Abstracts Highlights der Viszeralmedizin Dortmund Samstag, 2. März 2013 9.00 – 15.15 Uhr Veranstaltungsort: VIEW im Dortmunder U Leonie-Reygers-Terrasse 44137 Dortmund Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. M. Heike, Dortmund Prof. Dr. J. Stern, Dortmund Dr. E. Zehnter, Dortmund Programm Seite 9.00 Uhr Begrüßung Prof. Dr. M. Heike, Dortmund Leber Vorsitz: Dr. E. Zehnter, Dortmund Prof. Dr. G. Otto, Mainz 9.10 Uhr Nicht alkoholische Fettleber-Hepatitis (ohne Abstract) Prof. Dr. W. E. Schmidt, Bochum 9.35 Uhr Stellung der Pathologie in der Diagnostik von Lebererkrankungen Prof. Dr. A. Tannapfel, Bochum 10.00 Uhr Erweiterte Operationen bei Leberfiliae (ohne Abstract) Prof. Dr. J. Weitz, Dresden 10.25 Uhr Operationen an der portalen Platte Prof. Dr. G. Otto, Mainz 10.50–11.10 Uhr 3–8 9 – 10 Kaffeepause CED Vorsitz: Prof. Dr. J. Stern, Dortmund Prof. Dr. K. Herrlinger, Hamburg 11.10 Uhr Genetik und Umweltfaktoren – Einfluss auf Therapie und Verlauf (ohne Abstract) PD Dr. J. Mudter, Erlangen 11.35 Uhr Die „Step-up-vs.-Top-down“-Kontroverse Prof. Dr. K. Herrlinger, Hamburg 11 – 14 Stellenwert minimalinvasiver Chirurgie bei CED Prof. Dr. P. Kienle, Mannheim 15 – 18 12.00 Uhr 1 12.25 Uhr CED-assoziiertes Karzinom, therapeutischer Algorithmus (ohne Abstract) Prof. Dr. A. J. Kroesen, Köln 12.50–13.30 Uhr Mittagspause mit Imbiss Gastroenterologische Onkologie Vorsitz: Prof. Dr. M. Heike, Dortmund Prof. Dr. T. Höhler, Recklinghausen 13.30 Uhr Hepatozelluläres Karzinom – aktuelle Standards und Entwicklungen in der Therapie (ohne Abstract) Prof. Dr. P. R. Galle, Mainz 13.55 Uhr Kolorektale Karzinome – individualisierte palliative und adjuvante Therapie Prof. Dr. A. Reinacher-Schick, Bochum 19 – 22 Ösophagus-/Magenkarzinom – perioperative Therapiestrategien Prof. Dr. M. Möhler, Mainz 23 – 32 Chirurgische Therapie des Ösophaguskarzinoms – konventionell und minimalinvasiv PD Dr. M. Hartel, Dortmund 33 – 34 14.20 Uhr 14.45 Uhr 15.10 Uhr Zusammenfassung und Verabschiedung Dr. E. Zehnter, Dortmund Anschriften der Referenten und Vorsitzenden 2 35 – 36 Stellung der Pathologie in der Diagnostik von Lebererkrankungen A. Tannapfel Institut für Pathologie, Ruhr-Universität Bochum Die Leberbiopsie ist eine wesentliche Maßnahme in der diagnostischen Abklärung einer chronischen Lebererkrankung. Ihre klinische Relevanz ist trotz erheblicher klinischer Fortschritte auch in der bildgebenden Diagnostik und in der Molekularbiologie ungebrochen. Vor dem Hintergrund steigender und zunehmend differenzierter therapeutischer Optionen ist jedoch eine kontinuierliche Anpassung an den aktuellen Erkenntnisstand, eine Standardisierung der Befunde und vor allem eine Qualitätssicherung erforderlich, um den diagnostischen Nutzen der Leberbiopsie zu optimieren und ihren Einsatz zu rechtfertigen. Im Folgenden soll versucht werden, den Nutzen der Leberbiopsie insbesondere bei den neueren Krankheitsentitäten zu bewerten. Dabei stehen diejenigen Krankheitsbilder im Mittelpunkt, bei denen der Wert der Leberbiopsie unstrittig ist. Leberbiopsie bei diffusen Lebererkrankungen Innerhalb der letzten Jahre hat sich insbesondere das Verständnis von autoimmunen Lebererkrankungen sowie der Lebererkrankungen durch Alkohol und Fremdstoffe gewandelt. Nach wie vor gilt es als unstrittig, dass über 60% aller chronischen Lebererkrankungen in Deutschland durch Alkohol verursacht oder wesentlich verschlimmert werden. Insgesamt können 3 Krankheitsbilder der alkoholinduzierten Leberschädigung abgegrenzt werden: • alkoholbedingte Fettleber, • Alkohol-Hepatitis, • alkoholbedingte Leberzirrhose. Die 3 Formen der alkoholbedingten Leberschädigung können sich nacheinander entwickeln, wobei die Übergänge fließend sind. So können eine alkoholbedingte Fettleber mit Fibrose und granulozytärer Entzündungsreaktion (Fettleber- oder Alkoholhepatitis) oder eine Zirrhose mit Fetteinlagerung als Primärmanifestation auftreten. Auch bei Zirrhose kann eine Alkoholhepatitis beobachtet werden. Der Goldstandard in der Diagnose einer alkoholbedingten Leberschädigung ist die 3 Leberbiopsie, die in mehr oder weniger regelhafter Ausprägung eine Fetteinlagerung der Hepatozyten, Zelluntergänge und Fibrose (sog. Maschendrahtfibrose) neben einer variablen Cholestase zeigt. Mallory-Körper können vorkommen, sind jedoch nicht pathognomonisch, da sie auch bei anderen Lebererkrankungen (Lebertumoren, Leberschädigung durch Fremdstoffe) beobachtet werden. Der Wert der Leberbiopsie bei alkoholtoxischer Schädigung liegt in der Möglichkeit der Erfassung und Objektivierung der bereits eingetretenen Schädigung (Fibrose/Zirrhose) und in der Aussage, ob noch eine floride Schädigung vorliegt. Obwohl die überwiegende Mehrzahl der histopathologisch verifizierbaren Änderungen durch Alkohol zumindest teilverursacht ist, weiß man heute, dass ein nahezu gleichartiges histologisches Bild auch bei einer anderen Erkrankung auftreten kann, die heute nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) genannt wird. Dieser Begriff wurde erstmals 1980 verwendet. Durch die Kenntnis dieses neuen Krankheitsbildes glaubt man, dass mehr als 10% aller Lebererkrankungen durch eine NASH verursacht sind. Die NASH wird heute als eigenständige nosologische Einheit anerkannt. Unter NASH versteht man das gemeinsame Auftreten eines Leberzellschadens in Form einer Verfettung in Zusammenhang mit einer Entzündungszellinfiltration und einer (perivenulären) Fibrose. Damit lässt sich das histopathologische Bild der NASH nicht immer von dem der Alkohol-Steatohepatitis (ASH) unterscheiden. Synonyme der jetzt als NASH bezeichneten Entität sind „Fettleberhepatitis“, „diabetische Hepatitis“ oder „pseudo-alkoholtoxische Hepatitis“. Die meisten Patienten sind übergewichtige Frauen im mittleren Lebensalter, mit einer zum Teil schon manifesten Stoffwechselerkrankung (Diabetes mellitus). Allerdings sind jetzt bereits Einzelfälle einer NASH dokumentiert, bei denen es sich bei den Patienten um normalgewichtige Männer handelt. Bei bis zu 75% der Patienten besteht eine Insulinresistenz. Leberzirrhosen nach NASH sind beschrieben, allerdings lediglich in 10–20%. Neben Adipositas und Diabetes mellitus scheinen Medikamente und Stoffwechselstörungen bzw. Ernährungsstörungen eine weitere Rolle in der Entstehung der NASH zu spielen. Insbesondere synthetische Östrogene, Amiodaron als Antiarrhythmikum und lang dauernde Kortikosteroidgaben scheinen ätiopathogenetisch relevant zu sein. Die gemeinsame Pathogenese dieser leberschädigenden Agenzien ist der oxidative Zellstress, der bei der Entstehung von NASH eine wichtige Rolle zu spielen scheint. 4 Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von NASH sollte die früher häufig gestellte Diagnose „alkoholinduzierter Leberschaden“ in der Biopsie daher etwas zurückhaltender gestellt werden. Eine NASH kann auch bei (weitgehend) normalen Transaminasen vorliegen. Der Wert der Leberbiopsie liegt in der Möglichkeit der Diagnoseobjektivierung und dem Ausschluss möglicher zusätzlicher Schäden. Eine standardisierte Befundübermittlung mittels eines Scores sollte angestrebt werden. Eine neue Entität, die Chemotherapie-assoziierte Steatohepatitis (CASH), wird dann diagnostiziert, wenn ein Patient die Zeichen einer NASH mit vorwiegend medikamentös-toxischer Leberschädigung aufweist – und zusätzlich Endothelzellschäden aufgrund direkter Toxizität bei beispielsweise Oxaliplatingabe. Autoimmunerkrankungen- und Overlap-Syndrome Neben den 3 Hauptautoimmunerkrankungen der Leber, der Autoimmunhepatitis (AIH), der primär biliären Zirrhose (PBC) und der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) sind eine ganze Reihe von Überlappungssyndromen bekannt geworden, die allerdings bisher noch nicht standardisiert definiert wurden. Es ist bis heute nicht klar, ob die Overlap-Syndrome überhaupt distinkte Krankheitsentitäten darstellen oder Varianten von Ausprägungsformen der etablierten autoimmunen Lebererkrankungen sind. Dennoch sollten Overlap-Syndrome bei jeder Autoimmunerkrankung der Leber in die differenzialdiagnostischen Erwägungen einbezogen werden, da erste Daten zeigen, dass hier deutlich unterschiedliche Verläufe auftreten können. Die Diagnose eines Overlap-Syndroms basiert auf einer typischen biochemischen Serumkonstellation, darüber hinaus auf histologischen Faktoren, weniger auf der klinischen Symptomatik. Patienten mit Overlap-Syndromen zeigen meistens unspezifische Symptome (Müdigkeit, Arthralgien, Myalgien), die eine Diagnostik in die eine oder andere Richtung nicht zulassen. Erschwert wird die Problematik durch Übergangsformen von einer in die andere autoimmune Hepatopathie (z. B. von einer PBC zu einer PBC-AIH nach langjährigem Verlauf). Der Begriff des Overlap-Syndroms sollte nicht benutzt werden, wenn Überlappungssyndrome zwischen einer autoimmunen und einer nicht-autoimmunen Hepatopathie bestehen, z. B. bei AIH und HCV. Patienten mit AIH und Hypergamma5 globulinämie haben darüber hinaus relativ häufig falsch-positive Anti-HCV-Tests. Patienten mit HCV haben in bis zu 65% Autoantikörperphänomene. Leberbiopsie bei Raumforderungen der Leber Prinzipiell können primäre Lebertumoren aus allen histogenetischen Zellelementen, die in der Leber vorkommen, entstehen. Benigne oder maligne Tumoren leiten sich von Hepatozyten, Gallengangsepithelien, periduktalen hilären Drüsen, neuroendokrinen Zellen und von mesodermalen Zellelementen (Endothelzellen, Sinuswandzellen, Kupffer- und Ito-Zellen) sowie von Fibroblasten, Nerven- und Muskelzellen ab. Daneben kann in seltenen Fällen ektopes Gewebe in der Leber Ausgangspunkt eines benignen oder malignen Tumors sein. Von den echten Neubildungen werden die Hamartien bzw. Anlagestörungen unterschieden, die zwar als Tumoren imponieren, nicht aber als echte Neubildungen aufzufassen sind. So wird die fokal noduläre Hyperplasie (FNH) zwar unter den „Tumoren“ in der WHOKlassifikation aufgelistet, ihr ist jedoch kein ICD-Code zugeordnet, da sie als Duktalplattenanlagestörung im weitesten Sinne verstanden wird. Der häufigste maligne Tumor der Leber geht von den Hepatozyten aus. 90% aller bösartigen Lebertumoren im Erwachsenenalter sind hepatozelluläre Karzinome (HCC). Etwa 5% der Leberzellen sind Cholangiozyten. 5–10% aller malignen epithelialen Tumoren nehmen ihren Ausgang von diesen intrahepatischen Gallengangsstrukturen und werden daher als Cholangiokarzinome (CC) eingeordnet. Die fast ausnahmslos im Kindesalter vorkommenden Hepatoblastome nehmen ihren Ausgang von embryonalen bzw. fetalen Hepatozyten. Intrahepatische CC nehmen ihren Ausgang von intrahepatischen, proximal des rechten und linken Ductus hepaticus gelegenen Gallengängen und machen etwa 5–10% aller primären bösartigen Lebertumoren aus. Bevorzugt sind ältere Patienten betroffen; in dem von uns nachuntersuchten Kollektiv liegt das Durchschnittsalter bei 55 Jahren. Männer erkranken häufiger. Die genaue Ätiologie dieser Tumoren ist unklar. Während HCC zu etwa 80% mit einer Zirrhose assoziiert sind, findet sich lediglich bei etwa 10–20% der CC ein bindegewebiger Umbau. Allerdings ist eine sekundäre (biliäre) Zirrhose infolge der tumorbedingten Galleabflussstörung möglich. In 60% der CC wird eine zusätzlich bestehende Cholelithiasis gefunden. 6 Die derzeit gültige TNM-Klassifikation der Lebertumoren differenziert intra- und extrahepatische Gallengangskarzinome, Karzinome der Gallenblase – diese Entitäten besitzen eine eigene TNM-Klassifikation. Im eigenen Krankengut ist bei der Leberbiopsieindikation „Leberrundherd“ sehr häufig ein maligner Befund zu erheben – zumeist handelt es sich um Metastasen (kolorektales Karzinom, Mamma-, Lungenkarzinom). HCC und CC machen etwa 20% aller endgültigen Befunde aus. Die differenzialdiagnostische Abgrenzung eines CC von Metastasen eines Primärtumors anderer Lokalisation gelingt mit immunhistochemischen Methoden, optimiert durch die Diskussion der klinischen Befunde. Bei einer solitären Wahrscheinlichkeit Leberläsion eines HCC und gesicherter hoch, Leberzirrhose insbesondere wenn ist die zusätzlich das Alphafetoprotein (AFP) erhöht ist. Sind die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren mit einem HCC vereinbar, ist eine Punktion nicht erforderlich, wenn eine Leberteilresektion in kurativer Intention oder eine Transplantation erfolgen sollen. Kommen chirurgische Tumorstadiums und/oder Diagnosesicherung Therapieoptionen Inoperabilität angestrebt aufgrund nicht werden, eines infrage, wenn sollte andere fortgeschrittenen eine bioptische Therapieverfahren (Chemotherapie, Alkoholinjektion etc.) geplant sind. Eigene Erfahrungen zeigen, dass selbst bei (moderat) erhöhtem AFP-Wert durchaus andere Tumorentitäten infrage kommen können (z. B. neuroendokrine Tumoren, Lymphominfiltrate). Aufgrund der histologischen Variabilität kann die Diagnose des HCC erschwert sein. Zunächst sollte eine Abgrenzung zwischen einem lebereigenen, sprich hepatozellulären und einem metastatischen Tumor erfolgen. Während diese Abgrenzung bei gut differenzierten Tumoren zumeist relativ einfach gelingt, kann sie bei schlecht differenziertem, solide wachsendem HCC sehr schwierig und in seltenen Fällen auch unmöglich sein, besonders in der Biopsie. Für das HCC typische histologische Kennzeichen sind Gallebildung, eosinophiles Zytoplasma, sinusoidale Auskleidung der Tumorzellnester, Portalveneninvasion und eosinophile intrazytoplasmatische Einschlusskörper. Im Gegensatz zu Adenokarzinommetastasen oder Metastasen eines malignen Melanoms infiltrieren HCC fast nie die Sinus im umgebenden, nicht-neoplastischen Lebergewebe. Letztendlich würde ein zirrhotischer Umbau des Lebergewebes ein HCC eher wahrscheinlich machen. Immunhistochemische Zusatzuntersuchungen der Expression von AFP oder 7 bestimmter Zytokeratinmuster können ebenfalls diagnostisch hilfreich sein. Die Abgrenzung gegenüber CC kann sich ebenfalls als schwierig erweisen, da beide Tumorentitäten ein glanduläres Wachstumsmuster aufweisen können. Auch hier erweisen sich bestimmte Zytokeratinexpressionsmuster als hilfreich. So findet man in CC ein biliäres Zytokeratinmuster mit einer Positivität gegenüber Zytokeratin 7 und 19, wohingegen HCC als überwiegend negativ gegenüber diesen Markern beschrieben werden. Das fibrolamelläre Leberzellkarzinom macht etwa 1% aller malignen Lebertumoren aus und muss differenzialdiagnostisch vom HCC abgegrenzt werden. Zumeist sind jüngere Patienten betroffen, am häufigsten Frauen. Im Gegensatz zum HCC sind fibrolamelläre Karzinome weder mit einer Begleitzirrhose noch mit Virusinfektionen assoziiert. Gesicherte ätiologische Faktoren existieren bisher nicht. Die Prognose des fibrolamellären Karzinoms erscheint deutlich besser als die des HCC. Durch das relativ charakteristische histologische Bild, das im Vergleich zum HCC eine wesentlich geringere intratumorale Heterogenität aufweist, ist die Diagnose zumeist nicht sehr schwierig. CC, die ebenfalls ein dichtes Stroma besitzen, bestehen aus kleinen, kubischen Tumorzellen und sind teilweise drüsig aufgebaut. Darüber hinaus fehlen intrazytoplasmatische Einschlüsse sowohl beim CC als auch bei der FNH. Eine Abgrenzung gegenüber dem HCC kann durch therapieinduzierte regressive Veränderungen erschwert werden, wie sie insbesondere nach (lokaler und systemischer) Chemotherapie beim HCC beobachtet werden. Die Problematik von „Stichkanalmetastasen“ wird in der Literatur unterschiedlich diskutiert. Eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse errechnet eine Inzidenz von „needle track metastases“ von 2,7% (0,9% pro Jahr). Die Autoren dieser umfassenden Literaturzusammenstellung betonen, dass in keinem der publizierten Fälle das Vorhandensein von Stichkanalmetastasen das Überleben der Patienten beeinflusste (Silva et al. 2008). Beim HCC schwanken die publizierten Inzidenzzahlen von „Stichkanalmetastasen“ von 0,0095–5%. Die meisten Studien sind retrospektiv, nicht histologisch gesichert und vergleichen Patienten mit unterschiedlichen Tumorentitäten/-stadien, mehreren Tumorknoten und/oder Aszites. 8 Operationen an der portalen Platte G. Otto Transplantationschirurgie, Chirurgie von Leber, Pankreas und Gallenwegen, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz Die Anatomie der hilären (portalen) Platte ist von besonderer Bedeutung bei 2 chirurgischen Entitäten: der Gallenwegsatresie in der Kinderchirurgie und beim hilären Cholangiokarzinom, dem Klatskin-Tumor. Im Folgenden wird auf die Bedeutung dieser hilären Bindegewebsstrukturen im Rahmen des Klatskin-Tumors näher eingegangen, da sich hieraus Konsequenzen für das chirurgische Vorgehen ergeben. Das hiläre Cholangiokarzinom entsteht im Gallengangsepithel. Man unterscheidet 2 grundlegende Wachstumsformen: die (seltene) polypöse und die (häufige) diffus infiltrierende Form. Im Allgemeinen werden diese Formen in der chirurgischen Literatur kaum beachtet, da das operative Vorgehen nicht davon abhängt. Besonders die diffus wachsenden hilären Karzinome infiltrieren longitudinal, entlang dem Längsverlauf der Gallengänge, und in die Peripherie. Durch beide Infiltrationsrichtungen werden nicht nur die Bindegewebsstrukturen der hilären Platte erreicht, sondern auch in der Gallengangswand, peribilär und im Bindegewebe verlaufende Nerven und Gefäße: Die Infiltration dieser Strukturen ist bei Klatskin-Tumoren geradezu charakteristisch. Es resultiert daraus die hohe Rezidivhäufigkeit bzw. die chirurgische Notwendigkeit, einen möglichst weiten Sicherheitsabstand vom Tumor bei der Resektion zu erzielen, der jedoch eben gerade wegen der problematischen Anatomie im Leberhilus schwer erreichbar ist. Was dabei machbar ist, resultiert in hohem Maße aus dem anatomischen Aufbau der hilären Platte. Der Ductus hepaticus communis – von kaudal nach kranial im Verlauf betrachtet – erreicht an seiner Bifurkation in linken und rechten Hepaticus die hiläre Platte. Sie ist im Hilus wie ein nach kranial sich wölbendes (von oben gesehen konvexes) Segel ausgespannt. In diesem Bindegewebssegel kommt es nun zur Aufteilung in den rechten vorderen und hinteren Gallengangsstamm und in den linken Hepaticus, von dem sich meist nach kurzem Verlauf ein oder zwei Äste für Segment 1 abzweigen. Außerdem verlässt der Segmentast 4 – variierend zwischen Bifurkation und Ligamentum falciforme – den linken Hepaticus. Der Verlauf im Bindegewebe der 9 hilären Platte ist Ursache dafür, dass man die Gallengänge nicht umfahren kann, sobald sie die hiläre Platte erreicht haben (im Gegensatz zu den nicht in dieser Platte verlaufenden Gefäßstrukturen). Mit dem Eintritt ins Leberparenchym – rechts wie links – kommt es dann zur weiteren Aufzweigung der Gallengänge in die Segmentäste. Das hiläre Bindegewebssegel setzt sich in Form des Bindegewebes der Glissonschen Scheide fort. Ebenfalls unmittelbar oder wenig peripher des Eintritts in das Leberparenchym erreichen Pfortader- und Leberarterienäste das Bindegewebe und werden in der Glissonschen Trias nun gemeinsam mit dem Gallengang bis in die Leberperipherie von Bindegewebe ummantelt. Ein fester Halt der chirurgischen Nähte in diesem Bindegewebe ist eine wichtige Voraussetzung für eine verlässliche biliodigestive Anastomose. Die hiläre Platte ist im hilusnahen Bereich für etwa 1–2 cm peripherwärts rechts wie links noch als Lamelle vorhanden. Auch wenn sich in diesem Bereich die Segmentgallengänge bereits voneinander entfernen, kann noch eine relativ sichere Anastomose erfolgen, solange die vaskulären Strukturen noch getrennt verlaufen. Man kann diese Anastomose zur hochgezogenen Roux-Schlinge fortlaufend nähen, wobei das Lumen mehrerer Segmentäste und das dazwischen liegende Bindegewebe gefasst werden. Es ist manchmal möglich, jedoch nicht unbedingt erforderlich, benachbarte Segmentäste zu einem Common ostium zu vereinigen. Erfolgt jedoch die Anastomosierung zu weit peripher, also in schwachem Bindegewebe oder gar unter Einbeziehung von Parenchym, ist die Anastomoseninsuffizienz vorprogrammiert. Die genaue Kenntnis der hilären Strukturen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass eine R0-Resektion erreicht wird, wenn die zentralen Gallenwegsstrukturen peripher des Tumors abgesetzt werden. Während die anatomischen Verhältnisse bei rechtsseitiger Leberresektion oft einen relativ weiten Abstand vom Tumor zulassen (daher gilt die Rechtsresektion als „Verfahren der Wahl“), ist die Linksresektion schwieriger. Die Bedeutung der Linksresektion wird jedoch in der entsprechenden Literatur immer wieder unterstrichen, wenn es um das Erreichen einer akzeptablen Resektionsrate bei Klatskin-Tumoren geht. Die Linksresektion war im Übrigen im eigenen Patientengut zwar mit einer höheren Rezidivrate, dafür aber mit einer geringeren postoperativen Letalität verbunden. 10 Die „Step-up-vs.-Top-down“-Kontroverse K. Herrlinger Innere Medizin, Asklepios Klinik Nord, Hamburg Im Moment werden in der Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) – vor allem des Morbus Crohn – 2 grundsätzlich verschiedene Therapieansätze diskutiert: das „Step-up“- und das „Top-down“-Prinzip. Das Erstere empfiehlt eine stufenweise eskalierende Therapie, bei Letzterem wird eine möglichst frühe aggressive Therapie mit biologischen Therapieformen – in den bisherigen Studien mit Infliximab – propagiert, die gegebenenfalls bei Ansprechen deeskaliert wird. Hintergrund ist, dass zunehmend das sogenannte „Mucosal healing“, also die vollständige Entzündungsfreiheit der Schleimhaut, als Therapieziel propagiert wird (s. u.). Es gibt bisher nur eine Studie, die eine eskalierende Therapie mit früh-agressivem Vorgehen vergleicht, allerdings hat diese Studie den Nachteil der fehlenden Verblindung (1). Die eine Gruppe der Patienten mit einer Erstmanifestation eines M. Crohn erhielt das klassisch eskalierende Therapieregime mit einer Steroidschubtherapie, gefolgt von einer Kombinationstherapie mit Steroiden und Azathioprin bei erneutem Schub. Infliximab wurde diesen Patienten erst bei erneutem Auftreten eines Schubs unter Immunsuppression verabreicht. Die zweite Gruppe erhielt zu Beginn der Therapie 3 Infusionen mit Infliximab, gefolgt von einer Immunsuppression mit Azathioprin. Im weiteren Verlauf der Studie war die Therapie in das Ermessen des jeweils behandelnden Arztes gestellt, d. h. beiden Therapiearmen standen alle Therapieoptionen offen. Nach 24 Wochen und nach 52 Wochen lag der Anteil von Patienten mit steroidfreier Remission signifikant höher im „Top-down“-Arm verglichen mit dem „Step-up“-Arm. Problematisch ist die Interpretation dieses Ergebnisses, da die Untersucher nicht verblindet waren. Es lag also prinzipiell im Ermessen des jeweils behandelnden Arztes, die Steroiddosis komplett auszuschleichen. Nach 2 Jahren Follow-up erreichten signifikant mehr Patienten ein „Mucosal healing“, also das endoskopische Abheilen der Mukosa, im „Top-down“-Arm (75%) verglichen mit dem „Step-up“-Arm (21%). Allerdings waren die relevanten klinischen Remissionsraten zu diesem Zeitpunkt in beiden Armen nicht mehr signifikant unterschiedlich (61% vs. 50%). Sehr deutlich wird aus dieser Studie, dass sich der Anteil von 11 Patienten, die einer Immunsuppression bedürfen, bei eskalierendem Vorgehen nach knapp 1 Jahr bei stabilen 60–65% einpendelt, ein Ergebnis, das erstaunlich gut mit den epidemiologischen Daten zu den komplizierten Verlaufsformen Steroidabhängigkeit und Steroidrefraktärität korrespondiert. Bemerkenswert ist weiterhin, dass im „Step-up“-Therapiearm während des gesamten Studienverlaufs über 2 Jahre nur etwa 20–30% der Patienten den Anti-TNF-Antikörper Infliximab benötigten. Auch wenn zu Beginn der Studie also mit dem aggressiven Vorgehen eine frühere steroidfreie Remission erreicht werden kann, wird diese mit einer erheblichen Übertherapie der Patienten erkauft, die aufgrund ihres Krankheitsverlaufs diese Therapieformen nicht benötigen würden. Dies gilt sowohl für die Anti-TNF-Antikörper als auch für die Immunsuppressiva. Mucosal healing Das Konzept eines früh-aggressiven Vorgehens mit dem Ziel des „Mucosal healing“ klingt insbesondere für den M. Crohn zunächst überzeugend, da im Laufe einer Krankheitsgeschichte mit kontinuierlicher Entzündungsaktivität die Mehrzahl der Patienten Komplikationen, v. a. Stenosen und Fisteln, erleidet. Es ist seit den frühen Steroidstudien bekannt, dass Steroide in der Regel keine endoskopische Abheilung bewirken. Trotzdem sind sie in ausreichender Dosierung bei Weitem die wirksamste Therapieform zur Remissionsinduktion von CED mit Remissionsraten von über 90%. Allerdings sind sie nicht zur Remissionserhaltung geeignet. Eine Erklärung hierfür hat die Froeslie-Studie geliefert, die zeigte, dass die Notwendigkeit einer Steroidtherapie während des ersten Jahres ein negativer Prädiktor für das Auftreten einer mukosalen Heilung bei der 1-Jahres-Visite ist (2). Eine erste Studie zum positiven Einfluss von Immunsuppressiva auf den langfristigen Krankheitsverlauf des M. Crohn wurde 2010 vorgelegt. In dieser Studie aus Wales aus der Prä-Anti-TNF-Ära zwischen 1986 und 2003 konnte durch den Vergleich von 5-Jahres-Kohorten (1986–1991, 1992–1997 und 1998–2003) gezeigt werden, dass der Gebrauch von Thiopurinen in den späteren Zeiträumen im Vergleich zum Beginn der Beobachtungszeit signifikant zugenommen hat (3). Weiterhin war die Einleitung der Thiopurintherapie in den späteren Gruppen zu einem signifikant früheren Zeitpunkt und in höherer Dosierung erfolgt. Dies korrespondiert mit einem signifikanten Rückgang der Operationsinzidenz in der späteren Kohorte und liefert somit erstmalig einen (indirekten) Hinweis auf die positive Beeinflussung des Krankheitsverlaufs durch eine immunsuppressive Therapie. Ähnliche positive Daten zur Beeinflussung des Krankheitsverlaufs durch Biologika stehen zurzeit allerding noch aus (4). 12 Risiken Insbesondere die Kombination verschiedener Immunsuppressiva führt zu einem massiv erhöhten Risiko für opportunistische Infektionen. In einer Fallserie von konsekutiv aufgetretenen opportunistischen Infektionen berechnet sich jeweils ein zwischen 3- und 4-fach erhöhtes Risiko für den Einsatz von Steroiden, Thiopurinen und Infliximab (5). Für die Kombination von 2 oder 3 Immunsuppressiva besteht ein fast 15-fach erhöhtes Risiko, eine opportunistische Infektion zu erleiden. Eine effektive Immunsuppression bedingt selbstverständlich auch eine Beeinträchtigung der Immunsurveillance. Es existiert eine Reihe von Einzelberichten zum Auftreten von Lymphomen unter Therapie mit Infliximab. Ein erhöhtes Lymphomrisiko ist in großen Fallserien zum Einsatz von Anti-TNF-Antikörpern bisher weder bei der rheumatoiden Arthritis noch beim M. Crohn gesichert nachgewiesen worden (6, 7), allerdings berechnet eine kürzlich publizierte Metaanalyse zur Anti-TNF-Therapie bei der rheumatoiden Arthritis ein mehr als 3-fach erhöhtes Risiko für Malignome (OR = 3,3) und ein 2-fach erhöhtes Risiko für schwere Infektionen unter dieser Therapie (8). Besonders besorgniserregend ist das kürzlich beschriebene Auftreten einer neuen Entität von letal verlaufenden hepatosplenischen T-Zell-Lymphomen unter der Kombinationstherapie von Infliximab und Azathioprin bei jungen männlichen Patienten mit M. Crohn. Diese Datenlage erzwingt die Berücksichtigung einer relevanten, selten auch tödlichen Nebenwirkungslage bei der Abwägung einer „Top-down“Therapie, besonders wenn diese für alle Patienten ohne Rücksicht auf Stadium, bisherigen Verlauf und Therapieansprechen propagiert wird. Literatur: 1. D’Haens G, Baert F, van Assche G, et al. Early combined immunosuppression or conventional management in patients with newly diagnosed Crohn’s disease: an open randomised trial. Lancet. 2008;371:660–667. 2. Froeslie KF, Jahnsen J, Moum BA, et al. Mucosal healing in inflammatory bowel disease: results from a Norwegian population-based cohort. Gastroenterology. 2007;133:412–422. 3. Ramadas AV, Gunesh S, Thomas GA, et al. Natural history of Crohn’s disease in a population-based cohort from Cardiff (1986–2003): a study of changes in medical treatment and surgical resection rates. Gut. 2010;59:1200–1206. 4. Lazarev M, Ullman T, Schraut WH, et al. Small bowel resection rates in Crohn’s disease and the indication for surgery over time: experience from a large tertiary care center. Inflamm Bowel Dis. 2010;16:830–835. 13 5. Toruner M, Loftus EV Jr, Harmsen WS, et al. Risk factors for opportunistic infections in patients with inflammatory bowel disease. Gastroenterology. 2008;134:929–936. 6. Wolfe F, Michaud K. The effect of methotrexate and anti-tumor necrosis factor therapy on the risk of lymphoma in rheumatoid arthritis in 19,562 patients during 89,710 person-years of observation. Arthritis Rheum. 2007;56:1433–1439. 7. Biancone L, Calabrese E, Petruzziello C, et al. Treatment with biologic therapies and the risk of cancer in patients with IBD. Nat Clin Pract Gastroenterol Hepatol. 2007;4:78–91. 8. Bongartz T, Sutton AJ, Sweeting MJ, et al. Anti-TNF antibody therapy in rheumatoid arthritis and the risk of serious infections and malignancies: systematic review and meta-analysis of rare harmful effects in randomized controlled trials. JAMA. 2006;295:2275–2285. 14 Stellenwert minimalinvasiver Chirurgie bei CED P. Kienle Chirurgische Klinik, UMM Universitätsmedizin Mannheim Die minimalinvasive Chirurgie hat sich in den letzten 200 Jahren in der chirurgischen Behandlung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) etabliert. Neben den frühen postoperativen Vorteilen spielt auch die Kosmetik bei diesem Krankengut eine wichtige Rolle. Morbus Crohn Fast alle Operationen beim Morbus Crohn sind auch minimalinvasiv durchführbar und diese Technik hat sich zumindest in spezialisierten Abteilungen zunehmend etabliert. Vorteile des laparoskopischen Vorgehens sind, insbesondere für die Ileocaecalresektion, vor allem im frühen postoperativen Verlauf (Oralisierung, Darmtätigkeit, Verweildauer) in zwei Metaanalysen nachgewiesen worden. Demgegenüber stehen längere OP-Zeiten und möglicherweise höhere Kosten durch das minimalinvasive Vorgehen. Insgesamt ist eine Vielzahl von Operationen beim M. Crohn besonders für die minimalinvasive Technik geeignet, da das Zugangstrauma im Vergleich zum intraabdominellen Trauma relativ groß ist (z. B. Stomaanlage oder Segmentresektionen). Die Konversionsrate für den Primäreingriff wird in der Literatur zwischen 5 und 20% angegeben und ist meistens durch ausgeprägte interenterische Fistelungen oder Abszesse und große Konglomerattumoren bedingt. Bei Rezidiveingriffen ist das laparoskopische Vorgehen jedoch umstritten. Mehrere aktuelle Studien beim ileocaecalem Befall kommen jetzt zu dem Ergebnis, dass das laparoskopische Vorgehen auch bei einem Rezidiv nach vorangegangener offener Operation sicher ist und im Vergleich zur laparoskopischen Primäroperation nicht zu einer erhöhten Komplikationsrate führt. Außerdem konnten wiederum die klassischen frühen postoperativen Vorteile eines minimalinvasiven Vorgehens, wie zum Beispiel eine kürzere Verweildauer, demonstriert werden. Da diese Studien allerdings nur eine sehr kurze Nachbeobachtungszeit aufweisen, muss offen bleiben, inwiefern das laparoskopische Vorgehen nach einer offenen Primäroperation einen Einfluss auf das chirurgische Rezidivrisiko oder die Reoperationsrate hat. Denkbar wäre, dass das laparoskopische Vorgehen im Rezidivfall doch eher zu einem Übersehen weiterer, potenziell chirurgisch zu behandelnder Crohn-Läsionen führt, da laparos15 kopisch eine komplette Adhäsiolyse deutlich mühsamer ist und daher öfter unterlassen wird. Im eigenen Haus werden Patienten mit einer offenen Voroperation über einen möglichen laparoskopischen Ansatz aufgeklärt, bei schweren Adhäsionen wird aber frühzeitig konvertiert, bei großen Konglomerattumoren wird ein primär offener Ansatz gewählt. Die sogenannte „Single Incision Surgery“ (z. B. auch als SILS bezeichnet) wird beim M. Crohn zunehmend eingesetzt, ohne dass eindeutige Vorteile bisher belegt sind. Einer aktuellen Fallkontrollstudie, SILS versus laparoskopische Ileocaecalresektion, gelang es ebenfalls nicht, eine Überlegenheit der SILS-Technik nachzuweisen. Bei komplexeren Fällen mit z. B. Konglomerattumoren ist ein derartiger Ansatz ohnehin wenig sinnvoll und in Anbetracht der hohen Kosten wird es noch weiterer überzeugender Daten bedürfen, bevor sich diese Technik in der Chirurgie des M. Crohn durchsetzt. Colitis ulcerosa Prinzipiell sind alle Operationen (subtotale Kolektomie und restaurative Proktokolektomie mit ileoanaler Pouchanlage) bei der Colitis ulcerosa auch minimalinvasiv durchführbar. Nachdem mehrere große randomisierte Studien die Sicherheit des laparoskopischen Vorgehens auch beim kolorektalen Karzinom belegt haben, ist auch eine Entartung nicht mehr als Kontraindikation zu sehen. Vorteile der laparoskopischen ileoanalen Pouchanlage (Oralisierung, Darmtätigkeit, Verweildauer) konnten allerdings bisher nur in einzelnen vergleichenden Studien gezeigt werden. Eine Metaanalyse kommt zum Schluss, dass es keine signifikanten Vorteile, aber auch keine Nachteile des laparoskopischen Vorgehens gibt. Die bisher größte Fallkontrollstudie aus der Mayo-Klinik mit 300 Patienten wurde in dieser Analyse allerdings nicht berücksichtigt, sie zeigt deutliche Vorteile im frühen postoperativen Verlauf für die minimalinvasive Gruppe. Bei dem vorwiegend jungen Krankengut ist außerdem die günstigere Kosmetik von relevanter Bedeutung. Im Langzeitverlauf sind relevante Vorteile des laparoskopischen Vorgehens auch im Hinblick auf Lebensqualität und Body-Image dennoch nicht mehr nachweisbar Demgegenüber steht eine deutlich längere OP-Zeit und möglicherweise höhere Kosten durch das minimalinvasive Vorgehen Möglicherweise entstehen nach minimalinvasiver Chirurgie bei Colitis ulcerosa im Vergleich zum offenen Vorgehen weniger intraabdominelle Adhäsionen und auch Narbenhernien, zumindest zeigen das zwei kleinere aktuelle Studien aus den USA 16 olland. Inw wiefern dies ses im Lan ngzeitverla auf auch hinsichtlich einer nied drigeren und Ho Ileus- u und Narben nhernienra ate klinisch h bedeutsam ist, bleib bt weiterhinn zu beweiisen. Mittlerw weile liege en auch mehrere Stu udien vor, die zeige en, dass aauch in der dringlichen o oder Notfa allsituation bei Colitiss ulcerosa minimalinv vasiv operriert werden kann, ohne d dass Morb bidität und d Reopera ationsrate ansteigen n. In der minimalinvasiven Gruppe e zeigten sich s sogarr eine deu utlich niedrrigere Wun ndinfektionnsrate sow wie eine tendenziell kürzere Verweild dauer, bei allerdings deutlich verlängerteer OP-Zeit. weitere Red duktion derr Trokaran zahl zugun nsten eine er SILS wirrd in einige en aktuEine w ellen P Publikatione en auch fü ür die Colittis ulceros sa beschrie eben. Sow wohl für die e Kolektomie m mit endständigem Ile eostoma w wie auch fü ür die Prok ktokolektom mie mit ile eoanaler Poucha anlage lie egen klein ne Serien vor. Zud dem sind neue innnovative NOTES (= Natu ural Orifice e Translum minal Endo oscopic Su urgery)-Ans sätze im T Tiermodell und an einzeln nen Patientten publiziert worden n. Eine Be eurteilung dieser d poteenziell noc ch minimalinva asiveren Techniken T ist aufgrun d der begrrenzten Erffahrung nooch nicht möglich. m Abb. 1: Zustand nach laparroskopisch her Ileocae ecalresektio on bei Morrbus Crohn n 17 Abb. 2 2: Zustand nach lapa aroskopisch her subtota aler Kolekttomie mit e ndständig ger Ileostomaa anlage bei Colitis ulce erosa 18 Kolorektale Karzinome – individualisierte palliative und adjuvante Therapie A. Reinacher-Schick Abteilung für Hämatologie und Onkologie, Katholisches Klinikum Bochum, St. JosefHospital, Ruhr-Universität Bochum Individualisierte adjuvante Therapie des Kolonkarzinoms Hintergrund Bei über 50% der Patienten mit Kolonkarzinom (KRK) liegt bei Erstdiagnose ein kurables Stadium II oder III vor, in dem eine adjuvante Therapie zu erwägen ist. Im Stadium III ist die Empfehlung für eine adjuvante Therapie eindeutig: Wenn möglich, sollte eine Oxaliplatin-haltige Kombinationstherapie durchgeführt werden, entweder mit infusionalem 5-FU (Mosaic-Studie) oder mit Capecitabin (Xeloxa-Studie). Nur falls der Patient nicht für eine Kombinationstherapie qualifiziert ist oder falls es sich um ältere Patienten über 70 Jahre handelt, dann sollte man mit dem Einsatz von Oxaliplatin zurückhaltend sein. Die Empfehlungen im Stadium II sind weniger eindeutig. die deutsche S3-Leitlinie aus dem Jahr 2008 unterscheidet zwischen Patienten im Stadium II, die Risikofaktoren aufweisen und solchen, bei denen keine solcher Faktoren vorliegen. Besteht eine Risikosituation, dann sollte ein Fluoropyrimidin adjuvant eingesetzt werden. Falls nicht, ist die adjuvante Therapie lediglich eine „kann“-Empfehlung. Der Überlebens-Benefit ohne Risikofaktoren (RF) beträgt nach der Quasar-Studie ca. 3,6%. Klinische und pathologische Prognosemarker und Risikofaktoren für das KRK In der deutschen S3-Leitlinie werden die Parameter T4, Tumorperforation/-einriss, Notfalloperation und weniger als 12 untersuchte Lymphknoten als RF genannt. Die amerikanischen ASCO-Empfehlungen, die ESMO-Guideline und die NCCNGuidelines nennen weitere Faktoren für eine Hochrisikosituation, nämlich die schlechte Differenzierung, Lymph- oder Blutgefäßinvasion, oder Perineuralscheideninvasion. Diese Faktoren können zwar sämtlich als prognostisch ungünstig erachtet werden, eine prospektive Validierung dieser RF hat es jedoch bislang nicht gegeben. Außerdem wissen wir nichts über ihren prädiktiven Wert. Nur in einer einzigen Arbeit wurden die genannten klinischen Faktoren prospektiv evaluiert. Hier bestätigten sich 19 die schlechte Differenzierung sowie die T-Kategorie als negativer Prognosemarker (Niedzwicki, JCO 2011). Der Stellenwert für Oxaliplatin in der Stadium-II-Risikosituation ist unklar. Die Ergebnisse aus der Mosaic-Studie waren nicht signifikant. Dennoch scheint Oxaliplatin einen Benefit auch bei Hochrisikopatienten im Stadium II zu haben. Die Verbesserung wiegt jedoch vermutlich die Toxizitäten nicht auf. Molekulare Prognosefaktoren Neben den klinischen und pathologischen RF untersucht man zunehmend molekulare Faktoren, zum Beispiel die Mikrosatelliteninstabilität (MSI), die in ca. 15% der Fälle beim KRK auftritt. Eine MSI ist ein starker positiver prognostischer Faktor. Die deutsche Leitlinie aus 2008 empfiehlt die generelle Bestimmung von MSI vor adjuvanter Therapie zwar nicht, jedoch wird diese Analyse in der ESMO-Guideline bereits erwähnt. Man geht davon aus, dass Patienten mit MSI-Tumoren eine so exzellente Prognose aufweisen, dass der absolute Benefit einer adjuvanten Therapie nur wenige Prozentpunkte beträgt. Unsicher ist noch immer der prädiktive Wert einer MSI. Zum jetzigen Zeitpunkt hat MSI nach der aktuellen Studienlage vermutlich keinen prädiktiven Wert. Auch die Vermutung, Patienten mit instabilen Tumoren könnten eine Verschlechterung unter Chemotherapie erfahren, hat sich nicht bestätigt. Allerdings berichtet der HNPCC-Verbund, dass Patienten mit hereditären Karzinomen ohne RF nicht von einer adjuvanten Therapie profitieren. MSI sollte also bei Patienten im Stadium II ohne RF, für die eine adjuvante Therapie erwogen wird, bestimmt werden. Liegen RF vor, so sollte jedoch vermutlich der prognostisch negativste Faktor die Therapieentscheidung leiten (Bsp: T4 und MSI). Neben MSI scheint auch eine CpG-Island-Methylierung (CIMP) als ein prognostischer Faktor eine Rolle zu spielen, wobei die CIMP-Tumoren teils mit MSITumoren überlappen. In einer Arbeit sollen CIMP-Tumoren nicht von einer adjuvanten Therapie profitieren, jedoch bedarf dies ebenfalls der prospektiven Überprüfung. Gensignaturen Neben den molekularen Einzelmarkern werden mehr und mehr auch Prognosesignaturen wie die Frischgewebesignatur Coloprint oder die FFPE-Signatur Oncotype DX evaluiert. Coloprint wird derzeit multinational prospektiv eingesetzt. Die Limitation liegt in der Asservierung des Frischgewebes. Die Oncotype DX-Signatur liefert einen 20 kontinuierlichen Rezidivscore, der vermutlich vor allem bei Patienten mit intermediärem Risiko (MSS und T3) klinisch eine Rolle spielen könnten. Auch diese Signatur ist bezüglich 5-FU nicht prädiktiv. Möglicherweise zeigt sie uns jedoch an, welcher Patient von Oxaliplatin profitieren könnte. In den USA ist diese Signatur als Test bereits von der FDA zugelassen. Wie lassen sich die Faktoren in die klinische Praxis integrieren? Obwohl die Datenlage noch eingeschränkt ist, sollte bei Patienten ohne klinische RF, die eine adjuvante Therapie mit 5-FU erhalten sollen, die MSI untersucht werden. Handelt es sich um einen MSI-Tumor, dann sollte man keine adjuvante Therapie mit 5-FU empfehlen. Die übrigen Faktoren, so auch die Prognose-Signaturen sind noch nicht in die Behandlung der Patienten integriert. Individualisierte palliative Therapie 25% der Patienten mit KRK weisen bereits bei Erstdiagnose Fernmetastasen auf, weitere 25% entwickeln im Verlauf Fernmetastasen. Auch für die individualisierte palliative Therapie sollte man klinische und molekulare Faktoren in Betracht ziehen. Sowohl die deutsche S3-Leitlinie als auch die ESMO-Guideline unterscheidet 3–4 Gruppen von Patienten mit KRK im Stadium IV. Klinisch für den Gastroonkologen relevant sind die Gruppen der Patienten mit primär resektablen Lebermetastasen, die Patienten mit den potenziell resektablen Lebermetastasen (ESMO Gruppe 1), diejenigen, die nie resektabel werden, jedoch symptomatisch sind (ESMO 2) und diejenigen, die nie resektabel werden, aber asymptomatisch sind (ESMO 3). Die Gruppe 1 macht ca. 15–20% der Patienten aus, die Gruppe 2 ca. 15–20%, während die Gruppe 3 die größte Gruppe darstellt. Sowohl die Gruppe 1 als auch 2 sollte mit einer intensivierten Kombinationstherapie behandelt werden. Für die Wahl des monoklonalen Antikörpers (Anti-EGFR-Ak möglich oder nicht?) soll bei allen Patienten im Stadium IV der KRAS-Status bestimmt werden. KRAS-Mutationen sind negativ-prädiktiv für Cetuximab und Panitumumab. Liegt eine solche Mutation vor, können diese beiden Antikörper nicht eingesetzt werden. In der Gruppe 3 kann eine Zweifachkombination angeboten werden, bestehend aus zwei Chemotherapeutika oder 5-FU und Bevacizumab. Nur für die FolfiriCetuximab-Kombination ist ein Überlebensvorteil belegt. 21 Auch in der Zweitlinientherapie sollte der klinische Status des Patienten und der KRAS-Status betrachtet werden. Viele Patienten sind asymptomatisch. Hat man in der Erstlinientherapie mit einer Bevacizumab-haltigen Therapie begonnen, so kann Becizumab nach den Daten der TML-Studie in der Zweitlinie fortgeführt werden. Das Ansprechen ist hierunter jedoch schlecht. Daher sollten Patienten, die symptomatisch sind und einen KRAS-WT-Status aufweisen, auch in der Zweitlinie mit einem Anti-EGFR-Antikörper behandelt werden. Mit den Substanzen Aflibercept und Regorafenib gibt es neue Optionen für Patienten mit fortgeschrittenem KRK. Für keines dieser Medikamente gibt es bislang Marker, die wir für die Therapieentscheidung einsetzen könnten. Allerdings scheint auch Regorafenib bei Patienten mit einer KRAS-Mutation weniger wirksam zu sein als bei Patienten mit einem KRAS-WT-Status. Für alle Patienten im metastasierten Stadium sollte individuell eine Deesakalation der Therapie und bei Toxizität auch eine Therapiepause besprochen werden, auch wenn die Datenlage hierzu noch eingeschränkt ist. Durch das deutlich verbesserte Überleben der Patienten gilt es, die Erhaltung oder Verbesserung der Lebensqualität obligat in die Therapieentscheidung mit einzubeziehen. 22 Ösophagus-/Magenkarzinom – perioperative Therapiestrategien M. Möhler I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsmedizin der Johannes-GutenbergUniversität Mainz Einleitung Magenkarzinome gehören weltweit zu den häufigsten Tumorerkrankungen. In den westlichen Industrieländern nimmt die Inzidenz der Magenkarzinome ab, während die Häufigkeit von Adenokarzinomen des ösophagogastralen Übergangs (AEGTumoren) stark ansteigt. Neben der zunehmend aufgeklärten Karzinogenese mit weiter zu evaluierenden Prognosemarkern, neuen Endoskopietechniken, verbesserten diagnostischen Schnittbildverfahren mittels CT wurden v. a. neue chirurgische, neoadjuvante und palliative Therapiekonzepte etabliert. Abgesehen von kleinen resektablen Tumoren mit kurativer Therapieintention ist bei fortgeschrittenen Stadien mit lymphogener oder hämatogener Metastasierung ein multimodaler Therapieansatz der derzeitige neue Standard. Durch die verbesserte Kooperation aller Fachrichtungen in Tumorkonferenzen und die Etablierung von multimodalen Therapiekonzepten, wie sie in der neuen S3-Leitlinie publiziert wurden (1), kann eine Prognoseverbesserung und wahrscheinlich Heilung zusätzlicher Patienten erreicht werden. Der Zielauftrag der neu publizierten Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Adenokarzinome des Magens und ösophagogastralen Übergangs“ (1) war daher, die beste verfügbare Evidenz und einen möglichst breiten Expertenkonsens für eine flächendeckende, optimale Versorgung aller Patienten in Deutschland zu erarbeiten. AEG-Tumoren wurden mit aufgenommen, da sich zahlreiche Parallelen in den Studienergebnissen finden. Basierend auf der aktuellen S3-Leitlinie werden diese Neuigkeiten und ihre Bewertung in der Leitlinie kurz dargestellt oder auch prägnant wiederholt. Textpassagen, die aus der Leitlinie entnommen wurden, erklären sich vor allem aus den Literaturrecherchen, den Hintergrundtexten und Abstimmungen im Plenum, wie sie von allen Leitlinienautoren erarbeitet wurden. Daher verweisen die Autoren explizit auf die Lektüre der Leitlinie, die bisher auf den Websites der federführenden Fachgesellschaft www.DGVS.de, der Deutschen Krebsgesellschaft 23 und der AWMF kostenlos einsehbar ist, und in Kürze bei der AWMF als Patientenleitlinie oder als „App“ erscheinen wird. Verbesserte Primärdiagnostik Aufgrund der oft unspezifischen Symptome sowie der Gefahr der Verschleppung der Diagnose sollten Patienten mit einem oder mehreren Alarmsymptomen (Tabelle 1) eine frühzeitige Endoskopie mit Entnahme von Biopsien erhalten (1). Die vollständige endoskopische Untersuchung von Ösophagus und Magen stellt dabei das Standardverfahren mit höchster Sensitivität und Spezifität zur Detektion der Tumoren dar. Nicht notwendig, aber oft hilfreich ist in der Primärdiagnostik der routinemäßige Einsatz neuerer endoskopischer Verfahren (z. B. NBI, Chromoendoskopie, konfokale Lasermikroskopie). Die Durchführung von Biopsien (≥ 8) sollte aus allen suspekten Läsionen erfolgen. Finden sich hierbei intraepitheliale Neoplasien (früher Dysplasien) des Magens, werden diese nach WHO in low-grade und high-grade unterschieden. Bei high-grade intraepithelialen Neoplasien sollte eine externe Zweitbefundung durch einen in der gastrointestinalen Onkologie erfahrenen Pathologen durchgeführt werden (1). Nach negativer Histologie bei makroskopisch tumorverdächtiger Läsion oder Verdacht auf Linitis plastica sind kurzfristig erneut multiple Biopsien aus dem Rand und dem Zentrum der Läsion oder eine diagnostische endoskopische Resektion sinnvoll und zur weiteren Klärung nötig (1). Genaueres Staging Das Staging nimmt eine zentrale Stellung in der diagnostischen Abklärung ein, um eine möglichst genaue klinische Stadienzuordnung zu erreichen, die unverzichtbar für die Festlegung des therapeutischen Prozedere ist (1). Zum Ausschluss/ Diagnostik einer Fernmetastasierung wird zuerst die konventionelle B-Bild-Sonografie und das CT-Thorax und Abdomen eingesetzt. Bei kurativer Therapieintention sollte standardmäßig ein EUS (2, 3) sowie ein CT-Thorax/Abdomen mit i.v.-Kontrastmittel und Distension des Magens mit oralem Kontrastmittel/Wasser durchgeführt werden (4). Eine Staging-Laparoskopie kann zur Verbesserung der Staging-Genauigkeit, zum Ausschluss von Lebermetastasen und zum Ausschluss von Peritonealmetastasen in den fortgeschrittenen Stadien (cT3, cT4) erfolgen. Eine Peritoneallavage mit Zytologie zur Stagingergänzung kann entscheidend für die Prognose des Patienten sein, hat aber keinen Einfluss auf die weitere Therapie. Die MRT ist Patienten vorbehalten, bei denen kein CT durchgeführt werden kann (1). 24 Eine Knochenszintigrafie ist ohne entsprechende klinische Symptomatik nicht indiziert. Das PET-CT wird nicht routinemäßig empfohlen, kann aber zum Nachweis/Ausschluss von Fernmetastasen oder zum Staging von nicht lokoregionär gelegenen Lymphknoten bei ösophagogastralen Übergangskarzinomen mit kurativer Therapieoption sinnvoll sein. Es gibt keine Evidenz für einen Nutzen der Bestimmung von Tumormarkern (1). Stadieneinteilung nach neuer UICC-Klassifikation Die Stadieneinteilung und histologische Klassifikation der Karzinome des gastroösophagealen Übergangs und Magens erfolgt nach der aktuellen TNMKlassifikation der UICC (Tabelle 3). Prognostisch relevante Faktoren sind Tumorlokalisation, lokale Tiefeninfiltration und lokoregionärer Lymphknotenbefall (1). Zur Beurteilung des Nodalstatus gehören die Präparation aller Lymphknoten und die Bestimmung der Anzahl befallener Lymphknoten im Verhältnis zur Anzahl der untersuchten Lymphknoten. Die Resektionslinien sollen untersucht und beschrieben werden (R0, R1, R2). Weiterhin sind prognostisch relevant das Vorhandensein von Fernmetastasen, die Gefäßinvasion und die Tumorzelldissoziation an der Invasionsfront. Die Gefäßinvasion ist ein unabhängiger Prognosefaktor der Karzinome von Kardia und des distalen Magens (1). Endoskopische Resektion (ER) für mukosale Tumoren Das Ziel der ER ist, den Tumor als Ganzes zu entfernen, ohne residuales Tumorgewebe zurückzulassen (1). Die ER von Magenfrühkarzinomen sollte zur vollständigen histologischen Beurteilung der lateralen und basalen Ränder als komplette En-bloc-Resektion erfolgen. Beim mukosalen Magenkarzinom (T1a) ist eine Lymphknotenmetastasierung sehr gering, sodass die ER bei den in Tabelle 2 aufgeführten Kriterien als ausreichend angesehen wird (5). Eine Erweiterung dieser Kriterien sollte nur im Rahmen von Studien zum Einsatz kommen. Ab dem Stadium des Submukosakarzinoms (T1b) muss eine chirurgische Resektion mit systematischer Lymphadenektomie erfolgen, da in bis zu 20% bereits Lymphknotenmetastasen vorliegen. Patienten mit T1a-Karzinomen, die mit ER behandelt wurden, sollten engmaschig d. h. alle 3 Monate im ersten Jahr, danach alle 6 Monate im zweiten Jahr und dann jährlich endoskopisch überwacht werden (1). Lokalrezidive nach ER eines Magenfrühkarzinoms können ggfs. erneut endoskopisch behandelt werden, wenn ein mukosaler Befall (rT1aN0M0) vorliegt. Alternativ ist ein chirurgisches Vorgehen zu prüfen. 25 Qualitativ gute Chirurgie Die chirurgische Resektion stellt die einzige Möglichkeit zur kurativen Behandlung und damit die Standardtherapie für alle potenziell resektablen Magenkarzinome dar (1). Um tumorfreie Resektionsränder (R0) zu erzielen, ist ein proximaler Sicherheitsabstand am Magen von 5 cm (intestinaler Typ nach Laurén) bzw. 8 cm (diffuser Typ nach Laurén) in situ einzuhalten (6). Es gibt keinen allgemein anerkannten Standard zur Rekonstruktion nach Gastrektomie oder subtotal distaler Magenresektion. Weltweit am häufigsten kommt die Wiederherstellung der Kontinuität nach Gastrektomie durch eine ausgeschaltete Jejunumschlinge nach Roux-Y zur Anwendung. Für Karzinome im oberen Drittel des Magens und des ösophagogastralen Überganges (Typ AEG II und III) ist das Resektionsausmaß eine erweiterte Gastrektomie mit distaler Ösophagusresektion (1). Die Entfernung der regionären Lymphknoten von Kompartiment I und II (D2-Lymphadenektomie, i. d. R. mehr als 25 Lymphknoten) stellt den Standard für die operative Behandlung in kurativer Intention dar. Für die Klassifikation von pN0 ist die Entfernung und histologische Untersuchung von mindestens 16 regionären Lymphknoten erforderlich. Nach R1Resektion und inkompletter Resektion (lokale R2-Resektion) ohne Nachweis von Fernmetastasen ist zunächst die Möglichkeit einer kurativen Nachresektion zu prüfen (1). Falls dies nicht möglich ist, kann eine postoperative Radiochemotherapie nach Konsens in der interdisziplinären Tumorkonferenz durchgeführt werden. Beim (isolierten) Lokalrezidiv kann ggfs. erneut eine Operation durchgeführt werden (1). Perioperative Therapie – der neue Standard Die perioperative Therapie ist der neu etablierte Standard (1, 7, 9). Ab größeren Tumoren und Lymphknotenbefall besteht ein hohes Rezidiv- oder Metastasierungsrisiko. Bei lokalisierten Tumoren des Magens oder des ösophagogastralen Übergangs mit Kategorie uT2 kann, bei uT3- und resektablen uT4a-Tumoren sollte/soll eine präoperative Chemotherapie durchgeführt und postoperativ fortgesetzt werden (1). Eine neoadjuvante Radiochemotherapie ist eine Alternative bei Karzinomen des distalen Ösophagus und des ösophagogastralen Übergangs, jedoch nicht beim Magenkarzinom (8). Grundlage der perioperativen Therapie ist das sogenannte ECFRegime (Epirubicin, Cisplatin, 5-FU) der MAGIC-Studie (9). Der Austausch von 5-FU durch das orale Fluoropyrimidin Capecitabin in der neoadjuvanten Chemotherapie erscheint vertretbar (z. B. Cisplatin/Capecitabin [XP-Regime] oder Epirubicin, 26 Cisplatin, Capecitabin [ECX-Regime]). Bei Kontraindikationen bzw. Unverträglichkeiten (Niereninsuffizienz) von Cisplatin ist der Ersatz durch Oxaliplatin mit vergleichbarer Wirksamkeit möglich. Die Datenlage für Patienten über 70 Jahre ist sehr dünn, wobei die Subgruppe der > 70-jährigen Patienten den gleichen Nutzen zu haben scheint. Die Chemotherapie während der kombinierten neoadjuvanten Radiochemotherapie ist Cisplatin-basiert. Kombinationspartner sind 5-FU, Taxane oder Topoisomeraseinhibitoren. Bei der Bestrahlungsplanung ist besonderen Wert auf geringe Lungenbelastung zu legen, weil dadurch wahrscheinlich das postoperative Risiko reduziert werden kann (1). Eine alleinige adjuvante postoperative Chemotherapie sollte primär nicht angestrebt werden, da die perioperative Therapie offensichtlich mit kombinierter neoadjuvanter und adjuvanter Therapie in Kombination von größerem Überlebensvorteil ist (10). Sie kann jedoch bei initialem reinen uT2-Tumor mit intra- und/oder postoperativ nachgewiesenen positiven Lymphknoten erwogen werden (1). Definitive Radiochemotherapie – Option bei funktioneller Inoperabilität Bei funktioneller Inoperabilität eines Patienten oder Irresektabilität eines lokal begrenzten Adenokarzinoms des Magens oder des ösophagogastralen Übergangs kann eine definitive Radiochemotherapie in potenziell kurativer Absicht durchgeführt werden (1). Die Chemotherapie parallel zur Bestrahlung ist platinbasiert, i. d. R. in Kombination mit 5-FU. Die Strahlentherapie soll beim Magen bis zu einer Dosis von 55–59 Gy, bei AEG-I–II-Tumoren bis 64 Gy unter Berücksichtigung der Grenzdosen für die Risikoorgane, durchgeführt werden (1). Palliative Therapie: verbessert durch neue Substanzen und Trastuzumab Bei Patienten in gutem Allgemeinzustand ist eine systemische Chemotherapie indiziert. Im Vergleich zu „best supportive care“ (BSC) führt die systemische Chemotherapie zu einer signifikanten Verbesserung der Überlebenszeit, einem längeren Erhalt der Lebensqualität, einer besseren Symptomkontrolle und Verbesserung des Allgemeinzustands. Allerdings wurden in diese Studien nur Patienten mit Allgemeinzustand ECOG 0–2 eingeschlossen. Bei deutlich reduziertem Allgemeinzustand (ECOG 3) ist der Nutzen einer Chemotherapie nicht belegt (1). Ein erhöhtes Alter stellt keine Kontraindikation dar. Über die Dauer der palliativen medikamentösen Tumortherapie sollte in Abhängigkeit vom Tumoransprechen, der therapieassoziierten Toxizität und der Patientenvorstellungen entschieden werden. 27 Grundsätzlich sind Kombinationstherapien der Monotherapie mit 5-FU bzw. oralen Fluoropyrimidinen in Bezug auf die Überlebenszeit signifikant überlegen (11). In der Erstlinientherapie wird meist eine Platin/Fluoropyrimidin-haltige Kombinationstherapie eingesetzt (12), wobei bei der Indikationsstellung mögliche Kontraindikationen zu berücksichtigen sind. Capecitabin zeigt eine dem 5-FU vergleichbare Wirksamkeit und kann Patienten mit ausreichender Nierenfunktion und guter Compliance anstatt der intravenösen 5-FU-Dauerinfusion angeboten werden (1). Oxaliplatin hat eine dem Cisplatin vergleichbare Wirksamkeit, die Toxizitätsprofile sind jedoch unterschiedlich, was bei den jeweiligen Begleiterkrankungen zu berücksichtigen ist (1). Im Rahmen von 5-FU-basierten Kombinationstherapien zeigt auch Irinotecan eine dem Cisplatin vergleichbare Wirksamkeit. (1). Der gegenüber der bestehenden Evidenz abgeschwächte Empfehlungsgrad ergibt sich daraus, dass Irinotecan in der Indikation in Deutschland nicht zugelassen ist (1). Eine Dreifachkombination mit Cisplatin/5-FU und Docetaxel führt bei einer jüngeren Patientenpopulation (Median 55 Jahre) im Vergleich zu einer Zweifachtherapie zu einem statistisch signifikanten Überlebensvorteil, ist jedoch mit einer höheren Rate an Toxizitäten verbunden. Patienten in gutem Allgemeinzustand sollte eine ZweitChemotherapie angeboten werden. Das zu wählende Behandlungsschema sollte sich nach der jeweiligen Vortherapie richten (1). Vor dem Einsatz einer palliativen medikamentösen Tumortherapie sollte der HER-2Status als positiver prädiktiver Faktor für eine Therapie mit Trastuzumab bestimmt werden. Die histopathologische Bestimmung am Tumorgewebe soll qualitätsgesichert durchgeführt werden (1). Der Anteil HER2-positiver Karzinome liegt bei ca. 20%. Die Ergebnisse der sogenannten ToGA-Studie, einer randomisierten Phase-IIIStudie, zeigten, dass die Addition des HER-2-Antikörpers Trastuzumab zur Chemotherapie bei Patienten mit positivem HER-2-Status eine signifikante und klinisch relevante Verbesserung der Überlebenszeit bewirkt (13). Weitere biologische Substanzen werden derzeit in Phase-III-Studien getestet (14). Lokale Therapien bei Metastasen und Peritonealkarzinose Gegenwärtig liegt für die Effektivität einer lokalablativen oder operativen Therapie von synchronen oder metachronen Metastasen in Bezug auf das Überleben keine ausreichende Evidenz vor (1). Die Peritonektomie bei Peritonealmetastasen kann außerhalb klinischer Studien nicht empfohlen werden. Die Standardtherapie des symptomatischen, Chemotherapie-refraktären malignen Aszites ist die Parazentese 28 (1). Bei Chemotherapie-refraktärem malignem Aszites kann zur Verlängerung des punktionsfreien Intervalls die Anwendung des intraperitoneal applizierbaren Antikörpers Catumaxomab erwogen werden (15). Zusammenfassung Abgesehen von kleinen resektablen Tumoren mit kurativer Therapieintention ist bei fortgeschrittenen Stadien mit lymphogener oder hämatogener Metastasierung ein multimodaler Therapieansatz der derzeitige neue Standard. Durch die verbesserte Kooperation aller Fachrichtungen in Tumorkonferenzen und die Etablierung von multimodalen Therapiekonzepten, wie sie in der neuen S3-Leitlinie publiziert wurden (1), wird eine Prognoseverbesserung und wahrscheinlich Heilung zusätzlicher Patienten erreicht. Tabelle 1: Indexsymptome zur weiterführenden Diagnostik o Dysphagie o Rezidivierendes Erbrechen o Inappetenz o Gewichtsverlust o Gastrointestinale Blutung Tabelle 2: Kriterien für eine endoskopische Resektion - Läsionen von < 2 cm Größe in erhabenen Typen - Läsionen von < 1 cm Größe in flachen Typen - Histologischer Differenzierungsgrad: gut oder mässig (low-grade bzw. G1/G2) - Keine makroskopische Ulzeration - Invasion begrenzt auf die Mukosa - Keine restliche invasive Erkrankung nach ER Tabelle 3: Aktualisierte TNM-Klassifikation des Magenkarzinoms der UICC (7. Auflage). Unterschiede zu TNM in der 6. Auflage in Klammern. T1 Lamina propria, submucosa T1a Lamina propria T1b Submucosa T2 Muscularis propria T3 Subserosa (war T2b) T4a Perforiert Serosa (war T3) 29 T4b Infiltrierrt benachb barte Strukkturen N1 1 bis 2 Knoten N2 war N1) 3 bis 6 Knoten (w N3a 7–15 Knoten K (war N2) N3b 16 oder mehr (wa ar N3) M1 etastasen Fernme dung 1: Therapieal T lgorithmuss für das Karzinom m des Maagens od der des Abbild agogastrale en Übergangs ösopha 30 Literatur: 1. Moehler M, Al-Batran SE, Andus T, et al. S3-Leitlinie „Magenkarzinom“ – Diagnostik und Therapie der Adenokarzinome des Magens und ösophagogastralen Übergangs (AWMF-Regist.-Nr. 032-009-OL). Z Gastroenterol. 2011;49:461–531. 2. Puli S, Batapati Krishna Reddy J, Bechtold M, Antillon M, Ibdah J. How good is endoscopic ultrasound for TNM staging of gastric cancers? A meta-analysis and systematic review. World J Gastroenterol. 2008;14:4011–4019. 3. Kwee R, Kwee T. Imaging in local staging of gastric cancer: A systematic review. 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Hartel Chirurgische Klinik, Klinikum Dortmund Die beiden häufigsten histologischen Typen des Ösophaguskarzinoms sind das Plattenepithel- und das Adenokarzinom. Zahlenmäßig überwiegt mittlerweile das Adenokarzinom. Eine leitliniengerechte Behandlung beinhaltet bei beiden Typen ein exaktes präoperatives Staging mit endoskopischer Biopsie, CT, Endosonografie und ggf. mit endoskopischer Laparoskopie. Anschließend fällt bei einem Lymphknotenpositiven- oder T3-N0-Tumorstadium die Entscheidung zur neoadjuvanten Radiochemotherapie. Ein gutes Operationsergebnis mit niedriger Morbidität und Mortalität wird entscheidend durch die präoperative Patientenselektion mitbestimmt. Das Resektionsverfahren richtet sich nach Tumorsitz, Tumorstadium und Risikofaktoren. Bei dem häufigsten Tumorsitz im distalen Drittel des Ösophagus ist die subtotale abdomino-rechts-thorakale Ösophagusresektion mit intrathorakaler Anastomose und radikaler Lymphadenektomie ausreichend. Bei höher liegenden Tumoren ist die komplette abdomino-thorakale Ösohagusresektion mit zervikaler Anastomose indiziert. Tumoren des ösophagogastralen Übergangs (AEG II nach Siewert) profitieren von einer Laparotomie mit Gastrektomie und transhiataler Ösophagusresektion, da Morbidität und Mortalität niedriger sind. Dabei sind R0Resektion, distaler Resektionsrand am Magen von 4 cm, proximaler Resektionsrand von 5 cm und mindestens 15 resezierte Lymphknoten für eine onkologisch radikale Resektion notwendig. Die Ösophagusresektion kann minimalinvasiv und offen (abdomino-rechts-thorakal) durchgeführt werden. Verschiedene retrospektive und prospektive Studien haben beim Vergleich der beiden Operationstechniken bis heute folgende Ergebnisse erbracht: Die totale minimalinvasive Ösophagusresektion kann ebenso sicher wie die offene Resektion durchgeführt werden. Eine Reduktion der Mortalität und Gesamtmorbidität konnte bisher für die minimalinvasive Technik nicht nachgewiesen werden. Da es für die Gleichwertigkeit des onkologischen Ergebnisses beim Vergleich beider 33 Techniken noch keine ausreichende Studienlage gibt, ist die minimalinvasive Ösophagusresektion noch nicht die Standardtechnik. Neue Studien zur Beurteilung der Vergleichbarkeit von Langzeit-Komplikationen und onkologischen Ergebnissen beider Techniken stehen aus. Die thorakoskopische Mobilisation des Ösophagus mit Lymphadenektomie in Kombination mit einer offenen Laparotomie stellt zurzeit die am häufigsten eingesetzte minimalinvasive Operationstechnik dar. Relative Kontraindikationen für die Thorakoskopie sind schlechte Lungenfunktion, starke Pleuraadhäsionen, Zustand nach Lungenresektionen und sehr große Tumoren mit Infiltration von Nachbarorganen. Das Ausmaß einer Lymphadenektomie bei Ösophagusresektion eines Karzinoms ist noch nicht abschließend geklärt. Viele High-volume-Zentren führen routinemäßig eine Zweifelder-Lymphadenektomie (Mediastinum und Oberbauch) durch. Die ausgedehnte Dreifelder-Lymphadenektomie (zusätzlich zervikal), wie sie vor allem im asiatischen Raum praktiziert wird, hat zumindest in den westlichen Industrieländern noch nicht zu einer nachgewiesenen Verbesserung des Überlebens oder der lokalen Tumorkontrolle geführt. Genetische Unterschiede zwischen der Bevölkerung Asiens und der westlicher Industrieländer, mit Einfluss auf die Tumorbiologie des Ösophaguskarzinoms sind möglich. Die Studienlage zur Frage der Sicherheit von zervikalen Anastomosen im Vergleich zur intrathorakalen Anastomose zwischen Magenschlauch und Restösophagus zeigt, dass die zervikale Anastomose häufiger Anastomoseninsuffizienzen und Verletzungen des N. recurrens aufweist. Dabei ist allerdings die Morbidität bzw. Mortalität der zervikalen Insuffizienz aufgrund der Lage günstiger einzuschätzen. Insgesamt führt die zervikale Anastomose nicht zu einer höheren Rate an pulmonalen Komplikationen, Mortalität, oder zu häufigeren Anastomosenstrikturen im Vergleich zur intrathorakalen Anastomose. Der Therapieerfolg beim Ösophaguskarzinom wird entscheidend davon beeinflusst, ob der Patient interdisziplinäres in einem High-volume-Zentrum Tumorzentrum behandelt wird. unter So Einbindung können in ein Prognose, Komplikationsmanagement und Integration der Chirurgie in ein multimodales Therapiekonzept am Besten umgesetzt werden. 34 Anschriften der Referenten und Vorsitzenden Prof. Dr. Anton-J. Kroesen Allgemein- und Viszeralchirurgie Krankenhaus Porz am Rhein Urbacher Weg 19 51149 Köln Prof. Dr. Peter R. Galle I. Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Langenbeckstr. 1 55131 Mainz PD Dr. Mark Hartel Chirurgische Klinik Klinikum Dortmund gGmbH Beurhausstr. 40 44137 Dortmund Prof. Dr. Michael Heike Medizinische Klinik Klinikum Dortmund gGmbH Beurhausstr. 40 44137 Dortmund Prof. Dr. Klaus Herrlinger Innere Medizin Asklepios Klinik Nord-Heidberg Tangstedter Landstr. 400 22417 Hamburg Prof. Dr. Thomas Höhler Medizinische Klinik I Prosper-Hospital Mühlenstr. 27 45659 Recklinghausen Prof. Dr. Peter Kienle Chirurgie UMM Universitätsmedizin Mannheim Universitätsklinikum Mannheim Theodor-Kutzer-Ufer 1–3 68167 Mannheim Prof. Dr. Markus Möhler I. Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Langenbeckstr. 1 55131 Mainz PD Dr. Jonas Mudter Medizinische Klinik 1 Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg Ulmenweg 18 91054 Erlangen Prof. Dr. Gerd Otto Transplantationschirurgie, Chirurgie von Leber, Pankreas und Gallenwegen Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Langenbeckstr. 1 55131 Mainz Prof. Dr. Anke Reinacher-Schick Abteilung für Hämatologie und Onkologie Katholisches Klinikum Bochum St. Josef-Hospital Ruhr-Universität Bochum Gudrunstrasse 56 44791 Bochum Prof. Dr. Wolfgang E. Schmidt Innere Medizin I St. Josef-Hospital Ruhr-Universität Bochum Gudrunstr. 56 44791 Bochum Prof. Dr. Josef Stern Chirurgische Klinik St. Josefs-Hospital Wilhelm-Schmidt-Str. 4 44263 Dortmund 35 Prof. Dr. Andrea Tannapfel Institut für Pathologie Ruhr-Universität Bochum Bürkle-de-la-Camp-Platz 1 44789 Bochum Prof. Dr. Jürgen Weitz Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie Universitätsklinikum C. Gustav Carus der TU Dresden Fetscherstr. 74 01307 Dresden Dr. med. Elmar Zehnter Gastroenterologische Fachpraxis Am Oelpfad 12 44263 Dortmund 36