Cannabis vom populären Medikament zur illegalen Droge Opium (aus Mohn) und Haschisch (aus Hanf) sind in Europa noch zu Beginn des 20.Jh. oft verschriebene, auch in der ArbeiterInnenschaft weit verbreitete Medikamente. Opium gewonnen aus dem Saft des Schlafmohns enthält Morphin eine synthetisierte Form des Morphins ist Heroin Cannabis gewonnen aus der Hanfpflanze (Cannabis) enthält THC Verwendet werden Blüten und Blätter (Marihuana, Weed, …), Harz (Haschisch, Shit, Dope, Piece, …) bzw. Harzöl. Hanf wird als günstiger Tabakersatz (= „Knaster“) und um 1800 als eigene CannabisTabakmischung (= „Starker Tobak“) verwendet. Cannabis als bürgerlicher Scherzartikel: die „Joint Attrappe Tüte Flower Power“ um 3,95 € Illegalisierung aus Wirtschaftsinteressen Obwohl Cannabis in Europa nicht mehr negative Auswirkungen als andere legale Drogen hat, wird es auf Drängen des Orientzigarettenherstellers Ägypten bei der internationalen „Opiumkonferenz“ 1925 zur illegalen Droge erklärt. In den USA wird Hanf 1937 unter Betonung dessen Rauschwirkung verboten. Dahinter stecken Eigeninteressen von US-Wirtschaftsverbänden (Baumwoll- und Tabakfarmer, Medienmogul W.R. Hearst und Nylon-Erzeuger DuPont), die Einbussen durch billige Hanfprodukte fürchten. In späteren Kurzfilmen der US-Regierung wird Marihuana bereits als Droge für Perverse, geistlose „Neger“ und mexikanische ImmigrantInnen beschrieben. So kommt es zur Vertreibung der Nutzpflanze Hanf aus den westlichen Kulturen, während einheimische Alltagsdrogen wie Alkohol und Tabak erlaubt bleiben. Club der Haschischraucher Im 19. Jh. nutzt die künstlerische und literarische Avantgarde (z.B. De Quincey, Poe, Twain) den Opium- und Haschisch-Rausch als Unterstützung ihrer Kunstproduktion. Die Künstler des 1840 gegründeten Pariser „Club des Hachischins“ sehen sich als antibürgerliche Bohème. Ihr radikaler Gegenentwurf zur kritisierten bürgerlichen Welt ist die Idealisierung des Orients bzw. der damit assoziierten Rauschmittel. Für Baudelaire („Die künstlichen Paradiese. Opium und Haschisch“) ist der alkoholische Rausch eine kontrollierbare, rationale (= bürgerliche) Sache, während er den Haschisch-Rausch als asozial und destruktiv definiert. Erst derartige berauschte Berichte von Reisetrips in Traumwelten machen für die BürgerInnen aus dem Medikament ein angstbesetztes Rauschgift, das ihre Gesellschaft und Werte bedroht. Mitglieder im Pariser Haschisch-Club: Baudelaire, Flaubert, Gautier und Balzac Traumwelt Jamaika Die Jugendkultur der 1960er Jahre möchte das Bewusstsein verändern - auch durch Drogenkonsum. Der Joint wird zum Symbol einer Hippie-Jugendbewegung, die sich so von ihren Eltern abhebt. Deren Zigarettenrauchen und Alkoholtrinken steht für ein industrialisiertes Leistungsprinzip und Autorität – illegales Haschisch und Marihuana als die Befreiung davon. I smoke two joints in the morning I smoke two joints at night, I smoke two joints in the afternoon and it makes me feel alright smoke two joints in time of peace into the time of war smoke two joints before i smoke two joints and then i smoke some more yeah thats what i do, hey (Chris Kay and Michael Kay: “Smoke Two Joints”, (1983, auch gesungen von Bob Marley“) Bob Marley raucht Marihuana nicht nur, er wird zur Popikone des Joints, mit dem er abgebildet wird, über den er singt und Interviews gibt. 1981 wird sein Sarg mit einem Marihuanazweig geschmückt und selbst die Büste in seinem Mausoleum braucht nicht auf angezündete Joints zu verzichten. Bis heute werden unzählige RaucherInnen-Accessoires mit dem Abbild des Rastafari-Weltbotschafters verziert. Damit verlagert sich neben der Orientzigaretten- auch die Cannabis-Traumwelt vom Orient - dessen Image von Relaxtheit und Langsamkeit durch das Rauchen der Wasserpfeife (Shisha) wieder voll im Trend liegt - nach Jamaika. Neben Bob Marley und dem Hanfblatt werden Jamaika und seine Landesfarben zum Inbegriff paradiesischer Zustände: „Hi Leute, also ich war diese Jahr in Jamaica. … […] Wo wir auch hingehen, auf einem Fussballplatz großem Festival roch es nach Gras, ja kaum zu fassen, Weed überall Weedgeruch!!! Man da waren richtig viele Rastas die richtig geil zum Reggae getanzt haben!!!! […] Ich hab mir übrigens ein Jamaica-Samen mit nach Hause genommen, will jetzt auch versuchen ihn growen zu lassen!!!!“ (Internet-Reisebericht)