht für das Jahr 2010 von einer erzeugten sentiert werden. Von besonderer Relevanz für die Branche Windkraftkapazität im Offshorebereich von 1.000 MW aus. sind generell die Nordic Yards in Wismar und Rostock/Warne- Gegenüber 2009 entspricht dies einem Marktwachstum von münde, die Volkswerft Stralsund und die Peene-Werft in Wol- 75 Prozent. Mehrere Ostseeanrainer setzen bereits auf die gast, die beide zur Hegemann-Gruppe gehören, sowie die Windenergie als einen Energieträger der Zukunft und haben Rostocker Neptun Werft. Der Branche gehören darüber hi- sowohl landseitig als auch auf See zahlreiche Windparks in- naus zahlreiche Zuliefer- und Dienstleistungsbetriebe an, die stalliert. Innerhalb des Ostseeraumes sind dies insbesondere das Kompetenzspektrum der Werften ergänzen. Zu den be- Dänemark, Schweden und Finnland sowie Deutschland. Eine deutendsten Schiffbauzulieferbetrieben gehören u.a. die Gegenüberstellung der durch Offshore-Windparks erzeugten ­Caterpillar GmbH, die Liebherr MCC-tec Rostock GmbH, die Kapazitäten im Jahr 2009 zeigt, dass Dänemark mit einer Lei- R&M Ship Technologies GmbH und die Ingenieurtechnik und stung von 639 MW die führende Windenergie-Nation dar- Maschinenbau GmbH in Rostock. Bekannt sind zudem die stellt, gefolgt von Schweden mit 164 MW sowie Deutschland Schottel Antriebstechnik GmbH in Wismar, die Ostseestaal und Finnland mit jeweils 42 bzw. 24 MW. Aufwändige Geneh- GmbH in Stralsund, die Mecklenburger Metallguss GmbH in migungsverfahren und hohe Umweltauflagen tragen vor Waren und die KLH Kältetechnik GmbH in Bad Doberan (vgl. allem in Deutschland dazu bei, dass die Durchführung der IHK zu Rostock 2006; Rügenbote 19.02.2007). Projekte längere Zeiträume in Anspruch nimmt. Nach einem mehrjährigen dynamischen Aufwärtstrend der Vor der mecklenburg-vorpommerischen Ostseeküste befin- Werftindustrie Mecklenburg-Vorpommerns hat die Weltwirt- den sich derzeit mehrere Offshore-Windpark-Projekte im Bau schaftskrise auch hier deutliche Spuren hinterlassen. Das bzw. im Genehmigungsverfahren. Im Mittelpunkt der Bauvor- Wegbrechen der Neubaunachfrage sowie eine beträchtliche haben stehen insbesondere die Errichtung und Inbetrieb- Anzahl an Stornierungen haben den Auftragsbestand der nahme der Windparks „Baltic I“ und „Kriegers Flak“ mit Werften schrumpfen lassen und mehrere Werften in finanzi- 21 bzw. 80 Windenergieanlagen. Darüber hinaus wird mit elle Notsituationen gebracht. Dies ist auch an der Umsatzent- dem Endausbau des Windparks Ventotec Ost 2 vor Lubmin wicklung im Schiffbau deutlich zu erkennen. Während der mit 200 Windkraftanlagen eine Gesamtleistung von 600 MW Umsatz im Jahr 2008 noch 1,59 Mrd. Euro betrug ist dieser im anvisiert. Jahr 2009 um 46,7% auf 0,85 Mrd. Euro gesunken (vgl. Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg- Von der Dynamik der Offshore-Branche profitieren darüber Vorpommern 2010). Im Schiff- und Bootsbau des Landes hinaus auch die Seehafenstandorte in Mecklenburg-Vorpom- ­waren bis zur Insolvenz der Wadan Werften in Wismar und mern. Besonders im Rostocker Hafen wurde durch die An- Rostock-Warnemünde im August 2009 rund 6.000 Mitarbei- siedlung bedeutender Kompetenzträger ein wichtiger Grund- ter beschäftigt. Der weltweite Zusammenbruch nach Neu- stein für die Etablierung der Windenergiebranche gelegt. bauten als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise und die Wertschöpfung wird am Standort Rostock besonders durch vorhandenen Überkapazitäten im Weltschiffbau haben auch die Nordex AG und die Erndtebrücker Eisenwerke generiert. die Werften in Mecklenburg-Vorpommern schwer getroffen. Die Unternehmensgruppe Nordex beschäftigt derzeit rund Während bei den Hegemann-Werften in Wolgast und Stral- 680 Mitarbeiter in Rostock und ist bislang der einzige Wind- sund ein Konzept zur Sicherung dieser Standorte entwickelt turbinenhersteller Mecklenburg-Vorpommerns. Die Winde- werden konnte, sind die Nordic Yards Werften in Wismar und nergiebranche birgt zudem für die Beschäftigungsentwick- Rostock-Warnemünde um zukunftssichernde Aufträge be- lung in Mecklenburg-Vorpommern wichtige Potenziale. Durch müht. den Ausbau von Produktionsstätten für Offshorekomponen- 41 42 NORD/LB Regionalwirtschaft ten kann in naher Zukunft ein zusätzlicher Arbeitskräftebe- und dem Export dänischer Technologie zur Aufzucht verschie- darf entstehen. Aufgrund der vorhandenen maritimen Struk- dener Fischspezies geführt. Auch in Finnland besitzt die seit turen verfügt Mecklenburg-Vorpommern über einen gut den 1970er Jahren kommerziell betriebene Aquakultur eine ausgebildeten Fachkräftepool, der die Standortattraktivität ökonomische Relevanz. Die wichtigste Spezies ist die in See- befördert und eine Basis auch für Neuansiedlungen darstellt käfigen aufgezogene Regenbogenforelle, welche rund 80 Pro- (vgl. Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Meck- zent der Gesamtproduktion in der Aquakultur ausmacht. Am lenburg-Vorpommern 2010) Von der Landesregierung wird Institute for Environmental Research der Universität Jyväskylä darüber hinaus die Entwicklung des Rostocker „Offshore wird Forschung im Bereich Aquakultur durchgeführt. Gegen- ­Energies Competence Network“ gefördert. Die Initiative ist stand sind unter anderem die Analyse und Auswertung der Repräsentant eines Netzwerks von Unternehmen aus der wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung, die Abschätzung ­Offshore-Windenergiebranche, die in der Region Rostock von Umweltauswirkungen sowie die Entwicklung und das Ma- ­sowie in ganz Mecklenburg-Vorpommern ansässig sind. nagement von Projekten in den Bereichen Aquakultur und Fi- Dem Netzwerk des Kompetenzzentrums gehören mehr als scherei (vgl. FAO o.J.a; FAO o.J.b). 20 ­Betriebe der Offshore-Branche an, u.a. die Nordic Yards Warnemünde, die Schweriner Maschinenbau GmbH sowie In den skandinavischen Ländern bestehen, nicht zuletzt vor die Nordex AG. dem Hintergrund der geographischen Nähe zu den Polar­ gebieten, Kompetenzen im Bereich Eis- und Polarforschung. Zu den bedeutendsten maritimen Zukunftsthemen Mecklen- In Schweden ist das Swedish Polar Research Secretariat für burg-Vorpommerns gehören des Weiteren maritime Anwen- die Förderung der Polarforschung zuständig. Die Aufgaben dungen des europäischen Satellitennavigationssystems bestehen in der Organisation und der Leitung von For- ­Galileo. Im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und schungsexpeditionen in die Arktis und die Antarktis. In der Raumfahrt wurde von der EADS RST im Jahr 2007 die Galileo Antarktis werden die zwei Forschungsstationen Wasa und Test- und Entwicklungsumgebung SEA GATE im Rostocker Svea betrieben. Bei der Forschungsplanung arbeitet das Forschungshafen errichtet. Die Realisierung von SEA GATE im ­Swedish Polar Research Secretariat eng mit dem Swedish Vorfeld der Inbetriebnahme von Galileo bietet eine FuE-Platt- ­Research Council (Formas) zusammen. Weiterhin werden an form zur Erprobung marktfähiger Hard- und Softwarepro- der Universität Stockholm verschiedene Projekte im Bereich dukte. In das Projekt eingebunden sind zudem bedeutende der Eis- und Polarforschung durchgeführt. Beispiele sind die Unternehmen der lokalen Maritimen Wirtschaft, wie bei- „International Siberian Shelf Study“ (ISSS) oder die von der spielsweise die Reederei Scandlines. Forschungsstation Wasa ausgegangene „Japanese-Swedish Antarctic Expedition“ (JASE). Für die Eis- und Polarforschung Nicht zuletzt besitzen die Fischereiwirtschaft und Aquakultur spielt auch der schwedische Forschungseisbrecher Oden, in Mecklenburg-Vorpommern einen hohen Stellenwert. Pro- eines der international bedeutendsten Forschungsschiffe, duzenten, Verarbeiter und Forschungseinrichtungen arbeiten ­eine wichtige Rolle (vgl. Formas 2007; Stockholm University zur Entwicklung von hochwertigen Produkten eng zusam- o.J.). Weitere Kompetenzen in der Eis- und Polartechnik men. Mit dem Netzwerk NEMO AquaTech wurde ein Verbund ­bestehen mit der zu dem internationalen Schiffbauunterneh- von Aquakultur-Experten aus Anlagebetreibern, Zulieferern men STX Europe gehörenden Aker Arctic Technology Inc. in und Dienstleistern gegründet, die eng mit verschiedenen Finnland. Das Unternehmen ist auf den Feldern der FuE- Forschungseinrichtungen des Landes Mecklenburg-Vorpom- Dienstleistungen, Design und Erprobung eisbrechender mern kooperieren. Akteure in diesem Netzwerk sind neben Schiffe sowie Strukturen zur Erschließung arktischer Öl- und Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern auch Partner Gasfelder aktiv. In Helsinki wird die weltweit einzige im pri- aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und vaten Besitz befindliche Schiffbau-Versuchsanstalt für Eis- Brandenburg. tankversuche betrieben. Hier wird u.a. die künftige Rumpfform des geplanten europäischen Forschungsschiffs „Aurora Auch in den skandinavischen Ländern spielen Fischereiwirt- Borealis“ getestet. Weiterhin werden in weiteren mit Tätig- schaft und Aquakultur eine wichtige Rolle. Bezüglich der Men- keiten im polaren Umfeld zusammenhängenden Bereichen ge an gefangenem Fisch liegt innerhalb der EU Dänemark vor technische Dienstleistungen angeboten (vgl. Aker Arctic Finnland an erster Stelle. Im Bereich der Aquakultur hat die Technology Inc. o.J.). seit den 1970er Jahren betriebene Aalzucht in geschlossenen Kreislaufanlagen zur Herausbildung eines Nischenmarktes Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum 7. Das Ernährungsgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum tur- und Wirtschaftsraumes ein Absatzmarkt von größter Bedeutung. Mit einem Ausfuhrvolumen von 257 Mio. Euro wurden im Jahr 2009 34,9 Prozent der gesamten Lebensmittelexporte Mecklenburg-Vorpommerns in die Ostseeanrai- Das Ernährungsgewerbe, neben der vorgelagerten Primär- nerstaaten geliefert. Das Ausfuhrvolumen stieg zwischen produktion und der Distribution durch Handel und Gastrono- 2000 und 2008 um jahresdurchschnittlich 12,3 Prozent, wäh- mie das Kernsegment der ernährungswirtschaftlichen Wert- rend die gesamten Lebensmittelexporte aus Mecklenburg- schöpfungskette, zählt in Mecklenburg-Vorpommern zu den Vorpommern zeitgleich im Jahresdurchschnitt um lediglich wichtigsten Branchen. Als größter Industriezweig des Landes 7,3 gewachsen sind. Im Zuge der weltweiten Finanz- und mit rund 15.800 Beschäftigten hat die Nahrungsmittelindu- Wirtschaftskrise setzte sich dieser Wachstumskurs nicht wei- strie eine herausragende Bedeutung für die wirtschaftliche ter fort. Die Summe der Nahrungsmittelexporte in die Ost- Struktur und Entwicklung. Auf die 91 Unternehmen mit min- seeanrainerstaaten schrumpfte 2009 gegenüber dem Vorjahr destens 50 Beschäftigten entfielen im Jahr 2009 mit 3,6 Mrd. um 1,3 Prozent. Allerdings verringerten sich während des Kri- Euro mehr als ein Drittel der gesamten Umsätze des Verarbei- senjahres die Ausfuhren des Verarbeitenden Gewerbes des tenden Gewerbes. Während der weltweiten Finanz- und Wirt- Landes in den Ostseeraum um 14,4 Prozent und insgesamt schaftskrise erwies sich das weitgehend konjunkturunabhän- sogar um 15,1 Prozent. Am dynamischsten entwickelten sich gige Ernährungsgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns im im Zeitraum 2000 bis 2008 die Nahrungsmittelexporte nach Vergleich zu anderen Branchen als ausgesprochen robust. Polen und Finnland mit jahresdurchschnittlichen Zuwachs­ raten von 27,7 bzw. 24,5 Prozent. Auch während der Krise im Obwohl das Ernährungsgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns Jahr 2009 stieg das Exportvolumen nach Polen (+63,2 Pro- mit einer Exportquote von lediglich 9,2 Prozent (2009) eine zent) und nach Finnland (+27,1 Prozent) erneut kräftig an. sehr starke Binnenorientierung aufweist, gewinnt das Aus- Konnte die Nahrungsmittelindustrie Mecklenburg-Vorpom- landsgeschäft für die Branche eine wachsende Bedeutung. merns ihre Exporte in den Jahren 2000 bis 2008 auch in die Vor allem der Ostseeraum ist für die Nahrungsmittelindustrie übrigen Ostseeanrainerstaaten mit jahresdurchschnittlichen des Landes nicht zuletzt wegen der räumlichen Nähe, son- Wachstumsraten zwischen 7,5 und 12,7 Prozent spürbar er- dern auch wegen kulinarischer Gemeinsamkeiten dieses Kul- höhen, so verringerte sich die Summe der Lebensmittel, die 43 44 NORD/LB Regionalwirtschaft im Jahr 2009 in diese Länder geliefert wurde. Vor allem in den Prozent gewachsen sind. Im Zuge der Krise gingen 2009 die drei baltischen Staaten, die von der Finanz- und Wirtschafts- Einfuhren von Erzeugnissen des Ernährungsgewerbes aus krise innerhalb des Ostseeraumes am stärksten betroffen dieser Region um 34,6 Prozent zurück. Gleichzeitig verzeich- ­waren, halbierte sich 2009 das Absatzvolumen der Lebens- neten sowohl das Einfuhrvolumen aller Güter und Dienst­ mittelproduzenten aus Mecklenburg-Vorpommern. Der größ- leistungen aus dem Ostseeraum sowie das gesamte Im­- te Teil der Lebensmittelexporte in den Ostseeraum wurde port­volumen Mecklenburg-Vorpommerns Rückgänge von 2009 nach Polen ausgeliefert (28,6 Prozent), gefolgt von Rus- lediglich 26,7 bzw. 21,6 Prozent. Die größten jahresdurch- sland (25,7 Prozent), Dänemark (20,6 Prozent) und Schweden schnittlichen Zuwachsraten erzielten in den Jahren 2000 bis (13,4 Prozent). Finnland und die baltischen Staaten erreichen 2008 die Lebensmittelimporte aus Dänemark (+26,3 Prozent) mit Anteilen von 6,6 bzw. 5,1 Prozent eine geringere Bedeu- und Polen (+15,8 Prozent), während die Importe aus Finn- tung als Absatzmarkt für das Ernährungsgewerbe Mecklen- land, dem Baltikum und Russland bereits eine rückläufige burg-Vorpommerns. Neben dem Ausfuhrvolumen stieg bis Entwicklung zeigten. Dieser Rückgang setzte sich im Jahr zum Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise auch die 2009 verstärkt fort. Die Einfuhren aus dem Baltikum, Finnland Summe der Lebensmittelimporte aus dem Ostseeraum nach und Russland gingen besonders stark zurück, während auch Mecklenburg-Vorpommern. Während vor der Krise die Nah- aus den anderen Ostseeanrainerstaaten die Importe von Er- rungsmittelimporte aus dem Ostseeraum vergleichsweise zeugnissen des Ernährungsgewerbes rückläufig waren. Wich- stark ­zulegen konnten, reduzierte sich das Einfuhrvolumen tigste Herkunftsländer von Lebensmitteln, die im Jahr 2009 aus dieser Region im Jahr 2009 überdurchschnittlich stark. aus dem Ostseeraum nach Mecklenburg-Vorpommern ein­ So stieg im Zeitraum von 2000 bis 2008 das Einfuhrvolumen geführt wurden, waren Dänemark mit einem Anteil an den von Erzeugnissen des Ernährungsgewerbes aus dieser Regi- gesamten Nahrungsmittelimporten aus dieser Region von on um jahresdurchschnittlich 13,9 Prozent an, während die 50,7 Prozent und Polen mit einem Anteil von 43,9 Prozent. Summe aller aus dem Ostseeraum nach Mecklenburg-Vorpommern eingeführten Güter und Dienstleistungen um 7,3 Neben einer breiten Unterstützung innerhalb Mecklenburg- Prozent und das gesamte Importvolumen des Landes um 9,6 Vorpommerns durch zahlreiche Institutionen, Netzwerke und Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Förderprogramme tragen auch überregionale und internatio- Bereichen. Nach einem vom Gelsenkirchener Institut für nale Netzwerke zur Steigerung der Wertschöpfung, zur Ver- ­Arbeit und Technik entwickelten Modell bilden stationäre und besserung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Sicherung der ambulante Einrichtungen der Gesundheitsversorgung wie Zukunftsfähigkeit der Branche wesentlich bei. Zur Förderung Krankenhäuser/Kliniken, Vorsorge- und Rehabilitationsein- der Ernährungswirtschaft im Ostseeraum leistet die Initiative richtungen, Arztpraxen, Praxen nichtärztlicher medizinischer baltfood einen wichtigen Beitrag. Ziel der von der Europä- Berufe, (teil-)stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen ischen Union im Rahmen des Baltic Sea Region Programme sowie Apotheken den Kernbereich der Gesundheitswirt- 2007 – 2013 geförderten Initiative ist die engere Vernetzung schaft. Darüber hinaus zählen die Vorleistungs- und Zulie- zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, um die zukünftigen ferindustrie, wie die „Health Care Industries“ (Pharmazeu- Herausforderungen der Ernährungswirtschaft erfolgreich zu tische Industrie, die Medizin- und Gerontotechnik, Bio- und bewältigen und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche in ­Gentechnologie), der Groß- und Facheinzelhandel mit me- ­dieser Region zu stärken. dizinischen und orthopädischen Produkten sowie das Gesundheitshandwerk zur Gesundheitsbranche. Die gesund- Im Fokus der Arbeit des baltfood-Projekts stehen kleine und heitlichen Nachbar- und Randbereiche verknüpfen den mittlere Unternehmen, die bei der Identifizierung von Markt- Kernbereich mit Angeboten aus anderen Sektoren. Hierzu entwicklungen, bei der Umsetzung marktfähiger Produkte zählen gesundheitsbezogene Dienstleistungen aus den Be- sowie bei der erfolgreichen Einführung ihrer Erzeugnisse auf reichen Wellness- und Gesundheitstourismus, Sport- und ausländischen Märkten unterstützt werden sollen. Mit balt- Freizeit, Gesundheitsberatung, ökologisches Bauen und food soll im Ostseeraum für möglichst viele Unternehmen Wohnen, die Seniorenwirtschaft sowie das Produzierende des Ernährungsgewerbes eine Basis für langfristige Koopera- Gewerbe mit Blick auf die Ernährungsindustrie, Informations- tionen geschaffen werden. Zu den insgesamt 13 Partnern der und Kommunikationstechnologien, Analysetechniken und Initiative zählen Universitäten, öffentliche Einrichtungen und neue Werkstoffe (vgl. BCV 2008a; Ruhr-Universität Bochum, Netzwerke der Nahrungsmittelindustrie aus Dänemark, Finn- Institut ­Arbeit und Technik 2006). land, Litauen, Polen, Schweden und Norddeutschland. Das Land Mecklenburg-Vorpommern ist mit der agrar- und um- In einem Spektrum von der ambulanten und stationären Ge- weltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock bei sundheitsversorgung bis hin zum Gesundheitstourismus, der baltfood vertreten (vgl. baltfood 2010). Über baltfood bieten Ernährungswirtschaft und exportträchtigen Sektoren wie der sich sämtlichen ­Akteuren der Ernährungswirtschaft aus Me- Biotechnologie und der Hochleistungsmedizin sind derzeit in cklenburg-Vorpommern hervorragende Möglichkeiten, über- Mecklenburg-Vorpommern knapp 90.000 Beschäftigte in regionale ­Kooperationen mit Partnern im benachbarten eu- rund 6.950 Einrichtungen bzw. Unternehmen tätig. Hiervon ropäischen Ausland aufzubauen und am Wissenstransfer arbeiten rund 80 Prozent in den rund 5.400 Einrichtungen teilzunehmen. Auch mit Blick auf eine verstärkte Exportorien- bzw. Unternehmen des Kernbereichs, während annähernd tierung der Nahrungsmittelindustrie des Landes ergeben 8.000 Personen eine Beschäftigung im Vorleistungsbereich sich durch die Initiative weitere Entwicklungspotenziale. finden. Die übrigen knapp 10.000 Arbeitsplätze entfallen auf den Randbereich der Gesundheitswirtschaft (vgl. kompetenznetze.de 2010; BCV 2008b). 8. Die Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Für die Gesundheitswirtschaft ergeben sich wegen des ­dynamischen Gesundheitssektors und mit Blick auf eine Verknüpfung mit der Land- und Ernährungswirtschaft gute Ent- Neben der Maritimen Wirtschaft und dem Ernährungsgewer- wicklungsmöglichkeiten. Mit gezielten Produkten und Dienst- be zählt die Gesundheitswirtschaft zu den tragenden Säulen leistungen für die Erhaltung und Wiederherstellung der für die wirtschaftliche Struktur und Entwicklung Mecklen- Gesundheit, beispielsweise für Gesundheitstouristen oder burg-Vorpommerns. Die Gesundheitswirtschaft des Landes bestimmte Altersgruppen, bietet sich die Chance, einen konnte sich in den vergangenen Jahren hervorragend weiter- nachhaltigen Beitrag zur Wertschöpfung des Landes zu lei- entwickeln und verfügt auch zukünftig über erhebliche sten. Neben einer Ernährungswirtschaft, die verstärkt auf Wachstumspotenziale. Insgesamt umfasst die sehr hetero- ­eine gesunde Ernährung fokussiert ist und regionale Bio-Pro- gene Branche neben privaten Unternehmen auch öffentliche dukte vermarktet, verfügt Mecklenburg-Vorpommern über ei- Einrichtungen unterschiedlicher Größe aus verschiedenen ne qualitativ hochwertige Klinik-, Rehabilitations-, Bäder- 45 46 NORD/LB Regionalwirtschaft und Tourismusinfrastruktur. Mecklenburg-Vorpommern hat Wachstum. Mecklenburg-Vorpommern ist über die Landes­ darüber hinaus wegen seines reizarmen Klimas, seiner intak- initiative BioCon Valley®, die maßgeblich an der Initiierung von ten Landschaft und der natürlichen Ressourcen gute Chancen ScanBalt beteiligt war, in das Netzwerk integriert. Die zum bundesweiten Marktführer als Gesundheitsdestination ­internationale Ausrichtung und die Einbindung von BioCon aufzusteigen (vgl. Ruhr-Universität Bochum, Institut Arbeit Valley® in den ScanBalt-Verbund sichern dem Land und den und Technik 2006; BCV 2008a). Zum Erfolg der Gesundheits- Unternehmen der Gesundheitswirtschaft den Zugang zu wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns tragen nicht zuletzt einem der größten Wachstumsmärkte. Für die Unternehmen in namhafte Universitäten und Fachhochschulen des Landes, Mecklenburg-Vorpommern gilt es dabei, die internationalen wie die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald oder die Entwicklungen im ­Bereich der Gesundheitswirtschaft gut zu Universität Rostock, bei, die bestens in überregionale Koope- beobachten, internationale Kooperationen des ScanBalts zu rationsverbünde integriert sind. nutzen und als ­Gestaltungsplattform zu erkennen. Ein Schwerpunkt der ­Ausrichtung betrifft die regionale Netzwerkbildung Breite Unterstützung erfährt die Gesundheitswirtschaft auch und Netzwerkarbeit sowie die politische Unterstützung der Bi- seitens der Politik des Landes. Um die vielversprechenden otechnologie- und Gesundheitswirtschaft. Strategische Ent- Potenziale der Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vor- wicklungslinien für eine erfolgreiche Positionierung von Meck- pommern noch besser zu nutzen, die Region als attraktiven lenburg-Vorpommern und der Ostseeregion auf diesen Standort für die Gesundheitswirtschaft weiter zu etablieren Gebieten sind u.a. der Ausbau der wissenschaftlichen Stärke zu und nachhaltig die Wertschöpfung im Land zu steigern, wur- Exzellenzzentren, die Bündelung von Kapazitäten, Kooperati- de im Jahr 2006 der „Masterplan Gesundheitswirtschaft onen sowie die Aufgabenteilung – auch innerhalb der ­Mecklenburg-Vorpommern 2010“ ausgearbeitet (vgl. Ruhr- ­Ostseeregion (vgl. Kuratorium Gesundheitswirtschaft Meck- Universität Bochum, Institut Arbeit und Technik 2006; BCV lenburg-Vorpommern 2008). 2008a). Mit der Landesinitiative BioCon Valley® (BCV) hat Mecklen- 9. Die Ostseeregion als Wissensraum burg-Vorpommern ein Instrument geschaffen, um die Akti­ vität aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu bündeln. Schon seit einer geraumen Zeit lässt sich ein Wandel weg von ­BioCon Valley® fördert die wirtschaftliche Nutzung der mo- einer Industriegesellschaft hin zu einer Informations- und dernen Biotechnologie und der Gesundheitswirtschaft und Wissensgesellschaft beobachten. Wissen entwickelt sich zu engagiert sich als eine der BioRegionen für einen Ausbau der der entscheidenden Ressource der Zukunft. Dieser Wandel Biotechnologie am Standort Mecklenburg-Vorpommern (vgl. der Wirtschaftsstrukturen ist nicht zuletzt auch an einer Be- BCV 2009). deutungszunahme von immateriellen Produktionsfaktoren erkennbar. Die ökonomische Entwicklung ist zusehends auf Neben BioCon Valley und zahlreichen weiteren regionalen die Menschen und ihre „Köpfe“ angewiesen. Eine besondere und branchenübergreifenden Netzwerken in Mecklenburg- Bedeutung wird hierbei der Verfügbarkeit von (hoch)qualifi- Vorpommern, leisten auch international ausgerichtete Initia- zierten Fachkräften und ihrer Standortwahl für die Wettbe- tiven einen wichtigen Beitrag zur Fortentwicklung der Gesund­ werbsfähigkeit einer Region zu kommen (vgl. NORD/LB heitswirtschaft. Im Ostseeraum unterstützt die 67 Mitglieder 2008a). Der Übergang zur Wissensökonomie wirkt sich damit umfassende Initiative ScanBalt mit Hauptsitz in Kopenhagen nicht nur auf die Wettbewerbsfähigkeit einer Region aus, die Arbeit der Branche, die als „Flagship-Strategy“ integraler sondern insbesondere auch auf die Strukturen im Raum. Der Bestandteil der EU-Strategie für den Ostseeraum ist (vgl. „Kampf“ um die „klugen Köpfe“ wird den Wettbewerb zwi- Kap. 10). Das gemeinnützige, regierungsunabhängige Netz- schen verschiedenen Regionen – auch auf globaler Maßstab- werk aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik erfüllt dabei sebene – um diese Arbeitskräfte verstärken (vgl. Brandt wichtige Verbindungsaufgaben, um den Ostseeraum insge- 2008). ® samt als eine der wettbewerbsfähigsten Regionen im Bereich der Biotechnologie und Gesundheitswirtschaft zu positionie- Diese globale Entwicklung wird auch die Wirtschaftsstruk- ren (vgl. ScanBalt o.J.; ScanBalt 2010a; ScanBalt 2010b). ­ turen des Ostseeraumes beeinflussen. Bereits heute verfügt der Ostseeraum über eine gute Ausgangslage und die Bereits heute ist die Ostseeregion auf diesem Gebiet führend nötigen Voraussetzungen zur Nutzung des Wissens als in Europa und bietet beste Voraussetzungen für ein weiteres maßgeblicher Produktionsfaktor. Die Ausstattung der Re- Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 9.1: Hochschulstandorte im Ostseeraum Studenten: 2009. Quelle: RRG GIS Database 2009, Darstellung NORD/LB 2010. 47 48 NORD/LB Regionalwirtschaft gion mit der Ressource „Wissen“ ist im europaweiten Ver- Schwerpunkte der höheren Bildung sind dabei insbesondere gleich als überdurchschnittlich gut anzusehen. Eine hohe die Hauptstädte Polens und Deutschlands: Warschau (rund Zahl von Patentanmeldungen, hohe Bildungsausgaben so- 280.000 Studierende) und Berlin (rund 140.000 Studierende). wie viele Internetanschlüsse sind hierfür Kennzeichen. In Im östlichen Teil der Baltischen See stellt die alte Wissen- der Region sind Spitzenunternehmen aus verschiedenen schaftsstadt St. Petersburg mit ihren vielfältigen Weiterbil- Bedarfsfeldern der Zukunft, wie z.B. Ericsson oder Nokia dungseinrichtungen und Universitäten den Kristallisations- aus der Informations- und Kommunikationstechnologieb- kern der Wissensregion Ostseeraum dar. Aber auch die ranche (IuK) oder Novo-Nordisk aus der pharmazeutischen Wissensgesellschaften in Skandinavien verfügen über ein Industrie, angesiedelt. Neben diesen multinationalen Un- dichtes Netz von (Fach)Hochschulstandorten in ihren Län- ternehmen beweisen zahlreiche Wissens- und Technolo- dern. In Mecklenburg-Vorpommern existieren mit den beiden gie-Cluster aus den unterschiedlichsten Bereichen die brei- alten Universitätsstädten Greifswald und Rostock sowie te Wissensbasis der Region. Mit Schweden und Finnland mit den Fachhochschulen in Güstrow, Neubrandenburg, liegen darüber hinaus die führenden europäischen „Wis- Schwerin, Stralsund und Wismar Standorte der tertiären­ sensländer“ in der Region (vgl. Abb 9.3). Fast alle Staaten Aus- und Weiterbildung. (vgl. Abb. 9.1). des Ostseeraumes erreichen schon heute auf dem Gebiet der Hochschulausbildung einen hohen Standard und in Das am weitesten verzweigte Hochschulbildungsnetzwerk in weiten Teilen des Ostseeraumes ist die Spezialisierung auf der Ostseeregion ist das Baltische Hochschulprogramm wissensintensive Dienstleistungen und forschungsinten- (BUP). In dem regionalen Hochschulnetzwerk von Ostsee­ sive Industrien bereits weit vorangeschritten. Die Ostsee- anrainerstaaten (z.T. auch Nachbarländer) sind rund 225 Uni- region stellt damit insgesamt eine wirtschaftlich sehr lei- versitäten organisiert. Das Hochschulprogramm unterstützt stungsfähige Region in Europa und der Welt dar (vgl. und koordiniert dabei den Austausch von Studenten in der Schmidt 2007). Ostseeregion sowie auch die Durchführung von gemeinsamen Forschungsprojekten. Die Projekte fokussieren sich An über 150 Standorten befinden sich im Ostseeraum Ein- dabei speziell auf gemeinschaftliche Probleme und Angele- richtungen der tertiären Ausbildung, an denen rund 3 Mio. genheiten des Ostseeraumes sowie auf eine nachhaltige Ent- Studierende (2009) eingeschrieben sind. Quantitative wicklung (vgl. BUP 2009). Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Neben der Bildungslandschaft werden nachhaltige Wachs- und Entwicklung auf, da nur eine vergleichsweise geringe tumsstrategien zukünftig auch maßgeblich von der Wis- Zahl großer FuE-intensiver Unternehmen in Dänemark ihren senschafts- und Forschungslandschaft bestimmt werden. Hauptsitz haben (vgl. Internationales Büro des BMBF o.J.). Investi­t ionen in Forschung- und Entwicklung und die Kommerzialisierung neuer Produkte sind hierbei wichtige Ein- Schweden flussfaktoren für einen erfolgreichen Übergang zur Wissens- Von der schwedischen Wirtschaft werden allgemein große gesellschaft. Die Wissenschafts- und Forschungslandschaft Summen für FuE-Vorhaben bereitgestellt. Einen Hauptteil der Region ist insgesamt breit aufgestellt und einzelne Insti- hiervon tragen jedoch die wenigen multinationalen Unter- tutionen genießen weltweit höchstes Ansehen. Allgemein nehmen (z.B. Ericsson, AstraZaneca, ABB, Volvo, Saab, ­Scania). lässt sich hierbei beobachten, dass im östlichen Ostseeraum Aufgrund dieser privatwirtschaftlichen Forschungsstrukturen FuE verstärkt im Hochschulsektor betrieben wird und die FuE- fokussieren sich die privaten FuE-Ausgaben stark auf einzel- Beschäftigung der Wirtschaft und im öffentlichen Sektor ge- ne Branchen, wie die Automobilwirtschaft, die Informations- ringer ist als die Beschäftigung im westlichen Ostseeraum in und Kommunikationsbranche oder die Pharmazie. diesen beiden Sektoren. Im Vergleich zu anderen Ländern spielen öffentliche ForInteraktivität und Arbeitsteiligkeit sind ein weiteres wesent- schungsinstitute in der schwedischen Forschungs- und liches Kennzeichen von Innovationsprozessen, die weniger ­Wissenschaftslandschaft nur eine untergeordnete Rolle. Der von einzelnen Unternehmen, sondern verstärkt in Koope­ Großteil der Forschung findet an den staatlichen Universitäten rationsverbünden diesem und Hochschulen statt. Eine führende Stellung nimmt die hervorgebracht werden. In Zu­sammenhang bietet der Ostseeraum eine Vielzahl von schwedische Grundlagenforschung vor allem in der IuK-Tech- potenziellen Anknüpfungspunkten für ostseeübergreifende nologie und der Biotechnologie, besonders Molekular­biologie, Forschungskonsortien. Daneben existiert eine Vielzahl unab- ein. Weitere prioritäre Forschungsfelder sind z.B. die Gesund- hängiger, wissenschaftlicher Organisationen und Institute, heitsforschung und Medizintechnik, nachhaltige Umwelttech- die Forschungskooperationen von weiterführenden Bil- nik oder die Forstwirtschaft. Kooperationen zwischen dem öf- dungseinrichtungen fördern, wie z.B. das Baltic Institute of fentlichen und dem privaten Sektor haben in der schwedischen Sweden, Nordregion, das Baltic Institute of Finland, die Forschungs- und Wissenschaftslandschaft eine lange Tradition Ostsee-Akademie oder auch die Akademie für Raumfor- und Innovationsvorhaben werden oft ­gemeinsam vorangetrie- schung und Landesplanung (vgl. Dutkowski, Görmar, Pal- ben (vgl. Internationales Büro des BMBF o.J.). mowski 2009). Finnland Schwerpunkte der Forschungslandschaft der Als Folge der Wirtschaftskrise zu Beginn der 1990er Jahre Ostsee­anrainerstaaten setzte der finnische Staat schon früh auf eine intensive Förderung von Forschung und Bildung und begann mit einer Dänemark grundlegenden Umstrukturierung der Volkswirtschaft auf Die dänische Wissenschafts- und Forschungslandschaft ist auf Hochtechnologie basierende Industrieprodukte. Rund ein insgesamt multidisziplinär aufgestellt. Dabei besetzt die uni- Viertel der volkswirtschaftlichen FuE-Ausgaben werden staat- versitäre Forschung insbesondere die Felder Physik, (marine) lich finanziert. Eine Besonderheit der finnischen Forschungs- Biowissenschaften und Landwirtschaft. Forschungsfelder mit landschaft ist die hohe Projektgebundenheit der Mittelzu- denen sich die außeruniversitären, staatlichen Forschungs­ wendungen an die Forschungseinrichtungen, die häufig institute befassen, sind insbesondere die Gesundheits- zudem über Wettbewerbsverfahren vergeben werden (vgl. forschung, Bio-, Nano- und Kommunikationstechnologien Europäische Kommission 2009a). Zu den wichtigsten natio- sowie (erneuerbare) Energien. Hierbei liegt der Fokus auf nalen Einrichtungen zählt die Nationale Technologie Agentur ­Offshore-Windkraftanlagen. Tekes, die exzellente Verbindungen für Kooperationen mit finnischen Unternehmen, Universitäten und Forschungsinsti- Forschungsintensive Sektoren der dänischen Privatwirtschaft tuten für FuE-Vorhaben bietet. Eine der wichtigsten außeruni- sind die Medizin- und Pharmaindustrie sowie die Elektronik- versitären Forschungseinrichtungen Finnlands ist das Tech- branche und die Messgeräteindustrie. Im Vergleich zu ande- nische Forschungszentrum von Finnland (VTT). Seine ren westeuropäischen Staaten wendet die dänische Privat- Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Energietech- wirtschaft aber verhältnismäßig wenige Mittel für Forschung nik, Informationstechnik, Verfahrens- und Prozesstechnik so- 49 50 NORD/LB Regionalwirtschaft wie der Entwicklung neuer wettbewerbsfähiger und umwelt- Universität und die Universität Tallinn sowie die Universität freundlicher Produkte (vgl. Internationales Büro des BMBF für Lebenswissenschaften. Daneben existieren unabhängige o.J.). Forschungseinrichtungen, wie das Institut für Physikalische Chemie und Biophysik, das Estonian Biocentre oder die est- Zu den wichtigsten FuE-Wirtschaftszweigen des Landes zählen nische Akademie der Wissenschaften (vgl. Ministerium für Bil- die Telekommunikationsbranche, die Chemie- und Forstindu- dung, Wissenschaft und Kultur 2010). Zudem wurden im Rah- strie sowie die Metall- und Maschinenbauindustrie. Insbeson- men der Reform der estnischen Wissenschaftslandschaft dere in mobile IuK-Techniken fließen viele Mittel, eine zentrale strategische Kompetenzzentren für die Bereiche Biotechno- Rolle spielt hierbei der Nokia-Konzern. Weitere Forschungsbe- logie, IuK, Werkstoffe und Umwelt eingerichtet (vgl. Internati- reiche, in die die Unternehmen verstärkt FuE-Aufwendungen onales Büro des BMBF o.J.). Die Schwächen der estnischen hineinstecken sind: ressourceneffiziente Produktionstechnolo- FuE-Landschaft liegen in dem niedrigen Niveau von FuE-Inve- gien, Wasseraufbereitung, „Green Chemistry“, intelligente Ma- stitionen des privaten Sektors, nur wenigen Patentanmel- schinen und Fertigungstechniken, Benutzer­oberflächen und dungen und einem nur sehr kleinen High-Tech-Sektor (vgl. Industrie-Design, neue Werkstoffe sowie Werkzeug-Design, Estonian Academy of Sciences o.J.). Modellierung und Simulation (vgl. Tekes o.J.). Lettland Baltikum Durch die politischen Umwälzungen hat sich die lettische For- Forschung und Entwicklung sind für die baltischen Staaten schungs- und Wissenschaftslandschaft in den vergangenen wichtige Eckpfeiler bei der Transformation der Wirtschafts­ 20 Jahren radikal gewandelt. Als Ergebnis dieser Verände- systeme und zur Etablierung wettbewerbsfähiger Wirt- rungen bekamen speziell die Universitäten autonome admini- schaftsstrukturen. Die Forschungs- und Wissenschafts- strative Strukturen. Zudem entstand eine größere Zahl unab- landschaft musste sich dabei, nach dem Zerfall des hängiger Forschungsinstitute. Im Zuge der Integration der Ostblocks, mit veränderten Rahmenbedingungen ausein- lettischen Forschungsaktivitäten in die europäische Wissen- andersetzen. Waren die baltischen Bildungs- und For- schaftslandschaft wurden nationale FuE-Schwerpunkte defi- schungssysteme vorher in die Wissenschaftslandschaft der niert. Zu diesen zentralen Forschungsschwerpunkten zählen UdSSR eingebunden, mussten sie sich zu autonomen Bil- Agrobiotechnologie, die Biomedizin und Pharmazie, Ener- dungs- und Forschungs­s ystemen in unabhängigen, kleinen gieforschung, Informatik, Materialwissenschaften sowie die Ländern entwickeln. Seit 1990 sind so viele neue öffent- Umweltwissenschaften. Zu den wichtigsten Einrichtungen des liche und private Forschungseinrichtungen entstanden Landes zählt das Polytechnische Institut in Riga (vgl. Ministe- und es existieren nationale Strategien, um auf die zukünf- rium für Bildung, Wissenschaft und Kultur 2010). Im Technolo- tigen Herausforderungen einer ­w issensbasierten Gesell- giepark bzw. im Technologiezentrum von Riga konzentriert schaft vorbereitet zu sein. Bei der Forschung und Entwick- sich zudem ein Großteil der forschenden Unternehmen. Die lung setzen die baltischen Länder dabei einerseits auf die Schwerpunkte der Forschung liegen hierbei in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologien als auch Telekommunikation, Biotechnologie und Elektrotechnik. Eine auf die Bio- und Umwelttechnologien (vgl. Ministerium für Schwäche des lettischen Innovationssystems ist die geringe Bildung, Wissenschaft und Kultur 2010). Anzahl von strategischen Kooperationen öffentlicher und privater Akteure und die insgesamt niedrigen Investitionen in Estland FuE (vgl. Internationales Büro des BMBF o.J.). Aufgrund der begrenzten Mittelausstattung des estnischen Forschungs- und Wissenschaftssektors konzentrieren sich Litauen die FuE-Anstrengungen auf ausgewählte Wissenschaftsge- Die Stärken der litauischen Wissenschaftslandschaft sind die biete. Strategische Schlüsseltechnologien, in die Ressourcen relativ hohen Studierendenzahlen, ein vergleichsweise hoher und Innovationsbemühungen gesteckt werden, sind die In- Anteil von MINT1-Absolventen des tertiären Bildungsbe- formations-und Kommunikationstechnologie sowie die Bio- reiches sowie eine hohe Anzahl qualifizierten Forschungsper- und Materialtechnologie. Die größten Forschungseinrich- sonals. Die Prioritäten in Wissenschaft und Forschung liegen tungen des Landes sind die Universität Tartu, die Technische in den Bereichen der Genforschung und Biotechnologie für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. 1 Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum die Gesundheits- und Landwirtschaft, den Lebensmitteltech- sivsten Bereiche der polnischen Wissenschaftslandschaft nologien, der Nanotechnologien sowie der Biotechnologie, sind Chemie, Physik und Mathematik sowie die Landwirt- den optischen Technologien und den IuK-Wissenschaften. schaft. In den letzten Jahren wurden zudem die FuE-Aktivi- ­Eine wichtige Einrichtung in der Forschungslandschaft ist das täten bei den Materialwissenschaften (insbesondere der Lithuanian Innovation Centre, das an der Schnittstelle zwi- ­Bereich der Nanomaterialien) sowie bei den Lebenswissen- schen öffentlicher und privater FuE installiert wurde und For- schaften (insbesondere Biotechnologie und Molekularbiolo- schungskooperationen anbahnt. Räumlich konzentrieren gie) intensiviert (vgl. Internationales Büro des BMBF o.J.). sich die meisten Forschungseinrichtungen auf die Industrieregion Kaunas, die Hauptstadt Vilnius und auf die Hafenstadt FuE-Schwerpunkte der polnischen Privatwirtschaft sind die Klaipeda. (vgl. Internationales Büro des BMBF o.J.). Die litau- Maschinenkonstruktion und Elektrotechnik, IuK-Technolo- ischen Zentren der gewerblichen Forschungs- und Entwick- gien, die Medizin- und Gesundheitsforschung sowie die lungsaktivitäten sind die Wissenschafts- und Technologie- Agrar- und Lebensmittelwissenschaften. Durch zahlreiche parks, die in der Nähe von Hochschulen und Forschungszentren ­internationale Projekte mit ausländischen Unternehmen par- angesiedelt sind. Die Forschungsparks konzentrieren sich auf tizipieren die polnischen Unternehmen, insbesondere die unterschiedliche wissenschaftliche Fachgebiete wie Elektro- KMU, auch immer intensiver an innovativen Forschungs- und nik, Biotechnologie und Bio-Pharmazeutik, Energie, Informa- Entwicklungsvorhaben in Westeuropa. Schwachpunkte der tions- und Kommunikationstechnologie sowie Nahrungs­ Wissenschaftslandschaft sind auch in Polen, wie in fast allen mittelforschung (vgl. LDA 2009). europäischen Transformationsländern, die mangelnde Zusammenarbeit der öffentlichen und privaten Forschungs­ Polen einrichtungen, die erfolgreiche Kommerzialisierung von In- Polen verfügt über ein dichtes und diversifiziertes Netz an ventionen der öffentlichen Einrichtungen und die insgesamt wissenschaftlichen Einrichtungen. Forschungseinrichtungen zu niedrigen Ausgaben für Forschung und Entwicklung (vgl. oder Universitäten finden sich in nahezu jeder größeren Internationales Büro des BMBF o.J.). Stadt. Die öffentlichen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten werden in Polen weitgehend von den Einrichtungen der Russische Föderation Polnischen Akademie der Wissenschaften, selbstständigen Den Hauptanteil bei der Forschung und Entwicklung trägt in Ressortinstituten oder den staatlichen Industrieunterneh- Russland, im Gegensatz zu vielen westeuropäischen Staaten, men mit eigener F&E-Basis durchgeführt. Die FuE-inten- der Staat. Die wichtigsten Einrichtungen sind die Forschungs- Abb. 9.2: Summary Innovation Index (2007) und Veränderungsrate 0,8 Schweden 0,7 Finnland Dänemark 0,6 Deutschland SII 2007 0,5 Estland 0,4 Litauen 0,3 Polen 0,2 Lettland 0,1 -3% -2% -1% 0% Schweiz 1% Durchschnittliche jährliche Veränderungsrate gegenüber SII 2003 2% 3% 4% Japan Großbritannien USA Quelle: EU 2008; Darstellung NORD/LB 2010. 51 52 NORD/LB Regionalwirtschaft und Entwicklungszentren der Akademie der Wissen- gement für die heimischen Forschungseinrichtungen einher. schaften sowie anderer staatlicher Institutionen. Die staat- Die jüngsten Entwicklungen unterstreichen das generelle lichen Forschungszentren, mehrheitlich um Moskau und St. ­Potenzial der russischen Forschungslandschaft und machen Petersburg angesiedelt, sind insbesondere in den Be- die russischen FuE-Einrichtungen zu starken Partnern für reichen Kernforschung, Aeronautik, Biotechnologie und ­internationale Kooperationen. Elektronik tätig. In St. Petersburg haben z.B. die Forschungsinstitute für Werkstoffe im Bauwesen, Robotik und Innovationsraum Ostseeregion Maschinenbau sowie Kybernetik ihren Sitz. Des Weiteren Die exzellente Ausstattung der Ostseeanrainerstaaten mit sind in der zweitgrößten russischen Metropole die rus- Humankapital lässt die Region auch im internationalen Inno- sischen Forschungszentren für Chemie, Metrologie sowie vationsvergleich gut abschneiden (vgl. Abb 9.2). Speziell die Pflanzenbiochemie und das Zentralinstitut für die Schiff- skandinavischen Länder, aber auch Deutschland, können bautechnologie lokalisiert. Neben den staatlichen Einrich- hierbei immer wieder auch international vordere Plätze bele- tungen gibt es auch private FuE-Aktivitäten. Die private gen. Ebenso erzielten die Staaten des früheren Ostblocks be- Forschung ist stärker in anwendungsorientierten Be- reits Fortschritte auf dem Weg in Richtung einer Wissensge- reichen, wie Maschinenbau, Medizin oder IT, ­t ätig (vgl. In- sellschaft. Insbesondere in den beiden baltischen Staaten ternationales Büro des BMBF o.J.). Estland und Litauen sind bereits rund ein Drittel bzw. ein Viertel der Erwerbspersonen im wissensintensiven Dienstlei- Die russische Wirtschaft basiert maßgeblich auf der Explora- stungssektor beschäftigt. Die Vorteile der östlichen Ost- tion und dem Export der natürlichen Ressourcen. Nur wenige seeanrainerstaaten liegen dabei, aufgrund vieler Hochschul- Unternehmen sind international wettbewerbsfähig. Dies hat absolventen aus den Fachrichtungen der Informations- und die Regierung in den letzten Jahren zu umfassenden Kommunikationstechnologien, auf dem Gebiet der IuK-Tech- ­Reformen des Forschungs- und Bildungssystems veranlasst, niken. Trotz dieser Aufholprozesse der baltischen Staaten, um die Volkswirtschaft langfristig auf eine wissensbasierte Polens und der Russischen Föderation zeigen sich aber im- Basis zu stellen, die international wettbewerbsfähig ist (vgl. mer noch Entwicklungsunterschiede auf dem Weg in eine Sokolov 2010). Damit geht ein verstärktes finanzielles Enga- wissensbasierte ­Ökonomie. Abb. 9.3: FuE-Ausgaben (2008) Schweden 3,75 Finnland 3,73 Dänemark 2,72 Deutschland 2,63 Russland 1,03 Estland 1,29 Litauen 0,80 Polen 0,61 Lettland 0,61 0% 0,5 % 1,0 % Anteile in Prozent des BIP Wirtschaft Insgesamt Quelle: Eurostat 2010; Darstellung NORD/LB 2010. 1,5 % 2,0 % 2,5 % 3,0 % 3,5% 4,0 % Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 9.4: FuE-Personal (2008) Finnland 2,10 Dänemark 1,63 Schweden 1,58 Russland1 1,24 Deutschland 1,23 Litauen 0,78 Estland 0,73 Lettland 0,54 Polen 0,44 0% 0,5 % 1,0 % 1,5 % 2,0% 2,5 % Anteil in Prozent der Erwerbsbevölkerung (Vollzeitäquivalente) Wirtschaft 1 Insgesamt 2005 Quelle: Eurostat 2010; Darstellung NORD/LB 2010. Dieses verdeutlichen auch die Ergebnisse des Summary setzt, als dieses in den etablierten Volkswirtschaften in Mit- ­Innovation Index (SII) (vgl. Abb. 9.2). So konnten die osteuro- tel- und Nordeuropa geschieht (vgl. Abb. 9.3). 2 päischen Staaten des Ostseeraumes3 ihre Innovationsperformance in den vergangenen Jahren kontinuierlich steigern und Auch bei der Verteilung der Beschäftigten auf die verschie- einen Aufholprozess gegenüber den führenden Innova­ denen Forschungs- und Entwicklungsbereiche (Unterneh- tionsländern starten – insbesondere Lettland ist es dabei men, (staatliche) Forschungseinrichtungen, Universitäten) ­gelungen bei seiner Innovationsleistung aufzuholen und den sind zwischen den beiden Teilräumen der Ostseeregion Un- Anschluss an seine baltischen Nachbarn herzustellen. Trotz terschiede festzustellen. Der Anteil der FuE-Beschäftigung dieser Fortschritte bleibt ihre Innovationsleistung noch deut- ist, speziell in Unternehmen, in Skandinavien und Deutsch- lich hinter der Innovationsperformance der westlichen Ostsee- land deutlich höher als im östlichen Ostseeraum (vgl. Abb. region und den weltweitführenden Innovationsländern zurück. 9.4). Maßgebliche Innovationstreiber in den westlichen Ostseeanrainerstaaten sind die Unternehmen und (staatlichen) Solche Unterschiede im regionalen Innovationsverhalten Forschungseinrichtungen, die eine Entwicklung in Richtung können auf der Innovationsinputseite auf unterdurchschnitt- Produkt-, Prozess- und Managementinnovationen forcieren. liche Investitionen in die Forschung und Entwicklung der ein- Im Baltikum, Polen und Russland ist viel häufiger der tertiäre zelnen Staaten zurückgeführt werden. So investieren die ost- Bildungssektor der Generator von Innovationen. Die FuE-­ europäischen Staaten der Region (2006) insgesamt nur intensiven Unternehmen und Forschungseinrichtungen in zwischen ca. 0,6 und 1,3 Prozent ihres BIPs in FuE. Damit lie- der westlichen Ostseeregion überwiegen in ihrer Innovati- gen sie deutlich hinter den anderen Staaten der Region onsoutputleistung die stärker auf Grundlagenforschung (Deutschland, Dänemark, Finnland und Schweden) zurück. aus­gerichtete (universitäre) Forschungslandschaft in den Neben den Gesamtinvestitionen in FuE zeigt sich, dass insbe- Transformationsländern. Diese Ungleichverteilung des In- sondere der Unternehmenssektor im östlichen Ostseeraum novationsoutputs zeichnet sich auch in der Struktur des deutlich weniger Mittel für Forschung und Entwicklung ein- technologieorientierten Verarbeitenden Gewerbes ab. Wäh- Der SII gibt einen Überblick über die aggregierte nationale Innovationsleistung. Der SII kann Werte zwischen 0 und 1 ­annehmen. Je näher der SII am Wert 1 liegt, desto höher ist die nationale Innovationsleistung. 3 Für Russland keine Daten vorhanden. 2 53 54 NORD/LB Regionalwirtschaft Abb. 9.5: Schwerpunkte der (privaten und öffentlichen) Forschungslandschaft (ausgewählte Metropolregionen des Ostseeraumes) Kopenhagen Stockholm Malmö Göteburg Helsinki St. Petersburg Riga Vilnius Breslau Warschau Posen Lodz Krakau Kattowitz Danzig 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Gesundheit IuK Nanowissenschaften und -technologien, Werkstoffe und neue Produktionstechnologien Energie Verkehr (einschließlich Luftfahrt) Raumfahrt Sicherheit Maschinenbau Umwelt Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei sowie Biotechnologie Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften Naturwissenschaften Quelle: Nordregio 2008; Darstellung NORD/LB 2010. rend in den westlichen Ländern das technologieorientierte ­Entwicklungsdynamik Mitteleuropas. Zum anderen fehlen, Verarbeitende Gewerbe mehrheitlich den Hoch- und Mittel- aufgrund der über Jahre verordneten Zentralverwaltungs- technologie-Sektor besetzt, dominiert in den ehemaligen wirtschaft, gesellschaftliche und systemische Vorausset- Ostblock-Staaten noch überwiegen der Niedrigtechnologie- zungen, die sich z.B. in schwach ausgeprägten Kooperati- Sektor (vgl. Schmidt 2007; Szydarowski 2009). onen zwischen dem Wirtschafts- und dem Bildungssektor, einer geringen Gründungsaktivität und einer nur mäßigen Diese Diskrepanzen in der Wissensregion Ostseeraum kön- politischen, konzeptionellen Unterstützung privatwirtschaft- nen auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. Zum licher Innovationen äußern. einen rückte die Ostseeregion – insbesondere die östlichen Staaten – nach dem Zweiten Weltkrieg von einer zentralen Metropolregionen als Zentren der Innovation und ­Lage in eine Randlage mit geringem Anschluss an die welt- Forschung und Entwicklung wirtschaftlichen Entwicklungen. Erst durch den Zusammenbruch des Ostblocks und der anschließenden EU-Integration Eine weitere wichtige Basis für den Übergang in eine wis- gelang der gesamten Region wieder der Anschluss an die sensbasierte Gesellschaft stellen die urbanen Zentren mit ih- Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum ren spezifischen Wirtschaftstrukturen dar. Da Wissen zukünf- Petersburg und Malmö auf (vgl. Abb. 9.5; vgl. Nordregio 2008). tig noch stärker an Personen gebunden sein wird, werden Die Ostseeregion verfügt über eine Reihe von aktiven C­lustern. verdichtete Räume aufgrund ihrer Attraktivität sowie ihrer Außerdem sind (grenzüberschreitende) Cluster-­Initiativen ein hohen Akteursdichte und -vielfalt in besonderer Weise durch wichtiges Politikinstrument in der Region. ­Dennoch lassen die Wissensökonomie begünstigt. Als Orte, an denen sich sich auch bei der Verteilung der (Industrie)Clusterstrukturen Kreativität besonders gut entfalten kann, und als Knoten- über den Ostseeraum ähnliche Verteilungsmuster erkennen, punkte in globalen Wissensnetzwerken, bieten urbane Räu- wie sie sich bereits bei der Verteilung des Innovationsoutputs me bessere Standortqualitäten für hochwertige, wissensba- in der Ostseeregion gezeigt haben. Die Clusterstrukturen im sierte Dienstleistungen als periphere Räume (vgl. Brandt östlichen Ostseeraum weisen noch eine deutlich höhere Ab- 2008). Die Agglomerationsräume der Ostseeregion mit ihren hängigkeit von den arbeitsintensiven Industrien und dem Ver- entsprechenden Kompetenzfeldern, Clusteransätzen sowie arbeitenden Gewerbe auf und erreichen zudem noch nicht Netzwerken – auch über Landesgrenzen hinweg (z.B. Öre- den gleichen Grad der Spezialisierung und regionalen Kon- sundregion) – sind damit ein wesentlicher Bestandteil für die zentration wie in den westlichen Ostseeanrainerstaaten. Die Wissensregion Ostseeraum. Das „Baltic Metropoles Network” spezifischen industriellen Vorteile der urbanen Agglomerati- (BaltMet) stellt einen Netzwerkzusammenschluss von Metro- onsräume in Mittelnordeuropa liegen hingegen im Bereich polregionen im Ostseeraum dar. Das Hauptziel des Netz- der High-Tech-Industrien und des wissensintensiven Verarbei- werkes besteht darin, die Wettbewerbsfähigkeit und Innova- tenden Gewerbes (vgl. Szydarowski 2009). tionsfähigkeit der gesamten Region zu stärken und vor allem die wissenschaftliche und unternehmerische Zusammen­ Diese räumlichen Diskrepanzen und Unterschiede in der arbeit zwischen den Ostseemetropolen zu verbessern (vgl. ­Innovationsleistung innerhalb der Wissensregion Ostsee- BaltMet 2010). raum setzen Anreize für ein größeres Engagement bei der transnationalen Vernetzung von Clustern und der Innovations­ Diese Veränderungen der wirtschaftlichen Grundlage mit förderung bei kleinen und mittleren Unternehmen. Eine einem „Mehr“ an technologischen Inhalten und qualifizierter ­stärkere intraregionale Vernetzung der spezifischen wissen- Arbeitskraft an den Produkten und Dienstleistungen hebt in sintensiven regionalen Vorteile kann dabei die Nachteile, die der Wissensgesellschaft auch die Bedeutung von Cluster- der Ostseeregion aufgrund ihrer peripheren Lage in Europa strukturen hervor. Wettbewerbsfähige Cluster finden sich da- entstehen, ausgleichen und einer verstärkten Weltmarktinte- bei insbesondere auf den Gebieten der Hochtechnologie, wie gration förderlich sein. z.B. der Biotechnologie, Informations- und Kommunikationstechnologie, Energie- und Umwelttechnologie, aber auch in Die Herausforderungen, die der Übergang zur wissensbasier- Bereichen der Lebensmittelindustrie, der Forst und Holzverar- ten Ökonomie an Menschen und Regionen stellt, erfordern beitung sowie der Maritimen Wirtschaft. Beispiele für solche speziell Investitionen in die Qualifizierung der einzelnen Wachstumspole in der Wissensregion Ostseeraum stellen u.a. ­Arbeitskräfte, aber auch in die sozialen Strukturen der die grenzüberschreitende Öresundregion zwischen Malmö/ (­Wissens)Gesellschaft. Durch die Finanzierung von Bildungs- Lund in Schweden und Kopenhagen in Dänemark oder die schecks, die von Arbeitnehmern bei anerkannten Wei­ter­ schwedische Hauptstadtregion Stockholm dar. ­Öffentliche bildungseinrichtungen eingelöst werden können leistet z.B. und private Forschungszentren finden sich in der Region in das Land Mecklenburg Vorpommern gezielte Förderung in fast allen größeren Agglomerationsräumen. Kompetenzbe- die Weiterbildung des bestehenden Fachkräftepools (vgl. reiche die in fast jeder Metropolregion vertreten sind: Gesund- ­Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklen- heit, Naturwissenschaften, Lebensmittel, Landwirtschaft und burg-Vorpommern 2010). Neben dem personengebundenen Fischerei sowie Biotechnologie, Nanowissenschaften und Wissen erlangen auch gesellschaftliche oder systemische -technologien und neue Werkstoffe und Produktionstechnolo- ­Voraussetzungen wie die Gründungsaktivität oder die Arbeits­ gien. Insbesondere die skandinavischen Hauptstadtregionen organisation einen höheren Stellenwert. Insbesondere auch halten hierbei ein breites Spektrum an größeren Einrichtungen der Zugang zu Wissen für breite Bevölkerungsschichten stellt bereit. Aber auch einige osteuro­päische Metro­polregionen, eine wichtige Prämisse dar. wie z.B. Warschau, Katowice, ­Posen oder Vilnius, verfügen über eine relativ diversifizierte Forschungslandschaft. Eine kri- Auf der Wissensinputseite präsentiert sich der Ostseeraum tische Masse in einigen bestimmten Forschungsbereichen mit bereits jetzt schon als sehr gut aufgestellt. Die gesamte Regi- einem hohen Grad der Spezialisierung weisen die Räume St. on verfügt über ausreichend Potenziale, vor allem in Form 55 56 NORD/LB Regionalwirtschaft von (universitärer) Ausbildung, um für die wissensbasierte arbeiteten revolvierenden Strategie ist die Koordinierung Ökonomie gerüstet zu sein. Diesem hohen Potenzial an Wis- und Umsetzung einzelner Gemeinschaftsprojekte durch die sensinput steht jedoch ein West-Ost-Leistungsgefälle beim verschiedenen Ostseeanrainerstaaten selbst. Die EU-Strate- Innovationsoutput gegenüber. Daher gilt es, aufbauend auf gie fokussiert sich dabei auf vier thematische Herausforde- den schon guten Beziehungen und Verbindungen im Ostsee- rungen, die gemeinschaftliche Lösungsansätze der Staaten raum, den östlichen Anrainerstaaten weitere Kooperations- erfordern: anreize für einen verstärkten Einsatz von qualifizierten Arbeitskräften in Forschung und Entwicklung zu schaffen. Eine – Sicherstellung einer nachhaltigen Umwelt, weitere Stärkung der vorhandenen Wissensbasis im Ostsee- – Steigerung des Wohlstandes der Region, raum wird dabei auch eng mit einem intensiven Wissens- und – Verbesserung der Zugänglichkeit und Attraktivität Informationsaustausch zwischen den einzelnen Ostsee­ anrainerstaaten verbunden sein. Wissenstransfer- und For- – Gewährleistung der (zivilen) Sicherheit in der Region. der Ostseeregion, schungsnetzwerke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, unter Einbezug der Politik, bieten sehr gute Entwicklungs- Die EU-Strategie orientiert sich dabei an drei Grundsätzen: chancen den Ostseeraum als eine führende Wachstumsregi- keine neuen finanziellen Zuwendungen durch die EU, keine on in Europa zu stärken und so den Übergang zur wissens­ neuen Verordnungen durch die EU und keine Einrichtung basierten Ökonomie weiter zu forcieren. neuer Institutionen. Auch wenn es sich bei der Ostseestrategie um ein Vorhaben der EU handelt, werden sich die Gemeinschaftsprobleme der Ostseeregion nur durch ein kon- 10.Die Strategie der Europäischen Union für den Ostseeraum struktives Vorgehen und eine Zusammenarbeit aller Anrainerstaaten lösen lassen. Daher wird ein aktives Mitwirken interessierter Drittländer (insbesondere der Russischen Mit der EU-Osterweiterung 2004 hat sich die Ostsee nahezu Föderation) bei der Umsetzung der Ostseestrategie geför- zu einem Binnenmeer der Europäischen Union entwickelt. dert. Die Europäische Kommission hält die vorgeschlagenen Der gewachsenen Bedeutung des Ostseeraumes hat die EU Maßnahmen und die Konzeption einer abgestimmten Regio- Rechnung getragen und auf Anfrage der Ostseeanrainer eine nalstrategie für den Ostseeraum für wichtig und sieht in der eigene Regionalstrategie ausgearbeitet. Mit der Strategie der EU-Ostseestrategie auch ein beispielhaftes Vorbild für die EU für den Ostseeraum wird dabei das übergreifende Ziel ver- Entwicklung weiterer angepasster Strategien für transnatio- folgt durch die Verbindung der Potenziale über administra- nale, europäische Regionen (z.B. die Donau-Moldau-Region) tive Grenzen hinweg die nachhaltige Entwicklung und die (vgl. Ahner 2009). Zur Umsetzung der Ostseestrategie wurde Wettbewerbsfähigkeit des Ostseeraumes zu stärken sowie ein Aktionsplan durch die EU entwickelt, der mit Schwerpunkt- den territorialen Zusammenhalt der Region zu fördern. bereichen die vier thematischen Abschnitte der EU-Strategie abdecken soll. Die Ziele der verschiedenen Bereiche werden Durch die neue EU-Ostseestrategie sollen die enormen Po- durch jeweils eigene Aktionen und Projekte umgesetzt, die tenziale, die der Ostseeraum zu bieten hat, besser genutzt ein breites Politikspektrum betreffen und z.T. miteinander werden und die Nachteile der Region ausgeglichen werden. ­verbunden sind (vgl. Europäische Kommission 2009b). Zu den Potenzialen zählen neben den natürlichen Ressourcen und den naturräumlichen Gegebenheiten auch die vor- Sicherstellung einer nachhaltigen Umwelt handene Wissensbasis und Industrien sowie eine solide ­Tradition der interregionalen Zusammenarbeit unter den Der Aktionsplan verfolgt im Rahmen der Sicherung der ökolo- Ostseeanliegerstaaten. Die Nachteile der Region ergeben gischen und biologischen Vielfalt sowie der nachhaltigen sich aus der räumlichen Zersiedelung der Ostseeregion und Entwicklung der Ostseeregion die Eckpunkte der Verringe- der relativ weiten Distanzen zwischen den Wirtschaftskernen rung des Nährstoff- und Schadstoffeintrages in die Ostsee, sowie den regionalen Disparitäten der Region im Bezug auf einen verantwortungsvollen Umgang mit den Fischressour- die ökonomische Leistungsfähigkeit und vorhandene Infra- cen, eine Vermeidung von Verschmutzung durch Seeverkehr- strukturausstattung. Die EU-Strategie soll ein passender semissionen sowie Maßnahmen zur Milderung der Auswir- Rahmen zur Nutzung dieser Potenziale und zur Bewältigung kungen des Klimawandels auf die Region. So bestehen der Herausforderungen des Ostseeraumes sein. beispielsweise die Hauptprobleme bzw. die negativen Aus- Das Hauptziel der von der Europäischen Kommission ausge- wirkungen des Schiffverkehrs in der Emission von Schad- Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum stoffen (Luftemissionen wie auch Ablassen von Schadstoffen netzwerke, oder die Einrichtung eines Ostsee-Fonds zur ins Meer) und der Einführung gebietsfremder Organismen. ­Finanzierung von FuE-Maßnahmen (vgl. Europäische Kom- Eine wichtige strategische Aktion im gesamten Bündel der mission 2009c). Maßnahmen zur Umwandlung der Ostseeregion in eine ­Modellregion für saubere Schifffahrt ist daher die Einführung Verbesserung der Zugänglichkeit und Attraktivität von Emissionsüberwachungsgebieten zur Reduzierung der der Ostseeregion Schwefelbelastung der Ostsee. Eine weitere Maßnahme ist auch die verstärkte Entwicklung von Einrichtungen zur land- Die räumlichen Entfernungen und die physische Erreichbar- seitigen Stromversorgung von Schiffen in den Ostseehäfen keit stellen die Ostseeregion vor besondere Herausforde- (vgl. Europäische Kommission 2009c). rungen. So sind insbesondere der Osten und der Norden des Ostseeraumes weit von den übrigen Kerngebieten der EU Steigerung des Wohlstandes der Region entfernt. Massive Investitionen in die Versorgungsnetze und Infrastruktur (Kommunikation, Verkehr, Energie-Infrastruktur) Wichtige Punkte zur Steigerung des Wohlstandes der Ostsee- sind daher erforderlich, um die Ostseeregion untereinander region sind die Steigerung des Innovationspotenzials und zu verbinden und den Zugang zu erleichtern. Daneben stellt der Abbau von Handelshemmnissen in der Region. Obwohl der Ostseeraum eine Region von besonderer natürlicher und fast alle Ostseestaaten Mitglieder der EU sind bestehen in kultureller Vielfalt dar, die für Besucher attraktiv ist und somit der Praxis noch Hindernisse für den Waren- und Dienst­ große touristische Potenziale bietet. leistungsverkehr. So beschränken nationale Rechtsvorschriften oder regulierte Arbeitsmärkte den Wettbewerb. Kernpunkte des Pfeilers Verbesserung der Zugänglichkeit ­Eine weitere Integration der Märkte im Ostseeraum und eine und Attraktivität sind die Verbesserung, Effizienz und Sicher- Stärkung der interregionalen Handelsverbindungen sowie heit der Energieversorgung und die Verbesserung der inter- ­eine verbesserte Zusammenarbeit mit den Drittländern der nen und externen Verkehrsanbindungen. Im Rahmen des Region werden daher angestrebt, um speziell die Rahmen­ Projektes Transeuropäische Netzwerke der Energie soll z.B. bedingungen für die KMU der Region zu verbessern. Dane- die Nutzung erneuerbarer Energien (insbesondere On- und ben soll der Transfer von Wissen und eine verstärkte Zusam- Offshore Windkraftanlagen) gefördert werden oder ein koor- menarbeit auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung dinierter Ansatz zur Netzanbindung von Offshore-Windparks den Staaten der südlichen und östlichen Ostseeregion ­helfen, erarbeitet werden. Eine nachhaltige Verbesserung der ver- den Anschluss an die Innovationsspitzenreiter der Region kehrstechnischen Erschließung der Ostseeregion verfolgt herzustellen und so gemeinsam eine dynamische Umge- der Aktionsplan durch die Umsetzung der Leitlinien der Tran- bung für bessere Innovationsleistungen zu schaffen. Neben seuropäischen Verkehrsnetzwerke (TEN-V). Wichtige Projekte der Förderung von Innovation und Wissen sowie eines ge- stellen hierbei die multimodale Verkehrsachse Skandinavien- stärkten, gemeinsamen Binnenmarktes bleibt auch die Wett- Deutschland/Polen-Adria oder auch die Via Baltica (Straßen- bewerbsfähigkeit traditioneller Sektoren (Landwirtschaft, verbindung Polen-Baltikum) dar. Daneben sollen Ostsee- Forstwirtschaft und Fischerei) ein Fokus der EU-Strategie. Meeresautobahnen „Motorways of the seas“ (mit den entsprechenden Intermodalverbindungen) realisiert werden. Einzelne Projekte zur Verbesserung der Waren- und Dienstleistungsverkehre in der Ostsee sind z.B. eine Vereinfachung Eine weitere Intention der Strategie liegt in der Erhaltung und von Verwaltungs- und Zollvorschriften beim Seeverkehr oder dem Ausbau der Attraktivität des Ostseeraumes durch Maß- auch eine verstärkte Nutzung von elektronischen Signaturen nahmen aus den Bereichen Tourismus, Gesundheit sowie Bil- oder Identifizierungen im grenzüberschreitenden Warenaus- dung und Jugend. Gesundheitsprobleme bzw. soziales Wohl- tausch. Insgesamt zielen die Aktionen zur Hebung des Inno- ergehen (z.B. Gesundheitsprobleme des demografischen vationspotenzials darauf ab, Anreize für Innovation zu setzen Wandels) oder die Möglichkeiten des Tourismusmarktes sol- und Leitmarktinitiativen zu entwickeln, gemeinsame FuE- len gemeinschaftlich bearbeitet und behandelt werden. Die Vorhaben zu fördern, Humankapital und dessen Mobilität in federführende Koordination der Projekte aus dem Bereich der Region optimal zu nutzen und Instrumente der Innovati- Tourismus wird hierbei von Mecklenburg-Vorpommern über- onsförderung zu implementieren. Konkrete Aktionen sind die nommen. Die kooperativen Projekte dieses Schwerpunkt­ Entwicklung eines Programms für Innovation, Cluster und bereiches reichen von einer gemeinsamen Tourismus-Marke- KMU-Netze, zur Förderung der transnationalen Innovations- tingstrategie der Ostseeregion zur Positionierung gegenüber 57 58 NORD/LB Regionalwirtschaft anderen Makroregionen (z.B. Mittelmeerregion) bis zur Ver- folgungsbehörden erleichtert (vgl. Europäische Kommission netzung der Tourismusvertreter auf Ostsee-Tourismusforen 2009c). (vgl. Europäische Kommission 2009c). Die Ostseeregion, die auch schon als „Laboratorium Europas“ Gewährleistung der (zivilen) Sicherheit in der Region bezeichnet wurde, ist eine vielfach zitierte Modellregion für das „regionbuilding“. Die Region hat sich seit der politischen Wesentliche Herausforderungen auf dem Gebiet der Sicher- Wende in den 1990er Jahre zu einer der dynamischsten Regi- heit stellen die Gefahren im Seeverkehr, die Gefahrenabwehr onen Europas entwickelt. Die eigene „Ostseeidentität“ wurde der grenzüberschreitenden, organisierten Kriminalität sowie dabei oft gelobt, auch wenn die Entwicklungen der Vergan- der Katastrophenschutz dar. Durch die Zunahme des Ver- genheit zu großen regional unterschiedlichen Entwicklungen kehrsaufkommens in der Region hat sich die Unfallgefahr geführt haben. Mit der Strategie der Europäischen Union für deutlich erhöht und macht Maßnahmen der Verkehrsorgani- den Ostseeraum wurde eine strategische Vision für die künf- sation und -überwachung notwendig. Zudem ist der Ostsee- tige Entwicklung der Ostseeregion geschaffen, die traditio- raum, aufgrund seiner strategischen Lage als Verbindungs- nellen Entwicklungspfade der Vergangenheit wieder gemein- achse von Ost nach West, ein attraktiver Raum und beliebtes sam zu beschreiten, sich den zukünftigen Herausforderungen Einfallstor für kriminelle Gruppierungen aus der EU wie auch als Region zu stellen und so die sich ergebenden Chancen aus Drittländern. Daher wurden Handlungsbedarfe bei der gemeinsam optimal zu nutzen. ­zivilen Sicherheit erkannt, die sich durch gemeinsames, ­strategisches Handeln minimieren lassen. Im Bereich der ma- Aufgrund der Konzeption der Ostseestrategie der Europä- ritimen Sicherheit und der Gefahrenabwehr im Seeverkehr ischen Kommission, die auf zusätzliche Mittelzuwendungen soll beispielsweise ein E-Navigations-System zur Über­ verzichtet, muss die Strategie auch eng im Kontext der wei- wachung der Küstengewässer und wichtiger Schifffahrts­ teren europäischen Strukturpolitik gedacht werden. Obwohl routen aufgebaut werden und gemeinsame Standards für die die aktuelle Förderperiode der EU-Strukturpolitik (2007- nautische Ausbildung festgelegt werden. Ein Projekt zur 2013) noch läuft, hat bereits jetzt die Debatte zur Gestaltung ­Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität ist z.B. der nächsten Periode ab 2014 begonnen. Nach derzeitigem die Errichtung einheitlicher, nationaler Koordinationszentren Kenntnisstand werden dabei auch in der kommenden Perio- zur Überwachung der Außengrenzen, die den Austausch von de die Grundzüge der aktuellen Förderperiode erhalten blei- relevanten Informationen zwischen den beteiligten Strafver- ben und weiterhin ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Ausgleichs- und Wachstumsziel angestrebt. Dennoch sind Stärkung von Kooperationsverbünden. Insbesondere Universi- Verschiebungen in der Bedeutung einzelner thematischer täten und Forschungsinstituten aber auch private Partner gilt Handlungsfelder im Gesamtkonzept der Strukturförderung es hierzu im Kooperationsraum Ostsee intelligent zu vernet- und Veränderungen in der Förderarchitektur sehr wahr- zen. Der hohe Vernetzungs- und Organisationsgrad im Ostsee- scheinlich (vgl. BMWI 2010a; BMWI 2010b). raum ermöglicht eine Beteiligung der diversesten Instituti- Im Rahmen der Weiterentwicklung der Strukturpolitiken wer- onen und Akteure. den auf europäischer Ebene dabei insbesondere den Themenbereichen Globalisierung, Ressourcenknappheit, Klimawandel und alternde Gesellschaft besondere Prioritäten eingeräumt (vgl. Europäische Kommission 2010). Momentan spricht einiges dafür, dass in der nächsten Förderperiode 11.Die Zukünftige Positionierung Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum ­eine weitere Verschiebung der Strukturförderung zugunsten einer nachhaltigen Stärkung der Wachstumskraft „Wissen“ Die Region der deutschen Ostseeküste war stets ein wesent- stattfinden wird. Zentrale Punkte sind hierbei die Förderung licher Bestandteil des nordosteuropäischen Kulturraums. Der von Forschung und Entwicklung, Wissen und Innovation, die Ostseeraum hat sich dabei nicht erst in den vergangenen 20 wirtschaftsnahe Forschungsinfrastruktur sowie eine Verbes- Jahren zu einer erfolgreichen Wirtschaftsregion in Europa serung der Aus- und Weiterbildungsinfrastrukturen. Bedeu- entwickelt, sondern zeichnet sich schon seit Jahrhunderten tung wird hierbei auch die Entwicklung von Humankapital als gemeinsamer Wirtschaftsraum und durch die Nutzung (z.B. Weiterbildungsmöglichkeiten, Gleichstellung der Ge- der Ostsee als gemeinsamen Handelsweg aus. Die von der schlechter) spielen. Als weitere Förderschwerpunkte könnten Backsteingotik des Mittelalters geprägten Ostseestädte sind sich Ver- z.B. ein Teil dieses kulturellen Erbes und noch immer identi- kehrsprojekte sowie die Integration und Verknüpfung von tätsstiftend für die gesamte Ostseeküste, die nicht zuletzt Verkehrsträgern herauskristallisieren. Angesichts des fort- auch gemeinsame baltische Erbe widerspiegeln (vgl. Küster schreitenden Klimawandels werden wahrscheinlich auch die 2002). zudem überregionale (wirtschaftsrelevante) Bereiche Energieeffizienz und Klimaschutz (Förderung der Ressourceneffizienz in KMU, Förderung von Leitbranchen der Die ausgeprägte Kooperationsbereitschaft der Ostseeregion Umwelttechnik) verstärkt in den Blick geraten (vgl. BMWI ist damit nicht nur die Neuentdeckung eines wichtigen Politi- 2010a; BMWI 2010b). kinstruments zur wirtschaftlichen Entwicklung, sondern auch eine Rückbesinnung auf entsprechende historische Initiati- In der Vergangenheit wurden im Ostseeraum, bedingt durch ven der politischen und wirtschaftlichen Kooperation zwi- die großen Entfernungen, vor allem Projekte zur Schaffung schen den Ostseeanrainern, wie z.B. „Die Hanse“. Aufgrund eines multimodalen Verkehrssystems umgesetzt (vgl. BBR des historischen Erbes und der unterschiedlichen Blockzuge- o.J.). Aufgrund der räumlichen Dimensionen der zentralen He- hörigkeit entstand jedoch in der jüngeren Vergangenheit rausforderungen müssen für die kommende Förderperiode ab zwischen den nordwestlichen und östlichen Staaten der Re- 2014 adäquate Lösungen gefunden werden, die ein breites gion eine größere Wohlstandsdisparität, die den Ostseeraum Spektrum an unterschiedlichen Akteuren einbinden. In der heute vor wirtschaftliche Anpassungsprobleme stellt. Darü- künftigen Förderperiode wird daher der Aspekt der territori- ber hinaus stehen die einzelnen Akteure des Ostseeraumes alen Kohäsion, also die gemeinsame Entwicklung von Regi- vor vielfältigen weiteren politischen sowie auch ökologischen onen, angepasst an die spezifischen Besonderheiten für einen Herausforderungen. Die spezifischen Problemlösungsansät- verstärkten wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt, da- ze für die Ostseeregion können dabei auf dem historischen her eine stärkere Rolle einnehmen („Region-building“). Die Erbe aufbauen. Als bedeutend für den Ostseeraum könnte künftige Strukturförderkulisse wird daher, nach derzeitigen sich wieder einmal die Baltische See selbst herausstellen. Einschätzungen, Strukturen betonen, die verstärkt kooperative und interregionale Ansätze verfolgen („Cross-border Ansatz“). Die Ostsee hat seit jeher die Region durch den gegensei- Gerade im Zuge des Übergangs zur Wissensökonomie, welches tigen, seewärtigen Handel geeint und ist auch heute noch ein zentraler Punkt der Strukturpolitik zur Beschleunigung des der wichtigste Verkehrsträger und somit maßgeblich für die Konvergenzprozesses ist, kommen Netzwerkstrukturen und wirtschaftliche Integration der gesamten Region verantwort- Verbundstrategien eine zentrale Bedeutung zu. Ein wesent- lich. Das Siedlungsgebiet des heutigen Mecklenburg-Vor- liches Kennzeichen der Innovationsförderung ist hierbei die pommerns war dabei stets ein wichtiger Kern des südbal- 59 60 NORD/LB Regionalwirtschaft tischen Raums und ist heute wieder ein integraler Bestandteil der EU-Staaten das Krisenjahr 2009 mit einem Anstieg des der ­Region sowie ein wichtiger Knotenpunkt der Ostseeregi- BIP und erwartet zur EURO 2012 zusätzliche wirtschaftliche on an der Schnittstelle zu den europäischen Kernräumen (vgl. Impulse. Weniger dynamisch als in der Vergangenheit dürf- Selke, ­Görmar 2009). ten sich die Außenhandelsbeziehungen Mecklenburg-Vorpommerns ins Baltikum entwickeln. Die ehemaligen „Bal- Insbesondere durch die EU-Osterweiterung konnte der Ost- tischen Tiger“ leiden momentan stark unter den Folgen der seeraum in den letzten Jahren einen Bedeutungszuwachs Finanz- und Wirtschaftskrise und werden auch in naher Zu- verzeichnen und eröffnet auch für Mecklenburg-Vorpommern kunft nicht so schnell wieder an die gewohnten Wachstums- Entwicklungsperspektiven in die Region: raten von vor der Krise anknüpfen können (vgl. Kap. 4). – Der Ostseeraum vereint sowohl die östlichen, aufstre- Die krisenbedingten Rückgänge der Wachstumsindikatoren benden Wachstumsmärkte der Transformationsländer, im letzten Jahr haben jedoch die Volatilität der Wirtschaft der wie auch etablierte Volkswirtschaften in Skandinavien, Transformationsländer aufgezeigt. Daher sollten auch die – die steigende Weltmarktintegration des Ostseeraumes etablierten Volkswirtschaften Skandinaviens eine wichtige fördert den intraregionalen Handel und den Zuwachs der Stütze des mecklenburg-vorpommerischen Außenhandels Kurzstreckenseeverkehre auf der Ostsee, bleiben. So versprechen die Wirtschaftsverbindungen nach – die Ostseeregion verfügt über Schlüsselqualifikationen Nordeuropa, die noch immer einen erheblichen Anteil des und wachstumsstarke Branchen in den Bedarfsfeldern für Außenhandels auf sich vereinen, zwar nicht die hohen Wachs- die zukünftigen Herausforderungen, tumsraten der neuen EU-Länder oder Russlands, doch lassen – ein dynamisches, leistungsfähiges Wissenschafts- und sie eine kontinuierlichere Entwicklung der Wirtschaftsbezie- Forschungssystem sowie ein großer Talentpool an „klugen hungen erhoffen (vgl. Kap 5). Eine wichtige Stütze hierbei Köpfen“ zeichnen die Region aus, wird auch in Zukunft der weniger konjunkturabhängige Er- – durch die „EU-Strategie für den Ostseeraum“ erfährt die Region zusätzliche politische Impulse. nährungssektor bleiben. Die Exporte aus diesem Wirtschaftszweig haben unter den Folgen der Wirtschaftskrise weniger stark als die Konsum- oder Investitionsgüter leiden müssen. Die intraregionalen Wirtschaftsbeziehungen stellen eine gu- Bedeutende Exportbestimmungsländer dieses Sektors im te Basis für weitere wirtschaftliche Entwicklungen, Handel Ostseeraum sind die beiden skandinavischen Länder Däne- und Verkehr sowie für weitere Formen der wissenschaft- mark und Schweden sowie Russland (vgl. Kap. 5). lichen, sozialen und kulturellen Zusammenarbeit für Mecklenburg-Vorpommern dar. Auch wenn sich das Wirtschafts- Die zunehmende Europäisierung und Globalisierung von wachstum in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise in Wirtschaft und Handel im Ostseeraum wird die Zukunftst- Russland deutlich abgekühlt hat, stellt der russische Markt rends der Transport- und Logistikverkehre nachhaltig beein- auch zukünftig einen Wachstumsmarkt dar. Positiv auf die flussen. Daneben werden sich durch die neuen Märkte in Wirtschaftsbeziehungen zu Russland könnten sich auch die ­Osteuropa sowie im asiatischen Teil Russlands zusätzliche Geschäftsbeziehungen der Nordic Yards, ehemals Wadan Transportperspektiven im Ostseeraum eröffnen. Aufgrund Werft, nach Russland auswirken, die 2009 von russischen In- der geografischen Lage des Landes Mecklenburg-Vor­ vestoren übernommen wurden. Ziel sollte es sein Neubau- pommern hat es traditionell eine zentrale Bedeutung als aufträge aus dem russischen Markt zu akquirieren. Gute Knotenpunkt für den Ostseeraum eingenommen. Die Han- Chancen werden hierbei allgemein eisbrechenden und eisge- delsströme konnten dabei von den kostengünstigen Trans- henden Spezialschiffbauprojekten zur Erschließung ark- portmöglichkeiten über die Ostsee und dem großen Absatz- tischer Öl- und Gasfördergebiete und Offshore-Projekte ge- markt von ca. 90 Mio. Menschen im nahe gelegenen sehen (vgl. Kap. 6). Ostseeraum profitieren (vgl. NORD/LB 2008c). Neben Russland stellt auch der östliche Nachbar Polen einen Um nachhaltig an diesen Entwicklungsperspektiven partizi- Wachstumsmarkt in der Ostseeregion dar. Das Bundesland pieren zu können wird es darauf ankommen, durch die Kom- pflegt schon seit mehr als zehn Jahren mit den Wojewod- bination und Bündelung mehrerer Verkehrsträger und schaften Westpommern (Stettin) und Pommern (Danzig) en- ­-dienste an einem Ort die Qualität der angebotenen Ver- ge wirtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen (vgl. kehrsleistung, die Qualität und Paarigkeit der Verkehrs­ströme Staatskanzlei MV o. J.). Zudem beschloss Polen als einziges sowie die Bandbreite und den Umfang der angebotenen Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum ­Serviceleistungen zu sichern. Dies ermöglicht eine hohe Der Ostseeraum bietet für Lösungen und Antworten auf diese ­Flexibilität und hohe Frequenz der operierenden Dienste, zentralen Herausforderungen eine Reihe von Möglichkeiten was zu einer hohen Beständigkeit der anzubietenden Trans- für strategische Anknüpfungspunkte zur Positionierung. Ins- port- und Logistikdienstleistungen führt (vgl. Bauermeister besondere in der Gesundheits- und der Ernährungswirtschaft 2010). Dank der Lage wird Mecklenburg-Vorpommern auch in ergeben sich hierbei für das Bundesland Mecklenburg-Vor- Zukunft eine bedeutende Rolle als Drehscheibe im innereu- pommern, aufgrund der länderspezifischen Bedeutung der ropäischen Handel bei den Nord-Süd Verkehren und als wich- beiden Branchen und komplementärer Strukturen, gute tiger Verkehrsknotenpunkt im Ostseeraum mit Verbindungen Chancen für eine Orientierung an wachstumsstarken Bedarfs- ins Baltikum und als „Tor zu Russland“ zukommen (vgl. Mini- feldern der Zukunft. Die Einbindung in europäische Spitzen- sterium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg- cluster mit Anschluss an die globalen Wissensströme wird in Vorpommern 2009). Das Land ist dabei ein Bindeglied zwi- diesem Zusammenhang zur Kommerzialisierung von wettbe- schen den Wirtschaftsregionen Ostseeraum, Zentraleuropa werbsfähigen Produkten und für die Erschließung von Leit- und der Mittelmeerregion. märkten bedeutsam sein (vgl. Kap. 9). Die zentralen, globalen Herausforderungen wie der Klimawan- Die Ostseeregion bietet hierzu mit ihren vielfältigen Cluster- del, die demographische Entwicklung, der Zugang zu Nah- und Netzwerkstrukturen hervorragende Möglichkeiten. So rungsmitteln und sauberem Wasser oder die Erschließung zählt die Öresundregion zwischen Dänemark und Schweden neuer, ressourcenschonender Energiequellen erfordern zu- mit den Metropolregionen Kopenhagen und Malmö zu den kunftsfähige Lösungen. Diese bestehen besonders auf den führenden Life-Science Regionen in Europa mit einem her- Feldern Klima und Energie, Gesundheit und Ernährung, Mobi- vorragenden Besatz an Wissenschafts- und Forschungs­ lität sowie Sicherheit und Kommunikation. Schlüsseltechnolo- einrichtungen. Darüber hinaus sind z.B. durch die ScanBalt gien, die entscheidend für die Positionierung ­innerhalb der er- Initiative oder mit BioCon Valley® interregionale Netzwerk- kannten Bedarfsfelder und für die Zukunfts­fähigkeit der strukturen in Mecklenburg-Vorpommern und im Ostseeraum Wirtschaft sind, sind hierbei die Bio- und Nanotechnologie, die vorhanden (vgl. Kap. 8). Aufgrund der besonderen Stärke der Mikro- und Nanoelektronik, die Optischen Technologien, die Ernährungswirtschaft in der dänischen Wirtschaft bieten sich Mikrosystem-, Werkstoff- und Produktionstechnik, die Dienst- besonders hier Anknüpfungspunkte innerhalb des Ostsee- leistungsforschung, die Raumfahrttechnologie sowie die Infor- raumes an. Grenzüberschreitende Kontakte zwischen pol- mations- und Kommunikationstechnologie (vgl. BMBF 2010). nischen und deutschen Lebensmittelherstellern bestehen 61 62 NORD/LB Regionalwirtschaft bereits und bieten vielfältige Ansätze für eine engere Vernet- gische Seenplatte stellen attraktive Tourismusgebiete mit zung in Forschung und Entwicklung, Produktentwicklung, einem vielfältigen naturräumlichen Angebot, breitem Ange- ­Erhöhung der Wertschöpfungstiefe sowie bei der Umsetzung bots und Veranstaltungsspektrum sowie guter Erreichbarkeit gemeinsamer Vermarktungsstrategien (vgl. ZLT 2010). dar. Die Tourismusgebiete in Mecklenburg-Vorpommern überzeugen dabei durch ein Ganzjahresangebot, Schlecht- Daneben eröffnen sich auch für die Maritime Wirtschaft des wetteralternativen sowie durch eine klare Qualitätsstrategie Landes und die dazugehörige Zulieferindustrie im Zuge der mit einem breiten Wellness-Angebot und Bädertourismus, globalen Herausforderungen Anschlussmöglichkeiten an hin zu gesundheitsorientierten Tourismusformen. Speziell die spezifischen Schlüsselqualifikationen der Ostseeregi- die Mecklenburgische Seenplatte konnte in den letzten Jah- on. So werden zukünftig neue, innovative Mobilitätskon- ren eine dynamische Zuwachsrate bei den Übernachtungen zepte und Verkehrstechnologien gefragt sein, um Güter verzeichnen (vgl. DSGV 2009; Kap. 8). und Menschen effizient und ressourcenschonend zu befördern (vgl. BMBF 2010). Zu den wichtigsten Forschungs- und Neben Mecklenburg-Vorpommern erfreuten sich aber auch Innovationsschwerpunkten zählt hierbei im Schiffs- und weitere Küstenregionen der Ostseeländer einer positiven Bootsbau z.B. die Entwicklung neuer Antriebssysteme. Da- touristischen Entwicklung. Insbesondere die baltischen rüber hinaus ­eröffnen sich in weiteren Kernsegmenten der Staaten Litauen und Lettland oder auch die Region Masuren Maritimen ­W irtschaft Querschnittsthemen zu den Bedarfs- in Polen konnten Steigerungsraten bei den Gästeübernach- feldern der Zukunft. Wachstumspotenziale versprechen tungen verzeichnen. Trotz dieser touristischen Wettbewerbs- hierbei insbesondere die Offshore-Industrie, die Eis- und situation in der sich die einzelnen Regionen untereinander Polartechnik ­sowie die Unterwassertechniken im Feld Ener- befinden, empfiehlt sich dennoch eine engere Zusammenar- gie oder der marinen Verkehrsleit- und Überwachungstech- beit der Ostseeländer im Bereich des Tourismus. Ein erster nik im Bereich der (maritimen) Sicherheit. Der Ostseeraum Schritt die touristischen Potenziale der Region, durch dauer- verfügt als traditionsreicher maritimer Wirtschaftsstand- hafte grenzüberschreitende Projekte und Kooperationen der ort über eine große Qualität an Qualifikationen in der Mari- Anrainerstaaten zu fördern, wurde bereits durch eine ent- timen Wirtschaft. So zählen der Schiffs- und Bootsbau so- sprechende Absichtserklärung der teilnehmenden Vertreter wie auch der komplementäre Maschinenbau in Polen oder aus Dänemark, Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Est- Finnland ebenfalls zu traditionsreichen Wirtschaftszwei- land, Russland, Finnland und Schweden auf dem 2. Ostsee- gen. Vor allem in Dänemark hat sich in den letzten Jahren Tourismus-Forum in Vilnius gegangen. Mit Hinblick auf die die Offshore-Windenergiebranche etablieren und bereits gemeinsame Interessenslage im Ostseeraum verständigten wertvolle Erfahrungen bei der Realisierung von Offshore- sich die teilnehmenden Ostseestaaten darauf, die Tourismus- Projekten machen können (vgl. Kap. 6) region in seiner Bekanntheit zu steigern, auf den Quellmärkten gegenüber anderen Tourismusregionen, wie z.B. dem Eine Plattform für das Zusammenführen der einzelnen ­Akteure Mittelmeer, vereint aufzutreten und den Ostseeraum insge- und für den Aufbau gemeinsamer Zukunftskonzep­tionen in samt als starke touristische Marke zu positionieren. Neben Mecklenburg-Vorpommern ist die Maritime Allianz Ostsee­ der touristischen Präsentation sind konkrete Themenfelder region e.V. (MAO), deren inhaltlicher Schwerpunkt in der inten- und Projekte auf denen ein gemeinsames Handeln intensi- siveren Verzahnung der Großbetriebe mit den kleinen und viert werden soll: spezielle thematische Marketingstrategien ­mittelständischen Zulieferunternehmen sowie deren For- des gemeinsamen kulturellen Erbes (z.B. Hansestädte), die schungs- und Entwicklungspotenzialen liegt. Neben der MAO Förderung von umweltverträglichen Ostseekreuzfahrten engagiert sich bei der Vernetzung der Maritimen Wirtschaft ­sowie die Präsentation des Ostseeraumes als Wellness- und der 2007 gegründete Kooperationsverbund „­Maritime Zuliefe- Gesundheitsregion (vgl. BTC o. J.). rer-Allianz M-V“ e. V. (MAZA M-V). Der MAZA M-V sieht seine Verantwortung vorwiegend darin, die bisher vorherrschenden un- Die Stärke der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit des Ost- ternehmerischen Einzelaktivitäten der maritimen Zulieferer in seeraumes wird zukünftig jedoch auch nachhaltig von der Pro- ein kooperatives Zusammenwirken zu überführen. duktion von Informationsgütern und der Innovations­leistung in der Region bestimmt werden. Der Übergang zu einer wis- Darüber hinaus liegt ein wesentlicher Schwerpunkt der sensbasierten Ökonomie und Gesellschaftsform im Ostsee- ­mecklenburg-vorpommerischen Wirtschaft im Bereich des raum ist dabei einer der häufigsten Antworten auf die sich Tourismus. Die Küstenregion der Ostsee und die Mecklenbur- weltweit abzeichnenden strukturellen Veränderungen. Zu den Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Abb. 11.1: Perspektiven der Raumentwicklung für die Ostseeregion bis 2030 Quelle: VASAB 2009. 63 64 NORD/LB Regionalwirtschaft wichtigsten Handlungsfeldern zählt es daher das Potenzial der Um sich gegenüber anderen (Teil)Regionen besser zu positi- Wissensgesellschaft besser zu erschließen und den Aufbau ei- onieren und die äußere Wahrnehmung des eigenen Stand- ner innovationsfördernden Infrastruktur zu unterstützen. Dazu ortes aufzuwerten bedarf es, auch vor dem Hintergrund der gehört neben der Förderung von beruflicher Qualifizierung demografischen Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern, und Weiterbildung auch die weitere Stärkung der Aus- und einer weiteren Aufwertung der innovationsfördernden Struk- Hochschulbildung sowie von innovativen Wirtschaftszweigen turen und Investitionen in die so genannten weichen Stand- und Unternehmen. Insbesondere die Verbesserung des Zu- ortfaktoren. Aufgrund der massiven Abwanderung, vor allem gangs der mittelständischen Wirtschaft und des Handwerks zu junger, gebildeter Frauen, aus den ländlich geprägten Teilräu- den Forschungs- und Entwicklungskapazitäten sollte ein wich- men und dem Fehlen von Metropolregionen ist die Positio- tiges Anliegen der Ostseeanrainerstaaten sein, da speziell in nierung Mecklenburg-Vorpommerns auf dem Weg zur Wis- den ehemaligen Ostblockländern ein ausreichend stark ausge- sensökonomie vermehrt auch von der Zuwanderung von prägter, innovativer Mittelstand von kleinen und mittleren Un- (Hoch)Qualifizierten abhängig. Dabei wird es auch darauf ternehmen noch fehlt (vgl. Universität Rostock 2005). ­ankommen die Arbeitskräftemobilität innerhalb der Ostseeregion als Wissensressource zu erkennen. Insbesondere Dieser fortschreitende Wandel in Richtung einer kreativen ­junge (Hoch)Qualifizierte aus den östlichen Ostseeländern und innovativen Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft stellen hierbei einen Pool an Talenten dar. Eine umfassende wird zukünftig auch Mecklenburg-Vorpommern vor größere Orientierung auf marktgängige Produkte, wie es schon z.T. in Herausforderungen stellen. Die ökonomischen Perspektiven einzelnen Bereichen der Gesundheitswirtschaft dem Ernäh- des Bundeslandes werden dabei intensiv von der zuneh- rungsgewerbe oder in Teilen der Maritimen Wirtschaft in Me- menden Integration des gesamten Ostseeraumes in die welt- cklenburg-Vorpommern verfolgt wird, und die Förderung wis- wirtschaftlichen Verflechtungen geprägt werden. Zu dem sensbasierter Branchen setzt dabei konsequent auf die ­historischen Erbe des Ostseeraumes gehört eine lange Tradi- Wachstumspotentiale von Innovationen, neuen Produkten tion gemeinsamer kultureller Werte, die sich positiv auf Netz- und Dienstleistungen sowie (hoch)qualifizierte Arbeit. Kreati- werkkooperationen in der Gegenwart auswirken. Dies ist ins- vität, Talent und Weltoffenheit stellen dabei wichtige zu- besondere deshalb wichtig, weil ein gemeinsames Handeln kunftsgerichtete Parameter einer (Wissens)Gesellschaft für ohne eine kulturelle Verbundenheit und Tradition erschwert das Bundesland dar (vgl. NORD/LB 2008b). wird (vgl. Selke, Görmar 2009). Auf dem Weg in eine wissensbasierte Ökonomie wird transnationalen und transregionalen Der Ostseeraum mit seinen zahlreichen multilateralen Insti- Netzwerken eine hohe Bedeutung beigemessen, bildet doch tutionen und grenzüberschreitenden Programmen hat in den die Gestaltung von Innovationsprozessen, Initiativen des Wis- vergangenen zwei Jahrzehnten eine Modellfunktion für senstransfers und Kooperationsstrategien von Unternehmen ­andere Regionen auf dem Weg zum sogenannten „Region- sowie eine exzellente Forschungs- und Wissenschaftsland­ building“ erlangt. Dies brachte der Ostsee auch den Namens­ schaft und Teilhabe an den internationalen Wissensströmen zusatz „Meer von Akronymen“ ein. Als besonderes Merkmal zentrale Herausforderungen bei der Neukombination von Wis- des Ostseeraumes gilt dabei die Kooperation „von unten“ sen zu innovativen, lukrativen Produkten und Dienstleistungen durch Nicht-Regierungsorganisationen mit einer hohen zivil- (vgl. Abb. 11.1). Daher wird es zukünftig noch stärker darauf an- gesellschaftlichen Teilhabe bei der Zusammenarbeit. Der kommen, in einen noch intensiveren Wissens- und Informati- Großteil der Institutionen, Organisationen, Netzwerke und onsaustausch mit den übrigen Ostseeanliegern zu treten und Programme bezieht sich dabei auf die Raumentwicklung und verstärkt auf Forschungs- und Entwicklungskooperationen zu die transnationale Kooperation. Zu den Hauptakteuren der setzen. Der Ostseeraum zeichnet sich durch eine breite Wis- zwischenstaatlichen und länderübergreifenden Ostseekoo- senschaftslandschaft aus, deren Basis die (Fach)Hochschulen, perationen gehören auf Ratsebene der Council of the Baltic Forschungseinrichtungen und Technologie-Cluster aus unter- Sea States (CBSS), der Barents Euro-Atlantic Council (BEAC), schiedlichsten Fachgebieten bilden. Zudem existieren in der der Arctic Council (AC), der Nordic Council of Ministers (NCM) Region bereits Institutionen und Netzwerke, die das Ziel eines sowie auf einer parlamentarischen Ebene die Baltic Sea intensivieren Wissenstransfers über die Landesgrenzen hin- ­Parliamentary Conference. Des Weiteren existiert eine große weg verfolgen (vgl. Kap. 9). Diese vorhandenen Strukturen und Vielzahl von sub-nationalen Netzwerken mit einem jewei- Wissensbasis der Ostseeregion gilt es auszunutzen und sich ligen Fokus auf einzelne Themen (vgl. Löwendahl, Pursiani- innerhalb einer wissensbasierten Ökonomie in den entspre- nen 2009). chend Wachstumsmärkten zu positionieren. Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Mit der EU-Osterweiterung 2004 hat sich die Ostsee nahezu ­Ostseeraum nachwievor die mit Abstand wichtigste Region zu einem Binnenmeer der Europäischen Union entwickelt. des Landes. Die Entwicklung der Handelsbeziehungen hat Der gewachsenen Bedeutung des Ostseeraumes hat die EU gezeigt, dass es den Unternehmen aus Mecklenburg-­ Rechnung getragen und auf Anfrage der Ostseeanrainer eine Vorpommern gelungen ist, die Ostseeanrainerstaaten als eigene Regionalstrategie ausgearbeitet. Mit der „EU-Strate- wichtige Absatzmärkte für sich zu erschließen und die sich gie für den Ostseeraum“ wird dabei das übergreifende Ziel ­eröffnenden Marktpotenziale zu nutzen. Damit hat sich der verfolgt durch die Verbindung der Potenziale über admini- Ostseeraum insgesamt zu einem wichtigen Standbein für die strative Grenzen hinweg die nachhaltige Entwicklung, die Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns entwickelt. Wettbewerbsfähigkeit und den territorialen Zusammenhalt des Ostseeraumes zu stärken (vgl. Kap. 10). Allerdings bleibt zu berücksichtigen, dass auch in dieser ­Region die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ihre ­Spuren Trotz der vielfältigen Formen der Kooperation und transregi- hinterlassen hat. Zwar weist die mecklenburg-vorpomme- onalen Verbindungen zeichnen sich dennoch zwischen den rische Wirtschaft insgesamt nur eine vergleichsweise geringe einzelnen Ostseeanrainerstaaten asymmetrische Interes- außenwirtschaftliche Verflechtung auf, dennoch ­wurden die senslagen ab. So besitzt der Ostseeraum für die kleineren Erwartungen der stärker exportorientierten ­Branchen, insbe- Staaten der Region tendenziell eine größere Bedeutung als sondere die Hersteller von Gebrauchs- und Investitionsgü- für die größeren Volkswirtschaften der Region, wie z.B. für tern, in der Krise spürbar getrübt. Darüber ­hinaus erlitt auch Deutschland oder auch Russland. Insbesondere in Deutsch- das Verkehrs- und Transportgewerbe, das stark vom internati- land lassen sich die ökonomischen Zentren neben dem Ost- onalen Warenaustausch abhängig ist, ­einen Einbruch. Mit seeraum auch noch in anderen Regionen verorten, was die dem weltweiten Aufschwung der Wirtschaft im Verlauf des Bemühungen ein vermehrtes Interesse auf diese Region zu Jahres 2010, ist jedoch wieder mit einer weiteren Intensivie- lenken tendenziell erschwert (vgl. Universität Rostock 2005). rung der Handelsverflechtungen Mecklenburg-Vorpommerns Daher gilt es seitens Mecklenburg-Vorpommerns, die gestei- mit den Ostseeanrainerstaaten zu rechnen. Die engen Han- gerte europäische Wahrnehmung des Ostseeraumes im delsverflechtungen und vertrauensvolle Partnerschaft die sich Zuge der EU-Strategie zu nutzen, um ein Bewusstsein für die in der Vergangenheit gebildet haben bilden das Fundament, Chancen und Potenziale des Ostseeraumes zu schaffen und gestärkt aus der Krise hervorzu­-gehen. in den gegebenen Akteursstrukturen die Interessen des Ostseeraumes auf nationaler und europäischer Ebene entschie- Der strukturell schwierige Weg aus der Krise hat gezeigt, dass den zu vertreten. Eine Stärkung des Ostseeraumes wird dabei größere Herausforderungen vor Mecklenburg-Vorpommern auch in einem engen Zusammenhang mit der Umsetzung liegen. Die Wirtschaft muss sich neue Perspektiven eröffnen von „Cross-border Konzepten“ und „Region-building“ Strate- und auf die neuen Wachstumspotenziale in den zukunftsfä- gien stehen. Aufgabenfeld die dabei verstärkt in den Fokus higen Bedarfsfeldern ausgerichtet werden. Dieser Wandel der rücken werden ist die Stärkung der Wissensbasis im Ostsee- Wirtschaftsstrukturen wird nicht zuletzt mit einer Bedeu- raum durch überregionale Vernetzungsstrategien sowie eine tungszunahme des Produktionsfaktors „Wissen“ und einer In- engere Verzahnung der Wirtschaft und ihrer spezifischen Po- tensivierung von transnationalen (Forschungs)Kooperationen tenziale sowohl mit der Wissenschaft als auch untereinander, einhergehen und den internationalen Wettbewerb um Ta- z.B. durch FuE-Kooperationen. lente, Technologien und Marktführerschaft weiter verstärken. Ansätze für strategische Entwicklungskonzepte, die daher zu 12. Fazit verfolgen sind, stellen grenzüberschreitende Kooperationen („Cross-border Ansatz“), die Förderung der gemeinsamen re- Die außenwirtschaftlichen Beziehungen Mecklenburg-Vor- gionalen Identität („Region-building“) sowie die Abstimmung pommerns zu den Ostseeanrainerstaaten haben sich in den der vorhandenen Governancestrukturen dar. Konkrete Um- letzten Jahren positiv entwickelt. Während sich das Importvo- setzungsschritte für eine erfolgreiche Positionierung Meck- lumen des Landes aus dem Ostseeraum leicht unterdurch- lenburg-Vorpommerns innerhalb der Region und zur Stär- schnittlich entwickelte, wuchsen die Exporte in diese Region kung der Ostseeregion, die sich hieraus ableiten lassen, sind überdurchschnittlich stark an. Besonders die Ausfuhren nach die weitere Verbesserung der überregionalen Vernetzung von Schweden, Russland, Finnland und Polen konnten hierbei Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie ein intensiverer ­gesteigert werden. Auch im Bezug auf den Import ist der Rückgriff auf die bestehenden FuE-Potenziale und Kapazi- 65 66 NORD/LB Regionalwirtschaft täten des Ostseeraumes. Ein weiteres Handlungsfeld ist zu- BBR; URL: http://www.bbsr.bund.de/nn_23470/BBSR/DE/ dem die stärkere Vernetzung von gleichartigen oder sich er- Veroeffentlichungen/IzR/2009/8__9/begleitinformationen. gänzenden Technologie-Clustern aus den verschiedenen html, ­A bruf: 21. Oktober 2009. Metropolregionen sowie von Unternehmen. Eine Fokussierung sollte hierbei speziell auf die potenziellen Wachstums- BBR (Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung) (o.J.): branchen und zukünftigen Bedarfsfelder der Gesundheitswirt- Daten und Fakten zur transnationalen Zusammenarbeit in schaft und des Ernährungsgewerbes stattfinden. Daneben der Ostseeregion im Zeitraum 2000 bis 2006 (Interreg III B) finden sich auch in der Maritimen Wirtschaft Querschnitts- im Vergleich zu anderen Kooperationsräumen: Homepage technologien, die komplementär zu den zukünftigen Bedarfs- des BBR; URL: http://www.bbsr.bund.de/nn_82470/.../8.../ feldern liegen und somit auch Wachstumspotenziale für die INTERREGDatenFakten.pdf, Abruf: 11. November 2009. Zukunft erhoffen lassen. BCV (BioCon Valley®) (2008a): Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern und der Ostseeraum sehen sich ­Mecklenburg-Vorpommern. Branchenreport 1-2008. auf diesem Weg durchaus gut aufgestellt, um für die kommenden Herausforderungen der Wissensökonomie gerüstet BCV (BioCon Valley®) (2008b): Branchenführer Gesundheits- zu sein. Die breite Wissensbasis der Region und die hohe wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern – Zusammenfassung & Netzwerkdichte der Akteure bestärken diesen Eindruck. Ausgewählte Daten/Zahlen (Präsentation). 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(0511) 361-51 04 E-Mail: [email protected] Wirtschaftsperspektiven Mecklenburg-Vorpommerns im Ostseeraum Norddeutsche Landesbank Girozentrale Friedrichswall 10 30159 Hannover Telefon (05 11) 3 61-0 Telefax (05 11) 3 61-40 78 Norddeutsche Landesbank Girozentrale Braunschweigische Landessparkasse NORD/LB Zentrum Friedrich-Wilhelm-Platz 38100 Braunschweig Telefon (05 31) 4 87-0 Telefax (05 31) 4 87-77 38 Norddeutsche Landesbank Girozentrale Landesbank für Sachsen-Anhalt Breiter Weg 7 39104 Magdeburg Telefon (03 91) 5 89-0 Telefax (03 91) 5 89-17 06 www.nordlb.de Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommern November 2010