Badische Zeitung, 20. Dezember 2010 "All the Best" fürs Geburtstagskind Zum Abschluss des Jubiläums der Rickenbacher waren auf der Bühne der Willaringer Halle erstmals 450 Jahre Blasmusik versammelt. Neben den jubilierenden Gastgebern vom Musikverein Rickenbach (Foto links) konzertierte auch die Stadtmusik Wehr. Foto: Michael Gottstein Foto: Michael Gottstein RICKENBACH. "450 Jahre Blasmusik, das gab’s hier noch nie", meinte Joachim Pfläging, der Dirigent der Stadtmusik Wehr und des gastgebenden Jubiläumsvereins aus Rickenbach. Zusammen mit dem Blasorchester Albbruck erreichen die Kapellen ein ähnlich ehrwürdiges Alter wie die Staatskapelle Dresden. Zum Abschluss der 150-Jahr-Feier machte der Musikverein Rickenbach den Besuchern am Samstag in der Halle Willaringen ein Geschenk in Form eines vierstündigen Konzerts – und sich selbst mit einer Uraufführung. "All the Best" heißt die Komposition des 1967 geborenen, erfolgreichen und in vielen Musikgenres bewanderten österreichischen Komponisten Otto M. Schwarz. Die Partitur trägt die Inschrift "gewidmet dem Musikverein 1860 Rickenbach" und wird so den Namen der Gemeinde in die Musikwelt hinaus tragen. Mit den Adjektiven "jung, dynamisch, ein bisschen verrückt" beschrieb Pfläging das Werk, dessen gut 100 Takte einzeln zum Erwerb angeboten worden waren, auf dass sich die Rickenbacher in ein Volk von "T-Aktionären" verwandeln mögen. Nachdem die Musiker mit Schwung und Temperament einen brillanten Orchesterklang entfesselt hatten, legte sich Harald Vesenmeier – er ist auch der Vorsitzende der Stadtmusik Wehr – mit Elan und so viel Gefühl in sein Saxofonsolo, dass er Zwischenapplaus bekam. Dass sich der Verein in 150 Jahren zu einem gut eingespielten Ensemble entwickelt hatte, das über Musikalität und so viel technisches Können verfügt, dass es auch schwierige Werke unfallfrei über die Bühne bringt, bewies er in der brillanten "Jubel-Ouvertüre" von Philipp Sparke und dem Bert-Kaempfert-Potpourri. Auch die eingängigen Melodien aus dem "Phantom der Oper" gelangen ihm ebenso überzeugend wie die Zugaben. Die Zuhörer mussten sich indes in Geduld üben, bis sie die Uraufführung erleben durften, denn den Auftakt machte das ebenfalls jubiläumserfahrene Blasorchester Albbruck unter Leitung von Ekkehard Heinrich. Zu den Höhepunkten zählte eine Komposition von Bert Appermont, die in einprägsamen und aussagekräftigen musikalischen Bildern die Arche Noah darstellte. Sie beeindruckte durch die Vielfalt der auf die charakteristischen Instrumentalfarben abgestimmten Themen – von pathetisch über burlesk bis lyrisch – die souveräne Orchestrierung und die verschiedenen Tempi und Lautstärken. Auch die "Air Dublinesque" von Billy Joel mit den von keltischer Folklore inspirierten Themen und den charmanten Dialogen zwischen den Registern wusste zu gefallen, ebenso wie Henry Mancinis "Thorn Birds" und Fritz Neuböcks "Ein Tag der Hoffnung". Mit Otto Schwarz’ "Funky Winds" gelang den Albbruckern ein mitreißender Abschluss. Die Wehrer Stadtmusik hatte sich mit "Festival Spirit" einen wirkungsvollen Auftakt ausgesucht. Anschließend zeigte Daniel Buchholz, dass man einem voluminösen Instrument wie der Tuba leise Töne und Leichtigkeit abgewinnen kann. Julius Fuciks Marsch "Die Regimentskinder" war eine Verbeugung vor dem traditionellen Blasmusikrepertoire, und mit einem sehr einfühlsam gespielten Glenn-Miller-Potpourri rundeten die Wehrer ihr Geburtstagsgeschenk ab. Vorsitzender Christian Kaeser ließ das Jahr Revue passieren und dankte den zahllosen Helfern. Von Vize Roland Vogt bekam er einen Gutschein für ein Wellness-Wochenende. Nach dem anstrengenden Jubiläumsjahr sicher sinnvoll. http://www.badische-zeitung.de/rickenbach/all-the-best-fuers-geburtstagskind